16 Dr. Uwe Becker, Leiter der Angiologie am Campus Lübeck, untersucht per Ultraschall eine Arterie auf Engpässe oder drohende Verschlüsse.
Medizin <strong>und</strong> Wissenschaft Bei Schmerzen in den Beinen ist Vorsicht geboten „Schaufensterkrankheit“ – dieser Begriff ist bekannt. Doch dass sich dahinter eine ernsthafte Erkrankung verbergen kann, wissen die wenigsten. Prof. Dr. Joachim Weil, Dr. Uwe Becker <strong>und</strong> Dr. Johannes Baulmann, in der Gefäßheilk<strong>und</strong>e tätige Ärzte am Campus Lübeck, beschreiben Symptome <strong>und</strong> Behandlungsmethoden. Wenn die Beine beim Gehen schmerzen, der Schmerz aber verschwindet, sobald man stehenbleibt, dann ist das in der Regel ein Hinweis auf Durchblutungsstörungen. Medizinisch wird diese Erkrankung als „Periphere arterielle Verschlusskrankheit“ (PAVK) bezeichnet, umgangssprachlich heißt sie – wegen des häufigen Stehenbleibens – „Schaufensterkrankheit“. „Man sollte die Symptome auf keinen Fall auf die leichte Schulter nehmen“, betont Dr. Johannes Baulmann, Facharzt in der Medizinischen Klinik II am Campus Lübeck. „Durchblutungsstörungen in den Beinen können ein Hinweis darauf sein, dass auch andere Gefäße betroffen sind. Das Risiko für Schlaganfall <strong>und</strong> Herzinfarkt ist jedenfalls erhöht“, warnt der Mediziner <strong>und</strong> empfiehlt allen Betroffenen, schon bei den ersten Anzeichen zum Arzt zu gehen. „Frühzeitige Diagnose <strong>und</strong> Behandlung sind wichtig, um den Verlauf der Krankheit positiv zu beeinflussen <strong>und</strong> Folgeschäden zu verhindern“, ergänzt Oberarzt Dr. Uwe Becker, Leiter der Angiologie. Etwa 4,5 Millionen Menschen leiden in Deutschland an der oft unerkannten <strong>und</strong> unterdiagnostizierten Durchblutungsstörung der Beine <strong>und</strong> des Beckens. Die Patienten sind meistens älter als 60 Jahre, Männer sind häufiger betroffen als Frauen. Zu den Risikofaktoren gehören wie bei anderen Gefäßerkrankungen Rauchen, Bluthochdruck <strong>und</strong> erhöhte Cholesterinwerte. Besonders gefährdet sind Menschen, die gleichzeitig zuckerkrank sind. Bei ihnen erhöht PAVK deutlich das Risiko für Amputationen. Dr. Uwe Becker schwört auf eine Untersuchungsmethode, bei der er zunächst ganz auf Medizintechnik verzichtet. Er findet die Engstellen in den Arterien durch das Abtasten der Pulse <strong>und</strong> das Abhorchen der Gefäße. „Die Gefäße durchziehen den menschlichen Körper von Kopf bis Fuß wie ein Röhrensystem. Wenn man da genau hinhört <strong>und</strong> tastet, kann man verengte Arterien oder gar Verschlüsse ohne Hilfsmittel orten“, erklärt Dr. Becker, der seit 40 Jahren in der Angiologie tätig ist. „Wenn der Puls an einer Stelle abgeschwächt ist, davor aber Fließgeräusche des Blutes zu hören sind, befindet sich hier eine Stenose (Verengung). Ist der Puls verschw<strong>und</strong>en <strong>und</strong> es sind keine Geräusche vorhanden, haben wir es mit einem Verschluss zu tun“, beschreibt Dr. Becker seine „sanfte“ Methode, die auch bei den jüngeren Kollegen auf großes Interesse stößt. Diagnostiziert wird die Schaufensterkrankheit u.a. durch die Messung des Blutdrucks am Arm <strong>und</strong> an den Beinen. „Ist der Blutdruck am Bein niedriger als am Arm, ist das ein erster Hinweis auf eine Engstelle in einer Arterie“, erklärt Dr. Baulmann. Per Ultraschall kann die verengte Stelle dann genauer lokalisiert werden. Doch viel frühere, sehr feine Gefäßveränderungen können ebenfalls mittlerweile gemessen werden, lange bevor die Arterien so stark verkalkt sind, dass Engstellen entstehen. Diese sehr feine, relativ neuartige Messung der Gefäßsteifigkeit (Gefäßverkalkung) kann sehr einfach in der Angiologie des <strong>UKSH</strong> durchgeführt werden <strong>und</strong> fühlt sich an wie eine etwas veränderte Blutdruckmessung. Dieses Angebot wird u.a. im Rahmen von Vorsorgeuntersuchungen gut angenommen. Behandelt wird die PAVK mit 17