06.12.2012 Aufrufe

Zeitschrift des Deutschen Olympischen Sportbundes und der ...

Zeitschrift des Deutschen Olympischen Sportbundes und der ...

Zeitschrift des Deutschen Olympischen Sportbundes und der ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Ausgabe 6/2007<br />

<strong>Zeitschrift</strong> <strong>des</strong><br />

<strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong> Sportbun<strong>des</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong> Gesellschaft


���Was wäre, wenn sich ein Partner<br />

auf den an<strong>der</strong>en verlassen könnte?<br />

Gewinner erkennt man am Partner<br />

Die Zurich ist exklusiver Versicherer <strong>und</strong> Co-Partner <strong>der</strong> deutschen<br />

Olympiamannschaft. Mit <strong>der</strong> Zurich sind unsere Athleten r<strong>und</strong>um<br />

abgesichert <strong>und</strong> bestens darauf vorbereitet, alles zu geben. Profi tieren<br />

auch Sie von <strong>der</strong> Partnerschaft <strong>der</strong> Besten – nutzen Sie unser umfassen<strong>des</strong><br />

Know-how zu Risikoabsicherung, Vorsorge <strong>und</strong> Vermögensaufbau.<br />

www.zurich.de


Fre<strong>und</strong>liche Grüße<br />

aus <strong>der</strong> OF-Redaktion<br />

O<br />

lympische Träume haben in Deutschland wie<strong>der</strong> Konjunktur.<br />

So schnell kann das gehen. Noch kaum, dass <strong>der</strong><br />

untaugliche Versuch mit Leipzig <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e Bewerbungs-<br />

Bauchlandungen vergangener Jahre so richtig verdaut sind, da<br />

zeigt die nationale olympische Fieberkurve erneut deutliche<br />

Ausschläge nach oben.<br />

Einmal mehr, liebe Leserinnen <strong>und</strong> Leser, ruhen also alle Hoffnungen<br />

auf München. Natürlich war es nicht allzu schwierig,<br />

diese traditionelle Gütemarke im Zeichen <strong>der</strong> fünf Ringe auch<br />

aktuell auf Hochglanz zu polieren. Zumal das Wechselbad von<br />

Sommer- zu Winterspielen ein olympisches Novum mit hohem<br />

Sympathiewert darstellt. Der gegenwärtige Zuspruch jedenfalls<br />

hätte eindrucksvoller nicht sein können. Münchens Bevölkerung<br />

<strong>und</strong> Obrigkeit hat sich ebenso geschlossen positioniert wie das<br />

politische <strong>und</strong> volkstümliche Bayern. Und <strong>der</strong> demonstrativeinstimmige<br />

Schulterschluss <strong>des</strong> gesamten organisierten Sports<br />

setzte den Wünschen <strong>und</strong> Willensbek<strong>und</strong>ungen schließlich die<br />

Krone auf.<br />

Olympische Winterspiele 2018 in München <strong>und</strong> Rest-Bayern -<br />

zumin<strong>des</strong>t bis zur IOC-Entscheidung 2011 darf überzeugend<br />

geplant <strong>und</strong> vor allem geträumt werden. Nicht zuletzt auch<br />

unter dem Gesichtspunkt, dass uns <strong>der</strong> Winter in hiesigen<br />

Breiten - Stichwort Weltklima-Szenario - noch einige Jahrzehnte<br />

erhalten bleibt. Aber das ist ein dramatisches <strong>und</strong> letztlich<br />

olympiafernes an<strong>der</strong>es Kapitel. In dieser OF-Ausgabe können wir<br />

immerhin den hoffnungsvollen Planspielen in Bewertungen,<br />

Interviews <strong>und</strong> Kommentierungen einige interessante Akzente<br />

abgewinnen.<br />

Doch davor, dass die olympischen Träume die sportliche Wirklichkeit<br />

vernebeln, bewahren uns die an<strong>der</strong>en Themen dieses<br />

Heftes. Sie beleuchten beispielsweise die Situation <strong>der</strong> Menschenrechte<br />

unter dem Gesichtspunkt <strong>der</strong> Mitverantwortung<br />

<strong>des</strong> Sports <strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>Olympischen</strong> Bewegung, wobei Peking 2008<br />

seine Schatten vorausschickt.<br />

Auch die Sportnation Deutschland mit ihren internen Befindlichkeiten<br />

<strong>und</strong> externen Zielstellungen wird kritisch-konstruktiv<br />

thematisiert. Klar, dass die spezifischen Problemfel<strong>der</strong> von <strong>der</strong><br />

Manipulation bis zur gesamtsportlichen Inflation wie<strong>der</strong>um<br />

nicht ausgespart werden können. Aber dann wird ja auch noch<br />

<strong>der</strong> Bogen geschlagen zur Basis <strong>und</strong> zum Vereinsleben <strong>und</strong><br />

traditionsgemäß zu den kulturellen Ausprägungen im historischen<br />

wie aktuellen Sportgeschehen. Gewissermaßen ein Stück<br />

heile Welt im Strudel aller Anfechtungen. Und das bringt uns<br />

dann auch den olympischen Träumen wie<strong>der</strong> etwas näher.<br />

Ihr Harald Pieper<br />

Inhalt<br />

OF Mosaik 4<br />

OF-Podium: Sylvia Schenk 6<br />

Der Sport <strong>und</strong> die Menschenrechte:<br />

Eine Herausfor<strong>der</strong>ung für die Olympische Bewegung 8<br />

Dr. Kerstin Kirsch<br />

Sportnation Deutschland:<br />

Eine Kurzzeitbilanz <strong>und</strong> Langzeitperspektive 12<br />

Günter Deister<br />

OF-Interview mit Wilfrid Spronk 16<br />

Michael Gernandt<br />

Erfolgsorientierung 18<br />

Michael Gernandt<br />

OF-Kommentare 19<br />

Michael Gernandt, Günter Deister, Dr. Karlheinz Gieseler,<br />

Harald Pieper<br />

2007 - das Sportjahr <strong>der</strong> gemischten Gefühle 22<br />

Bianka Schreiber-Rietig<br />

Sport <strong>und</strong> Politik: Über För<strong>der</strong>prinzipien <strong>und</strong> notwendige<br />

Reformprojekte 22<br />

Holger Schück<br />

Teamwork heißt das Erfolgsprinzip:<br />

Schwimmerin Britta Steffen als Sinnbild professioneller<br />

Basisarbeit im Spitzensport 26<br />

Dr. Andreas Müller<br />

Medienpräsenz von olympischen Kernsportarten 32<br />

Dr. Christoph Fischer<br />

Nicht nur Fernsehen 32<br />

Steffen Haffner<br />

Der neue Klassenkampf in den Tempeln <strong>des</strong> Sports 34<br />

Torsten Haselbauer<br />

Fünf Fragen an den preisgekrönten Schweizer Architekten<br />

Eraldo Consolascio 36<br />

Torsten Haselbauer<br />

Das Dopingproblem <strong>und</strong> die Verantwortung <strong>der</strong><br />

Wissenschaften 38<br />

Prof. Dr. Helmut Digel<br />

Was macht eigentlich ...? Helmut Recknagel 42<br />

Jochen Frank<br />

Eltern im Vereinsleben: Unverzichtbar <strong>und</strong> unbezahlbar 44<br />

Karl Hoffmann<br />

Ist die Einheit <strong>des</strong> Sports gefährdet? 46<br />

Prof. Dr. Ommo Grupe<br />

Warum die Kraft den Menschen beflügelt 50<br />

Herbert Somplatzki<br />

Coubertin <strong>und</strong> die Musik - Eine Annäherung 54<br />

Dr. Hans-Dieter Krebs<br />

OF-Galerie: Der sportliche Akt -<br />

Körpergeschichte im Spiegel <strong>der</strong> Photographie 58<br />

Dr. Peter Kühnst<br />

Nachrichten <strong>des</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong> Sportbun<strong>des</strong> 62<br />

Nachrichten <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong> Gesellschaft 72<br />

Impressum 89<br />

Nachrichten <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong> Akademie 90<br />

Deutsches Sport & Olympia Museum 95<br />

3


O<br />

hne die Mittel aus <strong>der</strong> Lotterie Glücks-<br />

Spirale würde sich <strong>der</strong> Sport drastisch<br />

än<strong>der</strong>n. Auf diese Mittel sind <strong>der</strong> Deutsche<br />

Olympische Sportb<strong>und</strong>, die Lan<strong>des</strong>sportbünde<br />

<strong>und</strong> die Stiftung Deutsche Sporthilfe<br />

existenziell angewiesen. Deshalb wirbt <strong>der</strong><br />

organisierte Sport auch intensiv für die<br />

Lotterie, die ein "Leben nach Lust <strong>und</strong><br />

Laune" verspricht, denn immerhin winkt<br />

eine lebenslange Sofortrente von 7.500<br />

Euro. Die Werbung <strong>des</strong> Sports für die<br />

GlücksSpirale steht auf vier Säulen. Die<br />

GlücksSpirale war präsent bei <strong>der</strong> Serie <strong>der</strong><br />

Festivals <strong>des</strong> Sports. Bei diesen breitensportlichen<br />

Großereignissen unter dem Motto<br />

"Sport sehen, erleben <strong>und</strong> mitmachen"<br />

wurde nicht nur optisch für die GlücksSpirale<br />

geworben, son<strong>der</strong>n es gab regelmäßig<br />

am Glücksrad auch Lose zu gewinnen.<br />

Nahezu eine halbe Million Menschen waren<br />

bei diesen Festivals dabei.<br />

Die zweite Säule ist die Anzeigenwerbung in<br />

fast eintausend Publikationen. Dort wird<br />

4<br />

Werbeaktion zur GlücksSpirale<br />

unter dem Motto "Glück in Bestform" mit<br />

Fotos geworben, die darstellen, wie wichtig<br />

<strong>der</strong> Sport für die Integration <strong>und</strong> für die<br />

Entwicklung junger Menschen ist. So heißt<br />

es auf einem Plakat, das begeisterte Kin<strong>der</strong><br />

zeigt, auf einem Schild "Mitspielen strengstens<br />

erlaubt". Damit wird auch in <strong>der</strong><br />

Werbung für die GlücksSpirale die gesellschaftspolitisch<br />

bedeutende Wirkung <strong>des</strong><br />

Sports herausgestellt.<br />

Auch in einer Aussendung an 26.000<br />

Sportvereine, die vom <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong><br />

Sportb<strong>und</strong> vorgenommen wurde,<br />

fehlen Werbematerialien zur Lotterie<br />

GlücksSpirale nicht. Am spektakulärsten ist<br />

aber die große Verlosungsaktion, bei <strong>der</strong> es<br />

einen VW New Beetle <strong>und</strong> viele an<strong>der</strong>e<br />

wertvolle Preise zu gewinnen gibt. In den<br />

<strong>Zeitschrift</strong>en <strong>der</strong> Lan<strong>des</strong>sportbünde werden<br />

dazu r<strong>und</strong> 300.000 Postkarten beigelegt,<br />

von denen ein Werbeaufkleber mit dem<br />

Symbol <strong>der</strong> GlücksSpirale <strong>und</strong> dem Slogan<br />

"GlücksSpirale. Leben nach Lust <strong>und</strong> Laune"<br />

abgezogen<br />

werden kann.<br />

Wer dies tut, mit<br />

dem Aufkleber<br />

am "Schwarzen<br />

Brett" <strong>der</strong><br />

Turnhalle o<strong>der</strong><br />

auf <strong>der</strong> Autoscheibe<br />

für die<br />

GlücksSpirale<br />

wirbt <strong>und</strong> die<br />

Postkarte an den<br />

<strong>Deutschen</strong><br />

<strong>Olympischen</strong><br />

Sportb<strong>und</strong> bis<br />

zum 29. Februar<br />

2008 zurückschickt,<br />

kommt<br />

in die Verlosung.<br />

Die Karten<br />

können auch in<br />

<strong>der</strong> Pressestelle<br />

<strong>des</strong> <strong>Deutschen</strong><br />

<strong>Olympischen</strong><br />

Sportbun<strong>des</strong><br />

unter<br />

presse@dosb.de<br />

angefor<strong>der</strong>t<br />

werden.<br />

Schwimmen <strong>und</strong> Retten<br />

D<br />

ie ehrenamtlichen Rettungsschwimmer<br />

<strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> Lebens-Rettungs-<br />

Rettungs-Gesellschaft (DLRG) haben im<br />

vergangenen Jahr 1.079 Menschen vor dem<br />

Ertrinken bewahrt, 8.253 Mal in Not geratenen<br />

Wassersportlern geholfen <strong>und</strong> 44.346<br />

Erste-Hilfe-Leistungen durchgeführt.<br />

Dagegen befindet sich die Schwimmausbildung<br />

im Abwärtstrend. 159.000 Schwimm<strong>und</strong><br />

51.000 Rettungsschwimmprüfungen<br />

2006 bedeuten einen Rückgang von 6,8<br />

Prozent gegenüber 2005.<br />

Jahresplaner<br />

"Ges<strong>und</strong>heitstage 2008"<br />

Z<br />

u Themen bezogenen Ges<strong>und</strong>heitstagen<br />

wie Welt-Nichtraucher-Tag, Tag <strong>der</strong><br />

Organspende o<strong>der</strong> Welt-Aids-Tag führen<br />

Institutionen, Vereinigungen <strong>und</strong> Initiativen<br />

häufig Aktionen auf überregionaler <strong>und</strong><br />

regionaler Ebene durch. Auf Gr<strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

großen Nachfrage in den letzten Jahren hat<br />

die Bun<strong>des</strong>zentrale für ges<strong>und</strong>heitliche<br />

Aufklärung (BZgA) auch für 2008 einen<br />

Jahresplaner hierzu entwickelt. Dabei<br />

handelt es sich um einen aktualisierten <strong>und</strong><br />

erweiterten Kalen<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Größe eines<br />

DIN A 1-Posters, <strong>der</strong> einen Überblick über<br />

ca. 70 Ges<strong>und</strong>heitstage <strong>und</strong> Aktionswochen<br />

im Jahr 2008 gibt. Der Jahresplaner<br />

"Ges<strong>und</strong>heitstage 2008" ist kostenlos unter<br />

folgen<strong>der</strong> Adresse erhältlich: Bun<strong>des</strong>zentrale<br />

für ges<strong>und</strong>heitliche Aufklärung, 51101<br />

Köln, Fax: 0221-8992257, E-Mail:<br />

or<strong>der</strong>@bzga.de, www.bzga.de.<br />

OF-MOSAIK<br />

OF-MOSAIK


Rechtsverschärfungen<br />

gegen Doping<br />

D<br />

ie Rechtsverschärfungen gegen Doping<br />

sind am 1. November in Kraft getreten.<br />

Nachdem <strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>präsident das Artikelgesetz,<br />

welches das Bun<strong>des</strong>kriminalamts<strong>und</strong><br />

das Arzneimittelgesetz novelliert,<br />

unterzeichnet hatte, wurden die am 5. Juli<br />

vom <strong>Deutschen</strong> Bun<strong>des</strong>tag verabschiedeten<br />

Rechtsnormen am 31. Oktober im Bun<strong>des</strong>gesetzblatt<br />

veröffentlicht. Eingeführt wird<br />

eine sogenannte weiche Variante <strong>der</strong><br />

Besitzstrafbarkeit: Danach wird mit Gefängnis<br />

bis zu drei Jahren bestraft, wer größere<br />

Mengen von Anabolika, Testosteron, EPO,<br />

vom Wachstumshormon <strong>und</strong> von ähnlich<br />

gefährlichen Präparaten besitzt. Dabei muss<br />

es sich um Besitz "zu Dopingzwecken im<br />

Sport" handeln. Die Liste <strong>der</strong> Substanzen ist<br />

Anlage <strong>des</strong> Gesetzes. Der DOSB unterstützt<br />

diese gesetzliche Neuregelung.<br />

Sport <strong>und</strong> Alkohol<br />

A<br />

lkohol gefährdet nicht nur die Entwicklung<br />

junger Menschen, er wirkt sich<br />

auch negativ auf die sportliche Leistungsfähigkeit<br />

aus. Die von <strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>zentrale für<br />

ges<strong>und</strong>heitliche Aufklärung initiierte Aktion<br />

"Kin<strong>der</strong> stark machen" informiert über die<br />

Gefahren mit dem neuen Flyer "Sport <strong>und</strong><br />

Alkohol" <strong>und</strong> einem Plakat. Wie sollen also<br />

Sportvereine, die mit ihren Trainern, Betreuern<br />

<strong>und</strong> Jugendleitern für Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong><br />

Jugendliche Verantwortung tragen, mit<br />

N<br />

icht immer sind es die großen Ereignisse<br />

<strong>und</strong> Titel, die von einem Sportjahr in<br />

Erinnerung bleiben. Mir hat sich ein Augenblick<br />

beim Aachener Reitturnier eingeprägt,<br />

an den ich gern zurück denke. Zufällig habe<br />

ich mich beim CHIO eingeblendet. Wie sich<br />

herausstellt, im richtigen Moment. "Best of<br />

Champions" heißt die Prüfung mit Pferdewechsel,<br />

die den Springreitern alles abverlangt.<br />

Denn je<strong>der</strong> muss versuchen, mit den<br />

Pferden <strong>der</strong> Konkurrenz zu Recht zu kommen.<br />

Mit Pferden, die mit ihren Eigenarten<br />

<strong>und</strong> Macken für ihn unbekannte Wesen sind.<br />

Das ist die hohe Schule <strong>der</strong> Reiterei. Und es<br />

OF-MOSAIK<br />

OF-MOSAIK<br />

Alkohol umgehen? Das Beispiel wirkt am<br />

besten. Trainerinnen <strong>und</strong> Trainer, Betreuerinnen<br />

<strong>und</strong> Betreuer sowie Jugendleiterinnen<br />

<strong>und</strong> Jugendleiter sind Vorbil<strong>der</strong> für Kin<strong>der</strong><br />

<strong>und</strong> Jugendliche im Verein, natürlich auch<br />

beim Alkoholkonsum. Sie sollten immer auf<br />

Alkohol bei <strong>der</strong> sportlichen Betreuung von<br />

Kin<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen verzichten. Das<br />

gilt auch bei Mannschaftssitzungen, Teambesprechungen<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Vorstandsarbeit. Bei<br />

geselligen Veranstaltungen - beson<strong>der</strong>s<br />

wenn Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendliche dabei sind -<br />

sollte ein mäßiger Alkoholkonsum vorbildlich<br />

sein, besser sogar <strong>der</strong> gänzliche Verzicht.<br />

Bei Feiern, Partys <strong>und</strong> Festen mit<br />

Kin<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen sollten alle<br />

Betreuerinnen <strong>und</strong> Betreuer gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

nur alkoholfreie Getränke konsumieren. An<br />

Jugendliche unter 16 Jahren darf nach dem<br />

Jugendschutzgesetz gr<strong>und</strong>sätzlich kein<br />

Alkohol ausgeschenkt werden. Auch dann<br />

Die noble Geste <strong>des</strong> Marcus Ehning<br />

bleibt nicht aus, dass es zu ungewöhnlichen<br />

Zwischenfällen kommt, die zuweilen an die<br />

Wilde Reiter GmbH erinnern. Das heißt, die<br />

Zuschauer werden bestens unterhalten. So<br />

auch an jenem Sommertag in <strong>der</strong> Aachener<br />

Soers. Dafür sorgt vor allem Marcus Ehnings<br />

Pferd "For Germany", das seinen Namen<br />

allzu wörtlich nimmt. Es scheint so, als hätte<br />

<strong>der</strong> deutsche Reiter seinen Hengst wie ein<br />

Pferdeflüsterer verhext. "For Germany" treibt<br />

Ehnings Rivalen, denen sich das Pferd total<br />

verweigert, zur Verzweiflung. Der Mann aus<br />

Borken scheint einem ungefährdeten Sieg<br />

entgegen zu reiten. Aber was ist das? Auf<br />

nicht, wenn den Jugendlichen Vereinsräume<br />

für eigene Feiern zur Verfügung gestellt<br />

werden. Diese Regelung sollte auch in<br />

jedem Fall eingehalten werden.<br />

Vereine sollten überprüfen, ob sie sich bei<br />

Sportfesten, Spielen, Turnieren o<strong>der</strong> Wettkämpfen,<br />

bei denen Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendliche<br />

am Start sind, auf den Ausschank von<br />

alkoholfreien Getränken beschränken. Meist<br />

wird die Vereinskasse durch dieses verän<strong>der</strong>te<br />

Angebot sogar besser gefüllt, obwohl es<br />

oft <strong>der</strong> Überwindung<br />

einiger<br />

Einwände von<br />

Besuchern <strong>der</strong><br />

Veranstaltungen<br />

bedarf. Mit<br />

einem attraktiven<br />

Angebot an<br />

alkoholfreien<br />

Getränken kann<br />

man da leichter<br />

gegen die<br />

Beschwerden<br />

bestehen.<br />

Min<strong>des</strong>tens,<br />

dann, wenn die<br />

Veranstaltung<br />

nicht alkoholfrei<br />

ist, sollte aber<br />

ein alkoholfreies Getränk billiger als Bier<br />

o<strong>der</strong> Wein sein. Alle Zuschauer <strong>und</strong> Besucher<br />

von Sportveranstaltungen sollten<br />

bereits bei <strong>der</strong> Ankündigung von Vereinsfesten<br />

(Plakate, Einladungen etc.) mit einem<br />

kurzen Hinweis auf die Bestimmungen <strong>des</strong><br />

Jugendschutzgesetzes über die geplante<br />

Einschränkung <strong>des</strong> Alkoholausschanks<br />

informiert werden.<br />

seiner letzten R<strong>und</strong>e mit dem Pferd von<br />

Rodrigo Pessoa stoppt Ehning plötzlich vor<br />

dem letzten Hin<strong>der</strong>nis <strong>und</strong> ermöglicht mit<br />

seinem Abbruch ein Stechen. Der Weltmeister<br />

Jos Lansink aus Belgien setzt sich dabei<br />

gegen Olympiasieger Pessoa durch. Das<br />

Publikum spendet dem Sieger Applaus. Den<br />

Dritten, Marcus Ehning, aber feiern die<br />

35.000 mit Ovationen. "So einen Sieg wollte<br />

ich nicht", sagt <strong>der</strong> Westfale lapidar, <strong>des</strong>sen<br />

Pferd "Küchengirl" ihm später bei <strong>der</strong> Europameisterschaft<br />

nicht parieren wird. "Ich<br />

wollte nicht nur gewinnen, weil keiner mein<br />

Pferd reiten kann." Das haben die Zuschauer<br />

auch ohne Worte verstanden.<br />

Steffen Haffner<br />

5


Auch <strong>der</strong> Sport <strong>und</strong> alle seine Akteure müssen sich mit<br />

<strong>der</strong> Frage auseinan<strong>der</strong>setzen, wie sie es denn mit dem<br />

Umgang mit Interessenkonflikten, mit Fragen <strong>der</strong><br />

(unzulässigen) Beeinflussung, mit Vorteilsgewährung <strong>und</strong><br />

Bestechung halten. Das Thema Sport <strong>und</strong> Korruption, vor<br />

nicht allzu langer Zeit noch gar nicht im Bewusstsein, ist<br />

inzwischen fast täglich mit aktuellen Beispielen in den Zeitungen<br />

zu finden. Denn es sind nicht nur kleine Geschenke,<br />

die (Sport-)Fre<strong>und</strong>schaften erhalten.<br />

Auf höheren Ebenen ver<strong>der</strong>ben längst ganz an<strong>der</strong>e das Spiel:<br />

wenn ein 4:0 eigentlich gar keins ist, wenn die Olympiaqualifikation<br />

zum Skandal gerät o<strong>der</strong> Tennisasse bewusst "mental<br />

ganz schlecht drauf" sind <strong>und</strong> Holterdipolter ein Spiel verlieren.<br />

Dann klingen nicht die Weihnachtsglocken, son<strong>der</strong>n im<br />

fernen Asien die Kassen. Das Kernelement <strong>des</strong> Sports als<br />

medialem Ereignis, die Spannung über den Ausgang <strong>des</strong><br />

Wettbewerbs, bleibt auf <strong>der</strong> Strecke. Das Internet hat Tür <strong>und</strong><br />

Tor für kriminelle Geschäfte mit dem Sport geöffnet, die<br />

Verbände sind mit den daraus resultierenden Problemen<br />

meist hoffnungslos überfor<strong>der</strong>t.<br />

Also ruft UEFA-Präsident Platini die EU zur Hilfe, mit dem<br />

Handball muss sich wohl das IOC befassen, Tennis ermittelt<br />

noch, <strong>und</strong> selbst bei den Reitern wurden schon international<br />

renommierte Korruptionsjäger vom FBI eingesetzt.<br />

Vom Interessenkonflikt <strong>der</strong> Ehrenamtlichen über mögliche<br />

Vorteilsgewährung für VIP-Gäste bis zur international aufgestellten<br />

organisierten Kriminalität mit Bestechung <strong>und</strong> Geldwäsche<br />

reicht das Spektrum, wenn man sich mit "Korruption<br />

<strong>und</strong> Sport" beschäftigt. Was aber heißt das denn nun genau -<br />

<strong>und</strong> was ist zu tun?<br />

Transparency International versteht unter Korruption den<br />

"Missbrauch anvertrauter Macht zum eigenen Vorteil". Diese<br />

Definition ist bewusst sehr weit gehalten, es geht nicht nur<br />

um Strafbarkeit im engeren Sinne. Nicht alles, was strafrechtlich<br />

irrelevant ist, kann auch ethisch als einwandfrei gelten.<br />

Verhaltensweisen mit "Geschmäckle" werden von <strong>der</strong> Öffentlichkeit<br />

immer weniger akzeptiert, Politiker stehen mittlerweile<br />

schnell in <strong>der</strong> Presse o<strong>der</strong> sogar im Zentrum von Ermittlungen,<br />

sobald sie vom - schmaler gewordenen - Pfad <strong>der</strong><br />

Tugend abgewichen sind. Üppige Essen o<strong>der</strong> Reisen mit<br />

unzureichendem Arbeitsprogramm z.B. auf Kosten eines<br />

Stromanbieters können so schnell für Schlagzeilen sorgen.<br />

Die moralischen Ansprüche an die Verantwortlichen haben<br />

sich also gewandelt, es sind sogar neue Straftatbestände<br />

geschaffen worden: was <strong>der</strong> Siemens AG heute vorgeworfen<br />

wird <strong>und</strong> zum großen Skandal führte, die so genannte Auslandsbestechung,<br />

war vor r<strong>und</strong> 10 Jahren noch als "nützliche<br />

Aufwendungen" von <strong>der</strong> Steuer absetzbar!<br />

6<br />

Da kann <strong>der</strong> Sport sich nicht in seine vorgeblich heile Welt<br />

zurückziehen, im Gegenteil: die Vorbildfunktion <strong>und</strong> erzieherische<br />

Wirkung, die dem Sport als Ganzem zugeschrieben<br />

werden, verlangen eine selbstkritische Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />

mit seiner aktuellen Situation <strong>und</strong> wirksame Maßnahmen<br />

gegen jegliche Manipulationen <strong>und</strong> unethische Verhaltensweisen.<br />

Schließlich för<strong>der</strong>t <strong>der</strong> Staat den Sport mit Millionen,<br />

ganz zu schweigen von den Sponsoren, die mit ihrem<br />

Geld sich nicht nur Sendeminuten einkaufen wollen, son<strong>der</strong>n<br />

auch einen positiven Imagetransfer erhoffen. Wie sehr<br />

eine dauerhafte Enttäuschung solcher Erwartungen den<br />

Geldfluss zum Erliegen bringen kann, erlebt gerade <strong>der</strong><br />

Radsport. Nach den fortgesetzten Dopingenthüllungen<br />

kündigen Sponsoren<br />

die Zusammenarbeit<br />

auf, vor allem seriöse<br />

Unternehmen<br />

suchen sich lieber<br />

an<strong>der</strong>e Sportarten<br />

o<strong>der</strong> weichen gleich<br />

in Kultur <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e<br />

För<strong>der</strong>zwecke aus.<br />

Sicher erwartet<br />

niemand, dass die<br />

Sportorganisationen<br />

sich nun auf Verbrecherjagd<br />

begeben.<br />

Die Fahndung nach<br />

Wettmanipulationen<br />

im großen Stil <strong>und</strong><br />

Geldwäschern<br />

überlässt man<br />

besser den internationalenPolizeibehörden.<br />

Aber ein<br />

Beitrag <strong>des</strong> Sports ist auch hier unerlässlich. Der Deutsche<br />

Fußball-B<strong>und</strong> hat im Hoyzer-Skandal überzeugend demonstriert,<br />

wie man - parallel zu polizeilichen Ermittlungen - im<br />

eigenen Laden aufräumt <strong>und</strong> zugleich präventiv Regelungen<br />

für die Zukunft schafft. An<strong>der</strong>e Fußballverbände orientieren<br />

sich inzwischen an diesem Beispiel, gerade läuft in Polen ein<br />

Anti-Korruptions-Projekt, das von den Vorarbeiten <strong>des</strong> DFB<br />

profitiert.<br />

Auch auf an<strong>der</strong>en Ebenen hat <strong>der</strong> Sport Handlungsbedarf. Die<br />

komplexen Strukturen national wie international, die Verbindung<br />

von Ehrenamt <strong>und</strong> Hauptamt, die große Nähe zu Politik<br />

<strong>und</strong> Wirtschaft sowie die hohe mediale Aufmerksamkeit<br />

führen zu einer schwierigen Gemengelage: es fehlt an Transparenz,<br />

Entscheidungen sind nicht ohne weiteres klar zurechenbar,<br />

d.h. Verantwortlichkeit wird geteilt <strong>und</strong> somit oft<br />

weg geschoben. Zudem entsteht Verführbarkeit durch die


Allgegenwärtigkeit von Sponsoren mit ihren kleinen <strong>und</strong><br />

großen Geschenken, <strong>und</strong> schließlich muss man sich gerade als<br />

ehrenamtlich Engagierter ja auch mal etwas gönnen dürfen.<br />

Ja - <strong>und</strong>: nein!<br />

Da sind wir mitten im Dilemma <strong>und</strong> wie<strong>der</strong> bei den Spielver<strong>der</strong>bern.<br />

Was sich im Sport als "ganz normal" eingebürgert<br />

hat - alle VIP-Gäste vom Ministerpräsidenten abwärts verlassen<br />

die Veranstaltung mit einem Rucksack voll gepackt mit<br />

mehr o<strong>der</strong> weniger kostbaren Giveaways - würde unter<br />

an<strong>der</strong>en Begleitumständen schon Fragen aufwerfen. Sozialadäquanz<br />

von Einladungen <strong>und</strong> kleinen Aufmerksamkeiten<br />

wird im Sport bislang an<strong>der</strong>s definiert - ob das so bleiben<br />

kann <strong>und</strong> wo die Grenzen sind, muss geklärt werden.<br />

Viele große Unternehmen haben inzwischen Ethik-Co<strong>des</strong> <strong>und</strong><br />

Verhaltensregeln für ihre Beschäftigten erlassen. Sie geben im<br />

Detail vor, wer wann was - Geschenk o<strong>der</strong> Einladung -<br />

annehmen darf. Manche setzen die Grenze bei Null an, verlangen<br />

Informationen an den Vorgesetzten, lassen auch jeden<br />

Sponsorbeitrag genehmigen. Transparenz ist dabei das Entscheidende,<br />

auch auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite, bei <strong>der</strong> Vergabe von<br />

Geschenken <strong>und</strong> Einladungen.<br />

Die Sportorganisationen müssen ihrerseits - wie schon das<br />

IOC nach dem Skandal um die Vergabe <strong>der</strong> <strong>Olympischen</strong><br />

Winterspiele 2002 nach Salt Lake City - Ethik-Co<strong>des</strong> <strong>und</strong><br />

Verhaltensregeln erlassen. Nicht nur für die Schublade, son<strong>der</strong>n<br />

für den täglichen Gebrauch. Es muss immer wie<strong>der</strong> "top<br />

down" deutlich gemacht werden, was von allen Ehrenamtlichen<br />

<strong>und</strong> den Beschäftigten gefor<strong>der</strong>t wird. Der DOSB hat<br />

jetzt einen Anfang gemacht - ein erster Schritt, mehr nicht.<br />

Der Umgang mit Interessenkonflikten ist zu klären, dazu<br />

wird es aber nötig sein, die Dimension von möglichen Interessenkonflikten<br />

überhaupt erstmal ins Bewusstsein zu<br />

rücken.<br />

Dies alles wird jedoch nicht reichen, wenn nicht zugleich die<br />

Strukturen reformiert werden. Transparenz insbeson<strong>der</strong>e über<br />

die Finanzen, über Aufwandsentschädigungen o<strong>der</strong> vom<br />

Sport finanzierte Freistellungen für das "Ehrenamt", über Sitze<br />

in Aufsichtsgremien mit netten Sitzungsgel<strong>der</strong>n (Lotto, R<strong>und</strong>funkräte),<br />

über Einladungen von Sponsoren <strong>und</strong> vieles mehr<br />

ist unerlässlich. Vom kleinen Verein bis zum großen internationalen<br />

Verband muss ganz an<strong>der</strong>s als bisher Rechenschaft<br />

abgelegt - <strong>und</strong> von <strong>der</strong> Mitgliedschaft gefor<strong>der</strong>t werden.<br />

OF-PODIUM<br />

Sport <strong>und</strong> Korruption o<strong>der</strong> Der<br />

Olympische Geist ist schnell überfor<strong>der</strong>t<br />

Von Sylvia Schenk, Vorsitzende von Transparency International Deutschland e. V.<br />

Letztlich gibt es ein ganzes Paket erprobter Instrumente aus<br />

dem Anti-Korruptionskampf, die auch in Sportorganisationen<br />

eingesetzt werden können. Manches wie z.B. ein unabhängiger<br />

Ombudsman zur Entgegennahme von Hinweisen, ist<br />

zugleich im Kampf gegen Doping einsetzbar. Beide Delikte -<br />

Korruption wie Doping - gedeihen auf demselben Nährboden<br />

aus fehlen<strong>der</strong> Transparenz <strong>und</strong> Kontrolle, unübersichtlichen<br />

Strukturen, gewachsenen Abhängigkeiten, Schweigespirale<br />

sowie mangelnden ethischen Standards.<br />

Der olympische Geist allein reicht schon lange nicht mehr -<br />

<strong>der</strong> Sport braucht klare Regeln, um im moralischen Wettbewerb<br />

nicht hinterher zu hinken!<br />

7


Der Sport <strong>und</strong> die Menschenrechte:<br />

Eine Herausfor<strong>der</strong>ung für die Olympische Bewegung<br />

"Zur <strong>Olympischen</strong> Bewegung gehört ein Stück Unerschrockenheit."<br />

8


Von Kerstin Kirsch<br />

(Willi Daume)<br />

Verantwortliche in <strong>der</strong> Sportpolitik sollen wegen <strong>der</strong><br />

umstrittenen Menschenrechtslage in <strong>der</strong> Volksrepublik<br />

China oft schlagkräftige Argumente für die moralische<br />

Legitimation <strong>der</strong> Wahl <strong>der</strong> Olympiastadt Peking durch<br />

das Internationale Olympische Komitee (IOC) verfechten. Wie<br />

könnten diese lauten? Spricht nicht das vom IOC mit <strong>der</strong><br />

Vergabe <strong>der</strong> <strong>Olympischen</strong> Spiele an Peking eröffnete Podium,<br />

auf dem die Menschenrechte in China überhaupt zum Thema<br />

werden, für eine positive Katalysatorwirkung? Ein mutiges<br />

Zeichen setzte <strong>der</strong> Aufbruch, <strong>der</strong> über das im Vorfeld <strong>der</strong><br />

Spiele von <strong>der</strong> IOC-Kulturkommission gemeinsam mit <strong>der</strong><br />

UNESCO gestartete Olympische Erziehungs- <strong>und</strong> Bildungsprogramm<br />

für 400 Millionen Schulkin<strong>der</strong> eintreten kann.<br />

Diese Argumentation plädiert für eine allerdings bestreitbare<br />

Sicht <strong>der</strong> potenziellen Entwicklung <strong>des</strong> "Reiches <strong>der</strong> Mitte".<br />

Zeigt die internationale Olympische Bewegung sich offensiv<br />

genug o<strong>der</strong> weiter denn je entfernt vom offiziell ausgegebenen<br />

Motto <strong>der</strong> <strong>Olympischen</strong> Sommerspiele 2008: One world<br />

- one dream? Fragen über Fragen!<br />

Deklarationen <strong>der</strong> Menschenrechte<br />

Die "Charta <strong>der</strong> Vereinten Nationen" vom 26. Juni 1945,<br />

beson<strong>der</strong>s aber die "Allgemeine Erklärung <strong>der</strong> Menschenrechte"<br />

<strong>der</strong> Un-Generalversammlung vom 10. Dezember<br />

1948 sowie die "Konvention für den Schutz <strong>der</strong> Menschenrechte<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>freiheiten" <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> <strong>des</strong> Europarates<br />

vom 4. November 1950 gehen ebenso wie das am 23.<br />

Mai 1949 beschlossene Gr<strong>und</strong>gesetz von dem Gedanken <strong>der</strong><br />

unantastbaren Würde <strong>des</strong> Menschen aus. Schon die UN-<br />

Präambel von 1948 verweist auf die "Anerkennung <strong>der</strong> allen<br />

Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> menschlichen Familie innewohnenden Würde<br />

<strong>und</strong> ihrer gleichen <strong>und</strong> unveräußerlichen Rechte" als<br />

"Gr<strong>und</strong>lage <strong>der</strong> Freiheit, <strong>der</strong> Gerechtigkeit <strong>und</strong> <strong>des</strong> Friedens<br />

in <strong>der</strong> Welt". Artikel 1 benennt den Gr<strong>und</strong>satz: "Alle Menschen<br />

sind frei <strong>und</strong> gleich an Würde <strong>und</strong> Rechten geboren.<br />

Sie sind mit Vernunft <strong>und</strong> Gewissen begabt <strong>und</strong> sollen<br />

einan<strong>der</strong> im Geiste <strong>der</strong> Brü<strong>der</strong>lichkeit begegnen." Die Gr<strong>und</strong>rechte<br />

werden auch in unserer Verfassung als "unverletzliche<br />

<strong>und</strong> unveräußerliche Menschenrechte" auf die Würde <strong>des</strong><br />

Menschen gestützt; sie werden als "Gr<strong>und</strong>lage je<strong>der</strong> menschlichen<br />

Gemeinschaft, <strong>des</strong> Friedens <strong>und</strong> <strong>der</strong> Gerechtigkeit in<br />

<strong>der</strong> Welt" wie je<strong>der</strong> politischen Ordnung überhaupt bezeichnet.<br />

Der Kern <strong>des</strong> Menschenrechtsgedankens<br />

Es fällt auf, dass die Würde <strong>des</strong> Menschen selbst als unantastbar<br />

attestiert, ihrerseits aber nicht mehr eigens begründet<br />

wird. Das Gut <strong>der</strong> Würde <strong>des</strong> Menschen ist um seiner<br />

selbst willen <strong>und</strong> unbedingt zu schützen. Der Mensch wird<br />

als "mit Vernunft <strong>und</strong> Gewissen begabt", als ein moralisch<br />

9


verantwortbares Subjekt <strong>und</strong> somit als Person bestimmt, die<br />

für ihr Handeln Verantwortung trägt. Die Person bildet den<br />

Gr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Würde, das Lebewesen Mensch - genetischmorphologisch-biologisch<br />

zur Spezies <strong>des</strong> Homo sapiens<br />

gehörig - wird in seinem naturhaften Menschsein als Kriterium<br />

<strong>der</strong> Zuschreibung <strong>der</strong> Würde davon unterschieden.<br />

Dies konstituiert den Menschenrechtsgedanken: Er spricht<br />

dem Menschen Würde zu, weil er Person ist, <strong>und</strong> macht<br />

diese Würde allein von <strong>der</strong> Tatsache abhängig, Mensch zu<br />

sein.<br />

Der plausible Zusammenhang von Person- <strong>und</strong> Naturprinzip<br />

umreißt den Kern <strong>des</strong> Menschenrechtsethos wie zugleich die<br />

Gr<strong>und</strong>lage eines Konsenses mo<strong>der</strong>ner Gesellschaften. Denn<br />

es ist die vernünftige Selbstbestimmung <strong>des</strong> Willens, die<br />

Moralität begründet. Der Mensch unterscheidet sich von<br />

allen an<strong>der</strong>en Lebewesen dadurch, dass er nicht einfach lebt,<br />

son<strong>der</strong>n nur lebt, wenn er sein Leben führt. Der Naturrechtstradition<br />

gilt daher wegen <strong>der</strong> Vernunftnatur <strong>des</strong> Menschen<br />

das Naturrecht zunehmend als Vernunftrecht. Die normativen<br />

Gr<strong>und</strong>begriffe "Person" <strong>und</strong> "Menschenwürde" ermöglichen<br />

den Bezug auf kulturelle, religiöse <strong>und</strong> politische Verschiedenheit.<br />

Die Menschenrechte sichern den Rahmen <strong>der</strong><br />

Menschenwürde; sie werden als angeboren, unveräußerlich<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> staatlichen Gewalt voraufliegend betrachtet.<br />

Sportrelevante Menschenrechte<br />

Es lohnt sich ein Blick in die "Olympische Charta", dort heißt<br />

es im Kapitel "Gr<strong>und</strong>legende Prinzipien": "Die sportliche<br />

Betätigung ist ein Menschenrecht. Je<strong>der</strong> Mensch muss die<br />

Möglichkeit haben, nach seinen Bedürfnissen Sport zu treiben."<br />

Dieses Votum <strong>des</strong> IOC findet seine Pointe in <strong>der</strong> "Erklärung<br />

zum Schutz von Menschenrechtsaktivisten" vom 9.<br />

Dezember 1998. Die UN-Generalversammlung verabschiedete<br />

diese Formulierung: "Je<strong>der</strong> Mensch hat das Recht, einzeln<br />

wie auch in Gemeinschaft mit an<strong>der</strong>en, neue Ideen <strong>und</strong><br />

Gr<strong>und</strong>sätze auf dem Gebiet <strong>der</strong> Menschenrechte zu erarbeiten<br />

<strong>und</strong> zu erörtern <strong>und</strong> für ihre Annahme einzutreten."<br />

Gestützt von <strong>der</strong> Wirkungsgeschichte Olympischer Spiele in<br />

einem Land gilt es bei den Pekinger Spielen - sowohl vor wie<br />

nach dem Ereignis -, den Kampf um das "Menschenrecht auf<br />

freie Sportausübung" als fortdauernden Auftrag wahrzunehmen.<br />

Die Spiele 2008 bieten durchaus eine Chance zur<br />

Entzerrung <strong>der</strong> politisch-ökonomisch-sozialen Situation, <strong>und</strong><br />

<strong>des</strong>halb sollten die Olympier auch Partei für eine sich formende<br />

Demokratiebewegung in <strong>der</strong> heutigen Volksrepublik<br />

China, durchaus vom Ideal <strong>der</strong> UN-Menschenrechtsdeklarationen<br />

inspiriert, ergreifen. Nebenbei gefragt: Lieferte das in<br />

<strong>der</strong> <strong>Olympischen</strong> Charta so hoch veranschlagte Gut auf freie<br />

Entfaltung <strong>der</strong> Persönlichkeit "durch adäquate Sportausübung"<br />

in seinem Eigenstand nicht sogar neue Munition für<br />

10<br />

eine Verankerung <strong>des</strong> Staatsziels Sport in den Verfassungen<br />

<strong>der</strong> EU-Mitglie<strong>der</strong>, zumal im Gr<strong>und</strong>gesetz?<br />

Die UN-Deklaration von 1948 legt weitere Bezüge für eine<br />

menschenwürdige Sportausübung frei: wie "das Recht auf<br />

Leben, Freiheit <strong>und</strong> Sicherheit <strong>der</strong> Person", <strong>und</strong> den<br />

"Anspruch auf Anerkennung als Rechtsperson". Faktisch<br />

finden wir hier Natur- <strong>und</strong> Personprinzip unmittelbar aufeinan<strong>der</strong><br />

bezogen. Genannt werden weiter die Ablehnung "<strong>der</strong><br />

Folter o<strong>der</strong> grausamer, unmenschlicher o<strong>der</strong> erniedrigen<strong>der</strong><br />

Behandlung o<strong>der</strong> Strafe"; das Menschenrecht auf "Erholung<br />

<strong>und</strong> Freizeit" sowie auf eine "vernünftige Begrenzung <strong>der</strong><br />

Arbeitszeit" <strong>und</strong> auf "periodischen Urlaub"; <strong>der</strong> Anspruch auf<br />

"Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Wohlbefinden einschließlich ärztlicher<br />

Betreuung <strong>und</strong> <strong>der</strong> notwendigen Leistungen <strong>der</strong> sozialen<br />

Fürsorge"; das "Recht auf Bildung" für jeden Menschen; "die<br />

volle Entfaltung <strong>der</strong> menschlichen Persönlichkeit <strong>und</strong> die<br />

Stärkung <strong>der</strong> Achtung <strong>der</strong> Menschenrechte <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>freiheiten";<br />

die För<strong>der</strong>ung von "Verständnis, Duldsamkeit <strong>und</strong><br />

Fre<strong>und</strong>schaft zwischen allen Nationen <strong>und</strong> allen rassischen<br />

o<strong>der</strong> religiösen Gruppen" als auch die Begünstigung <strong>der</strong><br />

"Tätigkeit <strong>der</strong> Vereinten Nationen zur Aufrechterhaltung <strong>des</strong><br />

Friedens". Neben diesen Gewährleistungen wird das Elternrecht,<br />

"die Art <strong>der</strong> ihren Kin<strong>der</strong>n zuteil werdenden Bildung zu<br />

bestimmen", betont.<br />

Immanent werden also deutliche Hinweise für einen verantwortbaren<br />

Trainingsprozess im Kin<strong>des</strong>- <strong>und</strong> Jugendalter<br />

gegeben. Diese besitzen einen hohen Stellenwert auch mit<br />

Blick auf zukünftige "Olympic Youth Games" <strong>und</strong> für jüngste<br />

pädagogische Diskussionen um staatliche Steuerungsversuche<br />

im Vorschul- sowie Schulwesen weltweit. Zum Beispiel:<br />

Überzogene Drillmethoden für kindliche Leistungsträger in<br />

chinesischen Trainingscamps, tausende Kilometer entfernt<br />

von Familie <strong>und</strong> vertrauter Umgebung, geben bitteren Anlass<br />

zur Klage. Schließlich akzentuiert die UN-Deklaration die<br />

"Freiheit <strong>des</strong> Kulturlebens", zu welcher die Sphäre "Sport" in<br />

allen Facetten anerkannt gehört.<br />

Die Unverletzlichkeit <strong>der</strong> Person im Sport<br />

Den Artikel 3 <strong>der</strong> UN-Deklaration, das "Recht auf Leben,<br />

Freiheit <strong>und</strong> Sicherheit <strong>der</strong> Person", präzisiert das Gr<strong>und</strong>gesetz:<br />

"Je<strong>der</strong> hat das Recht auf Leben <strong>und</strong> körperliche Unversehrtheit.<br />

Die Freiheit <strong>der</strong> Person ist unverletzlich. In diese<br />

Rechte darf nur auf Gr<strong>und</strong> eines Gesetzes eingegriffen<br />

werden." Von Belang erweist sich in diesem Kontext die<br />

"Allgemeine Erklärung über das menschliche Genom <strong>und</strong><br />

Menschenrechte" <strong>der</strong> UNESCO-Generalkonferenz vom 17.<br />

November 1997. Das menschliche Genom - symbolisch das<br />

"Erbe <strong>der</strong> Menschheit" genannt - wird hierin als die Gr<strong>und</strong>lage<br />

<strong>der</strong> Einheit aller Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> menschlichen Gemeinschaft<br />

sowie <strong>der</strong> Anerkennung <strong>der</strong> ihnen innewohnenden


Würde <strong>und</strong> Vielfalt bezeichnet. "Diese Würde gebietet es, den<br />

Menschen nicht auf seine genetischen Eigenschaften zu<br />

reduzieren <strong>und</strong> seine Einzigartigkeit... zu achten." Das Dokument<br />

erklärt, das menschliche Genom in seinem natürlichen<br />

Zustand dürfe keinen finanziellen Gewinn eintragen. Es<br />

verdient daher für den Aspekt <strong>des</strong> die Menschenwürde<br />

pervertierenden Kommerzes im Zuge von Gendoping Beachtung.<br />

Die Bedeutung <strong>der</strong> naturalen Komponente <strong>des</strong> menschlichen<br />

Subjektes birgt unter bio-, informations-, kognitions- <strong>und</strong><br />

nanotechnologischen Vorzeichen ein starkes medizin- wie<br />

bioethisch motiviertes Argument für die Wahrung <strong>der</strong> Autonomie<br />

<strong>des</strong> organisierten Sports. Denn im Sport spielt die<br />

naturale Leiblichkeit <strong>des</strong> Menschseins im freiwilligen Wettbewerb<br />

eine gr<strong>und</strong>legende Rolle. Daher for<strong>der</strong>t aktuell auch<br />

<strong>der</strong> Artikel 124 <strong>des</strong> "EU-Reformvertrages von Lissabon 2007"<br />

den "Schutz <strong>der</strong> körperlichen <strong>und</strong> seelischen Unversehrtheit<br />

<strong>der</strong> Sportler, insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> jüngeren Sportler". Passives<br />

wie aktives Doping bedeutet in Wahrheit nichts an<strong>der</strong>es als<br />

die stets schwere Missachtung <strong>des</strong> elementaren Menschenrechts<br />

auf Unverletzlichkeit <strong>der</strong> Person. Entschieden <strong>und</strong><br />

wachsam sollte die olympische Selbstverpflichtung im kreativen<br />

Blick auf die ersten "Olympic Youth Games 2010" <strong>des</strong><br />

IOC lauten: "Never dope - just move your hope!"<br />

Menschenrechte vor Peking 2008<br />

Eine Null-Toleranz-Anti-Dopingpolitik muss daher insbeson<strong>der</strong>e<br />

für die chinesische Situation gelten: 2006 wurden von<br />

Fahn<strong>der</strong>n in <strong>der</strong> "Anshan-Schule für Sport" <strong>der</strong> Provinz<br />

Liaoning in einer Kühltruhe 450 Flaschen an Dopingpräparaten<br />

wie EPO, Steroide, Amphetamine sichergestellt. Diese<br />

sollten zur Manipulation <strong>der</strong> sportlichen Leistung bei 15- bis<br />

18-Jährigen missbräuchlich eingesetzt werden. Dabei scheint<br />

es sich nur um die Spitze eines monströsen Doping-Eisberges<br />

im vorolympischen China zu handeln.<br />

Die Angefochtenheit <strong>der</strong> <strong>Olympischen</strong> Bewegung im Blick<br />

auf die Verbesserung <strong>der</strong> Menschenrechtslage im Gastgeberland<br />

unmittelbar vor den Spielen provoziert in <strong>der</strong> Tat.<br />

Benennen wir wichtige Missstände: Das Menschenrecht auf<br />

Unverletzlichkeit <strong>der</strong> Person wird durch einen inhumanen<br />

Trainingsdrill von Kin<strong>der</strong>n, <strong>der</strong> mit Doping einhergeht, durch<br />

unerträgliche Umweltverschmutzungen, durch Hausbesitzentzug<br />

<strong>und</strong> Landvertreibung sowie durch tägliche willkürliche<br />

Verhaftungen mit Füßen getreten. Es gibt noch keine<br />

wirkliche Presse- o<strong>der</strong> Meinungsfreiheit, die To<strong>des</strong>strafe wird<br />

in extremem Maße verhängt. Ähnlich informiert uns <strong>der</strong><br />

Reisebericht von Ines Geipel in "Die Welt". In ihrem offenen<br />

Brief an "Sport <strong>und</strong> Politik" vom Mai 2007 beziffert die<br />

Autorin für das Jahr 2006 eine Zahl von 760.000 zu Freiheitsstrafen<br />

verurteilten Chinesen.<br />

In dem gleichfalls im Mai 2007 verlautbarten Positionspapier<br />

<strong>des</strong> organisierten deutschen Sports zur Menschenrechtsfrage<br />

in China heißt es dann auch: "Der DOSB als Teil <strong>der</strong> weltweiten<br />

<strong>Olympischen</strong> Bewegung ist Anwalt <strong>des</strong> Sports in all<br />

seinen Ausprägungen <strong>und</strong> fühlt sich im Rahmen seines<br />

ethischen Engagements den Menschenrechten entsprechend<br />

<strong>der</strong> Charta <strong>der</strong> Vereinten Nationen verpflichtet. ... Dem DOSB<br />

ist bewusst, dass die Menschenrechtssituation in China trotz<br />

feststellbarer Verbesserungen in den letzten Jahren nach wie<br />

vor nicht zufriedenstellend ist. Er begrüßt daher, dass sich<br />

das... IOC intensiv um dieses Thema kümmert <strong>und</strong> Gespräche<br />

mit den zuständigen Stellen in China führt. Auf <strong>der</strong> Agenda<br />

stehen dabei die Abschaffung <strong>der</strong> To<strong>des</strong>strafe, die Ächtung<br />

je<strong>der</strong> Art von Folter, eine Amnestie für politische Gefangene<br />

aus Anlass <strong>der</strong> Spiele, die freie Entschädigung solcher Chinesen/innen,<br />

die im Zuge <strong>der</strong> umfangreichen Bauvorhaben<br />

enteignet wurden <strong>und</strong> die vollständige Bewegungsfreiheit<br />

aller Journalisten/innen." Hingewiesen wird auf laufende<br />

Gespräche mit Experten <strong>und</strong> Menschenrechtsorganisationen,<br />

Kontakte zum Menschenrechtsausschuss <strong>des</strong> <strong>Deutschen</strong><br />

Bun<strong>des</strong>tages <strong>und</strong> zu Vertretern <strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>regierung. Im<br />

November 2007 hat <strong>der</strong> DOSB die Vorbereitung seines Olympiateams<br />

für Peking 2008 unter geistig-kulturellem Aspekt<br />

verstärkt <strong>und</strong> dabei die Themen Klima, Doping <strong>und</strong> Menschenrechte<br />

beson<strong>der</strong>s akzentuiert.<br />

Ausblick<br />

Die in <strong>der</strong> "<strong>Olympischen</strong> Charta" gewonnenen Perspektiven<br />

besitzen gegenüber den Menschenrechtsdeklarationen <strong>der</strong><br />

UN eine innere Korrespondenz. Was Politik <strong>und</strong> Wirtschaft<br />

nur mühsam <strong>und</strong> was die weltweite Präsenz <strong>der</strong> Kirche oft<br />

nur unter Verfolgung zu bewerkstelligen suchen, gelingt <strong>der</strong><br />

säkularen <strong>Olympischen</strong> Bewegung vielleicht "en passant": ein<br />

Forum <strong>des</strong> Interkulturellen <strong>und</strong> <strong>des</strong> Interreligiösen zu bieten,<br />

so dass europäisches Rechtsdenken <strong>und</strong> christlich-kulturelle<br />

Identität Wege zur Einheit <strong>und</strong> zum Frieden in <strong>der</strong> Völkergemeinschaft<br />

vertiefen helfen. Und zwar im Raum <strong>des</strong> kleinsten<br />

gemeinsamen Nenners, <strong>des</strong> universellen Menschenrechtsethos.<br />

Zur tatkräftigen Verbesserung <strong>der</strong> Menschenrechtssituation<br />

seien angeregt:<br />

� die Schaffung eines "Asiatisch-Pazifischen Gerichtshofes<br />

für Menschenrechte" nach dem seit 1998 existierenden<br />

Vorbild <strong>des</strong> "Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte"<br />

in Straßburg,<br />

� die Etablierung von "Continental courts of human rights"<br />

in allen fünf Kontinentalzonen,<br />

� das Zusammenwirken <strong>des</strong> IOC mit "Human Rights Watch"<br />

<strong>und</strong> an<strong>der</strong>en nichtstaatlichen Organisationen (NGOs).<br />

11


Was für ein ereignisreiches Sportjahr, <strong>und</strong> was für ein<br />

unübersichtliches dazu. 17 höchst erfolgreich veranstaltete<br />

Weltmeisterschaften <strong>und</strong> unterschiedlichste<br />

Leistungen in einem leicht verbesserten olympischen Sommersport<br />

<strong>und</strong> einem exzellenten Wintersport. Dauer-Schlagzeilen<br />

zu einer an Skandale geknüpften, notwendigen, aufrüttelnden,<br />

in Teilen auch unsäglichen Doping-Diskussion. Verbände, die am<br />

Rande eines moralischen o<strong>der</strong> finanziellen Abgr<strong>und</strong>s manövrierten,<br />

<strong>und</strong> an<strong>der</strong>e, <strong>der</strong>en Arbeit mit bedeutenden Titeln belohnt<br />

wurden. Ein Dachverband, <strong>der</strong> sich mit Projekten, Kampagnen,<br />

Kooperationen <strong>und</strong> Handlungsanweisungen im Wochentakt um<br />

Werte <strong>und</strong> Wert <strong>des</strong> Sports mühte. Ein öffentlich-rechtliches<br />

Fernsehen, das sich mit unterschiedlichen Maßstäben zum<br />

12<br />

Sportnation Deutschland:<br />

Eine Kurzzeitbilanz <strong>und</strong><br />

Langzeitperspektive<br />

Von Günter Deister<br />

Zensor <strong>des</strong> Sports machte <strong>und</strong> den Fußball immer mehr zu<br />

einer Monokultur erhob. Parteipolitiker, die die Sportführung<br />

verbal vor sich herzutreiben versuchten.<br />

Am Ende stand mit einem Gesamtetat von 140,6 Bun<strong>des</strong>-<br />

Millionen ein Euro-Rekord an Sportför<strong>der</strong>mitteln für das nächste<br />

Jahr <strong>und</strong> damit 18 Millionen Euro mehr als 2007 <strong>und</strong> für den<br />

Breitensport eine zumin<strong>des</strong>t vorläufige Sicherung einer jährlichen<br />

Zuwendung <strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>län<strong>der</strong> von r<strong>und</strong> einer halben<br />

Milliarde Euro über den neuen Glücksspiel-Staatsvertrag.<br />

Abgeschlossen hat das Jahr in großer Eindeutigkeit. Der Hamburger<br />

Beschluss <strong>des</strong> DOSB mit 455:0 Stimmen, München in


das Rennen um die <strong>Olympischen</strong><br />

Winterspiele 2018 zu<br />

schicken, ist eine große Chance<br />

es Sports, sich mit Politik,<br />

Wirtschaft <strong>und</strong> Kultur zu<br />

einem lohnenswerten gesellschaftlichen<br />

Großprojekt<br />

zusammen zu finden. Erstmals<br />

seit München 1972 hat <strong>der</strong><br />

deutsche Sport wie<strong>der</strong> realistische<br />

Aussichten, olympischer<br />

Gastgeber zu sein. Und dann<br />

hat Hans Wilhelm Gäb einen<br />

Maßstab gesetzt. Man müsse<br />

"aufstehen gegen jene<br />

schrecklichen Vereinfacher, die<br />

es im Zusammenhang mit <strong>der</strong><br />

Doping-Problematik wohl als<br />

ein Stück Zeitgeist ansehen,<br />

jegliche Differenzierung<br />

aufzugeben <strong>und</strong> den gesamten<br />

Sport zu diskreditieren<br />

<strong>und</strong> in Frage zu stellen". Es<br />

mache ihn "zornig, Schlagzeilen<br />

zu lesen <strong>und</strong> Urteile zu<br />

hören, nach denen <strong>der</strong> Sport<br />

am Ende ist, Fairplay nicht<br />

mehr existiert <strong>und</strong> <strong>der</strong> Wettkampf<br />

nach Regeln nicht<br />

mehr stattfindet".<br />

Der scheidende Sporthilfe-<br />

Vorsitzende meinte damit<br />

einen bestimmten Behauptungsjournalismus,<br />

<strong>des</strong>sen<br />

Formel auch in Teilen <strong>der</strong><br />

Politik nicht ohne Resonanz<br />

blieb: total verseuchte Radsport-DisziplinProfi-Straßenrennen<br />

Männer (zwei von 302 olympischen Wettbewerben)<br />

gleich total verseuchter Radsport gleich total verseuchter Sport.<br />

Diese Generalverdachtsformel wirkt in ihrer Radikalität wie die<br />

Parole "Sport ist Mord", jedenfalls hatte sie neben nützlichen<br />

auch erschlagende Wirkungen. Die Nützlichkeit liegt darin, eine<br />

Diskussion angetrieben <strong>und</strong> Verän<strong>der</strong>ungen mit beför<strong>der</strong>t zu<br />

haben. Dafür steht die Stärkung <strong>der</strong> Nationalen Anti-Doping-<br />

Agentur NADA <strong>und</strong> die Vereinbarung <strong>des</strong> Sports mit <strong>der</strong> Politik,<br />

Doping in Aktionseinheit zu bekämpfen. Die erschlagende<br />

Wirkung liegt im Zeichnen eines Zerrbil<strong>des</strong>, das die Werte <strong>des</strong><br />

Sports verschleiert <strong>und</strong> die starke Mehrheit <strong>der</strong> sauberen Athleten<br />

nicht sichtbar macht.<br />

Bei all <strong>der</strong> Unübersichtlichkeit <strong>des</strong> Sportjahres 2007 sind<br />

wesentliche Konturen erkennbar. Zweifellos hat Deutschland als<br />

Sportstandort seine Vorzüglichkeit behauptet. Das Sportland<br />

Deutschland lebt weiterhin erfolgreich in einer großen Vielfalt,<br />

Breite <strong>und</strong> Lebendigkeit, dazu gehören Gegensätze <strong>und</strong> auch<br />

Wi<strong>der</strong>sprüche. Dieses Sportland als Summe aller Möglichkeiten,<br />

Begrenzungen <strong>und</strong> Gefährdungen in einer Gesellschaft mit<br />

wachsenden Wi<strong>der</strong>sprüchen <strong>und</strong> Herausfor<strong>der</strong>ungen hat im<br />

jungen <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong> Sportb<strong>und</strong> (DOSB) einen allseits<br />

respektierten Interessensvertreter gef<strong>und</strong>en. Dabei sind die<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen enorm. Er soll Vertreter von 27 Millionen Mitglie<strong>der</strong>n<br />

<strong>und</strong> weit über 100 angeschlossener Organisationen<br />

<strong>und</strong> Institutionen sein, oberste Instanz für Moral <strong>und</strong> Fairplay,<br />

Gestalter <strong>und</strong> Beför<strong>der</strong>er <strong>des</strong> Leistungs- <strong>und</strong> <strong>des</strong> Breitensports,<br />

Anstifter in seiner Rolle als kooperativer Gesellschaftspartner,<br />

ständige Vertretung <strong>der</strong> Sport-Außenpolitik - <strong>und</strong> immer auch<br />

Krisenmanager. Und all das mit nur geringer exekutiver Kraft.<br />

Dieses Anfor<strong>der</strong>ungsprofil setzt eine ausgeprägte Überzeugungskraft,<br />

Standfestigkeit <strong>und</strong> vor allem Politikfähigkeit voraus<br />

mit dem Vermögen, sich Gehör zu verschaffen <strong>und</strong> im Ringen<br />

mit den gesellschaftlichen Kräften nicht das Gleichgewicht zu<br />

verlieren. Dies ist dem DOSB im zweiten Jahr seiner Existenz<br />

weitgehend gelungen. Es findet seinen beson<strong>der</strong>en Ausdruck in<br />

<strong>der</strong> Vereinbarung eines arbeitsteiligen Vorgehens gegen Doping<br />

mit dem Staat <strong>und</strong> in vielfältigen Aktionen zusammen mit den<br />

unterschiedlichsten Partnern. Dabei ist offen geblieben, wie<br />

nahe <strong>der</strong> Sport seinem großen Vorhaben gekommen ist, als<br />

Staatsziel Aufnahme in das Gr<strong>und</strong>gesetz zu finden. In Innenminister<br />

Wolfgang Schäuble (CDU) hat <strong>der</strong> DOSB einen Sport-<br />

Versteher als verlässlichen, kompetenten Partner, <strong>der</strong> die Autonomie<br />

<strong>des</strong> Sports respektiert <strong>und</strong> dabei darauf achtet, dass zur<br />

För<strong>der</strong>ung auch das For<strong>der</strong>n gehört. Reizpunkte im Dialog mit<br />

<strong>der</strong> Politik hat <strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>tags-Sportausschuss gesetzt, was den<br />

fruchtbaren Dialog einschloss. Dessen Vorsitzen<strong>der</strong> Peter Danckert<br />

(SPD) hat das beratende parlamentarische Gremium in ein<br />

sportpolitisches Aktionsfeld auszuweiten versucht <strong>und</strong> sich<br />

dabei selbst mit <strong>der</strong> Attitüde eines Sport-Nebenpräsidenten in<br />

Szene gesetzt.<br />

Unter all diesen Umständen hat <strong>der</strong> DOSB unter <strong>der</strong> Führung<br />

seines Präsidenten Thomas Bach, seinem politikerfahrenen<br />

Generaldirektor Michael Vesper <strong>und</strong> seinem sehr aktiven Präsidium<br />

die erste Bewährungsprobe bestanden <strong>und</strong> die Vereinigung<br />

von DSB <strong>und</strong> NOK als Notwendigkeit gerechtfertigt, Defizite<br />

eingeschlossen. Durch die Vielzahl <strong>der</strong> auf den Weg gebrachten<br />

Projekte <strong>und</strong> Initiativen wirkt <strong>der</strong> DOSB wie ein großes Warenhaus<br />

mit einem schier unübersichtlichen Angebot. Gleichzeitig<br />

sind für manche K<strong>und</strong>en jene Artikel nicht ausreichend sichtbar<br />

geworden, die ein O in ihrem Namen tragen. Dabei war das O<br />

oft mit drin, auch wenn es nicht auf dem Preisschild stand. Ein<br />

Beispiel dafür ist die Zusage <strong>des</strong> Verteidigungsministeriums, die<br />

Bun<strong>des</strong>wehr-Planstellen für Athleten um 120 auf 824 zu erhöhen.<br />

Ein an<strong>der</strong>es ist <strong>der</strong> vom DOSB im Oktober in Frankfurt<br />

ausgerichtete Fairplay-Kongress, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Öffentlichkeit kaum<br />

wahrgenommen wurde.<br />

13


Es ist jenes O, das im vereinten DOSB das Olympische kennzeichnet<br />

<strong>und</strong> in einem engen Zusammenhang steht mit <strong>der</strong><br />

Stärkung <strong>des</strong> Hochleistungssports <strong>und</strong> <strong>des</strong>sen Begründung. Sein<br />

Verkaufsleiter, <strong>der</strong> DOSB-Vizepräsident, CDU-Bun<strong>des</strong>tagsabgeordnete<br />

<strong>und</strong> ehemalige Turn-Weltmeister Eberhard Gienger, ist<br />

bisher kaum in Erscheinung getreten. Das wird bezeichnen<strong>der</strong><br />

Weise auch bei den Peking-Spielen so sein. Nicht Gienger als<br />

<strong>der</strong> im DOSB für den Leistungssport Zuständige hat die Rolle<br />

<strong>des</strong> Chefs de Mission übertragen bekommen, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong><br />

Politik-Profi Vesper.<br />

Die Peking-Spiele <strong>und</strong> die angestrebten <strong>Olympischen</strong> Winterspiele<br />

2018 in München werden das O zwangsläufig in den<br />

Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong> bringen <strong>und</strong> auch die Frage beantworten, wie<br />

erfolgreich <strong>der</strong> DOSB international aufgestellt ist. Bach ist ein<br />

weithin anerkannter, respektierter IOC-Vizepräsident mit weltweiter<br />

Vernetzung. Das ist keine schlechte Voraussetzung, um<br />

das Projekt München zu einem Erfolg zu führen. Im Gegensatz<br />

zum Projekt Leipzig 2012, das bereits in <strong>der</strong> Vorausscheidung<br />

scheiterte <strong>und</strong> damit auf eine Ebene geriet mit den Schwellenland-Vertretern<br />

Havanna, Rio de Janeiro <strong>und</strong> Istanbul, ist Bach<br />

von <strong>der</strong> Qualität Münchens überzeugt. Und auch weil ein<br />

Scheitern <strong>der</strong> bayerischen Metropole bei <strong>der</strong> Wahl 2011 nicht<br />

unbedingt ein Bonus für Bach wäre, wird er vollen Einsatz<br />

zeigen. Seiner Hintergr<strong>und</strong>arbeit ist zu verdanken, dass es in<br />

Bayern nicht den befürchteten CSU-Aufstand gab gegen die<br />

notwendige Konzentration auf München, Garmisch-Partenkirchen<br />

<strong>und</strong> Schönau.<br />

Doch Bach allein<br />

kann es international<br />

nicht richten.<br />

Somit steht<br />

die sportpolitische<br />

Schlagkraft<br />

Deutschlands auf<br />

dem Prüfstand, die<br />

auch einen Ausdruck<br />

findet in <strong>der</strong><br />

Zahl <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Qualität seiner<br />

Repräsentanten.<br />

Während Schweiz<br />

<strong>und</strong> Italien je fünf<br />

Vertreter in die<br />

gegenwärtig 114<br />

Mitglie<strong>der</strong> umfassendeIOC-Vollversammlungentsenden<br />

können, die<br />

Nie<strong>der</strong>lande vier<br />

<strong>und</strong> sechs weitere<br />

Län<strong>der</strong> drei, zählt<br />

Deutschland zu<br />

14<br />

Thomas Bach<br />

den 12 Län<strong>der</strong>n mit je zwei Olympiern. Doch das wird sich<br />

2009 än<strong>der</strong>n, wenn das Mandat <strong>des</strong> dann 80-jährigen Walther<br />

Tröger ausläuft. Dann fällt Deutschland mit einem Mitglied<br />

hinter doppelt vertretene Län<strong>der</strong> wie Senegal, Marokko, Ägypten,<br />

Mexiko <strong>und</strong> Ukraine zurück. Es sei denn, es gibt Nachwuchs,<br />

was nicht sehr wahrscheinlich ist.<br />

Claudia Bokel, die vom DOSB in das Rennen um vier IOC-<br />

Athletensitze geschickte Fechterin, ist keine aussichtsreiche<br />

Kandidatur. In Peking bekommt es die frühere Degen-Weltmeisterin<br />

bei <strong>der</strong> Athleten-Wahl mit Kalibern wie dem australischen<br />

Mehrfach-Olympiasieger im Schwimmen, Grant Hackett, zu tun.<br />

Schon <strong>der</strong> Leichtathlet Florian Schwarthoff (2004) <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Rodler Georg Hackl (2006) haben vergeblich versucht, wie <strong>der</strong><br />

Ru<strong>der</strong>er Roland Baar (2000 bis 2004) einen IOC-Platz zu gewinnen.<br />

An<strong>der</strong>e Optionen sind noch vager. Klaus Schormann hat<br />

seine Bewerbung über die Schiene <strong>der</strong> internationalen Verbände<br />

erneuert. Denen stehen 15 Plätze im IOC zu, zwei davon sind im<br />

Augenblick frei. Der 61 Jahre alte Präsident <strong>des</strong> Internationalen<br />

Verban<strong>des</strong> für Mo<strong>der</strong>nen Fünfkampf hofft nun, dass sein Einsatz<br />

beim Gestalten <strong>der</strong> pädagogisch-kulturellen Inhalte für die<br />

<strong>Olympischen</strong> Jugendspiele 2010 honoriert wird. Schormann<br />

schaffte beim IOC zudem das Kunststück, seinem kleinen Traditionsverband<br />

das olympische Überleben bis 2016 zu sichern.<br />

Was dann kommt, ist offen <strong>und</strong> auch, ob das IOC den Präsidenten<br />

eines Wackelkandidaten beruft.<br />

Eine weitere Möglichkeit hängt ab von Bach selbst, <strong>der</strong> 1991<br />

unabhängig von seinem Amt als Nachfolger von Willi Daume<br />

Klaus Schormann


gewählt wurde. Gäbe er seine DOSB-Präsidentschaft ab, würde<br />

sein Nachfolger eine große Chance auf IOC-Mitgliedschaft<br />

bekommen. Denn 15 Tickets gibt es auch für die Fraktion <strong>der</strong><br />

NOK-Präsidenten, <strong>und</strong> Vertreter starker nationaler Komitees<br />

haben ein erstes Anrecht. Nicht <strong>und</strong>enkbar wäre eine Rochade<br />

im deutschen Sport spätestens 2013, wenn sich Bach entschlösse,<br />

um die Nachfolge von Jacques Rogge zu kandidieren. Dazu<br />

hat Bach erst jüngst gesagt, die Frage einer Kandidatur stelle<br />

sich nicht. Und hinzugefügt: "Wenn es soweit ist, sage ich, ob<br />

ich es mir vorstellen kann."<br />

Nicht viel besser sieht die deutsche Repräsentanz im Bereich <strong>der</strong><br />

35 internationalen olympischen Sportverbände aus. Neben<br />

Schormann sind nur Ulrich Feldhoff (Kanu) <strong>und</strong> Josef Fendt<br />

(Rodeln) in führen<strong>der</strong> Funktion. Eine an<strong>der</strong>e Schlüsselposition,<br />

die Vizepräsidentschaft <strong>des</strong> Tübinger Sportsoziologen Helmut<br />

Digel im Internationalen Leichtathletik-Verband, ging im abgelaufenen<br />

Jahr verloren. Das hatte zwei beson<strong>der</strong>e Gründe. Zum<br />

einen versagte ihm sein nationaler Verband die Unterstützung.<br />

Zudem konnte Digel auf Dauer einem Wi<strong>der</strong>spruch nicht entkommen.<br />

Als Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> Kommission für Marketing <strong>und</strong><br />

Fernsehen war er Geldbeschaffer <strong>und</strong> als Vizepräsident Mitverantwortlicher<br />

für die hohen Preisgel<strong>der</strong> an die erfolgreichsten<br />

Athleten. Zugleich hat Digel als Kritiker <strong>und</strong> Mahner <strong>des</strong> Sports<br />

immer wie<strong>der</strong> den Zusammenhang zwischen Überkommerzialisierung<br />

<strong>und</strong> Doping gegeißelt.<br />

Die Unterrepräsentanz im internationalen Sport hat gr<strong>und</strong>sätzliche<br />

Ursachen. Es fehlt an Führungspersönlichkeiten <strong>und</strong><br />

Ulrich Feldhoff Josef Fendt<br />

langfristigen Strategien, um Einflussträger zu platzieren. Län<strong>der</strong><br />

wie Spanien, Italien, Frankreich <strong>und</strong> Japan seien da weit voraus,<br />

sagt Feldhoff. Geeignete Kandidaten würden dort ausgebildet<br />

<strong>und</strong> geför<strong>der</strong>t, auch im Zusammenspiel mit Politik <strong>und</strong> Wirtschaft,<br />

ergänzt Schormann. Daraus leitet DOSB-Vizepräsidentin<br />

Gudrun Doll-Tepper, die als Präsidentin <strong>des</strong> Weltrats für Sportwissenschaft<br />

