Ausgabe 3/2010 - Deutsche Olympische Gesellschaft
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<strong>Ausgabe</strong> 3/<strong>2010</strong><br />
Zeitschrift der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong>
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Freundliche Grüße<br />
aus der OF-Redaktion<br />
D<br />
er nationale Fußballrausch zum Ende der Saison ist<br />
gerade abgeebbt, da geht die Fieberkurve internationaler<br />
Fußballerwartungen bereits steil nach oben. Die Weltmeisterschaft<br />
in Südafrika kann und soll, liebe Leserinnen und Leser,<br />
auch vom OF nicht ignoriert werden. Natürlich ist kein Fachgeplänkel<br />
um Mannschaftsbefindlichkeiten, Titelambitionen<br />
und Versagensbefürchtungen unser Ansinnen. Es geht vielmehr<br />
um die politischen Dimensionen und sozialen Auswirkungen<br />
dieses ersten sportlichen Weltereignisses auf dem<br />
schwarzen Kontinent. Außerdem präsentieren wir in der OF-<br />
Galerie Kunst zur Fußball-WM, die die FIFA in allen Teilnehmerländern<br />
angeregt hatte. Kompatibel zum OF-Titel sozusagen,<br />
den Illustrator Hans Borchert in künstlerischer Freiheit<br />
ebenfalls einem hoffentlich neuen fußballerischen Sommermärchen<br />
gewidmet hat.<br />
Klar, dass unser redaktionelles Angebot in gewohnter und<br />
bewährter Weise die Welt des Sports fernab aller flüchtigen<br />
Betrachtungen und medialen Eintagsfliegen ins Visier nimmt.<br />
Da wird nicht nur aus berufenem Mund die Beziehung von<br />
Kirche und Sport als ebenso notwendig wie stark beschrieben.<br />
Auch die Leistungskultur des Sports zwischen olympischem<br />
und jesuanischem Menschenbild erfährt kritische Aufmerksamkeit.<br />
Sie gipfelt in der Warnung vor der Gefahr der Selbstzerstörung.<br />
Und zwar nicht nur mit Blick auf die hochleistungssportlichen<br />
Exzesse und ihre betrügerischen Begleiterscheinungen.<br />
Gleichrangig wird die Wiederbesinnung auf<br />
sportliche Maßstäbe gegenüber der galoppierenden Besinnungslosigkeit<br />
in der sportverbrämten Unterhaltungsindustrie<br />
angemahnt.<br />
Ein gesamtgesellschaftliches Problemthema von höchster<br />
Brisanz wird ebenfalls nicht ausgeklammert. Denn auch im<br />
Sport gibt es sexuellen Missbrauch mit dramatischen Folgewirkungen,<br />
die Ursachenforschung und Konsequenzen dringend<br />
geboten erscheinen lassen. Selbst der in dieser <strong>Ausgabe</strong><br />
umfangreich beleuchtete Themenkomplex der Nachwuchsförderung<br />
im Sport und durch den Sport hinterlässt keineswegs<br />
nur positive Erkenntnisse. Denn da mag der künftigen Elite<br />
noch so große Aufmerksamkeit und effektive individuelle<br />
Fürsorge zuteil werden - in der allgemeinen Bewegungsförderung<br />
von Kindern und Jugendlichen liegt Vieles im Argen. Zu<br />
große diesbezügliche Bildungslücken in Kindergarten und<br />
Schule passen nicht zum leistungssportlichen Hätschelkurs für<br />
die vergleichsweise wenigen Medaillenaspiranten von morgen<br />
und übermorgen. Immer wieder neu: Das <strong>Gesellschaft</strong>sphänomen<br />
Sport im Licht wie im Schatten. Wir bleiben allen Effekten<br />
und Entwicklungen hartnäckig auf der Spur.<br />
Ihr Harald Pieper<br />
Inhalt<br />
OF Mosaik 4<br />
OF-Podium: Prälat Dr. Bernhard Felmberg 6<br />
Siegen oder Verlieren - Die Leistungskultur des Sports<br />
zwischen olympischem und jesuanischem Menschenbild 8<br />
Prof. Dr. Michael Krüger<br />
Weltmeisterschaft der Politik: Fußballfest zwischen<br />
Ängsten und Hoffnungen 14<br />
Günter Deister<br />
OF-Interview mit Monika Lüke, Generalsekretärin Amnesty<br />
International Deutschland 18<br />
Bianka Schreiber-Rietig<br />
Sport und Sexualität: Kein Tabu- aber ein vielschichtiges<br />
Problemthema 20<br />
Prof. Dr. Helmut Digel<br />
Missbrauch: Keine Chance für Täter - Schutz für Opfer! 23<br />
Bianka Schreiber-Rietig<br />
Die <strong>Olympische</strong> Nummer 1:<br />
Kann die Leichtathletik diese Position noch behaupten? 26<br />
Michael Gernandt<br />
Wer kennt den Königsweg zur Talentförderung?<br />
Warnung vor Irrwegen und Missständen im Spitzen-<br />
und Gesundheitsport 28<br />
Hans-Peter Seubert<br />
Die Eliteschulen und ihre erfolgreichen Absolventen:<br />
Unverzichtbares Strukturelement im deutschen<br />
Leistungssport 32<br />
Dr. Andreas Müller<br />
OF-Kommentare 36<br />
Walter Mirwald, Michael Gernandt, Harald Pieper<br />
Special Olympics National Games Bremen <strong>2010</strong><br />
Hier sind wir: Selbstbewusst und sportlich 38<br />
Sonja Schmeißer<br />
Zum Tode von Juan Antonio Samaranch 40<br />
Steffen Haffner<br />
Sport nach Herzenslust: Der Verein als Garant für<br />
Leistung und Lebenshilfe, Spannung und Spaß 42<br />
Karl Hoffmann<br />
Was macht eigentlich ...? Manfred Germar 44<br />
Steffen Haffner<br />
Die Bedeutung von Sportmuseen und Sportarchiven<br />
nimmt zu 46<br />
Walter Mirwald<br />
OF-Galerie: Kunst trifft den Ball<br />
Die "<strong>2010</strong> International Fine Art" zur Fußball-WM<br />
Dr. Angelika Leitzke 48<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> KOMPAKT 54<br />
Impressum 63<br />
<strong>Deutsche</strong>s Sport & Olympia Museum 64<br />
DOG’chen - Die Kinderseite des OF 66<br />
3
DOSB-Ethik-Preis für<br />
Ruder-Olympiasieger<br />
Hans Lenk<br />
D<br />
er DOSB hat in Berlin erstmals<br />
seinen Ethikpreis verliehen. Geehrt<br />
wurde der Ruder-Olympiasieger von<br />
1960 und Professor der Philosophie,<br />
Hans Lenk.<br />
N<br />
icht wirklich schwer war die<br />
Voraussage, die von den Berufslächlern<br />
Kati Witt und Willy Bogner in<br />
Vancouver gestartete Charmeoffensive<br />
zu Gunsten der Münchner Olympiabewerbung<br />
werde sicher kein Dauerzustand<br />
sein. Dass sie aber schon gleich<br />
nach den Spielen im Kanadischen<br />
unterbrochen werden musste, weil im<br />
März und April zu Hause die Probleme<br />
der Bewerbergesellschaft sich häuften,<br />
war sicher nicht geplant gewesen. Egal,<br />
ob "Pannenserie", wie die Olympiagegner<br />
schwadronieren, oder branchenüb-<br />
4<br />
"Hans Lenk hat nach seinem Olympiasieg<br />
mit dem Deutschland-Achter auch<br />
als Professor für Philosophie und Soziologie<br />
national und international hohes<br />
Ansehen erworben. Dabei hat er immer<br />
wieder die Werte und Herausforderungen<br />
des Sports philosophisch beleuchtet",<br />
würdigte DOSB-Präsident Thomas<br />
Bach den Preisträger, der vor kurzem<br />
seinen 75. Geburtstag feierte<br />
Er machte als erster deutscher Olympiasieger<br />
über die Berufung zum Universitätsprofessor<br />
für Philosophie und Soziologie<br />
hinaus weltweite wissenschaftliche<br />
Karriere und blieb dem Sport als<br />
kritischer Denker, Berater und Mahner<br />
aber immer eng verbunden, unter<br />
anderem auch als regelmäßiger Autor<br />
der Zeitschrift <strong>Olympische</strong>s Feuer.<br />
<strong>Olympische</strong> Exponate<br />
A<br />
ls Dauerleihgabe stellt DOG-<br />
Mitglied Karl-Heinz Frenzen seit<br />
dem Jahresbeginn dem Ruhrmuseum<br />
in Essen Teile seiner Olympiasammlung<br />
zur Verfügung (wir berichteten).<br />
Darüber hinaus können Interessierte<br />
Münchner G`schichtn (1):<br />
Mit Charme und Methode<br />
liche Unebenheiten - einen goldenen<br />
Rahmen hat der Münchner Traum,<br />
nach den Sommerspielen 1972 auch<br />
Winterspiele organisieren zu dürfen, im<br />
Vorfeld der Ende Juni anstehenden<br />
Beförderung durch das IOC von der<br />
Bewerber- zur Kandidatenstadt nicht<br />
bekommen.<br />
Im Kummerkasten stecken: Die Demission<br />
(Beurlaubung?, Rauswurf?) des<br />
Geschäftsführers Adam; die Absage des<br />
im Oberland geplanten Unesco-Biosphärenreservats,<br />
die ein Rückschlag ist<br />
im Rahmen der Ausstellung "Helden -<br />
Von der Sehnsucht nach dem Besonderen"<br />
im Industriemuseum Heinrichshütte<br />
in Hattingen seit dem 12. März<br />
die olympischen Fackeln aus den<br />
Jahren 1936, 1972 und 1996 bewundern.<br />
Die Ausstellung wird den Besuchern<br />
noch bis zum 31. Oktober <strong>2010</strong><br />
präsentiert.<br />
13 <strong>Deutsche</strong> in<br />
IOC-Kommissionen<br />
A<br />
ngeführt von DOSB-Präsident<br />
Thomas Bach gehören 13 <strong>Deutsche</strong><br />
für die kommenden zwölf Monate den<br />
Kommissionen des Internationalen<br />
<strong>Olympische</strong>n Komitees (IOC) an. Dabei<br />
sitzt IOC-Vizepräsident Thomas Bach<br />
der Juristischen Kommission und der<br />
Kommission für Sport und Recht vor.<br />
Athletenvertreterin Claudia Bokel,<br />
zweites deutsches IOC-Mitglied, zählt<br />
zur neuen Entourage-Kommission, die<br />
auf Empfehlung des <strong>Olympische</strong>n<br />
Kongresses im vergangenen Oktober in<br />
Kopenhagen gegründet worden ist, um<br />
für das anspruchsvolle Umweltkonzept;<br />
die in München und bundesweit gesunkene<br />
Zustimmung zu den Spielen; die<br />
vorwiegend Kommunikationsmängeln<br />
geschuldeten und deshalb nach wie vor<br />
anhaltenden Scharmützel zwischen<br />
Bewerbern und Olympiagegnern; die<br />
Verunsicherung der Besitzer der Flächen,<br />
auf denen in Oberammergau<br />
nordisch gelaufen und geschossen<br />
werden soll; die bis zur Abgabe der<br />
endgültigen Bewerbungsunterlagen<br />
vorhandene Ungewissheit darüber, was<br />
der ganze Spaß denn kosten wird.<br />
Diesbezüglich sorgen Bogners Fehlinformationen<br />
zur Frage, wie nach dem<br />
möglichen Zuschlag die Kosten des OK<br />
gedeckt werden, zusätzlich für Verwirrung.<br />
OF-MOSAIK<br />
OF-MOSAIK
sich mit den Belangen von Trainern und<br />
Betreuern zu beschäftigen.<br />
Ausgeschieden aus den IOC-Kommissionen<br />
ist wegen Erreichens der Altersgrenze<br />
(80 Jahre) Walther Tröger, der<br />
die Kommission Sport für alle von 1990<br />
bis <strong>2010</strong> führte und jetzt IOC-Ehrenmitglied<br />
ist.<br />
Die 13 <strong>Deutsche</strong>n in IOC-Kommissionen:<br />
Athletenkommission: Claudia Bokel<br />
(IOC-Mitglied, ehemalige Fecht-Weltmeisterin),<br />
Kommission für Kultur und <strong>Olympische</strong><br />
Erziehung: Dr. Karl Lennartz (Sporthistoriker),<br />
Prof. Dr. Norbert Müller (Sporthistoriker<br />
Universität Mainz), Klaus<br />
Schormann (Präsident des Weltverbandes<br />
für Modernen Fünfkampf und des<br />
<strong>Deutsche</strong>n Verbandes für Modernen<br />
Fünfkampf)<br />
Entourage-Kommission: Claudia Bokel,<br />
Juristische Kommission: Thomas Bach,<br />
Vorsitzender (Fecht-Olympiasieger, IOC-<br />
Vizepräsident und DOSB-Präsident),<br />
Marketing Kommission: Thomas Bach,<br />
Pressekommission: Sven Busch (Sportchef<br />
der dpa),<br />
Das sind Baustellen, die man nicht auf<br />
die "Schnelle" ausbessern kann. Und: Sie<br />
werden "draußen", beim IOC und den<br />
Kontrahenten Pyeonchang und Annecy,<br />
eher wahrgenommen und entsprechend<br />
gewichtet als die positiven Entwicklungen,<br />
die es natürlich auch gibt, wie<br />
zuletzt den Einzug von Münchens Alt-<br />
OB Jochen Vogel ins Bewerbungskuratorium.<br />
Die Probleme scheinen Methode<br />
Radio/TV-Kommission: Stefan Kürten<br />
(European Broadcasting Union/EBU),<br />
Kommission für Sport und Umwelt:<br />
Roland Baar (ehemaliger Ruder-Weltmeister<br />
und Medaillengewinner bei<br />
<strong>Olympische</strong>n Spielen), Josef Fendt<br />
(Präsident Internationaler Rennrodel-<br />
Verband),<br />
Kommission für TV-Rechte/Neue<br />
Medien: Thomas Bach,<br />
Frauenkommission: Prof. Dr. Gudrun<br />
Doll-Tepper (DOSB-Vizepräsidentin),<br />
Kommission für Sport und Recht:<br />
Thomas Bach, Vorsitzender, Matthias<br />
Berg (elfmaliger Paralympics-Sieger),<br />
Kommission Sport für alle: Walter<br />
Schneeloch (DOSB-Vizepräsident),<br />
Wolfgang Baumann (Generalsekretär<br />
TAFISA).<br />
Paralympics: Überragende<br />
Mannschaft<br />
D<br />
OF-MOSAIK<br />
OF-MOSAIK<br />
ie deutschen Behindertensportler<br />
haben die X. Paralympics <strong>2010</strong> in<br />
Vancouver mit einem überragenden<br />
Ergebnis abgeschlossen. Bei den 64<br />
Entscheidungen hat das mit nur 20<br />
zu haben, sie sind ein Deja-vu. Schon<br />
frühere deutsche Olympiabewerbungen<br />
wurden durch Personalquerelen und<br />
Intransparenz behindert. Eigentlich<br />
müssten München und Partner nun<br />
wissen, was zu tun ist, soll sich das<br />
Schicksal der Vorgänger nicht wiederholen.<br />
Intern: Fehlerproduktion ab<br />
sofort auf null; extern: Charmeoffensive<br />
wieder auf volle Kraft.<br />
Bleiben noch die Fragen um Thomas<br />
Bach, den Motor der Olympiabewerbung.<br />
Ist er Ende des Jahres zur Wiederwahl<br />
beim DOSB bereit oder geht er<br />
und arbeitet dann an seiner Aussicht<br />
aufs höchste Amt beim IOC? Was<br />
bedeutet das eine und das andere für<br />
München 2018?<br />
Michael Gernandt<br />
Athleten angereiste, "kleine" deutsche<br />
Team 13 Gold-, 5 Silber- und 6 Bronzemedaillen<br />
erkämpft und in der<br />
inoffiziellen Medaillenwertung Platz 1<br />
errungen. Maßgeblich zum Ergebnis<br />
beigetragen haben Verena Bentele (Ski<br />
nordisch) und Gerd Schönfelder (Ski<br />
alpin), die sich über insgesamt neun<br />
Goldmedaillen und eine Silbermedaille<br />
freuen durften. Nie zuvor hatten so<br />
viele Sportlerinnen und Sportler, nämlich<br />
506, aus so vielen Ländern (44) an<br />
Winter-Paralympics teilgenommen.<br />
Auch die 230.000 Zuschauer, die die<br />
Paralympics an den Wettkampftagen in<br />
Vancouver und Whistler live verfolgten,<br />
sind eine neue Bestmarke für<br />
Paralympics. "Das ist eine überragende<br />
Mannschaft, unsere Ziele sind deutlich<br />
übertroffen worden", zog der Chef de<br />
Mission der deutschen Mannschaft,<br />
Karl Quade, Bilanz. Hoch zufrieden<br />
äußerte sich auch Friedhelm Julius<br />
Beucher: "Ein sensationeller Sieg. Jetzt<br />
heißt es, volle Kraft voraus Richtung<br />
London 2012 und Sotschi 2014", sagte<br />
der Präsident des <strong>Deutsche</strong>n Behindertensportverbandes<br />
(DBS).<br />
5
Der Tod des deutschen Nationaltorwarts Robert Enke<br />
am 10. November 2009 hat gezeigt, dass es im Sport<br />
um mehr geht als um ein gutes Endergebnis: Menschen<br />
dürfen im Kampf um Höchstleistungen nicht auf der<br />
Strecke bleiben. Der Suizid des beliebten Sportlers hat große<br />
Bestürzung nicht nur bei Fußballfans, sondern weit darüber<br />
hinaus in der <strong>Gesellschaft</strong> hervorgerufen, besonders, als<br />
bekannt wurde, Enke habe an Depressionen gelitten.<br />
Die erhöhte Aufmerksamkeit für dieses Thema verstärkte die<br />
öffentliche Trauer, die sich bei manchem sicher auch stellvertretend<br />
für eigene unterdrückte Gefühle zeigte. Die verfehlte<br />
Rede von Enke als "Fußballgott" kam dabei zwar in einigen<br />
Medien vor, die meisten Fans dagegen wussten sehr genau zu<br />
differenzieren; sie trauerten explizit um einen (besonders<br />
verehrten) Menschen. Deutlich wurde einmal mehr, wie groß<br />
der Druck auf Leistungssportler ist, Schwächen zu verbergen,<br />
und welche Folgen es haben kann, wenn vor lauter Leistungsdenken<br />
der Mensch nicht mehr wahrgenommen wird.<br />
Bereits einen Tag nach dem Tod von Robert Enke fand in der<br />
Marktkirche im Zentrum Hannovers eine Andacht statt, an der<br />
neben der Familie Enkes auch Mitglieder der Spitze des <strong>Deutsche</strong>n<br />
Fußball-Bundes (DFB) und der deutschen Nationalmannschaft,<br />
sowie gut 2000 Trauernde in und vor der Kirche<br />
teilnahmen. Am Beispiel dieses Gottesdienstes, seiner Wirkung<br />
in der öffentlichen Auseinandersetzung mit Trauer und<br />
Depression, lässt sich gut nachvollziehen, wie sinnstiftend und<br />
heilsam die Verschränkung von Sport und christlichem Glauben<br />
sein kann.<br />
Es zeigt sich auch, wie die christliche Botschaft, wo sie gelingend<br />
in die Lebenswirklichkeit der Menschen gesprochen wird,<br />
sich weiter entfaltet, die Wirklichkeit verändert und Menschen<br />
zum öffentlichen Bekennen bewegt. Nun sind also Sport und<br />
christlicher Glaube manchmal miteinander verschränkt. Worin<br />
aber besteht ganz grundsätzlich die besondere Qualität der<br />
Verbindung zwischen Sport und Kirche?<br />
Die meisten Sportler, gerade wenn sie Berufs- oder Hochleistungssportler<br />
sind, erleben in den Anstrengungen um eine<br />
optimale Leistung eine Auseinandersetzung von Körper und<br />
Geist, die sie an ihre Grenzen oder darüber hinaus bringt.<br />
Diese extreme Selbsterfahrung, die im Alltag nur selten stattfindet,<br />
kann eine erhöhte Sensibilität für die Frage nach der<br />
eigenen Existenz und Identität bergen. Es geht um das Gelingen<br />
von Identität, und in einem zweiten Schritt um das<br />
Gelingen von Gemeinschaft.<br />
In fast allen Sportarten sind Menschen sich Freund oder Feind,<br />
Konkurrent oder Partner. Gerade Teamsportler sind zugleich<br />
Mannschaftsspieler und doch Einzelkämpfer. Die soziale<br />
Dimension, die uns aus dem Alltag gut bekannt ist, wird im<br />
6<br />
Sport nur scheinbar spielerisch auf die Spitze getrieben (z. B.<br />
Sprinten, Boxen usw.). Kennzeichnend für diese Form der<br />
sportlichen Auseinandersetzungen ist die Tatsache, dass sie bis<br />
zum Ende ausgefochten werden, was auf die wenigsten<br />
Konflikte unseres Alltags zutrifft.<br />
Beide Dimensionen, die auf ein Ziel gerichtete Selbsterfahrung<br />
oder Auseinandersetzung mit dem oder den Nächsten, sind<br />
auch für den christlichen Glauben wesentlich. Weil diese<br />
Dimensionen im Sport in einer besonderen Intensität vorkommen,<br />
ist dem<br />
Sport auch ein<br />
erhöhtes spirituellesErfahrungspotenzialimmanent.<br />
Darin<br />
begründet sich im<br />
Kern die Notwendigkeit<br />
einer<br />
Partnerschaft<br />
zwischen Kirche<br />
und Sport.<br />
Die dem Sport<br />
inhärente religiöse<br />
Qualität sollte<br />
aus theologischen<br />
Gründen nicht<br />
mit einer Gleichsetzung<br />
von Sport<br />
und Religion<br />
verwechselt<br />
werden. Sehr<br />
deutlich muss<br />
immer wieder auf<br />
die Gefahren eines Verständnisses von Sport hingewiesen<br />
werden, das die Menschenwürde nicht angemessen beachtet.<br />
Wie wir es mit der menschlichen Würde halten, zeigt sich in<br />
besonderem Maße daran, wie wir mit der Würde derer umgehen,<br />
die unseren Idealen von Schönheit, Fitness und Erfolg<br />
nicht entsprechen. Dass der Sport keine Religion ist und auch<br />
keine sein will, wird auch immer wieder von den Vertretern<br />
des organisierten Sports betont.<br />
Dass Sport und christlicher Glaube in besonderer Weise aufeinander<br />
bezogen sind, ist der Evangelischen Kirche in Deutschland<br />
bewusst. Im Impulspapier "Gestaltung und Kritik. Zum<br />
Verhältnis von Protestantismus und Kultur im neuen Jahrhundert"<br />
(EKD-Texte 64) ist der Sport als ein wichtiges Begegnungsfeld<br />
von Kirche und Kultur beschrieben worden: "Er [der<br />
Sport] ist eine elementare Form, in der Menschen sich selbst<br />
als leibseelische Einheit erfahren und zugleich einander in<br />
Kooperation und Konkurrenz begegnen können."
Aus evangelischer Perspektive ist es also selbstverständlich,<br />
dass es einen Zusammenhang zwischen dem christlichen<br />
Glauben und Sport als tätige Bejahung des menschlichen<br />
Daseins gibt. Sport bedeutet idealerweise den dankbaren<br />
Umgang mit den schöpferischen Möglichkeiten menschlicher<br />
Existenz, Freude an der Wahrnehmung und Übung des eigenen<br />
Leibes, Sport ist auch ein Ort zur Übung der Goldenen<br />
Regel. Daraus - und nicht etwa aus einer vermeintlichen<br />
christlichen Leibes- und Sportfeindlichkeit - speisen sich die<br />
kritischen Einsprüche gegen die kultischen Deformationen des<br />
Sports, in der Leistung zum Körperkult, Erfolg zum Siegeskult<br />
und Gegnerschaft zum Kult der Gewalt verkommt. Wenn die<br />
Kirche solche Deformationen und Widersprüche im Sport<br />
feststellt, ist es ihre Aufgabe, in direkten Gesprächen und auch<br />
öffentlich darauf hinzuweisen.<br />
Es ist eine sinnvolle Aufgabe, das Zutrauen der kirchlichen<br />
Institutionen in den Sport zu stärken und umgekehrt die<br />
Offenheit des Sports für kirchliche Mitgestaltung seiner Aufgaben<br />
weiter zu gewinnen.<br />
Die Kirchen und der organisierte Sport erkennen sich wechselseitig<br />
als bedeutende Faktoren unserer Zivilgesellschaft an.<br />
Ihre Zusammenarbeit wird durch den Versuch einer gemeinsamen<br />
Werteorientierung bestimmt. So heißt es in einer<br />
gemeinsamen Erklärung aus dem Jahr 2009: "Kirchen und<br />
Sport stellen sich ihrer Verantwortung, die <strong>Gesellschaft</strong> aktiv<br />
mitzugestalten und den Menschen, gerade in Zeiten der<br />
Unsicherheit, Räume für eigenverantwortliches Handeln,<br />
Verlässlichkeit und Geborgenheit zu bieten. Dabei verbinden(!)<br />
Sport und Kirchen gemeinsame Werte. Beide wirken durch<br />
Vermittlung von Toleranz, Rücksichtnahme, Solidarität oder<br />
Fairness an der Gestaltung der <strong>Gesellschaft</strong> mit. Diese Grundorientierungen<br />
sind die gemeinsame Basis für das gesellschaftliche<br />
Engagement von Kirche und Sport."<br />
Unter missionarischen Gesichtspunkten hat die Kirche ein<br />
weiteres Interesse an einer guten Kooperation mit dem Sport:<br />
OF-PODIUM<br />
Kirche und Sport - eine starke und<br />
notwendige Beziehung<br />
Von Prälat Dr. Bernhard Felmberg,<br />
Sportbeauftragter der Evangelischen Kirche in Deutschland<br />
Hier erreicht sie Menschen, mit denen sie sonst nicht oder nur<br />
selten in Kontakt kommt. Unaufdringliches missionarisches<br />
Handeln kann hier nicht nur quantitativ große Wirkung haben.<br />
Wenn sich die Kirche da einbringt, wo Menschen mit Leib und<br />
Seele engagiert sind, hat sie gute Chancen, viele zu erreichen.<br />
Der theologischen und gesellschaftlichen Bedeutung des<br />
Sports trägt die EKD u.a. dadurch Rechnung, dass sie einen<br />
Sportbeauftragten des Rates benennt und einen Arbeitskreis<br />
Kirche und Sport unterhält. Das mediale Echo auf kirchliche<br />
Aktivitäten in diesem Bereich ist erfreulich hoch. Das liegt zum<br />
einen daran, dass die Kirchen nicht primär mit sportlichen<br />
Aktivitäten in Verbindung gebracht werden. Gleichzeitig wird<br />
der in der öffentlichen Wahrnehmung ganz vorn stehende<br />
Sport immer wieder ethischer Reflexionen und grundsätzlicher<br />
Interpretationen der Kirchen bedürfen. Dass die Kirche diese<br />
Hilfestellungen zu geben imstande ist, hat sich exemplarisch<br />
beim Umgang mit dem Tod Robert Enkes gezeigt.<br />
7
Das eherne Gesetz, der "systemische Code"<br />
des Sports, laute Sieg oder Niederlage,<br />
behaupten einige Sportsoziologen, und<br />
dazwischen gebe es nichts.<br />
Passend dazu werden dann gerne markige Sprüche<br />
von amerikanischen Football- und Baseballtrainern<br />
zitiert, die dieses unerbittliche Ethos des Sports,<br />
speziell des Leistungs- und Hochleistungssports<br />
auf den Punkt zu bringen scheinen: Der zweite sei<br />
der erste Verlierer im Sport heißt einer - "You don't<br />
win silver, you lost gold"; ein anderer, dass nette<br />
Jungs im Sport leider das Problem hätten, immer<br />
Letzte zu werden: "nice guys finish last". In diesem<br />
zuletzt genannten Bonmot wird noch ein anderes,<br />
beliebtes Vorurteil kolportiert: dass die Gewinner<br />
immer die moralisch und menschlich schlechten<br />
und die Verlierer immer die Guten seien. Vermutlich,<br />
auch das lässt sich daraus interpretieren, weil<br />
die Sieger härter, brutaler, auch unfairer sein<br />
müssten, eben weil sie Sieger sind und den Sieg<br />
wollen: Siegertypen, Leistungsträger, Erfolgsmenschen<br />
und Alphatiere auf der einen und Weicheier<br />
auf der anderen Seite. Ist das so, oder spricht aus<br />
dieser Vermutung lediglich der Hochmut der<br />
Erfolgreichen und der Neid der Verlierer? Empirisch<br />
gibt es weder sichere Belege für die eine noch für<br />
die andere Interpretation.<br />
Nach dem tragischen Selbsttod von Nationaltorhüter<br />
Enke - und bei näherem Hinsehen gibt es bekanntlich<br />
viele Enkes, nicht nur im Spitzensport - ist jedoch vielen klar<br />
geworden, dass einfaches Schwarz-Weiß-Malen wohl nicht<br />
der Wahrheit entspricht. Siegen und Siegen-müssen kann<br />
auch unmenschlich sein, kann einen Menschen, selbst wenn<br />
er stark ist oder stark sein will, unter Umständen zerstören.<br />
Diese krasse Siegermentalität, nach der die Welt in "winner"<br />
und "loser" eingeteilt wird, erfreute sich vor der großen<br />
Wirtschaftskrise, in der Phase der neoliberalen Erneuerung<br />
von Wirtschaft, Staat und <strong>Gesellschaft</strong>, allgemeiner Beliebtheit:<br />
Siegen, Geld verdienen, Erfolg waren angesagt, und die<br />
"loser" bekamen und bekommen Hartz IV. Die eigentliche<br />
Botschaft von Hartz IV lautet dabei nicht etwa, dass Bedürftige<br />
als Ausdruck christlicher Nächstenliebe ein für eine einfache<br />
Lebensführung mehr oder weniger ausreichendes Almosen<br />
bekommen, sondern dass sie eben als "loser" abgestempelt<br />
sind, deren Arbeitskraft nicht gebraucht und auch nicht<br />
gewünscht ist. Nach allen soziologischen Untersuchungen<br />
über Arbeitslose und Hartz IV-Empfänger ist für diese Menschengruppen<br />
das Hauptproblem nicht etwa (nur) das wenige<br />
8<br />
Siegen oder<br />
Geld, das ihnen zur Verfügung steht, sondern das allmählich<br />
zur Gewissheit werdende Gefühl, nicht gebraucht zu werden.<br />
Dieses Gefühl, dass die Arbeit, die man tun bzw. die Leistungen,<br />
die man erbringen kann, nicht geschätzt und gewünscht<br />
werden, führt zu einer Beeinträchtigung des Selbstwertgefühls<br />
und am Ende zum Verlust der Selbstachtung.<br />
Der frühere Präses der Evangelischen Kirche in Deutschland,<br />
Bischof Wolfgang Huber, hat in dem Zusammenhang in<br />
einem Beitrag für das Buch "Zwischen Kirchturm und Arena",<br />
in dem ein spezifisch protestantischer Blick auf den Sport<br />
gerichtet wird, eine aufschlussreiche Differenz hergestellt: Er<br />
unterscheidet zwischen einem "jesuanischen" und einem<br />
"olympischen" Menschenbild. Das olympische Menschenbild<br />
ist das des jungen, strahlenden, siegreichen Athleten, das wir<br />
aus den Stadien und Sportarenen aus aller Welt kennen und<br />
das auch Pierre de Coubertin vorschwebte, als er seine olympisch-athletische<br />
Religion - religio athletae - zu begründen<br />
versuchte. Der kraftvolle junge Sportler verkörpert demnach<br />
die Hoffnungen einer ganzen Generation, letztlich der<br />
Menschheit auf eine bessere Zukunft. Seine Leistungen und<br />
Die Leistungskultur des Sports zwischen olympischem
Verlieren<br />
Erfolge sind Ausdruck des Fortschritts, des Strebens nach<br />
Mehr - citius, altius, fortius - und im Sinne Coubertins auch<br />
nach mehr Frieden in der Welt; eines Friedens, der nicht auf<br />
Schwäche beruht, sondern auf Kraft und Stärke. Das jesuanische<br />
Menschenbild steht nach Huber dagegen für das Verlierers,<br />
des leidenden, vergänglichen Menschen, der sein Kreuz<br />
tragen muss und am Kreuz stirbt. In ihm wird das "memento<br />
mori" der Antike personifiziert. Nach christlicher Lehre sind<br />
jedoch Leiden und Sterben Christi am Kreuz die Voraussetzungen<br />
für Erlösung und neues Leben: per aspera ad astra -<br />
durch Mühsal und Leiden zu den Sternen. Huber zieht daraus<br />
den Schluss, dass ein olympisches Menschenbild nur dann<br />
den Ansprüchen an Humanität und Menschenwürde gerecht<br />
werden könne, wenn Leistungssport eingedenk dieses jesuanischen<br />
Konzepts betrieben werde, in Demut vor der Flüchtigkeit<br />
des Sieges und der Vergänglichkeit des Seins.<br />
Zwischen olympischem und jesuanischem Menschenbild<br />
besteht jedoch kein wirklicher Gegensatz, sondern es sind<br />
zwei Ausprägungen einer und derselben Anthropologie des<br />
Menschen, wobei die eine auf das Handeln und Leisten im<br />
Hier und Jetzt bezogen ist und die andere, wie es<br />
sich für eine Religion gehört, auf die Erlösung und<br />
das Leben nach dem Tod verweist.<br />
Allein die Erscheinung von Jesus Christus erinnert<br />
an einen olympischen Athleten, wie er seinen<br />
Zeitgenossen und Jüngern vor Augen gestanden<br />
haben mag: ein junger, kraftvoller und äußerst<br />
erfolgreicher junger Mann, der von Triumph zu<br />
Triumph, von Agon zu Agon zieht und deshalb<br />
auch Neid und Eifersucht auf sich zieht. Erst am<br />
Ende besiegen ihn seine Neider und Gegner; ein<br />
Sieg, der sich für sie jedoch als Phyrrhussieg<br />
erweist, weil sie mit diesem Sieg am Ende alles<br />
verlieren. Die biblische Geschichte ist eine Erfolgsgeschichte<br />
Jesu Christi, der sogar oder gerade in<br />
der Niederlage triumphiert.<br />
Das berühmte Zitat des Apostels Paulus aus dem 1.<br />
Korintherbrief (9, 24-27) kommt deshalb nicht von<br />
ungefähr: "Ihr wisst doch, dass an einem Wettlauf<br />
viele Läufer teilnehmen; aber nur einer bekommt<br />
den Preis. Darum lauft so, dass ihr den Preis<br />
gewinnt. Jeder, der an einem Wettlauf teilnehmen<br />
will, nimmt harte Einschränkungen auf sich. Er tut<br />
es für einen Siegeskranz, der verwelkt. Aber auf uns<br />
wartet ein Siegeskranz, der niemals verwelkt.<br />
Darum laufe ich wie einer, der ein Ziel hat. Darum<br />
kämpfe ich wie einer, der nicht in die Luft schlägt.<br />
Ich treffe mit meinen Schlägen den eigenen Körper,<br />
so dass ich ihn ganz in die Gewalt bekomme. Ich möchte nicht<br />
andere zum Wettkampf auffordern und selbst als untauglich<br />
ausscheiden."<br />
In diesem Bibel-Zitat wird der historische Kontext der antiken<br />
Agonistik lebendig: Zurzeit Jesu war jedem Bewohner des<br />
Mittelmeerraums klar, was ein Wettlauf ist und dass man<br />
beim Wettlauf siegen möchte, um reich belohnt zu werden.<br />
Jesus Christus und alle, die ihm folgen, besonders seine<br />
"Jünger", werden als "Athleten des Evangeliums" gesehen, wie<br />
Uta Poplutz ihre motivgeschichtliche Studie zur Wettkampfmetaphorik<br />
bei Paulus betitelte. Die frühchristlichen Mönche<br />
in Griechenland nannten sich "Athleten Christi", weil sie dem<br />
Herrn in seiner asketischen Lebensführung, die der von Hochleistungsathleten<br />
entsprach, nacheifern wollten. Ein Christ<br />
darf nicht abseits stehen, er soll sich am Leben beteiligen, am<br />
Wettlauf teilnehmen, er soll sich anstrengen, üben und trainieren<br />
(das bedeutet der griechische Begriff askesis), um den<br />
ersten Preis zu gewinnen, auch wenn er weiß, dass nur einer,<br />
der Sieger, den Preis bekommen kann. Aber deshalb sind<br />
Mühe und Anstrengung nicht vergeblich, sondern Vorausset-<br />
und jesuanischem Menschenbild von Michael Krüger<br />
9
zungen dafür, dass ein Christenmensch den Siegeskranz<br />
erringen kann, "der niemals verwelkt". Wer Jesus Christus vor<br />
Augen hat, der kämpft nicht vergebens, lässt sich mit Poplutz<br />
(und Huber) diese Bibelstelle interpretieren, auch wenn er<br />
verliert, sondern er wird das ewige Leben gewinnen.<br />
Über diese Wettkampfmetaphorik im engeren Sinn hinaus<br />
lassen sich aus dieser Bibelstelle zwei weitere wesentliche<br />
Aspekte eines christlichen Verständnisses von Sport und<br />
Körperkultur erkennen:<br />
Erstens haben körperliche Anstrengungen und Mühen den<br />
Zweck, den Körper beherrschen zu lernen. Ziel muss es sein,<br />
seinen Körper "ganz in die Gewalt" zu bekommen. In einer<br />
anderen Übersetzung von Vers 27 heißt es: "… ich verbläue<br />
meinen Leib und führe ihn in die Sklaverei, damit ich nicht<br />
etwa anderen verkündigt habe und selbst unbewährt bleibe".<br />
Mit anderen Worten: Askese, Übung, Training, Körperbeherrschung<br />
und Kontrolle sind ein christliches Gebot, das nicht<br />
nur von anderen gefordert, sondern von Christen vorgelebt<br />
werden muss.<br />
Das ist der zweite Aspekt, der für ein christlich-paulinisches<br />
Verständnis von Sport und Körperkultur wesentlich erscheint:<br />
Christenmenschen sollten im Hinblick auf die Beherrschung<br />
und Pflege des Körpers Vorbild sein. Also nicht Wasser predigen<br />
und Wein trinken, sondern selbst vorbildlich mit seinem<br />
Körper umgehen, ihn üben und trainieren. <strong>Olympische</strong> Erziehung<br />
ist in diesem Sinn identisch mit christlicher Körpererziehung.<br />
Auch hier geht es darum, Vorbild zu sein, sich im<br />
Training anzustrengen, nicht selten durch ein Tal der Tränen<br />
zu gehen, um am Ende erfolgreich sein zu können.<br />
Allerdings sollte in diesem Zusammenhang hinzugefügt<br />
werden, dass dieses Gebot, seinen Körper zu beherrschen, in<br />
der Kirchengeschichte weniger als Aufruf zum körperlichen<br />
Training verstanden wurde, durch Leibesübungen, Spiel und<br />
Sport körperlich fit und leistungsfähig zu werden, sondern<br />
Körperbeherrschung wurde in erster Linie in sexueller Hinsicht<br />
als Beherrschung der Fleischeslust verstanden. Beides,<br />
körperliches Training und kontrollierter Umgang mit Sexualität,<br />
muss sich nicht ausschließen. Ausreichend Sport und<br />
körperliche Anstrengung lenken von sexuellen Begierden ab,<br />
dachten viele christlich motivierte Turn- und Sportlehrerinnen,<br />
und umgekehrt nahm man lange Zeit an, dass sportliche<br />
Leistungen nur durch sexuelle Enthaltsamkeit möglich seien.<br />
Zurück zu Paulus: Nach seiner Darstellung im Korintherbrief<br />
ist also Jesus Christus der "ideale Athlet des Evangeliums".<br />
Wie ein olympischer Athlet führt er nicht nur ein asketisches<br />
Leben voller Mühe, Anstrengung und kämpferischem Einsatz,<br />
sondern er ist mit und durch seine Lebensführung auch<br />
Vorbild für alle Christen. Es liegt nahe, an dieser Stelle wiederum<br />
den modernen, selbsternannten Religionsstifter Pierre<br />
de Coubertin zu zitieren, der dieselbe Vorbildfunktion den<br />
10<br />
modernen, sportlichen Top-Athleten auferlegte: "Damit<br />
hundert ihren Körper bilden, ist es nötig, dass fünfzig Sport<br />
treiben, und damit fünfzig Sport treiben, ist es nötig, dass<br />
zwanzig sich spezialisieren; damit sich aber zwanzig spezialisieren,<br />
ist es nötig, dass fünf zu überragenden Spitzenleistungen<br />
fähig sind."<br />
Der Zweck sportlich-olympischer Leistungen besteht also<br />
nicht darin, Verlierer zu demütigen, sondern sie zu ebenso<br />
besonderen Leistungen zu motivieren, indem ihr Ehrgeiz<br />
angestachelt wird. "Die Ehrliebe", argumentierte schon ein<br />
anderer Urahn der Sportpädagogik, Johann Christoph Friedrich<br />
GutsMuths, dessen 250. Geburtstag im letzten Jahr<br />
gefeiert wurde, "ist eine der stärksten Triebfedern, den Geist<br />
und Körper des Knaben und Jünglings in Action zu setzen."<br />
Deshalb sah GutsMuths in seinen ebenfalls asketischen<br />
gymnastischen Übungen und Spielen besonders solche wett-<br />
bewerblichen Formen vor, die die Leistungen der Zöglinge<br />
beförderten. "Durch sie werden wir ihn (den Zögling, MK) also<br />
leicht zu dem leiten, was ihm natürlicher ist, nämlich zur<br />
Anstrengung seines Körpers." Körperliche Anstrengungen und<br />
Leistungen, auch körperliche Wettkämpfe, sind nach Guts-<br />
Muths etwas, das für Kinder und Jugendliche "natürlich" ist<br />
und lediglich durch die zur Bequemlichkeit erziehende<br />
moderne Kultur und Lebensweise verdrängt wird - eine<br />
Einsicht, die er mit seinem Vorbild Jean Jacques Rousseau<br />
teilte und die bis heute trotz mancherlei Anfechtungen zum<br />
klassischen Gedankengut der Sportpädagogik gehört.
