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Wandernde - AT Verlag

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edrohliche Eindringlinge. Vielleicht würden andere Bilder und Erklärungsmodelleuns besser dienen.Die Mythen und Bilder, die eine Kultur tragen und die Grundlage des Handelnsund Denkens bilden, sind den meisten Menschen nicht bewusst. Sie gelangen in derfrühkindlichen Erziehung, durch das Vorbild der Älteren und auch durch die Geschichten,die erzählt werden, in unsere Seelen. In diesen Geschichten schwingt dasganze morphogenetische Feld der Gesellschaft und Kultur mit.Auch wenn uns die Grundannahmen, die uns tragen, meistens unbewusst sind,haben sie dennoch eine Wirkung darauf, wie man die Welt erlebt, wie man in ihr handeltund mit ihr umgeht. Sie beeinflussen damit auch, was wir über zugewandertePflanzen denken und wie wir mit ihnen umgehen. Potenziell könnte man die sogenanntenNeophyten etwa sehen als:Kinder der Mutter Erde, wie auch wir es sind, als unsere Verwandten also,· neue Freunde, mit Nektar und Pollen als Geschenk für die Insekten, Futter undSamen für Vögel und andere Tiere und als Vermittler von Heilkräften für unsMenschen,· Boten des Wandels, die uns aus der Starre erlösen und uns lehren, dass alles imFluss ist,der Naturgöttin oder Mutter Erde neues Kleid,· invasive »Aliens«, die uns und die Umwelt bedrohen und finanzielle Unkostenverursachen.Es scheint, dass sich die zuletzt erwähnte Möglichkeit in den Köpfen der meisten Biologenund »Naturschützer« festgesetzt hat und dass demzufolge ein Kampf gegen diesefremden Eindringlinge entbrannt ist, der mit scharfen Waffen geführt wird. In denLabors werden immer neue Generationen von chemischen Unkrautvernichtern entwickelt,denn, wie es sich herausstellt, sind diese Pflanzen – oft sind es Pionierpflanzen– äußerst vital und anpassungsfähig. Sie werden schnell resistent gegenüber unserenHerbiziden. Jede Waffe kommt gelegen. Man rückt mit eingeführten Fressfeinden, Parasiten,Mehltau und Krankheiten gegen sie vor – wobei man meistens nicht weiß,was für weitere Auswirkungen diese wiederum auf die Umwelt haben. Wenn das nichtshilft, geht man mit brachialer Gewalt, mit Flammenwerfern, Bulldozern, Hacken, Macheten,heißen Dämpfen, Mikrowellenbestrahlung und kontrollierten Flächenbrändengegen die »heimlichen Eroberer« vor. Man träumt von gentechnologischen Mitteln,um sie eines Tages unter Kontrolle zu bringen. An synergistische Nebeneffekte wirddabei selten gedacht.Auch das scharfe Vokabular des Krieges und der Kriegspropaganda wird auf dieSchadpflanzen angewendet. Sie werden als fremd, aggressiv, feindlich, als fremdartigeSchädlinge gebrandmarkt. Sie werden praktisch kriminalisiert, Gesetze werden gegensie erlassen. Oder sie werden verteufelt, wie die aus dem Mittelmeerraum stammende 57

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