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Ausgabe 3/2010 - Deutsche Olympische Gesellschaft

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<strong>Ausgabe</strong> 3/<strong>2010</strong><br />

Zeitschrift der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong>


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Freundliche Grüße<br />

aus der OF-Redaktion<br />

D<br />

er nationale Fußballrausch zum Ende der Saison ist<br />

gerade abgeebbt, da geht die Fieberkurve internationaler<br />

Fußballerwartungen bereits steil nach oben. Die Weltmeisterschaft<br />

in Südafrika kann und soll, liebe Leserinnen und Leser,<br />

auch vom OF nicht ignoriert werden. Natürlich ist kein Fachgeplänkel<br />

um Mannschaftsbefindlichkeiten, Titelambitionen<br />

und Versagensbefürchtungen unser Ansinnen. Es geht vielmehr<br />

um die politischen Dimensionen und sozialen Auswirkungen<br />

dieses ersten sportlichen Weltereignisses auf dem<br />

schwarzen Kontinent. Außerdem präsentieren wir in der OF-<br />

Galerie Kunst zur Fußball-WM, die die FIFA in allen Teilnehmerländern<br />

angeregt hatte. Kompatibel zum OF-Titel sozusagen,<br />

den Illustrator Hans Borchert in künstlerischer Freiheit<br />

ebenfalls einem hoffentlich neuen fußballerischen Sommermärchen<br />

gewidmet hat.<br />

Klar, dass unser redaktionelles Angebot in gewohnter und<br />

bewährter Weise die Welt des Sports fernab aller flüchtigen<br />

Betrachtungen und medialen Eintagsfliegen ins Visier nimmt.<br />

Da wird nicht nur aus berufenem Mund die Beziehung von<br />

Kirche und Sport als ebenso notwendig wie stark beschrieben.<br />

Auch die Leistungskultur des Sports zwischen olympischem<br />

und jesuanischem Menschenbild erfährt kritische Aufmerksamkeit.<br />

Sie gipfelt in der Warnung vor der Gefahr der Selbstzerstörung.<br />

Und zwar nicht nur mit Blick auf die hochleistungssportlichen<br />

Exzesse und ihre betrügerischen Begleiterscheinungen.<br />

Gleichrangig wird die Wiederbesinnung auf<br />

sportliche Maßstäbe gegenüber der galoppierenden Besinnungslosigkeit<br />

in der sportverbrämten Unterhaltungsindustrie<br />

angemahnt.<br />

Ein gesamtgesellschaftliches Problemthema von höchster<br />

Brisanz wird ebenfalls nicht ausgeklammert. Denn auch im<br />

Sport gibt es sexuellen Missbrauch mit dramatischen Folgewirkungen,<br />

die Ursachenforschung und Konsequenzen dringend<br />

geboten erscheinen lassen. Selbst der in dieser <strong>Ausgabe</strong><br />

umfangreich beleuchtete Themenkomplex der Nachwuchsförderung<br />

im Sport und durch den Sport hinterlässt keineswegs<br />

nur positive Erkenntnisse. Denn da mag der künftigen Elite<br />

noch so große Aufmerksamkeit und effektive individuelle<br />

Fürsorge zuteil werden - in der allgemeinen Bewegungsförderung<br />

von Kindern und Jugendlichen liegt Vieles im Argen. Zu<br />

große diesbezügliche Bildungslücken in Kindergarten und<br />

Schule passen nicht zum leistungssportlichen Hätschelkurs für<br />

die vergleichsweise wenigen Medaillenaspiranten von morgen<br />

und übermorgen. Immer wieder neu: Das <strong>Gesellschaft</strong>sphänomen<br />

Sport im Licht wie im Schatten. Wir bleiben allen Effekten<br />

und Entwicklungen hartnäckig auf der Spur.<br />

Ihr Harald Pieper<br />

Inhalt<br />

OF Mosaik 4<br />

OF-Podium: Prälat Dr. Bernhard Felmberg 6<br />

Siegen oder Verlieren - Die Leistungskultur des Sports<br />

zwischen olympischem und jesuanischem Menschenbild 8<br />

Prof. Dr. Michael Krüger<br />

Weltmeisterschaft der Politik: Fußballfest zwischen<br />

Ängsten und Hoffnungen 14<br />

Günter Deister<br />

OF-Interview mit Monika Lüke, Generalsekretärin Amnesty<br />

International Deutschland 18<br />

Bianka Schreiber-Rietig<br />

Sport und Sexualität: Kein Tabu- aber ein vielschichtiges<br />

Problemthema 20<br />

Prof. Dr. Helmut Digel<br />

Missbrauch: Keine Chance für Täter - Schutz für Opfer! 23<br />

Bianka Schreiber-Rietig<br />

Die <strong>Olympische</strong> Nummer 1:<br />

Kann die Leichtathletik diese Position noch behaupten? 26<br />

Michael Gernandt<br />

Wer kennt den Königsweg zur Talentförderung?<br />

Warnung vor Irrwegen und Missständen im Spitzen-<br />

und Gesundheitsport 28<br />

Hans-Peter Seubert<br />

Die Eliteschulen und ihre erfolgreichen Absolventen:<br />

Unverzichtbares Strukturelement im deutschen<br />

Leistungssport 32<br />

Dr. Andreas Müller<br />

OF-Kommentare 36<br />

Walter Mirwald, Michael Gernandt, Harald Pieper<br />

Special Olympics National Games Bremen <strong>2010</strong><br />

Hier sind wir: Selbstbewusst und sportlich 38<br />

Sonja Schmeißer<br />

Zum Tode von Juan Antonio Samaranch 40<br />

Steffen Haffner<br />

Sport nach Herzenslust: Der Verein als Garant für<br />

Leistung und Lebenshilfe, Spannung und Spaß 42<br />

Karl Hoffmann<br />

Was macht eigentlich ...? Manfred Germar 44<br />

Steffen Haffner<br />

Die Bedeutung von Sportmuseen und Sportarchiven<br />

nimmt zu 46<br />

Walter Mirwald<br />

OF-Galerie: Kunst trifft den Ball<br />

Die "<strong>2010</strong> International Fine Art" zur Fußball-WM<br />

Dr. Angelika Leitzke 48<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> KOMPAKT 54<br />

Impressum 63<br />

<strong>Deutsche</strong>s Sport & Olympia Museum 64<br />

DOG’chen - Die Kinderseite des OF 66<br />

3


DOSB-Ethik-Preis für<br />

Ruder-Olympiasieger<br />

Hans Lenk<br />

D<br />

er DOSB hat in Berlin erstmals<br />

seinen Ethikpreis verliehen. Geehrt<br />

wurde der Ruder-Olympiasieger von<br />

1960 und Professor der Philosophie,<br />

Hans Lenk.<br />

N<br />

icht wirklich schwer war die<br />

Voraussage, die von den Berufslächlern<br />

Kati Witt und Willy Bogner in<br />

Vancouver gestartete Charmeoffensive<br />

zu Gunsten der Münchner Olympiabewerbung<br />

werde sicher kein Dauerzustand<br />

sein. Dass sie aber schon gleich<br />

nach den Spielen im Kanadischen<br />

unterbrochen werden musste, weil im<br />

März und April zu Hause die Probleme<br />

der Bewerbergesellschaft sich häuften,<br />

war sicher nicht geplant gewesen. Egal,<br />

ob "Pannenserie", wie die Olympiagegner<br />

schwadronieren, oder branchenüb-<br />

4<br />

"Hans Lenk hat nach seinem Olympiasieg<br />

mit dem Deutschland-Achter auch<br />

als Professor für Philosophie und Soziologie<br />

national und international hohes<br />

Ansehen erworben. Dabei hat er immer<br />

wieder die Werte und Herausforderungen<br />

des Sports philosophisch beleuchtet",<br />

würdigte DOSB-Präsident Thomas<br />

Bach den Preisträger, der vor kurzem<br />

seinen 75. Geburtstag feierte<br />

Er machte als erster deutscher Olympiasieger<br />

über die Berufung zum Universitätsprofessor<br />

für Philosophie und Soziologie<br />

hinaus weltweite wissenschaftliche<br />

Karriere und blieb dem Sport als<br />

kritischer Denker, Berater und Mahner<br />

aber immer eng verbunden, unter<br />

anderem auch als regelmäßiger Autor<br />

der Zeitschrift <strong>Olympische</strong>s Feuer.<br />

<strong>Olympische</strong> Exponate<br />

A<br />

ls Dauerleihgabe stellt DOG-<br />

Mitglied Karl-Heinz Frenzen seit<br />

dem Jahresbeginn dem Ruhrmuseum<br />

in Essen Teile seiner Olympiasammlung<br />

zur Verfügung (wir berichteten).<br />

Darüber hinaus können Interessierte<br />

Münchner G`schichtn (1):<br />

Mit Charme und Methode<br />

liche Unebenheiten - einen goldenen<br />

Rahmen hat der Münchner Traum,<br />

nach den Sommerspielen 1972 auch<br />

Winterspiele organisieren zu dürfen, im<br />

Vorfeld der Ende Juni anstehenden<br />

Beförderung durch das IOC von der<br />

Bewerber- zur Kandidatenstadt nicht<br />

bekommen.<br />

Im Kummerkasten stecken: Die Demission<br />

(Beurlaubung?, Rauswurf?) des<br />

Geschäftsführers Adam; die Absage des<br />

im Oberland geplanten Unesco-Biosphärenreservats,<br />

die ein Rückschlag ist<br />

im Rahmen der Ausstellung "Helden -<br />

Von der Sehnsucht nach dem Besonderen"<br />

im Industriemuseum Heinrichshütte<br />

in Hattingen seit dem 12. März<br />

die olympischen Fackeln aus den<br />

Jahren 1936, 1972 und 1996 bewundern.<br />

Die Ausstellung wird den Besuchern<br />

noch bis zum 31. Oktober <strong>2010</strong><br />

präsentiert.<br />

13 <strong>Deutsche</strong> in<br />

IOC-Kommissionen<br />

A<br />

ngeführt von DOSB-Präsident<br />

Thomas Bach gehören 13 <strong>Deutsche</strong><br />

für die kommenden zwölf Monate den<br />

Kommissionen des Internationalen<br />

<strong>Olympische</strong>n Komitees (IOC) an. Dabei<br />

sitzt IOC-Vizepräsident Thomas Bach<br />

der Juristischen Kommission und der<br />

Kommission für Sport und Recht vor.<br />

Athletenvertreterin Claudia Bokel,<br />

zweites deutsches IOC-Mitglied, zählt<br />

zur neuen Entourage-Kommission, die<br />

auf Empfehlung des <strong>Olympische</strong>n<br />

Kongresses im vergangenen Oktober in<br />

Kopenhagen gegründet worden ist, um<br />

für das anspruchsvolle Umweltkonzept;<br />

die in München und bundesweit gesunkene<br />

Zustimmung zu den Spielen; die<br />

vorwiegend Kommunikationsmängeln<br />

geschuldeten und deshalb nach wie vor<br />

anhaltenden Scharmützel zwischen<br />

Bewerbern und Olympiagegnern; die<br />

Verunsicherung der Besitzer der Flächen,<br />

auf denen in Oberammergau<br />

nordisch gelaufen und geschossen<br />

werden soll; die bis zur Abgabe der<br />

endgültigen Bewerbungsunterlagen<br />

vorhandene Ungewissheit darüber, was<br />

der ganze Spaß denn kosten wird.<br />

Diesbezüglich sorgen Bogners Fehlinformationen<br />

zur Frage, wie nach dem<br />

möglichen Zuschlag die Kosten des OK<br />

gedeckt werden, zusätzlich für Verwirrung.<br />

OF-MOSAIK<br />

OF-MOSAIK


sich mit den Belangen von Trainern und<br />

Betreuern zu beschäftigen.<br />

Ausgeschieden aus den IOC-Kommissionen<br />

ist wegen Erreichens der Altersgrenze<br />

(80 Jahre) Walther Tröger, der<br />

die Kommission Sport für alle von 1990<br />

bis <strong>2010</strong> führte und jetzt IOC-Ehrenmitglied<br />

ist.<br />

Die 13 <strong>Deutsche</strong>n in IOC-Kommissionen:<br />

Athletenkommission: Claudia Bokel<br />

(IOC-Mitglied, ehemalige Fecht-Weltmeisterin),<br />

Kommission für Kultur und <strong>Olympische</strong><br />

Erziehung: Dr. Karl Lennartz (Sporthistoriker),<br />

Prof. Dr. Norbert Müller (Sporthistoriker<br />

Universität Mainz), Klaus<br />

Schormann (Präsident des Weltverbandes<br />

für Modernen Fünfkampf und des<br />

<strong>Deutsche</strong>n Verbandes für Modernen<br />

Fünfkampf)<br />

Entourage-Kommission: Claudia Bokel,<br />

Juristische Kommission: Thomas Bach,<br />

Vorsitzender (Fecht-Olympiasieger, IOC-<br />

Vizepräsident und DOSB-Präsident),<br />

Marketing Kommission: Thomas Bach,<br />

Pressekommission: Sven Busch (Sportchef<br />

der dpa),<br />

Das sind Baustellen, die man nicht auf<br />

die "Schnelle" ausbessern kann. Und: Sie<br />

werden "draußen", beim IOC und den<br />

Kontrahenten Pyeonchang und Annecy,<br />

eher wahrgenommen und entsprechend<br />

gewichtet als die positiven Entwicklungen,<br />

die es natürlich auch gibt, wie<br />

zuletzt den Einzug von Münchens Alt-<br />

OB Jochen Vogel ins Bewerbungskuratorium.<br />

Die Probleme scheinen Methode<br />

Radio/TV-Kommission: Stefan Kürten<br />

(European Broadcasting Union/EBU),<br />

Kommission für Sport und Umwelt:<br />

Roland Baar (ehemaliger Ruder-Weltmeister<br />

und Medaillengewinner bei<br />

<strong>Olympische</strong>n Spielen), Josef Fendt<br />

(Präsident Internationaler Rennrodel-<br />

Verband),<br />

Kommission für TV-Rechte/Neue<br />

Medien: Thomas Bach,<br />

Frauenkommission: Prof. Dr. Gudrun<br />

Doll-Tepper (DOSB-Vizepräsidentin),<br />

Kommission für Sport und Recht:<br />

Thomas Bach, Vorsitzender, Matthias<br />

Berg (elfmaliger Paralympics-Sieger),<br />

Kommission Sport für alle: Walter<br />

Schneeloch (DOSB-Vizepräsident),<br />

Wolfgang Baumann (Generalsekretär<br />

TAFISA).<br />

Paralympics: Überragende<br />

Mannschaft<br />

D<br />

OF-MOSAIK<br />

OF-MOSAIK<br />

ie deutschen Behindertensportler<br />

haben die X. Paralympics <strong>2010</strong> in<br />

Vancouver mit einem überragenden<br />

Ergebnis abgeschlossen. Bei den 64<br />

Entscheidungen hat das mit nur 20<br />

zu haben, sie sind ein Deja-vu. Schon<br />

frühere deutsche Olympiabewerbungen<br />

wurden durch Personalquerelen und<br />

Intransparenz behindert. Eigentlich<br />

müssten München und Partner nun<br />

wissen, was zu tun ist, soll sich das<br />

Schicksal der Vorgänger nicht wiederholen.<br />

Intern: Fehlerproduktion ab<br />

sofort auf null; extern: Charmeoffensive<br />

wieder auf volle Kraft.<br />

Bleiben noch die Fragen um Thomas<br />

Bach, den Motor der Olympiabewerbung.<br />

Ist er Ende des Jahres zur Wiederwahl<br />

beim DOSB bereit oder geht er<br />

und arbeitet dann an seiner Aussicht<br />

aufs höchste Amt beim IOC? Was<br />

bedeutet das eine und das andere für<br />

München 2018?<br />

Michael Gernandt<br />

Athleten angereiste, "kleine" deutsche<br />

Team 13 Gold-, 5 Silber- und 6 Bronzemedaillen<br />

erkämpft und in der<br />

inoffiziellen Medaillenwertung Platz 1<br />

errungen. Maßgeblich zum Ergebnis<br />

beigetragen haben Verena Bentele (Ski<br />

nordisch) und Gerd Schönfelder (Ski<br />

alpin), die sich über insgesamt neun<br />

Goldmedaillen und eine Silbermedaille<br />

freuen durften. Nie zuvor hatten so<br />

viele Sportlerinnen und Sportler, nämlich<br />

506, aus so vielen Ländern (44) an<br />

Winter-Paralympics teilgenommen.<br />

Auch die 230.000 Zuschauer, die die<br />

Paralympics an den Wettkampftagen in<br />

Vancouver und Whistler live verfolgten,<br />

sind eine neue Bestmarke für<br />

Paralympics. "Das ist eine überragende<br />

Mannschaft, unsere Ziele sind deutlich<br />

übertroffen worden", zog der Chef de<br />

Mission der deutschen Mannschaft,<br />

Karl Quade, Bilanz. Hoch zufrieden<br />

äußerte sich auch Friedhelm Julius<br />

Beucher: "Ein sensationeller Sieg. Jetzt<br />

heißt es, volle Kraft voraus Richtung<br />

London 2012 und Sotschi 2014", sagte<br />

der Präsident des <strong>Deutsche</strong>n Behindertensportverbandes<br />

(DBS).<br />

5


Der Tod des deutschen Nationaltorwarts Robert Enke<br />

am 10. November 2009 hat gezeigt, dass es im Sport<br />

um mehr geht als um ein gutes Endergebnis: Menschen<br />

dürfen im Kampf um Höchstleistungen nicht auf der<br />

Strecke bleiben. Der Suizid des beliebten Sportlers hat große<br />

Bestürzung nicht nur bei Fußballfans, sondern weit darüber<br />

hinaus in der <strong>Gesellschaft</strong> hervorgerufen, besonders, als<br />

bekannt wurde, Enke habe an Depressionen gelitten.<br />

Die erhöhte Aufmerksamkeit für dieses Thema verstärkte die<br />

öffentliche Trauer, die sich bei manchem sicher auch stellvertretend<br />

für eigene unterdrückte Gefühle zeigte. Die verfehlte<br />

Rede von Enke als "Fußballgott" kam dabei zwar in einigen<br />

Medien vor, die meisten Fans dagegen wussten sehr genau zu<br />

differenzieren; sie trauerten explizit um einen (besonders<br />

verehrten) Menschen. Deutlich wurde einmal mehr, wie groß<br />

der Druck auf Leistungssportler ist, Schwächen zu verbergen,<br />

und welche Folgen es haben kann, wenn vor lauter Leistungsdenken<br />

der Mensch nicht mehr wahrgenommen wird.<br />

Bereits einen Tag nach dem Tod von Robert Enke fand in der<br />

Marktkirche im Zentrum Hannovers eine Andacht statt, an der<br />

neben der Familie Enkes auch Mitglieder der Spitze des <strong>Deutsche</strong>n<br />

Fußball-Bundes (DFB) und der deutschen Nationalmannschaft,<br />

sowie gut 2000 Trauernde in und vor der Kirche<br />

teilnahmen. Am Beispiel dieses Gottesdienstes, seiner Wirkung<br />

in der öffentlichen Auseinandersetzung mit Trauer und<br />

Depression, lässt sich gut nachvollziehen, wie sinnstiftend und<br />

heilsam die Verschränkung von Sport und christlichem Glauben<br />

sein kann.<br />

Es zeigt sich auch, wie die christliche Botschaft, wo sie gelingend<br />

in die Lebenswirklichkeit der Menschen gesprochen wird,<br />

sich weiter entfaltet, die Wirklichkeit verändert und Menschen<br />

zum öffentlichen Bekennen bewegt. Nun sind also Sport und<br />

christlicher Glaube manchmal miteinander verschränkt. Worin<br />

aber besteht ganz grundsätzlich die besondere Qualität der<br />

Verbindung zwischen Sport und Kirche?<br />

Die meisten Sportler, gerade wenn sie Berufs- oder Hochleistungssportler<br />

sind, erleben in den Anstrengungen um eine<br />

optimale Leistung eine Auseinandersetzung von Körper und<br />

Geist, die sie an ihre Grenzen oder darüber hinaus bringt.<br />

Diese extreme Selbsterfahrung, die im Alltag nur selten stattfindet,<br />

kann eine erhöhte Sensibilität für die Frage nach der<br />

eigenen Existenz und Identität bergen. Es geht um das Gelingen<br />

von Identität, und in einem zweiten Schritt um das<br />

Gelingen von Gemeinschaft.<br />

In fast allen Sportarten sind Menschen sich Freund oder Feind,<br />

Konkurrent oder Partner. Gerade Teamsportler sind zugleich<br />

Mannschaftsspieler und doch Einzelkämpfer. Die soziale<br />

Dimension, die uns aus dem Alltag gut bekannt ist, wird im<br />

6<br />

Sport nur scheinbar spielerisch auf die Spitze getrieben (z. B.<br />

Sprinten, Boxen usw.). Kennzeichnend für diese Form der<br />

sportlichen Auseinandersetzungen ist die Tatsache, dass sie bis<br />

zum Ende ausgefochten werden, was auf die wenigsten<br />

Konflikte unseres Alltags zutrifft.<br />

Beide Dimensionen, die auf ein Ziel gerichtete Selbsterfahrung<br />

oder Auseinandersetzung mit dem oder den Nächsten, sind<br />

auch für den christlichen Glauben wesentlich. Weil diese<br />

Dimensionen im Sport in einer besonderen Intensität vorkommen,<br />

ist dem<br />

Sport auch ein<br />

erhöhtes spirituellesErfahrungspotenzialimmanent.<br />

Darin<br />

begründet sich im<br />

Kern die Notwendigkeit<br />

einer<br />

Partnerschaft<br />

zwischen Kirche<br />

und Sport.<br />

Die dem Sport<br />

inhärente religiöse<br />

Qualität sollte<br />

aus theologischen<br />

Gründen nicht<br />

mit einer Gleichsetzung<br />

von Sport<br />

und Religion<br />

verwechselt<br />

werden. Sehr<br />

deutlich muss<br />

immer wieder auf<br />

die Gefahren eines Verständnisses von Sport hingewiesen<br />

werden, das die Menschenwürde nicht angemessen beachtet.<br />

Wie wir es mit der menschlichen Würde halten, zeigt sich in<br />

besonderem Maße daran, wie wir mit der Würde derer umgehen,<br />

die unseren Idealen von Schönheit, Fitness und Erfolg<br />

nicht entsprechen. Dass der Sport keine Religion ist und auch<br />

keine sein will, wird auch immer wieder von den Vertretern<br />

des organisierten Sports betont.<br />

Dass Sport und christlicher Glaube in besonderer Weise aufeinander<br />

bezogen sind, ist der Evangelischen Kirche in Deutschland<br />

bewusst. Im Impulspapier "Gestaltung und Kritik. Zum<br />

Verhältnis von Protestantismus und Kultur im neuen Jahrhundert"<br />

(EKD-Texte 64) ist der Sport als ein wichtiges Begegnungsfeld<br />

von Kirche und Kultur beschrieben worden: "Er [der<br />

Sport] ist eine elementare Form, in der Menschen sich selbst<br />

als leibseelische Einheit erfahren und zugleich einander in<br />

Kooperation und Konkurrenz begegnen können."


Aus evangelischer Perspektive ist es also selbstverständlich,<br />

dass es einen Zusammenhang zwischen dem christlichen<br />

Glauben und Sport als tätige Bejahung des menschlichen<br />

Daseins gibt. Sport bedeutet idealerweise den dankbaren<br />

Umgang mit den schöpferischen Möglichkeiten menschlicher<br />

Existenz, Freude an der Wahrnehmung und Übung des eigenen<br />

Leibes, Sport ist auch ein Ort zur Übung der Goldenen<br />

Regel. Daraus - und nicht etwa aus einer vermeintlichen<br />

christlichen Leibes- und Sportfeindlichkeit - speisen sich die<br />

kritischen Einsprüche gegen die kultischen Deformationen des<br />

Sports, in der Leistung zum Körperkult, Erfolg zum Siegeskult<br />

und Gegnerschaft zum Kult der Gewalt verkommt. Wenn die<br />

Kirche solche Deformationen und Widersprüche im Sport<br />

feststellt, ist es ihre Aufgabe, in direkten Gesprächen und auch<br />

öffentlich darauf hinzuweisen.<br />

Es ist eine sinnvolle Aufgabe, das Zutrauen der kirchlichen<br />

Institutionen in den Sport zu stärken und umgekehrt die<br />

Offenheit des Sports für kirchliche Mitgestaltung seiner Aufgaben<br />

weiter zu gewinnen.<br />

Die Kirchen und der organisierte Sport erkennen sich wechselseitig<br />

als bedeutende Faktoren unserer Zivilgesellschaft an.<br />

Ihre Zusammenarbeit wird durch den Versuch einer gemeinsamen<br />

Werteorientierung bestimmt. So heißt es in einer<br />

gemeinsamen Erklärung aus dem Jahr 2009: "Kirchen und<br />

Sport stellen sich ihrer Verantwortung, die <strong>Gesellschaft</strong> aktiv<br />

mitzugestalten und den Menschen, gerade in Zeiten der<br />

Unsicherheit, Räume für eigenverantwortliches Handeln,<br />

Verlässlichkeit und Geborgenheit zu bieten. Dabei verbinden(!)<br />

Sport und Kirchen gemeinsame Werte. Beide wirken durch<br />

Vermittlung von Toleranz, Rücksichtnahme, Solidarität oder<br />

Fairness an der Gestaltung der <strong>Gesellschaft</strong> mit. Diese Grundorientierungen<br />

sind die gemeinsame Basis für das gesellschaftliche<br />

Engagement von Kirche und Sport."<br />

Unter missionarischen Gesichtspunkten hat die Kirche ein<br />

weiteres Interesse an einer guten Kooperation mit dem Sport:<br />

OF-PODIUM<br />

Kirche und Sport - eine starke und<br />

notwendige Beziehung<br />

Von Prälat Dr. Bernhard Felmberg,<br />

Sportbeauftragter der Evangelischen Kirche in Deutschland<br />

Hier erreicht sie Menschen, mit denen sie sonst nicht oder nur<br />

selten in Kontakt kommt. Unaufdringliches missionarisches<br />

Handeln kann hier nicht nur quantitativ große Wirkung haben.<br />

Wenn sich die Kirche da einbringt, wo Menschen mit Leib und<br />

Seele engagiert sind, hat sie gute Chancen, viele zu erreichen.<br />

Der theologischen und gesellschaftlichen Bedeutung des<br />

Sports trägt die EKD u.a. dadurch Rechnung, dass sie einen<br />

Sportbeauftragten des Rates benennt und einen Arbeitskreis<br />

Kirche und Sport unterhält. Das mediale Echo auf kirchliche<br />

Aktivitäten in diesem Bereich ist erfreulich hoch. Das liegt zum<br />

einen daran, dass die Kirchen nicht primär mit sportlichen<br />

Aktivitäten in Verbindung gebracht werden. Gleichzeitig wird<br />

der in der öffentlichen Wahrnehmung ganz vorn stehende<br />

Sport immer wieder ethischer Reflexionen und grundsätzlicher<br />

Interpretationen der Kirchen bedürfen. Dass die Kirche diese<br />

Hilfestellungen zu geben imstande ist, hat sich exemplarisch<br />

beim Umgang mit dem Tod Robert Enkes gezeigt.<br />

7


Das eherne Gesetz, der "systemische Code"<br />

des Sports, laute Sieg oder Niederlage,<br />

behaupten einige Sportsoziologen, und<br />

dazwischen gebe es nichts.<br />

Passend dazu werden dann gerne markige Sprüche<br />

von amerikanischen Football- und Baseballtrainern<br />

zitiert, die dieses unerbittliche Ethos des Sports,<br />

speziell des Leistungs- und Hochleistungssports<br />

auf den Punkt zu bringen scheinen: Der zweite sei<br />

der erste Verlierer im Sport heißt einer - "You don't<br />

win silver, you lost gold"; ein anderer, dass nette<br />

Jungs im Sport leider das Problem hätten, immer<br />

Letzte zu werden: "nice guys finish last". In diesem<br />

zuletzt genannten Bonmot wird noch ein anderes,<br />

beliebtes Vorurteil kolportiert: dass die Gewinner<br />

immer die moralisch und menschlich schlechten<br />

und die Verlierer immer die Guten seien. Vermutlich,<br />

auch das lässt sich daraus interpretieren, weil<br />

die Sieger härter, brutaler, auch unfairer sein<br />

müssten, eben weil sie Sieger sind und den Sieg<br />

wollen: Siegertypen, Leistungsträger, Erfolgsmenschen<br />

und Alphatiere auf der einen und Weicheier<br />

auf der anderen Seite. Ist das so, oder spricht aus<br />

dieser Vermutung lediglich der Hochmut der<br />

Erfolgreichen und der Neid der Verlierer? Empirisch<br />

gibt es weder sichere Belege für die eine noch für<br />

die andere Interpretation.<br />

Nach dem tragischen Selbsttod von Nationaltorhüter<br />

Enke - und bei näherem Hinsehen gibt es bekanntlich<br />

viele Enkes, nicht nur im Spitzensport - ist jedoch vielen klar<br />

geworden, dass einfaches Schwarz-Weiß-Malen wohl nicht<br />

der Wahrheit entspricht. Siegen und Siegen-müssen kann<br />

auch unmenschlich sein, kann einen Menschen, selbst wenn<br />

er stark ist oder stark sein will, unter Umständen zerstören.<br />

Diese krasse Siegermentalität, nach der die Welt in "winner"<br />

und "loser" eingeteilt wird, erfreute sich vor der großen<br />

Wirtschaftskrise, in der Phase der neoliberalen Erneuerung<br />

von Wirtschaft, Staat und <strong>Gesellschaft</strong>, allgemeiner Beliebtheit:<br />

Siegen, Geld verdienen, Erfolg waren angesagt, und die<br />

"loser" bekamen und bekommen Hartz IV. Die eigentliche<br />

Botschaft von Hartz IV lautet dabei nicht etwa, dass Bedürftige<br />

als Ausdruck christlicher Nächstenliebe ein für eine einfache<br />

Lebensführung mehr oder weniger ausreichendes Almosen<br />

bekommen, sondern dass sie eben als "loser" abgestempelt<br />

sind, deren Arbeitskraft nicht gebraucht und auch nicht<br />

gewünscht ist. Nach allen soziologischen Untersuchungen<br />

über Arbeitslose und Hartz IV-Empfänger ist für diese Menschengruppen<br />

das Hauptproblem nicht etwa (nur) das wenige<br />

8<br />

Siegen oder<br />

Geld, das ihnen zur Verfügung steht, sondern das allmählich<br />

zur Gewissheit werdende Gefühl, nicht gebraucht zu werden.<br />

Dieses Gefühl, dass die Arbeit, die man tun bzw. die Leistungen,<br />

die man erbringen kann, nicht geschätzt und gewünscht<br />

werden, führt zu einer Beeinträchtigung des Selbstwertgefühls<br />

und am Ende zum Verlust der Selbstachtung.<br />

Der frühere Präses der Evangelischen Kirche in Deutschland,<br />

Bischof Wolfgang Huber, hat in dem Zusammenhang in<br />

einem Beitrag für das Buch "Zwischen Kirchturm und Arena",<br />

in dem ein spezifisch protestantischer Blick auf den Sport<br />

gerichtet wird, eine aufschlussreiche Differenz hergestellt: Er<br />

unterscheidet zwischen einem "jesuanischen" und einem<br />

"olympischen" Menschenbild. Das olympische Menschenbild<br />

ist das des jungen, strahlenden, siegreichen Athleten, das wir<br />

aus den Stadien und Sportarenen aus aller Welt kennen und<br />

das auch Pierre de Coubertin vorschwebte, als er seine olympisch-athletische<br />

Religion - religio athletae - zu begründen<br />

versuchte. Der kraftvolle junge Sportler verkörpert demnach<br />

die Hoffnungen einer ganzen Generation, letztlich der<br />

Menschheit auf eine bessere Zukunft. Seine Leistungen und<br />

Die Leistungskultur des Sports zwischen olympischem


Verlieren<br />

Erfolge sind Ausdruck des Fortschritts, des Strebens nach<br />

Mehr - citius, altius, fortius - und im Sinne Coubertins auch<br />

nach mehr Frieden in der Welt; eines Friedens, der nicht auf<br />

Schwäche beruht, sondern auf Kraft und Stärke. Das jesuanische<br />

Menschenbild steht nach Huber dagegen für das Verlierers,<br />

des leidenden, vergänglichen Menschen, der sein Kreuz<br />

tragen muss und am Kreuz stirbt. In ihm wird das "memento<br />

mori" der Antike personifiziert. Nach christlicher Lehre sind<br />

jedoch Leiden und Sterben Christi am Kreuz die Voraussetzungen<br />

für Erlösung und neues Leben: per aspera ad astra -<br />

durch Mühsal und Leiden zu den Sternen. Huber zieht daraus<br />

den Schluss, dass ein olympisches Menschenbild nur dann<br />

den Ansprüchen an Humanität und Menschenwürde gerecht<br />

werden könne, wenn Leistungssport eingedenk dieses jesuanischen<br />

Konzepts betrieben werde, in Demut vor der Flüchtigkeit<br />

des Sieges und der Vergänglichkeit des Seins.<br />

Zwischen olympischem und jesuanischem Menschenbild<br />

besteht jedoch kein wirklicher Gegensatz, sondern es sind<br />

zwei Ausprägungen einer und derselben Anthropologie des<br />

Menschen, wobei die eine auf das Handeln und Leisten im<br />

Hier und Jetzt bezogen ist und die andere, wie es<br />

sich für eine Religion gehört, auf die Erlösung und<br />

das Leben nach dem Tod verweist.<br />

Allein die Erscheinung von Jesus Christus erinnert<br />

an einen olympischen Athleten, wie er seinen<br />

Zeitgenossen und Jüngern vor Augen gestanden<br />

haben mag: ein junger, kraftvoller und äußerst<br />

erfolgreicher junger Mann, der von Triumph zu<br />

Triumph, von Agon zu Agon zieht und deshalb<br />

auch Neid und Eifersucht auf sich zieht. Erst am<br />

Ende besiegen ihn seine Neider und Gegner; ein<br />

Sieg, der sich für sie jedoch als Phyrrhussieg<br />

erweist, weil sie mit diesem Sieg am Ende alles<br />

verlieren. Die biblische Geschichte ist eine Erfolgsgeschichte<br />

Jesu Christi, der sogar oder gerade in<br />

der Niederlage triumphiert.<br />

Das berühmte Zitat des Apostels Paulus aus dem 1.<br />

Korintherbrief (9, 24-27) kommt deshalb nicht von<br />

ungefähr: "Ihr wisst doch, dass an einem Wettlauf<br />

viele Läufer teilnehmen; aber nur einer bekommt<br />

den Preis. Darum lauft so, dass ihr den Preis<br />

gewinnt. Jeder, der an einem Wettlauf teilnehmen<br />

will, nimmt harte Einschränkungen auf sich. Er tut<br />

es für einen Siegeskranz, der verwelkt. Aber auf uns<br />

wartet ein Siegeskranz, der niemals verwelkt.<br />

Darum laufe ich wie einer, der ein Ziel hat. Darum<br />

kämpfe ich wie einer, der nicht in die Luft schlägt.<br />

Ich treffe mit meinen Schlägen den eigenen Körper,<br />

so dass ich ihn ganz in die Gewalt bekomme. Ich möchte nicht<br />

andere zum Wettkampf auffordern und selbst als untauglich<br />

ausscheiden."<br />

In diesem Bibel-Zitat wird der historische Kontext der antiken<br />

Agonistik lebendig: Zurzeit Jesu war jedem Bewohner des<br />

Mittelmeerraums klar, was ein Wettlauf ist und dass man<br />

beim Wettlauf siegen möchte, um reich belohnt zu werden.<br />

Jesus Christus und alle, die ihm folgen, besonders seine<br />

"Jünger", werden als "Athleten des Evangeliums" gesehen, wie<br />

Uta Poplutz ihre motivgeschichtliche Studie zur Wettkampfmetaphorik<br />

bei Paulus betitelte. Die frühchristlichen Mönche<br />

in Griechenland nannten sich "Athleten Christi", weil sie dem<br />

Herrn in seiner asketischen Lebensführung, die der von Hochleistungsathleten<br />

entsprach, nacheifern wollten. Ein Christ<br />

darf nicht abseits stehen, er soll sich am Leben beteiligen, am<br />

Wettlauf teilnehmen, er soll sich anstrengen, üben und trainieren<br />

(das bedeutet der griechische Begriff askesis), um den<br />

ersten Preis zu gewinnen, auch wenn er weiß, dass nur einer,<br />

der Sieger, den Preis bekommen kann. Aber deshalb sind<br />

Mühe und Anstrengung nicht vergeblich, sondern Vorausset-<br />

und jesuanischem Menschenbild von Michael Krüger<br />

9


zungen dafür, dass ein Christenmensch den Siegeskranz<br />

erringen kann, "der niemals verwelkt". Wer Jesus Christus vor<br />

Augen hat, der kämpft nicht vergebens, lässt sich mit Poplutz<br />

(und Huber) diese Bibelstelle interpretieren, auch wenn er<br />

verliert, sondern er wird das ewige Leben gewinnen.<br />

Über diese Wettkampfmetaphorik im engeren Sinn hinaus<br />

lassen sich aus dieser Bibelstelle zwei weitere wesentliche<br />

Aspekte eines christlichen Verständnisses von Sport und<br />

Körperkultur erkennen:<br />

Erstens haben körperliche Anstrengungen und Mühen den<br />

Zweck, den Körper beherrschen zu lernen. Ziel muss es sein,<br />

seinen Körper "ganz in die Gewalt" zu bekommen. In einer<br />

anderen Übersetzung von Vers 27 heißt es: "… ich verbläue<br />

meinen Leib und führe ihn in die Sklaverei, damit ich nicht<br />

etwa anderen verkündigt habe und selbst unbewährt bleibe".<br />

Mit anderen Worten: Askese, Übung, Training, Körperbeherrschung<br />

und Kontrolle sind ein christliches Gebot, das nicht<br />

nur von anderen gefordert, sondern von Christen vorgelebt<br />

werden muss.<br />

Das ist der zweite Aspekt, der für ein christlich-paulinisches<br />

Verständnis von Sport und Körperkultur wesentlich erscheint:<br />

Christenmenschen sollten im Hinblick auf die Beherrschung<br />

und Pflege des Körpers Vorbild sein. Also nicht Wasser predigen<br />

und Wein trinken, sondern selbst vorbildlich mit seinem<br />

Körper umgehen, ihn üben und trainieren. <strong>Olympische</strong> Erziehung<br />

ist in diesem Sinn identisch mit christlicher Körpererziehung.<br />

Auch hier geht es darum, Vorbild zu sein, sich im<br />

Training anzustrengen, nicht selten durch ein Tal der Tränen<br />

zu gehen, um am Ende erfolgreich sein zu können.<br />

Allerdings sollte in diesem Zusammenhang hinzugefügt<br />

werden, dass dieses Gebot, seinen Körper zu beherrschen, in<br />

der Kirchengeschichte weniger als Aufruf zum körperlichen<br />

Training verstanden wurde, durch Leibesübungen, Spiel und<br />

Sport körperlich fit und leistungsfähig zu werden, sondern<br />

Körperbeherrschung wurde in erster Linie in sexueller Hinsicht<br />

als Beherrschung der Fleischeslust verstanden. Beides,<br />

körperliches Training und kontrollierter Umgang mit Sexualität,<br />

muss sich nicht ausschließen. Ausreichend Sport und<br />

körperliche Anstrengung lenken von sexuellen Begierden ab,<br />

dachten viele christlich motivierte Turn- und Sportlehrerinnen,<br />

und umgekehrt nahm man lange Zeit an, dass sportliche<br />

Leistungen nur durch sexuelle Enthaltsamkeit möglich seien.<br />

Zurück zu Paulus: Nach seiner Darstellung im Korintherbrief<br />

ist also Jesus Christus der "ideale Athlet des Evangeliums".<br />

Wie ein olympischer Athlet führt er nicht nur ein asketisches<br />

Leben voller Mühe, Anstrengung und kämpferischem Einsatz,<br />

sondern er ist mit und durch seine Lebensführung auch<br />

Vorbild für alle Christen. Es liegt nahe, an dieser Stelle wiederum<br />

den modernen, selbsternannten Religionsstifter Pierre<br />

de Coubertin zu zitieren, der dieselbe Vorbildfunktion den<br />

10<br />

modernen, sportlichen Top-Athleten auferlegte: "Damit<br />

hundert ihren Körper bilden, ist es nötig, dass fünfzig Sport<br />

treiben, und damit fünfzig Sport treiben, ist es nötig, dass<br />

zwanzig sich spezialisieren; damit sich aber zwanzig spezialisieren,<br />

ist es nötig, dass fünf zu überragenden Spitzenleistungen<br />

fähig sind."<br />

Der Zweck sportlich-olympischer Leistungen besteht also<br />

nicht darin, Verlierer zu demütigen, sondern sie zu ebenso<br />

besonderen Leistungen zu motivieren, indem ihr Ehrgeiz<br />

angestachelt wird. "Die Ehrliebe", argumentierte schon ein<br />

anderer Urahn der Sportpädagogik, Johann Christoph Friedrich<br />

GutsMuths, dessen 250. Geburtstag im letzten Jahr<br />

gefeiert wurde, "ist eine der stärksten Triebfedern, den Geist<br />

und Körper des Knaben und Jünglings in Action zu setzen."<br />

Deshalb sah GutsMuths in seinen ebenfalls asketischen<br />

gymnastischen Übungen und Spielen besonders solche wett-<br />

bewerblichen Formen vor, die die Leistungen der Zöglinge<br />

beförderten. "Durch sie werden wir ihn (den Zögling, MK) also<br />

leicht zu dem leiten, was ihm natürlicher ist, nämlich zur<br />

Anstrengung seines Körpers." Körperliche Anstrengungen und<br />

Leistungen, auch körperliche Wettkämpfe, sind nach Guts-<br />

Muths etwas, das für Kinder und Jugendliche "natürlich" ist<br />

und lediglich durch die zur Bequemlichkeit erziehende<br />

moderne Kultur und Lebensweise verdrängt wird - eine<br />

Einsicht, die er mit seinem Vorbild Jean Jacques Rousseau<br />

teilte und die bis heute trotz mancherlei Anfechtungen zum<br />

klassischen Gedankengut der Sportpädagogik gehört.


