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Chefwagen – der Bitter SC Sedan<br />
hätte den US-Markt aufgerollt, Vorbestellungen<br />
hatte Bitter genug. Viele<br />
kamen aus der Niederlassung am<br />
Wilshire Boulevard, Hollywood,<br />
California. Diese Aufnahme entstand<br />
allerdings in Schwelm, Nordrhein-<br />
Westfalen<br />
zunächst mit einem manuell betätigten<br />
Verdeck ausgestattet, das schmal<br />
genug konstruiert war, um den Platz<br />
im Fond nur wenig einzuschränken.<br />
Lederausstattung, Klimaanlage, Alufelgen,<br />
getönte Scheiben, elektrische<br />
Fensterheber, opulente Stereoanlage,<br />
verstellbare Lenksäule, und dazu der<br />
immense Aufwand zur Verstärkung<br />
der Karosserie trieben Gewicht und<br />
Preis in die Höhe: 1.650 Kilo wog das<br />
Cabriolet schließlich. Es wurde bei<br />
Keinath gebaut, die fertig lackierten<br />
Karosserien kamen aus Graz, hergestellt<br />
wurden auch sie bei Maggiora.<br />
Der Aufwand war enorm, das nun<br />
doch elektrisch betriebene Verdeck,<br />
eine Keinath-Entwicklung, war nur<br />
noch der Tropfen auf den heißen<br />
Stein. Aus rund 115.000 DM waren<br />
im September 1985 schon 168.500<br />
DM geworden, und es war vor allem<br />
der Preis, der eine weitere Verbreitung<br />
des SC Cabriolets verhindern sollte.<br />
Bitter-Biograph Frank Hrachowy<br />
nennt 25 Keinath-Cabriolets und zwei<br />
IAD-Prototypen.<br />
Ebenfalls 1982 debütierte der SC mit<br />
Allradantrieb von Ferguson in England.<br />
Es handelte sich um das System<br />
des Senator FF, über den wir in dZ<br />
195 berichtet haben. 64% der Kraft<br />
gelangte an die Hinterräder, die über<br />
eine Differentialsperre verfügte. Das<br />
Magazin Rallye Racing schrieb,<br />
offenkundig begeistert:<br />
Für den Fahrer eines Bitter SC 4WD<br />
gibt es keine verpatzten Termine<br />
aufgrund misslicher Straßen -<br />
verhältnisse.<br />
rallye racing<br />
Noch einmal der Sedan als Prototyp,<br />
in der Serie bekam er ein höheres<br />
Dach<br />
Da aber der Fahrer eines Bitter SC<br />
4WD erst einmal 35.000 DM Aufpreis<br />
zahlen musste für den Allradantrieb<br />
mitsamt ABS, blieben er und damit<br />
auch diese Variante sehr selten. Man<br />
könne, so die Bitter-Werbung fröhlich,<br />
das System natürlich auch in den<br />
nächsten SC transplantieren. Insgesamt<br />
sechs Käufern gefiel diese Aussicht.<br />
Riesiger Aufwand steckte auch in der<br />
Entwicklung des vielleicht gelungensten<br />
CD, des viertürigen Sedan. Nicht<br />
nur mussten zur Verlängerung des<br />
Radstandes 150 mm Blech eingeschweißt<br />
werden, auch die B-Säule<br />
wurde herausgetrennt und nach vorn<br />
versetzt, Türen und Scheiben waren<br />
ebenfalls komplett anders als beim<br />
Coupé. 5.060 mm lang geriet der SC,<br />
wirkte aber mit seiner immer noch<br />
zierlichen Form nicht annähernd so<br />
groß und eher elegant als wuchtig.<br />
Der Prototyp hatte noch das flache<br />
Dach wie das Coupé, den Dreiliter<br />
und das Fünfganggetriebe. Ab Beginn<br />
der Serienfertigung war das Dach<br />
dann 20 mm höher, der Motor maß<br />
3,9 Liter, und es gab ein Automatikgetriebe.<br />
Nur fünf Sedan sind schließlich<br />
entstanden, was aber keineswegs auf<br />
mangelnde Nachfrage hindeutet: 180<br />
Bestellungen lagen vor, als Bitter<br />
Ende 1985 überraschend in Konkurs<br />
ging.<br />
Wenn Sie ein Statussymbol wollen,<br />
kaufen Sie einen Rolls-Royce. Kaufen<br />
Sie mein Auto, wenn Sie es mögen und<br />
Sie etwas Besonderes wollen. Und<br />
nebenbei: Kein Rolls-Royce kann Sie<br />
damit einholen, wenn Sie wirklich<br />
schnell fahren.<br />
Erich Bitter in USA Today<br />
Im März 1986 war das kleine Reich<br />
des achtgrößten deutschen Automobil-<br />
HISTORIE<br />
Heute gehört dieses Einzelstück Gerrit<br />
van Vliet aus Woeden (NL),…<br />
…der es sorgfältig pflegt, wie die<br />
blitzsaubere Innenausstattung belegt,<br />
aber auch…<br />
…beherzt Gas gibt. Hier beim Bitter-<br />
Treffen in Hoenderloo 2007<br />
Ein ganz seltener Anblick: zwei Bitter<br />
SC Sedan auf einem Bild! Der blaue<br />
Viertürer im Vordergrund hat das<br />
höhere Dach und gehört einem deutschen<br />
Sammler<br />
Ebenfalls eine Rarität: das SC Cabriolet<br />
von Reiner Köstner, hier vor herrschaftlicher<br />
Kulisse<br />
Clubmagazin Nr. 202 53