Gymnastisches und sportlich-olympisches auf der einen<br />
sowie christliches Wettkampf- und Leistungsverständnis auf<br />
der anderen Seite waren bereits in der Antike, in der Hochzeit<br />
der antiken Agonistik und in der Entstehungszeit des Christentums,<br />
keine Gegensätze, und sie sind es bis heute nicht.<br />
Die christliche Religion setzte vielmehr einen Prozess der<br />
Relativierung und Zivilisierung des Siegens im Kampf bzw.<br />
Wettkampf fort, der bereits mit dem Beginn der antiken<br />
Agonistik im heroischen Zeitalter zu beobachten ist. Friedrich<br />
Nietzsche beschrieb dies in seiner Schrift über "Homer's<br />
Wettkampf", die im Zusammenhang seiner Arbeiten zur<br />
"Geburt der Tragödie" um 1872 entstand, und in der er,<br />
angeregt durch die Forschungen seines Kollegen Jakob Burkhardt<br />
zum agonalen Geist des Griechentums, die Bedeutung<br />
des agonalen, athletischen Wettkampfs für die Entwicklung<br />
menschlicher Kultur und Zivilisation betonte. Wenn man auf<br />
die von Homer erzählte Welt der Griechen schaue und etwa<br />
an die "Ekel erregende Karikatur des Achilleus" denke, der in<br />
der Schlacht um Troja den Leichnam des besiegten Hector<br />
durch öffentliches Herumschleifen schändete, dann "sehen<br />
wir hier in die Abgründe des Hasses", kommentierte Nietzsche.<br />
In der Agonistik, als dann geregelte athletische (und<br />
andere) Wettkämpfe veranstaltet wurden, die berühmtesten<br />
in Olympia, gelang es schließlich, diese barbarischen Motive<br />
in Kultur zu transformieren, wie es Siegmund Freud in ganz<br />
anderem Zusammenhang über das Unbehagen in der Kultur<br />
ausführte. "Nehmen wir dagegen den Wettkampf aus dem<br />
griechischen Leben hinweg", argumentierte Nietzsche, "sehen<br />
wir sofort in jenen vorhomerischen Abgrund einer grauen-<br />
haften Wildheit des Hasses und der Vernichtungslust." Für<br />
Nietzsche war der geregelte Wettkampf eine Bedingung für<br />
kulturellen Fortschritt und letztlich die Blüte der griechischen<br />
Kultur, weil erst durch ihn Ehrgeiz und Fortschritt möglich<br />
würden; während er am christlichen Ethos kritisierte, dass es<br />
zur Einschränkung oder Hemmung dieses Agonalitätsprinzips<br />
geführt habe.<br />
Seitdem, kann man sagen, lässt sich die gesamte Sportgeschichte<br />
unter diesem Motiv betrachten, das menschliche<br />
Streben nach Leistung, nach dem Besser-sein-Wollen-als-der-<br />
Andere, wie es bei Homer heißt - in zivilisierte, geregelte,<br />
verträgliche Formen zu überführen, wie dies auch der Menschenwissenschaftler<br />
Norbert Elias getan hat. <strong>Olympische</strong>r Eid,<br />
sportliche Regeln, Priester und Schiedsrichter, die in der Antike<br />
bei Verstößen gegen die Regeln sogar die Peitsche als Strafe<br />
einsetzen durften, zählen ebenso dazu wie in unseren Tagen<br />
die umfangreichen Regelwerke der Sportverbände, aber auch<br />
Videobeweise und Dopingkontrollen sowie auch und vor allem<br />
eine besondere Ethik des Sports, wie sie in der Theorie der<br />
Leibeserziehung, der olympischen Erziehung und der Sportpädagogik<br />
formuliert wurde. Fair Play ist vielleicht der deutlichste<br />
Ausdruck dieser spezifischen Ethik des Sports, in der sportliche<br />
und christliche Moral zusammengeführt wurden. "Muscular<br />
christianity" war ein zentraler Begriff der englischen Sporterziehung,<br />
wie sie in den public schools begründet und zum<br />
Vorbild einer olympischen Erziehung im und durch Sport<br />
geworden ist. Ziel war es, "christian gentlemen" zu erziehen,<br />
wie Thomas Arnold, der berühmte Headmaster der Schule von<br />
Rugby, und nach ihm Pierre de Coubertin nicht müde wurden<br />
zu predigen: junge Männer, an Mädchen und Frauen dachten<br />
sie nicht, die leidenschaftlich um den Sieg kämpften, zu großen<br />
athletischen Leistungen imstande waren, keine Herausforderung<br />
und keinen Wettkampf scheuten, nicht einmal gegen<br />
Leute aus dem gemeinen Volk, und trotzdem oder gerade<br />
deshalb fair miteinander umgingen, den Gegner als Partner<br />
schätzten, und keine Diskriminierung aus religiösen oder<br />
ethnischen Gründen akzeptierten. Nur die sportliche Leistung<br />
entscheidet über Sieg oder Niederlage, und eben nicht die<br />
Zugehörigkeit zu einem sozialen Stand, einer ethnischen<br />
Bevölkerungsgruppe oder auch Geschlecht.<br />
Diese Ausschließlichkeit des Leistungsprinzips, die in der<br />
bürgerlichen Leistungsgesellschaft über den sozialen Rang,<br />
Erfolg und Einkommen entscheiden soll, ist ein sehr wesentliches<br />
Element in der Entwicklung zu einer modernen Sportund<br />
Wettkampfethik, wie sie weder die Menschen der Antike<br />
noch des Mittelalters kannten.<br />
Der Atheist und Philosoph Peter Sloterdijk hat in seinem<br />
jüngsten Buch "Du musst Dein Leben ändern!" die Verbindung<br />
von athletischer und christlicher Religion thematisiert.<br />
Coubertin sei zwar als Religionsstifter gescheitert, meint er,<br />
aber er habe einen neuen, diesseitigen Kult geschaffen. "Was<br />
wirklich ins Leben trat (…), war eine Organisation zur Stimu-<br />
11
lierung, Lenkung, Betreuung und Bewirtschaftung primär<br />
thymotischer (stolz- und ehrgeizhafter), an zweiter Stelle<br />
erotischer (gierhafter, libidinöser) Energien."<br />
Sloterdijk sieht im modernen Sport die "Wiederkehr des<br />
Athleten als der Schlüsselfigur des antiken somatischen<br />
Idealismus". Übersetzt bedeutet das wohl die hohe Wertschätzung<br />
des Körperlichen in der antiken Kultur. Damit sei<br />
ein Prozess des nach-christlichen Kulturumbaus, der um 1400<br />
als philologische und artistische Renaissance begonnen hatte,<br />
in seine massenkulturelle Phase übergegangen, wie er<br />
schreibt. "Sein stärkstes Kennzeichen ist der Sport, von dem<br />
man nie genug betonen kann, wie tief er in das Ethos der<br />
Moderne eingegriffen hat." Mit dem Neustart der <strong>Olympische</strong>n<br />
Spiele (und mit der exzessiven Popularisierung des<br />
Fußballs in Europa und Südamerika) habe ein Siegeszug<br />
eingesetzt, dessen Ende kaum abzusehen sei, es sei denn, die<br />
aktuelle Dopingkorruption wäre als Indiz eines bevorstehenden<br />
Zusammenbruchs zu deuten. Allerdings wisse niemand,<br />
was an die Stelle des Athletismus treten könne. Dem seit<br />
1900 explodierenden Sportkult komme deshalb eine überragende<br />
geistesgeschichtliche, besser: ethik- und askesegeschichtliche<br />
Bedeutung zu, weil sich in ihm ein epochaler<br />
Akzentwandel im Übungsverhalten manifestiere. "Von den<br />
beiden großen Ideen des 19. Jahrhunderts, dem Sozialismus<br />
und dem Somatismus", schreibt Sloterdijk, "war offensichtlich<br />
nur die letztere durchsetzbar, und man braucht kein Prophet<br />
zu sein, um zu behaupten, dass das 21. Jahrhundert noch<br />
mehr als das 20. ihr ganz und gar gehören wird."<br />
Aber es ist eben nicht nur ein Triumph des Somatismus und<br />
Asketismus, wie Sloterdijk das nennt, die sich in der Entwicklung<br />
des modernen Sports äußern, sondern zugleich der<br />
Versuch, den Sport ethisch zu implementieren, der ungehemmten<br />
athletischen Kampflust Zügel anzulegen, den<br />
Wettkampf zu zähmen und dem unerbittlichen olympischen<br />
Prinzip des "citius - altius - fortius" ein "humanius" anzufügen,<br />
wie der Philiosph und Olympiasieger Hans Lenk bereits<br />
vor 30 Jahren gefordert hatte. Dieses alte homerische Prinzip<br />
des Besser-Sein-Wollens als der Andere sei der größte Übelstand<br />
des Sports, meinte schon Coubertin, aber es sei eben<br />
auch seine eigentliche "Poesie". Wer dieses Prinzip abschaffen<br />
möchte, raubt dem Sport seine Faszination.<br />
Coubertins Beichtvater Pierre Didon gab deshalb das Motto<br />
aus, dass die Teilnahme am sportlich-olympischen Wettkampf<br />
wichtiger sei als der Sieg. Das ist eigentlich kein<br />
sportlich-athletischer Gedanke, sondern das genaue Gegenteil;<br />
es ist der Grundsatz, den sich die deutschen Turner zu<br />
eigen gemacht hatten, der in der Theorie der Leibeserziehung<br />
weitergeführt wurde und bis heute in der modernen<br />
Sportpädagogik die Hitliste der pädagogischen Ziele des<br />
Sports und Schulsports anführt: Leistung und Sieg sind<br />
nicht so wichtig, heißt das in die pädagogische Alltagssprache<br />
übersetzt, Hauptsache die Kinder bewegen sich und<br />
12<br />
haben Spaß an Spiel und Sport: Spaß statt Leistung, Bewegung<br />
statt Sport, nennen das einige Bewegungspädagogen,<br />
und übersehen dabei den eigentlichen pädagogischen und<br />
ethischen Wert des Sports. In ihrer Ablehnung des Leistungs-<br />
und Wettkampfsports stützen sich bis heute viele<br />
Sportpädagogen mehr oder weniger direkt und bewusst auf<br />
die Sportkritik der so genannten "Neuen Linken" in der<br />
Nachfolge der Kritischen Theorie von Theodor Adorno und<br />
Max Horkheimer. Diese witterten in ihrer Schrift "Dialektik<br />
der Aufklärung" in jeder Form von Selbstbeherrschung die<br />
Unterwerfung und unterstellten bei jeder Art von Disziplin<br />
in der Lebensführung sofort die Selbstrepression, wie Peter<br />
Sloterdijk kritisiert.<br />
Durch diese "verdumpfte Soziologie", wie Sloterdijk die Kritische<br />
Theorie geißelt, geriet aus dem Blick, was den Sport<br />
eigentlich ausmacht, nämlich "die selbstbezügliche Bewegung,<br />
das nutzlose Spiel, die überflüssige Verausgabung, der<br />
simulierte Kampf", so Sloterdijk, die eben in deutlichstem<br />
Gegensatz zum "utilitären Objektivismus der Arbeitswelt"<br />
stehen und nicht "das Trainingslager für die Fabrik und die<br />
Vorschule der kapitalistischen Konkurrenzideologie" sind.<br />
Trotzdem gibt es natürlich Bereiche des Sports, auch dies<br />
konzediert Sloterdijk, die einem Resultatsfetischismus unterliegen,<br />
der dem zwanghaftesten Produktdenken in nichts<br />
nachsteht. Aber was bedeutet dies, gibt er zu bedenken, wenn<br />
andererseits die Statistiken besagen, dass in diesem Bereich<br />
der Sportwelt auf einen Professionellen zehntausend Amateure<br />
und mehr kommen.<br />
Coubertin selbst versuchte, den Rekordfetischismus und das<br />
Leistungs- und Wettkampfprinzip des Sports durch zwei<br />
andere ethische Grenzziehungen zu kontrollieren: erstens<br />
durch die Idee des Sports als Spiel, und zweitens (und damit<br />
verbunden) durch die Idee des Amateursports. Solange der<br />
Sport spielerisch, um seiner selbst willen betrieben wird, so<br />
sein idealistisches Spielverständnis, kann er nicht aus dem<br />
Ruder laufen. Er bleibt ein interessanter, aber im Wesentlichen<br />
harmloser Zeitvertreib. Der spielerische Charakter des<br />
Sports geht dann verloren, so lautet der Grundgedanke des<br />
Amateurismus, wenn andere Motive und Interessen als die<br />
Freude am Sport selbst Überhand nehmen, insbesondere<br />
wirtschaftliche und berufliche Interessen, Geld verdienen und<br />
den Sport zum Beruf machen wollen. Deshalb hielten er und<br />
viele seiner Nachfolger im olympischen Geist so lange, zu<br />
lange, am Amateurgedanken des olympischen Sports fest, bis<br />
er zum Anachronismus wurde.<br />
Heute scheint sich der sportliche Grundsatz des citius-altiusfortius<br />
mehr denn je durchgesetzt zu haben. Sportsoziologen<br />
sprechen von der "Totalisierung" des Sports, und vieles sieht<br />
danach aus, als ob dieser Prozess, zumindest im Bereich des<br />
absoluten Hochleistungssports, immer radikaler und unerbittlicher<br />
voranschreitet. Die Grenzen menschlicher Leis-
tungsfähigkeit scheinen längst erreicht oder überschritten zu<br />
sein; und dies gilt sowohl in körperlich-physischer als auch<br />
in seelischer oder psychischer Hinsicht. Viele, zu viele glauben<br />
sich nur noch durch fremde, unerlaubte Mittel ihren<br />
Traum vom Sieg verwirklichen zu können; und ebenso viele<br />
scheitern und sind durch ihren geliebten Sport zu körperlichen<br />
und seelischen Wracks geworden; ganz zu schweigen<br />
von denen, die am Ende ohne Ausbildung und Beruf und<br />
trotz ihres häufig noch jugendlichen Alters ohne Perspektive<br />
dastehen.<br />
Die Doper merken dabei nicht oder zu spät, dass sie durch<br />
Doping nicht nur ihre Gesundheit aufs Spiel setzen und ihre<br />
Konkurrenten im Wettkampf betrügen, sondern letztlich sich<br />
selbst um die Früchte der eigenen Arbeit bringen, weil sie ihre<br />
Leistungen und Siege nicht mehr auf sich selbst beziehen<br />
können. Sie zerstören das, was die sportliche Leistung und<br />
den Sieg im Sport so wertvoll machen, die "Eigenleistung",<br />
wie Hans Lenk es nennt, und damit verbunden der Stolz,<br />
selbst für seine Leistung verantwortlich zu sein.<br />
Aber es gibt auch andere Risiken des sportlichen Leistungsprinzips.<br />
Peter Sloterdijk hat darauf in seinem Hymnus an die<br />
sportliche Leistung und Askese in der ihm eigenen Deutlichkeit<br />
hingewiesen. Er sieht den Sport am Scheideweg. "Entwe-<br />
der fungiert der Sportler weiterhin als Zeuge für die menschliche<br />
Fähigkeit, an der Grenze zum Unmöglichen Schritte<br />
nach vorn zu tun - mit unabsehbaren Übertragungswirkungen<br />
auf alle, die sich auf das schöne Schauspiel einlassen",<br />
schreibt er, "oder er geht den schon jetzt vorgezeichneten<br />
Weg der Selbstzerstörung weiter, auf dem debile Fans kodebile<br />
Stars mit Anerkennung von ganz unten überschütten,<br />
die ersten betrunken, die zweiten gedopt."<br />
Die Gefahr der Selbstzerstörung des Sports besteht demnach<br />
nicht nur in den Exzessen des Hochleistungssports und im<br />
betrügerischen Doping, sondern auch darin, dass in der<br />
modernen Massen- und Popularkultur, für die der Sport in<br />
besonderer Weise steht, die Maßstäbe für außerordentliche<br />
Leistungen verschwimmen. Die Massenmedien haben großen<br />
Anteil an dieser Banalisierung oder Profanisierung der sportlichen<br />
Leistung. Im Wettbewerb zwischen Coubertin und<br />
Gottschalk, zwischen Günther Jauch und Carl Diem haben die<br />
Showmaster inzwischen die Nase vorn.<br />
Sportpädagogik und Sportethik, die immer auch christlichen<br />
Werten verpflichtet waren und sind, sollten deshalb dazu<br />
beitragen, dass im Sport sportliche Maßstäbe - die des christlichen<br />
und sportiven Asketismus, und nicht die Maßstäbe der<br />
Unterhaltungsindustrie - gelten.<br />
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Weltmeisterschaft der Politik:<br />
Fußballfest zwischen Ängsten und Hoffnungen von Günter Deister<br />
Politik und Sport sind ein ungleiches Paar. Die Politik<br />
bestimmt die Umweltbedingungen und den Raum, in<br />
dem Sport ausgetragen wird. Der Sport kann politische<br />
Entwicklungen befördern und Einfluss nehmen auf ökonomische,<br />
soziale und kulturelle Rahmenbedingungen; seine<br />
symbolhafte Wirkung ist beträchtlich. Wenn die Politik auch<br />
die Regeln für den Sport festsetzt und ihn instrumentalisiert,<br />
wird er zu ihrem Büttel. Wenn der Sport über seine Grenzen<br />
geht, wird er gefährlich und schädlich. Einen unpolitischen,<br />
unabhängigen Sport gibt es nicht. Er ist immer auch ein<br />
Seismograph für politische Wirklichkeit.<br />
14<br />
All das und noch mehr trifft auf die bevorstehende Fußball-<br />
Weltmeisterschaft in Südafrika zu. Sie wird zu einem einzigen<br />
Seminar über die Wechselwirkungen von Politik und Sport.<br />
Man kann sagen: Seit den von den Nationalsozialisten 1936<br />
in Berlin missbrauchten <strong>Olympische</strong>n Spielen als Veranstaltung<br />
völkischer Überlegenheit und dazu noch den Boykott-<br />
Spielen 1980 in Moskau als Ausdruck zweier sich bekämpfender<br />
politischer Blöcke war keine Großveranstaltung des Sports<br />
so politisch wie die WM <strong>2010</strong>. Es geht dabei auch um den<br />
Versuch, Wunden zu heilen, Rassenschranken zu überwinden<br />
und nationale Identität zu erzeugen.
Der Rückgriff auf die jüngere Vergangenheit des Kap-Staates<br />
zeigt das besonders eindrucksvoll. Bis in die 80er Jahre hinein<br />
benutzte die von der Neun-Prozent-Minderheit der Weißen<br />
getragene Regierung den Sport zur Festigung und auch<br />
Rechtfertigung ihrer Politik der Rassentrennung (Weiße,<br />
Schwarze, Farbige, Asiaten). Seit 1963 galt als Regel der seit<br />
1956 per Gesetz betriebenen Apartheid: Nichtweiße dürfen<br />
mit Weißen keinen Sport treiben. Gemischte Auswahlmannschaften<br />
sind verboten. Jede Rasse bekommt ihren eigenen<br />
Sportverband. Nur Weiße dürfen Südafrika international<br />
repräsentieren, wie geschehen bis zu den <strong>Olympische</strong>n Spielen<br />
1960 in Rom.<br />
Als 1968 die Briten die Ungeheuerlichkeit besaßen, für die<br />
Wettkampfreise ihres Kricket-Teams auch einen nichtweißen<br />
Spieler zu nominieren, belegte Südafrikas Ministerpräsident<br />
John Vorster die Tournee mit einem Verbot. Dies und das<br />
Einreiseverbot des schwarzen amerikanischen Weltklasse-<br />
Tennisspielers Arthur Ashe beschleunigte die Isolation des<br />
südafrikanischen Sports durch Sanktionen und Boykotts. Die<br />
UNO führte eine "schwarze Liste" mit jenen Sportlern ein, die<br />
in Südafrika antraten oder gegen Südafrikaner angetreten<br />
waren. Unter mehr als 200 Namen befanden sich der deutsche<br />
Golfprofi Bernhard Langer und der österreichische<br />
Automobilrennfahrer Niki Lauda. Das IOC verbannte Südafrika<br />
1970 aus seinen Reihen, nach dem es Südafrika in Einzelentscheidungen<br />
die Teilnahme an den Spielen in Tokio (1964)<br />
und Mexiko-Stadt (1968) verwehrt hatte. Der Fußball-Weltverband<br />
reagierte 1976 mit Ausschluss, bereits 1964 hatte die<br />
FIFA das Land suspendiert.<br />
Der Höhepunkt der Boykotts wegen Südafrika ereignete sich<br />
1976, als 30 afrikanische und asiatische Länder den <strong>Olympische</strong>n<br />
Spielen fern blieben. Sie reagierten damit auf die<br />
Weigerung des IOC, Neuseeland die Teilnahme in Montreal zu<br />
verweigern. Dessen Regierung hatte Monate zuvor eine<br />
Rugby-Tour des südafrikanischen Springbok-Teams durch das<br />
Land erlaubt. Wie stark die Sportnation unter der Isolation<br />
litt, wurde 1982 bei der jährlichen Aufnahme von herausragenden<br />
Sportlern in die nationale "Ruhmeshalle" deutlich.<br />
Gekürt wurden vier Angler, ein Barfuß-Wasserskiläufer, eine<br />
Rettungsschwimmerin und ein Reitersmann, der mit seinem<br />
Pferd 8,40 Meter weit gesprungen war. Alle Neun einte die<br />
Tatsache, "Weltrekorde" aufgestellt zu haben.<br />
Der Druck des Auslands blieb in Südafrika nicht ohne Wirkung,<br />
denn die sportbegeisterten Buren schmerzte die Isolation<br />
sehr. Mehr aus Berechnung denn aus Einsicht fielen im<br />
Sport 1976 mit der Vereinigung der nach den vier Rassen<br />
getrennten Fußball-Verbände die ersten Schranken. Mit Georg<br />
Thabe wurde ein Schwarzer an die Spitze gesetzt. Weiße<br />
konnten seitdem mit Nichtweißen spielen. Auch ein Schwarzer<br />
konnte Südafrika nun international vertreten. Aus der<br />
Sicht der weißen politischen Führungsschicht, die den<br />
Schwarzen nur einen Gastarbeiter-Status in Südafrika zubil-<br />
ligte und die entrechteten Eingeborenen lediglich als Staatsbürger<br />
der künstlich geschaffenen Homelands betrachtete,<br />
war dies ein außergewöhnliches, wenn auch zunächst nur<br />
formales Entgegenkommen.<br />
Es wurde am heftigsten bekämpft vom nichtweißen Sport,<br />
der sich als politische Kampfgemeinschaft im Südafrikanischen<br />
Komitee für Nichtrassischen Sport (SACOS) zusammengeschlossen<br />
hatte und als nationaler Repräsentant auch<br />
international Anerkennung fand. "Wie kann man in einer<br />
nichtnormalen <strong>Gesellschaft</strong> normalen Sport betreiben", sagte<br />
dessen Generalsekretär Manikum Panther und bezeichnete<br />
Thabe als "Verräter, der sich von den Weißen kaufen lässt".<br />
Thabe erwiderte: "Der Sport ist nicht in der Lage, 20 Millionen<br />
Schwarzen Stimmrecht zu verschaffen." Doch er könne eine<br />
Evolution einleiten. Früher als in anderen gesellschaftlichen<br />
Bereichen gelang es dem Sport, erste Rassenschranken zu<br />
überwinden. Noch vor den ersten demokratischen Wahlen<br />
1994 war Südafrika wieder Mitglied des Weltsports. 1991<br />
wurde es vom IOC, ein Jahr später von der FIFA aufgenommen.<br />
Das symbiotische Verhältnis von Politik und Sport hat durch<br />
Nelson Mandela Gestalt angenommen. Der erste schwarze<br />
Präsident überreichte 1995 der siegreichen südafrikanischen<br />
Rugby-Nationalmannschaft den Weltmeisterschafts-Pokal im<br />
grün-goldenen Springbock-Trikot. Es war eine beglückende<br />
Geste der Versöhnung, ein großer nationaler Moment, ein<br />
Versuch der Zusammenführung der Rassen mit ihren unterschiedlichen<br />
Prägungen, Vorurteilen und Vorlieben; die<br />
Schwarzen lieben Fußball, die<br />
Weißen Rugby. Mandela wollte<br />
ausdrücken: Wir sind gemeinsam<br />
stolz au fden Triumph. Wir müssen<br />
uns gegenseitig respektieren.<br />
Ein Jahr später feierten die<br />
Schwarzen ihr großes Fest nach<br />
dem Sieg der südafrikanischen<br />
Fußball-Nationalmannschaft im<br />
Afrika-Cup. Mandela trug zur<br />
Siegerehrung das grüne Trikot<br />
von "Bafana, Bafana" (unsere<br />
Jungs) und wiederholte damit<br />
seine Botschaft, diesmal richtete sie sich besonders an die<br />
weiße Bevölkerung.<br />
14 Jahre später steht bei der Fußball-Weltmeisterschaft viel<br />
mehr auf dem Spiel. Die junge Demokratie stellt sich bei<br />
dieser Weltausstellung des Fußballs selbst aus, und welches<br />
Bild dabei entsteht und welche Wirkungen erzielt werden, ist<br />
ungewiss. Wenn der charismatische Mandela, inzwischen 91<br />
Jahre alt und kaum noch transportfähig, die Weltmeisterschaft<br />
am 11. Juni in Johannesburg nicht eröffnen kann, wird<br />
es Jacob Zuma tun. Ein Skandal umwitterter Präsident, der<br />
bei seinen Affären um Betrug, Korruption und Vergewalti-<br />
15
gung von einer bedrängten Justiz gnädig behandelt wurde,<br />
und der zulässt, dass der ihn stützende Afrikanische Nationalkongress<br />
(ANC) dabei ist, sich in sein Gegenteil zu wandeln.<br />
Unter Mandela war er eine Befreiungsorganisation der<br />
Schwarzen mit vorbildhaften Wirkungen für den ganzen<br />
Kontinent. Nun lässt Zuma zu, dass sein Anhang Rassenhass<br />
predigt, sich bereichert und mit Diktatoren wie Zimbabwes<br />
Robert Mugabe kooperiert.<br />
Südafrika ist seit der politischen Wende einen schweren Weg<br />
gegangen. Transformation heißt das Zauberwort. Transformation<br />
der Apartheid-Diktatur der Weißen in eine Demokratie<br />
mit Gleichheit der Rassen. Diesem hohen Anspruch ist das<br />
Land kaum näher gekommen. Die Schwarzen haben die<br />
politische Macht übernommen und rütteln an den Säulen<br />
Pressefreiheit und unabhängige Justiz, die Weißen behielten<br />
die Wirtschaftsmacht. 92 Prozent der Vorstandsposten von<br />
Unternehmen werden von ihnen besetzt. Es ist eine fragile<br />
Koexistenz. Sie hat in den vergangenen 16 Jahren wirtschaftliche<br />
Erfolge hervorgebracht, fundamentales Ungleichgewicht<br />
vermochte sie nicht zu verändern.<br />
Trotz des Baus von drei Millionen Sozialwohnungen für die<br />
Armen hat die Not eher noch zugenommen. Unverändert<br />
groß ist der Ansturm aus den ländlichen Regionen in die<br />
Städte. Noch immer sind die Lebensräume nach Rassen<br />
strukturiert, jede Stadt und jede Kommune hat ihr schwarzes<br />
Township. In einer bis zur Weltwirtschaftskrise stabilen Ökonomie<br />
sind die Unterschiede zwischen Arm und Reich eher<br />
noch krasser geworden. 420.000 seit Abschaffung der Apartheid<br />
gewaltsam ums Leben gekommene Menschen zeugen<br />
von tiefen sozialen Verwerfungen. Jüngste Unruhen in den<br />
Townships mit tausenden Barrikaden, Bränden und Steinwürfen<br />
waren ein Ausdruck für Protest gegen die Lebensbedingungen<br />
und bitter enttäuschte Hoffnungen. Die Regierung<br />
hatte den irrigen Eindruck erweckt, vor allem die Armen<br />
würden von der Fußball-WM profitieren. Die eigentlichen<br />
Nutznießer sind Firmen wie Siemens, das einen Milliarden-<br />
Auftrag erhielt. Selbst Zuma spricht von einer "Zeitbombe"<br />
und wird mit den Forderungen der regierenden Schwarzen-<br />
Partei ANC auf radikale Umverteilung und Verstaatlichung<br />
von Schlüsselindustrien konfrontiert.<br />
Um größtmöglichen Nutzen aus dem Weltereignis zu ziehen,<br />
hat die Politik den Fußball verstaatlicht und ihn zu ihrem<br />
Instrument gemacht. Es geht ihr vor allem um globale Anerkennung<br />
und um Einlass in die erste Reihe der Nationen.<br />
Durch ein Sondergesetz übernahm der Staat die Rolle eines<br />
Geldgebers und Veranstalters. Das nationale Organisationskomitee,<br />
bei der WM in Deutschland eine Privatorganisation mit<br />
eigenem Etat, wurde praktisch zu einer Regierungskommission.<br />
Die enorme Summe von 35 Milliarden Euro hat Südafrika<br />
in die Verbesserung seiner Infrastruktur gesteckt, dazu kommen<br />
rund 3,5 Milliarden Euro als Direktinvestition in die WM<br />
wie den Bau von Stadien.<br />
16<br />
Der Ausbau von Straßen, Schienen und Flughäfen sowie die<br />
Einführung von Nahverkehrssystemen in den Stadtregionen<br />
findet eine Rechtfertigung durch ihre Nachhaltigkeit - der<br />
Sport als Motor für die Entwicklung eines Schwellenlandes.<br />
Doch es drängen sich Fragen auf: Darf sich Südafrika eine<br />
solch kostspielige Weltmeisterschaft überhaupt leisten?<br />
Hätten von den Mitteln nicht besser hunderttausende Hütten-Unterkünfte<br />
für die Ärmsten der Armen, von manchen<br />
weißen Kritikern "Mandela-Villen" genannt, erbaut werden<br />
sollen, dazu hunderte von Schulen und Hospitäler? Nahezu<br />
die Hälfte der Erwerbsfähigen ist arbeitslos. 43 Prozent der<br />
Südafrikaner müssen mit weniger als zwei Euro pro Tag<br />
auskommen. Sechs Prozent der auf 48 Millionen angewachsenen<br />
Bevölkerung erwirtschaftet das Steueraufkommen des<br />
Staates, es sind in ihrer großen Mehrheit Weiße. Ökonomen<br />
schätzen, dass das Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr durch<br />
die WM lediglich um maximal 0,8 Prozent steigen wird.<br />
Und hatte nicht die 5. Internationale AIDS-Konferenz Ende<br />
vergangenen Jahres in Kapstadt beklagt, dass die Regierung<br />
wegen Geldknappheit die verheißungsvolle Entwicklung eines<br />
Impfstoffs gegen AIDS durch südafrikanische Wissenschaftler<br />
verweigert hat? 5,7 Millionen Südafrikaner sind von dem<br />
Virus infiziert, die tägliche Sterberate liegt bei 1000. 1,6<br />
Millionen Kinder sind AIDS-Waisen. Ihre Eltern sind dahingerafft<br />
von einer Erkrankung, die bis 2003 als Seuche nicht<br />
anerkannt war. Bis dahin hatte das Gesundheitsministerium<br />
als Gegenmittel Kräutermedizin und gesunde Ernährung<br />
empfohlen.<br />
Die besondere Problematik der WM macht sich am Bau der<br />
fünf neuen und dem Umbau von fünf alten Stadien fest,<br />
zehn Arenen, die über zwei Milliarden Euro gekostet haben<br />
und deren Nachnutzung zum Teil höchst unsicher ist; Südafrika<br />
ist kein Fußball-Land, die höchste Liga bringt pro Spiel<br />
im Schnitt weniger als 10.000 Zuschauer auf die Beine. In<br />
Durban schuf das Hamburger Architektenbüro Gerkan, Marg<br />
und Partner (GMP) ein Bauwerk von großer Eleganz und<br />
Transparenz, überspannt von einem hundert Meter hohen<br />
Bogen, eingebaut ist eine Aussichtsplattform mit weitem<br />
Rundblick. In Kapstadt kreierte GMP am Ozean vor dem<br />
Hintergrund der Silhouette des Tafelbergs ein kelchartiges<br />
Stadionwunder mit hellen, äußeren Membranen, die zu jeder<br />
Tageszeit die Färbung des grandiosen Umfelds aufnehmen. Es<br />
sind Denkmäler hoher Architekturkunst und zugleich Mahnmale.<br />
Als die deutschstämmige Helen Zille 2006 Bürgermeisterin<br />
von Kapstadt geworden war, fand sie es obszön, für hunderte<br />
Millionen Euro einen Stadion-Palast zu bauen, anstatt das<br />
Geld in die Unterbringungen für die Armen zu investieren.<br />
Noch immer leben 120 000 Menschen in Behausungen ohne<br />
Strom und Wasser. Doch die FIFA lehnte den weitaus billigeren<br />
Ausbau eines in einem Armutsviertel gelegenen Fußball-<br />
Stadions ab. Sie wollte für ihr Hochglanzprodukt nur schöne
Bilder und stellte ein Ultimatum: Entweder Bau einer neuen<br />
Arena, oder keine WM in Kapstadt. Helen Zille musste klein<br />
beigeben - und rief bei der Stadioneröffnung Anfang des<br />
Jahres in Obama-Manier aus: "Yes, Afri-can!" Sie wurde zu<br />
einer Lehrstunde für politischen Pragmatismus durch eine<br />
Frau, die als führende weiße Oppositionspolitikerin inzwischen<br />
zur Premierministerin des Bundeslandes am Westkap<br />
aufgestiegen ist und nun den Eindruck erweckt, dass sich die<br />
420 Millionen Euro für das Prunkstück reichlich verzinsen<br />
werden.<br />
Der Doppelpass zwischen Politik und Sport wäre ohne Joseph<br />
Blatter nicht zustande gekommen. Eine gelungene Weltmeisterschaft<br />
wäre ein Triumph für den umstrittenen, eitlen,<br />
umtriebigen, widersprüchlichen FIFA-Präsidenten. Während<br />
das Internationale <strong>Olympische</strong> Komitee Afrika noch längst<br />
nicht für olympiatauglich hält, möchte sich der 74 Jahre alte<br />
Schweizer mit der WM ein Denkmal setzen. Der Anführer der<br />
populärsten Sportart ist ein Populist. Sein Spiel ist voller<br />
Finten und Raffinesse. Dabei gibt er sich gern als Staatsmann<br />
und als Missionar. Seine Ansprachen handeln von Verantwortung,<br />
Moral, Loyalität und Solidarität. Doch all zu oft ist es<br />
nur eine Solidarität des Geldes - oder leeres Gerede. Als vor<br />
einem Jahr eine vom Nobelpreiskomitee in Oslo und dem<br />
südafrikanischen Fußball-Verband nach Johannesburg einberufene<br />
"Friedenskonferenz" mit zahlreichen Nobelpreisträgern<br />
am Einreiseverbot für den Dalai Lama scheiterte, erhob sich<br />
weltweit ein Proteststurm. Die südafrikanische Regierung<br />
hatte sich dem Druck Chinas gebeugt. Blatter, der nicht müde<br />
wird, die Frieden stiftende, Rassenschranken überwindende<br />
Kraft des Fußballs zu rühmen, war stumm geblieben.<br />
Noch bevor der FIFA-Chef Südafrika für die WM <strong>2010</strong> durchgeboxt<br />
hatte, war klar, dass seine Organisation unabhängig<br />
von der Qualität des Weltchampionats ein sattes Geschäft<br />
machen würde. Fernsehen und Sponsoring bringen dem<br />
Fußball-Konzern 3,2 Milliarden Euro ein. Das macht gegenüber<br />
der WM in Deutschland eine Steigerungsrate von einer<br />
Milliarde Euro aus. Allein Europa, auf fast gleicher Zeitschiene<br />
gelegen wie Südafrika, zahlt der FIFA für die Live-Ware in<br />
Prime Time eine Milliarde Euro und damit doppelt soviel wie<br />
2006. Stolz ließ Fußball-Konzernchef Blatter jüngst verkünden,<br />
mit dem Gewinn aus dem vergangenen Jahr von 196<br />
Millionen Dollar seien die Rücklagen auf 1,059 Milliarden<br />
Dollar angewachsen.<br />
Einerseits ein Land der Armut, das unter den Belastungen<br />
dieser Weltmeisterschaft ächzt und als Einnahme nur den<br />
Entgelt aus knapp drei Millionen Eintrittskarten sicher hat; als<br />
Zuschuss kann Südafrika sicher nicht viel mehr erwarten als<br />
jene 105 Millionen Euro, die Blatters FIFA 2006 den deutschen<br />
Organisatoren gewährt hatte. Andererseits ein Sportverband<br />
als Geldmaschine, die ausgerechnet in Südafrika so<br />
produktiv wie nie arbeitet. So gehört zu den Wechselwirkungen<br />
zwischen Politik und Sport auch eine Art von gegenseitiger<br />