Gymnastisches und sportlich-olympisches auf der einen<br />

sowie christliches Wettkampf- und Leistungsverständnis auf<br />

der anderen Seite waren bereits in der Antike, in der Hochzeit<br />

der antiken Agonistik und in der Entstehungszeit des Christentums,<br />

keine Gegensätze, und sie sind es bis heute nicht.<br />

Die christliche Religion setzte vielmehr einen Prozess der<br />

Relativierung und Zivilisierung des Siegens im Kampf bzw.<br />

Wettkampf fort, der bereits mit dem Beginn der antiken<br />

Agonistik im heroischen Zeitalter zu beobachten ist. Friedrich<br />

Nietzsche beschrieb dies in seiner Schrift über "Homer's<br />

Wettkampf", die im Zusammenhang seiner Arbeiten zur<br />

"Geburt der Tragödie" um 1872 entstand, und in der er,<br />

angeregt durch die Forschungen seines Kollegen Jakob Burkhardt<br />

zum agonalen Geist des Griechentums, die Bedeutung<br />

des agonalen, athletischen Wettkampfs für die Entwicklung<br />

menschlicher Kultur und Zivilisation betonte. Wenn man auf<br />

die von Homer erzählte Welt der Griechen schaue und etwa<br />

an die "Ekel erregende Karikatur des Achilleus" denke, der in<br />

der Schlacht um Troja den Leichnam des besiegten Hector<br />

durch öffentliches Herumschleifen schändete, dann "sehen<br />

wir hier in die Abgründe des Hasses", kommentierte Nietzsche.<br />

In der Agonistik, als dann geregelte athletische (und<br />

andere) Wettkämpfe veranstaltet wurden, die berühmtesten<br />

in Olympia, gelang es schließlich, diese barbarischen Motive<br />

in Kultur zu transformieren, wie es Siegmund Freud in ganz<br />

anderem Zusammenhang über das Unbehagen in der Kultur<br />

ausführte. "Nehmen wir dagegen den Wettkampf aus dem<br />

griechischen Leben hinweg", argumentierte Nietzsche, "sehen<br />

wir sofort in jenen vorhomerischen Abgrund einer grauen-<br />

haften Wildheit des Hasses und der Vernichtungslust." Für<br />

Nietzsche war der geregelte Wettkampf eine Bedingung für<br />

kulturellen Fortschritt und letztlich die Blüte der griechischen<br />

Kultur, weil erst durch ihn Ehrgeiz und Fortschritt möglich<br />

würden; während er am christlichen Ethos kritisierte, dass es<br />

zur Einschränkung oder Hemmung dieses Agonalitätsprinzips<br />

geführt habe.<br />

Seitdem, kann man sagen, lässt sich die gesamte Sportgeschichte<br />

unter diesem Motiv betrachten, das menschliche<br />

Streben nach Leistung, nach dem Besser-sein-Wollen-als-der-<br />

Andere, wie es bei Homer heißt - in zivilisierte, geregelte,<br />

verträgliche Formen zu überführen, wie dies auch der Menschenwissenschaftler<br />

Norbert Elias getan hat. <strong>Olympische</strong>r Eid,<br />

sportliche Regeln, Priester und Schiedsrichter, die in der Antike<br />

bei Verstößen gegen die Regeln sogar die Peitsche als Strafe<br />

einsetzen durften, zählen ebenso dazu wie in unseren Tagen<br />

die umfangreichen Regelwerke der Sportverbände, aber auch<br />

Videobeweise und Dopingkontrollen sowie auch und vor allem<br />

eine besondere Ethik des Sports, wie sie in der Theorie der<br />

Leibeserziehung, der olympischen Erziehung und der Sportpädagogik<br />

formuliert wurde. Fair Play ist vielleicht der deutlichste<br />

Ausdruck dieser spezifischen Ethik des Sports, in der sportliche<br />

und christliche Moral zusammengeführt wurden. "Muscular<br />

christianity" war ein zentraler Begriff der englischen Sporterziehung,<br />

wie sie in den public schools begründet und zum<br />

Vorbild einer olympischen Erziehung im und durch Sport<br />

geworden ist. Ziel war es, "christian gentlemen" zu erziehen,<br />

wie Thomas Arnold, der berühmte Headmaster der Schule von<br />

Rugby, und nach ihm Pierre de Coubertin nicht müde wurden<br />

zu predigen: junge Männer, an Mädchen und Frauen dachten<br />

sie nicht, die leidenschaftlich um den Sieg kämpften, zu großen<br />

athletischen Leistungen imstande waren, keine Herausforderung<br />

und keinen Wettkampf scheuten, nicht einmal gegen<br />

Leute aus dem gemeinen Volk, und trotzdem oder gerade<br />

deshalb fair miteinander umgingen, den Gegner als Partner<br />

schätzten, und keine Diskriminierung aus religiösen oder<br />

ethnischen Gründen akzeptierten. Nur die sportliche Leistung<br />

entscheidet über Sieg oder Niederlage, und eben nicht die<br />

Zugehörigkeit zu einem sozialen Stand, einer ethnischen<br />

Bevölkerungsgruppe oder auch Geschlecht.<br />

Diese Ausschließlichkeit des Leistungsprinzips, die in der<br />

bürgerlichen Leistungsgesellschaft über den sozialen Rang,<br />

Erfolg und Einkommen entscheiden soll, ist ein sehr wesentliches<br />

Element in der Entwicklung zu einer modernen Sportund<br />

Wettkampfethik, wie sie weder die Menschen der Antike<br />

noch des Mittelalters kannten.<br />

Der Atheist und Philosoph Peter Sloterdijk hat in seinem<br />

jüngsten Buch "Du musst Dein Leben ändern!" die Verbindung<br />

von athletischer und christlicher Religion thematisiert.<br />

Coubertin sei zwar als Religionsstifter gescheitert, meint er,<br />

aber er habe einen neuen, diesseitigen Kult geschaffen. "Was<br />

wirklich ins Leben trat (…), war eine Organisation zur Stimu-<br />

11


lierung, Lenkung, Betreuung und Bewirtschaftung primär<br />

thymotischer (stolz- und ehrgeizhafter), an zweiter Stelle<br />

erotischer (gierhafter, libidinöser) Energien."<br />

Sloterdijk sieht im modernen Sport die "Wiederkehr des<br />

Athleten als der Schlüsselfigur des antiken somatischen<br />

Idealismus". Übersetzt bedeutet das wohl die hohe Wertschätzung<br />

des Körperlichen in der antiken Kultur. Damit sei<br />

ein Prozess des nach-christlichen Kulturumbaus, der um 1400<br />

als philologische und artistische Renaissance begonnen hatte,<br />

in seine massenkulturelle Phase übergegangen, wie er<br />

schreibt. "Sein stärkstes Kennzeichen ist der Sport, von dem<br />

man nie genug betonen kann, wie tief er in das Ethos der<br />

Moderne eingegriffen hat." Mit dem Neustart der <strong>Olympische</strong>n<br />

Spiele (und mit der exzessiven Popularisierung des<br />

Fußballs in Europa und Südamerika) habe ein Siegeszug<br />

eingesetzt, dessen Ende kaum abzusehen sei, es sei denn, die<br />

aktuelle Dopingkorruption wäre als Indiz eines bevorstehenden<br />

Zusammenbruchs zu deuten. Allerdings wisse niemand,<br />

was an die Stelle des Athletismus treten könne. Dem seit<br />

1900 explodierenden Sportkult komme deshalb eine überragende<br />

geistesgeschichtliche, besser: ethik- und askesegeschichtliche<br />

Bedeutung zu, weil sich in ihm ein epochaler<br />

Akzentwandel im Übungsverhalten manifestiere. "Von den<br />

beiden großen Ideen des 19. Jahrhunderts, dem Sozialismus<br />

und dem Somatismus", schreibt Sloterdijk, "war offensichtlich<br />

nur die letztere durchsetzbar, und man braucht kein Prophet<br />

zu sein, um zu behaupten, dass das 21. Jahrhundert noch<br />

mehr als das 20. ihr ganz und gar gehören wird."<br />

Aber es ist eben nicht nur ein Triumph des Somatismus und<br />

Asketismus, wie Sloterdijk das nennt, die sich in der Entwicklung<br />

des modernen Sports äußern, sondern zugleich der<br />

Versuch, den Sport ethisch zu implementieren, der ungehemmten<br />

athletischen Kampflust Zügel anzulegen, den<br />

Wettkampf zu zähmen und dem unerbittlichen olympischen<br />

Prinzip des "citius - altius - fortius" ein "humanius" anzufügen,<br />

wie der Philiosph und Olympiasieger Hans Lenk bereits<br />

vor 30 Jahren gefordert hatte. Dieses alte homerische Prinzip<br />

des Besser-Sein-Wollens als der Andere sei der größte Übelstand<br />

des Sports, meinte schon Coubertin, aber es sei eben<br />

auch seine eigentliche "Poesie". Wer dieses Prinzip abschaffen<br />

möchte, raubt dem Sport seine Faszination.<br />

Coubertins Beichtvater Pierre Didon gab deshalb das Motto<br />

aus, dass die Teilnahme am sportlich-olympischen Wettkampf<br />

wichtiger sei als der Sieg. Das ist eigentlich kein<br />

sportlich-athletischer Gedanke, sondern das genaue Gegenteil;<br />

es ist der Grundsatz, den sich die deutschen Turner zu<br />

eigen gemacht hatten, der in der Theorie der Leibeserziehung<br />

weitergeführt wurde und bis heute in der modernen<br />

Sportpädagogik die Hitliste der pädagogischen Ziele des<br />

Sports und Schulsports anführt: Leistung und Sieg sind<br />

nicht so wichtig, heißt das in die pädagogische Alltagssprache<br />

übersetzt, Hauptsache die Kinder bewegen sich und<br />

12<br />

haben Spaß an Spiel und Sport: Spaß statt Leistung, Bewegung<br />

statt Sport, nennen das einige Bewegungspädagogen,<br />

und übersehen dabei den eigentlichen pädagogischen und<br />

ethischen Wert des Sports. In ihrer Ablehnung des Leistungs-<br />

und Wettkampfsports stützen sich bis heute viele<br />

Sportpädagogen mehr oder weniger direkt und bewusst auf<br />

die Sportkritik der so genannten "Neuen Linken" in der<br />

Nachfolge der Kritischen Theorie von Theodor Adorno und<br />

Max Horkheimer. Diese witterten in ihrer Schrift "Dialektik<br />

der Aufklärung" in jeder Form von Selbstbeherrschung die<br />

Unterwerfung und unterstellten bei jeder Art von Disziplin<br />

in der Lebensführung sofort die Selbstrepression, wie Peter<br />

Sloterdijk kritisiert.<br />

Durch diese "verdumpfte Soziologie", wie Sloterdijk die Kritische<br />

Theorie geißelt, geriet aus dem Blick, was den Sport<br />

eigentlich ausmacht, nämlich "die selbstbezügliche Bewegung,<br />

das nutzlose Spiel, die überflüssige Verausgabung, der<br />

simulierte Kampf", so Sloterdijk, die eben in deutlichstem<br />

Gegensatz zum "utilitären Objektivismus der Arbeitswelt"<br />

stehen und nicht "das Trainingslager für die Fabrik und die<br />

Vorschule der kapitalistischen Konkurrenzideologie" sind.<br />

Trotzdem gibt es natürlich Bereiche des Sports, auch dies<br />

konzediert Sloterdijk, die einem Resultatsfetischismus unterliegen,<br />

der dem zwanghaftesten Produktdenken in nichts<br />

nachsteht. Aber was bedeutet dies, gibt er zu bedenken, wenn<br />

andererseits die Statistiken besagen, dass in diesem Bereich<br />

der Sportwelt auf einen Professionellen zehntausend Amateure<br />

und mehr kommen.<br />

Coubertin selbst versuchte, den Rekordfetischismus und das<br />

Leistungs- und Wettkampfprinzip des Sports durch zwei<br />

andere ethische Grenzziehungen zu kontrollieren: erstens<br />

durch die Idee des Sports als Spiel, und zweitens (und damit<br />

verbunden) durch die Idee des Amateursports. Solange der<br />

Sport spielerisch, um seiner selbst willen betrieben wird, so<br />

sein idealistisches Spielverständnis, kann er nicht aus dem<br />

Ruder laufen. Er bleibt ein interessanter, aber im Wesentlichen<br />

harmloser Zeitvertreib. Der spielerische Charakter des<br />

Sports geht dann verloren, so lautet der Grundgedanke des<br />

Amateurismus, wenn andere Motive und Interessen als die<br />

Freude am Sport selbst Überhand nehmen, insbesondere<br />

wirtschaftliche und berufliche Interessen, Geld verdienen und<br />

den Sport zum Beruf machen wollen. Deshalb hielten er und<br />

viele seiner Nachfolger im olympischen Geist so lange, zu<br />

lange, am Amateurgedanken des olympischen Sports fest, bis<br />

er zum Anachronismus wurde.<br />

Heute scheint sich der sportliche Grundsatz des citius-altiusfortius<br />

mehr denn je durchgesetzt zu haben. Sportsoziologen<br />

sprechen von der "Totalisierung" des Sports, und vieles sieht<br />

danach aus, als ob dieser Prozess, zumindest im Bereich des<br />

absoluten Hochleistungssports, immer radikaler und unerbittlicher<br />

voranschreitet. Die Grenzen menschlicher Leis-


tungsfähigkeit scheinen längst erreicht oder überschritten zu<br />

sein; und dies gilt sowohl in körperlich-physischer als auch<br />

in seelischer oder psychischer Hinsicht. Viele, zu viele glauben<br />

sich nur noch durch fremde, unerlaubte Mittel ihren<br />

Traum vom Sieg verwirklichen zu können; und ebenso viele<br />

scheitern und sind durch ihren geliebten Sport zu körperlichen<br />

und seelischen Wracks geworden; ganz zu schweigen<br />

von denen, die am Ende ohne Ausbildung und Beruf und<br />

trotz ihres häufig noch jugendlichen Alters ohne Perspektive<br />

dastehen.<br />

Die Doper merken dabei nicht oder zu spät, dass sie durch<br />

Doping nicht nur ihre Gesundheit aufs Spiel setzen und ihre<br />

Konkurrenten im Wettkampf betrügen, sondern letztlich sich<br />

selbst um die Früchte der eigenen Arbeit bringen, weil sie ihre<br />

Leistungen und Siege nicht mehr auf sich selbst beziehen<br />

können. Sie zerstören das, was die sportliche Leistung und<br />

den Sieg im Sport so wertvoll machen, die "Eigenleistung",<br />

wie Hans Lenk es nennt, und damit verbunden der Stolz,<br />

selbst für seine Leistung verantwortlich zu sein.<br />

Aber es gibt auch andere Risiken des sportlichen Leistungsprinzips.<br />

Peter Sloterdijk hat darauf in seinem Hymnus an die<br />

sportliche Leistung und Askese in der ihm eigenen Deutlichkeit<br />

hingewiesen. Er sieht den Sport am Scheideweg. "Entwe-<br />

der fungiert der Sportler weiterhin als Zeuge für die menschliche<br />

Fähigkeit, an der Grenze zum Unmöglichen Schritte<br />

nach vorn zu tun - mit unabsehbaren Übertragungswirkungen<br />

auf alle, die sich auf das schöne Schauspiel einlassen",<br />

schreibt er, "oder er geht den schon jetzt vorgezeichneten<br />

Weg der Selbstzerstörung weiter, auf dem debile Fans kodebile<br />

Stars mit Anerkennung von ganz unten überschütten,<br />

die ersten betrunken, die zweiten gedopt."<br />

Die Gefahr der Selbstzerstörung des Sports besteht demnach<br />

nicht nur in den Exzessen des Hochleistungssports und im<br />

betrügerischen Doping, sondern auch darin, dass in der<br />

modernen Massen- und Popularkultur, für die der Sport in<br />

besonderer Weise steht, die Maßstäbe für außerordentliche<br />

Leistungen verschwimmen. Die Massenmedien haben großen<br />

Anteil an dieser Banalisierung oder Profanisierung der sportlichen<br />

Leistung. Im Wettbewerb zwischen Coubertin und<br />

Gottschalk, zwischen Günther Jauch und Carl Diem haben die<br />

Showmaster inzwischen die Nase vorn.<br />

Sportpädagogik und Sportethik, die immer auch christlichen<br />

Werten verpflichtet waren und sind, sollten deshalb dazu<br />

beitragen, dass im Sport sportliche Maßstäbe - die des christlichen<br />

und sportiven Asketismus, und nicht die Maßstäbe der<br />

Unterhaltungsindustrie - gelten.<br />

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Weltmeisterschaft der Politik:<br />

Fußballfest zwischen Ängsten und Hoffnungen von Günter Deister<br />

Politik und Sport sind ein ungleiches Paar. Die Politik<br />

bestimmt die Umweltbedingungen und den Raum, in<br />

dem Sport ausgetragen wird. Der Sport kann politische<br />

Entwicklungen befördern und Einfluss nehmen auf ökonomische,<br />

soziale und kulturelle Rahmenbedingungen; seine<br />

symbolhafte Wirkung ist beträchtlich. Wenn die Politik auch<br />

die Regeln für den Sport festsetzt und ihn instrumentalisiert,<br />

wird er zu ihrem Büttel. Wenn der Sport über seine Grenzen<br />

geht, wird er gefährlich und schädlich. Einen unpolitischen,<br />

unabhängigen Sport gibt es nicht. Er ist immer auch ein<br />

Seismograph für politische Wirklichkeit.<br />

14<br />

All das und noch mehr trifft auf die bevorstehende Fußball-<br />

Weltmeisterschaft in Südafrika zu. Sie wird zu einem einzigen<br />

Seminar über die Wechselwirkungen von Politik und Sport.<br />

Man kann sagen: Seit den von den Nationalsozialisten 1936<br />

in Berlin missbrauchten <strong>Olympische</strong>n Spielen als Veranstaltung<br />

völkischer Überlegenheit und dazu noch den Boykott-<br />

Spielen 1980 in Moskau als Ausdruck zweier sich bekämpfender<br />

politischer Blöcke war keine Großveranstaltung des Sports<br />

so politisch wie die WM <strong>2010</strong>. Es geht dabei auch um den<br />

Versuch, Wunden zu heilen, Rassenschranken zu überwinden<br />

und nationale Identität zu erzeugen.


Der Rückgriff auf die jüngere Vergangenheit des Kap-Staates<br />

zeigt das besonders eindrucksvoll. Bis in die 80er Jahre hinein<br />

benutzte die von der Neun-Prozent-Minderheit der Weißen<br />

getragene Regierung den Sport zur Festigung und auch<br />

Rechtfertigung ihrer Politik der Rassentrennung (Weiße,<br />

Schwarze, Farbige, Asiaten). Seit 1963 galt als Regel der seit<br />

1956 per Gesetz betriebenen Apartheid: Nichtweiße dürfen<br />

mit Weißen keinen Sport treiben. Gemischte Auswahlmannschaften<br />

sind verboten. Jede Rasse bekommt ihren eigenen<br />

Sportverband. Nur Weiße dürfen Südafrika international<br />

repräsentieren, wie geschehen bis zu den <strong>Olympische</strong>n Spielen<br />

1960 in Rom.<br />

Als 1968 die Briten die Ungeheuerlichkeit besaßen, für die<br />

Wettkampfreise ihres Kricket-Teams auch einen nichtweißen<br />

Spieler zu nominieren, belegte Südafrikas Ministerpräsident<br />

John Vorster die Tournee mit einem Verbot. Dies und das<br />

Einreiseverbot des schwarzen amerikanischen Weltklasse-<br />

Tennisspielers Arthur Ashe beschleunigte die Isolation des<br />

südafrikanischen Sports durch Sanktionen und Boykotts. Die<br />

UNO führte eine "schwarze Liste" mit jenen Sportlern ein, die<br />

in Südafrika antraten oder gegen Südafrikaner angetreten<br />

waren. Unter mehr als 200 Namen befanden sich der deutsche<br />

Golfprofi Bernhard Langer und der österreichische<br />

Automobilrennfahrer Niki Lauda. Das IOC verbannte Südafrika<br />

1970 aus seinen Reihen, nach dem es Südafrika in Einzelentscheidungen<br />

die Teilnahme an den Spielen in Tokio (1964)<br />

und Mexiko-Stadt (1968) verwehrt hatte. Der Fußball-Weltverband<br />

reagierte 1976 mit Ausschluss, bereits 1964 hatte die<br />

FIFA das Land suspendiert.<br />

Der Höhepunkt der Boykotts wegen Südafrika ereignete sich<br />

1976, als 30 afrikanische und asiatische Länder den <strong>Olympische</strong>n<br />

Spielen fern blieben. Sie reagierten damit auf die<br />

Weigerung des IOC, Neuseeland die Teilnahme in Montreal zu<br />

verweigern. Dessen Regierung hatte Monate zuvor eine<br />

Rugby-Tour des südafrikanischen Springbok-Teams durch das<br />

Land erlaubt. Wie stark die Sportnation unter der Isolation<br />

litt, wurde 1982 bei der jährlichen Aufnahme von herausragenden<br />

Sportlern in die nationale "Ruhmeshalle" deutlich.<br />

Gekürt wurden vier Angler, ein Barfuß-Wasserskiläufer, eine<br />

Rettungsschwimmerin und ein Reitersmann, der mit seinem<br />

Pferd 8,40 Meter weit gesprungen war. Alle Neun einte die<br />

Tatsache, "Weltrekorde" aufgestellt zu haben.<br />

Der Druck des Auslands blieb in Südafrika nicht ohne Wirkung,<br />

denn die sportbegeisterten Buren schmerzte die Isolation<br />

sehr. Mehr aus Berechnung denn aus Einsicht fielen im<br />

Sport 1976 mit der Vereinigung der nach den vier Rassen<br />

getrennten Fußball-Verbände die ersten Schranken. Mit Georg<br />

Thabe wurde ein Schwarzer an die Spitze gesetzt. Weiße<br />

konnten seitdem mit Nichtweißen spielen. Auch ein Schwarzer<br />

konnte Südafrika nun international vertreten. Aus der<br />

Sicht der weißen politischen Führungsschicht, die den<br />

Schwarzen nur einen Gastarbeiter-Status in Südafrika zubil-<br />

ligte und die entrechteten Eingeborenen lediglich als Staatsbürger<br />

der künstlich geschaffenen Homelands betrachtete,<br />

war dies ein außergewöhnliches, wenn auch zunächst nur<br />

formales Entgegenkommen.<br />

Es wurde am heftigsten bekämpft vom nichtweißen Sport,<br />

der sich als politische Kampfgemeinschaft im Südafrikanischen<br />

Komitee für Nichtrassischen Sport (SACOS) zusammengeschlossen<br />

hatte und als nationaler Repräsentant auch<br />

international Anerkennung fand. "Wie kann man in einer<br />

nichtnormalen <strong>Gesellschaft</strong> normalen Sport betreiben", sagte<br />

dessen Generalsekretär Manikum Panther und bezeichnete<br />

Thabe als "Verräter, der sich von den Weißen kaufen lässt".<br />

Thabe erwiderte: "Der Sport ist nicht in der Lage, 20 Millionen<br />

Schwarzen Stimmrecht zu verschaffen." Doch er könne eine<br />

Evolution einleiten. Früher als in anderen gesellschaftlichen<br />

Bereichen gelang es dem Sport, erste Rassenschranken zu<br />

überwinden. Noch vor den ersten demokratischen Wahlen<br />

1994 war Südafrika wieder Mitglied des Weltsports. 1991<br />

wurde es vom IOC, ein Jahr später von der FIFA aufgenommen.<br />

Das symbiotische Verhältnis von Politik und Sport hat durch<br />

Nelson Mandela Gestalt angenommen. Der erste schwarze<br />

Präsident überreichte 1995 der siegreichen südafrikanischen<br />

Rugby-Nationalmannschaft den Weltmeisterschafts-Pokal im<br />

grün-goldenen Springbock-Trikot. Es war eine beglückende<br />

Geste der Versöhnung, ein großer nationaler Moment, ein<br />

Versuch der Zusammenführung der Rassen mit ihren unterschiedlichen<br />

Prägungen, Vorurteilen und Vorlieben; die<br />

Schwarzen lieben Fußball, die<br />

Weißen Rugby. Mandela wollte<br />

ausdrücken: Wir sind gemeinsam<br />

stolz au fden Triumph. Wir müssen<br />

uns gegenseitig respektieren.<br />

Ein Jahr später feierten die<br />

Schwarzen ihr großes Fest nach<br />

dem Sieg der südafrikanischen<br />

Fußball-Nationalmannschaft im<br />

Afrika-Cup. Mandela trug zur<br />

Siegerehrung das grüne Trikot<br />

von "Bafana, Bafana" (unsere<br />

Jungs) und wiederholte damit<br />

seine Botschaft, diesmal richtete sie sich besonders an die<br />

weiße Bevölkerung.<br />

14 Jahre später steht bei der Fußball-Weltmeisterschaft viel<br />

mehr auf dem Spiel. Die junge Demokratie stellt sich bei<br />

dieser Weltausstellung des Fußballs selbst aus, und welches<br />

Bild dabei entsteht und welche Wirkungen erzielt werden, ist<br />

ungewiss. Wenn der charismatische Mandela, inzwischen 91<br />

Jahre alt und kaum noch transportfähig, die Weltmeisterschaft<br />

am 11. Juni in Johannesburg nicht eröffnen kann, wird<br />

es Jacob Zuma tun. Ein Skandal umwitterter Präsident, der<br />

bei seinen Affären um Betrug, Korruption und Vergewalti-<br />

15


gung von einer bedrängten Justiz gnädig behandelt wurde,<br />

und der zulässt, dass der ihn stützende Afrikanische Nationalkongress<br />

(ANC) dabei ist, sich in sein Gegenteil zu wandeln.<br />

Unter Mandela war er eine Befreiungsorganisation der<br />

Schwarzen mit vorbildhaften Wirkungen für den ganzen<br />

Kontinent. Nun lässt Zuma zu, dass sein Anhang Rassenhass<br />

predigt, sich bereichert und mit Diktatoren wie Zimbabwes<br />

Robert Mugabe kooperiert.<br />

Südafrika ist seit der politischen Wende einen schweren Weg<br />

gegangen. Transformation heißt das Zauberwort. Transformation<br />

der Apartheid-Diktatur der Weißen in eine Demokratie<br />

mit Gleichheit der Rassen. Diesem hohen Anspruch ist das<br />

Land kaum näher gekommen. Die Schwarzen haben die<br />

politische Macht übernommen und rütteln an den Säulen<br />

Pressefreiheit und unabhängige Justiz, die Weißen behielten<br />

die Wirtschaftsmacht. 92 Prozent der Vorstandsposten von<br />

Unternehmen werden von ihnen besetzt. Es ist eine fragile<br />

Koexistenz. Sie hat in den vergangenen 16 Jahren wirtschaftliche<br />

Erfolge hervorgebracht, fundamentales Ungleichgewicht<br />

vermochte sie nicht zu verändern.<br />

Trotz des Baus von drei Millionen Sozialwohnungen für die<br />

Armen hat die Not eher noch zugenommen. Unverändert<br />

groß ist der Ansturm aus den ländlichen Regionen in die<br />

Städte. Noch immer sind die Lebensräume nach Rassen<br />

strukturiert, jede Stadt und jede Kommune hat ihr schwarzes<br />

Township. In einer bis zur Weltwirtschaftskrise stabilen Ökonomie<br />

sind die Unterschiede zwischen Arm und Reich eher<br />

noch krasser geworden. 420.000 seit Abschaffung der Apartheid<br />

gewaltsam ums Leben gekommene Menschen zeugen<br />

von tiefen sozialen Verwerfungen. Jüngste Unruhen in den<br />

Townships mit tausenden Barrikaden, Bränden und Steinwürfen<br />

waren ein Ausdruck für Protest gegen die Lebensbedingungen<br />

und bitter enttäuschte Hoffnungen. Die Regierung<br />

hatte den irrigen Eindruck erweckt, vor allem die Armen<br />

würden von der Fußball-WM profitieren. Die eigentlichen<br />

Nutznießer sind Firmen wie Siemens, das einen Milliarden-<br />

Auftrag erhielt. Selbst Zuma spricht von einer "Zeitbombe"<br />

und wird mit den Forderungen der regierenden Schwarzen-<br />

Partei ANC auf radikale Umverteilung und Verstaatlichung<br />

von Schlüsselindustrien konfrontiert.<br />

Um größtmöglichen Nutzen aus dem Weltereignis zu ziehen,<br />

hat die Politik den Fußball verstaatlicht und ihn zu ihrem<br />

Instrument gemacht. Es geht ihr vor allem um globale Anerkennung<br />

und um Einlass in die erste Reihe der Nationen.<br />

Durch ein Sondergesetz übernahm der Staat die Rolle eines<br />

Geldgebers und Veranstalters. Das nationale Organisationskomitee,<br />

bei der WM in Deutschland eine Privatorganisation mit<br />

eigenem Etat, wurde praktisch zu einer Regierungskommission.<br />

Die enorme Summe von 35 Milliarden Euro hat Südafrika<br />

in die Verbesserung seiner Infrastruktur gesteckt, dazu kommen<br />

rund 3,5 Milliarden Euro als Direktinvestition in die WM<br />

wie den Bau von Stadien.<br />

16<br />

Der Ausbau von Straßen, Schienen und Flughäfen sowie die<br />

Einführung von Nahverkehrssystemen in den Stadtregionen<br />

findet eine Rechtfertigung durch ihre Nachhaltigkeit - der<br />

Sport als Motor für die Entwicklung eines Schwellenlandes.<br />

Doch es drängen sich Fragen auf: Darf sich Südafrika eine<br />

solch kostspielige Weltmeisterschaft überhaupt leisten?<br />

Hätten von den Mitteln nicht besser hunderttausende Hütten-Unterkünfte<br />

für die Ärmsten der Armen, von manchen<br />

weißen Kritikern "Mandela-Villen" genannt, erbaut werden<br />

sollen, dazu hunderte von Schulen und Hospitäler? Nahezu<br />

die Hälfte der Erwerbsfähigen ist arbeitslos. 43 Prozent der<br />

Südafrikaner müssen mit weniger als zwei Euro pro Tag<br />

auskommen. Sechs Prozent der auf 48 Millionen angewachsenen<br />

Bevölkerung erwirtschaftet das Steueraufkommen des<br />

Staates, es sind in ihrer großen Mehrheit Weiße. Ökonomen<br />

schätzen, dass das Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr durch<br />

die WM lediglich um maximal 0,8 Prozent steigen wird.<br />

Und hatte nicht die 5. Internationale AIDS-Konferenz Ende<br />

vergangenen Jahres in Kapstadt beklagt, dass die Regierung<br />

wegen Geldknappheit die verheißungsvolle Entwicklung eines<br />

Impfstoffs gegen AIDS durch südafrikanische Wissenschaftler<br />

verweigert hat? 5,7 Millionen Südafrikaner sind von dem<br />

Virus infiziert, die tägliche Sterberate liegt bei 1000. 1,6<br />

Millionen Kinder sind AIDS-Waisen. Ihre Eltern sind dahingerafft<br />

von einer Erkrankung, die bis 2003 als Seuche nicht<br />

anerkannt war. Bis dahin hatte das Gesundheitsministerium<br />

als Gegenmittel Kräutermedizin und gesunde Ernährung<br />

empfohlen.<br />

Die besondere Problematik der WM macht sich am Bau der<br />

fünf neuen und dem Umbau von fünf alten Stadien fest,<br />

zehn Arenen, die über zwei Milliarden Euro gekostet haben<br />

und deren Nachnutzung zum Teil höchst unsicher ist; Südafrika<br />

ist kein Fußball-Land, die höchste Liga bringt pro Spiel<br />

im Schnitt weniger als 10.000 Zuschauer auf die Beine. In<br />

Durban schuf das Hamburger Architektenbüro Gerkan, Marg<br />

und Partner (GMP) ein Bauwerk von großer Eleganz und<br />

Transparenz, überspannt von einem hundert Meter hohen<br />

Bogen, eingebaut ist eine Aussichtsplattform mit weitem<br />

Rundblick. In Kapstadt kreierte GMP am Ozean vor dem<br />

Hintergrund der Silhouette des Tafelbergs ein kelchartiges<br />

Stadionwunder mit hellen, äußeren Membranen, die zu jeder<br />

Tageszeit die Färbung des grandiosen Umfelds aufnehmen. Es<br />

sind Denkmäler hoher Architekturkunst und zugleich Mahnmale.<br />

Als die deutschstämmige Helen Zille 2006 Bürgermeisterin<br />

von Kapstadt geworden war, fand sie es obszön, für hunderte<br />

Millionen Euro einen Stadion-Palast zu bauen, anstatt das<br />

Geld in die Unterbringungen für die Armen zu investieren.<br />

Noch immer leben 120 000 Menschen in Behausungen ohne<br />

Strom und Wasser. Doch die FIFA lehnte den weitaus billigeren<br />

Ausbau eines in einem Armutsviertel gelegenen Fußball-<br />

Stadions ab. Sie wollte für ihr Hochglanzprodukt nur schöne


Bilder und stellte ein Ultimatum: Entweder Bau einer neuen<br />

Arena, oder keine WM in Kapstadt. Helen Zille musste klein<br />

beigeben - und rief bei der Stadioneröffnung Anfang des<br />

Jahres in Obama-Manier aus: "Yes, Afri-can!" Sie wurde zu<br />

einer Lehrstunde für politischen Pragmatismus durch eine<br />

Frau, die als führende weiße Oppositionspolitikerin inzwischen<br />

zur Premierministerin des Bundeslandes am Westkap<br />

aufgestiegen ist und nun den Eindruck erweckt, dass sich die<br />

420 Millionen Euro für das Prunkstück reichlich verzinsen<br />

werden.<br />

Der Doppelpass zwischen Politik und Sport wäre ohne Joseph<br />

Blatter nicht zustande gekommen. Eine gelungene Weltmeisterschaft<br />

wäre ein Triumph für den umstrittenen, eitlen,<br />

umtriebigen, widersprüchlichen FIFA-Präsidenten. Während<br />

das Internationale <strong>Olympische</strong> Komitee Afrika noch längst<br />

nicht für olympiatauglich hält, möchte sich der 74 Jahre alte<br />

Schweizer mit der WM ein Denkmal setzen. Der Anführer der<br />

populärsten Sportart ist ein Populist. Sein Spiel ist voller<br />

Finten und Raffinesse. Dabei gibt er sich gern als Staatsmann<br />

und als Missionar. Seine Ansprachen handeln von Verantwortung,<br />

Moral, Loyalität und Solidarität. Doch all zu oft ist es<br />

nur eine Solidarität des Geldes - oder leeres Gerede. Als vor<br />

einem Jahr eine vom Nobelpreiskomitee in Oslo und dem<br />

südafrikanischen Fußball-Verband nach Johannesburg einberufene<br />

"Friedenskonferenz" mit zahlreichen Nobelpreisträgern<br />

am Einreiseverbot für den Dalai Lama scheiterte, erhob sich<br />

weltweit ein Proteststurm. Die südafrikanische Regierung<br />

hatte sich dem Druck Chinas gebeugt. Blatter, der nicht müde<br />

wird, die Frieden stiftende, Rassenschranken überwindende<br />

Kraft des Fußballs zu rühmen, war stumm geblieben.<br />

Noch bevor der FIFA-Chef Südafrika für die WM <strong>2010</strong> durchgeboxt<br />

hatte, war klar, dass seine Organisation unabhängig<br />

von der Qualität des Weltchampionats ein sattes Geschäft<br />

machen würde. Fernsehen und Sponsoring bringen dem<br />

Fußball-Konzern 3,2 Milliarden Euro ein. Das macht gegenüber<br />

der WM in Deutschland eine Steigerungsrate von einer<br />

Milliarde Euro aus. Allein Europa, auf fast gleicher Zeitschiene<br />

gelegen wie Südafrika, zahlt der FIFA für die Live-Ware in<br />

Prime Time eine Milliarde Euro und damit doppelt soviel wie<br />

2006. Stolz ließ Fußball-Konzernchef Blatter jüngst verkünden,<br />

mit dem Gewinn aus dem vergangenen Jahr von 196<br />

Millionen Dollar seien die Rücklagen auf 1,059 Milliarden<br />

Dollar angewachsen.<br />

Einerseits ein Land der Armut, das unter den Belastungen<br />

dieser Weltmeisterschaft ächzt und als Einnahme nur den<br />

Entgelt aus knapp drei Millionen Eintrittskarten sicher hat; als<br />

Zuschuss kann Südafrika sicher nicht viel mehr erwarten als<br />

jene 105 Millionen Euro, die Blatters FIFA 2006 den deutschen<br />

Organisatoren gewährt hatte. Andererseits ein Sportverband<br />

als Geldmaschine, die ausgerechnet in Südafrika so<br />

produktiv wie nie arbeitet. So gehört zu den Wechselwirkungen<br />

zwischen Politik und Sport auch eine Art von gegenseitiger<br />

Ausbeutung.<br />

17


W<br />

enn am 11. Juni <strong>2010</strong> in Johannesburg die Fußballweltmeisterschaft<br />

