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Jahre Alemannia Aachen - Senio Magazin

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Der Bunker am LousbergWas läuft hier schief? Bürger, Historikerund Denkmalschützer empfindenden geplanten Abriss des Bunkersan Rütscher- und Försterstraße alsSkandal. Sie vertreten die Meinung,dass mit diesem Bunker, der 1941errichtet wurde, „ein Stück Weltgeschichte“erhalten bleiben sollte.Zwei an dem Beton-Koloss angebrachteGedenktafeln zeugen von der immensenhistorischen Bedeutung. Der interessierteBürger oder Tourist kann u.a. nachlesen:„Als das Ende des Krieges schonabzusehen war, harrte in diesem Bunkerder letzte Kampfkommandant derWehrmacht in <strong>Aachen</strong>, Oberst Wilck, gemäßden nationalsozialistischen Befehlenaus ...“ Am 21. Oktober 1944 kapitulierteder Stadtkommandant gegen denBefehl Hitlers. Dieser Vorgang leitete dasEnde des 2. Weltkrieges ein und fand inder Weltpresse große Aufmerksamkeit.Im Oktober 2014 jährt sich das Datum derÜbergabe der Stadt <strong>Aachen</strong> zum siebzigstenMale.Das Rheinische Amt für Denkmalschutzin Köln befand im Jahr 2005 dieses wichtigeKriegsrelikt nicht für schützenswert.Dagegen protestieren - nicht nur - dieAnwohner des Bunkerviertels am Lousberghang,die den Abriss des 26.000 Kubikmeterumfassenden Stahlbetonbausnicht erleben möchten. Für sie gehört derBunker als historisches Denkmal zu ihremWohnumfeld. Sie haben auch Angst umihre teils denkmalgeschützten Häuserund sähen sich mit monatelangen Abrissarbeitenund mehrere <strong>Jahre</strong> dauerndemNeubauaufwand konfrontiert. Schwere Erderschütterungen,Lärm, Dreck, Gefahren,Verkehrs- und Parkprobleme und darausresultierende Gesundheitsbeeinträchtigungen,eine stark verminderte Lebensqualitätmüssten sie in Kauf nehmen.Dem <strong>Aachen</strong>er Groß-Investor NorbertHermanns, der den Bunker mit Geländevom Bund ohne Denkmalschutzauflagenfür mehrere Millionen Euro erworben hat,kann man nicht verdenken, dass er großePläne hat. Vier Mehrfamilienhäuser, sechsStadthäuser und zwei Tiefgaragen will ererrichten lassen. Die Abrissgenehmigungfür den Bunker wurde vom Planungsausschussder Stadt <strong>Aachen</strong> in nicht öffentlicherSitzung durchgewinkt. Gegen dieseGenehmigung wurde nun Widersprucheingelegt.Um den Widerstand gegen das geplanteVorhaben zu brechen, lud HermannsEnde September zu einer Infoveranstaltungein. Architekten, Ingenieure, Statiker,Geotechniker, Sachverständige undAbrissunternehmer referierten. Die zahlreicherschienenen Abrissgegner wurdenvon den Bürgerinitiativlern ChristophSchulten, Architekturprofessor, und HermannTücks, Ingenieur, sowie Juristen,Denkmalschützern und Historikern vertreten.Sie alle sind sich einig, dass mandie Vergangenheit nicht abreißen sollteund fragen, welche Macht dahintersteckt, dass der Bunker mit seinem hohensymbolischen Wert nicht unter Denkmalschutzgestellt wurde.Stadtgespräch 18Bis 2005 befand sich die RWTH mit ihremKunststoffinstitut in dem Gemäuer,in dem bauliche Veränderungen vorgenommenwurden. Dies soll der Grund fürdie Nichtaufnahme in die Denkmallistesein. Da lediglich leichte Zwischenwändeeingesetzt worden waren, wurde dieBetonsubstanz jedoch nicht zerstört. Als2005 die Bundesimmobilien-Agentur bekanntgab,dass für den Koloss keine Verkaufsabsichtenbestünden, veranstaltetedie RWTH einen Wettbewerb für Architektur-Studenten,die interessante Vorschlägemachten und Modelle erstellten, wie dasBauwerk umgestaltet werden könnte: z.B.in Studentenwohnungen, die in <strong>Aachen</strong>nach wie vor rar sind. Die Bürgerinitiativewill weiter kämpfen mit Unterschriftenaktionen,Petitionen, Einsprüchen. DieEintragungen im Internet zeugen vomweltweiten Interesse und über 1.000 Unterschriftenwurden bei der Internet-Petitionauf www.change.org/de bereitsgeleistet. Die Medien, auch das Lokal-Fernsehen, nahmen sich des Themas an.Die Fernsehcrew traf sich an Ort und Stellemit Vertretern der Bürgerinitiative undmit Zeitzeuge Hein Kluck, der den Bunkerals „Lebensretter“ und „Schutzengel“ tituliert,hat er doch mit seiner Familie denBunker oft genug aufsuchen müssen, alsdie amerikanischen Thunderbolts vomTyp P-47 die Stadt bombardierten. Der76-Jährige appelliert an die Stadt, dieseeinmalige Gedenkstätte zu erhaltenals Mahnmal für kommende Generationen.Investor Hermanns ist sich eigentlichauch bewusst, dass man mit Geschichtegut umgehen muss. Aber Bunkerumbautenwürden sich für ihn nicht rechnen.Indes denkt er an ein Mahnmal imPark an der Rütscher Straße, vielleicht einStück Bunkermauer mit den daran befestigtenTafeln. Auch könnte ein Historikerein Schriftwerk über das Kriegsrelikt erstellen,so sein Kompromissvorschlag.Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen.Es wurde ein Bürgerantrag gestellt,den Bunker doch noch unter Denkmalschutzzu stellen. Dafür ist nun die Stadt<strong>Aachen</strong> als untere Denkmalbehördezuständig.Christine KluckFotos: Heinrich Kluck

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