Ausbeutung.<br />
17
W<br />
enn am 11. Juni <strong>2010</strong> in Johannesburg die Fußballweltmeisterschaft<br />
mit dem Spiel Südafrika- Mexiko<br />
eröffnet wird, dann sollen alle anderen Probleme in den<br />
Hintergrund treten. Das wünschen sich die Macher und<br />
Verantwortlichen dieses Spektakels, das erstmals auf dem<br />
afrikanischen Kontinent ausgetragen wird. "Die schönste<br />
Nebensache der Welt" soll für 31 Tage den Kontinent und den<br />
Rest des Globus in einen Fußballrausch versetzen. Doch "die<br />
Akteure sollten nicht vergessen, dass dort nicht nur auf Tore<br />
geschossen wird", sagt die Generalsekretärin der deutschen<br />
Sektion von Amnesty International, Monika Lüke. Sie fordert<br />
mehr politisches Engagement für die Verbesserung der<br />
Menschenrechte im Gastgeberland Südafrika nicht nur von<br />
den Regierungen, sondern auch von den Sportverbänden. Die<br />
haben sich ja im Bezug auf klare politische Stellungnahmen<br />
in der Vergangenheit immer gewunden, auf ihre "Neutralität"<br />
verwiesen und betont, dass Sport unpolitisch sei. Das will die<br />
Generalsekretärin nicht gelten lassen.<br />
OF: Frau Lüke, welche Hoffnungen verbinden Sie mit der<br />
Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika für die Menschen<br />
dort?<br />
Lüke: Das Mindeste sollte Aufmerksamkeit für die Probleme<br />
in diesem Land sein. Neben Freude und Spaß am Sport sollte<br />
nicht vergessen werden, dass dort täglich Menschen an Aids<br />
und wegen der hohen Kriminalitätsrate durch Polizeikugeln<br />
sterben, dass in den Familien Gewalt herrscht - vor allem<br />
gegen Frauen - und dass Fremdenfeindlichkeit weit verbreitet<br />
ist.<br />
OF: Organisatoren vor Ort, aber auch Verbandsfunktionäre<br />
und Politik haben dies ja nicht so gerne - sie möchten immer<br />
störungsfreie Events. Wie sind denn die Kontakte zum Internationalen<br />
Fußballverband FIFA und zum <strong>Deutsche</strong>n Fußball-<br />
Bund? Haben Sie mit Präsident Theo Zwanziger schon<br />
gesprochen?<br />
Lüke: Mit Herrn Zwanziger haben wir noch kein Gespräch<br />
geführt, aber auf Abteilungsleiterebene gibt es Kontakte. Von<br />
"Der Sport ist nicht unpolitisch,<br />
wenn er sich für Werte einsetzt"<br />
Monika Lüke, Generalsekretärin der deutschen Sektion von<br />
Amnesty International<br />
18<br />
der internationalen Amnesty-Zentrale in London hören wir,<br />
dass es mit der FIFA vorsichtige Kontakte gibt. Im Umgang<br />
mit Verbänden gestaltet sich manches schwierig.<br />
OF: Das hört sich nicht sehr vielversprechend an.<br />
Lüke: Sportverbände sind die größten zivilgesellschaftlichen<br />
Organisationen, und sie können nicht unpolitisch agieren. Sie<br />
haben auch eine starke moralische Pflicht und sollten sich<br />
deshalb auch für die Menschenrechte einsetzen. Leider nutzen<br />
sie diese Chance im Rahmen von großen Sportereignissen<br />
zu wenig. Wir hoffen, dass der DFB 2011 bei der Frauen-<br />
Weltmeisterschaft in Deutschland beispielsweise die Gelegenheit<br />
nutzt, um etwa mit einer "Menschenrechts-Elf" auf die<br />
Situation von Mädchen und Frauen, die in ihren Heimatländern<br />
verfolgt, misshandelt und missbraucht werden, aufmerksam<br />
zu machen.<br />
OF: Das ist ein Projekt für 2011. Wie sieht es mit der Männer-<br />
WM aus? Eine ihrer Forderungen ist: Fußballer sollen nicht nur<br />
Botschafter ihres Landes, sondern auch der für Menschenrechte<br />
sein. Was könnten prominente Nationalspieler tun?<br />
OF-INTERVIEW
Lüke: Der Sport ist nicht unpolitisch - und er ist auch nicht<br />
parteiisch, wenn er sich für Werte einsetzt. Fußballer könnten<br />
sich beispielsweise gegen familiäre Gewalt engagieren. 60<br />
Prozent der Männer in Südafrika geben zu, ihre Frauen zu<br />
schlagen. Sportler können Gewalt und Sicherheit thematisieren<br />
- ein Bereich, den die Fußballer wie die Gäste in Südafrika<br />
hautnah erleben: Wegen der hohen Kriminalität ist das<br />
Sicherheitsaufgebot immens. 2009 wurden bei Polizei-Einsätzen<br />
um die 600 Menschen erschossen.<br />
OF: Das wären ja schon eine Menge Ansätze, wo Ballack und<br />
Co., aber auch die anderen Teams aktiv werden könnten.<br />
Lüke: Es sollte auch nicht vergessen werden, dass täglich<br />
unzählige Menschen an Aids sterben; dass Frauen in ländlichen<br />
Gebieten keine ordentliche ärztliche Betreuung haben,<br />
weil es dort keine Infrastruktur gibt, es an Transportmitteln<br />
fehlt und sie es sich finanziell nicht leisten können, einen<br />
Arzt aufzusuchen. Zwar sind Medikamente und Behandlung<br />
größtenteils kostenlos, aber es reicht nicht. Und da ist noch<br />
das Thema Fremdenfeindlichkeit. Nicht alle Ausländer sind in<br />
Südafrika willkommen. Vor allem unter den Armen bricht<br />
immer wieder Fremdenhass auf. Migranten, besonders aus<br />
dem Nachbarland Simbabwe, werden von Einheimischen<br />
vertrieben oder getötet.<br />
OF: Der Sport hat ja auch einen Wertekatalog wie Fair Play,<br />
Gleichheit, Völkerverständigung oder Kampf gegen Diskriminierung<br />
und Fremdenhass. Da ist er ja mit den Zielen von<br />
Amnesty auf einer Wellenlänge. Aber wenn er Farbe bekennen<br />
soll - das zeigt nicht zuletzt Peking - kneift er.<br />
OF-INTERVIEW<br />
Lüke: Die Sportverbände müssen sich von der Haltung verabschieden,<br />
dass der Sport unpolitisch ist. Man kann es nicht<br />
oft genug betonen. Sportfunktionäre haben die starke moralische<br />
Verpflichtung, etwas zu tun. In den Sportorganisationen<br />
sind weit über 150 Staaten vertreten, da kann man etwas<br />
verändern, wenn man will.<br />
OF: Noch mal Peking: Der Streit um Tibet, das Hin und Her<br />
etwa in Deutschland, wie sich die Athleten nun verhalten<br />
dürfen, sollen oder wollen, die Auseinandersetzungen um<br />
Dissidenten und unzählige andere Sanktionen. Dann angeblich<br />
die Lockerung während der Spiele. Was haben denn die<br />
<strong>Olympische</strong>n Spiele für die Chinesen wirklich gebracht -<br />
Politiker und Funktionäre haben ja für die Spiele in China<br />
argumentiert, dass die Menschenrechte verbessert würden,<br />
China sich öffnen würde?<br />
Lüke: Immerhin lenkte das Sportspektakel doch auch ein<br />
Augenmerk auf die Situation der Menschen in China. Hierzulande<br />
haben die Menschen erfahren, welche Menschenrechtsverletzungen<br />
dort tagtäglich passieren. Im Vorfeld wurden die<br />
Leute aus ihren Wohnungen geworfen, zwangsumgesiedelt,<br />
um Platz für Sportanlagen zu machen. Politiker, Künstler,<br />
Journalisten, die nicht mit der offiziellen Meinung konform<br />
gingen, wurden vorher mundtot gemacht und einige hinterher<br />
verhaftet und sitzen ohne Urteil in Gefängnissen. Was<br />
hat sich da für wen verbessert?<br />
OF: Der Nachteil solcher großen Sportereignisse aus der Sicht<br />
nicht nur von Menschenrechtlern ist ja wohl, dass ökonomische<br />
und prestigeträchtige Interessen im Vordergrund stehen<br />
und auch selbst propagierte Werte des Sports von allen<br />
Beteiligten - oft auch Medien - deshalb nicht selten über<br />
Bord geworfen werden. Ist das für Amnesty nicht ein Kampf<br />
gegen Windmühlen?<br />
Lüke: Auch der Sport muss Verantwortung übernehmen und<br />
das Potenzial nutzen, das er hat. Wir fordern nicht nur mehr<br />
politisches Engagement von den Regierungen, sondern auch<br />
von den Sportorganisationen und - im speziellen Fall Südafrika<br />
von den Fußballverbänden. Amnesty hatte und hat Kontakte<br />
zum <strong>Deutsche</strong>n Sportbund und Nationalen <strong>Olympische</strong>n<br />
Komitee und heute DOSB, und wir würden uns eine Vertiefung<br />
der Kooperation wünschen. Gerade eine Fußballmannschaft<br />
spiegelt doch unser Anliegen wieder: Die verschiedenen<br />
Positionen wie Stürmer und Verteidiger werden<br />
gebraucht. Stürmer, die mit Engagement die Menschenrechte<br />
auf den Weg bringen - und Verteidiger, die dann zur Stelle<br />
sind, wenn diese in Frage gestellt werden.<br />
Das Interview führte Bianka Schreiber-Rietig<br />
19
Sport und Sexualität: Kein Tabu- aber ein<br />
Die Worte "Sport" und "Sexualität" haben nicht nur<br />
gemein, dass sie mit demselben Buchstaben beginnen.<br />
Auch die Phänomene selbst, so wie sie sich von uns<br />
beobachten lassen, weisen manche Gemeinsamkeit auf. So<br />
wird von der Erotik des Sports gesprochen, und was Erotik<br />
und Sexualität bedeutet, lässt sich täglich im Internet nachvollziehen.<br />
Dass der Sport ein durchaus enges Verhältnis zur<br />
Sexualität aufweist, mag ebenfalls kaum überraschen. In die<br />
Reihe von Sexualität und Kirche, Sexualität und Arbeitsleben,<br />
Sexualität und Popkultur kann der Sport mühelos eingereiht<br />
werden. Das Verhältnis, das der Sport zur Sexualität aufweist,<br />
scheint dabei angesichts jüngster Beobachtungen kritisch zu<br />
sein. Die Diskussion über den sexuellen Missbrauch in Kirchen<br />
und Internatsschulen hat, wie nicht anders erwartet, auch<br />
den Sport erreicht. Wohl geschah dies, wie es für den Sportjournalismus<br />
bei solchen Fragen üblich ist, etwas verspätet.<br />
Doch nun wird auch der Missbrauch an Kindern im Sport<br />
öffentlich diskutiert. Clevere Verbandspräsidenten haben auf<br />
die Schnelle einen Missbrauchsbeauftragten für Missbrauchsprobleme<br />
ernannt und haben die möglichen Opfer aufgerufen,<br />
sich mit ihren Problemen an die Verbände zu wenden.<br />
Solches Handeln wird in der heutigen Zeit als verantwortungsvoll<br />
bezeichnet, auch dann, wenn sich das Ganze am<br />
Ende als bloße Rhetorik herausstellt, folgenlos ist und dem zu<br />
lösenden Problem nicht einmal annäherungsweise gerecht<br />
wird.<br />
Dabei ist das Verhältnis zwischen Sport und Sexualität nicht<br />
erst seit heute problematisch. Sexuelle Probleme sind auf<br />
Grund der kennzeichnenden Merkmale des sportlichen Handelns<br />
vielmehr naheliegend, und sie sind deshalb auch im<br />
modernen Sport seit seinen ersten Anfängen in England bis<br />
zum heutigen Tage immer wieder zu beobachten. Die Frage<br />
nach der Sexualität wurde und wird dabei nicht nur unter<br />
dem Aspekt des Missbrauchs diskutiert. In der Vergangenheit<br />
wurden dabei auch weit weniger problematische Themen<br />
behandelt. Besonders beliebt war und ist die Frage nach der<br />
Bedeutung des Geschlechtverkehrs für den sportlichen Wettkampf.<br />
Ist sexuelle Abstinenz für den Hochleistungssportler<br />
wünschenswert? Dient regelmäßiger Geschlechtsverkehr der<br />
Leistungssteigerung? Sollen während einer Fußballweltmeisterschaft<br />
die Spieler einer Nationalmannschaft mit ihren<br />
Frauen oder Partnerinnen Geschlechtsverkehr haben? Wie<br />
verhält sich dies bei den Spielerinnen? Welche hormonellen<br />
Erkenntnisse liegen diesbezüglich vor? Solche und ähnliche<br />
Fragen tauchen bei jeder Fußballweltmeisterschaft auf, und<br />
es waren Wissenschaftler, wie Manfred Steinbach, die sich als<br />
Sportmediziner mit diesen Fragen in empirischen Untersuchungen<br />
auseinandergesetzt haben. Bei manchen Erkenntnis-<br />
20<br />
sen hatte man dabei den Eindruck, dass die Wissenschaftler<br />
ihre eigenen Vorlieben propagieren. Stringente theoretische<br />
Positionen und solide empirische Befunde scheinen hingegen<br />
bis heute eher die Ausnahme zu sein.<br />
War lange Zeit der Zusammenhang zwischen Sport und Sexualität<br />
durch heterosexuelle Beziehungen geprägt, so ist in einzelnen<br />
Fällen bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts immer<br />
häufiger, vor allem aber zum Ende des 20. Jahrhunderts und<br />
mit Beginn des 21. Jahrhunderts die Homosexualität im Sport<br />
ein Phänomen, das vermehrt<br />
beobachtet werden konnte<br />
und entsprechende öffentliche<br />
Diskussionen auslöste.<br />
Schwule Spieler sind wohl in<br />
einem Fußballsport, der<br />
dezidiert ein traditionelles<br />
Männerideal verfolgt, nach<br />
wie vor eine fremde Sache.<br />
Jedoch sind homosexuelle<br />
Fußballspieler längst Realität.<br />
Immer häufiger kommt es zu<br />
einem öffentlichen Outing,<br />
und es ist davon auszugehen,<br />
dass dies in der weiteren<br />
Zukunft als normal empfunden<br />
wird. Gleiches gilt für<br />
lesbische Athletinnen. Wurde<br />
noch vor zwei Jahrzehnten<br />
nur hinter vorgehaltener<br />
Hand über die lesbischen<br />
Beziehungen innerhalb von<br />
Nationalmannschaften in den<br />
Sportarten Handball, Fußball,<br />
Basketball oder Volleyball<br />
gesprochen, hatten lesbische<br />
Tennisspielerinnen noch den<br />
Charakter des Skandalösen, so<br />
werden heute auch im Sport<br />
immer häufiger lesbische<br />
Beziehungen toleriert und<br />
zunehmend als normal empfunden.<br />
Sexueller Missbrauch kann<br />
und darf ganz gewiss nicht<br />
als normal empfunden werden.<br />
Doch auch er ist schon<br />
seit sehr langer Zeit im Sport
vielschichtiges Problemthema von Helmut Digel<br />
anzutreffen und vermutlich weist er auch heute noch ein<br />
Ausmaß auf, das sehr viel größer ist, als man es gerne wahrhaben<br />
möchte. Dabei sind die Täter meist Männer. Frauen<br />
waren bislang nur ganz selten für solche Delikte verantwortlich.<br />
Opfer können hingegen Männer und Frauen, Mädchen<br />
und Jungen gleichermaßen sein. So wurde vielfach beklagt,<br />
dass Trainer die von ihnen betreuten Athletinnen sexuell an<br />
sich gebunden haben. In der Leichtathletik waren vor allem<br />
Werferinnen davon betroffen. Auch im Schwimmsport wurden<br />
solche Fälle beanstandet. Entsprechende Gerüchte wer-<br />
den auch in den Mannschaftssportarten diskutiert. Dass<br />
heute auch lesbische Beziehungen zwischen Trainerinnen und<br />
Athletinnen möglich sind, die auf einer Macht-Ohnmacht-<br />
Beziehung resultieren, ist sicher nicht auszuschließen. In<br />
Sportarten, in denen die Vorbereitungen auf die sportliche<br />
Höchstleistung eine tägliche Zusammenarbeit zwischen<br />
Athlet und Trainer erforderlich macht, in der die Nähe zweier<br />
Menschen Voraussetzung für den sportlichen Erfolg ist, ist die<br />
Möglichkeit einer aufdringlichen Nähe, einer gefährlichen<br />
Nähe und einer abhängigen Nähe strukturell gegeben und<br />
21
damit als Gefahr immer existent. Es kann deshalb nicht<br />
überraschen, dass es im Sport viele Fälle des Kindesmissbrauches<br />
gegeben hat. Nicht weniger problematisch sind jedoch<br />
auch die Fälle, in denen erwachsene Athletinnen oder Athleten<br />
auf Grund der dominanten Rolle ihrer Trainer in ein<br />
sexuelles Abhängigkeitsverhältnis gelangt sind.<br />
Die spektakulären Fälle der letzten Zeit zeigen, dass dabei<br />
unser Blickfeld im Sport noch zu erweitern ist. Auch die<br />
Sportler selbst können wissend oder unwissend Geschlechtsverkehr<br />
mit Kindern haben. Das Beispiel eines internationalen<br />
Fußballstars hat dies in kürzlich gezeigt. Vergewaltigungen<br />
durch Sportler sind somit möglich und denkbar und sind<br />
leider auch immer wieder zu beklagen. Dass von allem auch<br />
die Schiedsrichter, Kampfrichter und alle übrigen Funktionäre<br />
im Sport betroffen sein können, ist naheliegend und wird auf<br />
dramatische Weise ebenfalls öffentlich inszeniert.<br />
Das Verhältnis zwischen Sport und Sexualität scheint kritisch<br />
zu sein, und doch ist vieles von dem, was in diesen Tagen<br />
diskutiert wird, als normal zu bezeichnen. Es kann kaum<br />
überraschen und ist in einem gewissen Sinne naheliegend. Im<br />
Sport spielt der menschliche Körper eine zentrale Rolle. In<br />
ihm interagieren Körper miteinander. Körper berühren sich.<br />
Man stößt, man rempelt, man hebt, man trägt, man führt die<br />
Körper der Gegner und Partner, Körper werden exponiert,<br />
gestylt, modelliert und trainiert. Im Hochleistungssport spielt<br />
auch die Körpermassage eine bedeutsame Rolle. Sie ist vitalisierend.<br />
Bei ihr möchte man sich wohlfühlen, sich spüren,<br />
sich entspannen. All das hat mit dem eigenen Körper zu tun,<br />
und nicht von ungefähr wurde in der ehemaligen DDR der<br />
Sport, insbesondere der Hochleistungssport mit dem Begriff<br />
der "Körperkultur" gefasst. Im Sport spielt vor allem auch der<br />
nackte Körper eine herausragende Rolle. Wie selbstverständlich<br />
wird die Kleidung im Sport abgelegt, wie selbstverständlich<br />
begegnet man sich nach den Spielen unter der Dusche.<br />
Sauna und Sport gehören auf das Engste zusammen, und<br />
zumindest in der deutschen Saunakultur ist es üblich, dass<br />
man sich dabei nackt begegnet. Zur Freikörperkultur gehörte<br />
und gehört es, dass man nackt auch gemeinsam Sport treibt.<br />
Selbst das nackte Volleyballspiel wird dabei als befreiend und<br />
angenehm erlebt.<br />
Der Sport zeichnet sich also durch eine besondere Beziehung<br />
der Körper zueinander aus, und dass dabei die sexuelle Beziehung<br />
eine besondere Steigerung darstellen kann, ist unter<br />
biologischen Gesichtspunkten durchaus naheliegend. Missbrauch<br />
kann dabei eine mögliche gefährliche Folge sein.<br />
Vermutlich werden jedoch solche Beziehungen mindestens<br />
ebenso häufig als äußerst positiv und angenehm wahrgenommen.<br />
Lässt sich ein Mensch von einem anderen Menschen<br />
sexuell befriedigen, so ruft dies Glücksgefühle hervor<br />
und es entsteht das Bedürfnis, sich immer wieder in diese<br />
befriedigende Situation hinein zu begeben. Ob diese Handlung<br />
als normal, legal, moralisch oder amoralisch zu bewerten<br />
22<br />
ist, hängt von den jeweils gültigen kulturellen Normen in<br />
Bezug auf die sexuelle Beziehung von Menschen ab. Dabei<br />
kann es durchaus sein, dass eine bestimmte Form der Befriedigung,<br />
die in einer bestimmten Situation Glücksgefühle<br />
bewirkt, aus einer späteren Perspektive als Gewalt gedeutet<br />
werden kann.<br />
In diesem Sachverhalt könnte auch der Grund liegen, warum<br />
die öffentliche Kommunikation über den pädophilen Missbrauch<br />
von Kindern durch Erzieher und Lehrer erhebliche<br />
Schwierigkeiten bereitet. Dieser Sachverhalt macht aber auch<br />
deutlich, warum auch der Sport gerade im Zusammenhang<br />
mit dem sexuellen Missbrauch an Schulen eine bedeutsame<br />
Rolle spielt. Schon in der Weimarer Republik wurde in der<br />
Landschulheimbewegung eine Körperkultur gepflegt, bei der<br />
die Sexualität eine ganz besondere Rolle spielte, und so<br />
konnte es eigentlich kaum überraschen, dass der damalige<br />
Weltrekordinhaber und deutsche Meister Otto Peltzer, als<br />
Athlet wurde er der "Seltsame" genannt, als Lehrer an einem<br />
Internat der Landschulbewegung des homosexuellen Missbrauchs<br />
an Kindern verdächtigt wurde. Sein Fall war angesichts<br />
seiner exponierten Position als Olympiateilnehmer und<br />
Weltklasseathlet spektakulär. Er lässt sich jedoch durchaus<br />
auch im Zusammenhang einer körperlichen Erziehung deuten,<br />
bei der das nackte Duschen und die Begegnung in<br />
Nacktheit Normalität war und eine besondere pädagogische<br />
Bedeutung besaß.<br />
Die Beziehung zwischen Sport und Sexualität ist schillernd.<br />
Sie ist vor allem aber auch wandlungsfähig. Einige der<br />
gemachten Beobachtungen haben dies gezeigt. Es gibt<br />
Aspekte der Sexualität, die schon seit Beginn des modernen<br />
Sports existieren und die sich nahezu als konstant erwiesen<br />
haben. Andere Aspekte unterliegen einem Wandel. Neue<br />
Aspekte kommen hinzu. Die Frage nach der Transsexualität<br />
und die Frage nach der Intersexualtiät stellen sich in jüngster<br />
Zeit in völlig neuer Qualität. Davon sind vor allem die sportlichen<br />
Wettkämpfe betroffen, und es muss die Frage nach<br />
der Chancengleichheit in völlig neuer Weise beantwortet<br />
werden, wenn man den Intersexuellen den Zugang in den<br />
Hochleistungsport nicht verwehren möchte. Antworten auf<br />
all diese Fragen lassen sich nur dann finden, wenn der Sport<br />
sich in einen Dialog über seine Normen einlässt, die das<br />
Handeln im Bereich des Sports prägen und leiten. Die Normen<br />
und Regeln des Sports sind dabei als relativ zu erachten.<br />
Von Kultur zu Kultur können gerade in Bezug auf die<br />
Frage der Sexualität äußerst unterschiedliche Normen<br />
bedeutsam sein. Was in der einen Kultur als Missbrauch gilt,<br />
kann in der anderen akzeptabel sein. Was heute gilt, kann<br />
morgen anders sein, und auch moralische Vorstellungen<br />
können überholt sein. Sie bedürfen einer ständigen Anpassung<br />
an die Verhältnisse, in denen Menschen zusammenleben.<br />
Normative Offenheit bedeutet, dass sich im Konsens<br />
auch neue Normen finden lassen. Dies gilt auch für den<br />
Sport in seinem Verhältnis zur Sexualität.
Missbrauch: Keine Chance für Täter -<br />
Schutz für Opfer! Von Bianka Schreiber-Rietig<br />
Es ist ein Gespräch, dem man entfliehen möchte. Wut,<br />
Angst, Mitleid und wieder unbändige Wut steigen<br />
hoch, während die junge Frau ihre schrecklichen Erlebnisse<br />
erzählt. Vor dem Gespräch gab es ein Hin und Her,<br />
dreimal wurde es abgesagt. Warum, das ist nun zu verstehen.<br />
Leise erzählt Frau P., wie alles anfing: Mit zwölf machte der<br />
Trainer ihr Komplimente, dann folgten Betatschen und<br />
Bedrängen, und schließlich "nahm er sich alle Freiheiten<br />
heraus und mir damit die meine".<br />
Jahrzehnte später ist sie immer noch Gefangene ihrer Missbrauchserfahrungen:<br />
Jemandem Vertrauen schenken, offen<br />
auf ihn zugehen - das kann sie immer noch nicht. Plötzlich<br />
verspürt man Dankbarkeit: dass einem in seiner eigenen<br />
Kindheit so etwas erspart blieb. Und der alte Sportlehrer<br />
Hegenbart, der einem wieder in den Sinn kommt, weil er<br />
Sprungseil-Hiebe als "Hilfestellung" über Kasten, Bock oder<br />
beim Felgaufschwung am Barren allen im Sportunterricht<br />
angedeihen ließ, wirkt harmlos in der Relation zu dem, was<br />
Frau P. erleben musste.<br />
Frau P. ist nun, ausgelöst durch die Missbrauchsfälle in der<br />
katholischen Kirche und einer Reihe staatlicher und privater<br />
Schulen, wieder intensiv mit ihrer eigenen Geschichte<br />
konfrontiert. Warum wurde ihr nicht geholfen? Erst sei es<br />
Scham gewesen, darüber zu sprechen: Der Trainer wurde<br />
von allen bewundert und als guter Mensch gefeiert, sie<br />
wollte weiter im Team bleiben, und der Trainer vermittelte<br />
ihr das Gefühl, dass sie etwas Besonderes sei. Als ihr alles zu<br />
viel wurde, ihre Ängste wuchsen, sie Fressattacken hatte<br />
und gleichzeitig wie besessen trainierte, vertraute sie sich<br />
jemandem an, der ihr nicht glaubte. Mit 16 hörte sie mit<br />
dem Sport auf, und ihr vier Jahre dauernder Alptraum hatte<br />
zumindest ein physisches Ende. Die gefürchteten Trainingsund<br />
Spieltage - Dienstage, Donnerstage und Samstage -<br />
wurden irgendwann wieder normale Tage, ohne Zittern,<br />
Angstgefühle und Übelkeit. Aber die "Leichtigkeit des Seins"<br />
ist dahin - für immer.<br />
"Kindesmissbrauch ist der Mord an der kindlichen Seele. Jeder<br />
einzelne Fall ist die Schuld des Täters, nicht des missbrauchten<br />
Kindes", sagte der Passauer Richter bei der Begründung<br />
des Urteils gegen den Judo-Trainer Wolfgang D., der im<br />
Januar zu sechs Jahren und neun Monaten sowie unbefristeter<br />
Unterbringung in der Psychiatrie wegen mehrfachen<br />
Missbrauchs verurteilt wurde - Missbrauchs von Schutzbe-<br />
fohlenen in 211 Fällen und in 30 Fällen in Tateinheit mit<br />
schwerem sexuellen Missbrauch von Kindern. Wegen der<br />
Kernpädophilie des Angeklagten war das Gericht von verminderter<br />
Schuldfähigkeit ausgegangen. Strafverschärfend<br />
wertete die Kammer aber, dass der Angeklagte durch sein<br />
Verhalten dem Ehrenamt vehement geschadet habe. Mit<br />
Fällen wie diesen musste sich der Sport in den letzten Jahren<br />
immer wieder auseinandersetzen - nicht zuletzt deshalb, weil<br />
es ein Tabuthema war und manchmal noch ist. "So was gibt<br />
es bei uns nicht", war nicht selten die Reaktion auf die Frage,<br />
ob Übergriffe vorgekommen sein könnten. Basta - Thema<br />
erledigt. Es passierte doch - nicht zuletzt, weil die Gelegenheiten<br />
für Täter in so einem Bereich wie Sport ja günstig<br />
sind: Die Kinder werden arglos Trainern und Trainerinnen<br />
23
anvertraut. Diese fungieren nicht selten als Elternersatz oder<br />
Idol. Kinder lieben Spiel, Sport und Bewegung, wollen Lob,<br />
wollen Aufmerksamkeit, wollen ins Team gewählt werden, der<br />
Liebling des Trainers sein - und es dem Trainer in jeder Beziehung<br />
recht machen. Sie sind abhängig - besonders auch, was<br />
ihre Gefühlswelt angeht. Nicht immer läuft alles so harmlos<br />
ab, wie man glaubt. Genau hingeschaut hat auch im Sport<br />
oft niemand. Oder man wollte es nicht sehen. Wie am häufigsten<br />
Tatort, der Familie, wurde das Schweigekartell auch im<br />
Verein oder Verband, die doch auch wie eine Familie sind,<br />
selten durchbrochen.<br />
"Heute ist das anders, heute wird geredet", sagt der Vorsitzende<br />
der <strong>Deutsche</strong>n Sportjugend (dsj), Ingo Weiss. Ein Indiz<br />
dafür könnte sein, dass in den letzten Jahren vermehrt auch<br />
Trainer und Übungsleiter sich vor Gericht verantworten<br />
mussten. In der Leichtathletik, bei Schwimmern, Judokas, im<br />
Eiskunstlauf, Biathlon, Fußball oder Turnen - der Sport ist<br />
nicht besser als andere gesellschaftliche Bereiche und spiegelt<br />
die Bandbreite menschlichen Verhaltens wider - im<br />
guten wie im schlechten Sinn. Deshalb: Hohe Dunkelziffer ist<br />
das Experten-Fazit, das im Sport alle Alarmlämpchen leuchten<br />
lassen sollte.<br />
Wer Philippe Aries "Geschichte der Kindheit" liest, der wird<br />
damit konfrontiert, dass Kinder im Mittelalter bis zum 16.<br />
Jahrhundert hin nie eine Kindheit hatten, als Erwachsene<br />
behandelt - und misshandelt, auch missbraucht wurden. Erst<br />
im 17. Jahrhundert verwiesen Pädagogen, Moralisten und<br />
Kirchenmänner darauf, dass Kinder des Schutzes und der<br />
Erziehung bedürfen. Bei den Diskussionen und Geständnissen<br />
in den letzten Monaten über die Missbrauchsfälle hat man<br />
den Eindruck, dass manche "brave Kirchenmänner oder Pädagogen"<br />
noch immer im Mittelalter weilten.<br />
Die Gefahren des sexuellen Missbrauchs wurden im Sport vor<br />
allem von der <strong>Deutsche</strong>n Sportjugend und ihren Landesverbänden<br />
, aber auch von den Sportfrauen im damaligen <strong>Deutsche</strong>n<br />
Sportbund Ende der 70er Jahre immer mal wieder<br />
thematisiert. 1995 im Rahmen einer Fair-Play-Kampagne für<br />
Mädchen und Frauen im Sport, von der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />
<strong>Gesellschaft</strong> unterstützt, wurde das Thema von der<br />
britischen Forscherin Celia H. Brackenridge unter dem Titel<br />
"Das kann doch hier gar nicht passieren" aufgegriffen. In<br />
Großbritannien waren - ausgelöst durch einen BBC-Bericht<br />
mit dem Titel "Geheimnisse eines Trainers" - erschütternde<br />
Geschichten Ende der 80er Jahre veröffentlicht worden. Auf<br />
einer Hotline des Senders, die nach dem Bericht geschaltet<br />
wurde, meldeten sich Zuschauer, die in ihrem Sport schlimme<br />
Erlebnisse als Kinder hatten. "Sexueller Missbrauch wird nicht<br />
von schmuddeligen alten Männern in Regenmänteln begangen,<br />
sondern von Erwachsenen, die jeder kennt und die<br />
wahrscheinlich nie jemand verdächtigen würde", war das<br />
Fazit der Autorin nach dieser Sendung. Und sie zitierte<br />
damals einen Sportfunktionär so: "Aus meiner Erfahrung bei<br />
24<br />
der Arbeit in einem Verband, wo sexuelle Belästigung als<br />
netter Zeitvertreib gesehen wurde, frage ich mich, wie sensibel<br />
einige Leute auf das Thema sexueller Missbrauch reagieren<br />
..." Die Briten sind da schon weiter als die <strong>Deutsche</strong>n:<br />
Dort müssen auch ehrenamtliche Trainer ein Führungszeugnis<br />
vorlegen.<br />
"Wir sind schon seit langem aufgerüttelt und haben reagiert.<br />
Natürlich sind die Ereignisse der letzten Monate ein weiterer<br />
Fingerzeig, dass man noch intensiver das Netz mit allen relevanten<br />
Behörden, wie Polizei oder Jugendamt, gegen Missbrauch<br />
spannen muss", sagt Weiss. Von einem "Aufmerksamkeitssystem"<br />
spricht der Direktor Jugendsport im <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Olympische</strong>n Sportbund (DOSB) , Martin Schönwand. Er, der<br />
sich seit Jahren mit diesem Thema auseinandersetzt, arbeitete<br />
federführend an dem gemeinsamen Positionspapier von DOSB<br />
und Sportjugend zur "Prävention und Bekämpfung von sexualisierter<br />
Gewalt und Missbrauch an Kindern und Jugendlichen<br />
im Sport", das nun auch an die Landesverbände geht.<br />
Viele dieser Organisationen haben sich aber auch selbst seit<br />
Jahren mit diesem Thema immer wieder beschäftigt, Leitbilder<br />
zum Kinderschutz und Ahndungsregeln erarbeitet, die auf<br />
Grund der aktuellen Vorkommnisse nun noch erweitert werden.<br />
"Spätestens jetzt ist das kein Tabuthema mehr", sagt<br />
Heiner Brandi, Jugendreferent des LSB Berlin. Zusammen mit<br />
den Berliner Spitzenvereinen wie Basketball-Bundesligist Alba,<br />
dem EHC Eisbären Berlin, den Handball-Füchsen und der<br />
Hertha und einer Reihe von Verbänden sowie dem Evangelischen<br />
Jugend- und Fürsorgewerk (EJF) wurde eine Erklärung<br />
zum Kinderschutz unterschrieben. Und die Berliner sind auf<br />
britischen Spuren. Auch sie wollen neben den gängigen polizeilichen<br />
Führungszeugnissen für hauptamtliche Mitarbeiter in<br />
besonders sensiblen Bereichen des Jugendsports (etwa Freizeit-<br />
und Sportreisen) von ehrenamtlichen Mitarbeitern ein<br />
Führungszeugnis haben. Dass das nicht überall so kooperativ<br />
läuft, berichtete Heike Afflerbach-Hintzen, Kölner Polizei-<br />
Kommissarin in der Abteilung Kriminalprävention in einem<br />
"Spiegel"-Interview: "Wir drängen schon seit langem darauf,<br />
Kontrollmechanismen einzuführen. Vereinssport basiert auf<br />
einem großen ehrenamtlichen Engagement ... Aber es kommt<br />
zum Beispiel immer wieder vor, dass sich bereits verurteilte<br />
Täter gezielt in Vereine einschleichen. Ehrenamtliche Trainer<br />
sollten daher polizeiliche Führungszeugnisse vorlegen müssen.<br />
Allein das Wissen, dass ein Verein auf solchen Unterlagen<br />
besteht, würde potentielle Täter abschrecken."<br />
Was in Berlin nun angeleiert wurde, scheint in Köln schwer<br />
umzusetzen zu sein. Mit der Sporthochschule Köln und dem<br />
Stadtsportbund Köln hat die Kommissarin ein Zertifikat<br />
entwickelt. Vereine, die dieses Zertifikat bekommen wollen,<br />
müssen sich durch Satzungsänderung verpflichten, Aufklärungsarbeit<br />
bei Eltern und Trainern zu leisten und Übungsleiter<br />
nur dann zu beschäftigen, wenn diese ein Führungszeugnis<br />
vorlegen. "Bisher hat noch kein Verein seine Satzung
erweitert. Wir konnten noch nicht einmal den DOSB für<br />
unser Ansinnen eines Führungszeugnisses für Ehrenamtliche<br />
gewinnen", bedauert die Kommissarin, die glaubt " dass den<br />
Funktionären und den Vorständen die Sache nur lästig ist".<br />
Den Eindruck vermitteln Weiss und Schönwandt oder die<br />
Berliner, vorneweg mit ihrem Präsidenten Klaus Böger nicht:<br />
Zusammenarbeit mit Jugendämtern oder Beratungsstellen<br />
wird dringend bei Verdachtsfällen empfohlen, ebenso werden<br />
interne und externe Weiterbildungsmaßnahmen zu dem<br />