mit dem Spiel Südafrika- Mexiko<br />

eröffnet wird, dann sollen alle anderen Probleme in den<br />

Hintergrund treten. Das wünschen sich die Macher und<br />

Verantwortlichen dieses Spektakels, das erstmals auf dem<br />

afrikanischen Kontinent ausgetragen wird. "Die schönste<br />

Nebensache der Welt" soll für 31 Tage den Kontinent und den<br />

Rest des Globus in einen Fußballrausch versetzen. Doch "die<br />

Akteure sollten nicht vergessen, dass dort nicht nur auf Tore<br />

geschossen wird", sagt die Generalsekretärin der deutschen<br />

Sektion von Amnesty International, Monika Lüke. Sie fordert<br />

mehr politisches Engagement für die Verbesserung der<br />

Menschenrechte im Gastgeberland Südafrika nicht nur von<br />

den Regierungen, sondern auch von den Sportverbänden. Die<br />

haben sich ja im Bezug auf klare politische Stellungnahmen<br />

in der Vergangenheit immer gewunden, auf ihre "Neutralität"<br />

verwiesen und betont, dass Sport unpolitisch sei. Das will die<br />

Generalsekretärin nicht gelten lassen.<br />

OF: Frau Lüke, welche Hoffnungen verbinden Sie mit der<br />

Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika für die Menschen<br />

dort?<br />

Lüke: Das Mindeste sollte Aufmerksamkeit für die Probleme<br />

in diesem Land sein. Neben Freude und Spaß am Sport sollte<br />

nicht vergessen werden, dass dort täglich Menschen an Aids<br />

und wegen der hohen Kriminalitätsrate durch Polizeikugeln<br />

sterben, dass in den Familien Gewalt herrscht - vor allem<br />

gegen Frauen - und dass Fremdenfeindlichkeit weit verbreitet<br />

ist.<br />

OF: Organisatoren vor Ort, aber auch Verbandsfunktionäre<br />

und Politik haben dies ja nicht so gerne - sie möchten immer<br />

störungsfreie Events. Wie sind denn die Kontakte zum Internationalen<br />

Fußballverband FIFA und zum <strong>Deutsche</strong>n Fußball-<br />

Bund? Haben Sie mit Präsident Theo Zwanziger schon<br />

gesprochen?<br />

Lüke: Mit Herrn Zwanziger haben wir noch kein Gespräch<br />

geführt, aber auf Abteilungsleiterebene gibt es Kontakte. Von<br />

"Der Sport ist nicht unpolitisch,<br />

wenn er sich für Werte einsetzt"<br />

Monika Lüke, Generalsekretärin der deutschen Sektion von<br />

Amnesty International<br />

18<br />

der internationalen Amnesty-Zentrale in London hören wir,<br />

dass es mit der FIFA vorsichtige Kontakte gibt. Im Umgang<br />

mit Verbänden gestaltet sich manches schwierig.<br />

OF: Das hört sich nicht sehr vielversprechend an.<br />

Lüke: Sportverbände sind die größten zivilgesellschaftlichen<br />

Organisationen, und sie können nicht unpolitisch agieren. Sie<br />

haben auch eine starke moralische Pflicht und sollten sich<br />

deshalb auch für die Menschenrechte einsetzen. Leider nutzen<br />

sie diese Chance im Rahmen von großen Sportereignissen<br />

zu wenig. Wir hoffen, dass der DFB 2011 bei der Frauen-<br />

Weltmeisterschaft in Deutschland beispielsweise die Gelegenheit<br />

nutzt, um etwa mit einer "Menschenrechts-Elf" auf die<br />

Situation von Mädchen und Frauen, die in ihren Heimatländern<br />

verfolgt, misshandelt und missbraucht werden, aufmerksam<br />

zu machen.<br />

OF: Das ist ein Projekt für 2011. Wie sieht es mit der Männer-<br />

WM aus? Eine ihrer Forderungen ist: Fußballer sollen nicht nur<br />

Botschafter ihres Landes, sondern auch der für Menschenrechte<br />

sein. Was könnten prominente Nationalspieler tun?<br />

OF-INTERVIEW


Lüke: Der Sport ist nicht unpolitisch - und er ist auch nicht<br />

parteiisch, wenn er sich für Werte einsetzt. Fußballer könnten<br />

sich beispielsweise gegen familiäre Gewalt engagieren. 60<br />

Prozent der Männer in Südafrika geben zu, ihre Frauen zu<br />

schlagen. Sportler können Gewalt und Sicherheit thematisieren<br />

- ein Bereich, den die Fußballer wie die Gäste in Südafrika<br />

hautnah erleben: Wegen der hohen Kriminalität ist das<br />

Sicherheitsaufgebot immens. 2009 wurden bei Polizei-Einsätzen<br />

um die 600 Menschen erschossen.<br />

OF: Das wären ja schon eine Menge Ansätze, wo Ballack und<br />

Co., aber auch die anderen Teams aktiv werden könnten.<br />

Lüke: Es sollte auch nicht vergessen werden, dass täglich<br />

unzählige Menschen an Aids sterben; dass Frauen in ländlichen<br />

Gebieten keine ordentliche ärztliche Betreuung haben,<br />

weil es dort keine Infrastruktur gibt, es an Transportmitteln<br />

fehlt und sie es sich finanziell nicht leisten können, einen<br />

Arzt aufzusuchen. Zwar sind Medikamente und Behandlung<br />

größtenteils kostenlos, aber es reicht nicht. Und da ist noch<br />

das Thema Fremdenfeindlichkeit. Nicht alle Ausländer sind in<br />

Südafrika willkommen. Vor allem unter den Armen bricht<br />

immer wieder Fremdenhass auf. Migranten, besonders aus<br />

dem Nachbarland Simbabwe, werden von Einheimischen<br />

vertrieben oder getötet.<br />

OF: Der Sport hat ja auch einen Wertekatalog wie Fair Play,<br />

Gleichheit, Völkerverständigung oder Kampf gegen Diskriminierung<br />

und Fremdenhass. Da ist er ja mit den Zielen von<br />

Amnesty auf einer Wellenlänge. Aber wenn er Farbe bekennen<br />

soll - das zeigt nicht zuletzt Peking - kneift er.<br />

OF-INTERVIEW<br />

Lüke: Die Sportverbände müssen sich von der Haltung verabschieden,<br />

dass der Sport unpolitisch ist. Man kann es nicht<br />

oft genug betonen. Sportfunktionäre haben die starke moralische<br />

Verpflichtung, etwas zu tun. In den Sportorganisationen<br />

sind weit über 150 Staaten vertreten, da kann man etwas<br />

verändern, wenn man will.<br />

OF: Noch mal Peking: Der Streit um Tibet, das Hin und Her<br />

etwa in Deutschland, wie sich die Athleten nun verhalten<br />

dürfen, sollen oder wollen, die Auseinandersetzungen um<br />

Dissidenten und unzählige andere Sanktionen. Dann angeblich<br />

die Lockerung während der Spiele. Was haben denn die<br />

<strong>Olympische</strong>n Spiele für die Chinesen wirklich gebracht -<br />

Politiker und Funktionäre haben ja für die Spiele in China<br />

argumentiert, dass die Menschenrechte verbessert würden,<br />

China sich öffnen würde?<br />

Lüke: Immerhin lenkte das Sportspektakel doch auch ein<br />

Augenmerk auf die Situation der Menschen in China. Hierzulande<br />

haben die Menschen erfahren, welche Menschenrechtsverletzungen<br />

dort tagtäglich passieren. Im Vorfeld wurden die<br />

Leute aus ihren Wohnungen geworfen, zwangsumgesiedelt,<br />

um Platz für Sportanlagen zu machen. Politiker, Künstler,<br />

Journalisten, die nicht mit der offiziellen Meinung konform<br />

gingen, wurden vorher mundtot gemacht und einige hinterher<br />

verhaftet und sitzen ohne Urteil in Gefängnissen. Was<br />

hat sich da für wen verbessert?<br />

OF: Der Nachteil solcher großen Sportereignisse aus der Sicht<br />

nicht nur von Menschenrechtlern ist ja wohl, dass ökonomische<br />

und prestigeträchtige Interessen im Vordergrund stehen<br />

und auch selbst propagierte Werte des Sports von allen<br />

Beteiligten - oft auch Medien - deshalb nicht selten über<br />

Bord geworfen werden. Ist das für Amnesty nicht ein Kampf<br />

gegen Windmühlen?<br />

Lüke: Auch der Sport muss Verantwortung übernehmen und<br />

das Potenzial nutzen, das er hat. Wir fordern nicht nur mehr<br />

politisches Engagement von den Regierungen, sondern auch<br />

von den Sportorganisationen und - im speziellen Fall Südafrika<br />

von den Fußballverbänden. Amnesty hatte und hat Kontakte<br />

zum <strong>Deutsche</strong>n Sportbund und Nationalen <strong>Olympische</strong>n<br />

Komitee und heute DOSB, und wir würden uns eine Vertiefung<br />

der Kooperation wünschen. Gerade eine Fußballmannschaft<br />

spiegelt doch unser Anliegen wieder: Die verschiedenen<br />

Positionen wie Stürmer und Verteidiger werden<br />

gebraucht. Stürmer, die mit Engagement die Menschenrechte<br />

auf den Weg bringen - und Verteidiger, die dann zur Stelle<br />

sind, wenn diese in Frage gestellt werden.<br />

Das Interview führte Bianka Schreiber-Rietig<br />

19


Sport und Sexualität: Kein Tabu- aber ein<br />

Die Worte "Sport" und "Sexualität" haben nicht nur<br />

gemein, dass sie mit demselben Buchstaben beginnen.<br />

Auch die Phänomene selbst, so wie sie sich von uns<br />

beobachten lassen, weisen manche Gemeinsamkeit auf. So<br />

wird von der Erotik des Sports gesprochen, und was Erotik<br />

und Sexualität bedeutet, lässt sich täglich im Internet nachvollziehen.<br />

Dass der Sport ein durchaus enges Verhältnis zur<br />

Sexualität aufweist, mag ebenfalls kaum überraschen. In die<br />

Reihe von Sexualität und Kirche, Sexualität und Arbeitsleben,<br />

Sexualität und Popkultur kann der Sport mühelos eingereiht<br />

werden. Das Verhältnis, das der Sport zur Sexualität aufweist,<br />

scheint dabei angesichts jüngster Beobachtungen kritisch zu<br />

sein. Die Diskussion über den sexuellen Missbrauch in Kirchen<br />

und Internatsschulen hat, wie nicht anders erwartet, auch<br />

den Sport erreicht. Wohl geschah dies, wie es für den Sportjournalismus<br />

bei solchen Fragen üblich ist, etwas verspätet.<br />

Doch nun wird auch der Missbrauch an Kindern im Sport<br />

öffentlich diskutiert. Clevere Verbandspräsidenten haben auf<br />

die Schnelle einen Missbrauchsbeauftragten für Missbrauchsprobleme<br />

ernannt und haben die möglichen Opfer aufgerufen,<br />

sich mit ihren Problemen an die Verbände zu wenden.<br />

Solches Handeln wird in der heutigen Zeit als verantwortungsvoll<br />

bezeichnet, auch dann, wenn sich das Ganze am<br />

Ende als bloße Rhetorik herausstellt, folgenlos ist und dem zu<br />

lösenden Problem nicht einmal annäherungsweise gerecht<br />

wird.<br />

Dabei ist das Verhältnis zwischen Sport und Sexualität nicht<br />

erst seit heute problematisch. Sexuelle Probleme sind auf<br />

Grund der kennzeichnenden Merkmale des sportlichen Handelns<br />

vielmehr naheliegend, und sie sind deshalb auch im<br />

modernen Sport seit seinen ersten Anfängen in England bis<br />

zum heutigen Tage immer wieder zu beobachten. Die Frage<br />

nach der Sexualität wurde und wird dabei nicht nur unter<br />

dem Aspekt des Missbrauchs diskutiert. In der Vergangenheit<br />

wurden dabei auch weit weniger problematische Themen<br />

behandelt. Besonders beliebt war und ist die Frage nach der<br />

Bedeutung des Geschlechtverkehrs für den sportlichen Wettkampf.<br />

Ist sexuelle Abstinenz für den Hochleistungssportler<br />

wünschenswert? Dient regelmäßiger Geschlechtsverkehr der<br />

Leistungssteigerung? Sollen während einer Fußballweltmeisterschaft<br />

die Spieler einer Nationalmannschaft mit ihren<br />

Frauen oder Partnerinnen Geschlechtsverkehr haben? Wie<br />

verhält sich dies bei den Spielerinnen? Welche hormonellen<br />

Erkenntnisse liegen diesbezüglich vor? Solche und ähnliche<br />

Fragen tauchen bei jeder Fußballweltmeisterschaft auf, und<br />

es waren Wissenschaftler, wie Manfred Steinbach, die sich als<br />

Sportmediziner mit diesen Fragen in empirischen Untersuchungen<br />

auseinandergesetzt haben. Bei manchen Erkenntnis-<br />

20<br />

sen hatte man dabei den Eindruck, dass die Wissenschaftler<br />

ihre eigenen Vorlieben propagieren. Stringente theoretische<br />

Positionen und solide empirische Befunde scheinen hingegen<br />

bis heute eher die Ausnahme zu sein.<br />

War lange Zeit der Zusammenhang zwischen Sport und Sexualität<br />

durch heterosexuelle Beziehungen geprägt, so ist in einzelnen<br />

Fällen bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts immer<br />

häufiger, vor allem aber zum Ende des 20. Jahrhunderts und<br />

mit Beginn des 21. Jahrhunderts die Homosexualität im Sport<br />

ein Phänomen, das vermehrt<br />

beobachtet werden konnte<br />

und entsprechende öffentliche<br />

Diskussionen auslöste.<br />

Schwule Spieler sind wohl in<br />

einem Fußballsport, der<br />

dezidiert ein traditionelles<br />

Männerideal verfolgt, nach<br />

wie vor eine fremde Sache.<br />

Jedoch sind homosexuelle<br />

Fußballspieler längst Realität.<br />

Immer häufiger kommt es zu<br />

einem öffentlichen Outing,<br />

und es ist davon auszugehen,<br />

dass dies in der weiteren<br />

Zukunft als normal empfunden<br />

wird. Gleiches gilt für<br />

lesbische Athletinnen. Wurde<br />

noch vor zwei Jahrzehnten<br />

nur hinter vorgehaltener<br />

Hand über die lesbischen<br />

Beziehungen innerhalb von<br />

Nationalmannschaften in den<br />

Sportarten Handball, Fußball,<br />

Basketball oder Volleyball<br />

gesprochen, hatten lesbische<br />

Tennisspielerinnen noch den<br />

Charakter des Skandalösen, so<br />

werden heute auch im Sport<br />

immer häufiger lesbische<br />

Beziehungen toleriert und<br />

zunehmend als normal empfunden.<br />

Sexueller Missbrauch kann<br />

und darf ganz gewiss nicht<br />

als normal empfunden werden.<br />

Doch auch er ist schon<br />

seit sehr langer Zeit im Sport


vielschichtiges Problemthema von Helmut Digel<br />

anzutreffen und vermutlich weist er auch heute noch ein<br />

Ausmaß auf, das sehr viel größer ist, als man es gerne wahrhaben<br />

möchte. Dabei sind die Täter meist Männer. Frauen<br />

waren bislang nur ganz selten für solche Delikte verantwortlich.<br />

Opfer können hingegen Männer und Frauen, Mädchen<br />

und Jungen gleichermaßen sein. So wurde vielfach beklagt,<br />

dass Trainer die von ihnen betreuten Athletinnen sexuell an<br />

sich gebunden haben. In der Leichtathletik waren vor allem<br />

Werferinnen davon betroffen. Auch im Schwimmsport wurden<br />

solche Fälle beanstandet. Entsprechende Gerüchte wer-<br />

den auch in den Mannschaftssportarten diskutiert. Dass<br />

heute auch lesbische Beziehungen zwischen Trainerinnen und<br />

Athletinnen möglich sind, die auf einer Macht-Ohnmacht-<br />

Beziehung resultieren, ist sicher nicht auszuschließen. In<br />

Sportarten, in denen die Vorbereitungen auf die sportliche<br />

Höchstleistung eine tägliche Zusammenarbeit zwischen<br />

Athlet und Trainer erforderlich macht, in der die Nähe zweier<br />

Menschen Voraussetzung für den sportlichen Erfolg ist, ist die<br />

Möglichkeit einer aufdringlichen Nähe, einer gefährlichen<br />

Nähe und einer abhängigen Nähe strukturell gegeben und<br />

21


damit als Gefahr immer existent. Es kann deshalb nicht<br />

überraschen, dass es im Sport viele Fälle des Kindesmissbrauches<br />

gegeben hat. Nicht weniger problematisch sind jedoch<br />

auch die Fälle, in denen erwachsene Athletinnen oder Athleten<br />

auf Grund der dominanten Rolle ihrer Trainer in ein<br />

sexuelles Abhängigkeitsverhältnis gelangt sind.<br />

Die spektakulären Fälle der letzten Zeit zeigen, dass dabei<br />

unser Blickfeld im Sport noch zu erweitern ist. Auch die<br />

Sportler selbst können wissend oder unwissend Geschlechtsverkehr<br />

mit Kindern haben. Das Beispiel eines internationalen<br />

Fußballstars hat dies in kürzlich gezeigt. Vergewaltigungen<br />

durch Sportler sind somit möglich und denkbar und sind<br />

leider auch immer wieder zu beklagen. Dass von allem auch<br />

die Schiedsrichter, Kampfrichter und alle übrigen Funktionäre<br />

im Sport betroffen sein können, ist naheliegend und wird auf<br />

dramatische Weise ebenfalls öffentlich inszeniert.<br />

Das Verhältnis zwischen Sport und Sexualität scheint kritisch<br />

zu sein, und doch ist vieles von dem, was in diesen Tagen<br />

diskutiert wird, als normal zu bezeichnen. Es kann kaum<br />

überraschen und ist in einem gewissen Sinne naheliegend. Im<br />

Sport spielt der menschliche Körper eine zentrale Rolle. In<br />

ihm interagieren Körper miteinander. Körper berühren sich.<br />

Man stößt, man rempelt, man hebt, man trägt, man führt die<br />

Körper der Gegner und Partner, Körper werden exponiert,<br />

gestylt, modelliert und trainiert. Im Hochleistungssport spielt<br />

auch die Körpermassage eine bedeutsame Rolle. Sie ist vitalisierend.<br />

Bei ihr möchte man sich wohlfühlen, sich spüren,<br />

sich entspannen. All das hat mit dem eigenen Körper zu tun,<br />

und nicht von ungefähr wurde in der ehemaligen DDR der<br />

Sport, insbesondere der Hochleistungssport mit dem Begriff<br />

der "Körperkultur" gefasst. Im Sport spielt vor allem auch der<br />

nackte Körper eine herausragende Rolle. Wie selbstverständlich<br />

wird die Kleidung im Sport abgelegt, wie selbstverständlich<br />

begegnet man sich nach den Spielen unter der Dusche.<br />

Sauna und Sport gehören auf das Engste zusammen, und<br />

zumindest in der deutschen Saunakultur ist es üblich, dass<br />

man sich dabei nackt begegnet. Zur Freikörperkultur gehörte<br />

und gehört es, dass man nackt auch gemeinsam Sport treibt.<br />

Selbst das nackte Volleyballspiel wird dabei als befreiend und<br />

angenehm erlebt.<br />

Der Sport zeichnet sich also durch eine besondere Beziehung<br />

der Körper zueinander aus, und dass dabei die sexuelle Beziehung<br />

eine besondere Steigerung darstellen kann, ist unter<br />

biologischen Gesichtspunkten durchaus naheliegend. Missbrauch<br />

kann dabei eine mögliche gefährliche Folge sein.<br />

Vermutlich werden jedoch solche Beziehungen mindestens<br />

ebenso häufig als äußerst positiv und angenehm wahrgenommen.<br />

Lässt sich ein Mensch von einem anderen Menschen<br />

sexuell befriedigen, so ruft dies Glücksgefühle hervor<br />

und es entsteht das Bedürfnis, sich immer wieder in diese<br />

befriedigende Situation hinein zu begeben. Ob diese Handlung<br />

als normal, legal, moralisch oder amoralisch zu bewerten<br />

22<br />

ist, hängt von den jeweils gültigen kulturellen Normen in<br />

Bezug auf die sexuelle Beziehung von Menschen ab. Dabei<br />

kann es durchaus sein, dass eine bestimmte Form der Befriedigung,<br />

die in einer bestimmten Situation Glücksgefühle<br />

bewirkt, aus einer späteren Perspektive als Gewalt gedeutet<br />

werden kann.<br />

In diesem Sachverhalt könnte auch der Grund liegen, warum<br />

die öffentliche Kommunikation über den pädophilen Missbrauch<br />

von Kindern durch Erzieher und Lehrer erhebliche<br />

Schwierigkeiten bereitet. Dieser Sachverhalt macht aber auch<br />

deutlich, warum auch der Sport gerade im Zusammenhang<br />

mit dem sexuellen Missbrauch an Schulen eine bedeutsame<br />

Rolle spielt. Schon in der Weimarer Republik wurde in der<br />

Landschulheimbewegung eine Körperkultur gepflegt, bei der<br />

die Sexualität eine ganz besondere Rolle spielte, und so<br />

konnte es eigentlich kaum überraschen, dass der damalige<br />

Weltrekordinhaber und deutsche Meister Otto Peltzer, als<br />

Athlet wurde er der "Seltsame" genannt, als Lehrer an einem<br />

Internat der Landschulbewegung des homosexuellen Missbrauchs<br />

an Kindern verdächtigt wurde. Sein Fall war angesichts<br />

seiner exponierten Position als Olympiateilnehmer und<br />

Weltklasseathlet spektakulär. Er lässt sich jedoch durchaus<br />

auch im Zusammenhang einer körperlichen Erziehung deuten,<br />

bei der das nackte Duschen und die Begegnung in<br />

Nacktheit Normalität war und eine besondere pädagogische<br />

Bedeutung besaß.<br />

Die Beziehung zwischen Sport und Sexualität ist schillernd.<br />

Sie ist vor allem aber auch wandlungsfähig. Einige der<br />

gemachten Beobachtungen haben dies gezeigt. Es gibt<br />

Aspekte der Sexualität, die schon seit Beginn des modernen<br />

Sports existieren und die sich nahezu als konstant erwiesen<br />

haben. Andere Aspekte unterliegen einem Wandel. Neue<br />

Aspekte kommen hinzu. Die Frage nach der Transsexualität<br />

und die Frage nach der Intersexualtiät stellen sich in jüngster<br />

Zeit in völlig neuer Qualität. Davon sind vor allem die sportlichen<br />

Wettkämpfe betroffen, und es muss die Frage nach<br />

der Chancengleichheit in völlig neuer Weise beantwortet<br />

werden, wenn man den Intersexuellen den Zugang in den<br />

Hochleistungsport nicht verwehren möchte. Antworten auf<br />

all diese Fragen lassen sich nur dann finden, wenn der Sport<br />

sich in einen Dialog über seine Normen einlässt, die das<br />

Handeln im Bereich des Sports prägen und leiten. Die Normen<br />

und Regeln des Sports sind dabei als relativ zu erachten.<br />

Von Kultur zu Kultur können gerade in Bezug auf die<br />

Frage der Sexualität äußerst unterschiedliche Normen<br />

bedeutsam sein. Was in der einen Kultur als Missbrauch gilt,<br />

kann in der anderen akzeptabel sein. Was heute gilt, kann<br />

morgen anders sein, und auch moralische Vorstellungen<br />

können überholt sein. Sie bedürfen einer ständigen Anpassung<br />

an die Verhältnisse, in denen Menschen zusammenleben.<br />

Normative Offenheit bedeutet, dass sich im Konsens<br />

auch neue Normen finden lassen. Dies gilt auch für den<br />

Sport in seinem Verhältnis zur Sexualität.


Missbrauch: Keine Chance für Täter -<br />

Schutz für Opfer! Von Bianka Schreiber-Rietig<br />

Es ist ein Gespräch, dem man entfliehen möchte. Wut,<br />

Angst, Mitleid und wieder unbändige Wut steigen<br />

hoch, während die junge Frau ihre schrecklichen Erlebnisse<br />

erzählt. Vor dem Gespräch gab es ein Hin und Her,<br />

dreimal wurde es abgesagt. Warum, das ist nun zu verstehen.<br />

Leise erzählt Frau P., wie alles anfing: Mit zwölf machte der<br />

Trainer ihr Komplimente, dann folgten Betatschen und<br />

Bedrängen, und schließlich "nahm er sich alle Freiheiten<br />

heraus und mir damit die meine".<br />

Jahrzehnte später ist sie immer noch Gefangene ihrer Missbrauchserfahrungen:<br />

Jemandem Vertrauen schenken, offen<br />

auf ihn zugehen - das kann sie immer noch nicht. Plötzlich<br />

verspürt man Dankbarkeit: dass einem in seiner eigenen<br />

Kindheit so etwas erspart blieb. Und der alte Sportlehrer<br />

Hegenbart, der einem wieder in den Sinn kommt, weil er<br />

Sprungseil-Hiebe als "Hilfestellung" über Kasten, Bock oder<br />

beim Felgaufschwung am Barren allen im Sportunterricht<br />

angedeihen ließ, wirkt harmlos in der Relation zu dem, was<br />

Frau P. erleben musste.<br />

Frau P. ist nun, ausgelöst durch die Missbrauchsfälle in der<br />

katholischen Kirche und einer Reihe staatlicher und privater<br />

Schulen, wieder intensiv mit ihrer eigenen Geschichte<br />

konfrontiert. Warum wurde ihr nicht geholfen? Erst sei es<br />

Scham gewesen, darüber zu sprechen: Der Trainer wurde<br />

von allen bewundert und als guter Mensch gefeiert, sie<br />

wollte weiter im Team bleiben, und der Trainer vermittelte<br />

ihr das Gefühl, dass sie etwas Besonderes sei. Als ihr alles zu<br />

viel wurde, ihre Ängste wuchsen, sie Fressattacken hatte<br />

und gleichzeitig wie besessen trainierte, vertraute sie sich<br />

jemandem an, der ihr nicht glaubte. Mit 16 hörte sie mit<br />

dem Sport auf, und ihr vier Jahre dauernder Alptraum hatte<br />

zumindest ein physisches Ende. Die gefürchteten Trainingsund<br />

Spieltage - Dienstage, Donnerstage und Samstage -<br />

wurden irgendwann wieder normale Tage, ohne Zittern,<br />

Angstgefühle und Übelkeit. Aber die "Leichtigkeit des Seins"<br />

ist dahin - für immer.<br />

"Kindesmissbrauch ist der Mord an der kindlichen Seele. Jeder<br />

einzelne Fall ist die Schuld des Täters, nicht des missbrauchten<br />

Kindes", sagte der Passauer Richter bei der Begründung<br />

des Urteils gegen den Judo-Trainer Wolfgang D., der im<br />

Januar zu sechs Jahren und neun Monaten sowie unbefristeter<br />

Unterbringung in der Psychiatrie wegen mehrfachen<br />

Missbrauchs verurteilt wurde - Missbrauchs von Schutzbe-<br />

fohlenen in 211 Fällen und in 30 Fällen in Tateinheit mit<br />

schwerem sexuellen Missbrauch von Kindern. Wegen der<br />

Kernpädophilie des Angeklagten war das Gericht von verminderter<br />

Schuldfähigkeit ausgegangen. Strafverschärfend<br />

wertete die Kammer aber, dass der Angeklagte durch sein<br />

Verhalten dem Ehrenamt vehement geschadet habe. Mit<br />

Fällen wie diesen musste sich der Sport in den letzten Jahren<br />

immer wieder auseinandersetzen - nicht zuletzt deshalb, weil<br />

es ein Tabuthema war und manchmal noch ist. "So was gibt<br />

es bei uns nicht", war nicht selten die Reaktion auf die Frage,<br />

ob Übergriffe vorgekommen sein könnten. Basta - Thema<br />

erledigt. Es passierte doch - nicht zuletzt, weil die Gelegenheiten<br />

für Täter in so einem Bereich wie Sport ja günstig<br />

sind: Die Kinder werden arglos Trainern und Trainerinnen<br />

23


anvertraut. Diese fungieren nicht selten als Elternersatz oder<br />

Idol. Kinder lieben Spiel, Sport und Bewegung, wollen Lob,<br />

wollen Aufmerksamkeit, wollen ins Team gewählt werden, der<br />

Liebling des Trainers sein - und es dem Trainer in jeder Beziehung<br />

recht machen. Sie sind abhängig - besonders auch, was<br />

ihre Gefühlswelt angeht. Nicht immer läuft alles so harmlos<br />

ab, wie man glaubt. Genau hingeschaut hat auch im Sport<br />

oft niemand. Oder man wollte es nicht sehen. Wie am häufigsten<br />

Tatort, der Familie, wurde das Schweigekartell auch im<br />

Verein oder Verband, die doch auch wie eine Familie sind,<br />

selten durchbrochen.<br />

"Heute ist das anders, heute wird geredet", sagt der Vorsitzende<br />

der <strong>Deutsche</strong>n Sportjugend (dsj), Ingo Weiss. Ein Indiz<br />

dafür könnte sein, dass in den letzten Jahren vermehrt auch<br />

Trainer und Übungsleiter sich vor Gericht verantworten<br />

mussten. In der Leichtathletik, bei Schwimmern, Judokas, im<br />

Eiskunstlauf, Biathlon, Fußball oder Turnen - der Sport ist<br />

nicht besser als andere gesellschaftliche Bereiche und spiegelt<br />

die Bandbreite menschlichen Verhaltens wider - im<br />

guten wie im schlechten Sinn. Deshalb: Hohe Dunkelziffer ist<br />

das Experten-Fazit, das im Sport alle Alarmlämpchen leuchten<br />

lassen sollte.<br />

Wer Philippe Aries "Geschichte der Kindheit" liest, der wird<br />

damit konfrontiert, dass Kinder im Mittelalter bis zum 16.<br />

Jahrhundert hin nie eine Kindheit hatten, als Erwachsene<br />

behandelt - und misshandelt, auch missbraucht wurden. Erst<br />

im 17. Jahrhundert verwiesen Pädagogen, Moralisten und<br />

Kirchenmänner darauf, dass Kinder des Schutzes und der<br />

Erziehung bedürfen. Bei den Diskussionen und Geständnissen<br />

in den letzten Monaten über die Missbrauchsfälle hat man<br />

den Eindruck, dass manche "brave Kirchenmänner oder Pädagogen"<br />

noch immer im Mittelalter weilten.<br />

Die Gefahren des sexuellen Missbrauchs wurden im Sport vor<br />

allem von der <strong>Deutsche</strong>n Sportjugend und ihren Landesverbänden<br />

, aber auch von den Sportfrauen im damaligen <strong>Deutsche</strong>n<br />

Sportbund Ende der 70er Jahre immer mal wieder<br />

thematisiert. 1995 im Rahmen einer Fair-Play-Kampagne für<br />

Mädchen und Frauen im Sport, von der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

<strong>Gesellschaft</strong> unterstützt, wurde das Thema von der<br />

britischen Forscherin Celia H. Brackenridge unter dem Titel<br />

"Das kann doch hier gar nicht passieren" aufgegriffen. In<br />

Großbritannien waren - ausgelöst durch einen BBC-Bericht<br />

mit dem Titel "Geheimnisse eines Trainers" - erschütternde<br />

Geschichten Ende der 80er Jahre veröffentlicht worden. Auf<br />

einer Hotline des Senders, die nach dem Bericht geschaltet<br />

wurde, meldeten sich Zuschauer, die in ihrem Sport schlimme<br />

Erlebnisse als Kinder hatten. "Sexueller Missbrauch wird nicht<br />

von schmuddeligen alten Männern in Regenmänteln begangen,<br />

sondern von Erwachsenen, die jeder kennt und die<br />

wahrscheinlich nie jemand verdächtigen würde", war das<br />

Fazit der Autorin nach dieser Sendung. Und sie zitierte<br />

damals einen Sportfunktionär so: "Aus meiner Erfahrung bei<br />

24<br />

der Arbeit in einem Verband, wo sexuelle Belästigung als<br />

netter Zeitvertreib gesehen wurde, frage ich mich, wie sensibel<br />

einige Leute auf das Thema sexueller Missbrauch reagieren<br />

..." Die Briten sind da schon weiter als die <strong>Deutsche</strong>n:<br />

Dort müssen auch ehrenamtliche Trainer ein Führungszeugnis<br />

vorlegen.<br />

"Wir sind schon seit langem aufgerüttelt und haben reagiert.<br />

Natürlich sind die Ereignisse der letzten Monate ein weiterer<br />

Fingerzeig, dass man noch intensiver das Netz mit allen relevanten<br />

Behörden, wie Polizei oder Jugendamt, gegen Missbrauch<br />

spannen muss", sagt Weiss. Von einem "Aufmerksamkeitssystem"<br />

spricht der Direktor Jugendsport im <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Olympische</strong>n Sportbund (DOSB) , Martin Schönwand. Er, der<br />

sich seit Jahren mit diesem Thema auseinandersetzt, arbeitete<br />

federführend an dem gemeinsamen Positionspapier von DOSB<br />

und Sportjugend zur "Prävention und Bekämpfung von sexualisierter<br />

Gewalt und Missbrauch an Kindern und Jugendlichen<br />

im Sport", das nun auch an die Landesverbände geht.<br />

Viele dieser Organisationen haben sich aber auch selbst seit<br />

Jahren mit diesem Thema immer wieder beschäftigt, Leitbilder<br />

zum Kinderschutz und Ahndungsregeln erarbeitet, die auf<br />

Grund der aktuellen Vorkommnisse nun noch erweitert werden.<br />

"Spätestens jetzt ist das kein Tabuthema mehr", sagt<br />

Heiner Brandi, Jugendreferent des LSB Berlin. Zusammen mit<br />

den Berliner Spitzenvereinen wie Basketball-Bundesligist Alba,<br />

dem EHC Eisbären Berlin, den Handball-Füchsen und der<br />

Hertha und einer Reihe von Verbänden sowie dem Evangelischen<br />

Jugend- und Fürsorgewerk (EJF) wurde eine Erklärung<br />

zum Kinderschutz unterschrieben. Und die Berliner sind auf<br />

britischen Spuren. Auch sie wollen neben den gängigen polizeilichen<br />

Führungszeugnissen für hauptamtliche Mitarbeiter in<br />

besonders sensiblen Bereichen des Jugendsports (etwa Freizeit-<br />

und Sportreisen) von ehrenamtlichen Mitarbeitern ein<br />

Führungszeugnis haben. Dass das nicht überall so kooperativ<br />

läuft, berichtete Heike Afflerbach-Hintzen, Kölner Polizei-<br />

Kommissarin in der Abteilung Kriminalprävention in einem<br />

"Spiegel"-Interview: "Wir drängen schon seit langem darauf,<br />

Kontrollmechanismen einzuführen. Vereinssport basiert auf<br />

einem großen ehrenamtlichen Engagement ... Aber es kommt<br />

zum Beispiel immer wieder vor, dass sich bereits verurteilte<br />

Täter gezielt in Vereine einschleichen. Ehrenamtliche Trainer<br />

sollten daher polizeiliche Führungszeugnisse vorlegen müssen.<br />

Allein das Wissen, dass ein Verein auf solchen Unterlagen<br />

besteht, würde potentielle Täter abschrecken."<br />

Was in Berlin nun angeleiert wurde, scheint in Köln schwer<br />

umzusetzen zu sein. Mit der Sporthochschule Köln und dem<br />

Stadtsportbund Köln hat die Kommissarin ein Zertifikat<br />

entwickelt. Vereine, die dieses Zertifikat bekommen wollen,<br />

müssen sich durch Satzungsänderung verpflichten, Aufklärungsarbeit<br />

bei Eltern und Trainern zu leisten und Übungsleiter<br />

nur dann zu beschäftigen, wenn diese ein Führungszeugnis<br />

vorlegen. "Bisher hat noch kein Verein seine Satzung


erweitert. Wir konnten noch nicht einmal den DOSB für<br />

unser Ansinnen eines Führungszeugnisses für Ehrenamtliche<br />

gewinnen", bedauert die Kommissarin, die glaubt " dass den<br />

Funktionären und den Vorständen die Sache nur lästig ist".<br />

Den Eindruck vermitteln Weiss und Schönwandt oder die<br />

Berliner, vorneweg mit ihrem Präsidenten Klaus Böger nicht:<br />

Zusammenarbeit mit Jugendämtern oder Beratungsstellen<br />

wird dringend bei Verdachtsfällen empfohlen, ebenso werden<br />

interne und externe Weiterbildungsmaßnahmen zu dem<br />

Thema angeboten. Hilfe vor Ort, sagen die Dachverbandsvertreter,<br />

sei effektiver als eine eigene Hotline oder ein DOSB-<br />

Berater. "Es ist wohl besser, mit den Jugendämtern vor Ort<br />

zusammenzuarbeiten, als eine bundeszentrale Nummer<br />

einzurichten", sagt Schönwandt. Auch ein Beauftragter wäre<br />

besser vor Ort angesiedelt als im DOSB, wie positive Beispiele<br />

aus Nordrhein-Westfalen zeigten. "Wir haben da ja in anderen<br />

Problembereichen auch wenig Echo mit zentralen<br />

Anlaufstellen gefunden", sagt Weiss. Neben Handlungsempfehlungen<br />

setzen auch DOSB und dsj auf Prävention. "Wir<br />

gehen vor Ort und versuchen Kinder stark zu machen, dass<br />

sie sich wehren und ermutigt werden, sich gegenüber Vertrauenspersonen<br />

zu offenbaren, wenn ihnen etwas nicht<br />

koscher vorkommt", sagt Weiss. In den Ausbildungsrichtlinien<br />

wird speziell das Thema "Prävention sexueller Gewalt" behandelt.<br />

Aber besonders wichtig ist für die dsj-Verantwortlichen:<br />

Für die Kultur des Hinschauens, des Nachfragens und Eingreifens<br />

- Schönwandts Aufmerksamkeitssystem - nicht nur<br />

zu sensibilisieren, sondern diese Kultur auch in den Köpfen<br />

der Verantwortlichen zu verankern. Dazu gehören "eine<br />

offene Haltung, ein pädagogisches Sportkonzept, das Öffnen<br />

der Hallen und Sportanlagen für Eltern - das gläserne Sportumfeld",<br />

wie es Schönwandt zusammenfasst.<br />

Keine Chance für Täter, Schutz für Opfer. Nicht alle im Sport<br />

haben das begriffen. Denn wie sonst konnte es passieren,<br />

dass bei der Nominierung für die <strong>Olympische</strong>n Winterspiele in<br />