<strong>und</strong> Leibeserziehung ebenfalls zu den wenigen<br />

deutschen Multiplikatoren im Weltsport gehört, die For<strong>der</strong>ung<br />

ab: Es müsse systematisch geschult werden, vor allem in Sprachen.<br />

Es müsse eine regelrechte Qualifikation geben. Das ist<br />

vorerst Wunschdenken, genauso wie eine wirksame Sportentwicklungshilfe<br />

als begleitende Maßnahme. Die Anfang <strong>der</strong> 60-er<br />

Jahre über das Außenministerium eingeführte, lange Zeit überaus<br />

effektive Entwicklungshilfe hat bisher 1.300 Maßnahmen<br />

geför<strong>der</strong>t. Über die Jahre ist sie fast zum Nichts geschmolzen,<br />

auf aktuell 2,8 Millionen Euro 2007 <strong>und</strong> nur noch fünf Projekte.<br />

Immerhin: 2008 soll sie um zwei Millionen steigen.<br />

So stellt sich die Außenwirkung <strong>des</strong> deutschen Sports als eine<br />

weitere Baustelle dar, auf <strong>der</strong> <strong>der</strong> DOSB in den nächsten Jahren<br />

Reparaturarbeiten leisten muss. Die größte könnte auf dem<br />

Feld <strong>des</strong> Glücksspiels liegen. Wenn <strong>der</strong> am 1. Januar in Kraft<br />

tretende Glücksspiel-Staatsvertrag nicht hält <strong>und</strong> <strong>der</strong> Wettmarkt<br />

liberalisiert werden muss, stellt sich dem Sport die<br />

Existenzfrage. Auf dem Spiel stehen bis zu 530 Millionen Euro,<br />

die dem Breitensport bisher im Jahr zugeflossen sind. In jedem<br />

Fall wird 2008 ein Jahr <strong>der</strong> vielfältigen Bewährung <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

mannigfachen Behauptung. Bewährung auch <strong>des</strong>halb, weil nun<br />

<strong>der</strong> Staat mit seinen Staatsanwaltschaften, Gerichten <strong>und</strong> dem<br />

Bun<strong>des</strong>kriminalamt<br />

in <strong>der</strong> Pflicht<br />

steht, das wahre<br />

Ausmaß <strong>des</strong><br />

Sportbetrugs ans<br />

Licht zu bringen.<br />

Der Behauptung<br />

<strong>des</strong> olympischen<br />

Leistungssports in<br />

<strong>der</strong> öffentlichen<br />

Wahrnehmung<br />

gegen den in den<br />

Medien zum<br />

Monopolisten<br />

gewordenen<br />

Fußball. Und <strong>der</strong><br />

Behauptung <strong>des</strong><br />

Sports als eine<br />

führende gesellschaftspolitische<br />

Kraft durch Hervorbringen<br />

all<br />

seiner Werte <strong>und</strong><br />

seines Werts.<br />

15


Am 24. Juli dieses Jahres hatte sich das Präsidium <strong>des</strong><br />

<strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong> Sportbun<strong>des</strong> (DOSB) gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

für eine Bewerbung um die <strong>Olympischen</strong> Winterspiele 2018<br />

ausgesprochen. Von diesem Tag an arbeitete ein Mann mit Hochdruck<br />

an <strong>der</strong> Aufgabe, bis zur Bewerbungsentscheidung durch das<br />

Plenum <strong>des</strong> DOSB am 8. Dezember in Hamburg ein überzeugen<strong>des</strong><br />

erstes Konzept für eine Kandidatur Münchens, Garmisch-Partenkirchens<br />

<strong>und</strong> Schönaus vorzulegen: Wilfrid Spronk, <strong>der</strong> von Münchens<br />

Oberbürgermeister Christian Ude beauftragte Koordinator<br />

sämtlicher Aktivitäten im Hinblick auf das nationale Votum. Der<br />

61-Jährige ist seit 1993 Chef <strong>des</strong> Münchner Olympiaparks, <strong>der</strong><br />

nach den Vorstellungen <strong>der</strong> Planer 46 Jahre nach den Sommer-<br />

spielen in <strong>der</strong> bayerischen Lan<strong>des</strong>hauptstadt noch mal olympisches<br />

Zentrum sein soll. Dass auch diesmal Optimismus Spronks<br />

ein treuer Weggefährte gewesen ist, haben die überwältigenden<br />

Voten pro Olympia 2018 im Münchner Stadtrat, dem Gemein<strong>der</strong>at<br />

von Garmisch-Partenkirchen <strong>und</strong> letztlich im DOSB gezeigt. Mit<br />

Wilfrid Spronk führte das "Olympische Feuer" (OF) das folgende<br />

Interview.<br />

OF: Olympische Winterspiele in <strong>der</strong> Stadt <strong>der</strong> Sommerspiele 1972:<br />

Die Idee zu diesem Projekt existiert ja nicht erst seit diesem Jahr.<br />

Können Sie sich erinnern, wer wann als Erster den Anstoß dazu<br />

gab?<br />

Spronk: Das werde ich nie vergessen. Es war in Calgary während<br />

<strong>der</strong> <strong>Olympischen</strong> Spiele 1988 bei einem Empfang im Anschluss an<br />

eine Präsentation Münchens für die Bewerbung um die Eiskunstlauf-WM<br />

1991. Da standen im <strong>Deutschen</strong> Haus in lockerer R<strong>und</strong>e<br />

zusammen Willi Daume, Münchens OB Georg Kronawitter, <strong>der</strong><br />

damalige Olympiaparkchef Werner Göhner, Klaus Kotter, Eiskunstlauf-Präsident<br />

Dieter Montag, ich selbst <strong>und</strong> einige Journalisten.<br />

Mit Blick auf die endlosen Fahrereien in Calgary <strong>und</strong> den 1992<br />

bevorstehenden in Albertville entstand das Bild einer möglichen<br />

Bewerbung Münchens. Das wurde dann anschließend erstmals<br />

auch publiziert.<br />

OF: Auf dem Tisch <strong>der</strong> Bewerbungskampagne liegt erstmal nur die<br />

vielerorts gelobte Machbarkeitsstudie <strong>des</strong> Planungsbüros Albert<br />

Speer. Der Schweizer Präsident <strong>des</strong> Ski-Weltverbands, Gian Franco<br />

Kasper, sprach von einem "Projekt, das begeistert". Was ist Ihrer<br />

Meinung nach das große Plus <strong>der</strong> Studie?<br />

Spronk: Das erste Plus ist die überzeugende Zustimmung von<br />

Innen- <strong>und</strong> Sportminister Wolfgang Schäuble <strong>und</strong> <strong>des</strong> DOSB-<br />

Präsidiums: Ja, die Spiele sind machbar. Die Untersuchungen von<br />

Speer <strong>und</strong> den vielen hinzugezogenen Fachleuten aus Verkehr,<br />

Umwelt <strong>und</strong> Unterbringung zeigen f<strong>und</strong>iert <strong>und</strong> in die Tiefe gehend,<br />

dass das Konzept, "Zwei Plus" genannt, weil zu München/Garmisch<br />

noch Schönau für Bob/Rodeln kommt, in den Hauptorten kompakt<br />

umgesetzt werden kann. Für München heißt das: Notwendig neue<br />

"Wir können selbstbewusst auftreten, was<br />

kein Wi<strong>der</strong>spruch zu Bescheidenheit ist"<br />

Wilfrid Spronk, Koordinator <strong>der</strong> Bewerbung Münchens um die <strong>Olympischen</strong> Winterspiele 2018<br />

16<br />

Sportstätten unter Einbeziehung <strong>der</strong> alten von den Spielen 1972<br />

können im Olympiapark o<strong>der</strong> in unmittelbarer Nähe realisiert<br />

werden. Und was noch wichtiger ist in meinen Augen: Es ist nicht<br />

nur eine Lösung untersucht worden, son<strong>der</strong>n auch brauchbare<br />

Alternativen. Das ist wichtig in den nächsten Monaten, wenn es in<br />

die Fachberatungen <strong>der</strong> kommunalen Ausschüsse geht. Das gleiche<br />

gilt für Garmisch-Partenkirchen.<br />

OF: Sie haben, weil das IOC darauf großen Wert legt, die Kompaktheit<br />

<strong>des</strong> Konzepts mit den Orten München <strong>und</strong> Garmisch als<br />

Schwerpunkt erwähnt. Es war freilich schon zu hören, das abseits<br />

<strong>der</strong> Achse München-Garmisch liegende Schönau/Königssee für Bob,<br />

Rodel <strong>und</strong> Skeleton könnte sich doch als Bewerbungshandicap<br />

erweisen. Wie sehen Sie das?<br />

Spronk: Das IOC weist in seinen Richtlinien ausdrücklich darauf<br />

hin, dass einerseits Kompaktheit erfor<strong>der</strong>lich ist, dass aber, was<br />

gerade die Bobbahn angeht, unter Umweltgesichtspunkten eine<br />

bereits vorhandene <strong>und</strong> nicht in <strong>der</strong> direkten Achse liegende<br />

Anlage ohne Reduzierung <strong>der</strong> Wertigkeit <strong>des</strong> Konzepts akzeptiert<br />

wird. Es soll verhin<strong>der</strong>t werden, dass ohne Not eine solche Bahn in<br />

die Natur gebaut wird. Es gibt ganz aktuelle Äußerungen von<br />

Wintersportvertretern im IOC <strong>und</strong> <strong>des</strong> Bobpräsidenten, dass es gar<br />

nicht zu verantworten wäre, wenn das Münchner Konzept die<br />

Bahn am Königssee links liegen ließe, um ein neues Projekt zu<br />

realisieren. Es mache keinen Sinn, eine weitere Bahn in Deutschland<br />

zu bauen.<br />

OF-INTERVIEW


OF: Die Begehrlichkeiten an<strong>der</strong>er bayerischer Gemeinden <strong>und</strong><br />

Regionen mit erstklassigen Sportstätten - Oberstdorf, Inzell, Ruhpolding,<br />

Bayerischer Wald - sowie <strong>der</strong>en politischer Lobbyisten<br />

waren groß. Münchens OB Christian Ude hatte in<strong>des</strong> gewarnt: "Wer<br />

zu viele ins Boot holt, kann damit untergehen". Wie konnte es<br />

gelingen, diese Orte letztlich zu Gunsten von München-Garmisch<br />

"ruhig zu stellen"?<br />

Spronk: Das ist dem engen Schulterschluss über die Parteigrenzen<br />

hinweg zu verdanken: Zwischen den Wintersportverbänden, <strong>der</strong><br />

Lan<strong>des</strong>hauptstadt München <strong>und</strong> dem Freistaat Bayern. Alle haben<br />

verstanden, dass nur ein extrem kompaktes Konzept erfolgreich sein<br />

kann. Sport <strong>und</strong> Politik<br />

haben den genannten Orten<br />

ein Signal gesetzt: Sie<br />

werden auch in den nächsten<br />

Jahren Weltmeisterschaften<br />

bekommen <strong>und</strong><br />

ihren Status als Leistungszentren<br />

nicht verlieren.<br />

OF: Ökologie spielt bei<br />

Olympiabewerbungen eine<br />

immer größere Rolle. Wie<br />

umweltverträglich ist das<br />

Münchner Konzept?<br />

Spronk: Richtig, Umweltthemen/Klimaschutzerhalten<br />

immer mehr Einfluss.<br />

Selbstredend fließen diese<br />

Gesichtspunkte bei unserer Bewerbung nicht nur einfach ein, so als<br />

Willensbek<strong>und</strong>ungen, son<strong>der</strong>n es ist unser Ziel, mit ganz konkreten<br />

Maßnahmen ein beson<strong>der</strong>es Augenmerk auf die Bewerbung zu<br />

lenken. Die vor kurzen bei <strong>der</strong> IOC-Umweltkonferenz in Peking<br />

erarbeiteten Maßnahmen werden in <strong>der</strong> Bewerbung berücksichtigt.<br />

Für die Alpinski-WM 2011 in Garmisch wurden massive Umweltschutzaktivitäten<br />

beschlossen. Wir wollen dann, ein halbes Jahr vor<br />

<strong>der</strong> Wahl zum Olympiaort 2018, zeigen, dass <strong>der</strong>artige Maßnahmen<br />

nicht nur angekündigt werden, son<strong>der</strong>n auch realisiert worden sind.<br />

OF: Kommen wir zum Geld. Für die Bewerbungskampagne 1972<br />

hatte München weniger als 500.000 Mark ausgegeben. Jetzt verschlingt<br />

allein die Machbarkeitsstudie schon 600.000 Euro. Die<br />

Kosten für die Kampagne bis 2011 werden zurzeit mit 30 Millionen<br />

Euro angegeben. Ist die Bereitstellung dieser Summe das mögliche<br />

Hauptproblem, wo soll das Geld herkommen?<br />

Spronk: Die Zahlen zeigen sehr deutlich, welche Entwicklung<br />

<strong>der</strong>artige Verfahren genommen haben. Das kann nicht mehr verglichen<br />

werden. Es ist zudem müßig, jetzt in eine Diskussion einzutreten,<br />

ob denn das alles so sinnvoll ist. Es ist lei<strong>der</strong> Fakt: Die Spiele<br />

haben heute eine ganz an<strong>der</strong>e finanzielle Dimension. Richtig ist: 30<br />

Millionen plus sind für die Bewerbung notwendig. Sie sollen, so das<br />

erklärte Ziel <strong>der</strong> Bewerbergemeinden <strong>und</strong> <strong>des</strong> DOSB, aus <strong>der</strong> privaten<br />

Wirtschaft rekrutiert werden. Da gibt es bereits eine ganze<br />

Reihe von sehr positiven Signalen. Und Regierung <strong>und</strong> DOSB haben<br />

zugesagt, bei <strong>der</strong> Suche nach För<strong>der</strong>ern behilflich zu sein.<br />

OF-INTERVIEW<br />

OF: Sowohl Münchens Alt-Oberbürgermeister Jochen Vogel als<br />

auch Sie plädieren dafür, ein großes Maß an Bescheidenheit einzubringen.<br />

So sympathisch dieser Gedanke ist, er steht im Wi<strong>der</strong>spruch<br />

zu den 30 Millionen. Kann man damit heutzutage wirklich<br />

punkten? Diejenigen, die am meisten protzten, haben beispielsweise<br />

die Winterspiele 2014 bekommen, Sotschi.<br />

Spronk: Bescheidenheit heißt ja nicht falsche Zurückhaltung.<br />

Bescheidenheit aus meinem Blickwinkel heißt: Man muss zunächst<br />

eine Basis schaffen, um f<strong>und</strong>iert werben zu können. Nicht ins Leere<br />

hinein planen <strong>und</strong> groß erklären, wir werden schon zeigen, dass wir<br />

es können, gebt uns nur erst mal grünes Licht. Mir san mir, das<br />

werden wir schon hinlegen - solch euphorische Töne waren ja<br />

schon zu hören. Davor habe ich gewarnt. Ich bin ein bisschen stolz,<br />

dass das erste Konzept aufgegangen ist, nachdem wir uns bis zum<br />

22. Oktober, als die ersten Eckdaten vorgestellt wurden, sehr zurückgehalten<br />

haben. Jetzt können wir selbstbewusst auftreten, was kein<br />

Wi<strong>der</strong>spruch zu Bescheidenheit ist. Ich glaube, München bringt<br />

nach <strong>der</strong> hohen Zustimmung von Hamburg <strong>und</strong> dem sich abzeichnenden<br />

Rückhalt <strong>der</strong> Wirtschaft auch international viel Pf<strong>und</strong>e mit.<br />

OF: Wie steht es um den Rückhalt in <strong>der</strong> Öffentlichkeit <strong>und</strong> in <strong>der</strong><br />

Politik, ein Thema, auf das beim IOC großer Wert gelegt wird. In<br />

München ergab Ende November eine Umfrage: fast 70 Prozent pro<br />

Bewerbung, 17,9 gegen sie. Besteht die Gefahr, dass die Bewerbung<br />

durch politisches Hickhack um einzelne Punkte <strong>des</strong> Konzepts<br />

beschädigt wird? München befindet sich schließlich demnächst im<br />

Kommunalwahlkampf.<br />

Spronk: Führt man sich das Münchner Stadtratsvotum mit nur<br />

einer Gegenstimme vor Augen <strong>und</strong> die Abstimmung in Garmisch<br />

<strong>und</strong> schaut hinter die Kulissen, was ich intensiv gemacht habe,<br />

dann beeindruckt <strong>der</strong> enge Schulterschluss, um diesen Traum<br />

Wirklichkeit werden zu lassen. Ob <strong>der</strong> eine o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e versucht,<br />

Kapital aus Unklarheiten zu schlagen, lasse ich dahingestellt. In viel<br />

größerem Umfang als bisher bei <strong>der</strong> Machbarkeitsstudie werden alle<br />

kommunalpolitischen Gremien bei <strong>der</strong> Realisierung <strong>des</strong> Konzepts<br />

eingeb<strong>und</strong>en. Dann sind die üblichen politischen Diskussionen<br />

natürlich nicht ausgeschlossen.<br />

OF: Querelen, wie sie bei <strong>der</strong> Bewerbung Leipzigs für 2012 an <strong>der</strong><br />

Tagesordnung waren, sind nicht zu befürchten?<br />

Spronk: Wer aus Leipzig nichts gelernt hat, hat in unserer Planung<br />

nichts zu suchen. Es gibt deutliche Empfehlungen <strong>des</strong> IOC zur Frage,<br />

wer in einem Bewerbungskomitee mitarbeiten kann: Nur die Besten.<br />

OF: Deutschland hat seit 1986 drei Olympiabewerbungen in den<br />

Sand gesetzt. Wie sind die Münchner Chancen einzuschätzen?<br />

Spronk: Ich unterscheide zwischen Empfinden <strong>und</strong> Wirklichkeit.<br />

Was uns international ungefragt an Botschaften erreicht, ist ermutigend<br />

<strong>und</strong> motivierend für das Bewerberteam. Nur, überbewerten<br />

darf man sie nicht, bedeuten sie doch, dass Erwartungen extrem<br />

hoch gestellt werden. Für mich ist spannend zu beobachten, wie<br />

folgen<strong>des</strong> Argument in die Entscheidung einbezogen wird: Mit<br />

München tritt erstmals in <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> olympischen Neuzeit<br />

eine Stadt an, die in ihrem Konzept zur Wie<strong>der</strong>wahl lebendige,<br />

17


funktionierende Sportstätten anbietet, die vor 30 bis 40 Jahren<br />

schon einmal bei <strong>Olympischen</strong> Spielen benutzt wurden. Es heißt, <strong>der</strong><br />

olympische Geist ist in <strong>der</strong> Stadt München zu Hause. In wie vielen<br />

Städten hat <strong>der</strong> Geist die Koffer gepackt, als die Schlussfeier zu<br />

Ende war! In München ist er nicht nur in <strong>der</strong> visionären Empfindung<br />

geblieben, nein, diese Stadt hat die Sportstätten im Sinne <strong>der</strong><br />

<strong>Olympischen</strong> Idee erhalten <strong>und</strong> getragen. Die Münchner Gesellschaft<br />

hat von <strong>der</strong> ersten Minute bis heute das Leben in diesem Park<br />

erhalten. Derlei muss ein Mitbewerber erstmal präsentieren.<br />

OF: Weiß man, wer gegen München antritt?<br />

Spronk: Es gibt ein Signal aus Norwegen mit Tromsö, eine Andeutung<br />

aus Reno/USA. Ansonsten sind es nur Gerüchte. Wer auch<br />

immer, München ist in seiner Planung am weitesten.<br />

D<br />

reimal in den vergangenen zwei Jahrzehnten haben <strong>der</strong> deutsche<br />

Sport <strong>und</strong> seine Partner eine Olympiabewerbung in den<br />

Sand gesetzt, für 1992, 2000 <strong>und</strong> 2012. Die vielschichtigen Gründe<br />

für die zum Teil <strong>des</strong>aströsen Abstimmungsnie<strong>der</strong>lagen beim IOC<br />

gipfelten in verhängnisvoller Selbstüberschätzung <strong>und</strong> törichter<br />

Verkennung <strong>der</strong> olympischen Realität: Alle drei Kampagnen waren,<br />

Hand aufs Herz, von Haus aus als aussichtslos abgestempelt. Erst<br />

beim vierten Anlauf lässt sich ein wirklich essentielles Bewerbungsbestreben<br />

erkennen: Erfolgsorientierung. Winterolympia 2018 in<br />

München <strong>und</strong> Garmisch-Partenkirchen macht nur unter einem<br />

einzigen Aspekt keinen Sinn, einem freilich nicht unwesentlichen.<br />

Gemeint ist <strong>der</strong> Vorgänger 2014, Sotschi, das nur Schmalspurgeografen<br />

auf den asiatischen Kontinent verorten, das aber, weil im<br />

europäischen Teil Russlands gelegen, die Münchner Ambitionen<br />

behin<strong>der</strong>t, legt man die olympische Wahlarithmetik zugr<strong>und</strong>e, <strong>der</strong><br />

zu Folge selten ein Erdteil zweimal hintereinan<strong>der</strong> Winterspiele<br />

zugesprochen bekommt (zuletzt Europa 1992/94).<br />

Davon abgesehen steckt hinter <strong>der</strong> München-Bewerbung nachvollziehbares<br />

Kalkül. Die <strong>Deutschen</strong>, so hat es den Anschein, wollen<br />

nach mehr als drei Jahrzehnten <strong>der</strong> Abstinenz wie<strong>der</strong> Olympische<br />

Spiele. Eine Bewerbung läge im "gesamtdeutschen Interesse", hat<br />

Innen- <strong>und</strong> Sportminister Schäuble gesagt. Wie also an sie heran<br />

kommen angesichts <strong>des</strong> großen Gedränges am Futtertrog <strong>des</strong> IOC?<br />

Winterspiele sind vermutlich leichter "zu haben". Sommerkandidaten<br />

wie Berlin <strong>und</strong> Hamburg müssen sich demnach in eine ewig<br />

lange Warteschleife abdrängen lassen, zumal sie frühestens 2013<br />

für 2020 antreten könnten. 2013 in<strong>des</strong> steht auch eine nicht<br />

unmögliche deutsche Kandidatur für den IOC-Vorsitz im Raum. Nur:<br />

Zweimal Deutschland in einem Jahr wird sich das IOC kaum zumuten.<br />

Zum Kalkül zählt ferner: Die große deutsche Wintersportnation<br />

hatte die Spiele in Eis <strong>und</strong> Schnee erst einmal, 1936, wäre also an<br />

<strong>der</strong> Reihe.<br />

Was München 2018 vor an<strong>der</strong>en (noch nicht bekannten) Konkurrenten<br />

schon gleich beim Startschuss gute Form bescheinigt, ist die<br />

18<br />

OF: Zum Schluss noch eine sehr persönliche Frage: Der Olympiapark<br />

rückt durch die Bewerbung noch einmal weltweit in den Mittelpunkt.<br />

Wie groß ist für Sie als Chef <strong>des</strong> Olympiaparks, <strong>der</strong> vor zwei<br />

Jahren den Auszug <strong>des</strong> Fußballs aus dem Olympiastadion hinnehmen<br />

musste, die Genugtuung über die Aufwertung?<br />

Spronk: So wie mein gesamtes Team bin auch ich unglaublich stolz,<br />

dass plötzlich diese Olympische Idee hier wie<strong>der</strong> so nahe gerückt ist.<br />

Gerade für die jungen Menschen, die im Olympiapark mitarbeiten<br />

<strong>und</strong> durch den Auszug <strong>des</strong> Fußballs ihre Zweifel hatten, was denn<br />

noch passieren wird, ist das eine unvorstellbare Vision <strong>und</strong> Motivation.<br />

Das Interview führte: Michael Gernandt<br />

Erfolgsorientierung<br />

Qualität <strong>des</strong> ersten Konzepts. Es konzentriert sich - ganz wichtig<br />

nach <strong>der</strong> Dislozierung von Turin 2006 - auf die Kompaktheit <strong>der</strong><br />

Anlagen <strong>und</strong> weiß hohe Zustimmungsraten in Stadt- <strong>und</strong> Gemein<strong>der</strong>äten<br />

<strong>der</strong> beteiligten Kommunen hinter sich. Reizvoll ist zudem<br />

<strong>der</strong> Charme <strong>des</strong> Vorhabens. Er spiegelt sich freilich nur vor<strong>der</strong>gründig<br />

in dem Faktum wi<strong>der</strong>, dass bisher nie eine Stadt <strong>der</strong> Sommerspiele<br />

auch Winterolympia ausrichtete. Tiefer greift <strong>der</strong> Hinweis <strong>des</strong><br />

Münchner Koordinators Spronk, noch nie habe ein Olympiabewerber<br />

in seinem Konzept zur Wie<strong>der</strong>wahl "lebendige, funktionierende<br />

Sportstätten angeboten, die vor 30 bis 40 Jahren schon einmal für<br />

Olympische Spiele benutzt wurden". Derlei kann dem hohen<br />

Umweltstandards <strong>und</strong> Nachhaltigkeit verpflichteten IOC eigentlich<br />

nicht einerlei sein.<br />

Der tatsächliche Wert dieser Trümpfe hängt nicht nur von <strong>der</strong><br />

Ausgestaltung <strong>der</strong> Machbarkeitsstudie ab. Darüber hinaus wichtig<br />

für München wird sein, welche personelle Qualität sein Bewerbungskomitee<br />

besitzt, wie es die lange Zeit bis zur Wahl 2011<br />

atmosphärisch bewältigt <strong>und</strong> wie es um das Netzwerk bestellt ist,<br />

das es international knüpfen muss. Auf diesen Fel<strong>der</strong>n unterliefen in<br />

Berlin <strong>und</strong> Leipzig entscheidende Fehler. Sie dürfen sich nicht<br />

wie<strong>der</strong>holen. Klippen sind: Die sicher aufkommende Kosten-Nutzenrechnung<br />

<strong>und</strong> eine Neiddebatte über die Frage, warum schon<br />

wie<strong>der</strong> Unmengen an Steuergel<strong>der</strong>n nach München umgeleitet<br />

werden. Und wie steht es um den <strong>der</strong>zeit demonstrierten Schulterschluss<br />

<strong>der</strong> Parteien, wenn das Thema Olympia in die bayerischen<br />

Kommunal- <strong>und</strong> Lan<strong>des</strong>tagswahlkämpfe 2008/2009 rutschen sollte?<br />

Sei`s drum, am Ende empfiehlt es sich, einen persönlichen Ehrgeiz<br />

<strong>des</strong> Münchner Stadtoberhaupts nicht gering zu schätzen. Christian<br />

Ude, vermuten wir mal, möchte es seinem berühmten Mentor<br />

gleichtun: Alt-Oberbürgermeister Jochen Vogel setzte "München<br />

1972" im ersten Anlauf durch.<br />

Michael Gernandt


Über das Olympiaklima in Deutschland<br />

N<br />

un also haben die Münchner Brief <strong>und</strong> Siegel bekommen für ihre<br />

Bewerbung um die <strong>Olympischen</strong> Winterspiele 2018. Dieses<br />

Vorhaben ist, wie man weiß, eine große Herausfor<strong>der</strong>ung mit tausend<br />

Fragen, die alle in die eine münden: Erhalten zwei bayerische Gemeinden<br />

noch einmal auf Anhieb den Zuschlag <strong>des</strong> IOC? 1936 war Winterolympia<br />

<strong>der</strong> durch die Nazis zwangsvereinigten Dörfer Garmisch <strong>und</strong><br />

Partenkirchen gleichsam in den Schoss gefallen: Winterwettkämpfe<br />

hatte das IOC damals noch an den Ausrichter <strong>der</strong> Sommerspiele (Berlin)<br />

gekoppelt. Für Sommer 1972 fiel <strong>der</strong> Sieg dem Bewerberneuling<br />

München schon schwerer, am Charisma <strong>der</strong> Überzeugungstäter<br />

Daume <strong>und</strong> Vogel prallte die Konkurrenz jedoch ab. Heutzutage ist<br />

eine Bewerbung ein Hin<strong>der</strong>nislauf son<strong>der</strong>gleichen, Stolpern inbegriffen.<br />

Berchtesgaden (für 1992), Berlin (2000) <strong>und</strong> Leipzig (2012) haben<br />

sich dabei arg weh getan.<br />

Sich dieser Reinfälle vor dem Anlauf Münchens auf das Ziel 2018<br />

bewusst zu werden, erscheint <strong>des</strong>halb angebracht. Hilfestellung bei <strong>der</strong><br />

Rückschau leistet die bemerkenswerte Dissertation <strong>des</strong> Olympiamedaillengewinners<br />

im Schwimmen 1992/1996 <strong>und</strong> heutigen Vizepräsidenten<br />

<strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong> Gesellschaft (DOG), Christian Tröger,<br />

38, aus München. Mit dem Thema "Olympia - im Spannungsfeld von<br />

Mythos <strong>und</strong> Marke" erlangte er vor einem Jahr den Doktorgrad <strong>der</strong><br />

philosophischen Fakultät <strong>der</strong> Universität <strong>des</strong> Saarlands. Plateau <strong>der</strong><br />

Arbeit bildet die Gr<strong>und</strong>satzfrage, ob die "originäre Zielsetzung <strong>der</strong><br />

olympischen Idee in Gefahr gerät, im Verdrängungswettbewerb<br />

ökonomischer <strong>und</strong> machtpolitischer Interessen aus dem Auge verloren<br />

zu werden". Tröger meint, die Frage "<strong>der</strong> dauerhaften Tragfähigkeit<br />

Olympischer Spiele" rücke angesichts <strong>der</strong> "auf ein Ende <strong>der</strong> Aufwärtsentwicklung<br />

hinweisenden Indikatoren" in den Mittelpunkt.<br />

Kern <strong>der</strong> Dissertation jedoch sind die Ergebnisse dreier empirischer<br />

Untersuchungen, die das ehemalige Nationale Olympische Komitee<br />

(NOK) in Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> Gesellschaft für Konsumforschung<br />

(GfK) in Nürnberg im Zeitraum zwischen 2002 <strong>und</strong> 2004 durchgeführt<br />

hat, als sich fünf deutsche Städte für die Spiele 2012 interessierten<br />

<strong>und</strong> eine <strong>der</strong> international aussichtslosesten das nationale Ausscheidungsrennen<br />

gewann: Leipzig. Befragt wurden: 5.500 Menschen in<br />

den Regionen <strong>der</strong> Kandidaten Düsseldorf, Hamburg, Stuttgart, Frankfurt<br />

<strong>und</strong> Leipzig zu ihrer Gr<strong>und</strong>einstellung zu Olympia <strong>und</strong> dem<br />

Projekt 2012; die fünf Oberbürgermeister dieser Städte zu ihren hinter<br />

<strong>der</strong> Bewerbung stehenden Beweggründen, zu den Attributen, die sie<br />

mit Olympia verbinden <strong>und</strong> zu den Parametern, die den Mythos<br />

Olympia begrenzen können; schließlich 140 Personen ("Olympia-<br />

Experten") aus den Bereichen Olympia-Athleten, Sportfunktionäre,<br />

Medien <strong>und</strong> Sportstudenten zu Fragen wie: Umgibt die Spiele ein<br />

Mythos? Werden die Spiele als Marke verstanden? Welche Parameter<br />

begrenzen das Gesamtbild Olympias <strong>und</strong> welche Entwicklungslinien<br />

lassen sich feststellen? Wie ist die Einstellung zur deutschen Bewerbung<br />

2012?<br />

Die Auswertung <strong>der</strong> Befragung ergab nicht nur ein repräsentatives,<br />

son<strong>der</strong>n auch ein klares Bild <strong>des</strong>sen, wie die <strong>Deutschen</strong> das olympische<br />

Spannungsfeld zwischen (immer noch existierendem) Mythos <strong>und</strong><br />

(zunehmend relevanteren) Marke definieren. Die Untersuchungsergebnisse<br />

beschreiben zudem treffend das Klima hier zu Lande in Bezug<br />

auf das Faszinosum Olympia. Die wichtigsten Antworten <strong>der</strong> Erhebung,<br />

grob skizziert, sind:<br />

� Olympia besitzt eine klare Alleinstellung, 76 Prozent <strong>der</strong> Athleten<br />

definieren die Teilnahme o<strong>der</strong> den Sieg bei Olympia als höchstes<br />

sportliches Ziel.<br />

� Mehr als 94 Prozent <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> Olympia-Experten sagen:<br />

Olympia umgibt ein "ganz beson<strong>der</strong>er" Mythos.<br />

� Olympia wird zunehmend als Marke wahrgenommen.<br />

� Die Olympische Bewegung kann in <strong>der</strong> Bevölkerung auf ein breites<br />

F<strong>und</strong>ament <strong>des</strong> Vertrauens bauen.<br />

� Für die Oberbürgermeister gilt Olympia als Podium zur Darstellung<br />

<strong>der</strong> Vorteile ihrer Stadt <strong>und</strong> als adäquates Instrumentarium zur<br />

Verfolgung ihrer Interessen. Eine Bewerbung führt zur Vermittlung<br />

positiver städtischer Werte <strong>und</strong> zur Generierung ökonomischer<br />

Vorteile.<br />

� Alle drei Befragungsgruppen liefern Zustimmungsraten für Leipzig<br />

von etwa 90 Prozent, aber nur je<strong>der</strong> Fünfte schätzt die internationalen<br />

Erfolgschancen <strong>der</strong> Sachsen höher als 50 Prozent ein (ein frühes<br />

Indiz für die Aussichtslosigkeit <strong>der</strong> Bewerbung).<br />

Auch Bedenkenträger verschaffen sich in <strong>der</strong> Studie Raum. So werden<br />

Problemfel<strong>der</strong> wie Korruption, Doping, zunehmende Kommerzialisierung<br />

<strong>und</strong> Gigantismus als "möglicher Hemmschuh für die Fortsetzung<br />

<strong>der</strong> Erfolgsstory von Olympia" (Tröger) beurteilt. Nur 16 Prozent <strong>der</strong><br />

5.500 aus <strong>der</strong> ersten Befragungsgruppe sehen in <strong>der</strong> anwachsenden<br />

Vermarktung keine Gefährdung <strong>des</strong> Olympiamythos. An das Internationale<br />

Olympische Komitee (IOC) ergehen daher folgende Mahnungen:<br />

Es darf sich mo<strong>der</strong>nen Erkenntnissen <strong>der</strong> marktorientierten<br />

Unternehmensführung nicht länger verschließen. Kurzfristige (wirtschaftliche)<br />

Interessen dürfen das ursprüngliche F<strong>und</strong>ament von<br />

Olympia nicht existenziell gefährden. Das IOC muss alles daran setzen,<br />

sein Sympathiepotenzial zu pflegen. Der Mythos Olympia ist dabei als<br />

ein substantielles Gut zu respektieren.<br />

Mag <strong>der</strong> Inhalt <strong>der</strong> Trögerschen Doktorarbeit, die auch als olympisches<br />

Geschichts- <strong>und</strong> Lesebuch verstanden werden kann, demnächst vier<br />

Jahre alt sein, die in ihr festgehaltenen Ergebnisse sind Beleg für das<br />

Olympiaklima in Deutschland, das auch Richtung 2011, wenn das IOC<br />

sich für 2018 festlegt, kaum an Wirksamkeit verlieren dürfte. Münchens<br />

Bewerber sollten also mal reinschauen in den Band, <strong>der</strong> aus<br />

einem diplomierten Schwimmer einen promovierten gemacht hat.<br />

WADA-Wahrheiten<br />

Michael Gernandt<br />

ass die Politik im Kampf gegen die Doping-Seuche ein unverzichtbarer<br />

Partner <strong>des</strong> Sports ist, kann niemand bestreiten.<br />

Zweifel sind jedoch angebracht, ob die Politik ihre Rolle immer mit <strong>der</strong><br />

notwendigen Kompetenz <strong>und</strong> Konsequenz spielt. Im Zusammenhang<br />

mit <strong>der</strong> Welt-Anti-Doping-Agentur WADA, die bei ihrer dritten Vollver-<br />

OF-KOMMENT<br />

OF-KOMMENTARE<br />

D<br />

ARE 19


sammlung in Madrid ihren neuen Anti-Doping-Code auf den Weg<br />

gebracht hat, muss das bezweifelt werden. Die Politik ist verantwortlich<br />

dafür, dass mit ihrem Machtgerangel um die Nachfolge von<br />

Richard Po<strong>und</strong> als WADA-Chef die wichtige Sache durch einen unsäglichen<br />

Personenstreit in den Hintergr<strong>und</strong> geriet. Und es ist festzuhalten,<br />

dass <strong>der</strong> Parlamentarische Innenstaatssekretär Christoph Bergner<br />

daran einen Anteil hatte.<br />

Festzuhalten ist auch, dass die 1999 gegründete WADA noch ein Kind<br />

<strong>des</strong> umstrittenen IOC-Präsidenten Juan Antonio Samaranch ist. Wie<br />

bei <strong>der</strong> Gründung <strong>des</strong> Internationalen Sportgerichtshofs CAS 1983<br />

dachte sich <strong>der</strong> Spanier die WADA als ein Instrument seiner Herrschaft<br />

im Weltsport. Das erfüllte sich nicht beim CAS, den Samaranch zehn<br />

Jahre später in die Unabhängigkeit entlassen musste. Und das ging<br />

schief bei <strong>der</strong> WADA. Die zu Tisch gebetene Politik verlangte Parität,<br />

<strong>und</strong> so entstand 2003 <strong>der</strong> erste von ihr formulierte Anti-Doping-Code.<br />

Bis dahin gab die Medizinische Kommission <strong>des</strong> IOC die Regel für den<br />

internationalen Kampf gegen Doping vor.<br />

Samaranch beför<strong>der</strong>te mit Po<strong>und</strong> jenen Mann zum WADA-Gründungsvorsitzenden,<br />

<strong>der</strong> ihm über 16 Jahre im IOC-Exekutivkomitee gedient<br />

<strong>und</strong> als Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> Fernseh- <strong>und</strong> Marketingkommission<br />

jene Milliarden besorgt hatte, mit denen <strong>der</strong> Spanier sein olympisches<br />

Reich festigen <strong>und</strong> ausbauen konnte. Als Kämpfer gegen Doping war<br />

<strong>der</strong> Kommerzialisierer Po<strong>und</strong> bis dahin nicht hervorgetreten. Das<br />

än<strong>der</strong>te sich erst mit <strong>der</strong> Ablösung Samaranchs 2001 durch Jacques<br />

Rogge. Po<strong>und</strong>, <strong>der</strong> dem Belgier <strong>und</strong> sogar auch dem später wegen<br />

Korruption verurteilten Südkoreaner Kim Un Yong nach einem heftigen<br />

Wahlkampf um die Präsidentschaft unterlegen war, zog sich verbittert<br />

aus <strong>der</strong> aktiven IOC-Arbeit zurück <strong>und</strong> baute die WADA zu<br />

seiner Machtposition aus. Dazu gehörte, ihre Verwaltung in seiner<br />

Heimatstadt Montreal anzusiedeln, in großem Abstand zu <strong>der</strong> olympischen<br />

Kapitale Lausanne. Dazu gehörte nicht, Po<strong>und</strong>s Begehr nachzukommen,<br />

sich den Job mit einer erheblichen Summe bezahlen zu<br />

lassen.<br />

Po<strong>und</strong> suchte die Allianz mit <strong>der</strong> Politik <strong>und</strong> den Streit mit den Fraktionen<br />

<strong>des</strong> Sports. Der war teilweise so heftig, dass im IOC sogar die<br />

For<strong>der</strong>ung erhoben wurde, Rogge möge den Kollegen Po<strong>und</strong> von <strong>der</strong><br />

WADA abziehen. Tatsächlich fand <strong>der</strong> Kanadier auch bei <strong>der</strong> Politik nur<br />

mäßige Unterstützung. Über die Jahre war sie ein säumiger Zahler,<br />

sodass das IOC die Arbeitsfähigkeit <strong>der</strong> Agentur durch zusätzliche<br />

Zahlungen aufrechterhalten musste. Viel eindeutiger belegen zwei<br />

Zahlen aus <strong>der</strong> Gegenwart, wie unzureichend die Politik den Kampf<br />

gegen Doping angenommen hat. Nur 70 von 190 Staaten haben sich<br />

innerhalb <strong>der</strong> letzten vier Jahre über eine UNESCO-Konvention verpflichtet,<br />

die WADA-Regeln zu akzeptieren.<br />

Der Sport ein störrischer, manchmal auch blockieren<strong>der</strong> Partner - die<br />

Politik ein teilweise uninteressierter Verweigerer. Zwischen diesen<br />

Positionen hat sich Po<strong>und</strong> über acht Jahre als Unabhängiger profiliert<br />

<strong>und</strong> dem internationalen Kampf gegen Doping ein F<strong>und</strong>ament<br />

geschaffen. Nun folgt dem durchsetzungsstarken Sportmanager<br />

Po<strong>und</strong> <strong>der</strong> Politikprofi <strong>und</strong> ehemalige Finanzminister John Fahy aus<br />

Australien. Für die nützliche, aber immer noch min<strong>der</strong> bemittelte<br />

WADA muss das kein Nachteil sein.<br />

Günter Deister<br />

20<br />

Sport - kultureller Baustein<br />

<strong>des</strong> mo<strong>der</strong>nen Lebens<br />

M<br />

an kann es nicht oft genug wie<strong>der</strong>holen: <strong>der</strong> Sport gehört zur<br />

Kultur! Wir müssen die Tradition ablösen, die den Kulturbegriff<br />

an herkömmliche Institutionen wie Theater <strong>und</strong> Musik, Bibliothek <strong>und</strong><br />

Bil<strong>der</strong> binden möchte. Kultur (<strong>und</strong> damit <strong>der</strong> Sport für alle) - das geht<br />

leicht von <strong>der</strong> Zunge, ist ein süffiges Postulat. Doch wenn es nicht<br />

Postulat bleiben soll, braucht es uns alle, Überzeugungskraft <strong>und</strong><br />

Geld.<br />

Kulturelle Angebote - <strong>und</strong> damit auch <strong>der</strong> Sport - dürfen we<strong>der</strong><br />

bestehende Privilegien bestätigen noch neue Vorurteile aufrichten.<br />

Eine demokratische Kulturpolitik kann nicht nur von formalen Angeboten<br />

für alle ausgehen, son<strong>der</strong>n muss sie auch als demokratischen<br />

Prozess begreifen. Angesprochen werden damit alle Bürger - die<br />

eigentlichen Kulturträger dürfen sich nicht gegeneinan<strong>der</strong> abgrenzen,<br />

die Musiker nicht gegen die Sportler aufstehen, die Sportler nicht gegen<br />

die Theaterleute antreten o<strong>der</strong> die Technologen nicht die Geisteswissenschaftler<br />

ausstechen wollen. Alle gehören zusammen!<br />

Der Kulturbestandteil Sport ist ein Abbild <strong>der</strong> industriellen Welt <strong>und</strong><br />

ihrer Gesellschaft. Sport wurde zum Ausgleichsfaktor <strong>und</strong> mehr als<br />

das: unerlässliche Ergänzung <strong>der</strong> menschlichen Existenz! Arbeit <strong>und</strong><br />

menschliches Leben vor allem in den Städten sind heute von Jugend<br />

auf in mechanisierte, monotone, entwicklungshemmende <strong>und</strong> lebensfeindliche<br />

Teilfunktionen mit ungenügenden, unnatürlichen <strong>und</strong><br />

höchst einseitigen Belastungen aufgespalten. Alles steht im Spannungsfeld<br />

zwischen Bedürfnis <strong>und</strong> Wirklichkeit. Sport ist ein Angebot,<br />

das den Alltag <strong>der</strong> Menschen ergänzen <strong>und</strong> aufr<strong>und</strong>en kann.<br />

Leistungsvergleich, Spannung, das Bedürfnis nach Unterhaltung,<br />

Überraschung <strong>und</strong> Abenteuer, die Ableitung aufgestauter aggressiver<br />

Tendenzen, <strong>des</strong> Menschen angeborener Trieb nach Vorbil<strong>der</strong>n, Idolen<br />

<strong>und</strong> Helden - all das sind Teilfunktionen, die dem Sport die Bedeutung<br />

eines gesellschaftlichen Ventils geben <strong>und</strong> das Interesse an ihm<br />

erklären. Millionen treiben Sport, Millionen verfolgen Sport als<br />

Zuschauer, als Zuhörer, als Leser, als mittelbare <strong>und</strong> unmittelbare<br />

Interessenten für Veranstaltungen, Statistiken, Tabellen <strong>und</strong> Rekorde.<br />

Die These <strong>der</strong> Ausgleichsfunktion <strong>des</strong> Sports für den heutigen Menschen<br />

erklärt das Phänomen <strong>des</strong> Sports allerdings nur unvollständig. Es<br />

sind an<strong>der</strong>e Dinge mit im Spiel. Sport hat in unserer Gesellschaft neue<br />

Dimensionen gewonnen. Sport <strong>und</strong> die soziale Nützlichkeit <strong>des</strong> Sports<br />

gehören nicht nur in die Sparten Prophylaxe <strong>und</strong> Therapie. Er ist auch<br />

nicht allein Blitzableiter für Hochspannung in unserem Arbeitsalltag,<br />

keine Reparatur-Werkstatt für Werktätige. Unser Gesellschaftssystem<br />

treibt immer deutlicher auf die Polarisierung <strong>des</strong> mo<strong>der</strong>nen Lebens zu.<br />

Die industrielle Entwicklung, die Konzentrierung <strong>der</strong> Arbeit, die Belastung<br />

unserer Kernzonen trennen immer krasser Arbeitsraum <strong>und</strong><br />

Wohnraum, Arbeitszeit <strong>und</strong> Freizeit, Beruf <strong>und</strong> Familie, Öffentlichkeit<br />

<strong>und</strong> Privatsphäre.<br />

Der Sport bietet sich hier als verbindende Klammer, als Ausweg aus <strong>der</strong><br />

Beziehungsarmut, aus <strong>der</strong> Gesprächsarmut, aus <strong>der</strong> Sprach- <strong>und</strong><br />

Wortlosigkeit an. Unter Sportlern lebt man in einem offenen Kreis von<br />

Gemeinsamkeiten <strong>und</strong> Bindungen, die an<strong>der</strong>swo durch Abgründe von<br />

OF-KOMMENT<br />

OF-KOMMENTARE<br />

ARE


Eigenheiten, starre Weltanschauungen o<strong>der</strong> berufliche Zwänge nicht<br />

gelingen wollen.<br />

Sport als Mittel zur Kommunikation - ein Bild, das wir uns einprägen<br />

sollten. Im Sport verlieren die sattsam bekannten Bildungsvoraussetzungen<br />

für Gespräche <strong>und</strong> das Fachidiotentum als Barriere an<br />

Gewicht; man hat einen gemeinsamen Erlebnis- <strong>und</strong> Erlebensbereich,<br />

in dem man sich auf Gr<strong>und</strong> gemeinsamer Tätigkeit <strong>und</strong> Interessen <strong>und</strong><br />

mit Hilfe einer allgemeinverständlichen Sprache mühelos verstehen<br />

kann. Der Sport spricht alle Sprachen! Der Arbeitsalltag bekommt<br />

einen belastbaren Gegenpart, <strong>der</strong> ganz an<strong>der</strong>s gewichtet ist als <strong>der</strong><br />

problembelastete Leerraum ungestalteter Freizeit.<br />

Was <strong>der</strong> Sport hier bringen kann, beginnt allerdings schon beim Kind.<br />

Die Gefängnisse unserer Kin<strong>der</strong> werden von Tag zu Tag enger: Städte<br />

<strong>und</strong> Quartiere schränken mit Verboten <strong>und</strong> Geboten den Bewegungsdrang<br />

ein. Die Hausordnungen <strong>und</strong> Vorschriften im öffentlichen Raum<br />

setzen enge Grenzen. Kin<strong>der</strong>feindlichkeit <strong>und</strong> Intoleranz gegenüber<br />

vitalen kindlichen Bedürfnissen sind weit verbreitet. Beschränkung <strong>des</strong><br />

Auslaufs, denaturierte Umwelt, erzwungene o<strong>der</strong> begünstigte Bewegungsarmut,<br />

miese Vorbil<strong>der</strong> führen über ungesun<strong>des</strong> Verhalten zu<br />

einer Vielzahl von Schäden, die nicht tatenlos übersehen werden dürfen.<br />

Wenn wir nicht Generationen an körperliche Schäden, an vermin<strong>der</strong>te<br />

Leistungsfähigkeit, an bedrohte Ges<strong>und</strong>heit, an Lebensüberdruss <strong>und</strong><br />

Verhaltensstörungen aller Art ausliefern wollen, dann müssen wir<br />

heute schon denken <strong>und</strong> handeln! Dies ist mit verbessertem Sportunterricht<br />

an den Schulen allein nicht getan. Der Jugendliche braucht<br />

vielmehr eine recht einfache, relativ kurze, aber täglich eingesetzte,<br />

gezielte körperliche Belastung. Hier wird <strong>der</strong> Spielraum zum Lebensraum<br />

im wahrsten Sinne <strong>des</strong> Wortes <strong>und</strong> <strong>der</strong> Verein zum sozialen <strong>und</strong><br />

kulturellen Treffpunkt.<br />

So schließt sich <strong>der</strong> Kreis: <strong>der</strong> Sport ist ein wichtiger kultureller Baustein<br />

für ein freiheitliches Gemeinwesen, wenn er dem Menschen hilft,<br />

sein Leben lebenswerter zu gestalten. Diesen Aspekt hat vor über<br />

h<strong>und</strong>ert Jahren bereits <strong>der</strong> liberale Politiker Rudolf Virchow, Chef <strong>der</strong><br />

Berliner Charité, einmal angesprochen, als er sagte: "Eine große Politik<br />

ist daran zu erkennen, dass sie auf drohende Epidemien frühzeitig<br />

reagiert." Kann es eine bessere Begründung dafür geben, die Politiker<br />

aufzurufen, den Sport <strong>der</strong> Kultur zuzurechnen? Kultur sind nicht nur<br />

Museen, Kultur sind auch ges<strong>und</strong>e Menschen, die in unserer Zeit<br />

bestehen können. Längst ist <strong>der</strong> Sport zu einer <strong>der</strong> wichtigsten Lebenshilfen<br />

unserer Tage geworden.<br />

Karlheinz Gieseler<br />

Die Dimension <strong>der</strong> Skandale<br />

OF-KOMMENT<br />

OF-KOMMENTARE<br />

ARE<br />

E<br />

s passt in unsere skandalverliebten Zeiten mit ihrem Fokus auf<br />

den allgegenwärtigen Prominenten-Laufsteg, wenn das Schlagzeilen-Dauerfeuer<br />

fast ausschließlich den Verwerfungen im Disneyland<br />

<strong>des</strong> Hochleistungssports gilt. Sicher, gegen die Endlosschleife von<br />

Manipulation, Korruption <strong>und</strong> sonstiger Betrügereien o<strong>der</strong> zwielichtiger<br />

Vorteilsnahmen ist nur schwer anzukommen. Doch es gibt in <strong>der</strong><br />

Welt <strong>des</strong> Sports Skandale ganz an<strong>der</strong>en Kalibers. Und dass sie - von<br />

gelegentlichen Wahrnehmungen am Rande einmal abgesehen - öffentlich<br />

weitgehend ignoriert werden, ist ein Skandal beson<strong>der</strong>er Güte.<br />

Vor allem <strong>des</strong>halb, weil sie weit über rein sportliche Bezugsebenen<br />

hinaus gesamtgesellschaftliche Relevanz besitzen. Nehmen wir beispielsweise<br />

die Tatsache sträflich vernachlässigter Bewegungsschulung<br />

im Kin<strong>des</strong>- <strong>und</strong> Jugendalter. Dabei wurde bereits vor mehr als 100<br />

Jahren aus guten <strong>und</strong> auch wissenschaftlich überzeugenden Gründen<br />

die tägliche Schulsportst<strong>und</strong>e gefor<strong>der</strong>t. Trotzdem hat in den Jahrzehnten<br />

danach das Bewegungs-Bildungs-Desaster seinen Lauf<br />

genommen.<br />

Wer zählt die Appelle <strong>und</strong> Resolutionen, Memoranden <strong>und</strong> Maßnahmenkataloge<br />

zur Überwindung <strong>der</strong> Dauerkrise? Wo gibt es Auswege,<br />

<strong>und</strong> wann endlich werden sie mit großer Zielstrebigkeit beschritten?<br />

Der organisierte Sport jedenfalls bietet immer wie<strong>der</strong> Flankenschutz im<br />

großen Stil. Und dennoch kann das Netzwerk <strong>der</strong> Vereine diese spezifischen<br />

Bildungsprobleme, die im Kin<strong>der</strong>garten beginnen <strong>und</strong> in <strong>der</strong><br />

Schule ihre Fortsetzung finden, allenfalls lin<strong>der</strong>n, aber nicht lösen.<br />

Immerhin hat die Pisa-Studie zu internationalen Bildungsstandards<br />

noch einmal zusätzlich deutlich gemacht: Eine Kin<strong>der</strong>welt, die zur<br />

Bewegungswelt wird, lässt die Bildungsperspektiven ganz allgemein in<br />

neuem Licht erstrahlen. Mit ausreichend Spiel <strong>und</strong> Sport im Alltag, so<br />

wissen <strong>und</strong> verkünden die Experten, fällt also das Lernen leichter. Und<br />

dass <strong>der</strong> Kampf gegen das bereits grassierende Übergewicht von<br />

Kin<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen <strong>und</strong> seine ges<strong>und</strong>heitlichen Folgen hier<br />

ansetzen muss, versteht sich von selbst.<br />

Allerdings tut sich da bereits das nächste Problem auf - gewissermaßen<br />

ein Teilbereich im Skandalkatalog <strong>der</strong> Bewegungsdefizite. Die<br />

Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) stellt einen gravierenden<br />

Rückgang <strong>der</strong> Schwimmfähigkeit <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> fest. Weil die Lücken<br />

im Schulschwimmen größer werden, wozu immer mehr Bä<strong>der</strong>schließungen<br />

aus Gründen öffentlicher Spardiktate zweifellos entscheidende<br />

Anstöße geben, an<strong>der</strong>erseits aber auch Eltern entsprechende Aktivitäten<br />

<strong>und</strong> Vorbildwirkung in <strong>der</strong> familiären Freizeitgestaltung vermissen<br />

lassen, ist die Situation sogar als dramatisch zu bezeichnen. Die<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung für Politik, organisierten Sport <strong>und</strong> Gesellschaft<br />

könnte größer kaum sein. Aber die Schlagzeilen, die sich <strong>der</strong> Skandale<br />

annehmen, gelten vornehmlich an<strong>der</strong>en Interessenssphären. Möglicherweise<br />

eine Fehleinschätzung mit Langzeitfolgen. Denn Nichtschwimmer<br />

können schnell zu den bedauernswertesten Opfern <strong>der</strong><br />

Bildungsmisere werden.<br />

Harald Pieper<br />

21


2007 - das Sportjahr<br />

<strong>der</strong> gemischten Gefühle<br />

Von Bianka Schreiber-Rietig<br />

Es war ein Debakel, ja ein Fiasko für den Sport <strong>und</strong> seine<br />

Protagonisten, dieses Jahr 2007. Es war das Ende einer<br />

Illusion, dass Fair Play <strong>und</strong> eigene Regeln doch eingehalten<br />

werden. Der Fan <strong>und</strong> Zuschauer reibt sich ernüchtert die<br />

Augen ob <strong>der</strong> Reihe unrühmlicher <strong>und</strong> betrüblicher Ereignisse<br />

auf den Sportplätzen <strong>und</strong> in den Sporthallen <strong>der</strong> Welt, aber vor<br />

allem in den zwielichtigen Räumlichkeiten, ob Hotel- o<strong>der</strong><br />

Hinterzimmer, Arztpraxis, dunkle Kabinengänge <strong>und</strong> Wettbüros.<br />

Das Sportjahr 2007 wird als das Jahr <strong>der</strong> Doping- <strong>und</strong> Wettskandale,<br />

<strong>der</strong> Lügner, Betrüger, Scheinheiligen, Opportunisten<br />

<strong>und</strong> Märchenerzähler in <strong>der</strong> Sportchronik festgehalten werden.<br />

Der Präsident <strong>des</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong> Sportbun<strong>des</strong> (DOSB),<br />

Thomas Bach, war in dem Interview mit <strong>der</strong> Wochenzeitung<br />

Es sollte ein heißer sportpolitischer Herbst werden. Nach<br />

dem stürmischen Sommer mit Dopingenthüllungen <strong>und</strong> -<br />

bekenntnissen meinten Auguren <strong>und</strong> Verfallstheoretiker,<br />

ein Konflikt zwischen Politik <strong>und</strong> Sport werde auf verschiedenen<br />

Fel<strong>der</strong>n hin <strong>und</strong> her toben. Falsch spekuliert! Heiß waren allenfalls<br />

die verbalen Erklärungen aus dem politischen Berlin, die<br />

vom organisierten Sport einen Bewusstseinswandel <strong>und</strong> einen<br />

Paradigmenwechsel in <strong>der</strong> Dopingbekämpfung einfor<strong>der</strong>ten.<br />

Abgerechnet wird immer erst am Ende: Zur Jahreswende steht<br />

in <strong>der</strong> Haben-Bilanz ein Mittelzuwachs für den Spitzensport von<br />

13 Millionen Euro. "1:0 für den Sport", sagen die Lordsiegelbe-<br />

22<br />

"Die Zeit" sehr realistisch, als er die Schlagzeile "Doping" für das<br />

Jahr 2007 befürchtete. Ja, was denn auch sonst?<br />

Der Radsport wurde zum Fall-Beispiel, dem Kasus Knaxus in<br />

mehrfacher Hinsicht: Enthüllungen aus dem Umfeld <strong>und</strong><br />

staatsanwaltschaftliche Untersuchungen stürzten Idole vom<br />

Sockel, lösten eine Flut von Geständnissen <strong>und</strong> Halbwahrheiten,<br />

garniert mit Krokodilstränen <strong>und</strong> Reuebek<strong>und</strong>ungen, aus.<br />

Funktionäre <strong>und</strong> Sportpolitiker übertrafen sich in<br />

Antidopingrhetorik: Lebenslange Sperre für die Sün<strong>der</strong>, Ausschluss,<br />

unnachgiebige Härte, Einfrieren <strong>der</strong> staatlichen För<strong>der</strong>ung,<br />

härtere Gesetze - das waren die For<strong>der</strong>ungen, die täglich<br />

durch den medialen Orbit schwirrten. "Wir wollen alles auf den<br />

Sport <strong>und</strong> Politik: Über För<strong>der</strong>prinzipien <strong>und</strong><br />

notwendige Reformprojekte Von Holger Schück<br />

wahrer <strong>der</strong> größtenBürgerinitiative<br />

<strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>.<br />

Diskutiert wird im<br />

Berliner Paul-<br />

Löbe-Haus, ob die Subventionspolitik für den Sport auf einen<br />

transparenteren Sockel gestellt werden sollte. Die För<strong>der</strong>richtlinien,<br />

mit ihrer Innenbindung als Erlasse, werden wohl schon<br />

bald durch ein Sportför<strong>der</strong>gesetz à la Österreich ersetzt, das<br />

rechtliche Wirkung nach außen entfaltet. Das Sekretariat <strong>des</strong><br />

Sportausschusses wertet gerade die unterschiedliche europäische<br />

Rechtslage aus; Anfang Februar 2008 soll eine Ausarbeitung<br />

vorliegen. Eine gesetzliche Regelung brächte aus <strong>der</strong> Sicht<br />

<strong>des</strong> Sports mehr Planungssicherheit. Denn die Legislative müsste<br />

sich schon bekennen, dass sie den dopingfreien Spitzensport<br />

aus Gründen <strong>der</strong> nationalstaatlichen Repräsentanz för<strong>der</strong>n will.


Tisch, wir wollen einen<br />

glaubwürdigen Sport",<br />

wurde nicht nur von<br />

DOSB-Präsident Bach <strong>und</strong><br />

seinem "General" Michael<br />

Vesper gebetsmühlenartig<br />

gefor<strong>der</strong>t, son<strong>der</strong>n auch<br />

<strong>der</strong> Vorsitzende <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>tags-Sportausschusses,<br />

Peter Danckert, stimmte<br />

wie mancher seiner Kollegen<br />

<strong>und</strong> Kolleginnen in<br />

den Chor <strong>der</strong> Unerbittlichen<br />

ein. Verwirrt war <strong>der</strong><br />

Sportinteressierte dann<br />

aber, als plötzlich von<br />

Amnestie für die Übeltäter<br />

die Rede war, eine Kronzeugenregelung<br />

her musste,<br />

die Gesetze aber dann<br />

doch ausreichten. Zurückru<strong>der</strong>n wurde in den Führungsetagen<br />

<strong>und</strong> Politikerr<strong>und</strong>en zu einer heftig betriebenen Disziplin. Der<br />

Spagat zwischen Rechtfertigung <strong>und</strong> Verurteilung gelang den<br />

selbst ernannten Aufklärern aber miserabel. Nicht gut kam die<br />

Doping-Sport-Soap im benachbarten Ausland an. Beson<strong>der</strong>s<br />

nicht in Frankreich, wo die Tour de France zu kippen drohte.<br />

Aber Geschäftsgeist <strong>und</strong> Einschaltquoten siegen allemal über<br />

die Moral - auch diesmal. Die öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten,<br />

die zuerst enthüllten, sich empörten, ausstiegen, dann<br />

doch übertrugen - endlich mit kritischen Beiträgen -, nervten<br />

den Sportzuschauer, ob Fan o<strong>der</strong> nicht. Medien - auch für sie<br />

wurde das Jahr 2007 zu einem unwürdigen Schmierentheater:<br />

Jahrzehntelang waren viele von uns Journalisten eher Fan als<br />

Und aus <strong>der</strong> Sicht <strong>der</strong> Politik <strong>und</strong> <strong>des</strong> Steuerzahlers böte dies die<br />

sanktionsbehaftete Gewährleistung, dass Steuergel<strong>der</strong> nicht für<br />

dubiose Zwecke ausgegeben werden dürfen.<br />

Viel war in den Ausschussdebatten zum Sportför<strong>der</strong>etat 2008<br />

postuliert worden, <strong>der</strong> die DOSB-Anmeldung von 19 Millionen<br />

Euro Mehrbedarf, heruntergefiltert auf zwischenzeitlich 13<br />

Millionen Euro, zur ministeriellen Reife einkürzte. Winfried<br />

Hermann (Bündnis 90/Die Grüne) wollte eine qualifizierte<br />

Haushaltssperre für die Verbände <strong>und</strong> Stützpunkte durchsetzen,<br />

bei denen die Son<strong>der</strong>prüfgruppe <strong>des</strong> BMI Ungereimtheiten<br />

festgestellt hatte. Dieser Antrag wurde genauso abgeschmettert<br />

wie die Initiative <strong>des</strong> grünen Haushaltspolitikers Alexan<strong>der</strong><br />

Bonde: Er for<strong>der</strong>te, alle Spitzensport-För<strong>der</strong>mittel sollten solange<br />

gesperrt werden, bis eindeutige Unterlagen vorliegen, dass<br />

Haushaltsmittel <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> nicht mittelbar für Dopingzwecke<br />

ausgegeben werden. Durchleuchtet man diese Drucksachen, so<br />

Berichterstatter, wegschauende <strong>und</strong> schweigende Mitwisser. Um<br />

so erstaunlicher war, wie viele Journalisten sich plötzlich als<br />

moralisch entrüstete Aufklärer outeten.<br />

Nun stellt sich nicht nur <strong>der</strong> Fan die Frage: Überrascht uns das<br />

alles? Eigentlich nicht. Radsportler gehörten schon lange zu<br />

denen, die Spitznamen wie "rollende Apotheke" trugen. Doch wen<br />

kümmerte das? The show must go on: Nicht nur die Rä<strong>der</strong><br />

rollten, auch <strong>der</strong> Rubel. Sponsoren fanden sich mehr <strong>und</strong> mehr, je<br />

populärer <strong>der</strong> Radsport wurde <strong>und</strong> je ausgefallener seine Protagonisten.<br />

Mit den Finanziers, so lernen wir jetzt, steht <strong>und</strong> fällt<br />

eine Sportart - folgenschwere, aber absehbare Abhängigkeiten:<br />

Der Ausstieg <strong>der</strong> Telekom <strong>und</strong> weiterer Geldgeber könnte den<br />

Radsport für lange Zeit aus dem Sattel heben. Bisher überlebte<br />

<strong>der</strong> Sport alle Krisen, doch dies scheint wohl <strong>der</strong> Supergau. Der<br />

Fan ist hin <strong>und</strong> her gerissen: Einerseits fühlt er sich betrogen, will<br />

nicht glauben, dass Siege nur mit Hilfe von Pharmaindustrie <strong>und</strong><br />

Sportärzten möglich sind, für die <strong>der</strong> Eid <strong>des</strong> Hippokrates nur ein<br />

Lippenbekenntnis war. An<strong>der</strong>erseits hält etwa <strong>der</strong> Radsportfanatiker<br />

trotzig an Männern wie Erik Zabel fest, <strong>der</strong> gestand, zwar mal<br />

in die chemische Trickkiste gelangt zu haben, aber eigentlich<br />

nicht so richtig. Und für dieses befremdliche Bekenntnis wird er<br />

gefeiert als <strong>der</strong> reuige Sohn. Pinocchio lässt grüßen!<br />

Nach <strong>der</strong> ersten Empörung hat sich auch Bun<strong>des</strong>innenminister<br />

Wolfgang Schäuble wie<strong>der</strong> beruhigt, <strong>der</strong> erst die staatlichen<br />

För<strong>der</strong>mittel für die Radler einfrieren wollte, dann aber doch<br />

Milde walten ließ. Er setzt auf die Eigenverantwortung <strong>des</strong><br />

Sports, weil staatliche Regelungen keine wirkliche Alternative<br />

seien. Aber, so <strong>der</strong> Minister, neben <strong>der</strong> biochemischen Manipulation<br />

sei <strong>der</strong> Sport dabei, sich durch "Übermaß <strong>und</strong> Übertreibung"<br />

zu zerstören. Autonomie <strong>des</strong> Sports. Schön <strong>und</strong> gut.<br />

Selbstreinigung? Damit klappte es selten.<br />

blicken rein funktionale Anträge hervor: Die Opposition muss<br />

sich radikaler als die Pragmatiker in <strong>der</strong> Koalition positionieren,<br />

die die Ressortverantwortlichen nun einmal nicht beschädigen<br />

dürfen. Das nährt aber auch den Verdacht, nötige Reformen<br />

werden mit einer Metaphorik thematisiert, die Verän<strong>der</strong>ungen<br />

auf das Drehen von Stellschrauben begrenzt. Die Devise: Eigentlich<br />

sind die zu regelnden Verhältnisse gr<strong>und</strong>sätzlich in Ordnung;<br />

sie müssen nur auf kleinen Fel<strong>der</strong>n ein wenig nachjustiert<br />

werden.<br />

Immerhin, Bun<strong>des</strong>innenminister Dr. Wolfgang Schäuble hat<br />

deutlich im Plenum <strong>des</strong> <strong>Deutschen</strong> Bun<strong>des</strong>tages unterstrichen:<br />

Die Bun<strong>des</strong>politik müsse daran festhalten, dass die Autonomie<br />

<strong>des</strong> Sports nicht eingeschränkt wird. Der Minister wörtlich: "Wir<br />

müssen die Eigenverantwortung <strong>der</strong> Sportorganisationen<br />

einfor<strong>der</strong>n <strong>und</strong> stärken <strong>und</strong> von Seiten <strong>des</strong> Staates, <strong>der</strong> Politik<br />

<strong>und</strong> <strong>des</strong> Gesetzgebers, subsidiäre Unterstützung leisten. Wir<br />

23


Mensch <strong>und</strong> Sensation - Übertreibung <strong>und</strong> Übermaß - woll(t)en<br />

wir das nicht? Dem Zirkus Hochleistungssport war das geneigte<br />

Publikum immer sehr zugetan. Auch <strong>der</strong> Staat, <strong>der</strong> sich gerne im<br />

Medaillensegen sonnt. Doch welchen Sport hätten wir denn<br />

gern? Den erfolgreichen <strong>und</strong> sauberen natürlich, möglichst mit<br />

Rekorden. Gerade Politiker <strong>und</strong> Funktionäre for<strong>der</strong>ten <strong>und</strong> for<strong>der</strong>n<br />

immer lautstark den ehrlichen Sport. Geradezu grotesk mutete<br />

dieser Anspruch in den Zeiten <strong>des</strong> Kalten Krieges an, als auch im<br />

Sport ein Wettrüsten zwischen Ost <strong>und</strong> West lief: Internationales<br />

Prestige dank <strong>des</strong> Medaillenspiegels galt nicht nur für die kleine<br />

DDR. Nie wurde damals genau hingeschaut - <strong>und</strong> Funktionäre<br />

<strong>und</strong> Politiker wollten es auch nicht wissen - was beispielsweise<br />

Sportmediziner - auch im Westen - mit Athleten <strong>und</strong> Athletinnen<br />

anstellten. Was hat sich an dieser Einstellung geän<strong>der</strong>t? Heute<br />

sind vor allem wirtschaftliche <strong>und</strong> Machtinteressen <strong>der</strong> Sportverbände,<br />

aber auch <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> die Triebfe<strong>der</strong> für Illegalität im Sport.<br />

Das System Hochleistungssport kann <strong>des</strong>halb nach hehren Regeln<br />

kaum noch funktionieren - <strong>und</strong> die Jahre lang gepriesene deutsche<br />

Antidopingkampagne erscheint nachträglich angesichts <strong>der</strong><br />

Umsetzung sogar naiv. War es mehr als Alibi <strong>und</strong> Selbstbeweihräucherung?<br />

Der Global Player kämpft heute auch im Sport mit<br />

harten, teilweise unfairen Bandagen. Nur wenige trauten sich laut<br />

<strong>und</strong> offen auf Missstände aufmerksam zu machen. Und es waren<br />

immer Außenstehende wie etwa <strong>der</strong> Philosoph Hans Lenk, <strong>der</strong><br />

schon vor dreißig Jahren über die unsäglichen Folgen <strong>des</strong><br />

Dopings <strong>und</strong> Werteverfalls sinnierte. O<strong>der</strong> <strong>der</strong> Molekularbiologe<br />

Werner Franke, <strong>der</strong> wie kaum ein an<strong>der</strong>er über Fachwissen in<br />

Sachen Doping verfügt. Jahrelang wurde er ausgegrenzt <strong>und</strong> als<br />

Totengräber <strong>des</strong> Sports angefeindet. Doch heute, <strong>der</strong> Not gehorchend,<br />

aber auch um das ernsthafte Bemühen <strong>der</strong> Problemlösung<br />

zu unterstreichen, wird <strong>der</strong> Heidelberger Professor gerne<br />

als Talk- o<strong>der</strong> Nachrichtengast gesehen - weil er eben Tacheles<br />

redet, während Funktionäre o<strong>der</strong> auch Sportler, Ärzte <strong>und</strong><br />

dürfen aber nicht glauben, dass dann, wenn wir die Freiheit <strong>der</strong><br />

Sportorganisationen durch staatliche Reglementierung ersetzen<br />

würden, irgendetwas besser würde. Dadurch würde die Situation<br />

nur schlechter."<br />

Fort also mit dem Etatismus, <strong>der</strong> den linken Parteien einschließlich<br />

<strong>der</strong> Grünen zu eigen ist. Dennoch merkte <strong>der</strong> konservative<br />

Politiker an, dass im organisierten Sport - auch außerhalb <strong>des</strong><br />

dräuenden Dopingproblems - nicht alles zum Besten bestellt ist:<br />

"Wir haben die große Sorge, dass das ungeheuer Attraktive, das<br />

<strong>der</strong> Sport in all seinen Erscheinungsformen für unser Land, für<br />

die Bevölkerung <strong>und</strong> für die Gesellschaft bedeutet, durch Übermaß<br />

bzw. Übertreibung zerstört wird."<br />

Übermaß? Übertreibung? Was damit gemeint ist, griff DOSB-<br />

Präsident Dr. Thomas Bach neun Tage später auf <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>versammlung<br />

<strong>des</strong> DOSB in Hamburg auf: Die "Fixierung auf<br />

24<br />

Trainer nach wie vor in Erklärungsnöte geraten. Was für<br />

Machenschaften, denkt <strong>der</strong> Fan - <strong>und</strong> will nun alles wissen. 127<br />

Millionen Euro - das sind 18 Millionen mehr als 2006 - wird<br />

sich Deutschland im Olympiajahr den Spitzensport kosten<br />

lassen. Eine Million davon will <strong>der</strong> B<strong>und</strong> in die Stiftung <strong>der</strong><br />

Nationalen Antidoping-Agentur (NADA) einzahlen. Und <strong>der</strong><br />

Obulus <strong>der</strong> Sportverbände, die ja ganz beson<strong>der</strong>es Interesse an<br />

sauberen Athleten haben müssten? Der hält sich in Grenzen. Die<br />

Verbände jammern ohnehin über zu wenig Geld. Manche<br />

bringen sich durch Pokern um die Fernsehrechte in die finanzielle<br />

Bredouille. Überhaupt: Sind die Macher <strong>des</strong> mo<strong>der</strong>nen<br />

Unterhaltungssports wirklich am Antidopingkampf interessiert?<br />

Die Vergangenheit lehrt den geneigten Fan da Düsteres ...<br />

Aber das war doch nicht das Sport-Jahr 2007? Tristesse, Hoffnungslosigkeit.<br />

Dieser ständige Zweifel, <strong>der</strong> einen selbst dann<br />

beschleicht, wenn man beim Verein um die Ecke in <strong>der</strong> Kabine<br />

die leeren Energie-Drink-Büchsen entdeckt <strong>und</strong> fragende Augen<br />

auf den Mitspieler richtet: "Auch Du, mein Sohn Brutus?" Es gab<br />

trotz allem guten Sport. Man mag es kaum glauben: 26 Weltmeisterschaften<br />

<strong>und</strong> diverse an<strong>der</strong>e Titelkämpfe rauschten<br />

irgendwie, manchmal fast unbemerkt, am Sportinteressierten<br />

vorbei. Aber doch, <strong>der</strong> Fan erinnert sich an Höhepunkte. Acht<br />

Welttitelkämpfe fanden 2007 in Deutschland statt. Turner<br />

Fabian Hambüchen begeisterte bei seiner Heim-WM in Stuttgart<br />

nicht nur wegen seiner Titel, son<strong>der</strong>n wegen seines sympathischen<br />

Auftretens <strong>und</strong> machte die Rad-WM-Pleite für die<br />

Gastgeber-Stadt fast vergessen. Die Fußball-Frauen holten im<br />

fernen China zum zweiten Mal den WM-Pokal, während das<br />

Männer-Team - bis auf kleine Schönheitsfehler - souverän die<br />

EM-Qualifikation schaffte. Ru<strong>der</strong>er <strong>und</strong> Kanuten waren erfolgreich<br />

auf Kurs. Und die Handballer sorgten für eine Euphorie<br />

wie die Kicker im Vorjahr. Ein Event jagte das an<strong>der</strong>e, <strong>der</strong><br />