Thema angeboten. Hilfe vor Ort, sagen die Dachverbandsvertreter,<br />
sei effektiver als eine eigene Hotline oder ein DOSB-<br />
Berater. "Es ist wohl besser, mit den Jugendämtern vor Ort<br />
zusammenzuarbeiten, als eine bundeszentrale Nummer<br />
einzurichten", sagt Schönwandt. Auch ein Beauftragter wäre<br />
besser vor Ort angesiedelt als im DOSB, wie positive Beispiele<br />
aus Nordrhein-Westfalen zeigten. "Wir haben da ja in anderen<br />
Problembereichen auch wenig Echo mit zentralen<br />
Anlaufstellen gefunden", sagt Weiss. Neben Handlungsempfehlungen<br />
setzen auch DOSB und dsj auf Prävention. "Wir<br />
gehen vor Ort und versuchen Kinder stark zu machen, dass<br />
sie sich wehren und ermutigt werden, sich gegenüber Vertrauenspersonen<br />
zu offenbaren, wenn ihnen etwas nicht<br />
koscher vorkommt", sagt Weiss. In den Ausbildungsrichtlinien<br />
wird speziell das Thema "Prävention sexueller Gewalt" behandelt.<br />
Aber besonders wichtig ist für die dsj-Verantwortlichen:<br />
Für die Kultur des Hinschauens, des Nachfragens und Eingreifens<br />
- Schönwandts Aufmerksamkeitssystem - nicht nur<br />
zu sensibilisieren, sondern diese Kultur auch in den Köpfen<br />
der Verantwortlichen zu verankern. Dazu gehören "eine<br />
offene Haltung, ein pädagogisches Sportkonzept, das Öffnen<br />
der Hallen und Sportanlagen für Eltern - das gläserne Sportumfeld",<br />
wie es Schönwandt zusammenfasst.<br />
Keine Chance für Täter, Schutz für Opfer. Nicht alle im Sport<br />
haben das begriffen. Denn wie sonst konnte es passieren,<br />
dass bei der Nominierung für die <strong>Olympische</strong>n Winterspiele in<br />
Vancouver zwei Trainer auf der Vorschlagsliste standen, die<br />
einschlägig vorbestraft beziehungsweise aufgefallen waren?<br />
Was haben sich die Verbandsverantwortlichen dabei gedacht?<br />
Erfolg steht über allem? Gedankenlosigkeit? Ignoranz gegenüber<br />
dem Thema? Egal welcher Beweggrund - jeder zeugt<br />
von Unsensibilität. Das Ansinnen stieß auf den vereinten<br />
Widerstand des DOSB-Präsidiums, und die Trainer mussten zu<br />
Hause bleiben. Welche Maßnahmen ergreift der DOSB gegen<br />
solche Verbände und deren Funktionäre, die nicht begreifen,<br />
dass sie mit solchem Verhalten dem Ansehen des organisierten<br />
Sports schaden? Manche, so scheint es, sehen sexuelle<br />
Übergriffe nach wie vor als harmloses Kavaliersdelikt.<br />
Verantwortliche fühlen sich aber auch mit der Situation<br />
überfordert. Bernd Schultz, Präsident des Berliner Fußball-<br />
Verbandes, der sich im vergangenen Jahr mit zwölf<br />
Verdachtsfällen beschäftigen musste, sprach wohl für seine<br />
Kollegen und Kolleginnen, als er sagte: "Man kann das ja oft<br />
gar nicht beurteilen, die richtigen Schritte einzuleiten. Man<br />
ist verpflichtet, auch potentielle Täter zu schützen, bevor<br />
man nicht weiß, was nun Sache ist. Deshalb nehmen wir<br />
gerne Hilfe jeder Art an." Problem erkannt, Gefahr gebannt?<br />
"Wir können nicht ausschließen, dass es Vorfälle in Zukunft<br />
gibt, aber wir sind dran, alles zu tun, dass es sie nicht gibt.<br />
Jeder Missbrauchsfall ist einer zuviel", sagt Ingo Weiss, der<br />
mit 60 anderen Organisations-Vertretern am Runden Tisch<br />
saß, den die Bundesregierung einberufen hatte. Der Vorsitzende<br />
des <strong>Deutsche</strong>n Kinderbundes, Heinz Hilgers, hält von<br />
diesem Runden Tisch nichts. In der "Augsburger Allgemeinen"<br />
warf er der Politik vor, "zu wenig getan zu haben gegen<br />
Missbrauch". Jährlich würden nach wie vor zehntausende<br />
Kinder missbraucht und misshandelt - was auch in diesem<br />
Jahr - trotz der momentanen öffentlichen Aufmerksamkeit -<br />
passieren wird.<br />
Zu wenig getan hat der Sport nicht, aber trotzdem bleibt er<br />
anfällig. Doch Eltern sollten nun auch nicht in Panik geraten<br />
und ihre Kinder<br />
nicht mehr in den<br />
Sportverein schicken,<br />
meint Weiss.<br />
"Auffällig ist, dass<br />
manche Eltern in<br />
letzter Zeit beim<br />
Training bleiben.<br />
Nicht weil sie dem<br />
Trainer misstrauen,<br />
sondern<br />
wahrscheinlich zur<br />
eigenen Beruhigung",<br />
berichtet<br />
eine Mutter, deren<br />
Sohn Fußball in einer Schülermannschaft spielt. Man diskutiere<br />
auch hier unter den wartenden Eltern über Missbrauch,<br />
bestätigt eine andere. "Aber das tun sie auch im Kindergarten<br />
oder in der Schule, wenn sie den Nachwuchs abholen." Kein<br />
Einzelbeispiel. "Mir sind irgendwie Sicherheit und Sorglosigkeit<br />
abhanden gekommen. Besser kann ich es nicht beschreiben,<br />
was mich bewegt. Und anderen geht es offensichtlich<br />
auch so", erklärt die Mutter weiter.<br />
Als die Lawine in den Kirchen und Schulen losgetreten wurde,<br />
fragten sich auch Sport-Verantwortliche: Was kommt da<br />
noch auf uns zu? Bisher herrscht Erleichterung. Vereinzelt<br />
gebe es Meldungen bei Verbänden oder Vereinen; Opfer<br />
hätten sich beim DOSB, so sagte Pressesprecher Christian<br />
Klaue, noch nicht gemeldet. Was allerdings die Frage aufwirft:<br />
Ist das nun ein gutes oder schlechtes Zeichen?<br />
P.S.: Nach dem Gespräch mit Frau P. bleibt ein mulmiges<br />
Gefühl - und der Vorsatz, nicht nur bei Kindern noch genauer<br />
hinzuschauen, wenn der innere Seismograph merkwürdige<br />
Anzeichen meldet.<br />
25
Die olympische Nummer 1:<br />
Kann die Leichtathletik diese Position noch behaupten?<br />
Von Michael Gernandt<br />
Es gibt in der bizarren, zuweilen widersprüchlichzerklüfteten<br />
Welt des olympischen Sports: ja, eine<br />
Hierarchie der Disziplinen. Bestimmt wird sie nicht<br />
etwa von der Allmacht der Medien, höchstens ein bisschen,<br />
sondern natürlich von der Weltregierung des Spitzensports,<br />
vom Internationalen <strong>Olympische</strong>n Komitee (IOC). Die Herren<br />
der Ringe legen fest, wer oben steht und wer unten, wer<br />
König, Bauer, Bettelmann ist. Was die Internationalen Föderationen<br />
(IF) der Sommersportarten betrifft, liegt eine Einteilung<br />
in fünf Kategorien vor. Sie bilden eine Rangliste, in der<br />
notiert ist, wem das IOC von seinen Vierjahreseinnahmen aus<br />
TV-Rechten und Sponsorenpool "TOP" wie viele Dollar überweist.<br />
Über allen thront der Internationale Leichtathletik-<br />
26<br />
Verband IAAF, es folgen sieben IFs der B-Gruppe, darunter<br />
unter anderen Schwimmen, Turnen, Basketball, Fußball und<br />
Tennis. Zur Kategorie C gehören vier, zu D 14 und zu E zwei<br />
(Triathlon, Taekwondo).<br />
Die IAAF ist seit 1999 Tabellenführer; damals war es ihrem<br />
Präsidenten Primo Nebiolo kurz vor seinem Tod gelungen,<br />
das IOC, das von diesem Zeitpunkt an auch seine Sponsorengelder<br />
an die IFs weitergab, über den Tisch zu ziehen. Der<br />
Italiener bekam damals von Ringechef Juan Antonio Samaranch<br />
zugesichert, das im Vergleich zu den B-Verbänden fast<br />
Dreifache aus dem TOP-Topf kassieren zu dürfen. Lediglich<br />
die TV-Gelder verteilt das IOC unter allen gleich. In Zahlen:
IAAF bekommt 2012 aus beiden Töpfen 35 Millionen Dollar<br />
(2008: 29), die "Bs" 18,7 (14,3).<br />
Der Verteilungsschlüssel ist einigen Verbänden schon seit<br />
geraumer Zeit ein Dorn im Auge. In Dubai, wo Ende April die<br />
in der ASOIF vereinigten olympischen Sommersportverbände<br />
tagten, wagten nun die Schwimmer ganz offiziell die Attacke<br />
auf die Leichtathleten. Die FINA stellte die Vorrangstellung<br />
der IAAF in Frage und regte die Änderung des Ausschüttungsverhältnisses<br />
an. Die augenblickliche Rangfolge spiegele<br />
die Realität nicht wider, die Peking-Spiele hätten bewiesen,<br />
dass Schwimmen doch zumindest auf gleicher Höhe mit<br />
der Leichtathletik angeschlagen und die Medaillen sammelnde<br />
Wasserratte Phelps das Fernduell der Wunderknaben mit<br />
Blitz Bolt ja eher gewonnen habe.<br />
Der Vorstoß der FINA, der diesmal noch abgeschmettert<br />
wurde, aber nach London 2012 vermutlich noch einmal<br />
unternommen wird, trifft die Weltleichtathletik an einer<br />
empfindlichen Stelle. Nicht nur die Konkurrenz stellt ihre<br />
olympische Nummer-eins-Position in Frage, auch intern<br />
mehren sich die Stimmen, die sich um den Stellenwert<br />
sorgen. Baustellen sind, neben nicht unumstrittenen Strategien<br />
bei der globalen Ausrichtung des Verbands, die Abhängigkeit<br />
der Ökonomie des Gemeinwesens vom Weltwirtschaftsklima<br />
und das durch das Dopingproblem latent<br />
gefährdete Vertrauensverhältnis zur Öffentlichkeit. Letzteres<br />
wiederum korreliert mit dem ökonomischen Zustand der<br />
IAAF.<br />
Als zu Beginn des Jahres mit dem Olympiasieger und Weltmeister<br />
über 400 m, LaShawn Merritt, erstmals nach der<br />
Balco-Affäre in den USA wieder ein höchst prominenter<br />
Athlet in die Falle der Dopingjäger ging, mahnte der Generalsekretär<br />
des US-Verbands, Doug Logan, die Auswirkungen<br />
dieses Falles gingen weit über Merritt hinaus. Es sei die Art<br />
des Athletenverhaltens - der Läufer hatte sich mit der dämlichen<br />
Ausrede, aus Sorge um sein Geschlechtsteil habe er ein<br />
verbotenes Mittel eingenommen -, die "den Wert des Sports<br />
in der kommerzialisierten Welt vermindert". Soll auch heißen:<br />
Solange die Leichtathletik immer wieder gestehen muss,<br />
dass unter ihren Besten Betrüger ihr Unwesen treiben, sieht<br />
sie sich zunehmenden Desinteresses ausgesetzt.<br />
Europa hat das bereits zu spüren bekommen. Der Kontinent<br />
gilt wohl immer noch als der leichtathletische Kernmarkt<br />
(zehn von 14 Eintagesmeetings der neuen IAAF-Serie Diamond<br />
League finden in Europa statt), aber die sportlichen<br />
Leistungen der Athleten aus der alten Welt bei Olympia und<br />
WM lassen sukzessive nach, und immer weniger TV-Geräte<br />
werden hier bei solchen Championaten eingeschaltet.<br />
Geschuldet ist das dem offenbar stärker als in Übersee<br />
ausgeprägten Misstrauen gegenüber manchen Sportlern und<br />
ihren Resultaten, dem Mangel an eigenen weltweit vermarktbaren<br />
Stars und der erdrückenden Dominanz der<br />
Wunderknaben und Powerfrauen aus der Karibik, den USA<br />
und Afrika. Dass die EBU, die Organisation der europäischen<br />
Staatssender, erstmals seit 1983 die TV-Rechte der IAAF<br />
nicht mehr kaufte, mag unter anderem auf die Überlegung<br />
zurückzuführen sein, die zuweilen frustrierende Vorherrschaft<br />
der Übersee-Sportler ihren Kunden nicht mehr ständig<br />
zumuten zu können. Die EBU hatte, nach der glanzvollen<br />
WM 2009, die Ware Leichtathletik als überteuert erkannt<br />
und - für den Zeitraum <strong>2010</strong> bis 2013 - 17 Millionen Dollar<br />
weniger geboten als in der vorausgegangenen Periode. Die<br />
IAAF sah sich folglich gezwungen, ihr TV-Paket (die sieben<br />
Events der WAS-Serie) zum alten EBU-Preis (80 Mio. Dollar)<br />
an das schwedisch-französische Medienunternehmen IEC zu<br />
verkaufen. Ob das ein kurzsichtiger Deal war, weil IEC unter<br />
Umständen weniger Reichweite garantieren kann, muss sich<br />
noch herausstellen.<br />
Die IAAF unter dem seit 1999 amtierenden senegalesischen<br />
Präsidenten Lamine Diack hat allem Anschein nach Europa<br />
ein Jahrzehnt sich selbst überlassen und seiner Rolle als<br />
Global Player und Entwicklungshelfer in rückständigen<br />
Kontinenten Vorrang eingeräumt. Ein IAAF-Councilmitglied<br />
hat die Vorgehensweise "Afrikapolitik mit afrikanischen<br />
Interessen" genannt, "die nicht ganz billig sind". Die Folge:<br />
die IAAF gibt mehr Geld aus als sie einnimmt. Der Schatzmeister,<br />
ein Franzose, schlug Alarm und empfahl einen<br />
Sparkurs; die Hoffnung, mit dem Geld der neuen<br />
Wettkampfserie Diamond League die Bilanz ausgleichen zu<br />
können, ging noch nicht auf. Ein Titelsponsor für die Liga<br />
war kurz vor deren Start nicht in Sicht.<br />
Die Europäer fürchten, Diack könnte 2011, wenn er 78 ist,<br />
noch mal antreten. Ein selbst gestecktes "Jahrhunderziel:<br />
Wiedergewinnung des Interesses und der Fantasie der<br />
Jugend", so formuliert in einem dieses Frühjahr herausgegebenen<br />
IAAF-Werbeprospekt ("Leichtathletik, der globale<br />
Sport"), mit dem drögen alten Herrn aus Dakar zu erreichen,<br />
können sich die Europäer nur schwer vorstellen. Sie sehnen<br />
sich nach einem eigenen, frischen, jüngeren Mann an der<br />
Spitze. Diack ist in der 98-jährigen Geschichte der IAAF der<br />
bisher einzige nicht-europäische Präsident.<br />
Wenn sie auch künftig als das wahrgenommen werden will,<br />
als das sie sich selbst sieht, als die "Essenz des Sports" (IAAF-<br />
Werbetext), was gleichzusetzen ist mit einer nachvollziehbaren<br />
überzeugend-realistischen Darstellung des olympischen<br />
Führungsanspruchs, dann muss die Leichtathletik zu oberst<br />
danach trachten, Vertrauen, nein, nicht, wie es die IAAF<br />
postuliert, zu mehren - sondern erst einmal zurück zu<br />
gewinnen. Doping darf diesen Sport nicht ins Abseits drängen.<br />
Einer, der an die Unerschütterlichkeit seines Sports<br />
glaubt, ist der britische IAAF-Mediendirektor Nick Davies. Er<br />
nannte die Nachricht vom jüngsten Dopingfall Merritt zwar<br />
"enttäuschend", das "Image der Leichtathletik aber auch<br />
stark genug, um zu überleben".<br />
27
Talent- und Nachwuchsförderung in<br />
Deutschland gerät in die Diskussion.<br />
Widersprüche und gegensätzliche, zum<br />
Teil ketzerische Positionen tauchen auf: Selbst<br />
Wissenschaftler streiten über den Königsweg<br />
im Spitzensport und zugleich über nachhaltige<br />
Gesundheits- und Talentpflege. Viele<br />
Fachverbände blicken lieber auf den Medaillen-Gipfel,<br />
pflegen die eingespielten Förderstrukturen,<br />
als dass sie deren Ergebnisse<br />
kritisch reflektieren.<br />
Professor Eike Emrich hat ergründet: Die Quote der Aussteiger<br />
und Fehlgeleiteten wächst. Hier gelte es mit ganzheitlichen,<br />
durchlässigeren und humaneren Förderstrukturen gegenzusteuern.<br />
Doch sind sie überhaupt gewollt in den festgefügten<br />
Sporthierarchien?<br />
Auch die Sport-Pädagogen Edgar Beckers und Swen Körner<br />
sehen in der Allmacht gängiger Konzepte, der Magie der<br />
Zahlen und Leistungsmessung ein Grundübel für humane und<br />
gedeihliche Nachwuchspflege. Die Ressourcen Kind, Talent<br />
und Gesundheit sind jedoch zu wertvoll, um sie Ideologien,<br />
falschen Propheten auf dem Gesundheitsmarkt und Leistungsdruck<br />
zu opfern.<br />
"Lineare Karrieren sind nicht die Regel", hat Eike Emrich (Universität<br />
Saarbrücken) nachgewiesen und stellt die Pyramide<br />
des Spitzensports und das eindimensionale Kadermodell auf<br />
28<br />
Wer kennt den Königsweg<br />
Sportwissenschaftler warnen vor<br />
im Spitzen- und Gesundheitsport<br />
den Kopf. Mit kritischen Befunden erschüttert er das Sportförderkonzept<br />
in Deutschland: Kader, Sportinternate, Eliteschulen,<br />
Olympiastützpunkte, Verbandshierarchien. "Organisationen<br />
machen, was sie immer gemacht haben, sie inszenieren sich<br />
rational. Solange der Bedarf gedeckt wird, muss ich mich auch<br />
nicht selbst quälen." Emrichs Systemkritik beschwört Ärger<br />
herauf. Das, was der Sportsoziologe zur Nachhaltigkeit in der<br />
Sportförderung herausfand, stößt Funktionären und Leistungsplanern<br />
in den Verbänden, aber auch den Wohltätern<br />
aus der Politik sauer auf.<br />
Der Querdenker ist im Gegensatz zu vielen Sportwissenschaftlern<br />
nicht salbungsvoller Theoretiker. Der frühere Hauptgeschäftsführer<br />
des Landessportverbandes Saarland, Leiter des<br />
Olympiastützpunktes Rheinland-Pfalz/Saarland und Vizepräsident<br />
Leistungssport des <strong>Deutsche</strong>n Leichtathletik-Verbandes<br />
(DLV) kennt die Praxis. Längsschnitt- und Querschnitt-Studien<br />
mit 3.800 Kaderlaufbahnen und 18.000 Datensätzen von<br />
Olympiateilnehmern, plus 1.500 Befragungen über Karrierewege<br />
ab dem Alter von zwölf Jahren dienen ihm als Argumentationshilfen.<br />
Einige Befunde:<br />
"Leute mit höher<br />
qualifiziertem<br />
Diplom sind nicht<br />
automatisch die<br />
besseren Trainer.<br />
Wenn man einmal<br />
jemand in der<br />
Spitze gehabt hat,<br />
dann schaffen sie<br />
es wieder. Dies gilt<br />
auch umgekehrt."<br />
Karrieren, also<br />
Menschen, aber<br />
auch Systeme sind<br />
nicht hundertprozentig<br />
steuerbar.<br />
Individualität,<br />
Persönlichkeit,<br />
Glück, Zufall,<br />
Begeisterung,<br />
Motivation, all das<br />
fließt mit ein.
zur Talentförderung?<br />
Irrwegen und Missständen<br />
Von Hans-Peter Seubert<br />
"Athleten sind erfolgreich, die mit investiven Risiken umgehen<br />
wie ein Unternehmer." Und die weniger in Stützpunkten<br />
behütet sind, sondern sich meist selbst organisieren. In offenen<br />
<strong>Gesellschaft</strong>en entscheiden Jugendliche heute rational<br />
und ökonomisch. Hier kommt die pädagogische Qualität des<br />
Trainings ins Spiel.<br />
Sie betont Kooperation und Gruppenerfahrung, nicht anordnen<br />
und nachahmen, befehlen und folgen - was Talente wie<br />
Spitzensportler entmündigt. Rigide Strukturen erzeugen<br />
Verlust an Aufmerksamkeit und Begeisterung - bis hin zum<br />
Ausstieg (Dropout).<br />
Ob Mannschafts- oder Individual-Sportarten, Emrichs Befunde<br />
zeigen die gleiche Effizienz. Seine Thesen kosteten ihn den<br />
Platz im Präsidialausschuss Leistungssport des <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Olympische</strong>n Sportbundes (DOSB). "Ich bin ja wegen der<br />
Befunde sehr angegriffen worden." Denn die Diskussion um<br />
das richtige, medaillenträchtige Nachwuchsförderkonzept ist<br />
emotional aufgeladen. "Die Orientierung allein an Medaillen<br />
halte ich für<br />
äußerst gefährlich.<br />
Wir können in der<br />
Wissenschaft<br />
nicht mehr so tun,<br />
als wäre das<br />
richtig. Ich war<br />
gegen die <strong>Olympische</strong>nJugendspiele,<br />
weil sie noch<br />
mal eine<br />
Beschleunigung<br />
der aktuellen<br />
Fehler bringen."<br />
Emrich fordert gar<br />
mehr Geld und<br />
Aufmerksamkeit in<br />
die Keimzellen<br />
(Vereine) mit<br />
hoher Effizienz in<br />
der Talentförderung<br />
zu investieren<br />
und nicht<br />
Ressourcen mit<br />
unnützen oder<br />
fragwürdigen Programmen für Eliten zu vergeuden: "Verein,<br />
das ist die Basis, aber im Kern bleibt sie unbeachtet, weil wir<br />
immer über die Veredlung nachdenken." Übertriebene Fürsorge<br />
in Training und Wettkampf erzeugt "risikoscheue Athleten<br />
und Sportbeamte". Talente "möglichst schon im embryonalen<br />
Zustand im Mutterleib" zu entdecken, sie frühzeitig in Kader<br />
zu stecken und aufzupäppeln, noch mehr Training, Kontrolle,<br />
Diagnostik und Steuerung einzusetzen und sie in sportbetonten<br />
Schulen zielführend auszubilden, sei ein Irrweg. Hier ist die<br />
Fluktuation enorm. Und am Ende kommt häufig nicht der<br />
organisierte Olympiasieger heraus.<br />
50 Prozent der D-Kaderathleten werden nach einem Jahr<br />
ausgetauscht oder wechseln die Sportart. Talente, die später in<br />
die Karriere einsteigen oder in mehreren Disziplinen Erfahrungen<br />
sammeln, sind meist erfolgreicher als jene, die früh beginnen<br />
und früh Erfolge haben. Selbst höhere Trainingsbelastungen<br />
bieten keine Gewähr für mehr Medaillen. Sportler, die von<br />
Verletzungen zurückgeworfen werden oder sich selbst Auszeiten<br />
gönnen, sind danach häufig erfolgreicher als jene, die von<br />
klein auf ohne Pause Leistungsdruck ausgesetzt werden.<br />
Professor Swen Körner (Universität Hildesheim), kritisiert die<br />
Gesundheitsdiskussion als gesundheitspolitische und Medien-<br />
Inszenierung. Großen Anteil tragen der organisierte Sport und<br />
die Sportwissenschaft. "All diesen Beobachtern, die beobachten,<br />
was die Beobachter beobachten", gehe es weniger um<br />
Ursachenforschung und -bekämpfung. Darunter leiden<br />
Gesundheits- und Talentförderung.<br />
29
Die Sportwissenschaft liefert Diagnosen und Statistiken, Messund<br />
Testverfahren, sichert sich lukrative Forschungsaufträge<br />
auf dem Megamarkt Gesundheit - ist damit Teil des Problems.<br />
Der organisierte Sport bringt sich als Resonanz-Verstärker mit<br />
Slogans und Kampagnen nachhaltig in Stellung. Steigende<br />
Gesundheitskosten legitimieren aufwendige Kampagnen und<br />
millionenschwere Aktionspläne.<br />
Der altgediente Sportpädagoge Professor Edgar Beckers<br />
(Ruhr-Universität Bochum) stellt nicht die bewegungsfaulen<br />
Kinder an den Pranger, sondern die <strong>Gesellschaft</strong>. "Jugend ist<br />
keineswegs so schlecht und schwach, wie auch in der Sportwissenschaft<br />
häufig behauptet wird. Reizarmut und Reizüberflutung<br />
verstärken die Suche nach Abenteuer und Kick." Spaß<br />
statt Training ist angesagt. Viele Sportvereine wissen auf den<br />
veränderten Lebensstil keine Antworten.<br />
Deutschland hat erheblichen Modernisierungsdruck im Kinder-<br />
und Schulsport. "Hertha-Niveau in der Bundesliga, das ist<br />
unser Niveau im Elementarbereich", tadelt Professor Werner<br />
Schmidt (Universität Duisburg-Essen) und unterlegt diese<br />
These mit Daten. Er fordert Bewegungskindergärten ab drei<br />
Jahren und qualifizierte Ausbildung der Betreuer. "In Skandinavien<br />
ist Kindergärtnerin ein Studienfach." Bewegte Grundschule<br />
flächendeckend, grundsätzliche Abkehr von früher,<br />
sportspezifischer Spezialisierung, dafür vielseitige Grundausbildung:<br />
Die Schweiz sammelt gute Erfahrungen damit.<br />
"In Skandinavien ist es Kraft Kindersportgesetz verboten, bis<br />
zwölf Jahre reguläre Wettkämpfe anzubieten." Er vermisst<br />
bisher auch Basislehrpläne für alle Sportfachverbände (Koordi-<br />
30<br />
nation, Bewegungsvielfalt, kleine einfach erlernbare Spiele).<br />
Dieses Umsteuern wäre relativ kostenneutral. Der Mitherausgeber<br />
des ersten und zweiten "<strong>Deutsche</strong>n Kinder- und<br />
Jugendberichtes" sieht in der Misere des Schulsports ein<br />
Grundübel - auch für die Talentpflege. Kinder mit fünf Stunden<br />
Sitzunterricht verlieren 40 Prozent ihrer Aufmerksamkeit<br />
in der letzten Stunde. Kinder mit zwei großen Bewegungspausen<br />
(je 30 Minuten) sind zwölf Prozent konzentrierter. Ein<br />
Schulalltag, der bewegt, sorgt für 52 Prozent mehr Konzentration.<br />
Derzeit werden von drei höchstens 2,2 Stunden Sport in<br />
Grundschulen gehalten - meist fachfremd.<br />
Im Elementarbereich betreut eine Kindergärtnerin 24 Sprösslinge.<br />
Lediglich für 11,2 Prozent gibt es Kindertagesplätze. In<br />
Skandinavien setzt Ganztagsbetreuung im zweiten Lebensjahr<br />
ein. Hierzulande werden viele Kinder erst mit sechs Jahren<br />
angesprochen. Im Primarbereich (Grundschule) arbeiten 80<br />
Prozent nicht ausgebildete Sportlehrer. Das Durchschnittsalter<br />
der Pädagogen heute: 55 Jahre.<br />
Professor Klaus Bös (Uni Karlsruhe), der das Motorik-Modul<br />
(Testreihe) entwickelt hat und damit erschreckende Defizite<br />
im Kindes- und Jugendalter nachweist, unterstreicht: "Wir<br />
brauchen den Körper, weil wir mit dem Körper unsere Persönlichkeit<br />
ausdrücken. Der Schlüssel zur persönlichen Leistungsfähigkeit."<br />
Bös löst sich vom engen Sportbegriff und rückt<br />
qualifizierte Bewegung und Beweglichkeit in den Vordergrund.<br />
Es geht um Vielfalt und Könnenserfahrung. "Kinder<br />
brauchen Bewegung, aber sie brauchen sicher auch Sport<br />
(tägliche Bewegungszeit im Unterricht)." Laufen und Springen<br />
bilden die Basis für Leistungsfähigkeit: "Diese grundmotorischenFertigkeiten<br />
sind<br />
schlechter geworden."<br />
Auch weil<br />
klassische Bewegungsformen<br />
schwieriger zu<br />
erlernen sind.<br />
"Trendsportarten<br />
lernen sie viel,<br />
viel, viel schneller."<br />
Die Ganztagsschule<br />
begreift Bös als<br />
Chance für den<br />
Sport - auch für<br />
die Talentförderung.<br />
Doch muss<br />
die Kooperation<br />
zwischen Schule<br />
und Verein nachhaltig<br />
und neu<br />
begründet werden.
Zwei Jahrzehnte darf sich der Spitzensport<br />
hierzulande wieder als "gesamtdeutsch"<br />
bezeichnen, und aller berechtigter und<br />
überzogener Kritiken am früheren ostdeutschen<br />
"Medaillenproduktions-System nach Staatsplan"<br />
zum Trotz scheint mittlerweile eine Erkenntnis<br />
unleugbar: Strategisch ist es sehr sinnvoll<br />
gewesen, das Konglomerat der ehemaligen<br />
Kinder- und Jugendsport-Schulen (KJS) zu<br />
adaptieren und dem bundesdeutschen Leistungssport in<br />
modifizierter Form als wichtige Größe einzuverleiben. Insgesamt<br />
40 "Eliteschulen des Sports" existieren momentan in<br />
unterschiedlicher Form und Gestalt bis hin zum Verbund<br />
mehrerer Schulen in derselben Stadt. Wie gut diese Spezialeinrichtungen<br />
funktionieren, wie groß - bei allem Nutzen -<br />
noch die qualitativen Unterschiede sind und wo der Hebel zur<br />
Optimierung anzusetzen ist, das soll eine gründliche Evaluierung<br />
noch in diesem Jahr herausfinden. Die Analyse ist dringend<br />
geboten, um über dem Erfolg des "Gesamtsystems<br />
Eliteschule" mit seinem besonderen Profil für junge Leistungssportler<br />
nicht die Augen vor Mängeln und suboptimalen<br />
Bedingungen an den einzelnen Standorten zu verschließen.<br />
Naiv wäre zu meinen, dass überall und immer schon Elite drin<br />
ist, wo Elite drauf steht.<br />
Diesen kritischen Blick stets zu pflegen und nicht in Zufriedenheit<br />
zu erstarren, dies ist nicht zuletzt das Verdienst des<br />
wichtigsten Sponsors aus der Wirtschaft. Der <strong>Deutsche</strong> Sparkassen-<br />
und Giro-Verband (DSGV) unterstützt die Eliteschulen<br />
bereits seit 1997, also seit der Begründung<br />
dieses bundesdeutschen Fördersystems. Der<br />
Zentralverband ist somit ein Partner des deutschen<br />
Sports, dem nicht nur die aktuellen<br />
Olympiamannschaften am Herzen liegen, sondern<br />
der zugleich systematisch zur Entwicklung<br />
und zum Aufbau des deutschen Teams beiträgt<br />
und vor diesem Hintergrund bereits in der<br />
Vergangenheit einige kritische Überprüfungen<br />
des Eliteschul-Systems und seiner einzelnen<br />
Standorte maßgeblich initiierte und vom organisierten<br />
Sport regelrecht einforderte. Dies wird<br />
der Sponsor auch weiterhin so halten. Erst recht,<br />
nachdem Anfang vorigen Jahres der Kanu-<br />
Olympiasieger Andreas Dittmer nach dem Ende<br />
seiner großartigen sportlichen Karriere ins<br />
Ressort "<strong>Gesellschaft</strong>liches Engagement und<br />
Veranstaltungsmanagement" wechselte und<br />
beim DSGV nunmehr ein ausgewiesener Fachmann,<br />
der einst selbst eine Eliteschule besuchte,<br />
im Ressort Sportsponsoring und Sportförderung<br />
tätig ist.<br />
"Gerade in Einzelsportarten ist meines Erachtens<br />
heute gar kein anderer Weg mehr möglich,<br />
um ganz nach oben zu kommen. In diesen<br />
32<br />
Die Eliteschulen und<br />
Unverzichtbares Strukturelement<br />
Sportarten ist das System der Eliteschulen des Sports alternativlos",<br />
lautet die generelle Einschätzung des Experten. Ungeachtet<br />
dessen gelte es, "dieses wichtige Strukturelement im<br />
Blick zu behalten und zukunftsfähig zu gestalten". Wobei der<br />
Fokus möglichst nicht auf das "System Eliteschulen"<br />
beschränkt werden sollte. Schließlich existiert es nicht im<br />
luftleeren Raum. Vielmehr ist es existenziell eingebunden in<br />
ein "Vorher" und ein "Nachher". Gelingt es nicht, stets genügend<br />
hoffnungsvolle Nachwuchssportler für diese spezielle<br />
Schulform zu gewinnen, trocknet sie aus. Und sie würde am<br />
anderen Ende veröden, wenn es nicht gelingt, den potentiellen<br />
Medaillengewinnern von morgen auch nach dem Abitur<br />
oder einem anderen Schulzeugnis mit Hilfe von Bundeswehr,<br />
Wirtschaft oder Universitäten weiterhin professionelle leistungssportliche<br />
Rahmenbedingungen zu ermöglichen.<br />
Was den Prozess der bevorstehenden Evaluation des Systems<br />
im engeren Sinne anlangt, verstehe sich der Sparkassenverband<br />
Dittmer zufolge "als Partner, der Wert darauf legt, dass<br />
die Qualitätskriterien an diesen Schulen in der Praxis tatsäch-
ihre erfolgreichen Absolventen:<br />
im deutschen Leistungssport Von Andreas Müller<br />
lich eingehalten werden". "Grundsätzlich muss das Ziel sein,<br />
dass dort, wo Elite drauf steht, auch Elite drin sein muss",<br />
unterstreicht Andreas Dittmer. "Beispielsweise sind leistungsstarke<br />
Trainingsgruppen mit genügend Bundeskadern oder<br />
die auf die jungen Talente zugeschnittene zeitliche Flexibilisierung<br />
von Schul- und Trainingsabläufen zwei der unerlässlichen<br />
Kriterien. Selbstverständlich ist uns als Förderer bewusst,<br />
dass Bildungspolitik der Hoheit der jeweiligen Bundesländer<br />
unterliegt. Trotzdem muss es möglich sein, an jede Eliteschule<br />
des Sports ein und denselben Maßstab anzulegen, egal in<br />
welchem Bundesland sie sich befindet. Mit der Evaluation<br />
werden wir die Chance bekommen, sowohl ein objektives Bild<br />
von den einzelnen Standorten zu erhalten als auch einen<br />
genauen Überblick über die aktuelle Situation des Gesamtsystems<br />
aller Eliteschulen."<br />
Ein fundamentales Ergebnis steht schon fest, bevor der große<br />
Eliteschul-Test begonnen hat: Ungeachtet aller im Detail<br />
noch zu ermittelnden Nachjustierungen bleibt dieses System<br />
unverzichtbar. Im Gegenteil scheint es sogar mehr und mehr<br />
an Bedeutung zu gewinnen, wie<br />
insbesondere der Blick auf die<br />
deutsche Mannschaft bei den<br />
<strong>Olympische</strong>n Winterspielen in<br />
Vancouver und deren sportliche<br />
Ergebnisse belegen. Insgesamt<br />
waren am Gewinn der 30 olympischen<br />
Medaillen für Deutschland<br />
43 Athletinnen und Athleten<br />
beteiligt. Von den Medaillengewinnern<br />
haben 35 eine<br />
Eliteschule erfolgreich besucht,<br />
und einer der erfolgreichen<br />
Athleten drückt dort sogar noch<br />
in Oberstdorf die Schulbank: der<br />
18-jährige Johannes Rydzek, der<br />
im Teamwettbewerb in der<br />
Nordischen Kombination Bronze<br />
gewann.<br />
Das heißt: Insgesamt gehen fast<br />
84 Prozent aller deutschen<br />
Medaillen von Vancouver,<br />
Whistler und Richmond auf das<br />
Konto von Eliteschülern. Darunter<br />
Bobfahrer André Lange, der<br />
in Oberhof zur Schule ging und mit vier Mal Olympiagold<br />
nun der erfolgreichste Bobpilot aller Zeiten ist, die Rodel-<br />
Olympiasieger Tatjana Hüfner (Eliteschule Oberwiesenthal)<br />
und Felix Loch (Berchtesgaden) und die Goldmedaillen-<br />
Gewinnern Daniela Anschütz-Thoms, Stephanie Beckert und<br />
Katrin Mattscherodt (Eisschnelllauf), alle Absolventinnen der<br />
Eliteschule in Erfurt. In diese Reihe der "Golden Girls" gehören<br />
ebenfalls die Alpinen Maria Riesch und Viktoria Rebensburg<br />
(beide Berchtesgaden) und die Skilangläuferinnen Claudia<br />
Nystad (Oberwiesenthal) und Evi Sachenbacher-Stehle<br />
(Berchtesgaden). Auf anderen Wegen zu olympischen Meriten<br />
gelangten aus der deutschen Vancouver-Mannschaft einzig<br />
Magdalena Neuner und Martina Beck (Biathlon), Richard<br />
Adjei (Bob), Kerstin Szymkowiak (Skeleton), Anni-Friesinger-<br />
Postma (Eisschnelllauf), Aljona Savchenko (Eiskunstlauf) und<br />
Miriam Gössner (Skilanglauf). Parallel zu den sportlichen<br />
Erfolgen spiegelte sich der Stellenwert des Eliteschul-Systems<br />
zugleich in der Zusammensetzung des Olympiateams wieder.<br />