Vancouver zwei Trainer auf der Vorschlagsliste standen, die<br />

einschlägig vorbestraft beziehungsweise aufgefallen waren?<br />

Was haben sich die Verbandsverantwortlichen dabei gedacht?<br />

Erfolg steht über allem? Gedankenlosigkeit? Ignoranz gegenüber<br />

dem Thema? Egal welcher Beweggrund - jeder zeugt<br />

von Unsensibilität. Das Ansinnen stieß auf den vereinten<br />

Widerstand des DOSB-Präsidiums, und die Trainer mussten zu<br />

Hause bleiben. Welche Maßnahmen ergreift der DOSB gegen<br />

solche Verbände und deren Funktionäre, die nicht begreifen,<br />

dass sie mit solchem Verhalten dem Ansehen des organisierten<br />

Sports schaden? Manche, so scheint es, sehen sexuelle<br />

Übergriffe nach wie vor als harmloses Kavaliersdelikt.<br />

Verantwortliche fühlen sich aber auch mit der Situation<br />

überfordert. Bernd Schultz, Präsident des Berliner Fußball-<br />

Verbandes, der sich im vergangenen Jahr mit zwölf<br />

Verdachtsfällen beschäftigen musste, sprach wohl für seine<br />

Kollegen und Kolleginnen, als er sagte: "Man kann das ja oft<br />

gar nicht beurteilen, die richtigen Schritte einzuleiten. Man<br />

ist verpflichtet, auch potentielle Täter zu schützen, bevor<br />

man nicht weiß, was nun Sache ist. Deshalb nehmen wir<br />

gerne Hilfe jeder Art an." Problem erkannt, Gefahr gebannt?<br />

"Wir können nicht ausschließen, dass es Vorfälle in Zukunft<br />

gibt, aber wir sind dran, alles zu tun, dass es sie nicht gibt.<br />

Jeder Missbrauchsfall ist einer zuviel", sagt Ingo Weiss, der<br />

mit 60 anderen Organisations-Vertretern am Runden Tisch<br />

saß, den die Bundesregierung einberufen hatte. Der Vorsitzende<br />

des <strong>Deutsche</strong>n Kinderbundes, Heinz Hilgers, hält von<br />

diesem Runden Tisch nichts. In der "Augsburger Allgemeinen"<br />

warf er der Politik vor, "zu wenig getan zu haben gegen<br />

Missbrauch". Jährlich würden nach wie vor zehntausende<br />

Kinder missbraucht und misshandelt - was auch in diesem<br />

Jahr - trotz der momentanen öffentlichen Aufmerksamkeit -<br />

passieren wird.<br />

Zu wenig getan hat der Sport nicht, aber trotzdem bleibt er<br />

anfällig. Doch Eltern sollten nun auch nicht in Panik geraten<br />

und ihre Kinder<br />

nicht mehr in den<br />

Sportverein schicken,<br />

meint Weiss.<br />

"Auffällig ist, dass<br />

manche Eltern in<br />

letzter Zeit beim<br />

Training bleiben.<br />

Nicht weil sie dem<br />

Trainer misstrauen,<br />

sondern<br />

wahrscheinlich zur<br />

eigenen Beruhigung",<br />

berichtet<br />

eine Mutter, deren<br />

Sohn Fußball in einer Schülermannschaft spielt. Man diskutiere<br />

auch hier unter den wartenden Eltern über Missbrauch,<br />

bestätigt eine andere. "Aber das tun sie auch im Kindergarten<br />

oder in der Schule, wenn sie den Nachwuchs abholen." Kein<br />

Einzelbeispiel. "Mir sind irgendwie Sicherheit und Sorglosigkeit<br />

abhanden gekommen. Besser kann ich es nicht beschreiben,<br />

was mich bewegt. Und anderen geht es offensichtlich<br />

auch so", erklärt die Mutter weiter.<br />

Als die Lawine in den Kirchen und Schulen losgetreten wurde,<br />

fragten sich auch Sport-Verantwortliche: Was kommt da<br />

noch auf uns zu? Bisher herrscht Erleichterung. Vereinzelt<br />

gebe es Meldungen bei Verbänden oder Vereinen; Opfer<br />

hätten sich beim DOSB, so sagte Pressesprecher Christian<br />

Klaue, noch nicht gemeldet. Was allerdings die Frage aufwirft:<br />

Ist das nun ein gutes oder schlechtes Zeichen?<br />

P.S.: Nach dem Gespräch mit Frau P. bleibt ein mulmiges<br />

Gefühl - und der Vorsatz, nicht nur bei Kindern noch genauer<br />

hinzuschauen, wenn der innere Seismograph merkwürdige<br />

Anzeichen meldet.<br />

25


Die olympische Nummer 1:<br />

Kann die Leichtathletik diese Position noch behaupten?<br />

Von Michael Gernandt<br />

Es gibt in der bizarren, zuweilen widersprüchlichzerklüfteten<br />

Welt des olympischen Sports: ja, eine<br />

Hierarchie der Disziplinen. Bestimmt wird sie nicht<br />

etwa von der Allmacht der Medien, höchstens ein bisschen,<br />

sondern natürlich von der Weltregierung des Spitzensports,<br />

vom Internationalen <strong>Olympische</strong>n Komitee (IOC). Die Herren<br />

der Ringe legen fest, wer oben steht und wer unten, wer<br />

König, Bauer, Bettelmann ist. Was die Internationalen Föderationen<br />

(IF) der Sommersportarten betrifft, liegt eine Einteilung<br />

in fünf Kategorien vor. Sie bilden eine Rangliste, in der<br />

notiert ist, wem das IOC von seinen Vierjahreseinnahmen aus<br />

TV-Rechten und Sponsorenpool "TOP" wie viele Dollar überweist.<br />

Über allen thront der Internationale Leichtathletik-<br />

26<br />

Verband IAAF, es folgen sieben IFs der B-Gruppe, darunter<br />

unter anderen Schwimmen, Turnen, Basketball, Fußball und<br />

Tennis. Zur Kategorie C gehören vier, zu D 14 und zu E zwei<br />

(Triathlon, Taekwondo).<br />

Die IAAF ist seit 1999 Tabellenführer; damals war es ihrem<br />

Präsidenten Primo Nebiolo kurz vor seinem Tod gelungen,<br />

das IOC, das von diesem Zeitpunkt an auch seine Sponsorengelder<br />

an die IFs weitergab, über den Tisch zu ziehen. Der<br />

Italiener bekam damals von Ringechef Juan Antonio Samaranch<br />

zugesichert, das im Vergleich zu den B-Verbänden fast<br />

Dreifache aus dem TOP-Topf kassieren zu dürfen. Lediglich<br />

die TV-Gelder verteilt das IOC unter allen gleich. In Zahlen:


IAAF bekommt 2012 aus beiden Töpfen 35 Millionen Dollar<br />

(2008: 29), die "Bs" 18,7 (14,3).<br />

Der Verteilungsschlüssel ist einigen Verbänden schon seit<br />

geraumer Zeit ein Dorn im Auge. In Dubai, wo Ende April die<br />

in der ASOIF vereinigten olympischen Sommersportverbände<br />

tagten, wagten nun die Schwimmer ganz offiziell die Attacke<br />

auf die Leichtathleten. Die FINA stellte die Vorrangstellung<br />

der IAAF in Frage und regte die Änderung des Ausschüttungsverhältnisses<br />

an. Die augenblickliche Rangfolge spiegele<br />

die Realität nicht wider, die Peking-Spiele hätten bewiesen,<br />

dass Schwimmen doch zumindest auf gleicher Höhe mit<br />

der Leichtathletik angeschlagen und die Medaillen sammelnde<br />

Wasserratte Phelps das Fernduell der Wunderknaben mit<br />

Blitz Bolt ja eher gewonnen habe.<br />

Der Vorstoß der FINA, der diesmal noch abgeschmettert<br />

wurde, aber nach London 2012 vermutlich noch einmal<br />

unternommen wird, trifft die Weltleichtathletik an einer<br />

empfindlichen Stelle. Nicht nur die Konkurrenz stellt ihre<br />

olympische Nummer-eins-Position in Frage, auch intern<br />

mehren sich die Stimmen, die sich um den Stellenwert<br />

sorgen. Baustellen sind, neben nicht unumstrittenen Strategien<br />

bei der globalen Ausrichtung des Verbands, die Abhängigkeit<br />

der Ökonomie des Gemeinwesens vom Weltwirtschaftsklima<br />

und das durch das Dopingproblem latent<br />

gefährdete Vertrauensverhältnis zur Öffentlichkeit. Letzteres<br />

wiederum korreliert mit dem ökonomischen Zustand der<br />

IAAF.<br />

Als zu Beginn des Jahres mit dem Olympiasieger und Weltmeister<br />

über 400 m, LaShawn Merritt, erstmals nach der<br />

Balco-Affäre in den USA wieder ein höchst prominenter<br />

Athlet in die Falle der Dopingjäger ging, mahnte der Generalsekretär<br />

des US-Verbands, Doug Logan, die Auswirkungen<br />

dieses Falles gingen weit über Merritt hinaus. Es sei die Art<br />

des Athletenverhaltens - der Läufer hatte sich mit der dämlichen<br />

Ausrede, aus Sorge um sein Geschlechtsteil habe er ein<br />

verbotenes Mittel eingenommen -, die "den Wert des Sports<br />

in der kommerzialisierten Welt vermindert". Soll auch heißen:<br />

Solange die Leichtathletik immer wieder gestehen muss,<br />

dass unter ihren Besten Betrüger ihr Unwesen treiben, sieht<br />

sie sich zunehmenden Desinteresses ausgesetzt.<br />

Europa hat das bereits zu spüren bekommen. Der Kontinent<br />

gilt wohl immer noch als der leichtathletische Kernmarkt<br />

(zehn von 14 Eintagesmeetings der neuen IAAF-Serie Diamond<br />

League finden in Europa statt), aber die sportlichen<br />

Leistungen der Athleten aus der alten Welt bei Olympia und<br />

WM lassen sukzessive nach, und immer weniger TV-Geräte<br />

werden hier bei solchen Championaten eingeschaltet.<br />

Geschuldet ist das dem offenbar stärker als in Übersee<br />

ausgeprägten Misstrauen gegenüber manchen Sportlern und<br />

ihren Resultaten, dem Mangel an eigenen weltweit vermarktbaren<br />

Stars und der erdrückenden Dominanz der<br />

Wunderknaben und Powerfrauen aus der Karibik, den USA<br />

und Afrika. Dass die EBU, die Organisation der europäischen<br />

Staatssender, erstmals seit 1983 die TV-Rechte der IAAF<br />

nicht mehr kaufte, mag unter anderem auf die Überlegung<br />

zurückzuführen sein, die zuweilen frustrierende Vorherrschaft<br />

der Übersee-Sportler ihren Kunden nicht mehr ständig<br />

zumuten zu können. Die EBU hatte, nach der glanzvollen<br />

WM 2009, die Ware Leichtathletik als überteuert erkannt<br />

und - für den Zeitraum <strong>2010</strong> bis 2013 - 17 Millionen Dollar<br />

weniger geboten als in der vorausgegangenen Periode. Die<br />

IAAF sah sich folglich gezwungen, ihr TV-Paket (die sieben<br />

Events der WAS-Serie) zum alten EBU-Preis (80 Mio. Dollar)<br />

an das schwedisch-französische Medienunternehmen IEC zu<br />

verkaufen. Ob das ein kurzsichtiger Deal war, weil IEC unter<br />

Umständen weniger Reichweite garantieren kann, muss sich<br />

noch herausstellen.<br />

Die IAAF unter dem seit 1999 amtierenden senegalesischen<br />

Präsidenten Lamine Diack hat allem Anschein nach Europa<br />

ein Jahrzehnt sich selbst überlassen und seiner Rolle als<br />

Global Player und Entwicklungshelfer in rückständigen<br />

Kontinenten Vorrang eingeräumt. Ein IAAF-Councilmitglied<br />

hat die Vorgehensweise "Afrikapolitik mit afrikanischen<br />

Interessen" genannt, "die nicht ganz billig sind". Die Folge:<br />

die IAAF gibt mehr Geld aus als sie einnimmt. Der Schatzmeister,<br />

ein Franzose, schlug Alarm und empfahl einen<br />

Sparkurs; die Hoffnung, mit dem Geld der neuen<br />

Wettkampfserie Diamond League die Bilanz ausgleichen zu<br />

können, ging noch nicht auf. Ein Titelsponsor für die Liga<br />

war kurz vor deren Start nicht in Sicht.<br />

Die Europäer fürchten, Diack könnte 2011, wenn er 78 ist,<br />

noch mal antreten. Ein selbst gestecktes "Jahrhunderziel:<br />

Wiedergewinnung des Interesses und der Fantasie der<br />

Jugend", so formuliert in einem dieses Frühjahr herausgegebenen<br />

IAAF-Werbeprospekt ("Leichtathletik, der globale<br />

Sport"), mit dem drögen alten Herrn aus Dakar zu erreichen,<br />

können sich die Europäer nur schwer vorstellen. Sie sehnen<br />

sich nach einem eigenen, frischen, jüngeren Mann an der<br />

Spitze. Diack ist in der 98-jährigen Geschichte der IAAF der<br />

bisher einzige nicht-europäische Präsident.<br />

Wenn sie auch künftig als das wahrgenommen werden will,<br />

als das sie sich selbst sieht, als die "Essenz des Sports" (IAAF-<br />

Werbetext), was gleichzusetzen ist mit einer nachvollziehbaren<br />

überzeugend-realistischen Darstellung des olympischen<br />

Führungsanspruchs, dann muss die Leichtathletik zu oberst<br />

danach trachten, Vertrauen, nein, nicht, wie es die IAAF<br />

postuliert, zu mehren - sondern erst einmal zurück zu<br />

gewinnen. Doping darf diesen Sport nicht ins Abseits drängen.<br />

Einer, der an die Unerschütterlichkeit seines Sports<br />

glaubt, ist der britische IAAF-Mediendirektor Nick Davies. Er<br />

nannte die Nachricht vom jüngsten Dopingfall Merritt zwar<br />

"enttäuschend", das "Image der Leichtathletik aber auch<br />

stark genug, um zu überleben".<br />

27


Talent- und Nachwuchsförderung in<br />

Deutschland gerät in die Diskussion.<br />

Widersprüche und gegensätzliche, zum<br />

Teil ketzerische Positionen tauchen auf: Selbst<br />

Wissenschaftler streiten über den Königsweg<br />

im Spitzensport und zugleich über nachhaltige<br />

Gesundheits- und Talentpflege. Viele<br />

Fachverbände blicken lieber auf den Medaillen-Gipfel,<br />

pflegen die eingespielten Förderstrukturen,<br />

als dass sie deren Ergebnisse<br />

kritisch reflektieren.<br />

Professor Eike Emrich hat ergründet: Die Quote der Aussteiger<br />

und Fehlgeleiteten wächst. Hier gelte es mit ganzheitlichen,<br />

durchlässigeren und humaneren Förderstrukturen gegenzusteuern.<br />

Doch sind sie überhaupt gewollt in den festgefügten<br />

Sporthierarchien?<br />

Auch die Sport-Pädagogen Edgar Beckers und Swen Körner<br />

sehen in der Allmacht gängiger Konzepte, der Magie der<br />

Zahlen und Leistungsmessung ein Grundübel für humane und<br />

gedeihliche Nachwuchspflege. Die Ressourcen Kind, Talent<br />

und Gesundheit sind jedoch zu wertvoll, um sie Ideologien,<br />

falschen Propheten auf dem Gesundheitsmarkt und Leistungsdruck<br />

zu opfern.<br />

"Lineare Karrieren sind nicht die Regel", hat Eike Emrich (Universität<br />

Saarbrücken) nachgewiesen und stellt die Pyramide<br />

des Spitzensports und das eindimensionale Kadermodell auf<br />

28<br />

Wer kennt den Königsweg<br />

Sportwissenschaftler warnen vor<br />

im Spitzen- und Gesundheitsport<br />

den Kopf. Mit kritischen Befunden erschüttert er das Sportförderkonzept<br />

in Deutschland: Kader, Sportinternate, Eliteschulen,<br />

Olympiastützpunkte, Verbandshierarchien. "Organisationen<br />

machen, was sie immer gemacht haben, sie inszenieren sich<br />

rational. Solange der Bedarf gedeckt wird, muss ich mich auch<br />

nicht selbst quälen." Emrichs Systemkritik beschwört Ärger<br />

herauf. Das, was der Sportsoziologe zur Nachhaltigkeit in der<br />

Sportförderung herausfand, stößt Funktionären und Leistungsplanern<br />

in den Verbänden, aber auch den Wohltätern<br />

aus der Politik sauer auf.<br />

Der Querdenker ist im Gegensatz zu vielen Sportwissenschaftlern<br />

nicht salbungsvoller Theoretiker. Der frühere Hauptgeschäftsführer<br />

des Landessportverbandes Saarland, Leiter des<br />

Olympiastützpunktes Rheinland-Pfalz/Saarland und Vizepräsident<br />

Leistungssport des <strong>Deutsche</strong>n Leichtathletik-Verbandes<br />

(DLV) kennt die Praxis. Längsschnitt- und Querschnitt-Studien<br />

mit 3.800 Kaderlaufbahnen und 18.000 Datensätzen von<br />

Olympiateilnehmern, plus 1.500 Befragungen über Karrierewege<br />

ab dem Alter von zwölf Jahren dienen ihm als Argumentationshilfen.<br />

Einige Befunde:<br />

"Leute mit höher<br />

qualifiziertem<br />

Diplom sind nicht<br />

automatisch die<br />

besseren Trainer.<br />

Wenn man einmal<br />

jemand in der<br />

Spitze gehabt hat,<br />

dann schaffen sie<br />

es wieder. Dies gilt<br />

auch umgekehrt."<br />

Karrieren, also<br />

Menschen, aber<br />

auch Systeme sind<br />

nicht hundertprozentig<br />

steuerbar.<br />

Individualität,<br />

Persönlichkeit,<br />

Glück, Zufall,<br />

Begeisterung,<br />

Motivation, all das<br />

fließt mit ein.


zur Talentförderung?<br />

Irrwegen und Missständen<br />

Von Hans-Peter Seubert<br />

"Athleten sind erfolgreich, die mit investiven Risiken umgehen<br />

wie ein Unternehmer." Und die weniger in Stützpunkten<br />

behütet sind, sondern sich meist selbst organisieren. In offenen<br />

<strong>Gesellschaft</strong>en entscheiden Jugendliche heute rational<br />

und ökonomisch. Hier kommt die pädagogische Qualität des<br />

Trainings ins Spiel.<br />

Sie betont Kooperation und Gruppenerfahrung, nicht anordnen<br />

und nachahmen, befehlen und folgen - was Talente wie<br />

Spitzensportler entmündigt. Rigide Strukturen erzeugen<br />

Verlust an Aufmerksamkeit und Begeisterung - bis hin zum<br />

Ausstieg (Dropout).<br />

Ob Mannschafts- oder Individual-Sportarten, Emrichs Befunde<br />

zeigen die gleiche Effizienz. Seine Thesen kosteten ihn den<br />

Platz im Präsidialausschuss Leistungssport des <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Olympische</strong>n Sportbundes (DOSB). "Ich bin ja wegen der<br />

Befunde sehr angegriffen worden." Denn die Diskussion um<br />

das richtige, medaillenträchtige Nachwuchsförderkonzept ist<br />

emotional aufgeladen. "Die Orientierung allein an Medaillen<br />

halte ich für<br />

äußerst gefährlich.<br />

Wir können in der<br />

Wissenschaft<br />

nicht mehr so tun,<br />

als wäre das<br />

richtig. Ich war<br />

gegen die <strong>Olympische</strong>nJugendspiele,<br />

weil sie noch<br />

mal eine<br />

Beschleunigung<br />

der aktuellen<br />

Fehler bringen."<br />

Emrich fordert gar<br />

mehr Geld und<br />

Aufmerksamkeit in<br />

die Keimzellen<br />

(Vereine) mit<br />

hoher Effizienz in<br />

der Talentförderung<br />

zu investieren<br />

und nicht<br />

Ressourcen mit<br />

unnützen oder<br />

fragwürdigen Programmen für Eliten zu vergeuden: "Verein,<br />

das ist die Basis, aber im Kern bleibt sie unbeachtet, weil wir<br />

immer über die Veredlung nachdenken." Übertriebene Fürsorge<br />

in Training und Wettkampf erzeugt "risikoscheue Athleten<br />

und Sportbeamte". Talente "möglichst schon im embryonalen<br />

Zustand im Mutterleib" zu entdecken, sie frühzeitig in Kader<br />

zu stecken und aufzupäppeln, noch mehr Training, Kontrolle,<br />

Diagnostik und Steuerung einzusetzen und sie in sportbetonten<br />

Schulen zielführend auszubilden, sei ein Irrweg. Hier ist die<br />

Fluktuation enorm. Und am Ende kommt häufig nicht der<br />

organisierte Olympiasieger heraus.<br />

50 Prozent der D-Kaderathleten werden nach einem Jahr<br />

ausgetauscht oder wechseln die Sportart. Talente, die später in<br />

die Karriere einsteigen oder in mehreren Disziplinen Erfahrungen<br />

sammeln, sind meist erfolgreicher als jene, die früh beginnen<br />

und früh Erfolge haben. Selbst höhere Trainingsbelastungen<br />

bieten keine Gewähr für mehr Medaillen. Sportler, die von<br />

Verletzungen zurückgeworfen werden oder sich selbst Auszeiten<br />

gönnen, sind danach häufig erfolgreicher als jene, die von<br />

klein auf ohne Pause Leistungsdruck ausgesetzt werden.<br />

Professor Swen Körner (Universität Hildesheim), kritisiert die<br />

Gesundheitsdiskussion als gesundheitspolitische und Medien-<br />

Inszenierung. Großen Anteil tragen der organisierte Sport und<br />

die Sportwissenschaft. "All diesen Beobachtern, die beobachten,<br />

was die Beobachter beobachten", gehe es weniger um<br />

Ursachenforschung und -bekämpfung. Darunter leiden<br />

Gesundheits- und Talentförderung.<br />

29


Die Sportwissenschaft liefert Diagnosen und Statistiken, Messund<br />

Testverfahren, sichert sich lukrative Forschungsaufträge<br />

auf dem Megamarkt Gesundheit - ist damit Teil des Problems.<br />

Der organisierte Sport bringt sich als Resonanz-Verstärker mit<br />

Slogans und Kampagnen nachhaltig in Stellung. Steigende<br />

Gesundheitskosten legitimieren aufwendige Kampagnen und<br />

millionenschwere Aktionspläne.<br />

Der altgediente Sportpädagoge Professor Edgar Beckers<br />

(Ruhr-Universität Bochum) stellt nicht die bewegungsfaulen<br />

Kinder an den Pranger, sondern die <strong>Gesellschaft</strong>. "Jugend ist<br />

keineswegs so schlecht und schwach, wie auch in der Sportwissenschaft<br />

häufig behauptet wird. Reizarmut und Reizüberflutung<br />

verstärken die Suche nach Abenteuer und Kick." Spaß<br />

statt Training ist angesagt. Viele Sportvereine wissen auf den<br />

veränderten Lebensstil keine Antworten.<br />

Deutschland hat erheblichen Modernisierungsdruck im Kinder-<br />

und Schulsport. "Hertha-Niveau in der Bundesliga, das ist<br />

unser Niveau im Elementarbereich", tadelt Professor Werner<br />

Schmidt (Universität Duisburg-Essen) und unterlegt diese<br />

These mit Daten. Er fordert Bewegungskindergärten ab drei<br />

Jahren und qualifizierte Ausbildung der Betreuer. "In Skandinavien<br />

ist Kindergärtnerin ein Studienfach." Bewegte Grundschule<br />

flächendeckend, grundsätzliche Abkehr von früher,<br />

sportspezifischer Spezialisierung, dafür vielseitige Grundausbildung:<br />

Die Schweiz sammelt gute Erfahrungen damit.<br />

"In Skandinavien ist es Kraft Kindersportgesetz verboten, bis<br />

zwölf Jahre reguläre Wettkämpfe anzubieten." Er vermisst<br />

bisher auch Basislehrpläne für alle Sportfachverbände (Koordi-<br />

30<br />

nation, Bewegungsvielfalt, kleine einfach erlernbare Spiele).<br />

Dieses Umsteuern wäre relativ kostenneutral. Der Mitherausgeber<br />

des ersten und zweiten "<strong>Deutsche</strong>n Kinder- und<br />

Jugendberichtes" sieht in der Misere des Schulsports ein<br />

Grundübel - auch für die Talentpflege. Kinder mit fünf Stunden<br />

Sitzunterricht verlieren 40 Prozent ihrer Aufmerksamkeit<br />

in der letzten Stunde. Kinder mit zwei großen Bewegungspausen<br />

(je 30 Minuten) sind zwölf Prozent konzentrierter. Ein<br />

Schulalltag, der bewegt, sorgt für 52 Prozent mehr Konzentration.<br />

Derzeit werden von drei höchstens 2,2 Stunden Sport in<br />

Grundschulen gehalten - meist fachfremd.<br />

Im Elementarbereich betreut eine Kindergärtnerin 24 Sprösslinge.<br />

Lediglich für 11,2 Prozent gibt es Kindertagesplätze. In<br />

Skandinavien setzt Ganztagsbetreuung im zweiten Lebensjahr<br />

ein. Hierzulande werden viele Kinder erst mit sechs Jahren<br />

angesprochen. Im Primarbereich (Grundschule) arbeiten 80<br />

Prozent nicht ausgebildete Sportlehrer. Das Durchschnittsalter<br />

der Pädagogen heute: 55 Jahre.<br />

Professor Klaus Bös (Uni Karlsruhe), der das Motorik-Modul<br />

(Testreihe) entwickelt hat und damit erschreckende Defizite<br />

im Kindes- und Jugendalter nachweist, unterstreicht: "Wir<br />

brauchen den Körper, weil wir mit dem Körper unsere Persönlichkeit<br />

ausdrücken. Der Schlüssel zur persönlichen Leistungsfähigkeit."<br />

Bös löst sich vom engen Sportbegriff und rückt<br />

qualifizierte Bewegung und Beweglichkeit in den Vordergrund.<br />

Es geht um Vielfalt und Könnenserfahrung. "Kinder<br />

brauchen Bewegung, aber sie brauchen sicher auch Sport<br />

(tägliche Bewegungszeit im Unterricht)." Laufen und Springen<br />

bilden die Basis für Leistungsfähigkeit: "Diese grundmotorischenFertigkeiten<br />

sind<br />

schlechter geworden."<br />

Auch weil<br />

klassische Bewegungsformen<br />

schwieriger zu<br />

erlernen sind.<br />

"Trendsportarten<br />

lernen sie viel,<br />

viel, viel schneller."<br />

Die Ganztagsschule<br />

begreift Bös als<br />

Chance für den<br />

Sport - auch für<br />

die Talentförderung.<br />

Doch muss<br />

die Kooperation<br />

zwischen Schule<br />

und Verein nachhaltig<br />

und neu<br />

begründet werden.


Zwei Jahrzehnte darf sich der Spitzensport<br />

hierzulande wieder als "gesamtdeutsch"<br />

bezeichnen, und aller berechtigter und<br />

überzogener Kritiken am früheren ostdeutschen<br />

"Medaillenproduktions-System nach Staatsplan"<br />

zum Trotz scheint mittlerweile eine Erkenntnis<br />

unleugbar: Strategisch ist es sehr sinnvoll<br />

gewesen, das Konglomerat der ehemaligen<br />

Kinder- und Jugendsport-Schulen (KJS) zu<br />

adaptieren und dem bundesdeutschen Leistungssport in<br />

modifizierter Form als wichtige Größe einzuverleiben. Insgesamt<br />

40 "Eliteschulen des Sports" existieren momentan in<br />

unterschiedlicher Form und Gestalt bis hin zum Verbund<br />

mehrerer Schulen in derselben Stadt. Wie gut diese Spezialeinrichtungen<br />

funktionieren, wie groß - bei allem Nutzen -<br />

noch die qualitativen Unterschiede sind und wo der Hebel zur<br />

Optimierung anzusetzen ist, das soll eine gründliche Evaluierung<br />

noch in diesem Jahr herausfinden. Die Analyse ist dringend<br />

geboten, um über dem Erfolg des "Gesamtsystems<br />

Eliteschule" mit seinem besonderen Profil für junge Leistungssportler<br />

nicht die Augen vor Mängeln und suboptimalen<br />

Bedingungen an den einzelnen Standorten zu verschließen.<br />

Naiv wäre zu meinen, dass überall und immer schon Elite drin<br />

ist, wo Elite drauf steht.<br />

Diesen kritischen Blick stets zu pflegen und nicht in Zufriedenheit<br />

zu erstarren, dies ist nicht zuletzt das Verdienst des<br />

wichtigsten Sponsors aus der Wirtschaft. Der <strong>Deutsche</strong> Sparkassen-<br />

und Giro-Verband (DSGV) unterstützt die Eliteschulen<br />

bereits seit 1997, also seit der Begründung<br />

dieses bundesdeutschen Fördersystems. Der<br />

Zentralverband ist somit ein Partner des deutschen<br />

Sports, dem nicht nur die aktuellen<br />

Olympiamannschaften am Herzen liegen, sondern<br />

der zugleich systematisch zur Entwicklung<br />

und zum Aufbau des deutschen Teams beiträgt<br />

und vor diesem Hintergrund bereits in der<br />

Vergangenheit einige kritische Überprüfungen<br />

des Eliteschul-Systems und seiner einzelnen<br />

Standorte maßgeblich initiierte und vom organisierten<br />

Sport regelrecht einforderte. Dies wird<br />

der Sponsor auch weiterhin so halten. Erst recht,<br />

nachdem Anfang vorigen Jahres der Kanu-<br />

Olympiasieger Andreas Dittmer nach dem Ende<br />

seiner großartigen sportlichen Karriere ins<br />

Ressort "<strong>Gesellschaft</strong>liches Engagement und<br />

Veranstaltungsmanagement" wechselte und<br />

beim DSGV nunmehr ein ausgewiesener Fachmann,<br />

der einst selbst eine Eliteschule besuchte,<br />

im Ressort Sportsponsoring und Sportförderung<br />

tätig ist.<br />

"Gerade in Einzelsportarten ist meines Erachtens<br />

heute gar kein anderer Weg mehr möglich,<br />

um ganz nach oben zu kommen. In diesen<br />

32<br />

Die Eliteschulen und<br />

Unverzichtbares Strukturelement<br />

Sportarten ist das System der Eliteschulen des Sports alternativlos",<br />

lautet die generelle Einschätzung des Experten. Ungeachtet<br />

dessen gelte es, "dieses wichtige Strukturelement im<br />

Blick zu behalten und zukunftsfähig zu gestalten". Wobei der<br />

Fokus möglichst nicht auf das "System Eliteschulen"<br />

beschränkt werden sollte. Schließlich existiert es nicht im<br />

luftleeren Raum. Vielmehr ist es existenziell eingebunden in<br />

ein "Vorher" und ein "Nachher". Gelingt es nicht, stets genügend<br />

hoffnungsvolle Nachwuchssportler für diese spezielle<br />

Schulform zu gewinnen, trocknet sie aus. Und sie würde am<br />

anderen Ende veröden, wenn es nicht gelingt, den potentiellen<br />

Medaillengewinnern von morgen auch nach dem Abitur<br />

oder einem anderen Schulzeugnis mit Hilfe von Bundeswehr,<br />

Wirtschaft oder Universitäten weiterhin professionelle leistungssportliche<br />

Rahmenbedingungen zu ermöglichen.<br />

Was den Prozess der bevorstehenden Evaluation des Systems<br />

im engeren Sinne anlangt, verstehe sich der Sparkassenverband<br />

Dittmer zufolge "als Partner, der Wert darauf legt, dass<br />

die Qualitätskriterien an diesen Schulen in der Praxis tatsäch-


ihre erfolgreichen Absolventen:<br />

im deutschen Leistungssport Von Andreas Müller<br />

lich eingehalten werden". "Grundsätzlich muss das Ziel sein,<br />

dass dort, wo Elite drauf steht, auch Elite drin sein muss",<br />

unterstreicht Andreas Dittmer. "Beispielsweise sind leistungsstarke<br />

Trainingsgruppen mit genügend Bundeskadern oder<br />

die auf die jungen Talente zugeschnittene zeitliche Flexibilisierung<br />

von Schul- und Trainingsabläufen zwei der unerlässlichen<br />

Kriterien. Selbstverständlich ist uns als Förderer bewusst,<br />

dass Bildungspolitik der Hoheit der jeweiligen Bundesländer<br />

unterliegt. Trotzdem muss es möglich sein, an jede Eliteschule<br />

des Sports ein und denselben Maßstab anzulegen, egal in<br />

welchem Bundesland sie sich befindet. Mit der Evaluation<br />

werden wir die Chance bekommen, sowohl ein objektives Bild<br />

von den einzelnen Standorten zu erhalten als auch einen<br />

genauen Überblick über die aktuelle Situation des Gesamtsystems<br />

aller Eliteschulen."<br />

Ein fundamentales Ergebnis steht schon fest, bevor der große<br />

Eliteschul-Test begonnen hat: Ungeachtet aller im Detail<br />

noch zu ermittelnden Nachjustierungen bleibt dieses System<br />

unverzichtbar. Im Gegenteil scheint es sogar mehr und mehr<br />

an Bedeutung zu gewinnen, wie<br />

insbesondere der Blick auf die<br />

deutsche Mannschaft bei den<br />

<strong>Olympische</strong>n Winterspielen in<br />

Vancouver und deren sportliche<br />

Ergebnisse belegen. Insgesamt<br />

waren am Gewinn der 30 olympischen<br />

Medaillen für Deutschland<br />

43 Athletinnen und Athleten<br />

beteiligt. Von den Medaillengewinnern<br />

haben 35 eine<br />

Eliteschule erfolgreich besucht,<br />

und einer der erfolgreichen<br />

Athleten drückt dort sogar noch<br />

in Oberstdorf die Schulbank: der<br />

18-jährige Johannes Rydzek, der<br />

im Teamwettbewerb in der<br />

Nordischen Kombination Bronze<br />

gewann.<br />

Das heißt: Insgesamt gehen fast<br />

84 Prozent aller deutschen<br />

Medaillen von Vancouver,<br />

Whistler und Richmond auf das<br />

Konto von Eliteschülern. Darunter<br />

Bobfahrer André Lange, der<br />

in Oberhof zur Schule ging und mit vier Mal Olympiagold<br />

nun der erfolgreichste Bobpilot aller Zeiten ist, die Rodel-<br />

Olympiasieger Tatjana Hüfner (Eliteschule Oberwiesenthal)<br />

und Felix Loch (Berchtesgaden) und die Goldmedaillen-<br />

Gewinnern Daniela Anschütz-Thoms, Stephanie Beckert und<br />

Katrin Mattscherodt (Eisschnelllauf), alle Absolventinnen der<br />

Eliteschule in Erfurt. In diese Reihe der "Golden Girls" gehören<br />

ebenfalls die Alpinen Maria Riesch und Viktoria Rebensburg<br />

(beide Berchtesgaden) und die Skilangläuferinnen Claudia<br />

Nystad (Oberwiesenthal) und Evi Sachenbacher-Stehle<br />

(Berchtesgaden). Auf anderen Wegen zu olympischen Meriten<br />

gelangten aus der deutschen Vancouver-Mannschaft einzig<br />

Magdalena Neuner und Martina Beck (Biathlon), Richard<br />

Adjei (Bob), Kerstin Szymkowiak (Skeleton), Anni-Friesinger-<br />

Postma (Eisschnelllauf), Aljona Savchenko (Eiskunstlauf) und<br />

Miriam Gössner (Skilanglauf). Parallel zu den sportlichen<br />

Erfolgen spiegelte sich der Stellenwert des Eliteschul-Systems<br />

zugleich in der Zusammensetzung des Olympiateams wieder.<br />

Von den insgesamt 153 deutschen Sportlerinnen und Sportlern,<br />

die für die XXI. Winterspiele als deutsche Teilnehmer<br />

nominiert wurden, waren 79 ehemalige oder aktuelle Schüler<br />

von "Eliteschulen des Sports". Das entspricht einer Quote von<br />

51,6 Prozent, und das bedeutet eine weitere Steigerung<br />

gegenüber den Winterspielen von 2006 in Turin, bei denen 78<br />

von 162 deutschen Teilnehmern aus einer Eliteschule kamen<br />

und diese Quote bei 48,1 Prozent gelegen hatte.<br />

Eingedenk dieser qualitativ wie quantitativ erfreulichen Entwicklung<br />

ist sowohl dem DSGV als auch dem <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Olympische</strong>n Sportbund (DOSB) sehr daran gelegen, dieses<br />

