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Seite 21<br />

Paraglider Roland Reichardt von Hirschmann<br />

„Bisweilen muß ich unter<br />

den Wolken schweben“<br />

Roland Reichardt liebt’s schwerelos.<br />

Mit Paragliding schlägt er der<br />

Schwerkraft ein Schnippchen.<br />

am meisten: „Ein fremder Berg ist immer<br />

wieder spannend.“ Bevor er<br />

drauflosfliegt, macht sich Reichardt<br />

Angefangen hat alles 1988 mit einem bei einheimischen Gleitern sachkun-<br />

Schnupperkurs, den der Metzinger dig. Wenn Wind- und Wetterverhältnis-<br />

einfach so, aus Neugier, mitgemacht se stimmen, liegen bis zu zweieinhalb<br />

hat. Ein paar Meter in der Luft, wenige Stunden schwereloses Gleiten in einer<br />

Sekunden schweben und Roland Höhe von bis zu 3200 Metern vor<br />

Reichardt wußte: „Das ist mein Sport.“ Reichardt. „Das ist der alte Traum vom<br />

Vorbelastet war er ja schon durch sei- Fliegen“, erklärt Roland Reichardt seine<br />

Begeisterung fürs Fallschirmsprinne Liebe zu seinem Sport. Das schwegen,<br />

was ihm als Hobby aber immer relose Gleiten in der Luft gibt ein „Ge-<br />

zu kostspielig gewesen ist.<br />

fühl von Freiheit“. Als naturverbunde-<br />

Dann ging alles Schlag auf Schlag:<br />

Der Hirschmann-Techniker meldete<br />

sich bei der Ulmer Gleitschirmschule<br />

ner Mensch fasziniere ihn auch die<br />

Wahrnehmung von Farben, Pflanzen,<br />

Gerüchen.<br />

an und machte seinen „Schein“. Jetzt Ohne die Beobachtung der Natur<br />

verbindet der sportliche 50jährige ger- kommt nach Reichardts Meinung auch<br />

ne Urlaub und Hobby miteinander. kein umsichtiger Paraglider aus: Der<br />

Morgens Skifahren, mittags Paragli- Flug der Vögel, Struktur und Farbe der<br />

ding, so kann ein winterlicher Urlaubs- Wolken können einem kundigen Kopf<br />

tag bei Roland Reichardt aussehen. wichtige Informationen über die Wet-<br />

Im Sommer zieht’s ihn nach Österreich terentwicklung geben. Bei Regen bei-<br />

an den Wolfgangsee.<br />

spielsweise sinkt der Luftauftrieb und<br />

Lange Pausen zwischen den einzelnen<br />

Flügen mag er gar nicht. Nach einer<br />

Weile merkt er dann: „Jetzt brauch’<br />

ich’s wieder: Jetzt muß ich wieder<br />

schweben.“<br />

Fremde Berge zu erfliegen, das<br />

macht ihm besonders Spaß. Um jeden<br />

Berg weht ein anderer Wind, jeder Abhang<br />

erfordert ein anderes Flugverhalten.<br />

Das fasziniert Roland Reichardt<br />

macht das Fliegen unmöglich. Wolken<br />

können auch Gewitter ankündigen.<br />

Blitz und Donner sind für Paraglider lebensgefährlich.<br />

Bei Gewitter herrscht<br />

absolutes Flugverbot. Reichardt ist<br />

umsichtig: „Man muß auch mal auf einen<br />

Flug verzichten können, man muß<br />

abbrechen können, wenn die Wetterverhältnisse<br />

eben nicht optimal sind –<br />

auch dann, wenn es gerade großen<br />

Spaß macht.“<br />

Roland Reichardt würde sein<br />

Steckenpferd nicht als gefährlich einstufen:<br />

„Gleitschirmfliegen ist auch<br />

nicht gefährlicher als Fußball, solange<br />

man die Regeln einhält“, meint er.<br />

Manchmal amüsieren ihn die Vorurteile,<br />

die über seinen Sport im Umlauf<br />

sind. Zum Beispiel, daß das Hobby gesundheitlich<br />

belastend sei: Der „Aufprall“<br />

beim Landen sei keiner, betont<br />

Reichardt: „Wer es richtig gelernt hat,<br />

