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Was sieht man vom Satelliten aus<br />
zuerst auf der Erde? Die Chinesische<br />
Mauer und die Türspalte eines Bitter<br />
SC<br />
(Beliebter Scherz unter Bitter-Restaurierern)<br />
Das ist natürlich maßlos übertrieben,<br />
aber die Verarbeitungsqualität der<br />
frühen SC lag tatsächlich weit unter<br />
dem Niveau, das die Besitzer der von<br />
Baur gefertigten CD gewohnt waren.<br />
(Dort waren die Kapazitäten mit dem<br />
Bau des BMW M1 ausgelastet.) Und<br />
bei einigen Exemplaren der ersten<br />
Serie erinnerten die Achsaufnahmen<br />
schon nach wenigen Jahren an dekonstruiertes<br />
Labskaus.<br />
Nach 79 Autos – von denen trotz aller<br />
sachlicher Kritik und mancher Schauergeschichten<br />
einige überlebt haben –<br />
wurde die Karosseriefertigung 1982<br />
zu Maggiora verlegt, ebenfalls in<br />
Turin. Die Endmontage erfolgte nun<br />
in Schwelm, 30 Mitarbeiter schafften<br />
anderthalb Autos die Woche. Das aber<br />
reichte nicht aus, um die Nachfrage zu<br />
befriedigen, und so ging Bitter weiter<br />
auf die Suche nach einem Partner, der<br />
Quantität und Qualität bewältigen<br />
konnte. Ab 1984 erfolgte die Endmontage<br />
bei Steyr-Daimler-Puch im<br />
österreichischen Graz, wo ein Kataphorese-Tauchbad<br />
zur Verfügung<br />
stand und endlich eine rundum sehr<br />
gute Qualität erzielt werden konnte.<br />
Sieht man sich an, wie viele Leute<br />
heute mit der Entwicklung von Automobilen<br />
befasst sind, mutet es schon<br />
fast unglaublich an, dass Bitter unter<br />
diesen Umständen auch noch einen<br />
Vertrieb in den USA aufzog – und<br />
eine komplette Modellfamilie!<br />
Benz bores you? Try something Bitter<br />
Mary Kunz, USA Today<br />
Bis zu 64 Händler allein in den Staaten<br />
umfasste Bitters Vertrieb zeitweilig,<br />
und der große Showroom befand<br />
sich im Wilshire Boulevard, Hollywood,<br />
California. Gerade in einem<br />
Land mit Kaufkraft und ohne geregelte<br />
Berufsausbildung sollte Bitters<br />
Kombination aus Traumwagenflair<br />
und robuster, einfach zu wartender<br />
Mechanik einschlagen, und das tat sie<br />
auch.<br />
Doch im Vordergrund stand stets die<br />
HISTORIE<br />
Evolution – aus dieser Perspektive wird die Veränderung deutlich. Vom Fließzum<br />
Stufenheck, von Schönheit zu raffiniert verpacktem Stauraum<br />
1984 kam der SC mit dem auf 3,9 Liter vergrößerten Sechszylinder aus dem<br />
Senator. Der bullige Antritt erinnerte nun wieder an den CD, manche Kunden<br />
gaben sich aber auch weiterhin mit dem gegen Minderpreis lieferbaren Dreiliter<br />
zufrieden<br />
Weiterentwicklung des SC Coupés,<br />
das mit über 400 gebauten Einheiten<br />
für die Verhältnisse eines Kleinserienherstellers<br />
schon als Volumenmodell<br />
gelten kann. „Leistung, Sicherheit,<br />
Luxus – gepaart mit Exklusivität und<br />
Alltagstauglichkeit. Das ist Autofahren<br />
mit Bitter“, dichtete die Werbung.<br />
Mit dem Fünfgang-Schaltgetriebe<br />
schaffte der SC als Dreiliter den<br />
Standardsprint in 8,6 Sekunden. Das<br />
war respektabel, wie auch die mit 215<br />
km/h angegebene Spitzengeschwindigkeit.<br />
Es war aber nicht genug, um<br />
etwa einen Porsche 928 oder Mercedes<br />
450 SLC abzuhängen, und genau<br />
das verlangten einige Kunden. Nach<br />
Testa rossa, roter Kopf. Oder nur fast,<br />
denn rot ist hier nur der Ventildeckel<br />
des auf 3,9 Liter vergrößerten Motors<br />
Clubmagazin Nr. 202 51