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Wandernde - AT Verlag

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Verschiedene Ruderalkräuter auf brachliegendem Acker, darunter Stechapfel, Strandkamille und Färberwau. Wo findet man die meisten Neophyten in Europaund warum?Die meisten neuen, landesfremden Kräuter, Sträucher und Bäume sind in England zufinden, gefolgt von Belgien, dem Ruhrgebiet und anderen hoch industrialisierten RegionenNordwesteuropas.Viele dieser Arten beschränken sich auf begrenzte Regionen, wo sie überlebenkönnen, da sie dort die geeigneten ökologischen Bedingungen vorfinden, die ihr Gedeihenund ihre Fortpflanzung ermöglichen. Die meisten dieser Acker- und Stadtunkräuterwachsen auf vielfach gestörten, von Maschinen geschundenen, oft verfestigten,verölten oder verseuchten Böden.64,1 Prozent wachsen in Industrielandschaften, an Stadträndern, an Bahngleisen,auf Bauland, im aufgelassenen Tagebau und in Steinbrüchen, aber auch in Forsten,Parks und Gärten, wo massive Erdbewegungen stattgefunden haben und die Umweltstark belastet ist. Unter großen Brücken etwa, wo so gut wie kein Regen fällt, könnenkeine unserer einheimischen Pflanzen bestehen; solche aus den ariden mittelasiatischenHalbwüsten finden hier jedoch eine Nische. »Große Bahnhöfe, Flugplätze,Häfen und alle Hauptverkehrsadern sind nicht nur Einfallstore für fremde Menschen,sondern ebenso für fremde Pflanzen- und Tierarten. Ein großes Bahnhofs-, aber auchein Industriegelände bietet extreme Lebensräume, wie sie für das jeweilige Land inder Regel völlig untypisch sind. Karge, trockene Böden, oft versalzt und verölt undSchotterflächen, das sind die Lebensbedingungen wie in den Halbwüsten Mittelasiens.Dem entsprechen die Pflanzen, die in immer neuen Wellen hereinrollen.« (Gauger2009: 8)An den Autobahnen, wo starke Temperaturschwankungen, Schadstoffbelastungund wegen des Winterstreudienstes eine besonders hohe Salzkonzentration herrscht,finden viele Neophyten, wie das südafrikanische Greiskraut, Gänsefußgewächse ausden Salzsteppen Zentralasiens oder der robuste Götterbaum, eine Nische. Diese Verkehrs-und Industrielandschaften sind in der Regel nachts auch hell beleuchtet, sodassdie zur Bestäubung vieler einheimischer Pflanzen notwendigen Insekten dezimiertwerden. In anderen Worten, es ist nicht unbedingt nur wegen ihrer überbordendenVitalität und Aggressivität, dass Neophyten die empfindlicheren einheimischen Pflanzendrangsalieren. Sie sind keine brutalen Schlägertypen, die ihre Nachbarn schikanieren,sondern einfach Pflanzen, die dort eine Nische finden, wo das Lebensnetz dereinheimischen Pflanzen durch menschliche Aktivität gestört wurde. Sie fassen dortFuß, wo sie die für sie richtigen Lebensbedingungen vorfinden. Oft sind sie Lückenbüßer,die dort wachsen, wo es für unsere endemische Vegetation – eigentlich die 36

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