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Wandernde - AT Verlag

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Dach-Trespe (Bromus tectorum; englisch cheatgrass, »Betrüger-Gras«), die als »Teufelsart«(devil species) die Steppen des amerikanischen Westens erobert hat (Pellant1996). Im Englischen bezeichnet man Neophyten oft als pests, ein Wort, das tatsächlichauf die Pest, auf die tödlichen Seuchenzüge zurückgeht. Das Nachrichtenmagazin»Der Spiegel« nannte sie »Gruselgewächse«. Im Englischen spricht man meistens vonihnen als aggressive aliens. Als aliens bezeichnet man das vollkommen Fremdartige,etwa außerirdische Monster und andere feindlich gesinnte Fremdwesen vom Marsoder aus den infernalischen Tiefen des Alls. Solche Bezeichnungen sind natürlichSprachmagie. Dadurch nimmt man ihnen den Status als Mitgeschöpfe. Als »Aliens«haben sie keinen Wert an sich und können dann freigegeben werden für Abwehr- undAusrottungsmaßnahmen. So konnte denn auch jüngst ein Professor für Ökologie ineinem Buch zu dem Thema schreiben: »Wichtig ist daher festzuhalten, dass es prinzipiellmöglich ist, jede invasive Art gezielt auszurotten, sofern nur der politische Willeund die benötigten Mittel vorhanden sind. Eine Reihe von Beispielen hat belegt, dassAusrottungsaktionen auch von schwierigen Arten erfolgreich durchgeführt werdenkönnen. Es gelang ja sogar, das Pockenvirus weltweit auszurotten.« (Nentwig 2010:99) Wirklich? Wenn das so wäre, warum haben dann die Regierungen in Europa währenddes Zweiten Irakkriegs massenweise teuren Pockenimpfstoff gekauft, im Glauben,dass der böse Saddam Pockenkeime in geheimen Labors züchten ließ?Die schizophrene SchöpfungBei den meisten traditionellen Völkern, den Indianern, auch den Hindus hat jedesWesen seine eigene Wertigkeit, Kraft und Fähigkeit. Diese ist weder gut noch böse ansich. Das gilt auch für Pflanzen. Eine Giftpflanze, wie der Eisenhut, der Schierling oderdie Zaunrübe, kann zum Töten verwendet werden oder zum Heilen. Das griechischepharmakon bedeutet sowohl Gift wie Heilmittel wie auch Zaubermittel; es kommt daraufan, wie man ihm begegnet oder wie man es verwendet, ob es gut oder böse oderkeines von beiden ist.Vor rund dreitausend Jahren fing ein neuer Gedanke Feuer im Denken der Menschen.Zarathustra, ein persischer Prophet, hatte, während er seine Kamele hütete,eine überwältigende Vision, eine Vision, die die Welt bis heute nicht zur Ruhe hatkommen lassen. Anstelle des endlosen Durcheinanders von Kräften und Wesen, desGewirrs und Gewusels unendlich vieler Götter und Gottheiten, sah er die Schöpfungsäuberlich in zwei polare Gegensätze geteilt: auf der einen Seite der gute SchöpfergottAhura Mazda, auf der anderen der böse Zerstörer Angra Mainyu (Ahriman). Ein einfaches,klares Weltbild! Eine klare Trennung zwischen Gut und Böse, zwischen Reinund Unrein, Licht und Finsternis, Gläubigen und Ungläubigen. Und der Mensch, dersich in der Mitte befindet, muss sich entscheiden, zu welcher Seite er gehört. Die beidengegensätzlichen Prinzipien ringen auf der Bühne dieser Erde auf Leben und Tod 58

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