Rekorde" scheine in <strong>der</strong> Darstellung <strong>des</strong> Sports "ein zentrales<br />

Problem" zu sein, sagte er. Vorwegläufer <strong>und</strong> Schlepper, auch<br />

menschenverachtend "Hasen" genannt, sollte es von nun an<br />

nicht mehr geben. Und: "Es sollten für Rekorde keine Prämien<br />

mehr gezahlt werden, von wem auch immer. Dann könnten<br />

Siege o<strong>der</strong> Platzierungen Maßstab für För<strong>der</strong>ung <strong>und</strong> Bezahlung<br />

werden. Es sollte bei Wettkämpfen nicht <strong>der</strong> Weltrekord<br />

o<strong>der</strong> sogenannte Championship-Rekord als Maßstab in Programmheften,<br />

auf Anzeigetafeln o<strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Ansage angegeben<br />

werden... Mit diesen <strong>und</strong> an<strong>der</strong>en Maßnahmen könnten wir<br />

ein Umdenken för<strong>der</strong>n."<br />

Das wären erste vorsichtige Reformschritte auf dem Weg zu<br />

einem ethisch unbedenklichen Spitzensport. Ein Umdenken<br />

verlangt aber noch viel mehr, das gilt gerade für den zentralen<br />

sportpolitischen Konfliktpunkt, wie man dem flächendeckenden<br />

Doping den Garaus machen kann. Warum die mehrfach vorge-


Zuschauer wurde mit Leichtathleten o<strong>der</strong> Schwimmern r<strong>und</strong><br />

um den Globus gehetzt. Supersport wurde uns da verkauft.<br />

Aber da ist er wie<strong>der</strong>, <strong>der</strong> nagende Zweifel - Sport ohne Gewähr.<br />

Man sieht nun vieles mit an<strong>der</strong>en Augen. Auch wenn man sich<br />

Mühe gibt - das Dopinggespenst spuckt im Kopf herum: Ist das<br />

nun eine Eigenleistung. O<strong>der</strong> Spritzenhilfe? Epobeutel? Kaum ist<br />

das Fan-Gemüt etwas beruhigt, trifft es <strong>der</strong> nächste Schlag.<br />

Fanden wir die US-Leichtathletin Marion Jones nicht überragend?<br />

Und dann nun das heulende Elend, weil raus kam, dass<br />

sie eine Betrügerin ist. Haben wir Mitleid mit ihrem bodenlosen<br />

Sturz ins Nichts? Nein, die wissen doch, was sie tun. O<strong>der</strong> doch<br />

nicht? Vielleicht sollten wir mit den Aktiven wirklich Mitgefühl<br />

zeigen, weil sie das schwächste Glied in <strong>der</strong> System-Kette sind.<br />

Doch: Sie könnten sich wehren - ohne Sportler keinen Sport,<br />

keine Werbeträger, keine Medienlieblinge. Blauäugig? Der<br />

mündige Athlet - wo ist er?<br />

Schon wie<strong>der</strong> Doping. Aber beim Rückblick stößt <strong>der</strong> Betrachter<br />

auf weitere dunkle Punkte: Wettmanipulation <strong>und</strong> Geldwäschevorwürfe<br />

im internationalen Fußballgeschäft, Krawalle in <strong>und</strong> um<br />

Stadien <strong>und</strong> offenen Rassismus. Sport - die schönste Nebensache<br />

<strong>der</strong> Welt. Träumt weiter. Der Fan wendet sich mit Grausen. O<strong>der</strong><br />

wie wäre es mit Werksspionage in <strong>der</strong> Formel 1? Sportlich gesehen<br />

spannend bis zum letzten Rennen. Doch <strong>der</strong> Sieger Kimi<br />

Räikkönen ging in den Schlagzeilen wegen geklauter Konstruktionspläne<br />

fast unter - ökonomische Interessen, Image <strong>und</strong> Macht<br />

setzten an den Boxen kriminelle Energien frei. Aufregung im<br />

Tennis .Ein positiver Kokain-Bef<strong>und</strong> beschleunigte den Rücktritt<br />

<strong>des</strong> einstigen Schweizer W<strong>und</strong>erkin<strong>des</strong> Martina Hingis. Gift-<br />

Gerüchte - ungeklärt <strong>und</strong> mysteriös - waberten nach dem Daviscupspiel<br />

zwischen den <strong>Deutschen</strong> <strong>und</strong> Russen über die TV-Sen<strong>der</strong>.<br />

Hauptsache im Gespräch <strong>und</strong> medienträchtig. Wie die unzähligen<br />

schlagene Amnestie für freiwillig geständige Dopingsün<strong>der</strong> so<br />

harsch abgelehnt wird, erschließt sich nicht. Entkleidet man das<br />

Wortgeklingel, schält sich doch heraus: Es geht gutmeinend<br />

darum, diejenigen zum Auspacken zu leiten, die nicht überführt<br />

wurden <strong>und</strong> es wahrscheinlich auch gar nicht werden können,<br />

weil sie wissenschaftlich gewieft manipulieren. Warum dürfen<br />

sie sich nicht outen? Warum sollen sie nicht das kriminelle<br />

Hinterfeld aufzeigen können? Warum kein intelligentes Großreinemachen,<br />

um einen Neuanfang zu ermöglichen? Ein Sanktionssystem<br />

befristet außer Kraft zu setzen, um eine richtige<br />

Aufarbeitung vornehmen zu können, wäre <strong>der</strong> geeignete,<br />

möglicherweise alternativlose Weg, um die Schieflage im Spitzensportsystem<br />

zu korrigieren.<br />

Sportfunktionäre sind über funktionale Kooperationseffekte<br />

miteinan<strong>der</strong> verb<strong>und</strong>en, Politiker auch. Die einen versuchen, ihre<br />

Interessen bei <strong>der</strong> Steuerung nach unten durchzusetzen, die<br />

Boxkämpfe. Wer blickt da noch durch, was Kirmeskampf <strong>und</strong> was<br />

echter Fight ist. Die Weltmeister purzeln nur so durch die Gegend,<br />

sportlich kaum wertvoll. Doch die B- <strong>und</strong> C-Promis nehmen<br />

dankbar die inszenierten R<strong>und</strong>en an <strong>und</strong> zelebrieren in erster<br />

Linie sich selbst. Wie nun beim Abschiedskampf von Regina<br />

Halmich, <strong>der</strong> das Verdienst zugeschrieben wird, sie habe das<br />

Frauenboxen aus <strong>der</strong> Schmuddelecke geholt. Das werden Amateurboxerinnen<br />

bestimmt nicht gelten lassen.<br />

Der Sportfan wird auch bereits mit Olympia in Peking <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Fußball-WM in Südafrika 2010 konfrontiert. Doch Erfreuliches<br />

ist da nicht unbedingt zu hören: Menschenrechte, Krach mit<br />

Taiwan <strong>und</strong> Umweltprobleme (<strong>und</strong> natürlich Doping) sind die<br />

Meldungen, die aus dem Reich <strong>der</strong> Mitte bei uns ankommen.<br />

Nach dem Mord an dem österreichischen Ex-Nationalspieler<br />

Peter Burgstaller ist Sicherheit das Thema, das die Fußballwelt<br />

im Vorfeld <strong>der</strong> WM in Südafrika beschäftigt. Es gibt offensichtlich<br />

kein Sicherheitskonzept, die Tourismusbranche lockt mit<br />

einem falschen Bild, <strong>und</strong> die FIFA zeigt "Besorgnis". Der Fan wird<br />

sich überlegen, ob er in ein Land fährt, in dem 19.202 Morde<br />

(52 pro Tag) <strong>und</strong> ebenso viele Mordversuche, 126.558 schwere,<br />

gewalttätige Raubüberfälle <strong>und</strong> 50.000 Vergewaltigungen<br />

passieren. Diebstähle, normale Raubüberfälle <strong>und</strong> Einbrüche<br />

nicht inbegriffen. Wie wird das enden? Von nie<strong>der</strong>schmetternden<br />

Schlagzeilen hat <strong>der</strong> Sportfan erst einmal die Nase voll.<br />

Schneeflocken - Wintersport. Schon jagt wie<strong>der</strong> ein Event das<br />

nächste, in den ersten Wettbewerben schneit es Erfolge für die<br />

<strong>Deutschen</strong>. Die Kommentatoren bei den Fernsehübertragungen<br />

reden sich warm <strong>und</strong> verfallen erneut in distanzlosen Begeisterungsrausch.<br />

Der Zuschauer ist sensibilisiert. Da ist es schon<br />

wie<strong>der</strong>, dieses beklemmende, mulmige Gefühl. Nein, wir denken<br />

positiv - nicht weiter grübeln. Lieber ausschalten, wenn man sie<br />

nicht aushält. diese blendende Pseudo-Sportwelt.<br />

an<strong>der</strong>en schon lange nicht mehr. Im Sport sind heute Querdenker<br />

<strong>und</strong> Eiferer nicht überall gefragt, die Politik lebt von solchen<br />

Antreibern, weil sie sich ständig neu definieren <strong>und</strong> neue Wählergruppen<br />

erschließen muss. Im Sport gilt das Ein-Platz-Prinzip,<br />

in <strong>der</strong> Politik gottlob nicht. Es wird wohl nicht mehr lange<br />

dauern, bis sich sportorganisatorische Gegenidentitäten breit<br />

machen. Genau wie die Politik ist <strong>der</strong> Sport zu zögerlich,<br />

Zukunftsvisionen zu skizzieren. So werden beispielsweise viel zu<br />

spät Strukturreformen auf die Agenda kommen; sie sind nötig,<br />

weil <strong>der</strong> organisierte Sport in seiner Breite vor dem demographischen<br />

Wandel <strong>und</strong> vor <strong>der</strong> soziokulturellen Situation in<br />

unserem Lande einknicken könnte. Doping, Stasi, Gewalt, Spielmanipulationen,<br />

Sportwetten, Sportstättenversorgung, Ges<strong>und</strong>heitssport,<br />

Integrationsprojekte - das sind aktuelle Themen, die<br />

auf kluge, umsetzbare Antworten warten. Vom autonomen<br />

Sport mit Assistenz <strong>der</strong> Politik. Reformprojekte sind nötiger<br />

denn je.<br />

25


Teamwork heißt das Erfolgsprinzip:<br />

Schwimmerin Britta Steffen als Sinnbild<br />

professioneller Basisarbeit im Spitzensport<br />

Von Andreas Müller<br />

Was <strong>der</strong> Weltklasse-Schwimmerin Britta Steffen<br />

Anfang dieses Jahres bei den Weltmeisterschaften<br />

im australischen Melbourne wi<strong>der</strong>fuhr, bringt ihre<br />

Sportärztin Sabine Spiegel sogar noch zehn Monate später<br />

auf die Palme. Die Freistilsprinterin hatte sich unmittelbar vor<br />

Beginn <strong>der</strong> Wettkämpfe in einer eilends einberufenen Pressekonferenz<br />

vor <strong>der</strong> gesamten Weltpresse dafür rechtfertigen<br />

<strong>und</strong> geradezu entschuldigen müssen, dass sie im Wasser so<br />

überaus schnell vorwärts kommt. Wie es sein könne, dass sie<br />

26<br />

2006 vier Mal EM-Gold gewann <strong>und</strong> den Weltrekord über 100<br />

Meter Kraul auf 53,30 Sek<strong>und</strong>en drückte <strong>und</strong> dass sie dieselbe<br />

Distanz in <strong>der</strong> Staffel in 52,66 Sek<strong>und</strong>en zurücklegte? So<br />

schnell ist weltweit noch nie eine Frau geschwommen.<br />

Doping-Verdächtigungen gegenüber <strong>der</strong> Athletin, die am 16.<br />

November ihren 24. Geburtstag feierte, machten vor <strong>der</strong> WM<br />

unüberhörbar die R<strong>und</strong>e. "Das alles war unter <strong>der</strong> Gürtellinie",<br />

kommentiert ihre Sportärztin <strong>und</strong> Vertraute Sabine Spiegel<br />

rückblickend. "Man wusste längst, wie gut Britta ist. Ihre


Leistungen konnten doch niemanden mehr überraschen."<br />

Schon bei den <strong>Olympischen</strong> Spielen 2004 hätte nach Meinung<br />

aus ihrem engsten Umfeld die Sportlerin den Durchbruch<br />

zur internationalen Spitze schaffen müssen. "Insi<strong>der</strong><br />

wussten schon damals, über welche Fähigkeiten Britta verfügt.<br />

Bereits vor drei Jahren ist sie unheimlich schnell gewesen<br />

<strong>und</strong> war Franziska van Almsick im Training manchmal<br />

regelrecht davon geschwommen. Ich kannte ja die Parameter",<br />

verrät Kraftspezialist Joachim Bär. Nicht zufällig hatte<br />

"Franzi" ihre Trainingspartnerin wie<strong>der</strong>holt zu ihrer legitimen<br />

sportlichen Nachfolgerin erklärt - <strong>und</strong> war <strong>der</strong> Rivalin vor<br />

Olympia in Athen im Training zunehmend aus dem Weg<br />

gegangen…<br />

Trainer Norbert Warnatzschs Qualitätssiegel - "optimal"<br />

Nicht Manipulationen, unerlaubte Mittelchen o<strong>der</strong> spezielle<br />

alchimistische Zauberkünste stehen hinter den Erfolgen <strong>der</strong><br />

WM-Dritten über 100 Meter Freistil, <strong>der</strong> WM-Silbermedaillengewinnerin<br />

in <strong>der</strong> Staffel über 4 mal 200 Meter Freistil <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> aktuell vielleicht größten Hoffnungsträgerin <strong>des</strong> <strong>Deutschen</strong><br />

Schwimm-Verban<strong>des</strong> (DSV), so versichern alle, die am<br />

sportlichen Aufstieg von Britta Steffen unmittelbar mitwirken.<br />

Das - vornehmlich von den großen Schwimmnationen<br />

Australien <strong>und</strong> den USA - vermutete Geheimrezept von <strong>und</strong><br />

für Britta Steffen liege offen zutage. Man müsse sich nur die<br />

Mühe machen, in Berlin <strong>und</strong> speziell am hauptstädtischen<br />

Olympiastützpunkt (OSP) nach den Ursachen für errungene<br />

<strong>und</strong> künftig zu erwartende Medaillen <strong>und</strong> Rekorde zu suchen.<br />

Der Schlüssel liege in dem minutiös auf die Athletin zugeschnittenen<br />

Betreuungs-System, dem ihr Trainer Norbert<br />

Warnatzsch das Qualitätssiegel "optimal" verleiht. Seit 2002<br />

betreut <strong>der</strong> 60-Jährige, zuvor eher als Coach von van Almsick<br />

bekannt, seine neue Musterschülerin. Insgesamt kümmert er<br />

sich zusammen mit seinem Assistenten Frank Weib an <strong>der</strong><br />

Spree um 19 Ka<strong>der</strong>schwimmer. "Es handelt sich um ein ganz<br />

normales Betreuungssystem, wenn man im Leistungssport<br />

bestehen will. Ohne dieses professionelle Umfeld würde es<br />

nicht funktionieren. Wir haben alles hervorragend in Sack<br />

<strong>und</strong> Tüten", sagt Warnatzsch <strong>und</strong> setzt hinzu: "Ohne mein<br />

Einverständnis geht allerdings nichts - <strong>der</strong> Trainer ist <strong>der</strong><br />

Boss."<br />

Der Coach <strong>und</strong> die mündige Sportlerin stehen im Zentrum<br />

dieses "Sonnensystems", um das in Berlin ein ganzer<br />

Schwarm von Experten kreist: Physiotherapeuten, Medizinisch-Technische<br />

Assistentinnen, Sportärztin Sabine Spiegel,<br />

Leistungsdiagnostiker Joachim Bär, Psychotherapeutin Frie<strong>der</strong>ike<br />

Janofske, Laufbahnberater Andreas Hülsen, OSP-Chef<br />

Jochen Zinner, Managerin Regine Eichhorn. "Nicht zu vergessen<br />

mein Fre<strong>und</strong> Oliver Wenzel, <strong>der</strong> natürlich auch einen<br />

großen Anteil hat", fügt Britta Steffen hinzu. R<strong>und</strong> 15 bis 20<br />

Prozent seiner Arbeit bringe er damit zu, sämtliche Abläufe zu<br />

organisieren <strong>und</strong> alle nötigen Telefonate <strong>und</strong> Gespräche mit<br />

den Beteiligten zu führen, verrät Warnatzsch. Der Aufwand<br />

sei gerechtfertigt. "Ich bin ja froh über all die fähigen Leute<br />

an meiner Seite. Ich bin auf diese Partner angewiesen. Es gibt<br />

keine Alleingänge mehr im internationalen Spitzenbereich,<br />

das ist eine allgemeine Erkenntnis."<br />

Son<strong>der</strong>regelung für Britta Steffens Kraftspezialisten<br />

Stehen nicht gerade Wettkämpfe o<strong>der</strong> Trainingslager mit dem<br />

Nationalteam an, wird zuhause von Montag bis Samstag<br />

geschwitzt, morgens <strong>und</strong> nachmittags stehen je zwei größere<br />

Übungseinheiten auf dem Programm. "R<strong>und</strong> drei Viertel <strong>des</strong><br />

Trainings findet im Wasser statt, <strong>der</strong> Rest ist eine bunte<br />

Mischung aus Kraft- <strong>und</strong> Bauchmuskeltraining, Laufband,<br />

Fahrrad fahren. Meistens trainiere ich unter Aufsicht von<br />

Norbert Warnatzsch, nur das Beintraining leitet Joachim Bär",<br />

erklärt Britta Steffen. Auf den 65 Jahre alten Ingenieur an<br />

ihrer Seite will sie weiterhin nicht verzichten. Beim OSP hat<br />

sie sogar eine Son<strong>der</strong>regelung für Bär erwirkt, so dass er trotz<br />

Pensionierung bis zu den Spielen in Peking mit ihr weiterarbeiten<br />

darf. Zweimal pro Woche, montags <strong>und</strong> freitags zwischen<br />

7.00 Uhr <strong>und</strong> 9.00 Uhr, gehören im biomechanischen<br />

Kraftlabor zwei St<strong>und</strong>en lang spezielle Beinübungen zum<br />

Pensum. "Die Beine sind beim Schwimmen ständig im Einsatz.<br />

Das beginnt mit einem erfolgreichen Startsprung", sagt Bär<br />

<strong>und</strong> erläutert das Parallelogramm <strong>der</strong> Kräfte. Schnellkraft ist<br />

bei Start <strong>und</strong> Wende gefragt, auf den 50 Metern - im Kurz-<br />

27


ahnbecken sind es 25 Meter - dazwischen braucht es vor<br />

allem Ausdauerkräfte. Entscheidend sei eine "gute Kombination<br />

<strong>und</strong> richtige Dosierung von Beidem". Der richtige Mix<br />

zwischen Schnellkraft, Maximalkraft <strong>und</strong> Kraft-Ausdauer ist<br />

Bär zufolge "die große Kunst". "Es soll schließlich nicht dazu<br />

kommen, dass Britta vor lauter Kraft nicht mehr schwimmen<br />

kann", sagt <strong>der</strong> Mann, <strong>der</strong> vordem schon die fünfmalige<br />

Eisschnelllauf-Olympiasiegerin Claudia Pechstein bestens<br />

beraten hat. Über insgesamt 17 Computer gesteuerte Messplätze<br />

für sämtliche Muskelgruppen wachen Diplom-Ingenieur<br />

Bär <strong>und</strong> Eberhard Deutscher, <strong>der</strong> am OSP in seine<br />

Fußstapfen tritt. Zum Teil sind die Geräte selbst gebaut, etwa<br />

um bei Kniebeugen zu messen, wie lang <strong>der</strong> Weg ist, bis das<br />

90 Grad angewinkelte Bein komplett gestreckt ist <strong>und</strong> in<br />

welcher Zeit das geschieht.<br />

Leistungsstufentests <strong>und</strong> mo<strong>der</strong>nste Technik im Bad<br />

Zu Wasser liefern zirka alle sechs Wochen so genannte Leistungsstufen-Tests<br />

exakte Aufschlüsse über alle möglichen<br />

Parameter. Binnen zwei St<strong>und</strong>en muss die Sportlerin dann<br />

zum Beispiel verschiedene Strecken in verschiedenen Zeitvorgaben<br />

absolvieren. Über diese Steigerungsstufen ergeben sich<br />

aus einem Pensum von acht Mal 200 Metern, vier Mal 400<br />

Metern <strong>und</strong> acht Mal 100 Metern präzise Leistungskurven<br />

<strong>und</strong> Auskünfte über Ausdauer-Kraft-Werte <strong>der</strong> Athletin.<br />

"Über die Jahre haben wir so viel vergleichende Daten, dass<br />

die Sportlerin zu jedem Zeitpunkt <strong>der</strong> Saison genau weiß, wo<br />

sie steht", erklärt Warnatzsch. Hinzu kommen regelmäßige<br />

Tests im Strömungskanal <strong>und</strong> die neuerdings exzellenten<br />

äußeren Bedingungen in <strong>der</strong> gründlich sanierten Trainingsstätte.<br />

"Vorher war es auch schon nicht schlecht, doch jetzt<br />

verfügen wir über mo<strong>der</strong>nste Technik. Es müssen nur einige<br />

Knöpfe bedient werden <strong>und</strong> schon ist alles schick", berichtet<br />

Britta Steffen. Mit Hilfe von Fensterkameras können unter<br />

Wasser sämtliche Bewegungsabläufe festgehalten <strong>und</strong><br />

schwimmtechnische Details genau analysiert werden, um<br />

sofort korrigierend einzugreifen. Am Beckenrand sind insgesamt<br />

sechs kleine Bildschirme installiert, <strong>der</strong> Boden <strong>des</strong><br />

Schwimmbeckens ist mit Leuchtdioden gespickt. "Bei Start<br />

<strong>und</strong> Wende können wir bei Britta noch etwas herausholen",<br />

ist Kraftspezialist Bär überzeugt. Im Vergleich zu "Franzi"<br />

hätte sie oft gleichwertige Parameter o<strong>der</strong> sogar bessere<br />

gehabt. "Nur. Je größer die Wettkämpfe wurden, <strong>des</strong>to mehr<br />

ist sie hinterher geschwommen. Sie war im Kopf blockiert,<br />

doch jetzt ist sie endlich in <strong>der</strong> Weltspitze angekommen."<br />

Schwergewicht Kopfarbeit - für die Psychologin gibt es<br />

genug zu tun<br />

Eine Entwicklung, an <strong>der</strong> Psychologin Frie<strong>der</strong>ike Janofske<br />

maßgeblich beteiligt ist. Olympia 2004 in Athen, als Britta<br />

Steffen lediglich im Vorlauf jener Kraul-Staffel eingesetzt<br />

wurde, die später Platz vier belegte, war für sie eine maßlose<br />

28<br />

Enttäuschung. Anschließend tauchte die Athletin erstmals in<br />

<strong>der</strong> Praxis nahe <strong>des</strong> Bahnhofs Zoo auf. "Normalerweise<br />

betreue ich Leute, die im Formtief sind - das ist meine Spezialität",<br />

berichtet Janofske. Begonnen habe die Zusammenarbeit,<br />

als sich Britta "im Tal <strong>der</strong> Tränen" befand. Das ehrgeizige<br />

Ziel war klar definiert: Zurückkommen mit einem Sprung<br />

nach vorn! Seit Steffens sportlichem Comeback Mitte 2005<br />

ist es exakt so gekommen. Das großartige Talent mutierte<br />

mittlerweile zur Weltklasse-Schwimmerin, auch wenn diverse<br />

Psycho-Spielchen <strong>der</strong> Konkurrenz vermutlich noch immer<br />

nicht ohne Wirkung auf ihr Nervenkostüm bleiben. Der Part<br />

<strong>der</strong> Psychologin sei noch längst nicht zu Ende, gesteht Britta<br />

Steffen: "Da gibt es weiterhin noch genügend zu tun. Ohne<br />

mentale Stärke kann man nicht umsetzen, was man drauf<br />

hat. Auf <strong>der</strong> Kopfarbeit liegt <strong>der</strong>zeit sogar das Schwergewicht",<br />

betont die aus dem brandenburgischen Schwedt nahe<br />

<strong>der</strong> polnischen Grenze stammende Athletin.<br />

Die Strecke vom Sportforum in Hohenschönhausen quer<br />

durch die Stadt nach Charlottenburg zu Janofskes Praxis ist<br />

alle zwei Wochen die mit Abstand zeitaufwändigste im exakt<br />

geplanten Alltag <strong>der</strong> Sportlerin. "Ich brauche nur aus dem<br />

Bett zu fallen <strong>und</strong> habe schon alles um mich, was ich brauche",<br />

beschreibt sie den Normalfall. Ihr Zuhause ist ein<br />

Zimmer im "Haus <strong>der</strong> Athleten" auf dem Gelände <strong>des</strong> Sportforums,<br />

gleich nebenan erstrecken sich die Schwimmhalle<br />

<strong>und</strong> das Gebäude <strong>des</strong> Olympiastützpunktes mit <strong>der</strong> Physiotherapie<br />

in <strong>der</strong> 1. Etage, <strong>der</strong> Sportmedizin im 3. <strong>und</strong> dem<br />

Kraftlabor im 4. Stock. Normalerweise springen die MTA´s<br />

donnerstags <strong>und</strong> dienstags über die Straße zur Schwimmhalle,<br />

um die Laktatwerte zu messen. "Doch wir gehen manchmal<br />

auch eigens nur für Britta Steffen zur Schwimmhalle<br />

rüber. Sie meckert nicht, ist immer fröhlich <strong>und</strong> sagt sogar<br />

dann danke, wenn es mal weh tut", berichtet Andrea Rätsch,<br />

die mit ihren beiden Kolleginnen bei den 450 A-, B- <strong>und</strong> C-<br />

Ka<strong>der</strong>n am Berliner OSP pro Jahr r<strong>und</strong> 15.000 Bluttests<br />

vornimmt. "Mit diesen Erkenntnissen geben wir den Trainern<br />

Hinweise an die Hand, ob ihr Training reizwirksam ist. Trainieren<br />

müssen die Athleten allerdings schon noch selber",<br />

erläutert Sportärztin Spiegel den praktischen Nutzen <strong>der</strong><br />

Laktat-Untersuchungen. Mit Britta Steffen ist sie <strong>der</strong>art<br />

vertraut, dass sie stets bestens über <strong>der</strong>en Ges<strong>und</strong>heitszustand<br />

informiert ist. Das sei sehr wichtig, weil die Medizinerin<br />

im Einvernehmen mit dem Trainer dafür Sorge dafür<br />

tragen muss, dass die Trainingsintensitäten <strong>und</strong> Belastungen<br />

entsprechend <strong>der</strong> körperlichen Verfassung <strong>der</strong> Athletin<br />

abgestimmt werden. "Ohne verständnisvolle Trainer funktioniert<br />

das alles nicht. Bei einem Infekt zum Beispiel muss das<br />

Pensum entsprechend angepasst <strong>und</strong> reduziert werden. Ein<br />

solches Miteinan<strong>der</strong> setzt ein Höchstmaß an gegenseitigem<br />

Vertrauen voraus", sagt Steffens "persönliche Medizinerin",<br />

die seit sieben Jahren an ihrer Seite ist. Selbst bei zentralen<br />

Trainingslagern <strong>des</strong> DSV ist das so. Folgerichtig kennen sich<br />

beide Frauen bestens, <strong>und</strong> Sabine Spiegel spielt mitunter


nebenbei so etwas wie den Part <strong>des</strong> "Kummerkastens" für<br />

ihren Schützling.<br />

Das passgerechte Studium - weg von <strong>der</strong> Medizin, hin<br />

zur Umwelt<br />

Ein beson<strong>der</strong>s fre<strong>und</strong>schaftliches Verhältnis pflegt Britta<br />

Steffen ebenfalls zu Andreas Hülsen, dem Laufbahnberater<br />

am OSP. Als beson<strong>der</strong>e Wertschätzung schenkte sie ihm eine<br />

von ihren vier EM-Goldmedaillen. Die "Umfeldbedingungen"<br />

an die Erfor<strong>der</strong>nisse <strong>des</strong> Spitzensports anzupassen, ist ihm im<br />

Falle <strong>des</strong> neuen "Goldfischs" beson<strong>der</strong>s gut gelungen. Nachdem<br />

Steffen ihre Abiturprüfung am Werner-Seelenbin<strong>der</strong>-<br />

Gymnasium einschließlich Schulzeitstreckung vor drei Jahren<br />

erfolgreich bestand, hatte sie ursprünglich ein Medizin-<br />

Studium aufnehmen wollen. "Das wäre unter leistungssportlichen<br />

Gesichtspunkten ein großes Wagnis gewesen, das<br />

haben wir gemeinsam festgestellt", gesteht Hülsen. Nach<br />

vielen gemeinsamen Unterredungen wurden die Weichen in<br />

Richtung eines Wirtschaftsingenieurs-Studiums in <strong>der</strong> Fachrichtung<br />

Umwelt an <strong>der</strong> Technischen Fachhochschule (TFH)<br />

im Berliner Wedding gestellt. Das ist eine von sechs Hochschulen,<br />

mit denen <strong>der</strong> OSP Kooperations-Vereinbarungen<br />

geschlossen hat. Auch Top-Athleten wie <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne Fünfkämpfer<br />

Eric Walther, wie Stabhochspringer Andre Niklaus<br />

<strong>und</strong> Steffens Trainingsgefährtinnen Dorothea Brandt <strong>und</strong><br />

Nicole Hetzer studieren hier. Nur eine halbe St<strong>und</strong>e Weg von<br />

Hohenschönhausen entfernt <strong>und</strong> mit einem Studiengang<br />

ausgestattet, <strong>der</strong> Steffens Neigungen entspricht, wurde laut<br />

Hülsen mit <strong>der</strong> TFH eine "passgenaue Lösungsstrategie"<br />

ausgearbeitet. Angepeilt ist, dank einer Streckung das Studium<br />

2009 o<strong>der</strong> 2010 zu beenden. Ende 2007 absolvierte Britta<br />

Steffen ein Praktikums-Semester in einem Ingenieur-Büro,<br />

das innovative Technologien von Bio-Kraftwerken über<br />

Windkrafträ<strong>der</strong> bis hin zu Photovoltaik-Anlagen betreut. Nun<br />

soll ein Urlaubs-Semester folgen, um den Rücken frei zu<br />

haben für die Vorbereitung auf die Spiele im kommenden<br />

August in Peking. "Die Uni ist mir wichtig, weil ich etwas für<br />

den Kopf brauche", erklärt die Diplom-Ingenieurin in spe,<br />

während ihr Mentor in Sachen Beruf bereits an die Zeit nach<br />

ihrer sportlichen Karriere denkt. Abschlüsse geschenkt zu<br />

bekommen, nütze Leistungssportlern gar nichts. Vielmehr<br />

gehe es darum, ein anspruchsvolles Studium sinnvoll mit den<br />

Erfor<strong>der</strong>nissen <strong>des</strong> Sports zu kombinieren. "Britta muss nicht<br />

Angst haben, dass sie durch den Leistungssport Nachteile<br />

hat. An<strong>der</strong>erseits gibt es nichts Schlimmeres, als wenn <strong>der</strong><br />

Athlet das Gefühl hat, er kann später beruflich nicht Fuß<br />

fassen", sagt Hülsen. Insgesamt befinden sich <strong>der</strong>zeit 196<br />

aller Ka<strong>der</strong>-Athleten <strong>des</strong> Berliner OSP auf Studien-Kurs. 130<br />

davon sind Bun<strong>des</strong>ka<strong>der</strong>, das sind 20 Prozent aller deutschen<br />

29


Spitzen-Athleten, für die individuelle Modelle á la Steffen<br />

gef<strong>und</strong>en wurden.<br />

Trainer <strong>und</strong> Athletin versprechen: "Wir sind gläsern"<br />

"Ich wüsste nicht, was noch besser gemacht werden könnte",<br />

ist Britta Steffen mit dem Gesamtpuzzle um sie herum überaus<br />

zufrieden <strong>und</strong> betont: Dieses Bedingungsgefüge <strong>und</strong><br />

nicht Dopingpräparate erklären ihre sportlichen Leistungen.<br />

"Von mir aus kann man mich zweimal im Monat kontrollieren",<br />

sagt sie. "Doping lehnen wir ab",<br />

ist sich die Schwimmerin, die zuletzt<br />

einmal pro Monat getestet wurde, mit<br />

ihrem Trainer einig. "Lei<strong>der</strong>", so Warnatzsch,<br />

"gibt es ein weit verbreitetes<br />

Vorurteil: Wer schnell schwimmt, <strong>der</strong><br />

dopt. Das tut weh. Wir sind gläsern.<br />

Unsere Auffassung ist: Kontrolliert,<br />

wann <strong>und</strong> wo ihr wollt! Wir machen<br />

das, was möglich ist. Wir verstecken uns<br />

nicht. Wir plädieren für mehr <strong>und</strong><br />

bessere Doping-Kontrollen." Zugleich<br />

lassen <strong>der</strong> Coach, Bär, Spiegel <strong>und</strong><br />

Deutscher deutlich anklingen, dass<br />

Deutschlands große Medaillenhoffnung<br />

noch über Steigerungspotenzial verfügt.<br />

"Niemand sollte überrascht sein, wenn<br />

sie ihre eigenen Bestmarken knackt",<br />

blickt Bär voraus. "Ich traue ihr das zu,<br />

sie hat ihren maximalen Level noch<br />

nicht erreicht", ist auch Warnatzsch<br />

zuversichtlich <strong>und</strong> voll <strong>des</strong> Lobes für seine Sportlerin. Sie sei<br />

"gut trainierbar, hochintelligent, groß, leicht", verfüge bei<br />

einer Körpergröße von 1,80 Metern <strong>und</strong> einem Gewicht von<br />

60 Kilogramm über "gute Hebelverhältnisse <strong>und</strong> beste<br />

Voraussetzungen". Steffen selbst hält sich mit Prognosen über<br />

ihre Fähigkeiten zurück. Sie möchte wissen, wo ihre Leistungsgrenzen<br />

sind, sagt sie beim Blick nach vorn. "Noch weiß<br />

ich das nicht."<br />

"System Steffen" als leistungssportliches Paradebeispiel<br />

Für OSP-Chef Jochen Zinner ist das "System Steffen" weit<br />

mehr als ein persönliches Erfolgs-Modell für einen neuen<br />

"Goldfisch". Für ihn wird bei Steffen exemplarisch vorgeführt,<br />

worauf <strong>der</strong> Leistungssport hierzulande generell hinarbeiten<br />

sollte. "Gr<strong>und</strong>sätzlich bemühen wir uns, um sämtliche unserer<br />

wesentlichen Athleten solche Systeme aufzubauen. Wo es<br />

eine erstklassige Betreuung für die Besten gibt, dort existieren<br />

auch die besten Bedingungen für die `zweite Garnitur`. Wir<br />

sorgen dafür, dass intelligent trainiert wird", erläutert Zinner.<br />

Aus Sicht <strong>der</strong> leistungssportlichen Basis müsse dem Gespann<br />

Heimtrainer/Athlet mehr Augenmerk im deutschen Leistungssport<br />

geschenkt werden. Um diese "Keimzelle <strong>des</strong> Erfolgs"<br />

30<br />

sollten - wie bei Britta Steffen beispielgebend praktiziert -<br />

Spezialisten angedockt werden. Es sei verhängnisvoll, wenn<br />

die Arbeit <strong>der</strong> Heimtrainer unterschätzt <strong>und</strong> in zentralen<br />

Maßnahmen <strong>und</strong> Trainings-Camps das Allheilmittel gesehen<br />

werde. "Ein Bun<strong>des</strong>trainer hat seine Leute in manchen Sportarten<br />

vielleicht einh<strong>und</strong>ert Tage im Jahr unter seinen Fittichen,<br />

aber was ist mit den an<strong>der</strong>en 265 Tagen? Wir müssen<br />

aufpassen, dass wir die Bodenhaftung nicht verlieren", mahnt<br />

<strong>der</strong> OSP-Chef. "Das Ziel aller Überlegungen muss sein, für<br />

einen Schub im Trainingsalltag zu sorgen. Die Heimtrainer<br />

sind <strong>der</strong>zeit in ihrer Bedeutung unterbelichtet. Das Heimtraining<br />

ist im Vergleich mit zentralen Maßnahmen <strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>trainer<br />

keine Veranstaltung zweiter Klasse."<br />

Alle beteiligten Personen so nahe <strong>und</strong> unmittelbar direkt um<br />

die Sportlerin herum zu gruppieren <strong>und</strong> Leistungen für die<br />

Athletin nicht einfach auszulagern, sei in Zeiten pausenloser<br />

Doping-Diskussionen auch wegen <strong>der</strong> optimalen Gefahrenabwehr<br />

höchst sinnvoll. "Bei <strong>der</strong> Betreuung aus einer Hand weiß<br />

je<strong>der</strong> <strong>der</strong> Beteiligten, was <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e macht. Alle Beteiligten<br />

sitzen an einem Tisch, haben einen direkten Draht zueinan<strong>der</strong>."<br />

Würden zunehmend "OSP-fremde Mitarbeiter" am Werk<br />

sein, würde <strong>der</strong> Vorteil <strong>der</strong> kurzen Wege ausgehebelt. Außerdem<br />

berge dies ungeahnte Risiken. Dem Mann aus <strong>der</strong> Praxis<br />

zufolge gebe es Sportdirektoren, die trotzdem meinen, die<br />

Verbände könnten den Erfolg allein bewerkstelligen. "Zugespitzt<br />

heißt das: Wir brauchen die Olympiastützpunkte nicht<br />

mehr. Das ist eine verhängnisvolle Strategie" warnt <strong>der</strong> 64-<br />

Jährige <strong>und</strong> verteidigt die "F<strong>und</strong>ament-Funktion" seiner<br />

Einrichtung. Zinners eindeutiges Fazit: "Was wir machen,<br />

kann zentral von den Verbänden unmöglich geleistet werden.<br />

Und wir sind uns nicht zu schade, als <strong>der</strong>en verlängerter Arm<br />

zu arbeiten."


Wen interessiert eigentlich Schwimmen?<br />

Fragen zur Medienpräsenz von olympischen Kernsportarten<br />

Von Christoph Fischer<br />

Wir haben in <strong>der</strong> Redaktion zuletzt wie<strong>der</strong> über die<br />

Termine geredet. Was wir noch machen <strong>und</strong> erledigen<br />

wollen, welche Projekte <strong>und</strong> welche Geschichten?<br />

Bis das Jahr Olympias <strong>und</strong> <strong>der</strong> Fußball-Euromeisterschaft<br />

anfängt. Um was wir uns kümmern müssen. Normaler Redaktionsalltag.<br />

Auffällig dabei ist, dass es sich bei diesen Gesprächen<br />

fast ausschließlich um Fußball dreht. Wir waren zuletzt richtig<br />

froh, dass wir noch einmal eine Geschichte über den deutschen<br />

Schwimmsport <strong>und</strong> seinen nach Olympia 2008 ausscheidenden<br />

Sportdirektor Örjan Madsen im Blatt hatten. In den Tagen <strong>der</strong><br />

Weltmeisterschaft in Stuttgart hat uns natürlich <strong>der</strong> Radsport<br />

beschäftigt. Das Versagen seiner Funktionäre genauso wie die<br />

überfor<strong>der</strong>te Kommunalpolitik. Auch um Sport ging es. Nebenbei.<br />

Thomas Rupprath, einer <strong>der</strong> erfolgreichsten Schwimmer <strong>der</strong><br />

Gegenwart, erzählte uns zuletzt, dass die Zeiten von Michael<br />

Groß <strong>und</strong> Franziska van Almsick doch längst vorbei sind:<br />

"Wegen Antje Buschschulte <strong>und</strong> Thomas Rupprath steht in<br />

Deutschland doch keiner auf." Dass Rupprath Weltrekordler ist,<br />

68 deutsche Meisterschaften gewonnen hat, Welt- <strong>und</strong> Europameister<br />

ist, na <strong>und</strong>? Nach den <strong>Olympischen</strong> Spielen, da macht<br />

Das Fernsehen hat gegenüber den Printmedien einen<br />

unschätzbaren Vorzug: Es kann den Zuschauer "live"<br />

am Ereignis teilhaben lassen. Der Augenzeuge am<br />

Bildschirm kann, wie <strong>der</strong> Name schon sagt, das in <strong>der</strong> Ferne<br />

sehen, was geschieht. Zumin<strong>des</strong>t in den Ausschnitten, die von<br />

den Kameras erfasst <strong>und</strong> von <strong>der</strong> Bildregie zu einer möglichst<br />

reizvollen Mischung kombiniert werden. Der Sport eignet sich<br />

mit seiner Ästhetik <strong>und</strong> vor allem mit seiner Dramatik in<br />

beson<strong>der</strong>er Weise als Stoff, <strong>der</strong> via Direktübertragungen<br />

Millionen Menschen berührt, bewegt, mitreißt. Denn keiner<br />

weiß, wie's ausgeht. Das übertrifft oft genug den Spannungsgehalt<br />

<strong>der</strong> Krimis, den die Drehbuchautoren künstlich erzeugen<br />

müssen. Die Suggestivität <strong>des</strong> elektronischen Mediums<br />

legt den Schluss nahe, dass nur wichtig sei, was im Fernsehen<br />

zu sehen ist. Und das Zauberwort heißt Einschaltquote, das<br />

32<br />

sich Rupprath keine Illusionen, "wird es einen dramatischen<br />

Schnitt geben, auf den <strong>der</strong> Deutsche Schwimm-Verband überhaupt<br />

nicht vorbereitet ist".<br />

Britta Steffen, Antje Buschschulte, Anne Poleska, Thomas Rupprath,<br />

alle Etablierten werden ihre Laufbahn beenden. Rupprath:<br />

"Das wird dramatisch. Schon jetzt interessieren sich nur noch<br />

wenige für den Schwimmsport. Nach Olympia in Peking wird<br />

Schwimmen endgültig zur Randsportart." In Umfragen über die<br />

wichtigsten Sportarten in Deutschland kommt Schwimmen<br />

schon gar nicht mehr vor. "Es gibt keine Idole mehr, keine Reize,<br />

für die <strong>der</strong> Nachwuchs das harte Schwimmtraining auf sich<br />

nehmen würde. Ich sehe schwarz für den Schwimmsport nach<br />

Olympia in Peking." Örjan Madsen nannte die Bemerkungen von<br />

Rupprath "einen Weckruf zur rechten Zeit". Den Leichtathleten<br />

geht es nicht an<strong>der</strong>s als den Schwimmern. Was sich bei den<br />

Weltmeisterschaften in Osaka noch einmal kurz an Begeisterung<br />

regte, in Peking wird es schwer werden. Olympia ist immer<br />

noch <strong>der</strong> absolute Höhepunkt, aber was ist, wenn die Erfolge<br />

ausbleiben? Überall werden Idole gesucht. Finden wird man sie<br />

langfristig nur, wenn in ihren Sportarten Geld zu verdienen ist.<br />

Richtig Geld verdient wird im Sport aber nur im Fußball.<br />

Nicht nur Fernsehen Von Steffen Haffner<br />

den wirtschaftlichen Kreislauf zwischen Veranstaltern, Fernsehen<br />

<strong>und</strong> Sponsoren in Schwung halten soll.<br />

Die Zahlen von Millionen Fernsehkonsumenten, die bei Formel-1-Rennen,<br />

beim Boxen <strong>und</strong> erst recht beim Fußball ihre<br />

Geräte einschalten, klingen eindrucksvoll. Sie sagen aber zum<br />

Beispiel wenig aus über die Wirksamkeit von nachhaltiger<br />

Werbung für den Sport <strong>und</strong> von kommerziellen Werbebotschaften.<br />

Fernsehen <strong>und</strong> R<strong>und</strong>funk sind flüchtige Medien, bei<br />

denen sich vieles versendet. Zumal in Zeiten, in denen die<br />

Zuschauer unstet durch den Irrgarten <strong>der</strong> sich vermehrenden<br />

Programme zappen. Die Printmedien haben zwar den Nachteil,<br />

Sportereignisse nicht direkt erlebbar zu machen. Sie<br />

geben aber mit ihren facettenreichen Darstellungsformen<br />

dem Wettkampfgeschehen erst Tiefe <strong>und</strong> Kontinuität. Wäh-


Im Jahres-Endspurt ist wie<strong>der</strong> nur Fußball angesagt. Leo Kirch<br />

ist wie<strong>der</strong> auf <strong>der</strong> Piste, die Deutsche Fußball Liga (DFL) einigte<br />

sich vertraglich mit demjenigen, <strong>der</strong> sie vor nicht allzu langer<br />

Zeit noch fast vor die Wand gefahren hätte. Die Champions<br />

League spielt, die Gruppenphase <strong>des</strong> Uefa Cups hat begonnen,<br />

<strong>und</strong> die Bun<strong>des</strong>liga, <strong>und</strong> <strong>der</strong> DFB-Pokal. Und die Europameisterschaftsqualifikation<br />

<strong>der</strong> deutschen Nationalmannschaft. Aber<br />

irgendwie wird alles immer unübersichtlicher, die einzelnen<br />

Spiele verschwimmen in <strong>der</strong> Vielzahl <strong>der</strong> Spiele.<br />

Alles Selbstverständlichkeiten? Nichts Neues? Alte Leier? Dass <strong>der</strong><br />

Deutsche Ski-Verband wegen <strong>der</strong> ungeklärten Vertragssituation<br />

seiner Fernseh-Übertragungsrechte zuletzt alle Trainingsmaßnahmen<br />

unterhalb <strong>der</strong> Weltcup-Ebene in allen Disziplinen aussetzen<br />

musste, war nur eine marginale Ran<strong>der</strong>scheinung. Da mussten<br />

ambitionierte B-Ka<strong>der</strong> vorerst zu Hause bleiben weil dem Verband<br />

Finanzmittel in zweistelliger Millionenhöhe fehlten. Das ist viel<br />

Geld, aber <strong>der</strong> Profifußball bekommt von Leo Kirch bis 2015 drei<br />

Milliarden. Dass die Akteure in diesem Millionenspiel immer<br />

sensibler werden, ist nachzuvollziehen. Es geht ja nicht nur um<br />

Verletzungen, um Sperren, Pausen o<strong>der</strong> Regenerationsphasen, es<br />

geht um Millionenverluste. Im Extremfall. Die Anwälte von Michael<br />

Ballack, <strong>der</strong> beim FC Chelsea wahrlich nicht schlecht verdient,<br />

sprechen davon, dass sich im Sportjournalismus die Sitten verschlechtert<br />

haben. Nota bene: Das sagen Anwälte, nicht etwa<br />

Leser, Zuschauer, Zuhörer o<strong>der</strong> Kommunikationswissenschaftler.Die<br />

Gangart wird härter. Und die Beurteilung von journalistischer<br />

Qualität wird längst nicht mehr denen überlassen, die sie konsumieren.<br />

Journalismus ist Bestandteil von Geschäftsbeziehungen,<br />

von geschäftlichen <strong>und</strong> juristischen Auseinan<strong>der</strong>setzungen.<br />

Journalismus ist Bestandteil eines Marktes, auf dem mit zuse-<br />

rend das Fernsehen über die Bil<strong>der</strong> wirkt, sorgen die gedruckten<br />

Beiträge mit Informationen <strong>und</strong> Interpretationen für<br />

Orientierung, die nicht so schnell im Äther verschwinden,<br />

son<strong>der</strong>n sich in Ruhe nachlesen lassen.<br />

Die schreibende Zunft kommt nicht umhin, auf das Fernsehen<br />

zu reagieren, ist aber schlecht beraten, wie es mehr <strong>und</strong> mehr<br />

geschieht, vorwiegend die televisionäre Scheinwirklichkeit<br />

abzubilden. Die Printmedien sollten vielmehr zielgerichtet ein<br />

eigenes, vielgestaltiges Mosaik vom Sport zusammensetzen.<br />

Denn sie haben gerade auch mit ihrer Tradition <strong>der</strong> konstruktiven<br />

Kritik eine hohe Verantwortung für den gesamten<br />

Sport. Eine beson<strong>der</strong>e Bedeutung kommt hier <strong>der</strong> oft unterschätzten<br />

Darstellung in den Lokalsport- <strong>und</strong> Lokalteilen zu.<br />

Hier wird <strong>der</strong> Sport an <strong>der</strong> Basis vom Geschehen in den<br />

Vereinen <strong>und</strong> außerhalb <strong>der</strong> Vereine sichtbar gemacht. Hier<br />

motivieren die ersten Schlagzeilen in <strong>der</strong> Stadtteilzeitung<br />

o<strong>der</strong> im Lokalanzeiger die Talente im Kin<strong>des</strong>- <strong>und</strong> Jugendalter.<br />

Die Darstellung <strong>des</strong> Breiten- <strong>und</strong> <strong>des</strong> Wettkampfsports<br />

hends härteren Bandagen gekämpft wird. Da stellen sich viele<br />

Fragen, für die wir noch keine Antworten gef<strong>und</strong>en haben. Der<br />

Sportjournalismus bezahlt heute vielfach einen hohen Preis für<br />

seine ungebrochene Attraktivität.Was wir im Sportjournalismus<br />

brauchen, ist eine neue Qualitätsdiskussion, die nichts, aber<br />

auch gar nichts mehr mit <strong>der</strong> Qualitätsdiskussion früherer Tage<br />

zu tun hat. Wie unterscheidet sich zu den Mediengeschäftsbedingungen<br />

<strong>des</strong> vorolympischen Jahres guter von hervorragendem<br />

Journalismus, wie guter von weniger gutem. Und wie<br />

unterscheiden sich Informationsziele in unterschiedlichen<br />

Medien. Was ist eigentlich davon zu halten, wenn Leo Kirch<br />

seine Bil<strong>der</strong> vom Fußball demnächst selbst produziert <strong>und</strong> im<br />

Pay-TV verkauft. Ist die Erörterung journalistischer Unabhängigkeit<br />

im Zusammenhang <strong>des</strong> Pay-TV wirklich unsinnig, wie<br />

zuletzt Michael Meier sagte, <strong>der</strong> mit dem 1. FC Köln auf<br />

schnellstem Weg wie<strong>der</strong> zurück in die Fußball-Bun<strong>des</strong>liga will.<br />

Und einen Trainer gut bezahlt, <strong>der</strong> die Bedürfnisse <strong>des</strong> Publikums<br />

angeblich zielgerichtet befriedigt. Ist das wirklich so?<br />

O<strong>der</strong> muss uns nicht endlich auch <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Sport wie<strong>der</strong><br />

mehr beschäftigen? Ist es wirklich so, dass <strong>der</strong> Fußball auf Sicht<br />

das Wichtigste bleibt <strong>und</strong> bleiben muss? Und damit die Aussicht,<br />

journalistische Freiheit zukünftig vorwiegend gegen<br />

findige Advokaten verteidigen zu müssen. Vielleicht muss man<br />

in Redaktionskonferenzen zukünftig mehr darüber reden als<br />

über Themen, Inhalte <strong>und</strong> journalistische Darstellungsformen?<br />

O<strong>der</strong> zumin<strong>des</strong>t gleich viel? Momentan gibt es viel mehr Fragen<br />

als schlüssige Antworten, was die zukünftige Entwicklung <strong>des</strong><br />

Sportjournalismus angeht. Und die Entwicklung von olympischen<br />

Kernsportarten wie Schwimmen <strong>und</strong> Leichtathletik. Und<br />

das sind im Sport nur die prominenten Beispiele.<br />

auf <strong>der</strong> untersten Ebene hilft, den Humus zu bereiten, auf<br />

dem sich <strong>der</strong> Leistungssport <strong>und</strong> <strong>der</strong> Spitzensport entwickeln.<br />

Nicht zuletzt können die Printmedien auf eine geballte Macht<br />

verweisen, die sich durch Zahlen eindrucksvoll dokumentieren<br />

lässt. Mit 26,2 Millionen verkaufter Gesamtauflage erreichten<br />

die deutschen Tageszeitungen <strong>und</strong> Wochenzeitungen im<br />

dritten Quartal dieses Jahres r<strong>und</strong> 73 Millionen Leser. Die<br />

<strong>Zeitschrift</strong>en in Deutschland dürften im gleichen Zeitraum<br />

mit 134,7 Millionen verkaufter Gesamtauflage sogar von ca.<br />

300 bis ca. 400 Millionen Lesern genutzt worden sein. Hinzu<br />

kommt das umfangreiche Online-Angebot <strong>der</strong> Verlage mit<br />

rapide steigenden Nutzerzahlen. Der Sport ist bei den Printmedien<br />

längst ein vorrangiges Thema <strong>und</strong> ein wichtiges<br />

Verkaufsargument geworden. Das sollte auch für die Sponsoren<br />

im Sport Gr<strong>und</strong> genug sein, nicht nur auf die Fernsehquoten<br />

zu starren, son<strong>der</strong>n weit stärker als bisher auf die<br />

gedruckte Trumpfkarte <strong>der</strong> Medien zu setzen. Das käme<br />

sicherlich <strong>der</strong> Vielfalt <strong>des</strong> Sports zugute.<br />

33


Der neue Klassenkampf in den Tempeln<br />

Von Torsten Haselbauer<br />

Auf <strong>der</strong> Jahreshauptversammlung <strong>des</strong> FC Bayern<br />

München Anfang November war bekanntermaßen<br />

schwer was los. Ein Mitglied <strong>und</strong> Fan hatte ganz<br />

genau aufgepasst <strong>und</strong> mitgezählt. Im UEFA-Cup-Spiel <strong>der</strong><br />

Münchener gegen Bolton sechs, im Bun<strong>des</strong>ligaspiel gegen<br />

Eintracht Frankfurt acht Minuten Fangesänge. Im ganzen<br />

Spiel, wohlgemerkt. Das war <strong>der</strong> erste Teil <strong>des</strong> Wortbeitrags<br />

<strong>des</strong> Fans mit dem Namen Ralf Seeliger. Er wollte den Verantwortlichen<br />

<strong>des</strong> FC Bayern München mit <strong>der</strong> Stoppuhr<br />

verdeutlichen, wie mies die Stimmung in <strong>der</strong> Allianz-Arena<br />

doch sei, obwohl sie so gut wie immer ausverkauft ist. Und<br />

34<br />

zum Schluss sprach Seeliger angeblich noch den schönen<br />

Satz, dass "man mit Champagnergläsern keine La Ola<br />

machen kann". Das brachte den Bayern-Manager Uli Hoeneß<br />

dann vollends auf die Palme. Es folgte seine gebrüllte<br />

Wutrede aus <strong>der</strong> hier zunächst nur zwei Sätze zitiert werden<br />

sollen: "Das ist populistische Scheiße" <strong>und</strong> "Scheißstimmung?<br />

Da seid ihr doch dafür verantwortlich, nicht<br />

wir".<br />

Dieses recht harsch ausgetragene Wortgefecht zwischen<br />

Fan <strong>und</strong> Manager wurde seitens <strong>der</strong> medialen Öffentlich-


<strong>des</strong> Sports<br />

keit eher von <strong>der</strong> unterhaltsamen Seite betrachtet <strong>und</strong><br />

folgerichtig unter dem Namen "FC Hollywood" eingeordnet.<br />

Eine Titulierung, die sich <strong>der</strong> FC Bayern München gar nicht<br />

mal ungern gefallen lässt. Aber es war mehr als Schauspielerei.<br />

Die aktuelle Diskussion in <strong>der</strong> bayerischen Lan<strong>des</strong>hauptstadt<br />

offenbarte vielmehr einen ernsten, für den<br />

deutschen Profisport fast exemplarischen Gr<strong>und</strong>konflikt.<br />

Nämlich die zunehmende Entfremdung <strong>der</strong> Vereine von<br />

ihren treuesten Anhängern <strong>und</strong> die schlechte Stimmung in<br />

den Stadien. Das gilt für den Fußballsport übrigens genauso<br />

wie für das Eishockey <strong>und</strong> ist das Zukunftsszenario für<br />

die Boomsportart Handball. Alle diese Sportarten haben<br />

mehr gemein, als es oberflächig betrachtet den Anschein<br />

hat. Ihre Spielstätten heißen Arenen <strong>und</strong> tragen irgendeinen<br />

Namen eines Sponsoren davor. Die Allianz Arena in<br />

München, die AOL-Arena in Hamburg sind nur zwei Beispiele<br />

von vielen für diese Entwicklung. Die Arenen sind<br />

dem Stadtteil, dem urbanen Milieu <strong>und</strong> Alltagsleben <strong>der</strong><br />

Fans räumlich wie inhaltlich längst entrückt. Sie liegen oft<br />

an <strong>der</strong> städtischen Peripherie <strong>und</strong> sind nicht selten nur<br />

über lange Anfahrtswege mit dem Auto zu erreichen. "Es<br />

sind Pilgerstätten für einmal o<strong>der</strong> zweimal die Woche mit<br />

riesigen Parkplätzen davor. Sie sind austauschbar. Man<br />

könnte sie überall hin bauen, weil sie längst den Bezug zu<br />

den Lebenswelten <strong>der</strong> Bewohner, <strong>der</strong> Fans verloren haben",<br />

so <strong>der</strong> Schweizer Architekt Eraldo Consolascio, <strong>der</strong> gerade<br />

in Zürich mit dem offenen Stadion Letzigr<strong>und</strong> eine Art<br />

Gegenentwurf zu den geschlossenen deutschen WM-<br />

Arenen gebaut hat (s. Interview). Die Arenen in Deutschland<br />

sind also, nicht nur namentlich, Sinnbild <strong>der</strong> totalen<br />

Kommerzialisierung vieler Sportarten. Es geht hier um<br />

nichts an<strong>der</strong>es mehr als "gute Unterhaltung". Passend dazu<br />

sind die überteuerten Zonen, Lounges <strong>und</strong> Logen genannt,<br />

die wesentlichen Merkmale dieser Spielstätten. Der klassische<br />

Fan dient bei dieser Sportshow entwe<strong>der</strong> nur noch als<br />

Kulisse mit seiner Vereinsfahne, seiner Trompete <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Kutte, <strong>der</strong> in wenigen ausgewiesenen Zonen kräftig Stimmung<br />

machen darf <strong>und</strong> soll. O<strong>der</strong> er steht in schicker<br />

Uniform vor einer roten Samtkordel, um den Privilegierten<br />

in ihren überteuerten Bereichen Einlass in die allerheiligsten<br />

Zonen zu gewähren ("Genießen Sie das Spiel"). Lifestyle-Streber<br />

<strong>und</strong> schwerreiche Geschäftsleute haben nun<br />

offensichtlich eine <strong>der</strong> letzten Bastionen <strong>des</strong> einstmals<br />

demokratischen Massenereignisses erobert. Nirgendwo wird<br />

das deutlicher als in den neuesten architektonischen Errungenschaften<br />

<strong>der</strong> Fußball-Bun<strong>des</strong>liga wie <strong>der</strong> Allianz Arena,<br />

den neuen Eishockeyarenen (O2-Arena in Berlin, die ab<br />

2008 eröffnet wird) o<strong>der</strong> den neuen Handball-Spielstätten<br />

(wie die SAP-Arena in Mannheim, Spielort <strong>der</strong> Rhein-<br />

Neckar Löwen).<br />

Der Sport ist durch diesen Typus <strong>der</strong> Sportstättenarchitektur<br />

im wahrsten Sinne salonfähig geworden. Der Proletengeruch<br />

<strong>der</strong> Fans hat sich verziehen müssen. So genannte<br />

bessere Kreise haben auf den bunten Sitzschalen Platz<br />

genommen. Im Fußball sind die Zeiten, in denen die deutschen<br />

Stadien als klassenlose Kommunikations- <strong>und</strong> Identifikationszentren<br />

<strong>der</strong> Fans verstanden wurden, spätestens<br />

seit <strong>der</strong> WM 2006 für immer vorbei. Die Arenen stehen<br />

nunmehr für ein höchst perfektioniertes Klassensystem, in<br />

dem krasse Ungleichheit <strong>der</strong> Stadionbesucher sich offen<br />

<strong>und</strong> ohne falsch verstandene Scham, mitunter sogar recht<br />

ordinär, zeigt. Wir hier oben in den gläsernen Galerien mit<br />

Buffet, schicken Hostessen, Blümchen auf dem Waschbecken<br />

<strong>und</strong> Schampus auf dem gedeckten Logenplatz. Ihr da<br />

35


echts <strong>und</strong> links auf den billigen Plätzen als Krawallmacher.<br />

Die sind überhaupt noch so lange nötig, wie die<br />

Fanlie<strong>der</strong> nicht vom Band kommen. Um nichts an<strong>der</strong>es, als<br />

um diesen Konflikt von oben <strong>und</strong> unten ging es auf <strong>der</strong><br />

Bayern-Hauptversammlung in dem ungleichen Rededuell<br />

Manager Hoeneß gegen einfachen Fan. "Was glaubt ihr<br />

eigentlich, was wir das ganze Jahr über machen, damit wir<br />

euch für sieben Euro in die Südkurve gehen lassen können",<br />

so Hoeneß zu den Fans. Und weiter: "Das sind die<br />

Leute aus den Logen, denen wir die Gel<strong>der</strong> aus <strong>der</strong> Tasche<br />

ziehen." Die zahlen übrigens bis zu 250.000 Euro pro<br />

Saison für ihre Luxuskabinen. Bayern hat in <strong>der</strong> Allianz-<br />

Arena über 200 davon. Und, so Hoeneß weiter, <strong>der</strong> Klub<br />

habe den Fans ja angeboten, im Stehplatzsektor eine<br />

Blaskapelle aufspielen zu lassen, die die Gesänge<br />

anstimmt. Aber das hätten sie ja nicht gewollt, weil sie es<br />

als "Eingriff in ihre Welt ablehnen", brüllte Hoeneß weiter<br />

in das Mikrofon.<br />

An<strong>der</strong>e Sportarten werden dieser Parallelwelt-Entwicklung<br />

<strong>des</strong> Fußballs folgen. "Die erste Funktion einer Spielstätte<br />

<strong>des</strong> neuen Typs ist doch die Rendite. Und die wird in den<br />

Logen gemacht. Deshalb spielen die klassischen Fans bei<br />

den Planungen für die neuen Arenen kaum mehr eine<br />

Rolle", so <strong>der</strong> Schweizer Architekt Eraldo Consolascio.<br />

OF: Gibt es das perfekte Fußballstadion?<br />

CONSOLASCIO: Ein perfektes Stadion<br />

gibt es, wenn überhaupt, immer<br />

nur für einen bestimmten Ort in<br />

einer bestimmten Umgebung. Wenn<br />

man aber ein Stadion nur als eine<br />

reine Monokultur ansieht, kann<br />

man durch ständige Korrektur <strong>der</strong><br />

Fehler immerhin ziemlich nahe an<br />

ein Idealmodell eines Fußballstadions<br />

herankommen. Mehr nicht. Für<br />

mich ist das Stadion ein Behälter mit Erfahrungen, nicht<br />

mehr als ein Modell, das weiter optimiert wird.<br />

Interessant zu beobachten ist jedoch die sich immer stärker<br />

artikulierende Gegenbewegung <strong>der</strong> klassischen Fans. Dabei<br />

geht es um viel mehr als nur romantisch verklärte Symbolik,<br />

wie Hoeneß <strong>der</strong> Öffentlichkeit weismachen wollte. Die<br />

Anhänger <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>ligisten Hansa Rostock wehrten sich<br />

beispielsweise vehement gegen den Verkauf <strong>der</strong> Namensrechte<br />

<strong>des</strong> Ostseestadions. Auch wenn sie das nicht verhin<strong>der</strong>n<br />

konnten, errangen sie immerhin einen Teilerfolg. Sie<br />

setzten einen Schutz <strong>der</strong> Vereinssymbolik durch <strong>und</strong> retteten,<br />

was noch zu retten war. Än<strong>der</strong>ungen sind nur noch<br />

möglich, wenn 80 Prozent zustimmen. Beim Fußball-Zweitligisten<br />

FC. St. Pauli liegt ein Antrag vor, <strong>der</strong> dem Verein<br />

verbieten soll, den Stadionnamen "Millerntor-Stadion" zu<br />

Werbezwecken zu verkaufen. R<strong>und</strong> neunzig Prozent <strong>der</strong><br />

Mitglie<strong>der</strong> sympathisieren mit dem Antrag, so <strong>der</strong> Initiator<br />

Jochen Harberg. Für ihn <strong>und</strong> viel an<strong>der</strong>e wäre eine<br />

Namensän<strong>der</strong>ung <strong>des</strong> Millerntors so, als wenn man seinen<br />

Familiennamen verkaufen würde - <strong>und</strong> <strong>der</strong> sei schließlich<br />

heilig, so <strong>der</strong> Fan gegenüber den Medien. Auch <strong>der</strong> Trend,<br />

in Vereinsmuseen die lokale Geschichte <strong>des</strong> Klubs aufzuarbeiten<br />

<strong>und</strong> allen Fans zugänglich zu machen, passt in diese<br />

immer länger werdende Reihe von Basis-Initiativen. Manche<br />

Vereine entdecken nun gar die Vereinskluft aus "den<br />

guten, alten Sportzeiten wie<strong>der</strong>". So trat <strong>der</strong> Eishockeyverein<br />

Kölner Haie Ende November 2007 in den Trikots aus<br />

dem Meisterjahr 1977 an - <strong>und</strong> alle fanden das gut.<br />

Über das Stadion <strong>der</strong> Zukunft <strong>und</strong> die<br />

Fünf Fragen an den preisgekrönten Schweizer Architekten<br />

36<br />

OF: Das von ihnen entworfene Züricher Stadion Letzigr<strong>und</strong> ist<br />

aber alles an<strong>der</strong>e als eine Monokultur - <strong>und</strong> <strong>des</strong>halb vielleicht<br />

auch nicht perfekt?<br />

CONSOLASCIO: Der Letzigr<strong>und</strong> ist ein multifunktionales, multikulturelles<br />

Stadion. Es wurde für unterschiedliche Nutzungen<br />

konzipiert, also nicht nur für den Fußball. Es muss für die<br />

Leichtathletik genauso funktionieren wie für ein Rockkonzert.<br />

Wichtig war uns aber vor allem, dass die Interessen <strong>der</strong> Bevölkerung<br />

in <strong>der</strong> Nachbarschaft <strong>des</strong> Stadions zur Geltung kommen<br />

- <strong>und</strong> nicht nur die Auflagen von so seltsamen Organisationen<br />

wie UEFA o<strong>der</strong> FIFA. Und gerade das macht die Gestaltung<br />

eines Stadions heute so beson<strong>der</strong>s schwer. Es müssen<br />

immer sehr viele Interessen bedient werden. Deshalb dominiert<br />

in <strong>der</strong> aktuellen Stadionarchitektur eher das Mittelmaß.


