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Ausgabe 6/2008 - Deutsche Olympische Gesellschaft

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<strong>Ausgabe</strong> 6/<strong>2008</strong><br />

Zeitschrift des<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Sportbundes<br />

und der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong>


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Freundliche Grüße<br />

aus der OF-Redaktion<br />

S<br />

eit geraumer Zeit tobt ein großes Kräftemessen in Sachen<br />

Bildung. Ein Expertengipfel jagt den nächsten. Studien bestätigen<br />

fast im Monatstakt entweder das niederschmetternde Leistungsdesaster<br />

oder die wundersame Ergebnisverbesserung im internationalen<br />

Vergleich. Tabellen und Ranglisten verraten sensationsheischend,<br />

wie es so steht um das Lernvermögen der Kinder und<br />

Jugendlichen in Deutschland. Was sich, liebe Leserinnen und Leser,<br />

also in allen Wissensbereichen durchaus sportlich präsentiert, findet<br />

auch im Sport selbst seine Entsprechung.<br />

Der 2. <strong>Deutsche</strong> Kinder- und Jugendsportbericht, von der Alfried<br />

Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung gefördert und von Professor<br />

Dr. Werner Schmidt von der Universität Duisburg-Essen herausgegeben,<br />

zeigt sachlich und nüchtern, dass die Bewegungsdefizite<br />

der frühen Jahre das gesamte Bildungsklagelied bedrohlich ergänzen.<br />

Vom Kindergarten über die Schule bis in die Verbands- und Vereinslandschaft<br />

des organisierten Sports werden die Mängellisten und<br />

Problemzonen aufgezeigt. Auch hier gibt es im Ländervergleich -<br />

etwa was Finanzausstattung und Betreuungssituation betrifft - nur<br />

hintere Plätze zu registrieren.<br />

Als Autor des OF-Podiums macht Werner Schmidt aber andererseits<br />

deutlich, dass die Voraussetzungen für die sportliche Allgemeinbildung<br />

- beispielsweise durch die kindliche Bewegungsbegeisterung<br />

und den Organisationsgrad im Vereinsnetzwerk - gerade jenseits der<br />

Schule beachtlich sind. Oder vielleicht sogar besser nicht sein könnten.<br />

Mit der Einschränkung allerdings: Vor zu früher Spezialisierung,<br />

Sportart- und Wettkampfsorientierung und auch Kaderauslese wird<br />

gewarnt. Insgesamt aber gilt: Bewegung, Spiel und Sport in Kindergarten,<br />

Schule und Verein sind Bildungsfaktoren von kaum zu<br />

überschätzender Bedeutung für die Persönlichkeitsentwicklung<br />

junger Menschen. Eine Binsenweisheit, die einmal mehr nachdrückliche<br />

Bestätigung findet, aber wahrscheinlich weiterhin auf spürbare<br />

Konsequenzen wartet.<br />

Natürlich bilden in dieser OF-<strong>Ausgabe</strong> die olympischen Nachwehen<br />

ebenso wie die spitzensportlichen Vorausschauen die programmatischen<br />

Schwerpunkte. Was erwartet den Sport - national wie international<br />

- angesichts der weltweiten Finanzkrise und der anrollenden<br />

oder bereits spürbaren Rezession? Dass er - krisenresistent - allen<br />

Bedrohungs-Szenarien widersteht, ist kaum zu erwarten. Und<br />

dennoch: Der Sport als Lebenselixier bleibt ein gesamtgesellschaftliches<br />

Schwergewicht. Auch dafür gibt es in diesem Heft ein paar<br />

überzeugende Beweisstücke.<br />

Ihr Harald Pieper<br />

Inhalt<br />

OF Mosaik 4<br />

OF-Podium: Prof. Dr. Werner Schmidt 6<br />

Weltwirtschaftskrise, <strong>Olympische</strong> Bewegung und die<br />

amerikanische Herausforderung 8<br />

Günter Deister<br />

Die olympischen Projekte vor dem Hintergrund 10<br />

des globalen Krisenszenarios<br />

Günter Deister<br />

Peking im Herbst <strong>2008</strong> 12<br />

Prof. Dr. Helmut Digel<br />

Zwischen Leistungswahn und der Vernunft moralischen 14<br />

Handelns - Der deutsche Spitzensport nach Peking und<br />

vor London<br />

Michael Gernandt<br />

Der Anti-Doping-Kampf kann nicht früh genug beginnen 17<br />

Die Tour de Nada durch die Eliteschulen des Sports<br />

Steffen Haffner<br />

Die Sportförderung bleibt ein bedeutender Faktor 20<br />

gesamtgesellschaftlicher Zukunftssicherung<br />

Holger Schück<br />

Die Athletenvertreter wollen keine Alibirolle mehr spielen, 22<br />

sondern sportpolitische Präsenz zeigen<br />

Dr. Andreas Müller<br />

OF-Interview mit Silke Kassner 26<br />

Dr. Andreas Müller<br />

OF-Kommentare 28<br />

Günter Deister, Steffen Haffner, Harald Pieper<br />

Gül Keskinler: Integration pur oder Mit dem Sport Brücken 30<br />

zwischen den Kulturen bauen<br />

Steffen Haffner<br />

Populärer Fitnessorden: Das <strong>Deutsche</strong> Sportabzeichen 34<br />

im Wandel der Zeit<br />

Björn Köhler<br />

Mit 91: Einer der Ältesten unter den Ordensträgern 36<br />

Ulrich Werner<br />

Familiensport im Verein: Kreativ-Potenzial von hohem 38<br />

gesellschaftlichen Wert<br />

Karl Hoffmann<br />

Was macht eigentlich ...? Uwe-Jens Mey 40<br />

Jochen Frank<br />

Runde Geburtstage der Gründerväter 42<br />

Friedrich Mevert<br />

<strong>Olympische</strong>s Dorf Berlin 1936 46<br />

Bianka Schreiber-Rietig<br />

OF-Galerie: Großer Sport und junge Kunst: 48<br />

"<strong>Olympische</strong> Spiele - wie ich sie sehe!"<br />

Ein Schülermalwettbewerb<br />

Dr. Andreas Höfer<br />

Nachrichten des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Sportbundes 52<br />

Impressum 59<br />

Nachrichten der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> 60<br />

Nachrichten der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Akademie 74<br />

<strong>Deutsche</strong>s Sport & Olympia Museum 78<br />

Leserumfrage 81<br />

3


Olympia-Organisation auf<br />

dem Prüfstand<br />

I<br />

n London hat vom 24. bis 27. November<br />

ein offizielles Meeting zur Bilanzierung<br />

der <strong>Olympische</strong>n Spiele Peking <strong>2008</strong> stattgefunden.<br />