Erfolgsmodell stärker ins Licht der Öffentlichkeit zu stellen.<br />

Eine der Neuerungen auf dem Weg dahin war die erstmalige<br />

Vergabe der gemeinsamen Auszeichnung "Eliteschüler des<br />

Jahres". Bei der Premiere durften sich gleich zwei Sportlerinnen<br />

über die Prämie von jeweils 5.000 Euro freuen: Die Rennkanutin<br />

Franziska Weber von der "Friedrich-Ludwig-Jahn-<br />

Schule" in Potsdam und Turnerin Marie-Sophie Hinderman<br />

vom Wirtemberg-Gymnasium in Stuttgart-Untertürkheim.<br />

"Das kommt für mich völlig überraschend", kommentierte die<br />

20-jährige Franziska Weber den Ausgang der Wahl. Auch die<br />

18jährige Turnerin Marie-Sophie Hindermann war zunächst<br />

völlig perplex. "Damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet,<br />

weil ich ja im vergangenen Sommer mein Abitur gemacht<br />

und die Schule schon verlassen habe. Ich dachte erst, gemeint<br />

ist meine Schwester Giulia, die ebenfalls turnt und in die<br />

33


zehnte Klasse geht." Dass die beiden Preisträgerinnen im<br />

vergangenen Jahr äußerst erfolgreich ihre Abiturprüfungen<br />

bestanden, das hatte die Jury um den DOSB-Vizepräsidenten<br />

und Vorsitzenden des Arbeitskreises "Eliteschulen", Eberhard<br />

Gienger, ebenso überzeugt wie die sportlichen Leistungen der<br />

beiden jungen Frauen.<br />

Gerade der Eliteschule entwachsen, ist Beiden bereits der<br />

internationale Durchbruch bei den Großen gelungen und der<br />

Sprung in die absolute Weltspitze geglückt. "Obwohl die Idee<br />

ist, diese neue Auszeichnung jedes Jahr nur an eine Sportlerin<br />

oder an einen Sportler zu vergeben, haben wir gleich beim<br />

Start eine Ausnahme machen müssen. Denn beide Sportlerinnen<br />

haben es absolut verdient. Also haben wir uns gesagt:<br />

Zeichnen wir sie gemeinsam aus", kommentierte Gienger die<br />

Entscheidung unter insgesamt 40 Kandidaten aus dem<br />

gesamten Bundesgebiet. Jede der insgesamt 40 Eliteschulen<br />

hatte für die Wahl einen Kandidaten ins Rennen geschickt.<br />

Für sie sei die Ehrung so etwas "wie Balsam" und eine "große<br />

Ermutigung", bekennt Marie-Sophie Hindermann, die jüngst<br />

eine lange Verletzungsphase glücklich überstanden hat. Seit<br />

2003 fuhr die Tübingerin sechs Jahre lang jeden morgen um<br />

6.06 Uhr mit dem Zug rund eine Stunde nach Stuttgart zur<br />

Schule und zum Training. Erst abends kehrte sie meist mit<br />

ihrer Mutter Marie-Luise, die in der Landeshauptstadt als<br />

Landestrainerin die 7- und 8-jährigen Talente betreut, nach<br />

Hause zurück. Der Aufwand und die Mühen haben sich<br />

gelohnt. Nicht nur, dass die 48 Kilo leichte Mehrkampf- und<br />

Stufenbarrenspezialistin an der Eliteschule ihr Einser-Abitur im<br />

G8-Rhythmus baute und damit ein Jahr weniger brauchte, als<br />

nötig gewesen wäre. Zugleich entwickelte sie sich parallel<br />

dazu unter den Fittichen ihrer russischen Trainerin Tamara<br />

Khoklova zur größten deutschen Medaillenhoffnung. "Marie-<br />

Sophie ist hoch talentiert, ausdrucksstark und eine ausgesprochen<br />

schöne Turnerin", lobt Cheftrainerin Ulla Koch die grazile<br />

Athletin mit dem phänomenalen Bewegungstalent. "Wenn sie<br />

die Führungsrolle nicht schon heute besitzt, so wird sie diese<br />

spätestens in ein, zwei Jahren übernehmen", meinte Ulla Koch<br />

bereits nach der Heim-WM 2007, als sich die deutsche<br />

Damenriege mit Platz zehn für die <strong>Olympische</strong>n Sommerspiele<br />

ein Jahr später in Peking qualifizieren konnte und Marie-<br />

Sophie Hindermann im Mehrkampf Platz 14 sowie an ihrem<br />

Lieblingsgerät, dem Stufenbarren, Rang fünf belegte.<br />

Unmittelbar im Vorfeld der Spiele erlitt sie einen Anriss der<br />

Achillessehne, so dass die Spitzenturnerin zwar die wunderbare<br />

olympische Atmosphäre miterleben, aber nicht im Mindesten<br />

ihr Leistungsvermögen abrufen konnte. "Ich hatte<br />

Schmerzen ohne Ende und war vor jedem Auftritt gehemmt,<br />

besonders beim Sprung", erinnert sich Marie-Sophie an ihre<br />

Olympiapremiere, die für ihr Team mit Platz 12 endete und für<br />

sie persönlich mit Platz 55 im Mehrkampf und jenseits der 70<br />

am Stufenbarren, auf dem Schwebalken und am Boden. Damit<br />

nicht genug, erwies sich die Verletzung als derart kompliziert<br />

34<br />

und langwierig, dass nach Peking fast ein Jahr kaum noch an<br />

Training und schon gar nicht an Wettkämpfe zu denken war.<br />

Die Weltmeisterschaften 2009 in London waren ebenso tabu<br />

wie andere große Wettkämpfe. Erst im Oktober vorigen Jahres<br />

durfte Marie-Sophie Hindermann wieder internationales<br />

Parkett betreten, als sie beim Weltcup in Doha/Katar mit Rang<br />

drei am Stufenbarren und Rang fünf am Boden auf Anhieb<br />

wieder Anschuss an die Weltspitze fand.<br />

An ein Ende ihrer jungen Karriere habe sie in der Zeit davor<br />

"zwar nie gedacht, aber ich habe gezweifelt", unterstreicht<br />

die anmutige Athletin des <strong>Deutsche</strong>n Turner-Bundes (DTB).<br />

Dessen ungeachtet lässt sie durchklingen, dass sich der<br />

Gedanke an ein Ende der Laufbahn bei ihr sofort einstellen<br />

könnte, sollte sie abermals vom Verletzungspech verfolgt<br />

werden. "Insofern ist <strong>2010</strong> ein ganz wichtiges Jahr für mich",<br />

blickt die ausgezeichnete Eliteschülerin voraus und ergänzt<br />

hoffnungsvoll: Zum Glück habe ich gerade keinerlei<br />

Beschwerden." Der sportliche Jahreshöhepunkt werden für<br />

die Turnerin, die inzwischen der Bundeswehr-Sportfördergruppe<br />

in Todtnau angehört, die Weltmeisterschaften im<br />

Herbst in Rotterdam sein. Damit die ewige Pendelei ein Ende<br />

nimmt, beabsichtigt Marie-Sophie Hindermann, alsbald eine<br />

eigene Wohnung in Stuttgart zu beziehen - sowie in Sachen<br />

"Kopfarbeit" ein Studium an der Fernuniversität Hagen im<br />

Fach Psychologie aufzunehmen, als vorgeschaltete Etappe für<br />

ein späteres Medizin-Studium. Damit die junge Frau auch<br />

nach prächtig bestandenem Abi ihre "grauen Zellen" in Bewegung<br />

hält, gibt sie derzeit nebenbei für Schüler in den Klassenstufen<br />

12 und 13 Nachhilfe-Unterricht im Fach Mathematik.<br />

"Ich muss mich beschäftigen. Ich bin ein Typ, der sich<br />

immer auch geistig beschäftigen muss", gesteht sie. "Wenn<br />

man das jetzt vernachlässigen würde, dann wäre es schwer,<br />

nach der sportlichen Karriere wieder rein zu kommen." Was<br />

Marie-Sophie mit dem Preisgeld machen will, davon hat sie<br />

schon ganz konkrete Vorstellungen. Vielleicht ein längerer<br />

Trainingsaufenthalt in den USA.<br />

Franziska Weber indes hat für die 5.000 Euro im Sinne der<br />

sportlichen oder beruflichen Karriere noch keinen Verwendungszweck<br />

parat. "Das muss ich erst einmal sacken lassen",<br />

erklärt die Potsdamerin und verweist auf ihre ohnehin sehr<br />

beschränkten zeitlichen Freiräume in den nächsten Monaten.<br />

Schließlich laufe die Saisonvorbereitung bei den fleißigen<br />

Medaillensammlern des <strong>Deutsche</strong>n Kanu-Verbandes (DKV)<br />

stets nach bewährtem Rhythmus ab. Zu Jahresbeginn verbrachte<br />

Franziska Weber, die 2008 bei der Heim-EM in Brandenburg<br />

mit Fanny Fischer im Zweier-Boot über 500 Meter<br />

Bronze gewann und im Vorjahr bei EM wie WM jeweils Silber<br />

im Einer über die nichtolympische 1000-Meter-Distanz holte,<br />

knapp zwei Wochen beim Grundlagentraining in der Höhe<br />

von St. Moritz in der Schweiz. Am 31. Januar ging es für die<br />

Nationalmannschaft zum dreiwöchigen "Wärme-Trainingslager"<br />

nach Florida, ehe später nach der Rückkehr aus den USA<br />

die Boote zuhause am Ufer des Templiner Sees ausgepackt


wurden und die unmittelbaren Vorbereitungen auf die ersten<br />

internen Sichtungs- und Qualifikationsrennen begannen. Der<br />

Saisonhöhepunkt wartet Mitte August mit den Weltmeisterschaften<br />

im polnischen Posen. "Je nach den Leistungen, die<br />

man bringt, werden die Boote in jedem Jahr neu zusammengesetzt.<br />

Erfolge aus dem Vorjahr zählen da nichts mehr",<br />

weiß Franziska Weber. Gerade für sie als junge Athletin gelte<br />

es darum, sich "überhaupt erst mal für ein Boot anzubieten,<br />

ganz egal welches". Ein Platz in einem Kanu, das 2012 in<br />

London um olympische Medaillen fährt, wäre ihr natürlich<br />

am liebsten. Daraus macht die junge Frau, die inzwischen an<br />

der Fachhochschule Potsdam Bauingenieurwesen studiert,<br />

keinerlei Hehl.<br />

Die Qualifikation für die Sommerspiele 2008 sei für sie in<br />

ihrem ersten Jahr bei den Senioren noch eine "unlösbare<br />

Aufgabe" gewesen. Mit Blick auf das Großereignis in zwei<br />

Jahren an der Themse soll das selbstverständlich anders<br />

werden. Die Auszeichnung als "Eliteschülerin des Jahres"<br />

komme ihr da als Motivationsspritze gerade recht. Einen<br />

ähnlichen psychologischen Schub gab es für Franziska<br />

Weber, die zwischen 2001 und 2009 vom Potsdamer Stadtteil<br />

Eiche zumeist mit dem Fahrrad, manchmal aber auch mit<br />

dem Bus zur Schule fuhr, bereits im vergangenen Jahr. Ihr<br />

Abiturzeugnis hatte sie just zur Siegerehrung zusammen mit<br />

der Bronzemedaille bei der Heim-EM am Beetzsee aus den<br />

Händen des brandenburgischen Ministerpräsidenten Matthias<br />

Platzeck bekommen. "Ein besonderes Erlebnis, das man<br />

bestimmt nicht vergisst." Umziehen wird Franziska Weber in<br />

ihrem neuen Leben nach dem Ende der Schulzeit anders als<br />

Marie-Sophie Hindermann jedoch vorerst nicht. Das sei keine<br />

Option, winkt sie ab. "Dafür habe ich mich an meine Trainingseinheiten<br />

mit dem Fahrrad inzwischen zu gut<br />

gewöhnt."<br />

"Überragende sportliche Erfolge", "sehr gute und schulische<br />

Leistungen", "Zielstrebigkeit", "professionelle Einstellung",<br />

"Vorbildfunktion für die Mitschüler", "gute sportliche Perspektiven<br />

hinsichtlich erfolgreicher Olympiateilnahmen", all diese<br />

Kriterien erfüllen die beiden Preisträgerinnen mit Bravour, so<br />

das eindeutige Votum aus dem Arbeitskreis Eliteschulen. "Die<br />

Idee mit diesem neuen Preis finde ich großartig", sagt Eberhard<br />

Gienger, und Andreas Dittmer verspricht sich von der<br />

Neuerung zugleich eine bessere Lobbyarbeit für das Netzwerk<br />

der Eliteschulen des Sports. "Genau dahin gehen unsere<br />

Intentionen, die wir mit diesem Preis verbinden. Natürlich<br />

braucht dieses System mehr öffentliche Aufmerksamkeit, und<br />

damit ist zugleich ein Ansporn für die jungen Athleten verbunden."<br />

Die Eliteschulen als Einrichtungen an sich seien<br />

"inzwischen kein Fremdwort mehr". Doch was dort genau<br />

geschieht, wie an diesen Einrichtungen der Alltag für die<br />

jungen Sportler aussieht und unter welchen Bedingungen sie<br />

dort lernen, trainieren und leben, das sei noch viel zu wenig<br />

bekannt.<br />

Für Dittmer selbst jedenfalls, der in seiner aktiven Zeit die<br />

Eliteschule in Neubrandenburg durchlief, und die beiden<br />

Preisträgerinnen Marie-Sophie Hindermann und Franziska<br />

Weber ist dieses Instrument der Spitzensport-Förderung<br />

"alternativlos". "Diesen Weg hätten wir auf keiner anderen<br />

Schule zurücklegen können", sagen die beiden Preisträgerinnen<br />

unisono und berichten von vielen Stunden versäumten<br />

Unterrichts, die durch individuelle Lösungen kompensiert<br />

worden sind. Weil etwa Turnerinnen schon in relativ jungen<br />

Jahren in die Weltspitze vorstoßen, hatte Marie-Sophie<br />

Hindermann bereits frühzeitig regelmäßig die ersten beiden<br />

Unterrichtsstunden des Tages zu Gunsten des Trainingssausen<br />

lassen dürfen und dafür den Stoff nachmittags entweder<br />

allein oder im Einzelunterricht mit einem Lehrer nachgeholt.<br />

Auch spezielle Hausaufgaben für die Fehlzeiten, da Eliteschüler<br />

zu Wettkämpfen oder Trainingscamps unterwegs sind,<br />

gehören zum Standard. Ebenfalls lobt Franziska Weber ihre<br />

Schule als "extrem kooperativ". Vor oder nach besonders<br />

extensiven Trainingslagern von drei oder vier Wochen sei es<br />

sogar möglich gewesen, den verpassten Unterricht gemeinsam<br />

mit den Pädagogen in den Schulferien nachzuholen.<br />

"Dass die Lehrer in dieser Zeit zusätzlich zur Arbeit kommen",<br />

weiß die Rennkanutin, "so etwas wäre auf einer anderen<br />

Schule bestimmt nicht drin."<br />

35


Glücksfall GlücksSpirale<br />

W<br />

enn vom organisierten Sport die Rede ist, öffnet sich<br />

gleich in mehrfacher Hinsicht das Tor zum großen<br />

Millionenspiel. Rund 27,5 Millionen Mitgliedschaften verzeichnet<br />

die Dachorganisation <strong>Deutsche</strong>r <strong>Olympische</strong>r Sportbund<br />

(DOSB). Millionen Menschen auf der einen erfordern<br />

auf der anderen Seite aber auch Millionen von Euro, um von<br />

den 91.000 Vereinen an der Basis bis hinauf in die Spitzenverbände<br />

und Olympiastützpunkte gute Arbeit leisten und den<br />

Anforderungen der Zeit gerecht werden zu können. Ob Babyturnen,<br />

Senioren- und Koronarsport, Integrationsarbeit,<br />

Trainer- und Übungsleiterausbildung, Talentförderung - von<br />

der Vereinslandschaft bis in die Olympiakader - , es soll für<br />

die Sportlerinnen und Sportler ein qualitativ hochwertiges<br />

Angebot präsentiert werden, das aber auch in Zeiten knapper<br />

Kassen finanziert werden muss.<br />

Und dazu gibt es zum Glück noch ein weiteres Millionenspiel.<br />

Die Lotterie GlücksSpirale, die sich seit ihrer Gründung im<br />

Jahre 1970 - ursprünglich zur Mitfinanzierung der <strong>Olympische</strong>n<br />

Spiele 1972 - zu einem Glücksfall für den Sport und zu<br />

einer festen Größe in Deutschland entwickelt hat. Mit den<br />

Zweckerträgen aus der GlücksSpirale werden junge Sportler<br />

auf ihrem Weg nach oben ebenso gefördert wie Maßnahmen<br />

des Breitensports und der sozialen Herausforderungen wie<br />

Behindertensport und Integration. Die GlücksSpirale ist nicht<br />

nur eine interessante und beliebte Lotterie, die etlichen<br />

Menschen großzügige Renten und Riesengewinne beschert,<br />

sondern sie leistet mit der Förderung des Sports, der Wohlfahrt<br />

und der Denkmalpflege auch einen gesellschaftspolitisch<br />

nicht hoch genug einzuschätzenden Beitrag. Die Glücks-<br />

Spirale hilft an vielen Stellen, häufig unsichtbar, aber immer<br />

wirksam.<br />

Diese Hilfe genießt der Sport, der in der Person von Willi<br />

Daume zu den Motoren der Gründung dieser erfolgreichen<br />

Rentenlotterie gehört, seit nunmehr vier Jahrzehnten. 40<br />

Jahre GlücksSpirale bedeutet 40 Jahre glückliche Gewinner,<br />

aber auch 40 Jahre gute Taten. Immerhin ist seit 1970 eine<br />

Summe von mehr als 1,5 Milliarden Euro zusammengekommen.<br />

Davon über 600 Millionen alleine für den Sport. In<br />

Berlin wurde der 40. Geburtstag kürzlich bei einem "Gipfeltreffen"<br />

der Destinatäre von Sport, Wohlfahrt und Denkmalpflege<br />

und dem veranstaltenden <strong>Deutsche</strong>n Lotto-Totto-<br />

Block groß gefeiert. "Schaut her", riefen die Protagonisten.<br />

"Schaut Euch wunderbar hergerichtete Baudenkmäler, gute<br />

Betreuungssituationen für Alte, Kranke und Behinderte und<br />

eine florierende Sportlandschaft an. Das alles wäre ohne die<br />

GlücksSpirale nicht möglich." Personifiziert wurde der Glücksfall<br />

GlücksSpirale in Berlin durch den vierfachen Olympiasieger<br />

im Bobfahren, André Lange. Er bedankte sich als direkt<br />

Betroffener beim 40. Geburtstag bei der GlücksSpirale für die<br />

36 OF-K<br />

zuverlässige, stetige Förderung. Er sprach den Dank im Beisein<br />

des DOSB-Präsidenten Thomas Bach für die Millionenschar<br />

der Sportlerinnen und Sportler aus, die von der GlücksSpirale<br />

profitiert haben und profitieren. Die GlücksSpirale habe ganz<br />

Deutschland in Bewegung gebracht, formulierte Lange. Viel<br />

schöner und treffender kann man es nicht sagen. Die Weichen<br />

sind gestellt, dass das Glück mit der GlücksSpirale<br />

weiter anhält. Dem Sport in unserem Lande kann nichts<br />

Besseres passieren.<br />

Walter Mirwald<br />

Russisches Roulette<br />

Z<br />

ugegeben, es mag zwei Jahrzehnte nach dem Ende der<br />

Sowjetunion und des kommunistischen Ostblocks die<br />

Frage, woran denn zu erkennen ist, dass der Kalte Krieg nun<br />

endgültig der Vergangenheit angehört, albern anmuten. Ist<br />

sie aber nicht, wie der vorliegende Sachverhalt zeigt. Mit ihm<br />

wird schließlich nachgewiesen, dass einst Unvorstellbares Zeit<br />

braucht, um am Ende vorstellbar und machbar zu werden. Die<br />

Welt des Sports verändert sich rasant, und zuweilen wird sie<br />

dabei sogar auf den Kopf gestellt.<br />

Oder wie sonst soll beurteilt werden, dass die offenbar ohnmächtigen<br />

Nachfahren des einst allmächtigen Sowjetsports<br />

sich nun den ehemaligen Klassenfeind ins Haus holen? Er soll<br />

die bei den Winterspielen <strong>2010</strong> in Vancouver offen zu Tage<br />

getretenen Nöte beheben - ein US-amerikanischer Spezialist<br />

für Medaillengewinne, wohlgemerkt! Tatsächlich ist die<br />

Verpflichtung des nun für eine Schweizer Agentur arbeitenden<br />

früheren Sportchefs des Nationalen <strong>Olympische</strong>n Komitees<br />

der USA, Steve Roush, die - vergegenwärtigt man sich<br />

die alten Frontstellungen - spektakulärste Reaktion der Russen<br />

auf ihren desolaten Auftritt im Kanadischen (15 Medaillen<br />

statt 30 erhofften, Platz elf in der Nationenwertung, im<br />

Medaillentableau noch hinter den Niederlanden). Roush war<br />

mitverantwortlich für 110 amerikanische Medaillen 2008 in<br />

Peking.<br />

OF-KOMMENT OMMENTARE ARE


Der Mann aus den Vereinigten Staaten soll dem russischen<br />

Sport eine "vergleichende Analyse internationaler Modelle"<br />

liefern und anhand derer aufzeigen, wie "er seine Konkurrenzfähigkeit<br />

verbessern und die Lücke zwischen seinen<br />

Resultaten und denen internationaler Wettbewerber schließen<br />

kann".<br />

Nun ja, Russland, wir in Deutschland haben einen einst für<br />

absurd gehaltenen Transfer systemfremden Knowhows schon<br />

hinter uns und können daher aus Erfahrung sagen: Der ganz<br />

große Hit ist es nicht gewesen. Klar, als sich gleich nach der<br />

Wende die alt-bundesdeutschen Leistungsplaner die DDR-<br />

Koryphäen bedenkenlos unter den Nagel rissen, ging es bei<br />

den Sommerspielen 1992 erst mal steil bergauf. Aber danach<br />

eben auch ebenso steil wieder bergab mit der Medaillenausbeute.<br />

Vorsicht also, Russland! Nicht alles, was die Amerikaner<br />

euch jetzt verkaufen werden, muss Russland-kompatibel sein.<br />

Immerhin, gelernt hat das zum Kapitalismus konvertierte<br />

Russland, nachdem es für die Vancouver-Vorbereitung ein<br />

beispielloses Finanzierungsniveau erreicht hatte, dass "mit<br />

Geld unsere Probleme nicht zu lösen sind" (Staatschef Medwedew).<br />

Moskau versucht es stattdessen jetzt mit Wortgewalt<br />

und Muskelspiel der politischen Autoritäten. Im Visier sind:<br />

Die Sportverbände, die Medwedew mit "faulen, voll gefressenen<br />

Katern" vergleicht und die Nomenklatura der Präsidenten,<br />

denen Korruption unterstellt wird. Den Sport sollen von<br />

nun an "Vollprofis" führen und keine für Selbstgefälligkeit<br />

und Korruption anfällige Funktionäre. Der NOK-Chef, der<br />

stellvertretende Sportminister und fünf Wintersportchefs<br />

wurden bereits zum Rücktritt gezwungen.<br />

Großreinemachen ist angesagt, und nahezu alles wird in<br />

Frage gestellt, was seit dem Zusammenbruch des Kommunismus<br />

im Russensport abging. Das belegt: Der Kreml hat den<br />

Spitzensport als staatliches Prestigeobjekt wiedererkannt -<br />

weil Olympia im eigenen Lande ansteht, 2014 in Sotschi, wo<br />

es nur ums Prestige geht. Und ein Ami soll beim Aufpolieren<br />

helfen. Wenn das mal nicht russisches Roulette ist!<br />

Michael Gernandt<br />

Ein Jahrhundert-Desaster<br />

D<br />

as programmierte Chaos in der Bildungslandschaft, in<br />

weiten Teilen dem Föderalismus und den politischen<br />

Berg- und Talfahrten in 16 Bundesländern geschuldet, treibt<br />

immer wieder seltsame Blüten. Davon ist der Sportunterricht<br />

quer durch alle Schulstufen nicht ausgenommen. Einerseits<br />

weiß man seit Urzeiten von den gesundheitlichen Notwendigkeiten<br />

und positiven gesamtpädagogischen Wirkungen<br />

regelmäßiger Bewegung. Andererseits werden auch die schlagendsten<br />

Argumente konsequenter Körperbildung im Kindesund<br />

Jugendalter beharrlich vernachlässigt bis ignoriert. Ein<br />

Jahrhundert-Desaster!<br />

Denn schon vor mehr als hundert Jahren war die tägliche<br />

Turnstunde ein Thema mit Praxisbezug - zumindest in fortschrittlichen<br />

Kreisen. Was daraus geworden ist, kann seit<br />

Jahrzehnten in schöner Regelmäßigkeit verfolgt werden:<br />

Sport im täglichen Stundenplan gilt allenfalls als historische<br />

Kuriosität und ist nicht einmal mehr utopische Wunschvorstellung.<br />

Stattdessen ein Endlos-Hickhack um die Dauerforderung<br />

von wenigstens drei Wochenstunden mit den immer<br />

wieder gleichen ernüchternden Ergebnissen. Die Stundenzahlen<br />

werden kaum annähernd erreicht. Zu erschreckend hohen<br />

Prozentzahlen mühen sich fachfremde Lehrer mehr schlecht<br />

als recht. Mit der oft maroden und nicht ausreichenden<br />

Sportstätten-Infrastruktur gibt es zunehmend Probleme. Die<br />

Liste des Mangels und der Miseren ließe sich fortsetzen und<br />

auch zementieren, wie Langzeit-Entwicklungskurven eindeutig<br />

zeigen.<br />

OF-KOMMENT<br />

OF-KOMMENTARE<br />

ARE<br />

Da wirken auch gelegentliche Versuche von Sportverbänden,<br />

etwa zwecks Talentsuche oder früher Mitgliederbindung in<br />

der Schule Fuß zu fassen, nur befremdlich. Golf als Schulsport<br />

beispielsweise mag zwar einen kurzfristigen Aufmerksamkeitswert<br />

erlangen, aber dem sich ausweitenden Körperbildungsdefizit<br />

dürfte es keinen Einhalt gebieten. Die entscheidende<br />

Frage bleibt: Warum wird's nicht besser, obwohl man<br />

es besser weiß und sogar überzeugend wissenschaftlich<br />

begründen kann? Eine Driving Range auf dem Schulgelände<br />

kann jedenfalls kaum die passende Antwort sein.<br />

Harald Pieper<br />

37


Wenn<br />

vom 14.<br />

bis 19.<br />

Juni <strong>2010</strong> in<br />

Bremen die Special<br />

Olympics National<br />

Games unter<br />

Schirmherrschaft<br />

von Bundespräsident<br />

Horst Köhler<br />

in großen Teilen der Stadt über die sportlichen Bühnen<br />

gehen, dann wird es der Bremer Bevölkerung nicht anders<br />

ergehen als der Karlsruher vor zwei Jahren. Anfängliche<br />

Berührungsängste, die es trotz der Vorfreude gibt, weichen<br />

einer gewissen Bewunderung, Achtung, Anerkennung und<br />

schlagen schließlich um - in pure Begeisterung, in herzliche<br />

Aufnahme, in Partystimmung. Dies ist umso erstaunlicher, da<br />

die Verursacher jenes Sinneswandels allesamt Menschen mit<br />

geistiger Behinderung sind. Denn die Veranstaltung mit dem<br />

etwas umständlichen Namen ist die größte nationale Sportveranstaltung<br />

für Menschen mit geistiger und Mehrfachbehinderung.<br />

"Ja, unsere Athletinnen und Athleten wickeln mit ihrem<br />

Charme noch jeden um den Finger…", meint Sven Albrecht,<br />

38<br />

Special Olympics National<br />

Hier sind wir: Selbstbewusst<br />

Geschäftsführer von Special Olympics Deutschland. "Vielleicht<br />

ist das Erstaunen aber nur deshalb so groß, weil die meisten<br />

Leute im Alltag selten mit behinderten Menschen zu tun<br />

haben. Bei unseren Spielen stellen dann viele fest: Die sind ja<br />

wie wir, nur viel emotionaler, sie haben ein Handicap, gehen<br />

damit aber ganz selbstverständlich um - und sie sind tolle<br />

Sportler, die ihr Bestes geben."<br />

Das nötigt Respekt<br />

ab, bringt<br />

Anerkennung und<br />

Selbstbewusstsein,<br />

das sonst vielen<br />

von ihnen versagt<br />

bleibt. "Genau das<br />

ist unser Ziel - mit<br />

den Mitteln des<br />

Sports letztlich<br />

Gleichbehandlung,<br />

Selbstverständlichkeit,<br />

Inklusion<br />

im gesellschaftlichen<br />

Alltag zu<br />

erreichen", so<br />

Sven Albrecht.<br />

Die Special Olympics<br />

Spiele - ob<br />

auf internationaler,<br />

nationaler<br />

oder regionaler<br />

Ebene - sind die<br />

Höhepunkte einer<br />

Alltagsbewegung<br />

regelmäßigen<br />

Sportreibens. Die<br />

National Summer<br />

Games finden alle zwei Jahre statt. "In jedem von uns steckt<br />

ein Held" ist das Motto der diesjährigen Veranstaltung, das -<br />

auch Dank des Fußball-Nationalspielers Per Mertesacker, der<br />

die Kampagne begleitet - in Bremen mittlerweile gut<br />

bekannt ist.<br />

"Die Sportlerinnen und Sportler mit geistiger Behinderung<br />

sind die Helden der Veranstaltung, für sie gibt es die besten


Games Bremen <strong>2010</strong><br />

Sportstätten der Stadt - das Gelände rund um das Weser<br />

Stadion, das Bremer Messegelände oder die Universität - für<br />

sie gibt es die Festveranstaltungen mit dem olympischen<br />

Zeremoniell, ein ganz buntes und sehr umfangreiches Kulturund<br />

Rahmenprogramm, die Athletendisco, Workshops und<br />

Vorführungen, großartige Siegerehrungen, ein Familienprogramm<br />

- und 2.300 Volunteers, die sich um einen reibungslosen<br />

Ablauf kümmern", beschreibt Prof.<br />

Dr. Hans-Jürgen Schulke, Präsident des<br />

Organisationskomitees und SOD-Vizepräsident,<br />

das Anliegen der Ausrichter.<br />

"Das ist der eine Aspekt. Der andere:<br />

Hier werden Menschen zusammengeführt,<br />

Volunteers, Schüler, Besucher,<br />

Fans mit unseren Athleten, Familien,<br />

Coaches und Betreuern. Wo sonst gibt<br />

es derartig viele Begegnungen von<br />

Menschen mit und ohne Behinderung?<br />

Es sind Tausende, die mit einer veränderten<br />

Haltung von den Spielen zurückkommen<br />

werden", so Prof. Schulke.<br />

Sport findet hier in seiner ursprünglichen<br />

Form statt. 4.550 Athletinnen und<br />

Athleten - so viel wie noch nie bei<br />

National Games - werden in 20 verschiedenen<br />

Sportarten ihr Können unter<br />

Beweis stellen, getreu dem Special<br />

Olympics Eid: "Lasst mich gewinnen!<br />

Doch wenn ich nicht gewinnen kann,<br />

lasst mich mutig mein Bestes geben!"<br />

Zu Beginn gibt es in jeder Sportart<br />

Klassifizierungs-Wettbewerbe, die<br />

bewirken, dass in den Finals nur Athleten<br />

eines vergleichbaren Leistungsniveaus<br />

gegeneinander antreten. Jeder kann gewinnen, und<br />

wer einmal eine Siegerehrung bei Special Olympics miterlebt<br />

hat, wird das kaum vergessen können.<br />

Special Olympics hat weltweit eine Reihe von Programmen,<br />

die weit über den Sport hinausreichen. Das erfolgreiche<br />

Gesundheitsprogramm Healthy Athletes® bietet den Athleten<br />

vor Ort die Möglichkeit, an diversen Untersuchungen und<br />

Beratungen zur<br />

Verbesserung von<br />

Gesundheit und<br />

Fitness teilzunehmen.<br />

In Bremen<br />

werden ca. 4000<br />

Screenings durchgeführt,<br />

wofür<br />

sich 290 Volunteers,<br />

unter ihnen<br />

75 Ärzte und Physiotherapeuten, vor Ort ehrenamtlich engagieren.<br />

und sportlich Von Sonja Schmeißer<br />

Vor den Spielen gibt es traditionell die Fackelläufe. Die "Flamme<br />

der Hoffnung" wird von Special Olympics Athleten und<br />

ihren Familien und Freunden an mehreren, teilweise parallel<br />

stattfindenden, Fackelläufen getragen - bis zur feierlichen<br />

Special Olympics ist die weltweite größte Sportbewegung für Menschen mit<br />

geistiger und mehrfacher Behinderung, die als einzige Organisation vom IOC die<br />

Berechtigung hat, den Begriff "Olympics" zu verwenden. Gegründet 1968 in den<br />

USA durch Eunice Kennedy-Shriver, der Schwester von John F. Kennedy, aus der<br />

Idee heraus, Menschen mit geistiger Behinderung eine Teilhabe an Sportaktivitäten<br />

und -veranstaltungen zu ermöglichen. Heute ist Special Olympics mit mehr<br />

als 3,1 Millionen Athleten/innen in 175 Ländern vertreten.<br />

Special Olympics Deutschland (SOD) erfasst in mehr als 700 Mitgliedseinrichtungen<br />

33.000 Menschen mit geistiger Behinderung.<br />

Bei den Special Olympics National Games vom 14. bis 19. Juni <strong>2010</strong> gehen 4.550<br />

Athletinnen und Athleten mit geistiger Behinderung in 20 Sportarten an den<br />

Start. Sie werden betreut von 1.550 Coaches und ca. 1.000 Familienangehörigen<br />

und von mehr als 2.300 Volunteers unterstützt. Insgesamt werden mehr als<br />

12.000 Teilnehmer erwartet. Erstmals gibt es ein umfangreiches Kulturprogramm<br />

und ein Projekt "Bewegungskünstler" für integrative Gruppen.<br />

Beim wissenschaftlichen Kongress "Inklusion und Empowerment" vom 18. bis 19.<br />

Juni <strong>2010</strong> im Rahmen der National Games geht es um die Wirkungen von sportlicher<br />

Aktivität bei Menschen mit geistiger Behinderung.<br />

Informationen unter:<br />

www.specialolympics.de, www.nationalgames.de<br />

Entzündung des <strong>Olympische</strong>n Feuers am 14. Juni <strong>2010</strong> in der<br />

Bremen Arena.<br />

Zuvor kann jeder mitmachen beim Online-Fackellauf, zu<br />

finden unter: http://sportme.de/specials/fackellauf. Bei der<br />

Gemeinschaftsaktion von SOD und sportme.de geht es um<br />

das Laufen für den guten Zweck: Für jeden Läufer spendet<br />

Premium Partner ABB einen Euro.<br />

39


Größter Umgestalter der<br />

<strong>Olympische</strong>n Bewegung und einer<br />

der umstrittensten IOC-Präsidenten<br />

Zum Tode von Juan Antonio Samaranch Von Steffen Haffner<br />

J<br />

uan Antonio Samaranch, der Mitte April im Alter von<br />

89 Jahren in seiner Heimatstadt Barcelona verstarb,<br />

geht als der große Revolutionierer der <strong>Olympische</strong>n<br />

Bewegung in die Geschichte ein. Gründervater Pierre de<br />

Coubertin hatte die <strong>Olympische</strong>n Spiele am Ende des 19.<br />

Jahrhunderts in einer romantisierten Variante ihres antiken<br />

Vorbilds zu neuem Leben erweckt. Der knorrige Amerikaner<br />

Avery Brundage ragte (zwischen 1952 und 1972) als Kämpfer<br />

gegen die Kommerzialisierung und als Bewahrer des Amateurismus<br />

wie ein Dino in die Neuzeit. Sein spanischer Nachnachfolger<br />

als siebter Präsident des Internationalen <strong>Olympische</strong>n<br />

Komitees (IOC) räumte mit diesen Relikten der Vergangenheit<br />

radikal auf.<br />

Der kleine Katalane, der als farbloser Vorsitzender der Pressekommission<br />

unter seinem Vorgänger Lord Killanin dazu<br />

eingeladen hatte, ihn zu unterschätzen, stieg auf zu einem<br />

olympischen "Sonnenkönig" (F.A.Z.). Samaranch, der als<br />

Günstling Francos von 1977 bis 1980 geschmeidig die Kurve<br />

zum Botschafter seines nun demokratischen Landes in Moskau<br />

genommen hatte, globalisierte die Sportwelt zu einer<br />

Zeit, als der Begriff Globalisierung noch gar nicht üblich war.<br />

Symptomatisch, dass seine triumphale Wahl an die Spitze des<br />

IOC ihn 1980 in der sowjetischen Hauptstadt auf den Schild<br />

hob. Hier hatte der frühere Chef der spanischen Behörde für<br />

Sport und Körpererziehung in Madrid und Präsident des<br />

katalanischen Abgeordnetenhauses eine Art Heimspiel. Entscheidender<br />

aber war, dass Adidas-Chef Horst Dassler ihm als<br />

Stimmenbeschaffer den Weg frei machte. Und das gegen<br />

Willi Daume, die wohl bedeutendste Führungspersönlichkeit<br />

des deutschen Sports, der zudem unter dem ihm von seinem<br />

NOK aufgezwungenen Olympiaboykott litt.<br />

In seinen Anfangsjahren hatte der neue IOC-Präsident die<br />

Kraftprobe mit Monique Berlioux zu bestehen. Die machtvolle<br />

IOC-Direktorin war es gewohnt, am IOC-Sitz Château de<br />

Vidy in Lausanne nach Belieben zu schalten und zu walten.<br />

40<br />

Der irische Lord, der selten vom fernen Dublin aus einflog,<br />

hatte ihr dabei freie Hand gelassen. Die ehemalige französische<br />

Leistungs-Schwimmerin sah sich als Hüterin der Ideale<br />

Coubertins und leistete der Kehrtwende des Spaniers hin<br />

zum reinen Materialismus erbittert Widerstand. Die Administration<br />

des IOC war gespalten in ein Samaranch- und ein<br />

Berlioux-Lager. Diesem unhaltbaren Zustand machte der in<br />

Lausanne ansässige erste Vollzeit-Präsident 1985 mit der<br />

Entlassung der Direktorin des Männerordens, den er alsbald<br />

behutsam für Frauen öffnete, ein jähes Ende.<br />

Dem 1991 zum Marqués geadelten Banken-Präsidenten aus<br />

Barcelona gelang es schnell, dem unter dem Iren Killanin<br />

dahin dümpelnden IOC wieder zu politischer Bedeutung zu<br />

verhelfen. Selbstbewusst trat er als Regent des olympischen<br />

Sports den Größen der Weltpolitik auf Augenhöhe gegenüber,<br />

ohne den Gegenboykott des Ostblocks (mit Ausnahme Rumäniens)<br />

gegen die Sommerspiele von Los Angeles 1984 verhindern<br />

zu können. Doch selbst die geschmälerte Version Olympias<br />

geriet dem früheren Rollhockey-Nationaltorwart mit<br />

einem glamourösen kalifornischen Festival zu einem großen<br />

Erfolg, verstärkt durch die (von Killanin mit langem Atem<br />

betriebene) Rückkehr der Volksrepublik China zu den Spielen.<br />

Mit seiner Taktik der Umarmungen schuf sich der Betriebswirt<br />

und ausgebildete Manager mit der Vergabe von Ämtern<br />

und Auszeichnungen ein Netzwerk von Verbündeten, ohne in<br />

der Auswahl seiner "Freunde" immer zimperlich zu sein. Den<br />

heutigen IOC-Vizepräsidenten Thomas Bach, der ihm beim<br />

<strong>Olympische</strong>n Kongress von Baden-Baden 1981 durch Eloquenz<br />

und Tüchtigkeit aufgefallen war, band er in die neu<br />

gegründete Athleten-Kommission ein und betraute ihn mehr<br />

und mehr mit wichtigen Aufgaben. Vielleicht hat er in ihm<br />

schon einen möglichen Nachfolger gesehen.<br />

Im Bestreben, die <strong>Olympische</strong> Bewegung in Seoul 1988<br />

wieder zusammen zu führen, dekorierte er den DDR-Regie-


ungs- und Parteichef<br />

Erich<br />

Honecker ebenso<br />

mit dem <strong>Olympische</strong>n<br />

Orden wie<br />

den rumänischen<br />

Diktator Ceaucescu.<br />

Bis zuletzt<br />

hielt er Nordkorea<br />

die Tür zu einer<br />

Teilnahme im<br />

Süden der Halbinsel<br />

offen und<br />

nahm damit dem<br />

sozialistischen<br />

Lager einen wichtigen<br />

Anlass für<br />

eine Nichtteilnahme.<br />

Dass ihm mit diplomatischem Geschick auf der politisch<br />

explosiven koreanischen Halbinsel die Beendigung der Olympiaboykotts<br />

gelang, war das virtuoseste Kabinettstück seiner<br />

Amtszeit. Dieser Erfolg wurde freilich in der Öffentlichkeit<br />

überlagert durch die Disqualifikation des kanadischen Sprint-<br />

Olympiasiegers Ben Johnson. Durch diesen sensationellen<br />

Fall sah sich das IOC gezwungen, seinen Anti-Doping-Kampf<br />

zu verstärken. Dennoch wirkte der diesbezügliche Aktionismus<br />

bei Samaranch stets so, als wenn es ihm vor allem um<br />

ein Feigenblatt gegenüber den Sponsoren ging.<br />

Heute ist es selbstverständlich, dass plus minus 200 NOK -<br />

und damit mehr Staaten, als zur UNO gehören - an <strong>Olympische</strong>n<br />

Sommerspielen teilnehmen. Dies hat zum nicht geringen<br />

Teil damit zu tun, dass die Finanzschwachen unter ihnen<br />

auf Kosten des IOC anreisen dürfen. Die bedürftigen NOK<br />

werden zusätzlich aus dem Topf des von Samaranch aufgelegten<br />

Entwicklungshilfe-Programms "Olympic Solidarity"<br />

gespeist. Voraussetzung dafür war, dass der Spanier aus dem<br />

finanzschwachen Komitee mit gerade mal 200.000 Dollar<br />

aktivem Kapital in der Killanin-Zeit ein prosperierendes<br />

Milliarden-Unternehmen formte. Samaranch suchte gleich<br />

nach seiner Wahl die Nähe zu Konzernen wie Coca Cola,<br />

Unternehmen wie Adidas und potenten US-amerikanischen<br />

Fernsehgesellschaften wie NBC. An dem reichlichen Fluss der<br />

Gewinne und Tantiemen beteiligte er auch die stets begierigen<br />

einflussreichen Sportverbände von der Leichtathletik<br />

über die Schwimmer bis hin zu den Turnern und hielt damit<br />

potenzielle Gegenspieler wie den italienischen Leichtathletik-<br />

Weltpräsidenten Primo Nebiolo weitgehend ruhig. Ein genialer<br />

Schachzug war es, unter dem Blickwinkel der effektiveren<br />

Vermarktung, die Winterspiele aus dem Turnus der Sommerspiele<br />

zu lösen und sie jeweils im Abstand von zwei Jahren<br />

zu dem großen Weltsportfest zu platzieren.<br />

In enger Abstimmung mit Horst Dassler, in den achtziger<br />

Jahren sein Architekt hin zu einer Öffnung der <strong>Olympische</strong>n<br />