Rolle <strong>der</strong> Fans<br />

Eraldo Consolascio<br />

OF: Und drinnen, in den Stadien, dominieren die VIP-Longen.<br />

Ist das <strong>der</strong> neue Trend?<br />

CONSOLASCIO: Lei<strong>der</strong> ja, denn da wird das Geld gemacht. Die<br />

Fankultur ist nicht mehr das tragende Element in den Architekturentwürfen<br />

für die Stadien.<br />

OF: Das klingt aber nach düsteren Zeiten gerade für den<br />

klassischen, nur wenig betuchten Fan…<br />

CONSOLASCIO: Nicht ganz. Es gibt immerhin noch einige<br />

Spielräume. Wir haben im Letzigr<strong>und</strong> zum Beispiel nur die<br />

von <strong>der</strong> UEFA gefor<strong>der</strong>te Min<strong>des</strong>tanzahl von zwölf VIP-Logen<br />

eingeplant. Unser Stadion legt dafür mehr Wert auf eine<br />

offene Struktur. Offen für die Bevölkerung, die hier täglich<br />

von sieben Uhr bis Mitternacht von je<strong>der</strong> Ecke aus in das<br />

Stadion reingehen, flanieren <strong>und</strong> Sport treiben kann. Man<br />

kann sich in <strong>der</strong> Woche auch einfach auf die Tribüne setzen,<br />

picknicken <strong>und</strong> den Sonnenuntergang genießen. Es ist sogar<br />

möglich, über eine kleine Rampe das Stadion zu durchschreiten,<br />

wenn man auf die an<strong>der</strong>e Seite <strong>des</strong> Quartiers will. Die<br />

Stadt ist <strong>der</strong> Zaungast <strong>des</strong> Stadions, <strong>und</strong> wer im Stadion ist,<br />

<strong>der</strong> ist gleichzeitig auch in <strong>der</strong> Stadt. Das Stadion ist wie eine<br />

begehbare Skulptur, kein Topf mit Deckel drauf.<br />

OF: Wie sieht das Stadion <strong>der</strong> Zukunft aus?<br />

CONSOLASCIO: Meiner Meinung nach werden die Stadien<br />

wie<strong>der</strong> in die Stadt zu den Menschen rücken. Das Stadion<br />

<strong>des</strong> neuen Typs wird nur noch mit dem öffentlichen Verkehr<br />

erreichbar sein. Die riesigen Parkplatzflächen werden verschwinden.<br />

Die Zeit <strong>der</strong> Stadien auf <strong>der</strong> grünen Wiese an <strong>der</strong><br />

Peripherie <strong>der</strong> Städte ist also bald vorbei. Das sind doch nicht<br />

mehr als auswechselbare Konstrukte ohne Identität, Pilgerstätten<br />

für einmal die Woche. Doch eines bleibt: Stimmung<br />

allein kann ein Stadion nie machen. Das können nur die<br />

Fans.<br />

Das Interview führte Torsten Haselbauer<br />

37


Das Dopingproblem <strong>und</strong> die<br />

Verantwortung <strong>der</strong> Wissenschaften<br />

Von Helmut Digel<br />

Doping- <strong>und</strong> Medikamentenmissbrauch hängen eng<br />

zusammen, <strong>und</strong> beide haben eine lange Geschichte.<br />

Doping findet in den regelgeleiteten Sportarten <strong>des</strong><br />

Hochleistungssports statt <strong>und</strong> ist als ein Verstoß gegen die in<br />

den jeweiligen Sportarten weltweit geltenden <strong>und</strong> kodifizierten<br />

Regeln zu definieren. Medikamentenmissbrauch zeichnet<br />

sich dadurch aus, dass Medikamente nicht zu dem Zweck<br />

38<br />

benutzt werden, wie er von jenen Pharmakologen vorgesehen<br />

wurde, die diese Medikamente entwickelt haben, nämlich<br />

zur Heilung von Krankheiten.<br />

Medikamentenmissbrauch findet sich in vielen Lebensbereichen,<br />

vorrangig jedoch bei <strong>der</strong> Arbeit <strong>und</strong> in <strong>der</strong> Freizeit.<br />

Mittels <strong>des</strong> Gebrauchs von Medikamenten versuchen Men-


schen ihren Körper zu formen. Sie versuchen einem Schönheitsideal<br />

zu folgen, das möglicherweise nur erreicht werden<br />

kann, wenn man sich missbräuchlich verschiedener Medikamente<br />

bedient. Künstler <strong>und</strong> Wissenschaftler können sich<br />

durch Medikamente zu künstlerischen <strong>und</strong> wissenschaftlichen<br />

Höchstleistungen stimulieren. Medikamente machen es<br />

möglich, dass wir unsere Arbeitskraft bis zur Erschöpfung<br />

ausnützen können. Mit Medikamenten kann die Regenerierungszeit<br />

nach anstrengenden Belastungen verkürzt werden.<br />

Auch Konzentration, Kreativität <strong>und</strong> Wahrnehmungsfähigkeit<br />

lassen sich mittels Medikamenten verbessern. Dies ist in<br />

unserer Gesellschaft üblich, weil es nicht verboten ist. Ja, <strong>der</strong><br />

Gesetzgeber lässt es sogar zu, dass Menschen sich selbst<br />

zerstören: Selbstmordversuche sind nicht strafbar.<br />

Der Dopingbetrug ist hingegen eine beson<strong>der</strong>e Form <strong>des</strong><br />

Medikamentenmissbrauchs. Er bezieht sich nur auf das<br />

System <strong>des</strong> Leistungs- <strong>und</strong> Hochleistungssports, <strong>und</strong> er ist<br />

an die Tatsache geb<strong>und</strong>en, dass in diesem System schriftlich<br />

fixierte Regeln herrschen, die auf einer Vereinbarung <strong>der</strong><br />

Beteiligten beruhen. Dopingbetrug ist somit eine Betrugsform,<br />

die nur im System <strong>des</strong> Hochleistungssports anzutreffen<br />

ist, weil auch nur dieses System sich über schriftliche Festlegungen<br />

auf das Prinzip <strong>des</strong> Fair Play festgelegt <strong>und</strong> die<br />

Befolgung <strong>der</strong> Regeln zur Maxime <strong>des</strong> sportlichen Handelns<br />

erhoben hat. Zu diesen Regeln gehört das Verbot <strong>der</strong> Leistungsmanipulation<br />

durch Medikamente <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e unerlaubte<br />

Hilfsmittel.<br />

Unterscheidet sich somit <strong>der</strong> Dopingbetrug vom Medikamentenmissbrauch<br />

über die codifizierten Regeln, so haben doch<br />

beide gesellschaftlichen Phänomene eine Gemeinsamkeit<br />

aufzuweisen. Ermöglicht, verstärkt <strong>und</strong> verursacht werden<br />

sie - insbeson<strong>der</strong>e im 20. <strong>und</strong> 21. Jahrh<strong>und</strong>ert - ganz<br />

wesentlich durch das Handlungssystem <strong>der</strong> Wissenschaft.<br />

Dabei spielen die Pharmakologie, die Chemie <strong>und</strong> die Medizin<br />

eine entscheidende Rolle. In ihnen werden die Substanzen,<br />

die dem Missbrauch zugr<strong>und</strong>e liegen, erforscht, entwickelt<br />

<strong>und</strong> anwendungsreif gemacht, zwar zu einem an<strong>der</strong>en<br />

Zweck, aber eben auch zum Dopingbetrug verwendbar.<br />

Betrachten wir die Entwicklung <strong>der</strong> Wissenschaften in den<br />

vergangenen Jahrh<strong>und</strong>erten <strong>und</strong> beobachten wir dabei die<br />

Entwicklung <strong>der</strong> Naturwissenschaften etwas genauer, so<br />

können wir erkennen, dass es im 20. Jahrh<strong>und</strong>ert zu einem<br />

"Take-off" <strong>der</strong> Naturwissenschaften, insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Biologie,<br />

<strong>der</strong> Chemie, <strong>der</strong> Physik <strong>und</strong> <strong>der</strong> Medizin gekommen ist.<br />

Wenn wir daher von Medikamenten reden, so sind Pharmakologie<br />

<strong>und</strong> Medizin zunehmend von beson<strong>der</strong>er Bedeutung.<br />

Ihr Einfluss auf die Gesellschaft wächst, <strong>und</strong> mit dem<br />

Wachstum dieser Wissenschaften kommt es zu einem<br />

Wachstum ihrer Industrien, <strong>der</strong> pharmazeutischen Industrie<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Medizin-Industrie. Deren Erfolge können gewiss<br />

immer auch als Erfolge unseres Ges<strong>und</strong>heitssystems bilan-<br />

ziert werden: Neu entwickelte Medikamente ermöglichen die<br />

Heilung von Krankheiten, die zuvor als unheilbar gegolten<br />

haben. Mittels Medikamenten lassen sich viele Krankheiten<br />

präventiv abwenden. Medikamente mil<strong>der</strong>n Beschwerden, die<br />

zuvor als unerträglich wahrgenommen wurden.<br />

Doch <strong>der</strong> Erfolg <strong>der</strong> medizinischen <strong>und</strong> pharmazeutischen<br />

Industrie hat auch an<strong>der</strong>e Seiten. Mit dem Wachstum <strong>und</strong><br />

dem Erfolg wächst <strong>der</strong> Medikamentenmissbrauch. In <strong>der</strong><br />

Welt <strong>des</strong> Sports ist in <strong>der</strong> Tat zu erkennen, dass Umfang <strong>und</strong><br />

Formen <strong>des</strong> Dopingbetruges in direkter Beziehung zu den<br />

Fortschritten <strong>der</strong> medizinischen <strong>und</strong> pharmazeutischen<br />

Industrie stehen.<br />

Betrachten wir das Problem <strong>des</strong> Dopingbetrugs im Hochleistungssport,<br />

so ist festzustellen, dass dieses Problem auf das<br />

Engste mit den naturwissenschaftlichen Disziplinen <strong>der</strong><br />

Medizin <strong>und</strong> Pharmakologie verknüpft ist. Man könnte sogar<br />

behaupten, dass es ein mo<strong>der</strong>nes Dopingproblem, so wie es<br />

heute den Hochleistungssport belastet, ohne diese Disziplinen<br />

nicht geben würde. Natürlich sind es nicht alle Mediziner<br />

<strong>und</strong> Pharmakologen, die als Verursacher o<strong>der</strong> Mitverursacher<br />

<strong>des</strong> größten Problems zu gelten haben, das <strong>der</strong> Hochleistungssport<br />

hat <strong>und</strong> das ihn zutiefst in seinem Ansehen<br />

<strong>und</strong> seiner Glaubwürdigkeit beschädigt. Doch auch sie tragen<br />

eine Mitverantwortung für den Betrug im Hochleistungssport.<br />

Mittlerweile stellt sich das Dopingproblem für die Organisationen<br />

<strong>des</strong> Sports als eine nahezu ausweglose "tödliche" Falle<br />

dar. Der Hochleistungssport ist längst zum "Skandalon"<br />

geworden. Nahezu täglich wird in den Massenmedien über<br />

einzelne Fälle <strong>des</strong> Dopingbetruges berichtet. Immer häufiger<br />

verdächtigen sich Athleten gegenseitig. Fast sämtliche sportlichen<br />

Höchstleistungen werden unter Verdacht gestellt.<br />

Neuen Rekorden begegnen Experten <strong>und</strong> Zuschauer gleichermaßen<br />

mit Misstrauen. Funktionäre <strong>der</strong> Sportverbände<br />

werden immer öfter <strong>der</strong> Lächerlichkeit preisgegeben, wenn<br />

sie so unverständlich handeln, wie dies bei vielen Delikten<br />

<strong>der</strong> Fall ist. Sportärzte werden als Dealer überführt. Pharmakologen<br />

entwickeln Substanzen, mit denen Athleten ihre<br />

Leistung steigern können, ohne dass sie bei Anti-Dopingkontrollen<br />

positiv getestet werden können. Immer mehr Staaten<br />

verabschieden gesetzliche Regelungen zur Bekämpfung <strong>des</strong><br />

Dopingbetrugs, die sich jedoch meist als wirkungslos erweisen.<br />

Moralische Rhetorik hat Konjunktur.<br />

Das Problem <strong>des</strong> Dopingbetruges erweist sich dabei jedoch<br />

als äußerst komplex. Es ist in seiner Reichweite nicht definierbar,<br />

sein Ausmaß kann nur erahnt werden. Verlässliche<br />

Lösungen sind bis heute nicht in Sicht. Es ist naheliegend,<br />

dass angesichts dieser Situation die Frage gestellt werden<br />

muss, welchen Beitrag jenes System zur Lösung dieses gravierenden<br />

gesellschaftlichen Problems erbringt, das sich in<br />

39


differenzierten Gesellschaften durch einen beson<strong>der</strong>en<br />

Auftrag auszeichnet. Zu fragen ist, welche Erkenntnisse,<br />

welches Wissen, welche Verfahren <strong>und</strong> im weitesten Sinne<br />

welche Problemlösungen das System <strong>der</strong> Wissenschaft zur<br />

Lösung <strong>des</strong> Dopingproblems <strong>der</strong>zeit anbietet, anbieten könnte<br />

<strong>und</strong> möglichst anbieten sollte. Aus nahe liegenden Gründen<br />

ist diese Frage vor allem an drei Wissenschaften zu<br />

richten. Zunächst müssen Pharmakologie <strong>und</strong> Medizin<br />

gefragt werden, welchen Beitrag sie zur Lösung dieses komplexen<br />

Problems beisteuern. Es muss diese Frage aber auch<br />

an die Sportwissenschaft gerichtet werden; denn sie ist jene<br />

Wissenschaft, die sich dezidiert auf das System <strong>des</strong> Sports<br />

ausgerichtet hat bzw. ausgerichtet sein sollte <strong>und</strong> <strong>des</strong>halb<br />

mit Blick auf die erwünschten Problemlösungen in diesem<br />

Zusammenhang gefor<strong>der</strong>t sein muss. Bloße Erklärungen<br />

reichen dazu nicht aus.<br />

Es ist nicht das Ziel dieses Beitrages, die Forschungsleistungen<br />

<strong>der</strong> Biochemie, <strong>der</strong> Pharmakologie <strong>und</strong> <strong>der</strong> Medizin in<br />

Bezug auf das Dopingproblem einer kritischen Würdigung zu<br />

unterziehen. Es soll jedoch darauf hingewiesen werden, dass<br />

eine universitäre Erforschung <strong>des</strong> Dopingproblems durch die<br />

entsprechenden Institute medizinischer Fakultäten so gut<br />

wie nicht existiert. Aber auch die pharmazeutische Industrie<br />

mit ihren Forschungseinrichtungen <strong>und</strong> mit den dort tätigen<br />

Forschungsexperten hat sich an einer Erforschung <strong>des</strong> Problems<br />

bislang gar nicht o<strong>der</strong> nur in Ausnahmefällen beteiligt.<br />

Die Erforschung <strong>des</strong> Problems liegt somit fast ausschließlich<br />

in den Händen jener Experten, die in den vom IOC akkreditierten<br />

Labors als Biochemiker o<strong>der</strong> Pharmakologen arbeiten.<br />

Dabei sind durchaus beachtenswerte Ergebnisse erzielt<br />

worden. Dies gilt insbeson<strong>der</strong>e für die Nachweismöglichkeiten<br />

von verbotenen Substanzen. Ein wesentlicher Beitrag zur<br />

gr<strong>und</strong>legenden Lösung <strong>des</strong> Problems ist jedoch von den<br />

Naturwissenschaften bisher nicht erbracht worden. Nach wie<br />

vor befinden sich vielmehr sowohl die Medizin als auch die<br />

Pharmakologie in dem Dilemma, dass es Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

eigenen "scientific community" sind, die den Dopingbetrug<br />

durch ethisch nicht f<strong>und</strong>iertes wissenschaftliches Handeln<br />

begünstigen <strong>und</strong> sich die Stan<strong>des</strong>organisationen dieser<br />

Wissenschaften als unfähig o<strong>der</strong> unwillig erwiesen haben,<br />

dieses Problem ernst zu nehmen <strong>und</strong> zu einer Lösung beizutragen.<br />

Kaum erfreulicher muss uns die Bilanz erscheinen, wenn man<br />

nach dem Beitrag <strong>der</strong> Sportwissenschaft zur Lösung <strong>des</strong><br />

Dopingproblems fragt. Die Sportwissenschaft hat sich wohl<br />

in ihrer organisierten Form mit zwei Erklärungen zum Anti-<br />

Doping-Problem zu Wort gemeldet; die sind jedoch in ihrer<br />

Allgemeinheit <strong>und</strong> Folgenlosigkeit kaum zu übertreffen.<br />

Ansonsten kann die Sportwissenschaft als Organisation <strong>und</strong><br />

Institution in ihrer nunmehr nahezu 40-jährigen institutionellen<br />

Geschichte so gut wie keinen Beitrag aufweisen, den<br />

man als bedeutsam im Kampf gegen Doping bezeichnen<br />

40<br />

müsste. Dies könnte als beklagenswert angesehen werden.<br />

Angesichts <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> Sportwissenschaft ist dies<br />

jedoch nicht überraschend. Die Sportwissenschaft hat sich<br />

nämlich entgegen einer gut gemeinten Absicht ihrer Gründungsväter<br />

zu einer losen Sammlung von wissenschaftlichen<br />

Einzeldisziplinen entwickelt, <strong>der</strong>en Kommunikation untereinan<strong>der</strong><br />

nur sehr begrenzt stattfindet, <strong>und</strong> vermutlich wird<br />

dies auch zukünftig kaum an<strong>der</strong>s sein. Deshalb ist es notwendig,<br />

will man die Frage genauer beantworten, welchen<br />

Beitrag die Sportwissenschaft zur Lösung <strong>des</strong> Dopingproblems<br />

erbracht hat, dass man die einzelnen Teildisziplinen<br />

überprüft. Tut man dies, so muss man jedoch feststellen,<br />

dass die Bilanz nur unwesentlich positiver ist.<br />

Die Bewegungswissenschaft <strong>und</strong> Biomechanik melden Fehlanzeige.<br />

Von <strong>der</strong> Sportpsychologie gibt es lediglich erste<br />

Skizzen, die darauf hinweisen, dass das Problem auch als<br />

psychisches Problem ein beachtliches Ausmaß angenommen<br />

hat. Die Pädagogik <strong>und</strong> Erziehungswissenschaft hat das Feld<br />

<strong>der</strong> Prävention noch nicht einmal in Anfängen betreten.<br />

Betrachtet man dabei die Institute für Sportwissenschaft <strong>der</strong><br />

deutschen Universitäten, die ja doch in ihrem Zentrum einer<br />

sportpädagogischen Ausbildung verpflichtet sind, so wird das<br />

Thema in <strong>der</strong> Lehre nur am Rande <strong>und</strong> in <strong>der</strong> Forschung so<br />

gut wie gar nicht bearbeitet. In soziologischen Studien<br />

wurden Systemzwänge <strong>des</strong> Hochleistungssports offen gelegt,<br />

die <strong>der</strong> Hochleistungssport über seine Systemlogik aufgebaut<br />

hat. Sportökonomen übertragen theoretische Modelle, die sie<br />

in an<strong>der</strong>en Ökonomiefel<strong>der</strong>n angewandt haben, auf das<br />

Phänomen <strong>des</strong> Dopingbetruges <strong>und</strong> versuchen damit Alternativen<br />

zum Kontrollsystem <strong>und</strong> zur Bestrafung anzubieten.<br />

Die philosophisch-ethische Diskussion wird von ethischtheoretischen<br />

<strong>und</strong> philosophischen Beiträgen geprägt, die<br />

von einer Bagatellisierung <strong>des</strong> Problems bis zur entschiedenen<br />

moralischen Verurteilung reichen. Alle diese Beiträge<br />

erfolgen punktuell, sind abhängig von einzelnen Forschern,<br />

die sich aus Interesse dem Thema zuwenden, die jedoch<br />

genauso schnell zu ihren traditionellen Forschungsschwerpunkten<br />

zurückkehren. Auf diese Weise bleibt sowohl für den<br />

einzelnen Forscher als auch für die jeweilige Disziplin das<br />

Dopingproblem ein Randthema, das nicht systematisch<br />

bearbeitet wird.<br />

Bilanziert man die mehr als 30-jährige sportwissenschaftliche<br />

Forschung im Hinblick auf das Dopingproblem, so kann<br />

man <strong>des</strong>halb zu keinem an<strong>der</strong>en Ergebnis kommen, als dass<br />

die Sportwissenschaft über erste Ansätze <strong>der</strong> Problembeschreibung<br />

<strong>und</strong> -analyse bislang nicht hinausgekommen ist.<br />

Ein interdisziplinäres Vorgehen ist nicht zu erkennen, <strong>und</strong> so<br />

kann es kaum überraschen, dass in Bezug auf die dringend<br />

gefor<strong>der</strong>ten Problemlösungen <strong>der</strong> Beitrag <strong>der</strong> Sportwissenschaft<br />

als gering o<strong>der</strong> gar als nichtig zu bezeichnen ist. Über<br />

einige <strong>Zeitschrift</strong>en-, Handbuch- <strong>und</strong> Lexikonartikel ist die<br />

Sportwissenschaft in Bezug auf dieses Problem nicht hinaus-


gekommen. Intelligente, originelle <strong>und</strong> vor allem praxisrelevante<br />

Lösungen sind bis heute nicht in Sicht.<br />

Dabei stellt sich das Problem <strong>des</strong> Dopingbetrugs als eine<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung dar, wie sie für die Sportwissenschaft kaum<br />

interessanter sein könnte. Der Staat optimiert gemeinsam<br />

mit den Sportorganisationen <strong>der</strong>zeit ein Kontrollsystem,<br />

wohl wissend, dass selbst das perfekteste System von Betrügern<br />

unterlaufen werden kann. In den Labors bemüht man<br />

sich um Nachweismethoden. Hierzu werden enorme Forschungsmittel<br />

aufgewendet. Dabei kann man jedoch davon<br />

ausgehen, dass immer dann, wenn eine neue Methode<br />

entwickelt wurde, in <strong>der</strong> Zwischenzeit erf<strong>und</strong>ene neuere<br />

Substanzen mit dieser Methode nicht nachgewiesen werden<br />

können. In <strong>der</strong> ethischen Diskussion verlässt man sich auf<br />

medizinische Begründungen in Bezug auf die Ges<strong>und</strong>heit<br />

<strong>und</strong> das Wohlbefinden <strong>der</strong> Athleten, obwohl man wissen<br />

müsste, dass das Ges<strong>und</strong>heitsargument we<strong>der</strong> den mo<strong>der</strong>nen<br />

Sport legitimieren kann, noch ein realistischer Maßstab für<br />

das Handeln von Athleten ist. Beim Verbot von Leistung<br />

steigernden Substanzen beruft man sich auf das Fair Play-<br />

Gebot, obwohl klar ist, dass durch den Einsatz <strong>und</strong> durch die<br />

Nutzung an<strong>der</strong>er Technologien ständig gegen das Fair Play-<br />

Prinzip verstoßen wird. Der Hochleistungssport als Materialschlacht<br />

<strong>und</strong> als ingenieursmanipulierte Technologieschau ist<br />

längst Realität geworden. Aus ethischen <strong>und</strong> medizinischen<br />

Erwägungen heraus wird "Substitution" als akzeptabel erwogen,<br />

obwohl die Grenzen zwischen Substitution <strong>und</strong> Manipulation<br />

systematisch nicht zu ziehen sind.<br />

Hinzu kommt: Welche Strafen können bei Dopingbetrug z.B.<br />

als gerecht bezeichnet werden, wenn sich die Akteure <strong>des</strong><br />

Betruges sozialstrukturell <strong>und</strong> unter wirtschaftlichen<br />

Gesichtspunkten erheblich unterscheiden? Welche Abschreckungsmaßnahmen<br />

sind notwendig, wenn <strong>der</strong> Betrug sich in<br />

ganz unterschiedlicher Weise als lohnend erweist? Welche<br />

organisatorischen <strong>und</strong> institutionellen Vorkehrungen sind<br />

erfor<strong>der</strong>lich, will man den Kampf gegen Doping globaler<br />

führen? Diese Art von Fragen könnte nahezu endlos fortgeführt<br />

werden. Doch bereits in ihrer begrenzten Darstellung<br />

verdeutlichen sie das Ausmaß <strong>des</strong> Problems.<br />

Betrachtet man das Dopingproblem in seiner gesamten<br />

Komplexität, so lässt sich also erkennen, dass sich ethische,<br />

juristische, organisatorische, ökonomische, pädagogische,<br />

psychologische <strong>und</strong> soziologische Fragen geradezu auftürmen.<br />

Es gibt wohl kaum ein Problem, in dem es so offensichtlich<br />

ist wie beim Dopingproblem, dass verkürzte einzelwissenschaftliche<br />

Zugänge zur Problemlösung wohl eine<br />

notwendige Bedingung sein können; sie sind jedoch immer<br />

nur ein erster Anfang, will man das Problem auch nur annähernd<br />

in den Griff bekommen. Im Kampf gegen das Dopingproblem<br />

ist <strong>der</strong> "gordische Knoten" zu durchschlagen. Will<br />

hierzu die Wissenschaft einen Beitrag leisten, so kann dies<br />

nur in einem gemeinsamen Bemühen, in einer koordinierten<br />

Aktion, im Forschungsverb<strong>und</strong> <strong>und</strong> über herausragende<br />

Denkleistungen <strong>der</strong> Besten <strong>der</strong> jeweiligen Disziplinen geschehen.<br />

Kreativität <strong>und</strong> höchste Intelligenz sind notwendig,<br />

möchte man einen Schritt vorankommen.<br />

Die aktuelle Situation ist vom Gegenteil geprägt: Red<strong>und</strong>ante<br />

Wie<strong>der</strong>holung <strong>der</strong> immer gleichen Experimente, längst<br />

bekannte Aussagen <strong>und</strong> Erkenntnisse werden kopiert, ohne<br />

ihre Quellen zu nennen, Geschwätz, moralische Appelle <strong>und</strong><br />

Ehrenerklärungen dokumentieren ein Bild von Hilflosigkeit,<br />

wie es kaum übertroffen werden kann. In Deutschland entstehen<br />

Eliteuniversitäten, Excellenzcluster <strong>und</strong> Graduiertenschulen<br />

werden gebildet. Doch niemand scheint bereit zu<br />

sein, dem größten Massenphänomen in unserer Gesellschaft,<br />

dem Hochleistungssport jene wissenschaftliche Referenz zu<br />

erweisen, die er dringend benötigt. Ohne eine umfassende<br />

wissenschaftliche Hilfe bleibt <strong>der</strong> olympische Hochleistungssport<br />

auf sich allein gestellt. Und es besteht die Gefahr, dass<br />

er den schon seit längerer Zeit beobachtbaren Weg seiner<br />

Selbstzerstörung weiter beschreitet.<br />

41


Was as macht eigentlich ...?<br />

Helmut Recknagel Recknagel<br />

Von Jochen Frank<br />

Dieses Rezept ist kostenlos: "Morgens, gleich nach dem<br />

Aufstehen, noch mit Körperwärme", so empfiehlt<br />

Helmut Recknagel, "ein paar Kniebeugen, fünf bis<br />

zehn vielleicht, Liegestütze, ein paar Streckübungen, Armkreise,<br />

ein paar Übungen für Bauch- <strong>und</strong> Rückenmuskulatur -<br />

insgesamt zehn Minuten. Das genügt." So einfach <strong>und</strong> doch<br />

so schwer für manchen. Es müsse täglich praktiziert werden,<br />

fügt er hinzu. "In <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>holung liegt die Weisheit <strong>des</strong><br />

Lernens." Sprüche<br />

dieser Art, kurz <strong>und</strong><br />

prägnant, scheint er zu<br />

mögen, wie wir im<br />

Verlauf unseres<br />

Gesprächs noch mehrfach<br />

bestätigt finden.<br />

Helmut Recknagel sitzt<br />

am Schreibtisch im<br />

Büro seines Sanitätshauses,<br />

das er seit elf<br />

Jahren in Berlin<br />

betreibt. 70 ist er in<br />

diesem Jahr geworden.<br />

Und wer es nicht weiß,<br />

glaubt es möglicherweise<br />

nicht, dass <strong>der</strong><br />

einstige "König <strong>der</strong><br />

Lüfte" sein Wettkampfgewicht<br />

von 70 Kilogramm bis heute gehalten hat. Dazu,<br />

Stichwort Ernährung, hat er gleich ein weiteres Rezept - <strong>und</strong><br />

ebenfalls kostenlos - parat: Maß halten. Nicht immer satt<br />

essen. Das sei wie in <strong>der</strong> Tierwelt, sagt er. Sein medizinisches<br />

Spezialgebiet übrigens, in dem er promoviert <strong>und</strong> jahrelange<br />

Berufserfahrung hat. "Tiere, die nicht ganz satt sind, laufen<br />

schneller…" Doch er verhehlt nicht, dass er Bitterschokolade<br />

o<strong>der</strong> Hefeklöße mit Blaubeeren ebenso wenig verschmäht wie<br />

ein Steak, <strong>und</strong> dass er auch gegen ein Glas Rotwein nichts<br />

einzuwenden hat. Nur, wie gesagt, alles in Maßen.<br />

42<br />

In dem jetzt zu Ende gehenden Jahr gab es für den Wahl-<br />

Berliner aus dem thüringischen Steinbach-Hallenberg neben<br />

seinem "Siebzigsten" ein weiteres bedeutsames Jubiläum. Am<br />

3. März jährte sich zum 50. Mal <strong>der</strong> Tag, an dem Recknagel<br />

am Holmenkollen bei Oslo den Spezialsprunglauf gewann. Als<br />

erster Deutscher, als erster Nichtskandinavier überhaupt. Seit<br />

1892 hatten auf dieser Schanze ausschließlich Norweger,<br />

Finnen <strong>und</strong> Schweden triumphiert. Übrigens, jenes Paar Ski,<br />

mit denen er 1957<br />

seinen Sensationssieg<br />

errungen hat, übergab<br />

er Anfang März dieses<br />

Jahres aus Anlass seines<br />

sportlichen Jubiläums<br />

<strong>der</strong> Direktorin <strong>des</strong><br />

Holmenkollen-Museums.<br />

"Damals war ich<br />

überzeugt, dass auch<br />

die Skandinavier zu<br />

schlagen sind", kommt<br />

er auf die Sternst<strong>und</strong>e<br />

vor fünf Jahrzehnten<br />

zurück <strong>und</strong> gibt<br />

zugleich eine Fähigkeit<br />

preis, die ihn während<br />

seiner gesamten Laufbahn<br />

auszeichnete:<br />

"Der Glaube versetzt<br />

Berge." Wie<strong>der</strong> ein Spruch, <strong>der</strong> sich verallgemeinern lässt. Als<br />

müsse er all das noch untermauern, nennt er drei Faktoren,<br />

die - wie er meint - für jede Art von Prüfung gültig seien:<br />

"Sich selbst begeistern, vom Vorhaben überzeugt sein <strong>und</strong> an<br />

sich glauben."<br />

Mut <strong>und</strong> Selbstvertrauen, zwei Eigenschaften, ohne die<br />

Helmut Recknagel gewiss nicht das erreicht hätte, was er<br />

erreicht hat. Alles, was in dieser Sportart zählt, hat er gewonnen.<br />

Mit dem Sieg am Holmenkollen 1957, dem er den glei-


chen Wert beimisst<br />

wie dem<br />

Gewinn <strong>der</strong><br />

Goldmedaille bei<br />

den <strong>Olympischen</strong><br />

Winterspielen<br />

1960 in Squaw<br />

Valley, hatte<br />

Recknagels<br />

Aufstieg begonnen.<br />

Zweiter Sieg<br />

am Holmenkollen<br />

1960, Weltmeister<br />

1960 <strong>und</strong><br />

1962, Gesamterster<br />

<strong>der</strong> deutschösterreichischen<br />

Vierschanzentournee 1957/1958, 1958/1959 <strong>und</strong> 1960/1961,<br />

Sieger <strong>der</strong> Skiflugwochen in Planica (1957 <strong>und</strong> 1960), in<br />

Oberstdorf (1958 <strong>und</strong> 1961) <strong>und</strong> in Mitterndorf (1962), DDR-<br />

Meister 1959, 1962 <strong>und</strong> 1963. Eine Bilanz, die ihm einen Platz<br />

in <strong>der</strong> Galerie <strong>der</strong> erfolgreichsten Skispringer aller Zeiten<br />

sichert.<br />

Dass in dieser Aufzählung nur Siege erwähnt werden, dürfte<br />

ihm nicht gefallen. "Medaillen sind eine feine Sache, <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

vierte Platz war <strong>und</strong> ist immer <strong>und</strong>ankbar", verallgemeinert er<br />

auch für an<strong>der</strong>e Sportarten. "Doch wer international Fünfter,<br />

Sechster o<strong>der</strong> Zehnter wird, verdient mehr Aufmerksamkeit<br />

als das heute <strong>der</strong> Fall ist", wendet er sich gegen die "Schon<strong>der</strong>-zweite-Platz-ist-eine-Nie<strong>der</strong>lage"-Einstellung.<br />

Vielleicht<br />

spukt da im Hinterkopf noch ein bisschen die Erinnerung an<br />

seinen Abschied 1964. Erstmals gab es bei Olympia Entscheidungen<br />

von <strong>der</strong> Normal- <strong>und</strong> <strong>der</strong> Großschanze. Mit den<br />

Plätzen sechs <strong>und</strong> sieben hatte er in Innsbruck zwar seine<br />

Zugehörigkeit zur Weltspitze bestätigt, doch die erhoffte<br />

Medaille blieb aus. Einige Wochen danach stellte er die<br />

Sprunglatten in die Ecke. Mit 27 <strong>und</strong> jung verheiratet wollte<br />

er sich ganz auf seine berufliche Zukunft konzentrieren.<br />

So bequem über das begonnene Sportstudium <strong>der</strong> Weg zum<br />

Trainer gewesen wäre, Tierarzt war sein Berufswunsch. Er legte<br />

den Sport nach sechs Semestern ad acta, holte das Abitur<br />

nach, <strong>und</strong> mit dem Studium <strong>der</strong> Veterinärmedizin an <strong>der</strong><br />

Humboldt-Universität verschlug es den Thüringer nach Berlin.<br />

Als Dr. med. vet. arbeitete er 17 Jahre, bis Dezember 1990, als<br />

Fachtierarzt für Lebensmittelhygiene in Fürstenwalde bei Berlin.<br />

Nach <strong>der</strong> politischen Wende zunächst arbeitslos, führten ihn<br />

unterschiedliche Jobs schließlich in ein Sanitätshaus, für das<br />

er K<strong>und</strong>enakquisition <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e Aufgaben erledigte.<br />

"Warum machst du das eigentlich nicht für einen eigenen<br />

Laden?", fragte er sich eines Tages. Ergebnis dieser Überlegungen<br />

ist jenes Sanitätshaus, das er mit Ehefrau Eva-Maria im<br />

November 1996 eröffnete. Eine orthopädische Werkstatt<br />

gehört dazu, <strong>und</strong> mittlerweile hat Recknagels Ges<strong>und</strong>heitsservice<br />

drei weitere Zweigstellen in <strong>und</strong> um Berlin. Tochter<br />

Heike wandelt bereits in Vaters Fußstapfen. "Aber drei, vier<br />

o<strong>der</strong> fünf Jahre möchte ich noch mitmachen", steckt er die<br />

Entfernung zum beruflichen Zielband ab.<br />

Von all seinen Sprüngen dürfte <strong>der</strong> in die Selbstständigkeit<br />

<strong>der</strong> kühnste <strong>und</strong> mutigste gewesen sein. "Man ist nie zu alt,<br />

Neues zu beginnen." Recht hat er. Und dass er mit 70 seine<br />

Biografie als Buch ("Eine Frage <strong>der</strong> Haltung") vorlegen konnte,<br />

ist ohnehin eine weitere goldverdächtige Leistung.<br />

Mit dem Buch hat Helmut Recknagel ein Häkchen hinter die<br />

sportliche Vergangenheit gemacht. Doch wenn das Gespräch<br />

auf die heutige Springergeneration kommt, spürt man schon,<br />

dass es ein bisschen in ihm nagt. "Warum springen uns die<br />

an<strong>der</strong>en davon?", fragt er mehr rhetorisch <strong>und</strong> beweist, dass<br />

er noch voll dabei ist. "Talente haben wir genügend", führt er<br />

den Gedanken weiter, "aber vielleicht werden die Gr<strong>und</strong>lagen<br />

vernachlässigt."<br />

Wer mit seinen sportlichen Anfängen vertraut ist, weiß, dass<br />

<strong>der</strong> junge Recknagel ebenso gut als Fußballer (trickreich,<br />

schnell, technisch versiert), als Leichtathlet (100 m in 11,4<br />

Sek., Weit 6,20 m, Hoch 1,74 m) o<strong>der</strong> als Wasserspringer<br />

(Zweieinhalb-Salto vom Dreimeterbrett) seinen Weg hätte<br />

machen können. "Wer vielseitig ist, wird auch <strong>der</strong> bessere<br />

Spezialist in seiner Sportart", meint er. Die Richtigkeit seiner<br />

These hat er selbst am besten bestätigt.<br />

Dass im heutigen Profisport "in manchen Bereichen Millionen<br />

verdient werden können <strong>und</strong> zu unerlaubten Mitteln verleiten",<br />

sieht er mit Besorgnis. Aber Neidgefühle, nein, die lässt<br />

er nicht aufkommen. Er schwärmt von den Zeiten, als er<br />

einzig <strong>und</strong> allein den Sieg anstrebte <strong>und</strong> we<strong>der</strong> er noch die<br />

an<strong>der</strong>en daran dachten, ob finanziell etwas herausspringen<br />

könnte. Wenn er nach erfolgreichem Wettkampf mit Fernglas,<br />

Kofferradio o<strong>der</strong> Armbanduhr als Preis nach Hause fuhr, war<br />

er glücklich. Olympiagold von Squaw Valley brachte ihm<br />

5.000 Mark <strong>der</strong> DDR ein. "Das reichte, um ein ordentliches<br />

Motorrad zu kaufen."<br />

Manchmal erzählt Opa Helmut seinen Enkelkin<strong>der</strong>n, Lea-Rosa<br />

(11) <strong>und</strong> Jophiel (8), davon, wie's damals war. Jetzt, in den<br />

bevorstehenden Winterferien, will er mit den beiden ins<br />

Gebirge nach Oberwiesenthal fahren. "Dort gibt's eine Skischule,<br />

<strong>und</strong> ich möchte den beiden das Skilaufen beibringen<br />

lassen", freut er sich darauf. "Ja, beibringen lassen", sagt er<br />

augenzwinkernd. "Selbst möchte ich es nicht machen. Ich<br />

habe wohl zu wenig Geduld."<br />

Wenige Tage nach unserem Gespräch musste sich Helmut<br />

Recknagel in <strong>der</strong> Berliner Charité nach lebensgefährlicher<br />

Infektion einer Not-Operation unterziehen. Wir wünschen<br />

ihm baldige Genesung.<br />

43


Eltern im Vereinsleben:<br />

unverzichtbar <strong>und</strong> unbezahlbar<br />

Von Karl Hoffmann<br />

"<br />

Erst kamen die Kin<strong>der</strong>, dann die Mütter, später die Eltern."<br />

So wird im "BTV-Spiegel", <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>zeitschrift <strong>der</strong><br />

Bremer Turnvereinigung von 1877, <strong>der</strong> Anfang <strong>der</strong> "Er +<br />

Sie"-Gruppe beschrieben, die im letzten Jahr ihr 25-jähriges<br />

Bestehen gefeiert hat. Die ehrenamtliche Mitarbeit über die<br />

eigene sportliche Betätigung hinaus hat <strong>der</strong> Vereinsentwicklung<br />

gut getan, den Akteuren Freude gemacht <strong>und</strong> ist auch heute<br />

noch für sie immer wie<strong>der</strong> Selbstbestätigung in einem bekannten<br />

Umfeld. In <strong>der</strong> Leichtathletik-Abteilung <strong>des</strong> Turnvereins<br />

Eberbach 1846 haben zwei ehemals aktive <strong>und</strong> sehr erfolgreiche<br />

Athletinnen nun selbst eine Gruppe übernommen, um den<br />

Sport für ihre eigenen <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e Kin<strong>der</strong> zu organisieren.Allein<br />

in <strong>der</strong> Fußballabteilung <strong>der</strong> DJK Eintracht Coesfeld-VBRS werden<br />

350 Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendliche in 23 Mannschaften betreut.<br />

Sie wollen trainiert, angeleitet, hingebracht <strong>und</strong> wie<strong>der</strong> abgeholt<br />

werden. Dabei wird die Mitwirkung <strong>der</strong> Eltern als von<br />

"unschätzbarem Wert <strong>und</strong> einfach unbezahlbar" eingestuft.<br />

Während eines Turniers für jugendliche Fußballmannschaften,<br />

das <strong>der</strong> Fußballclub Grone, Göttingen, durchführt, backen<br />

Mütter 700 Waffeln auf eigene Rechnung <strong>und</strong> verteilen sie<br />

kostenlos. Wenn <strong>der</strong> Turnverein 1848 Guntersblum das Dorfgemeinschaftshaus<br />

st<strong>und</strong>enweise mit Step-Aerobic belegt, betreuen<br />

drei Mütter abwechselnd in einem separaten Raum die<br />

Kin<strong>der</strong> zwischen sieben Monaten <strong>und</strong> zwei Jahren.<br />

Eltern tauchen in keiner Statistik auf, wenn Ehrenamtlichkeit<br />

aufgelistet <strong>und</strong> hochgerechnet wird. Sie üben meistens keine<br />

Wahlämter aus, sind aber unverzichtbare Helfer, wenn es um<br />

regelmäßige o<strong>der</strong> spontan erfor<strong>der</strong>liche Einsätze zum Wohl <strong>des</strong><br />

Nachwuchses geht. Mütter <strong>und</strong> Väter fahren, waschen abwechselnd<br />

Trikots, bauen Tore auf <strong>und</strong> wie<strong>der</strong> ab <strong>und</strong> verständigen<br />

sich per Telefonkette. Sie treiben Geld für die Mannschaftskasse<br />

ein <strong>und</strong> zahlen die Meldegel<strong>der</strong>. Sie feuern ihre Kin<strong>der</strong> an, weil<br />

eine starke Geräuschkulisse die Leistung för<strong>der</strong>t, <strong>und</strong> trösten bei<br />

Verletzungen <strong>und</strong> Nie<strong>der</strong>lagen mit Anteilnahme <strong>und</strong> Zuckerwatte.<br />

Tagaus, tagein vollzieht sich so <strong>der</strong> ganz normale<br />

Übungs- <strong>und</strong> Wettkampfbetrieb im Kin<strong>des</strong>alter. Die inzwischen<br />

stetig wachsende sportliche Vielfalt hat sich aus dem "Turnen<br />

für Mutter <strong>und</strong> Kind" <strong>des</strong> <strong>Deutschen</strong> Turner-Bun<strong>des</strong> entwickelt.<br />

Das inhaltliche, organisatorische <strong>und</strong> quantitative Angebot in<br />

44<br />

den Turnvereinen <strong>und</strong> -abteilungen ist immer noch beispielhaft.<br />

Inzwischen stimmen fast alle Mitgliedsorganisationen <strong>des</strong><br />

<strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong> Sportbun<strong>des</strong> (DOSB) in dem Selbstverständnis<br />

überein, den frühzeitigen sportartenspezifischen Bezug<br />

im Interesse einer kindgemäßen sportlich-spielerischen Gr<strong>und</strong>ausbildung<br />

zurückzustellen. Diese Philosophie liegt dem Entstehen<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Arbeitsweise von Kin<strong>der</strong>sportschulen zu Gr<strong>und</strong>e<br />

sowie <strong>der</strong> Kooperation zwischen Sportvereinen, Schulen <strong>und</strong><br />

Kin<strong>der</strong>gärten. In <strong>der</strong> Pflicht sind nicht nur die Vereinsvorstände,<br />

Trainer <strong>und</strong> Übungsleiter. Eine solche Denk- <strong>und</strong> Vorgehensweise<br />

ist die Angelegenheit aller Vereinsmitglie<strong>der</strong>. Den beson<strong>der</strong>en<br />

Rückhalt gibt die Familie. Deshalb hat die Karateabteilung <strong>des</strong><br />

Vereins für Leibesübungen Pinneberg speziell eine Übungsgruppe<br />

"Family power" eingerichtet. Das Interesse hat die Erwartungen<br />

weit übertroffen. Die Integration <strong>der</strong> Eltern stellt sicher,<br />

dass sich die Trainer vollständig ihrer verantwortlichen Aufgabe<br />

widmen können: kindgerechte Selbstbehauptung <strong>und</strong> -verteidigung<br />

zu lehren. Im Männer-Turn-Verein Aurich von 1862<br />

bestehen 400 Familienmitgliedschaften. Sie bilden vor allem<br />

über den Elterneinsatz ein großes ehrenamtliches Potenzial.<br />

Harald Brandenstein, <strong>der</strong> Präsident <strong>des</strong> Hockey- <strong>und</strong> Tennisclubs<br />

Stuttgarter Kickers, gewichtet "Hockey als Familiensport", <strong>der</strong><br />

auf Teamgeist, ehrenamtlichen Einsatz <strong>und</strong> beson<strong>der</strong>es Elternengagement<br />

angewiesen ist.<br />

Gerade im Verhältnis von Vereinsführungen, Trainern, Übungsleitern,<br />

Kin<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Eltern geht es um gute Beziehungen <strong>und</strong><br />

belastbare Verbindungen. Das gilt vor allen Dingen immer dann,<br />

wenn es am richtigen Sportverständnis mangelt. Vorteilhaft<br />

sind da Aktivitäten wie Elternabende im Ru<strong>der</strong>verein Nürnberg<br />

von 1880 <strong>und</strong> regelmäßige Elternkontakte in <strong>der</strong> Handballabteilung<br />

von Pro Sport Berlin. Koordinierende Maßnahmen <strong>des</strong><br />

Elternbeirats im Turnverein 1864 Donaueschingen gehören dazu<br />

<strong>und</strong> die Einbindung <strong>der</strong> Eltern im Allgemeinen Sportclub Göttingen<br />

von 1846, um das Team junger <strong>und</strong> engagierter Trainer<br />

im Basketball für Jungen zu unterstützen. Zugleich wächst auch<br />

die elterliche Bereitschaft, Zeit für Ausbildungen zu investieren.<br />

Damit werden nicht nur Defizite abgebaut, son<strong>der</strong>n auch fachbezogene<br />

Einsätze in <strong>der</strong> Sportart ermöglicht. Der Mangel an<br />

sachk<strong>und</strong>igen Mitarbeitern kann auf diese Weise spürbar abge-


aut werden. Der Reitverein Buxtehude hat 24 Mitglie<strong>der</strong>n nach<br />

bestandener Prüfung Reitabzeichen in fünf verschiedenen<br />

Klassen aushändigen können. Darunter sind auch einige mitarbeitende<br />

Eltern, die zusammen mit ihren Kin<strong>der</strong>n ein Basiswissen<br />

nachgewiesen haben <strong>und</strong> so die Sportart besser beurteilen<br />

können. Eltern aus <strong>der</strong> Schwimmabteilung <strong>des</strong> Turnvereins<br />

Essen-Kupferdreh erwerben den Kampfrichterschein, um dann<br />

bei Wettkämpfen eingesetzt werden zu können. Weil Fechten<br />

ein komplizierter Sport <strong>und</strong> zunächst schwer zu verstehen ist,<br />

bieten die Turn- <strong>und</strong> Sportfre<strong>und</strong>e Welzheim Fechtkurse für<br />

Mütter <strong>und</strong> Väter an. Dort können sie die Gr<strong>und</strong>lagen <strong>der</strong><br />

Sportart kennen lernen <strong>und</strong> sich besser in die Entscheidungen<br />

<strong>der</strong> Kampfgerichte hineindenken, wenn sie ihre Kin<strong>der</strong> zu<br />

Wettbewerben begleiten.<br />

Denn Probleme in <strong>der</strong> fachlichen Beurteilung <strong>und</strong> Missverständnisse<br />

im Sportverhalten gibt es immer wie<strong>der</strong>. Wenn die Kampfrichterin<br />

ihre Wertungsnote zieht o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Schiedsrichter pfeift,<br />

dann hat so mancher mehr gesehen, günstiger gestanden <strong>und</strong><br />

versteht überhaupt mehr von allem. Die Besserwisserei wird<br />

allgemein gefürchtet, zumal es immer um die vermeintliche<br />

Benachteiligung <strong>des</strong> eigenen Nachwuchses geht. Das hat den<br />

Turn- <strong>und</strong> Sportverein Ja<strong>der</strong>berg zu einem offenen Brief "An die<br />

Eltern" <strong>der</strong> Fußball spielenden Kin<strong>der</strong> veranlasst. Beim Sport<br />

sollen sie nämlich auch lernen, "in einer Mannschaft ein<br />

gemeinsames Ziel zu verfolgen, mit Siegen <strong>und</strong> Nie<strong>der</strong>lagen<br />

umzugehen (auch im späteren Leben wird es nicht nur Siege<br />

geben), einen Mitspieler <strong>und</strong> Spielgegner zu respektieren, (Spiel-<br />

)Regeln zu akzeptieren <strong>und</strong> einzuhalten". Eltern sollten ihre<br />

Kin<strong>der</strong> unterstützen <strong>und</strong> nicht unter Druck setzen <strong>und</strong> auf<br />

Anpöbeleien von Schiedsrichtern, Spielern <strong>und</strong> Zuschauern<br />

verzichten. "Kin<strong>der</strong>, die weinend vom Platz gehen, weil sie von<br />

Eltern angegriffen werden, wollen wir nicht sehen. Fußball<br />

spielen ist das Hobby <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> nicht <strong>der</strong> Eltern."<br />

Der Schweizerische Fußballverband hat ein Kin<strong>der</strong>buch mit dem<br />

Titel herausgebracht: "Laura <strong>und</strong> ihre Fre<strong>und</strong>e träumen vom<br />

großen Spiel". Daniel, <strong>der</strong> F-Junior, schreibt an den väterlichen<br />

Schreihals, <strong>der</strong> vor Wut auf das Ersatztor klettert <strong>und</strong> den Mann<br />

mit <strong>der</strong> Pfeife verteufelt: "Begreife, bitte, Papa, dass ich nur<br />

spielen will. Ich bitte Dich, mir diese Freude zu lassen <strong>und</strong> mir<br />

nicht andauernd Empfehlungen zu geben wie ‚Schießen' o<strong>der</strong><br />

‚Abspielen'". Der genervte Junge möchte seine Fußballschuhe<br />

selber putzen <strong>und</strong> seine Sporttasche tragen, weil darauf <strong>der</strong><br />

Name seiner Mannschaft steht. Was Kin<strong>der</strong> wollen <strong>und</strong> Erwachsene<br />

erfahren sollten, können gemeinsame Wettbewerbe <strong>und</strong><br />

Übungseinheiten ans Tageslicht bringen. Die Judoabteilung im<br />

Verein für Rasenspiele Büttgen bietet in einer 24-St<strong>und</strong>en-<br />

Veranstaltung r<strong>und</strong> um die Uhr wechselnde Trainingseinheiten<br />

von 30 Minuten Dauer an. Sie lockt auch Interessierte auf die<br />

Matten. Die Judokin<strong>der</strong> finden es toll, wenn ihre Eltern mitmachen<br />

<strong>und</strong> einen Eindruck von den Leistungen ihrer Sprösslinge<br />

bekommen. Die Leichtathletiksaison wird im Turnverein Windecken,<br />

Nid<strong>der</strong>au, mit einem Kin<strong>der</strong>-Eltern-Vergleichswettkampf<br />

abgeschlossen. Auftakt <strong>der</strong> Spiele im Basketball ist in <strong>der</strong> Märkischen<br />

Turngemeinde Horst 1881, Essen, ein Spiel <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong><br />

gegen die Eltern, Pizzaessen danach <strong>und</strong> Überlegungen für<br />

weitere Impulse in den Sommerferien. Vor fast 20 Jahren wurde<br />

im 1. Kieler Hockey- <strong>und</strong> Tennisclub eine Eltern-Hockeymannschaft<br />

gegründet. Bun<strong>des</strong>weit hat sie sich einen Namen<br />

gemacht, indem sie alle zwei Jahre zu einem Turnier für Teams<br />

in gleicher Zusammensetzung einlädt. Eltern aus <strong>der</strong> Tennisabteilung<br />

<strong>des</strong> Vereins für Volkssport Spandau, Berlin, haben das 3.<br />

Elternturnier mit wachsen<strong>der</strong> Teilnahme durchgeführt. Der<br />

inzwischen bewährte Austragungsmodus "Je<strong>der</strong> gegen jeden"<br />

lässt viel Zeit, um mit alten <strong>und</strong> neuen Bekannten ins Gespräch<br />

zu kommen.<br />

"Was wären wir ohne die Eltern <strong>der</strong> Spieler?", fragt die Abteilungsleitung<br />

Handball in <strong>der</strong> DJK TuSA 06 Düsseldorf <strong>und</strong> gibt<br />

natürlich auch die Antwort als Aufzählung ihrer Aktivitäten.<br />

Sie helfen beim Training. Sie stehen als Kampfgericht, Zeitnehmer<br />

<strong>und</strong> Sekretäre zur Verfügung. Blitzschnell verständigen sie<br />

sich untereinan<strong>der</strong>, wenn ein nicht vorhergesehener Einsatz<br />

erfor<strong>der</strong>lich wird. Lautstark feuern sie "ihre" Mannschaften<br />

von <strong>der</strong> Tribüne aus an.So soll es sein. Denn Eltern sind <strong>und</strong><br />

bleiben die besten För<strong>der</strong>er ihrer Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> die wichtigsten<br />

Fans zugleich.<br />

45


Ist die Einheit <strong>des</strong> Sports<br />

gefährdet? Von Ommo Grupe<br />

Der Satz von dem "einen" Sport stammt von Peco Bauwens,<br />

dem langjährigen Präsidenten <strong>des</strong> <strong>Deutschen</strong><br />

Fußball-Bun<strong>des</strong>. Vollständiger <strong>und</strong> nachzulesen im<br />

Protokoll <strong>der</strong> "offiziellen" Gründungsversammlung <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>sportbun<strong>des</strong><br />

Nordrhein-Westfalen 1947 lautet er: Wir "haben<br />

auch gestritten", "hart", aber "fair", wir sind jedoch zu <strong>der</strong> "Überzeugung<br />

gekommen, dass es nur einen deutschen Sport gibt".<br />

Hinter dieser Überzeugung, die Bauwens mit vielen an<strong>der</strong>en<br />

teilte, steckte allerdings mehr als nur <strong>der</strong> Wunsch nach <strong>der</strong><br />

organisatorischen "Einheit" <strong>des</strong> Sports; diese war in den Nachkriegsjahren<br />

zweifellos beson<strong>der</strong>s wichtig. Es ging aber auch um<br />

die Umsetzung einer "Vereinsphilosophie", in <strong>der</strong>en Zentrum <strong>der</strong><br />

Verein stehen sollte, <strong>der</strong> über das für ihn charakteristische<br />

"Gemeinschaftsgefühl" - heute würden wir vielleicht "Solidarität"<br />

sagen - Menschen mit gleichen sportlichen Interessen <strong>und</strong><br />

Gr<strong>und</strong>überzeugungen zusammenführen <strong>und</strong> ihnen Gemeinsamkeit<br />

<strong>und</strong> Zusammenhörigkeit bieten konnte. Die organisatorische<br />

Einheit lieferte dafür den Rahmen.<br />

Bei den Bemühungen, inmitten <strong>der</strong> Trümmer, <strong>der</strong> Orientierungslosigkeit,<br />

den gesellschaftlichen Verwerfungen <strong>und</strong> Krisen, die<br />

<strong>der</strong> Zweite Weltkrieg <strong>und</strong> die Nazi-Diktatur hinterlassen hatten,<br />

die organisatorische <strong>und</strong> ideelle Einheit <strong>des</strong> Sports herzustellen,<br />

haben auch die Erfahrungen mit den tief gehenden Konflikten<br />

zwischen Turnen <strong>und</strong> Sport, den Arbeiterturnern <strong>und</strong> bürgerlichen<br />

Sportlern, die den Sport in <strong>der</strong> Weimarer Zeit kennzeichneten,<br />

sowie die Erinnerung an die zwangsweise Auflösung <strong>der</strong><br />

Verbände <strong>und</strong> Vereine <strong>und</strong> ihre politische Instrumentalisierung<br />

gleich zu Beginn <strong>der</strong> nationalsozialistischen Gewaltherrschaft<br />

eine wichtige Rolle gespielt. Heute verlaufen die Trenn- <strong>und</strong><br />

Konfliktlinien im Sport zwar ganz an<strong>der</strong>s; gleichwohl ist es<br />

nützlich, wenn man nach <strong>der</strong> "Einheit <strong>des</strong> Sports" fragt, sich<br />

daran zu erinnern.<br />

Was bedeutete <strong>und</strong> was bedeutet "Einheit <strong>des</strong> Sports"?<br />

Die Formen, in denen <strong>der</strong> Sport organisiert ist o<strong>der</strong> sich selbst<br />

organisiert - also die Vereine <strong>und</strong> Verbände - sind kein Selbst-<br />

46<br />

zweck. Sie haben ihren Sinn <strong>und</strong> ihre Bedeutung darin, dass sie<br />

es den sportinteressierten Menschen ermöglichen, in einer<br />

bestimmten Weise, nach bestimmten Sinnmustern <strong>und</strong> in einer<br />

von ihnen gewählten Gemeinschaft Sport zu treiben. Die Organisationsform,<br />

die <strong>der</strong> deutsche Sport in den Jahren nach dem<br />

Zweiten Weltkrieg gef<strong>und</strong>en <strong>und</strong> die <strong>der</strong> DOSB übernommen<br />

hat, wird diesem Ziel in fast optimaler Weise gerecht, nämlich<br />

"Einheit" <strong>des</strong> Sports <strong>und</strong> zugleich "Vielfalt" seiner Praxis. Diese<br />

Einheit bedeutete aber eben nicht nur organisatorische Einheit,<br />

son<strong>der</strong>n auch die Einigung auf ein alles in allem gemeinsames<br />

Verständnis von Sinn <strong>und</strong> "Idee" <strong>des</strong> Sports. Am Ende eines<br />

mühseligen <strong>und</strong> oft kontroversen Diskussionsprozesses stand<br />

<strong>der</strong> gelungene <strong>und</strong> gemeinsam getragene Ausgleich zwischen<br />

fachverbandlichen Glie<strong>der</strong>ungsprinzipien auf <strong>der</strong> einen Seite<br />

<strong>und</strong> überfachlichen <strong>und</strong> eher bündischen Vorstellungen, die die<br />

Lan<strong>des</strong>sportbünde <strong>und</strong> zum Teil auch das Turnen verkörperten,<br />

auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en. Max Danz, Oscar Drees, Walter Kolb, Prälat<br />

Ludwig Wolker <strong>und</strong> manche an<strong>der</strong>e haben große Verdienste<br />

daran, dass diese "Einheit" zustande kam; auch Willi Daume, <strong>der</strong><br />

erste Vorsitzende <strong>des</strong> DSB, hat sie mit vorbereitet <strong>und</strong> später als<br />

langjähriger DSB- <strong>und</strong> NOK-Präsident zu festigen versucht.<br />

Aber diese Art <strong>des</strong> Zusammenschlusses <strong>und</strong> <strong>des</strong> fö<strong>der</strong>alistischen<br />

Gleichgewichts im Sport bedeutete auch, dass das damalige<br />

"Dach" Deutscher Sportb<strong>und</strong> nicht allzu stark werden durfte.<br />

Einen "schlaffen Riesen" hat man den DSB <strong>des</strong>halb später<br />

genannt. Dass er "schlaff" sein sollte, war aber nicht zufällig,<br />

son<strong>der</strong>n geplant. Der DSB sollte nicht durch institutionelle<br />

Macht auf seine Verbände <strong>und</strong> Vereine wirken können, son<strong>der</strong>n<br />

wenn, dann durch Überzeugungskraft, Argumente <strong>und</strong> beispielhafte<br />

Modelle. Darin lagen seitdem seine Schwächen <strong>und</strong> Stärken<br />

zugleich. Dies gilt nach <strong>der</strong> "Verschmelzung" von DSB <strong>und</strong><br />

NOK auch für den DOSB. Das ist aber kein Konstruktionsfehler<br />

o<strong>der</strong> muss dies nicht sein; es bringt vielmehr deutliche Vorteile.<br />

Konkret bedeutete - damals - die neue Einheit die "Versöhnung"<br />

von Turnen <strong>und</strong> Sport mit ihren bis dahin unterschiedlichen<br />

<strong>und</strong> konkurrierenden Sinn- <strong>und</strong> Organisationsformen.<br />

Turnen <strong>und</strong> Sport hatten sich länger als ein halbes Jahrh<strong>und</strong>ert


itter befehdet. In den Jahren<br />

nach dem Zweiten Weltkrieg -<br />

nach manchem Zögern <strong>und</strong><br />

manchen Auseinan<strong>der</strong>setzungen<br />

- wurde ihre Verständigung<br />

eingeleitet. Auf <strong>der</strong><br />

Verbandsebene wurde nachvollzogen,<br />

was in vielen<br />

Vereinen bereits praktiziert<br />

wurde. Eugen Eichhoff, lange<br />

Jahre Oberturnwart im <strong>Deutschen</strong><br />

Turner-B<strong>und</strong>, schrieb,<br />

dass in jeden Turnverein eine<br />

Fußballabteilung <strong>und</strong> in jeden<br />

Fußballverein eine Turnabteilung gehöre. Von <strong>der</strong> "Einheit <strong>des</strong><br />

Sports" lassen wir nicht mehr ab, erklärte umgekehrt <strong>der</strong> Fußballer<br />

Peco Bauwens.<br />

Diese Einheit <strong>des</strong> Sports bedeutete zweitens die Zusammenführung<br />

von Arbeitersport <strong>und</strong> bürgerlichem Sport. Auch<br />

zwischen ihnen wurden alte Gräben zugeschüttet <strong>und</strong> ein<br />

gemeinsames Verständnis von Sport entwickelt. Diese Entscheidung<br />

wirkte - über ihre sportpolitischen Folgen hinaus -<br />

bis in das parteipolitische Leben hinein, insbeson<strong>der</strong>e bei <strong>der</strong><br />

SPD, in <strong>der</strong> sie nicht von allen begrüßt wurde. Auch <strong>der</strong> ehemalige<br />

DDR-Sport sah seine Wurzeln im Arbeitersport <strong>der</strong><br />

Weimarer Republik, allerdings nicht in <strong>des</strong>sen sozialdemokratischer<br />

Ausprägung, diese wurde verschwiegen, son<strong>der</strong>n in ihrer<br />

kommunistischen Form.<br />

Die Entscheidung für die organisatorische <strong>und</strong> ideelle Einheit<br />

<strong>des</strong> Sports setzte bei den Beteiligten Toleranz <strong>und</strong> Respekt für<br />

unterschiedliche Zielvorstellungen <strong>und</strong> Traditionen voraus; diese<br />

waren keineswegs von Anfang an <strong>und</strong> überall vorhanden. Der<br />

von Bauwens als <strong>der</strong> "eine" Sport bezeichnete (organisierte)<br />

Sport hat jedoch am Ende breite Zustimmung gef<strong>und</strong>en <strong>und</strong><br />

sich seitdem als tragfähiges Modell für die spätere Vereins- <strong>und</strong><br />

Verbandsentwicklung erwiesen. Mit seiner einheitlichen <strong>und</strong><br />

zugleich offenen Organisationsform hat er zunächst in Gestalt<br />

seiner Vereine, dann <strong>der</strong> zwischen 1945 <strong>und</strong> 1947 gegründeten<br />

Lan<strong>des</strong>sportbünde <strong>und</strong> <strong>der</strong> 1947 <strong>und</strong> 1948 (zunächst als<br />

Arbeitsgemeinschaften) gegründeten Fachverbände <strong>und</strong><br />

schließlich gemeinsam im <strong>Deutschen</strong> Sportb<strong>und</strong> <strong>und</strong> im Nationalen<br />

<strong>Olympischen</strong> Komitee die Gr<strong>und</strong>lagen geschaffen, die sich<br />

in <strong>der</strong> Folge als beson<strong>der</strong>s geeignet für die Realisierung sportlicher<br />

Ziele <strong>und</strong> Werte erwiesen haben <strong>und</strong> später auch die<br />

reibungslose Einbeziehung <strong>der</strong> Lan<strong>des</strong>sportbünde <strong>und</strong> Fachverbände<br />

<strong>der</strong> neuen Bun<strong>des</strong>län<strong>der</strong> ermöglichten.<br />

Diesen Gr<strong>und</strong>lagen verdankt <strong>der</strong> in Vereinen <strong>und</strong> Verbänden<br />

organisierte Sport nicht zuletzt seine heutige Vielfalt <strong>und</strong><br />

letztlich auch sein in den Nachkriegsjahren kaum vorstellbares<br />

Wachstum in den siebziger <strong>und</strong> achtziger Jahren. Unter einem<br />

gemeinsamen Dach <strong>und</strong> geb<strong>und</strong>en an ein gemeinsames Sportverständnis<br />

war trotzdem Raum für unterschiedliche Gestaltungsformen<br />

<strong>des</strong> Sports gegeben, konnte sich vielfältiges Leben<br />

in den Vereinen entfalten, vertrugen sich unterschiedliche<br />

Traditionen <strong>und</strong> Werte <strong>und</strong> haben die Vereine bis heute gleichwohl<br />

o<strong>der</strong> gerade <strong>des</strong>wegen eine ungewöhnliche Zunahme an<br />

Mitglie<strong>der</strong>n, an neuen Aufgaben <strong>und</strong> auch manchen Aktionismus<br />

ihrer Dachverbände verkraftet.<br />

Staatliche Organisationsformen, Zentralismus <strong>und</strong> Dirigismus<br />

wären vermutlich an den Problemen dieses Wachstums<br />

gescheitert; die Vereins- <strong>und</strong> Verbandsstrukturen in Deutschland<br />

haben sich ihnen gegenüber jedoch als trag-, anpassungs<strong>und</strong><br />

leistungsfähig erwiesen. Dass DSB <strong>und</strong> NOK lange nebeneinan<strong>der</strong><br />

bestanden, allerdings ihre unterschiedlichen Aufgaben<br />

gut verteilt hatten <strong>und</strong> durchweg in enger Kooperation, fast<br />

zwei Jahrzehnte mit einem Präsidenten, bearbeiteten, hat dem<br />

offenbar nicht unbedingt geschadet. Die zum DOSB verschmolzenen<br />

Verbände werden sie nun - im Interesse <strong>der</strong> Vereine - als<br />

"ein" Verband zu bewältigen haben, möglichst - so ist die<br />

Erwartung - noch effektiver als bisher. Insofern ist die organisatorisch<br />

neu gestaltete Einheit auch ein historischer Einschnitt.<br />

Der neue (<strong>und</strong> alte) Sinn <strong>des</strong> Sports<br />

Organisationsformen <strong>des</strong> Sports - also im Wesentlichen die<br />

seiner Vereine <strong>und</strong> Verbände - sind aber kein Selbstzweck; sie<br />

entwickeln sich in ihrer Gestalt <strong>und</strong> Struktur über den Sinn, den<br />

die Menschen mit ihnen verbinden <strong>und</strong> den Vereine <strong>und</strong> Verbände<br />

ihnen umgekehrt anbieten: Nach innen, indem sie ihren<br />

Mitglie<strong>der</strong>n ein Angebot zur eigenen (sportlichen) Sinnfindung<br />

machen, nach außen, indem sie sich - mehr o<strong>der</strong> weniger<br />

deutlich - abgrenzen gegenüber dem, was man nicht als Sport<br />

verstanden <strong>und</strong> ihm zugehörig wissen möchte.<br />

Nachdem es jedenfalls nach 1945 gelungen war, politischideologischen<br />

Ballast <strong>des</strong> Sports abzuwerfen, war <strong>der</strong> Weg frei<br />

für den Aufbau <strong>und</strong> die Entwicklung einer Organisation <strong>des</strong><br />

Sports, <strong>der</strong>en primärer Sinn im Sporttreiben selbst bestehen<br />

sollte <strong>und</strong> nicht so sehr in dem vorgeschriebenen Geist, in dem<br />

dies zu erfolgen hat, aber auch nicht in <strong>der</strong> Gewinnorientierung,<br />

die man natürlich auch im Sport finden kann. Dies ist<br />

nicht zu verwechseln mit einem sinnfreien Sport; den gibt es<br />

nicht. Nur galt es in den Nachkriegsjahren, ohne auf politische<br />

<strong>und</strong> ideologische Gr<strong>und</strong>sätze zurückgreifen zu wollen, einen<br />

neuen Sinn eines "freien" Sports in einer neuen, auf Vereinen<br />

<strong>und</strong> Verbänden beruhenden <strong>und</strong> demokratisch verfassten<br />

Organisation <strong>und</strong> in einer demokratischen Gesellschaft zu<br />

finden. Dafür mussten ideelle Gr<strong>und</strong>lagen entwickelt werden,<br />

durch die sich <strong>der</strong> Sport gesellschaftlich <strong>und</strong> kulturell legitimieren<br />

konnte <strong>und</strong> die - wenigstens theoretisch <strong>und</strong> potenziell -<br />

auch seinen erneuten Missbrauch für sportfremde Zwecke<br />

würden verhin<strong>der</strong>n können.<br />

47


Weitgehende Übereinstimmung bestand dabei hinsichtlich <strong>der</strong><br />

notwendigen demokratischen Gr<strong>und</strong>ausrichtung <strong>des</strong> Sports. Sie<br />

kam unter an<strong>der</strong>em darin zum Ausdruck, dass parteipolitische<br />

<strong>und</strong> weltanschauliche Unterschiede zwar toleriert, aber auf<br />

keinen Fall in den Sport hineingetragen, schon gar nicht als<br />

Bestimmungselemente <strong>des</strong> Sports zugelassen werden sollten: Es<br />

gibt keinen "proletarisch-marxistischen Klimmzug" <strong>und</strong> keinen<br />

"bürgerlich-kapitalistischen Handstand", sagte <strong>der</strong> erste Bun<strong>des</strong>präsident<br />

<strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>republik Deutschland, Theodor Heuss, auf<br />

seine unnachahmliche Weise. Eine Reihe von Funktionären in<br />

den ersten Jahren <strong>der</strong> Nachkriegsentwicklung <strong>des</strong> Sports stammten<br />

aus <strong>der</strong> Arbeiterturn- <strong>und</strong> -sportbewegung; sie hatten sich<br />

eher als die bürgerlichen in Distanz o<strong>der</strong> zum Teil auch im<br />

Wi<strong>der</strong>stand zum Nationalsozialismus bef<strong>und</strong>en, <strong>und</strong> sie achteten<br />

<strong>des</strong>halb beson<strong>der</strong>s darauf, dass auch nationales, völkisches o<strong>der</strong><br />

gar rassistisches Gedankengut nicht neu belebt würde. Gemeinsame<br />

Erfahrungen vor <strong>und</strong> während <strong>der</strong> Zeit <strong>des</strong> Nationalsozialismus<br />

legten aber nicht nur die Vorstellung eines gemeinsamen<br />

organisatorischen Dachs - anstelle organisatorischer Zerklüftung<br />

- nahe, son<strong>der</strong>n auch, das Nebeneinan<strong>der</strong> <strong>und</strong> Miteinan<strong>der</strong><br />

unterschiedlicher Zielorientierungen <strong>und</strong> Wertemuster im<br />

Rahmen einer gemeinsamen Gr<strong>und</strong>ausrichtung zu akzeptieren.<br />

Eine solche gemeinsame, von Toleranz <strong>und</strong> gegenseitigem<br />

Respekt geprägte Gr<strong>und</strong>haltung <strong>des</strong> Sports war allerdings auch<br />

im Interesse seiner öffentlichen Anerkennung <strong>und</strong> Unterstützung<br />

sowie seiner Glaubwürdigkeit <strong>und</strong> vor allem Gemeinnützigkeit<br />

erfor<strong>der</strong>lich.<br />

In diesem Zusammenhang sind es im wesentlichen vier eher<br />

gr<strong>und</strong>sätzliche Werte- <strong>und</strong> Orientierungsmuster, die das Selbstverständnis<br />

<strong>des</strong> organisierten Sports bestimmten <strong>und</strong> dies<br />

zumin<strong>des</strong>t programmatisch bis heute tun:<br />

Erstens ist es das Bemühen, den Sport auf <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>lage eines<br />

Menschenbil<strong>des</strong> zu organisieren, in dem <strong>der</strong> Mensch als "Ganzheit"<br />

verstanden wird <strong>und</strong> in dem nicht mehr eine Ideologie,<br />

eine Parteidoktrin, nationales, völkisches o<strong>der</strong> rassistisches<br />

Sendungsbewusstsein leitend sind. Im Sport sollte man sich frei<br />

<strong>und</strong> selbstbestimmt bewegen <strong>und</strong> sportlich etwas leisten können,<br />

auf allen Leistungsebenen <strong>und</strong> Altersstufen, unabhängig<br />

von sozialer Herkunft, Einkommen, Besitz, Weltanschauung <strong>und</strong><br />

politischer Orientierung. Dies ist im übrigen ein olympisches<br />

Prinzip, das, da <strong>der</strong> neue Verband nun auch "olympisch" in<br />

seinem Namen trägt <strong>und</strong> sich an <strong>der</strong> <strong>Olympischen</strong> Charta<br />

orientieren will, sich auch in seiner Arbeit wi<strong>der</strong>spiegeln muss.<br />

Zweitens ist es <strong>der</strong> Verweis auf die Bedeutung <strong>des</strong> Sports für die<br />

körperliche <strong>und</strong> seelische Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> das Wohlbefinden <strong>der</strong><br />

Menschen. Gerade dies war ein wirksames Argument in einer<br />

Zeit, in <strong>der</strong> viele Menschen an den Folgen <strong>des</strong> Krieges <strong>und</strong> unter<br />

den Entbehrungen <strong>der</strong> Nachkriegszeit litten. Aber es ist dies<br />

auch eine Aufgabe, die bis heute geblieben <strong>und</strong> die angesichts<br />

<strong>der</strong> mit dem mo<strong>der</strong>nen Leben verb<strong>und</strong>enen Bewegungsein-<br />

48<br />

schränkungen <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitlichen Gefährdungen sogar noch<br />

gewachsen ist. Breiten-, Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Schulsport spielen<br />

bei Erfüllung dieser Aufgabe eine beson<strong>der</strong>e Rolle.<br />

Drittens ist es das Bemühen, das Vertrauen in die erzieherischen<br />

Wirkungen von Turnen, Sport <strong>und</strong> Spiel einzulösen. Insbeson<strong>der</strong>e<br />

im Hinblick auf Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendliche erschien dies nach<br />

<strong>der</strong> totalitären Jugen<strong>der</strong>ziehung im Nationalsozialismus als<br />

beson<strong>der</strong>s wichtig <strong>und</strong> wurde als zentrale Aufgabe <strong>der</strong> Vereine<br />

<strong>und</strong> Verbände angesehen; auch für die Verbesserung <strong>der</strong> Situation<br />

<strong>des</strong> Schulsports hat sich <strong>der</strong> organisierte Sport von Anfang<br />

an eingesetzt. Auch diese Verpflichtung ist bis heute erhalten<br />

geblieben. Das "Olympische" versteht sich im Übrigen ausdrücklich<br />

pädagogisch. Dies ist in <strong>der</strong> <strong>Olympischen</strong> Charta, auf die<br />

sich <strong>der</strong> DOSB in seiner Satzung verpflichtet, sogar festgeschrieben.<br />

Die neue DOSB- Satzung nennt <strong>des</strong>halb die "Olympische<br />

Erziehung" als eine wichtige Aufgabe.<br />

Viertens ist es die Betonung <strong>der</strong> auf Fairness <strong>und</strong> Gemeinschaft<br />

gegründeten sozialen Bedeutung <strong>des</strong> Sports in einer Gesellschaft,<br />

<strong>der</strong>en Identität in den Jahren <strong>der</strong> nationalsozialistischen<br />

Gewaltherrschaft zerstört worden war. Fairness, Solidarität,<br />

Friedlichkeit, soziales Miteinan<strong>der</strong>, gegenseitiger Respekt <strong>und</strong><br />

Internationalität sind nach wie vor wichtige Themen <strong>und</strong> Ziele,<br />

angesichts <strong>des</strong> offensichtlichen Werteverfalls sogar beson<strong>der</strong>s<br />

wichtige. Gerade sie sind "olympisch".<br />

Zu idealistisch?<br />

Auch wenn dies alles heute manchmal etwas idealisierend<br />

klingt, in <strong>der</strong> damaligen Zeit <strong>der</strong> Suche nach neuen <strong>und</strong> tragfähigen<br />

Sinn- <strong>und</strong> Verhaltensmustern waren diese vier Gesichtspunkte<br />

ein wesentliches Sinnangebot im Rahmen allgemeiner<br />

Sinnsuche, auch <strong>des</strong> Sports, in den Jahren nach dem Zweiten<br />

Weltkrieg. Die Botschaft, die damit verb<strong>und</strong>en war, hieß: Sporttreiben<br />

soll spielerisch-zwecklos sein, ohne staatlichen Zwang,<br />

ohne Zentralismus, gemeinschaftsgeb<strong>und</strong>en, fair, sozial, solidarisch,<br />

gemeinnützig <strong>und</strong> - so weit möglich - bürgerschaftlich<br />

<strong>und</strong> ehrenamtlich organisiert.<br />

Diese Sinn- <strong>und</strong> Wertmuster werden heute im Sport zwar nicht<br />

mehr so blumig umschrieben; aber sie sind immer noch gut<br />

erkennbar, auch in <strong>der</strong> neuen Satzung <strong>des</strong> DOSB, <strong>der</strong> ihnen mit<br />

dem "<strong>Olympischen</strong>" sogar noch ein schärferes Profil gibt, <strong>und</strong><br />

sie haben sich als tragfähige ideelle Basis <strong>der</strong> bisherigen Vereins-<br />

<strong>und</strong> Verbandsentwicklung erwiesen. Individuelle Beweggründe<br />

<strong>und</strong> soziale Bedürfnisse ließen sich an sie binden, <strong>und</strong><br />

für die Entwicklung <strong>des</strong> Sports als Teil kulturellen <strong>und</strong> gesellschaftlichen<br />

Lebens haben sie eine Gr<strong>und</strong>lage abgegeben, die<br />

sich alles in allem als verlässlich <strong>und</strong> vertrauensstiftend erwies.<br />

Das Erreichte zu erhalten <strong>und</strong> weiter zu entwickeln, wird aber<br />

nicht ganz einfach sein. Die tief greifenden gesellschaftlichen


Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> letzten Jahrzehnte berühren auch den in<br />

Vereinen <strong>und</strong> Verbänden organisierten Sport <strong>und</strong> konfrontieren<br />

ihn mit neuen Problemen <strong>und</strong> Herausfor<strong>der</strong>ungen. Sie betreffen<br />

nicht nur sein unmittelbares Umfeld, auch er selbst hat sich<br />

verän<strong>der</strong>t. Unsystematisch <strong>und</strong> in Stichworten: mehr Mitglie<strong>der</strong>,<br />

viele mit neuen Interessen <strong>und</strong> Erwartungen, neue Sportarten,<br />

insgesamt mehr Vereine <strong>und</strong> Verbände, neue Aufgaben; daneben<br />

zahlreiche konkurrierende Sportanbieter, z.B. Fitnessclubs,<br />

Ges<strong>und</strong>heitsstudios, Volkshochschulen, Kirchengemeinden,<br />

kommunale Einrichtungen; kommerziell ausgerichtete Organisatoren<br />

von sportlichen Massenveranstaltungen, "Sporthappenings"<br />

<strong>und</strong> aufgeblasenen "Sportevents"; schließlich <strong>und</strong> oft<br />

fernab vom organisierten Sport die "Subkulturen" <strong>und</strong> "Szenen"<br />

<strong>der</strong> Bodybuil<strong>der</strong>, Brandungssurfer, Snowboar<strong>der</strong>, Mountainbiker<br />

<strong>und</strong> Skater; dann auch noch das offensichtliche Auseinan<strong>der</strong>driften<br />

von Spitzensport <strong>und</strong> Breitensport, professionellem<br />

Sport <strong>und</strong> Amateursport; <strong>und</strong> nicht zuletzt die Ausweitung <strong>des</strong><br />

Ges<strong>und</strong>heitssports, <strong>der</strong> sich immer mehr außerhalb <strong>der</strong> Vereine<br />

ansiedelt.<br />

Auch die Beweggründe <strong>der</strong> Menschen, Sport zu treiben <strong>und</strong><br />

dazu in einen Verein einzutreten, haben sich gewandelt. Viele<br />

streben nicht mehr nach Leistung <strong>und</strong> Wettkampf, wollen keine<br />

Vereinsbindung, sehen auch nicht (mehr) ein, warum sie mit<br />

ihrem Vereinsbeitrag Kin<strong>der</strong>abteilungen, sportliche Jugendarbeit<br />

<strong>und</strong> den leistungssportlichen Nachwuchs mitfinanzieren sollen<br />

- traditionelle Aufgaben <strong>des</strong> Vereins, die seine Gemeinnützigkeit<br />

<strong>und</strong> seinen Charakter als Solidargemeinschaft sicherten; auch<br />

die Bereitschaft, Ehrenämter zu übernehmen, nimmt ab. Sport<br />

kann man heute problemlos außerhalb von Vereinen betreiben,<br />

vom Skilaufen <strong>und</strong> Walken bis zum Radfahren <strong>und</strong> Krafttraining,<br />

was natürlich auch Vereinsmitglie<strong>der</strong> tun. Sportlich kann<br />

man heute sein, ohne noch Mitglied im Verein zu sein, sogar<br />

ohne noch wirklich "Sport" zu treiben. Viele sind mit dem<br />

sportlichen Outfit zufrieden.<br />

Hinzu kommt, dass die mehr o<strong>der</strong> weniger zutreffenden<br />

Medienberichte über Dopingvergehen, Wettbetrug, Medikamentenmissbrauch,<br />

Leistungs-, Wettkampf- <strong>und</strong> Spielmanipulationen,<br />

hohe Spielergehälter <strong>und</strong> Gagen, Bestechlichkeit, rassistische<br />

Übergriffe, Schlägereien <strong>und</strong> Randale das öffentliche<br />

Ansehen <strong>und</strong> die Glaubwürdigkeit <strong>des</strong> organisierten Sports<br />

zutiefst beschädigen, selbst wenn die Ursachen für Fehlverhalten<br />

<strong>und</strong> Regelverstöße gar nicht bei ihm zu suchen sind. Vor<br />

allem ist im Hinblick auf diese Entwicklungen unklar geworden,<br />

was "Sport" eigentlich noch heißt, was sein "Sinn" ist, wie er für<br />

den organisierten Sport angesichts <strong>der</strong> Unübersichtlichkeit <strong>der</strong><br />

neuen "Sportwelt", die nicht mehr nur aus ihm (<strong>und</strong> dem<br />

Schulsport) besteht, unverwechselbar zu definieren ist. Sport<br />

heißt heute (lei<strong>der</strong>) vieles, <strong>und</strong> manches wird als Sport ausgegeben<br />

o<strong>der</strong> nennt sich Sport, was mit dem "wirklichen" Sport<br />

nichts zu tun hat. Da bedarf es klarer Aussagen <strong>und</strong> gegebenenfalls<br />

auch deutlicher Abgrenzungen.<br />

Konsequenzen?<br />

Die Formel von <strong>der</strong> "Einheit" <strong>des</strong> Sports wird heute von manchen<br />

eine Beschwörungsformel genannt; das ist nicht positiv<br />

gemeint. Tatsächlich gerät die bisherige "Einheit" <strong>des</strong> Sports<br />

unter Druck. Dies betrifft aber nicht so sehr seine organisatorische<br />

Einheit, son<strong>der</strong>n insbeson<strong>der</strong>e sein bislang alles in allem als<br />

einheitlich angesehenes Selbstverständnis. Kritiker zweifeln<br />

daran, dass Werte wie "Gemeinschaft", Fairness, gegenseitiger<br />

Respekt, Solidarität, Gr<strong>und</strong>satztreue, Glaubwürdigkeit <strong>und</strong><br />