Es ist ein Teil des Wissens-<br />

Transfer-Programms des IOC. An ihm nahmen<br />

Mitglieder der Organisationskomitees<br />

Peking <strong>2008</strong>, Vancouver 2010, London 2012<br />

und Sotschi 2014, Vertreter der Kandidatenstädte<br />

2016 und andere Interessenvertreter<br />

der Spiele teil. Dabei ging es darum, möglichst<br />

viele Erkenntnisse und Verfahrensabläufe<br />

der Organisatoren der zurückliegenden<br />

Spiele für die zukünftigen Veranstalter zu<br />

erhalten und zu transportieren.<br />

Planungsgrundlagen logistischer und technischer<br />

Natur in den Bereichen Sport, Unter-<br />

I<br />

OC-Präsident Jacques Rogge hat in<br />

London die Bedeutung der <strong>Olympische</strong>n<br />

Bewegung für junge Menschen und deren<br />

Lebensstil dargestellt. "Wir haben als<br />

<strong>Olympische</strong> Bewegung ein vitales Interesse<br />

daran, junge Menschen auf dem ganzen<br />

Globus an den<br />

Sport heranzuführen:<br />

Ich bin überzeugt<br />

davon, dass er dabei<br />

hilft, ein besseres Leben<br />

zu führen. Sport<br />

ermunter dazu, sich<br />

selbst und seinem<br />

Körper einen Wert zu<br />

geben. Er macht aufnahmefähig<br />

und lernbereit<br />

und verbessert<br />

die Denkfähigkeit und<br />

Kreativität", erklärte<br />

Rogge anlässlich der<br />

"Coubertin Vorlesung",<br />

einer im zweiten Jahr durchgeführten<br />

Vorlesungsreihe der British Olympic<br />

Foundation und der Royal Society of Arts.<br />

Der Präsident nutzte die Gelegenheit mit<br />

Blick auf eine Bilanz der <strong>Olympische</strong>n<br />

Spiele in Peking die olympische Geschich-<br />

4<br />

bringung, Transport, Kultur und Erziehung<br />

können oft problemlos weitergeschrieben<br />

werden. Die Bilanzen wurden in London u.a.<br />

aus der Sicht der Athleten, der Zuschauer, der<br />

Beschäftigten und der Medien beigesteuert.<br />

Fackellauf zu den<br />

Winterspielen<br />

D<br />

as Organisationskomitee der <strong>Olympische</strong>n<br />

Winterspiele 2010 (VANOC) hat<br />

Ende November <strong>2008</strong> die Route für den<br />

<strong>Olympische</strong>n Fackellauf bekannt gegeben.<br />

Nachdem das <strong>Olympische</strong> Feuer in Kanada<br />

eingetroffen ist, wird es ausgehend von<br />

Victoria, British Columbia, einmal von Küste<br />

zu Küste und zurück getragen. Die Reise<br />

beginnt am 30. Oktober 2009 nach der<br />

offiziellen Zeremonie zur Entzündung des<br />

Jacques Rogge: Zu den neuen Herausforderungen der<br />

<strong>Olympische</strong>n Bewegung<br />

te Großbritanniens mit den Möglichkeiten<br />

zu verbinden, die sich durch die Organisation<br />

der Spiele 2012 eröffnen, gesellschaftlichen<br />

Ungleichgewichten zu<br />

begegnen.<br />

Eine Zunahme an körperlicher<br />

Aktivität sei<br />

notwendig, um die<br />

gesundheitlichen Konsequenzen<br />

eines sitzenden<br />

Lebensstils zu vermeiden.<br />

"Britische Kinder verbringen<br />

durchschnittlich<br />

5 Stunden und 20<br />

Minuten am Tag vor<br />

dem Bildschirm. Heranwachsende<br />

sind immer<br />

weniger bei Spiel und<br />

Sport zu finden, sie<br />

bewegen sich im Alltag<br />

weniger und verbringen<br />

mehr und mehr Zeit in Autos. Die Konsequenzen<br />

sind Fettleibigkeit und viele<br />

daraus resultierende, gravierende Probleme",<br />

bedauerte Rogge.<br />

Die digitale Revolution will Rogge nutzen,<br />

um jungen Menschen Sport und Aktivität<br />

Feuers in Olympia in Griechenland. 106 Tage<br />

später wird das <strong>Olympische</strong> Feuer bei der<br />

Eröffnungsfeier der Winterspiele in Vancouver<br />

durch den letzten Fackelläufer der<br />

Stafette entzündet.<br />

Innerhalb Kanadas erstreckt sich der <strong>Olympische</strong><br />

Fackellauf über eine Distanz von<br />

mehr als 45.000 Kilometern. Wie VANOC<br />

bekannt gibt, ist das Feuer dabei ca. 1000<br />

km auf dem Wasser, 18.000 Kilometer in der<br />

Luft und 26.000 Kilometer an Land unterwegs.<br />

Der Fackellauf streift dabei herausragende<br />

Sehenswürdigkeiten und besondere<br />

Orte wie die Olympiastädte Montreal und<br />

Calgary, Reservate der indianischen Ureinwohner<br />

und von der UNESCO ausgewiesene<br />

Weltkulturerbe. Selbst an den Nordpol wird<br />

das Feuer getragen.<br />

Die <strong>Olympische</strong>n Winterspiele werden vom<br />

12. bis zum 28. Februar 2010, die Winter-<br />

wieder näher zu bringen "Die neuen<br />

Technologien sind einerseits eine große<br />

Herausforderung, aber sie geben uns auch<br />

neue Möglichkeiten uns zu engagieren<br />

und zu interagieren. Das Internet diene ja<br />

nicht allein dem passiven Konsum, sondern<br />

auch der Interaktion und der Kreativität<br />

der Nutzer sagte Rogge. "Londons<br />

Vision für 2012 stellt die Aktiven und den<br />

Sport in den Mittelpunkt der Spiele",<br />

sagte Rogge, "darüber hinaus aber legt<br />

London sehr viel Wert darauf, junge<br />

Menschen durch Kultur und Erziehung<br />

anzusprechen."<br />

Der Präsident ergänzte, dass die Welt<br />

wirtschaftlich schwierigen Zeiten entgegensehe,<br />

die <strong>Olympische</strong>n Spiele aber in<br />

der Vergangenheit bereits mehrfach<br />

kritische Phasen durchgestanden hätten.<br />

"Sie haben überlebt, weil sie den Menschen<br />

auf der ganzen Welt etwas bedeuten",<br />

erklärte der IOC-Präsident. Der<br />

Erfolg von Peking habe die <strong>Olympische</strong><br />

Bewegung und künftige Organisatoren in<br />

die Lage versetzt, auch den Herausforderungen<br />

der kommenden Jahre zu begegnen.<br />

OF-MOSAIK<br />

OF-MOSAIK


Paralympics vom 12. bis zum 21. März 2010<br />

in Vancouver und Whistler stattfinden. Die<br />

Sportarten sind Rodeln, Skilauf, Eislauf,<br />

Eishockey, Biathlon, Bob und Curling.<br />

Jahreskalender 2009: Einmal<br />

mehr - Lob dem Ehrenamt<br />

"<br />

W<br />

enn es das ehrenamtliche Engagement<br />

in Deutschland nicht gäbe,<br />

dann wäre diese <strong>Gesellschaft</strong> nicht nur<br />

ärmer; ich behaupte, sie würde nicht funktionieren."<br />

Diese von Bundesfinanzminister<br />

Peer Steinbrück vor dem Bundestag geäußerte<br />

Überzeugung lässt sich durch Zahlen<br />

untermauern: Allein das Engagement der<br />

rund 7,5 Millionen Ehrenamtlichen und<br />

freiwillig Tätigen im Sport, dem größten<br />

Sektor freiwilligen Engagements in<br />

Deutschland, entspricht einem sozialen<br />

Kapital von fast 8,5 Milliarden Euro. Doch<br />

ehrenamtliches Engagement ist nicht in<br />

erster Linie eine volkswirtschaftliche, sondern<br />

eine gesellschaftliche Größe. Es verkörpert<br />

im besten Sinne des Wortes den Alltag<br />

einer zupackenden, lebendigen Bürgergesellschaft.<br />

Das gilt im besonderen Maße für<br />

die Führungskräfte in den Sportvereinen.<br />

Vor diesem Hintergrund versenden der<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> Sportbund und die<br />

