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Ernährung und Gesundheit - UKSH Universitätsklinikum Schleswig ...

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Rubrik Porträt<br />

Die Arbeit als Psychologin<br />

gibt ihr Kraft<br />

Vor 14 Jahren wurde Bianca Scholz Opfer eines brutalen Raubüberfalls. Seitdem<br />

sitzt sie im Rollstuhl, von der Halswirbelsäule abwärts gelähmt. Heute therapiert<br />

die 44-jährige Diplompsychologin im Kieler Zentrum für Integrative Psychiatrie<br />

(ZIP) Menschen mit Depressionen.<br />

Montag, Dienstag <strong>und</strong> Donnerstag<br />

sind ihre Arbeitstage. Für<br />

Bianca Scholz bedeutet das einen<br />

eng getakteten Tag. Obwohl die<br />

schlanke Therapeutin mit dem<br />

Kurzhaarschnitt erst um 12 Uhr mit<br />

ihrer Arbeit beginnt, fängt ihr Tag<br />

bereits um 6:30 Uhr an. Alleine<br />

zwei St<strong>und</strong>en dauern ihre täglichen<br />

Dehnübungen, hinzu kommt das<br />

morgendliche Duschen, Anziehen<br />

<strong>und</strong> Frühstücken. Seit dem brutalen<br />

Raubüberfall vor 14 Jahren braucht<br />

Bianca Scholz eine 24-stündige<br />

Betreuung.<br />

Um trotz ihrer schweren Behinderung<br />

so unabhängig wie möglich<br />

sein zu können, gründete die<br />

Psychologin nach dem Raubüberfall<br />

einen eigenen Pflegeservice<br />

mit heute zwölf Pflegerinnen <strong>und</strong><br />

Pflegern. „Ich bin dankbar, dass<br />

ich überlebt habe. Schlimm ist es<br />

manchmal für mich, dass ich aufgr<strong>und</strong><br />

meiner Behinderung nie allein<br />

bin“, sagt sie.<br />

Allein war Bianca Scholz das letzte<br />

Mal bei dem Raubüberfall 1996.<br />

Damals arbeitete sie als Aushilfe<br />

neben ihrem Job in Hamburg in<br />

einem Fitnesscenter <strong>und</strong> sprang nur<br />

für eine Fre<strong>und</strong>in ein. „Als ich das<br />

Center abends abschließen wollte,<br />

hörte ich plötzlich hinter mir Stimmen“,<br />

blickt sie zurück. Obwohl die<br />

junge Frau den Tätern sofort den<br />

Schlüssel vor die Füße warf, stach<br />

einer der beiden Jugendlichen mit<br />

einem Messer 14 Mal auf sie ein.<br />

Bianca Scholz stellte sich tot, damit<br />

die Täter von ihr abließen, mobilisierte<br />

ihre letzten Kräfte, schrie,<br />

wurde gehört <strong>und</strong> gerettet.<br />

Ein Messerstich beschädigte das<br />

Rückenmark so schwer, dass die<br />

Diplompsychologin vom dritten<br />

Halswirbel abwärts an gelähmt<br />

ist. Trotzdem war es ihr größter<br />

Wunsch, wieder zu arbeiten. Unermüdlich<br />

trainierte sie im Rahmen<br />

ihrer eingeschränkten Möglichkeiten,<br />

verbrachte nach der Reha<br />

mehrmals wöchentlich viele St<strong>und</strong>en<br />

auf einem Speziallaufband.<br />

Ihr größter körperlicher Fortschritt:<br />

Sie kann die Finger etwas bewegen<br />

<strong>und</strong> so einen Spezialcomputer<br />

bedienen. Der Weg ist frei. Die<br />

Diplompsychologin bewirbt sich<br />

bei Prof. Dr. Josef Aldenhoff, dem<br />

Direktor des ZIP <strong>und</strong> wird von ihm<br />

eingestellt. „Meine Arbeit ist mein<br />

großes Glück“, sagt die Therapeutin.<br />

Natürlich ist Bianca Scholz bei den<br />

ersten Patientenkontakten sehr<br />

aufgeregt, doch ihre anfänglichen<br />

Befürchtungen, vielleicht aufgr<strong>und</strong><br />

ihrer Behinderung abgelehnt zu<br />

werden, sind unbegründet. Ihre<br />

fachliche Kompetenz verschafft ihr<br />

schnell Respekt <strong>und</strong> Anerkennung.<br />

Mit Patienten, die ihr gegenüber<br />

Hemmungen haben, geht sie offen<br />

um. „Ich spreche sie darauf an,<br />

meistens löst sich die Befangenheit<br />

dann schnell.“ Lobende Worte findet<br />

Bianca Scholz für die Klinik <strong>und</strong> die<br />

Unterstützung durch Prof. Dr. Aldenhoff.<br />

„Ohne ihn <strong>und</strong> die Oberärztin<br />

Dr. Christina Schulz-Du Bois wäre<br />

meine Arbeit nicht möglich gewesen“,<br />

sagt die Therapeutin.<br />

Nach einem anstrengenden Tag in<br />

der Klinik entspannt sich Bianca<br />

Scholz bei Musik oder auf dem<br />

motorbetriebenen Fahrrad. Gesellschaft<br />

leisten ihr dabei ihre beiden<br />

Katzen. „Ich bin zufrieden, mit dem<br />

was ich habe. Mein größter Wunsch<br />

ist es, dass sich mein Zustand nicht<br />

verschlechtert.“<br />

Bettina Krohn<br />

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