Gemeinnützigkeit noch überall ernst genommen werden. Ist<br />

Sport (noch) ein zu pflegen<strong>des</strong> "Kulturgut"? Die Antwort auf<br />

die Frage, ob die Einheit <strong>des</strong> Sports, die ja zugleich für ein<br />

Bündel sportlicher Werte <strong>und</strong> Verhaltensregeln steht, gefährdet<br />

ist, könnte heute nach allem, was zu erkennen ist, lauten: Die<br />

organisatorische Einheit ist ganz sicher nicht ernstlich bedroht,<br />

sie ist relativ gefestigt, für sie sprechen viele Vorzüge, was nicht<br />

heißt, dass es nicht irgendwann Abspaltungen o<strong>der</strong> Ausglie<strong>der</strong>ungen<br />

geben kann. Eher spricht manches dafür, dass es "Idee"<br />

<strong>und</strong> Selbstverständnis <strong>des</strong> organisierten Sports sind, die in Frage<br />

gestellt werden, weil sein "Sinn" offensichtlich unklar geworden<br />

o<strong>der</strong> ein einheitliches "Sinnverständnis" nicht mehr erkennbar<br />

ist. Wenn man bereit ist, dies zu akzeptieren, dann wäre zu<br />

klären, wohin die Entwicklung <strong>des</strong> in Vereinen <strong>und</strong> Verbänden<br />

organisierten Sports geht <strong>und</strong> wohin sie gehen soll o<strong>der</strong> sollte.<br />

Welcher Leitidee müsste sie angesichts <strong>der</strong> tief greifenden<br />

gesellschaftlichen Verän<strong>der</strong>ungen, <strong>der</strong> Entstehung eines eigenen<br />

"Sports" neben dem in Vereinen <strong>und</strong> Verbänden organisierten<br />

Sport <strong>und</strong> seinen eigenen <strong>und</strong> keineswegs nur oberflächlichen<br />

Verän<strong>der</strong>ungen folgen? Dazu sind Grenzziehungen ebenso<br />

wichtig wie klare Aussagen zu den Wert- <strong>und</strong> Zielvorstellungen<br />

<strong>des</strong> organisierten Sports, zu seinen Gr<strong>und</strong>sätzen <strong>und</strong> zu manchen<br />

Fehlentwicklungen auch im in Vereinen <strong>und</strong> Verbänden<br />

organisierten Sport selbst.<br />

"Erinnern heißt bauen", schrieb Willi Daume, <strong>der</strong> langjährige<br />

Präsident <strong>und</strong> Ehrenpräsident von DSB <strong>und</strong> NOK, in dem vom<br />

<strong>Deutschen</strong> Sportb<strong>und</strong> herausgegebenen Buch über die Grün<strong>der</strong>jahre<br />

<strong>des</strong> Sports nach 1945. Von einer bloßen Erinnerungskultur<br />

hielt er nichts. Die, die heute in den Vereinen <strong>und</strong> Verbänden<br />

<strong>und</strong> im DOSB für den Sport ehrenamtlich <strong>und</strong> hauptamtlich<br />

Verantwortung tragen, sollten <strong>des</strong>halb dafür sorgen,<br />

dass bewährte Gr<strong>und</strong>sätze <strong>und</strong> Wertemuster in unserer schnelllebigen<br />

Zeit nicht verblassen o<strong>der</strong> vergessen o<strong>der</strong> nur bei<br />

beson<strong>der</strong>en Anlässen <strong>und</strong> dann gerade noch als Teil einer<br />

schönen, aber letztlich unverbindlichen Erinnerungskultur<br />

gepflegt werden. Gewiss muss man sie immer wie<strong>der</strong> überprüfen,<br />

klären <strong>und</strong> verdeutlichen, sie, wenn notwendig, an neue<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen <strong>und</strong> Bedingungen anpassen, gegebenenfalls<br />

auch verwerfen. Gerade aber "Einheit <strong>des</strong> Sports" <strong>und</strong> <strong>der</strong> "eine"<br />

Sport sollten dabei keine Leerformeln bleiben, son<strong>der</strong>n sie<br />

können, richtig verstanden, überzeugende Orientierungsgr<strong>und</strong>lagen<br />

für die künftige Sportentwicklung liefern.<br />

49


Warum die Kraft den Menschen<br />

Das augenscheinlichste Merkmal <strong>des</strong> Sports ist die<br />

Bewegung -Bewegung in vielfältigen Formen. Die<br />

Spannweite reicht vom relativ einfachen Lauf über<br />

eine gerade 100-Meter-Strecke bis zur äußerst komplizierten<br />

Form einer Kür im Bodenturnen. Doch trotz ihrer vielen Unterschiede<br />

haben alle diese Bewegungsformen eines gemeinsam:<br />

zu ihrer Ausführung wird Kraft benötigt. Als Kraft wird in <strong>der</strong><br />

Physik die Än<strong>der</strong>ung <strong>des</strong> Bewegungszustan<strong>des</strong> eines freibe-<br />

50<br />

weglichen Körpers bezeichnet. Wirkt die Kraft über eine längere<br />

Zeit auf den freibeweglichen Körper ein, so wird dieser<br />

beschleunigt. Und das Produkt aus <strong>der</strong> Masse <strong>des</strong> Körpers <strong>und</strong><br />

seiner Beschleunigung ergibt die Größe <strong>der</strong> Kraft, die in Kilopond<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Maßeinheit Newton gemessen wird.<br />

Kräfte treten immer paarweise auf, als Kraft <strong>und</strong> als Gegenkraft.<br />

Das können wir im Sport immer beson<strong>der</strong>s dann deutlich<br />

erleben, wenn wir ein<br />

Gewicht anheben o<strong>der</strong><br />

aber im Hochsprung die<br />

Latte überqueren wollen.<br />

Dann nämlich ist die<br />

Schwerkraft unseres<br />

Planeten jene Gegenkraft,<br />

die manche Versuche zur<br />

persönlichen Höchstleistung<br />

erfolgreich behin<strong>der</strong>n<br />

kann.<br />

Die Möglichkeit zur<br />

Bewegung im Raum ist<br />

eine <strong>der</strong> wesentlichsten<br />

Fähigkeiten <strong>des</strong> Menschen.<br />

Im Laufe seiner<br />

Evolution hat sich das<br />

"Bewegungswesen<br />

Mensch" seiner Umwelt<br />

angepasst, um sie letztendlich<br />

in Besitz nehmen<br />

zu können. Er hat den<br />

Planeten Erde nach<br />

seinen Vorstellungen<br />

verän<strong>der</strong>t, manchmal<br />

auch negativ, hat mit<br />

seiner Zivilisation, mit<br />

seiner Kultur <strong>und</strong> Technik<br />

die natürlichen Gegebenheiten<br />

überhöht <strong>und</strong> sich<br />

selber über den Rand <strong>des</strong><br />

Planeten bis in den Weltraum<br />

katapultiert. Der<br />

Sprung in die Höhe war<br />

wohl <strong>der</strong> erste Versuch,<br />

die Schwerkraft zu überwinden;<br />

lange bevor<br />

durch die Erfindung <strong>der</strong>


eflügelt Von Herbert Somplatzki<br />

Raketen Menschen in den überirdischen Raum hinaus getragen<br />

werden konnten.<br />

Doch trotz aller Erfindungsgabe, trotz allen Fortschritts ist <strong>der</strong><br />

Mensch jenes biologische Wesen geblieben, das seinem Atem<br />

gehorchen muss, um überleben zu können. So ist <strong>der</strong> Mensch<br />

zur Eigenbewegung verurteilt; denn ohne Bewegung wäre<br />

unser Leben nicht möglich.<br />

Der Antrieb unserer körperlichen<br />

Bewegungsfähigkeit ist unsere<br />

Muskulatur. Unser Herzmuskel<br />

bewegt das Blut durch die Arterien<br />

<strong>und</strong> Venen; die Atemmuskulatur füllt<br />

uns den lebensnotwendigen Sauerstoff<br />

in die Lungen; die Kaumuskulatur<br />

zerkleinert unsere Speisen; die<br />

Magenmuskeln durchmischen sie;<br />

die Peristaltik bewegt sie durch<br />

unsere Därme. Selbst unser weitreichendster<br />

Sinn, <strong>der</strong> es uns erlaubt,<br />

Lichtjahre weit Sterne <strong>und</strong> fernste<br />

Galaxien zu erblicken, unsere Augen<br />

also, werden durch Muskelzüge<br />

gelenkt. Das Hauptbewegungsorgan<br />

jedoch ist unsere Skelettmuskulatur.<br />

Ohne sie könnten wir we<strong>der</strong> den<br />

kleinsten Gegenstand ergreifen noch<br />

den winzigsten Schritt tun. Selbst<br />

unser aufrechter Gang, <strong>der</strong> uns "über<br />

das Tier erhebt", wäre ohne die<br />

Beteiligung unserer Skelettmuskeln<br />

nicht möglich.<br />

Nun hat aber das, was wir als Fortschritt<br />

bezeichnen, auch eine ganze<br />

Reihe von "Bewegungsprothesen"<br />

hervorgebracht, die es dem Menschen<br />

ermöglichen, sich mit <strong>der</strong><br />

allergeringsten Anspannung seiner<br />

Muskeln in oftmals erstaunlich<br />

hoher Geschwindigkeit durch den<br />

Raum zu bewegen. Seien es nun<br />

Automobil, Eisenbahn, Schiff, Flugzeug,<br />

Rolltreppe o<strong>der</strong> Lift, sie alle<br />

begünstigen eine zumin<strong>des</strong>t partielle<br />

Ruhigstellung unseres muskulären<br />

Bewegungsorgans - <strong>und</strong> schaffen auf diese Weise, trotz ihrer<br />

unbestreitbaren Vorzüge, auch jene unerwünschten Begleiterscheinungen,<br />

die inzwischen zu einer Bedrohung <strong>der</strong> allgemeinen<br />

Ges<strong>und</strong>heit <strong>der</strong> Industriegesellschaften anzuwachsen<br />

beginnen.<br />

Die menschliche Physis hat ihre eigene Logik. Sobald nämlich<br />

die Anfor<strong>der</strong>ungen an das Bewegungsorgan Muskulatur<br />

51


zurückgehen, reagiert es mit erstaunlicher Konsequenz.<br />

Bewegungslosigkeit über einen bestimmten Zeitraum, etwa<br />

bei längerer Bettlägerigkeit o<strong>der</strong> aber <strong>der</strong> Aufenthalt in <strong>der</strong><br />

Schwerelosigkeit, führen zur Funktionseinschränkung <strong>und</strong><br />

schließlich zur muskulären Degeneration. Eine muskuläre<br />

Degeneration zieht dann den Abbau weiterer Funktionen <strong>des</strong><br />

Bewegungsapparates nach sich <strong>und</strong> wirkt im fortschreitenden<br />

Verlauf auch auf an<strong>der</strong>e menschliche Organe ein, führt über<br />

ihre Schwächung schließlich zum Verlust dieser Funktionen.<br />

Unser Körper fängt an, sich "zur Ruhe zu setzen". Und nun<br />

beginnt jener biologische Regelkreis, <strong>der</strong> durch die Unterfor<strong>der</strong>ung<br />

bedingt die Lebenskraft weiter vermin<strong>der</strong>t <strong>und</strong> zu<br />

immer größeren Funktionsverlusten führen kann.<br />

Doch hier greift die große menschliche Erfindung <strong>des</strong> Sports<br />

mit seinen vielgestaltigen Möglichkeiten korrigierend ein. Ist<br />

doch unser Bewegungsorgan Skelettmuskulatur unserem<br />

Willen unterworfen <strong>und</strong> kann bewusst gesteuert werden. Zu<br />

welchen oft phänomenalen Ergebnissen das führen kann, lässt<br />

sich an <strong>der</strong> Vielfältigkeit <strong>der</strong> Sportarten eingehend bew<strong>und</strong>ern.<br />

Obwohl in unseren Mythen seit uralten Zeiten fest verankert,<br />

wurde <strong>der</strong> Faktor Kraft im mo<strong>der</strong>nen Sport lange Zeit unter-<br />

52<br />

schätzt. Da soll doch beispielsweise schon ein altgriechischer<br />

Athlet tagtäglich einen lebendigen Stier um das Stadion<br />

getragen haben, damit <strong>des</strong>sen wachsen<strong>des</strong> Gewicht auch<br />

seine Kräfte kontinuierlich steigere; eine praktische Anwendung<br />

<strong>des</strong> Kraft-Gegenkraft-Prinzips <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Physik also<br />

schon in uralter Zeit. Die alten Statuen in unseren Museen<br />

sind ästhetische Zeugen aus Marmor für das festgefügte<br />

Kraft-Bewusstsein in <strong>der</strong> Welt <strong>der</strong> Antike. Doch auch ein<br />

tragischer Versuch, um mit <strong>der</strong> Kraft seiner Muskeln die<br />

gewaltige Gegenkraft <strong>der</strong> Gravitation zu überwinden, ist uns<br />

bekannt: die Anstrengung <strong>des</strong> Ikarus. Sein sagenhaftes<br />

Schicksal könnte auch für manchen mo<strong>der</strong>nen Athleten ein<br />

trauriges Beispiel sein.<br />

Zwar gab es schon seit <strong>der</strong> Zeit unserer Großväter jene<br />

"Kraftmenschen", die dem hochverehrten Publikum oft<br />

spektakuläre Zeugnisse ihrer erstaunlichen Stärke boten. Und<br />

auch die Bezeichnung "Rasenkraftsport-Verein" hat in diesem<br />

Zusammenhang zumin<strong>des</strong>t als Wortschöpfung ihren<br />

Erinnerungswert. Jedoch als sportliche Marginalien gesehen<br />

sind sie kaum über die Raritätenecke sportlichen Tuns hinaus<br />

gelangt.


Der systematische Einzug <strong>des</strong> Krafttrainings, heutzutage ein<br />

fester Trainingsbestand, begann in die Trainingspläne zahlreicher<br />

Sportarten erst nach dem Zweiten Weltkrieg einzusickern.<br />

Der Autor hat während <strong>des</strong> Studiums an <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong><br />

Sporthochschule Köln, ein knappes halbes Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

ist es kaum her, in dieser Beziehung noch einige Vorurteile<br />

überwinden müssen.<br />

Das än<strong>der</strong>te sich erst, als uns die Welle <strong>des</strong> so genannten<br />

"Körperkults" erreichte. Im Land <strong>der</strong> unbegrenzten Möglichkeiten<br />

zu üppiger Blüte herangereift, breitete sich <strong>der</strong> Muskelkult<br />

über die Tiefen <strong>des</strong> Atlantischen Ozeans hinweg bis zu<br />

unseren Küsten aus <strong>und</strong> weckte bei Millionen Männern <strong>und</strong><br />

Frauen die Sehnsucht nach Schönheit <strong>und</strong> Kraft.<br />

Es hat dann noch etwas gedauert, ehe <strong>der</strong> organisierte Sport<br />

sich dieser archaischen Muskelsehnsucht anzunehmen bereit<br />

erklärte. Denn auch hier musste erst manche mentale Hürde<br />

überw<strong>und</strong>en werden, ehe man die Vorteile entdeckte. Und<br />

diese sind durchaus vorhanden <strong>und</strong> werden im wachsenden<br />

Trend zunehmend auch in den Sportvereinen wahrgenommen.<br />

Kraft wächst am Wi<strong>der</strong>stand. Dieses Prinzip<br />

erfährt <strong>der</strong> wachsende Organismus normalerweise<br />

durch die Schwerkraft <strong>der</strong> Erde, die als<br />

Hauptgegenspieler <strong>der</strong> Muskulatur ein allzeit<br />

verfügbares Übungsgerät für seine Entwicklung<br />

ist. Doch die gesteigerten Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>des</strong> Sports verlangen mehr. So genannte<br />

"Kraftmaschinen" setzen nun auch im Breitensport<br />

ihre Wachstumsreize, die auf an<strong>der</strong>e<br />

Art <strong>und</strong> Weise so nicht erreichbar wären.<br />

Die mo<strong>der</strong>nen Trainingsgeräte zur Entwicklung<br />

<strong>der</strong> Körperkraft sind aus jenen präzise<br />

konstruierten Apparaten entstanden, die<br />

schon in den letzten Jahrzehnten <strong>des</strong> 19.<br />

Jahrh<strong>und</strong>erts in <strong>der</strong> Rehabilitation eingesetzt<br />

wurden. Mit deutschem Erfindungsgeist<br />

gefertigt, fanden diese handwerklichen<br />

Präzisionsgeräte ihren Weg in die Welt <strong>und</strong><br />

kehrten dann in abgeän<strong>der</strong>ter äußerer<br />

Gestalt als "Kraftmaschinen" in die Muskelentwicklungsanstalten<br />

<strong>der</strong> Sportstudios<br />

zurück, die aus den ehemaligen "Muckibuden"<br />

<strong>der</strong> Hinterhöfe inzwischen zu chromglänzenden<br />

Geräteparks mutiert sind.<br />

Doch dieser Trend hat, wie wohl alles im<br />

menschlichen Leben, seine zwei Seiten - <strong>und</strong><br />

die Kehrseite <strong>der</strong> Muskelmedaille heißt<br />

Doping. Dass dieser Betrug an <strong>der</strong> sportlichen<br />

Leistung inzwischen nicht nur in manchen<br />

Welten <strong>des</strong> professionell gesteuerten Sports zu Hause ist,<br />

son<strong>der</strong>n seine nicht kalkulierbaren Nebenwirkungen auch<br />

dort auszubreiten beginnt, wo Sport noch die schönste<br />

Nebensache <strong>der</strong> Welt sein soll, ist beunruhigend <strong>und</strong> muss<br />

durch Gegenkräfte noch konsequenter bekämpft werden.<br />

Doch die positiven Aspekte <strong>des</strong> Muskeltrainings übertreffen<br />

diese Schattenseiten. So ist die systematische Entwicklung<br />

<strong>der</strong> Muskulatur ein biologisches Korrektiv gegen die Mutation<br />

<strong>der</strong> menschlichen Gestalt zur "Couchtomate" - <strong>und</strong> setzt<br />

beson<strong>der</strong>e Wachstumsreize für Sehnen, Bän<strong>der</strong> <strong>und</strong> das<br />

Skelettsystem. Die Entwicklung <strong>der</strong> Körperkraft hat Auswirkungen<br />

auch auf das allgemeine Wohlbefinden - <strong>und</strong> entfaltet<br />

im gezielten Training eine beson<strong>der</strong>e Wirksamkeit für<br />

Menschen im Alter, da <strong>der</strong> Mensch ja trainierbar ist, so lange<br />

er atmet. In unserer Industriegesellschaft, in welcher <strong>der</strong> so<br />

genannte demografische Faktor eine zunehmend wichtige<br />

Rolle zu spielen beginnt, ist die sportliche Bewegung eine<br />

herausragende Möglichkeit zur ges<strong>und</strong>heitlichen Vorsorge.<br />

Das systematische Training <strong>der</strong> Körperkraft wird in <strong>der</strong><br />

Zukunft eine noch stärkere Aufmerksamkeit erfahren - <strong>und</strong><br />

kann zu einer Wachstumschance für die Weiterentwicklung<br />

unserer Sportvereine werden.<br />

53


Zwei Fünfkampf-Konkurrenzen feierten bei den V. <strong>Olympischen</strong><br />

Spielen 1912 in Stockholm ihre Premiere: <strong>der</strong><br />

von Pierre de Coubertin entworfene Mo<strong>der</strong>ne Fünfkampf<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> ebenfalls auf den Vater <strong>des</strong> mo<strong>der</strong>nen Olympismus<br />

zurückgehende "Pentathlon <strong>der</strong> Musen", <strong>der</strong> erste<br />

olympische Kunstwettbewerb. In <strong>der</strong> schwedischen Hauptstadt<br />

hat Coubertin unter dem deutsch-französischen Pseudonym<br />

Georges Hohrod <strong>und</strong> M. Eschbach, <strong>der</strong> auf zwei elsässische<br />

Orte zurückgeht, mit seiner "Ode an den Sport" in <strong>der</strong><br />

Kategorie Literatur eine Goldmedaille gewonnen.<br />

Diese Annäherung will die Wurzeln <strong>der</strong> musikalischen Bildung<br />

Coubertins <strong>und</strong> die Integration von Musik in sein Gesamtkunstwerk<br />

<strong>der</strong> <strong>Olympischen</strong> Spiele <strong>und</strong> <strong>des</strong> Olympismus<br />

skizzieren. Denn <strong>der</strong> konkrete Einbezug <strong>der</strong> Künste <strong>und</strong><br />

Künstler in die <strong>Olympischen</strong> Spiele, mehr noch: "in die Aus-<br />

54<br />

Coubertin <strong>und</strong> die Musik -<br />

übung <strong>des</strong> Sports, um von ihnen zu profitieren <strong>und</strong> den Sport<br />

zu veredeln", waren ihm wichtig. Alle Künste sollten erhebend<br />

<strong>und</strong> erhöhend das olympische Ereignis adeln: Architektur,<br />

Dramatische Künste, Choreographie, Dekoration (Design),<br />

Literatur, Musik, Malerei <strong>und</strong> Bildhauerkunst. Aus diesen acht<br />

Künsten wurden für die Spiele 1908 in London Malerei,<br />

Skulptur <strong>und</strong> Architektur sozusagen zum "Triathlon <strong>der</strong><br />

Musen" ausgewählt, <strong>der</strong> sich jedoch nicht realisieren ließ.<br />

Doch 1912 stand erstmals - ergänzt durch Literatur <strong>und</strong><br />

Musik - <strong>der</strong> Pentathlon <strong>der</strong> Musen auf dem olympischen<br />

Programm.<br />

Es ist kein Zufall, dass Coubertin, für den die "Harmonie" <strong>des</strong><br />

Menschen ein Gr<strong>und</strong>prinzip seiner olympischen Pädagogik<br />

war, die Musik als gleichberechtigte Kunst aufnahm, ist er<br />

doch in einer künstlerisch hoch gebildeten Familie aufgewachsen.<br />

Dort haben ihn vielfältige musikalische Erfahrungen<br />

geprägt. Seine Mutter Agathe-Gabrielle de Grisenoy de Coubertin<br />

besaß eine sehr schöne Stimme, die bei Soireen im<br />

Hause Coubertin zu bew<strong>und</strong>ern war. Die hochbegabte<br />

Schwester Marie, die an <strong>der</strong> Sorbonne Chemie <strong>und</strong> Astronomie<br />

studiert hat, galt als "vorzügliche Harfenistin". Dieses<br />

Talent hat die vorzügliche Reiterin ihrer Tochter Isore de<br />

Madre weitergegeben, die einen großen Ruf als "renommierte<br />

Harfenspielerin" besaß.<br />

Im Pariser Geburtshaus <strong>der</strong> rue Oudinot hat <strong>der</strong> junge Pierre<br />

de Coubertin, wie Marie-Thérèse Eyquem schil<strong>der</strong>t, auf einem<br />

kleinen Klavier im Kin<strong>der</strong>zimmer frei improvisiert: "Ausgefeilte<br />

Technik o<strong>der</strong> gar Spiel nach Noten kannte er nicht. Gab es<br />

überhaupt von Natur aus einen Unterschied zwischen <strong>der</strong><br />

Kunst in <strong>der</strong> Musik <strong>und</strong> im Sport; waren beide nicht Gestaltungsformen<br />

für das Selbstsein außerhalb aller Konventionen?"<br />

Damit spielt die Biographin auf die ungeb<strong>und</strong>ene<br />

Phantasie an, fraglos eine elementare Kraft im Leben Coubertins,<br />

<strong>der</strong> sich sozusagen rhapsodisch auf den Pianotasten<br />

frühzeitig austobte.<br />

Das Gr<strong>und</strong>element <strong>der</strong> Harmonie ergänzen - immer wie<strong>der</strong><br />

beschworen - Rhythmus <strong>und</strong> Bewegung. Coubertin war ein<br />

leidenschaftlicher Tänzer, <strong>der</strong> "die Bewegung liebte, die Musik<br />

<strong>und</strong> natürlich auch die Frauen". Daraus ergibt sich nachgerade<br />

eine natürliche Verbindung zur Eurhythmie, <strong>der</strong> durch<br />

Gesang, Musik <strong>und</strong> Tanz beseelten Bewegungsgestaltung, die<br />

Coubertin als Überhöhung <strong>und</strong> Vertiefung in das olympische<br />

Programm einfügen wollte. So erfand Coubertin sozusagen


Eine Annäherung Von Hans-Dieter Krebs<br />

als Vollendung <strong>der</strong> Trias mit Hymnen <strong>und</strong> zu Herzen gehen<strong>der</strong><br />

Musik die "Eurhythmie als sichtbare Sprache" lange vor dem<br />

Anthroposophen Rudolf Steiner.<br />

Über die ausgeprägte Musikalität seiner Frau Marie Rothan,<br />

die ebenso wie Coubertin in einem kunstverb<strong>und</strong>enen Haus<br />

aufgewachsen ist, wurde Loben<strong>des</strong> berichtet. Sein Großvater<br />

Julien Bonaventure Baron de Coubertin war Musiker. Auf die<br />

Entwicklung seines musikalischen Geschmacks nahm die<br />

Front <strong>der</strong> Wagnerianer <strong>und</strong> Wagnergegner, die Frankreichs<br />

bessere Kreise spaltete, einen tiefgreifenden Einfluss: <strong>der</strong><br />

malende Vater zählte zu den Anti-Wagnerianern, <strong>der</strong> Schwiegervater<br />

hingegen liebte den deutschen Komponisten.<br />

Coubertin stand eindeutig zu Wagner. Auch wenn er nie vom<br />

"Gesamtkunstwerk" sprach, so bestimmte die umfassende<br />

Wagnersche Konzeption auch Coubertins Idealbild. Es sollte<br />

sich in <strong>der</strong> Ehe von Muskel <strong>und</strong> Geist symbolisieren <strong>und</strong> in<br />

<strong>der</strong> Integration <strong>der</strong> Künste realisieren. Auch scheint die<br />

Klangwelt Wagners mit ihren "kraftvollen Chorpartien" <strong>und</strong><br />

dem kraftvollen So<strong>und</strong> den Geschmack Coubertins geprägt zu<br />

haben. Das Erlebnis <strong>der</strong> Oper "Siegfried" 1902 in Paris hat<br />

Coubertin zu einer idealvollen <strong>und</strong> feinsinnigen Betrachtung,<br />

gewissermaßen einem Hohelied <strong>des</strong> Heroentums, animiert. Er<br />

entmythologisiert den germanischen Hintergr<strong>und</strong>, erhebt<br />

jedoch den Titelhelden zum "Patron <strong>der</strong> Fechter", ja zum<br />

Allro<strong>und</strong>-"Modellathleten", <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Schmie<strong>des</strong>zene den<br />

Kampf gegen den inneren Löwen siegreich besteht. Siegfried<br />

als "stolze <strong>und</strong> schöne Inkarnation <strong>des</strong> Ideals" für den wie<strong>der</strong>geborenen<br />

Athletismus. 1904 zog er den Besuch <strong>der</strong> Wagner-<br />

Festspiele in Bayreuth <strong>der</strong> beschwerlichen Reise zu den <strong>Olympischen</strong><br />

Spielen in St. Louis vor.<br />

55


Das Spektrum <strong>der</strong> Lieblingskomponisten, die in Coubertins<br />

Schriften auftauchen <strong>und</strong> seinen Geschmack charakterisieren,<br />

ist eher konservativ <strong>und</strong> schließt sogar die Klassik, wie Haydn<br />

o<strong>der</strong> Mozart, die Romantiker <strong>und</strong> vor allem die Zeitgenossen<br />

aus; sein Landsmann Berlioz, <strong>der</strong> eigentlich ganz zum Stil<br />

Coubertins passen würde, ist nur einmal indirekt <strong>und</strong> witzigerweise<br />

mit dem Eishockey erwähnt: "Wenn die Musik Webers<br />

56<br />

zum Walzer auffor<strong>der</strong>t, dann<br />

gibt es nicht besseres als<br />

Eishockey, das mich zum<br />

Eislaufen einlädt." Webers<br />

"Auffor<strong>der</strong>ung zum Tanz" hat<br />

seine Popularität erst durch<br />

die bravouröse Orchestrierung<br />

von Berlioz erreicht.<br />

ns Auge springt Coubertins<br />

lebenslange Affinität zum<br />

Chorgesang. Er sollte sich in<br />

den Ritus sportlicher Feste<br />

einfügen <strong>und</strong> als Wechselwirkung<br />

von sportlicher <strong>und</strong><br />

musischer Bildung in eigenen<br />

Gesangsabteilungen <strong>der</strong><br />

Sport- <strong>und</strong> Reitvereine<br />

gepflegt werden. Dem Chorgesang<br />

galt Coubertins<br />

Vorliebe, angefangen mit <strong>der</strong><br />

ersten <strong>und</strong> heutigen <strong>Olympischen</strong><br />

Hymne von 1896, die<br />

er ursprünglich als "schöne"<br />

o<strong>der</strong> "angepasste Kantate"<br />

<strong>und</strong> nicht als Hymne verstanden<br />

hat, bis hin zur "Ode an<br />

die Freude" aus Beethovens<br />

IX. Symphonie. Die "Ode an<br />

den Sport" von 1912 lässt<br />

grüßen.<br />

Beethovens genialer Appell<br />

an Herz <strong>und</strong> Gemüt sollte -<br />

so <strong>der</strong> Wunsch Coubertins<br />

1935 in seiner weltweit<br />

gesendeten Radioansprache<br />

über den Reichssen<strong>der</strong> Berlin<br />

- zur Eröffnung <strong>der</strong> Berliner<br />

Spiele ganz im Stil <strong>des</strong> 19.<br />

Jahrh<strong>und</strong>erts "von den<br />

mächtigsten Massenchören"<br />

gesungen werden. Er<br />

begründet diese Bitte mit<br />

selten hoffnungsfrohem<br />

Alterspathos, <strong>der</strong> <strong>der</strong> Musik<br />

religiöse Erhebung zumisst:<br />

"Dieses Finale hat mich seit meiner Kindheit begeistert <strong>und</strong><br />

über mich selbst erhoben. Durch seine Harmonien scheint es<br />

mir mit dem Göttlichen zu kommunizieren. Ich hoffe, daß<br />

diese Chorgesänge, die so trefflich dazu geschaffen sind, die<br />

Kraft <strong>des</strong> Strebens <strong>und</strong> <strong>der</strong> Freude <strong>der</strong> Jugend auszudrücken,<br />

in Zukunft mehr <strong>und</strong> mehr das Schauspiel olympischer Heldentaten<br />

begleiten."


Den Geschmack Coubertins charakterisieren vor allem die<br />

Namen <strong>der</strong> Komponisten, die sich in seinen Werken finden.<br />

Vorne an steht Händel, <strong>des</strong>sen Massenchöre aus dem Stil <strong>der</strong><br />

Zeit bei den <strong>Olympischen</strong> Spielen 1908 <strong>und</strong> 1948 in London<br />

großen Eindruck hinterließen. Gossec, <strong>der</strong> offizielle Komponist<br />

<strong>der</strong> Französischen Revolution, <strong>und</strong> <strong>der</strong> kurzzeitig vom Revolutionsfuror<br />

erfasste Cherubini rufen martialische Klänge hervor.<br />

Im Gegensatz dazu stehen <strong>der</strong> nüchterne Polyphoniker Palestrina,<br />

<strong>der</strong> absolutistische Jubel Rameaus <strong>und</strong> schließlich <strong>der</strong><br />

Erneuerer <strong>der</strong> Oper, Gluck; er legte "die Seele <strong>der</strong> Antike" frei -<br />

ein Vorgänger <strong>der</strong> Archäologen in Olympia.<br />

Schließlich hat Coubertin, <strong>der</strong> immer wie<strong>der</strong> musikalische<br />

Begriffe <strong>und</strong> Anspielungen in seinen Schriften einsetzte, das<br />

letztes Kapitel seiner Erinnerungen als "Die unvollendete<br />

Symphonie" bezeichnet, allerdings ohne Schubert zu nennen,<br />

auf den das Werk, freilich nicht <strong>der</strong> Begriff "Unvollendete"<br />

zurückgeht. Aber das setzte <strong>der</strong> 73-Jährige bei seinen Lesern<br />

voraus. Ist es bloßer Zufall, dass sowohl die Partitur Schuberts<br />

als auch das Manuskript Coubertins erst nach dem Tode <strong>der</strong><br />

Autoren ans Licht <strong>der</strong> Öffentlichkeit gelangten?<br />

Musik, Tanz, Choreographie, Eurythmie, Hymnen <strong>und</strong> Oden<br />

werden immer wie<strong>der</strong> in den Schriften Coubertins beschworen.<br />

Sein Weltbürgertum kleidete er in den Satz: "Je<strong>des</strong><br />

menschliche Wesen gehört zum großen Orchester <strong>der</strong><br />

Menschheit." Ein Schlüsseldokument seiner Vorstellungen über<br />

die Ehe von Kunst <strong>und</strong> Muskel, aber auch die Einheit von<br />

Festeskult <strong>der</strong> säkularen Liturgie <strong>und</strong> sportlicher Feier im<br />

Geschmack <strong>der</strong> Zeit ist <strong>der</strong> Aufsatz "Pédagogie Sportive" von<br />

1922. Im Kapitel "Kunst <strong>und</strong> Sport" befasst sich Coubertin mit<br />

dem Verhältnis <strong>der</strong> Athleten <strong>und</strong> Künstler. Er beschreibt Bauten<br />

<strong>und</strong> Gärten, die Dekoration, die Festzüge <strong>und</strong> an fünfter<br />

Stelle nicht unter Musik, son<strong>der</strong>n unter dem mehrdeutigen<br />

Begriff "Harmonien", denn "harmonies" bedeutet nicht nur<br />

Wohlklänge, son<strong>der</strong>n auch "Blaskapellen mit Schlagzeug".<br />

Dieser Abschnitt ist gewissermaßen Coubertins von Wagner<br />

beeinflusstes Vademecum, wie Musik im Sport eingesetzt<br />

werden sollte. Die komplexe <strong>und</strong> zugleich animierende Anleitung<br />

lautet in mo<strong>der</strong>ner Übersetzung - die Hervorhebungen<br />

stammen von Coubertin - "Die Frage <strong>der</strong> musikalischen<br />

Umrahmung einer sportlichen Veranstaltung darf keinesfalls<br />

mit den Problemen bei <strong>der</strong> Organisation eines Freiluftfestivals<br />

verwechselt werden. Man benötigt kraftvolle Orchester <strong>und</strong><br />

mächtige Massenchöre, damit alle Aufmerksamkeit <strong>und</strong> alle<br />

Energie auf die Musik gerichtet wird, die ja <strong>der</strong> eigentliche<br />

Zweck, die raison d'être, solcher Veranstaltungen ist. Im ersteren<br />

Fall ist sie im Gegenteil nur Beiwerk, nur eine Girlande.<br />

Wichtiger als die Lautstärke <strong>der</strong> Töne ist ihr Rhythmus. Vermeidet<br />

aufgekratzte, vulgäre o<strong>der</strong> schlicht abgenutzte Rhythmen.<br />

Das ‚Grave', das ‚Lento' erreicht viel mehr Wirkung. Wenn<br />

ihr Blechbläser habt, dann verlangsamt sie, damit aggressive<br />

Töne verschwimmen. Wenn ihr nur eine Handvoll Sänger habt,<br />

dann stellt sie in die Nähe <strong>der</strong> Zuschauer, wenn nötig, placiert<br />

sie in die Mitte <strong>der</strong> Tribüne. Gesangsgruppen bevorzugen den<br />

Choral. Wenn ihr die Möglichkeit besitzt, dann zögert nicht,<br />

den Gesang mit den Klängen <strong>der</strong> Jagdhörner, die aus <strong>der</strong><br />

Ferne antworten, abzuwechseln. Das ist die beste eurythmische<br />

Wirkung, die ihr erreichen könnt."<br />

Die kraftvollen Orchester, gewaltigen Massenchöre, die eurythmische,<br />

also tief das Gemüt beeinflussende Wirkung <strong>des</strong><br />

Gesangs <strong>und</strong> <strong>der</strong> Blechinstrumente haben Coubertins musikalische<br />

Welt bestimmt. Sie blieb jedoch begrenzt, beschränkte sie<br />

sich wie sein Verständnis <strong>der</strong> bildenden Künste auf den Zeitgeschmack<br />

<strong>des</strong> gehobenen Bürgertums am Ende <strong>des</strong> 19.Jahrh<strong>und</strong>erts.<br />

Sie scheint sich nicht spürbar weiterentwickelt o<strong>der</strong><br />

mo<strong>der</strong>ne, gar neutönerisch umwälzende Einflüsse aufgenommen<br />

zu haben. Das "mo<strong>der</strong>ne Ballett" <strong>des</strong> frühen 20. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

hat er als "Akrobatie, die <strong>des</strong> Namens Kunst unwürdig ist"<br />

strikt abgelehnt. Wir lesen nichts vom Zeitgenossen <strong>und</strong> Landsmann<br />

Debussy, <strong>der</strong> sogar ein Ballett auf dem Tennisplatz<br />

spielen ließ. Die gesamte Klassische Mo<strong>der</strong>ne, wie Strawinsky,<br />

Ravel, <strong>der</strong> aktive Sportfre<strong>und</strong> Honegger, Milhaud, Richard<br />

Strauss, geschweige denn Schönberg, fehlt. Ob Coubertin diese<br />

Entwicklung ganz ausgeklammert o<strong>der</strong> nur stillschweigend zur<br />

Kenntnis genommen hat, bleibt eine offene Frage.<br />

Inwieweit er neben den in seinen Schriften aufgeführten<br />

Komponisten, <strong>der</strong>en Werke sich in seinem Sinne instrumentalisieren<br />

ließen, in Konzerten gehört <strong>und</strong> genossen hat, lässt<br />

sich schwer erschließen. Immerhin hat Coubertin 1894 aus<br />

Anlass <strong>der</strong> olympischen Erneuerungskonferenz in Paris Gabriel<br />

Fauré zur ersten Vertonung <strong>der</strong> in Delphi gef<strong>und</strong>enen "Hymne<br />

an Apollo" animiert; dieser Text ist dann 1972 zur Eröffnung<br />

<strong>der</strong> Münchner Spiele von Pen<strong>der</strong>ecki <strong>und</strong> 2000 bei <strong>der</strong><br />

gescheiterten Berliner Olympiabewerbung neu vertont worden.<br />

Fauré war gemäßigter Wagner-Anhänger, gab jedoch<br />

über seine Schüler Koechlin, Ravel <strong>und</strong> Nadia Boulanger <strong>der</strong><br />

mo<strong>der</strong>nen Musik wichtige Anstöße.<br />

Es klingt zugespitzt: Die Mo<strong>der</strong>ne ist erstmals (fast verspätet)<br />

1972 in den olympi-schen Zeremonien angekommen - mit<br />

Einzugsmelodien im volkstümlichen So<strong>und</strong> <strong>und</strong> ohne Militärkapellen.<br />

Sie hat damit dem von Coubertin geschaffenen<br />

Rahmen eine neue <strong>und</strong> zeitgemäße Dimension geschenkt.<br />

Coubertins noch zu erschließen<strong>des</strong> Musikverständnis ist vom<br />

Geist seiner Zeit geprägt <strong>und</strong> eingegrenzt. In einem langsamen<br />

Anpassungsprozess kristallisierte sich <strong>der</strong> Beitrag <strong>der</strong><br />

Musik in den olympischen Riten zur unverzichtbaren, fast<br />

eigen-ständigen TV-Show um die säkulare olympische Liturgie<br />

heraus <strong>und</strong> stieg damit zum globalen Event auf. Lei<strong>der</strong> können<br />

wir nicht erfahren, ob Coubertin aus dem himmlischen Olymp<br />

diese Entwicklung von den kraftvollen Orchestern, gewaltigen<br />

Massenchören <strong>und</strong> <strong>der</strong> Eurythmie zur Klang-Hit-Choreographie-Hype<br />

für Milliarden Zuschauer mit Wohlgefallen<br />

betrachtet.<br />

57


Der sportliche Akt - Körpergeschichte im Spiegel <strong>der</strong> Photographie<br />

"<br />

N<br />

58<br />

icht nur <strong>der</strong> Schrift-, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Fotografie-Unk<strong>und</strong>ige<br />

wird <strong>der</strong> Analphabet <strong>der</strong> Zukunft sein", sagte <strong>der</strong> Bau-<br />

haus-Meister Laszlo Moholy-Nagy Ende <strong>der</strong> 20er Jahre, als die<br />

Photographie langsam aber sicher zu einem Massenphänomen<br />

wurde. Bei allem Knipsen <strong>und</strong> Photographieren - <strong>der</strong> Akt war<br />

<strong>und</strong> ist bei dieser mechanischen Bildgewinnung eine Faszination,<br />

egal ob als ethnologische Körperdokumentation o<strong>der</strong><br />

Glamourphoto, ob als FKK-Photographie o<strong>der</strong> als Pin-up.<br />

An<strong>der</strong>s gewendet, bereits in <strong>der</strong> frühen Geschichte <strong>der</strong> Photographie<br />

waren Tänzerinnen <strong>und</strong> Athleten, Gymnastinnen <strong>und</strong><br />

Turner o<strong>der</strong> Spielerinnen <strong>und</strong> Sportler ideale Modelle.<br />

Schon in den 30er Jahren <strong>des</strong> 19. Jahrh<strong>und</strong>erts gab es "Physique-shots"<br />

<strong>und</strong> Bil<strong>der</strong> <strong>der</strong> sogenannten "Collection Athletique"<br />

bzw. "Cartes de visite", quasi Abbildungen von Bodybuil<strong>der</strong>n<br />

<strong>und</strong> Tänzerinnen <strong>und</strong> Turnerinnen, wobei männliche Akte in die<br />

Kategorie "Akademien" <strong>und</strong> weibliche in die <strong>der</strong> "Pikanterien"<br />

eingeordnet wurden. Berühmte Athleten wie Edmond Desbon-<br />

net, Max Unger alias Lionel Stronfort, Guglielmo Marconi,<br />

Georg Hackenschmidt, die Brü<strong>der</strong> Deriaz, Bernarr McFadden<br />

<strong>und</strong> Friedrich Müller, den wir als Eugen Sandow kennen, sind<br />

genau so zu erinnern, wie die weit verbreitete Praxis solcher<br />

Männer, die in damaligen Studios griechische Skulpturen durch<br />

entsprechen<strong>des</strong> Muskeltraining zu kopieren versuchten. Beson<strong>der</strong>s<br />

Sandow verkörperte um die Jahrh<strong>und</strong>ertwende die Phantasien<br />

<strong>der</strong> aristrokatischen <strong>und</strong> bürgerlichen Eliten in Europa<br />

<strong>und</strong> Nordamerika. Und ergab dabei <strong>der</strong> idealistischen Vorstellung<br />

vom Neo-Hellenismus ein Bild.<br />

Das Sehen <strong>der</strong> Bewegungen <strong>des</strong> Menschen, insbeson<strong>der</strong>e das<br />

Erkennen <strong>und</strong> Erfassen <strong>der</strong> schnellen sportlichen Techniken,<br />

dies gelang <strong>der</strong> sogenannten Chronophotographie. Deren<br />

Pioniere, u.a. die Amerikaner Thomas Eakins <strong>und</strong> Eadweard<br />

Muybridge, die Franzosen Etienne-Jules Marey <strong>und</strong> Georges<br />

Demeny o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Deutsche Ottomar Anschütz, haben mit ihren<br />

tausenden von Photographien ein enzyklopädisches Bildwerk<br />

OF-GALERIE<br />

OF-GALERIE


hinterlassen, auch eine Art Gr<strong>und</strong>stock für das, was man später<br />

Trainingslehre nannte.<br />

Schon vor dem 1. Weltkrieg hatte es Tendenzen einer "malerischen<br />

Photographie" gegeben, den Picturalismus, innerhalb<br />

<strong>des</strong>sen die Tanz- <strong>und</strong> die Gymnastikbewegung eines <strong>der</strong> reizvollsten<br />

Motive war, vor allem die gut behütete Tradition <strong>des</strong><br />

Nackttanzes. Auch hier motivierten sich wechselseitig <strong>der</strong> Sport<br />

<strong>und</strong> die Photographie, wenngleich Oscar Wilde auf Gr<strong>und</strong><br />

angstbesetzter Kritik <strong>und</strong> hysterischer Warnungen dazu<br />

anmerkte: "Die Moral ist immer die letzte Zuflucht <strong>der</strong> Menschen,<br />

die die Schönheit nicht begreifen."<br />

Nach den unvorstellbaren Schrecknissen <strong>des</strong> Krieges von 1914<br />

bis 1918 blühten sowohl die Kultur <strong>des</strong> Sports <strong>und</strong> <strong>der</strong> Spiele<br />

wie auch die <strong>der</strong> Photographie wie<strong>der</strong> auf. Sport wie Photographie<br />

werden Massenphänomene, denn z.B. <strong>der</strong> Tanz <strong>und</strong> die<br />

Gymnastik gehören mehr <strong>und</strong> mehr zur "Hygiene" <strong>des</strong> mo<strong>der</strong>nen,<br />

<strong>des</strong> sogenannten "Neuen Menschen". Dabei setzen letztlich<br />

die "Lichtmenschen" <strong>und</strong> die Lichtbildner die Bestrebung<br />

<strong>der</strong> Lebensreformer <strong>der</strong> Jahrh<strong>und</strong>ertwende fort. Der in <strong>der</strong><br />

Kultur <strong>des</strong> Jugendstils eingebettete Nudismus mit seinen<br />

"Lichtmädeln" <strong>und</strong> "Sonnenbuben" popularisierte sich zur<br />

Freikörperkultur, zur FKK-Bewegung. In <strong>der</strong>en Lagern <strong>und</strong><br />

Nestern wird in <strong>und</strong> um die europäischen Großstädte herum<br />

ein fröhliches Arkadien gelebt. Man turnt, tanzt, schwimmt,<br />

klettert, spielt o<strong>der</strong> wan<strong>der</strong>t nackt. In Norwegen wird 1929 ein<br />

erster FKK-Skilanglauf gestartet, … - mit <strong>der</strong> Nacktheit erobert<br />

die FKK-Bewegung ein Stück Natur <strong>und</strong> ein Stück Menschlichkeit.<br />

Vor diesem kulturellen Hintergr<strong>und</strong> <strong>der</strong> zumin<strong>des</strong>t z.T. euphorischen<br />

20er Jahre schlägt die amerikanische Tanzpädagogin<br />

Isadora Duncan in einem Brief dem englischen Dramatiker<br />

George Bernhard Shaw vor, ein von ihm gezeugtes Kind auszutragen.<br />

Es wäre doch w<strong>und</strong>ervoll, so ihre Vorstellung, eine<br />

Synthese von ihrer Schönheit <strong>und</strong> seiner Intelligenz zu versuchen.<br />

Der Literat lehnt nach einiger Bedenkzeit dankend ab.<br />

Das Risiko sei ihm doch zu groß, dass das Kind seine Schönheit<br />

<strong>und</strong> ihre Intelligenz erben könnte.<br />

Die Harmonie von Körper <strong>und</strong> Geist, das lief schon immer auf<br />

den nackten sportlichen Menschen inmitten <strong>der</strong> Natur hinaus.<br />

Wilhelm von Gloeden o<strong>der</strong> Guglielmo Plüchow hatten das in<br />

OF-GALERIE<br />

OF-GALERIE<br />

59


Sizilien <strong>und</strong> Italien zu ihrer Passion gemacht, genau so, wie <strong>der</strong><br />

Österreicher Rudolf Koppitz. Auch er war einer von den vielen<br />

photographischen Enthusiasten, die ohne Kamera in ihrer<br />

Lebenswelt, in dem Fall als Bergsteiger, Flieger <strong>und</strong> Nudist,<br />

nicht sein konnten. Ähnlich erging es den "Sonnenanbetern":<br />

Hermann Hesse, Gerhard Hauptmann, dem Dänen Jorgen-Peter<br />

Müller o<strong>der</strong> Erich Maria Remarque, Paul Klee, Rudolf Steiner, Le<br />

Corbusier u.v.a.<br />

In solchen Zusammenhängen, vor allem aber vor dem Hintergr<strong>und</strong><br />

einer zunehmend trostlosen Verstädterung, einer bedrückenden<br />

Vermassung <strong>und</strong> einer immer hektischeren Industrialisierung<br />

<strong>der</strong> Gesellschaft, ist auf die "Körperkultur-Schulen" <strong>der</strong><br />

Bewegung um Alfred Koch hinzuweisen <strong>und</strong> <strong>der</strong> bemerkenswerte<br />

Kulturfilm "Wege zu Kraft <strong>und</strong> Schönheit" von Nicholas<br />

Kaufmann <strong>und</strong> Wilhelm Prager anzusprechen. In einem breit<br />

gefächerten photographischen Vokabular zeigt dieser Film den<br />

mo<strong>der</strong>nen <strong>und</strong> damit hygienischen wie sportlichen Neuen<br />

Menschen genau so, wie es die Mitbegrün<strong>der</strong> einer langsam<br />

entstehenden Sport-Photographie taten. Die Ungarn Martin<br />

Munkacsi, André Kertész <strong>und</strong> Nagy Moholy-Nagy sind hier<br />

hervorzuheben, <strong>und</strong> an Raoul Hausmann, Heinz Hajek-Halke,<br />

60<br />

Albrecht Renger-Platzsch, Lotto Herrlich, Herbert List, Walter<br />

Hege o<strong>der</strong> Paul Wolff u.a. muss erinnert werden.<br />

Selbstverständlich ist in unserer kurzen Übersicht an Gerhard<br />

Riebicke zu denken, ein bekannter <strong>und</strong> geschätzter Körper- wie<br />

Sportphotograph <strong>der</strong> 20er Jahre, <strong>der</strong> u.a. an <strong>der</strong> Berliner Hochschule<br />

für Leibesübungen (DHfL) für Sportstudentinnen <strong>und</strong><br />

Sportstudenten Seminare in Sportphotographie abhielt <strong>und</strong><br />

seine reichen Erfahrungen in einem Buch mit dem Titel "So<br />

macht man Sportaufnahmen!" publizierte. Beispielhaft gelingt<br />

es Riebicke in seinem Oeuvre Sport, Gymnastik <strong>und</strong> Tanz im<br />

Rahmen einer natürlichen Geschlechterbeziehung abzubilden<br />

<strong>und</strong> so eine Synthese zwischen Natur <strong>und</strong> Sport glaubhaft zu<br />

verbildlichen.<br />

All das, was wir mit <strong>der</strong> Körperkultur <strong>des</strong> Totalitarismus überschreiben,<br />

wir denken an Mussolinis Italien, Stalins Sowjetunion<br />

<strong>und</strong> vor allem an Hitlers Deutschland, setzte sowohl bei den<br />

Bemühungen <strong>der</strong> europäischen Lebensreformer an, wie aber<br />

auch bei Kulturkritikern, Nationalisten o<strong>der</strong> Rassehygienikern.<br />

Letztlich wurde daraus eine Geschichte von einer natürlichen<br />

Individualität <strong>des</strong> Menschen hin zu einer sachlichen Sensibili-<br />

OF-GALERIE<br />

OF-GALERIE


sierung <strong>des</strong> Körpers, die bei <strong>der</strong> perversen Instrumentalisierung<br />

als Material endete. Wegemarken dieser Tragödie sind u.a. die<br />

rassistisch unterlegte "sonnengebräunte Nacktheit" von Hans<br />

Surén o<strong>der</strong>, bis heute bestaunt, Leni Riefenstahls Film über die<br />

<strong>Olympischen</strong> Spiele von Berlin. Sachlich fehlerhaft <strong>und</strong> ästhetisch<br />

manipuliert werden diese Spiele in dem 1938 erschienenen<br />

Film mit wagnerschen Stilmitteln mo<strong>der</strong>n verfremdet.<br />

Diese angesprochene Wandlung vom Menschen über den<br />

Körper zum Material, dieser moralische <strong>und</strong> ethische Prozess,<br />

hat den internationalen Leistungssport bis heute nachhaltig<br />

beeinflusst - ein Blick auf das Leistungssportsystem <strong>der</strong> 1989<br />

untergegangenen DDR macht diese Verheerungen verständlich.<br />

Mit den 50er Jahren beginnt zwischen Ost <strong>und</strong> West nicht nur<br />

eine neuerliche Ideologisierung <strong>des</strong> Leistungssports, vor allem<br />

von Kalifornien her kommt es mit Alternativ- <strong>und</strong> Protestbewegungen,<br />

u.a. <strong>der</strong> Legalisierung <strong>der</strong> Anti-Baby-Pille <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

damit möglichen sexuellen Revolution, zu einer populären<br />

internationalen Sportkultur, die ein postmo<strong>der</strong>nes Körperbild<br />

kreiert. Dabei minimalisiert sich nicht nur die Sportkleidung,<br />

auch die FKK-Bewegung findet Eingang in den internationalen<br />

Massen-Tourismus. Zum einen zeigt sich das vor allem in <strong>der</strong><br />

Gymnastikbewegung <strong>des</strong> Aerobic <strong>und</strong> zum an<strong>der</strong>en z.B. in den<br />

Posing-Wettbewerben <strong>der</strong> Bodybuil<strong>der</strong>. Begleitet sind diese<br />

kulturellen Strömungen von <strong>der</strong> Photographie - <strong>und</strong> wir erinnern<br />

uns an oft publizierte Bil<strong>der</strong> von Jane Fonda, Sydne Rome,<br />

Raquel Welch o<strong>der</strong> an Photographien von Lisa Lyon, Lenda<br />

Murray, Franco Columbu <strong>und</strong> Arnold Schwarzenegger.<br />

Das Bildwerk von Helmut Newton, die Photographien von Anni<br />

Leibovitz, Robert Mapplethorpe o<strong>der</strong> Bruce Weber, Howard<br />

Schatz <strong>und</strong> Herb Ritts sind dabei als sportliche Akte zugleich<br />

Gegenbil<strong>der</strong> zur sexistisch-pornografischen Bil<strong>der</strong>flut, <strong>und</strong><br />

damit sind sie Konstanten unserer abendländischen Kultur.<br />

Photographien vom nackten Menschen, seiner Schönheit,<br />

seinen Geheimnissen <strong>und</strong> Reizen, seinem Sinn <strong>und</strong> seiner<br />

Würde von Bettina Rheims, Günter Blum, Dieter Blum o<strong>der</strong><br />

Michael von Graffenried <strong>und</strong> Andreas H. Bitesnich, <strong>der</strong> sogar<br />

körperbehin<strong>der</strong>te Sportlerinnen <strong>und</strong> Sportler ablichtete, bestätigen<br />

uns ganz aktuell, dass Nacktheit eine <strong>der</strong> Formen von<br />

Natürlichkeit im Zustand <strong>der</strong> Freiheit ist.<br />

Peter Kühnst<br />

OF-GALERIE<br />

OF-GALERIE<br />

61


Nachrichten <strong>des</strong> DOSB<br />

"Wir können gestärkt ins Jahr 2008 gehen",<br />

bilanzierte <strong>der</strong> Präsident <strong>des</strong> <strong>Deutschen</strong><br />

<strong>Olympischen</strong> Sportbun<strong>des</strong> (DOSB), Thomas<br />

Bach, nach <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>versammlung in<br />

Hamburg, bei <strong>der</strong> weit reichende Beschlüsse<br />

gefasst wurden: Einstimmig sprachen sich die<br />

Delegierten für eine deutsche Bewerbung<br />

Olympische Winterspiele <strong>und</strong> Paralympics<br />

2018 München mit Garmisch-Partenkirchen<br />

<strong>und</strong> Schönau am Königsee aus. Zudem<br />

gewinnt <strong>der</strong> Kampf gegen Doping neue<br />

Aspekte nach den Vorschlägen <strong>des</strong> DOSB-<br />

Präsidenten, keine Rekorde mehr anzuerkennen,<br />

die unter Ausnutzung an<strong>der</strong>er Athleten<br />

erbracht werden (etwa mit "Hasen" in<br />

Laufwettbewerben <strong>der</strong> Leichtathleten) <strong>und</strong><br />

keine Prämien mehr für Rekorde zu zahlen.<br />

Weiter appellierte Bach, die herausragenden<br />

gesellschaftlichen Möglichkeiten im Bereich<br />

<strong>des</strong> Sports beim Thema Integration noch<br />

intensiver zu nutzen.<br />

Stehende Ovationen gab es nach dem Votum<br />

für die Bewerbung für Olympische Winterspiele<br />

in 2018 in München, dem eine eindrucksvolle<br />

Präsentation <strong>der</strong> Olympiaplaner<br />

für "Spiele <strong>der</strong> kurzen Wege" mit den Austragungsstätten<br />

München (Eröffnung, Schlussfeier,<br />

Eiswettbewerbe), Garmisch-Partenkirchen<br />

(Ski) <strong>und</strong> Schönau am Königsee (Bob<br />

<strong>und</strong> Rodeln) vorausgegangenen war. Die<br />

sympathische Vorstellung <strong>des</strong> Konzepts <strong>der</strong><br />

"Spiele im Herzen" gipfelte in dem Auftritt<br />

<strong>der</strong> Doppel-Olympiasiegerin von Innsbruck<br />

1976, Rosi Mittermaier, die mit den Worten<br />

"Bitte, bitte, bitte" inständig um Zustimmung<br />

warb. DOSB-Präsident Bach sagte nach dem<br />

positiven Votum, dass die Bewerbung dem<br />

gesamten deutschen Sport zugute komme.<br />

Bun<strong>des</strong>innenminister Wolfgang Schäuble<br />

lobte "das ausgezeichnete Konzept, mit dem<br />

wir eine Chance haben, die Spiele zu holen".<br />

Ministerpräsident Günther Beckstein sagte<br />

zu, dass Bayern alle seine Stärken einbringen<br />

werde <strong>und</strong> orakelte: "2018 möge es heißen<br />

´Deutschland ein Wintermärchen`." Oberbürgermeister<br />

Christian Ude hofft darauf, dass<br />

München die erste Stadt <strong>der</strong> Welt sein wird,<br />

62<br />

DOSB stimmt für Olympische Winterspiele 2018 in München<br />

Präsident Bach spricht sich in Hamburg gegen Prämien für Rekorde aus<br />

die sowohl Sommer- als auch Winterspiele<br />

ausrichtet. Die deutsche Bewerbung muss bis<br />

Mitte 2009 dem Internationalen <strong>Olympischen</strong><br />

Komitee vorliegen, das 2011 die<br />

Entscheidung treffen wird.<br />

Als eine <strong>der</strong> zukünftigen Hauptaufgaben <strong>des</strong><br />

DOSB nannte Präsident Bach das Ringen um<br />

die Glaubwürdigkeit <strong>des</strong> Sports im Kampf<br />

gegen Doping <strong>und</strong> jede Form von Manipulation.<br />

"Wir haben Vertrauen in unsere Athleten,<br />

sie wollen wie wir Erfolg, aber keinen<br />

schmutzigen Lorbeer", sagte Bach. Er for<strong>der</strong>te<br />

schonungslose <strong>und</strong> umfassende Offenlegung<br />

<strong>und</strong> bezeichnete die Fixierung auf Rekorde<br />

als ein zentrales Problem: "Wir müssen<br />

wie<strong>der</strong> mehr den Wettkampf zwischen den<br />

Athleten in den Mittelpunkt <strong>des</strong> Geschehens<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Aufmerksamkeit rücken." Bach<br />

for<strong>der</strong>te, dass sich die Athleten mit dem<br />

Bekenntnis zu einem sauberen Sport <strong>und</strong><br />

gegen jeden Generalverdacht in Zukunft<br />

noch deutlicher <strong>und</strong> offensiver zu Wort<br />

melden sollten. Eindrucksvoll war in Hamburg<br />

das Statement <strong>des</strong> WM-Fünften 2007<br />

im Zehnkampf in Osaka, André Niklaus: "Der<br />

Generalverdacht im Doping wirkt deprimierend",<br />

sagte er <strong>und</strong> fügte in Bezug auf die<br />

Pflicht zur ständigen Erreichbarkeit hinzu:<br />

"Wir Athleten leben wie in einer Glaskugel,<br />

können nicht einmal die Seele baumeln<br />

lassen. Mal woan<strong>der</strong>s übernachten, ist nicht<br />

so ohne weiteres möglich."<br />

Auf dem Gebiet <strong>der</strong> Integration - so Bach in<br />

seiner Rede - seien die Sportvereine wahre<br />

Vorreiter: "Der Sport kann wie keine an<strong>der</strong>e<br />

menschliche Betätigung Barrieren aller Art<br />

überwinden, Isolierung aufbrechen, Sprachlosigkeit<br />

in Kommunikation <strong>und</strong> Verständigung<br />

umwandeln." Der Sport sei aber alleine nicht<br />

dazu in <strong>der</strong> Lage, Sprache o<strong>der</strong> gar eine<br />

Arbeitsstelle zu vermitteln. Dazu for<strong>der</strong>t Bach<br />

die intensive Mitarbeit von "Bindeglie<strong>der</strong>n<br />

außerhalb <strong>des</strong> Sports".<br />

In Hamburg präsentierte DOSB-Vizepräsident<br />

Walter Schneeloch den <strong>Deutschen</strong> Sportaus-<br />

weis, mit "<strong>des</strong>sen Einführung die Solidargemeinschaft<br />

<strong>des</strong> deutschen Sports einen<br />

weiteren positiven Schub erhält". Der Deutsche<br />

Sportausweis ist in erster Linie offizieller<br />

Mitgliedsausweis <strong>der</strong> teilnehmenden Sportvereine.<br />

Seitens <strong>der</strong> Sportverbände soll <strong>der</strong><br />

Ausweis zukünftig als Wettkampf-, Spieler<strong>und</strong><br />

Übungsleiterpass eingesetzt werden.<br />

Herausgeber <strong>des</strong> Ausweises <strong>und</strong> Eigentümer<br />

<strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>daten bleibt zu jedem Zeitpunkt<br />

<strong>der</strong> Sportverein. Über die Einbindung<br />

ausgewählter Unternehmen kann <strong>der</strong> Ausweis<br />

auch als Vorteilskarte genutzt werden.<br />

Betreiber <strong>des</strong> Systems ist die DAS Deutsche<br />

Sportausweis GmbH, bei <strong>der</strong> interessierte<br />

Vereine ab sofort Informationen r<strong>und</strong> um das<br />

Thema Deutscher Sportausweis anfor<strong>der</strong>n<br />

können.<br />

Die DOSB-Mitglie<strong>der</strong>versammlung beschloss<br />

darüber hinaus die Neufassung <strong>des</strong> För<strong>der</strong>konzeptes<br />

Leistungssport, die Aufnahme von<br />

Special Olympics Deutschland als Mitgliedsverband<br />

für beson<strong>der</strong>e Aufgaben <strong>und</strong> einen<br />

Corporate Governance-Codex, <strong>der</strong> von dem<br />

Corporate Governance-Beauftragten <strong>des</strong><br />

DOSB, Jürgen Thumann, vorgestellt wurde.<br />

Athletensprecher Christian Breuer (Eisschnelllauf)<br />

wurde als Mitglied <strong>des</strong> DOSB-<br />

Präsidiums bestätigt, Claudia Bokel als<br />

Kandidatin für die IOC-Athletenkommission<br />

nominiert <strong>und</strong> Dieter Krieger (LSB Rheinland-<br />

Pfalz) in den DOSB-Präsidialausschuss<br />

Sportentwicklung/Breitensport nachgewählt.<br />

Handball-Bun<strong>des</strong>trainer Heiner Brand wurde<br />

in Abwesenheit mit dem Preis "Trainer <strong>des</strong><br />

Jahres" ausgezeichnet, <strong>und</strong> die Technische<br />

Fachhochschule Berlin erhielt die erstmals<br />

vorgenommene Ehrung "Hochschule <strong>des</strong><br />

Spitzensports". Zu Beginn <strong>der</strong> Tagung hatte<br />

<strong>der</strong> frühere Bun<strong>des</strong>präsident Richard von<br />

Weizäcker die herausragende Bedeutung <strong>des</strong><br />

Sports für die Gesellschaft gewürdigt <strong>und</strong> die<br />

Aufnahme <strong>des</strong> Sports als Staatsziel in die<br />

Verfassung gefor<strong>der</strong>t.