Spiele für Profis, betrieb der Katalane die Liberalisierung der<br />

Zulassungsbestimmungen zu den Spielen. Willi Daume, bis<br />

dahin einer seiner größten Kritiker, band er gleich nach<br />

seiner Wahl als Vorsitzenden der Zulassungskommission ein.<br />

Der <strong>Deutsche</strong> leistete für seinen ungeliebten Konkurrenten<br />

von gestern die Kärrnerarbeit auf dem Weg zur Beendigung<br />

des heuchlerischen Amateur-Zeitalters beim <strong>Olympische</strong>n<br />

Kongress von Baden-Baden 1981. Damit war der letzte<br />

Damm vor einer ungehemmten Kommerzialisierung beiseite<br />

geräumt. Und die fünf olympischen Ringe ließen sich noch<br />

einträglicher vermarkten und damit die Unabhängigkeit auch<br />

gegenüber den amerikanischen Fernsehgesellschaften vergrößern.<br />

Mit der stattlichen Beteiligung an den Organisationskosten<br />

durch das IOC setzte Samaranch einen überhitzten Konkurrenzkampf<br />

der Städte um die <strong>Olympische</strong>n Spiele in Gang.<br />

Vergessen die Zeit, als 1978 in Athen mit Los Angeles nur<br />

ein einziger Kandidat für die Sommerspiele antrat. Im<br />

Bestreben, den Zuschlag für die Spiele zu bekommen, zogen<br />

die Städte und Staaten alle Register: mit dem Einsatz von<br />

Showstars, Staats- und Regierungschefs und vor allem mit<br />

reichen Einladungsreisen für IOC-Mitglieder, von denen eine<br />

nicht geringe Anzahl ihre Gastgeber zur Zahlung namhafter<br />

Beträge nötigte. Solche Machenschaften konnten in dem<br />

schwülen Klima der Begünstigung unter der Ägide Samaranchs,<br />

dessen Prinzip "eine Hand wäscht die andere" war,<br />

wuchern. Was die Spatzen spätestens seit der IOC-Session in<br />

Lausanne 1986 von den Dächern pfiffen, als die Vergabe der<br />

Sommerspiele 1992 an Barcelona und der Winterspiele an<br />

Albertville in Frankreich hart umkämpft war, wurde mit dem<br />

Korruptionsskandal 1998 und 1999 im Vorfeld der Winterspiele<br />

von Salt Lake City 2002 in einem ungeahnten Ausmaß<br />

offenbar.<br />

Der bis dahin so machtvolle IOC-Präsident stand plötzlich<br />

mit dem Rücken zur Wand. Statt seinen Traum erfüllt zu<br />

sehen, mit dem Friedensnobelpreis für sein IOC ausgezeichnet<br />

zu werden, sah er sich mit seinem Komitee hochnotpeinlichen<br />

Verhören durch einen Untersuchungsausschuss des<br />

US-amerikanischen Kongresses ausgesetzt. Doch selbst in<br />

dieser misslichen Lage, an der er selbst ein gerüttelt Maß<br />

Schuld trug, zog Samaranch den Kopf aus der Schlinge. Mit<br />

einer Kehrtwende hin zur Bestrafung von bestochenen IOC-<br />

Mitgliedern und zu einer Ethikkommission gelang es ihm, die<br />

aufgebrachte internationale Öffentlichkeit erstaunlich<br />

schnell zu befrieden. Seitdem aber lag ein Schatten auf dem<br />

IOC und vor allem auf seinem Präsidenten. Aus der "Religio<br />

Athletae" Coubertins war in seiner Amtszeit ein inhaltsleerer<br />

Dollar-Fetischismus geworden. Und der Bestechungsskandal<br />

wirkte wie ein Bumerang. 2001, wiederum in Moskau, schloss<br />

sich der Kreis. Mit der Wahl zum Ehrenpräsidenten ging die<br />

Amtszeit des wohl größten Umgestalters der <strong>Olympische</strong>n<br />

Bewegung und doch umstrittensten Präsidenten des IOC zu<br />

Ende.<br />

41


"<br />

W<br />

ir bewegen Generationen" oder "Sport für die<br />

ganze Familie" sind Markenzeichen des Turn- und<br />

Sportvereins Jena und von Eintracht Hildesheim.<br />

Der Familiensportbund Haard, Oer-Erkenschwick, gibt sich mit<br />

seinem guten Namen zu erkennen und dem Hinweis "Der<br />

Naturisten-Sportverein mit dem besonderen Flair". Sein<br />

Projekt "Sport mit Herz" führt der Sportverein Frisia 03<br />

Risum-Lindholm nach einer Mut machenden Zwischenbilanz<br />

genauso erfolgreich weiter.<br />

Sportvereine machen sich in zunehmendem Maß selbstbewusst<br />

und im Wissen um die Verantwortung zu eigen, was<br />

vor Jahrzehnten als nicht unumstrittener Begriff "Sport ist<br />

mehr" eingeführt wurde. Sie stellen ihre gesellschaftlichsozialen<br />

Leitlinien heraus. Das sportliche Angebot präsentie-<br />

ren sie als Aushängeschild. Es ist bedürfnisgerecht und qualitativ<br />

hochwertig, breiten-, gesundheits- und leistungssportorientiert.<br />

Die ganze Familie wird angesprochen, immer öfter<br />

als Einheit, auf jeden Fall aber mit attraktiven oder abenteuerlichen<br />

oder geruhsamen Aktivitäten für sehr jung bis ziemlich<br />

alt, hochaltrig sogar.<br />

Der Sportverein Turbine Neubrandenburg hat eine neue 85<br />

qm große Indoor-Kletterwand für den Trainings- und Wettkampfbetrieb<br />

freigegeben. Für die Freunde des Klettersports<br />

ist ein Traum wahr geworden. Bisher nur Interessierte werden<br />

Vereinsmitglieder. Der Kanuclub Völklingen macht neugierig:<br />

er organisiert beschauliches Wasserwandern, spektakuläre<br />

Wildwasserfahrten, spannende Wettkämpfe und offene<br />

Drachenbootrennen.<br />

Kraftsport und Ringen betreibt der 1. Luckenwalder Sportclub<br />

durchgängig für Jugendliche, Frauen und Männer. Die Ringer<br />

gehören der 1. Bundesliga Ost an. Beim speziell ausgewiesenen<br />

Freizeitsport wird auch Prellball und Mattenfußball<br />

gespielt. Dem Sportförderverein Langen gehören 17 Sportvereine<br />

und die Betriebssportgemeinschaft der Stadtverwaltung<br />

Langen an. Daraus ergibt sich zwangsläufig ein sehr breites<br />

Spektrum an Sportarten, das insbesondere die Jugend ansprechen<br />

und das Interesse am Leistungssport im vereinsgebundenen<br />

Rahmen fördern soll. "Langen als Talentschmiede für<br />

Olympiateilnehmer" ist die Vision.<br />

"Nach Herzenslust Sport treiben" ist das positiv doppeldeutige<br />

Motto der Herzsport-Gruppe in der Bremer Turn- und Sportgemeinde<br />

von 1859. Sie trifft sich einmal in der Woche mit<br />

den speziell ausgebildetenÜbungsleiterinnen<br />

und unter<br />

ärztlicher Aufsicht.<br />

Bei der vergnügli-<br />

Sport nach Herzenslust:<br />

Der Verein als Garant für<br />

Leistung und Lebenshilfe,<br />

Spannung und Spaß<br />

Von Karl Hoffmann<br />

42<br />

chen, aber auch<br />

anstrengenden<br />

Übungsstunde steht<br />

der Spaß an gemeinsamen<br />

sportlichen<br />

Aktivitäten im Vordergrund.<br />

Drei Herzsportgruppen<br />

gibt es<br />

inzwischen im Hülser<br />

Sportverein, Krefeld.<br />

"Atmen ist Leben"<br />

betitelt der Walddörfer<br />

Sportverein,<br />

Hamburg, seine<br />

Übungszeiten für<br />

Menschen mit asthmatischenBeschwerden.<br />

"Sport nach Krebs ist<br />

meine fröhlichste Gruppe", sagt Heidrun Noll. Sie ist Physiotherapeutin<br />

und hat vor zwanzig Jahren begonnen, sich für<br />

dieses spezielle Sport- und Betreuungsangebot, insbesondere<br />

für brustkrebsoperierte Frauen, zu engagieren. Heute betreut<br />

sie bei der Sportgemeinschaft Weissach im Tal durchschnittlich<br />

24 Frauen mit gymnastischen Übungen, auch im Sinne<br />

einer Lebenshilfe.<br />

"Nach Herzenslust Sport treiben" können, praktiziert auch der<br />

Freiburger Kreis (FK) im selbstverständlichen und unkomplizierten<br />

Umgang miteinander. Das Netzwerk der "Arbeitsgemeinschaft<br />

größerer deutscher Sportvereine" umfasst zurzeit<br />

rund 170 Vereine mit 700.000 Mitgliedern. Wer von ihnen<br />

unterwegs ist, kann kostenlos das immer reichhaltige und<br />

motivierende Angebot eines FK-Vereins vor Ort in Anspruch


nehmen. Reist ein Sportler vom bayerischen Allgemeinen<br />

Sport Verein Dachau (ASV) nach Henstedt-Ulzburg in Schleswig-Holstein,<br />

ist er beim Fußball Club Union Ulzburg (FC)<br />

willkommen. Und macht eine Sächsin vom Sportclub Hoyerswerda<br />

Station im rheinland-pfälzischen Wittlich, dann kann<br />

sie beim Polizeisportverein Wengerohr Tischtennis spielen<br />

oder schwimmen, wandern und mit dem Bogen schießen,<br />

zum Beispiel.<br />

Sport treiben nach Herzenslust ist kein Selbstläufer. Aus<br />

Vereinssicht setzt das ein Leitbild voraus, das der Vorstand<br />

erstellt und mit möglichst allen Mitgliedern durchsetzt. Die<br />

breite Akzeptanz ist unerlässlich. Vereinsführung, -organisation<br />

und -verwaltung bemühen sich gemeinsam um die Sportentwicklung.<br />

Aus- und fortgebildete Übungsleiterinnen und<br />

Übungsleiter gestalten die Sportstunden. Davon<br />

profitieren die Seniorinnen und Senioren 70 plus<br />

im Turn- und Sportverein von 1876 Kappeln oder<br />

75 plus "Fit im vierten Viertel" im Turnverein<br />

Einigkeit 1901 Essen-Burgaltendorf.<br />

Sportartspezifische Trainer sorgen dafür, dass das<br />

EnBW Turn-Team Stuttgart (Energie Baden-<br />

Württemberg) in der Kunstturnbundesliga der<br />

Frauen sehr erfolgreich ist und in Zukunft auch<br />

bleibt. Der Sportverein Concordia Erfurt stellt im<br />

Jahres- und Rechenschaftsbericht seine positive<br />

Entwicklung im Sport der Kinder und Jugendlichen<br />

heraus: "Sie beruht nur auf dem Einsatz von<br />

unseren 35 ehrenamtlich tätigen Trainern und<br />

Übungsleitern sowie weiteren ehrenamtlich<br />

arbeitenden Vereinsmitgliedern und Eltern, die die<br />

sportliche Arbeit kinder- und jugendgerecht,<br />

jedoch auch leistungsorientiert, gestalten."<br />

Damit Sport nach Herzenslust möglich ist, spielt<br />

auch die soziale Einstellung eine sehr wichtige<br />

Rolle. Gehören zum Beispiel mehrere Vereinsmitglieder<br />

dem Sportverein Wildflecken 1934 an, zahlt<br />

nur die erste Person den vollen Beitrag. Im Fußballclub<br />

& Männerchor 1919 Niederrieden erhalten die<br />

Mitglieder mit Behinderungen in den entsprechenden<br />

Sportgruppen einen Nachlass von 50 Prozent<br />

auf den regulären Beitrag. Damit die Kinder und<br />

Jugendlichen einkommensschwacher Familien<br />

dennoch beim Vereinssport nicht zu kurz kommen,<br />

übernehmen im Turn- und Sportverein Berlin-<br />

Wittenau 1896 und im Homberger Turnverein<br />

1878, Duisburg, Paten die Beitragszahlungen.<br />

Unabhängig von finanziellen und organisatorischen Zwängen<br />

bleibt der gemeinsame Spaß am Sport ein zunehmend wichtiger<br />

werdendes Argument. In diesem Sinne veranstalteten<br />

der Minigolfclub Horn-Bad Meinberg und der Bahnen-Golf-<br />

Club Diepholz ihr 1. Familiensportfest bei "Superstimmung"<br />

und planen deshalb bereits die Wiederholung. In der Gruppe<br />

"Jazz`n More" des Turnvereins Lahr von 1846 tanzen Frauen<br />

zwischen 17 und 51 Jahren. Der Sportverein Ostermünchen,<br />

hat eine Gruppe für Hobbysport. Sie setzt sich aus Jugendlichen<br />

ab 16 Jahre sowie Frauen und Männern jeden Lebensalters<br />

zusammen. Das zweistündige Sport- und Spielangebot<br />

richtet sich auch nach den Wünschen der Teilnehmer.<br />

Sport im Verein entwickelt sich aus eigenen Initiativen, in<br />

neuen oder in bestehenden Strukturen. Im Reit- und Voltigierverein<br />

Am Hallohberg, Hitzhusen, haben Mütter und Väter<br />

eine Eltern-Kind-Voltigiergruppe ins Leben gerufen. 2006 ist<br />

die Orientierungslaufgemeinschaft Regensburg gegründet<br />

worden. Sie hat heute 50 Aktive zwischen 10 und 69 Jahren<br />

und im letzten Jahr die Großveranstaltung "Alpen-Adria-Cup"<br />

ausgerichtet. 1.000 Orientierungsläufer aus ganz Europa sind<br />

in vier Wettkämpfen gestartet. Die Federführung im Team<br />

hatte Alfons Ebneth. Für den Organisationsleiter ist Orientierungslauf<br />

"Sport, Spannung und Spaß in optimaler Kombination".<br />

43


Was as macht eigentlich ...?<br />

Manfred Germar<br />

Von Steffen Haffner<br />

"<br />

40<br />

Jahre waren genug. Ich habe immer gesagt, mit<br />

70 muss man als Funktionsträger im Sport<br />

aufhören. Man kann nicht sagen: ‚Die Jungen<br />

kommen nicht nach', wenn man selbst seinen Platz nicht frei<br />

macht." Im Vorjahr hat Manfred Germar den Überredungskünsten<br />

der Sporthilfeführung widerstanden und hat sich<br />

nach vier Jahrzehnten Mitarbeit aus dem Gutachterausschuss<br />

zurückgezogen. "Das ist heute auch eine ganz andere Zeit.<br />

Früher spielte Geld im Leistungssport längst nicht so eine<br />

große Rolle. Da freute man sich noch über 200 Mark von der<br />

Sporthilfe. Das ist heute alles ganz anders", sinniert der heute<br />

75-jährige Kölner. Der lange<br />

Atem in dieser Funktion hat<br />

dem Sprintidol von einst den<br />

Ruf eines "Marathonmanns"<br />

eingebracht.<br />

Inzwischen ist das Leben<br />

deutlich ruhiger geworden.<br />

Auch wenn zum Zeitpunkt<br />

unseres Gesprächs gerade die<br />

Enkelsöhne von 14 und 16<br />

positive Unruhe in das Haus<br />

in Bergisch-Gladbach bringen.<br />

Die eine oder andere<br />

Golf-Runde hält den immer<br />

noch munteren Rheinländer<br />

(mit Handikap 20.3) in<br />

Schwung. Auch wenn er<br />

selbstkritisch einräumt: "Mit<br />

jedem Jahr über siebzig wirst<br />

du um fünf Meter kürzer."<br />

Von den ehrenamtlichen<br />

Tätigkeiten ist das Engagement<br />

als Vorstandsmitglied<br />

des <strong>Deutsche</strong>n Sport- und<br />

Olympia-Museums geblieben<br />

und die repräsentative Verpflichtung<br />

als Ehrenpräsident<br />

44<br />

des ASV. Vorbei die langen Jahre, als der Diplom-Kaufmann<br />

neben dem Beruf als Abteilungsleiter bei Kaufhof und in drei<br />

Jahrzehnten als leitender Angestellter der Westdeutschen<br />

Lottogesellschaft erst Sportwart, dann Präsident des ASV und<br />

vor allem Meeting-Direktor von "Weltklasse in Köln" war. 28-<br />

Mal hat er mit großem Einsatz und seinen guten Verbindungen<br />

dafür gesorgt, dass Spitzenathleten im Müngersdorfer<br />

Stadion starteten. Mit der "Erfindung" der Golden-League-<br />

Sportfeste, die mit Fernsehmillionen ausgestattet waren, Köln<br />

aber nicht einbezogen, ging diese Erfolgsgeschichte zu Ende.<br />

In dem Beschluss, die Veranstaltungsserie an den Abonnementssender<br />

Premiere zu<br />

verkaufen und damit einem<br />

breiten Publikum vorzuenthalten,<br />

sieht er einen der<br />

Gründe für den Niedergang<br />

der Leichtathletik.<br />

"Für mich steht die Leichtathletik<br />

nicht mehr so im<br />

Vordergrund." Dennoch war<br />

er im Vorjahr vier Tage bei<br />

der Weltmeisterschaft in<br />

Berlin. Natürlich hat auch er<br />

über Usain Bolt gestaunt.<br />

"Ein Supersprinter. Über<br />

Doping rede ich nicht, so<br />

lange es keine Beweise gibt.<br />

Bolt war schon als Jugendlicher<br />

eine Extraklasse, und da<br />

war er bestimmt nicht<br />

gedopt." Germars Begeisterung<br />

hat sich durch seine<br />

Tätigkeit für die Sporthilfe<br />

auf zahlreiche Sportarten<br />

ausgedehnt. "Deshalb habe<br />

ich Sky, damit ich viel Sport<br />

sehen kann." Zum Beispiel<br />

hat er sich die Spiele von


Bayern München in<br />

der Champions League<br />

gegen Manchester<br />

United und Olympique<br />

Lyon nicht<br />

entgehen lassen. Und<br />

dem heimischen FC ist<br />

er ohnehin verbunden.<br />

Manfred Germar<br />

gehört zu den Ikonen<br />

des deutschen Sports.<br />

Der mehrmalige<br />

Europameister und<br />

Weltrekordmann über 200 Meter steht in einer Reihe mit<br />

Größen wie Max Schmeling, Fritz Walter oder Hans Günter<br />

Winkler. Auch Germar stempeln seine menschlich faire Haltung<br />

als Athlet und danach sowie das vielfältige Engagement<br />

für die <strong>Gesellschaft</strong> zu einem Vorbild für die Jüngeren. Zu<br />

Recht ist das langjährige persönliche NOK-Mitglied als Träger<br />

der Goldenen Sportpyramide in die Hall of Fame eingerückt,<br />

hat eine Vielzahl von Auszeichnungen erhalten, vom Rudolf-<br />

Harbig-Preis über das Bundesverdienstkreuz bis zum <strong>Olympische</strong>n<br />

Orden.<br />

Gemeinsam mit Martin Lauer, seinem Vereinskameraden vom<br />

ASV Köln, dem Weltrekordmann über 110 Meter Hürden und<br />

200 Meter Hürden, mit dem "weißen Blitz" Heinz Fütterer, dem<br />

400-Meter-Läufer Carl Kaufmann und Armin Hary, dem 100-<br />

Meter-Olympiasieger von Rom 1960, füllte der blonde Sprinter<br />

die Stadien. Davon hatten die Sportler materiell nicht viel.<br />

Denn wegen der strengen Amateurregeln bekamen sie nur<br />

karge Spesen. Die Zuschauer staunten immer wieder über den<br />

schnellen Blonden, der zu Beginn des Rennens wie ein Verlierer<br />

aussah und im Ziel meist der Sieger war. Vor allem als Schlussläufer<br />

in der 4 mal 100-Meter-Staffel, ob im weinroten Trikot<br />

des ASV oder im Nationaltrikot, riss er manches schon verloren<br />

scheinende Rennen aus dem Feuer. So miserabel sein Start, so<br />

unwiderstehlich war sein Endspurt. 1956 in Melbourne wurde<br />

der Einundzwanzigjährige als bester Europäer Olympia-Fünfter<br />

im 100-Meter-Lauf und gewann mit der Sprintstaffel die<br />

Bronzemedaille. Danach blieb er bis zur Europameisterschaft<br />

1958 in 74 Rennen ungeschlagen. 23 deutsche Meistertitel,<br />

davon 19 bei den Erwachsenen, sammelte "Manni", wie ihn die<br />

Boulevard-Presse taufte. Seine Popularität gründete nicht<br />

zuletzt auf den 123 Einsätzen bei 54 Länderkämpfen, die<br />

damals im angehenden Fernsehzeitalter die Begeisterung für<br />

die Leichtathletik schürte.<br />

Die Sommerspiele von Rom 1960 sollten zu einem Höhepunkt<br />

für den damals 25-Jährigen werden. Doch sie wurden zum<br />

Tiefpunkt seiner Laufbahn. Im Vorfeld der Spiele warf ihn eine<br />

Kieferoperation aus der Bahn. Ohne Rücksicht auf seine<br />

Gesundheit musste Germar ein Ausscheidungsrennen für die<br />

Sprintstaffel bestreiten. Dabei zog er sich eine Zerrung zu, die<br />

ihn auch in den olympischen Wettkämpfen behinderte. Die<br />

Folge: Germar schied weit entfernt von seiner Höchstform auf<br />

beiden Sprintstrecken in den Vorläufen aus. So konnte er nur<br />

zusehen, wie die 4 x 100-Meter-Staffel mit Martin Lauer als<br />

Schlussläufer die Goldmedaille gewann. Im Blick zurück ohne<br />

Zorn räsonnierte der Rheinländer einmal: "Ich kann es selber<br />

nicht verstehen, dass ich nicht Olympiasieger geworden bin."<br />

Das typische Kind der Kriegs- und Nachkriegszeit, 1935 in<br />

Köln geboren und im Stadtteil Nippes aufgewachsen, sah mit<br />

seinen dünnen Armen und Beinen nicht gerade wie ein<br />

heranwachsender Athlet aus. Bombennächte hatten die<br />

Beschaulichkeit des gut situierten Elternhauses gestört.<br />

Einmal schlug ein Blindgänger am Bett einer der beiden<br />

Schwestern ein, ohne jemanden zu verletzen. Darauf hin<br />

wurden die Kinder zu Verwandten nach Schmiedeberg im<br />

Erzgebirge gebracht. Von dort aus sahen sie das Bombardement<br />

auf Dresden, die Heimatstadt ihres Vaters. Nach dem<br />

Zusammenbruch verschlug es die Familie nach Schkopau bei<br />

Halle an der Saale, wo der Vater als Diplom-Chemiker in den<br />

Buna-Werken gefragt war. 1947 kehrten die Germars nach<br />

Köln zurück. Der Grund: Der Spezialist sollte in der Sowjetunion<br />

sein Know-how nutzbar machen.<br />

Das war die Zeit, als der Halbwüchsige begann, Fußball,<br />

Handball und Tischtennis zu spielen. Da das Sonntagskind von<br />

der Natur mit ungewöhnlich schnellen Beinen ausgestattet<br />

war, führte der Weg 1950 zu den Leichtathleten des ASV. Im<br />

Frühjahr 1953 sagte August Kirsch, der spätere Präsident des<br />

<strong>Deutsche</strong>n Leichtathletik-Verbandes, zu ihm: "Sie sind ja ganz<br />

sprungkräftig. Aber vom Laufen haben sie keine Ahnung. Ihr<br />

Stil ist unmöglich." Das hinderte Manfred Germar, der im<br />

Hochsprung immerhin 1,72 Meter meisterte, nicht, als Sprinter<br />

zu einem beispiellosen Siegeszug zu starten. Und das,<br />

obwohl er beileibe nicht zu den Trainingsfleißigsten gehörte.<br />

"Ich trainierte zweimal die Woche eine Stunde. Anders als die<br />

Leichtathleten heute haben Martin Lauer und ich uns aber<br />

nicht geschont und sind sehr oft bei Wettkämpfen gestartet."<br />

Eine Serie von Verletzungen bedeutete 1964 das frühe Ende<br />

seiner glanzvollen Laufbahn. Drei Jahre später holte ihn die<br />

frisch gegründete Sporthilfe ins Boot. "Ich war hellauf begeistert,<br />

dass ich im Sport helfen konnte. Ich kam ja gerade aus<br />

dem Sport und wusste, dass die Athleten im Osten durch die<br />

Politik und die Sportler in den USA durch die Universitäten<br />

unterstützt wurden. Willi Daume und Sporthilfechef Josef<br />

Neckermann wollten einfach Chancengleichheit für die<br />

Sportler. Ich habe das genauso gesehen", sagt der einstige<br />

Sprinterstar im Rückblick. Als Hauptmotiv für sein umfassendes<br />

und dauerhaftes ehrenamtliches Engagement führt<br />

Germar an: "Ich habe so viel Schönes im Sport erlebt. Da<br />

wollte ich etwas zurückgeben, etwas tun für die Jugend.<br />

Denn das ist doch wunderbar: Sport zu treiben."<br />

45


Nur wer sorgfältig zurückblickt, kommt auch<br />

Die Bedeutung von Sportmuseen und Sportarchiven<br />

"<br />

Nur der, der seine Vergangenheit kennt und Schlüsse<br />

daraus zieht, kann die Herausforderungen der<br />

Zukunft meistern." Ein kluger Satz, der bei manchen<br />

offiziellen Gelegenheiten, auch bei Jubiläen unserer Turnund<br />

Sportvereine, gerne ausgesprochen wird. Doch bei<br />

näherem Hinschauen und Stichproben in der Landschaft des<br />

Sports stellt man fest, dass es häufig nur bei Absichtserklärungen<br />

bleibt. Der Blick in den Vereinen und Verbänden ist<br />

meist nur nach vorne gerichtet. Schneller, weiter, höher.<br />

Immer Volldampf voraus. Wir arbeiten nach vorne, nicht<br />

rückwärts, heißt es häufig.<br />

Derlei Sprüche hat Dr. Karl Lennartz, langjähriger Leiter des<br />

Carl- und Liselott-Diem-Archivs an der Sporthochschule<br />

Köln, zu Genüge gehört. Auch Antworten wie: "Im Krieg<br />

verbrannt", "Das war vor meiner Zeit" oder "Für ein arbeitsfähiges<br />

Archiv fehlen uns die Mittel". Karl Lennartz gibt aber<br />

nicht auf, reist wie ein Missionar durch die Lande und appelliert,<br />

wichtige Papiere und Exponate zu archivieren und nicht<br />

leichtfertig wegzuwerfen. Lennartz kürzlich bei der Archivtagung<br />

<strong>2010</strong> "Sportgeschichte bewahren - Geschichte(n)<br />

erzählen" des <strong>Deutsche</strong>n Fußball-Bundes: "Wenn ein Vereinsgeschäftsführer<br />

nach 20 Jahren aufhört, schmeißt er oft die<br />

Sachen weg. Das darf nicht sein."<br />

Um sich einem derart leichtfertigen Handeln entgegenzustemmen,<br />

hat eine Gruppe engagierter Brauchtumshüter, mit<br />

initiiert von Karl Lennartz, am 24. Mai 2003 im Hörsaal 2 der<br />

<strong>Deutsche</strong>n Sporthochschule Köln die <strong>Deutsche</strong> Arbeitsgemeinschaft<br />

von Sportmuseen, Sportarchiven und Sportsammlungen<br />

e.V. - kurz DAGS genannt - gegründet. Die<br />

derzeit knapp 70 Mitglieder dieser Vereinigung betreiben<br />

seitdem einen regen Austausch, veranstalten hochkarätige<br />

Symposien, verzeichnen Erfolg, sind aber auch vor Rückschlägen<br />

nicht gefeit. So konnte es bisher noch nicht<br />

erreicht werden, ein Handbuch zu erstellen, das eine "Landkarte<br />

der Sportarchive und Sportmuseen" enthält. Dazu wäre<br />

eine - wenn auch nur geringfügige - finanzielle Beteiligung<br />

der einzelnen Institutionen notwendig gewesen - und so<br />

weit ging dann die Liebe zum Aufspüren der eigenen Vergangenheit<br />

wohl doch nicht.<br />

Dennoch: Karl Lennartz und seine Mitstreiter sind längst<br />

keine einsamen Rufer in der Wüste mehr. In den Sportvereinen<br />

und Verbänden ist das Klingeln der Alarmglocken nicht<br />

ungehört geblieben. Der <strong>Deutsche</strong> Fußball-Bund (DFB) zum<br />

46<br />

Beispiel hat sich in den vergangenen Jahren mit dem von Ina<br />

Müller geleiteten Archiv sehr gut aufgestellt: Ein Archiv mit<br />

einem Schriftgut von 8000 thematisch geordneten und in<br />

einer Datenbank erfassten Werken, einem Hauptarchiv mit<br />

11000 Akten, einem WM-Archiv mit 3000 Aktenordnern<br />

sowie geordneten Nachlässen von Sepp Herberger, Helmut<br />

Schön und Peco Bauwens.<br />

Der <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> Sportbund (DOSB), seit diesem<br />

Jahr auch Mitglied bei der DAGS, steht noch am Anfang, hat<br />

aber das im November 2009 gestartete Projekt "Gedächtnis<br />

des deutschen Sports" mit einer Ganztages- und einer Halbtagesstelle<br />

ausgestattet. Beim DFB und beim DOSB wird also<br />

ernst genommen, was schon der frühere Bundespräsident<br />

und Sportfreund Johannes Rau während seiner von 1999 bis<br />

2004 dauernden Amtszeit so formuliert hat: "Archive können<br />

helfen, dass es in dem bewegten und an Untiefen reichen<br />

Meer der Informationen Inseln und Kontinente des gesicherten<br />

Wissens gibt, damit wir nicht den Boden unter den<br />

Füßen verlieren."<br />

Unter den circa 6200 Museen in Deutschland gibt es derzeit<br />

70 bis 80 Sportmuseen, von denen aber allein das Vorzeigeobjekt,<br />

das <strong>Deutsche</strong> Sport & und Olympia Museum im<br />

Kölner Rheinauhafen, als einziges für das Publikum geöffnet<br />

hat. Immerhin konnten dort im Jahr 2009 insgesamt 130.000<br />

Besucher registriert werden. Das gut sortierte Berliner Sportmuseum<br />

im Bereich des Olympiastadions ist nicht offen. In<br />

Leipzig, wo viele Schätze gesammelt sind, wird ein ehrgeiziges<br />

Neubauprojekt geplant, dass bisher verborgene Exponate<br />

öffentlich machen soll. Zudem soll in Dortmund das <strong>Deutsche</strong><br />

Fußball-Museum mit einem Finanzaufwand von 27<br />

Millionen Euro entstehen und im Jahre 2014 bezugsfertig<br />

sein. Vorbildliche Sammelstätten sind beispielsweise auch das<br />

Niedersächsische Institut für Sportgeschichte (NISH) in Hoya,<br />

das Institut für Sportgeschichte Baden-Württemberg mit Sitz<br />

in Maulbronn und das Westfälisch-Lippische Institut für<br />

Turn- und Sportgeschichte in Schloss Werries in Hamm.<br />

Doch es geht längst auch in den privaten Bereich. Immer<br />

mehr Menschen sammeln "Sport": Briefmarken, Medaillen,<br />

Programme, Andenken. Die Exponate werden getauscht,<br />

ersteigert und in Ausstellungen gezeigt. Der Wert mancher<br />

Sammlungen - so war es in den DAGS-Nachrichten zu lesen<br />

- geht inzwischen in die Millionen. Auch hier fehlt es an<br />

Informationen und Hilfen untereinander.


erfolgreich nach vorne<br />

nimmt zu von Walter Mirwald<br />

Einen interessanten Ansatz liefert auch der Landessportbund<br />

Hessen, für den viele Jahre lang Rolf Lutz erfolgreich<br />

auf den Spuren der Vergangenheit wandelte - eine Arbeit,<br />

die von Peter Schermer weitergeführt wird. Schermer hat<br />

ermittelt, dass es bundesweit im Sportbereich nur ein gutes<br />

Dutzend "anerkannte" Archive gibt. Unter "anerkannt"<br />

versteht Schermer offen und für jedermann zugänglich. Er<br />

glaubt aber, dass allein in Hessen knapp 700 "Archive im<br />

Aufbau" existieren. Bei einer Arbeitstagung, zu der der<br />

Landesportbund Hessen kürzlich nach Frankfurt am Main<br />

eingeladen hatte, fiel auch der Begriff "Schlafende Archive".<br />

Das heißt: Viele Vereine und Verbände sammeln Material,<br />

das allerdings ungeordnet und unstrukturiert gelagert<br />

wird.<br />

Dass das Umdenken und das Erinnern an das Vergangene in<br />

der Sportlandschaft zum rechten Zeitpunkt kommt, zeigt<br />

auch eine andere Entwicklung: Während - wie<br />

Experten beobachtet haben - vor zwei Jahrzehnten<br />

noch mehr als einhundert Sportwissenschaftler<br />

Sportgeschichte - haupt- und nebenamtlich -<br />

an den deutschen Hochschulen unterrichteten,<br />

soll dies heute nur noch ein Dutzend sein. Die<br />

daraus resultierende Feststellung: Die meisten<br />

Sportstudenten hören während ihres Studiums<br />

nichts mehr von der Entwicklung ihres Faches.<br />

Dr. Karl Lennartz hat bei der Archivtagung des DFB Archivgesetze<br />

für Sportorganisationen gefordert. Denn der Sport<br />

könne nicht als private Sache abgeschoben werden. Sport sei<br />

Kulturwert und werde in vielen Bereichen mit staatlichen<br />

Mitteln gefördert. Lennartz regte zudem an, dass Vereine<br />

und Verbände Archivbeauftragte benennen sollten. Bei der<br />

Tagung "Sportarchive" des LSB Hessen wurde ein Zukunftsszenarium<br />

entworfen, das irgendwann einmal das Idealbild<br />

sein sollte: Möglichst alle Sportarchive und Sammlungen<br />

sind untereinander elektronisch vernetzt. Jeder weiß, was der<br />

andere wo sammelt. Jeder hat bei Bedarf Zugriff zu den<br />

Materialien, so dass auch Doppelsammlungen nur eingeschränkt<br />

notwendig sind. Das alles wird auf einer "Landkarte<br />

der Sportmuseen und Sportarchive" festgehalten. Wie<br />

gesagt: ein Traum. Aber Träumen von der Zukunft muss beim<br />

Sammeln des Vergangenen gestattet sein.<br />

47


Sfiso Kamkane aus Südafrika verbindet die Stammeskunst seiner Heimat mit den Errungenschaften<br />

der westlichen naiven Malerei zu bunter, halb figurativer halb abstrakter Szenerie<br />

48<br />

Kunst trifft den Ball<br />

Die "<strong>2010</strong> International Fine Art" zur Fußball-WM<br />

" n der Kunst ist es anders als beim Fußballspiel: in der<br />

I Abseitsstellung erzielt man die meisten Treffer", sagte<br />

einmal Salvador Dali, der berühmte spanische Surrealist.<br />

Zur FIFA Weltmeisterschaft <strong>2010</strong>, die vom 11. Juni bis 11.<br />

Juli Südafrika zum Zentrum des globalen Sportgeschehens<br />

macht, wird man den 32 Mannschaften aus aller Herren<br />

Länder beste Treffer wünschen - ebenso aber auch den<br />

Künstlern, die von der "<strong>2010</strong> Fine Art" aufgerufen wurden,<br />

sich rund um den Ball Gedanken zu machen. Ihre Werke<br />

bilden eine einzigartige internationale Kunstsammlung,<br />

OF-GALERIE<br />

OF-GALERIE


die als offizielles Produkt zur WM <strong>2010</strong> von der FIFA<br />

lizenziert wurde.<br />

160 zeitgenössische Künstler der Teilnehmerstaaten haben<br />

je eine Arbeit geschaffen. Sie wird als hochwertiger Druck<br />

in Plakatgröße (84x60cm) in einer Auflage von 210 Stück<br />

reproduziert, ausgestellt und ist auch käuflich zu erwerben:<br />

der Preis der meisten Drucke beläuft sich auf etwa<br />

1000 Euro bei einer Preisspanne von 600 bis 1800 Euro.<br />

OF-GALERIE<br />

OF-GALERIE<br />

Die Japanerin Yoko Kitagawa setzt ihrer lesenden kleinen Geisha einen von einer Rose bekrönten<br />

Fußball auf das zarte Puppenhaupt<br />

Es ist das erste Mal in der 80-jährigen Geschichte der Fußball-WM,<br />

dass ein Kunstprojekt dieser Größenordnung beim<br />

FIFA World Cup als offiziell lizenziertes Produkt eine Rolle<br />

spielt - sieht man vom Kunstrasen ab. Schließlich verhält es<br />

sich mit der Kunst ja manchmal wie mit dem Sport: "Das<br />

Spiel entwickeln, die Welt berühren und eine bessere<br />

Zukunft gestalten", so lautet die soziale Message der FIFA.<br />

Die <strong>2010</strong> International Fine Art präsentiert über ihre<br />

Partner-Galerien die Werke von Mai bis Juli in allen<br />

49


Der Australier Richard Birmingham erfindet einen expressiven Bilderbogen unter afrikanischer<br />

Sonne<br />

WM-Teilnehmerländern. In Deutschland wird die Ausstellung<br />

in Berlin und vom 8. Juni bis 25. Juli im <strong>Deutsche</strong>n<br />

Sport- und Olympia-Museum in Köln zu sehen<br />

sein.<br />

Der Brückenschlag zwischen Kunst und Sport, den die<br />

antiken Griechen so furios handhabten und der im Dritten<br />

Reich in Verruf geriet, bringt ein neues lebendiges Element<br />

in den World Cup: denn die <strong>2010</strong> International Fine<br />

Art richtet den Blick nicht nur auf die Top Ten der afrika-<br />

50<br />

Der junge Fußballer der Schweizerin Myriam<br />

Arnelas kickt das Leder auf die Weltkugel<br />

nischen Kunstszene, die damit die einmalige Chance<br />

haben, sich anlässlich der WM auf einer internationalen<br />

Plattform zu präsentieren, sondern auch auf Künstler<br />

rund um den Globus, die sich von der Fußball-WM auf<br />

ihre eigene Weise haben inspirieren lassen, um via der<br />

schönen Muse die Welt nach Afrika und Afrika in die Welt<br />

zu bringen - unabhängig von Hautfarbe, Religion und<br />

auch Alter: der älteste der beteiligten Künstler ist 76, der<br />

jüngste knapp 30 Jahre alt.<br />

OF-GALERIE<br />

OF-GALERIE


Deutschland ist bei der <strong>2010</strong> International Fine Art mit<br />

sechs Künstlern vertreten: Albert Münch, Marc C. Woehr,<br />

Patrick Lemke, Tanja Maria Ernst, Mores Rabenstern sowie<br />

Hella De Santarossa.<br />

Getragen wird das Projekt von der South African Company<br />

"<strong>2010</strong> Fine Art", die von der Global Brands Group<br />

(GBG), dem weltweiten Lizenzvergeber der FIFA von 2007<br />

bis 2014, die Erlaubnis erworben hat, die Originalwerke<br />

und signierten Prints der <strong>2010</strong> International Fine Art als<br />

OF-GALERIE<br />

OF-GALERIE<br />

Bei dem Griechen Eleni Economo wird das Spiel auf dem Kunstrasen zum ästhetischen Spiel<br />

mit Optical Art und Komplementärkontrast<br />

Marcelo Ferreira aus Brasilien fügt Fußball- und Afrikametaphern zu einer dekorativen<br />