der kann auf den Zehenspitzen landen.“<br />

Die Belastung für die Gelenke<br />

sei der bei einem Sprung von einer<br />

Treppenstufe vergleichbar. Roland<br />

Reichardt, der eine Bandscheibenoperation<br />

hinter sich hat, nennt sich<br />

selbst das beste Beispiel. Zudem sei<br />

der Sport nicht an ein bestimmtes Alter<br />

gebunden: „Das kann man auch<br />

noch mit 60 lernen.“<br />

Was ihn stört, sind die begrenzten<br />

Möglichkeiten, hierzulande den<br />

Paraglider Roland Reichardt in seinem<br />

Hobbyelement: „Leinen ziehen“ heißt<br />

es beispielsweise bei den Vorbereitungen<br />

für den Rückwärtsstart.<br />

Schirm zu entfalten. Zuviele Verbote<br />

verleiden die Freude am Hobby, klagt<br />

der Paraglider, wie beispielsweise auf<br />

der Schwäbischen Alb, die in allernächster<br />

Nähe zu Reichardts Wohnort<br />

liegt. Barbara Scherer<br />

Angeln ist alles andere als langweilig.<br />

Es gibt nichts Schöneres,<br />

als einen dicken Fisch mit Haken<br />

und Köder auszutricksen“, so Angel-<br />

Fan Karl Caris, der als Vorarbeiter/Fertigung<br />

im Neusser Pierburg-Werk beschäftigt<br />

ist. Zusammen mit seinen<br />

beiden Arbeitskollegen Dieter Stark<br />

(Transport) und Joachim Thomas (Vorarbeiter)<br />

sowie fünf weiteren Anglern<br />

hat er vor Jahren den Stammtisch „Von<br />

der Rolle“ gegründet. Bei ihnen dreht<br />

sich alles um Angelruten, Köder und<br />

reiche Fischgründe.<br />

Die suchen die Stammtischler in<br />

ganz Europa und in Nordamerika.<br />

1985 waren sie das erste Mal gemeinsam<br />

im „Angel-Urlaub“ in Dänemark.<br />

„Um den Fischen immer ganz nah zu<br />

sein“, scherzen die drei Hobbyangler,<br />

waren sie mit einem Kajüt-Boot unterwegs.<br />

Da der Platz auf einem solchen<br />

Boot ebenso begrenzt ist wie in Blockhütten<br />

oder Kleinbussen, möchte der<br />

Stammtisch auch nicht größer werden:<br />

„Sonst müßte tatsächlich einer von<br />

uns mal zu Hause bleiben, weil kein<br />

Platz mehr vorhanden ist.“<br />

Caris hat das Angeln quasi in die<br />

Wiege gelegt bekommen. Sein Vater<br />

ist Vorsitzender des Sportangelvereins<br />

1934 Büderich, in dem er selbst seit 13<br />

Jahren Mitglied ist. Kollege Stark konn-<br />

Schnappschuß von der Angeltour im Sommer 1999 nach Hitra, einer Insel im te 1995 für den Büdericher Verein<br />

Trondheim-Fjord: Die drei Pierburg-Mitarbeiter Karl Caris (l.), Joachim Thomas gewonnen werden. Thomas reicht die<br />

(2.v.r.) und Dieter Stark (r.) sowie „Von der Rolle“-Vereinskollege Gerd Arndt mit Mitgliedschaft im Stammtisch, der<br />

einem Teil der täglichen Ausbeute; Dorsch, Lumb, Leng, Makrele und Seelachs sich einmal im Monat in einer Gast-<br />

lagen praktisch immer „frisch in der Pfanne“ und schmeckten entsprechend gut. stätte trifft. Dann werden Gelder ein-<br />

Roland Reichardt liebt’s schwerelos – doch bevor sich dieses Gefühl in luftiger Höhe einstellt, muß der 50jährige Techniker<br />

erst einmal abheben. Unser Fotograf hielt den begeisterten Paraglider während der Aufziehphase beim Vorwärtsstart fest.<br />

Rückkehr von einer ertragreichen Angeltour im Gebiet der norwegischen Insel Hitra: Der Fang wird ausgenommen, filetiert,<br />

portioniert und, abgesehen vom täglichen Bedarf, in Tüten eingefroren – als Mitbringsel für Familie oder Freunde.<br />