Am 8. Dezember fand in Hamburg die dritte Mitglie<strong>der</strong>versammlung<br />

<strong>des</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong> Sportbun<strong>des</strong> (DOSB)<br />

statt. Wichtigster Tagesordnungspunkt war die Entscheidung<br />

darüber, ob sich <strong>der</strong> DOSB mit <strong>der</strong> Stadt München um die<br />

<strong>Olympischen</strong> Winterspiele 2018 <strong>und</strong> die Winterparalympics<br />

2018 bewerben wird.<br />

63


Breite Unterstützung für<br />

Münchner Bewerbungs-<br />

Konzept<br />

Das Konzept <strong>der</strong> Stadt München zur Bewerbung<br />

für die <strong>Olympischen</strong> <strong>und</strong> Paralympischen<br />

Winterspiele 2018 stellt eine erfolgversprechende<br />

Gr<strong>und</strong>lage für die Präsentation<br />

auf <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>versammlung <strong>des</strong><br />

<strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong> Sportbun<strong>des</strong><br />

(DOSB) dar. Das war bereits Ende Oktober in<br />

Frankfurt am Main deutlich geworden. Bei<br />

einem Spitzengespräch mit DOSB-Präsident<br />

Dr. Thomas Bach hatten Bun<strong>des</strong>innenminister<br />

Wolfgang Schäuble, <strong>der</strong> Münchner<br />

Oberbürgermeister Christian Ude <strong>und</strong><br />

Bayerns Sportminister Siegfried Schnei<strong>der</strong><br />

als Vertreter von Ministerpräsident Günther<br />

Beckstein die Unterstützung von B<strong>und</strong> <strong>und</strong><br />

Freistaat Bayern erklärt. "Die Olympiabewerbung<br />

ist eine herausragende Chance, den<br />

deutschen Sport international zu präsentieren<br />

<strong>und</strong> das Bild Deutschlands als weltoffenes<br />

<strong>und</strong> mo<strong>der</strong>nes Land zu festigen. Eine<br />

Bewerbung bedarf gemeinsamer Anstrengung,<br />

um sie zum Erfolg auch für die<br />

Bun<strong>des</strong>republik Deutschland werden zu<br />

lassen", sagte Innenminister Schäuble. "Das<br />

ist eine große Chance für Bayern <strong>und</strong> den<br />

olympischen Sport im ganzen Land", er-<br />

64<br />

gänzte Siegfried Schnei<strong>der</strong>. "Der DOSB<br />

begrüßt die Unterstützung, die die Bewerbung<br />

durch B<strong>und</strong> <strong>und</strong> den Freistaat Bayern<br />

erhält. Der Stand <strong>der</strong> Vorbereitungsarbeiten,<br />

den die Stadt München uns vorgestellt hat,<br />

bietet eine gute Entscheidungsgr<strong>und</strong>lage<br />

für unsere Mitglie<strong>der</strong>", erklärte Bach: "Das<br />

kompakte Wettkampfstättenkonzept entspricht<br />

den internationalen Anfor<strong>der</strong>ungen."<br />

München ist als Standort <strong>der</strong> Eiswettbewerbe<br />

vorgesehen, das Olympiastadion von<br />

1972 wäre Schauplatz <strong>der</strong> Eröffnungs- <strong>und</strong><br />

Schlussfeier <strong>der</strong> Spiele. Garmisch-Partenkirchen<br />

sieht das Konzept als Schauplatz aller<br />

Schneewettbewerbe vor, Königssee für die<br />

Bob- <strong>und</strong> Rodel-Disziplinen. "Um eine<br />

international konkurrenzfähige <strong>und</strong> erfolgversprechende<br />

Bewerbung auflegen zu<br />

können, ist ein kompaktes Konzept im<br />

Hinblick auf die Sportstätten <strong>und</strong> die übrige<br />

Die Ski-Legenden Rosi Mittermaier <strong>und</strong> Christian Neureuther posieren im Münchner Olympiastadion. Im Zusammenhang<br />

mit <strong>der</strong> Bewerbung für die <strong>Olympischen</strong> Winterspiele 2018 trafen sich Sportler <strong>und</strong> Politiker im Juli am Schauplatz <strong>der</strong><br />

<strong>Olympischen</strong> Sommerspiele 1972.<br />

olympische Infrastruktur wie Olympisches<br />

Dorf, Transport o<strong>der</strong> Medieneinrichtungen<br />

unbedingt erfor<strong>der</strong>lich", stellte Ude fest.<br />

München, Freistaat Bayern, B<strong>und</strong> <strong>und</strong> DOSB<br />

bekräftigten ihren Willen, eine mögliche<br />

Bewerbung <strong>der</strong> Stadt München zum Erfolg<br />

zu führen <strong>und</strong> dafür alle notwendigen<br />

Maßnahmen zu ergreifen. Die Gesprächsteilnehmer<br />

befürworten das Vorhaben <strong>der</strong><br />

Stadt München, die Bewerbung möglichst<br />

weitgehend ohne öffentliche Mittel privat<br />

zu finanzieren.<br />

Chinesischer Sportminister<br />

<strong>und</strong> NOK-Präsident<br />

in Deutschland<br />

Liu Peng, Sportminister <strong>der</strong> Volksrepublik<br />

China <strong>und</strong> Präsident <strong>des</strong> Chinesischen<br />

<strong>Olympischen</strong> Komitees (COC), besuchte Ende<br />

September zusammen mit einer Delegation<br />

hochrangiger Führungskräfte <strong>des</strong> chinesischen<br />

Sports Deutschland. In Berlin <strong>und</strong><br />

Frankfurt traf er auf DOSB-Präsident Thomas<br />

Bach, Bun<strong>des</strong>innenminister Wolfgang Schäuble<br />

<strong>und</strong> auf DOSB-Generaldirektor Michael<br />

Vesper. Der Besuch <strong>der</strong> Delegation erfolgte<br />

im Rahmen eines im Jahre 2003 abgeschlossenen<br />

Partnerschaftsabkommens <strong>der</strong> Sportorganisationen<br />

bei<strong>der</strong> Län<strong>der</strong>. Vereinbart<br />

wurde insbeson<strong>der</strong>e eine engere Zusammenarbeit<br />

im Kampf<br />

gegen Doping.<br />

So besuchte die<br />

Delegation auch<br />

das vom IOC<br />

akkreditierte<br />

Labor für Dopinganalytik<br />

in<br />

Köln. Der Sportministerinformierte<br />

seine<br />

deutschen<br />

Gesprächspartner<br />

zudem über<br />

den Stand <strong>der</strong><br />

Vorbereitungen<br />

auf die <strong>Olympischen</strong><br />

Spiele in<br />

Peking, die auf<br />

DOSB-Seite als<br />

hervorragend<br />

eingeschätzt<br />

werden. "Gastgeber<br />

<strong>der</strong> <strong>Olympischen</strong><br />

Spiele zu<br />

sein bedeutet,<br />

die ebenso<br />

bew<strong>und</strong>ernswerte wie stolze Kultur <strong>und</strong><br />

Tradition präsentieren zu dürfen <strong>und</strong> gleichzeitig<br />

Verständigung, Fre<strong>und</strong>schaft <strong>und</strong><br />

Toleranz zwischen den Völkern zu för<strong>der</strong>n",<br />

sagte DOSB-Präsident Bach beim offiziellen<br />

Empfang <strong>der</strong> Delegation in Berlin.<br />

Bach betonte, dass dabei nicht allein die<br />

exzellenten organisatorischen Vorbereitungen<br />

<strong>und</strong> außergewöhnlichen architektonischen<br />

Leistungen bew<strong>und</strong>ert würden,<br />

son<strong>der</strong>n das gesamte gesellschaftliche


Spektrum <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>. Das Land werde die<br />

einmalige Chance nutzen <strong>und</strong> <strong>der</strong> Welt 2008<br />

ein neues, weltoffenes China präsentieren.<br />

Der DOSB verfolge mit großer Sympathie,<br />

dass es bereits im Vorfeld <strong>der</strong> Spiele zu einer<br />

Verbesserung <strong>der</strong> Berichterstattungsmöglichkeiten,<br />

<strong>der</strong> Umweltbedingungen sowie<br />

<strong>der</strong> Menschenrechte gekommen sei. "Das<br />

Chinesische Olympische Komitee <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

DOSB folgen Pierre de Coubertin, <strong>der</strong> in den<br />

<strong>Olympischen</strong> Spielen die Verbindung <strong>der</strong><br />

Freude an Leistung mit dem erzieherischen<br />

Wert <strong>des</strong> guten Beispiels <strong>und</strong> dem Respekt<br />

universaler <strong>und</strong> f<strong>und</strong>amentaler ethischer<br />

Prinzipien sah", resümierte Bach.<br />

In den Gesprächen mit Generaldirektor<br />

Michael Vesper wurden eine Intensivierung<br />

<strong>der</strong> Zusammenarbeit im Bereich von Austauschprogrammen<br />

<strong>und</strong> Entwicklungsprojekten<br />

vereinbart. "Allein in diesem <strong>und</strong> in<br />

kommenden Jahr werden mehr als 400<br />

Jugendliche an diesen Programmen teilnehmen<br />

<strong>und</strong> so zu einem wertvollen interkulturellen<br />

Austausch beitragen", sagte Vesper.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e im Hinblick auf die vom IOC<br />

beschlossene Einführung <strong>der</strong> Youth Olympic<br />

Games wird es in diesem Bereich zu einer<br />

engeren Kooperation zwischen COC <strong>und</strong><br />

DOSB kommen.<br />

Ein Besuch <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> Sporthochschule<br />

in Köln sowie <strong>des</strong> Berliner Olympiastadions<br />

r<strong>und</strong>eten den dreitägigen Besuch <strong>der</strong><br />

chinesischen Delegation in Deutschland ab.<br />

Athletenvereinbarung<br />

Peking 2008<br />

Am Rande seiner 13. Sitzung Anfang<br />

September führte das DOSB-Präsidium ein<br />

ausführliches Gespräch mit dem Beirat <strong>der</strong><br />

Aktiven. Dabei wurde ein Jahr vor den<br />

<strong>Olympischen</strong> Spielen, die Art <strong>und</strong> Weise <strong>der</strong><br />

Verabschiedung <strong>der</strong> Olympiamannschaft<br />

nach Peking, die Einführung eines Olympiapasses<br />

<strong>und</strong> die Schaffung einer internetbasierten<br />

Kommunikationsplattform für das<br />

Team Olympia besprochen. Großen Raum<br />

nahm auch die Diskussion um den Kampf<br />

gegen Doping ein. Der Beirat <strong>der</strong> Aktiven<br />

betonte, dass aus seiner Sicht viel Positives<br />

ins Rollen gebracht wurde <strong>und</strong> auch <strong>der</strong><br />

Zehn Punkte-Anti-Doping-Plan <strong>des</strong> DOSB<br />

Wirkung zeige. Beschlossen wurde <strong>der</strong> Text<br />

einer Athletenvereinbarung, die mit allen<br />

für Peking nominierten Sportlerinnen <strong>und</strong><br />

Sportlern abgeschlossen werden soll. Einer<br />

<strong>der</strong> Kernpunkte auch hier das Thema Do-<br />

Thomas Bach, <strong>der</strong> Präsident <strong>des</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong> Sportbun<strong>des</strong> (DOSB),<br />

begrüßte den chinesischen Sportminister <strong>und</strong> Präsidenten <strong>des</strong> chinesischen<br />

<strong>Olympischen</strong> Komitees, Liu Peng (r) zu einem Gespräch in Berlin.<br />

ping: Wer <strong>des</strong> Dopings überführt wird, wird<br />

nicht nur sofort aus <strong>der</strong> deutschen Olympiamannschaft<br />

ausgeschlossen, son<strong>der</strong>n<br />

muss darüber hinaus dem DOSB die Entsendekosten<br />

erstatten.<br />

Meike Evers in<br />

WADA Aktivenvertretung<br />

Olympiasiegerin Meike Evers wurde auf <strong>der</strong><br />

Welt-Anti-Doping-Konferenz im November<br />

in Madrid, die einen neuen Welt-Anti-<br />

Doping-Code beschloss, in die Athletenkommission<br />

<strong>der</strong> WADA gewählt. Das DOSB-<br />

Präsidium hatte die Anti-Doping-Vertrauensfrau<br />

im September für diese Funktion nominiert.<br />

Zugleich nominierte es Claudia Bokel,<br />

Präsidentin <strong>der</strong> EOC-Aktivenvertretung, für<br />

die IOC-Athletenkommission, die zugleich<br />

eine Mitgliedschaft im IOC begründen würde.<br />

Neuer Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>des</strong> Beirats <strong>der</strong> Aktiven im<br />

<strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong> Sportb<strong>und</strong>s (DOSB)<br />

wurde unter<strong>des</strong>sen <strong>der</strong> bisherige Stellvertretende<br />

Vorsitzende Christian Breuer (Eisschnelllauf).<br />

Die bisherige Vorsitzende Claudia<br />

Bokel wird dem Beirat <strong>der</strong> Aktiven weiterhin<br />

als Mitglied zur Verfügung stehen. Der<br />

Generaldirektor <strong>des</strong> DOSB, Dr. Michael Vesper,<br />

Der neue Vorsitzende <strong>des</strong> Beirates <strong>der</strong> Aktiven Christian<br />

Breuer war vielfacher Deutscher Meister <strong>und</strong> zweifacher<br />

Olympiastarter (1998 <strong>und</strong> 2002) im Eisschnelllauf.<br />

65


dankte Claudia Bokel für ihr bisheriges<br />

Engagement: "Ich bin froh, dass Claudia<br />

Bokel ihre Arbeit auf dem wichtigen Feld <strong>der</strong><br />

internationalen Sportpolitik fortführt <strong>und</strong><br />

zuversichtlich, dass die ausgezeichnete<br />

Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> Aktivenvertretung<br />

im DOSB auch unter dem Vorsitz von Christian<br />

Breuer fortgesetzt wird."<br />

Neue Leiter <strong>des</strong> Berliner<br />

<strong>und</strong> Brüsseler Büros<br />

Neuer Leiter <strong>des</strong> Berliner DOSB-Büros ist ab<br />

15. Oktober 2007 Herr Christian Sachs,<br />

ehemals stellvertreten<strong>der</strong> Pressesprecher von<br />

Bun<strong>des</strong>innenminister Dr. Wolfgang Schäuble<br />

<strong>und</strong> zuvor sid-Büroleiter in Berlin. Er wird<br />

auch für den DFB tätig sein. Bereits am 1.<br />

Oktober hatte Folker Hellm<strong>und</strong> seinen Dienst<br />

als neuer Leiter <strong>des</strong> EU-Büros <strong>des</strong> deutschen<br />

Sports in Brüssel angetreten. Herr Hellm<strong>und</strong><br />

hatte zuvor als stellvertreten<strong>der</strong> Leiter <strong>der</strong><br />

gemeinsamen Län<strong>der</strong>vertretung von Hamburg<br />

<strong>und</strong> Schleswig-Holstein umfangreiche<br />

Erfahrungen in <strong>der</strong> Europapolitik <strong>und</strong> insbeson<strong>der</strong>e<br />

europäischen För<strong>der</strong>programmen<br />

gesammelt.<br />

Sparkassen-Finanzgruppe<br />

Olympia Partner <strong>des</strong> DOSB<br />

Eine neue Partnerschaft zwischen <strong>der</strong> Sparkassen-Finanzgruppe<br />

<strong>und</strong> dem <strong>Deutschen</strong><br />

<strong>Olympischen</strong> Sportb<strong>und</strong> (DOSB) beinhaltet<br />

die Olympia Partnerschaft für die <strong>Olympischen</strong><br />

Spiele 2008 in Peking, 2010 in Vancouver<br />

<strong>und</strong> 2012 in London, die Unterstützung<br />

<strong>der</strong> Eliteschulen <strong>des</strong> Sports <strong>und</strong> die För<strong>der</strong>ung<br />

<strong>des</strong> <strong>Deutschen</strong> Sportabzeichens.<br />

"Die Sparkassen-Finanzgruppe ist in ihrer<br />

Partnerschaft mit dem DOSB sowohl im<br />

Breitensport als auch im Spitzensport engagiert.<br />

Durch ihre Unterstützung für das<br />

Deutsche Sportabzeichen, die Eliteschulen<br />

<strong>des</strong> Sports <strong>und</strong> als Olympia Partner ist die<br />

Sparkassen-Finanzgruppe <strong>der</strong> erste alle<br />

Bereiche umfassende Partner <strong>des</strong> deutschen<br />

Sports", erklärte DOSB-Präsident Thomas<br />

Bach bei <strong>der</strong> Vorstellung <strong>des</strong> Konzeptes Mitte<br />

Oktober in Berlin.<br />

"Die Olympia-Mannschaft steht wie kein<br />

an<strong>der</strong>es Team für Leistung <strong>und</strong> Dynamik. Sie<br />

66<br />

ist das Aushängeschild <strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>republik<br />

Deutschland. Als größte in Deutschland<br />

ansässige Kreditinstitutsgruppe passt die<br />

Olympia Partnerschaft daher beson<strong>der</strong>s gut<br />

zur Sparkassen-Finanzgruppe. Wir ergänzen<br />

damit unser gesellschaftliches Engagement<br />

im Breitensport <strong>und</strong> bei <strong>der</strong> Nachwuchsför<strong>der</strong>ung<br />

<strong>und</strong> nutzen den Rückenwind für<br />

einen starken Auftritt im Markt", sagte<br />

Heinrich Haasis, Präsident <strong>des</strong> <strong>Deutschen</strong><br />

Sparkassen- <strong>und</strong> Giroverban<strong>des</strong> (DSGV). "Mit<br />

<strong>der</strong> Gründung <strong>des</strong> DOSB haben wir es uns<br />

zur Aufgabe gemacht, durch ein verbessertes<br />

Marketing - von den olympischen Ringen bis<br />

zum deutschen<br />

Sportabzeichen - zur För<strong>der</strong>ung <strong>des</strong> Sports<br />

beizutragen. Die Partnerschaft mit <strong>der</strong><br />

Sparkassen-Finanzgruppe ist ein wichtiger<br />

Schritt auf diesem Weg", stellt Bach fest.<br />

Ab 2008 ist die Sparkassen-Finanzgruppe<br />

"Offizieller För<strong>der</strong>er <strong>des</strong> Breitensports". Die<br />

Sparkassen werden ihre zahlreichen Kontakte<br />

zu Sportvereinen, Schulen <strong>und</strong> Unternehmen<br />

nutzen, um noch mehr Menschen zu motivieren,<br />

das Sportabzeichen abzulegen. Schon<br />

im Jahr 2007 soll die magische Grenze von<br />

einer Million abgelegten Sportabzeichen<br />

überschritten werden.<br />

Gemeinsam werden junge Talente geför<strong>der</strong>t.<br />

Bach "Die Eliteschulen <strong>des</strong> Sports sind ein<br />

Erfolgsmodell. Mehr als je<strong>der</strong> zweite Medaillengewinner<br />

bei <strong>Olympischen</strong> Spielen hat<br />

eine dieser Schulen besucht. Wir werden die<br />

anspruchsvollen Qualitätsanfor<strong>der</strong>ungen an<br />

die Schulen weiter erhöhen <strong>und</strong> uns für<br />

<strong>der</strong>en flächendeckenden Ausbau einsetzen."<br />

Die Sparkassen-Finanzgruppe för<strong>der</strong>t die<br />

Eliteschulen <strong>des</strong> Sports bereits seit zehn<br />

Jahren <strong>und</strong> wird die Zusammenarbeit intensivieren.<br />

"Die Eliteschulen sind die Ka<strong>der</strong>schmiede<br />

<strong>des</strong> <strong>Olympischen</strong> Sports in<br />

Deutschland", erklärte Haasis. Viele Leistungssportlerinnen<br />

<strong>und</strong> -sportler haben bei<br />

einer Sparkasse eine Ausbildung gemacht,<br />

arbeiten dort <strong>und</strong> können in Absprache mit<br />

ihrem Arbeitgeber die notwendigen Freistellungen<br />

für Training <strong>und</strong> Wettkämpfe erhalten.<br />

Haasis: "Als größter Arbeitgeber in <strong>der</strong><br />

Kreditwirtschaft mit <strong>der</strong> höchsten Ausbildungsquote<br />

haben wir Leistungsträgern<br />

außerordentlich viel zu bieten."<br />

DOSB <strong>und</strong> BMI vereinbaren<br />

Ziele für Spitzensport<br />

Deutsche Spitzensportlerinnen <strong>und</strong> Spitzensportler<br />

brauchen gute Rahmenbedingungen,<br />

um bei internationalen Wettkämpfen<br />

erfolgreich abzuschneiden. Um dies zu<br />

gewährleisten, hat <strong>der</strong> Deutsche Olympische<br />

Dr. Thomas Bach (Präsident <strong>des</strong> DOSB, l) mit Heinrich Haasis (Präsident <strong>des</strong> DSGV) vor dem<br />

Brandenburger Tor in Berlin. Die Sparkassen-Finanzgruppe ist neuer Olympia Partner <strong>des</strong><br />

<strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong> Sportbun<strong>des</strong> (DOSB) <strong>und</strong> wird die deutschen Top-Athleten als nationaler<br />

Sponsor für die <strong>Olympischen</strong> Spiele 2008 in Peking, 2010 in Vancouver <strong>und</strong> 2012 in London<br />

unterstützen.


Sportb<strong>und</strong> (DOSB) auf seiner Mitglie<strong>der</strong>versammlung<br />

im Dezember 2006 das neue<br />

Steuerungsmodell für den Leistungssports<br />

beschlossen, das insbeson<strong>der</strong>e den Abschluss<br />

von Zielvereinbarungen mit den<br />

Partnern vorsieht.<br />

Die erste Zielvereinbarung ist jetzt abgeschlossen:<br />

Der Leiter <strong>der</strong> Abteilung Sport im<br />

Bun<strong>des</strong>innenministerium, Ministerialdirektor<br />

Klaus Pöhle, <strong>und</strong> DOSB-Generaldirektor Dr.<br />

Michael Vesper unterzeichneten sie am<br />

Donnerstag, 8. November 2007, im Haus <strong>des</strong><br />

<strong>Deutschen</strong> Sports in Frankfurt. Mit dieser<br />

Vereinbarung wird die Spitzensportför<strong>der</strong>ung<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Einsatz zusätzlicher finanzieller Mittel<br />

geregelt, die das BMI für zentrale Maßnahmen<br />

bei <strong>Olympischen</strong> Spielen, Paralympics,<br />

Welt- <strong>und</strong> Europameisterschaften sowie den<br />

World Games zur Verfügung stellt.<br />

Gegenstand <strong>der</strong> Zielvereinbarung sind die<br />

Abstimmung sportlicher Gesamtzielstellungen,<br />

die Aufteilung vorhandener Ressourcen<br />

<strong>und</strong> die Festlegung <strong>der</strong> notwendigen<br />

Verfahren. Die Zielvereinbarung<br />

mit dem BMI ist die<br />

Voraussetzung für die Vereinbarungen,<br />

die <strong>der</strong> DOSB <strong>der</strong>zeit<br />

mit den olympischen Winter<strong>und</strong><br />

Sommersportverbänden mit<br />

Blick auf Vancouver 2010 <strong>und</strong><br />

London 2012 <strong>und</strong> unter <strong>der</strong><br />

Berücksichtigung <strong>der</strong> im nächsten<br />

Jahr stattfindenden Spiele<br />

in Peking verhandelt.<br />

Ein zentraler Punkt neben dem<br />

Rahmen für die För<strong>der</strong>ung <strong>und</strong><br />

Steuerung <strong>des</strong> Spitzensports<br />

nimmt die Dopingbekämpfung<br />

ein. Gemeinsam mit dem BMI<br />

wird <strong>der</strong> DOSB die Bun<strong>des</strong>fachverbände<br />

bei <strong>der</strong> Umsetzung<br />

<strong>und</strong> Einhaltung <strong>des</strong> NADA- <strong>und</strong><br />

WADA-Co<strong>des</strong> unterstützen,<br />

Maßnahmen zur Verbesserung<br />

<strong>der</strong> Kontrollen (z.B. Athletenpass,<br />

Blutprofile) entwickeln <strong>und</strong><br />

in Kooperation mit <strong>der</strong> NADA<br />

<strong>und</strong> dem BMI einen Katalog von<br />

Gr<strong>und</strong>elementen zur Dopingbekämpfung<br />

erstellen. Diese<br />

Zielvereinbarung unterstreichen<br />

<strong>und</strong> präzisieren die von Bun<strong>des</strong>innenminister<br />

Dr. Wolfgang<br />

Schäuble <strong>und</strong> DOSB-Präsident<br />

Dr. Thomas Bach vereinbarten<br />

Maßnahmen im Anti-Doping-<br />

Kampf.<br />

Wirksam wird die Zielvereinbarung am 1.<br />

Januar 2008. Sie gilt bis zum 31. Dezember<br />

2012 <strong>und</strong> soll zunächst auf die olympischen<br />

Sportarten angewandt werden.<br />

DOSB-Präsident nimmt<br />

Sportärzte in die Pflicht<br />

Bei <strong>der</strong> Eröffnung <strong>des</strong> 40. Sportärztekongresses<br />

<strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> Gesellschaft für<br />

Sportmedizin <strong>und</strong> Prävention (DGSP) Ende<br />

September in Köln dankte <strong>der</strong> Präsident <strong>des</strong><br />

<strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong> Sportbun<strong>des</strong>,<br />

Thomas Bach, für Maßnahmen zur Gewährleistung<br />

betrugsfreier Leistungen <strong>und</strong> zum<br />

Schutz <strong>der</strong> Ges<strong>und</strong>heit <strong>der</strong> Sportlerinnen<br />

<strong>und</strong> Sportler. Beson<strong>der</strong>es Lob fand er für die<br />

Anti-Doping-Erklärung <strong>der</strong> DGSP, die sich<br />

auf einer Linie mit dem im Dezember <strong>des</strong><br />

letzten Jahres vom DOSB verabschiedeten<br />

Anti-Doping-Maßnahmenkatalog befindet.<br />

Der leitende Mediziner <strong>der</strong> deutschen Olympiamannschaft Peking<br />

2008, Prof. Dr. Wilfried Kin<strong>der</strong>mann, referierte zuletzt beim Anti-<br />

Doping-Seminar, beim Treffen <strong>der</strong> Teilmannschaftsleiter <strong>und</strong> beim<br />

Kongress Sportmedizin im Spitzensport.<br />

Vor ca. 1200 Ärztinnen <strong>und</strong> Ärzten rief Bach<br />

dazu auf, sich von Medizinern, die das<br />

ärztliche Ethos verletzen, zu distanzieren.<br />

Bach warnte Ärzte <strong>und</strong> Mediziner eindringlich<br />

davor, ihre klinischen <strong>und</strong> pharmakologischen<br />

Kenntnisse zur medikamentösen<br />

Leistungsverbesserung einzusetzen. "In den<br />

vergangenen Monaten mussten wir auf<br />

internationaler wie nationaler Ebene feststellen,<br />

dass Ärzte Doping mit erschreckenden,<br />

abstoßenden <strong>und</strong> teilweise mafiösen<br />

Methoden geradezu orchestrieren. Doping<br />

ist aber we<strong>der</strong> mit dem Arztberuf noch mit<br />

dem Sport vereinbar", sagte Bach. Der<br />

DOSB-Präsident warnte zugleich vor zivil<strong>und</strong><br />

strafrechtlichen Konsequenzen <strong>und</strong><br />

dem möglichen Entzug <strong>der</strong> Approbation.<br />

"Über alle dem darf nicht vergessen werden,<br />

wie wichtig die Unterstützung <strong>der</strong> Mediziner<br />

bei <strong>der</strong> Heilung von Sportverletzungen<br />

o<strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Ges<strong>und</strong>heitsvorsorge ist",<br />

würdigte <strong>der</strong> DOSB-Präsident <strong>und</strong> IOC-<br />

Vizepräsident die DGSP für die Fort- <strong>und</strong><br />

Weiterbildungen von Ärzten <strong>und</strong> die Betreuung<br />

von Breiten- <strong>und</strong><br />

Spitzensportlern. Sport zähle zu<br />

den wirksamsten "Medikamenten"<br />

bei <strong>der</strong> Behandlung fast<br />

aller chronischen Erkrankungen.<br />

Er vermittle Spaß <strong>und</strong> Freude an<br />

<strong>der</strong> Bewegung, Wohlbefinden<br />

nach körperlicher Anstrengung<br />

<strong>und</strong> gemeinsames Erleben in <strong>der</strong><br />

Gesellschaft Gleichgesinnter.<br />

Unter <strong>der</strong> wissenschaftlichen<br />

Leitung von Prof. Dr. Kin<strong>der</strong>mann<br />

fand unter dem Motto<br />

"Vor Peking 2008" dann am 30.<br />

November <strong>und</strong> 1. Dezember in<br />

Frankfurt <strong>der</strong> XXIII. Kongress<br />

Sportmedizin im Spitzensport<br />

statt. Auf Vorschlag <strong>des</strong> DOSB<br />

war ihm ein halbtägiges Anti-<br />

Doping-Seminar vorangestellt,<br />

das sich aus verschiedenen<br />

Perspektiven mit dem Thema<br />

Dopingbekämpfung beschäftigte<br />

<strong>und</strong> zu einer festen Einrichtung<br />

werden soll. "Die Hoffnung<br />

stirbt zuletzt! Hoffen wir auf<br />

mehr Sport <strong>und</strong> weniger Doping<br />

im Olympiajahr. Die Sportmedizin<br />

hat die Aufgabe, Athletinnen<br />

<strong>und</strong> Athleten nicht nur sauber,<br />

son<strong>der</strong>n auch ges<strong>und</strong> zu erhalten.<br />

Möge die neue Kombination<br />

aus Anti-Doping-Seminar<br />

<strong>und</strong> wissenschaftlichen Vorträgen<br />

mit sportpraktischer Aus-<br />

67


ichtung ihre Bewährungsprobe bestehen",<br />

hoffte Prof. Dr. Kin<strong>der</strong>mann im Vorfeld <strong>der</strong><br />

Veranstaltung.<br />

Dr. Vesper zur Bun<strong>des</strong>ratsentscheidungDoping-Bekämpfung<br />

Die Verabschiedung <strong>der</strong> gesetzlichen Neuregelungen<br />

zur Verbesserung <strong>der</strong> Doping-<br />

Bekämpfung im Sport hat Dr. Michael<br />

Vesper, Generaldirektor <strong>des</strong> <strong>Deutschen</strong><br />

<strong>Olympischen</strong> Sportbun<strong>des</strong>, ausdrücklich<br />

begrüßt:<br />

"Endlich hat <strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>rat den Weg frei<br />

gemacht für die Verschärfung <strong>der</strong> Doping-<br />

Gesetze. Das ist ein Meilenstein im gemeinsamen<br />

Kampf von Sport <strong>und</strong> Staat gegen<br />

Doping, den wir entschieden begrüßen.<br />

Damit werden wesentliche Anregungen<br />

aufgegriffen, die wir <strong>der</strong> Politik in unserem<br />

Maßnahmenplan gegen Doping gegeben<br />

haben. Der Strafrahmen für Handel <strong>und</strong> in<br />

Verkehrbringen von Dopingmitteln wird im<br />

Arzneimittelgesetz verschärft <strong>und</strong> Ermittlungsmöglichkeiten<br />

wie Hausdurchsuchung<br />

<strong>und</strong> Telekommunikationsüberwachung<br />

verbessert. Wichtig ist <strong>der</strong> von uns immer<br />

gefor<strong>der</strong>te Schulterschluss zwischen Sport<br />

<strong>und</strong> Staat. Ich glaube, dass damit neue<br />

Dynamik in den Kampf gegen Doping<br />

kommt".<br />

Zahlungen an Opfer <strong>des</strong><br />

DDR Dopingsystems<br />

abgeschlossen<br />

Am 11. Oktober wurden die Zahlungen an<br />

die Opfer <strong>des</strong> staatlichen Doping-Systems<br />

<strong>der</strong> DDR abgeschlossen. Damit wurde ein<br />

Verfahren beendet, das seit Januar 2007<br />

zwischen dem <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong><br />

Sportb<strong>und</strong> (DOSB), <strong>der</strong> Jenapharm GmbH &<br />

Co. KG sowie den Anwälten <strong>der</strong> Doping-<br />

Opfer durchgeführt wurde. Zusätzlich zu<br />

den Zahlungen an insgesamt 157 Personen<br />

erhält <strong>der</strong> Doping-Opfer-Hilfe e.V. (DOH)<br />

eine Son<strong>der</strong>zahlung, die für beson<strong>der</strong>e<br />

Härtefälle eingesetzt werden soll. "Uns war<br />

es wichtig, dass sich <strong>der</strong> deutsche Sport<br />

seiner übernommenen moralischen Verant-<br />

68<br />

wortung stellt, <strong>und</strong> das haben wir - auch<br />

mit Hilfe <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>, für die wir dankbar<br />

sind - getan", sagte Dr. Michael Vesper,<br />

Generaldirektor <strong>des</strong> DOSB, aus Anlass <strong>des</strong><br />

Abschlusses <strong>der</strong> Zahlungen.<br />

Bereits im Dezember 2006 hatten DOSB <strong>und</strong><br />

Jenapharm in zwei Vergleichen mit den<br />

Anwälten <strong>der</strong> Doping-Opfer eine gr<strong>und</strong>sätzliche<br />

Einigung über Schmerzensgeld-Zahlungen<br />

in Höhe von insgesamt bis zu r<strong>und</strong> 3,2<br />

Mio. € erzielt. Seit Anfang 2007 wurde in<br />

einem mit den Anwälten abgestimmten<br />

Einzelprüfverfahren untersucht, ob die<br />

Voraussetzungen für eine Zahlung vorliegen.<br />

Hierzu zählten ein Nachweis <strong>der</strong> leistungssportlichen<br />

Vergangenheit sowie die fachärztliche<br />

Begutachtung <strong>der</strong> Anspruchsteller.<br />

Die Prüfung musste eine ges<strong>und</strong>heitliche<br />

Beeinträchtigung <strong>der</strong> Betroffenen in Folge<br />

<strong>der</strong> Einnahme von Dopingmitteln wahrscheinlich<br />

erscheinen lassen.<br />

Im Ergebnis <strong>der</strong> Prüfungen wurden insgesamt<br />

knapp 2,9 Mio. € an 157 Personen<br />

ausgezahlt. "Die Gespräche, die wir seit<br />

Januar geführt haben, sind ausgesprochen<br />

fair <strong>und</strong> offen verlaufen. Die Prüfung war<br />

sehr umfassend, Argumente wurden stets<br />

gehört <strong>und</strong> abgewogen, neue Argumente<br />

zugelassen", sagte Rechtsanwalt Dr. Michael<br />

Lehner, einer <strong>der</strong> auf Seiten <strong>der</strong> DDR-<br />

Dopingopfer beteiligten Anwälte, zum<br />

Prüfungsverfahren. In beson<strong>der</strong>s schwierigen<br />

Fällen wurden zudem im Einvernehmen<br />

mit den Anwälten <strong>der</strong> Sportler wissenschaftliche<br />

Gutachter hinzugezogen.<br />

Aufgr<strong>und</strong> <strong>des</strong> Ergebnisses <strong>der</strong> Einzelfallprüfungen<br />

konnten 370.000 € aus den in den<br />

Vergleichen zugesagten Mitteln nicht<br />

ausgezahlt werden. Dieses Geld soll jetzt für<br />

Härtefälle jener DDR-Dopingopfer eingesetzt<br />

werden, die sich nach Abschluss <strong>der</strong><br />

Vergleiche gemeldet haben. Der Doping-<br />

Opfer-Hilfe e.V. hat sich dazu bereit erklärt,<br />

die Verteilung <strong>und</strong> Auszahlung dieser Mittel<br />

zu übernehmen. Er wird dabei durch einen<br />

Beirat unterstützt, dem u. a. Fachleute <strong>des</strong><br />

DOSB <strong>und</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verwaltungsamtes<br />

angehören.<br />

DOSB begrüßt<br />

SPD-Beschluss zum<br />

Sport im Gr<strong>und</strong>gesetz<br />

Der Deutsche Olympische Sportb<strong>und</strong><br />

(DOSB) hat den Beschluss <strong>der</strong> SPD Bun<strong>des</strong>tagsfraktion<br />

Sport <strong>und</strong> Kultur als Staatsziel<br />

in das Gr<strong>und</strong>gesetz <strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>republik<br />

Deutschland aufzunehmen, mit Freude<br />

begrüßt.<br />

Der SPD-Vorsitzende Kurt Beck mit dem Präsidenten <strong>und</strong> dem Generaldirektor <strong>des</strong> <strong>Deutschen</strong><br />

<strong>Olympischen</strong> Sportbun<strong>des</strong> (DOSB), Thomas Bach <strong>und</strong> Michael Vesper in Berlin.


"Wir unterstützen diese Initiative <strong>der</strong> SPD-<br />

Fraktion mit großem Nachdruck", zeigte sich<br />

<strong>der</strong> DOSB-Präsident Thomas Bach erfreut.<br />

"Die SPD-Fraktion mit ihrem Vorsitzenden<br />

Peter Struck hat damit ein wichtiges Zeichen<br />

für die gesellschaftspolitische Anerkennung<br />

<strong>des</strong> Sports <strong>und</strong> insbeson<strong>der</strong>e seiner<br />

7,5 Millionen ehrenamtlicher Helfer gesetzt",<br />

so Bach Der deutsche Sport zeige<br />

sich dankbar dafür, dass dieser Beschluss<br />

nicht nur von <strong>der</strong> SPD-Bun<strong>des</strong>tagsfraktion,<br />

son<strong>der</strong>n von <strong>der</strong> gesamten Partei getragen<br />

werde. Dies habe <strong>der</strong> SPD-Parteivorsitzende<br />

Kurt Beck in einem Spitzengespräch dem<br />

DOSB bereits im März versichert. "Die von<br />

<strong>der</strong> SPD zu diesem Thema in Aussicht<br />

gestellten Koalitionsgespräche werden<br />

hoffentlich zum gewünschten Einvernehmen<br />

<strong>und</strong> zur Handlungsfähigkeit <strong>der</strong> großen<br />

Koalition führen", so Bach weiter. "Für<br />

unsere 7,5 Millionen Ehrenamtlichen <strong>und</strong><br />

unsere 27 Millionen Mitglie<strong>der</strong> wäre die<br />

Aufnahme <strong>des</strong> Sports als Staatsziel im<br />

Gr<strong>und</strong>gesetz ein konkreter Ausdruck <strong>der</strong><br />

Anerkennung ihrer gesellschaftlichen<br />

Leistungen, die in vielen politischen Reden<br />

gelobt werden".<br />

"Bei <strong>der</strong> Integration, <strong>der</strong> ges<strong>und</strong>heitlichen<br />

Prävention, <strong>der</strong> Bildung, im ehrenamtlichen<br />

Engagement <strong>und</strong> bei <strong>der</strong> Vermittlung von<br />

Werten wie Toleranz, Regeltreue <strong>und</strong> Respekt<br />

vor an<strong>der</strong>en festigt, <strong>der</strong> Sport die<br />

Gr<strong>und</strong>lagen einer offenen <strong>und</strong> freiheitlichen<br />

Gesellschaft. Deshalb ist die Aufnahme in<br />

das Gr<strong>und</strong>gesetz ebenso logisch wie für die<br />

Zukunft <strong>des</strong> Sports notwendig", so Bach.<br />

"Mission Olympic": Wer wird<br />

Deutschlands aktivste Stadt?<br />

Wer wird Deutschlands aktivste Stadt? Mit<br />

dieser Frage hatten Coca-Cola <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Deutsche Olympische Sportb<strong>und</strong> (DOSB) im<br />

Mai alle deutschen Städte aufgerufen, sich<br />

für den Wettbewerb "Mission Olympic" zu<br />

bewerben. Anfang Dezember wählte eine<br />

Jury Erlangen, Freiburg im Breisgau, Fürstenwalde,<br />

Herne <strong>und</strong> Speyer als Ausrichter<br />

<strong>der</strong> Finalwettkämpfe im Somnmer 2008<br />

aus. Neben <strong>der</strong> sportlichen Infrastruktur<br />

werden vor allem Projekte zur För<strong>der</strong>ung<br />

von Bewegung <strong>und</strong> Sport in <strong>der</strong> jeweiligen<br />

Stadt bewertet. Dazu Dr. Peter Danckert,<br />

Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>des</strong> Sportausschusses im<br />

<strong>Deutschen</strong> Bun<strong>des</strong>tag <strong>und</strong> Jurymitglied von<br />

"Mission Olympic": "Wir haben zahlreiche<br />

DOSB-Vizepräsident Walter Schneeloch (l-r), <strong>der</strong> Vorsitzen<strong>des</strong> <strong>des</strong><br />

Sportausschusses im Bun<strong>des</strong>tag, Dr. Peter Danckert, <strong>und</strong> Uwe<br />

Kleinert von Coca-Cola präsentieren die ursprünglich 98 Bewerber<br />

für den breitensportlichen Städtewettbewerb "Mission Olympic".<br />

Im Herbst 2008 wird Deutschlands sportlichste Stadt mit einer<br />

Siegerprämie von 100 000 Euro ausgezeichnet werden.<br />

aussagekräftige Bewerbungen bekommen.<br />

Die Auswahl fällt uns nicht leicht. Viele<br />

Städte haben uns mit dem sportlichen<br />

Engagement für ihre Bürger beeindruckt<br />

<strong>und</strong> sich damit für die nächste Wettbewerbsr<strong>und</strong>e<br />

qualifiziert." Jurymitglied<br />

Walter Schneeloch, DOSB-Vizepräsident<br />

Breitensport/Sportentwicklung, bezeichnete<br />

die Bewerbung als beeindruckenden Überblick<br />

über das ehrenamtliche Engagement<br />

im Sport: "Mit Mission-Olympic können wir<br />

die positiven Effekte <strong>des</strong> Sports wie Lebensfreude,<br />

Ges<strong>und</strong>heit o<strong>der</strong> Integration in<br />

einer Veranstaltung bündeln <strong>und</strong> mit den<br />

'Festivals <strong>des</strong> Sports' auch noch einmal<br />

geson<strong>der</strong>t in die fünf Städte <strong>der</strong> letzten<br />

Wettbewerbsr<strong>und</strong>e bringen."<br />

"Tag <strong>der</strong> Integration"<br />

<strong>des</strong> DOSB<br />

Mit 80 Veranstaltungen in ganz Deutschland<br />

fand am Sonntag, 23. September, <strong>der</strong><br />

"Tag <strong>der</strong> Integration" <strong>des</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong><br />

Sportbun<strong>des</strong> (DOSB) statt. An<br />

diesem Tag wurde die<br />

Vielfalt <strong>des</strong> Programms<br />

"Integration durch<br />

Sport" mit Tagen <strong>der</strong><br />

offenen Tür, Wettbewerben,Galaveranstaltungen,<br />

Ehrungen,<br />

Podiumsdiskussionen<br />

<strong>und</strong> vielem mehr<br />

dargestellt. In Rheinland-Pfalz<br />

stach aus<br />

den zahlreichen Aktivitäten<br />

zum "Tag <strong>der</strong><br />

Integration" vor allem<br />

das Diskussionsforum<br />

im Mainzer Schloss<br />

heraus. Unter dem Titel<br />

"Sport als Brücke <strong>der</strong><br />

Integration - Was<br />

leistet <strong>der</strong> Sport, was<br />

kann er leisten?"<br />

diskutierten unter<br />

an<strong>der</strong>em Ilse Rid<strong>der</strong>-<br />

Melchers, Vize-Präsidentin<br />

<strong>des</strong> DOSB, Ebru<br />

Shikh Ahmad, Integrationsbotschafterin<br />

<strong>des</strong><br />

DOSB, <strong>und</strong> Salim<br />

Özdemir, Vorsitzen<strong>der</strong><br />

<strong>des</strong> Auslän<strong>der</strong>beirates<br />

<strong>der</strong> Stadt Mainz.<br />

Studie zu Chancengleichheit<br />

im Sport<br />

"Mit dieser Studie sehen wir klarer. Es gibt<br />

viele gute Projekte in den Bun<strong>des</strong>län<strong>der</strong>n,<br />

es läuft dort beson<strong>der</strong>s gut, wo das Thema<br />

fest verankert ist." Diese positive Einschätzung<br />

gab die DOSB-Vizepräsidentin Frauen<br />

<strong>und</strong> Gleichstellung, Ilse Rid<strong>der</strong>-Melchers,<br />

bei <strong>der</strong> Vorstellung <strong>der</strong> Studie "Geschlechtergerechtigkeit<br />

im Sport" am Rande <strong>der</strong><br />

Frauen-Vollversammlung <strong>des</strong> <strong>Deutschen</strong><br />

<strong>Olympischen</strong> Sportbun<strong>des</strong> im September in<br />

Hamburg. Die Untersuchung wurde im<br />

Auftrag <strong>des</strong> DOSB <strong>und</strong> <strong>der</strong> Sportministerkonferenz<br />

durch Prof. Dr. Ilse Hartmann-<br />

Tews (Deutsche Sporthochschule Köln)<br />

erarbeitet.<br />

Themenschwerpunkte <strong>der</strong> Frauen-Vollversammlung<br />

war darüber hinaus das Programm<br />

"Frauen an die Spitze" <strong>und</strong> das<br />

Thema Migrantinnen im Sport. Nur je<strong>des</strong><br />

siebte Mädchen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

treibe Sport im Verein, während Mädchen<br />

69


insgesamt zu etwa 60% Vereinssport<br />

betreiben, so Rid<strong>der</strong>-Melchers. Sport sei<br />

Integration <strong>und</strong> leiste hier einen ganz<br />

wesentlichen gesellschaftlichen Beitrag.<br />

Diese Chancen müsse <strong>der</strong> Sport auch allen<br />

Migrantinnen geben. Dies sei eine beson<strong>der</strong>e<br />

Aufgabe <strong>und</strong> Herausfor<strong>der</strong>ung für die<br />

Frauenvertreterinnen im DOSB. So sei in<br />

Hamburg ein Projekt, das Migrantinnen das<br />

Fahrradfahren beibringt, ein durchschlagen<strong>der</strong><br />

Erfolg. Die Teilnehmerinnen erlernten<br />

nicht einfach nur eine neue Art <strong>der</strong> Fortbewegung:<br />

"Sie wurden erstmals mobil <strong>und</strong><br />

eroberten sich neue Räume. Gemeinsam<br />

bewerteten Rid<strong>der</strong>-Melchers <strong>und</strong> Otten den<br />

2007 erstmals veranstalteten Frauensport-<br />

Aktionstag <strong>des</strong> DOSB als großen Erfolg - alle<br />

beteiligten Vereine wollten eine Wie<strong>der</strong>holung,<br />

die Frauen im DOSB planten auf jeden<br />

Fall eine Fortführung <strong>des</strong> Events.<br />

Sportveranstaltungen<br />

umweltgerecht gestalten<br />

Bun<strong>des</strong>umweltminister Sigmar Gabriel <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> Präsident <strong>des</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong><br />

Sportbun<strong>des</strong> (DOSB), Dr. Thomas Bach,<br />

haben an die Sportverbände appelliert,<br />

große Sportveranstaltungen umweltgerecht<br />

<strong>und</strong> ressourcenschonend zu gestalten. Der<br />

Sport habe eine wichtige<br />

Vorbild- <strong>und</strong> Multiplikatorfunktion,<br />

betonten Gabriel <strong>und</strong> Bach<br />

bei <strong>der</strong> Vorstellung <strong>des</strong> gemeinsamen<br />

Leitfadens "Green Champions".<br />

Dieser Leitfaden gibt<br />

Anleitungen, um die Umweltbelastungen<br />

großer Sportveranstaltungen<br />

zu reduzieren.<br />

Bun<strong>des</strong>umweltminister Gabriel:<br />

"Sportveranstaltungen begeistern<br />

jährlich Millionen von<br />

Menschen, sind aber auch mit<br />

erheblichen Auswirkungen auf<br />

die Umwelt verb<strong>und</strong>en. Deshalb<br />

sollte ein Umweltschutzkonzept<br />

fester Bestandteil <strong>der</strong> Planung<br />

von Sportveranstaltungen sein.<br />

Das Konzept Green Goal für die<br />

Fußball-WM 2006 hat gezeigt,<br />

dass erhebliche Einsparungen<br />

bei Energie, Wasser <strong>und</strong> Abfallaufkommen<br />

möglich sind."<br />

DOSB-Präsident Dr. Bach: "Der<br />

deutsche Sport ist seit langem<br />

70<br />

ein verlässlicher Partner <strong>des</strong> Umwelt- <strong>und</strong><br />

Naturschutzes <strong>und</strong> setzt sich energisch für<br />

die ökologisch verträgliche Ausrichtung von<br />

Sportgroßveranstaltungen ein. Mit dem<br />

präsentierten Leitfaden werden wir gemeinsam<br />

mit dem Bun<strong>des</strong>umweltministerium<br />

unserem Ziel wie<strong>der</strong> ein Stück näher kommen."<br />

2005 fanden in Deutschland 154 Sportveranstaltungen<br />

statt, die mehr als 10.000<br />

Zuschauer pro Tag o<strong>der</strong> 5000 Teilnehmer<br />

verzeichneten. Hierin sind alle Welt- <strong>und</strong><br />

Europameisterschaften enthalten, nicht aber<br />

die Fußball-Bun<strong>des</strong>liga, die Euro-Ligen o<strong>der</strong><br />

Pokalspiele. Die untersuchten 154 Veranstaltungen<br />

verursachten r<strong>und</strong> 300.000 Tonnen<br />

Treibhausgase, verbrauchten 16 Mio. Kilowattst<strong>und</strong>en<br />

Strom, 8 Mio. Kilowattst<strong>und</strong>en<br />

Wärme <strong>und</strong> 90.000 Kubikmeter Wasser <strong>und</strong><br />

hinterließen 3.000 Tonnen Abfall.<br />

Der gemeinsam vom Bun<strong>des</strong>umweltministerium<br />

<strong>und</strong> vom DOSB herausgegebene<br />

Leitfaden "Green Champions" gibt Veranstaltern,<br />

Sportverbänden <strong>und</strong> Sponsoren<br />

Hinweise zu allen relevanten Umweltfragen.<br />

Er glie<strong>der</strong>t sich in fünf Phasen, von <strong>der</strong><br />

Bewerbung über Bau, Umbau o<strong>der</strong> Erweiterung<br />

von Sportstätten, die Planung <strong>der</strong><br />

Veranstaltung, ihre Durchführung <strong>und</strong> die<br />

Nachnutzung. Erstellt wurde <strong>der</strong> umfassende<br />

Leitfaden vom Öko-Institut Freiburg/Ber-<br />

lin <strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> Sporthochschule<br />

Köln.<br />

Der Leitfaden "Green Champions" ist im<br />

Internet (www.bmu.de ; www.dosb.de )<br />

abrufbar <strong>und</strong> kann bestellt werden beim<br />

Bun<strong>des</strong>umweltministerium, Referat N II 3,<br />

Robert-Schumann-Platz 3, 53175 Bonn, Tel:<br />

01888/305-2783, Fax: 01888/305-2697, E-<br />

Mail: mailto:renate.sodoge@bmu.b<strong>und</strong>.de<br />

<strong>und</strong> beim <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong> Sportb<strong>und</strong>,<br />

Ressort Breitensport, Sporträume,<br />

Otto-Fleck-Schneise 12, 60528 Frankfurt am<br />

Main, Tel: +49-(0)69-6700-278, Fax: +49-<br />

(0)69-6787801, E-Mail: egli@dosb.de .<br />

Kirche <strong>und</strong> Sport<br />

unterstützen Integration<br />

Die Evangelische Kirche in Deutschland<br />

(EKD), die Deutsche Bischofskonferenz <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> Deutsche Olympische Sportb<strong>und</strong> (DOSB)<br />

veröffentlichen erstmals ein gemeinsames<br />

Ideenheft zum Thema Integration. Das<br />

Ideenheft wurde bei einem gemeinsamen<br />

Workshop Ende Oktober, in <strong>der</strong> Sportschule<br />

Kaiserau (Kamen) vorgestellt. Die 56-seitige<br />

Broschüre "Gemeinsam Gesellschaft gestalten"<br />

gibt Ideen <strong>und</strong> Praxiserfahrungen, wie<br />

in Kirche <strong>und</strong> Sport Menschen mit Migrati-<br />

Präsident Thomas Bach (l-r), Generaldirektor Michael Vesper <strong>und</strong> Bun<strong>des</strong>umweltminister Sigmar Gabriel<br />

stellen in <strong>der</strong> DOSB-Zentrale in Frankfurt den Leitfaden "Green Champions" vor.


onsgeschichte integriert <strong>und</strong> unterstützt<br />

werden können. Good-practice-Beispiele<br />

sollen zur Nachahmung anregen. Darüber<br />

hinaus informiert die Publikation über die<br />

aktuelle Diskussion zum Thema "Integration"<br />

in Deutschland. Der Vorsitzende <strong>des</strong> Rates<br />

<strong>der</strong> EKD, Bischof Wolfgang Huber, <strong>der</strong><br />

Vorsitzende <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> Bischofskonferenz,<br />

Karl Kardinal Lehmann, <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Präsident <strong>des</strong> DOSB, Thomas Bach, rufen<br />

dazu auf, "diese Anstöße an vielen Orten<br />

aufzunehmen <strong>und</strong> Integration zu einem<br />

wachsenden Bereich <strong>der</strong> Zusammenarbeit<br />

zwischen Kirche <strong>und</strong> Sport zu machen". Für<br />

den DOSB, <strong>der</strong> sich gemeinsam mit <strong>der</strong><br />

<strong>Deutschen</strong> Sportjugend (dsj) <strong>und</strong> dem<br />

Programm "Integration durch Sport" an dem<br />

Projekt beteiligt, erklärte Generaldirektor<br />

Michael Vesper: "Sportvereine <strong>und</strong> Kirchengemeinden<br />

bauen in ihrer alltäglichen<br />

Arbeit Brücken <strong>und</strong> schaffen als Orte <strong>der</strong><br />

Begegnung Verständnis für das Fremde. Die<br />

vorliegende Broschüre stellt eindrucksvoll<br />

unter Beweis, wie Sport <strong>und</strong> Kirchen die<br />

Menschen mit ihren unterschiedlichen<br />

Begabungen, Talenten <strong>und</strong> Fähigkeiten<br />

ansprechen, för<strong>der</strong>n <strong>und</strong> for<strong>der</strong>n." Deutschland<br />

sei unübersehbar zu einem Zuwan<strong>der</strong>ungsland<br />

geworden. Damit stehen alle<br />

gesellschaftlichen Kräfte vor <strong>der</strong> großen<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung, die mit dem Begriff<br />

"Integration" umschrieben wird. Die Herausgabe<br />

<strong>des</strong> neuen Ideenheftes unterstreiche,<br />

dass sich die Kirchen <strong>und</strong> <strong>der</strong> Sport ihrer<br />

Verantwortung aktiv stellten. Das Ideenheft<br />

"Gemeinsam Gesellschaft gestalten. Integration<br />

durch Kirche <strong>und</strong> Sport" ist kostenlos<br />

zu bestellen bei: Deutscher Olympischer<br />

Sportb<strong>und</strong> (DOSB), Otto-Fleck-Schneise 12,<br />

60528 Frankfurt, E-Mail: info@dosb.de ;<br />

Download <strong>der</strong> Broschüre unter:<br />

www.dosb.de<br />

DOSB <strong>und</strong> DGB<br />

unternehmen Schritte<br />

gegen Rechtsextremismus<br />

Konkrete Schritte gegen Rechtsextremismus<br />

haben <strong>der</strong> Präsident <strong>des</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong><br />

Sportbun<strong>des</strong> (DOSB) Thomas Bach<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Vorsitzende <strong>des</strong> <strong>Deutschen</strong> Gewerkschaftsbun<strong>des</strong><br />

(DGB) Michael Sommer<br />

vereinbart. Hintergr<strong>und</strong> seien Versuche<br />

rechtsextremer Organisationen, vorhandene<br />

Strukturen wie Vereine, Betriebe o<strong>der</strong><br />

Verwaltungen vor allem im ländlichen Raum<br />

zu unterwan<strong>der</strong>n. Bach <strong>und</strong> Sommer<br />

betonten, dass sich DOSB <strong>und</strong> DGB in<br />

beson<strong>der</strong>em Maße Werten wie Demokratie,<br />

Toleranz, Respekt <strong>und</strong> Fairplay verpflichtet<br />

fühlten. Deren Durchsetzung sei eine<br />

Daueraufgabe, die über tagesaktuelle<br />

Ereignisse hinausgehe. Dabei bilde die tiefe<br />

Verankerung von Gewerkschaften <strong>und</strong> Sport<br />

in Regionen, Verbänden, Kommunen <strong>und</strong><br />

Vereinen eine gute Basis für ein breites<br />

gesellschaftliches Bündnis, das kontinuierlich<br />

arbeite <strong>und</strong> Rechtsextremismus bekämpfe.<br />

Ideenheft<br />

Gemeinsam Gesellschaft gestalten<br />

Integration durch<br />

Kirche <strong>und</strong> Sport<br />

Deutsche<br />

Bischofskonferenz<br />

Evangelische Kirche<br />

in Deutschland<br />

Die neue Info-Broschüre zum Thema Kirche <strong>und</strong> Sport kann beim DOSB bestellt <strong>und</strong> im Internet<br />

angesehen werden.<br />

DOSB <strong>und</strong> DGB kündigten eine Bestandsaufnahme<br />

ihrer bereits vorhandenen Maßnahmen<br />

gegen rassistisches <strong>und</strong> fremdenfeindliches<br />

Gedankengut an, um diese<br />

gemeinsam weiter zu entwickeln.<br />

Kooperation mit dem<br />

<strong>Deutschen</strong> Städtetag<br />

In einem Gespräch mit dem Präsidenten <strong>des</strong><br />

<strong>Deutschen</strong> Städtetages (DST), Christian Ude<br />

haben sich DOSB-Präsident Dr. Thomas Bach<br />

<strong>und</strong> Generaldirektor Dr. Michael Vesper<br />

darauf verständigt, ein gemeinsames<br />

Gr<strong>und</strong>satz- <strong>und</strong> Strategiepapier zur Zusammenarbeit<br />

zwischen Kommunen <strong>und</strong> Sport<br />

zu erstellen. Es soll im kommenden Jahr<br />

öffentlich vorgestellt werden.<br />

Sport <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit<br />

Der Sport spielt nicht nur bei <strong>der</strong> Umsetzung<br />

<strong>der</strong> vom Ges<strong>und</strong>heitsministerium<br />

initiierten Kampagnen für mehr Bewegung<br />

eine zentrale Rolle, son<strong>der</strong>n auch im Entwurf<br />

<strong>des</strong> Präventionsgesetzes, das die<br />

Bun<strong>des</strong>regierung nun recht zeitnah auf den<br />

Weg bringen will. Klar ist, dass <strong>der</strong> Sportverein<br />

- nicht bloß die Sportstätte - Träger von<br />

Prävention ist <strong>und</strong> dass dies im Gesetz auch<br />

so zum Ausdruck kommt. Dies wurde in<br />

einem Gespräch von DOSB-Vizepräsident<br />

Walter Schneeloch, Generaldirektor Dr.<br />

Michael Vesper, Direktorin Dr. Karin Fehres<br />

<strong>und</strong> Beiratsmitglied Prof. Dr. Dr. Winfried<br />

Banzer mit Ulla Schmidt, <strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>ministerin<br />

für Ges<strong>und</strong>heit, Ende August 2007<br />

deutlich.<br />

DOSB mit neuem<br />

Internet-Auftritt<br />

Die Homepage <strong>des</strong> DOSB präsentiert sich<br />

seit Herbst 2007 in einem neuen Gewand.<br />

Sie ist nun übersichtlicher <strong>und</strong> professioneller<br />

gestaltet, Nutzer finden schneller zum<br />

Ziel <strong>und</strong> können viele wichtige Informationen<br />

r<strong>und</strong> um den Sport abrufen. Wer dies<br />

überprüfen möchte <strong>der</strong> navigiere im Internet<br />

auf: http://www.dosb.de<br />

71


Nachrichten <strong>der</strong> DOG<br />

Liebe Mitglie<strong>der</strong>,<br />

die Deutsche Olympische Gesellschaft hat in den vergangenen Jahren eine positive Entwicklung genommen. Es ist <strong>der</strong> Verdienst <strong>der</strong> Zweigstellen<br />

sowie <strong>des</strong> bisherigen Präsidiums, dass erfolgreiche Aktionen wie "Kin<strong>der</strong> bewegen", die DOG-Patenschaften o<strong>der</strong> die Fair-Play-<br />

Initiative zu Markenzeichen <strong>der</strong> DOG geworden sind. Diese möchten wir auch mit dem neuen Präsidium aktiv betreiben <strong>und</strong> im Sinne<br />

unserer Aufgabe, <strong>der</strong> werteorientierten Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendför<strong>der</strong>ung, weiterentwickeln.<br />

Als Gewissen <strong>des</strong> Sports wollen wir aber auch wie<strong>der</strong> stärker kritische Stimme gerade bei negativen Tendenzen im Sport <strong>und</strong> in <strong>der</strong> Gesellschaft<br />

sein <strong>und</strong> im Dialog mit den beteiligten Gruppen Lösungsansätze entwickeln. Dabei ist es uns beson<strong>der</strong>s wichtig, die Jugend in diese Prozesse<br />

einzubeziehen. Unsere Gesellschaft braucht die olympischen Werte Leistungsbereitschaft, Fairplay, Teamgeist <strong>und</strong> Völkerverständigung. Und ich<br />

bin überzeugt, dass es vor allem die Deutsche Olympische Gesellschaft ist, die ihnen zu dem Stellenwert verhelfen kann, den sie verdienen.<br />

Gemeinsam mit Ihnen möchten wir das kommende Olympiajahr nutzen, um unsere Deutsche Olympische Gesellschaft als d i e Mitglie<strong>der</strong>organisation<br />

für die olympische Idee in Deutschland weiter zu profilieren.<br />

Ich freue mich auf die Herausfor<strong>der</strong>ung <strong>und</strong> wünsche Ihnen eine frohe Weihnachtszeit <strong>und</strong> ein gutes neues Jahr.<br />

Ihr<br />

Harald Denecken<br />

Präsident<br />

Harald Denecken<br />

ist neuer Präsident<br />

Lange hatte die Entscheidungsfindung<br />

gewährt. Erst am Vorabend <strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>tagung<br />

hatte sich das Präsidium endgültig<br />

entschieden, wen es für das Präsidentenamt<br />

vorschlägt. Am 3. November folgten dann<br />

die Delegierten <strong>der</strong> XXIV. Bun<strong>des</strong>tagung <strong>der</strong><br />

<strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong> Gesellschaft <strong>der</strong><br />

Empfehlung <strong>und</strong> wählten Harald Denecken<br />

zum Nachfolger von Dr. Hans-Joachim<br />

Klein, <strong>der</strong> nach zwei Amtsperioden nicht<br />

wie<strong>der</strong> kandidierte.<br />

72<br />

Der neue Präsident <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong><br />

Gesellschaft, Harald Denecken, ist 63<br />

Jahre alt <strong>und</strong> im Hauptberuf Karlsruher<br />

Bürgermeister für Jugend, Soziales, Schulen<br />

<strong>und</strong> Sport. Für die DOG ist er bereits als<br />

Lan<strong>des</strong>vorsitzen<strong>der</strong> in Baden-Württemberg<br />

aktiv. Zudem engagiert sich <strong>der</strong> gelernte<br />

Elektriker <strong>und</strong> spätere Hauptschullehrer als<br />

Vizepräsident <strong>des</strong> Badischen Sportbun<strong>des</strong><br />

Nord. Im Sitzungssaal <strong>des</strong> Münchner Rathauses<br />

betonte <strong>der</strong> neue Präsident: "Ich<br />

werde einerseits die bewährten Konzepte<br />

<strong>und</strong> Projekte <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong><br />

Gesellschaft weiterführen. An<strong>der</strong>erseits bin<br />

ich <strong>der</strong> Ansicht, dass sich die Deutsche<br />

Olympische Gesellschaft gerade auch in <strong>der</strong><br />

Zusammenarbeit mit dem <strong>Deutschen</strong><br />

<strong>Olympischen</strong> Sportb<strong>und</strong> in Zukunft wie<strong>der</strong><br />

offensiver positionieren muss, um ihre<br />

Werte <strong>und</strong> Ziele weiter voran zu bringen."<br />

Das Team, mit dem <strong>der</strong> neue Präsident nun<br />

die Geschicke leiten wird, trägt sowohl<br />

bekannte als auch neue Gesichter. Wie<strong>der</strong>gewählt<br />

wurden die Vizepräsidenten Petra<br />

Reußner (Zweigstellen) <strong>und</strong> Dr. Christian<br />

Tröger (wechselte in das Ressort<br />

Werbung/Kommunikation). Joachim Ebener,<br />

Vorstandsmitglied <strong>der</strong> Münchner Stadtsparkasse,<br />

folgt Harald Pfab, <strong>der</strong> sich nicht<br />

wie<strong>der</strong> zur Wahl stellte, als Vizepräsident<br />

Wirtschaft/Finanzen. Der frühere Kölner


Das neue Präsidium (von links): Klaus Zähringer, Präsident <strong>der</strong> Gemeinschaft Deutscher<br />

Olympiateilnehmer, Vizepräsident Joachim Ebener, Präsident Harald Denecken, Oliver<br />

Buttler, Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> DOG-Jugend sowie die Vizepräsidenten Petra Reußner, Jürgen<br />

Roters <strong>und</strong> Dr. Christian Tröger.<br />

Regierungspräsident Jürgen Roters ist neuer<br />

Vizepräsident Programme/ Planung/ Sport.<br />

Der langjährige Vizepräsident Dieter Krickow<br />

hatte seine Kandidatur am Tag <strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>tagung<br />

zurückgezogen. "Ich hätte mich zur<br />

Verfügung gestellt, wenn Not am Mann<br />

gewesen wäre. Mit dem gewählten Präsidium<br />

haben wir jedoch ein hervorragen<strong>des</strong><br />

Team zusammen", so Krickow.<br />

Im Festvortrag zum Auftakt <strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>tagung<br />

hatte <strong>der</strong> frühere Landshuter Bürgermeister<br />

Josef Deimer darauf hingewiesen,<br />

wie wichtig das Leistungsprinzip nicht nur<br />

im Sport, son<strong>der</strong>n in <strong>der</strong> Gesellschaft<br />

generell ist.<br />

Unter diesen Gesichtspunkten hat die DOG<br />

bereits vorgearbeitet, wie <strong>der</strong> scheidende<br />

Präsident in seiner Bilanz feststellte. Dr.<br />

Hans-Joachim Klein erläuterte noch einmal<br />

das geschärfte Selbstverständnis <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong><br />

<strong>Olympischen</strong> Gesellschaft als Mitglie<strong>der</strong>organisation<br />

für die olympische Idee mit<br />

dem Leitmotiv "Leistung macht Spaß". Mit<br />

dieser Neuausrichtung habe die Deutsche<br />

Olympische Gesellschaft Projekte wie<br />

"Kin<strong>der</strong> bewegen" <strong>und</strong> die DOG-Patenschaften<br />

etabliert. Auf diesen könne in Zukunft<br />

aufgebaut werden, so Klein. Dabei sei es<br />

jedoch wichtig, neue Partner für die Unterstützung<br />

zu gewinnen <strong>und</strong> neue Möglich-<br />

keiten <strong>des</strong> F<strong>und</strong>raising sowie <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>werbung<br />

zu erschließen. Dabei wies er auf<br />

die aktuell gestartete Mitglie<strong>der</strong>werbeaktion<br />

"Faszination Olympia erleben" hin <strong>und</strong> rief<br />

die Delegierten zur aktiven Unterstützung<br />

auf.<br />

Auf erfolgreiche Mitglie<strong>der</strong>werbeaktivitäten<br />

in den letzten Jahren kann die DOG-Jugend<br />

bereits verweisen. In seinem Bericht hob <strong>der</strong><br />

Vorsitzende Oliver Buttler unter an<strong>der</strong>em<br />

die Auftritte bei<br />

verschiedenen<br />

Großveranstaltungen<br />

hervor, bei<br />

denen die DOG-<br />

Jugend für die<br />

olympische Idee<br />

werben konnte.<br />

Zudem fand 2007<br />

erstmals seit Jahren<br />

wie<strong>der</strong> die traditionsreicheGriechenlandfahrt<br />

statt.<br />

Zu den Anträgen<br />

"Doping im Sport"<br />

<strong>und</strong> "Olympische<br />

Jugendspiele", die<br />

kurz diskutiert<br />

wurden, erhielt das<br />

Präsidium den<br />

Auftrag, in Arbeits-<br />

gruppen jeweils eine Positionierung mit<br />

Aktionspunkten zu erarbeiten, die schon<br />

bald den Mitglie<strong>der</strong>n vorgestellt werden<br />

sollen.<br />

Ja zu München 2018<br />

Als sich das Präsidium <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong><br />

Gesellschaft vor gut einem Jahr<br />

entschied, die XXIV. Bun<strong>des</strong>tagung in München<br />

abzuhalten, war an eine anstehende<br />

Olympiabewerbung <strong>der</strong> bayerischen Lan<strong>des</strong>hauptstadt<br />

noch nicht zu denken. Bekanntermaßen<br />

hat sich in den zurückliegenden<br />

Monaten jedoch einiges bewegt <strong>und</strong> so<br />

arbeitet die Stadt mit Unterstützung <strong>des</strong><br />

Bun<strong>des</strong>innenministeriums, <strong>des</strong> <strong>Deutschen</strong><br />

<strong>Olympischen</strong> Sportb<strong>und</strong>s <strong>und</strong> <strong>des</strong> Freistaats<br />

Bayern an einem Bewerbungskonzept für die<br />

Ausrichtung <strong>der</strong> <strong>Olympischen</strong> Winterspiele<br />

2018. Am 8. Dezember hat schließlich die<br />

Mitglie<strong>der</strong>versammlung <strong>des</strong> <strong>Deutschen</strong><br />

<strong>Olympischen</strong> Sportb<strong>und</strong>s in Hamburg entschieden<br />

(nach Redaktionsschluss), ob<br />

Deutschland die Bewerbung mit München<br />

offiziell beim Internationalen <strong>Olympischen</strong><br />

Komitee einreicht.<br />

Dass eine Olympiabewerbung Münchens<br />

erfolgreich sein kann, wenn es neben einem<br />

stimmigen Konzept <strong>und</strong> einer soliden<br />

Finanzierung gelingt, eine nationale Begeisterung<br />

zu entfachen <strong>und</strong> die Unterstützung<br />

aus ganz Deutschland für die Bewerberstadt<br />

zu gewinnen, davon zeigten sich die Delegierten<br />

<strong>der</strong> XXIV. Bun<strong>des</strong>tagung überzeugt.<br />

Eingerahmt von zwei Hostessen im Kostüm <strong>der</strong> <strong>Olympischen</strong> Spiele<br />

1972 in München begrüßte Bürgermeisterin Christine Strobl die<br />

Teilnehmer <strong>der</strong> XXIV. DOG-Bun<strong>des</strong>tagung.<br />

73


Und so sprachen sie sich einstimmig dafür<br />

aus, dass die Deutsche Olympische Gesellschaft<br />

die Olympiabewerbung nicht nur mit<br />

ihrer Stimme in Hamburg, son<strong>der</strong>n im Falle<br />

eines positiven Beschlusses mit ihren bun<strong>des</strong>weit<br />

r<strong>und</strong> 50 Zweigstellen auch aktiv bei<br />

<strong>der</strong> Verbreitung <strong>der</strong> olympischen Idee <strong>und</strong><br />

dem Wecken von olympischer Begeisterung<br />

in <strong>der</strong> deutschen Bevölkerung unterstützt.<br />

Schon beim Empfang <strong>der</strong> Stadt München<br />

im Rathaus am Vorabend <strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>tagung<br />

hatte Bürgermeisterin Christine Strobl in<br />

ihrer Begrüßungsrede auf die Bedeutung<br />

<strong>des</strong> Sports mit seinen Werten in ihrer Stadt<br />

hingewiesen <strong>und</strong> dabei betont: "Wie wir das<br />

Thema Olympiabewerbung München 2018<br />

erfolgreich umsetzen können, hängt nicht<br />

zuletzt von <strong>der</strong> bun<strong>des</strong>weiten Unterstützung<br />

<strong>der</strong> Sportgremien, <strong>der</strong> Medien <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Bevölkerung ab. Hier müssen alle an einem<br />

Strang ziehen." Deshalb freue sie sich, dass<br />

bereits zum jetzigen Zeitpunkt Überlegungen<br />

zur Unterstützung <strong>der</strong> Bewerbung<br />

angestellt werden.<br />

Wilhelm-Garbe-Preis<br />

erneut an Berlin<br />

Die deutlich meisten Neumitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong> Gesellschaft innerhalb<br />

eines Jahres - nämlich 64 an <strong>der</strong> Zahl -<br />

hat die Berliner DOG gewonnen. Die Lan<strong>des</strong>gruppe<br />

aus <strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>hauptstadt<br />

74<br />

wie<strong>der</strong>holte damit<br />

ihren Erfolg <strong>des</strong><br />

Vorjahres in <strong>der</strong><br />

Zweigstellenwertung<br />

<strong>und</strong> durfte<br />

erneut den mit einer<br />

Geldprämie verb<strong>und</strong>enen<br />

Wilhelm-<br />

Garbe-Preis entgegennehmen.Vizepräsident<br />

Gerhard<br />

Janetzky <strong>und</strong><br />

Vorstandmitglied<br />

Robert Schertz<br />

nahmen die Auszeichnung<br />

bei <strong>der</strong><br />

DOG-Bun<strong>des</strong>tagung<br />

in München aus den<br />

Händen <strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>vizepräsidentin<br />

Petra Reußner<br />

entgegen.<br />

Gerhard Janetzky (2.v.r.) <strong>und</strong> Robert Schertz vom Berliner Vorstand<br />

mit Dr. Hans-Joachim Klein (l.) <strong>und</strong> Petra Reußner.<br />

Mit Aktivitäten wie<br />

den Olympia-<br />

Talkr<strong>und</strong>en, den<br />

Gesprächsabenden,<br />

den Fair-Play-<br />

Ehrungen beim<br />

Drumbo-Cup,<br />

Europas größtem Schülerhallenfußballturnier,<br />

dem Projekt "Kin<strong>der</strong> bewegen" im<br />

Brennpunkt-Stadtteil Moabit sowie öffentlichen<br />

Auftritten wie beim ISTAF o<strong>der</strong> dem<br />

Hoffest hat sich die Lan<strong>des</strong>gruppe zu einer<br />

wichtigen Stimme <strong>der</strong> olympischen Bewegung<br />

in <strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>hauptstadt entwickelt.<br />

Die steigende<br />

Akzeptanz wird<br />

auch in <strong>der</strong> ständig<br />

wachsenden Mitglie<strong>der</strong>zahl<br />

deutlich.<br />

In <strong>der</strong> aktuellen Wilhelm-Garbe-Preis-Wertung für 2007/2008<br />

führt die gerade in <strong>der</strong> Neugründung befindliche DOG Potsdam vor<br />

<strong>der</strong> DOG Berlin <strong>und</strong> <strong>der</strong> DOG Heidenheim/Ostalb/Rems-Murr.<br />

Dank zahlreicher<br />

erfolgreicher Veranstaltungen<br />

ist auch<br />

die Zweigstelle<br />

Hochstift Pa<strong>der</strong>born<br />

in ihrer Region<br />

inzwischen weithin<br />

bekannt. Sie hat<br />

innerhalb <strong>des</strong><br />

zurückliegenden<br />

Jahres 30 neue<br />

Mitglie<strong>der</strong> hinzugewonnen<br />

<strong>und</strong> damit<br />

den zweiten Platz in<br />

<strong>der</strong> Wilhelm-Garbe-<br />

Preis-Wertung vor<br />

<strong>der</strong> neu gegründe-<br />

ten baden-württembergischen Zweigstelle<br />

Ostalb/ Heidenheim/ Rems-Murr (28 Neumitglie<strong>der</strong>)<br />

erreicht. Beide Vorsitzenden,<br />

Margit Budde <strong>und</strong> Erich Hägele, erhielten<br />

neben einer Urk<strong>und</strong>e ebenfalls Geldpreise<br />

zur weiteren Unterstützung ihrer Zweigstellenarbeit.<br />

Hohe Ehre für verdiente<br />

Mitglie<strong>der</strong><br />

Die Bun<strong>des</strong>tagung bot auch Anlass, einige<br />

verdiente Mitglie<strong>der</strong> <strong>und</strong> damit beispielhafte<br />

Botschafter für die olympische Idee für ihr<br />

Engagement auszuzeichnen. Eine große<br />

Ehre wurde dabei Theo Götz, Werner Henke<br />

<strong>und</strong> Hubert Hey zuteil, die auf Antrag <strong>des</strong><br />

Präsidiums von <strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>tagung zu<br />

Ehrenmitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong><br />

Gesellschaft ernannt wurden.<br />

In Baden-Württemberg wird die Deutsche<br />

Olympische Gesellschaft seit vielen Jahren<br />

untrennbar mit dem Namen Theo Götz<br />

verb<strong>und</strong>en. Der 76jährige Pfullinger hat<br />

über viele Jahre die Zweigstelle Reutlingen<br />

geführt <strong>und</strong> stand dem DOG-Lan<strong>des</strong>verband


Die drei neuen Ehrenmitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong> Gesellschaft<br />

Werner Henke (l.), Hubert Hey (2.v.l.) <strong>und</strong> Theo Götz (r.) mit<br />

dem Präsidenten Harald Denecken <strong>und</strong> Vorgänger Dr. Hans-<br />

Joachim Klein.<br />

vor. In den letzten Jahren hat er sich beson<strong>der</strong>s<br />

um die Revitalisierung zahlreicher<br />

baden-württembergischer Zweigstellen<br />

verdient gemacht, so dass <strong>der</strong>zeit kein<br />

an<strong>der</strong>er Lan<strong>des</strong>verband über so viele aktive<br />

Ortgruppen verfügt. In Reutlingen selbst hat<br />

er unter an<strong>der</strong>em mit Patenschaftsprogramm,<br />

Olympic Day Run <strong>und</strong> <strong>der</strong> jährlichen<br />

Olympia-Soiree Zeichen gesetzt <strong>und</strong> die<br />

Aufgaben <strong>und</strong> Ziele <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong><br />

Gesellschaft vor Ort beispielhaft<br />

realisiert.<br />

Praktisch zu den Gründungsmitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong><br />

<strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong> Gesellschaft zählt<br />

<strong>der</strong> Pa<strong>der</strong>borner Werner Henke. Seit 1951 ist<br />

er bereits Mitglied <strong>und</strong> engagiert sich seit<br />

1965 aktiv in <strong>der</strong> Vorstandsarbeit <strong>der</strong><br />

Zweigstelle Hochstift Pa<strong>der</strong>born. Neben<br />

seiner Tätigkeit für die DOG hat er sich im<br />

Sport <strong>und</strong> an<strong>der</strong>en Bereichen ehrenamtlich<br />

engagiert. 2004 wurde er für seine gesellschaftlichen<br />

Verdienste mit dem Bun<strong>des</strong>verdienstkreuz<br />

ausgezeichnet.<br />

Hubert Hey, ebenfalls Träger <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verdienstkreuzes,<br />

ist <strong>der</strong> Motor <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong><br />

<strong>Olympischen</strong> Gesellschaft in Hessen. Als<br />

Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> sowie <strong>der</strong><br />

Zweigstelle Odenwaldkreis, die er seit<br />

nunmehr 18 Jahren führt, begründete er die<br />

Aktion "Junge Könner brauchen Gönner",<br />

initierte Patenschaften für Kin<strong>der</strong>gärten ein,<br />

führt je<strong>des</strong> Jahr zahlreiche Sportlerehrungen<br />

durch <strong>und</strong> hat ganz aktuell das Thema<br />

Völkerverständigung aufgegriffen.<br />

Die drei neuen Ehrenmitglie<strong>der</strong>, die ihre<br />

Urk<strong>und</strong>en vom ehemaligen <strong>und</strong> vom neuen<br />

Präsidenten, Dr. Hans-Joachim Klein <strong>und</strong><br />

Harald Denecken, erhielten, zeigten sich von<br />

<strong>der</strong> großen Ehre tief berührt. Und Theo Götz<br />

sprach allen gemeinsam aus dem Herzen:<br />

"Einmal DOG, immer DOG".<br />

Weitere Auszeichnungen <strong>des</strong> Präsidiums<br />

gingen an die Vorsitzende <strong>der</strong> DOG Heil-<br />

Sigrid Seeger-Losch <strong>und</strong> Dr. Hans-Joachim<br />

Klein.<br />

Walter Schwebel, Dr. Hans Joachim Klein <strong>und</strong> Dr. Wolfgang Buss<br />

(v.l.n.r.).<br />

bronn-Unterland-Hohenlohe, Sigrid Seeger-<br />

Losch, den Darmstädter Zweigstellenvorsitzenden<br />

Walter Schwebel <strong>und</strong> den Göttinger<br />

Dr. Wolfgang Buss.<br />

Sigrid Seeger-Losch erhielt die Ehrenplakette<br />

<strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong> Gesellschaft<br />

in Silber für ihr mittlerweile 17 Jahre<br />

währen<strong>des</strong> Engagement als Zweigstellenvorsitzende.<br />

In dieser Zeit hat sie den<br />

Unterlän<strong>der</strong> Olympia-Stammtisch etabliert,<br />

für Fair Play <strong>und</strong> die olympische Idee<br />

geworben <strong>und</strong> das ehrenamtliche Engagement<br />

in <strong>der</strong> Region gewürdigt.<br />

Die Ehrenplakette in Bronze ging an Walter<br />

Schwebel <strong>und</strong> Wolfgang Buss, die langjährige<br />

(25 bzw. 30 Jahre) engagierte Mitglie<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong> Gesellschaft<br />

sind. Während Walter Schwebel insbeson<strong>der</strong>e<br />

vor Ort in Darmstadt aktiv ist <strong>und</strong> mit<br />

Veranstaltungen wie <strong>der</strong> Stadtumr<strong>und</strong>ung -<br />

Stadterk<strong>und</strong>ung <strong>und</strong> <strong>Olympischen</strong> Abenden<br />

sowie dem Projekt "Kin<strong>der</strong> bewegen" Zeichen<br />

setzt, ist Wolfgang Buss sowohl<br />

regional als auch überregional für die DOG<br />

tätig. Der Sportwissenschaftler engagierte<br />

sich im Bun<strong>des</strong>präsidium <strong>und</strong> hat in vielen<br />

Kommissionen <strong>und</strong> Ausschüssen mitgearbeitet.<br />

Über 25 Jahre leitete er die traditionsreiche<br />

Griechenlandfahrt, bei <strong>der</strong> er<br />

junge Menschen für die olympische Idee<br />

<strong>und</strong> viele Mitglie<strong>der</strong> gewann. In Südnie<strong>der</strong>sachsen<br />

ist er stellvertreten<strong>der</strong> Zweigstellenvorsitzen<strong>der</strong><br />

<strong>und</strong> organisiert immer<br />

wie<strong>der</strong> die beliebten Fahrten zu den <strong>Olympischen</strong><br />

Spielen. Aktuell laufen die Vorbereitungen<br />

die Fahrt nach Peking 2008.<br />

75


Modellprojekt "Kin<strong>der</strong><br />

bewegen" ausgezeichnet<br />

Am 28. November hat die Hamburg-Mannheimer-Stiftung<br />

"Jugend & Zukunft" zum<br />

zweiten Mal ihren mit insgesamt 100.000<br />

Euro dotierten Nationalen För<strong>der</strong>preis<br />

vergeben. Der Preis, <strong>der</strong> in diesem Jahr das<br />

Motto "Kin<strong>der</strong> bewegen" hatte, steht unter<br />

<strong>der</strong> Schirmherrschaft von Bun<strong>des</strong>familienministerin<br />

Dr. Ursula von <strong>der</strong> Leyen. 241<br />

Projekte aus ganz Deutschland wurden<br />

eingereicht. 11 Konzepte erhielten schließlich<br />

den För<strong>der</strong>preis von <strong>der</strong> Fachjury unter<br />

Vorsitz von Hamburgs Kultursenatorin Prof.<br />

Dr. Karin von Welck - darunter das Modellprojekt<br />

"Kin<strong>der</strong> bewegen" <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong><br />

