Profil f r PDF - KSPG AG
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Seite 20 Die Reportage/Aus den Unternehmensbereichen<br />
Das <strong>Profil</strong> 5/2000<br />
„Certified Machine Operator“ Bonnie Dobbin, seit 1986 bei der Karl Schmidt Unisia<br />
Inc. (KUS) in Marinette beschäftigt, in der automatischen Kolben-Endkontrolle<br />
für das General-Motors-Modell „Saturn“. Dobbins Ehegatte Kevin arbeitet übrigens<br />
ebenfalls bei KUS.<br />
Kolbenschmidt-Pierburg in den USA<br />
Mit viel Umsicht in . . .<br />
(Fortsetzung von Seite 19)<br />
keiner der dort Beschäftigten seinen<br />
Job verliert. Auf die Dauer ein unhaltbarer<br />
Zustand, weil nur Spezialunternehmen<br />
wie Kolbenschmidt-Pierburg<br />
in der Lage sind, die notwendige Vorausentwicklung<br />
zu betreiben. Das ist<br />
ja der Grund, warum die deutschen<br />
Automobilhersteller seit etwa 25 Jahren<br />
einen immer größeren Teil ihrer<br />
Fertigung und Entwicklung auf die Zulieferer<br />
übertrugen, die längst auch eigene<br />
Forschung betreiben.<br />
Marinette empfing uns mit kühlem<br />
Wetter und herbstlich bunt gefärbten<br />
Blättern an den Bäumen, obwohl der<br />
„Indian Summer“ erst etwa 14 Tage<br />
später erwartet wurde – und dem einzigen<br />
Hotel am Platz. Umso eindrucksvoller<br />
war das, was Frank Pohlmann<br />
und sein Stellvertreter Richard Dishaw<br />
– zugleich Leiter der Entwicklung der<br />
KUS – zu bieten hatten. So ist auch bei<br />
den Kolben der Trend fort von den<br />
Bauteil- zur Modullieferung nicht aufzuhalten.<br />
Zwar wird noch ein Teil der<br />
Kolben ohne Ringe an die Kunden geliefert,<br />
doch fordern GM und Ford bereits<br />
Module, die den Kolben mit Ringen,<br />
Bolzen und dem Pleuel umfassen.<br />
Da Kolbenschmidt in Neckarsulm<br />
auch Motorblöcke gießt, ist der Weg<br />
zum Rumpfmotor nicht mehr weit, zu<br />
dem Pierburg zahlreiche andere Komponenten<br />
bis hin zu Saugrohrmodulen<br />
beisteuern kann. Aus dem Rumpfmotor<br />
kann dann sehr schnell der komplette,<br />
einbaufertig montierte Vollmotor<br />
werden, der heute noch von den<br />
Automobilherstellern<br />
gefertigt<br />
und zusammengebaut<br />
wird.<br />
Da wird auf Kolbenschmidt-Pierburg<br />
in den nächsten<br />
Jahren noch<br />
einiges zukommen<br />
– an Arbeit<br />
gibt es jedenfalls<br />
keinen Mangel.<br />
Dr. Dieter Seipler,<br />
Vorsitzender des<br />
Vorstandes der<br />
Kolbenschmidt<br />
Pierburg <strong>AG</strong>, berichtete<br />
in Marinette<br />
über weitereZukunftsprojekte,<br />
die bis zu<br />
Hochdruckpumpen<br />
für die Einspritzungreichen.<br />
Er betonte,<br />
daß die Entwicklung<br />
neuer Werk-<br />
Informationen aus erster Hand: Vorstandschef<br />
Dr. Dieter Seipler erläuterte<br />
der 15köpfigen Journalistengruppe<br />
auch die für die Zukunft abgesteckten<br />
Ziele der Kolbenschmidt-Pierburg-<br />
Gruppe in den USA. Seine Botschaft:<br />
Weiteres Wachstum ist angesagt.<br />
stoffe das wichtigste Forschungsprojekt<br />
wäre, denn der Trend zu höheren<br />
Motorleistungen bei sinkendem Hubraum<br />
(„downsizing“) würde sich künftig<br />
beschleunigen. Da für die nächsten<br />
Abgasgrenzwerte die Schadstoffemissionen<br />
um weitere 50 Prozent reduziert<br />
und der Kraftstoffverbrauch um<br />