Von den insgesamt 153 deutschen Sportlerinnen und Sportlern,<br />
die für die XXI. Winterspiele als deutsche Teilnehmer<br />
nominiert wurden, waren 79 ehemalige oder aktuelle Schüler<br />
von "Eliteschulen des Sports". Das entspricht einer Quote von<br />
51,6 Prozent, und das bedeutet eine weitere Steigerung<br />
gegenüber den Winterspielen von 2006 in Turin, bei denen 78<br />
von 162 deutschen Teilnehmern aus einer Eliteschule kamen<br />
und diese Quote bei 48,1 Prozent gelegen hatte.<br />
Eingedenk dieser qualitativ wie quantitativ erfreulichen Entwicklung<br />
ist sowohl dem DSGV als auch dem <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Olympische</strong>n Sportbund (DOSB) sehr daran gelegen, dieses<br />
Erfolgsmodell stärker ins Licht der Öffentlichkeit zu stellen.<br />
Eine der Neuerungen auf dem Weg dahin war die erstmalige<br />
Vergabe der gemeinsamen Auszeichnung "Eliteschüler des<br />
Jahres". Bei der Premiere durften sich gleich zwei Sportlerinnen<br />
über die Prämie von jeweils 5.000 Euro freuen: Die Rennkanutin<br />
Franziska Weber von der "Friedrich-Ludwig-Jahn-<br />
Schule" in Potsdam und Turnerin Marie-Sophie Hinderman<br />
vom Wirtemberg-Gymnasium in Stuttgart-Untertürkheim.<br />
"Das kommt für mich völlig überraschend", kommentierte die<br />
20-jährige Franziska Weber den Ausgang der Wahl. Auch die<br />
18jährige Turnerin Marie-Sophie Hindermann war zunächst<br />
völlig perplex. "Damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet,<br />
weil ich ja im vergangenen Sommer mein Abitur gemacht<br />
und die Schule schon verlassen habe. Ich dachte erst, gemeint<br />
ist meine Schwester Giulia, die ebenfalls turnt und in die<br />
33
zehnte Klasse geht." Dass die beiden Preisträgerinnen im<br />
vergangenen Jahr äußerst erfolgreich ihre Abiturprüfungen<br />
bestanden, das hatte die Jury um den DOSB-Vizepräsidenten<br />
und Vorsitzenden des Arbeitskreises "Eliteschulen", Eberhard<br />
Gienger, ebenso überzeugt wie die sportlichen Leistungen der<br />
beiden jungen Frauen.<br />
Gerade der Eliteschule entwachsen, ist Beiden bereits der<br />
internationale Durchbruch bei den Großen gelungen und der<br />
Sprung in die absolute Weltspitze geglückt. "Obwohl die Idee<br />
ist, diese neue Auszeichnung jedes Jahr nur an eine Sportlerin<br />
oder an einen Sportler zu vergeben, haben wir gleich beim<br />
Start eine Ausnahme machen müssen. Denn beide Sportlerinnen<br />
haben es absolut verdient. Also haben wir uns gesagt:<br />
Zeichnen wir sie gemeinsam aus", kommentierte Gienger die<br />
Entscheidung unter insgesamt 40 Kandidaten aus dem<br />
gesamten Bundesgebiet. Jede der insgesamt 40 Eliteschulen<br />
hatte für die Wahl einen Kandidaten ins Rennen geschickt.<br />
Für sie sei die Ehrung so etwas "wie Balsam" und eine "große<br />
Ermutigung", bekennt Marie-Sophie Hindermann, die jüngst<br />
eine lange Verletzungsphase glücklich überstanden hat. Seit<br />
2003 fuhr die Tübingerin sechs Jahre lang jeden morgen um<br />
6.06 Uhr mit dem Zug rund eine Stunde nach Stuttgart zur<br />
Schule und zum Training. Erst abends kehrte sie meist mit<br />
ihrer Mutter Marie-Luise, die in der Landeshauptstadt als<br />
Landestrainerin die 7- und 8-jährigen Talente betreut, nach<br />
Hause zurück. Der Aufwand und die Mühen haben sich<br />
gelohnt. Nicht nur, dass die 48 Kilo leichte Mehrkampf- und<br />
Stufenbarrenspezialistin an der Eliteschule ihr Einser-Abitur im<br />
G8-Rhythmus baute und damit ein Jahr weniger brauchte, als<br />
nötig gewesen wäre. Zugleich entwickelte sie sich parallel<br />
dazu unter den Fittichen ihrer russischen Trainerin Tamara<br />
Khoklova zur größten deutschen Medaillenhoffnung. "Marie-<br />
Sophie ist hoch talentiert, ausdrucksstark und eine ausgesprochen<br />
schöne Turnerin", lobt Cheftrainerin Ulla Koch die grazile<br />
Athletin mit dem phänomenalen Bewegungstalent. "Wenn sie<br />
die Führungsrolle nicht schon heute besitzt, so wird sie diese<br />
spätestens in ein, zwei Jahren übernehmen", meinte Ulla Koch<br />
bereits nach der Heim-WM 2007, als sich die deutsche<br />
Damenriege mit Platz zehn für die <strong>Olympische</strong>n Sommerspiele<br />
ein Jahr später in Peking qualifizieren konnte und Marie-<br />
Sophie Hindermann im Mehrkampf Platz 14 sowie an ihrem<br />
Lieblingsgerät, dem Stufenbarren, Rang fünf belegte.<br />
Unmittelbar im Vorfeld der Spiele erlitt sie einen Anriss der<br />
Achillessehne, so dass die Spitzenturnerin zwar die wunderbare<br />
olympische Atmosphäre miterleben, aber nicht im Mindesten<br />
ihr Leistungsvermögen abrufen konnte. "Ich hatte<br />
Schmerzen ohne Ende und war vor jedem Auftritt gehemmt,<br />
besonders beim Sprung", erinnert sich Marie-Sophie an ihre<br />
Olympiapremiere, die für ihr Team mit Platz 12 endete und für<br />
sie persönlich mit Platz 55 im Mehrkampf und jenseits der 70<br />
am Stufenbarren, auf dem Schwebalken und am Boden. Damit<br />
nicht genug, erwies sich die Verletzung als derart kompliziert<br />
34<br />
und langwierig, dass nach Peking fast ein Jahr kaum noch an<br />
Training und schon gar nicht an Wettkämpfe zu denken war.<br />
Die Weltmeisterschaften 2009 in London waren ebenso tabu<br />
wie andere große Wettkämpfe. Erst im Oktober vorigen Jahres<br />
durfte Marie-Sophie Hindermann wieder internationales<br />
Parkett betreten, als sie beim Weltcup in Doha/Katar mit Rang<br />
drei am Stufenbarren und Rang fünf am Boden auf Anhieb<br />
wieder Anschuss an die Weltspitze fand.<br />
An ein Ende ihrer jungen Karriere habe sie in der Zeit davor<br />
"zwar nie gedacht, aber ich habe gezweifelt", unterstreicht<br />
die anmutige Athletin des <strong>Deutsche</strong>n Turner-Bundes (DTB).<br />
Dessen ungeachtet lässt sie durchklingen, dass sich der<br />
Gedanke an ein Ende der Laufbahn bei ihr sofort einstellen<br />
könnte, sollte sie abermals vom Verletzungspech verfolgt<br />
werden. "Insofern ist <strong>2010</strong> ein ganz wichtiges Jahr für mich",<br />
blickt die ausgezeichnete Eliteschülerin voraus und ergänzt<br />
hoffnungsvoll: Zum Glück habe ich gerade keinerlei<br />
Beschwerden." Der sportliche Jahreshöhepunkt werden für<br />
die Turnerin, die inzwischen der Bundeswehr-Sportfördergruppe<br />
in Todtnau angehört, die Weltmeisterschaften im<br />
Herbst in Rotterdam sein. Damit die ewige Pendelei ein Ende<br />
nimmt, beabsichtigt Marie-Sophie Hindermann, alsbald eine<br />
eigene Wohnung in Stuttgart zu beziehen - sowie in Sachen<br />
"Kopfarbeit" ein Studium an der Fernuniversität Hagen im<br />
Fach Psychologie aufzunehmen, als vorgeschaltete Etappe für<br />
ein späteres Medizin-Studium. Damit die junge Frau auch<br />
nach prächtig bestandenem Abi ihre "grauen Zellen" in Bewegung<br />
hält, gibt sie derzeit nebenbei für Schüler in den Klassenstufen<br />
12 und 13 Nachhilfe-Unterricht im Fach Mathematik.<br />
"Ich muss mich beschäftigen. Ich bin ein Typ, der sich<br />
immer auch geistig beschäftigen muss", gesteht sie. "Wenn<br />
man das jetzt vernachlässigen würde, dann wäre es schwer,<br />
nach der sportlichen Karriere wieder rein zu kommen." Was<br />
Marie-Sophie mit dem Preisgeld machen will, davon hat sie<br />
schon ganz konkrete Vorstellungen. Vielleicht ein längerer<br />
Trainingsaufenthalt in den USA.<br />
Franziska Weber indes hat für die 5.000 Euro im Sinne der<br />
sportlichen oder beruflichen Karriere noch keinen Verwendungszweck<br />
parat. "Das muss ich erst einmal sacken lassen",<br />
erklärt die Potsdamerin und verweist auf ihre ohnehin sehr<br />
beschränkten zeitlichen Freiräume in den nächsten Monaten.<br />
Schließlich laufe die Saisonvorbereitung bei den fleißigen<br />
Medaillensammlern des <strong>Deutsche</strong>n Kanu-Verbandes (DKV)<br />
stets nach bewährtem Rhythmus ab. Zu Jahresbeginn verbrachte<br />
Franziska Weber, die 2008 bei der Heim-EM in Brandenburg<br />
mit Fanny Fischer im Zweier-Boot über 500 Meter<br />
Bronze gewann und im Vorjahr bei EM wie WM jeweils Silber<br />
im Einer über die nichtolympische 1000-Meter-Distanz holte,<br />
knapp zwei Wochen beim Grundlagentraining in der Höhe<br />
von St. Moritz in der Schweiz. Am 31. Januar ging es für die<br />
Nationalmannschaft zum dreiwöchigen "Wärme-Trainingslager"<br />
nach Florida, ehe später nach der Rückkehr aus den USA<br />
die Boote zuhause am Ufer des Templiner Sees ausgepackt
wurden und die unmittelbaren Vorbereitungen auf die ersten<br />
internen Sichtungs- und Qualifikationsrennen begannen. Der<br />
Saisonhöhepunkt wartet Mitte August mit den Weltmeisterschaften<br />
im polnischen Posen. "Je nach den Leistungen, die<br />
man bringt, werden die Boote in jedem Jahr neu zusammengesetzt.<br />
Erfolge aus dem Vorjahr zählen da nichts mehr",<br />
weiß Franziska Weber. Gerade für sie als junge Athletin gelte<br />
es darum, sich "überhaupt erst mal für ein Boot anzubieten,<br />
ganz egal welches". Ein Platz in einem Kanu, das 2012 in<br />
London um olympische Medaillen fährt, wäre ihr natürlich<br />
am liebsten. Daraus macht die junge Frau, die inzwischen an<br />
der Fachhochschule Potsdam Bauingenieurwesen studiert,<br />
keinerlei Hehl.<br />
Die Qualifikation für die Sommerspiele 2008 sei für sie in<br />
ihrem ersten Jahr bei den Senioren noch eine "unlösbare<br />
Aufgabe" gewesen. Mit Blick auf das Großereignis in zwei<br />
Jahren an der Themse soll das selbstverständlich anders<br />
werden. Die Auszeichnung als "Eliteschülerin des Jahres"<br />
komme ihr da als Motivationsspritze gerade recht. Einen<br />
ähnlichen psychologischen Schub gab es für Franziska<br />
Weber, die zwischen 2001 und 2009 vom Potsdamer Stadtteil<br />
Eiche zumeist mit dem Fahrrad, manchmal aber auch mit<br />
dem Bus zur Schule fuhr, bereits im vergangenen Jahr. Ihr<br />
Abiturzeugnis hatte sie just zur Siegerehrung zusammen mit<br />
der Bronzemedaille bei der Heim-EM am Beetzsee aus den<br />
Händen des brandenburgischen Ministerpräsidenten Matthias<br />
Platzeck bekommen. "Ein besonderes Erlebnis, das man<br />
bestimmt nicht vergisst." Umziehen wird Franziska Weber in<br />
ihrem neuen Leben nach dem Ende der Schulzeit anders als<br />
Marie-Sophie Hindermann jedoch vorerst nicht. Das sei keine<br />
Option, winkt sie ab. "Dafür habe ich mich an meine Trainingseinheiten<br />
mit dem Fahrrad inzwischen zu gut<br />
gewöhnt."<br />
"Überragende sportliche Erfolge", "sehr gute und schulische<br />
Leistungen", "Zielstrebigkeit", "professionelle Einstellung",<br />
"Vorbildfunktion für die Mitschüler", "gute sportliche Perspektiven<br />
hinsichtlich erfolgreicher Olympiateilnahmen", all diese<br />
Kriterien erfüllen die beiden Preisträgerinnen mit Bravour, so<br />
das eindeutige Votum aus dem Arbeitskreis Eliteschulen. "Die<br />
Idee mit diesem neuen Preis finde ich großartig", sagt Eberhard<br />
Gienger, und Andreas Dittmer verspricht sich von der<br />
Neuerung zugleich eine bessere Lobbyarbeit für das Netzwerk<br />
der Eliteschulen des Sports. "Genau dahin gehen unsere<br />
Intentionen, die wir mit diesem Preis verbinden. Natürlich<br />
braucht dieses System mehr öffentliche Aufmerksamkeit, und<br />
damit ist zugleich ein Ansporn für die jungen Athleten verbunden."<br />
Die Eliteschulen als Einrichtungen an sich seien<br />
"inzwischen kein Fremdwort mehr". Doch was dort genau<br />
geschieht, wie an diesen Einrichtungen der Alltag für die<br />
jungen Sportler aussieht und unter welchen Bedingungen sie<br />
dort lernen, trainieren und leben, das sei noch viel zu wenig<br />
bekannt.<br />
Für Dittmer selbst jedenfalls, der in seiner aktiven Zeit die<br />
Eliteschule in Neubrandenburg durchlief, und die beiden<br />
Preisträgerinnen Marie-Sophie Hindermann und Franziska<br />
Weber ist dieses Instrument der Spitzensport-Förderung<br />
"alternativlos". "Diesen Weg hätten wir auf keiner anderen<br />
Schule zurücklegen können", sagen die beiden Preisträgerinnen<br />
unisono und berichten von vielen Stunden versäumten<br />
Unterrichts, die durch individuelle Lösungen kompensiert<br />
worden sind. Weil etwa Turnerinnen schon in relativ jungen<br />
Jahren in die Weltspitze vorstoßen, hatte Marie-Sophie<br />
Hindermann bereits frühzeitig regelmäßig die ersten beiden<br />
Unterrichtsstunden des Tages zu Gunsten des Trainingssausen<br />
lassen dürfen und dafür den Stoff nachmittags entweder<br />
allein oder im Einzelunterricht mit einem Lehrer nachgeholt.<br />
Auch spezielle Hausaufgaben für die Fehlzeiten, da Eliteschüler<br />
zu Wettkämpfen oder Trainingscamps unterwegs sind,<br />
gehören zum Standard. Ebenfalls lobt Franziska Weber ihre<br />
Schule als "extrem kooperativ". Vor oder nach besonders<br />
extensiven Trainingslagern von drei oder vier Wochen sei es<br />
sogar möglich gewesen, den verpassten Unterricht gemeinsam<br />
mit den Pädagogen in den Schulferien nachzuholen.<br />
"Dass die Lehrer in dieser Zeit zusätzlich zur Arbeit kommen",<br />
weiß die Rennkanutin, "so etwas wäre auf einer anderen<br />
Schule bestimmt nicht drin."<br />
35
Glücksfall GlücksSpirale<br />
W<br />
enn vom organisierten Sport die Rede ist, öffnet sich<br />
gleich in mehrfacher Hinsicht das Tor zum großen<br />
Millionenspiel. Rund 27,5 Millionen Mitgliedschaften verzeichnet<br />
die Dachorganisation <strong>Deutsche</strong>r <strong>Olympische</strong>r Sportbund<br />
(DOSB). Millionen Menschen auf der einen erfordern<br />
auf der anderen Seite aber auch Millionen von Euro, um von<br />
den 91.000 Vereinen an der Basis bis hinauf in die Spitzenverbände<br />
und Olympiastützpunkte gute Arbeit leisten und den<br />
Anforderungen der Zeit gerecht werden zu können. Ob Babyturnen,<br />
Senioren- und Koronarsport, Integrationsarbeit,<br />
Trainer- und Übungsleiterausbildung, Talentförderung - von<br />
der Vereinslandschaft bis in die Olympiakader - , es soll für<br />
die Sportlerinnen und Sportler ein qualitativ hochwertiges<br />
Angebot präsentiert werden, das aber auch in Zeiten knapper<br />
Kassen finanziert werden muss.<br />
Und dazu gibt es zum Glück noch ein weiteres Millionenspiel.<br />
Die Lotterie GlücksSpirale, die sich seit ihrer Gründung im<br />
Jahre 1970 - ursprünglich zur Mitfinanzierung der <strong>Olympische</strong>n<br />
Spiele 1972 - zu einem Glücksfall für den Sport und zu<br />
einer festen Größe in Deutschland entwickelt hat. Mit den<br />
Zweckerträgen aus der GlücksSpirale werden junge Sportler<br />
auf ihrem Weg nach oben ebenso gefördert wie Maßnahmen<br />
des Breitensports und der sozialen Herausforderungen wie<br />
Behindertensport und Integration. Die GlücksSpirale ist nicht<br />
nur eine interessante und beliebte Lotterie, die etlichen<br />
Menschen großzügige Renten und Riesengewinne beschert,<br />
sondern sie leistet mit der Förderung des Sports, der Wohlfahrt<br />
und der Denkmalpflege auch einen gesellschaftspolitisch<br />
nicht hoch genug einzuschätzenden Beitrag. Die Glücks-<br />
Spirale hilft an vielen Stellen, häufig unsichtbar, aber immer<br />
wirksam.<br />
Diese Hilfe genießt der Sport, der in der Person von Willi<br />
Daume zu den Motoren der Gründung dieser erfolgreichen<br />
Rentenlotterie gehört, seit nunmehr vier Jahrzehnten. 40<br />
Jahre GlücksSpirale bedeutet 40 Jahre glückliche Gewinner,<br />
aber auch 40 Jahre gute Taten. Immerhin ist seit 1970 eine<br />
Summe von mehr als 1,5 Milliarden Euro zusammengekommen.<br />
Davon über 600 Millionen alleine für den Sport. In<br />
Berlin wurde der 40. Geburtstag kürzlich bei einem "Gipfeltreffen"<br />
der Destinatäre von Sport, Wohlfahrt und Denkmalpflege<br />
und dem veranstaltenden <strong>Deutsche</strong>n Lotto-Totto-<br />
Block groß gefeiert. "Schaut her", riefen die Protagonisten.<br />
"Schaut Euch wunderbar hergerichtete Baudenkmäler, gute<br />
Betreuungssituationen für Alte, Kranke und Behinderte und<br />
eine florierende Sportlandschaft an. Das alles wäre ohne die<br />
GlücksSpirale nicht möglich." Personifiziert wurde der Glücksfall<br />
GlücksSpirale in Berlin durch den vierfachen Olympiasieger<br />
im Bobfahren, André Lange. Er bedankte sich als direkt<br />
Betroffener beim 40. Geburtstag bei der GlücksSpirale für die<br />
36 OF-K<br />
zuverlässige, stetige Förderung. Er sprach den Dank im Beisein<br />
des DOSB-Präsidenten Thomas Bach für die Millionenschar<br />
der Sportlerinnen und Sportler aus, die von der GlücksSpirale<br />
profitiert haben und profitieren. Die GlücksSpirale habe ganz<br />
Deutschland in Bewegung gebracht, formulierte Lange. Viel<br />
schöner und treffender kann man es nicht sagen. Die Weichen<br />
sind gestellt, dass das Glück mit der GlücksSpirale<br />
weiter anhält. Dem Sport in unserem Lande kann nichts<br />
Besseres passieren.<br />
Walter Mirwald<br />
Russisches Roulette<br />
Z<br />
ugegeben, es mag zwei Jahrzehnte nach dem Ende der<br />
Sowjetunion und des kommunistischen Ostblocks die<br />
Frage, woran denn zu erkennen ist, dass der Kalte Krieg nun<br />
endgültig der Vergangenheit angehört, albern anmuten. Ist<br />
sie aber nicht, wie der vorliegende Sachverhalt zeigt. Mit ihm<br />
wird schließlich nachgewiesen, dass einst Unvorstellbares Zeit<br />
braucht, um am Ende vorstellbar und machbar zu werden. Die<br />
Welt des Sports verändert sich rasant, und zuweilen wird sie<br />
dabei sogar auf den Kopf gestellt.<br />
Oder wie sonst soll beurteilt werden, dass die offenbar ohnmächtigen<br />
Nachfahren des einst allmächtigen Sowjetsports<br />
sich nun den ehemaligen Klassenfeind ins Haus holen? Er soll<br />
die bei den Winterspielen <strong>2010</strong> in Vancouver offen zu Tage<br />
getretenen Nöte beheben - ein US-amerikanischer Spezialist<br />
für Medaillengewinne, wohlgemerkt! Tatsächlich ist die<br />
Verpflichtung des nun für eine Schweizer Agentur arbeitenden<br />
früheren Sportchefs des Nationalen <strong>Olympische</strong>n Komitees<br />
der USA, Steve Roush, die - vergegenwärtigt man sich<br />
die alten Frontstellungen - spektakulärste Reaktion der Russen<br />
auf ihren desolaten Auftritt im Kanadischen (15 Medaillen<br />
statt 30 erhofften, Platz elf in der Nationenwertung, im<br />
Medaillentableau noch hinter den Niederlanden). Roush war<br />
mitverantwortlich für 110 amerikanische Medaillen 2008 in<br />
Peking.<br />
OF-KOMMENT OMMENTARE ARE
Der Mann aus den Vereinigten Staaten soll dem russischen<br />
Sport eine "vergleichende Analyse internationaler Modelle"<br />
liefern und anhand derer aufzeigen, wie "er seine Konkurrenzfähigkeit<br />
verbessern und die Lücke zwischen seinen<br />
Resultaten und denen internationaler Wettbewerber schließen<br />
kann".<br />
Nun ja, Russland, wir in Deutschland haben einen einst für<br />
absurd gehaltenen Transfer systemfremden Knowhows schon<br />
hinter uns und können daher aus Erfahrung sagen: Der ganz<br />
große Hit ist es nicht gewesen. Klar, als sich gleich nach der<br />
Wende die alt-bundesdeutschen Leistungsplaner die DDR-<br />
Koryphäen bedenkenlos unter den Nagel rissen, ging es bei<br />
den Sommerspielen 1992 erst mal steil bergauf. Aber danach<br />
eben auch ebenso steil wieder bergab mit der Medaillenausbeute.<br />
Vorsicht also, Russland! Nicht alles, was die Amerikaner<br />
euch jetzt verkaufen werden, muss Russland-kompatibel sein.<br />
Immerhin, gelernt hat das zum Kapitalismus konvertierte<br />
Russland, nachdem es für die Vancouver-Vorbereitung ein<br />
beispielloses Finanzierungsniveau erreicht hatte, dass "mit<br />
Geld unsere Probleme nicht zu lösen sind" (Staatschef Medwedew).<br />
Moskau versucht es stattdessen jetzt mit Wortgewalt<br />
und Muskelspiel der politischen Autoritäten. Im Visier sind:<br />
Die Sportverbände, die Medwedew mit "faulen, voll gefressenen<br />
Katern" vergleicht und die Nomenklatura der Präsidenten,<br />
denen Korruption unterstellt wird. Den Sport sollen von<br />
nun an "Vollprofis" führen und keine für Selbstgefälligkeit<br />
und Korruption anfällige Funktionäre. Der NOK-Chef, der<br />
stellvertretende Sportminister und fünf Wintersportchefs<br />
wurden bereits zum Rücktritt gezwungen.<br />
Großreinemachen ist angesagt, und nahezu alles wird in<br />
Frage gestellt, was seit dem Zusammenbruch des Kommunismus<br />
im Russensport abging. Das belegt: Der Kreml hat den<br />
Spitzensport als staatliches Prestigeobjekt wiedererkannt -<br />
weil Olympia im eigenen Lande ansteht, 2014 in Sotschi, wo<br />
es nur ums Prestige geht. Und ein Ami soll beim Aufpolieren<br />
helfen. Wenn das mal nicht russisches Roulette ist!<br />
Michael Gernandt<br />
Ein Jahrhundert-Desaster<br />
D<br />
as programmierte Chaos in der Bildungslandschaft, in<br />
weiten Teilen dem Föderalismus und den politischen<br />
Berg- und Talfahrten in 16 Bundesländern geschuldet, treibt<br />
immer wieder seltsame Blüten. Davon ist der Sportunterricht<br />
quer durch alle Schulstufen nicht ausgenommen. Einerseits<br />
weiß man seit Urzeiten von den gesundheitlichen Notwendigkeiten<br />
und positiven gesamtpädagogischen Wirkungen<br />
regelmäßiger Bewegung. Andererseits werden auch die schlagendsten<br />
Argumente konsequenter Körperbildung im Kindesund<br />
Jugendalter beharrlich vernachlässigt bis ignoriert. Ein<br />
Jahrhundert-Desaster!<br />
Denn schon vor mehr als hundert Jahren war die tägliche<br />
Turnstunde ein Thema mit Praxisbezug - zumindest in fortschrittlichen<br />
Kreisen. Was daraus geworden ist, kann seit<br />
Jahrzehnten in schöner Regelmäßigkeit verfolgt werden:<br />
Sport im täglichen Stundenplan gilt allenfalls als historische<br />
Kuriosität und ist nicht einmal mehr utopische Wunschvorstellung.<br />
Stattdessen ein Endlos-Hickhack um die Dauerforderung<br />
von wenigstens drei Wochenstunden mit den immer<br />
wieder gleichen ernüchternden Ergebnissen. Die Stundenzahlen<br />
werden kaum annähernd erreicht. Zu erschreckend hohen<br />
Prozentzahlen mühen sich fachfremde Lehrer mehr schlecht<br />
als recht. Mit der oft maroden und nicht ausreichenden<br />
Sportstätten-Infrastruktur gibt es zunehmend Probleme. Die<br />
Liste des Mangels und der Miseren ließe sich fortsetzen und<br />
auch zementieren, wie Langzeit-Entwicklungskurven eindeutig<br />
zeigen.<br />
OF-KOMMENT<br />
OF-KOMMENTARE<br />
ARE<br />
Da wirken auch gelegentliche Versuche von Sportverbänden,<br />
etwa zwecks Talentsuche oder früher Mitgliederbindung in<br />
der Schule Fuß zu fassen, nur befremdlich. Golf als Schulsport<br />
beispielsweise mag zwar einen kurzfristigen Aufmerksamkeitswert<br />
erlangen, aber dem sich ausweitenden Körperbildungsdefizit<br />
dürfte es keinen Einhalt gebieten. Die entscheidende<br />
Frage bleibt: Warum wird's nicht besser, obwohl man<br />
es besser weiß und sogar überzeugend wissenschaftlich<br />
begründen kann? Eine Driving Range auf dem Schulgelände<br />
kann jedenfalls kaum die passende Antwort sein.<br />
Harald Pieper<br />
37
Wenn<br />
vom 14.<br />
bis 19.<br />
Juni <strong>2010</strong> in<br />
Bremen die Special<br />
Olympics National<br />
Games unter<br />
Schirmherrschaft<br />
von Bundespräsident<br />
Horst Köhler<br />
in großen Teilen der Stadt über die sportlichen Bühnen<br />
gehen, dann wird es der Bremer Bevölkerung nicht anders<br />
ergehen als der Karlsruher vor zwei Jahren. Anfängliche<br />
Berührungsängste, die es trotz der Vorfreude gibt, weichen<br />
einer gewissen Bewunderung, Achtung, Anerkennung und<br />
schlagen schließlich um - in pure Begeisterung, in herzliche<br />
Aufnahme, in Partystimmung. Dies ist umso erstaunlicher, da<br />
die Verursacher jenes Sinneswandels allesamt Menschen mit<br />
geistiger Behinderung sind. Denn die Veranstaltung mit dem<br />
etwas umständlichen Namen ist die größte nationale Sportveranstaltung<br />
für Menschen mit geistiger und Mehrfachbehinderung.<br />
"Ja, unsere Athletinnen und Athleten wickeln mit ihrem<br />
Charme noch jeden um den Finger…", meint Sven Albrecht,<br />
38<br />
Special Olympics National<br />
Hier sind wir: Selbstbewusst<br />
Geschäftsführer von Special Olympics Deutschland. "Vielleicht<br />
ist das Erstaunen aber nur deshalb so groß, weil die meisten<br />
Leute im Alltag selten mit behinderten Menschen zu tun<br />
haben. Bei unseren Spielen stellen dann viele fest: Die sind ja<br />
wie wir, nur viel emotionaler, sie haben ein Handicap, gehen<br />
damit aber ganz selbstverständlich um - und sie sind tolle<br />
Sportler, die ihr Bestes geben."<br />
Das nötigt Respekt<br />
ab, bringt<br />
Anerkennung und<br />
Selbstbewusstsein,<br />
das sonst vielen<br />
von ihnen versagt<br />
bleibt. "Genau das<br />
ist unser Ziel - mit<br />
den Mitteln des<br />
Sports letztlich<br />
Gleichbehandlung,<br />
Selbstverständlichkeit,<br />
Inklusion<br />
im gesellschaftlichen<br />
Alltag zu<br />
erreichen", so<br />
Sven Albrecht.<br />
Die Special Olympics<br />
Spiele - ob<br />
auf internationaler,<br />
nationaler<br />
oder regionaler<br />
Ebene - sind die<br />
Höhepunkte einer<br />
Alltagsbewegung<br />
regelmäßigen<br />
Sportreibens. Die<br />
National Summer<br />
Games finden alle zwei Jahre statt. "In jedem von uns steckt<br />
ein Held" ist das Motto der diesjährigen Veranstaltung, das -<br />
auch Dank des Fußball-Nationalspielers Per Mertesacker, der<br />
die Kampagne begleitet - in Bremen mittlerweile gut<br />
bekannt ist.<br />
"Die Sportlerinnen und Sportler mit geistiger Behinderung<br />
sind die Helden der Veranstaltung, für sie gibt es die besten
Games Bremen <strong>2010</strong><br />
Sportstätten der Stadt - das Gelände rund um das Weser<br />
Stadion, das Bremer Messegelände oder die Universität - für<br />
sie gibt es die Festveranstaltungen mit dem olympischen<br />
Zeremoniell, ein ganz buntes und sehr umfangreiches Kulturund<br />
Rahmenprogramm, die Athletendisco, Workshops und<br />
Vorführungen, großartige Siegerehrungen, ein Familienprogramm<br />
- und 2.300 Volunteers, die sich um einen reibungslosen<br />
Ablauf kümmern", beschreibt Prof.<br />
Dr. Hans-Jürgen Schulke, Präsident des<br />
Organisationskomitees und SOD-Vizepräsident,<br />
das Anliegen der Ausrichter.<br />
"Das ist der eine Aspekt. Der andere:<br />
Hier werden Menschen zusammengeführt,<br />
Volunteers, Schüler, Besucher,<br />
Fans mit unseren Athleten, Familien,<br />
Coaches und Betreuern. Wo sonst gibt<br />
es derartig viele Begegnungen von<br />
Menschen mit und ohne Behinderung?<br />
Es sind Tausende, die mit einer veränderten<br />
Haltung von den Spielen zurückkommen<br />
werden", so Prof. Schulke.<br />
Sport findet hier in seiner ursprünglichen<br />
Form statt. 4.550 Athletinnen und<br />
Athleten - so viel wie noch nie bei<br />
National Games - werden in 20 verschiedenen<br />
Sportarten ihr Können unter<br />
Beweis stellen, getreu dem Special<br />
Olympics Eid: "Lasst mich gewinnen!<br />
Doch wenn ich nicht gewinnen kann,<br />
lasst mich mutig mein Bestes geben!"<br />
Zu Beginn gibt es in jeder Sportart<br />
Klassifizierungs-Wettbewerbe, die<br />
bewirken, dass in den Finals nur Athleten<br />
eines vergleichbaren Leistungsniveaus<br />
gegeneinander antreten. Jeder kann gewinnen, und<br />
wer einmal eine Siegerehrung bei Special Olympics miterlebt<br />
hat, wird das kaum vergessen können.<br />
Special Olympics hat weltweit eine Reihe von Programmen,<br />
die weit über den Sport hinausreichen. Das erfolgreiche<br />
Gesundheitsprogramm Healthy Athletes® bietet den Athleten<br />
vor Ort die Möglichkeit, an diversen Untersuchungen und<br />
Beratungen zur<br />
Verbesserung von<br />
Gesundheit und<br />
Fitness teilzunehmen.<br />
In Bremen<br />
werden ca. 4000<br />
Screenings durchgeführt,<br />
wofür<br />
sich 290 Volunteers,<br />
unter ihnen<br />
75 Ärzte und Physiotherapeuten, vor Ort ehrenamtlich engagieren.<br />
und sportlich Von Sonja Schmeißer<br />
Vor den Spielen gibt es traditionell die Fackelläufe. Die "Flamme<br />
der Hoffnung" wird von Special Olympics Athleten und<br />
ihren Familien und Freunden an mehreren, teilweise parallel<br />
stattfindenden, Fackelläufen getragen - bis zur feierlichen<br />
Special Olympics ist die weltweite größte Sportbewegung für Menschen mit<br />
geistiger und mehrfacher Behinderung, die als einzige Organisation vom IOC die<br />
Berechtigung hat, den Begriff "Olympics" zu verwenden. Gegründet 1968 in den<br />
USA durch Eunice Kennedy-Shriver, der Schwester von John F. Kennedy, aus der<br />
Idee heraus, Menschen mit geistiger Behinderung eine Teilhabe an Sportaktivitäten<br />
und -veranstaltungen zu ermöglichen. Heute ist Special Olympics mit mehr<br />
als 3,1 Millionen Athleten/innen in 175 Ländern vertreten.<br />
Special Olympics Deutschland (SOD) erfasst in mehr als 700 Mitgliedseinrichtungen<br />
33.000 Menschen mit geistiger Behinderung.<br />
Bei den Special Olympics National Games vom 14. bis 19. Juni <strong>2010</strong> gehen 4.550<br />
Athletinnen und Athleten mit geistiger Behinderung in 20 Sportarten an den<br />
Start. Sie werden betreut von 1.550 Coaches und ca. 1.000 Familienangehörigen<br />
und von mehr als 2.300 Volunteers unterstützt. Insgesamt werden mehr als<br />
12.000 Teilnehmer erwartet. Erstmals gibt es ein umfangreiches Kulturprogramm<br />
und ein Projekt "Bewegungskünstler" für integrative Gruppen.<br />
Beim wissenschaftlichen Kongress "Inklusion und Empowerment" vom 18. bis 19.<br />
Juni <strong>2010</strong> im Rahmen der National Games geht es um die Wirkungen von sportlicher<br />
Aktivität bei Menschen mit geistiger Behinderung.<br />
Informationen unter:<br />
www.specialolympics.de, www.nationalgames.de<br />
Entzündung des <strong>Olympische</strong>n Feuers am 14. Juni <strong>2010</strong> in der<br />
Bremen Arena.<br />
Zuvor kann jeder mitmachen beim Online-Fackellauf, zu<br />
finden unter: http://sportme.de/specials/fackellauf. Bei der<br />
Gemeinschaftsaktion von SOD und sportme.de geht es um<br />
das Laufen für den guten Zweck: Für jeden Läufer spendet<br />
Premium Partner ABB einen Euro.<br />
39
Größter Umgestalter der<br />
<strong>Olympische</strong>n Bewegung und einer<br />
der umstrittensten IOC-Präsidenten<br />
Zum Tode von Juan Antonio Samaranch Von Steffen Haffner<br />
J<br />
uan Antonio Samaranch, der Mitte April im Alter von<br />
89 Jahren in seiner Heimatstadt Barcelona verstarb,<br />
geht als der große Revolutionierer der <strong>Olympische</strong>n<br />
Bewegung in die Geschichte ein. Gründervater Pierre de<br />
Coubertin hatte die <strong>Olympische</strong>n Spiele am Ende des 19.<br />
Jahrhunderts in einer romantisierten Variante ihres antiken<br />
Vorbilds zu neuem Leben erweckt. Der knorrige Amerikaner<br />
Avery Brundage ragte (zwischen 1952 und 1972) als Kämpfer<br />
gegen die Kommerzialisierung und als Bewahrer des Amateurismus<br />
wie ein Dino in die Neuzeit. Sein spanischer Nachnachfolger<br />
als siebter Präsident des Internationalen <strong>Olympische</strong>n<br />
Komitees (IOC) räumte mit diesen Relikten der Vergangenheit<br />
radikal auf.<br />
Der kleine Katalane, der als farbloser Vorsitzender der Pressekommission<br />
unter seinem Vorgänger Lord Killanin dazu<br />
eingeladen hatte, ihn zu unterschätzen, stieg auf zu einem<br />
olympischen "Sonnenkönig" (F.A.Z.). Samaranch, der als<br />
Günstling Francos von 1977 bis 1980 geschmeidig die Kurve<br />
zum Botschafter seines nun demokratischen Landes in Moskau<br />
genommen hatte, globalisierte die Sportwelt zu einer<br />
Zeit, als der Begriff Globalisierung noch gar nicht üblich war.<br />