Commerzbank im Rahmen der gemeinsamen<br />

Initiative "Danke! Sport braucht dein<br />

Ehrenamt." wieder einen Jahreskalender. Er<br />

ist zugleich eine Geste der Wertschätzung<br />

wie auch eine Arbeitshilfe. Bis zu jeweils<br />

fünf Exemplare des Kalenders 2009, den der<br />

Karikaturist Jürgen Tomicek illustriert hat,<br />

können Vereine unter folgender E-Mail-<br />

Adresse bestellen: bergel@dosb.de<br />

IOC ruft zu Bewerbungen<br />

für die 2. <strong>Olympische</strong>n<br />

Jugendspiele 2014 auf<br />

D<br />

OF-MOSAIK<br />

OF-MOSAIK<br />

as IOC wird in Kürze das Bewerbungsverfahren<br />

für die 2. <strong>Olympische</strong>n<br />

Jugendspiele im Sommer 2014 eröffnen. Ein<br />

entsprechendes Schreiben ging an alle<br />

Nationalen <strong>Olympische</strong>n Komitees (NOK), so<br />

auch an den <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

Sportbund. Die NOKs haben nun bis Februar<br />

2009 Zeit, gegenüber dem IOC eine Kandidatenstadt<br />

aus ihrem Zuständigkeitsbereich<br />

zu benennen. Am 10. März findet in Lausanne<br />

ein Workshop für alle Kandidatenstädte<br />

statt. Bis Juli des Jahres 2009 müssen die<br />

Rahmendaten der Bewerbung inklusive aller<br />

Garantie-Erkläungen beim IOC eingereicht<br />

werden. Auf der Basis dieser Unterlagen<br />

wird die IOC-Exekutive dann ggf. Kandidaten<br />

aussortieren. Eine spezielle IOC-Kommission<br />

wird zwischen Dezember 2009 und<br />

Januar 2010 einen Bericht über die Bewerber<br />

erstellen. Die IOC-Exekutive gibt danach<br />

gegenüber den IOC-Mitgliedern eine Empfehlung<br />

zur Wahl der Gastgeberstadt ab.<br />

Diese erfolgt auf der 122. IOC Session im<br />

Februar 2010 in Vancouver.<br />

Zeitgleich zur Bekanntgabe der Rahmendaten<br />

des Bewerbungsverfahrens veröffentlichte<br />

das IOC eine Ausschreibungsbroschüre.<br />

Sie ist im Internet unter der Adresse<br />

http://multimedia.olympic.org/pdf/en_report<br />

_1385.pdf abrufbar.<br />

"Die Schaffung der <strong>Olympische</strong>n Jugendspiele<br />

hat das IOC am 5. Juli 2007 beschlossen<br />

Die Premiere findet vom 14.-26. August<br />

2010 in Singapur<br />

statt. Das "Flagschiff"<br />

der IOC-<br />

Strategie zu Gunsten<br />

junger Menschen<br />

soll junge<br />

Athleten darin<br />

bestärken, ihren im<br />

Leistungssport<br />

eingeschlagenen<br />

Weg auf der Basis<br />

ethischer Werte wie<br />

Exzellenz, Freundschaft<br />

und Respekt<br />

sowie fundamentaler<br />

Prinzipien wie<br />

Universalität,<br />

Nachhaltigkeit und<br />

ohne jegliche Diskriminierung fortzusetzen.<br />

Ein Schwerpunkt der Jugendspiele soll auf<br />

der Information im Hinblick auf die Gefahren<br />

von Doping und exzessivem Training<br />

liegen.<br />

Claudia Bokel in WADA-<br />

Athletenkommission gewählt<br />

C<br />

laudia Bokel wurde in Montreal vom<br />

WADA-Stiftungsrat in die Aktivenkommission<br />

der Welt-Anti-Doping-Agentur<br />

(WADA) gewählt. Bokel ist zugleich Vorsitzende<br />

der EOC-Athletenkommission und<br />

Mitglied der IOC-Athletenkommission. Die<br />

Wahl erfolgte auf Vorschlag des Internationalen<br />

<strong>Olympische</strong>n Komitees (IOC), das jetzt<br />

eine verbesserte Zusammenarbeit zwischen<br />

WADA und IOC-Aktivenkommissionen<br />

erwartet. "Ich freue mich, auch in der WADA<br />

die Interessen der Athleten vertreten zu<br />

können. Dies gewährleistet eine optimale<br />

Information und Koordination auch im<br />

Interesse der europäischen und der deutschen<br />

Aktiven. Der Kampf gegen Doping<br />

zählt zu den größten Herausforderungen im<br />

Sport, wir Aktive sind bereit, diesen Kampf<br />

aufzunehmen und wollen uns an der Gestaltung<br />

und Entwicklung eines humanen<br />

Spitzensports aktiv beteiligen", sagte Claudia<br />

Bokel. Zusammen mit Ruder-Olympiasiegerin<br />

Meike Evers ist die Silbermedaillengewinnern<br />

von Athen das zweite deutsche Mitglied<br />

im WADA-Athleten-Gremium.<br />

Liebe OF-Leserinnen und<br />

Leser!<br />

Wir bitten um freundliche Beachtung<br />

der Leserumfrage auf den Seiten<br />

81/82. Eine Beteiligung lohnt sich!<br />

5


Der 2. <strong>Deutsche</strong> Kinder- und Jugendsportbericht hält<br />

nüchtern fest, dass Deutschland im europäischen<br />

Vergleich (von 19 OECD-Staaten) bezüglich der zur<br />

Verfügung gestellten finanziellen Mittel und der Betreuungsrelation<br />

(Erzieherin: Kinder, Lehrer: Grundschulkinder)<br />

im Elementarbereich (0-6 Jahre) nur Platz 18 erreicht und<br />

im Primarbereich (6-10) auch nur Platz 14 einnimmt.<br />

Gleichzeitig ist bekannt, dass in Deutschland sehr früh<br />

eine soziale Selektion einsetzt, von der vor allem Kinder<br />

aus sogenannten Risikogruppen (Kinder von Alleinerziehenden,<br />

aus kinderreichen Familien und/oder mit Migrationshintergrund)<br />

von Geburt an betroffen sind. Diese<br />

Benachteiligung beinhaltet,<br />

- dass ihre motorischen und sprachlichen Fähigkeiten<br />

weitaus schlechter ausfallen,<br />

- dass ihre Rückstellungsquote bei Schuleingangsuntersuchungen<br />

um ein Vielfaches höher ist,<br />

- dass schulische Übergänge, die Schulabschlüsse und die<br />

Art der Berufsausbildung wesentlich schlechter als in<br />

Normalgruppen ausfallen.<br />

Im Sportbereich kritisiert der Bericht die viel zu frühe und<br />

einseitige Sportart- und Wettkampforientierung, hält für<br />

den Leistungssport die Problematik der zu frühen D-<br />