rund 20 Prozent gesenkt werden müssen,<br />
die Automobilhersteller allen<br />
Fortschritt jedoch mit sinkenden Preisen<br />
„honorierten“, werden die Zeiten<br />
für die Zulieferer nicht einfacher. Alle<br />
Anforderungen unter einen Hut zu bekommen,<br />
sei nur möglich, wenn das<br />
Unternehmen weiter wächst.<br />
Was gibt es bei den Kolben an Neuigkeiten?<br />
Der Dieselkolben von Kolbenschmidt<br />
mit eingegossenem Kühlkanal<br />
wird nun erstmals beim VW TDI<br />
mit 110 kW/150 PS aus 1,9 Liter Hubraum<br />
eingebaut. Relativ neu sind in<br />
Marinette Pendelschaftkolben für<br />
Nutzfahrzeugdiesel, aus denen sich<br />
der reine Stahlkolben entwickelt, mit<br />
dessen erster Serienfertigung in sieben<br />
bis zehn Jahren zu rechnen ist.<br />
Für VW entwickelte das Unternehmen<br />
aber auch den stark profilierten<br />
Kolben für die direkte Benzineinspritzung<br />
(FSI). Mit diesem System<br />
sollen Verbrauchseinsparungen bis 15<br />
Prozent möglich sein. Auf dem Programm<br />
stehen jedoch auch hochwarmfeste<br />
Aluminiumlegierungen,<br />
Beschichtungen und der Verbund mit<br />
anderen Werkstoffen. Wenige Worte<br />
beschreiben ein riesiges Aufgabengebiet,<br />
das über mehr als zehn Jahre in<br />
die Zukunft greift.<br />
Schon vorher werden<br />
Otto- und Dieselmotor<br />
mit homogener<br />
Verbrennung<br />
arbeiten und nahezu<br />
keine Schadstoffe<br />
mehr emittieren.<br />
Für Kolbenschmidt-<br />
Pierburg war das Engagement<br />
in den USA<br />
ein überaus wichtiger<br />
Schritt. Er wurde<br />
mit in Deutschland<br />
entwickelter Technik<br />
erst möglich. Auch<br />
künftig werden sich<br />
die Betriebe in den<br />
USA nur dann überdurchschnittlichentwickeln<br />
können,<br />
wenn die Mutter in<br />
Deutschland für Innovationen<br />
sorgt.<br />
Doch darum ist uns<br />
nicht bange.<br />
Christian Bartsch<br />
Erfolgreiche Zertifizierung des „SAP Customer Competence Centers“<br />
Know-how-Bündelung senkt Kosten<br />
Hamburg/Neuss. Schon früh wurde<br />
in der Rheinmetall Informationssysteme<br />
GmbH (RIS/Neuss) erkannt: Um<br />
Synergien für den Rheinmetall-Konzern<br />
zu schaffen, muß die RIS ihr<br />
Know-how bündeln. Folgerichtig wurden<br />
Anfang 1999 für die wichtigen Anwendungssysteme<br />
und Technologien<br />
„Competence Center“ eingerichtet. Als<br />
Beispiele seien hier SAP, CAD-CATIA<br />
(in der computergestützten Konstruktion/Entwicklung<br />
eingesetzte IBM-<br />
Software), Unternehmenskommunikation,<br />
PC-Service, Netzwerke (LAN/„Local<br />
Area Network“ + WAN/„Wide Area<br />
Network“) sowie TK-Anlagen (TK: Telekommunikation)<br />
genannt. Mit diesen<br />
„Competence Centern“ hat die RIS die<br />
virtuelle Organisationsform gefunden,<br />
um das Know-how anerkannter Experten<br />
der jeweiligen Gebiete konzernweit<br />
zur Verfügung zu stellen. Die<br />
Hauptaufgaben dieser „Center“ liegen<br />
in der Marktbeobachtung bzw. der Information<br />
über Weiterentwicklungen,<br />
der Technologie-Beratung, der Mitwirkung<br />
in Pilotprojekten sowie der Schulung<br />
und Information der anderen Mitarbeiter<br />
des jeweiligen Fachgebietes.<br />
Eine besondere Rolle innerhalb der<br />
RIS-„Competence Center“ nimmt das<br />
„SAP Customer Competence Center“<br />
