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Wandernde - AT Verlag

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Hanfpflanze (Cannabis sativa, C. indica)Hanf, ursprünglich im Altaigebirge in Zentralasien zuhause, ist eine der ältesten Kulturpflanzender Menschheit. In China baute man sie seit neolithischen Zeiten als Faserpflanzean. Schnüre, Netze und Kleidung wurden daraus hergestellt. Die Fasernsind lang, nassfest und viermal so stark wie etwa die der Baumwolle. Die Segel undTaue der Schiffe, die die Welt erschlossen, Zeltplanen und die blauen Arbeitshosen,die Levi’s oder Blue Jeans, die der Händler Levi-Strauß für die Goldsucher in Kaliforniennähen ließ, waren aus Hanf. Die Hanfsamen mit ihrem beträchtlichen Gehalt anungesättigten hochwertigen Ölen waren als Nahrungsmittel bei den alten Völkern,von den Chinesen im Osten bis zu den Germanen im Westen begehrt. Für mancheVölker, wie die Slawen, war die Saat auch Opferspeise für die Ahnen. Sehr alt scheintdie religiös-schamanische Verwendung des Hanfharzes zu sein. Nach Aussage desamerikanischen Anthropologen Weston La Barre wurde im südlichen Sibirien und inden asiatischen Steppen schon seit dem Mesolithikum (Mittlere Steinzeit) mit denharzreichen weiblichen Blüten der Hanfpflanze (C. indica) geräuchert, um mit denGeistern zu kommunizieren (Rudgeley 1999: 77). Noch immer spielt Ganja in der indischenReligion und bei den Rastafaris in der Karibik als Tor zum Göttlichen eineRolle. Den germanischen Völkern diente der Hanf nachweislich als Faserpflanze undNahrungsmittel, geröstete Hanfkörner kamen mit in den Brei. Als Rauschpflanzekannten sie es wohl kaum, denn im kühlen, wolkenreichen Norden fehlt das notwendigeMaß an Sonne und Wärme, um in den damals verwendeten Sorten genügendgroße Mengen an psychoaktiven Wirkstoffen (Cannabinoide) hervorzubringen.Immer war die Hanfpflanze auch eine wichtige Heilpflanze. Zur Förderung derWundheilung, zur Muskelentspannung, als Schmerzmittel und bei der Geburtshilfefand sie Anwendung (Herer 1993: 117). Weitere Heilindikationen sind Asthma (siewirkt bronchienerweiternd, krampflösend), Grüner Star (sie senkt den Innendruckder Augen), Tumore (Studien am Medical College Virginia zeigten Erfolge bei der Eindämmungvieler gutartiger wie auch bösartiger Krebsgeschwüre), Brechreiz (bei Chemotherapienvon Aids- und Krebskranken), Epilepsie, Multiple Sklerose und vieleandere (Grinspoon/Bakalar 1994: 115). Frauen, wie zum Beispiel Queen Victoria vonGroßbritannien, benutzen es gerne bei Menstruationsbeschwerden. Und der alte KaiserWilhelm rauchte im holländischen Exil Hanfkraut, um sich über den Verlust vonThron und Reich hinwegzutrösten. Über Jahrhunderte hinweg zählten Hanfpräparatezu den wichtigsten Arzneimitteln.Hanf war eine respektierte Pflanze, und bis Anfang des 20. Jahrhunderts sah ihnniemand als ein Problem an. Warum ist die Pflanze jetzt verboten und geächtet?Warum gibt es Geld- und wie in einigen amerikanischen Bundesstaaten Zuchthausstrafenfür den Besitz oder Anbau des Krauts? Dass das Hanfverbot weniger aus Sorgeum das Wohl der Menschheit, sondern vielmehr aus konkurrenzwirtschaftlichen undrassistischen Gründen verhängt wurde, hat Jack Herer in seinem Werk »Die Wiederentdeckungder Nutzpflanze Hanf Cannabis Marihuana« überzeugend dargestellt 75

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