Collage zusammen, die Anleihen bei der Pop Art nimmt<br />

offiziell lizenzierte Produkte des <strong>2010</strong> FIFA World Cup zu<br />

führen.<br />

"Eines der Probleme beim Fußball ist, dass die einzigen<br />

Leute, die wissen, wie man spielen müsste, auf der Pressetribüne<br />

sitzen", kommentierte einst der deutsche Fernsehmoderator<br />

Robert Lembke den Run nach dem Leder. Vielleicht<br />

wissen jetzt auch die Künstler besser, wie man mit<br />

dem Ball umgeht.<br />

Angelika Leitzke<br />

51


Bei Sergio Mora aus Spanien treibt ein Fußballer mit Löwenhaupt das<br />

Leder an<br />

52<br />

Die Berliner Künstlerin Hella De Santarossa stellt einen Obelisken dar, einst<br />

ein Symbol antik-ägyptischen Sonnenkults.<br />

Bei Yann Couedor aus Frankreich tragen Baumgewächse, die aus dem<br />

Erdteil Afrika heraus sprießen, statt Früchten das schwarz-weiße Leder.<br />

Bei dem Amerikaner Marcus Antonius Jansen, einem Vertreter des Großstadtexpressionismus,<br />

findet Fußball buchstäblich im düsteren Abseits statt.<br />

OF-GALERIE<br />

OF-GALERIE


Neunzig Prozent aller deutschen Medaillen<br />

bei EM, WM und <strong>Olympische</strong>n Spielen werden<br />

von Sporthilfe-geförderten Athleten gewonnen.<br />

Sporthilfe-Athleten achten die Grundsätze<br />

des Sports und werben für unser Land.<br />

Verlierer ?<br />

www.sporthilfe.de<br />

Ruder-WM Eton 2006: Der Deutschland-Achter hatte<br />

seit Jahren WM-Gold verpaßt. Aber der Ehrgeiz der<br />

Ruderer blieb ungebrochen. Als keiner mehr damit<br />

rechnete, fanden sich acht Männer zusammen, die ein<br />

verschworenes Team bildeten. Sie wurden Weltmeister,<br />

weil sie das Miteinander im Sport verstanden hatten.<br />

Leistung. Fairplay. Miteinander.<br />

Die Prinzipien des Sports stärken unser Land.<br />

Unterstützen Sie die Prinzipien des Sports: <strong>Deutsche</strong> Sporthilfe · Konto: 092 777 2 · <strong>Deutsche</strong> Bank BLZ: 500 700 10


Die Bundestagung der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

<strong>Gesellschaft</strong> e.V. findet am 09.<br />

Oktober <strong>2010</strong> in der Mainmetropole Frankfurt<br />

statt.<br />

Unser herzlicher Dank gilt der Industrieund<br />

Handelskammer Frankfurt, vertreten<br />

durch den Hauptgeschäftsführer Matthias<br />

54<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> <strong>Gesellschaft</strong><br />

KOMPAKT<br />

Aktuelles aus der Bundesgeschäftsstelle<br />

Gräßle, die die Nutzung ihrer Räumlichkeiten<br />

für die <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> <strong>Gesellschaft</strong><br />

in diesem Zeitraum ermöglicht.<br />

Das Programm beginnt am Freitag, 08.<br />

Oktober <strong>2010</strong> um 18:00 Uhr mit einem<br />

offiziellen Empfang in der Frankfurter<br />

Börse. Der anschließende <strong>Olympische</strong><br />

Einladung zur XXV. Bundestagung<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> e.V.<br />

Das Präsidium der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> e.V. lädt zur XXV. Bundestagung<br />

am Samstag, 9. Oktober um 09:00 Uhr, in die Räumlichkeiten der Industrie- und Handelskammer,<br />

Börsenplatz 4, 60313 Frankfurt am Main ein.<br />

TAGESORDNUNG (gemäß § 11 der Satzung)<br />

� Feststellung der Anwesenheit und Stimmberechtigung<br />

� Genehmigung des Protokolls der letzten Hauptausschusssitzung<br />

� Berichte des Präsidiums über die abgelaufenen Geschäftsjahre mit anschließender Diskussion<br />

� Bericht der Revisoren<br />

� Genehmigung der Haushaltsrechnung und des Prüfberichts 2009<br />

� Anträge zur Satzungsänderung<br />

� Entlastung des Präsidiums<br />

� Wahl des Präsidiums<br />

� Wahl der Revisoren<br />

� Genehmigung des Haushaltsvoranschlags für 2011<br />

� Beschluss über die vorliegenden Anträge<br />

� Verschiedenes<br />

Abend wird in Zusammenarbeit mit der<br />

Zweigstelle Frankfurt/Rhein-Main um<br />

19:00 Uhr mit einem Vortrag eröffnet. In<br />

einer hochkarätig besetzten Podiumsdiskussion<br />

mit Akteuren aus Sport, Politik und<br />

Wirtschaft wird der Themenschwerpunkt<br />

im Anschluss daran aufgegriffen und<br />

vertieft.<br />

Mit dem Eintragen in die Anwesenheitsliste<br />

am Samstag, 09. Oktober <strong>2010</strong> ab 09:00<br />

Uhr beginnt die XXV. Bundestagung der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong>.<br />

Die Teilnahme- und Antragsberechtigung ist durch die §§ 10 bis 12 der Satzung der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> e.V. geregelt. Hiernach<br />

sind stimmberechtigt die Delegierten der Zweigstellen, der Landesverbände und der Anschlussorganisationen, wie z. B. der Gemeinschaft <strong>Deutsche</strong>r<br />

Olympiateilnehmer. Die Zweigstellen haben je angefangene zehn Mitglieder eine Stimme, jeder Landesverband hat fünf Stimmen, die<br />

Delegierten der Anschlussorganisationen erhalten pro Verband je angefangene 50 Mitglieder eine Stimme, höchstens jedoch 5 Stimmen. Eine<br />

Stimmübertragung ist nicht möglich. Die Mitglieder des Präsidiums dürfen keine weiteren Stimmen vertreten.<br />

Anträge<br />

Anträge zur Bundestagung sind dem Präsidium bis zum 03. September <strong>2010</strong> schriftlich über die Geschäftsstelle, Otto-Fleck-Schneise 12,<br />

60528 Frankfurt/M, einzureichen.<br />

Anträge kann jedes einzelne Mitglied stellen, darüber hinaus sind das Präsidium, die Landesverbände und die Zweigstellen antragsberechtigt.<br />

Wahlvorschläge<br />

Vorschläge zur Wahl des Präsidiums müssen ebenfalls bis zum 03. September <strong>2010</strong> in der Geschäftsstelle in Frankfurt schriftlich eingegangen<br />

sein. Sie werden den Mitgliedern, die als Delegierte an der Bundestagung teilnehmen, drei Wochen vorher bekannt gegeben.<br />

Gültig sind Wahlvorschläge, die von mindestens drei Mitgliedern des Präsidiums oder mindestens 25 Mitgliedern schriftlich eingebracht werden.<br />

Während der Bundestagung dürfen Wahlvorschläge von dem/der neu gewählten Präsidenten/in, von drei Mitgliedern des Präsidiums oder von<br />

mindestens 25 der vertretenen Stimmen eingebracht werden.<br />

Das Präsidium der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> e.V.<br />

Frankfurt/Main, Mai <strong>2010</strong>


Sportausschuss des<br />

<strong>Deutsche</strong>n Bundestages<br />

"Wir sind die einzige Mitgliederorganisation<br />

für die <strong>Olympische</strong> Idee und setzen uns<br />

aktiv für die Vermittlung des <strong>Olympische</strong>n<br />

Gedankens in Sport und <strong>Gesellschaft</strong> ein",<br />

so lautete der Eingangssatz des Präsidenten<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />

Harald Denecken bei seinem Vortrag vor<br />

dem Sportausschuss des <strong>Deutsche</strong>n Bundestages<br />

Ende März in Berlin.<br />

Die Vorsitzende des Sportausschusses und<br />

Kuratoriumsmitglied der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

<strong>Gesellschaft</strong> Dagmar Freitag (im Bild)<br />

lud den ehemaligen Karlsruher Ersten<br />

Bürgermeister ein, die <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong><br />

<strong>Gesellschaft</strong> dem Sportausschuss vorzustellen.<br />

Dieser Einladung waren Harald Denecken<br />

und Geschäftsführerin Irene Sebens<br />

gerne gefolgt und nutzten die Gelegenheit,<br />

den anwesenden Politikern die Aufgaben<br />

und Ziele der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

<strong>Gesellschaft</strong> zu erläutern.<br />

Erfreuliches konnte auch Steffi Jones<br />

berichten. In ihrer Funktion als Präsidentin<br />

des Organisationskomitees für die FIFA<br />

Frauen-Weltmeisterschaft 2011 war die<br />

ehemalige Fußballnationalspielerin ebenfalls<br />

geladen und konnte den Anwesenden stolz<br />

berichten, dass bereits 220.000 Tickets der<br />

insgesamt 700.000 frei verfügbaren Tickets<br />

verkauft wurden.<br />

München 2018<br />

"Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> <strong>Gesellschaft</strong> wird<br />

München hinsichtlich der Olympiabewerbung<br />

aktiv unterstützen!", so lautete das<br />

Fazit von Präsident Harald Denecken beim<br />

Besuch des Oberbürgermeisters der Stadt<br />

München Christian Ude. Die Einladung zu<br />

einem persönlichen Gespräch nahmen<br />

Präsident Denecken, die ortsansässigen<br />

Vizepräsidenten Ebener und Tröger sowie<br />

Geschäftsführerin Irene Sebens gerne an.<br />

Insbesondere die Zweigstelle in München<br />

veranstaltet bereits gezielt Aktivitäten zur<br />

München 2018: Christian Ude (2.v.r.)<br />

umrahmt von Dr. Christian Tröger, Joachim<br />

Ebener, Irene Sebens und Harald<br />

Denecken (von links).<br />

Unterstützung der Bewerbung. Das beiderseitige<br />

Bestreben ist es, eine positive Stimmung<br />

für die Bewerbung auch im Namen<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> zu<br />

verbreiten. "Die <strong>Olympische</strong>n Winterspiele<br />

nach München zu holen, wäre nicht nur für<br />

Bayern sondern für Gesamtdeutschland ein<br />

großartiger Erfolg, für deren Verwirklichung<br />

wir uns gerne einsetzen", betont Vizepräsident<br />

und Vorsitzender der Zweigstelle<br />

München Joachim Ebener.<br />

Offizielle Verleihung an<br />

Magdalena Neuner<br />

Im Rahmen der "Entega Team Biathlon"-<br />

Veranstaltung in Bürstadt am 6. Juni <strong>2010</strong><br />

wird Präsident Harald Denecken Magdalena<br />

Neuner<br />

offiziell die<br />

Fair Play-<br />

Plakette der<br />

<strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Olympische</strong>n<br />

<strong>Gesellschaft</strong><br />

übergeben.<br />

Die Biathletin<br />

wurde auf<br />

Grund Ihres<br />

vorbildlichen<br />

fairen Verhaltens<br />

während der<br />

<strong>Olympische</strong>n Spiele in Vancouver von der<br />

DOG ausgezeichnet (wir berichteten in der<br />

letzten <strong>Ausgabe</strong>).<br />

Der "Entega Team Biathlon" wird in diesem<br />

Jahr zum zweiten Mal von den Städten<br />

Bürstadt und Lorsch in Zusammenarbeit mit<br />

dem <strong>Deutsche</strong>n Ski-Verband veranstaltet.<br />

Neben Magdalena Neuner werden Stars der<br />

nationalen Biathlon- und Langlaufszene wie<br />

Martina Beck, Evi Sachenbacher-Stehle,<br />

Claudia Nystad, Tobias Angerer und Axel<br />

Teichmann erwartet.<br />

Die Veranstalter erwarten wie im vergangenen<br />

Jahr mehrere Tausend Zuschauer, die<br />

die Athleten lautstark vor Ort unterstützen<br />

werden. Mehrere TV-Sender werden exklusiv<br />

von der Veranstaltung berichten.<br />

Kinder laufen für Kinder<br />

Seit Jahren erfreut sich die Aktion "Kinder<br />

laufen für Kinder" großer Beliebtheit. Über<br />

420.000 Kinder haben in den vergangenen<br />

Veranstaltungen ca. 3,75 Mio. Euro an<br />

Spendengeldern für SOS-Kinderdörfer<br />

erlaufen. Trotz anhaltenden Regens liefen<br />

ca. 350 Kinder den Laufparcours im modernen<br />

Forum des München Airport Center<br />

(MAC). Nach dem Startschuss durch Kultusstaatsminister<br />

Marcel Huber sammelten die<br />

Kinder in den zusammengerechneten 2.200<br />

Runden 6.120 Euro bei der Auftaktveranstaltung<br />

für die bundesweite Initiative<br />

"Kinder laufen für Kinder".<br />

Während die Läufer fleißig Kilometer und<br />

damit Spendengelder sammelten, fand im<br />

Forum des München Airport Centers ein<br />

großer Familientag zur Charity-Veranstaltung<br />

der SOS-Kinderdörfer statt. Zahlreiche<br />

Organisationen und Sponsoren boten durch<br />

Mitmachangebote, Kaspertheater, Musikund<br />

Tanzaufführungen eine interessante<br />

Mischung und sorgten für einen gelungen<br />

Rahmen der Spendenaktion. Die DOG-<br />

Jugend war für die Stadtgruppe München<br />

als Partner der Veranstaltung ebenso vor Ort<br />

und veranstaltete mit Jung und Alt ein<br />

Olympia-Gewinnspiel. Drei Fragen über die<br />

<strong>Olympische</strong>n Ringe mussten gelöst werden,<br />

um an die begehrten Preise zu gelangen.<br />

Fasziniert ging der junge Olympianachwuchs<br />

an die Fragen heran und ließ manch<br />

Erwachsenen im wahrsten Sinne des Wortes<br />

alt aussehen. Alle "Unwissenden" haben so<br />

ein wenig über die Geschichte und Verwendung<br />

der <strong>Olympische</strong>n Ringe kennengelernt.<br />

Neben dem Gewinnspiel der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> waren vor allem<br />

die Bühnenshows verschiedener Musik- und<br />

55


Tanzgruppen sowie die Ausstellungen der<br />

Polizei und Flughafenfeuerwehr Zuschauermagnete.<br />

Viele weitere Sportangebote von<br />

Kletterwand bis hin zu Bobbycar-Parcours<br />

sowie ein Kaspertheater erfreuten die<br />

Besucher.<br />

Begehrt waren auch die Autogramme des<br />

SOS-Botschafters und Spieler des FC Bayern<br />

München Andreas Görlitz, der am Vortag<br />

mit seinem Team am 33. Spieltag der<br />

Fußball-Bundesliga die Meisterschaft für<br />

den Münchner Traditionsverein feiern<br />

konnte. Mit großen Augen bewunderten die<br />

Kinder den Fußballprofi und seine gezeigten<br />

Tricks im Dribbel-Parcours.<br />

Wilhelm-Garbe-Preis<br />

Bis zum 31. Juli haben die Zweigstellen<br />

nach wie vor die Gelegenheit, mit aktiver<br />

Mitgliederwerbung gleich doppelt zu<br />

punkten. Denn neben der Neugewinnung<br />

können sich die Zweigstellen ein bemerkenswertes<br />

Preisgeld<br />

für ihre Arbeit vor<br />

Ort sichern. Dazu<br />

gilt es mindestens<br />

15 Neumitglieder<br />

über 18 Jahre zu<br />

gewinnen.<br />

In der aktuellen<br />

Wertung führt mit<br />

eindrucksvollem<br />

Vorsprung der<br />

Landesverband<br />

Berlin e.V. Ein<br />

Vorsprung, der<br />

kaum noch aufzu-<br />

56<br />

holen ist, allerdings für die weiteren Zweigstellen<br />

ein sportlicher Anreiz sein sollte. Den<br />

Südniedersachsen fehlen lediglich sieben<br />

neue Mitglieder, um in die Wertung aufgenommen<br />

zu werden.<br />

Wir wünschen allen Zweigstellen viel Erfolg<br />

beim Endspurt. Nutzen Sie zur Unterstützung<br />

die aktuelle Mitgliederwerbeaktion.<br />

Flyer können jederzeit in der Bundesgeschäftsstelle<br />

(069 / 6950160 oder<br />

Office@DOG-bewegt.de) angefragt werden.<br />

Topangebot für alle<br />

Mitglieder der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong>:<br />

Die exklusiven Bildbände "<strong>Olympische</strong> Spiele<br />

Vancouver <strong>2010</strong>" und "World Cup South<br />

Africa <strong>2010</strong>" vom Herausgeber der offiziellen<br />

Standardwerke des DOSB.<br />

Seit 40 Jahren gibt die <strong>Olympische</strong> Sport<br />

Bibliothek unter anderem die offiziellen<br />

Dokumentationen zu den <strong>Olympische</strong>n<br />

Spielen heraus. Teile der Erlöse ihrer Produkte<br />

stellt die OSB Sportorganisationen zur<br />

Verfügung. Bis heute wurden die Partner<br />

der OSB mit über 14 Millionen Euro unterstützt,<br />

dies ermöglicht eine kontinuierliche<br />

Förderung von Sporttalenten, damit diese<br />

sich optimal auf ihre Wettkämpfe vorbereiten<br />

können. Besonders wichtig ist der OSB<br />

dabei die Förderung von Kindern und<br />

Jugendlichen, damit ihnen positive Werte<br />

wie Fairness, Teamgeist und Einsatzfreude<br />

vermittelt werden.<br />

Exklusive Bildbände, nicht im Handel<br />

erhältlich, zum Sonderpreis für alle<br />

Freunde der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

<strong>Gesellschaft</strong> e.V.<br />

Vancouver <strong>2010</strong><br />

Die offizielle Dokumentation der XXI.<br />

<strong>Olympische</strong>n Winterspiele Vancouver <strong>2010</strong>.<br />

Ein farbenprächtiger Spiegel für 17 Olympia-<br />

und 10 Paralympics-Tage. Mit beeindruckenden<br />

Bildern und spannenden Texten<br />

von preisgekrönten Sportfotografen und<br />

Autoren sowie einem ausführlichen Ergebnisteil<br />

ist das Werk eine authentische<br />

Dokumentation der Spiele.<br />

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Einband Balacron mit Prägung,<br />

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Fair Play-Preis für<br />

Miriam Kirchner<br />

Im Rahmen der gemeinsamen Sportlerehrung<br />

des Sportkreises Biberach und des<br />

Landkreises Biberach wurde Miriam Kirchner<br />

vom SV Kirchdorf mit dem Fair Play-Preis<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />

ausgezeichnet. Der Preis ist dotiert von der<br />

Kreissparkasse Biberach/Riß. "Dieser Preis ist<br />

etwas Besonderes", betonte auch der<br />

Vorstandsvorsitzende der Biberacher Sparkasse,<br />

Günther Wall. Besonders freute sich<br />

Präsident Harald Denecken die Auszeichnung<br />

überreichen zu dürfen. "Wir ehren<br />

damit die stillen Stars des Sports", sagte er.<br />

Mit donnerndem Applaus drückten die<br />

zahlreichen Besucher der Sportlerehrung in<br />

der Aula der Biberacher Gebhard-Müller-<br />

Schule ihre Anerkennung für die sportliche<br />

Noblesse von Miriam Kirchner aus. Sie<br />

errang nach einer umstrittenen Bewertung<br />

bei einem Wettkampf (1. Junior Masters<br />

2009) den ersten Rang. Ihre Wettbewerbsgegnerin<br />

rutschte dadurch auf Rang zwei<br />

ab. Bei der Siegerehrung zeigte Miriam<br />

Kirchner gegenüber ihrer Konkurrentin<br />

wirklichen Sportsgeist. Sie holte die Zweitplatzierte<br />

zu sich auf das Siegertreppchen<br />

und teilte mit ihr den ersten Preis.<br />

Franz Liesch<br />

Baden-Baden<br />

"Hat noch jemand Zweifel daran, ob es in<br />

unserer Stadt Spitzenturnsport gibt?", fragte<br />

Moderator Hans-Reinhard Scheu am Samstagabend<br />

bei der Baden-Badener Sportlerehrung<br />

in der Festhalle Oos.<br />

Diese Frage konnten die Gäste angesichts<br />

der im Rahmenprogramm von den Förderturnerinnen<br />

und -turnern des TV Baden-Oos<br />

atemberaubend präsentierten Bodenübungen<br />

nur mit stehendem Applaus beantworten.<br />

Allein dieser Auftritt machte deutlich,<br />

welche großartige Leistungsbereitschaft von<br />

den, so Scheu, insgesamt 18.000 Aktiven,<br />

darunter 6.000 Jugendliche, in den insgesamt<br />

53 Baden-Badener Sportvereinen<br />

vorhanden ist.<br />

So konnte mit dieser zweiten Auflage, der<br />

vom Sportausschuss der Baden-Badener<br />

Vereine veranstalteten Sportlerehrung als<br />

ein Pendant zur alljährlichen Sportlerehrung<br />

im Kurhaus, auch den örtlichen Sportgrößen<br />

verdiente Anerkennung zuteil werden. Dies<br />

unterstrich auch die Anwesenheit der<br />

Ehrengäste wie Präsident Harald Denecken<br />

von der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong>,<br />

des ehemaligen Handballweltmeisters<br />

Arnulf Meffle und nicht zuletzt des<br />

Baden-Badener Stadtoberhaupts Wolfgang<br />

Gerstner, die allesamt vom Sportausschuss-<br />

Präsidenten und Vorsitzenden der Zweigstelle<br />

Baden-Baden Armin Zeitvogel begrüßt<br />

wurden.<br />

Dieser wünschte den Sportlern insgesamt<br />

eine weiterhin gute Zukunft und ermunterte<br />

diese dazu, aus ihren Aktivitäten sowohl<br />

mit Siegen als auch Niederlagen umgehen<br />

zu lernen. Ebenso äußerte er sich mit<br />

Dankbarkeit und Stolz über die von den<br />

ehrenamtlichen Organisatoren geleistete<br />

Arbeit. Neben den eigentlichen Auszeichnungen<br />

für die mit Bronze, Silber und Gold<br />

geehrten Sportler und Mannschaften, erfuhr<br />

der Abend seinen Höhepunkt mit den aus<br />

diesem Kreise zur Sportlerin und zum<br />

Sportler des Jahres ernannten Katharina<br />

Schreiber (Karate Dojo Baden-Baden) und<br />

Carl Dohmann (SCL Heel Baden-Baden). Die<br />

gleiche Auszeichnung aus Mannschaftssicht<br />

wurde den Schülern A vom SCL Heel Baden-<br />

Baden zuteil.<br />

Als eine "Ehrung für stille Stars" betitelte<br />

Präsident Harald Denecken seine Auszeich-<br />

57


nung mit der Ehrenplakette für den stellvertretenden<br />

Vorsitzenden des Turngaus<br />

Mittelbaden-Murgtal Norbert Fröhlich,<br />

einem "seinem Namen alle Ehre machenden"<br />

Urgestein vom TV Neuweier.<br />

Mit insgesamt 2.000 Euro an Förderpreisen<br />

ermunterten die Sparkasse Baden-<br />

Baden/Gaggenau und die Volksbank Baden-<br />

Baden/Rastatt die engagierten Vereine vom<br />

FC Neuweier, der Fördergruppe der Schützenvereine<br />

Sandweier und Jagdschloss<br />

sowie des TV Baden-Oos und TV Haueneberstein<br />

zu einer Fortsetzung ihrer engagierten<br />

Jugendarbeit.<br />

Umrahmt wurde der Ehrungsabend neben<br />

dem erwähnten turnerischen Highlight mit<br />

weiteren hervorragenden Beiträgen von der<br />

Die Ehrenplakette erhielt Norbert Fröhlich (2.v.r.) von<br />

Arnulf Meffle, Harald Denecken, und Armin Zeitvogel<br />

(von links).<br />

Kunstradsportgruppe Rebland sowie von<br />

den Jazztanzgruppen "All for One" und<br />

"Count to Eight" vom TV Baden-Oos.<br />

Dem TV Baden-Oos galt abschließend auch<br />

Armin Zeitvogels besonderer Dank für die<br />

übernommene Hilfestellung bei der Veranstaltungsausrichtung.<br />

Armin Zeitvogel<br />

Berlin<br />

Berliner DOG Spitzenreiter<br />

beim Mitgliederzuwachs<br />

Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> <strong>Gesellschaft</strong>,<br />

Landesverband Berlin ist Spitzenreiter bei<br />

der prozentualen Steigerung der Mitgliederzahlen<br />

in den Mitgliederorganisationen des<br />

58<br />

Landessportbundes Berlin. Ihre Mitgliederzahl<br />

ist 2009 um 23,5 Prozent auf 289<br />

gewachsen. Auf den weiteren Rängen<br />

folgen der Baseball- und Softballverband<br />

Berlin/Brandenburg (+20,88 Prozent) und<br />

der Verein für Sport und Jugendsozialarbeit<br />

(+19,05 Prozent).<br />

Alexander Dorner<br />

Fair Play-Pokale beim<br />

Drumbo-Cup <strong>2010</strong> vergeben<br />

Finale… Finale… Es ist schon eine feste<br />

Tradition, dass anlässlich Europas größten<br />

Hallenfußballturniers für Schülerinnen und<br />

Schüler - dem Drumbo-Cup der Dresdner<br />

Bank - nicht nur um den Turniersieg,<br />

sondern auch um den<br />

Fair Play-Pokal der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />

gekämpft wird.<br />

Beim diesjährigen Drumbo-Cup<br />

spielten insgesamt 351 Jungenund<br />

Mädchenmannschaften in<br />

den Bezirksturnieren seit Dezember<br />

2009 um den Einzug in<br />

das große Finale. Dieses fand am<br />

25. März <strong>2010</strong> in der Charlottenburger<br />

Sporthalle in der<br />

Sömmeringstraße statt. Teilgenommen<br />

haben die acht besten<br />

Jungen- und Mädchenmannschaften.<br />

Unter den Augen der Ehrengäste Steffi<br />

Jones, Präsidentin des Organisationskomitees<br />

der FIFA Fußball Frauen-Weltmeisterschaft<br />

2011, Dr. Ehrhart Körting, Berlins<br />

Sportsenator, und Hans-Kornel Krings, Leiter<br />

des Berliner Firmenkundengeschäfts der<br />

Commerzbank, lieferten sich die jungen<br />

Kickerinnen und Kicker hochkarätige und<br />

spannende Duelle.<br />

Bei allem Ehrgeiz stand aber auch immer<br />

der Fair Play-Gedanke im Mittelpunkt des<br />

Geschehens. Und so war es kein Wunder,<br />

dass die Turniersieger - die Dunant Grundschule<br />

Steglitz-Zehlendorf (Mädchen) und<br />

die Zeppelin Grundschule Spandau (Jungen)<br />

- auch die Gewinner der Fair Play-Wertung<br />

waren und die Pokale der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

<strong>Gesellschaft</strong> mit nach Hause nehmen<br />

konnten.<br />

Dieter Krickow<br />

Berliner Frühlingsball des<br />

Sports <strong>2010</strong><br />

Zum offiziellen Frühlingsanfang am 20.<br />

März richtete die Berliner Turnerschaft den<br />

Frühlingsball des Sports im Palais am<br />

Funkturm aus. Rund 1.300 Gäste erlebten<br />

eine rauschende Ballnacht im Palais am<br />

Funkturm mit den hervorragend aufgelegten<br />

Bands um Reinhard Stockmann und<br />

Ralf Armbruster. Der Landesverband Berlin<br />

war wie schon 2009 Partner des Frühlingsballs,<br />

der sich mittlerweile zum erfolgreichsten<br />

Sportlerball Berlins entwickelt hat. Im<br />

Galaprogramm begeisterte die Latein-<br />

Formation des OTK Schwarz-Weiß vom SC<br />

Siemensstadt die Besucher. Der Höhepunkt<br />

des Balls war die Verleihung des "Goldenen<br />

Bandes", die der Verband der Sportjournalisten<br />

Berlin-Brandenburg zum ersten Mal auf<br />

dem Frühlingsball vornahm. Diese älteste<br />

deutsche Sportauszeichnung ging an die<br />

Berliner Eisschnellläuferin Jenny Wolf. Die<br />

Olympiazweite und Weltrekordhalterin<br />

wurde von ihrem langjährigen Trainer<br />

Thomas Schubert und seiner Ehefrau, der<br />

Goldmedaillengewinnerin von Barcelona im<br />

Jahre1992 Jacqueline (geb. Börner), begleitet.<br />

Als Glücksfee für die Mitternachtsverlosung<br />

hatte die Ruderin Britta Oppelt (Silber<br />

in Athen und Bronze in Peking) ein gutes<br />

Händchen. Der Frühlingsball 2011 findet am<br />

19.März 2011 statt.<br />

Jens-Uwe Kunze<br />

Böblingen<br />

Fair Play für weibliche<br />

Jugend<br />

Im Rahmen der <strong>Deutsche</strong>n Hallenhockeymeisterschaft<br />

der weiblichen Jugend B<br />

(U16) in Böblingen verlieh die Kreisgruppe<br />

Böblingen während der Endrunde den Fair<br />

Play-Preis an die Mannschaft des Uhlenhorster<br />

Hockeyclub Hamburg.<br />

Eigentlich hätten nach Ansicht der Jury sich<br />

nahezu alle Mannschaften für diese Verleihung<br />

verdient gemacht, doch letztlich<br />

entschied sich diese zusammen mit der<br />

Turnierleiterin Dagmar von Livonius (Jugendsportwartin<br />

des <strong>Deutsche</strong>n Hockeybundes)<br />

und dem DHB - Jugendbundestrainer Valentin<br />

Altenburg für die Mannschaft aus Ham-


urg. Dabei wurden mehrere Kriterien bei der<br />

finalen Entscheidung berücksichtigt: Auftreten<br />

gegenüber dem Veranstalter, Verhalten<br />

gegen der Turnierleitung und den Schieds-<br />

Hanns Ostermann, Präsident des Verbandes<br />

<strong>Deutsche</strong>r Sportjournalisten Berlin-Brandenburg,<br />

und die Berliner Eisschnellläuferin<br />

Jenny Wolf beim Frühlingsball des Sports.<br />

richtern, Benehmen auf dem Spielfeld (Anzahl<br />

der grünen und gelben Karten) sowie das<br />

sportliche Verhalten der mitgereisten Fans.<br />

Zusammen mit seiner Mannschaft freute<br />

sich Trainer, Olympiasieger und Weltmeister<br />

Moritz Fürste sehr über die Auszeichnung<br />

der Kreisgruppe Böblingen.<br />

Cottbus<br />

Auszeichnung mit der<br />

Goldenen Ehrennadel für<br />

Hermann Fischer<br />

Hermann Fischer feierte am 27. April <strong>2010</strong><br />

seinen 80. Geburtstag. Für seine 33-jährige<br />

aktive Mitgliedschaft in der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> wurde er mit der<br />

Goldenen Ehrennadel durch den Vorsitzenden<br />

der Stadtgruppe Cottbus, Ralf Braun,<br />

ausgezeichnet.<br />

Seit 1954 ist Hermann Fischer eng mit dem<br />

Skisport im Land Brandenburg verbunden.<br />

Schon als Aktiver hat er 1955 an der DDR-<br />

Meisterschaft im Skisport als Mitglied der<br />

Auswahl des Bezirkes Cottbus teilgenommen.<br />

Ob als Vorsitzender der SG Motor Cottbus,<br />

später der SG Automation 86 Cottbus, als 2.<br />

Vorsitzender des damaligen BFA Ski Cottbus<br />

oder bei der Organisation von Sonderzügen<br />

in Wintersportgebiete bzw. bei Kreis-,<br />

Kinder- und Jugendspartakiaden, immer<br />

spannte er sich vor den sprichwörtlichen<br />

Karren. Bis Ende 2001 hat Hermann Fischer<br />

die mitgliederstärkste Abteilung Ski im<br />

Landes-Skiverband Brandenburg geleitet.<br />

Auch bei der Organisation und Durchführung<br />

von Landesmeisterschaften und den<br />

Cottbuser Stadtmeisterschaften Alpin und<br />

Langlauf steht er trotz seiner nun 80 Jahre<br />

immer noch an vorderster Front, aufopferungsbereit<br />

und mit großem Einsatz.<br />

Nach seinem Ausscheiden als Abteilungsleiter<br />

Ski der SG Automation 86 Cottbus hat er<br />

sich nicht zur Ruhe gesetzt. Er organisiert<br />

und führt wöchentlich Seniorentagesfahrten<br />

in reizvolle Gegenden in Sachsen und Brandenburg<br />

durch. In seiner freien Zeit nutzt er<br />

jede Möglichkeit, auch seine vier Enkeltöchter<br />

an das Skifahren heranzuführen.<br />

Katja Schammel<br />

Frankfurt/Rhein-Main<br />

Mitgliederversammlung:<br />

Rück- und Ausblicke<br />

Auch in diesem Jahr konnte die Zweigstelle<br />

Frankfurt/Rhein-Main Ehrungen für die<br />

langjährige Verbundenheit im Rahmen der<br />

Mitgliederversammlung vornehmen. Für 40<br />

Jahre Treue ehrte sie den Wetteraukreis,<br />

dessen erster Kreisbeigeordnete Oswin Veith<br />

die Ehrung entgegennahm sowie die Stadt<br />

Kronberg im Taunus, die durch den ehrenamtlichen<br />

Stadtrat Bernd Tillmann vertreten<br />

wurde. Ebenfalls für die Dauer von 40<br />

Jahren der Mitgliedschaft bedankte sich der<br />

Zweigstellenvorsitzende Karl Eyerkaufer bei<br />

der Stadt Kelsterbach.<br />

Für 25 Jahre Zugehörigkeit wurden prominente<br />

Privatpersonen honoriert: Dr. Michael<br />

Groß, dreimaliger Goldmedaillengewinner<br />

im Schwimmen bei <strong>Olympische</strong>n Spielen<br />

und heute Geschäftsführer der PR-Agentur<br />

Peakom, wie auch die für das deutsche<br />

Hockeyteam bei <strong>Olympische</strong>n Spielen<br />

startende Dagmar Bremer. Auch für 25<br />

Jahre Unterstützung würdigte die Zweigstelle<br />

Frankfurt/Rhein-Main die vom IOC als<br />

Europas "Sportfrau des Jahres 2007" geehrte<br />

Ilse Bechthold, die zahlreiche nationale wie<br />

internationale sportpolitische Ämter ausübte<br />

und engagiertes Vorstandsmitglied der<br />

Zweigstelle Frankfurt/Rhein-Main ist.<br />

Zudem zeichnete die Zweigstelle Hans-Peter<br />

Wullenweber, Generalsekretär des <strong>Deutsche</strong>n<br />

Turner-Bundes, ebenfalls für die 25jährige<br />

Verbundenheit aus.<br />

Auf den wesentlich kürzeren Zeitraum,<br />

nämlich auf das zurückliegende Jahr,<br />

schaute die Mitgliederversammlung der<br />

DOG Frankfurt/Rhein-Main auch mit Freude<br />

zurück. Im Sinne der Jugendförderung und<br />

als Beitrag zum weiteren Erfolg der <strong>Olympische</strong>n<br />

Idee hatte die Zweigstelle bereits zum<br />

dritten Mal eine Fahrt zum Internationalen<br />

Stadionfest in Berlin organisiert und auch<br />

Zweigstellen-Vorsitzender Karl Eyerkaufer (außen) mit den geehrten Mitgliedern Dagmar<br />

Bremer, Dr. Michael Groß, Ilse Bechthold, Bernd Tillmann und Oswin Veith (von links).<br />

59


ihr Engagement beim "Olympic Day Run" im<br />

Rahmen des Internationalen <strong>Deutsche</strong>n<br />

Turnfests in Frankfurt war ein voller Erfolg.<br />

Zudem konnte gemeinsam mit der IHK<br />

Frankfurt beim <strong>Olympische</strong>n Abend Sport,<br />

Wirtschaft und Bevölkerung näher zusammengebracht<br />

werden. Mit einer sehr erfreulichen<br />

Besucherresonanz am DOG-Werbestand<br />

auf der <strong>Olympische</strong>n Ballnacht des<br />

Hessischen Landessportbunds rundete die<br />

regionale Vertretung ihre Aktivitäten ab.<br />

Um auch <strong>2010</strong> zu einem erfolgreichen Jahr<br />

zu machen, wird sich die Zweigstelle Frankfurt/Rhein-Main<br />

künftig neben ihrem<br />

bisherigen Einsatz für die <strong>Olympische</strong>n<br />

Werte insbesondere um die Verbreitung der<br />

Fair Play-Initiative bemühen.<br />

Christoph Spieß<br />

Hochstift Paderborn<br />

DOG bleibt in Bewegung<br />

Mit einem neuen Vorstand, spannenden<br />

Themen und erst recht neuen Impulsen geht<br />

die <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> <strong>Gesellschaft</strong> in der<br />

Region Hochstift in die nächsten Monate.<br />

Kontinuität steht dabei klar neben Weiterentwicklung.<br />

Das gilt für den Vorstand und<br />

setzt sich in den Themen fort, bei denen das<br />

Feld der Aktivitäten in den Kindergärten<br />

ausgeweitet werden soll.<br />

Bei der jüngsten Mitgliederversammlung<br />

wurde die Spitze des Vereins um Vorsitzende<br />

Margit Budde, Geschäftsführer Dr. Norbert<br />

Börste und Schatzmeister Heiner Kortebusch<br />

bestätigt. Zugleich aber wurde der Vorstand<br />

ausgebaut. Neuer zweiter Vorsitzender und<br />

zuständig für Veranstaltungen ist Kurt<br />

Bendlin, Olympia-Dritter im Zehnkampf. Als<br />

Jugend- und Schulbeauftragter fungiert<br />

weiter Willi Schlur, neuer Medienreferent ist<br />

Christian Schlichter. Durch den erweiterten<br />

Vorstand wird zudem die neue Dynamik<br />

deutlich: Mit dem Rechtsanwalt Michael<br />

Schweikert, DLRG-Vorsitzendem Michael<br />

Sandmann und dem DOG-Urgestein Werner<br />

Henke sind die drei Positionen der Beisitzer<br />

besetzt. Kooptiertes Beiratsmitglied mit dem<br />

Fachbereich Kindergärten wurde zusätzlich<br />

die Juristin Christine Stempel aus Bad<br />

Lippspringe.<br />

Mehr Aktivitäten im laufenden Jahr, das war<br />

die klare Ankündigung der Vorsitzenden<br />

Margit Budde im Rahmen der Versammlung.<br />

Um die Attraktivität zu erhöhen, wurde der<br />

60<br />

erst für den April geplante <strong>Olympische</strong><br />

Abend auf den 26. Oktober, wieder im<br />

Festsaal des Neuhäuser Schlosses, verschoben.<br />

Zuvor soll es aber sowohl einen Bewegungstag<br />

geben als auch ebenso eine<br />

Beteiligung am Paderborner Spielfest. In die<br />

Neuauflage soll in diesem Jahr das Bad<br />

Driburger Sportgespräch gehen. Letztlich<br />

wolle die Zweigstelle Hochstift Paderborn<br />

durch ihre Aktivitäten wieder mehr in die<br />

Öffentlichkeit rücken, um so mehr Mitglieder<br />

und Begeisterte für die Aktivitäten des<br />

Breitensports zu gewinnen.<br />

Seit zwei Jahren schon beschäftigt sich die<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> <strong>Gesellschaft</strong> im<br />