Kader-Auslese (10-12 Jahre) fest und bemängelt den bis zu<br />

80 %igen Einsatz von nicht ausgebildeten Lehrern im<br />

Sportunterricht.<br />

Vor diesem allgemeinen gesellschaftlichen Hintergrund ist<br />

festzuhalten, dass im Gegensatz der Kindersport Bestandteil<br />

der Lebenswelt aller Kinder ist. Der Sport erreicht fast<br />

90% aller Kinder jenseits der Schule, mit der höchsten<br />

Mitgliedsrate bereits im 7. Lebensjahr (= 76,5%), unabhängig<br />

von Ethnie und/oder Geschlecht. Hinsichtlich der<br />

nachmittäglichen Freizeitgestaltung ist festzuhalten, dass<br />

2/3 aller Kindertermine alleine auf den Sport entfallen und<br />

dass 80% aller Kinder diese Termine als ihre Lieblingstermine<br />

bezeichnen.<br />

Die Befunde zur Attraktivität des Sportvereins aus Kindersicht<br />

offenbaren 2 zentrale Merkmale:<br />

1. Erfahren von sozialer Anerkennung und sozialer Akzeptanz,<br />

2. Entwicklung einer Könnenserfahrung am eigenen Körper.<br />

Sozialwissenschaftler kennen diese Ausnahmestellung des<br />

Kindersports bezüglich Teilnahme, Motivation und Wohlbefinden<br />

an und sprechen vom Sport als soziokulturellem<br />

Erkennungszeichen der "Präadoleszenz" und attestieren<br />

6<br />

dem Sport eine "positiv biographische Bildung" am Nachmittag.<br />

Im Gegensatz zum schlechten institutionellen Kindergartenangebot<br />

im Vorschulalter zeigen die Sportbefunde, dass<br />

Interventionen (ab 3 Jahren) mittels Bewegungskindergärten<br />

und bewegter Sprachförderung sowohl die Motorik als<br />

auch die Sprachentwicklung bedeutsam verbessern, besonders<br />

bei Leistungsschwächeren und/oder Migranten. Darüber<br />

hinaus fällt auf, dass 90% aller Erzieherinnen von der<br />

Wirksamkeit der bewegten Sprachförderung überzeugt<br />

sind und mehr Angebote dieser Art machen wollen. Das<br />

Problem liegt eher<br />

in den zu geringen<br />

Fortbildungsangeboten<br />

im Bewegungsbereich.<br />

Befunde zur<br />

"Bewegten Grundschule"verdeutlichen,<br />

dass sich<br />

primäre Effekte im<br />

Bereich der Verbesserung<br />

des<br />

sozialen Klimas<br />

und im Aggressionsabbau<br />

zeigen<br />

und dass sich<br />

durch Bewegte<br />

Pausen und<br />

Bewegten UnterrichtAufmerksamkeit<br />

und Konzentration<br />

bis zur 5.<br />

Stunde um 52% (!) steigern lassen, wohingegen diese<br />

Faktoren bei sitzendem Unterricht um 40% (!) abnehmen.<br />

Sportmedizinische Befunde unterstreichen, dass Alltagsund<br />

Sportbewegungen als wesentlichste risikomindernde<br />

Gesundheitsgrößen für die Zukunft gelten und körperlichsportliche<br />

Aktivitäten vor der Entstehung von Übergewicht<br />

und Adipositas schützen. Andererseits liegt die Wahrscheinlichkeit<br />

bei bis zu 80%, dass aus unfitten Kindern<br />

unfitte Erwachsene werden.<br />

Die gegenwärtig zu beobachtende Tendenz zu mehr Schulautonomie<br />

bietet deshalb für einzelne Einrichtungen mehr<br />

Chancen. Vergleichbares gilt für das Thema Ganztagsschule.<br />

Ursprünglich geplant aus sozial und familienpolitischen<br />

Gründen (Vereinbarkeit von Familie und Beruf) sowie aus<br />

bildungs- und arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen heraus<br />

(Förderung benachteiligter Schülergruppen), kristallisiert


sich auch hier die hohe Angebotspalette sportiver Angebote<br />

immer mehr heraus. Nur über Bewegung und Sport und<br />

die intrinsische Motivation der Schüler scheint langfristig<br />

die Erziehung zu einem gesunden und aktiven Lebensstil<br />

umsetzbar.<br />

Sportpsychologische Befunde zeigen,<br />

- dass hinsichtlich des Zusammenhanges von Sport und<br />

Selbstwertgefühl vor allem jüngere Kinder, Mädchen<br />

und sozial benachteiligte Kinder besonders stark vom<br />

sportlichen Engagement profitieren,<br />

- dass im Sport erworbene personale und soziale Ressourcen<br />

(Schutzfaktoren) belastende Lebensereignisse in<br />

anderen Bereichen abmildern können,<br />

- dass sportlich engagierte Kinder über eine höhere soziale<br />

Akzeptanz innerhalb ihrer primären Bezugsgruppe<br />

verfügen.<br />

Der 2. <strong>Deutsche</strong> Kinder- und Jugendsportbericht legt<br />

insgesamt 12 Handlungsempfehlungen für die frühkindliche<br />

Bildung durch Bewegung, den Grundschulsport und<br />

den Sportverein vor. Die wesentlichen Empfehlungen<br />

lauten:<br />

1. Der Bericht fordert die pflichtmäßige Implementierung<br />

des Bereiches Bewegung in die Ausbildung aller Erzieherinnen<br />

und Erzieher sowie die flächendeckende Einrichtung<br />

von Bewegungskindergärten für alle Kinder ab 3<br />

Jahren.<br />

2. Bezogen auf die Grundschule plädiert der Bericht im<br />

Sinne der Gesundheitsprävention und der Bildungs- und<br />

Bewegungsförderung<br />

- für die flächendeckende Einrichtung der Bewegten<br />

Grundschule,<br />

- für die Erteilung des Sportunterrichts alleine durch<br />

ausgebildete Fachkräfte.<br />

3. Im organisierten Sport fordert der Bericht eine Abkehr<br />

von der frühen sportartspezifischen Spezialisierung und<br />

der frühen Kader-Auslese am Ende der Kindheit.<br />

Hausaufgabe für den DOSB, das Innenministerium und die<br />

Sportministerkonferenz wäre die Entwicklung eines<br />

OF-PODIUM<br />

Sport der frühen Jahre ist ein Motor<br />

der Persönlichkeitsentwicklung<br />

Von Prof. Dr. Werner Schmidt, Herausgeber des 2. <strong>Deutsche</strong>n Kinder- und Jugendsportberichts<br />