(SAP-CCC) ein. Hier kommt hinzu, daß<br />
der Walldorfer Softwarehersteller seine<br />
Großkunden – z.B. Rheinmetall,<br />
das derzeit insgesamt 30 unterschiedliche<br />
SAP-Systeme einsetzt – dazu<br />
auffordert, ein derartiges „Customer<br />
Competence Center“ zu<br />
etablieren, um damit u.a. einen<br />
zentralen Ansprechund<br />
Vertragspartner im<br />
jeweiligen Konzern zu<br />
erhalten. Aufgaben<br />
wie Bereitstellung<br />
von SAP-<br />
Informationsmaterial,Organisa-<br />
tion und Durchführung von Informationsveranstaltungen<br />
zu SAP-Produkten<br />
und -Strategien, Lizenzverwaltung und<br />
Verwaltung der Kundendaten werden<br />
in enger Zusammenarbeit zwischen<br />
SAP und SAP-CCC in der RIS durchgeführt.<br />
Das überwiegend in Hamburg<br />
angesiedelte SAP-CCC umfaßt ein<br />
Kernteam von acht Mitarbeitern sowie<br />
weiteren zehn RIS-Experten in den<br />
SAP-Basisgruppen an den drei Hauptstandorten<br />
Bremen, Neckarsulm und<br />
Neuss.<br />
Für das „Customer Competence Center“<br />
besteht die Möglichkeit, sich<br />
durch SAP zertifizieren<br />
zu lassen. Zertifizierung<br />
bedeutet<br />
in diesem Fall, daß<br />
die von SAP vorgegebenenFunktionen<br />
(z.B. Vertrags-<br />
abwicklung,internes Marketing, Koordination<br />
der Entwicklungsanforderungen<br />
und vor allem<br />
der „Support<br />
Desk“ für SAP-Anwender)<br />
vom SAP-<br />
CCC der RIS übernommen<br />
und in einer<br />
– vom WalldorferSoftware-Spezialisten<br />
– jährlich<br />
überprüften Qualität<br />
durchgeführt<br />
werden müssen. Im<br />
Gegenzug gewährt<br />
SAP einem Kunden<br />
mit zertifiziertem<br />
SAP-CCC einen signifikanten<br />
Rabatt<br />
auf die jährliche<br />
Software-Pflegegebühr.<br />
Es versteht sich von selbst, daß auch<br />
das „SAP Customer Competence Center“<br />
der Rheinmetall Informationssysteme<br />
GmbH diese Zertifizierung angestrebt<br />
– und zwischenzeitlich erreicht<br />
– hat, um dem Düsseldorfer<br />
Konzern den hier jährlich auflaufenden,wirtschaftlichen<br />
Vorteil in Millionenhöhedauerhaft<br />
zu sichern.<br />
Know-how-Bündelung<br />
als Instrument<br />
nachhaltiger<br />
Kostenreduzierung.<br />
Zum Ablauf der<br />
Ulf Scherenberg<br />
Zertifizierung: Erste<br />
Gespräche mit<br />
SAP führte man im Sommer 1999. Dabei<br />
wurde schnell klar, daß im Rheinmetall-Konzern<br />
der Erfolg im Funktionsbereich<br />
„Support Desk“ über die<br />
Zertifizierung entscheiden würde. Die<br />
Aufgabe des „Support Desks“ besteht<br />
darin, für alle SAP-Systeme des Konzerns<br />
die Anfragen zu Problemen, Fehlern<br />
oder Ausgestaltungsmöglichkeiten<br />
der SAP-Software innerhalb des<br />
SAP-CCC zu beantworten.<br />
Dabei gilt es, möglichst<br />
wenig Anfragen an SAP<br />
weiterzugeben.<br />
Denn alle an<br />
SAP weitergeleitetenPro-<br />
Die Felder der intensiven Zusammenarbeit: Das „Customer Competence Center“ der Rheinmetall Informationssysteme<br />
GmbH ist die Kommunikations-Schnittstelle zwischen der Rheinmetall <strong>AG</strong> und der SAP <strong>AG</strong>.<br />
blem- bzw. Fragestellungen werden in<br />
der sogenannten Quote festgehalten.<br />
Für diese „Quote“ ist entscheidend,<br />
wieviele der bei SAP eingegangenen<br />
Meldungen innerhalb deren dreistufiger<br />