Hochstift mit ihrer Aktion "Kinder bewegen".<br />

Dazu hat sie eine Kooperation mit der<br />

Paderborner Sparkasse. Sie sponsert die<br />

Aktion, und die Zweigstelle stellt für die<br />

sechs am Programm beteiligten Kindergärten<br />

die prominenten Sportpaten. Eine<br />

Kombination, die sehr effektiv ist, wie<br />

Mechthild Aldekamp aus Elsen und Margarete<br />

Wosch aus Dahl berichteten. Beide<br />

Kindergärten gehören neben dem Paderborner<br />

Schwalbennest, sowie Kindergärten in<br />

Marsberg, Lichtenau und der Kita Dometal<br />

in Büren zu den von der DOG betreuten<br />

Einrichtungen. "Ohne Eltern geht da nichts",<br />

berichteten die beiden Leiterinnen. Die<br />

Bewegungsaktionen in den Kindergärten<br />

seien auf eine breite Zustimmung aller<br />

Gruppen gestoßen. In Elsen seien mittlerweile<br />

alle Erzieherinnen auch mit dem<br />

Übungsleiterschein ausgerüstet, die Dahler<br />

seien auf dem Weg dahin. Eine Qualifikation,<br />

die zwar von Träger und Aktion unterstützt<br />

werde, trotzdem aber noch viel<br />

Eigeninitiative erfordere. Der Lohn dafür<br />

seien begeisterte Kinder und zufriedene<br />

Eltern.<br />

Letztlich seien ihre Einrichtungen im weiteren<br />

Ausbau des Programms zu komplett<br />

"bewegten Kindergärten" geworden. Neben<br />

gemeinsamen Aktivitäten habe aber jede<br />

Kita noch ihre eigenen Schwerpunkte, die<br />

sie mit ihren beiden Paten, einem erfahrenerem<br />

sowie einem jüngeren Sportler<br />

durchführten. Die Elsener freuten sich dabei,<br />

mit ihrem Jungpaten Niklas Plückebaum ein<br />

ehemaliges Kinde ihrer Einrichtung an der<br />

Seite zu haben. Der erfolgreiche Paderbor-<br />

Der neue Vorstand der DOG mit den Kita Leitungen:<br />

Heiner Kortebusch, Christian Schlichter, Margarete Wosch; Kurt Bendlin, Mechthild Aldekamp,<br />

Werner Henke, Christine Stempel, Achim Sandmann, Vorsitzende Margit Budde,<br />

Michael Schweikert, Dr. Norbert Börste, Willi Schlur.<br />

ner Leichtathlet zeige nun den Jungen und<br />

Mädchen, was aus einem "Turnküken"<br />

werden könne.<br />

Bis Ende des Jahres läuft die von der DOG<br />

initiierte Aktion "Kinder bewegen". Wie es<br />

danach weitergehen wird, ist offen. Die<br />

Diskussion bei der Mitgliederversammlung<br />

griff das als Thema auf. Ebenso wie die<br />

Frage, ob an der Nahtstelle zur Schule nicht<br />

künftig noch mehr gearbeitet werden<br />

müsse. Auch mit Rücksicht auf allerlei<br />

rechtliche Vorgaben soll darüber diskutiert<br />

werden, ob nicht auch die Schulen stärker<br />

bei sportlichen Aktivitäten unterstützt<br />

werden könnten.<br />

Christian Schlichter


Miltenberg-Obernburg<br />

Kinder fördern durch<br />

Bewegung<br />

In Zusammenarbeit mit dem Staatlichen<br />

Schulamt im Landkreis Miltenberg führte<br />

die Zweigstelle Miltenberg-Obernburg auch<br />

Die eindrucksvolle Umsetzung des "Risikospiels"<br />

im Rahmen der Risiko- und Wagnisförderung.<br />

<strong>2010</strong> wieder ein Fortbildungsseminar<br />

"Kinder fördern durch Bewegung" für<br />

Grundschullehrer/innen und Erzieher/innen<br />

durch. Welche Bedeutung dieser Veranstaltung<br />

beigemessen wurde, machte der<br />

Besuch von Schulrat Engelbert Schmid klar.<br />

40 Frauen, in der deutlichen Überzahl<br />

Erzieherinnen, waren am Samstag zwischen<br />

9.30 und 16 Uhr in der Elsenfelder Sparkassen-Arena<br />

unter sich, da Männer komplett<br />

fehlten.<br />

Referent Reinhard Liebisch von der Bundesarbeitsgemeinschaft<br />

Bewegungs- und<br />

Haltungsförderung Wiesbaden hatte wieder<br />

ein facettenreiches, fantasievolles und<br />

animierendes Bewegungsprogramm unter<br />

dem Motto "Kinder fördern durch Bewegung"<br />

für Kindergarten- und Grundschulkinder<br />

arrangiert, das von den Seminarteilnehmerinnen<br />

eingehend und mit viel Spaß<br />

an der Freude getestet und nachvollzogen<br />

werden konnte.<br />

Das Seminar beruhte auf dem "Dreiklang"<br />

aus Bildung, Bewegung und Gesundheit,<br />

was vom Referenten jeweils anschaulich mit<br />

praktischen Beispielen unterlegt, dargestellt<br />

wurde. Der Einstieg erfolgte durch eine<br />

Risiko- und Wagnisförderung, einhergehend<br />

mit "Vertrauen bildenden Maßnahmen" zum<br />

Ausbau von Kreativität und Selbstvertrauen.<br />

Kinder sollten angeregt werden, kleine, für<br />

sie überschaubare Risiken und Experimente<br />

anzustreben, die später ins spielerische<br />

Kräftemessen einfließen können. Der bereits<br />

genannte Dreiklang fand seine praktische<br />

Anwendung in Bewegungsangeboten zur<br />

Förderung der Kinder. Seine Abrundung<br />

erfuhr das Seminar durch ebenso einfache<br />

wie interessante Demonstrationen mit dem<br />

Medium "Luft", zum Beispiel mit Zeitungspapier<br />

am Körper laufen, "Windfangmaschinen"<br />

aus verschiedenen Materialien bauen,<br />

Ballons in vielen Verwendungen. Referent<br />

Liebisch ist unter anderem Autor von<br />

Büchern zur Bewegungserziehung von<br />

Kleinkindern.<br />

Seminarleiterin Rosi Dauphin machte darauf<br />

aufmerksam, dass im Rahmen des Modellprojektes<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

<strong>Gesellschaft</strong> "Kinder bewegen" - Bewegungserziehung<br />

in Kindergärten - noch<br />

Sponsoren für "Sportspielekästen mit<br />

Fachliteratur" gesucht werden. Information<br />

erteilt Rosi Dauphin, Vorsitzende der Zweigstelle<br />

Miltenberg, Tel: 09371/68861, Fax:<br />

09371/947640, E-Mail: rosi.dauphin@tonline.de.<br />

Helmut Gesierich<br />

Mittelfranken<br />

Beeindruckende Ausstellung<br />

im Haus der Athleten<br />

<strong>Olympische</strong> Spiele geben auch immer neue<br />

Denkanstöße. Erneut haben die Spiele in<br />

Vancouver vor Augen geführt, wie nahe<br />

Sieg und Niederlage, Triumph und Enttäuschung<br />

beieinander liegen. Glanz und Gloria<br />

auf der einen Seite, Bitterkeit und Frustration<br />

auf der anderen, so janusköpfig stellt<br />

sich der olympische Sport dar, so gänzlich<br />

unterschiedlich sind die Schicksale derer, die<br />

sich meist viele Jahre geschunden haben,<br />

um olympischen Lorbeer zu ernten.<br />

Béla Faragó, ein renommierter und vielfach<br />

mit Preisen ausgezeichneter Künstler, hat<br />

sich diesem Thema gewidmet und mit den<br />

Ausdrucksmitteln der Kunst die Ambivalenz<br />

des Leistungs- und Spitzensports dargestellt.<br />

In großflächigen Bildern hat er den<br />

Auswirkungen auf Physis und Psyche des<br />

Athleten nachgespürt und dem Betrachter<br />

neue Einsichten in die Verheißung und das<br />

Verhängnis des über sich Hinauswachsens<br />

ermöglicht.<br />

Der Zweigstelle Mittelfranken ist es gelungen,<br />

den Künstler für eine umfangreiche<br />

Ausstellung zum Thema: "MENSCH UND<br />

SPORT - Über sich hinauswachsen - Verheißung<br />

oder Verhängnis?" im neu gegründeten<br />

Haus der Athleten in Nürnberg zu<br />

gewinnen. Allerdings konnte ein so großes<br />

Steffen Bauersachs (stellv. Vorsitz), Sylke Otto, Béla Faragó und Dr. Peter Schönlein (Vorsitz)<br />

vor einem der großformatigen Gemälde des Künstlers.<br />

61


Vorhaben nicht allein gestemmt werden.<br />

Erst durch die Kooperation mit der Trägergesellschaft<br />

des Hauses der Athleten sowie<br />

mit der Universität Erlangen-Nürnberg<br />

(Lehrstuhl für Kunstpädagogik), dem Bayerischen<br />

Landessportverband und der Kunstgalerie<br />

LandskronSchneidzik konnte in<br />

siebenmonatiger Vorbereitungszeit alles auf<br />

die Reihe gebracht werden. Dabei stand die<br />

Sparkasse Nürnberg wie so oft hilfreich zur<br />

Seite.<br />

Die feierliche Ausstellungseröffnung am 25.<br />

März kann als voller Erfolg verbucht werden:<br />

Mehr als 350 Besucher strömten in das<br />

Haus der Athleten - darunter viele politische<br />

Mandatsträger aus dem bayerischen<br />

Landtag und dem Nürnberger Stadtrat. Béla<br />

Faragó machte die Gäste mit seinen künstlerischen<br />

Intensionen vertraut, die in der<br />

Region Nürnberg beheimatete mehrfache<br />

Olympiasiegerin Sylke Otto eröffnete die<br />

Ausstellung.<br />

Nach einem ausführlichen Rundgang durch<br />

die Ausstellung verweilten die meisten<br />

Besucher noch etwas bei Speis und Trank,<br />

wobei die eindrucksvollen Bilder Béla<br />

Faragós einen willkommenen Gesprächsstoff<br />

bildeten und der Auseinandersetzung mit<br />

dem olympischen Sport neue Dimensionen<br />

eröffneten.<br />

Dr. Peter Schönlein<br />

Odenwaldkreis<br />

Schüler setzen Bewegung<br />

in Szene<br />

Sport in Künstleraugen<br />

Junge Menschen an die <strong>Olympische</strong>n Werte<br />

wie Leistungsbereitschaft, Fair Play, Teamgeist<br />

und Toleranz im Sinne einer internationalen<br />

Völkerverständigung heranzuführen,<br />

ist ein Hauptanliegen der Kreisgruppe<br />

Odenwald. Schülerinnen und Schüler aus<br />

verschiedenen Kreisgemeinden, Eltern und<br />

Lehrer hatten sich im März in der Aula des<br />

Gymnasiums eingefunden, wo in einer<br />

Feierstunde die Preise im Kreativwettbewerb<br />

unter dem Motto "<strong>Olympische</strong> Winterspiele"<br />

vergeben wurden.<br />

Schüler greifen Themen auf, die die<br />

Welt bewegen.<br />

Schulleiter Johann Aderhold freute sich<br />

über die gegenüber dem Vorjahr gestiegene<br />

Bereitschaft der Jugendlichen "im örtlichen<br />

62<br />

Bereich auf vielfältige Art das umzusetzen,<br />

was in diesen Tagen die Welt bewegt".<br />

Kreisgruppenvorsitzender Johann Weyrich<br />

und Schulkoordinator Manfred Kirschner<br />

verglichen sportliche Erfolge mit der Leistungsbereitschaft<br />

im persönlichen und<br />

beruflichen Umfeld. Dass die Wettbewerbsteilnehmer<br />

die Botschaft verstanden haben<br />

und mit Kreativität, Ideenreichtum sowie<br />

gestalterischen Fähigkeiten ein komplexes<br />

Thema in Bildern, Aufsätzen und Bastelarbeiten<br />

umzusetzen wussten, zeigten alle<br />

prämierten Darstellungen.<br />

Der erste Preis ging an die Klasse 5f des<br />

Gymnasiums Michelstadt für eine in Gemeinschaftsarbeit<br />

erstellte Serie von aus-<br />

drucksstarken Bewegungsabläufen. Die<br />

Klasse 6f des Gymnasiums Michelstadt<br />

hatte für zwei zweite Plätze nicht nur eine<br />

Sprungschanze gebaut, sondern damit die<br />

Frage verbunden, warum es weiblichen<br />

Skispringern versagt ist, an <strong>Olympische</strong>n<br />

Wettkämpfen teilzunehmen. Die mit dem<br />

dritten Platz bedachte Klasse 6Gb der Ernst-<br />

Göbel-Schule Höchst hatte in einem großformatigen<br />

Bild sportliche Vielfalt untergebracht<br />

und damit gepunktet.<br />

Worte des Dankes galten den Pädagogen<br />

Ute Bodensohn, Gerd Kläger und Percy<br />

Schwinn von der Ernst-Göbel-Schule<br />

Höchst sowie Melanie Konjordos und Gerd<br />

Rapp vom Gymnasium Michelstadt.<br />

Christiana Schuller<br />

Reutlingen<br />

Der erste Preis ging an die Klasse 5f des Gymnasiums<br />

Michelstadt für diese ausdrucksstarken Bewegungsabläufe.<br />

Fair Play-Plakette für Martin<br />

Sowa<br />

Anfang März lud der Sportkreis Reutlingen<br />

wieder zu seinem traditionellen Sportlerball<br />

ein. Der Vorsitzende des Sportkreises Karl-<br />

Heinz Walter und Landrat Thomas Reumann<br />

begrüßten als Gastgeber die zahlreichen<br />

Gäste in der Friedrich-List-Halle.<br />

Abwechselnde Showeinlagen der Kindertanzgruppe<br />

des SV Schemmenhofen, der<br />

Ostalb-hurgler der TSG<br />

Abtsgmünd, der Leistungsturner<br />

des SV Hülben und<br />

der Latein-Tänzer des 1. TC<br />

Ludwigsburg sorgten für<br />

beste Unterhaltung. Zwischendurch<br />

lud die Tanzkapelle<br />

"Eurotop" das Publikum<br />

mit flotten Rhythmen immer<br />

wieder zum Tanzen ein.<br />

Zum Mittelpunkt des Festabends<br />

gestaltete sich<br />

jedoch wie immer die<br />

Ehrung der von den Sportvereinen<br />

gewählten "Sportler<br />

des Jahres". Bei den Frauen<br />

siegte zum dritten Mal in<br />

Folge Sarah Cornelsen<br />

(Leichtathletik) vom TuS<br />

Metzingen, bei den Männern<br />

gewann Ole Bischof (Judo)<br />

vom TSG Reutlingen. Als "Mannschaft des<br />

Jahres" wurde die Handball-A-Jugend der<br />

JSG Neuhausen-Metzingen mit ihrem<br />

Trainer Karl Reusch gewählt. Den Sonderpreis<br />

der Kreissparkasse für Behindertensportler<br />

erhielt die Hockey-Abteilung des<br />

TSG Reutlingen.<br />

Im Anschluss an die Sportlerehrung überreichte<br />

der Vorsitzende der Zweigstelle<br />

Reutlingen Jochen Zeller die Fair Play-<br />

Plakette der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />

an Dr. Martin Sowa. Sie ist verbunden<br />

mit einem Geldpreis der Volks- und Raiffeisenbanken<br />

Reutlingen in Höhe von 500<br />

Euro, dieser wurde von Herrn Siegfried<br />

Arnold übergeben, Vorstandsmitglied der<br />

Volksbank Reutlingen. In seiner Laudatio<br />

erklärte Jochen Zeller: "Sport, auch in seiner<br />

einfachen Art und Weise, kann schon zum<br />

Highlight im Leben eines Menschen werden,<br />

nämlich im Leben eines behinderten Menschen."


Dr. Sowa, Sportfunktionär, Trainer und<br />

Sportler hat sich diesen Bereich im Sport<br />

zur Lebensaufgabe gemacht. Mit unterschiedlichen<br />

sportlichen und therapeutischen<br />

Angeboten hilft er Behinderten, durch<br />

Sport eine bessere Lebensqualität zu erlangen.<br />

Dr. Sowa ist Abteilungs- und Übungsleiter<br />

der Behindertensportabteilung der<br />

TSG Reutlingen. Diese Abteilung gründete er<br />

1979 und setzte damit eine Bewegung in<br />

Gang, die sich inzwischen auf den ganzen<br />

Landkreis und weit darüber hinaus in<br />

Baden-Württemberg ausgedehnt hat.<br />

In 45 Sportgruppen und über 30 Sport-<br />

Events über das ganze Jahr hinweg bietet<br />

die Abteilung sowohl Freizeitsport als auch<br />

therapeutisch orientierten Sport für Menschen<br />

mit und ohne Behinderung im Alter<br />

von 4-80 Jahren an.<br />

Dr. Sowa hat einen auf individuelle Bedürfnisse<br />

abgestimmten Sport entwickelt,<br />

teilweise mit einfachen Mitteln und großer<br />

Kreativität, mit nicht erlahmendem Engagement<br />

und bewundernswertem Idealismus. Er<br />

setzte neue Impulse im Behindertensport,<br />

über die Landesgrenzen hinweg im ganzen<br />

Bundesgebiet. Dabei ist der <strong>Olympische</strong><br />

Gedanke durchgehend zu erkennen:<br />

- Leistungsbereitschaft: jeder tastet sich an<br />

seine individuelle Leistungsgrenze heran<br />

- Teamgeist: die Mannschaften wachsen zu<br />

einer Gemeinschaft zusammen<br />

- Fair Play: mitmachen können und nicht<br />

ausgegrenzt werden, die Fähigkeit erlernen,<br />

offen aufeinander zuzugehen.<br />

Mit seiner Begeisterung und der im Behindertensport<br />

wichtigen Kreativität schafft Dr.<br />

Sowa ein Lebensgefühl aus Freude und<br />

Wertschätzung, gewonnen im Sport, in der<br />

Bewegung, im Wettkampf.<br />

Stuttgart<br />

Stuttgarter Judoka Heinle<br />

erhält Förderung<br />

Dank der Unterstützung des <strong>Olympische</strong>n<br />

Fördervereins Stuttgart und der Stadtgruppe<br />

Stuttgart der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

<strong>Gesellschaft</strong> konnte Sven Heinle Ende<br />

letzten Jahres an einem hochkarätigen<br />

Judotrainingscamp in Japan teilnehmen.<br />

Dieses Internationale Trainingscamp im<br />

Nationaltrainingscenter Tokio fand u. a. mit<br />

den Nationalmannschaften von Frankreich,<br />

Russland, Japan und Deutschland statt. Die<br />

Studenten der Universität standen auch als<br />

Trainingspartner zur Verfügung, teilweise<br />

waren Medaillengewinner der Weltmeisterschaften<br />

und Asienmeisterschaften dabei.<br />

Sven Heinle, Jahrgang 1992, ist derzeit<br />

Schüler an der Stuttgarter Johann-Friedrich-von-Cotta-Schule,<br />

einer der Eliteschulen<br />

des Sports in der Landeshauptstadt. Der<br />

Süddeutsche Meister in der U20 war von<br />

dem Aufenthalt im Mutterland des Judos<br />

begeistert. Im Rahmen des DOG-Patenschaftsmodells<br />

war es der Stadtgruppe ein<br />

besonderes Anliegen, dieses erfolgreiche<br />

Talent weiter zu unterstützen, weshalb ein<br />

Teil der Reisekosten übernommen wurde.<br />

Derzeit konzentriert sich Sven Heinle auf<br />

seinen Schulabschluss, ohne aber sein ganz<br />

großes Ziel, die <strong>Olympische</strong>n Spiele 2012 in<br />

London aus dem Auge zu verlieren.<br />

Sybille Hiller<br />

Impressum<br />

Impressum<br />

<strong>Olympische</strong>s Feuer<br />

Zeitschrift der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> e. V.<br />

Herausgeberkollegium:<br />

Harald Denecken (DOG)<br />

Michael Gernandt<br />

Steffen Haffner<br />

Chefredakteur: Harald Pieper<br />

Redaktion: Jens Bünger-de Waal, Daniela<br />

Doerinckel, Klaus H. Schopen<br />

Redaktionsanschrift:<br />

Daniela Doerinckel<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> <strong>Gesellschaft</strong> e. V.<br />

Otto-Fleck-Schneise 12, 60528 Frankfurt<br />

Telefon: 0 69 / 6 95 01 60,<br />

Fax: 0 69 / 6 77 18 26<br />

E-Mail: OF@DOG-bewegt.de<br />

Harald Pieper<br />

Stieglitzstraße 2<br />

63263 Neu-Isenburg<br />

Telefon: 0 61 02 / 5 22 62<br />

E-Mail: Pieper@DOG-bewegt.de<br />

Herstellung, Vertrieb & Verlag:<br />

Peter Kühne Verlag<br />

Theodor-Heuss-Straße 11<br />

63303 Dreieich<br />

Telefon: 0 61 03 / 8 07 91 70<br />

E-Mail: freiwurf@aol.com<br />

Grafische Gestaltung: Werner Pettersch, Dreieich<br />

Schlussredaktion/Anzeigenleitung: Peter Kühne<br />

Der Bezugspreis ist durch den Mitgliedsbeitrag<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> e. V.<br />

abgegolten.<br />

Druck: HMS Medienhaus GmbH<br />

Benzstraße 57 - 59, 63303 Dreieich<br />

Telefon: 0 61 03 / 93 39-0.<br />

Das <strong>Olympische</strong> Feuer ist ein Diskussionsforum.<br />

Mit Namen gekennzeichnete Artikel müssen<br />

nicht unbedingt der Meinung der Redaktion,<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> e. V.<br />

entsprechen.<br />

Titelgrafik:<br />

Hans Borchert<br />

Fotos, Illustrationen, Karikaturen:<br />

picture-alliance/dpa<br />

Hans Borchert<br />

Helmut Gesierich<br />

Lutz Lungwitz<br />

Christoph Spieß<br />

63


<strong>Deutsche</strong>s Sport & Olympia Museum<br />

Herausgeber: <strong>Deutsche</strong>s Sport & Olympia Museum Jahrgang 30 - Heft 3/<strong>2010</strong><br />

Im Zollhafen 1, 50678 Köln, Tel.: +49 (0)221 3 36 09-0<br />

Verantwortlich für den Inhalt: Klaus H. Schopen<br />

Internet: www.sportmuseum.de<br />

Powerplay in Köln<br />

Mit einem Besucherrekord wurde am<br />

Freitag, dem 7. Mai <strong>2010</strong>, die 74. IIHF<br />

Eishockey-Weltmeisterschaft in der Gelsenkirchener<br />

Arena eröffnet: Mehr als 75.000<br />

Zuschauer waren beim Spiel von WM-<br />

Gastgeber Deutschland gegen den zweifachen<br />

Weltmeister USA im Stadion. Danach<br />

werden die Spiele der Weltmeisterschaft in<br />

Mannheim ausgetragen, vor allem aber im<br />

Hauptspielort Köln.<br />

Denn nicht nur die für ihre einmalige<br />

Atmosphäre bekannte Arena spricht für<br />

Köln als "Hauptstadt" der Weltmeisterschaft,<br />

vielmehr kann die Domstadt mit<br />

einer einzigartigen Eishockey-Historie<br />

aufwarten, die in Deutschland wohl ihresgleichen<br />

sucht. So liegen die Anfänge des<br />

organisierten Eissports in Köln bereits im<br />

Jahr 1936, als der "Kölner Eis-Klubs" (KEK)<br />

gegründet und das Eis- und Schwimmstadions<br />

an der Lentstraße eröffnet wurde.<br />

1972 begann dann mit dem als Abspaltung<br />

des KEK ins Leben gerufenen "Kölner<br />

Eishockey-Club Die Haie e.V." eine an<br />

Höhepunkten und Rekorden überaus reiche<br />

Geschichte des Eishockeysports in Deutschland.<br />

Weiterhin präsentiert sich Köln bereits<br />

zum dritten Mal als Gastgeber der Weltmeisterschaft,<br />

bereits 1955 und 2001<br />

konnten die Fans hier internationale Eishockeyfeste<br />

genießen.<br />

Von den historischen Anfängen des Eishockeys<br />

in Köln bis hin zur aktuellen<br />

64<br />

Weltmeisterschaft - all dies zeigt die<br />

Ausstellung "Eishockey - Powerplay in<br />

Köln", die das <strong>Deutsche</strong> Sport & Olympia<br />

Museum gemeinsam mit dem Verein Kölner<br />

Sportgeschichte und Kölner Eishockey Club<br />

e.V. erstellt hat.<br />

Im Rahmen einer attraktiv inszenierten<br />

Ausstellung, die sich auf mehr als 250 qm<br />

erstreckt, erwartet die Besucher eine<br />

Vielzahl wertvoller und bedeutender<br />

Eishockey-Exponate, historische und<br />

aktuelle Bild- und Filmschauen sowie eine<br />

Trikot-Nationengalerie, die die Eishockey-<br />

Geschichte der sechzehn WM-Teilnehmer<br />

präsentiert.<br />

Die Ausstellung ist vom 1. Mai bis zum 6.<br />

Juni <strong>2010</strong> im <strong>Deutsche</strong>n Sport & Olympia<br />

Museum im Kölner Rheinauhafen zu sehen.<br />

Kultstätte des Sports<br />

Marcel Wüst und Claus Vincon wurden am<br />

18. März <strong>2010</strong> von Ratsmitgleid Peter Kron<br />

in Vertretung von Oberbürgermeister Jürgen<br />

Roters zu Kölns neuen Sportbotschaftern<br />

ernannt. Bereits vor einigen Monaten waren<br />

die Athleten Erick Kühnhackl (Eishockey),<br />

Jan Marco Montag (Hockey), Toni Seifert<br />

(Rudern) und Torsten May (Boxen) zu<br />

Sportbotschaftern ernannt worden.<br />

"Wir sind sehr stolz darauf, dass Sie sich<br />

persönlich für die von Ihnen vertretenen<br />

Sportarten und Veranstaltungen einbringen<br />

und damit ein weit über die Stadtgrenzen<br />

hinaus wahrnehmbares Signal für die<br />

Sportstadt Köln setzen", wandte sich Kron<br />

an Wüst und Vincon. Die Urkunden wurden<br />

den neuen Botschaftern auf dem Dach des<br />

<strong>Deutsche</strong>n Sport & Olympia Museums in<br />

Köln überreicht,welches gleichzeitig zur<br />

"Kultstätte des Kölner Sportjahres <strong>2010</strong>"<br />

ernannt wurde.<br />

Museumsdirektor Frank Dürr freute sich<br />

über die Auszeichnung des Museums und<br />

verband seinen Dank darüber mit dem<br />

Versprechen, die nationalen und internationalen<br />

sportlichen Großereignisse, die in<br />

diesem Jahr in Köln stattfinden werden,<br />

mit einem attraktivem Ausstellungs- und<br />

Veranstaltungaprogramm zu begleiten.<br />

15th World Olympic<br />

Collector's Fair <strong>2010</strong><br />

Auch mit Vulkanausbruch ein großer Erfolg<br />

Aus über 30 Nationen hatten sich Sammler<br />

und Händler zu der größten Messe für<br />

Olympia-Memorabilia, der World Olympic


Collector´s Fair angemeldet. Aufgrund des<br />

Erlahmens des Flugverkehrs, bedingt durch<br />

die Aschewolke nach dem Vulkanausbruch<br />

auf Island nahmen die Teilnehmer teilweise<br />

abenteuerliche Reisen auf sich, um nach<br />

Köln zu kommen.<br />

Bereits seit zehn Jahren veranstaltet das<br />

<strong>Deutsche</strong> Sport & Olympia Museum zu-<br />

Vancouver <strong>2010</strong>-Zwischenbericht<br />

Am 28. Februar <strong>2010</strong> gingen die XXI. <strong>Olympische</strong>n<br />

Winterspiele im BC Place Stadium in<br />

Vancouver, in dem bereits am 12. Februar die<br />

glanzvolle Eröffnungsfeier stattgefunden<br />

hatte, stimmungsvoll zu Ende. In der abschließenden<br />

Nationenwertung belegte die<br />

deutsche Mannschaft mit 10 Goldmedaillen<br />

(Gesamt: 30) hinter Gastgeber Kanada, der<br />

14 Mal Gold holte, einen hervorragenden 2.<br />

Platz. Für die Bemühungen des <strong>Deutsche</strong>n<br />

Sport & Olympia Museums, von den Medaillengewinnern/innen<br />

entsprechende persönliche<br />

Erinnerungsstücke zu erbitten, bildete<br />

dies keine schlechte Ausgangslage. Leider<br />

haben sich unsere diesbezüglichen Wünsche<br />

bislang nicht erfüllt, sodass hier - was an<br />

dieser Stelle schon einmal geschehen sollnochmals<br />

ein entsprechender Appell an die<br />

jeweiligen Adressaten gerichtet wird. Dennoch<br />

kann dieser Zwischenbericht durchaus<br />

auch Positives vermelden. So erhielten wir<br />

über den <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Sportbund<br />

bereits kurze Zeit nach der offiziellen Einkleidung<br />

der deutschen Athleten/innen<br />

jeweils einen kompletten Satz der Olympia-<br />

Frauen- und Männerbekleidung - sorgfältig<br />

verpackt in den dafür vorgesehenen Sporttaschen.<br />

Weitere Objekt-Zugänge gehen auf<br />

Aktivitäten des Sporthistorikers Dr. Karl<br />

Lennartz zurück, der - wie bereits von den<br />

<strong>Olympische</strong>n Spielen in Peking 2008 - von<br />

der Eröffnungs- und Schlussfeier in Vancouver<br />

das mittlerweile üblich gewordene<br />

"Audience Participation Kit" mitgebracht hat,<br />

wofür ihm an dieser Stelle nochmals herzlich<br />

gedankt wird. Zu guter Letzt konnte dem<br />

musealen Sammlungsbestand erst vor<br />

wenigen Tagen ein Exemplar der Vancouver-<br />

Olympiafackel zugeführt werden, die ein<br />

Teilnehmer im Rahmen der im <strong>Deutsche</strong>n<br />

Sport & Olympia Museum vom 16. - 18.<br />

April <strong>2010</strong> erstmalig durchgeführten IOC<br />

sammen mit der IMOS eine große Sammlerbörse.<br />

Die Kompetenz des Museums als<br />

professionellen Veranstalter anerkennend<br />

hat das Internationalen <strong>Olympische</strong>n<br />

Komitee (IOC) entschieden, die 15th World<br />

Olympic Collector's Fair in Deutschlands<br />

zentralem olympischen Museum durchführen<br />

zu lassen. Und Köln hat die Erwartungen<br />

nicht enttäuscht. Neben hervorragen-<br />

Sammlungsgeschichten<br />

World Olympic Collector`s Fair angeboten<br />

hatte.<br />

Berlino wartet auf Usain<br />

Sportliche Großereignisse wie <strong>Olympische</strong><br />

Spiele oder Welt- und Europameisterschaften<br />

gewinnen nicht nur dank medialer,<br />

weltweiter Verbreitung bei Sportlern, Funktionären<br />

und Zuschauern zunehmend an<br />

Bedeutung, sondern auch der anwachsende<br />

Kreis der Sportmemorabilia-Sammler widmet<br />

sich immer stärker dem Thema "Veranstaltungs-Dokumentation".<br />

Angefangen vom<br />

mittlerweile für ein solches Event unverzichtbares<br />

Maskottchen über Briefmarken,<br />

Kleidung, Medaillen und Urkunden bis hin zu<br />

den kaum noch zu überblickenden Merchandising-Artikeln<br />

wird nunmehr "flächendeckend"<br />

gesammelt.<br />

Das <strong>Deutsche</strong> Sport & Olympia Museum<br />

beteiligt sich auf der Grundlage seines<br />

Sammlungskonzeptes von Beginn an eben-<br />

dem Wetter wurde ein herausragendes<br />

Rahmenprogramm geboten und das rege<br />

Interesse der Besucher den Maskottchen,<br />

Medaillen, Briefmarken, Pins oder Münzen<br />

stellte auch die Händler sehr zufrieden.<br />

Thank you for your participation in the<br />

15th World Olympic Collector's fair.<br />

falls an der Sicherung entsprechender<br />

Materialien. So konnten bereits im Vorfeld<br />

der 12. IAAF-Leichtathletik-Weltmeisterschaften<br />

2009 in Berlin verschiedene Objekte<br />

in Empfang genommen werden. Dazu zählte<br />

neben verschiedenen Aufklebern, Pins und<br />

Drucksachen (Bulletins, Flyer, Ticket-Informationen)<br />

auch ein Numisblatt der <strong>Deutsche</strong>n<br />

Post, welches erstmalig als Kombination<br />

einer 10-Euro-Silber-Gedenkmünze und<br />

einem Briefmarkenblock aus der Serie "Für<br />

den Sport" samt Ersttagsstempel "Berlin"<br />

vom 09. April 2009 verausgabt wurde. Hinzu<br />

kam kurz nach Beendigung der Wettkämpfe<br />

eine Schenkung der Hochspringerin und<br />

WM-Dritten Ariane Friedrich, die ihre dort<br />

benutzten Spikes an uns weiter reichte.<br />

Etwas länger warten mussten wir auf das<br />

beliebte und daher zur Zeit der WM schnell<br />

ausverkaufte Maskottchen "Berlino", das uns<br />

nun allerdings in verschiedenen Ausführungen<br />

und Größen vorliegt. Erst vor kurzem<br />

erreichte uns wiederum eine Postsendung<br />

mit unterschiedlichsten WM-Materialien -<br />

aufgegeben vom <strong>Deutsche</strong>n Leichtathletik-<br />

Verband. Neben einem Riesentransparent<br />

mit der Aufschrift "Thank you Osaka - See<br />

you in Berlin 2009", mit dem sich die deutschen<br />

Athleten 2007 beim japanischen<br />

Publikum bedankt hatten, fanden sich darin<br />

ein kompletter Satz der Berlin-Wettkampfbekleidung<br />

sowie mehrere - nicht verausgabte<br />

- Eintrittskarten, Teilnehmer-Urkunden<br />

und Startnummern, die Broschüre "Final<br />

Results" sowie eine DVD "Berlin Impressions".<br />

Gespannt gewartet wird allerdings weiterhin<br />

auf den Eingang des absoluten Highlights -<br />

gemeint sind Erinnerungsstücke vom WM-<br />

Superstar Usain Bolt. Da uns seine Ausrüsterfirma<br />

Puma jedoch eine feste Zusage<br />

gegeben hat, steht einem baldigen Wiedersehenstreffen<br />

von Berlino und dem jamaikanischen<br />

Sprintstar in unserem Hause wohl<br />

nichts mehr im Wege.<br />

65


66<br />

Rätselspaß<br />

Hier verstecken sich 17 <strong>Olympische</strong> Sportarten und Disziplinen.<br />

Findest du sie?<br />

A B S W E I T S P R U N G M A C H<br />

E A T O I E U T O M N O S K F G E<br />

G H E R N S R S P E E R W U R F V<br />

A O I B F L N H S K T L E G L F O<br />

N C H O C R E I T E N S T E A U L<br />

E H O R D S N E R I A C K L B A L<br />

M S T B A S K E T B A L L S F L E<br />

M P P F E R D S P R U N G T U S Y<br />

I R L K E I C T A A L M P O A I B<br />

W U R P I E R F U D O A H S L N A<br />

H N I B O X E N G R H R M S N R L<br />

C G R A J G H N B E D A G E E E L<br />

S D J D E K F R A N F T H N D D I<br />

T N L R I N G E N N C H I O R N E<br />

U D P M O T M D L E U O N T E I L<br />

A C D E R A S U N N O N J K U H L<br />

B A S A F P R R E N N S S C H O N<br />

DOG´chen<br />

Auch in dieser <strong>Ausgabe</strong> möchten wir euer Wissen testen und haben uns einige kniffelige Aufgaben einfallen lassen. Schickt uns das<br />

Lösungswort einfach zu und gewinnt attraktive Preise der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> e.V. Wir drücken die Daumen!<br />

Lösungen der <strong>Ausgabe</strong> 1-2/<strong>2010</strong><br />

Der Lösungssatz lautete: My way is Fair Play!<br />

Die Antworten zu "<strong>Olympische</strong> Gedanken" sind:<br />

a) Glas, b) Fußball, c) 1972, d) Mark Spitz, e) The show must<br />

go on<br />

Zusatzfrage: 2018<br />

Die Gewinner der Verlosung sind:<br />

Alexander Patzelt<br />

Jörg-Peter Berge<br />

Jürgen Diehl<br />

Herzlichen Glückwunsch!<br />

Buchstabensalat<br />

Kannst du die Buchstaben zu Begriffen aus dem Sport<br />

ordnen?<br />

RAIF AYPL _ _ _ _ _ _ _ _<br />

ELTEISTERWMAFTSCH _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _<br />

SCHIEOLYPM SPEELI _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _<br />

URNTEN _ _ _ _ _ _<br />

SPSKIGENIN _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _<br />

EXOBN _ _ _ _ _<br />

BENWICTEHGEH _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _<br />

REKELTWORD _ _ _ _ _ _ _ _ _ _<br />

ALLBELOVYL _ _ _ _ _ _ _ _ _ _<br />

MEAILOLDGDLE _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _<br />

SPREIDUNG _ _ _ _ _ _ _ _ _ _<br />

Lösungssatz:<br />

_ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _!<br />

Löse den Buchstabensalat und trage die farblich markierten<br />

Buchstaben der Reihe nach in den Lösungssatz ein.<br />

Schicke uns per E-Mail (OF@DOG-bewegt.de) oder Post<br />

(<strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> <strong>Gesellschaft</strong> e.V., Otto-Fleck-Schneise<br />

12, 60528 Frankfurt) bis zum 10. Juni <strong>2010</strong> den Lösungssatz<br />

zu und nimm an der Verlosung von T-Shirts, Tassen,<br />

Pins und Bechern teil.<br />

Malwettbewerb<br />

Für unsere neue Kinder- und Jugendseite sind wir auf der<br />

Suche nach einem passenden Maskottchen, dem<br />

"DOG´chen". Wir freuen uns schon heute über viele kreative<br />

Rückmeldungen von Euch. Das Sieger-Maskottchen<br />

werden wir zukünftig als Logo für die Kinder- und Jugendseite<br />

verwenden. Darüber hinaus gibt es natürlich für<br />

den Gewinner einen kleinen Preis zu gewinnen. Also raus<br />

mit den Stiften und gleich losmalen.<br />

Schickt uns bitte bis zum 30.06.<strong>2010</strong> per Post eure Vorschläge.<br />

Wir wünschen Euch viel Spaß!


Gemeinsam siegen<br />

Mitgliederwerbeaktion <strong>2010</strong><br />

und Jugendförderung<br />

André Lange<br />

unterstützt die Mitgliederwerbeaktion<br />

Jahresbeitrag von 52 Euro Kinder-<br />

"Ich freue mich über jede Medaille, doch viel wichtiger ist es,<br />

die <strong>Olympische</strong> Idee zu unterstützen. Helfen auch Sie!"<br />

Hauptpreise im Gesamtwert von über 700 Euro<br />

Jochen Schweizer®, dem Spezialist für Erlebnisgeschenke,<br />

1. Preis:<br />

2. Preis:<br />

3. Preis:<br />

Mitgliederwerbeaktion<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> <strong>Gesellschaft</strong> e.V.<br />

Otto-Fleck-Schneise 12 60528 Frankfurt Tel 069 6950160 Fax 069 6771826


www.in-Quadro.it<br />

SOMMER-HIGHLIGHTS<br />

www.olympiapark.de<br />

MüncHEn TIckET<br />

Tel.: 0180 54 81 81 81<br />

(0,14 EUR/Min. aus dem dt. Festnetz,<br />

Mobilfunk max. 0,42 EUR/Min.)<br />

www.muenchenticket.de<br />

Public Viewing<br />

Fußball WM <strong>2010</strong><br />

ab 13.06.<strong>2010</strong><br />

Münchner<br />

Sommernachtstraum<br />

24.07.<strong>2010</strong><br />

sommerfestival impark 10<br />

29.07. – 22.08.<strong>2010</strong><br />

SportScheck<br />

OutdoorFestival<br />

30.07. – 01.08.<strong>2010</strong><br />

Olympiapark Sommer-Gaudi<br />

29.08.<strong>2010</strong><br />

...und, und, und!<br />

Seien Sie dabei!<br />

OLYMPIAPARK<br />

MÜNCHEN<br />

Freizeit in der Stadt

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