gemeinsamen Basis-Curriculums (=sportartspezifische,<br />

sportartübergreifende und allgemein koordinative Anteile)<br />

für alle Sportfachverbände, im Sinne einer vielfältigen<br />

Bewegungs-, Spiel- und Sportförderung.<br />

Wenn es gelingt, diese verbesserte Gesundheits-, Bildungsund<br />

Sportangebotsstruktur für "Alle" von klein auf umzusetzen,<br />

werden noch mehr Kinder als bisher das erfahren,<br />

was die meisten schon heute am Sportverein und Schulsport<br />

besonders schätzen, Gefühle von sozialer Anerkennung<br />

und Akzeptanz, Stärkung der personalen Ressourcen,<br />

Entwicklung einer eigenen Könnenseinschätzung sowie die<br />

Stabilisierung ihres Selbstkonzeptes. Mit anderen Worten:<br />

Kindersport für Alle als Motor der Persönlichkeitsentwicklung.<br />

7


Es hat in den letzten Monaten drei Tage gegeben, die für<br />

die <strong>Olympische</strong> Bewegung besonders bedeutsam waren.<br />

Am 15. September musste in New York die Investmentbank<br />

Lehman Brothers Insolvenz anmelden, was zum Auslöser<br />

wurde für eine weltweite Finanzkrise. In Orlando/Florida hielt<br />

Peter Ueberroth als scheidender Präsident des Nationalen<br />

<strong>Olympische</strong>n Komitees der USA (USOC) am 11. Oktober eine<br />

Rede, die Wellen der Empörung auslöste. Am 4. November gab<br />

der künftige US-Präsident Barack Obama der Welt in Chicago<br />

neue Hoffnung und seiner Heimatstadt einen Schub. Sein<br />

Auftritt als Wahlsieger fand im Grant Central Park statt, der ein<br />

olympischer Schauplatz werden würde, falls Chicago vom<br />

Internationalen <strong>Olympische</strong>n Komitee am 2. Oktober nächsten<br />

Jahres in Kopenhagen zum Austragungsort der Sommerspiele<br />

2016 bestimmt würde.<br />

Weltwirtschaftskrise,<br />

<strong>Olympische</strong> Bewegung<br />

und die amerikanische<br />

Herausforderung<br />

Von Günter Deister<br />

Chicago ja oder nein - das hängt nun wesentlich davon ab, wie<br />

der Obama-Bonus und der Ueberroth-Malus wirken werden. Sie<br />

machen die amerikanische Herausforderung aus für das Sportjahr<br />

2009. Doch bei der Vergabe der Spiele 2016 geht es auch<br />

um die Glaubwürdigkeit des IOC und die künftige Finanzierung<br />

des Weltsports. Dies vor dem Hintergrund eines offenen Verteilungskampfes<br />

innerhalb der olympischen Familie und einer<br />

Krise, die längst die Weltwirtschaft erfasst hat und auch im<br />

Sport tiefe Spuren hinterlassen wird.<br />

Peter Ueberroth (71) hat es zu Ansehen gebracht. 1984 bringt er<br />

als Organisator der Spiele von Los Angeles das Kunststück fertig,<br />

Olympia erstmals und bisher einmalig nur durch Sponsorengelder<br />

zu finanzieren, mit einem Überschuss von 250 Millionen<br />

8<br />

Dollar. "Time-Magazin" kürt den Pionier der olympischen Kommerzialisierung<br />

zum "Mann des Jahres". Danach wird Ueberroth<br />

Chef der US-Major Baseball League, geht ins Tourismusgeschäft<br />

und versucht, nachdem er es längst zum Multimillionär gebracht<br />

hat, eine Karriere als Politiker. 2003 scheitert er bei der Gouverneurswahl<br />