Symptomatisch, dass seine triumphale Wahl an die Spitze des<br />
IOC ihn 1980 in der sowjetischen Hauptstadt auf den Schild<br />
hob. Hier hatte der frühere Chef der spanischen Behörde für<br />
Sport und Körpererziehung in Madrid und Präsident des<br />
katalanischen Abgeordnetenhauses eine Art Heimspiel. Entscheidender<br />
aber war, dass Adidas-Chef Horst Dassler ihm als<br />
Stimmenbeschaffer den Weg frei machte. Und das gegen<br />
Willi Daume, die wohl bedeutendste Führungspersönlichkeit<br />
des deutschen Sports, der zudem unter dem ihm von seinem<br />
NOK aufgezwungenen Olympiaboykott litt.<br />
In seinen Anfangsjahren hatte der neue IOC-Präsident die<br />
Kraftprobe mit Monique Berlioux zu bestehen. Die machtvolle<br />
IOC-Direktorin war es gewohnt, am IOC-Sitz Château de<br />
Vidy in Lausanne nach Belieben zu schalten und zu walten.<br />
40<br />
Der irische Lord, der selten vom fernen Dublin aus einflog,<br />
hatte ihr dabei freie Hand gelassen. Die ehemalige französische<br />
Leistungs-Schwimmerin sah sich als Hüterin der Ideale<br />
Coubertins und leistete der Kehrtwende des Spaniers hin<br />
zum reinen Materialismus erbittert Widerstand. Die Administration<br />
des IOC war gespalten in ein Samaranch- und ein<br />
Berlioux-Lager. Diesem unhaltbaren Zustand machte der in<br />
Lausanne ansässige erste Vollzeit-Präsident 1985 mit der<br />
Entlassung der Direktorin des Männerordens, den er alsbald<br />
behutsam für Frauen öffnete, ein jähes Ende.<br />
Dem 1991 zum Marqués geadelten Banken-Präsidenten aus<br />
Barcelona gelang es schnell, dem unter dem Iren Killanin<br />
dahin dümpelnden IOC wieder zu politischer Bedeutung zu<br />
verhelfen. Selbstbewusst trat er als Regent des olympischen<br />
Sports den Größen der Weltpolitik auf Augenhöhe gegenüber,<br />
ohne den Gegenboykott des Ostblocks (mit Ausnahme Rumäniens)<br />
gegen die Sommerspiele von Los Angeles 1984 verhindern<br />
zu können. Doch selbst die geschmälerte Version Olympias<br />
geriet dem früheren Rollhockey-Nationaltorwart mit<br />
einem glamourösen kalifornischen Festival zu einem großen<br />
Erfolg, verstärkt durch die (von Killanin mit langem Atem<br />
betriebene) Rückkehr der Volksrepublik China zu den Spielen.<br />
Mit seiner Taktik der Umarmungen schuf sich der Betriebswirt<br />
und ausgebildete Manager mit der Vergabe von Ämtern<br />
und Auszeichnungen ein Netzwerk von Verbündeten, ohne in<br />
der Auswahl seiner "Freunde" immer zimperlich zu sein. Den<br />
heutigen IOC-Vizepräsidenten Thomas Bach, der ihm beim<br />
<strong>Olympische</strong>n Kongress von Baden-Baden 1981 durch Eloquenz<br />
und Tüchtigkeit aufgefallen war, band er in die neu<br />
gegründete Athleten-Kommission ein und betraute ihn mehr<br />
und mehr mit wichtigen Aufgaben. Vielleicht hat er in ihm<br />
schon einen möglichen Nachfolger gesehen.<br />
Im Bestreben, die <strong>Olympische</strong> Bewegung in Seoul 1988<br />
wieder zusammen zu führen, dekorierte er den DDR-Regie-
ungs- und Parteichef<br />
Erich<br />
Honecker ebenso<br />
mit dem <strong>Olympische</strong>n<br />
Orden wie<br />
den rumänischen<br />
Diktator Ceaucescu.<br />
Bis zuletzt<br />
hielt er Nordkorea<br />
die Tür zu einer<br />
Teilnahme im<br />
Süden der Halbinsel<br />
offen und<br />
nahm damit dem<br />
sozialistischen<br />
Lager einen wichtigen<br />
Anlass für<br />
eine Nichtteilnahme.<br />
Dass ihm mit diplomatischem Geschick auf der politisch<br />
explosiven koreanischen Halbinsel die Beendigung der Olympiaboykotts<br />
gelang, war das virtuoseste Kabinettstück seiner<br />
Amtszeit. Dieser Erfolg wurde freilich in der Öffentlichkeit<br />
überlagert durch die Disqualifikation des kanadischen Sprint-<br />
Olympiasiegers Ben Johnson. Durch diesen sensationellen<br />
Fall sah sich das IOC gezwungen, seinen Anti-Doping-Kampf<br />
zu verstärken. Dennoch wirkte der diesbezügliche Aktionismus<br />
bei Samaranch stets so, als wenn es ihm vor allem um<br />
ein Feigenblatt gegenüber den Sponsoren ging.<br />
Heute ist es selbstverständlich, dass plus minus 200 NOK -<br />
und damit mehr Staaten, als zur UNO gehören - an <strong>Olympische</strong>n<br />
Sommerspielen teilnehmen. Dies hat zum nicht geringen<br />
Teil damit zu tun, dass die Finanzschwachen unter ihnen<br />
auf Kosten des IOC anreisen dürfen. Die bedürftigen NOK<br />
werden zusätzlich aus dem Topf des von Samaranch aufgelegten<br />
Entwicklungshilfe-Programms "Olympic Solidarity"<br />
gespeist. Voraussetzung dafür war, dass der Spanier aus dem<br />
finanzschwachen Komitee mit gerade mal 200.000 Dollar<br />
aktivem Kapital in der Killanin-Zeit ein prosperierendes<br />
Milliarden-Unternehmen formte. Samaranch suchte gleich<br />
nach seiner Wahl die Nähe zu Konzernen wie Coca Cola,<br />
Unternehmen wie Adidas und potenten US-amerikanischen<br />
Fernsehgesellschaften wie NBC. An dem reichlichen Fluss der<br />
Gewinne und Tantiemen beteiligte er auch die stets begierigen<br />
einflussreichen Sportverbände von der Leichtathletik<br />
über die Schwimmer bis hin zu den Turnern und hielt damit<br />
potenzielle Gegenspieler wie den italienischen Leichtathletik-<br />
Weltpräsidenten Primo Nebiolo weitgehend ruhig. Ein genialer<br />
Schachzug war es, unter dem Blickwinkel der effektiveren<br />
Vermarktung, die Winterspiele aus dem Turnus der Sommerspiele<br />
zu lösen und sie jeweils im Abstand von zwei Jahren<br />
zu dem großen Weltsportfest zu platzieren.<br />
In enger Abstimmung mit Horst Dassler, in den achtziger<br />
Jahren sein Architekt hin zu einer Öffnung der <strong>Olympische</strong>n<br />
Spiele für Profis, betrieb der Katalane die Liberalisierung der<br />
Zulassungsbestimmungen zu den Spielen. Willi Daume, bis<br />
dahin einer seiner größten Kritiker, band er gleich nach<br />
seiner Wahl als Vorsitzenden der Zulassungskommission ein.<br />
Der <strong>Deutsche</strong> leistete für seinen ungeliebten Konkurrenten<br />
von gestern die Kärrnerarbeit auf dem Weg zur Beendigung<br />
des heuchlerischen Amateur-Zeitalters beim <strong>Olympische</strong>n<br />
Kongress von Baden-Baden 1981. Damit war der letzte<br />
Damm vor einer ungehemmten Kommerzialisierung beiseite<br />
geräumt. Und die fünf olympischen Ringe ließen sich noch<br />
einträglicher vermarkten und damit die Unabhängigkeit auch<br />
gegenüber den amerikanischen Fernsehgesellschaften vergrößern.<br />
Mit der stattlichen Beteiligung an den Organisationskosten<br />
durch das IOC setzte Samaranch einen überhitzten Konkurrenzkampf<br />
der Städte um die <strong>Olympische</strong>n Spiele in Gang.<br />
Vergessen die Zeit, als 1978 in Athen mit Los Angeles nur<br />
ein einziger Kandidat für die Sommerspiele antrat. Im<br />
Bestreben, den Zuschlag für die Spiele zu bekommen, zogen<br />
die Städte und Staaten alle Register: mit dem Einsatz von<br />
Showstars, Staats- und Regierungschefs und vor allem mit<br />
reichen Einladungsreisen für IOC-Mitglieder, von denen eine<br />
nicht geringe Anzahl ihre Gastgeber zur Zahlung namhafter<br />
Beträge nötigte. Solche Machenschaften konnten in dem<br />
schwülen Klima der Begünstigung unter der Ägide Samaranchs,<br />
dessen Prinzip "eine Hand wäscht die andere" war,<br />
wuchern. Was die Spatzen spätestens seit der IOC-Session in<br />
Lausanne 1986 von den Dächern pfiffen, als die Vergabe der<br />
Sommerspiele 1992 an Barcelona und der Winterspiele an<br />
Albertville in Frankreich hart umkämpft war, wurde mit dem<br />
Korruptionsskandal 1998 und 1999 im Vorfeld der Winterspiele<br />
von Salt Lake City 2002 in einem ungeahnten Ausmaß<br />
offenbar.<br />
Der bis dahin so machtvolle IOC-Präsident stand plötzlich<br />
mit dem Rücken zur Wand. Statt seinen Traum erfüllt zu<br />
sehen, mit dem Friedensnobelpreis für sein IOC ausgezeichnet<br />
zu werden, sah er sich mit seinem Komitee hochnotpeinlichen<br />
Verhören durch einen Untersuchungsausschuss des<br />
US-amerikanischen Kongresses ausgesetzt. Doch selbst in<br />
dieser misslichen Lage, an der er selbst ein gerüttelt Maß<br />
Schuld trug, zog Samaranch den Kopf aus der Schlinge. Mit<br />
einer Kehrtwende hin zur Bestrafung von bestochenen IOC-<br />
Mitgliedern und zu einer Ethikkommission gelang es ihm, die<br />
aufgebrachte internationale Öffentlichkeit erstaunlich<br />
schnell zu befrieden. Seitdem aber lag ein Schatten auf dem<br />
IOC und vor allem auf seinem Präsidenten. Aus der "Religio<br />
Athletae" Coubertins war in seiner Amtszeit ein inhaltsleerer<br />
Dollar-Fetischismus geworden. Und der Bestechungsskandal<br />
wirkte wie ein Bumerang. 2001, wiederum in Moskau, schloss<br />
sich der Kreis. Mit der Wahl zum Ehrenpräsidenten ging die<br />
Amtszeit des wohl größten Umgestalters der <strong>Olympische</strong>n<br />
Bewegung und doch umstrittensten Präsidenten des IOC zu<br />
Ende.<br />
41
"<br />
W<br />
ir bewegen Generationen" oder "Sport für die<br />
ganze Familie" sind Markenzeichen des Turn- und<br />
Sportvereins Jena und von Eintracht Hildesheim.<br />
Der Familiensportbund Haard, Oer-Erkenschwick, gibt sich mit<br />
seinem guten Namen zu erkennen und dem Hinweis "Der<br />
Naturisten-Sportverein mit dem besonderen Flair". Sein<br />
Projekt "Sport mit Herz" führt der Sportverein Frisia 03<br />
Risum-Lindholm nach einer Mut machenden Zwischenbilanz<br />
genauso erfolgreich weiter.<br />
Sportvereine machen sich in zunehmendem Maß selbstbewusst<br />
und im Wissen um die Verantwortung zu eigen, was<br />
vor Jahrzehnten als nicht unumstrittener Begriff "Sport ist<br />
mehr" eingeführt wurde. Sie stellen ihre gesellschaftlichsozialen<br />
Leitlinien heraus. Das sportliche Angebot präsentie-<br />
ren sie als Aushängeschild. Es ist bedürfnisgerecht und qualitativ<br />
hochwertig, breiten-, gesundheits- und leistungssportorientiert.<br />
Die ganze Familie wird angesprochen, immer öfter<br />
als Einheit, auf jeden Fall aber mit attraktiven oder abenteuerlichen<br />
oder geruhsamen Aktivitäten für sehr jung bis ziemlich<br />
alt, hochaltrig sogar.<br />
Der Sportverein Turbine Neubrandenburg hat eine neue 85<br />
qm große Indoor-Kletterwand für den Trainings- und Wettkampfbetrieb<br />
freigegeben. Für die Freunde des Klettersports<br />
ist ein Traum wahr geworden. Bisher nur Interessierte werden<br />
Vereinsmitglieder. Der Kanuclub Völklingen macht neugierig:<br />
er organisiert beschauliches Wasserwandern, spektakuläre<br />
Wildwasserfahrten, spannende Wettkämpfe und offene<br />
Drachenbootrennen.<br />
Kraftsport und Ringen betreibt der 1. Luckenwalder Sportclub<br />
durchgängig für Jugendliche, Frauen und Männer. Die Ringer<br />
gehören der 1. Bundesliga Ost an. Beim speziell ausgewiesenen<br />
Freizeitsport wird auch Prellball und Mattenfußball<br />
gespielt. Dem Sportförderverein Langen gehören 17 Sportvereine<br />
und die Betriebssportgemeinschaft der Stadtverwaltung<br />
Langen an. Daraus ergibt sich zwangsläufig ein sehr breites<br />
Spektrum an Sportarten, das insbesondere die Jugend ansprechen<br />
und das Interesse am Leistungssport im vereinsgebundenen<br />
Rahmen fördern soll. "Langen als Talentschmiede für<br />
Olympiateilnehmer" ist die Vision.<br />
"Nach Herzenslust Sport treiben" ist das positiv doppeldeutige<br />
Motto der Herzsport-Gruppe in der Bremer Turn- und Sportgemeinde<br />
von 1859. Sie trifft sich einmal in der Woche mit<br />
den speziell ausgebildetenÜbungsleiterinnen<br />
und unter<br />
ärztlicher Aufsicht.<br />
Bei der vergnügli-<br />
Sport nach Herzenslust:<br />
Der Verein als Garant für<br />
Leistung und Lebenshilfe,<br />
Spannung und Spaß<br />
Von Karl Hoffmann<br />
42<br />
chen, aber auch<br />
anstrengenden<br />
Übungsstunde steht<br />
der Spaß an gemeinsamen<br />
sportlichen<br />
Aktivitäten im Vordergrund.<br />
Drei Herzsportgruppen<br />
gibt es<br />
inzwischen im Hülser<br />
Sportverein, Krefeld.<br />
"Atmen ist Leben"<br />
betitelt der Walddörfer<br />
Sportverein,<br />
Hamburg, seine<br />
Übungszeiten für<br />
Menschen mit asthmatischenBeschwerden.<br />
"Sport nach Krebs ist<br />
meine fröhlichste Gruppe", sagt Heidrun Noll. Sie ist Physiotherapeutin<br />
und hat vor zwanzig Jahren begonnen, sich für<br />
dieses spezielle Sport- und Betreuungsangebot, insbesondere<br />
für brustkrebsoperierte Frauen, zu engagieren. Heute betreut<br />
sie bei der Sportgemeinschaft Weissach im Tal durchschnittlich<br />
24 Frauen mit gymnastischen Übungen, auch im Sinne<br />
einer Lebenshilfe.<br />
"Nach Herzenslust Sport treiben" können, praktiziert auch der<br />
Freiburger Kreis (FK) im selbstverständlichen und unkomplizierten<br />
Umgang miteinander. Das Netzwerk der "Arbeitsgemeinschaft<br />
größerer deutscher Sportvereine" umfasst zurzeit<br />
rund 170 Vereine mit 700.000 Mitgliedern. Wer von ihnen<br />
unterwegs ist, kann kostenlos das immer reichhaltige und<br />
motivierende Angebot eines FK-Vereins vor Ort in Anspruch
nehmen. Reist ein Sportler vom bayerischen Allgemeinen<br />
Sport Verein Dachau (ASV) nach Henstedt-Ulzburg in Schleswig-Holstein,<br />
ist er beim Fußball Club Union Ulzburg (FC)<br />
willkommen. Und macht eine Sächsin vom Sportclub Hoyerswerda<br />
Station im rheinland-pfälzischen Wittlich, dann kann<br />
sie beim Polizeisportverein Wengerohr Tischtennis spielen<br />
oder schwimmen, wandern und mit dem Bogen schießen,<br />
zum Beispiel.<br />
Sport treiben nach Herzenslust ist kein Selbstläufer. Aus<br />
Vereinssicht setzt das ein Leitbild voraus, das der Vorstand<br />
erstellt und mit möglichst allen Mitgliedern durchsetzt. Die<br />
breite Akzeptanz ist unerlässlich. Vereinsführung, -organisation<br />
und -verwaltung bemühen sich gemeinsam um die Sportentwicklung.<br />
Aus- und fortgebildete Übungsleiterinnen und<br />
Übungsleiter gestalten die Sportstunden. Davon<br />
profitieren die Seniorinnen und Senioren 70 plus<br />
im Turn- und Sportverein von 1876 Kappeln oder<br />
75 plus "Fit im vierten Viertel" im Turnverein<br />
Einigkeit 1901 Essen-Burgaltendorf.<br />
Sportartspezifische Trainer sorgen dafür, dass das<br />
EnBW Turn-Team Stuttgart (Energie Baden-<br />
Württemberg) in der Kunstturnbundesliga der<br />
Frauen sehr erfolgreich ist und in Zukunft auch<br />
bleibt. Der Sportverein Concordia Erfurt stellt im<br />
Jahres- und Rechenschaftsbericht seine positive<br />
Entwicklung im Sport der Kinder und Jugendlichen<br />
heraus: "Sie beruht nur auf dem Einsatz von<br />
unseren 35 ehrenamtlich tätigen Trainern und<br />
Übungsleitern sowie weiteren ehrenamtlich<br />
arbeitenden Vereinsmitgliedern und Eltern, die die<br />
sportliche Arbeit kinder- und jugendgerecht,<br />
jedoch auch leistungsorientiert, gestalten."<br />
Damit Sport nach Herzenslust möglich ist, spielt<br />
auch die soziale Einstellung eine sehr wichtige<br />
Rolle. Gehören zum Beispiel mehrere Vereinsmitglieder<br />
dem Sportverein Wildflecken 1934 an, zahlt<br />
nur die erste Person den vollen Beitrag. Im Fußballclub<br />
& Männerchor 1919 Niederrieden erhalten die<br />
Mitglieder mit Behinderungen in den entsprechenden<br />
Sportgruppen einen Nachlass von 50 Prozent<br />
auf den regulären Beitrag. Damit die Kinder und<br />
Jugendlichen einkommensschwacher Familien<br />
dennoch beim Vereinssport nicht zu kurz kommen,<br />
übernehmen im Turn- und Sportverein Berlin-<br />
Wittenau 1896 und im Homberger Turnverein<br />
1878, Duisburg, Paten die Beitragszahlungen.<br />
Unabhängig von finanziellen und organisatorischen Zwängen<br />
bleibt der gemeinsame Spaß am Sport ein zunehmend wichtiger<br />
werdendes Argument. In diesem Sinne veranstalteten<br />
der Minigolfclub Horn-Bad Meinberg und der Bahnen-Golf-<br />
Club Diepholz ihr 1. Familiensportfest bei "Superstimmung"<br />
und planen deshalb bereits die Wiederholung. In der Gruppe<br />
"Jazz`n More" des Turnvereins Lahr von 1846 tanzen Frauen<br />
zwischen 17 und 51 Jahren. Der Sportverein Ostermünchen,<br />
hat eine Gruppe für Hobbysport. Sie setzt sich aus Jugendlichen<br />
ab 16 Jahre sowie Frauen und Männern jeden Lebensalters<br />
zusammen. Das zweistündige Sport- und Spielangebot<br />
richtet sich auch nach den Wünschen der Teilnehmer.<br />
Sport im Verein entwickelt sich aus eigenen Initiativen, in<br />
neuen oder in bestehenden Strukturen. Im Reit- und Voltigierverein<br />
Am Hallohberg, Hitzhusen, haben Mütter und Väter<br />
eine Eltern-Kind-Voltigiergruppe ins Leben gerufen. 2006 ist<br />
die Orientierungslaufgemeinschaft Regensburg gegründet<br />
worden. Sie hat heute 50 Aktive zwischen 10 und 69 Jahren<br />
und im letzten Jahr die Großveranstaltung "Alpen-Adria-Cup"<br />
ausgerichtet. 1.000 Orientierungsläufer aus ganz Europa sind<br />
in vier Wettkämpfen gestartet. Die Federführung im Team<br />
hatte Alfons Ebneth. Für den Organisationsleiter ist Orientierungslauf<br />
"Sport, Spannung und Spaß in optimaler Kombination".<br />
43
Was as macht eigentlich ...?<br />
Manfred Germar<br />
Von Steffen Haffner<br />
"<br />
40<br />
Jahre waren genug. Ich habe immer gesagt, mit<br />
70 muss man als Funktionsträger im Sport<br />
aufhören. Man kann nicht sagen: ‚Die Jungen<br />
kommen nicht nach', wenn man selbst seinen Platz nicht frei<br />
macht." Im Vorjahr hat Manfred Germar den Überredungskünsten<br />
der Sporthilfeführung widerstanden und hat sich<br />
nach vier Jahrzehnten Mitarbeit aus dem Gutachterausschuss<br />
zurückgezogen. "Das ist heute auch eine ganz andere Zeit.<br />
Früher spielte Geld im Leistungssport längst nicht so eine<br />
große Rolle. Da freute man sich noch über 200 Mark von der<br />
Sporthilfe. Das ist heute alles ganz anders", sinniert der heute<br />
75-jährige Kölner. Der lange<br />
Atem in dieser Funktion hat<br />
dem Sprintidol von einst den<br />
Ruf eines "Marathonmanns"<br />
eingebracht.<br />
Inzwischen ist das Leben<br />
deutlich ruhiger geworden.<br />
Auch wenn zum Zeitpunkt<br />
unseres Gesprächs gerade die<br />
Enkelsöhne von 14 und 16<br />
positive Unruhe in das Haus<br />
in Bergisch-Gladbach bringen.<br />
Die eine oder andere<br />
Golf-Runde hält den immer<br />
noch munteren Rheinländer<br />
(mit Handikap 20.3) in<br />
Schwung. Auch wenn er<br />
selbstkritisch einräumt: "Mit<br />
jedem Jahr über siebzig wirst<br />
du um fünf Meter kürzer."<br />
Von den ehrenamtlichen<br />
Tätigkeiten ist das Engagement<br />
als Vorstandsmitglied<br />
des <strong>Deutsche</strong>n Sport- und<br />
Olympia-Museums geblieben<br />
und die repräsentative Verpflichtung<br />
als Ehrenpräsident<br />
44<br />
des ASV. Vorbei die langen Jahre, als der Diplom-Kaufmann<br />
neben dem Beruf als Abteilungsleiter bei Kaufhof und in drei<br />
Jahrzehnten als leitender Angestellter der Westdeutschen<br />
Lottogesellschaft erst Sportwart, dann Präsident des ASV und<br />
vor allem Meeting-Direktor von "Weltklasse in Köln" war. 28-<br />
Mal hat er mit großem Einsatz und seinen guten Verbindungen<br />
dafür gesorgt, dass Spitzenathleten im Müngersdorfer<br />
Stadion starteten. Mit der "Erfindung" der Golden-League-<br />
Sportfeste, die mit Fernsehmillionen ausgestattet waren, Köln<br />
aber nicht einbezogen, ging diese Erfolgsgeschichte zu Ende.<br />
In dem Beschluss, die Veranstaltungsserie an den Abonnementssender<br />
Premiere zu<br />
verkaufen und damit einem<br />
breiten Publikum vorzuenthalten,<br />
sieht er einen der<br />
Gründe für den Niedergang<br />
der Leichtathletik.<br />
"Für mich steht die Leichtathletik<br />
nicht mehr so im<br />
Vordergrund." Dennoch war<br />
er im Vorjahr vier Tage bei<br />
der Weltmeisterschaft in<br />
Berlin. Natürlich hat auch er<br />
über Usain Bolt gestaunt.<br />
"Ein Supersprinter. Über<br />
Doping rede ich nicht, so<br />
lange es keine Beweise gibt.<br />
Bolt war schon als Jugendlicher<br />
eine Extraklasse, und da<br />
war er bestimmt nicht<br />
gedopt." Germars Begeisterung<br />
hat sich durch seine<br />
Tätigkeit für die Sporthilfe<br />
auf zahlreiche Sportarten<br />
ausgedehnt. "Deshalb habe<br />
ich Sky, damit ich viel Sport<br />
sehen kann." Zum Beispiel<br />
hat er sich die Spiele von
Bayern München in<br />
der Champions League<br />
gegen Manchester<br />
United und Olympique<br />
Lyon nicht<br />
entgehen lassen. Und<br />
dem heimischen FC ist<br />
er ohnehin verbunden.<br />
Manfred Germar<br />
gehört zu den Ikonen<br />
des deutschen Sports.<br />
Der mehrmalige<br />
Europameister und<br />
Weltrekordmann über 200 Meter steht in einer Reihe mit<br />
Größen wie Max Schmeling, Fritz Walter oder Hans Günter<br />
Winkler. Auch Germar stempeln seine menschlich faire Haltung<br />
als Athlet und danach sowie das vielfältige Engagement<br />
für die <strong>Gesellschaft</strong> zu einem Vorbild für die Jüngeren. Zu<br />
Recht ist das langjährige persönliche NOK-Mitglied als Träger<br />
der Goldenen Sportpyramide in die Hall of Fame eingerückt,<br />
hat eine Vielzahl von Auszeichnungen erhalten, vom Rudolf-<br />
Harbig-Preis über das Bundesverdienstkreuz bis zum <strong>Olympische</strong>n<br />
Orden.<br />
Gemeinsam mit Martin Lauer, seinem Vereinskameraden vom<br />
ASV Köln, dem Weltrekordmann über 110 Meter Hürden und<br />
200 Meter Hürden, mit dem "weißen Blitz" Heinz Fütterer, dem<br />
400-Meter-Läufer Carl Kaufmann und Armin Hary, dem 100-<br />
Meter-Olympiasieger von Rom 1960, füllte der blonde Sprinter<br />
die Stadien. Davon hatten die Sportler materiell nicht viel.<br />
Denn wegen der strengen Amateurregeln bekamen sie nur<br />
karge Spesen. Die Zuschauer staunten immer wieder über den<br />
schnellen Blonden, der zu Beginn des Rennens wie ein Verlierer<br />
aussah und im Ziel meist der Sieger war. Vor allem als Schlussläufer<br />
in der 4 mal 100-Meter-Staffel, ob im weinroten Trikot<br />
des ASV oder im Nationaltrikot, riss er manches schon verloren<br />
scheinende Rennen aus dem Feuer. So miserabel sein Start, so<br />
unwiderstehlich war sein Endspurt. 1956 in Melbourne wurde<br />
der Einundzwanzigjährige als bester Europäer Olympia-Fünfter<br />
im 100-Meter-Lauf und gewann mit der Sprintstaffel die<br />
Bronzemedaille. Danach blieb er bis zur Europameisterschaft<br />
1958 in 74 Rennen ungeschlagen. 23 deutsche Meistertitel,<br />
davon 19 bei den Erwachsenen, sammelte "Manni", wie ihn die<br />
Boulevard-Presse taufte. Seine Popularität gründete nicht<br />
zuletzt auf den 123 Einsätzen bei 54 Länderkämpfen, die<br />
damals im angehenden Fernsehzeitalter die Begeisterung für<br />
die Leichtathletik schürte.<br />
Die Sommerspiele von Rom 1960 sollten zu einem Höhepunkt<br />
für den damals 25-Jährigen werden. Doch sie wurden zum<br />
Tiefpunkt seiner Laufbahn. Im Vorfeld der Spiele warf ihn eine<br />
Kieferoperation aus der Bahn. Ohne Rücksicht auf seine<br />
Gesundheit musste Germar ein Ausscheidungsrennen für die<br />
Sprintstaffel bestreiten. Dabei zog er sich eine Zerrung zu, die<br />
ihn auch in den olympischen Wettkämpfen behinderte. Die<br />
Folge: Germar schied weit entfernt von seiner Höchstform auf<br />
beiden Sprintstrecken in den Vorläufen aus. So konnte er nur<br />
zusehen, wie die 4 x 100-Meter-Staffel mit Martin Lauer als<br />
Schlussläufer die Goldmedaille gewann. Im Blick zurück ohne<br />
Zorn räsonnierte der Rheinländer einmal: "Ich kann es selber<br />
nicht verstehen, dass ich nicht Olympiasieger geworden bin."<br />
Das typische Kind der Kriegs- und Nachkriegszeit, 1935 in<br />
Köln geboren und im Stadtteil Nippes aufgewachsen, sah mit<br />
seinen dünnen Armen und Beinen nicht gerade wie ein<br />
heranwachsender Athlet aus. Bombennächte hatten die<br />
Beschaulichkeit des gut situierten Elternhauses gestört.<br />
Einmal schlug ein Blindgänger am Bett einer der beiden<br />
Schwestern ein, ohne jemanden zu verletzen. Darauf hin<br />
wurden die Kinder zu Verwandten nach Schmiedeberg im<br />
Erzgebirge gebracht. Von dort aus sahen sie das Bombardement<br />
auf Dresden, die Heimatstadt ihres Vaters. Nach dem<br />
Zusammenbruch verschlug es die Familie nach Schkopau bei<br />
Halle an der Saale, wo der Vater als Diplom-Chemiker in den<br />
Buna-Werken gefragt war. 1947 kehrten die Germars nach<br />
Köln zurück. Der Grund: Der Spezialist sollte in der Sowjetunion<br />
sein Know-how nutzbar machen.<br />
Das war die Zeit, als der Halbwüchsige begann, Fußball,<br />
Handball und Tischtennis zu spielen. Da das Sonntagskind von<br />
der Natur mit ungewöhnlich schnellen Beinen ausgestattet<br />
war, führte der Weg 1950 zu den Leichtathleten des ASV. Im<br />
Frühjahr 1953 sagte August Kirsch, der spätere Präsident des<br />
<strong>Deutsche</strong>n Leichtathletik-Verbandes, zu ihm: "Sie sind ja ganz<br />
sprungkräftig. Aber vom Laufen haben sie keine Ahnung. Ihr<br />
Stil ist unmöglich." Das hinderte Manfred Germar, der im<br />
Hochsprung immerhin 1,72 Meter meisterte, nicht, als Sprinter<br />
zu einem beispiellosen Siegeszug zu starten. Und das,<br />
obwohl er beileibe nicht zu den Trainingsfleißigsten gehörte.<br />
"Ich trainierte zweimal die Woche eine Stunde. Anders als die<br />
Leichtathleten heute haben Martin Lauer und ich uns aber<br />
nicht geschont und sind sehr oft bei Wettkämpfen gestartet."<br />
Eine Serie von Verletzungen bedeutete 1964 das frühe Ende<br />
seiner glanzvollen Laufbahn. Drei Jahre später holte ihn die<br />
frisch gegründete Sporthilfe ins Boot. "Ich war hellauf begeistert,<br />
dass ich im Sport helfen konnte. Ich kam ja gerade aus<br />
dem Sport und wusste, dass die Athleten im Osten durch die<br />
Politik und die Sportler in den USA durch die Universitäten<br />
unterstützt wurden. Willi Daume und Sporthilfechef Josef<br />
Neckermann wollten einfach Chancengleichheit für die<br />
Sportler. Ich habe das genauso gesehen", sagt der einstige<br />
Sprinterstar im Rückblick. Als Hauptmotiv für sein umfassendes<br />
und dauerhaftes ehrenamtliches Engagement führt<br />
Germar an: "Ich habe so viel Schönes im Sport erlebt. Da<br />
wollte ich etwas zurückgeben, etwas tun für die Jugend.<br />
Denn das ist doch wunderbar: Sport zu treiben."<br />
45
Nur wer sorgfältig zurückblickt, kommt auch<br />
Die Bedeutung von Sportmuseen und Sportarchiven<br />
"<br />
Nur der, der seine Vergangenheit kennt und Schlüsse<br />
daraus zieht, kann die Herausforderungen der<br />
Zukunft meistern." Ein kluger Satz, der bei manchen<br />
offiziellen Gelegenheiten, auch bei Jubiläen unserer Turnund<br />
Sportvereine, gerne ausgesprochen wird. Doch bei<br />
näherem Hinschauen und Stichproben in der Landschaft des<br />
Sports stellt man fest, dass es häufig nur bei Absichtserklärungen<br />
bleibt. Der Blick in den Vereinen und Verbänden ist<br />
meist nur nach vorne gerichtet. Schneller, weiter, höher.<br />
Immer Volldampf voraus. Wir arbeiten nach vorne, nicht<br />
rückwärts, heißt es häufig.<br />
Derlei Sprüche hat Dr. Karl Lennartz, langjähriger Leiter des<br />
Carl- und Liselott-Diem-Archivs an der Sporthochschule<br />
Köln, zu Genüge gehört. Auch Antworten wie: "Im Krieg<br />
verbrannt", "Das war vor meiner Zeit" oder "Für ein arbeitsfähiges<br />
Archiv fehlen uns die Mittel". Karl Lennartz gibt aber<br />
nicht auf, reist wie ein Missionar durch die Lande und appelliert,<br />
wichtige Papiere und Exponate zu archivieren und nicht<br />
leichtfertig wegzuwerfen. Lennartz kürzlich bei der Archivtagung<br />
<strong>2010</strong> "Sportgeschichte bewahren - Geschichte(n)<br />
erzählen" des <strong>Deutsche</strong>n Fußball-Bundes: "Wenn ein Vereinsgeschäftsführer<br />
nach 20 Jahren aufhört, schmeißt er oft die<br />
Sachen weg. Das darf nicht sein."<br />
Um sich einem derart leichtfertigen Handeln entgegenzustemmen,<br />
hat eine Gruppe engagierter Brauchtumshüter, mit<br />
initiiert von Karl Lennartz, am 24. Mai 2003 im Hörsaal 2 der<br />
<strong>Deutsche</strong>n Sporthochschule Köln die <strong>Deutsche</strong> Arbeitsgemeinschaft<br />
von Sportmuseen, Sportarchiven und Sportsammlungen<br />
e.V. - kurz DAGS genannt - gegründet. Die<br />
derzeit knapp 70 Mitglieder dieser Vereinigung betreiben<br />
seitdem einen regen Austausch, veranstalten hochkarätige<br />
Symposien, verzeichnen Erfolg, sind aber auch vor Rückschlägen<br />
nicht gefeit. So konnte es bisher noch nicht<br />
erreicht werden, ein Handbuch zu erstellen, das eine "Landkarte<br />
der Sportarchive und Sportmuseen" enthält. Dazu wäre<br />
eine - wenn auch nur geringfügige - finanzielle Beteiligung<br />
der einzelnen Institutionen notwendig gewesen - und so<br />
weit ging dann die Liebe zum Aufspüren der eigenen Vergangenheit<br />
wohl doch nicht.<br />
Dennoch: Karl Lennartz und seine Mitstreiter sind längst<br />
keine einsamen Rufer in der Wüste mehr. In den Sportvereinen<br />
und Verbänden ist das Klingeln der Alarmglocken nicht<br />
ungehört geblieben. Der <strong>Deutsche</strong> Fußball-Bund (DFB) zum<br />
46<br />
Beispiel hat sich in den vergangenen Jahren mit dem von Ina<br />
Müller geleiteten Archiv sehr gut aufgestellt: Ein Archiv mit<br />
einem Schriftgut von 8000 thematisch geordneten und in<br />
einer Datenbank erfassten Werken, einem Hauptarchiv mit<br />
11000 Akten, einem WM-Archiv mit 3000 Aktenordnern<br />
sowie geordneten Nachlässen von Sepp Herberger, Helmut<br />
Schön und Peco Bauwens.<br />
Der <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> Sportbund (DOSB), seit diesem<br />
Jahr auch Mitglied bei der DAGS, steht noch am Anfang, hat<br />
aber das im November 2009 gestartete Projekt "Gedächtnis<br />
des deutschen Sports" mit einer Ganztages- und einer Halbtagesstelle<br />
ausgestattet. Beim DFB und beim DOSB wird also<br />
ernst genommen, was schon der frühere Bundespräsident<br />
und Sportfreund Johannes Rau während seiner von 1999 bis<br />
2004 dauernden Amtszeit so formuliert hat: "Archive können<br />
helfen, dass es in dem bewegten und an Untiefen reichen<br />
Meer der Informationen Inseln und Kontinente des gesicherten<br />
Wissens gibt, damit wir nicht den Boden unter den<br />
Füßen verlieren."<br />
Unter den circa 6200 Museen in Deutschland gibt es derzeit<br />
70 bis 80 Sportmuseen, von denen aber allein das Vorzeigeobjekt,<br />
das <strong>Deutsche</strong> Sport & und Olympia Museum im<br />
Kölner Rheinauhafen, als einziges für das Publikum geöffnet<br />
hat. Immerhin konnten dort im Jahr 2009 insgesamt 130.000<br />
Besucher registriert werden. Das gut sortierte Berliner Sportmuseum<br />
im Bereich des Olympiastadions ist nicht offen. In<br />
Leipzig, wo viele Schätze gesammelt sind, wird ein ehrgeiziges<br />
Neubauprojekt geplant, dass bisher verborgene Exponate<br />
öffentlich machen soll. Zudem soll in Dortmund das <strong>Deutsche</strong><br />
Fußball-Museum mit einem Finanzaufwand von 27<br />
Millionen Euro entstehen und im Jahre 2014 bezugsfertig<br />
sein. Vorbildliche Sammelstätten sind beispielsweise auch das<br />
Niedersächsische Institut für Sportgeschichte (NISH) in Hoya,<br />
das Institut für Sportgeschichte Baden-Württemberg mit Sitz<br />
in Maulbronn und das Westfälisch-Lippische Institut für<br />
Turn- und Sportgeschichte in Schloss Werries in Hamm.<br />
Doch es geht längst auch in den privaten Bereich. Immer<br />
mehr Menschen sammeln "Sport": Briefmarken, Medaillen,<br />
Programme, Andenken. Die Exponate werden getauscht,<br />
ersteigert und in Ausstellungen gezeigt. Der Wert mancher<br />
Sammlungen - so war es in den DAGS-Nachrichten zu lesen<br />
- geht inzwischen in die Millionen. Auch hier fehlt es an<br />
Informationen und Hilfen untereinander.