Support-Organisation („Local Support“,<br />
„Regional Support“, „Development<br />
Support“) erst in der Entwicklung<br />
(„Development Support“) gelöst<br />
werden können. Anders gesagt: Das<br />
SAP-CCC von Rheinmetall hat sich das<br />
Ziel gesetzt, möglichst viele der Problemstellungen<br />
in eigener Regie zu<br />
bewältigen. Annähernd 80 Prozent<br />
der monatlich etwa 125 Anfragen wer-<br />
den denn auch von den Teammitgliedern<br />
selbst beantwortet; die restlichen<br />
Anfragen gehen an SAP, wobei<br />
es sich dabei dann um hochkomplexe<br />
Probleme handelt, die in der Regel<br />
nur die Software-Entwicklungsexperten<br />
von SAP („Developement<br />
Support“) lösen bzw. beseitigen können.<br />
Vor dem Hintergrund einer möglichst<br />
hohen „Quote“ hat die RIS mithin<br />
dafür gesorgt, daß alle Anfragen<br />
zu Problemen, Fehlern oder Ausgestaltungsmöglichkeiten<br />
der SAP-Software<br />
im Rheinmetall-Konzern zentral<br />
beim SAP-CCC auflaufen und nur nach<br />
entsprechender Prüfung und Bearbeitung<br />
an SAP weitergegeben werden.<br />
Unterstützt werden die Mitarbeiter<br />
des „SAP Customer Competence Centers“<br />
dabei von ihren Kollegen aus<br />
den SAP-Basisgruppen, die vorwiegend<br />
technische Fragen und Probleme<br />
bearbeiten. Damit auch die Individualität<br />
der Geschäftsprozesse der<br />
einzelnen Rheinmetall-Firmen berücksichtigt<br />
werden kann, sind inzwischen<br />
auch alle SAP-Berater und -Entwickler<br />
der RIS über eine Lösungsdatenbank<br />
in diesen Klärungsprozeß integriert<br />
worden.<br />
Was die eigentliche Zertifizierung<br />
angeht, so wurde es im Januar 2000<br />
ernst. Es galt, die möglichst hohe<br />
„Quote“ mindestens sechs Monate<br />
lang zu bestätigen, um die erforderlichen<br />
Zertifizierungsunterlagen bei<br />
SAP einreichen zu können. Dank des<br />
großen Einsatzes aller Beteiligten<br />
wurden die vom Softwarelieferanten<br />
gestellten Qualitätsanforderungen<br />
erfüllt. Damit war nur noch eine<br />
Hürde zu überspringen: Das<br />
SAP-CCC der RIS mußte<br />
die bereits erwähnten<br />
Funktionen<br />
nicht allein für<br />
die bis dato<br />
von<br />
ihm<br />
betreuten<br />
27 SAP-Sy-<br />
stemeübernehmen;gegenüber SAP verantwortlich<br />
sein<br />
mußte man auch für die Installationen<br />
in der Schweiz, in Spanien und in den<br />
USA, die nicht von der RIS betreut werden.<br />
Im August und September 2000<br />
konnte auch diese Hürde genommen<br />
werden, so daß einer Zertifizierung<br />
nichts mehr im Wege stand. Seit 25.<br />
Oktober diesen Jahres ist das „SAP<br />
Customer Competence Center“ der<br />
Rheinmetall Informationssysteme<br />
GmbH weltweit die 40. zertifizierte<br />
Einrichtung ihrer Art.<br />
Ulf Scherenberg*<br />
* Ulf Scherenberg (43) ist Leiter des „SAP Customer<br />
Competence Centers“ (Zentrale: Hamburg).<br />
30 produktive SAP-Landschaften im Rheinmetall-Konzern<br />
User Help Desk<br />
SAP-Anwendungsentwicklung/-betreuung<br />
Monatlich durchschnittlich 125 Anfragen<br />
CCC<br />
Monatlich durchschnittlich 25 Meldungen<br />
Rheinmetall Informationssysteme<br />
„Support Desk“, eine zentrale Funktion des „SAP Customer Competence Centers“ und letzte<br />
Instanz, bevor ein software-spezifisches Problem den Rheinmetall-Konzern verläßt.