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Wandernde - AT Verlag

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heißt, verstorbene Kinder vom Himmel aus die Gänseblümchen auf die Wiesenstreuen.Obwohl eine mir bekannte Kräuterfrau noch immer behauptet, man könne mitGänseblümchen einen Schwangerschaftsabbruch herbeiführen, vorausgesetzt man isstUnmengen davon, scheint dieser Aberglaube der Vergangenheit anzugehören. DasGänseblümchen ist und bleibt eine Kinderblume. Kräuterpfarrer Künzle schreibt:»Eine Prise Maßliebchen soll man jeder Mischung für Kindertee beifügen.« Und inder Homöopathie helfen Bellis-perennis-Globuli (C30) nach Abtreibungen und Fehlgeburtund überhaupt, wenn weiche Gewebe beschädigt sind.Franzosenkraut oder Knopfkraut (Galinsoga parviflora, G. ciliata)Das Knopfkraut, ein hübscher, kleiner einjähriger Korbblütler mit gelbem Blütenkörbchen,umrandet von weißen Zungenblüten, ist eine Pionierpflanze, die auf stickstoffreichenBöden gedeiht. Das Kleinblütige Franzosenkraut (G. parviflora) kommtursprünglich aus Peru, das Behaarte Franzosenkraut (G. ciliata) ist in Süd- und Mittelamerikazuhause, wo es als Begleitkraut in Maisfeldern wächst. Als dieses unscheinbareKräutlein Anfang des 19. Jahrhunderts zum Eroberungszug ansetzte, versetzte esBauern und Gärtner in Schrecken. Es verbreitete sich in Mitteleuropa explosionsartig,genau zu der Zeit, als die Armeen Napoleons, Zerstörung und Chaos bringend, überEuropa hinwegfegten. Man nahm allgemein an, dass die Unkrautplage, die sich aufden Äckern verbreitete, mit dem Getreide in den Pferdefuttersäcken der französischenKavallerie eingeschleppt worden war – daher der Name »Franzosenkraut«. Gartenpest,Teufelskraut, Zigeunerkraut oder sogar Scheißkraut sind weitere Namen, die das Landvolkder fremden Pflanze gab.Es waren jedoch nicht zwingend die Heere der Grande Nation, die den Neophytenverbreiteten. In England wurde das Kleinblütige Knopfkraut aus Peru erstmals1796 in den berühmten Kew Gardens ins Beet ausgesät, von wo es dann bald »überden Zaun sprang«. Die Engländer nannten das Kraut deswegen auch Kew-weed, oderJoey-Hooker-weed, nach dem damaligen Direktor des Königlichen Botanischen Gartens.In Deutschland verbreitete es sich vom botanischen Garten in Berlin aus, undzwar gerade zur Zeit der Napoleonischen Kriege. Zwei Pfarrherren aus Pommern undBremen hätten sich den Samen im botanischen Garten von Berlin geholt. Das »deutscheUnkraut« erschien dann um 1830 in Polen und wanderte kurz darauf als »polnischesUnkraut« (Polska xopta) weiter nach Russland.Welchen Schrecken das Unkraut den Gärtnern einjagte, konnte ich noch in den1970er Jahren in unserem biodynamischen Gemüsegarten in Genf erleben. Mehrmalshörte man vom Gärtnermeister einen gellenden Schrei über die zwei Hektar großeAnbaufläche ertönen: »Ein Franzosenkraut!« Da gab es kein Pardon! Alle biodynamischeLiebe zu den Mitgeschöpfen war plötzlich vergessen. Selbst mit der Hacke jätenwäre zu gefährlich, denn jedes Franzosenkraut kann bis zu 100 000 Samen pro Pflanzehervorbringen, und schon nach sechs Wochen liefert die nächste Generation erneut 67

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