erfolgreich nach vorne<br />
nimmt zu von Walter Mirwald<br />
Einen interessanten Ansatz liefert auch der Landessportbund<br />
Hessen, für den viele Jahre lang Rolf Lutz erfolgreich<br />
auf den Spuren der Vergangenheit wandelte - eine Arbeit,<br />
die von Peter Schermer weitergeführt wird. Schermer hat<br />
ermittelt, dass es bundesweit im Sportbereich nur ein gutes<br />
Dutzend "anerkannte" Archive gibt. Unter "anerkannt"<br />
versteht Schermer offen und für jedermann zugänglich. Er<br />
glaubt aber, dass allein in Hessen knapp 700 "Archive im<br />
Aufbau" existieren. Bei einer Arbeitstagung, zu der der<br />
Landesportbund Hessen kürzlich nach Frankfurt am Main<br />
eingeladen hatte, fiel auch der Begriff "Schlafende Archive".<br />
Das heißt: Viele Vereine und Verbände sammeln Material,<br />
das allerdings ungeordnet und unstrukturiert gelagert<br />
wird.<br />
Dass das Umdenken und das Erinnern an das Vergangene in<br />
der Sportlandschaft zum rechten Zeitpunkt kommt, zeigt<br />
auch eine andere Entwicklung: Während - wie<br />
Experten beobachtet haben - vor zwei Jahrzehnten<br />
noch mehr als einhundert Sportwissenschaftler<br />
Sportgeschichte - haupt- und nebenamtlich -<br />
an den deutschen Hochschulen unterrichteten,<br />
soll dies heute nur noch ein Dutzend sein. Die<br />
daraus resultierende Feststellung: Die meisten<br />
Sportstudenten hören während ihres Studiums<br />
nichts mehr von der Entwicklung ihres Faches.<br />
Dr. Karl Lennartz hat bei der Archivtagung des DFB Archivgesetze<br />
für Sportorganisationen gefordert. Denn der Sport<br />
könne nicht als private Sache abgeschoben werden. Sport sei<br />
Kulturwert und werde in vielen Bereichen mit staatlichen<br />
Mitteln gefördert. Lennartz regte zudem an, dass Vereine<br />
und Verbände Archivbeauftragte benennen sollten. Bei der<br />
Tagung "Sportarchive" des LSB Hessen wurde ein Zukunftsszenarium<br />
entworfen, das irgendwann einmal das Idealbild<br />
sein sollte: Möglichst alle Sportarchive und Sammlungen<br />
sind untereinander elektronisch vernetzt. Jeder weiß, was der<br />
andere wo sammelt. Jeder hat bei Bedarf Zugriff zu den<br />
Materialien, so dass auch Doppelsammlungen nur eingeschränkt<br />
notwendig sind. Das alles wird auf einer "Landkarte<br />
der Sportmuseen und Sportarchive" festgehalten. Wie<br />
gesagt: ein Traum. Aber Träumen von der Zukunft muss beim<br />
Sammeln des Vergangenen gestattet sein.<br />
47
Sfiso Kamkane aus Südafrika verbindet die Stammeskunst seiner Heimat mit den Errungenschaften<br />
der westlichen naiven Malerei zu bunter, halb figurativer halb abstrakter Szenerie<br />
48<br />
Kunst trifft den Ball<br />
Die "<strong>2010</strong> International Fine Art" zur Fußball-WM<br />
" n der Kunst ist es anders als beim Fußballspiel: in der<br />
I Abseitsstellung erzielt man die meisten Treffer", sagte<br />
einmal Salvador Dali, der berühmte spanische Surrealist.<br />
Zur FIFA Weltmeisterschaft <strong>2010</strong>, die vom 11. Juni bis 11.<br />
Juli Südafrika zum Zentrum des globalen Sportgeschehens<br />
macht, wird man den 32 Mannschaften aus aller Herren<br />
Länder beste Treffer wünschen - ebenso aber auch den<br />
Künstlern, die von der "<strong>2010</strong> Fine Art" aufgerufen wurden,<br />
sich rund um den Ball Gedanken zu machen. Ihre Werke<br />
bilden eine einzigartige internationale Kunstsammlung,<br />
OF-GALERIE<br />
OF-GALERIE
die als offizielles Produkt zur WM <strong>2010</strong> von der FIFA<br />
lizenziert wurde.<br />
160 zeitgenössische Künstler der Teilnehmerstaaten haben<br />
je eine Arbeit geschaffen. Sie wird als hochwertiger Druck<br />
in Plakatgröße (84x60cm) in einer Auflage von 210 Stück<br />
reproduziert, ausgestellt und ist auch käuflich zu erwerben:<br />
der Preis der meisten Drucke beläuft sich auf etwa<br />
1000 Euro bei einer Preisspanne von 600 bis 1800 Euro.<br />
OF-GALERIE<br />
OF-GALERIE<br />
Die Japanerin Yoko Kitagawa setzt ihrer lesenden kleinen Geisha einen von einer Rose bekrönten<br />
Fußball auf das zarte Puppenhaupt<br />
Es ist das erste Mal in der 80-jährigen Geschichte der Fußball-WM,<br />
dass ein Kunstprojekt dieser Größenordnung beim<br />
FIFA World Cup als offiziell lizenziertes Produkt eine Rolle<br />
spielt - sieht man vom Kunstrasen ab. Schließlich verhält es<br />
sich mit der Kunst ja manchmal wie mit dem Sport: "Das<br />
Spiel entwickeln, die Welt berühren und eine bessere<br />
Zukunft gestalten", so lautet die soziale Message der FIFA.<br />
Die <strong>2010</strong> International Fine Art präsentiert über ihre<br />
Partner-Galerien die Werke von Mai bis Juli in allen<br />
49
Der Australier Richard Birmingham erfindet einen expressiven Bilderbogen unter afrikanischer<br />
Sonne<br />
WM-Teilnehmerländern. In Deutschland wird die Ausstellung<br />
in Berlin und vom 8. Juni bis 25. Juli im <strong>Deutsche</strong>n<br />
Sport- und Olympia-Museum in Köln zu sehen<br />
sein.<br />
Der Brückenschlag zwischen Kunst und Sport, den die<br />
antiken Griechen so furios handhabten und der im Dritten<br />
Reich in Verruf geriet, bringt ein neues lebendiges Element<br />
in den World Cup: denn die <strong>2010</strong> International Fine<br />
Art richtet den Blick nicht nur auf die Top Ten der afrika-<br />
50<br />
Der junge Fußballer der Schweizerin Myriam<br />
Arnelas kickt das Leder auf die Weltkugel<br />
nischen Kunstszene, die damit die einmalige Chance<br />
haben, sich anlässlich der WM auf einer internationalen<br />
Plattform zu präsentieren, sondern auch auf Künstler<br />
rund um den Globus, die sich von der Fußball-WM auf<br />
ihre eigene Weise haben inspirieren lassen, um via der<br />
schönen Muse die Welt nach Afrika und Afrika in die Welt<br />
zu bringen - unabhängig von Hautfarbe, Religion und<br />
auch Alter: der älteste der beteiligten Künstler ist 76, der<br />
jüngste knapp 30 Jahre alt.<br />
OF-GALERIE<br />
OF-GALERIE
Deutschland ist bei der <strong>2010</strong> International Fine Art mit<br />
sechs Künstlern vertreten: Albert Münch, Marc C. Woehr,<br />
Patrick Lemke, Tanja Maria Ernst, Mores Rabenstern sowie<br />
Hella De Santarossa.<br />
Getragen wird das Projekt von der South African Company<br />
"<strong>2010</strong> Fine Art", die von der Global Brands Group<br />
(GBG), dem weltweiten Lizenzvergeber der FIFA von 2007<br />
bis 2014, die Erlaubnis erworben hat, die Originalwerke<br />
und signierten Prints der <strong>2010</strong> International Fine Art als<br />
OF-GALERIE<br />
OF-GALERIE<br />
Bei dem Griechen Eleni Economo wird das Spiel auf dem Kunstrasen zum ästhetischen Spiel<br />
mit Optical Art und Komplementärkontrast<br />
Marcelo Ferreira aus Brasilien fügt Fußball- und Afrikametaphern zu einer dekorativen<br />
Collage zusammen, die Anleihen bei der Pop Art nimmt<br />
offiziell lizenzierte Produkte des <strong>2010</strong> FIFA World Cup zu<br />
führen.<br />
"Eines der Probleme beim Fußball ist, dass die einzigen<br />
Leute, die wissen, wie man spielen müsste, auf der Pressetribüne<br />
sitzen", kommentierte einst der deutsche Fernsehmoderator<br />
Robert Lembke den Run nach dem Leder. Vielleicht<br />
wissen jetzt auch die Künstler besser, wie man mit<br />
dem Ball umgeht.<br />
Angelika Leitzke<br />
51
Bei Sergio Mora aus Spanien treibt ein Fußballer mit Löwenhaupt das<br />
Leder an<br />
52<br />
Die Berliner Künstlerin Hella De Santarossa stellt einen Obelisken dar, einst<br />
ein Symbol antik-ägyptischen Sonnenkults.<br />
Bei Yann Couedor aus Frankreich tragen Baumgewächse, die aus dem<br />
Erdteil Afrika heraus sprießen, statt Früchten das schwarz-weiße Leder.<br />
Bei dem Amerikaner Marcus Antonius Jansen, einem Vertreter des Großstadtexpressionismus,<br />
findet Fußball buchstäblich im düsteren Abseits statt.<br />
OF-GALERIE<br />
OF-GALERIE
Neunzig Prozent aller deutschen Medaillen<br />
bei EM, WM und <strong>Olympische</strong>n Spielen werden<br />
von Sporthilfe-geförderten Athleten gewonnen.<br />
Sporthilfe-Athleten achten die Grundsätze<br />
des Sports und werben für unser Land.<br />
Verlierer ?<br />
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Ruder-WM Eton 2006: Der Deutschland-Achter hatte<br />
seit Jahren WM-Gold verpaßt. Aber der Ehrgeiz der<br />
Ruderer blieb ungebrochen. Als keiner mehr damit<br />
rechnete, fanden sich acht Männer zusammen, die ein<br />
verschworenes Team bildeten. Sie wurden Weltmeister,<br />
weil sie das Miteinander im Sport verstanden hatten.<br />
Leistung. Fairplay. Miteinander.<br />
Die Prinzipien des Sports stärken unser Land.<br />
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Die Bundestagung der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />
<strong>Gesellschaft</strong> e.V. findet am 09.<br />
Oktober <strong>2010</strong> in der Mainmetropole Frankfurt<br />
statt.<br />
Unser herzlicher Dank gilt der Industrieund<br />
Handelskammer Frankfurt, vertreten<br />
durch den Hauptgeschäftsführer Matthias<br />
54<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> <strong>Gesellschaft</strong><br />
KOMPAKT<br />
Aktuelles aus der Bundesgeschäftsstelle<br />
Gräßle, die die Nutzung ihrer Räumlichkeiten<br />
für die <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> <strong>Gesellschaft</strong><br />
in diesem Zeitraum ermöglicht.<br />
Das Programm beginnt am Freitag, 08.<br />
Oktober <strong>2010</strong> um 18:00 Uhr mit einem<br />
offiziellen Empfang in der Frankfurter<br />
Börse. Der anschließende <strong>Olympische</strong><br />
Einladung zur XXV. Bundestagung<br />
der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> e.V.<br />
Das Präsidium der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> e.V. lädt zur XXV. Bundestagung<br />
am Samstag, 9. Oktober um 09:00 Uhr, in die Räumlichkeiten der Industrie- und Handelskammer,<br />
Börsenplatz 4, 60313 Frankfurt am Main ein.<br />
TAGESORDNUNG (gemäß § 11 der Satzung)<br />
� Feststellung der Anwesenheit und Stimmberechtigung<br />
� Genehmigung des Protokolls der letzten Hauptausschusssitzung<br />
� Berichte des Präsidiums über die abgelaufenen Geschäftsjahre mit anschließender Diskussion<br />
� Bericht der Revisoren<br />
� Genehmigung der Haushaltsrechnung und des Prüfberichts 2009<br />
� Anträge zur Satzungsänderung<br />
� Entlastung des Präsidiums<br />
� Wahl des Präsidiums<br />
� Wahl der Revisoren<br />
� Genehmigung des Haushaltsvoranschlags für 2011<br />
� Beschluss über die vorliegenden Anträge<br />
� Verschiedenes<br />
Abend wird in Zusammenarbeit mit der<br />
Zweigstelle Frankfurt/Rhein-Main um<br />
19:00 Uhr mit einem Vortrag eröffnet. In<br />
einer hochkarätig besetzten Podiumsdiskussion<br />
mit Akteuren aus Sport, Politik und<br />
Wirtschaft wird der Themenschwerpunkt<br />
im Anschluss daran aufgegriffen und<br />
vertieft.<br />
Mit dem Eintragen in die Anwesenheitsliste<br />
am Samstag, 09. Oktober <strong>2010</strong> ab 09:00<br />
Uhr beginnt die XXV. Bundestagung der<br />
<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong>.<br />
Die Teilnahme- und Antragsberechtigung ist durch die §§ 10 bis 12 der Satzung der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> e.V. geregelt. Hiernach<br />
sind stimmberechtigt die Delegierten der Zweigstellen, der Landesverbände und der Anschlussorganisationen, wie z. B. der Gemeinschaft <strong>Deutsche</strong>r<br />
Olympiateilnehmer. Die Zweigstellen haben je angefangene zehn Mitglieder eine Stimme, jeder Landesverband hat fünf Stimmen, die<br />
Delegierten der Anschlussorganisationen erhalten pro Verband je angefangene 50 Mitglieder eine Stimme, höchstens jedoch 5 Stimmen. Eine<br />
Stimmübertragung ist nicht möglich. Die Mitglieder des Präsidiums dürfen keine weiteren Stimmen vertreten.<br />
Anträge<br />
Anträge zur Bundestagung sind dem Präsidium bis zum 03. September <strong>2010</strong> schriftlich über die Geschäftsstelle, Otto-Fleck-Schneise 12,<br />
60528 Frankfurt/M, einzureichen.<br />
Anträge kann jedes einzelne Mitglied stellen, darüber hinaus sind das Präsidium, die Landesverbände und die Zweigstellen antragsberechtigt.<br />
Wahlvorschläge<br />
Vorschläge zur Wahl des Präsidiums müssen ebenfalls bis zum 03. September <strong>2010</strong> in der Geschäftsstelle in Frankfurt schriftlich eingegangen<br />
sein. Sie werden den Mitgliedern, die als Delegierte an der Bundestagung teilnehmen, drei Wochen vorher bekannt gegeben.<br />
Gültig sind Wahlvorschläge, die von mindestens drei Mitgliedern des Präsidiums oder mindestens 25 Mitgliedern schriftlich eingebracht werden.<br />
Während der Bundestagung dürfen Wahlvorschläge von dem/der neu gewählten Präsidenten/in, von drei Mitgliedern des Präsidiums oder von<br />
mindestens 25 der vertretenen Stimmen eingebracht werden.<br />
Das Präsidium der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> e.V.<br />
Frankfurt/Main, Mai <strong>2010</strong>
Sportausschuss des<br />
<strong>Deutsche</strong>n Bundestages<br />
"Wir sind die einzige Mitgliederorganisation<br />
für die <strong>Olympische</strong> Idee und setzen uns<br />
aktiv für die Vermittlung des <strong>Olympische</strong>n<br />
Gedankens in Sport und <strong>Gesellschaft</strong> ein",<br />
so lautete der Eingangssatz des Präsidenten<br />
der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />
Harald Denecken bei seinem Vortrag vor<br />
dem Sportausschuss des <strong>Deutsche</strong>n Bundestages<br />
Ende März in Berlin.<br />
Die Vorsitzende des Sportausschusses und<br />
Kuratoriumsmitglied der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />
<strong>Gesellschaft</strong> Dagmar Freitag (im Bild)<br />
lud den ehemaligen Karlsruher Ersten<br />
Bürgermeister ein, die <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong><br />
<strong>Gesellschaft</strong> dem Sportausschuss vorzustellen.<br />
Dieser Einladung waren Harald Denecken<br />
und Geschäftsführerin Irene Sebens<br />
gerne gefolgt und nutzten die Gelegenheit,<br />
den anwesenden Politikern die Aufgaben<br />
und Ziele der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />
<strong>Gesellschaft</strong> zu erläutern.<br />
Erfreuliches konnte auch Steffi Jones<br />
berichten. In ihrer Funktion als Präsidentin<br />
des Organisationskomitees für die FIFA<br />
Frauen-Weltmeisterschaft 2011 war die<br />
ehemalige Fußballnationalspielerin ebenfalls<br />
geladen und konnte den Anwesenden stolz<br />
berichten, dass bereits 220.000 Tickets der<br />
insgesamt 700.000 frei verfügbaren Tickets<br />
verkauft wurden.<br />
München 2018<br />
"Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> <strong>Gesellschaft</strong> wird<br />
München hinsichtlich der Olympiabewerbung<br />
aktiv unterstützen!", so lautete das<br />
Fazit von Präsident Harald Denecken beim<br />
Besuch des Oberbürgermeisters der Stadt<br />
München Christian Ude. Die Einladung zu<br />
einem persönlichen Gespräch nahmen<br />
Präsident Denecken, die ortsansässigen<br />
Vizepräsidenten Ebener und Tröger sowie<br />
Geschäftsführerin Irene Sebens gerne an.<br />
Insbesondere die Zweigstelle in München<br />
veranstaltet bereits gezielt Aktivitäten zur<br />
München 2018: Christian Ude (2.v.r.)<br />
umrahmt von Dr. Christian Tröger, Joachim<br />
Ebener, Irene Sebens und Harald<br />
Denecken (von links).<br />
Unterstützung der Bewerbung. Das beiderseitige<br />
Bestreben ist es, eine positive Stimmung<br />
für die Bewerbung auch im Namen<br />
der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> zu<br />
verbreiten. "Die <strong>Olympische</strong>n Winterspiele<br />
nach München zu holen, wäre nicht nur für<br />
Bayern sondern für Gesamtdeutschland ein<br />
großartiger Erfolg, für deren Verwirklichung<br />
wir uns gerne einsetzen", betont Vizepräsident<br />
und Vorsitzender der Zweigstelle<br />
München Joachim Ebener.<br />
Offizielle Verleihung an<br />
Magdalena Neuner<br />
Im Rahmen der "Entega Team Biathlon"-<br />
Veranstaltung in Bürstadt am 6. Juni <strong>2010</strong><br />
wird Präsident Harald Denecken Magdalena<br />
Neuner<br />
offiziell die<br />
Fair Play-<br />
Plakette der<br />
<strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Olympische</strong>n<br />
<strong>Gesellschaft</strong><br />
übergeben.<br />
Die Biathletin<br />
wurde auf<br />
Grund Ihres<br />
vorbildlichen<br />
fairen Verhaltens<br />
während der<br />
<strong>Olympische</strong>n Spiele in Vancouver von der<br />
DOG ausgezeichnet (wir berichteten in der<br />
letzten <strong>Ausgabe</strong>).<br />
Der "Entega Team Biathlon" wird in diesem<br />
Jahr zum zweiten Mal von den Städten<br />
Bürstadt und Lorsch in Zusammenarbeit mit<br />
dem <strong>Deutsche</strong>n Ski-Verband veranstaltet.<br />
Neben Magdalena Neuner werden Stars der<br />
nationalen Biathlon- und Langlaufszene wie<br />
Martina Beck, Evi Sachenbacher-Stehle,<br />
Claudia Nystad, Tobias Angerer und Axel<br />
Teichmann erwartet.<br />
Die Veranstalter erwarten wie im vergangenen<br />
Jahr mehrere Tausend Zuschauer, die<br />
die Athleten lautstark vor Ort unterstützen<br />
werden. Mehrere TV-Sender werden exklusiv<br />
von der Veranstaltung berichten.<br />
Kinder laufen für Kinder<br />
Seit Jahren erfreut sich die Aktion "Kinder<br />
laufen für Kinder" großer Beliebtheit. Über<br />
420.000 Kinder haben in den vergangenen<br />
Veranstaltungen ca. 3,75 Mio. Euro an<br />
Spendengeldern für SOS-Kinderdörfer<br />
erlaufen. Trotz anhaltenden Regens liefen<br />
ca. 350 Kinder den Laufparcours im modernen<br />
Forum des München Airport Center<br />
(MAC). Nach dem Startschuss durch Kultusstaatsminister<br />
Marcel Huber sammelten die<br />
Kinder in den zusammengerechneten 2.200<br />
Runden 6.120 Euro bei der Auftaktveranstaltung<br />
für die bundesweite Initiative<br />
"Kinder laufen für Kinder".<br />
Während die Läufer fleißig Kilometer und<br />
damit Spendengelder sammelten, fand im<br />
Forum des München Airport Centers ein<br />
großer Familientag zur Charity-Veranstaltung<br />
der SOS-Kinderdörfer statt. Zahlreiche<br />
Organisationen und Sponsoren boten durch<br />
Mitmachangebote, Kaspertheater, Musikund<br />
Tanzaufführungen eine interessante<br />
Mischung und sorgten für einen gelungen<br />
Rahmen der Spendenaktion. Die DOG-<br />
Jugend war für die Stadtgruppe München<br />
als Partner der Veranstaltung ebenso vor Ort<br />
und veranstaltete mit Jung und Alt ein<br />
Olympia-Gewinnspiel. Drei Fragen über die<br />
<strong>Olympische</strong>n Ringe mussten gelöst werden,<br />
um an die begehrten Preise zu gelangen.<br />
Fasziniert ging der junge Olympianachwuchs<br />
an die Fragen heran und ließ manch<br />
Erwachsenen im wahrsten Sinne des Wortes<br />
alt aussehen. Alle "Unwissenden" haben so<br />
ein wenig über die Geschichte und Verwendung<br />
der <strong>Olympische</strong>n Ringe kennengelernt.<br />
Neben dem Gewinnspiel der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> waren vor allem<br />
die Bühnenshows verschiedener Musik- und<br />
55
Tanzgruppen sowie die Ausstellungen der<br />
Polizei und Flughafenfeuerwehr Zuschauermagnete.<br />
Viele weitere Sportangebote von<br />
Kletterwand bis hin zu Bobbycar-Parcours<br />
sowie ein Kaspertheater erfreuten die<br />
Besucher.<br />
Begehrt waren auch die Autogramme des<br />
SOS-Botschafters und Spieler des FC Bayern<br />
München Andreas Görlitz, der am Vortag<br />
mit seinem Team am 33. Spieltag der<br />
Fußball-Bundesliga die Meisterschaft für<br />
den Münchner Traditionsverein feiern<br />
konnte. Mit großen Augen bewunderten die<br />
Kinder den Fußballprofi und seine gezeigten<br />
Tricks im Dribbel-Parcours.<br />
Wilhelm-Garbe-Preis<br />
Bis zum 31. Juli haben die Zweigstellen<br />
nach wie vor die Gelegenheit, mit aktiver<br />
Mitgliederwerbung gleich doppelt zu<br />
punkten. Denn neben der Neugewinnung<br />
können sich die Zweigstellen ein bemerkenswertes<br />
Preisgeld<br />
für ihre Arbeit vor<br />
Ort sichern. Dazu<br />
gilt es mindestens<br />
15 Neumitglieder<br />
über 18 Jahre zu<br />
gewinnen.<br />
In der aktuellen<br />
Wertung führt mit<br />
eindrucksvollem<br />
Vorsprung der<br />
Landesverband<br />
Berlin e.V. Ein<br />
Vorsprung, der<br />
kaum noch aufzu-<br />
56<br />
holen ist, allerdings für die weiteren Zweigstellen<br />
ein sportlicher Anreiz sein sollte. Den<br />
Südniedersachsen fehlen lediglich sieben<br />
neue Mitglieder, um in die Wertung aufgenommen<br />
zu werden.<br />
Wir wünschen allen Zweigstellen viel Erfolg<br />
beim Endspurt. Nutzen Sie zur Unterstützung<br />
die aktuelle Mitgliederwerbeaktion.<br />
Flyer können jederzeit in der Bundesgeschäftsstelle<br />
(069 / 6950160 oder<br />
Office@DOG-bewegt.de) angefragt werden.<br />
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Mitglieder der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong>:<br />
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Dokumentationen zu den <strong>Olympische</strong>n<br />
Spielen heraus. Teile der Erlöse ihrer Produkte<br />
stellt die OSB Sportorganisationen zur<br />
Verfügung. Bis heute wurden die Partner<br />
der OSB mit über 14 Millionen Euro unterstützt,<br />
dies ermöglicht eine kontinuierliche<br />
Förderung von Sporttalenten, damit diese<br />
sich optimal auf ihre Wettkämpfe vorbereiten<br />
können. Besonders wichtig ist der OSB<br />
dabei die Förderung von Kindern und<br />
Jugendlichen, damit ihnen positive Werte<br />
wie Fairness, Teamgeist und Einsatzfreude<br />
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Fair Play-Preis für<br />
Miriam Kirchner<br />
Im Rahmen der gemeinsamen Sportlerehrung<br />
des Sportkreises Biberach und des<br />
Landkreises Biberach wurde Miriam Kirchner<br />
vom SV Kirchdorf mit dem Fair Play-Preis<br />
der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />
ausgezeichnet. Der Preis ist dotiert von der<br />
Kreissparkasse Biberach/Riß. "Dieser Preis ist<br />
etwas Besonderes", betonte auch der<br />
Vorstandsvorsitzende der Biberacher Sparkasse,<br />
Günther Wall. Besonders freute sich<br />
Präsident Harald Denecken die Auszeichnung<br />
überreichen zu dürfen. "Wir ehren<br />
damit die stillen Stars des Sports", sagte er.<br />
Mit donnerndem Applaus drückten die<br />
zahlreichen Besucher der Sportlerehrung in<br />
der Aula der Biberacher Gebhard-Müller-<br />
Schule ihre Anerkennung für die sportliche<br />
Noblesse von Miriam Kirchner aus. Sie<br />
errang nach einer umstrittenen Bewertung<br />
bei einem Wettkampf (1. Junior Masters<br />
2009) den ersten Rang. Ihre Wettbewerbsgegnerin<br />
rutschte dadurch auf Rang zwei<br />
ab. Bei der Siegerehrung zeigte Miriam<br />
Kirchner gegenüber ihrer Konkurrentin<br />
wirklichen Sportsgeist. Sie holte die Zweitplatzierte<br />
zu sich auf das Siegertreppchen<br />
und teilte mit ihr den ersten Preis.<br />
Franz Liesch<br />
Baden-Baden<br />
"Hat noch jemand Zweifel daran, ob es in<br />
unserer Stadt Spitzenturnsport gibt?", fragte<br />
Moderator Hans-Reinhard Scheu am Samstagabend<br />
bei der Baden-Badener Sportlerehrung<br />
in der Festhalle Oos.<br />
Diese Frage konnten die Gäste angesichts<br />
der im Rahmenprogramm von den Förderturnerinnen<br />
und -turnern des TV Baden-Oos<br />
atemberaubend präsentierten Bodenübungen<br />
nur mit stehendem Applaus beantworten.<br />
Allein dieser Auftritt machte deutlich,<br />
welche großartige Leistungsbereitschaft von<br />
den, so Scheu, insgesamt 18.000 Aktiven,<br />
darunter 6.000 Jugendliche, in den insgesamt<br />
53 Baden-Badener Sportvereinen<br />
vorhanden ist.<br />
So konnte mit dieser zweiten Auflage, der<br />
vom Sportausschuss der Baden-Badener<br />
Vereine veranstalteten Sportlerehrung als<br />
ein Pendant zur alljährlichen Sportlerehrung<br />
im Kurhaus, auch den örtlichen Sportgrößen<br />
verdiente Anerkennung zuteil werden. Dies<br />
unterstrich auch die Anwesenheit der<br />
Ehrengäste wie Präsident Harald Denecken<br />
von der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong>,<br />
des ehemaligen Handballweltmeisters<br />
Arnulf Meffle und nicht zuletzt des<br />
Baden-Badener Stadtoberhaupts Wolfgang<br />
Gerstner, die allesamt vom Sportausschuss-<br />
Präsidenten und Vorsitzenden der Zweigstelle<br />
Baden-Baden Armin Zeitvogel begrüßt<br />
wurden.<br />
Dieser wünschte den Sportlern insgesamt<br />
eine weiterhin gute Zukunft und ermunterte<br />
diese dazu, aus ihren Aktivitäten sowohl<br />
mit Siegen als auch Niederlagen umgehen<br />
zu lernen. Ebenso äußerte er sich mit<br />
Dankbarkeit und Stolz über die von den<br />
ehrenamtlichen Organisatoren geleistete<br />
Arbeit. Neben den eigentlichen Auszeichnungen<br />
für die mit Bronze, Silber und Gold<br />
geehrten Sportler und Mannschaften, erfuhr<br />
der Abend seinen Höhepunkt mit den aus<br />
diesem Kreise zur Sportlerin und zum<br />
Sportler des Jahres ernannten Katharina<br />
Schreiber (Karate Dojo Baden-Baden) und<br />
Carl Dohmann (SCL Heel Baden-Baden). Die<br />
gleiche Auszeichnung aus Mannschaftssicht<br />
wurde den Schülern A vom SCL Heel Baden-<br />
Baden zuteil.<br />
Als eine "Ehrung für stille Stars" betitelte<br />
Präsident Harald Denecken seine Auszeich-<br />
57
nung mit der Ehrenplakette für den stellvertretenden<br />
Vorsitzenden des Turngaus<br />
Mittelbaden-Murgtal Norbert Fröhlich,<br />
einem "seinem Namen alle Ehre machenden"<br />
Urgestein vom TV Neuweier.<br />
Mit insgesamt 2.000 Euro an Förderpreisen<br />
ermunterten die Sparkasse Baden-<br />
Baden/Gaggenau und die Volksbank Baden-<br />
Baden/Rastatt die engagierten Vereine vom<br />
FC Neuweier, der Fördergruppe der Schützenvereine<br />
Sandweier und Jagdschloss<br />
sowie des TV Baden-Oos und TV Haueneberstein<br />
zu einer Fortsetzung ihrer engagierten<br />
Jugendarbeit.<br />
Umrahmt wurde der Ehrungsabend neben<br />
dem erwähnten turnerischen Highlight mit<br />
weiteren hervorragenden Beiträgen von der<br />
Die Ehrenplakette erhielt Norbert Fröhlich (2.v.r.) von<br />
Arnulf Meffle, Harald Denecken, und Armin Zeitvogel<br />
(von links).<br />
Kunstradsportgruppe Rebland sowie von<br />
den Jazztanzgruppen "All for One" und<br />
"Count to Eight" vom TV Baden-Oos.<br />
Dem TV Baden-Oos galt abschließend auch<br />
Armin Zeitvogels besonderer Dank für die<br />
übernommene Hilfestellung bei der Veranstaltungsausrichtung.<br />
Armin Zeitvogel<br />
Berlin<br />
Berliner DOG Spitzenreiter<br />
beim Mitgliederzuwachs<br />
Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> <strong>Gesellschaft</strong>,<br />
Landesverband Berlin ist Spitzenreiter bei<br />
der prozentualen Steigerung der Mitgliederzahlen<br />
in den Mitgliederorganisationen des<br />
58<br />
Landessportbundes Berlin. Ihre Mitgliederzahl<br />
ist 2009 um 23,5 Prozent auf 289<br />
gewachsen. Auf den weiteren Rängen<br />
folgen der Baseball- und Softballverband<br />
Berlin/Brandenburg (+20,88 Prozent) und<br />
der Verein für Sport und Jugendsozialarbeit<br />
(+19,05 Prozent).<br />
Alexander Dorner<br />
Fair Play-Pokale beim<br />
Drumbo-Cup <strong>2010</strong> vergeben<br />
Finale… Finale… Es ist schon eine feste<br />
Tradition, dass anlässlich Europas größten<br />
Hallenfußballturniers für Schülerinnen und<br />
Schüler - dem Drumbo-Cup der Dresdner<br />
Bank - nicht nur um den Turniersieg,<br />
sondern auch um den<br />
Fair Play-Pokal der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />
gekämpft wird.<br />
Beim diesjährigen Drumbo-Cup<br />
spielten insgesamt 351 Jungenund<br />
Mädchenmannschaften in<br />
den Bezirksturnieren seit Dezember<br />
2009 um den Einzug in<br />
das große Finale. Dieses fand am<br />
25. März <strong>2010</strong> in der Charlottenburger<br />
Sporthalle in der<br />
Sömmeringstraße statt. Teilgenommen<br />
haben die acht besten<br />
Jungen- und Mädchenmannschaften.<br />
Unter den Augen der Ehrengäste Steffi<br />
Jones, Präsidentin des Organisationskomitees<br />
der FIFA Fußball Frauen-Weltmeisterschaft<br />
2011, Dr. Ehrhart Körting, Berlins<br />
Sportsenator, und Hans-Kornel Krings, Leiter<br />
des Berliner Firmenkundengeschäfts der<br />
Commerzbank, lieferten sich die jungen<br />
Kickerinnen und Kicker hochkarätige und<br />
spannende Duelle.<br />
Bei allem Ehrgeiz stand aber auch immer<br />
der Fair Play-Gedanke im Mittelpunkt des<br />
Geschehens. Und so war es kein Wunder,<br />
dass die Turniersieger - die Dunant Grundschule<br />
Steglitz-Zehlendorf (Mädchen) und<br />
die Zeppelin Grundschule Spandau (Jungen)<br />
- auch die Gewinner der Fair Play-Wertung<br />
waren und die Pokale der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />
<strong>Gesellschaft</strong> mit nach Hause nehmen<br />
konnten.<br />
Dieter Krickow<br />
Berliner Frühlingsball des<br />
Sports <strong>2010</strong><br />
Zum offiziellen Frühlingsanfang am 20.<br />
März richtete die Berliner Turnerschaft den<br />
Frühlingsball des Sports im Palais am<br />
Funkturm aus. Rund 1.300 Gäste erlebten<br />
eine rauschende Ballnacht im Palais am<br />
Funkturm mit den hervorragend aufgelegten<br />
Bands um Reinhard Stockmann und<br />
Ralf Armbruster. Der Landesverband Berlin<br />
war wie schon 2009 Partner des Frühlingsballs,<br />
der sich mittlerweile zum erfolgreichsten<br />
Sportlerball Berlins entwickelt hat. Im<br />
Galaprogramm begeisterte die Latein-<br />
Formation des OTK Schwarz-Weiß vom SC<br />
Siemensstadt die Besucher. Der Höhepunkt<br />
des Balls war die Verleihung des "Goldenen<br />
Bandes", die der Verband der Sportjournalisten<br />
Berlin-Brandenburg zum ersten Mal auf<br />
dem Frühlingsball vornahm. Diese älteste<br />
deutsche Sportauszeichnung ging an die<br />
Berliner Eisschnellläuferin Jenny Wolf. Die<br />
Olympiazweite und Weltrekordhalterin<br />
wurde von ihrem langjährigen Trainer<br />
Thomas Schubert und seiner Ehefrau, der<br />
Goldmedaillengewinnerin von Barcelona im<br />
Jahre1992 Jacqueline (geb. Börner), begleitet.<br />
Als Glücksfee für die Mitternachtsverlosung<br />
hatte die Ruderin Britta Oppelt (Silber<br />
in Athen und Bronze in Peking) ein gutes<br />
Händchen. Der Frühlingsball 2011 findet am<br />
19.März 2011 statt.<br />
Jens-Uwe Kunze<br />
Böblingen<br />
Fair Play für weibliche<br />
Jugend<br />
Im Rahmen der <strong>Deutsche</strong>n Hallenhockeymeisterschaft<br />
der weiblichen Jugend B<br />
(U16) in Böblingen verlieh die Kreisgruppe<br />
Böblingen während der Endrunde den Fair<br />
Play-Preis an die Mannschaft des Uhlenhorster<br />
Hockeyclub Hamburg.<br />
Eigentlich hätten nach Ansicht der Jury sich<br />
nahezu alle Mannschaften für diese Verleihung<br />
verdient gemacht, doch letztlich<br />
entschied sich diese zusammen mit der<br />
Turnierleiterin Dagmar von Livonius (Jugendsportwartin<br />
des <strong>Deutsche</strong>n Hockeybundes)<br />
und dem DHB - Jugendbundestrainer Valentin<br />
Altenburg für die Mannschaft aus Ham-
urg. Dabei wurden mehrere Kriterien bei der<br />
finalen Entscheidung berücksichtigt: Auftreten<br />
gegenüber dem Veranstalter, Verhalten<br />
gegen der Turnierleitung und den Schieds-<br />
Hanns Ostermann, Präsident des Verbandes<br />
<strong>Deutsche</strong>r Sportjournalisten Berlin-Brandenburg,<br />
und die Berliner Eisschnellläuferin<br />
Jenny Wolf beim Frühlingsball des Sports.<br />
richtern, Benehmen auf dem Spielfeld (Anzahl<br />
der grünen und gelben Karten) sowie das<br />
sportliche Verhalten der mitgereisten Fans.<br />
Zusammen mit seiner Mannschaft freute<br />
sich Trainer, Olympiasieger und Weltmeister<br />
Moritz Fürste sehr über die Auszeichnung<br />
der Kreisgruppe Böblingen.<br />
Cottbus<br />
Auszeichnung mit der<br />
Goldenen Ehrennadel für<br />
Hermann Fischer<br />
Hermann Fischer feierte am 27. April <strong>2010</strong><br />
seinen 80. Geburtstag. Für seine 33-jährige<br />
aktive Mitgliedschaft in der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> wurde er mit der<br />
Goldenen Ehrennadel durch den Vorsitzenden<br />
der Stadtgruppe Cottbus, Ralf Braun,<br />
ausgezeichnet.<br />
Seit 1954 ist Hermann Fischer eng mit dem<br />
Skisport im Land Brandenburg verbunden.<br />
Schon als Aktiver hat er 1955 an der DDR-<br />
Meisterschaft im Skisport als Mitglied der<br />
Auswahl des Bezirkes Cottbus teilgenommen.<br />
Ob als Vorsitzender der SG Motor Cottbus,<br />
später der SG Automation 86 Cottbus, als 2.<br />
Vorsitzender des damaligen BFA Ski Cottbus<br />
oder bei der Organisation von Sonderzügen<br />
in Wintersportgebiete bzw. bei Kreis-,<br />
Kinder- und Jugendspartakiaden, immer<br />
spannte er sich vor den sprichwörtlichen<br />
Karren. Bis Ende 2001 hat Hermann Fischer<br />
die mitgliederstärkste Abteilung Ski im<br />
Landes-Skiverband Brandenburg geleitet.<br />
Auch bei der Organisation und Durchführung<br />
von Landesmeisterschaften und den<br />
Cottbuser Stadtmeisterschaften Alpin und<br />
Langlauf steht er trotz seiner nun 80 Jahre<br />
immer noch an vorderster Front, aufopferungsbereit<br />
und mit großem Einsatz.<br />
Nach seinem Ausscheiden als Abteilungsleiter<br />
Ski der SG Automation 86 Cottbus hat er<br />
sich nicht zur Ruhe gesetzt. Er organisiert<br />
und führt wöchentlich Seniorentagesfahrten<br />
in reizvolle Gegenden in Sachsen und Brandenburg<br />
durch. In seiner freien Zeit nutzt er<br />
jede Möglichkeit, auch seine vier Enkeltöchter<br />
an das Skifahren heranzuführen.<br />
Katja Schammel<br />
Frankfurt/Rhein-Main<br />
Mitgliederversammlung:<br />
Rück- und Ausblicke<br />
Auch in diesem Jahr konnte die Zweigstelle<br />
Frankfurt/Rhein-Main Ehrungen für die<br />
langjährige Verbundenheit im Rahmen der<br />
Mitgliederversammlung vornehmen. Für 40<br />
Jahre Treue ehrte sie den Wetteraukreis,<br />
dessen erster Kreisbeigeordnete Oswin Veith<br />
die Ehrung entgegennahm sowie die Stadt<br />
Kronberg im Taunus, die durch den ehrenamtlichen<br />
Stadtrat Bernd Tillmann vertreten<br />
wurde. Ebenfalls für die Dauer von 40<br />
Jahren der Mitgliedschaft bedankte sich der<br />
Zweigstellenvorsitzende Karl Eyerkaufer bei<br />
der Stadt Kelsterbach.<br />
Für 25 Jahre Zugehörigkeit wurden prominente<br />
Privatpersonen honoriert: Dr. Michael<br />
Groß, dreimaliger Goldmedaillengewinner<br />
im Schwimmen bei <strong>Olympische</strong>n Spielen<br />
und heute Geschäftsführer der PR-Agentur<br />
Peakom, wie auch die für das deutsche<br />
Hockeyteam bei <strong>Olympische</strong>n Spielen<br />
startende Dagmar Bremer. Auch für 25<br />
Jahre Unterstützung würdigte die Zweigstelle<br />
Frankfurt/Rhein-Main die vom IOC als<br />
Europas "Sportfrau des Jahres 2007" geehrte<br />
Ilse Bechthold, die zahlreiche nationale wie<br />
internationale sportpolitische Ämter ausübte<br />
und engagiertes Vorstandsmitglied der<br />
Zweigstelle Frankfurt/Rhein-Main ist.<br />
Zudem zeichnete die Zweigstelle Hans-Peter<br />
Wullenweber, Generalsekretär des <strong>Deutsche</strong>n<br />
Turner-Bundes, ebenfalls für die 25jährige<br />
Verbundenheit aus.<br />
Auf den wesentlich kürzeren Zeitraum,<br />
nämlich auf das zurückliegende Jahr,<br />
schaute die Mitgliederversammlung der<br />
DOG Frankfurt/Rhein-Main auch mit Freude<br />
zurück. Im Sinne der Jugendförderung und<br />
als Beitrag zum weiteren Erfolg der <strong>Olympische</strong>n<br />
Idee hatte die Zweigstelle bereits zum<br />
dritten Mal eine Fahrt zum Internationalen<br />
Stadionfest in Berlin organisiert und auch<br />
Zweigstellen-Vorsitzender Karl Eyerkaufer (außen) mit den geehrten Mitgliedern Dagmar<br />
Bremer, Dr. Michael Groß, Ilse Bechthold, Bernd Tillmann und Oswin Veith (von links).<br />
59
ihr Engagement beim "Olympic Day Run" im<br />
Rahmen des Internationalen <strong>Deutsche</strong>n<br />
Turnfests in Frankfurt war ein voller Erfolg.<br />
Zudem konnte gemeinsam mit der IHK<br />
Frankfurt beim <strong>Olympische</strong>n Abend Sport,<br />
Wirtschaft und Bevölkerung näher zusammengebracht<br />
werden. Mit einer sehr erfreulichen<br />
Besucherresonanz am DOG-Werbestand<br />
auf der <strong>Olympische</strong>n Ballnacht des<br />