in Kalifornien an Arnold Schwarzenegger und kehrt in<br />

den Sport zurück. Als USOC-Präsident tut er sich als Anti-<br />

Doping-Kämpfer hervor, entschuldigt sich schriftlich bei allen<br />

NOKs für die Taten der Sportbetrügerin Marion Jones und<br />

verschafft sich Respekt auch bei IOC-Präsident Jacques Rogge.<br />

Lediglich die neue Altersregel von 70 Jahren hat wohl verhindert,<br />

dass Ueberroth noch eine späte Karriere im IOC machen konnte.<br />

Seine Rede vor der USOC-Versammlung in Orlando wirkte<br />

desillusionierend. Da trat jemand auf, der jenseits von Solidarität<br />

erstmals Klartext redete. Bisher habe<br />

er sich zurückgehalten, um im<br />

Vorfeld der Peking-Spiele nicht<br />

noch für zusätzliche Auseinandersetzungen<br />

zu sorgen. Doch nun<br />

müsse er die Frage stellen: "Wer<br />

bezahlt die Rechnung für die <strong>Olympische</strong><br />

Bewegung? Seit 1988 sind<br />

60 Prozent aller IOC-Einnahmen<br />

von unseren Unternehmen gekommen.<br />

Ich bin sicher, Ihr versteht was<br />

ich meine. Der Rest der Welt hat 40<br />

Prozent beigetragen. Das ist ganz<br />

einfache Mathematik."<br />

Es ist auf jeden Fall eine Rechenart,<br />

die kompromisslos ist. Sie lässt<br />

wenig Hoffnung zu, dass die Amerikaner<br />

im heftigen Streit um mehr<br />

Anteile am Gewinn <strong>Olympische</strong>r<br />

Spiele dem Rest der Welt größere<br />

Zugeständnisse machen werden.<br />

Einen Streit, den Jacques Rogge<br />

überhaupt nicht gebrauchen kann.<br />

Der <strong>Olympische</strong> Kongress im kommenden<br />

Herbst in Kopenhagen, der erste seit Paris 1994, ist<br />

geplant als ein Fest der Dreifaltigkeit mit den internationalen<br />

Verbänden und den NOKs. Gefolgt von der anschließenden<br />

Krönungsmesse für den dann 67 Jahre alten Belgier, der sich um<br />

eine vierjährige Verlängerung seiner Präsidentschaft bewirbt.<br />

Stein des Anstoßes ist ein 1988 zeitlich unbegrenzt abgeschlossener<br />

Deal, den Rogges Vorgänger Juan Antonio Samaranch<br />

und dessen Marketingchef Richard Pound als Konsequenz aus<br />

Ueberroths Geschäftsmodell von 1984 mit den Amerikanern<br />

abgeschlossen haben. Danach gehen 12,75 Prozent der US-<br />

Fernsehrechte an USOC, und auch 20 Prozent der Sponsoreneinnahmen<br />

aus dem TOP-Programm. Das hat das amerikanische<br />

NOK zu einer wohlhabenden Sportorganisation gemacht,


zunehmend zu Ungunsten des IOC und seiner Partner. In den<br />

Zahlen der letzten Geschäftsperiode 2005 bis <strong>2008</strong> mit den<br />

Spielen in Turin und Peking sieht das so aus: USOC hat ein<br />

Anrecht auf 365 Millionen Dollar (192 Millionen Dollar TV, 173<br />

Millionen Dollar TOP) und damit etwa genauso viel wie das IOC<br />

selbst und die 35 internationalen Verbände und übrigen 204<br />

NOKs jeweils zusammen. Bei einem Vier-Jahres-Haushalt von<br />

617 Millionen Dollar konnte USOC seine Finanzreserven um 63<br />

Millionen auf 103 Millionen Dollar erhöhen. Da die IOC-<br />

Geschäfte für die Periode 2009 bis 2012 mit Vancouver und<br />

London schon weitgehend gelaufen sind, werden sich die<br />

Anteile von USOC auf mindestens 450 Millionen Dollar steigern.<br />

Kein Wunder, dass sich Rogge durch die übermäßige Bevorteilung<br />

der Amerikaner zunehmend mit Empörung konfrontiert<br />

sieht. Den Höhepunkt<br />

erreichten die Auseinandersetzungen<br />

im März, als das<br />

Schweizer Mitglied der IOC-<br />

Exekutive, Denis Oswald, in<br />

seiner Eigenschaft als Vertreter<br />

der Verbände in einem<br />

Brief an alle olympischen<br />

Organisationen den Verteilerschlüssel<br />

als "nicht länger<br />

moralisch hinnehmbar"<br />

bezeichnete. Schließlich<br />

gäbe es mittlerweile längst<br />

nicht nur Sponsoren aus den<br />

USA. Seitdem versucht eine<br />

von Rogge eingesetzte<br />

Dreier-Kommission mit<br />

Oswald, dem Mexikaner<br />

Mario Vazquez Rana und<br />

dem norwegischen IOC-<br />

Marketingchef Gerhard<br />

Heiberg eine Lösung mit den<br />

Amerikanern zu finden.<br />

Doch die blieben bisher in<br />

der Sache knallhart.<br />

Ueberroths Argumentationskette ging in Orlando so: Eine<br />

Reduzierung der Anteile schwächt das US-Team bei <strong>Olympische</strong>n<br />

Spielen, das ausschließlich über Sponsoreneinnahmen<br />

finanziert wird; ohne starke Olympiamannschaft keine hohen<br />

Einnahmen aus dem TV-Geschäft mit dem amerikanischen<br />

Rechteinhaber, ergo: "Das ist nicht gut für uns, das ist auch<br />

nicht gut für den Rest der Welt. Doch der versteht nicht, wo<br />

das Geld herkommt." Wenn das IOC mehr Einnahmen erzielen<br />

wolle, müsse es "den zu teilenden Kuchen vergrößern" und<br />

seine Ware besser verkaufen. So habe China die Fernsehrechte<br />

an den Spielen in Peking mit sieben Millionen Dollar geradezu<br />

geschenkt bekommen, verglichen mit den 894 Millionen Dollar<br />

von NBC. Dann ließ Ueberroth die Katze aus dem Sack: "Schon<br />

immer haben <strong>Olympische</strong> Spiele in den USA am meisten Geld<br />

eingebracht. Wenn Chicago die Spiele 2016 bekommt, werden<br />

die Preise in die Höhe gehen. Wenn nicht, werden sie sinken."<br />

Diese unverhohlene Aufforderung an die IOC-Mitglieder, in<br />

Kopenhagen den amerikanischen Kandidaten zu wählen, sorgte<br />

vor allem bei den Konkurrenten Tokio, Madrid und Rio de<br />

Janeiro für Empörung. Ungehöriger als Ueberroth, der von<br />

USOC zum Sonderbeauftragten für die Chicago-Bewerbung<br />

ernannt wurde, habe noch kein Kandidat für sich öffentlich<br />

geworben. Die Kampagne wäre schier aussichtslos, wenn die<br />

USA mit Barack Obama nicht einen Präsidenten mit der Befähigung<br />

gewählt hätten, auch auf olympischem Terrain als Stimmenfänger<br />

in Erscheinung zu treten. Was Tony Blair für London<br />

gelang und Wladimir Putin für Sotschi, ist dem ersten schwar-<br />

zen Präsidenten der USA allemal zuzutrauen. Besonders aus<br />

Afrika würden ihm wohl Stimmen zufliegen. Der sportive und<br />

dem Basketball besonders zugeneigte Obama hat die Bewerbung<br />

seiner Heimatstadt von Anfang an unterstützt. Deshalb<br />

sagt Chicagos Bewerbungschef Patrick Ryan: "Wenn alles<br />

normal läuft und er keine anderen Verpflichtungen hat, wird er<br />

nach Kopenhagen kommen."<br />

Als Geste des guten Willens wird USOC wohl bereit sein, einige<br />

Dollar als Sondervergütung abzutreten. Wie das geschehen<br />

könnte, hat Rogge angedeutet. 15 bis 20 Millionen Dollar von<br />

ihrem Anteil sollten die Amerikaner dem IOC zur Finanzierung<br />

der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA und des Internationalen<br />

