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Wandernde - AT Verlag

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noch nicht erkannter Neophyt? Oder nur ein vorübergehender Gast? Und wie gelangteer überhaupt auf die Insel? Ob sich eine solche Adventivpflanze (lateinisch advenire,»hinzukommen«) nur vorübergehend etabliert oder ob sie sich großflächig auszubreitenvermag, lässt sich nie genau vorhersagen.Eine befreundete Botanikerin aus Österreich, die auch etwas von einer Kräuterhexean sich hat, zeigte mir ihre Sammlung nordamerikanischer Pflanzen. Viele meineralten botanischen Gefährten aus Ohio fand ich da in ihrem Garten. Auch der Giftsumach(Rhus toxidendron), der berüchtigte Poison Ivy, war dabei. Ich mochte ihn, nichtnur weil er mir nie etwas angetan hatte, sondern auch weil er damals viele lästige Menschenaus meinem grünen Reich ferngehalten hatte. Jeder Amerikaner kennt undfürchtet Poison Ivy; fast jeder kennt den warnenden Spruch: »Shiny leaves three. Letthem be!« (»Der glänzenden Blätter drei, lass sie in Ruhe!«). Schon eine kurze Berührungkann bei Menschen mit empfindlicher Haut stark juckende, wässrige Ausschlägehervorrufen. Gerade deswegen hat die Botanikerin den Giftsumach in die Hecke gesetzt,die ihren Garten von dem Dorfkirchplatz trennt. Sie erzählte, dass jeden Sonntagmorgen,wenn die Dorffrauen in der Kirche waren, die Männer in der Dorfkneipewarteten und einige Maß Bier tranken. Wenn der Blasendruck zu groß wurde, entleertensie diese gerne gegen ihre Hecke. Deshalb habe sie den rankenden Giftsumachin die Hecke gesetzt.»Wenn sie ihren Pimperl in die Hecke hängen, könnte das dramatische Folgenhaben!« grinste sie schadenfroh.»Ja, und wenn sich nun dieses Gewächs verbreitet, also wenn es zu einem Neo -phyten wird?« fragte ich. »Das wäre doch denkbar.«Sie schüttelte den Kopf. Das glaube sie nicht. Die Pflanze sei schon mehrere Jahreda und habe keine Anstalten gemacht, sich weiter zu verbreiten.Schön wäre es. Aber wer weiß, vielleicht lauert der Giftsumach nur. Vielleichtprüft er nur die Situation. In Bayern, in Dachau, hatte man 2009 das gefürchtete Sumachgewächstatsächlich wild wachsend gefunden und – selbstverständlich – gleichausgerottet.2. Etablierung und AnpassungZögernd tasten sich die Pflanzen an den neuen Lebensraum heran, machen Bekanntschaftmit den klimatischen Verhältnissen, mit Jahresdurchschnittstemperaturen, mitdem Bodenleben. Manche schaffen mit ihren Wurzelausscheidungen einen Boden,der ihnen behagt. Oder sie vertreiben mit ihren Ausdünstungen oder Wurzelsekretenandere Pflanzen – ein Vorgang, den die Biologen Allelopathie nennen. Man vermutet,dass das bei der Spätblühenden Traubenkirsche der Fall sein könnte. Auch bei derRosskastanie, dem Götterbaum, der Schwarzen Walnuss und beim Zackenschötchen(Bunias orientalis) scheint das zuzutreffen (Kowarik 2003: 284). Mit Hilfe von Knöllchenbakterien(Rhizobien), die ihre Wurzeln besiedeln, reichert die Robinie den Bodenmit Stickstoff an, was für Kräuter, die magere Böden bevorzugen, unangenehm wird. 46

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