Drei Pierburg-Angler vom Stammtisch „Von der Rolle“<br />

„Petri Heil“ in reichen Fischgründen<br />

kassiert und vor allem die nächsten<br />

Touren besprochen.<br />

Statt an Baggerseen wie Sangsheide,<br />

Linnertsee und Dammloch – die<br />

Angelgründe des Büdericher Vereins –<br />

suchen sich die Stammtischler ihren<br />

besonderen „Kick“ in Norwegen, Finnland,<br />

Irland, Kanada oder gar Alaska.<br />

„Unsere Jahrestouren sind die absoluten<br />

Höhepunkte“, versichern die drei<br />

Pierburg-Mitarbeiter. Viel Spaß, ein<br />

Schuß Abenteuer und kiloweise frischer<br />

Fisch sind dabei immer garantiert.<br />

1998 war man in Aland in Finnland<br />

unterwegs: Mal nicht mit dem<br />

Boot, sondern per VW-Bus und Hänger.<br />

Dieter Stark war das Anglerglück<br />

besonders hold: Er holte einen 15,2 Kilo<br />

schweren und 84 Zentimeter langen<br />

Silberlachs aus dem Meer. Der<br />

40jährige fand mit diesem kapitalen<br />

Fang sogar Eingang ins Internet: Dort<br />

landete er auf einer speziellen<br />

Angler-Hitliste bundesweit auf dem<br />

sechsten Platz. Ranglisten, Waage und<br />

Zollstock gehören für den „echten“<br />

Angler einfach dazu.<br />

Der Stammtisch reist aber vor allem<br />

in den Norden Norwegens mit dem<br />

Ziel Lofot-Inseln. Dort gibt es nach<br />

Meinung von Caris immer noch die allerbesten<br />

Fischgründe: Steinbeißer,<br />

Seelachse, Dorsche und andere<br />

Fischarten tummeln sich in den kalten<br />

Fluten vor Norwegens Küste. Er aber<br />

schwärmt noch heute von seinem Königslachs,<br />

den er 1989 in Kanada gefangen<br />

hat: „Der Bursche wog ausgenommen<br />

59 Pfund und war 1,21 Meter<br />

lang!“ Jochen Thomas sieht das alles<br />

eher locker. Für ihn ist Angeln ein entspannender<br />

Ausgleich zusammen mit<br />

Freunden. Aber immerhin, ein Highlight<br />

hat auch er auf Lager: Vor der<br />

Küste von Irland hatte er vor Jahren<br />

mal einen kapitalen 2,15 Meter langen<br />

Blauhai an der Angel.<br />

„Für einen Lachs, der angebissen<br />

hat, brauchst du schon mal 35 Minuten,<br />

um ihn endlich hochzuziehen“,<br />

erklärt „Experte“ Caris die Feinheiten<br />

des Angelns. Das Problem beim Einholen<br />

sei eher die Verkrampfung als die<br />

mangelnde Muskelkraft. Langeweile<br />

beim Angeln kennen die drei nicht.<br />

„Beim Angeln muß man die Fische<br />

überlisten, wenn man etwas fangen<br />

will“, fachsimpelt Caris. Die richtige<br />

Wahl der Ruten, Blinker, Schwimmer<br />

und Köder ist eine Wissenschaft für<br />

sich und nur ein Teil der komplexen<br />

Angeltechnik.<br />

Die drei Angler belassen es aber<br />

nicht nur beim Fangen der Fische. Sie<br />

können ihnen auch kulinarische Seiten<br />

abgewinnen – ob gebraten, gekocht<br />

oder geräuchert. Stark: „Fisch,<br />

den wir in der Wildnis fangen,<br />

schmeckt unvergleichbar lecker.“ Ein<br />

Teil des Fanges wird vor Ort auf den<br />

Touren verzehrt, der Rest wird filetiert,<br />

geräuchert oder eingefroren. Damit<br />

auch zu Hause Fisch auf den Tisch<br />

kommt. Der Gedanke an eine ganz besondere<br />

Delikatesse läßt Caris das<br />

Wasser im Mund zusammenlaufen:<br />

Tartar von den Bauchlappen des Lachses.<br />

Stephan Lorenz

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