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Wandernde - AT Verlag

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Oben links: Die Kulturpflanze Hanf vor der Blüte. Oben rechts: Klatschmohn, eine hübsche Pionierpflanze.Unten: Die trockenen Fruchtkapseln des Schlafmohns im Herbst.von dem wild wachsenden Hanf, schreckte Bürger und Behörden auf. Dreißig QuadratkilometerFläche waren von der bösen Pflanze verseucht. Man rückte mit ganzenTrupps an, um die Pflanzen auszureißen, und mit Flugzeugen, die starke Herbizide,wie 2,4-D, Amirol und Bromacil, versprühten und verstäubten. 1972 konnte der Siegerklärt werden. Der pflanzliche Eindringling war aus Hunter Valley vertrieben worden– und die Gammler nebenbei auch.Schlafmohn oder Magsamen (Papaver somniferum)Ähnlich wie der Hanf ist auch der Schlafmohn in vielen Ländern verboten. Die Assoziationverbindet ihn mit Schlaf und Tod, mit Fixern in Bahnhoftoiletten und Terroristenin Afghanistan. Das schmerzstillende Alkaloid Morphium, das im Labor ausdem Milchsaft des Mohns gewonnen werden kann, wird auch von den Ärzten selbstfür Krebskranke im Endstadium nur sehr zurückhaltend verschrieben, so groß ist dieAngst, dass es den Patienten süchtig machen könnte. Vor nicht allzu langer Zeit wurdein der Zeitung von einem Polizeieinsatz in Bayern berichtet, bei dem die Beamtenüber den Blumengarten einer alten Frau herfielen und ihr sämtliche blühende Mohnpflanzenausrissen. Die alte Dame war ganz erschrocken, sie hatte keine Ahnung, wasfür ein gefährliches Gewächs diese schöne weiß und lila blühende Blume war. Undvor ungefähr zehn Jahren wurden zwei Österreicher wegen Besitzes von Rauschgift inLibyen verhaftet. Sie hatten einige Mohnsemmeln mit im Gepäck. Im August 2003entschied das Oberlandesgericht Karlsruhe, dass Strafgefangene keine Mohnbrötchenessen dürfen. Der Grund: Es könne sein, dass die Mohnsamen Spuren der Alkaloideim Mikrogrammbereich (1µg = ein millionenstel Gramm) enthalten, wodurch derDrogentest bei den Knastbrüdern verfälscht werden könnte. In Deutschland ist derAnbau völlig verboten, in Österreich dagegen ist er erlaubt. In der Schweiz ist der privateAnbau ebenfalls verboten, obwohl man die Pflanze häufig in Blumengärten sieht.Man fürchtet den Gartenmohn wie der Teufel das Weihwasser. Dabei ist er nichtnur eine uralte Kulturpflanze, die einst den höchsten Göttern, der Kornmutter Demeter,Hera, Kybele und Aphrodite geweiht war, sondern auch ein eingebürgerter Neo -phyt. Der Kulturflüchtling wächst überall in Mitteleuropa als Pionierpflanze. Oftfindet man ihn neben seinem Vetter, dem Klatschmohn, auf Krautfluren, an Wegsäumen,Böschungen und anderen unbebauten sonnigen Stellen. Seit der Jungsteinzeitwird er ausgesät; er wird in Keilschriften erwähnt, die um 4000 v. u. Z. datieren. AlsArchäophyt kam er mit den Bandkeramikern vor 6000 Jahren aus Kleinasien nachMitteleuropa. Reichlich Mohnsamen und -kapseln wurden auch in den Seeufersiedlungender Pfahlbauern (ca. 3000–2000 v. u. Z.) gefunden. Die bläulich grauen Mohnsamenwaren damals schon ein wichtiges Nahrungsmittel. Möglicherweise ist der 78

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