9


Sportgerichtshofs CAS überlassen. Ab 2020 sollte dann ein<br />

neuer Verteilerschlüssel greifen - das wären sieben Jahre nach<br />

dem Abschied des Belgiers als Präsident.<br />

Eine andere ganz wichtige Entscheidung muss er spätestens bis<br />

Mitte des kommenden Jahres treffen. Es geht um die Frage, ob<br />

die Verhandlungen über die US-Fernsehrechte für die Winterspiele<br />

2014 und die Sommerspiele 2016 noch vor der Wahl in<br />

Kopenhagen beendet werden sollen. Nicht zuletzt wegen der<br />

Wirtschaftskrise scheint Rogge geneigt zu sein, den Vertrag<br />

erst danach abschließen zu wollen: "Wir sind nicht in Eile, wir<br />

haben noch viel Zeit." Das käme auch dem bisherigen Rechteinhaber<br />

NBC sehr entgegen, der im Wahlkampf mit der sicher<br />

nicht ganz uneigennützigen Millionen-Spende für Obama für<br />

Aufsehen gesorgt hatte. Der TV-Gigant hat als größter olympischer<br />

Sponsor mächtigen Einfluss auf das IOC. Auf sein Begehren<br />

hin sind die <strong>Olympische</strong>n Spiele seit Atlanta 1996 um<br />

einen Tag ausgedehnt worden. Das schuf Platz für die zur<br />

Show aufgeputzte Eröffnungsfeier als Freitags-Solitär mit<br />

SOTSCHI:<br />

Ursprünglich sollten die Winterspiele 2014 am Schwarzen Meer<br />

12 Milliarden Dollar kosten. 7,5 Milliarden Dollar sollten vom<br />

privaten Sektor kommen, davon fünf Milliarden von Unternehmen,<br />

die von Oligarchen gelenkt werden. Mittlerweile sind diese<br />

Zahlen Makulatur. Die Gesamtkosten sind bei den "Spielen aus<br />

dem Nichts" ins Unermessliche gestiegen. Der Milliardär Oleg<br />

Deripaska, der das <strong>Olympische</strong> Dorf, das Medienzentrum und<br />

einen neuen Flughafen finanzieren sollte, ist mit seinem Aluminiumtrust<br />

ins Trudeln geraten. Der russische Staat musste<br />

jüngst mit einem Kredit von 4,5 Milliarden Dollar einspringen,<br />

damit Deripaska dringliche Auslandsschulden bezahlen konnte.<br />

In der auch vom sinkenden Ölpreis befeuerten russischen Wirtschaftskrise<br />

schmilzt der auf über 500 Milliarden Dollar angewachsene<br />

Staatsfond dahin wie Schnee in der Sonne. Das<br />

Prestigeobjekt von Wladimir Putin wird zu Spielen um jeden<br />

Preis werden.<br />

Andere Probleme sind ebenso dringlich. Es gibt noch keine<br />

Transportwege nach Sotschi für Baumaterial. Die staatlichen<br />

Enteignungsversuche für Grund und Boden stoßen auf erbitterten<br />

Widerstand in der Bevölkerung. Große Sorgen wegen<br />

Umweltzerstörung bestehen fort, auch wenn Sotschi aus der Not<br />

eine Tugend gemacht hat. Straßen- und Schienenwege durch<br />

10<br />

höchsten TV-Einschaltquoten. NBC bestimmt über den Programmablauf<br />

mit, so wurden in Peking die Finals im Schwimmen<br />

und Turnen auf die Vormittage verlegt. Und das US-<br />

Fernsehen gibt den Zeitkorridor für die Abhaltung der Spiele<br />

im Sommer mit vor. Sie haben ihre größte Wirkung dann,<br />

wenn das Big Business des amerikanischen Profisports weitgehend<br />

ruht.<br />

Mit der Gewissheit der Spiele in Chicago würde NBC bedeutend<br />

mehr locker machen als jene 1,12 Milliarden Dollar, mit denen das<br />

Unternehmen die Spiele in London eingekauft hat. Andererseits:<br />

Sollte Rogge die Versteigerung der Rechte verschieben, würde er<br />

das Votum der mehr als 100 IOC-Mitglieder in Kopenhagen stark<br />

belasten. Eine Stimme für Chicago wäre dann, ganz im Sinne von<br />

Ueberroth, eine Stimme mehr für höhere Einnahmen.<br />

Die Verhandlung für die Fernsehrechte der USA führt Richard L.<br />

Carrion, ein Banker aus Puerto Rico, Mitglied der IOC-Exekutive<br />

und Vertrauter von Rogge. Sein zusätzliches Problem ist, dass<br />

Die olympischen Projekte vor dem Hintergrund<br />

ein enges, ökologisch besonders gefährdetes Tal hinauf in die<br />

Schneeberge sollen auf das Notwendigste reduziert werden.<br />

Sechs Attentate in den letzten Monaten mit vier Toten und rund<br />

20 Verletzten weisen darauf hin, welches zusätzliche Risiko das<br />

IOC mit den Winterspielen in unmittelbarer Nähe des Brandherds<br />

Kaukasus eingegangen ist. Um die "exzellente Bewerbung" (IOC-<br />

Präsident Rogge) zu retten, machte Regierungschef Putin jüngst<br />

in Dimitri Kosak einen Krisen erprobten Politiker zum Olympiaminister<br />

und zu einem seiner Stellvertreter. Das höchst besorgte<br />

IOC schickt alle paar Wochen Inspektoren zu seiner größten<br />

Baustelle. Der olympische Oberaufseher Jean-Claude Killy sagt,<br />

"Sotschi darf keine Sekunde mehr verlieren".<br />

LONDON:<br />

Der Ausrichter der Sommerspiele 2012 kämpft heftig darum,<br />

die auf 12 Milliarden Euro angestiegenen Gesamtkosten nicht<br />

weiter anschwellen zu lassen. Damit sollen die Sportstätten,<br />

der Olympiapark im Nordosten, Bahnstrecken und Bahnhöfe,<br />

Straßen und Wohnungen bezahlt werden. Im Zuge der Wirtschaftskrise<br />

sind Investoren für das <strong>Olympische</strong> Dorf und das<br />

Medienzentrum vor dem Absprung, die die Hälfte des Bauvolumens<br />

von 1,75 Milliarden Euro tragen sollten. Nun muss wahr-


Sotschi in einer für Live-Übertragungen in Amerika problematischen<br />

Zone liegt. Im Unterschied zu Vancouver, dessen Winterspiele<br />

sich NBC den Rekordpreis von 820 Millionen Dollar<br />

kosten lässt. Für Europa ist Vizepräsident Thomas Bach Verkaufsleiter.<br />

Er hat die ersten Verträge bereits abgeschlossen,<br />

jeweils mit Sendern des australischen Medienunternehmers<br />

Rupert Murdoch in Italien und der Türkei. Die Verhandlungen<br />

mit der Europäischen Rundfunkunion EBU sind in vollem Gang.<br />

Bach will alle Europa-Verträge vor der Vergabe der Spiele<br />

abschließen.<br />

Für die Spiele 2010 und 2012 kann die Wirtschaftskrise dem<br />

IOC das Geschäft nicht mehr verhageln. Die weltweiten Fernsehrechte<br />

sind mit mehr als 3,8 Milliarden Dollar verkauft,<br />

neun TOP-Sponsoren sind für jeweils rund 100 Millionen<br />

Dollar angeheuert. Damit sind die Einnahmen der vergangenen<br />

Periode von 12 Sponsoren erreicht. Marketing-Chef<br />

Heiberg möchte unbedingt noch ein bis zwei Geschäftspartner<br />

hinzugewinnen, was jedoch schwer fallen wird. Der Norweger<br />

scheinlich der Staat gegenüber dem IOC auch hier einspringen.<br />

Gespart werden soll nun an allen Ecken und Enden, unter<br />

anderem auch am <strong>Olympische</strong>n Dorf mit nur noch 3.300<br />

Appartements statt ursprünglich 4.200 für 17.000 Sportler und<br />