Hessischen Landessportbunds rundete die<br />
regionale Vertretung ihre Aktivitäten ab.<br />
Um auch <strong>2010</strong> zu einem erfolgreichen Jahr<br />
zu machen, wird sich die Zweigstelle Frankfurt/Rhein-Main<br />
künftig neben ihrem<br />
bisherigen Einsatz für die <strong>Olympische</strong>n<br />
Werte insbesondere um die Verbreitung der<br />
Fair Play-Initiative bemühen.<br />
Christoph Spieß<br />
Hochstift Paderborn<br />
DOG bleibt in Bewegung<br />
Mit einem neuen Vorstand, spannenden<br />
Themen und erst recht neuen Impulsen geht<br />
die <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> <strong>Gesellschaft</strong> in der<br />
Region Hochstift in die nächsten Monate.<br />
Kontinuität steht dabei klar neben Weiterentwicklung.<br />
Das gilt für den Vorstand und<br />
setzt sich in den Themen fort, bei denen das<br />
Feld der Aktivitäten in den Kindergärten<br />
ausgeweitet werden soll.<br />
Bei der jüngsten Mitgliederversammlung<br />
wurde die Spitze des Vereins um Vorsitzende<br />
Margit Budde, Geschäftsführer Dr. Norbert<br />
Börste und Schatzmeister Heiner Kortebusch<br />
bestätigt. Zugleich aber wurde der Vorstand<br />
ausgebaut. Neuer zweiter Vorsitzender und<br />
zuständig für Veranstaltungen ist Kurt<br />
Bendlin, Olympia-Dritter im Zehnkampf. Als<br />
Jugend- und Schulbeauftragter fungiert<br />
weiter Willi Schlur, neuer Medienreferent ist<br />
Christian Schlichter. Durch den erweiterten<br />
Vorstand wird zudem die neue Dynamik<br />
deutlich: Mit dem Rechtsanwalt Michael<br />
Schweikert, DLRG-Vorsitzendem Michael<br />
Sandmann und dem DOG-Urgestein Werner<br />
Henke sind die drei Positionen der Beisitzer<br />
besetzt. Kooptiertes Beiratsmitglied mit dem<br />
Fachbereich Kindergärten wurde zusätzlich<br />
die Juristin Christine Stempel aus Bad<br />
Lippspringe.<br />
Mehr Aktivitäten im laufenden Jahr, das war<br />
die klare Ankündigung der Vorsitzenden<br />
Margit Budde im Rahmen der Versammlung.<br />
Um die Attraktivität zu erhöhen, wurde der<br />
60<br />
erst für den April geplante <strong>Olympische</strong><br />
Abend auf den 26. Oktober, wieder im<br />
Festsaal des Neuhäuser Schlosses, verschoben.<br />
Zuvor soll es aber sowohl einen Bewegungstag<br />
geben als auch ebenso eine<br />
Beteiligung am Paderborner Spielfest. In die<br />
Neuauflage soll in diesem Jahr das Bad<br />
Driburger Sportgespräch gehen. Letztlich<br />
wolle die Zweigstelle Hochstift Paderborn<br />
durch ihre Aktivitäten wieder mehr in die<br />
Öffentlichkeit rücken, um so mehr Mitglieder<br />
und Begeisterte für die Aktivitäten des<br />
Breitensports zu gewinnen.<br />
Seit zwei Jahren schon beschäftigt sich die<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> <strong>Gesellschaft</strong> im<br />
Hochstift mit ihrer Aktion "Kinder bewegen".<br />
Dazu hat sie eine Kooperation mit der<br />
Paderborner Sparkasse. Sie sponsert die<br />
Aktion, und die Zweigstelle stellt für die<br />
sechs am Programm beteiligten Kindergärten<br />
die prominenten Sportpaten. Eine<br />
Kombination, die sehr effektiv ist, wie<br />
Mechthild Aldekamp aus Elsen und Margarete<br />
Wosch aus Dahl berichteten. Beide<br />
Kindergärten gehören neben dem Paderborner<br />
Schwalbennest, sowie Kindergärten in<br />
Marsberg, Lichtenau und der Kita Dometal<br />
in Büren zu den von der DOG betreuten<br />
Einrichtungen. "Ohne Eltern geht da nichts",<br />
berichteten die beiden Leiterinnen. Die<br />
Bewegungsaktionen in den Kindergärten<br />
seien auf eine breite Zustimmung aller<br />
Gruppen gestoßen. In Elsen seien mittlerweile<br />
alle Erzieherinnen auch mit dem<br />
Übungsleiterschein ausgerüstet, die Dahler<br />
seien auf dem Weg dahin. Eine Qualifikation,<br />
die zwar von Träger und Aktion unterstützt<br />
werde, trotzdem aber noch viel<br />
Eigeninitiative erfordere. Der Lohn dafür<br />
seien begeisterte Kinder und zufriedene<br />
Eltern.<br />
Letztlich seien ihre Einrichtungen im weiteren<br />
Ausbau des Programms zu komplett<br />
"bewegten Kindergärten" geworden. Neben<br />
gemeinsamen Aktivitäten habe aber jede<br />
Kita noch ihre eigenen Schwerpunkte, die<br />
sie mit ihren beiden Paten, einem erfahrenerem<br />
sowie einem jüngeren Sportler<br />
durchführten. Die Elsener freuten sich dabei,<br />
mit ihrem Jungpaten Niklas Plückebaum ein<br />
ehemaliges Kinde ihrer Einrichtung an der<br />
Seite zu haben. Der erfolgreiche Paderbor-<br />
Der neue Vorstand der DOG mit den Kita Leitungen:<br />
Heiner Kortebusch, Christian Schlichter, Margarete Wosch; Kurt Bendlin, Mechthild Aldekamp,<br />
Werner Henke, Christine Stempel, Achim Sandmann, Vorsitzende Margit Budde,<br />
Michael Schweikert, Dr. Norbert Börste, Willi Schlur.<br />
ner Leichtathlet zeige nun den Jungen und<br />
Mädchen, was aus einem "Turnküken"<br />
werden könne.<br />
Bis Ende des Jahres läuft die von der DOG<br />
initiierte Aktion "Kinder bewegen". Wie es<br />
danach weitergehen wird, ist offen. Die<br />
Diskussion bei der Mitgliederversammlung<br />
griff das als Thema auf. Ebenso wie die<br />
Frage, ob an der Nahtstelle zur Schule nicht<br />
künftig noch mehr gearbeitet werden<br />
müsse. Auch mit Rücksicht auf allerlei<br />
rechtliche Vorgaben soll darüber diskutiert<br />
werden, ob nicht auch die Schulen stärker<br />
bei sportlichen Aktivitäten unterstützt<br />
werden könnten.<br />
Christian Schlichter
Miltenberg-Obernburg<br />
Kinder fördern durch<br />
Bewegung<br />
In Zusammenarbeit mit dem Staatlichen<br />
Schulamt im Landkreis Miltenberg führte<br />
die Zweigstelle Miltenberg-Obernburg auch<br />
Die eindrucksvolle Umsetzung des "Risikospiels"<br />
im Rahmen der Risiko- und Wagnisförderung.<br />
<strong>2010</strong> wieder ein Fortbildungsseminar<br />
"Kinder fördern durch Bewegung" für<br />
Grundschullehrer/innen und Erzieher/innen<br />
durch. Welche Bedeutung dieser Veranstaltung<br />
beigemessen wurde, machte der<br />
Besuch von Schulrat Engelbert Schmid klar.<br />
40 Frauen, in der deutlichen Überzahl<br />
Erzieherinnen, waren am Samstag zwischen<br />
9.30 und 16 Uhr in der Elsenfelder Sparkassen-Arena<br />
unter sich, da Männer komplett<br />
fehlten.<br />
Referent Reinhard Liebisch von der Bundesarbeitsgemeinschaft<br />
Bewegungs- und<br />
Haltungsförderung Wiesbaden hatte wieder<br />
ein facettenreiches, fantasievolles und<br />
animierendes Bewegungsprogramm unter<br />
dem Motto "Kinder fördern durch Bewegung"<br />
für Kindergarten- und Grundschulkinder<br />
arrangiert, das von den Seminarteilnehmerinnen<br />
eingehend und mit viel Spaß<br />
an der Freude getestet und nachvollzogen<br />
werden konnte.<br />
Das Seminar beruhte auf dem "Dreiklang"<br />
aus Bildung, Bewegung und Gesundheit,<br />
was vom Referenten jeweils anschaulich mit<br />
praktischen Beispielen unterlegt, dargestellt<br />
wurde. Der Einstieg erfolgte durch eine<br />
Risiko- und Wagnisförderung, einhergehend<br />
mit "Vertrauen bildenden Maßnahmen" zum<br />
Ausbau von Kreativität und Selbstvertrauen.<br />
Kinder sollten angeregt werden, kleine, für<br />
sie überschaubare Risiken und Experimente<br />
anzustreben, die später ins spielerische<br />
Kräftemessen einfließen können. Der bereits<br />
genannte Dreiklang fand seine praktische<br />
Anwendung in Bewegungsangeboten zur<br />
Förderung der Kinder. Seine Abrundung<br />
erfuhr das Seminar durch ebenso einfache<br />
wie interessante Demonstrationen mit dem<br />
Medium "Luft", zum Beispiel mit Zeitungspapier<br />
am Körper laufen, "Windfangmaschinen"<br />
aus verschiedenen Materialien bauen,<br />
Ballons in vielen Verwendungen. Referent<br />
Liebisch ist unter anderem Autor von<br />
Büchern zur Bewegungserziehung von<br />
Kleinkindern.<br />
Seminarleiterin Rosi Dauphin machte darauf<br />
aufmerksam, dass im Rahmen des Modellprojektes<br />
der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />
<strong>Gesellschaft</strong> "Kinder bewegen" - Bewegungserziehung<br />
in Kindergärten - noch<br />
Sponsoren für "Sportspielekästen mit<br />
Fachliteratur" gesucht werden. Information<br />
erteilt Rosi Dauphin, Vorsitzende der Zweigstelle<br />
Miltenberg, Tel: 09371/68861, Fax:<br />
09371/947640, E-Mail: rosi.dauphin@tonline.de.<br />
Helmut Gesierich<br />
Mittelfranken<br />
Beeindruckende Ausstellung<br />
im Haus der Athleten<br />
<strong>Olympische</strong> Spiele geben auch immer neue<br />
Denkanstöße. Erneut haben die Spiele in<br />
Vancouver vor Augen geführt, wie nahe<br />
Sieg und Niederlage, Triumph und Enttäuschung<br />
beieinander liegen. Glanz und Gloria<br />
auf der einen Seite, Bitterkeit und Frustration<br />
auf der anderen, so janusköpfig stellt<br />
sich der olympische Sport dar, so gänzlich<br />
unterschiedlich sind die Schicksale derer, die<br />
sich meist viele Jahre geschunden haben,<br />
um olympischen Lorbeer zu ernten.<br />
Béla Faragó, ein renommierter und vielfach<br />
mit Preisen ausgezeichneter Künstler, hat<br />
sich diesem Thema gewidmet und mit den<br />
Ausdrucksmitteln der Kunst die Ambivalenz<br />
des Leistungs- und Spitzensports dargestellt.<br />
In großflächigen Bildern hat er den<br />
Auswirkungen auf Physis und Psyche des<br />
Athleten nachgespürt und dem Betrachter<br />
neue Einsichten in die Verheißung und das<br />
Verhängnis des über sich Hinauswachsens<br />
ermöglicht.<br />
Der Zweigstelle Mittelfranken ist es gelungen,<br />
den Künstler für eine umfangreiche<br />
Ausstellung zum Thema: "MENSCH UND<br />
SPORT - Über sich hinauswachsen - Verheißung<br />
oder Verhängnis?" im neu gegründeten<br />
Haus der Athleten in Nürnberg zu<br />
gewinnen. Allerdings konnte ein so großes<br />
Steffen Bauersachs (stellv. Vorsitz), Sylke Otto, Béla Faragó und Dr. Peter Schönlein (Vorsitz)<br />
vor einem der großformatigen Gemälde des Künstlers.<br />
61
Vorhaben nicht allein gestemmt werden.<br />
Erst durch die Kooperation mit der Trägergesellschaft<br />
des Hauses der Athleten sowie<br />
mit der Universität Erlangen-Nürnberg<br />
(Lehrstuhl für Kunstpädagogik), dem Bayerischen<br />
Landessportverband und der Kunstgalerie<br />
LandskronSchneidzik konnte in<br />
siebenmonatiger Vorbereitungszeit alles auf<br />
die Reihe gebracht werden. Dabei stand die<br />
Sparkasse Nürnberg wie so oft hilfreich zur<br />
Seite.<br />
Die feierliche Ausstellungseröffnung am 25.<br />
März kann als voller Erfolg verbucht werden:<br />
Mehr als 350 Besucher strömten in das<br />
Haus der Athleten - darunter viele politische<br />
Mandatsträger aus dem bayerischen<br />
Landtag und dem Nürnberger Stadtrat. Béla<br />
Faragó machte die Gäste mit seinen künstlerischen<br />
Intensionen vertraut, die in der<br />
Region Nürnberg beheimatete mehrfache<br />
Olympiasiegerin Sylke Otto eröffnete die<br />
Ausstellung.<br />
Nach einem ausführlichen Rundgang durch<br />
die Ausstellung verweilten die meisten<br />
Besucher noch etwas bei Speis und Trank,<br />
wobei die eindrucksvollen Bilder Béla<br />
Faragós einen willkommenen Gesprächsstoff<br />
bildeten und der Auseinandersetzung mit<br />
dem olympischen Sport neue Dimensionen<br />
eröffneten.<br />
Dr. Peter Schönlein<br />
Odenwaldkreis<br />
Schüler setzen Bewegung<br />
in Szene<br />
Sport in Künstleraugen<br />
Junge Menschen an die <strong>Olympische</strong>n Werte<br />
wie Leistungsbereitschaft, Fair Play, Teamgeist<br />
und Toleranz im Sinne einer internationalen<br />
Völkerverständigung heranzuführen,<br />
ist ein Hauptanliegen der Kreisgruppe<br />
Odenwald. Schülerinnen und Schüler aus<br />
verschiedenen Kreisgemeinden, Eltern und<br />
Lehrer hatten sich im März in der Aula des<br />
Gymnasiums eingefunden, wo in einer<br />
Feierstunde die Preise im Kreativwettbewerb<br />
unter dem Motto "<strong>Olympische</strong> Winterspiele"<br />
vergeben wurden.<br />
Schüler greifen Themen auf, die die<br />
Welt bewegen.<br />
Schulleiter Johann Aderhold freute sich<br />
über die gegenüber dem Vorjahr gestiegene<br />
Bereitschaft der Jugendlichen "im örtlichen<br />
62<br />
Bereich auf vielfältige Art das umzusetzen,<br />
was in diesen Tagen die Welt bewegt".<br />
Kreisgruppenvorsitzender Johann Weyrich<br />
und Schulkoordinator Manfred Kirschner<br />
verglichen sportliche Erfolge mit der Leistungsbereitschaft<br />
im persönlichen und<br />
beruflichen Umfeld. Dass die Wettbewerbsteilnehmer<br />
die Botschaft verstanden haben<br />
und mit Kreativität, Ideenreichtum sowie<br />
gestalterischen Fähigkeiten ein komplexes<br />
Thema in Bildern, Aufsätzen und Bastelarbeiten<br />
umzusetzen wussten, zeigten alle<br />
prämierten Darstellungen.<br />
Der erste Preis ging an die Klasse 5f des<br />
Gymnasiums Michelstadt für eine in Gemeinschaftsarbeit<br />
erstellte Serie von aus-<br />
drucksstarken Bewegungsabläufen. Die<br />
Klasse 6f des Gymnasiums Michelstadt<br />
hatte für zwei zweite Plätze nicht nur eine<br />
Sprungschanze gebaut, sondern damit die<br />
Frage verbunden, warum es weiblichen<br />
Skispringern versagt ist, an <strong>Olympische</strong>n<br />
Wettkämpfen teilzunehmen. Die mit dem<br />
dritten Platz bedachte Klasse 6Gb der Ernst-<br />
Göbel-Schule Höchst hatte in einem großformatigen<br />
Bild sportliche Vielfalt untergebracht<br />
und damit gepunktet.<br />
Worte des Dankes galten den Pädagogen<br />
Ute Bodensohn, Gerd Kläger und Percy<br />
Schwinn von der Ernst-Göbel-Schule<br />
Höchst sowie Melanie Konjordos und Gerd<br />
Rapp vom Gymnasium Michelstadt.<br />
Christiana Schuller<br />
Reutlingen<br />
Der erste Preis ging an die Klasse 5f des Gymnasiums<br />
Michelstadt für diese ausdrucksstarken Bewegungsabläufe.<br />
Fair Play-Plakette für Martin<br />
Sowa<br />
Anfang März lud der Sportkreis Reutlingen<br />
wieder zu seinem traditionellen Sportlerball<br />
ein. Der Vorsitzende des Sportkreises Karl-<br />
Heinz Walter und Landrat Thomas Reumann<br />
begrüßten als Gastgeber die zahlreichen<br />
Gäste in der Friedrich-List-Halle.<br />
Abwechselnde Showeinlagen der Kindertanzgruppe<br />
des SV Schemmenhofen, der<br />
Ostalb-hurgler der TSG<br />
Abtsgmünd, der Leistungsturner<br />
des SV Hülben und<br />
der Latein-Tänzer des 1. TC<br />
Ludwigsburg sorgten für<br />
beste Unterhaltung. Zwischendurch<br />
lud die Tanzkapelle<br />
"Eurotop" das Publikum<br />
mit flotten Rhythmen immer<br />
wieder zum Tanzen ein.<br />
Zum Mittelpunkt des Festabends<br />
gestaltete sich<br />
jedoch wie immer die<br />
Ehrung der von den Sportvereinen<br />
gewählten "Sportler<br />
des Jahres". Bei den Frauen<br />
siegte zum dritten Mal in<br />
Folge Sarah Cornelsen<br />
(Leichtathletik) vom TuS<br />
Metzingen, bei den Männern<br />
gewann Ole Bischof (Judo)<br />
vom TSG Reutlingen. Als "Mannschaft des<br />
Jahres" wurde die Handball-A-Jugend der<br />
JSG Neuhausen-Metzingen mit ihrem<br />
Trainer Karl Reusch gewählt. Den Sonderpreis<br />
der Kreissparkasse für Behindertensportler<br />
erhielt die Hockey-Abteilung des<br />
TSG Reutlingen.<br />
Im Anschluss an die Sportlerehrung überreichte<br />
der Vorsitzende der Zweigstelle<br />
Reutlingen Jochen Zeller die Fair Play-<br />
Plakette der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />
an Dr. Martin Sowa. Sie ist verbunden<br />
mit einem Geldpreis der Volks- und Raiffeisenbanken<br />
Reutlingen in Höhe von 500<br />
Euro, dieser wurde von Herrn Siegfried<br />
Arnold übergeben, Vorstandsmitglied der<br />
Volksbank Reutlingen. In seiner Laudatio<br />
erklärte Jochen Zeller: "Sport, auch in seiner<br />
einfachen Art und Weise, kann schon zum<br />
Highlight im Leben eines Menschen werden,<br />
nämlich im Leben eines behinderten Menschen."
Dr. Sowa, Sportfunktionär, Trainer und<br />
Sportler hat sich diesen Bereich im Sport<br />
zur Lebensaufgabe gemacht. Mit unterschiedlichen<br />
sportlichen und therapeutischen<br />
Angeboten hilft er Behinderten, durch<br />
Sport eine bessere Lebensqualität zu erlangen.<br />
Dr. Sowa ist Abteilungs- und Übungsleiter<br />
der Behindertensportabteilung der<br />
TSG Reutlingen. Diese Abteilung gründete er<br />
1979 und setzte damit eine Bewegung in<br />
Gang, die sich inzwischen auf den ganzen<br />
Landkreis und weit darüber hinaus in<br />
Baden-Württemberg ausgedehnt hat.<br />
In 45 Sportgruppen und über 30 Sport-<br />
Events über das ganze Jahr hinweg bietet<br />
die Abteilung sowohl Freizeitsport als auch<br />
therapeutisch orientierten Sport für Menschen<br />
mit und ohne Behinderung im Alter<br />
von 4-80 Jahren an.<br />
Dr. Sowa hat einen auf individuelle Bedürfnisse<br />
abgestimmten Sport entwickelt,<br />
teilweise mit einfachen Mitteln und großer<br />
Kreativität, mit nicht erlahmendem Engagement<br />
und bewundernswertem Idealismus. Er<br />
setzte neue Impulse im Behindertensport,<br />
über die Landesgrenzen hinweg im ganzen<br />
Bundesgebiet. Dabei ist der <strong>Olympische</strong><br />
Gedanke durchgehend zu erkennen:<br />
- Leistungsbereitschaft: jeder tastet sich an<br />
seine individuelle Leistungsgrenze heran<br />
- Teamgeist: die Mannschaften wachsen zu<br />
einer Gemeinschaft zusammen<br />
- Fair Play: mitmachen können und nicht<br />
ausgegrenzt werden, die Fähigkeit erlernen,<br />
offen aufeinander zuzugehen.<br />
Mit seiner Begeisterung und der im Behindertensport<br />
wichtigen Kreativität schafft Dr.<br />
Sowa ein Lebensgefühl aus Freude und<br />
Wertschätzung, gewonnen im Sport, in der<br />
Bewegung, im Wettkampf.<br />
Stuttgart<br />
Stuttgarter Judoka Heinle<br />
erhält Förderung<br />
Dank der Unterstützung des <strong>Olympische</strong>n<br />
Fördervereins Stuttgart und der Stadtgruppe<br />
Stuttgart der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />
<strong>Gesellschaft</strong> konnte Sven Heinle Ende<br />
letzten Jahres an einem hochkarätigen<br />
Judotrainingscamp in Japan teilnehmen.<br />
Dieses Internationale Trainingscamp im<br />
Nationaltrainingscenter Tokio fand u. a. mit<br />
den Nationalmannschaften von Frankreich,<br />
Russland, Japan und Deutschland statt. Die<br />
Studenten der Universität standen auch als<br />
Trainingspartner zur Verfügung, teilweise<br />
waren Medaillengewinner der Weltmeisterschaften<br />
und Asienmeisterschaften dabei.<br />
Sven Heinle, Jahrgang 1992, ist derzeit<br />
Schüler an der Stuttgarter Johann-Friedrich-von-Cotta-Schule,<br />
einer der Eliteschulen<br />
des Sports in der Landeshauptstadt. Der<br />
Süddeutsche Meister in der U20 war von<br />
dem Aufenthalt im Mutterland des Judos<br />
begeistert. Im Rahmen des DOG-Patenschaftsmodells<br />
war es der Stadtgruppe ein<br />
besonderes Anliegen, dieses erfolgreiche<br />
Talent weiter zu unterstützen, weshalb ein<br />
Teil der Reisekosten übernommen wurde.<br />
Derzeit konzentriert sich Sven Heinle auf<br />
seinen Schulabschluss, ohne aber sein ganz<br />
großes Ziel, die <strong>Olympische</strong>n Spiele 2012 in<br />
London aus dem Auge zu verlieren.<br />
Sybille Hiller<br />
Impressum<br />
Impressum<br />
<strong>Olympische</strong>s Feuer<br />
Zeitschrift der<br />
<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> e. V.<br />
Herausgeberkollegium:<br />
Harald Denecken (DOG)<br />
Michael Gernandt<br />
Steffen Haffner<br />
Chefredakteur: Harald Pieper<br />
Redaktion: Jens Bünger-de Waal, Daniela<br />
Doerinckel, Klaus H. Schopen<br />
Redaktionsanschrift:<br />
Daniela Doerinckel<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> <strong>Gesellschaft</strong> e. V.<br />
Otto-Fleck-Schneise 12, 60528 Frankfurt<br />
Telefon: 0 69 / 6 95 01 60,<br />
Fax: 0 69 / 6 77 18 26<br />
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Harald Pieper<br />
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63263 Neu-Isenburg<br />
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Herstellung, Vertrieb & Verlag:<br />
Peter Kühne Verlag<br />
Theodor-Heuss-Straße 11<br />
63303 Dreieich<br />
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E-Mail: freiwurf@aol.com<br />
Grafische Gestaltung: Werner Pettersch, Dreieich<br />
Schlussredaktion/Anzeigenleitung: Peter Kühne<br />
Der Bezugspreis ist durch den Mitgliedsbeitrag<br />
der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> e. V.<br />
abgegolten.<br />
Druck: HMS Medienhaus GmbH<br />
Benzstraße 57 - 59, 63303 Dreieich<br />
Telefon: 0 61 03 / 93 39-0.<br />
Das <strong>Olympische</strong> Feuer ist ein Diskussionsforum.<br />
Mit Namen gekennzeichnete Artikel müssen<br />
nicht unbedingt der Meinung der Redaktion,<br />
der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> e. V.<br />
entsprechen.<br />
Titelgrafik:<br />
Hans Borchert<br />
Fotos, Illustrationen, Karikaturen:<br />
picture-alliance/dpa<br />
Hans Borchert<br />
Helmut Gesierich<br />
Lutz Lungwitz<br />
Christoph Spieß<br />
63
<strong>Deutsche</strong>s Sport & Olympia Museum<br />
Herausgeber: <strong>Deutsche</strong>s Sport & Olympia Museum Jahrgang 30 - Heft 3/<strong>2010</strong><br />
Im Zollhafen 1, 50678 Köln, Tel.: +49 (0)221 3 36 09-0<br />
Verantwortlich für den Inhalt: Klaus H. Schopen<br />
Internet: www.sportmuseum.de<br />
Powerplay in Köln<br />
Mit einem Besucherrekord wurde am<br />
Freitag, dem 7. Mai <strong>2010</strong>, die 74. IIHF<br />
Eishockey-Weltmeisterschaft in der Gelsenkirchener<br />
Arena eröffnet: Mehr als 75.000<br />
Zuschauer waren beim Spiel von WM-<br />
Gastgeber Deutschland gegen den zweifachen<br />
Weltmeister USA im Stadion. Danach<br />
werden die Spiele der Weltmeisterschaft in<br />
Mannheim ausgetragen, vor allem aber im<br />
Hauptspielort Köln.<br />
Denn nicht nur die für ihre einmalige<br />
Atmosphäre bekannte Arena spricht für<br />
Köln als "Hauptstadt" der Weltmeisterschaft,<br />
vielmehr kann die Domstadt mit<br />
einer einzigartigen Eishockey-Historie<br />
aufwarten, die in Deutschland wohl ihresgleichen<br />
sucht. So liegen die Anfänge des<br />
organisierten Eissports in Köln bereits im<br />
Jahr 1936, als der "Kölner Eis-Klubs" (KEK)<br />
gegründet und das Eis- und Schwimmstadions<br />
an der Lentstraße eröffnet wurde.<br />
1972 begann dann mit dem als Abspaltung<br />
des KEK ins Leben gerufenen "Kölner<br />
Eishockey-Club Die Haie e.V." eine an<br />
Höhepunkten und Rekorden überaus reiche<br />
Geschichte des Eishockeysports in Deutschland.<br />
Weiterhin präsentiert sich Köln bereits<br />
zum dritten Mal als Gastgeber der Weltmeisterschaft,<br />
bereits 1955 und 2001<br />
konnten die Fans hier internationale Eishockeyfeste<br />
genießen.<br />
Von den historischen Anfängen des Eishockeys<br />
in Köln bis hin zur aktuellen<br />
64<br />
Weltmeisterschaft - all dies zeigt die<br />
Ausstellung "Eishockey - Powerplay in<br />
Köln", die das <strong>Deutsche</strong> Sport & Olympia<br />
Museum gemeinsam mit dem Verein Kölner<br />
Sportgeschichte und Kölner Eishockey Club<br />
e.V. erstellt hat.<br />
Im Rahmen einer attraktiv inszenierten<br />
Ausstellung, die sich auf mehr als 250 qm<br />
erstreckt, erwartet die Besucher eine<br />
Vielzahl wertvoller und bedeutender<br />
Eishockey-Exponate, historische und<br />
aktuelle Bild- und Filmschauen sowie eine<br />
Trikot-Nationengalerie, die die Eishockey-<br />
Geschichte der sechzehn WM-Teilnehmer<br />
präsentiert.<br />
Die Ausstellung ist vom 1. Mai bis zum 6.<br />
Juni <strong>2010</strong> im <strong>Deutsche</strong>n Sport & Olympia<br />
Museum im Kölner Rheinauhafen zu sehen.<br />
Kultstätte des Sports<br />
Marcel Wüst und Claus Vincon wurden am<br />
18. März <strong>2010</strong> von Ratsmitgleid Peter Kron<br />
in Vertretung von Oberbürgermeister Jürgen<br />
Roters zu Kölns neuen Sportbotschaftern<br />
ernannt. Bereits vor einigen Monaten waren<br />
die Athleten Erick Kühnhackl (Eishockey),<br />
Jan Marco Montag (Hockey), Toni Seifert<br />
(Rudern) und Torsten May (Boxen) zu<br />
Sportbotschaftern ernannt worden.<br />
"Wir sind sehr stolz darauf, dass Sie sich<br />
persönlich für die von Ihnen vertretenen<br />
Sportarten und Veranstaltungen einbringen<br />
und damit ein weit über die Stadtgrenzen<br />
hinaus wahrnehmbares Signal für die<br />
Sportstadt Köln setzen", wandte sich Kron<br />
an Wüst und Vincon. Die Urkunden wurden<br />
den neuen Botschaftern auf dem Dach des<br />
<strong>Deutsche</strong>n Sport & Olympia Museums in<br />
Köln überreicht,welches gleichzeitig zur<br />
"Kultstätte des Kölner Sportjahres <strong>2010</strong>"<br />
ernannt wurde.<br />
Museumsdirektor Frank Dürr freute sich<br />
über die Auszeichnung des Museums und<br />
verband seinen Dank darüber mit dem<br />
Versprechen, die nationalen und internationalen<br />
sportlichen Großereignisse, die in<br />
diesem Jahr in Köln stattfinden werden,<br />
mit einem attraktivem Ausstellungs- und<br />
Veranstaltungaprogramm zu begleiten.<br />
15th World Olympic<br />
Collector's Fair <strong>2010</strong><br />
Auch mit Vulkanausbruch ein großer Erfolg<br />
Aus über 30 Nationen hatten sich Sammler<br />
und Händler zu der größten Messe für<br />
Olympia-Memorabilia, der World Olympic
Collector´s Fair angemeldet. Aufgrund des<br />
Erlahmens des Flugverkehrs, bedingt durch<br />
die Aschewolke nach dem Vulkanausbruch<br />
auf Island nahmen die Teilnehmer teilweise<br />
abenteuerliche Reisen auf sich, um nach<br />
Köln zu kommen.<br />
Bereits seit zehn Jahren veranstaltet das<br />
<strong>Deutsche</strong> Sport & Olympia Museum zu-<br />
Vancouver <strong>2010</strong>-Zwischenbericht<br />
Am 28. Februar <strong>2010</strong> gingen die XXI. <strong>Olympische</strong>n<br />
Winterspiele im BC Place Stadium in<br />
Vancouver, in dem bereits am 12. Februar die<br />
glanzvolle Eröffnungsfeier stattgefunden<br />
hatte, stimmungsvoll zu Ende. In der abschließenden<br />
Nationenwertung belegte die<br />
deutsche Mannschaft mit 10 Goldmedaillen<br />
(Gesamt: 30) hinter Gastgeber Kanada, der<br />
14 Mal Gold holte, einen hervorragenden 2.<br />
Platz. Für die Bemühungen des <strong>Deutsche</strong>n<br />
Sport & Olympia Museums, von den Medaillengewinnern/innen<br />
entsprechende persönliche<br />
Erinnerungsstücke zu erbitten, bildete<br />
dies keine schlechte Ausgangslage. Leider<br />
haben sich unsere diesbezüglichen Wünsche<br />
bislang nicht erfüllt, sodass hier - was an<br />
dieser Stelle schon einmal geschehen sollnochmals<br />
ein entsprechender Appell an die<br />
jeweiligen Adressaten gerichtet wird. Dennoch<br />
kann dieser Zwischenbericht durchaus<br />
auch Positives vermelden. So erhielten wir<br />
über den <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Sportbund<br />
bereits kurze Zeit nach der offiziellen Einkleidung<br />
der deutschen Athleten/innen<br />
jeweils einen kompletten Satz der Olympia-<br />
Frauen- und Männerbekleidung - sorgfältig<br />
verpackt in den dafür vorgesehenen Sporttaschen.<br />
Weitere Objekt-Zugänge gehen auf<br />
Aktivitäten des Sporthistorikers Dr. Karl<br />
Lennartz zurück, der - wie bereits von den<br />
<strong>Olympische</strong>n Spielen in Peking 2008 - von<br />
der Eröffnungs- und Schlussfeier in Vancouver<br />
das mittlerweile üblich gewordene<br />
"Audience Participation Kit" mitgebracht hat,<br />
wofür ihm an dieser Stelle nochmals herzlich<br />
gedankt wird. Zu guter Letzt konnte dem<br />
musealen Sammlungsbestand erst vor<br />
wenigen Tagen ein Exemplar der Vancouver-<br />
Olympiafackel zugeführt werden, die ein<br />
Teilnehmer im Rahmen der im <strong>Deutsche</strong>n<br />
Sport & Olympia Museum vom 16. - 18.<br />
April <strong>2010</strong> erstmalig durchgeführten IOC<br />
sammen mit der IMOS eine große Sammlerbörse.<br />
Die Kompetenz des Museums als<br />
professionellen Veranstalter anerkennend<br />
hat das Internationalen <strong>Olympische</strong>n<br />
Komitee (IOC) entschieden, die 15th World<br />
Olympic Collector's Fair in Deutschlands<br />
zentralem olympischen Museum durchführen<br />
zu lassen. Und Köln hat die Erwartungen<br />
nicht enttäuscht. Neben hervorragen-<br />
Sammlungsgeschichten<br />
World Olympic Collector`s Fair angeboten<br />
hatte.<br />
Berlino wartet auf Usain<br />
Sportliche Großereignisse wie <strong>Olympische</strong><br />
Spiele oder Welt- und Europameisterschaften<br />
gewinnen nicht nur dank medialer,<br />
weltweiter Verbreitung bei Sportlern, Funktionären<br />
und Zuschauern zunehmend an<br />
Bedeutung, sondern auch der anwachsende<br />
Kreis der Sportmemorabilia-Sammler widmet<br />
sich immer stärker dem Thema "Veranstaltungs-Dokumentation".<br />
Angefangen vom<br />
mittlerweile für ein solches Event unverzichtbares<br />
Maskottchen über Briefmarken,<br />
Kleidung, Medaillen und Urkunden bis hin zu<br />
den kaum noch zu überblickenden Merchandising-Artikeln<br />
wird nunmehr "flächendeckend"<br />
gesammelt.<br />
Das <strong>Deutsche</strong> Sport & Olympia Museum<br />
beteiligt sich auf der Grundlage seines<br />
Sammlungskonzeptes von Beginn an eben-<br />
dem Wetter wurde ein herausragendes<br />
Rahmenprogramm geboten und das rege<br />
Interesse der Besucher den Maskottchen,<br />
Medaillen, Briefmarken, Pins oder Münzen<br />
stellte auch die Händler sehr zufrieden.<br />
Thank you for your participation in the<br />
15th World Olympic Collector's fair.<br />
falls an der Sicherung entsprechender<br />
Materialien. So konnten bereits im Vorfeld<br />
der 12. IAAF-Leichtathletik-Weltmeisterschaften<br />
2009 in Berlin verschiedene Objekte<br />
in Empfang genommen werden. Dazu zählte<br />
neben verschiedenen Aufklebern, Pins und<br />
Drucksachen (Bulletins, Flyer, Ticket-Informationen)<br />
auch ein Numisblatt der <strong>Deutsche</strong>n<br />
Post, welches erstmalig als Kombination<br />
einer 10-Euro-Silber-Gedenkmünze und<br />
einem Briefmarkenblock aus der Serie "Für<br />
den Sport" samt Ersttagsstempel "Berlin"<br />
vom 09. April 2009 verausgabt wurde. Hinzu<br />
kam kurz nach Beendigung der Wettkämpfe<br />
eine Schenkung der Hochspringerin und<br />
WM-Dritten Ariane Friedrich, die ihre dort<br />
benutzten Spikes an uns weiter reichte.<br />
Etwas länger warten mussten wir auf das<br />
beliebte und daher zur Zeit der WM schnell<br />
ausverkaufte Maskottchen "Berlino", das uns<br />
nun allerdings in verschiedenen Ausführungen<br />
und Größen vorliegt. Erst vor kurzem<br />
erreichte uns wiederum eine Postsendung<br />
mit unterschiedlichsten WM-Materialien -<br />
aufgegeben vom <strong>Deutsche</strong>n Leichtathletik-<br />
Verband. Neben einem Riesentransparent<br />
mit der Aufschrift "Thank you Osaka - See<br />
you in Berlin 2009", mit dem sich die deutschen<br />
Athleten 2007 beim japanischen<br />
Publikum bedankt hatten, fanden sich darin<br />
ein kompletter Satz der Berlin-Wettkampfbekleidung<br />
sowie mehrere - nicht verausgabte<br />
- Eintrittskarten, Teilnehmer-Urkunden<br />
und Startnummern, die Broschüre "Final<br />
Results" sowie eine DVD "Berlin Impressions".<br />
Gespannt gewartet wird allerdings weiterhin<br />
auf den Eingang des absoluten Highlights -<br />
gemeint sind Erinnerungsstücke vom WM-<br />
Superstar Usain Bolt. Da uns seine Ausrüsterfirma<br />
Puma jedoch eine feste Zusage<br />
gegeben hat, steht einem baldigen Wiedersehenstreffen<br />
von Berlino und dem jamaikanischen<br />
Sprintstar in unserem Hause wohl<br />
nichts mehr im Wege.<br />
65
66<br />
Rätselspaß<br />
Hier verstecken sich 17 <strong>Olympische</strong> Sportarten und Disziplinen.<br />
Findest du sie?<br />
A B S W E I T S P R U N G M A C H<br />
E A T O I E U T O M N O S K F G E<br />
G H E R N S R S P E E R W U R F V<br />
A O I B F L N H S K T L E G L F O<br />
N C H O C R E I T E N S T E A U L<br />
E H O R D S N E R I A C K L B A L<br />
M S T B A S K E T B A L L S F L E<br />
M P P F E R D S P R U N G T U S Y<br />
I R L K E I C T A A L M P O A I B<br />
W U R P I E R F U D O A H S L N A<br />
H N I B O X E N G R H R M S N R L<br />
C G R A J G H N B E D A G E E E L<br />
S D J D E K F R A N F T H N D D I<br />
T N L R I N G E N N C H I O R N E<br />
U D P M O T M D L E U O N T E I L<br />
A C D E R A S U N N O N J K U H L<br />
B A S A F P R R E N N S S C H O N<br />
DOG´chen<br />
Auch in dieser <strong>Ausgabe</strong> möchten wir euer Wissen testen und haben uns einige kniffelige Aufgaben einfallen lassen. Schickt uns das<br />
Lösungswort einfach zu und gewinnt attraktive Preise der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> e.V. Wir drücken die Daumen!<br />
Lösungen der <strong>Ausgabe</strong> 1-2/<strong>2010</strong><br />
Der Lösungssatz lautete: My way is Fair Play!<br />
Die Antworten zu "<strong>Olympische</strong> Gedanken" sind:<br />
a) Glas, b) Fußball, c) 1972, d) Mark Spitz, e) The show must<br />
go on<br />
Zusatzfrage: 2018<br />
Die Gewinner der Verlosung sind:<br />
Alexander Patzelt<br />
Jörg-Peter Berge<br />
Jürgen Diehl<br />
Herzlichen Glückwunsch!<br />
Buchstabensalat<br />
Kannst du die Buchstaben zu Begriffen aus dem Sport<br />
ordnen?<br />
RAIF AYPL _ _ _ _ _ _ _ _<br />
ELTEISTERWMAFTSCH _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _<br />
SCHIEOLYPM SPEELI _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _<br />
URNTEN _ _ _ _ _ _<br />
SPSKIGENIN _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _<br />
EXOBN _ _ _ _ _<br />
BENWICTEHGEH _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _<br />
REKELTWORD _ _ _ _ _ _ _ _ _ _<br />
ALLBELOVYL _ _ _ _ _ _ _ _ _ _<br />
MEAILOLDGDLE _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _<br />
SPREIDUNG _ _ _ _ _ _ _ _ _ _<br />
Lösungssatz:<br />
_ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _!<br />
Löse den Buchstabensalat und trage die farblich markierten<br />
Buchstaben der Reihe nach in den Lösungssatz ein.<br />
Schicke uns per E-Mail (OF@DOG-bewegt.de) oder Post<br />
(<strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> <strong>Gesellschaft</strong> e.V., Otto-Fleck-Schneise<br />
12, 60528 Frankfurt) bis zum 10. Juni <strong>2010</strong> den Lösungssatz<br />
zu und nimm an der Verlosung von T-Shirts, Tassen,<br />
Pins und Bechern teil.<br />
Malwettbewerb<br />
Für unsere neue Kinder- und Jugendseite sind wir auf der<br />
Suche nach einem passenden Maskottchen, dem<br />
"DOG´chen". Wir freuen uns schon heute über viele kreative<br />
Rückmeldungen von Euch. Das Sieger-Maskottchen<br />
werden wir zukünftig als Logo für die Kinder- und Jugendseite<br />
verwenden. Darüber hinaus gibt es natürlich für<br />
den Gewinner einen kleinen Preis zu gewinnen. Also raus<br />
mit den Stiften und gleich losmalen.<br />
Schickt uns bitte bis zum 30.06.<strong>2010</strong> per Post eure Vorschläge.<br />
Wir wünschen Euch viel Spaß!
Gemeinsam siegen<br />
Mitgliederwerbeaktion <strong>2010</strong><br />
und Jugendförderung<br />
André Lange<br />
unterstützt die Mitgliederwerbeaktion<br />
Jahresbeitrag von 52 Euro Kinder-<br />
"Ich freue mich über jede Medaille, doch viel wichtiger ist es,<br />
die <strong>Olympische</strong> Idee zu unterstützen. Helfen auch Sie!"<br />
Hauptpreise im Gesamtwert von über 700 Euro<br />
Jochen Schweizer®, dem Spezialist für Erlebnisgeschenke,<br />
1. Preis:<br />
2. Preis:<br />
3. Preis:<br />
Mitgliederwerbeaktion<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> <strong>Gesellschaft</strong> e.V.<br />
Otto-Fleck-Schneise 12 60528 Frankfurt Tel 069 6950160 Fax 069 6771826
www.in-Quadro.it<br />
SOMMER-HIGHLIGHTS<br />
www.olympiapark.de<br />
MüncHEn TIckET<br />
Tel.: 0180 54 81 81 81<br />
(0,14 EUR/Min. aus dem dt. Festnetz,<br />
Mobilfunk max. 0,42 EUR/Min.)<br />
www.muenchenticket.de<br />
Public Viewing<br />
Fußball WM <strong>2010</strong><br />
ab 13.06.<strong>2010</strong><br />
Münchner<br />
Sommernachtstraum<br />
24.07.<strong>2010</strong><br />
sommerfestival impark 10<br />
29.07. – 22.08.<strong>2010</strong><br />
SportScheck<br />
OutdoorFestival<br />
30.07. – 01.08.<strong>2010</strong><br />
Olympiapark Sommer-Gaudi<br />
29.08.<strong>2010</strong><br />
...und, und, und!<br />
Seien Sie dabei!<br />
OLYMPIAPARK<br />
MÜNCHEN<br />
Freizeit in der Stadt