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Wandernde - AT Verlag

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denorganismen (Würmern, Kleinlebewesen) verdichteten oder von Ausschwemmungund Erosion betroffenen Böden. Die Invasion dieser Pflanzen ist ein Spiegel unsererLebensweise, der Verstädterung und der Auswirkung der um sich greifenden Globalisierung.Viele sind Starkzehrer, die gehörige Dosen Stickstoff, Phosphor und Kalivertragen, Pionierpflanzen, die unglaublich viele vitale Samen erzeugen, wie etwa dasAufrechte Traubenkraut (Ambrosia), das bis zu einer Million Samen pro Pflanze hervorbringt.Mit solchen schnell keimenden, schnell wachsenden Pflanzen bedeckt dieErde ihre Blöße und versucht den Boden zu schützen.Zeitverzögerte AnsiedlungNachdem ich erfahren hatte, dass der Japanische Staudenknöterich (Fallopia japonica)auch als Heilmittel bei Borreliose eingesetzt werden kann, holte ich mir diesen allseitsgefürchteten, »aggressiven« Neophyten in den Garten. Ich hatte mir nämlich, nachdemmich eine infizierte Zecke gebissen hatte, die lästige Spirochäteninfektion eingefangen.Das heißt, eigentlich ging es mir schon viel besser, denn durch guten Zufall oder guteInspiration war ich auf die Weberkarde (Dipsacus sativus) gestoßen. Ein Tee oder eineTinktur dieser seit dem Altertum bekannten Heilpflanze wirkt blutreinigend, ent -giftend und spirochätenwidrig. Nun wollte ich noch meine Genesung vollenden. EineKur mit einer Abkochung der harten, rötlich gelben Wurzeln des Staudenknöterichswürde dabei helfen. Das geht auf jeden Fall aus neueren amerikanischen Forschungenhervor (Buhner 2005: 104 ff.). Außerdem fand ich diesen riesigen Knöterich als Pflanzeinteressant und wollte die saftigen, säuerlichen Frühlingstriebe als Gemüse probieren.Also setzte ich mir im Herbst eine Wurzel ins Gartenbeet. Im Frühling trieb siebrav ein paar rötlich angehauchte, saftige Triebe hervor, die, als sie größer wurden,etwas an Bambus erinnerten. In den nächsten Jahren waren es einige Triebe mehr,aber die Staude verhielt sich ganz artig. Die herzförmigen Blätter waren attraktiv unddie cremefarbigen Blüten im Herbst sehr schön. Von wegen aggressiv wuchernd,dachte ich. Im fünften Jahr jedoch schossen überall in den Gemüsebeeten und unterden Büschen und Stauden in meinem Garten lauter frische Triebe empor. Die Pflanzeexplodierte förmlich in alle Richtungen. Es war, als hätte sie erst einmal vorsichtig ihreUmgebung abgetastet und geprüft, ehe sie zum Eroberungssprung ansetzte. Nun bereuteich es fast, sie so unbekümmert gepflanzt zu haben, aber mit Jäten und Sensenhabe ich sie gut im Griff.Was hier im Kleinen geschah, geschieht auch im Großen. Die exotischen Gewächse,von Pflanzenliebhabern in botanischen Gärten oder anderswo angepflanzt,verhielten sich in der ersten Zeit meistens recht ruhig, genügsam und keineswegs eroberungsgierig.Es ist, als ob sich der Pflanzengeist, also der Geist der jeweiligen Art,erst einmal vorsichtig an seine neue Umgebung herantastet, als ob er die Bodenbeschaffenheit,das Vorhandensein von Wasser und Nährstoffen, die jahreszeitlichen und 43

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