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Wandernde - AT Verlag

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einen botanischen Garten. Er benannte die Bougainvillea, deutsch Drillingsblume,nach dem Kapitän. Die Drillingsblume, ein Wunderblumengewächs (Nyctaginacea),hat inzwischen die tropische und subtropische Welt als »gutmütiger« Neophyt erobert.Für den sonnenhungrigen Mitteleuropäer signalisiert inzwischen seine farbenfrohePracht den lang ersehnten Urlaub.Auch Alexander von Humboldt tat sich als Forscher hervor. Auf seiner langenabenteuerlichen Reise nach Nord- und Südamerika (1799 bis 1804) zusammen mitdem französischen Botaniker Aimé Bonpland sammelte er 60 000 Pflanzen, von denen6300 bisher unbekannt waren. Die bekannte Forschungsreise des Charles Darwin aufdem Schiff »Beagle« (1831 bis 1836) fällt ebenfalls in diese Zeit.Diese historische Phase ist auch das Zeitalter des Kolonialismus und des Imperialismus,in der die europäischen Großmächte die Welt eroberten, ausbeuteten undalles, was sie an Exotischem zu bieten hatte, neugierig aufsaugten. Es herrschte eineregelrechte Sammelwut. Kein Schiff verließ die britischen oder holländischen Häfen,ohne dass dessen Kapitän verpflichtet worden wäre, Samen, Wurzeln, Knollen undwenn möglich lebende Pflanzen aus den Kolonien zurückzubringen (Tergit 1963: 90).Die Royal Gardens in Kew wurden auch angelegt, um den botanischen Reichtum desweltumspannenden Imperiums, »in dem die Sonne nie untergeht«, zu dokumentieren.Pflanzenraritäten waren nicht nur interessante wissenschaftliche Objekte, sondernauch so etwas wie Trophäen, ähnlich den Tiger- oder Löwenfellen, die als Läufer vordem Kamin lagen, oder den taxidermisch präparierten Tierköpfen an den Wändender Villen der Großwildjäger. Dabei gab es immer wieder Flüchtlinge und Ausbrecherunter den Pflanzen, die sich nicht mit einem kleinen Beet im botanischen Garten begnügenwollten. Die berühmten Kew Gardens, in denen Joseph Banks lange tätig war,waren Ausgangspunkt für viele Neophyten, welche die britischen Inseln und späterandere europäische Länder besiedelten. Aus Kew stammen das Franzosenkraut, dasim 18. Jahrhundert sein Beet verließ, das Drüsige Springkraut, das 1839 dort entwich,und die verwilderte Pontische Alpenrose (Rhododendron ponticum).Die besagte Epoche war auch das Zeitalter der Parks und der bukolischenenglischen Gärten, in denen man gerne exotische Bäume anpflanzte, wie die nordamerikanischenRoteichen (Quercus rubra), Douglasien (Pseudotsuga menziesii), Sitka -fichten (Picea sitchensis), Weymouth-Kiefern (Pinus strobus) und die japanische Lärche(Larix kaempferi), alles prächtige Bäume, die auch gutes Holz liefern, aber immermehr in Ungnade fallen, da sie »nicht hierher gehören«, wie mir ein lokaler Förstererklärte. Auch der Pontische Rhododendron aus den kaukasischen Bergen, seit 1763in England, war wegen seiner Blütenpracht ein beliebtes Ziergehölz. Bald entpupptesich die pontische Schönheit aber als flächendeckender »aggressiver Neophyt«, der inzwischenin Großbritannien hoch oben auf der schwarzen Liste steht und mit allerHärte bekämpft wird. Diese kaukasische Alpenrose ist nur mäßig winterhart; sie gedeihtdaher gut im feucht-milden atlantischen Klima der Britischen Inseln, stellt aberim kälteren Mitteleuropa keine Verbreitungsgefahr dar. 41

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