Ausgabe 3/2010 - Deutsche Olympische Gesellschaft
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ihre erfolgreichen Absolventen:<br />
im deutschen Leistungssport Von Andreas Müller<br />
lich eingehalten werden". "Grundsätzlich muss das Ziel sein,<br />
dass dort, wo Elite drauf steht, auch Elite drin sein muss",<br />
unterstreicht Andreas Dittmer. "Beispielsweise sind leistungsstarke<br />
Trainingsgruppen mit genügend Bundeskadern oder<br />
die auf die jungen Talente zugeschnittene zeitliche Flexibilisierung<br />
von Schul- und Trainingsabläufen zwei der unerlässlichen<br />
Kriterien. Selbstverständlich ist uns als Förderer bewusst,<br />
dass Bildungspolitik der Hoheit der jeweiligen Bundesländer<br />
unterliegt. Trotzdem muss es möglich sein, an jede Eliteschule<br />
des Sports ein und denselben Maßstab anzulegen, egal in<br />
welchem Bundesland sie sich befindet. Mit der Evaluation<br />
werden wir die Chance bekommen, sowohl ein objektives Bild<br />
von den einzelnen Standorten zu erhalten als auch einen<br />
genauen Überblick über die aktuelle Situation des Gesamtsystems<br />
aller Eliteschulen."<br />
Ein fundamentales Ergebnis steht schon fest, bevor der große<br />
Eliteschul-Test begonnen hat: Ungeachtet aller im Detail<br />
noch zu ermittelnden Nachjustierungen bleibt dieses System<br />
unverzichtbar. Im Gegenteil scheint es sogar mehr und mehr<br />
an Bedeutung zu gewinnen, wie<br />
insbesondere der Blick auf die<br />
deutsche Mannschaft bei den<br />
<strong>Olympische</strong>n Winterspielen in<br />
Vancouver und deren sportliche<br />
Ergebnisse belegen. Insgesamt<br />
waren am Gewinn der 30 olympischen<br />
Medaillen für Deutschland<br />
43 Athletinnen und Athleten<br />
beteiligt. Von den Medaillengewinnern<br />
haben 35 eine<br />
Eliteschule erfolgreich besucht,<br />
und einer der erfolgreichen<br />
Athleten drückt dort sogar noch<br />
in Oberstdorf die Schulbank: der<br />
18-jährige Johannes Rydzek, der<br />
im Teamwettbewerb in der<br />
Nordischen Kombination Bronze<br />
gewann.<br />
Das heißt: Insgesamt gehen fast<br />
84 Prozent aller deutschen<br />
Medaillen von Vancouver,<br />
Whistler und Richmond auf das<br />
Konto von Eliteschülern. Darunter<br />
Bobfahrer André Lange, der<br />
in Oberhof zur Schule ging und mit vier Mal Olympiagold<br />
nun der erfolgreichste Bobpilot aller Zeiten ist, die Rodel-<br />
Olympiasieger Tatjana Hüfner (Eliteschule Oberwiesenthal)<br />
und Felix Loch (Berchtesgaden) und die Goldmedaillen-<br />
Gewinnern Daniela Anschütz-Thoms, Stephanie Beckert und<br />
Katrin Mattscherodt (Eisschnelllauf), alle Absolventinnen der<br />
Eliteschule in Erfurt. In diese Reihe der "Golden Girls" gehören<br />
ebenfalls die Alpinen Maria Riesch und Viktoria Rebensburg<br />
(beide Berchtesgaden) und die Skilangläuferinnen Claudia<br />
Nystad (Oberwiesenthal) und Evi Sachenbacher-Stehle<br />
(Berchtesgaden). Auf anderen Wegen zu olympischen Meriten<br />
gelangten aus der deutschen Vancouver-Mannschaft einzig<br />
Magdalena Neuner und Martina Beck (Biathlon), Richard<br />
Adjei (Bob), Kerstin Szymkowiak (Skeleton), Anni-Friesinger-<br />
Postma (Eisschnelllauf), Aljona Savchenko (Eiskunstlauf) und<br />
Miriam Gössner (Skilanglauf). Parallel zu den sportlichen<br />
Erfolgen spiegelte sich der Stellenwert des Eliteschul-Systems<br />
zugleich in der Zusammensetzung des Olympiateams wieder.<br />
Von den insgesamt 153 deutschen Sportlerinnen und Sportlern,<br />
die für die XXI. Winterspiele als deutsche Teilnehmer<br />
nominiert wurden, waren 79 ehemalige oder aktuelle Schüler<br />
von "Eliteschulen des Sports". Das entspricht einer Quote von<br />
51,6 Prozent, und das bedeutet eine weitere Steigerung<br />
gegenüber den Winterspielen von 2006 in Turin, bei denen 78<br />
von 162 deutschen Teilnehmern aus einer Eliteschule kamen<br />
und diese Quote bei 48,1 Prozent gelegen hatte.<br />
Eingedenk dieser qualitativ wie quantitativ erfreulichen Entwicklung<br />
ist sowohl dem DSGV als auch dem <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Olympische</strong>n Sportbund (DOSB) sehr daran gelegen, dieses<br />
Erfolgsmodell stärker ins Licht der Öffentlichkeit zu stellen.<br />
Eine der Neuerungen auf dem Weg dahin war die erstmalige<br />
Vergabe der gemeinsamen Auszeichnung "Eliteschüler des<br />
Jahres". Bei der Premiere durften sich gleich zwei Sportlerinnen<br />
über die Prämie von jeweils 5.000 Euro freuen: Die Rennkanutin<br />
Franziska Weber von der "Friedrich-Ludwig-Jahn-<br />
Schule" in Potsdam und Turnerin Marie-Sophie Hinderman<br />
vom Wirtemberg-Gymnasium in Stuttgart-Untertürkheim.<br />
"Das kommt für mich völlig überraschend", kommentierte die<br />
20-jährige Franziska Weber den Ausgang der Wahl. Auch die<br />
18jährige Turnerin Marie-Sophie Hindermann war zunächst<br />
völlig perplex. "Damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet,<br />
weil ich ja im vergangenen Sommer mein Abitur gemacht<br />
und die Schule schon verlassen habe. Ich dachte erst, gemeint<br />
ist meine Schwester Giulia, die ebenfalls turnt und in die<br />
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