<strong>Olympischen</strong> Gesellschaft.<br />

Ausgewählt wurde das "Kin<strong>der</strong> bewegen"-<br />

Projekt für seinen Ansatz, Kin<strong>der</strong> möglichst<br />

früh zu sportlicher Betätigung zu motivieren<br />

<strong>und</strong> personelle, materielle <strong>und</strong> ideelle<br />

Hilfe zur Selbsthilfe beim Ausbau <strong>der</strong><br />

Bewegungserziehung in den bun<strong>des</strong>weit<br />

ausgesuchten Kin<strong>der</strong>tageseinrichtungen zu<br />

leisten. Weiter heißt es in <strong>der</strong> Begründung:<br />

"Die För<strong>der</strong>ung sportpädagogischer Angebote<br />

für die Kleinsten ist nicht nur für ihre<br />

körperliche, son<strong>der</strong>n auch für die seelische<br />

<strong>und</strong> soziale Fitness gut. Sie unterstützt die<br />

Integration von Kin<strong>der</strong>n mit Migrationshin-<br />

DOG-Vizepräsident Jürgen Roters (Mitte) <strong>und</strong> Kerstin Henschel von<br />

<strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>geschäftsstelle nahmen in Hamburg den Anerkennungspreis<br />

<strong>der</strong> Hamburg-Mannheimer-Stiftung aus den Händen<br />

<strong>des</strong> Vorstandsvorsitzenden Dr. Ulf Redanz entgegen.<br />

76<br />

tergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> vermittelt wichtige Werte."<br />

Mit dem Preis erhält die Deutsche Olympische<br />

Gesellschaft auch ein För<strong>der</strong>geld in<br />

Höhe von 5.000 Euro.<br />

Der Nationale För<strong>der</strong>preis <strong>der</strong> Hamburg-<br />

Mannheimer-Stiftung unterstützt öffentliche<br />

<strong>und</strong> gemeinnützige Projekte, die Kin<strong>der</strong><br />

<strong>und</strong> Jugendliche in ihrer physischen, psychischen,<br />

kulturellen <strong>und</strong> sozialen Entwicklung<br />

för<strong>der</strong>n. Dr. Ulf Redanz, Vorstand <strong>der</strong><br />

Hamburg-Mannheimer Versicherungs-AG<br />

<strong>und</strong> zugleich Stiftungsvorsitzen<strong>der</strong>: "Als<br />

bedeuten<strong>des</strong> Versicherungsunternehmen<br />

wissen wir um unsere gesellschaftliche <strong>und</strong><br />

soziale Verantwortung - über unser eigentliches<br />

Geschäft hinaus. Diese Stiftung kümmert<br />

sich um junge Menschen mit dem Ziel,<br />

Kin<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen Zukunftsperspektiven<br />

zu eröffnen."<br />

Weltkin<strong>der</strong>tags-Gewinner<br />

stehen fest<br />

Die Sieger <strong>der</strong> Weltkin<strong>der</strong>tagsaktion "Mehr<br />

Bewegungsspaß im Team" stehen seit Mitte<br />

Oktober fest. Neben den "Kin<strong>der</strong> bewegen"-<br />

Modelleinrichtungen hatte die Deutsche<br />

Olympische Gesellschaft alle Kin<strong>der</strong>gärten<br />

aufgerufen, sich mit Bewegungsaktivitäten<br />

am 20. September zu beteiligen. Einrichtungen,<br />

die diese dann<br />

auch noch dokumentiert<br />

sowie ihre<br />

Berichte <strong>und</strong> Bil<strong>der</strong><br />

an die DOG gesendet<br />

haben, kamen in<br />

die Verlosung <strong>der</strong><br />

Preise. Und das sind<br />

die Gewinner:<br />

Die Stuttgarter<br />

Kin<strong>der</strong>tageseinrichtung<br />

"Beim Fasanengarten"gestaltete<br />

einen kompletten<br />

Sporttag. Dazu<br />

konnten sich die<br />

Kin<strong>der</strong> im abwechslungsreichenBewegungspark<br />

austoben<br />

<strong>und</strong> auch die<br />

Mädchen <strong>und</strong><br />

Jungen <strong>der</strong> benachbarten<br />

Gr<strong>und</strong>schule<br />

wurden mit einbezogen.<br />

Eine Schnitzel-Olympiade gab es zum<br />

Weltkin<strong>der</strong>tag in <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>tagesstätte<br />

"Arkadas" in Siegburg. Auf dem Weg durch<br />

den Ort kamen die Kin<strong>der</strong> an mehrere<br />

Bewegungspunkte, wo sie im Team Aufgaben<br />

<strong>und</strong> Wettspiele zu bewältigen hatten.<br />

Auch die Eltern waren mit großem Eifer<br />

dabei.<br />

Der Kin<strong>der</strong>garten "Atlantis" in Ludwigsburg-<br />

Pflugfelden hat für die Aktion extra verschiedene<br />

Räume umgebaut, so dass sie an<br />

diesem Tag als reine Bewegungsstationen<br />

dienten. Für jeden absolvierten Parcours<br />

erhielten die Kin<strong>der</strong> einen Teil <strong>des</strong> Gesichts<br />

auf ihren Handballen gemalt, bis am Ende<br />

<strong>der</strong> Bewegungskönig komplett war.<br />

Für die Übergabe <strong>der</strong> Preise, immerhin je<br />

200 Euro für bewegungsspezifische Maßnahmen,<br />

wurden die örtlichen Zweigstellen<br />

<strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong> Gesellschaft<br />

einbezogen.<br />

Fairplay-Plakette für<br />

Deutsche Sportjugend<br />

Die Deutsche Olympische Gesellschaft hat<br />

die Deutsche Sportjugend für ihre vielfältigen<br />

Aktivitäten zur Dopingprävention mit<br />

<strong>der</strong> Fairplay-Plakette <strong>des</strong> deutschen Sports<br />

geehrt. "Die Deutsche Sportjugend trägt mit<br />

ihren Aktionen seit Jahren maßgeblich dazu<br />

bei, Kin<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen den Stellenwert<br />

von Fairness im Sport zu vermitteln",<br />

erklärte DOG-Präsident Dr. Hans-Joachim<br />

Klein während <strong>der</strong> Übergabe <strong>der</strong> Fairplay-<br />

Plakette an dsj-Vorstandsmitglied Benny<br />

Folkmann <strong>und</strong> Professor Gerhard Treutlein<br />

anlässlich <strong>des</strong> Europäischen Fairplay-<br />

Kongresses am 19. Oktober in Frankfurt.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e das Engagement <strong>der</strong> dsj im<br />

Bereich <strong>der</strong> Prävention von Doping sei<br />

beispielhaft, so Klein.<br />

Bereits seit 1990 engagiert sich die Jugendorganisation<br />

im <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong><br />

Sportb<strong>und</strong> in diesem Bereich. Aktuell stellt<br />

sie unter an<strong>der</strong>em die Broschüre "Sport<br />

ohne Doping" sowie gleichnamige Arbeitsmaterialien<br />

bereit. Darin enthalten sind<br />

Informationen <strong>und</strong> Anregungen für<br />

Übungsleiter <strong>und</strong> Trainer, wie sie Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong><br />

Jugendliche über die Doping-Problematik<br />

aufklären <strong>und</strong> Hilfen anbieten können.<br />

Beide Materialien sind in Zusammenarbeit<br />

mit <strong>der</strong> Pädagogischen Hochschule Heidel-


erg unter Leitung von Professor Gerhard<br />

Treutlein entstanden. Ebenfalls unter <strong>des</strong>sen<br />

fachlicher Begleitung fand in diesem Jahr<br />

das deutsch-französische Anti-Doping-<br />

Camp statt, in dem sich Nachwuchsleis-<br />

Präsident Dr. Hans-Joachim Klein (Mi.)<br />

übergibt die Fairplay-Plakette an dsj-<br />

Vorstandsmitglied Benny Folkmann (li.) <strong>und</strong><br />

Prof. Gerhard Treutlein von <strong>der</strong> PH Heidelberg. <br />

tungssportler zwischen 14 <strong>und</strong> 17 Jahren<br />

über mehrere Tage in Vorträgen, Diskussionen<br />

<strong>und</strong> Gruppenarbeit mit dem Thema<br />

Dopingprävention auseinan<strong>der</strong>setzen. Als<br />

"Juniorbotschafter" sollen sie nun als<br />

Multiplikatoren mithelfen, Gleichaltrige zu<br />

informieren <strong>und</strong><br />

aufzuklären. Die<br />

Veranstaltung, für<br />

die 2008 bereits<br />

eine Neuauflage<br />

geplant ist, trägt<br />

wie auch <strong>der</strong><br />

Europäische Jugend-Fairplay-<br />

Kongress zum<br />

internationalen<br />

Austausch <strong>und</strong> zur<br />

Vernetzung von<br />

Aktivitäten zur<br />

Fairnesserziehung<br />

junger Athleten bei.<br />

Die Deutsche<br />

Olympische Gesellschaft<br />

vergibt die<br />

Fairplay-Plakette<br />

regelmäßig für beispielhafte Aktivitäten zur<br />

För<strong>der</strong>ung von Fairness im Sport. Nachdem<br />

in den vergangenen Jahren insbeson<strong>der</strong>e<br />

aktiven Sportlern wie <strong>der</strong> Weitspringern<br />

Bianca Kappler <strong>und</strong> dem Fußballer Miroslav<br />

Klose für ihre fairen Aktionen im Wettkampf<br />

diese Ehre zuteil wurde, entschied sich das<br />

DOG-Präsidium, die Auszeichnung in diesem<br />

Jahr an eine Initiative zu vergeben. "Doping<br />

bedeutet eine Bedrohung für den Sport<br />

insgesamt. Insofern möchten wir mit <strong>der</strong><br />

Ehrung <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> Sportjugend für ihre<br />

Maßnahmen in diesem Bereich auch ein<br />

Zeichen für die Bedeutung präventiver<br />

Aktivitäten, die es bereits auch in an<strong>der</strong>en<br />

Sportverbänden gibt, setzen", betonte DOG-<br />

Präsident Dr. Hans-Joachim Klein.<br />

DOG-Jugend<br />

Kontinuität an <strong>der</strong> Spitze<br />

Oliver Buttler ist auf <strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>jugendversammlung<br />

am 2. November in München<br />

einstimmig als Vorsitzen<strong>der</strong> wie<strong>der</strong>gewählt<br />

worden. Der 30-jährige Regensburger wird<br />

die Geschicke <strong>der</strong> DOG-Jugend gemeinsam<br />

mit seinem Team für die nächsten drei Jahre<br />

leiten. Ihm zu Seite stehen als Stellvertreter<br />

Dennis Buttler <strong>und</strong> André Stelzner sowie<br />

Daniel Barbist, Marina Daub, Sabrina Weithmann<br />

<strong>und</strong> André Flath als Beisitzer.<br />

Robert Schertz schied zugunsten <strong>der</strong> Arbeit<br />

im Lan<strong>des</strong>verband Berlin nach drei Jahren<br />

als Beisitzer aus dem Jugendausschuss aus,<br />

bleibt diesem aber als beraten<strong>des</strong> Mitglied<br />

Der neue Bun<strong>des</strong>jugend0ausschuss setzt sich aus Oliver Buttler,<br />

Marina Daub, Daniel Barbist, Sabrina Weithmann <strong>und</strong> Dennis Buttler<br />

(v.l.n.r.) zusammen. Es fehlen André Stelzner <strong>und</strong> André Flath.<br />

weiterhin erhalten. Oliver Buttler bedankte<br />

sich für die fruchtbare Zusammenarbeit, in<br />

<strong>der</strong> Schertz sich in erster Linie um die<br />

Hochschulen gekümmert <strong>und</strong> dort ein<br />

Netzwerk aufbaut hat.<br />

Vor den Teilnehmern berichteten Oliver <strong>und</strong><br />

Dennis Buttler über die zahlreichen erfolgreichen<br />

Aktionen sowie die Arbeit <strong>der</strong><br />

letzten Amtsperiode. Wie zur letzten Bun<strong>des</strong>tagung<br />

erschien ein eigenes Berichtsheft<br />

über die Jugendarbeit <strong>der</strong> vergangenen<br />

Jahre, das bei allen auf eine äußerst positive<br />

Resonanz stieß <strong>und</strong> die Delegierten <strong>der</strong><br />

Bun<strong>des</strong>tagung einen Tag später begeisterte.<br />

In <strong>der</strong> letzten Periode ist es dem Bun<strong>des</strong>jugendausschuss<br />

gelungen, auf die immer<br />

stärker <strong>und</strong> bedeuten<strong>der</strong> werdende Jugendarbeit<br />

hinzuweisen. Auf Veranstaltungen<br />

wie beispielsweise dem dsj-Jugendevent<br />

2007 in Weimar hat er mit <strong>der</strong> Fair-Play-<br />

Meile bun<strong>des</strong>weit für Schlagzeilen gesorgt<br />

<strong>und</strong> auch die diesjährige Studienreise nach<br />

Griechenland war ein toller Erfolg.<br />

Ziel für die kommenden Jahre ist es, die<br />

Jugendarbeit bekannter <strong>und</strong> auch anerkannter<br />

zu machen <strong>und</strong> den Fair-Play-Gedanken<br />

weiter zu verbreiten. Abwechselungsreiche<br />

<strong>und</strong> interessante Seminare sollen den<br />

Geschmack <strong>der</strong> Jugendlichen <strong>und</strong> jungen<br />

Erwachsenen treffen. Schon vom 30. Dezember<br />

2007 bis 1. Januar 2008 lädt die DOG-<br />

Jugend junge Leute zum Silvester-Seminar<br />

"Good Vibrations" nach Grönau bei Lübeck.<br />

Im Mittelpunkt <strong>der</strong> Aktivitäten 2008 wird<br />

jedoch die Fahrt zu den <strong>Olympischen</strong> Spielen<br />

nach Peking stehen. Hier laufen die Vorbereitungen<br />

auf Hochtouren.<br />

Marina Daub<br />

Baden-Württemberg<br />

Stabwechsel im<br />

Lan<strong>des</strong>verband<br />

Bei <strong>der</strong> Lan<strong>des</strong>tagung <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong><br />

Gesellschaft Baden-Württemberg<br />

am 13. Oktober in Pfullingen hat <strong>der</strong> über<br />

20 Jahre amtierende Theo Götz den Vorsitz<br />

an Karlsruhes Sportbürgermeister Harald<br />

Denecken (63) übergeben.<br />

Zuvor hatte beim Empfang <strong>der</strong> Stadt<br />

Pfullingen Bürgermeister Rudolf Heß den<br />

Ehrenbürger Theo Götz gewürdigt, <strong>der</strong> sich<br />

neben dem DOG-Engagement auch als<br />

77


Stadtrat, Landtagsabgeordneter, Kreisrat<br />

<strong>und</strong> Gymnasialrektor um die Stadt verdient<br />

gemacht hat.<br />

In seinem Grußwort hatte Sportwissenschaftler<br />

Professor Ommo Grupe betont,<br />

dass es wichtiger denn je sei, beständig an<br />

die moralischen Ansprüche Coubertins, <strong>des</strong><br />

Grün<strong>der</strong>s <strong>der</strong> <strong>Olympischen</strong> Spiele <strong>der</strong><br />

Neuzeit, zu erinnern. Die Vermittlung <strong>der</strong><br />

Werte, die <strong>der</strong> olympischen Idee zu Gr<strong>und</strong>e<br />

liegen, verbindet die DOG. Die Notwendigkeit<br />

ist in einer Sportwelt mit Kommerzialisierung,<br />

Korruption, Doping <strong>und</strong> Gewalt<br />

unbestritten. Wenn nicht einmal je<strong>der</strong><br />

Pfullinger Thesen<br />

Regeln <strong>der</strong> fairen sportlichen Begegnung<br />

Als Trainer, Betreuer, Eltern <strong>und</strong> Spieler<br />

� achten <strong>und</strong> respektieren wir alle Mitspieler,<br />

Sportfunktionär die Vermittlung von Fairness<br />

<strong>und</strong> Völkerverständigung schaffe, kann<br />

im Appell die "internationale Friedens- <strong>und</strong><br />

Erziehungsidee" nicht nachgelassen werden.<br />

Die lange Fahrt von Leipzig hatte <strong>der</strong><br />

scheidende DOG-Präsident Dr. Hans-<br />

Joachim Klein <strong>des</strong>halb gerne auf sich<br />

genommen, galt es doch mit Theo Götz<br />

genau die Persönlichkeit zu würdigen,<br />

78<br />

welche die DOG exakt verkörpere: den<br />

großen Fürsprecher <strong>des</strong> Fair Play.<br />

"Die Zukunft heißt Bewegung", betonte<br />

Klein. Also müssten Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendliche<br />

so früh wie möglich zum Sport <strong>und</strong> in den<br />

Verein gebracht werden. So begründet sich<br />

das Projekt "Kin<strong>der</strong> bewegen" von selbst.<br />

Hier können Leistungsbereitschaft, Teamgeist,<br />

Volkerverständigung <strong>und</strong> Fairness<br />

auch über den Sport hinaus erlernt werden.<br />

In seinem letzten Geschäftsbericht berichtete<br />

Theo Götz über die nahezu erfolgreich<br />

abgeschlossene Neuglie<strong>der</strong>ung in 16 Regionalgruppen.<br />

Aber auch in Baden-Baden <strong>und</strong><br />

� provozieren wir Gegenspieler o<strong>der</strong> Schiedsrichter nicht absichtlich mit Worten o<strong>der</strong><br />

durch unser Verhalten - auch Schwalben <strong>und</strong> theatralisches Täuschen lehnen wir<br />

als unsportlich <strong>und</strong> unfair ab,<br />

� verpflichten wir uns, sportliche Leistungen ohne Doping o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e betrügerische<br />

Manipulationen zu erbringen,<br />

� rechtfertigen wir unfaires Verhalten nicht als legitime o<strong>der</strong> gar kluge Taktik.<br />

Als Zuschauer, Anhänger <strong>und</strong> Fans<br />

� unterstützen wir unseren Verein/unsere Mannschaft mit Phantasie <strong>und</strong> Engagement,<br />

� achten wir das gegnerische Team <strong>und</strong> lehnen jegliche Diskriminierung nachdrücklich<br />

ab,<br />

� wenden wir uns gegen politischen Extremismus in unseren Stadien <strong>und</strong> Sportstätten,<br />

insbeson<strong>der</strong>e gegen Rassismus <strong>und</strong> jede Art <strong>der</strong> Fremdenfeindlichkeit,<br />

� lehnen wir Gewalt ab,<br />

� respektieren wir die Entscheidungen <strong>der</strong> Schiedsrichter. Bei vermeintlichen o<strong>der</strong><br />

tatsächlichen Fehlentscheidungen protestieren wir ohne verbale o<strong>der</strong> gar reale<br />

Gewalt,<br />

� anerkennen wir sportliche Leistungen bei Siegern <strong>und</strong> Verlierern.<br />

Von <strong>der</strong> Lan<strong>des</strong>tagung <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong> Gesellschaft Baden-Württemberg<br />

am 13. Oktober 2007 in Pfullingen beschlossen<br />

Freiburg sei man auf einem guten Weg.<br />

Einstimmig verabschiedeten die Teilnehmer<br />

seine Vorlage von Regeln <strong>der</strong> fairen sportlichen<br />

Begegnung, die "Pfullinger Thesen",<br />

für Trainer, Betreuer, Eltern <strong>und</strong> Spieler.<br />

Sportliche Leistung muss ohne betrügerische<br />

Maßnahmen erbracht werden: Provozieren,<br />

taktisches Foulen <strong>und</strong> Täuschen sind<br />

unsportlich <strong>und</strong> unfair. Zuschauer, Anhänger<br />

<strong>und</strong> Fans werden ermahnt, sportliche<br />

Leistungen von Siegern <strong>und</strong> Verlierern<br />

gleichermaßen zu achten <strong>und</strong> anzuerkennen<br />

<strong>und</strong> Entscheidungen <strong>der</strong> Schiedsrichter zu<br />

respektieren. Jegliche Diskriminierung <strong>und</strong><br />

Gewalt wird abgelehnt.<br />

In einer weitere Resolution wird dazu<br />

aufgefor<strong>der</strong>t, beim Umbau <strong>des</strong> Stuttgarter<br />

Daimlerstadions zu einer reinen Fußballarena,<br />

zusammen mit den betroffenen Verbänden<br />

nach Alternativen für die Leichtathleten<br />

zu suchen.<br />

Schließlich gingen die Wahlen von statten,<br />

bei denen neben dem neuen Vorsitzenden<br />

Harald Denecken mit Prof. Dr. Dieter Gust,<br />

Bernd Rau <strong>und</strong> Arno Leis drei Stellvertreter<br />

gewählt wurden. Zu Regionalvertretern<br />

wurden Elisabeth Strobel, Michel Beck, Dr.<br />

Burkard Bruns <strong>und</strong> Rudi Arnold bestimmt.<br />

Mit seiner ersten Amtshandlung übertrug<br />

Harald Denecken Theo Götz den Ehrenvorsitz<br />

im Lan<strong>des</strong>verband, <strong>der</strong> durch den lang<br />

anhaltenden Beifall <strong>der</strong> Delegierten bestätigt<br />

wurde.<br />

Bernd Rau<br />

Bad Sobernheim<br />

"Kin<strong>der</strong> bewegen"<br />

hinterließ Eindruck bei<br />

Gästen aus Japan<br />

Bei einem "Kin<strong>der</strong> bewegen"-Fest am 26.<br />

Oktober präsentierte <strong>der</strong> Modellkin<strong>der</strong>garten<br />

Sien die durchweg positiven Ergebnisse <strong>und</strong><br />

Perspektiven <strong>des</strong> dreijährigen Modellprojekts<br />

unter <strong>der</strong> Begleitung <strong>der</strong> DOG Bad Sobernheim<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Unterstützung <strong>des</strong> Sponsors<br />

O 2. Die im Projektverlauf neu angeschafften<br />

Geräte, <strong>der</strong> zusätzliche Bewegungsraum, in<br />

dem auch eine große Kletterwand steht,<br />

sowie die zahlreichen Weiterbildungen <strong>der</strong><br />

Erzieherinnen sind Garanten dafür, dass<br />

Bewegung auch künftig groß geschrieben<br />

wird.<br />

Aber das Modellprojekt in Sien hat noch<br />

mehr erreicht: dank regelmäßiger Hospitationen<br />

von Erzieherinnen aus benachbarten<br />

Kin<strong>der</strong>tageseinrichtungen <strong>und</strong> <strong>der</strong> engen<br />

Zusammenarbeit mit Sportvereinen, die die<br />

Bewegungsangebote weiterführen, wurde<br />

die Idee erfolgreich in die Breite getragen.<br />

Nun ist sogar eine Weiterentwicklung in


Richtung Gr<strong>und</strong>schulen angedacht, wenn<br />

entsprechend Sponsoren gef<strong>und</strong>en werden<br />

können.<br />

Wenige Tage zuvor hatte sich bereits eine<br />

japanische Delegation bei einem Besuch im<br />

Kin<strong>der</strong>garten Sien vom erfolgreichen Projekt<br />

überzeugt. Die Gruppe war im Rahmen eines<br />

Jugendleiteraustausches zwischen <strong>der</strong><br />

Japanischen <strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> Sportjugend<br />

nach Deutschland gekommen, um sich über<br />

hiesige Strukturen <strong>des</strong> Sports sowie Vereinsaktivitäten<br />

zu informieren. Dabei stieß auch<br />

das Projekt "Kin<strong>der</strong> bewegen" <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong><br />

<strong>Olympischen</strong> Gesellschaft auf ihr Interesse.<br />

Die japanischen Gäste erfuhren von Kitaleiterin<br />

Margarethe Gemmel <strong>und</strong> dem DOG-<br />

Projektverantwortlichen Mario Ben<strong>der</strong>, wie<br />

sich <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>garten im Projektverlauf von<br />

einer normalen in eine bewegungsfre<strong>und</strong>liche<br />

Einrichtung entwickeln konnte. Anschließend<br />

gab es eine Führung durch die<br />

im Projektverlauf bewegungsfre<strong>und</strong>lich<br />

umgestalteten Räume sowie die neuen<br />

Sportanlagen im Innen <strong>und</strong> Außenbereich.<br />

An den Geräten demonstrierten die Siener<br />

Kin<strong>der</strong> mit sportlichen Übungen ihr Können.<br />

Insgesamt zeigten sich die Besucher aus<br />

Fernost sehr begeistert, denn diese spezielle<br />

Ausrichtung auf Bewegungsför<strong>der</strong>ung im<br />

Vorschulbereich war ihnen aus ihrer Heimat<br />

nicht bekannt.<br />

Berlin<br />

Bewährtes Team mit<br />

frischem Wind<br />

Am 18. November fand im Berliner Sportforum<br />

die zentrale Gedenkfeier <strong>des</strong> deutschen<br />

Sports für die im Krieg gefallenen <strong>und</strong> ums<br />

Leben gekommenen Olympiateilnehmer<br />

statt. Schon traditionell hat die Deutsche<br />

Olympische Gesellschaft, Lan<strong>des</strong>verband<br />

Berlin e.V. im Anschluss an die Gedenkfeier<br />

zu ihrer Mitglie<strong>der</strong>tagung eingeladen. Auf<br />

<strong>der</strong> Tagesordnung standen diesmal auch<br />

wie<strong>der</strong> Vorstandswahlen. Einstimmig gewählt<br />

führen künftig (im Bild von links nach<br />

rechts) Matthias Bartsch als Schatzmeister,<br />

Gerhard Janetzky als Vizepräsident, Sabine<br />

Gröner als Schrift- <strong>und</strong> Pressewartin, Hans-<br />

Jürgen Bartsch als Präsident, Ulrike Ufert-<br />

Hoffmann als Beisitzerin, Robert Schertz als<br />

Jugendwart sowie Dieter Krickow <strong>und</strong> Peter<br />

von Löbbecke (nicht auf dem Foto) als<br />

Beisitzer die DOG in <strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>hauptstadt.<br />

Mit Dank <strong>und</strong> einem Blumenstrauß wurde<br />

das bisherige Präsidiumsmitglied Franz E.<br />

Maier verabschiedet.<br />

Frankfurt/Rhein-Main<br />

Olympischer Abend<br />

"Sport <strong>und</strong> Wirtschaft -<br />

Eine wichtige Allianz"<br />

150 Gäste aus Wirtschaft, Gesellschaft <strong>und</strong><br />

Politik konnten die Gastgeber Deutsche<br />

Olympische Gesellschaft Frankfurt/Rhein-<br />

Main <strong>und</strong> die Industrie- <strong>und</strong> Handelskammer<br />

(IHK) Frankfurt am Main am 26. September<br />

beim <strong>Olympischen</strong> Abend zum<br />

Thema "Sport <strong>und</strong> Wirtschaft - Eine wichtige<br />

Allianz" begrüßen.<br />

Nachdem <strong>der</strong><br />

stellvertretende<br />

Hauptgeschäftsführer<br />

<strong>der</strong> IHK, Dr.<br />

Hans-Joachim Otto,<br />

als Gastgeber die<br />

Gäste <strong>und</strong> Podiumsteilnehmer<br />

begrüßt<br />

hatte, übergab er<br />

das Wort an Karl<br />

Eyerkaufer. Der<br />

Vorsitzende <strong>der</strong> DOG<br />

Frankfurt/Rhein-<br />

Main gab eine<br />

treffende Kurzvor-<br />

stellung über die Aufgaben <strong>und</strong> Ziele <strong>der</strong><br />

<strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong> Gesellschaft im<br />

Allgemeinen sowie über die DOG Frankfurt/Rhein-Main<br />

im Beson<strong>der</strong>en. Ferner ging<br />

Karl Eyerkaufer auf die im laufenden Jahr<br />

bereits durchgeführten Veranstaltungen<br />

(Mitwirkung am Hessischen Familientag,<br />

Fahrt mit Jugendlichen zum ISTAF nach<br />

Berlin, Teilnahme an <strong>der</strong> Initiative "Kin<strong>der</strong><br />

bewegen" durch den Modellkin<strong>der</strong>garten in<br />

Frankfurt-Enkheim) sowie auf zukünftige<br />

Planungen <strong>und</strong> Aktionen <strong>der</strong> Zweigstelle<br />

ein. In diesem Zusammenhang bedankte er<br />

sich auch bei seinen Vorstandskollegen für<br />

die geleistete Arbeit.<br />

Nach <strong>der</strong> Einstimmung mit Kurzfilmversion<br />

<strong>der</strong> offiziellen Präsentation <strong>des</strong> chinesischen<br />

NOK für die <strong>Olympischen</strong> Spiele 2008 in<br />

Peking sprach Professor Jürgen Hubbert,<br />

Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>des</strong> Stiftungsrats <strong>und</strong> <strong>des</strong><br />

Aufsichtsrats <strong>der</strong> Stiftung Deutsche Sport-<br />

Professor Jürgen Hubbert, Aufsichtsratsvorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> Stiftung<br />

Deutsche Sporthilfe, führte mit seinem Vortrag in das Thema <strong>des</strong><br />

olympischen Abends "Sport <strong>und</strong> Wirtschaft - Eine wichtige Allianz"<br />

ein.<br />

79


hilfe, über die Allianz von Sport <strong>und</strong><br />

Wirtschaft. Dabei machte er u. a. auf die<br />

Möglichkeiten <strong>und</strong> Problematik im Sponsoring<br />

aufmerksam, kritisierte aber auch die<br />

mediale Sportberichterstattung, die wie<strong>der</strong>um<br />

Folgen für die öffentliche Wahrnehmung<br />

<strong>und</strong> Akzeptanz hat. Zudem ging<br />

Professor Hubbert auf die Vereinnahmung<br />

<strong>des</strong> Sports durch Politik <strong>und</strong> Sponsoren ein.<br />

In <strong>der</strong> anschließenden von Ralf Scholt<br />

mo<strong>der</strong>ierten Podiumsdiskussion sprachen<br />

Professor Hubbert, Axel Achten (Geschäftsführer<br />

<strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> Sportmarketing<br />

GmbH), Jörg Rosskopf (Olympiateilnehmer<br />

<strong>und</strong> Weltmeister im Tischtennis) <strong>und</strong> DOSB-<br />

Generaldirektor Dr. Michael Vesper über die<br />

Doping-Problematik aber auch über die<br />

Nachwuchsför<strong>der</strong>ung <strong>und</strong> die große Zahl an<br />

Leistungssportabbrechern aufgr<strong>und</strong> von<br />

wirtschaftlichen Bedingungen.<br />

Nach gut zwei St<strong>und</strong>en war das Programm<br />

offiziell beendet <strong>und</strong> die Gäste fanden bei<br />

einem Imbiss Zeit für Gespräche.<br />

Heidenheim/Ostalb/Rems-Murr<br />

"Starke Mitglie<strong>der</strong>zuwächse<br />

bestätigen unsere Arbeit"<br />

Die Regionalgruppe Heidenheim/Ostalb/<br />

Rems-Murr <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong><br />

Gesellschaft ist noch keine fünf Monate alt<br />

- <strong>und</strong> darf schon ihren ersten Erfolg feiern.<br />

Bei <strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>tagung wurde die Zweigstelle<br />

Dritter in <strong>der</strong> Wilhelm-Garbe-Preis-Wertung<br />

für die meisten neu gewonnen Mitglie<strong>der</strong><br />

innerhalb eines Jahres. "Natürlich spornt<br />

uns dieser Erfolg an, wir werden uns nicht<br />

auf den Lorbeeren ausruhen", betont Zweigstellenvorsitzen<strong>der</strong><br />

Erich Hägele, "schließlich<br />

haben wir mit unseren Partnern noch große<br />

Ziele".<br />

Zum Beispiel eine Jugend-Olympiade, die im<br />

Jahr 2009 im Sommer stattfinden wird - die<br />

DOG in Frankfurt als Dachorganisation, <strong>der</strong><br />

Deutsche Olympische Sportb<strong>und</strong> <strong>und</strong> die<br />

Sportregion Stuttgart haben bereits ihre<br />

Unterstützung zugesagt. Und wenn dieser<br />

Tage die Fachverbände ihre Zielsetzungen<br />

abgegeben haben, macht sich die DOG<br />

Heidenheim/Ostalb/Rems-Murr sofort an<br />

das Gesamtkonzept.<br />

80<br />

Außerdem führt die Zweigstelle zur För<strong>der</strong>ung<br />

<strong>des</strong> Fairplay-Gedanken mit ihrem<br />

Kooperationspartner, <strong>der</strong> Polizeidirektion<br />

Waiblingen, sowie <strong>der</strong> weiteren Unterstützung<br />

<strong>der</strong> Beamten aus Heidenheim <strong>und</strong><br />

Aalen das Präventionsprojekt "Sport überwindet<br />

Grenzen" durch. Im Vorfeld <strong>der</strong><br />

Fußball-Europameisterschaft 2008 wird<br />

dazu ein Turnier für Schüler <strong>der</strong> aktuellen<br />

Klassenstufen 6 <strong>und</strong> 7 ausgetragen, bei dem<br />

in je<strong>der</strong> Mannschaft Schüler aus min<strong>des</strong>tens<br />

drei Nationen sowie wenigstens eine Spielerin<br />

auflaufen müssen. Mit dem Projekt<br />

sollen Teamfähigkeit <strong>und</strong> soziale Integration<br />

geför<strong>der</strong>t, Vorurteile abgebaut, Jugendliche<br />

für Themen wie Sucht <strong>und</strong> Gewalt sensibilisiert<br />

<strong>und</strong> zur Vereinsarbeit motiviert werden.<br />

Und natürlich geht es auch um die För<strong>der</strong>ung<br />

<strong>des</strong> olympischen Gedankens.<br />

Für eine weitere Aktion haben die Kooperationspartner<br />

Kreissparkasse <strong>und</strong> AOK <strong>der</strong><br />

Landkreise Heidenheim, Ostalb <strong>und</strong> Rems-<br />

Murr den mit insgesamt 8.000 Euro dotierten<br />

"Fairplay-Preis" ausgeschrieben. Ausgezeichnet<br />

werden ganz beson<strong>der</strong>e faire<br />

Gesten im Zeitraum zwischen 1. Juli 2007<br />

<strong>und</strong> 30. Juni 2008.<br />

Anerkennung gibt es auch für freiwilliges<br />

Engagement im Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendbereich:<br />

Die Württembergische Sportjugend hat am<br />

1. Juli 2007 mit "Vorbil<strong>der</strong> 2007" die dritte<br />

Auflage ihres Ehrenamt-Wettbewerbs<br />

gestartet. Bis Ende <strong>des</strong> Jahres werden die<br />

vorbildlichsten Mitarbeiter in den Jugendabteilungen<br />

aller Sportvereine Baden-<br />

Württembergs gesucht. Auf die Sieger<br />

warten die Trophäe Victor sowie Preise im<br />

Gesamtwert von 10.000 Euro. Die DOG-<br />

Regionalgruppe vergibt dank finanzieller<br />

Unterstützung <strong>der</strong> Firma Peter Hahn im<br />

Rahmen <strong>des</strong> Wettbewerbs zusätzlich einen<br />

DOG-Son<strong>der</strong>preis. Das heißt, engagierte<br />

Ehrenamtliche aus dieser Region haben<br />

gleich mehrfach die Chance, zu den Gewinnern<br />

zu gehören.<br />

Finanziell mit 10.000 Euro geför<strong>der</strong>t von<br />

Kooperationspartner EnBW Baden-Württemberg<br />

startete am 1. Dezember das<br />

Gemeinschaftsprojekt "Kin<strong>der</strong>turnen im<br />

Sportverein" <strong>der</strong> DOG mit den Turngauen<br />

Ostwürttemberg <strong>und</strong> Rems-Murr-Kreis <strong>und</strong><br />

mit Unterstützung durch den Schwäbischen<br />

Turnerb<strong>und</strong>. Das Ziel sind ganzheitliche<br />

Konzepte zur Integration <strong>und</strong> Bindung aller<br />

Kin<strong>der</strong> durch Kin<strong>der</strong>turnen als vielseitige<br />

Gr<strong>und</strong>lagenausbildung in Kooperation mit<br />

Kin<strong>der</strong>gärten, Gr<strong>und</strong>schulen <strong>und</strong> Vereinen.<br />

Die Ausschreibung gibt es im Internet unter<br />

www.tgow.de <strong>und</strong> www.turngau-remsmurr.de.<br />

Unter <strong>der</strong> Fe<strong>der</strong>führung <strong>der</strong> Stadt Fellbach,<br />

<strong>der</strong>en Oberbürgermeister Christoph Palm,<br />

selbst aktiver Sportler <strong>und</strong> 2. Vorsitzen<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> DOG Heidenheim, Ostalb <strong>und</strong> Rems-<br />

Murr ist, wird an einem regionalen "Kin<strong>der</strong><br />

bewegen"-Projekt gearbeitet. Mitte Januar<br />

2008 werden Vertreter <strong>der</strong> Kommunen <strong>der</strong><br />

Region gemeinsam über dieses Thema<br />

diskutieren.<br />

Heilbronn-Unterland-Hohenlohe<br />

Trauer um Dr. Werner Sauer<br />

Die DOG Heilbronn-Unterland-Hohenlohe<br />

trauert um ihren ehemaliger Vorsitzenden<br />

<strong>und</strong> Ehrenmitglied Dr. med. Werner Sauer,<br />

<strong>der</strong> kurz vor seinem 82. Geburtstag verstarb.<br />

Dr. Sauer führte von 1985 bis 1990 die<br />

DOG-Kreisgruppe <strong>und</strong> war anschließend als<br />

Beisitzer tätig. Seit langem zählte er zu den<br />

verdienten Verantwortlichen <strong>der</strong> Unterlän<strong>der</strong><br />

Sportregion. Über zwei Jahrzehnte stand<br />

er an <strong>der</strong> Spitze <strong>des</strong> Stadtverban<strong>des</strong> für<br />

Sport <strong>und</strong> trug als Mitglied <strong>des</strong> Sportausschusses<br />

<strong>der</strong> Stadt Heilbronn wesentlich<br />

dazu bei, dass eine ausgewogene För<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> Sportvereine durch die Kommune<br />

praktiziert wurde.<br />

Seit frühester Jugend hatte sich Dr. Werner<br />

Sauer dem Fechtsport verschrieben. Er


wurde 1951 <strong>und</strong> 1952 Deutscher Hochschulmeister<br />

mit dem Degen. Fast dreißig<br />

Jahre stand er <strong>der</strong> Medizinischen Kommission<br />

vor <strong>und</strong> war Mitglied <strong>des</strong> Sport- <strong>und</strong><br />

Hauptausschusses im <strong>Deutschen</strong> Fechterb<strong>und</strong>.<br />

Als engagierter Sportmediziner <strong>und</strong> Kin<strong>der</strong>arzt<br />

brachte er ehrenamtlich ein außergewöhnliches<br />

Engagement für den Sport auf<br />

<strong>und</strong> wurde mit dem Bun<strong>des</strong>verdienstkreuz<br />

am Bande geehrt. Die DOG Heilbronn-<br />

Unterland-Hohenlohe verlieh ihm für seine<br />

Verdienste um die olympische Idee die<br />

Silberne Ehrenplakette <strong>und</strong> 2003 die Ehrenmitgliedschaft.<br />

Hochstift Pa<strong>der</strong>born<br />

Kniebeugen im Theatersaal<br />

"Mehr Bewegung für mehr Kin<strong>der</strong>" hat<br />

Professor Wolf-Dietrich Brettschnei<strong>der</strong> beim<br />

1. Bad Driburger Sportgespräch gefor<strong>der</strong>t.<br />

Mehr als 150 Gäste aus Sport, Wirtschaft,<br />

Kultur <strong>und</strong> Politik haben im Theatersaal <strong>des</strong><br />

Gräflichen Hotels die Ausführungen <strong>des</strong><br />

Sportwissenschaftlers <strong>der</strong> Universität<br />

Pa<strong>der</strong>born aufmerksam verfolgt.<br />

Sportliche Bewegung ist ges<strong>und</strong> <strong>und</strong> macht<br />

Spaß. Das haben auch Margit Budde,<br />

Vorsitzende <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong><br />

Gesellschaft Hochstift Pa<strong>der</strong>born, <strong>und</strong><br />

Marcus Graf von Oeynhausen-Sierstorpff in<br />

Bad Driburg einmal mehr erfahren, als sie<br />

ebenso wie die an<strong>der</strong>en Gäste vom früheren<br />

Weltklasse-Zehnkämpfer Kurt Bendlin zur<br />

kurzen Auflockerungsgymnastik gebeten<br />

wurden. Kurzweilig mo<strong>der</strong>iert wurde diese<br />

hochkarätige Veranstaltung im einmaligen<br />

Ambiente <strong>des</strong> Gräflichen Parkhotels von<br />

Mo<strong>der</strong>atorin Steffi Josephs.<br />

In <strong>der</strong> anschließenden Diskussionsr<strong>und</strong>e mit<br />

Siebenkämpferin Lilli Schwarzkopf, DOG-<br />

Vizepräsidentin Petra Reußner, Professor<br />

August-Wilhelm Meyer, Sprecher <strong>der</strong><br />

Sportbünde in Ostwestfalen, Olympiateilnehmer<br />

Kurt Bendlin sowie <strong>der</strong> DOG-<br />

Vorsitzenden Margit Budde, zugleich Mitglied<br />

im DOSB-Präsidialausschuss Breitensport,<br />

wurde deutlich, wie wichtig Bewegung<br />

im Kin<strong>des</strong>- <strong>und</strong> Jugendalter ist.<br />

Die Notwendigkeit hatte Professor Brettschnei<strong>der</strong>,<br />

Leiter <strong>des</strong> Departements Sport<br />

<strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit <strong>der</strong> Universität Pa<strong>der</strong>born,<br />

Marcus Graf von Oeynhausen-Sierstorpff <strong>und</strong> Margit Budde bei <strong>der</strong><br />

Auflockerungsgymnastik.<br />

mit alarmierenden Zahlen belegt. 15 Prozent<br />

<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendlichen zwischen 3 <strong>und</strong><br />

17 Jahren seien übergewichtig, 6,3 Prozent<br />

von ihnen sogar fettleibig. Dieser Wert habe<br />

in den vergangenen zehn Jahren um 100<br />

Prozent zugenommen, die Zahl <strong>der</strong> Übergewichtigen<br />

um 50 Prozent. Und: Diese jungen<br />

Menschen müssen bereits mit dem erhöhten<br />

Risiko leben, einmal Herz-Kreislauf- <strong>und</strong><br />

Stoffwechselerkrankungen zu erleiden.<br />

Nachdenklich stimme ebenfalls, dass aus<br />

dicken Kin<strong>der</strong>n mit einer 80-prozentigen<br />

Wahrscheinlichkeit dicke Erwachsene<br />

werden. Nicht die<br />

Gene sind für diese<br />

Entwicklung verantwortlich,<br />

son<strong>der</strong>n<br />

<strong>der</strong> Lebensstil <strong>und</strong><br />

die aus dem Gleichgewicht<br />

geratene<br />

Energiebalance.<br />

"Früher war die<br />

Kin<strong>der</strong>welt eine<br />

Bewegungswelt,<br />

heute ist sie eine<br />

Medienwelt",<br />

urteilte <strong>der</strong> Dozent.<br />

Zwar seien zwei<br />

Drittel <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> in<br />

Sportvereinen<br />

organisiert <strong>und</strong><br />

Jugendliche immerhin<br />

zu 50 Prozent. "Doch wer im Verein<br />

Sport treibt, tut sonst wenig", weiß Brettschnei<strong>der</strong>.<br />

Statt <strong>der</strong> empfohlenen einen<br />

St<strong>und</strong>e pro Tag seien die Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendlichen<br />

nur 15 bis 30 Minuten sportlich<br />

aktiv. Falsche Ernährung (zu fett, zu energiereich,<br />

zu große Portionen) gingen einher<br />

mit dem Nachlassen <strong>der</strong> motorischen<br />

Leistungsfähigkeit. Die Folgen seien steigen<strong>des</strong><br />

Ges<strong>und</strong>heitsrisiko sowie mangelnde<br />

Konzentrations- <strong>und</strong> Leistungsfähigkeit <strong>der</strong><br />

Kin<strong>der</strong>. Es ist klar, wer sich mehr bewegt,<br />

lernt leichter <strong>und</strong> besser. Mit dem "Walking<br />

Bus" (aktiver Schulweg) <strong>und</strong> "PAPI" dem<br />

Von links nach rechts: Prof. August-Wilhelm Meyer, Sprecher <strong>der</strong> Ostwestfalener Sportbünde,<br />

DOG-Vorstandsmitglied Heiner Kortebusch, Gastgeber Jochen Zillert, Direktor Gräflicher<br />

Park Hotel & Spa, DOG-Vorsitzende Margit Budde, Bad Driburgs Bürgermeister Burkhard<br />

Deppe, Sportwissenschafter Prof. Wolf-Dietrich Brettschnei<strong>der</strong>, DOG-Vizepräsidentin Petra<br />

Reußner, Zehnkampf-Olympiateilnehmer Kurt Bendlin <strong>und</strong> Siebenkämpferin Lilli Schwarzkopf<br />

sowie DOG-Vorstandsmitglied Willi Schluer.<br />

81


Pa<strong>der</strong>borner Interventionsprojekt gegen<br />

Übergewicht zeigte er zwei Beispiele auf,<br />

wie man gegensteuern könnte.<br />

Ein weiteres Mittel ist laut Margit Budde<br />

das Projekt "Kin<strong>der</strong> bewegen" <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong><br />

<strong>Olympischen</strong> Gesellschaft für mehr Bewegung<br />

im Kin<strong>der</strong>garten. "Im Pa<strong>der</strong>borner<br />

Modellkin<strong>der</strong>garten Römerstraße mit Patin<br />

Claudia Tonn wurden über 3 Jahre Erfahrungen<br />

gesammelt, die wir nun an an<strong>der</strong>e<br />

Kin<strong>der</strong>gärten weitergeben, um auch dort<br />

eine frühzeitige Bewegungserziehung<br />

sicherzustellen", betonte die Pa<strong>der</strong>borner<br />

Zweigstellenvorsitzende. In Bad Driburg -<br />

Dringenberg habe Lilli Schwarzkopf die<br />

Patenschaft für das Projekt übernommen<br />

<strong>und</strong> im Pa<strong>der</strong>borner Kin<strong>der</strong>garten "Hinter<br />

den Höfen" engagiert sich mit Kurt Bendlin<br />

ein weiterer Spitzensportler, so Budde. In<br />

regelmäßigen Abständen besuchen die<br />

Paten die Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> begeistern sie mit<br />

Mitmach-Angeboten. Das Personal <strong>der</strong><br />

Kin<strong>der</strong>gärten wird entsprechend ausgebildet.<br />

In <strong>der</strong> lebhaften Diskussionsr<strong>und</strong>e for<strong>der</strong>te<br />

Kurt Bendlin die tägliche Sportst<strong>und</strong>e in <strong>der</strong><br />

Schule. Professor Meyer meinte, den Kin<strong>der</strong>n<br />

<strong>und</strong> ihren Eltern sei zu vermitteln, dass<br />

Sport mit an<strong>der</strong>en Spaß bringt sowie klug<br />

<strong>und</strong> dünner macht. Deutlich werden müsse<br />

zudem, dass Sport Bewegung plus Leistung<br />

bedeute. Das komme manchmal zu kurz.<br />

DOG-Vizepräsidentin Petra Reußner meinte,<br />

dass die frühzeitige Bewegungserziehung<br />

absolut notwendig ist, damit Kin<strong>der</strong> sich gut<br />

entwickeln können. Auch aus den Reihen<br />

<strong>der</strong> Zuschauer kamen Anregungen <strong>und</strong><br />

Fragen zum Thema.<br />

Bad Driburgs Bürgermeister Burkhard Deppe<br />

war mit allen Beteiligten <strong>der</strong> Meinung, dass<br />

es eine sehr gute Veranstaltung war, die von<br />

nun an einen festen Platz im Jahreskalen<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Stadt erhalten soll.<br />

Margit Budde<br />

Es hat sich viel bewegt<br />

Drei Jahre lang war die Pa<strong>der</strong>borner Kita<br />

Römerstraße Modellkin<strong>der</strong>garten im Rahmen<br />

<strong>der</strong> Aktion "Kin<strong>der</strong> bewegen" <strong>der</strong><br />

<strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong> Gesellschaft, <strong>des</strong><br />

Sponsors O 2 <strong>und</strong> <strong>der</strong> Stadt Pa<strong>der</strong>born. Nach<br />

Ablauf <strong>des</strong> Projektes konnte jetzt festgestellt<br />

werden: Hier hat sich viel bewegt.<br />

82<br />

Übergabe <strong>des</strong> "Kin<strong>der</strong> bewegen"-Prädikats nach erfolgreichem Projekt: Pa<strong>der</strong>borns stellv.<br />

Bürgermeister Joseph Vögele, Dr. Norbert Börste, Geschäftsstelle DOG Hochstift Pa<strong>der</strong>born,<br />

Kathrin Hillgärtner, Leiterin <strong>der</strong> DOG-Geschäftsstelle, Gereon Sistemich, O 2 Vice President<br />

Region West, Kita-Leiterin Mechthild Aldekamp, Patin Claudia Tonn <strong>und</strong> die Pa<strong>der</strong>borner<br />

DOG-Vorsitzende Margit Budde (von links).<br />

"Wenn man durch den Kin<strong>der</strong>garten geht,<br />

stellt man fest, die letzten drei Jahre haben<br />

ihre sportlichen Spuren hinterlassen", so<br />

Joseph Vögele, stellvertreten<strong>der</strong> Pa<strong>der</strong>borner<br />

Bürgermeister. Kletterwand, Schaukel <strong>und</strong><br />

eine bewegungsfre<strong>und</strong>liche Außenanlage<br />

sind eindeutige Zeichen, dass sich die<br />

Einrichtung zu Recht Bewegungskin<strong>der</strong>garten<br />

nennen kann. "Die Erfahrungen aus dem<br />

Projekt werden wir an an<strong>der</strong>e Kin<strong>der</strong>gärten<br />

In <strong>der</strong> Kita Römerstraße steht Bewegung<br />

auch zukünftig an erster Stelle.<br />

weitergeben, um auch dort eine frühzeitige<br />

Bewegungserziehung sicherzustellen", so<br />

Vögele.<br />

Die Deutsche Olympische Gesellschaft wird<br />

Bewegung in den Kin<strong>der</strong>gärten auch weiterhin<br />

unterstützen. Margit Budde, Vorsitzende<br />

<strong>der</strong> DOG Hochstift Pa<strong>der</strong>born, erklärte,<br />

dass mit dem ehemaligen Zehnkämpfer<br />

Kurt Bendlin <strong>und</strong> <strong>der</strong> Siebenkämpferin Lilli<br />

Schwarzkopf bereits weitere Paten für<br />

Kin<strong>der</strong>gärten in <strong>der</strong> Region gef<strong>und</strong>en<br />

worden seien.<br />

Die Kita Römerstraße habe ihre Ziele vorbildlich<br />

erreicht, bescheinigte DOG-Geschäftsstellenleiterin<br />

Kathrin Hillgärtner.<br />

"Hier in Pa<strong>der</strong>born wurden mit viel Engagement<br />

<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>tagesstätte <strong>und</strong> mit Unterstützung<br />

von Zweigstelle <strong>und</strong> Stadt die<br />

Voraussetzungen für nachhaltige Bewegungsför<strong>der</strong>ung<br />

geschaffen", betonte<br />

Hillgärtner.<br />

Viel Lob für Patin Claudia Tonn hatte<br />

Kitaleiterin Mechthild Aldekamp übrig. Die<br />

Leichtathletin habe sich sehr einfühlsam mit<br />

den Kin<strong>der</strong>n beschäftigt. Die Mädchen <strong>und</strong><br />

Jungen hätten den Übungen mit Claudia<br />

Tonn regelrecht entgegengefiebert. Sie<br />

dankte auch ihren Kolleginnen, von denen<br />

sich allein vier mit dem Übungsleiterschein<br />

für die zukünftige Arbeit qualifiziert haben.


Kiel<br />

Spannen<strong>des</strong> Programm<br />

Zwei beson<strong>der</strong>e Gäste bereicherten die<br />

diesjährige Mitglie<strong>der</strong>versammlung <strong>der</strong> DOG<br />

Kiel. Professor Burkhard Weißer, Sportmediziner<br />

am Institut für Sport <strong>und</strong> Sportwissenschaften<br />

<strong>der</strong> Christian-Albrechts-Univer-<br />

Hielt einen informativen Vortrag zum<br />

Thema Doping: Professor Burkhard Weisser,<br />

Sportmediziner <strong>und</strong> Dopingbeauftragter<br />

<strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>sportverban<strong>des</strong> Schleswig-<br />

Holstein.<br />

sität zu Kiel sowie Dopingbeauftragter <strong>des</strong><br />

Lan<strong>des</strong>sportverban<strong>des</strong> Schleswig-Holstein,<br />

widmete sich dem Thema "Doping - ein<br />

unlösbares Problem?". In einem anschaulichen<br />

Vortrag erklärte er die Wirkungsweise<br />

einzelner Dopingpräparate sowie <strong>der</strong>en<br />

spätere Nachweisbarkeit. Ein aufschlussreicher<br />

Vortrag, <strong>der</strong> die Mitglie<strong>der</strong> zu einer<br />

angeregten Diskussion animierte. Danach<br />

gab die 18jährige Moana Delle, u. a. aktuelle<br />

Jugendweltmeisterin auf dem <strong>Olympischen</strong><br />

Windsurfbrett, im Gespräch mit Vorstandsmitglied<br />

Silja Schrö<strong>der</strong> Einblicke in ihr Leben<br />

im Sportinternat, Training, Erfolge <strong>und</strong> ihr<br />

großes Ziel - Olympia 2012.<br />

Nach den spannenden inhaltlichen Beiträgen<br />

wurde dann <strong>der</strong> offizielle Teil <strong>der</strong><br />

Mitglie<strong>der</strong>versammlung durchgeführt. Ein<br />

kurzes Resümee <strong>des</strong> vergangenen Jahres<br />

wurde gezogen - Olympia-Lunch, Olympic<br />

Day Run, Aktionsstand auf dem Tag <strong>des</strong><br />

Sports waren nur einige <strong>der</strong> Aktivitäten, die<br />

genannt wurden. Geehrt wurde die Olympiamedaillengewinner<br />

von 1936, Elfriede<br />

Rahn-Kaun, für ihre 25jährige Mitgliedschaft.<br />

Eine personelle Neubesetzung im<br />

Vorstand <strong>der</strong> DOG Kiel gibt es mit Hanno<br />

Treuer, hauptberuflich tätig im Kieler Amt<br />

für Sportför<strong>der</strong>ung, <strong>der</strong> Birgit Lucht auf die<br />

Position <strong>des</strong> Geschäftsführers folgt.<br />

Zum Abschluss gab <strong>der</strong> Vorstand einen<br />

Ausblick auf die im Olympiajahr geplanten<br />

Aktivitäten: so sind eine Olympia-Ausstellung<br />

sowie eine Ringvorlesung in Zusammenarbeit<br />

mit dem Institut für Sport <strong>und</strong><br />

Sportwissenschaften <strong>der</strong> Christian-Albrechts-Universität<br />

zu Kiel geplant.<br />

Köln-Leverkusen<br />

Junge Rheinlän<strong>der</strong> besuchten<br />

Fairplay-Kongress<br />

Unter den Teilnehmern <strong>des</strong> 13. Europäischen<br />

Fairplay-Kongresses war auch eine<br />

Schülergruppe <strong>des</strong> Zülpicher Franken-<br />

Gymnasiums, die gemeinsam mit <strong>der</strong> DOG<br />

Köln-Leverkusen angereist war. Die olympisch<br />

engagierten jungen Erwachsenen<br />

nutzten in Frankfurt die einmalige Gelegenheit,<br />

mit Gesprächspartnern aus ganz<br />

Europa zu diskutieren, <strong>und</strong> stellten dabei<br />

auch kritische Fragen zum Engagement<br />

junger Menschen im <strong>und</strong> für einen Sport,<br />

<strong>der</strong> sich selbst angesichts von Fragwürdigkeiten<br />

<strong>und</strong> Fehlentwicklungen immer stärker<br />

in Misskredit zu bringen droht. Auch Medienvertreter<br />

wie <strong>der</strong> ehemalige Intendant<br />

<strong>des</strong> Westdeutschen R<strong>und</strong>funks, Fritz Pleitgen,<br />

o<strong>der</strong> ZDF-Chefredakteur Nikolaus<br />

Bren<strong>der</strong> mussten sich den kritischen Fragen<br />

<strong>der</strong> Nachwuchs-DOGler nach <strong>der</strong> Verantwortung<br />

in <strong>der</strong> Sportberichterstattung<br />

stellen.<br />

Ihr beson<strong>der</strong>es Interesse galt jedoch den<br />

Aussagen <strong>des</strong> Radprofis Jörg Jaksche. Der<br />

bekennende Dopingsün<strong>der</strong> nahm sich viel<br />

Zeit für das Gespräch mit den Schülern <strong>und</strong><br />

verdeutlichte, dass <strong>der</strong> Sportler nur das<br />

letzte Glied einer Kette sei, in <strong>der</strong> Kommerz<br />

bestimme <strong>und</strong> Erfolg um fast jeden Preis<br />

angestrebt würde. Dabei sei es sehr schwer,<br />

sich als junger Sportler zu behaupten.<br />

Nach den vielen Eindrücken vom Fairplay-<br />

Kongress war für die Jugendlichen klar: bei<br />

zukünftigen Sportgroßereignissen wollen sie<br />

Anspruch <strong>und</strong> Wirklichkeit sowie die medialen,<br />

sozialen, ökonomischen, ökologischen<br />

<strong>und</strong> politischen Zusammenhänge genauer<br />

hinterfragen. Denn nur mit kritischem Blick<br />

könne heute das Potential <strong>des</strong> Sports im<br />

Sinne einer "friedlichen <strong>und</strong> besseren Welt"<br />

nutzbar gemacht werden.<br />

Miltenberg-Obernburg<br />

Empfang für Sportpaten<br />

Vom 9. bis 11. November wurden in Winterthur<br />

(Schweiz) die Hallenradsport-Weltmeisterschaften<br />

2007 ausgetragen. Mit von <strong>der</strong><br />

Partie war <strong>der</strong> zweimalige Weltmeister <strong>und</strong><br />

Christoph Bergner, Staatssekretär im Bun<strong>des</strong>innenministerium, war einer <strong>der</strong> Gesprächspartner<br />

<strong>der</strong> Rheinlän<strong>der</strong> Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler.<br />

83


Titelverteidiger im Einerkunstradfahren,<br />

David Schnabel, <strong>der</strong> seit gut einem Jahr<br />

Sportpate <strong>der</strong> "Kin<strong>der</strong> bewegen"-Modelleinrichtung<br />

"Tabaluga" in Klingenberg-Trennfurt<br />

ist. Schnabels angepeiltes Ziel, mit dem<br />

erneuten WM-Titel den "Hattrick" zu schaffen,<br />

gelang trotz einer persönlichen Jahresbestleistung<br />

um die Differenz von hauchdünnen<br />

0,28 Punkten gegenüber seinem<br />

sportlichen Rivalen Robin Hartmann nicht.<br />

Am 14. November arrangierten Schnabels<br />

Verein, <strong>der</strong> Radfahrerverein "Adler" 1921<br />

Soden, <strong>und</strong> die Marktgemeinde Sulzbach am<br />

Main zu Ehren <strong>des</strong> Vize-Weltmeisters einen<br />

Empfang. Rosi Dauphin, Vorsitzende <strong>der</strong><br />

DOG Miltenberg-Obernburg, würdigte<br />

Schnabels sportliche Leistung. "Die Deutsche<br />

Olympische Gesellschaft hat die Leitwerte<br />

Leistungsbereitschaft, Fairness <strong>und</strong> Völkerverständigung!<br />

Diese drei tragenden Säulen<br />

werden von David Schnabel exakt verkörpert."<br />

Als Abordnung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>tagesstätte<br />

"Tabaluga" waren eigens zwei Erzieherinnen<br />

angereist, um David im Namen <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong>en Eltern zu gratulieren <strong>und</strong> kleine<br />

selbst gefertigte Geschenke zu überreichen.<br />

Vor einigen Monaten hatte <strong>der</strong> damals noch<br />

amtierende Weltmeister in <strong>der</strong> Turnhalle<br />

Trennfurt etwa 120 (!) Kin<strong>der</strong>garten- <strong>und</strong><br />

Gr<strong>und</strong>schulkin<strong>der</strong>n seine WM-Kür vorgeführt.<br />

Und alle waren so fasziniert, dass eine<br />

fallende Stecknadel viel Lärm verursacht<br />

hätte...<br />

Helmut Gesierich<br />

München<br />

Neue För<strong>der</strong>initiative für<br />

Nachwuchssportler<br />

Der vierköpfige Vorstand <strong>der</strong> Stadtgruppe<br />

München <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong><br />

Gesellschaft mit Joachim Ebener, Dr. Christian<br />

Tröger, Rudolf Behacker <strong>und</strong> Michael Gernandt<br />

ist um eine Position erweitert worden.<br />

Mitte November stimmte die Mitglie<strong>der</strong>versammlung<br />

(elf Anwesende von 88) einstimmig<br />

dem Vorschlag <strong>des</strong> Vorstands zu, Klaus<br />

Pohlen, den Leiter <strong>des</strong> Olympiastützpunktes<br />

Bayern, ins Führungsgremium aufzunehmen.<br />

Pohlen soll bei einer von <strong>der</strong> Münchner<br />

Stadtgruppe auf den Weg gebrachten<br />

Institution (ihr Name war bei Redaktionsschluss<br />

für diesen Bericht noch nicht endgültig<br />

fixiert) eine zentrale Rolle spielen. Ihre<br />

84<br />

Gründung wird noch in diesem Jahr öffentlich<br />

gemacht. Mit finanziellen Zuwendungen<br />

<strong>und</strong> Hilfestellung bei Ausbildung/Beruf soll<br />

zur Verbesserung <strong>der</strong> Situation im Leistungssport<br />

Münchens <strong>und</strong> Südbayerns beigetragen<br />

werden. Ziel ist es, Nachwuchssportlern die<br />

Teilnahme an <strong>Olympischen</strong> Spielen <strong>und</strong><br />

Paralympics zu ermöglichen.<br />

Hinter <strong>der</strong> regionalen Sportlerhilfe stehen<br />

fünf Gruppierungen, die bisher getrennt von<br />

einan<strong>der</strong> för<strong>der</strong>ten, <strong>der</strong>en Initiativen aber<br />

nun auf Anregung <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong><br />

Gesellschaft, Stadtgruppe München<br />

gebündelt werden sollen. Im Einzelnen sind<br />

das: die Dr. Ludwig-Koch-Stiftung, <strong>der</strong><br />

Initiativkreis Olympiasieger für Olympiakandidaten<br />

Bayern, <strong>der</strong> FC Olympia, <strong>der</strong> Olympiastützpunkt<br />

Bayern <strong>und</strong> die DOG München.<br />

Nachfragen nach möglichst bald<br />

eintreten<strong>der</strong> Effektivität beantwortete<br />

Joachim Ebener, Stadtgruppen-Chef <strong>und</strong><br />

gerade gewählter Vizepräsidenten/Finanzen<br />

<strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>-DOG, mit dem Hinweis: "Die<br />

Initiative muss über die Jahre reifen".<br />

Dass die Interessengemeinschaft vor dem<br />

Hintergr<strong>und</strong> <strong>der</strong> möglichen Bewerbung<br />

Münchens für die <strong>Olympischen</strong> Winterspiele<br />

2018 (die DOSB-Entscheidung fiel nach<br />

Redaktionsschluss) eine beson<strong>der</strong>e Bedeutung<br />

bekommen kann, ist von <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>versammlung<br />

betont worden. Auf welche<br />

Weise sich die Stadtgruppe profilieren kann,<br />

sollte München sich bewerben dürfen, war<br />

dann auch das am intensivsten diskutierte<br />

Thema <strong>des</strong> Treffens am 13. November in den<br />

Räumen <strong>der</strong> Stadtsparkasse. Die Chance zu<br />

nutzen erging gleichsam als Auftrag an den<br />

Vorstand, <strong>der</strong> noch vor Weihnachten<br />

einen ersten Aufgabenkatalog<br />

erstellen will. Es wurde<br />

verdeutlicht, dass eine nicht<br />

chancenlose zweite Ausgabe<br />

Olympischer Spiele in München<br />

<strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong><br />

Gesellschaft zu einem lange<br />

gesuchten Ziel mit deutlichen<br />

Konturen würde verhelfen<br />

können.<br />

Was sich sonst noch tat in <strong>der</strong><br />

Münchner DOG? Joachim Ebener<br />

teilte mit, dass <strong>der</strong> För<strong>der</strong>vertrag<br />

mit dem Unterhachinger Sprinttalent<br />

Christian Blum um ein<br />

Jahr verlängert wurde, die<br />

Gründung eines Beirats ins Auge<br />

gefasst werde <strong>und</strong> eine Mitglie<strong>der</strong>zahl<br />

von "hoffentlich bald<br />

wie<strong>der</strong> über 100" angestrebt -<br />

wobei die Olympiabewerbung helfen möge.<br />

Erwähnung fanden die 25-Jahre-Jubiläen<br />

<strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> Inge Pilz-Schell, Dr. Hans-<br />

Joachim Berndt <strong>und</strong> Alois Kanamüller.<br />

Schließlich regte Prof. Dr. Jürgen Beckmann<br />

von <strong>der</strong> sportwissenschaftlichen Fakultät <strong>der</strong><br />

TU München (TUM) einen Gedankenaustausch<br />

zwischen <strong>der</strong> DOG (Aktion "Kin<strong>der</strong><br />

bewegen") <strong>und</strong> seiner Münchner Kollegin,<br />

<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>kardiologin Prof. Dr. Renate<br />

Oberhoffer, an. Frau Oberhoffer betreut das<br />

Projekt "ActivaTUM", das Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendliche<br />

stärker in die Bewegung einbinden<br />

will.<br />

Michael Gernandt<br />

Oberschwaben<br />

Erfolgreiche olympische<br />

Aktivitäten im Auftaktjahr<br />

Gerade mal ein knappes Jahr ist es her, seit<br />

sich aus den ehemals selbständigen Zweigstellen<br />

Ulm, Biberach, Sigmaringen <strong>und</strong><br />

Ravensburg / Friedrichshafen die Zweigstelle<br />

Oberschwaben gründete. Nach einer kurzen<br />

Findungsphase haben sich nun in gemeinsamer<br />

Kooperation Veranstaltungen <strong>und</strong><br />

Schwerpunkte herauskristallisiert, die die<br />

Deutsche Olympische Gesellschaft wie<strong>der</strong><br />

ins Bewusstsein <strong>der</strong> oberschwäbischen<br />

Sportlandschaft brachte.<br />

Den Auftakt machte dabei am 27. Oktober<br />

die Sportgala <strong>des</strong> Sportkreises Ravensburg,<br />

Ralf Hübner, Vertreter <strong>des</strong> TSB Ravensburg, DOG-<br />

Vorsitzen<strong>der</strong> Rainer Kapellen <strong>und</strong> Schatzmeister Harald<br />

Pfab (von links) bei <strong>der</strong> Übergabe <strong>des</strong> Fair-Play-Preises<br />

auf <strong>der</strong> SportGALA 2007 in Weingarten.


<strong>der</strong> in Kooperation mit <strong>der</strong> DOG Oberschwaben<br />

den Fair-Play-Preis <strong>des</strong> Jahres<br />

2006/2007 vergab. Im mit über 520 Gästen<br />

vollbesetzten Kultur- <strong>und</strong> Kongresszentrum<br />

zu Weingarten ging <strong>der</strong> mit 500 Euro<br />

dotierte Preis an den TSB Ravensburg für<br />

<strong>des</strong>sen beispielhaftes Engagement um<br />

Integration durch Sport. Die Fußballer<br />

waren trotz eines Boykotts gegen den FC<br />

Kosova Weingarten, <strong>der</strong> aufgr<strong>und</strong> von<br />

Beleidigungen, Schlägen, Tritten <strong>und</strong> sogar<br />

telefonischen Morddrohungen einzelner<br />

Angehöriger <strong>des</strong> Vereins gegen gegnerische<br />

Spieler <strong>und</strong> Schiedsrichter zustande gekommen<br />

war, zur Kreisligabegegnung angetreten<br />

<strong>und</strong> haben so dazu beigetragen, dass<br />

<strong>der</strong> FC Kosova, nachdem er sich von einigen<br />

Personen getrennt hatte, wie<strong>der</strong> am Spielbetrieb<br />

teilnehmen konnte. Harald Pfab, zu<br />

diesem Zeitpunkt noch DOG-Vizepräsident,<br />

übergab mit dem Vorsitzenden <strong>der</strong> Zweigstelle<br />

Oberschwaben, Bürgermeister Rainer<br />

Kapellen, den Siegerpreis an den Abteilungsleiter<br />

<strong>des</strong> TSB Ravensburg, Ralf Hübner.<br />

Schon zwei Wochen später waren am 10.<br />

November zwei weitere Veranstaltungen im<br />

Blickpunkt <strong>der</strong> Öffentlichkeit. Zum einen das<br />

Sportforum im Landkreis Sigmaringen, das<br />

unter <strong>der</strong> Fe<strong>der</strong>führung <strong>des</strong> stellvertretenden<br />

Vorsitzenden <strong>der</strong> Zweigstelle Oberschwaben,<br />

Landrat Dirk Gaerte, initiiert,<br />

organisiert <strong>und</strong> ausgerichtet wurde. Die<br />

Veranstaltung in <strong>der</strong> Ziegelei <strong>der</strong> Zollernwerke<br />

in Sigmaringendorf war schon allein<br />

auf Gr<strong>und</strong> ihres Flairs in dieser Umgebung<br />

<strong>der</strong> "Hingucker". R<strong>und</strong> 220 Vertreter aus<br />

Politik, Wirtschaft <strong>und</strong> Sport gaben sich ein<br />

buntes Stelldichein <strong>und</strong> waren Zeuge, wie<br />

unter dem Banner <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong><br />

Gesellschaft junge Athletinnen <strong>und</strong><br />

Athleten, darunter auch <strong>der</strong> einheimische<br />

Weltmeister im Triathlon, Daniel Unger, ihr<br />

Können zum Besten gaben.<br />

Zum an<strong>der</strong>en war bereits am Vormittag<br />

Olympiasieger Dieter Baumann in Wangen<br />

im Allgäu zu Gast beim Sportkreis Ravensburg.<br />

Dieser hatte in Kooperation mit <strong>der</strong><br />

DOG Zweigstelle Oberschwaben eine Konferenz<br />

zum Thema Doping <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitssport<br />

organisiert. Dieter Baumann diskutierte<br />

zusammen mit dem Bun<strong>des</strong>tagsabgeordneten<br />

Winfried Hermann, Mitglied <strong>des</strong><br />

Sportausschusses, über Maßnahmen zur<br />

Dopingbekämpfung. Unter <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ation<br />

<strong>des</strong> Sportchefs <strong>der</strong> Schwäbischen Zeitung,<br />

Rolf Schnei<strong>der</strong>, gab es interessante Einblicke<br />

durch das Multitalent Dieter Baumann.<br />

Die nächste Veranstaltung wird die am 22.<br />

Februar 2008 in Ravensburg geplante Hauptversammlung<br />

<strong>der</strong> Zweigstelle Oberschwaben<br />

sein. Sie beginnt um 18.00 Uhr <strong>und</strong> findet<br />

aller Voraussicht nach zusammen mit einem<br />

Besuch <strong>des</strong> Eishockey-Bun<strong>des</strong>ligaspiels <strong>der</strong><br />

EVR Tower Stars Ravensburg gegen den EV<br />

Landsberg statt. Ein bunter Gedankenaustausch<br />

mit Politik <strong>und</strong> Wirtschaft ist im<br />

sicher wie<strong>der</strong> vollbesetzten Eisstadion schon<br />

obligatorisch.<br />

Rainer Kapellen<br />

Odenwald<br />

13. Aktion "Junge Gönner<br />

brauchen Könner"<br />

Die Kreisgruppe Odenwald <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong><br />

<strong>Olympischen</strong> Gesellschaft vergab dieser<br />

Tage im Veranstaltungsraum <strong>der</strong> Sparkasse<br />

in Erbach an 27 junge Sportlerinnen <strong>und</strong><br />

Sportler aus dem Odenwaldkreis finanzielle<br />

Zuwendungen. Die Mittel stammen von<br />

Sponsoren, die die DOG mit dem unermüdlichen<br />

Kreisgruppenvorsitzenden Hubert<br />

Hey in den vergangenen Monaten wie<strong>der</strong><br />

gewinnen konnte. Die bun<strong>des</strong>weit in <strong>der</strong><br />

DOG-Bewegung einmalige För<strong>der</strong>aktion <strong>der</strong><br />

Zweigstelle unter dem Slogan "Junge<br />

Könner brauchen Gönner" wurde zum<br />

dreizehnten Male durchgeführt. Zwei<br />

Stipendien über je 600 Euro überreichten<br />

Hey <strong>und</strong> Klaus Hermann von <strong>der</strong> HSE in<br />

Darmstadt an das zehnjährige Schießsporttalent<br />

Aaron Sauter aus Beerfelden, <strong>der</strong><br />

dem Schützenverein Falken-Gesäß angehört<br />

<strong>und</strong> sechsfacher Hessenmeister sowie<br />

vierfacher Deutscher Meister ist, <strong>und</strong> an<br />

den vierzehnjährigen Ju-Jutsu-Kämpfer<br />

vom JC Erbach Jochen Kessler aus Steinbach.<br />

Er wurde unter an<strong>der</strong>em internationaler<br />

Deutschland-Pokalsieger, Westdeutscher<br />

<strong>und</strong> Hessenmeister. Die HSE unterstützt<br />

die För<strong>der</strong>aktion bereits zum zehnten<br />

Mal mit Stipendien.<br />

Die weiteren För<strong>der</strong>gel<strong>der</strong> in Höhe von über<br />

4.000 Euro gingen an talentierte Sportlerinnen<br />

<strong>und</strong> Sportler zwischen 11 <strong>und</strong> 17<br />

Jahren aus den Sportarten Ju-Jutsu, Sommerbiathlon,<br />

Fußball, Tennis, Schießsport,<br />

Speedskating, Leichtathletik, Mountainbiking<br />

<strong>und</strong> Kunstradsport. Die Ehrungen<br />

nahmen jeweils abwechselnd die DOG-<br />

Vorstandsmitglie<strong>der</strong> Horst Neff, Johann<br />

Weyrich <strong>und</strong> Willi Hartmann vor.<br />

Wie Hey ausführte, seien in den 13 Jahren<br />

seit Bestehen <strong>der</strong> För<strong>der</strong>aktion r<strong>und</strong> 400<br />

Athleten mit etwa 45.000 Euro geför<strong>der</strong>t<br />

worden. Man wolle damit Talente unterstützen,<br />

<strong>der</strong>en Leistungen anerkennen, an<strong>der</strong>e<br />

ermuntern diesen nachzueifern <strong>und</strong> die<br />

persönliche Selbstentfaltung <strong>des</strong> Sportnachwuchses<br />

för<strong>der</strong>n. Er dankte allen Sponsoren,<br />

die ihn seither unterstützt haben, <strong>und</strong> wies<br />

auf weitere Aktivitäten <strong>der</strong> DOG-Kreisgruppe<br />

hin. Beson<strong>der</strong>s die Integration junger<br />

Auslän<strong>der</strong> durch den Sport gewinne angesichts<br />

steigen<strong>der</strong> Zahlen von Kin<strong>der</strong>n mit<br />

Die jungen Sportlerinnen <strong>und</strong> Sportler aus dem Odenwaldkreis, die bei <strong>der</strong> För<strong>der</strong>aktion<br />

2007 <strong>der</strong> DOG Odenwald ausgezeichnet wurden.<br />

85


Migrationshintergr<strong>und</strong> immer mehr an<br />

Bedeutung. Es sei ein langer <strong>und</strong> schwieriger<br />

Weg, um eine Parallelgesellschaft zu<br />

verhin<strong>der</strong>n, mahnte <strong>der</strong> DOG-Vorsitzende.<br />

Grußworte sprachen für die Sparkasse <strong>der</strong><br />

Leiter <strong>der</strong> Hauptgeschäftsstelle, Frank Weichel,<br />

<strong>der</strong> erste Kreisbeigeordnete Dietrich<br />

Kübler, <strong>der</strong> erste Stadtrat Günter Junker für<br />

die Stadt Erbach <strong>und</strong> für den Sportkreis<br />

Odenwald Walter Karg.<br />

Gerd Waßner<br />

Odenwald-Tauber<br />

Mitglie<strong>der</strong>tagung<br />

Mit einer Triple-Veranstaltung im Saal <strong>der</strong><br />

Volksbank Franken in Buchen zog die<br />

Zweigstelle Odenwald-Tauber <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong><br />

<strong>Olympischen</strong> Gesellschaft Bilanz <strong>und</strong><br />

beging einen Höhepunkt ihrer Jahresaktivitäten.<br />

Zunächst gab es nach einer vorgeschalteten<br />

Vorstandssitzung die gut frequentierte<br />

Mitglie<strong>der</strong>versammlung 2007, die <strong>der</strong><br />

Vorsitzende Michael Knaus mit Dank an die<br />

Mitglie<strong>der</strong> <strong>und</strong> den Gastgeber Volksbank<br />

Franken eröffnete. Die Tagung begann mit<br />

dem Gedenken an das überraschend ver-<br />

86<br />

storbene Vorstandsmitglied Manfred Maninger.<br />

Als sein Nachfolger wurde Hartmut<br />

Hummel vorgeschlagen <strong>und</strong> auch einstimmig<br />

gewählt. Ebenso votierten die Mitglie<strong>der</strong><br />

einstimmig für Michael Geidl als Jugendvertreter.<br />

Mittels einer interessanten Präsentation<br />

informierten sodann Martin Götzelmann <strong>und</strong><br />

Michael Geidl über den Verlauf <strong>des</strong> Olympic<br />

Day Run 2007 in Lauda. Die 2.500 Teilnehmer<br />

waren über 10.000 R<strong>und</strong>en gelaufen <strong>und</strong><br />

hatten damit 5.000 Euro, erzielt, die verschiedenen<br />

sozialen Einrichtungen zuflossen.<br />

Michael Knaus berichtete über die für<br />

Jugendsportler organisierte Fahrt zum ISTAF<br />

in Berlin. Bezüglich <strong>der</strong> anstehenden Ehrungen<br />

musste <strong>der</strong> Vorsitzende berichten, dass<br />

erstmals kein Fairness-Preis verliehen werden<br />

könne, da lei<strong>der</strong> keine einzige Meldung<br />

einging.<br />

Positives gab es dagegen über die Aktivitäten<br />

<strong>der</strong> Zweigstelle im Rahmen <strong>der</strong> DOG-<br />

Initiative "Kin<strong>der</strong> bewegen" zu berichten.<br />

Die beiden von ihr angeregten <strong>und</strong> zum<br />

Beginn unterstützten Kin<strong>der</strong>garten-Kooperationen<br />

in Seckach <strong>und</strong> Lohrbach hatten<br />

einen überzeugenden Start <strong>und</strong> werden sich<br />

nach <strong>der</strong> Anschubhilfe künftig selbst tragen.<br />

Die Mitglie<strong>der</strong>zahl konnte erneut auf nun<br />

70 gesteigert werden. Einen zufrieden<br />

stellenden Bericht konnte Kassenwartin<br />

Herta Speierer präsentieren, <strong>der</strong> die Prüfer<br />

eine einwandfreie Kassenführung bestätigten.<br />

Einstimmig wurde Entlastung erteilt.<br />

Mit Dank <strong>und</strong> "Glückauf für Odenwald-<br />

Tauber" beschloss <strong>der</strong> Vorsitzende die<br />

Versammlung.<br />

Walter Jaufmann<br />

Anerkennung für ehrenamtliches<br />

Engagement<br />

"Ehrenamtliche sind die weißen Schafe<br />

unter den Schwarzarbeitern!" - Dass diese<br />

humoristisch-ironische Analyse <strong>der</strong> das<br />

Vereinsleben prägenden <strong>und</strong> tragenden<br />

Idealisten einen ernsten Hintergr<strong>und</strong> hat,<br />

wurde durch die Ehrungsveranstaltung 2007<br />

<strong>der</strong> DOG Odenwald-Tauber in Buchen<br />

wie<strong>der</strong> einmal eindrucksvoll demonstriert.<br />

Unter den Teilnehmern konnte <strong>der</strong> Zweigstellenvorsitzende<br />

Michael Knaus auch<br />

zahlreiche Ehrengäste begrüßen.<br />

Buchens Bürgermeister Roland Burger<br />

würdigte die Initiative <strong>der</strong> DOG-Zweigstelle<br />

zur Anerkennung herausragenden <strong>und</strong><br />

langfristigen Engagements im Ehrenamt. Er<br />

unterstrich die Bedeutung <strong>des</strong> Breitensportes<br />

als Basis für den Spitzensport, verwies<br />

auf die ungezählten Mitstreiter bei Training,<br />

Anerkennung für ehrenamtliches Engagement: Preisträger <strong>und</strong> Laudatoren <strong>der</strong> Ehrungsfeier <strong>der</strong> DOG Odenwald-Tauber.


Vorbereitung <strong>und</strong> Organisation. Der Stellenwert<br />

<strong>des</strong> Sportes für die Gesellschaft sei<br />

nicht hoch genug einzuschätzen, Sport bilde<br />

für viele Menschen einen unverzichtbaren<br />

Teil an Lebensqualität, sei ein Stück soziale<br />

Heimat <strong>und</strong> nicht zuletzt Sinnstiftung sowie<br />

Orientierung für die Freizeitgestaltung.<br />

Gerade für die Jugend biete er Möglichkeiten<br />

dafür abseits <strong>der</strong> Geiseln unserer Zeit<br />

wie Gewalt, Alkohol- o<strong>der</strong> Drogemissbrauch.<br />

Dank <strong>und</strong> Anerkennung zollte er allen, die<br />

sich im Sportbereich für diese Ziele engagieren.<br />

Nach diesen einführenden Worten übergab<br />

Michael Knaus die DOG-Ehrenplaketten für<br />

jahrzehntelanges Engagement im Ehrenamt<br />

für Marlies Ackermann aus Walldürn, Arno<br />

Reinhardt von <strong>der</strong> DJK Unterbalbach sowie<br />

Werner Braun vom Schützenverein Dielbach.<br />

Eine Ehrenplakette für beson<strong>der</strong>e Leistungen<br />

im Schulbereich durfte die Gr<strong>und</strong>schule<br />

Binau entgegennehmen. Manfred Lauer<br />

würdigte das von <strong>der</strong> Schule entwickelte<br />

Konzept, für das sie zertifiziert wurde. Eine<br />

weitere Ehrung wurde Dr. Jürgen Hehn aus<br />

Tauberbischofsheim für 25-jährige DOG-<br />

Mitgliedschaft zuteil.<br />

Dem Präsidenten <strong>des</strong> Badischen Sportbun<strong>des</strong>,<br />

Heinz Janalik, blieb es vorbehalten, den<br />

Schlusspunkt unter die beeindruckende Feier<br />

zu setzen. Er zollte den ‚verehrten Geehrten'<br />

Anerkennung für Leistung <strong>und</strong> Engagement<br />

sowie <strong>der</strong> DOG Odenwald-Tauber Dank für<br />

ihre Initiative. "Gäbe es die DOG nicht, man<br />

müsste sie erfinden", fuhr er fort, "denn sie<br />

bewirkt mit ihren Aktivitäten Nachhaltiges<br />

für die Gesellschaft". Badischer Sportb<strong>und</strong><br />

<strong>und</strong> Gesellschaft seien dankbar dafür, dass in<br />

Kooperation von Deutscher Olympischer<br />

Gesellschaft, Sport <strong>und</strong> Schule eine Anerkennungskultur<br />

realisiert werde, die lei<strong>der</strong><br />

nicht mehr üblich sei, dass mit <strong>der</strong> Aktion<br />

"Kin<strong>der</strong> bewegen" auch Impulse für eine<br />

neue Schulkultur gesetzt werden. Es werde<br />

immer deutlicher, dass unsere Gesellschaft<br />

ohne ehrenamtliches Engagement nicht<br />

mehr funktionieren würde. Es verdiene<br />

höchste Anerkennung, wie Ehrenamtliche<br />

Verantwortung übernehmen, Werte vorleben<br />

<strong>und</strong> vermitteln. Ihnen gebühre tiefster Dank<br />

<strong>der</strong> Gesellschaft <strong>und</strong> <strong>des</strong> Staates. Die Bedeutung<br />

<strong>des</strong> Sportes für die Gemeinschaft sei<br />

gewaltig, denn <strong>der</strong> Sport sei in je<strong>der</strong> Beziehung<br />

das beste Übungsfeld für ein funktionieren<strong>des</strong><br />

Zusammenleben <strong>und</strong> trage zudem<br />

wesentlich zur Erhaltung <strong>der</strong> Volksges<strong>und</strong>heit<br />

bei.<br />

Walter Jaufmann<br />

Pfalz<br />

Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendför<strong>der</strong>ung<br />

im Fokus<br />

Zur Jahrestagung <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong><br />

Gesellschaft, Zweigstelle Pfalz hatte<br />

<strong>der</strong> Vorsitzende Carlo von Opel am 9.<br />

November nach Frankenthal geladen. Unter<br />

den 35 hochkarätigen Teilnehmern waren<br />

neben zahlreichen<br />

Vertretern<br />

<strong>der</strong> Sportverbände<br />

unter an<strong>der</strong>em<br />

die Olympiamedaillengewinner<br />

Claudia<br />

Reidick (Hürdenlauf)<br />

<strong>und</strong> Jürgen<br />

Brecht (Fechten),<br />

<strong>der</strong> Rheinland-<br />

Pfälzische<br />

Doping-Beauftragte<br />

Dr. Manfred<br />

Poigne<br />

sowie <strong>der</strong><br />

ehemalige<br />

Spitzenschwimmer<br />

Peter Lang,<br />

dem eine beson<strong>der</strong>e<br />

Ehre zuteil<br />

wurde.<br />

Denn <strong>der</strong> dreimaligeOlympiateilnehmer,<br />

Worldcupsieger<br />

<strong>und</strong> Militärweltmeister<br />

wurde<br />

zum Höhepunkt <strong>der</strong> Jahrestagung mit dem<br />

Ehrenpreis <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong><br />

Gesellschaft Pfalz ausgezeichnet. Vorstandsmitglied<br />

Heiner Dopp, selbst Olympiateilnehmer<br />

<strong>und</strong> zweifacher Silbermedaillengewinner<br />

im Hockey, ließ den Meisterschwimmer<br />

Peter Lang in Form eines Interviews<br />

kurzweilig aus seinem sportlichen Leben<br />

berichten.<br />

In seiner Jahresbilanz berichtete Carlo von<br />

Opel über vielfältige Aktivitäten im Kin<strong>der</strong><strong>und</strong><br />

Jugendbereich. So wurden 2007 die<br />

Kin<strong>der</strong>gartenolympiade in Meckenheim, <strong>der</strong><br />

3. Generationenlauf <strong>des</strong> Kin<strong>der</strong>gartens "Villa<br />

Kunterbunt" in Neuhofen, <strong>der</strong> Olympic Day<br />

Run in Gimmeldingen, die Schulmeisterschaft<br />

für die Regionalschule in Bobenheim-<br />

Roxheim auf <strong>der</strong> Olympic Day Run-Strecke<br />

um den Altrhein veranstaltet <strong>und</strong> anlässlich<br />

<strong>des</strong> Weltkin<strong>der</strong>tages fanden Laufveranstaltungen<br />

mit Schülern <strong>und</strong> Schülerinnen <strong>der</strong><br />

Friedrich-Ebert-Hauptschule Frankenthal um<br />

das Frankenthaler Strandbad statt.<br />

Nach wie vor erfolgreich läuft das Patenschaftsprogramm<br />

<strong>der</strong> DOG Pfalz. Vorstandsmitglied<br />

<strong>und</strong> Ru<strong>der</strong>olympiasieger Dr. Alois<br />

Bierl betreut diese Aktion, im Rahmen <strong>der</strong>er<br />

aktuell elf junge Talente finanziell unterstützt<br />

<strong>und</strong> beraten werden.<br />

Carlo von Opel <strong>und</strong> Heiner Dopp vom Vorstand <strong>der</strong> DOG Pfalz übergeben<br />

den Ehrenpreis <strong>der</strong> Zweigstelle an Meisterrschwimmer Peter Lang<br />

(von links).<br />

Auch im kommenden Jahr will sich die DOG<br />

Pfalz wie<strong>der</strong> <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung von Kin<strong>der</strong>n<br />

<strong>und</strong> Jugendlichen im Sinne <strong>der</strong> olympischen<br />

Idee widmen. So wird nach Aussage<br />

Carlo von Opels die nächste Kin<strong>der</strong>olympiade<br />

in Maxdorf stattfinden. Außerdem<br />

wird die Zweigstelle gemeinsam mit den<br />

Technischen Werken Ludwigshafen (TWL) in<br />

Zukunft Ludwigshafener Kin<strong>der</strong>gärten<br />

för<strong>der</strong>n. Mit dem Ziel, mehr Bewegung in<br />

die Einrichtungen zu bringen, werden<br />

jährlich zwölf Kin<strong>der</strong>gärten mit je 500 Euro<br />

unterstützt.<br />

Geplant ist außerdem eine Diskussionsveranstaltung<br />

zum Thema Kampf gegen<br />

Doping geplant. Zudem will sich die Zweigstelle<br />

erneut um die Ausrichtung eines<br />

Olympic Day Run bewerben.<br />

87


Potsdam<br />

Neue Zweigstelle auf den<br />

Weg gebracht<br />

In Potsdam bewegt sich wie<strong>der</strong> etwas in Sachen Deutsche Olympische<br />

Gesellschaft. DOG-Vizepräsidentin Petra Reußner (Mitte)<br />

war im Oktober vor Ort, als sich ein junges engagiertes Team zum<br />

kommissarischen Vorstand <strong>der</strong> neuen Zweigstelle zusammenschloss:<br />

<strong>der</strong> Vorsitzende Dr. Ewold Seeba (rechts), Ministerialdirigent<br />

im Bun<strong>des</strong>ges<strong>und</strong>heitsministerium, die stellvertretende<br />

Vorsitzende Bettina Driesener (links), <strong>der</strong> Geschäftsführer Sebastian<br />

Kunze vom Städte- <strong>und</strong> Gemeindeb<strong>und</strong> Brandenburg (2. von<br />

links) <strong>und</strong> Dorit Gottschalk als Vorstandsmitglied für Jugendarbeit<br />

(2. von rechts). Außerdem gehören <strong>der</strong> DKB-Nie<strong>der</strong>lassungsleiter<br />

Dr. Thomas Wolff (Schatzmeister), Daniela Lindenau (Mitglie<strong>der</strong>betreuung<br />

& Events) <strong>und</strong> Dr. Markus Mempel (Pressearbeit) zum<br />

Vorstand. Die nächste Arbeitssitzung ist noch im Dezember<br />

geplant, um die Aktivitäten für das nächste Jahr zu planen.<br />

Reutlingen<br />

Bewegter Kin<strong>der</strong>garten<br />

Die DOG Reutlingen hat wie<strong>der</strong> einiges aus<br />

dem von ihr im Rahmen <strong>des</strong> Projekts<br />

"Kin<strong>der</strong> bewegen" betreuten <strong>und</strong> durch O 2<br />

unterstützten Eninger Bruckbergkin<strong>der</strong>garten<br />

zu berichten.<br />

Zum einen nahm die Einrichtung gemeinsam<br />

mit zwei Kin<strong>der</strong>gärten in Eglingen <strong>und</strong><br />

Meidelstetten an <strong>der</strong> DOG-Weltkin<strong>der</strong>tagsaktion<br />

zum Thema "Teamgeist" teil.<br />

Schon im Vorfeld <strong>des</strong> großen Tages hatten<br />

die Kin<strong>der</strong> <strong>des</strong> Bruckbergkin<strong>der</strong>gartens<br />

Fahnen gestaltet <strong>und</strong> Anfeuerungsrufe<br />

88<br />

einstudiert. Am Aktionstag selbst wurden<br />

fünf verschiedene Spielstationen aufgebaut,<br />

die von Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> Eltern zu durchlaufen<br />

waren. Unter an<strong>der</strong>em standen Wasserlauf<br />

über Hin<strong>der</strong>nisse, Grasski <strong>und</strong> Pedalo fahren<br />

- immer mit dem<br />

Ansinnen, gemeinsam<br />

die jeweilige<br />

Aufgabe zu bewältigen.<br />

Beim "Mini-<br />

Marathon" zum<br />

Abschluss hatten<br />

dann alle gemeinsam<br />

an den Händen<br />

gefasst <strong>und</strong> ohne<br />

einan<strong>der</strong> loszulassen<br />

einen Parcours<br />

durch den ganzen<br />

Garten zu bewältigen.<br />

Für alle Beteiligten<br />

war es ein<br />

Riesenspaß.<br />

Zum an<strong>der</strong>en<br />

konnte sich <strong>der</strong><br />

Bruckbergkin<strong>der</strong>garten<br />

ebenfalls im<br />

September noch<br />

über ein neues<br />

Sportgerät freuen.<br />

Das Vario-Klettersystem<br />

verfügt über<br />

Ringe, Taue <strong>und</strong><br />

Schwingteller, an<br />

denen die Kin<strong>der</strong> ab<br />

jetzt auf vielfältige<br />

Weise schaukeln<br />

<strong>und</strong> turnen können.<br />

Wenige Tage nach<br />

dem Aufbau wurde<br />

das neue Klettersystem dann während <strong>der</strong><br />

Turnst<strong>und</strong>e von den Kin<strong>der</strong>n mit großer<br />

Begeisterung eingeweiht. Am liebsten wäre<br />

sie den ganzen Vormittag "in <strong>der</strong> Luft"<br />

geblieben.<br />

Das Dankeschön <strong>der</strong> Kita ging an die DOG,<br />

O 2 <strong>und</strong> die Gemeinde Eningen, die das neue<br />

Gerät finanziert haben. Die Kin<strong>der</strong> werden<br />

sicher noch oft daran Freude haben.<br />

Saarland<br />

Jochen Zeller, Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> DOG Reutlingen, war mit Begeisterung<br />

beim bewegten Weltkin<strong>der</strong>tag dabei.<br />

Lan<strong>des</strong>gruppe richtet MEMOS<br />

XI. Marketing Modul aus<br />

Die Lan<strong>des</strong>gruppe Saarland <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong><br />

<strong>Olympischen</strong> Gesellschaft richtet vom 20. bis<br />

27. Januar 2008 in Saarbrücken das Marketing-Modul<br />

<strong>des</strong> internationalen Masterstudienganges<br />

MEMOS (Executive Masters in<br />

Sport Organisation Management) aus.<br />

In diesem offiziellen vom Internationalen<br />

<strong>Olympischen</strong> Komitee (IOC) <strong>und</strong> <strong>der</strong> Olympic<br />

Solidarity geför<strong>der</strong>ten Studiengang <strong>der</strong><br />

Universität Lyon studieren jährlich 35<br />

Studenten aus allen Län<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Welt die<br />

Themen Sportmarketing, Sportorganisation<br />

<strong>und</strong> Management <strong>und</strong> Human Resources<br />

Management. Unter den Teilnehmern <strong>des</strong><br />

mittlerweile XI. Jahrgangs sind Top-Administratoren<br />

Nationaler Olympischer Komitees,<br />

Nationaler <strong>und</strong> Internationaler Sportverbände<br />

sowie <strong>des</strong> IOC. Der Studiengang<br />

unter <strong>der</strong> Leitung <strong>des</strong> MEMOS-Direktors<br />

Prof. Jean-Loup Chappelet (Lausanne) findet<br />

jährlich an jeweils<br />

drei verschiedenen<br />

Orten statt.<br />

Das Steering Committee<br />

hatte Saarbrücken<br />

auf eine<br />

Bewerbung <strong>der</strong> DOG<br />

Saarland unter <strong>der</strong><br />

Leitung von Volker<br />

Bernardi hin als<br />

Austragungsort für<br />

das Marketing-<br />

Modul in <strong>der</strong><br />

MEMOS-Edition XI<br />

(2007/08) ausgewählt.<br />

Die Bewerbung<br />

wurde unterstützt<br />

vom damaligen<br />

NOK für


Deutschland (heute DOSB) <strong>und</strong> vom Lan<strong>des</strong>sportverband<br />

für das Saarland (LSVS).<br />

Austragungsorte werden die Hermann-<br />

Neuberger-Sportschule Saarbrücken <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> Olympiastützpunkt im Stadtwald sein.<br />

Vertreter von 35 Nationalen <strong>Olympischen</strong><br />

Komitees, von Antigua <strong>und</strong> Barbuda bis<br />

Jemen werden beim Studiengang im Saarland<br />

dabei sein.<br />

"Der MEMOS Studiengang für Sportführungskräfte<br />

aus aller Welt ist eine hervorragende<br />

Gelegenheit, das Saarland als Sportland<br />

mit ausgezeichneter sportlicher Infrastruktur<br />

weltweit zu präsentieren", so<br />

Bernardi, <strong>der</strong> als graduierter MEMOS-Alumni<br />

seit 2002 bei den MEMOS-Modulen referiert.<br />

Wiesbaden<br />

Erfolgreiche Schulsportler<br />

ausgezeichnet<br />

Am 12. November führte die Stadtgruppe<br />

Wiesbaden <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong><br />

Gesellschaft die schon traditionelle Ehrungsfeier<br />

für die Wiesbadener Schulen für<br />

ihre Teilnahme <strong>und</strong> Leistungen bei den<br />

Wettkämpfen "Jugend trainiert für Olympia"<br />

(JtfO) im Schuljahr 2006/2007 durch. Im<br />

Festsaal <strong>des</strong> Wiesbadener Rathauses erklärte<br />

<strong>der</strong> neue Oberbürgermeister Dr. Helmut<br />

Müller vor zahlreichen Vertretern <strong>der</strong><br />

Wiesbadener Schulen, dass zur Sportstadt<br />

Wiesbaden selbstverständlich auch <strong>der</strong><br />

Schulsport gehört.<br />

Zur Ehrungsfeier waren insgesamt15 Schulen<br />

eingeladen, die beson<strong>der</strong>s häufig <strong>und</strong><br />

erfolgreich an den JtfO-Wettkämpfen<br />

teilgenommen hatten. Als Punktbeste<br />

erhielten die Elly-Heuss-Schule <strong>und</strong> das<br />

Gymnasium am Mosbacher Berg die Wan<strong>der</strong>preise<br />

<strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong><br />

Gesellschaft. Für alle eingeladenen Schulen<br />

gab es zudem Pokale <strong>und</strong> Urk<strong>und</strong>en. Die<br />

Schulsportmannschaften, die Hessen bei den<br />

Bun<strong>des</strong>entscheiden vertreten haben, wurden<br />

mit je 150 Euro - gesponsert von <strong>der</strong> Stiftung<br />

"Initiative <strong>und</strong> Leistung" <strong>der</strong> Nassauischen<br />

Sparkasse prämiert. Unter ihnen<br />

waren die Judoka sowie die Tennis- <strong>und</strong><br />

Hockeyspielerinnen <strong>der</strong> Gutenbergschule<br />

<strong>und</strong> die Tischtennisspieler <strong>der</strong> Leibnizschule.<br />

DOG-Vorsitzen<strong>der</strong> Hans-Jürgen Portmann<br />

brachte seine Hoffnung zum Ausdruck, dass<br />

dem Schulsport mit dieser Veranstaltung zu<br />

mehr öffentlicher Aufmerksamkeit verholfen<br />

werde. Er wünschte sich von den Medien<br />

mehr Berichte über den Schulsport <strong>und</strong> für<br />

den Schulsport selbst hervorragend ausgebildete<br />

Sportlehrerinnen <strong>und</strong> Sportlehrer, die<br />

Kooperation mit den Vereinen arbeiten sowie<br />

ausreichende <strong>und</strong> bestens ausgestattete<br />

Sportstätten. Hierfür vermisse er den früher<br />

segensreichen "Goldenen Plan", so Portmann.<br />

Die Band <strong>der</strong> Diltheyschule, die ebenfalls zu<br />

den ausgezeichneten Schulen gehörte, gab<br />

<strong>der</strong> Veranstaltung mit hochklassigen Darbietungen<br />

den würdigen Rahmen, zu dem<br />

schließlich auch die Ehrung <strong>des</strong> früheren<br />

Olympiaru<strong>der</strong>ers Norbert Kindlmann für<br />

seine 25-jährige Mitgliedschaft gehörte.<br />

Wiesbadens Schulsportlerinnen <strong>und</strong> Schulsportler auf <strong>der</strong> Rathaustreppe.<br />

Impressum<br />

Impressum<br />

Olympisches Feuer<br />

<strong>Zeitschrift</strong> <strong>des</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong><br />

Sportbun<strong>des</strong> <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong> Gesellschaft<br />

Herausgeberkollegium:<br />

Bernhard Schwank (DOSB), Dieter Krickow (DOG),<br />

Steffen Haffner, Michael Gernandt<br />

Chefredakteur: Harald Pieper<br />

Redaktion: Dr. Stefan Volknant, Dr. Andreas Höfer,<br />

Kerstin Henschel<br />

Redaktionsanschrift:<br />

Dr. Stefan Volknant<br />

Deutscher Olympischer Sportb<strong>und</strong><br />

Otto-Fleck-Schneise 12, 60528 Frankfurt<br />

Telefon: 0 69 / 6 70 02 27, Fax: 0 69 / 67 00 12 27<br />

E-Mail: volknant@dosb.de<br />

Harald Pieper<br />

Stieglitzstraße 2<br />

63263 Neu-Isenburg<br />

Telefon: 0 61 02 / 5 22 62<br />

Herstellung, Vertrieb & Verlag:<br />

Peter Kühne Verlag<br />

Theodor-Heuss-Straße 11<br />

63303 Dreieich<br />

Telefon: 0 61 03 / 8 07 91 70,<br />

Telefax: 0 61 03 / 8 07 91 71<br />

E-Mail: freiwurf@aol.com<br />

Grafische Gestaltung: Werner Pettersch, Dreieich<br />

Schlussredaktion/Anzeigenleitung: Peter Kühne<br />

Die <strong>Zeitschrift</strong> erscheint 6 x jährlich.<br />

Der Bezugspreis ist durch den Mitgliedsbeitrag <strong>der</strong><br />

<strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong> Gesellschaft abgegolten.<br />

Druck: HMS-Druckhaus GmbH<br />

Benzstraße 57 - 59, 63303 Dreieich<br />

Telefon: 0 61 03 / 93 39-0.<br />

Das Olympische Feuer ist zu beziehen durch:<br />

Geschäftsstelle <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong><br />

Gesellschaft, Otto-Fleck-Schneise 12 - Haus II,<br />

60528 Frankfurt am Main,<br />

Telefon: 0 69 / 69 50 16-0,<br />

Telefax: 0 69 / 6 77 18 26,<br />

E-Mail: office@dog-bewegt.de,<br />

Frankfurter Sparkasse,<br />

Kontonummer 200313592,<br />

Bankleitzahl: 500 502 01<br />

Das Olympische Feuer ist ein Diskussionsforum.<br />

Mit Namen gekennzeichnete Artikel müssen nicht<br />

unbedingt <strong>der</strong> Meinung <strong>der</strong> Redaktion, <strong>des</strong> DOSB<br />

bzw. <strong>der</strong> DOG entsprechen.<br />

Titelgrafik: Eberhard Stroot<br />

Fotos, Illustrationen, Karikaturen:<br />

picture-alliance/dpa<br />

Dennis Buttler<br />

Herbert Somplatzki<br />

Gerd Waßner<br />

Wilfried Witters<br />

89


Nachrichten <strong>der</strong> DOA<br />

Prominenz <strong>und</strong> Kompetenz<br />

Der europäische Fairplay-<br />

Kongress Eine Nachlese<br />

Vom 17. bis 19. Oktober 2007 veranstaltete<br />

<strong>der</strong> Deutsche Olympische Sportb<strong>und</strong> im<br />

Auftrag <strong>der</strong> Europäischen Fairplay Bewegung<br />

(European Fairplay Movement, EFPM)<br />

in Frankfurt am Main den 13. Europäischen<br />

Fairplay-Kongress. Die Aufgabe hatte <strong>der</strong><br />

DOSB vom NOK für Deutschland übernommen,<br />

das sich seinerzeit bei <strong>der</strong> EFPM um<br />

die Ausrichtung <strong>der</strong> Veranstaltung beworben<br />

hatte. Die Vorbereitung <strong>und</strong> Durchführung<br />

<strong>des</strong> Kongresses oblag <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong><br />

<strong>Olympischen</strong> Akademie Willi Daume (DOA).<br />

Vor dem Hintergr<strong>und</strong> <strong>der</strong> anhaltenden<br />

Diskussion um die Werte <strong>und</strong> den gesellschaftlichen<br />

Mehrwert <strong>des</strong> Sports wurde<br />

die Veranstaltung als eine Chance empf<strong>und</strong>en,<br />

auch im politischen Raum <strong>und</strong> mit<br />

europäischer Ausstrahlung den Fokus auf<br />

einen fairen Umgang miteinan<strong>der</strong> zu<br />

richten <strong>und</strong> damit einen neuen Akzent in<br />

einer zunehmend technisierten <strong>und</strong> globalisierten<br />

Welt zu setzen. Schon im Sinne <strong>der</strong><br />

seinerzeit durch den Sport initiierten<br />

Initiative "Fair geht vor" <strong>und</strong> nicht zuletzt<br />

im Blick auf die bevorstehenden <strong>Olympischen</strong><br />

Spiele in Peking sollte unter dem<br />

Titel "Die olympischen Werte <strong>und</strong> die<br />

Zukunft <strong>des</strong> Sports" ein inhaltlich hochkarätiger<br />

<strong>und</strong> öffentlichkeitswirksamer<br />

Auftakt für eine neue ethische Offensive<br />

<strong>des</strong> Sports gestaltet <strong>und</strong> ein möglichst<br />

großer Kreis entsprechen<strong>der</strong> Multiplikatoren<br />

erreicht werden.<br />

Im Sinne dieser Zielsetzung darf <strong>der</strong> Kongress<br />

als großer Erfolg gekennzeichnet<br />

werden, auch wenn ein abschließen<strong>des</strong><br />

Urteil über seine Wirkung naturgemäß erst<br />

mit einigem zeitlichen Abstand erfolgen<br />

91


92<br />

kann. Anlass zu einer diesbezüglich optimistischen<br />

Prognose bietet freilich die durchweg<br />

positive Resonanz vieler <strong>der</strong> mehr als<br />

250 Teilnehmerinnen <strong>und</strong> Teilnehmer aus 34<br />

europäischen <strong>und</strong> außereuropäischen<br />

Län<strong>der</strong>n sowie <strong>der</strong> professionellen Beobachter<br />

<strong>und</strong> Berichterstatter.<br />

Gewürdigt wurde neben <strong>der</strong> überzeugenden<br />

Gesamtkonzeption, <strong>der</strong> professionellen<br />

Organisation <strong>und</strong> dem anspruchsvollen<br />

Rahmenprogramm <strong>der</strong> Veranstaltung insbeson<strong>der</strong>e<br />

die hohe Qualität <strong>der</strong> Vorträge <strong>und</strong><br />

Podiumsdiskussionen, <strong>der</strong>en Protagonisten<br />

sich nicht nur durch Prominenz, son<strong>der</strong>n<br />

auch durch Kompetenz auszeichneten. Als<br />

beson<strong>der</strong>s anregend <strong>und</strong> gewinnbringend<br />

erwies sich auch die Begegnung von Amts<strong>und</strong><br />

Funktionsträgern <strong>des</strong> Sports, Politikern,<br />

Wissenschaftlern, Journalisten, Pädagogen<br />

<strong>und</strong> - nicht zuletzt - Athletinnen <strong>und</strong><br />

Athleten von internationaler Klasse.<br />

Bereits zur stilvollen Eröffnung im Frankfurter<br />

Römer konnte mit dem Großherzog von<br />

Luxemburg ein europäisches Staatsoberhaupt<br />

<strong>und</strong> IOC-Mitglied als Festredner<br />

präsentiert werden, <strong>des</strong>sen eindrucksvolle<br />

Ausführungen auch <strong>und</strong> gerade in seinen<br />

kritischen Passagen als gelungene Einstimmung<br />

<strong>und</strong> Orientierung für die beiden<br />

folgenden Kongresstage empf<strong>und</strong>en wurden.<br />

Auch die weiteren Referenten, <strong>der</strong><br />

Tübinger Moraltheologe Dietmar Mieth, <strong>der</strong><br />

Sport-Philosoph Jim Parry aus Leeds, die<br />

kanadische Expertin für Olympische Erziehung<br />

Deanna Bin<strong>der</strong>, <strong>der</strong> Saarbrücker<br />

Sportwissenschaftler Eike Emrich, die<br />

frühere Präsidentin <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> Deutscher<br />

Radfahrer Sylvia Schenk, <strong>der</strong> Darmstädter<br />

Doping-Experte Karl-Heinrich Bette sowie<br />

<strong>der</strong> frühere Intendant <strong>des</strong> WDR <strong>und</strong> amtierende<br />

Präsident <strong>der</strong> Europäischen Fernseh-<br />

Union Fritz Pleitgen setzten bemerkenswerte<br />

Akzente zu unterschiedlichen Aspekten<br />

<strong>der</strong> Kongress-Thematik, die zudem im<br />

Rahmen hervorragend besetzter Podien<br />

intensiv diskutiert wurden. Ein weiterer<br />

Höhepunkt war <strong>der</strong> Besuch <strong>des</strong> Ministerpräsidenten<br />

<strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> Hessen <strong>und</strong> Schirmherrn<br />

<strong>des</strong> Kongresses, Roland Koch, <strong>und</strong> sein<br />

Vortrag über die Vorbildfunktion <strong>des</strong> Sports<br />

im Blick auf mehr Fairness in Politik <strong>und</strong><br />

Gesellschaft.<br />

Um die Ergebnisse von Vorträgen <strong>und</strong><br />

Diskussionen noch besser nutzbar zu machen,<br />

wird in <strong>der</strong> Verantwortung <strong>der</strong> DOA<br />

eine umfängliche Dokumentation <strong>der</strong><br />

Veranstaltung vorbereitet.


Erwähnenswert auch, dass im Rahmen <strong>des</strong><br />

Kongresses in Verbindung mit dem Institut<br />

für Qualitätssicherung <strong>des</strong> Hessischen<br />

Kultusministeriums <strong>und</strong> dem Institut für<br />

schulische Fortbildung <strong>und</strong> schulpsychologische<br />

Beratung <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> Rheinland-Pfalz<br />

eine Lehrerfortbildungsmaßnahme sowie<br />

parallel - in <strong>der</strong> Zuständigkeit <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong><br />

Sportjugend - <strong>der</strong> zweite Europäische<br />

Jugend Fairplay-Kongress durchgeführt<br />

wurde.<br />

P.S.<br />

Der 13. Europäische Fairplay-Kongress war<br />

zweifelsohne ein Erfolg - für die Sache <strong>des</strong><br />

Fairplay, für die EFPM, für den DOSB <strong>und</strong><br />

sicher auch für die DOA. Für <strong>der</strong>en weitere<br />

Arbeit ist <strong>der</strong> Kongress Ansporn <strong>und</strong> Motivation.<br />

Allemal bemerkenswert ist in diesem Sinne<br />

auch, dass nicht nur die hauptamtlichen<br />

Mitarbeiter, Praktikanten <strong>und</strong> Hilfskräfte,<br />

son<strong>der</strong>n auch die Mitglie<strong>der</strong> <strong>des</strong> Vorstan<strong>des</strong><br />

<strong>der</strong> DOA auf je eigene Weise zu einem<br />

guten Verlauf <strong>und</strong> zum Erfolg <strong>der</strong> Veranstaltung<br />

beigetragen haben. Gudrun Doll-<br />

Tepper war - neben Manfred Lämmer,<br />

Achim Bueble <strong>und</strong> Andreas Höfer - sehr<br />

stark in die Vorbereitungen involviert, hat<br />

zudem ein Grußwort im Rahmen <strong>der</strong><br />

Eröffnung gesprochen <strong>und</strong> die erste Podiumsdiskussion<br />

geleitet, an <strong>der</strong> u.a. auch<br />

Klaus Schormann mitwirkte. Helmut<br />

Altenberger war mitverantwortlich für die<br />

Lehrerfortbildung <strong>und</strong> trug im Rahmen <strong>der</strong><br />

Abschlussveranstaltung eine persönliche<br />

Bewertung von Verlauf <strong>und</strong> Ergebnissen<br />

<strong>des</strong> Kongresses vor. Sylvia Schenk hielt<br />

einen viel beachteten Vortrag zur Doping-<br />

Problematik, Manfred Lämmer mo<strong>der</strong>ierte<br />

ein Podium, ebenso wie Andreas Höfer, <strong>der</strong><br />

zudem noch zwei weitere Veranstaltungssegmente<br />

mo<strong>der</strong>ierte. Ingo Weiss hielt<br />

zwar eine Krankheit von persönlicher<br />

Anwesenheit am Kongressort ab, doch<br />

zeichnete er als Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong><br />

Sportjugend mitverantwortlich für<br />

den Jugend-Fairplay-Kongress, während<br />

Hans-Peter Krämer an <strong>der</strong> Finanzierung <strong>des</strong><br />

Kongresses mitwirkte.<br />

Unterrichtsmaterialien<br />

Peking 2008<br />

Ende November trafen sich die Mitglie<strong>der</strong><br />

zweier DOA-Arbeitsgruppen zur weiteren<br />

Vorbereitung <strong>der</strong> didaktischen Materialien<br />

zu den <strong>Olympischen</strong> Spielen in Peking.<br />

Gr<strong>und</strong>lage sind die im Vorfeld <strong>der</strong> Athener<br />

Spiele vorgelegten Publikationen, die in <strong>der</strong><br />

Verantwortung <strong>des</strong> Kuratoriums Olympische<br />

Akademie <strong>und</strong> Olympische Erziehung<br />

entwickelt wurden <strong>und</strong> große Verbreitung<br />

<strong>und</strong> Resonanz fanden. Vorgesehen ist es, die<br />

aktuellen <strong>und</strong> umfänglich überarbeiteten<br />

Handreichungen ab März ins Netz zu<br />

stellen.<br />

93


Derzeit ist die DOA auf <strong>der</strong> Suche nach<br />

Partnern, die auch eine - wie in <strong>der</strong> Vergangenheit<br />

gewährleistete - Bereitstellung <strong>des</strong><br />

Materials in gedruckter Form möglich<br />

machen. Die Athen-Ausgabe "Olympia ruft:<br />

Mach mit!" wurde immerhin in einer Auflage<br />

von 60.000 Exemplaren produziert, die<br />

deutschlandweit <strong>und</strong> flächendeckend allen<br />

Schulen <strong>des</strong> Primarbereichs kostenfrei zur<br />

Verfügung gestellt wurden. Wie zahlreiche -<br />

übrigens stets positive - Rückmeldungen<br />

belegen, diente gerade diese Publikation<br />

vielen Lehrerinnen <strong>und</strong> Lehrern als Anregung<br />

o<strong>der</strong> konkrete Anleitung für die<br />

Gestaltung olympiabezogener Unterrichtseinheiten.<br />

So ist die Nachfrage nach den<br />

neuen Materialien bereits groß.<br />

Glückwunsch<br />

Die Deutsche Olympische Akademie gratuliert<br />

Sylvia Schenk zu ihrer Wahl zur Vorsit-<br />

94<br />

zenden <strong>der</strong> deutschen Sektion von Transparency<br />

International. Mit großer Freude hat<br />

<strong>der</strong> DOA-Vorstand zur Kenntnis genommen,<br />

dass Sylvia Schenk weiterhin für eine<br />

Mitarbeit zur Verfügung steht.<br />

Olympischer Akzent bei<br />

"Jugend trainiert"<br />

Wie bereits mehrfach zuvor stehen auch<br />

beim bevorstehenden "Winterfinale" <strong>des</strong><br />

traditionellen Nachwuchswettbewerbs<br />

"Jugend trainiert für Olympia", Ende Februar<br />

in Schonach, begleitende Maßnahmen im<br />

Sinne einer Akzentuierung <strong>und</strong> Vermittlung<br />

olympischer Werte auf dem Programm.<br />

Vorgesehen sind u.a. eine Ausstellung in<br />

Verbindung mit einem Olympia-Quiz sowie<br />

eine attraktive <strong>und</strong> publikumswirksame<br />

Abendveranstaltung, für <strong>der</strong>en Vorbereitung<br />

<strong>und</strong> Durchführung die DOA verantwortlich<br />

zeichnet. Das entsprechende Engagement<br />

geht zurück auf eine Vereinbarung zwischen<br />

<strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> Schulsportstiftung <strong>und</strong> dem<br />

NOK für Deutschland beziehungsweise<br />

<strong>des</strong>sen Rechtsnachfolger, dem <strong>Deutschen</strong><br />

<strong>Olympischen</strong> Sportb<strong>und</strong>, <strong>der</strong> wie<strong>der</strong>um die<br />

DOA mit <strong>der</strong> Wahrnehmung <strong>der</strong> Aufgabe<br />

betraut hat. Ziel <strong>der</strong> Kooperation ist es, den<br />

ambitionierten jungen Athletinnen <strong>und</strong><br />

Athleten zu vermitteln, dass Sport mehr ist<br />

als Titel, Rekorde <strong>und</strong> Medaillen.<br />

Mitglie<strong>der</strong>versammlung 2007<br />

Nach <strong>der</strong> "außerordentlichen" im Mai fand<br />

nun, sieben Monate nach ihrer Gründung, in<br />

Hamburg die erste "ordentliche" Mitglie<strong>der</strong>versammlung<br />

<strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong><br />

Akademie statt. Am Vortrag <strong>der</strong> gleichnamigen<br />

Veranstaltung <strong>des</strong> DOSB wurden unter<br />

an<strong>der</strong>em das Arbeitsprogramm <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Haushalt <strong>der</strong> Akademie für das Jahr 2008<br />

verabschiedet. Nähere Informationen über<br />

Verlauf <strong>und</strong> Ergebnisse <strong>der</strong> Versammlung<br />

müssen aus redaktionellen Gründen <strong>der</strong><br />

nächsten Ausgabe <strong>der</strong> "DOA-Informationen"<br />

vorbehalten bleiben.


Deutsches Sport & Olympia Museum<br />

Herausgeber: Deutsches Sport & Olympia Museum Jahrgang 27 - Heft 6/2007<br />

Im Zollhafen 1, 50678 Köln, Tel.: +49 (0)221 3 36 09-0<br />

Verantwortlich für den Inhalt: Klaus H. Schopen<br />

Internet: www.sportmuseum.info<br />

Totaler Kommerz, fragwürdige Entscheidungen,<br />

Gigantismus, politische Einflussnahme:<br />

Die Kritik an den <strong>Olympischen</strong> Spielen ist<br />

vielfältig - gerade vor den in Peking stattfindenden<br />

Spielen.<br />

Aber ist sie auch begründet?<br />

Die <strong>Olympischen</strong> Spiele waren <strong>und</strong> sind ein<br />

international bewegen<strong>des</strong> Ereignis, das eine<br />

Beson<strong>der</strong>heit aufweist: die Olympische Idee<br />

als Gr<strong>und</strong>prinzip für die Spiele. Diese Idee<br />

hat den Anspruch, Sport mit Erziehung <strong>und</strong><br />

Kultur zu verbinden. Sie soll auch die Freude<br />

am körperlichen Einsatz mit dem erzieherischen<br />

Wert <strong>des</strong> guten Beispiels <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Achtung f<strong>und</strong>amentaler <strong>und</strong> universell<br />

gültiger ethischer Prinzipien vermitteln. So<br />

steht es in <strong>der</strong> <strong>Olympischen</strong> Charta!<br />

Auf über 1.000 qm Ausstellungsfläche<br />

erleben Sie in inszenierten Themenräumen<br />

Wissenswertes zu den Spielen, vom <strong>Olympischen</strong><br />

Zeremoniell über die politische<br />

Bedeutung <strong>der</strong> <strong>Olympischen</strong> Spiele bis hin<br />

zu außergewöhnlichen Leistungen <strong>und</strong><br />

Rekorden, von Aspekten wie Ökologie <strong>und</strong><br />

technischer Entwicklung über den Wandel<br />

<strong>des</strong> Sportlerbil<strong>des</strong> bis hin zu den Paralympics.<br />

Einzelne olympische Sportarten können<br />

Sie dabei sogar selbst ausprobieren.<br />

Begleitet von umfangreichem didaktischen<br />

Lehrmaterial für die verschiedenen Altersstufen<br />

wendet sich die Ausstellung an<br />

Olympia-Fans, Familien <strong>und</strong> Schulklassen.<br />

Konzipiert wurde sie vom Museum gemein-<br />

sam mit 15 Wissenschaftlern <strong>und</strong> vermittelt<br />

erlebnisreich, dass Olympische Spiele mehr<br />

sind als eine Weltmeisterschaft vieler<br />

verschiedener Sportarten.<br />

Was Sie schon immer über Olympia wissen<br />

wollten, Sie erfahren es in <strong>der</strong> Ausstellung<br />

Olympia - Werte - Wettkampf - Weltereignis<br />

im <strong>Deutschen</strong> Sport & Olympia Museum<br />

in Köln vom 26. April bis zum 10. August<br />

2008.<br />

Der Kreativwettbewerb <strong>des</strong><br />

<strong>Deutschen</strong><br />

Sport & Olympia Museums<br />

Das Deutsche Sport & Olympia Museum<br />

veranstaltet im Rahmen <strong>der</strong> großen Son<strong>der</strong>ausstellung<br />

"Olympia - Werte · Wettkampf<br />

· Weltereignis" zudem den Kreativwettbewerb<br />

GESTALTE DEIN OLYMPIA,<br />

unter <strong>der</strong> Schirmherrschaft von Prof. Dr.<br />

Kostas Georgiadis, Dekan <strong>der</strong> Internationalen<br />

<strong>Olympischen</strong> Akademie sowie Professor<br />

für Olympismus an <strong>der</strong> Universität <strong>der</strong><br />

Peloponnes, Sparta. GESTALTE DEIN OLYM-<br />

PIA bietet Jugendlichen ab 14 sowie<br />

Schülerinnen <strong>und</strong> Schülern <strong>der</strong> Jahrgangsstufen<br />

8 bis 12 die Möglichkeit, sich in<br />

verschiedenen Formen mit dem Thema<br />

"Olympia" gestalterisch zu beschäftigen. Ob<br />

olympisch gedichtet o<strong>der</strong> getanzt, olym-<br />

pisch gemalt, improvisiert, rezitiert o<strong>der</strong><br />

Theater gespielt wird, die besten Beiträge,<br />

werden auf dem großen Olympia-Festival<br />

am 16. Juni 2008 in Köln präsentiert. Die<br />

abschließende Siegerehrung feiert die<br />

Gewinnerinnen <strong>und</strong> Gewinner <strong>der</strong> fünf<br />

Kreativkategorien Darstellende Kunst,<br />

Bildende Kunst, Neue Medien, Musik <strong>und</strong><br />

Dichtung. Neben dem Besuch von Ausstellungen,<br />

Aufführungen <strong>und</strong> Sportereignissen<br />

können sich die Siegerinnen <strong>und</strong><br />

Sieger über tolle Sachpreise im Gesamtwert<br />

von 10.000 Euro freuen.<br />

Kunst <strong>und</strong> Sport werden seit jeher in enge<br />

Beziehung gesetzt. Pierre de Coubertin,<br />

Begrün<strong>der</strong> <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen <strong>Olympischen</strong><br />

Spiele, verknüpfte Kunstwettbewerbe mit<br />

dem sportlichen Wettkampf. Von 1912 bis<br />

1948 waren Wettbewerbe in den Bereichen<br />

Architektur, Musik, Literatur, Malerei <strong>und</strong><br />

Bildhauerkunst Teil <strong>des</strong> offiziellen olympischen<br />

Wettkampfprogramms. Bis heute<br />

gehört das Kulturprogramm fest zum<br />

größten Sportereignis <strong>der</strong> Welt.<br />

Sport bewegt uns alle <strong>und</strong> hat viele Gesichter!<br />

In diesem Sinne freut sich das Deutsche<br />

Sport & Olympia Museum über kreative<br />

Beiträge aus den fünf Bereichen. Ob ausgefallen,<br />

humorvoll, kritisch, cool o<strong>der</strong> spritzig,<br />

es werden alle Wettbewerbsbeiträge zugelassen,<br />

die sich mit dem Thema "Olympia"<br />

beschäftigen. Die Beiträge sind per CD, DVD<br />

95


o<strong>der</strong> Weblink an das Deutsche Sport &<br />

Olympia Museum, GESTALTE DEIN OLYMPIA,<br />

Im Zollhafen 1, 50678 Köln o<strong>der</strong> an kreativ@sportmuseum.info<br />

zu senden, Einsen<strong>des</strong>chluss<br />

ist <strong>der</strong> 5. Mai 2008. Für Fragen<br />

zum Projekt GESTALTE DEIN OLYMPIA sind<br />

wir unter <strong>der</strong> Telefonnummer 0221 - 33 60<br />

96 7 zu erreichen. Rein ins Geschehen!<br />

Glückwünsche für den<br />

Querdenker<br />

"Mit Gerhart Baum kann man schärfste<br />

Auseinan<strong>der</strong>setzungen führen, ohne die<br />

Würde <strong>des</strong> jeweils an<strong>der</strong>en dabei zu verletzen",<br />

sagte <strong>der</strong> ehemalige Bun<strong>des</strong>außenminister,<br />

Hans-Dietrich Genscher (FDP), am 28.<br />

Oktober 2007 in <strong>der</strong> Laudatio zum 75.<br />

Geburtstag seines Freun<strong>des</strong> <strong>und</strong> Wegbegleiters<br />

Gerhart Baum im <strong>Deutschen</strong> Sport &<br />

Olympia Museum. Hierher hatte Baum<br />

eingeladen, um auf mehr als vier Jahrzehnte<br />

politisches Schaffen zurückzublicken.<br />

Anhand einer von Filmemacherin Bettina<br />

Ehrhardt zusammengeschnittenen Collage<br />

unternahmen die Gäste zunächst einen<br />

Streifzug durch Baums Leben. Dieses wurde<br />

vor allem durch seine Zeit als Bun<strong>des</strong>innenminister<br />

in <strong>der</strong> sozial-liberalen Koalition<br />

zwischen 1978 <strong>und</strong> 1982 sowie die Konfrontation<br />

mit dem Terrorismus <strong>der</strong> Roten<br />

Armee Fraktion (RAF) geprägt. Beson<strong>der</strong>s<br />

scharf angegriffen wurde <strong>der</strong> FDP-Politiker,<br />

In <strong>der</strong> lange Reihe <strong>der</strong> Gratulanten zum<br />

75. Geburtstag von Ex- Innenminister<br />

Gerhart Baum reihte sich auch <strong>der</strong> FDP-<br />

Bun<strong>des</strong>vorsitzende Guido Westerwelle ein.<br />

96<br />

als er während seiner Amtszeit das Gespräch<br />

mit dem RAF-Gründungsmitglied<br />

Horst Mahler suchte.<br />

Seine größte Auseinan<strong>der</strong>setzung erlebte<br />

Baum aber 1982, als er sich für eine Fortführung<br />

<strong>der</strong> sozial-liberalen Koalition<br />

einsetzte <strong>und</strong> sich gegen den damaligen<br />

Parteichef Genscher stellte. "Dieser Konflikt<br />

hat uns aber nicht getrennt, son<strong>der</strong>n uns<br />

auf eine ganz neue Weise verb<strong>und</strong>en", so<br />

<strong>der</strong> ehemalige Außenminister in seiner<br />

Festrede.<br />

Beim anschließenden Empfang im Foyer <strong>des</strong><br />

Museums begrüßte Baum unter an<strong>der</strong>em<br />

FDP-Chef Guido Westerwelle, EU-Kommissar<br />

Günter Verheugen (SPD), Ex-NRW-Innenminister<br />

Burkhard Hirsch, Ex-Außenminister<br />

Klaus Kinkel, Ex-Justizministerin Sabine<br />

Leutheusser-Schnarrenberger (alle FDP), Alt-<br />

OB Norbert Burger <strong>und</strong> die SPD-Bun<strong>des</strong>tagsabgeordnete<br />

Lale Akgün.<br />

Sport <strong>und</strong> Integration<br />

Mit einer Presse-Matinee im <strong>Deutschen</strong><br />

Sport & Olympia Museum in Köln startete<br />

<strong>der</strong> katholische DJK-Sportverband am 2.<br />

November 2007 unter dem Motto "Für mehr<br />

Fairness in Sport <strong>und</strong> Gesellschaft" eine<br />

bun<strong>des</strong>weite Integrationskampagne.<br />

In Partnerschaft mit dem <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong><br />

Sportb<strong>und</strong> (DOSB) <strong>und</strong> dem TV-<br />

Sen<strong>der</strong> RTL ging es dabei um eine <strong>der</strong><br />

Hauptaufgabenstellungen unserer Gesellschaft.<br />

Der Sport <strong>und</strong> insbeson<strong>der</strong>e die DJK<br />

sind nach ihrem Selbstverständnis freie<br />

Träger, die sich <strong>des</strong> Themas seit 40 Jahren<br />

sehr bewusst annehmen <strong>und</strong> menschliches<br />

Miteinan<strong>der</strong> ohne Schranken von Nationalitäten,<br />

Ethnien, Religionen <strong>und</strong> Rassen<br />

pflegen. In den Sport integriert sind neben<br />

den Menschen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

auch alle an<strong>der</strong>en Schichten Benachteiligter<br />

wie behin<strong>der</strong>te Menschen, sozial Schwache,<br />

Senioren <strong>und</strong> straffällig gewordene Menschen.<br />

Unter <strong>der</strong> Schirmherrschaft von FIFA-<br />

Schiedsrichter Dr. Markus Merk stellen sich<br />

die über 1.100 DJK-Sportvereine mit ihren<br />

über 550 000 Mitglie<strong>der</strong>n in <strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>republik<br />

dieser Aufgabe.<br />

In <strong>der</strong> Matinee zum Kampagnenstart wurden<br />

ein Fernsehspot, <strong>der</strong> ab Mitte November<br />

beim Privatsen<strong>der</strong> RTL auf Sendung geht<br />

<strong>und</strong> eine breit angelegte Plakataktion<br />

vorgestellt.<br />

Außerdem wurden zwei Ausstellungsspinde<br />

im <strong>Deutschen</strong> Sport & Olympia Museum zu<br />

den DJK-Themen "Sport <strong>und</strong> Olympiapfarrer"<br />

sowie "Sport <strong>und</strong> Integration" offiziell<br />

eröffnet.<br />

Hans-Gerd Schütt, <strong>der</strong> amtierende katholische<br />

Olympiapfarrer sagte: "Das ich es noch<br />

zu Lebzeiten zu musealen Ehren bringe,<br />

hätte ich nicht gedacht". Ihm gefällt <strong>der</strong><br />

Spind, <strong>der</strong> Kelch mit Hostienschale, Albe<br />

Gemeinsam freuten sich Probst Manfred Paas <strong>und</strong> Olympiapfarrer Hans-Gerd Schütt über<br />

die Würdigung Ihrer Arbeit in <strong>der</strong> Ehrenr<strong>und</strong>e <strong>des</strong> <strong>Deutschen</strong> Sport & Olympia Museums.


<strong>und</strong> Stola, Bil<strong>der</strong> <strong>und</strong> Broschüren bewahrt.<br />

Diese werden vom katholischen <strong>und</strong> evangelischen<br />

Olympiapfarrer gemeinsam als<br />

Impulsgeber für die Olympia-Teilnehmer<br />

herausgeben. Sie stellen den umfassenden<br />

Auftrag <strong>und</strong> die Zusammenarbeit von<br />

"Kirche <strong>und</strong> Sport" dar. Eine in die Schrankinnentür<br />

eingelassene Tafel ist den früheren<br />

<strong>und</strong> dem amtierenden Olympiapfarrer<br />

gewidmet, beginnend mit dem ersten<br />

Olympiapfarrer Heinz Summerer bei den<br />

Spielen in München 1972.<br />

Deutsche Fußball Route<br />

NRW-Innen- <strong>und</strong> Sportminister Dr. Ingo<br />

Wolf gehört nicht zu den Menschen, die<br />

verhehlen möchten, wenn ihr Herz ein<br />

wenig heftiger schlägt. Als sportbegeisterter<br />

Mensch, <strong>der</strong> lange Jahre in Köln lebte <strong>und</strong><br />

arbeitete, gibt er offen zu, dass eine seiner<br />

Vorlieben "<strong>der</strong> FC" aus <strong>der</strong> Domstadt ist.<br />

"Dazu stehe ich <strong>und</strong> man mag es mir<br />

verzeihen", sagte <strong>der</strong> Politiker, <strong>der</strong> ebenso<br />

betont, dass er sich im gesamten Bun<strong>des</strong>-<br />

land daheim fühlt. Deshalb ist es Dr. Ingo<br />

Wolf ein beson<strong>der</strong>es Bedürfnis, sich als<br />

Motor für die Deutsche Fußball Route NRW<br />

zur Verfügung zu stellen. "Die DFR ist ein<br />

hervorragen<strong>des</strong> Projekt, um Sport, Wirt-<br />

schaft <strong>und</strong> Tourismus weiter zu verzahnen",<br />

sagte <strong>der</strong> Minister, <strong>der</strong> am 26. November im<br />

<strong>Deutschen</strong> Sport & Olympia Museum<br />

gemeinsam mit weiteren Kooperationspartnern<br />

<strong>des</strong> Westdeutschen Fußball-<strong>und</strong><br />

Leichtathletikverban<strong>des</strong> (WFLV) die 2. Phase<br />

<strong>der</strong> DFR NRW an den Start brachte. Mit<br />

großem Erfolg wurden im Vorfeld <strong>der</strong><br />

Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in 15<br />

Städten Nordrhein-Westfalens jeweils 11<br />

Stationen <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> Fußball Route<br />

NRW eröffnet <strong>und</strong> die dazu gehörigen<br />

Städtegui<strong>des</strong> in Buchhandlungen <strong>und</strong><br />

Fußballstadien vorgestellt. In allen Städten<br />

<strong>und</strong> Regionen werden Fußball <strong>und</strong> Kultur<br />

miteinan<strong>der</strong> verknüpft. Insgesamt 165<br />

Schil<strong>der</strong>, die auf die DFR <strong>und</strong> ihre Stationen<br />

hinweisen, wurden in NRW aufgestellt, dazu<br />

150.000 Prospekte verteilt. Die DFR wird<br />

längst im ganzen Bun<strong>des</strong>land als große<br />

Attraktion, auf <strong>der</strong> man in den Spuren vieler<br />

Fußball-Helden wandeln kann, wahrgenommen.<br />

Eine dieser Spuren führt direkt zum <strong>Deutschen</strong><br />

Sport & Olympia Museum, das<br />

natürlich auch eine Station <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong><br />

Gemeinsam mit den Kooperationspartnern gab NRW-Sportminister Dr. Ingo Wolf die<br />

Deutsche Fußball Route NRW frei für die "Pilger" auf den Spuren <strong>der</strong> Mythen, Legenden<br />

<strong>und</strong> Erinnerungen.<br />

Fußball Route NRW ist. Dass sportliche<br />

Ereignisse mehr sind als <strong>der</strong> Unterschied<br />

zwischen Sieg <strong>und</strong> Nie<strong>der</strong>lage, liegt sowohl<br />

dem Museum als auch <strong>der</strong> DFR am Herzen.<br />

Kreissparkasse überreichte<br />

För<strong>der</strong>mittel an Sportvereine<br />

im DSOM<br />

Vor 15 Jahren hat die Kreissparkasse Köln<br />

die Sportstiftung zur För<strong>der</strong>ung <strong>des</strong> Breitensports<br />

eingerichtet <strong>und</strong> mit 3,9 Millionen<br />

Euro Kapital ausgestattet. Die diesjährige<br />

Ausschüttung <strong>der</strong> Mittel an Sportvereine<br />

aus dem Rhein-Erft-Kreis, dem Rheinisch-<br />

Bergischen Kreis <strong>und</strong> dem Oberbergischen<br />

Kreis erfolgte in beson<strong>der</strong>em Rahmen im<br />

<strong>Deutschen</strong> Sport & Olympia Museum in<br />

Köln. Dr. Klaus Tiedeken, Mitglied <strong>des</strong><br />

Stiftungsvorstan<strong>des</strong> <strong>der</strong> Sportstiftung <strong>und</strong><br />

Mitglied <strong>des</strong> Vorstan<strong>des</strong> <strong>der</strong> Kreissparkasse<br />

Köln, übergab die För<strong>der</strong>mittel am 24.<br />

Oktober im Rahmen einer Feierst<strong>und</strong>e.<br />

Von den 93.200 € auszuschüttenden För<strong>der</strong>mitteln<br />

fließen 19.000 € auch an 21<br />

Vereine im Oberbergischen Kreis. Bislang<br />

wurden in <strong>der</strong> Sportstiftung insgesamt 1,6<br />

Millionen Euro ausgeschüttet. Die Sportstiftung<br />

<strong>der</strong> Kreissparkasse Köln verfolgt den<br />

Zweck, Mittel zur För<strong>der</strong>ung <strong>des</strong> Sports<br />

insbeson<strong>der</strong>e zur För<strong>der</strong>ung zusätzlicher<br />

Aktivitäten zugunsten <strong>des</strong> Breiten- <strong>und</strong><br />

Nachwuchssports durch steuerbegünstigte<br />

Sportvereine zur Verfügung zu stellen.<br />

Sterne <strong>des</strong> Sports<br />

Der nordrhein-westfälische Sportminister Dr.<br />

Ingo Wolf hat am 29. November 2007 im<br />

Salon <strong>des</strong> <strong>Deutschen</strong> Sport & Olympia Museums<br />

die "Sterne <strong>des</strong> Sports" in Silber für sein<br />

Bun<strong>des</strong>land <strong>und</strong> Rheinland-Pfalz vergeben.<br />

Initiatoren <strong>der</strong> zum vierten Mal für soziales<br />

Engagement an Sportvereine vergebenen<br />

"Sterne <strong>des</strong> Sports" sind <strong>der</strong> Deutsche<br />

Olympische Sportb<strong>und</strong> (DOSB) <strong>und</strong> die<br />

Volksbanken <strong>und</strong> Raiffeisenbanken. In<br />

Nordrhein-Westfalen waren neben dem<br />

siegreichen SV Bayer Wuppertal, <strong>der</strong> TV<br />

Schiefbahn 1899 aus Willich, <strong>der</strong> RC Sorpesee<br />

1956 aus Arnsberg-S<strong>und</strong>ern nominiert.<br />

Der Lan<strong>des</strong>sportb<strong>und</strong> Nordrhein-Westfalen<br />

als Partner <strong>der</strong> "Sterne <strong>des</strong> Sports" war durch<br />

Präsident Walter Schneeloch vertreten .<br />

Den "Großen Stern <strong>des</strong> Sports" in Gold wird<br />

Bun<strong>des</strong>kanzlerin Angela Merkel am 22.<br />

Januar 2008 in Berlin an den Bun<strong>des</strong>sieger<br />

überreichen.<br />

97


Der fliegende Fabian<br />

Musste <strong>der</strong> Schriftsteller Erich Kästner ein<br />

fliegen<strong>des</strong> Klassenzimmer <strong>und</strong> <strong>der</strong> Komponist<br />

Richard Wagner immerhin noch einen fliegenden<br />

Hollän<strong>der</strong> aufbieten, um die Massen in<br />

Begeisterung zu versetzen, bewerkstelligt dies<br />

heute ein junger, fliegen<strong>der</strong> deutscher Turner<br />

ganz alleine. Die Rede ist von Fabian Hambüchen,<br />

gebürtig in Bergisch Gladbach <strong>und</strong> jetzt<br />

in Wetzlar wohnend, <strong>der</strong> sich mit einer atemberaubenden<br />

"Flugschau" vor einem verzückten<br />

Publikum bei den Turn-Weltmeisterschaften<br />

2007 in Stuttgart zum neuen Weltmeister am<br />

Reck aufgeschwungen hat. Vor ihm war dies<br />

lediglich den deutschen Turnern Ernst Winter<br />

im Jahre 1934, Eberhard Gienger 1974, Ralf<br />

Büchner 1991 <strong>und</strong> Andreas Wecker 1995<br />

gelungen. Mit diesem Triumph krönte er seine<br />

bereits tags zuvor erzielten Erfolge als Vize-<br />

Weltmeister im Mehrkampf <strong>und</strong> Gewinner <strong>der</strong><br />

Bronzemedaille im Mannschaftswettbewerb,<br />

womit er dem deutschen Turnteam die Teilnahme<br />

an den <strong>Olympischen</strong> Spielen von Peking<br />

2008 maßgeblich sicherte.<br />

Von seinem Vater Wolfgang Hambüchen<br />

trainiert, hatte Fabian bereits bei den Jugendeuropameisterschaften<br />

2002 sein großes Talent<br />

bewiesen, indem er den Titel am Barren gewann.<br />

Bei den <strong>Olympischen</strong> Spielen von Athen<br />

2004 qualifizierte er sich für das Mehrkampffinale<br />

<strong>und</strong> belegte in seiner Spezialdisziplin, dem<br />

Reckturnen, einen hervorragenden 7. Platz. An<br />

diesem Gerät erturnte er sich ein Jahr später<br />

erstmals den Europameistertitel. Diesen Erfolg<br />

wie<strong>der</strong>holte er 2007 bei den Europameisterschaften<br />

in Amsterdam.<br />

Mit <strong>der</strong> Schenkung seines von ihm signierten<br />

Wettkampftrikots von den Amsterdamer<br />

Europameisterschaften hat Fabian Hambüchen<br />

als Vertreter einer jungen, leistungsstarken<br />

Turnergeneration <strong>und</strong> als Sympathieträger einer<br />

in <strong>der</strong> deutschen Öffentlichkeit lange vermissten<br />

Begeisterung für das Wettkampfturnen<br />

jetzt auch seinen verdienten Platz im <strong>Deutschen</strong><br />

Sport & Olympia Museum gef<strong>und</strong>en.<br />

98<br />

Sammlungsgeschichten<br />

zusammengestellt von Wolfgang Lewitzki<br />

Goldfisch an Land<br />

Fast zwei Jahrzehnte galt sie als Lichtgestalt im<br />

deutschen Schwimmsport: Franziska van<br />

Almsick. Ihre bereits im Kin<strong>des</strong>alter erzielten<br />

Erfolge - so gewann sie als 11-jährige bei den<br />

Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendspartakiaden in <strong>der</strong> früheren<br />

DDR schon neun Goldmedaillen - setzte sie<br />

im Jugend- <strong>und</strong> Erwachsenenalter fort. 18<br />

Siege bei Europameisterschaften <strong>und</strong> zwei<br />

Weltmeistertitel schlugen hier zu Buche. Ihren<br />

großen Traum, bei <strong>Olympischen</strong> Spielen eine<br />

Goldmedaille zu gewinnen, konnte sie jedoch<br />

nicht verwirklichen. Obwohl sie zwischen 1992<br />

<strong>und</strong> 2004 an insgesamt vier Spielen teilnahm<br />

<strong>und</strong> vielfach in ihrer Paradedisziplin 200 m<br />

Freistil als hohe Favoritin an den Start ging,<br />

reichte es letztlich "nur" zu zweiten <strong>und</strong> dritten<br />

Plätzen.<br />

Es war aber nicht nur dieser wechselvolle<br />

Verlauf <strong>der</strong> sportlichen Karriere, welche die<br />

Öffentlichkeit <strong>und</strong> die Medien immer wie<strong>der</strong><br />

faszinierten, son<strong>der</strong>n es war vor allem auch <strong>der</strong><br />

Mensch Franziska van Almsick. Mit natürlichem<br />

Charme <strong>und</strong> meist mit einem flotten Spruch<br />

auf den Lippen verkörperte sie die "kesse Göre"<br />

ebenso wie die scheue, nachdenkliche "Zweiflerin",<br />

wechselte vom gefeierten "Glamourgirl"<br />

dann wie<strong>der</strong>um zur schnippischen "Zicke".<br />

Diese Eigenschaften in Kombination mit ihrem<br />

guten Aussehen machten sie zur gefragten <strong>und</strong><br />

gut verdienenden Werbeträgerin.<br />

Die <strong>Olympischen</strong> Spiele in Athen 2004 sollten<br />

endlich ihren Traum vom Olympiagold bringen.<br />

Selbstbewusst <strong>und</strong> von den Medien auf das<br />

"Unternehmen Gold" festgelegt, erlebte sie im<br />

200 m Freistil-Finale mit dem 5. Platz jedoch<br />

eine herbe Enttäuschung. Sie erklärte ihren<br />

Rücktritt vom Schwimmsport <strong>und</strong> gab an, jetzt<br />

nur noch "an Land" weiter zu leben. Da sie,<br />

mittlerweile verheiratet <strong>und</strong> Mutter eines<br />

Sohnes, hierfür ihren Wettkampfdress nicht<br />

mehr unbedingt benötigt, entschloss sich<br />

Franziska van Almsick, dieses Exemplar dem<br />

<strong>Deutschen</strong> Sport & Olympia Museum zu<br />

schenken.<br />

Racket-Man<br />

Aus verständlichen Gründen spielen nationale<br />

Gesichtspunkte <strong>und</strong> Gewichtungen bei <strong>der</strong><br />

Auswahl <strong>und</strong> Darstellung von Ereignissen <strong>und</strong><br />

Personen im Rahmen unserer musealen Arbeit<br />

eine beson<strong>der</strong>e Rolle. Dennoch war <strong>und</strong> ist es<br />

für das Deutsche Sport & Olympia Museum<br />

selbstverständlich, die Entwicklung <strong>des</strong> internationalen<br />

Sportgeschehens stets mitzuverfolgen<br />

<strong>und</strong> angemessen zu berücksichtigen. Die<br />

Dokumentation <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> <strong>Olympischen</strong><br />

Spiele sei hierfür beispielhaft genannt.<br />

Dennoch bleiben vielfach Lücken, von denen<br />

erfreulicherweise nun eine geschlossen werden<br />

konnte. Die Rede ist von dem in Basel beheimateten<br />

Tennisspieler Roger Fe<strong>der</strong>er, <strong>der</strong> seit<br />

Jahren nicht nur seine Sportart dominiert,<br />

son<strong>der</strong>n als einer <strong>der</strong> herausragenden Protagonisten<br />

<strong>des</strong> aktuellen Weltsports gilt. Als Sohn<br />

einer Südafrikanerin <strong>und</strong> eines Schweizers im<br />

Jahre 1981 geboren, feierte er seit seiner ersten<br />

Profi-Saison 1998 schnell erste internationale<br />

Erfolge. Mittlerweile steht er seit 199 Wochen<br />

an <strong>der</strong> Spitze <strong>der</strong> Tennis-Weltrangliste, belegt<br />

mit 12 Grand Slam-Siegen hinter dem mit 14<br />

Erfolgen führenden Pete Sampras den 2. Platz<br />

in <strong>der</strong> Allzeit-Bestenliste <strong>und</strong> hat gerade erst in<br />

Shanghai zum vierten Mal den Masters-Cup,<br />

die Weltmeisterschaft <strong>der</strong> acht besten Profis<br />

einer Saison, gewonnen.Der mit Auszeichnungen<br />

<strong>und</strong> Ehrungen vielfach bedachte Champion<br />

- so wurde er 2005, 2006 <strong>und</strong> 2007 zum<br />

Weltsportler <strong>des</strong> Jahres gewählt - tritt jedoch<br />

nicht nur auf den Centre Court dieser Welt<br />

sympathisch <strong>und</strong> erfolgreich auf, son<strong>der</strong>n nutzt<br />

seine Popularität <strong>und</strong> seinen Einfluss auch mit<br />

einer eigenen Stiftung dazu, Projekte in den<br />

Bereichen Schule, Bildung <strong>und</strong> Jugendsport in<br />

zahlreichen, armen Län<strong>der</strong>n zu för<strong>der</strong>n.<br />

Für das Deutsche Sport & Olympia Museum ist<br />

es daher eine beson<strong>der</strong>e Freude <strong>und</strong> Ehre, von<br />

Roger Fe<strong>der</strong>er einen handsignierten Tennisschläger<br />

aus <strong>der</strong> Saison 2006, in <strong>der</strong> er bis auf<br />

die French Open zum dritten Mal in seiner<br />

Karriere drei Grand Slams in einer Saison<br />

gewinnen konnte, für die Sammlung geschenkt<br />

erhalten zu haben.


Die Spiele stecken voller Energie!<br />

Als offizieller Partner <strong>der</strong> deutschen Olympiamannschaft unterstützen wir unsere Nachwuchstalente <strong>und</strong> Spitzensportler<br />

auf ihrem Weg zu den <strong>Olympischen</strong> Spielen 2008 in Beijing. Gemeinsam mit ihnen teilen wir die Leidenschaft für Energie<br />

<strong>und</strong> freuen uns schon jetzt auf viele bewegende Momente.<br />

www.eon.com


Die neue C-Klasse. Auch in Gold, Silber<br />

o<strong>der</strong> Bronze erhältlich.<br />

Merce<strong>des</strong>-Benz unterstützt als offizieller Partner die Medaillenjagd <strong>der</strong> deutschen Olympiamannschaft 2008.<br />

� Nur die besten Sportler kommen<br />

in die Olympiamannschaft. Merce<strong>des</strong>-Benz<br />

<strong>und</strong> die neue C-Klasse sind stolz darauf, als<br />

Partner mit dabei sein zu dürfen. Wie die<br />

Olympiamannschaft vereint auch die neue<br />

C-Klasse herausragende Eigenschaften mit-<br />

einan<strong>der</strong>. Sie ist einerseits agil <strong>und</strong> sportlich,<br />

an<strong>der</strong>erseits kultiviert <strong>und</strong> souverän. Darum<br />

sollten Sie sich, am besten bei einer Probe-<br />

fahrt, genügend Zeit nehmen, sie ganz in Ruhe<br />

auf sich wirken zu lassen. Es lohnt sich, denn<br />

Sie werden ein Auto wie kein zweites erleben.<br />

www.merce<strong>des</strong>-benz.de/c-klasse

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!