Begleitpersonal. Das würde dann zu einem Kontrast werden<br />

zum großzügigen Peking, wo das IOC vom besten <strong>Olympische</strong>n<br />

Dorf aller Zeiten geschwärmt hatte. Die IOC-Gabe von rund<br />

einer Milliarde Dollar als Anteil am internationalen Sponsorenaufkommen<br />

hat London sicher. Kämpfen muss die Stadt unter<br />

erschwerten Bedingungen um seine nationalen Unterstützer.<br />

Bisher hat das Organisationskomitee erst etwa Zweidrittel der<br />

angestrebten 1,2 Milliarden Dollar eingeworben. Da auch in<br />

London der Staat für die gesamten Kosten garantiert, muss<br />

sich das IOC um die nächsten Sommerspiele zumindest keine<br />

Finanzsorgen machen.<br />

VANCOUVER:<br />

Die Ausrichter der Winterspiele haben die Auswirkungen der<br />

Krise noch nicht zu spüren bekommen. Die Kanadier planen<br />

unverändert mit einem ausgeglichenen Organisationshaushalt<br />

von 1,63 Milliarden Dollar und geben an, 79 Prozent der Einnahmen<br />

bereits erhalten oder fest zugesagt bekommen zu<br />

klagt vorsichtig: "Die Lage ist nicht die beste." Das gilt besonders<br />

für die Zeit 2013 bis 2016, für die erst drei Verträge<br />

abgeschlossen sind. Auch da erhoffen sich besonders die US-<br />

Unternehmen eine Chicago-Wahl - und machen Druck. So<br />

sagte John Lewicki, Exekutivdirektor vom IOC-Sponsor McDonald's,<br />

einige Kandidatenstädte würden seinem Unternehmen<br />

keine ausreichenden Marktchancen bieten: "Das soll nicht<br />

heißen, dass wir unseren Vertrag nicht verlängern würden,<br />

wenn es nicht Chicago wird. Aber wenn es Chicago wird,<br />

werden wir verlängern." Kurz darauf zog McDonald's die<br />

Aussage seines Chefs zurück mit der Begründung, es widerspräche<br />

den Regeln des IOC, wenn ein Sponsor im Bewerbungsprozess<br />

Partei ergreife.<br />

Unklar, ob Rogge den öffentlichen Tadel veranlasst hat. Ungewiss<br />

ist auch, ob Ueberroth für seinen krassen Regelverstoß<br />

gerügt worden ist. Fest steht jedoch, dass der IOC-Präsident im<br />

kommenden Jahr eine amerikanische Herausforderung der ganz<br />

besonderen Art zu bestehen hat.<br />

des globalen Krisenszenarios Von Günter Deister<br />

haben. 603 Millionen Dollar garantiert das IOC, 760 Millionen<br />

Dollar werden aus dem nationalen Sponsorenprogramm erlöst.<br />

232 Millionen Dollar soll der Verkauf von Eintrittskarten einbringen.<br />

Der Staat kommt für Bauten und Wettkampfstätten auf.<br />

Die kanadische Regierung und die Provinz British Columbia<br />

teilen sich den Aufwand von 580 Millionen Dollar. Die Athletendörfer<br />

kosten 67,5 Millionen Dollar, die Eisschnelllaufhalle als<br />

teuerste Wettkampfstätte 63 Millionen Dollar.<br />

MÜNCHEN:<br />

Noch nicht absehbar sind die Folgen der Wirtschaftskrise für die<br />

Bewerbung um die Winterspiele 2018. Die vom DOSB mit Mehrheit<br />

geführte Bewerbergesellschaft hat sich zum Ziel gesetzt, die<br />

gesamten Bewerbungskosten aus dem privaten Bereich zu<br />

finanzieren. Dieses ehrgeizige Vorhaben könnte nun in Frage<br />

gestellt sein. Als Sponsoren kommen in erster Linie die in München<br />

angesiedelten DAX-Unternehmen in Frage. Bis zum Jahresende<br />

wollte die Bewerbergesellschaft rund die Hälfte der eingeplanten<br />

30 Millionen Euro abgesichert haben. Wegen der Langfristigkeit<br />

des Projekts sind Prognosen über die Finanzierung<br />

schwer möglich. Das IOC vergibt die Winterspiele 2011 im südafrikanischen<br />

Durban.<br />

11


Peking im<br />

Herbst <strong>2008</strong><br />

Von Helmut Digel<br />

Der Alltag ist zurückgekehrt. Auf den ersten Blick erinnert<br />

in Peking nur noch wenig an die <strong>Olympische</strong>n<br />

Spiele. Die olympischen Symbole der sogenannten<br />

"Olympic Lane" sind wohl noch nicht entfernt, doch die überfüllten<br />

Straßen lassen nur selten einen Blick auf die Ringe zu.<br />

Der Blumenschmuck ist wieder in den Gewächshäusern oder<br />

er gehört der Vergangenheit an. Gleiches gilt für das olympische<br />

City-dressing: "One World - One Dream", und die fünf<br />

Maskottchen haben in diesen Tagen bereits einen musealen<br />

Charakter. Dennoch scheint Peking eine andere Stadt zu sein,<br />

wenn man ihr Stadtbild mit jenem vergleicht, welches noch<br />

vor einem Jahr anzutreffen war. Das fünfte Peking-Forum hat<br />

mich in der ersten Novemberwoche nach Peking geführt.<br />

"Harmonie der Zivilisationen" und "Wachstum für alle" -<br />

"universelle Werte" und "Entwicklungslinien der Zivilisation" -<br />

waren die Kongressthemen, und Sozialwissenschaftler aus<br />

aller Welt diskutierten drei Tage lang über die Zukunft einer<br />

globalen Weltgesellschaft. Schon mein Anflug auf Peking war<br />

eine Überraschung. Strahlender Sonnenschein erwartete mich,<br />

und während des ganzen Aufenthaltes sollte Peking im Sonnenglanz<br />

erstrahlen. Nie zuvor hatte ich einen vergleichbaren<br />

"indian summer" in den Parks und an den Seen von Peking<br />

erleben können. Die Ankunft auf dem Flughafen war so perfekt<br />

wie bei den <strong>Olympische</strong>n Spielen: Schnelle Zollabfertigung,<br />

kein Warten auf das Gepäck und ein Taxi brachte mich<br />

in die Innenstadt zu einem Preis, wie man ihn sich in Europa<br />

gerne wünschen würde.<br />

Die Universität Peking, die größte und bedeutendste chinesische<br />

Universität, war Gastgeber des Peking-Forums, und sie<br />

glänzte durch eine einmalige Gastfreundschaft. Die ausländischen<br />

Gäste waren in einem neu gebauten Fünf-Sterne-Hotel<br />

untergebracht, das der Universität gehört, und das "State-<br />

Guest-House" des Staatspräsidenten war gut genug, um als<br />

12<br />

Austragungsort für diesen bedeutsamen Kongress zur Verfügung<br />

zu stehen. Sechs große Themenblöcke prägten den<br />

Kongress: "Ökologische Zivilisation", "Tradition und Modernität",<br />

"Transzendenz der Künste und Entwicklung der Zivilisation",<br />

"Kontinuitäten und der Wechsel in der Weltpolitik" und<br />

schließlich das für mich wichtige Thema "Olympic Spirit und<br />

World Harmony". Diese "Panel Session" brachte Experten aus<br />

USA, Russland, England, Korea, Griechenland, Dänemark,<br />

Österreich, Japan, Frankreich, Italien, Spanien und Deutschland<br />

zusammen, die gemeinsam mit Hunderten von chinesischen<br />

Wissenschaftlern ihre wissenschaftlichen Erkenntnisse über die<br />

<strong>Olympische</strong>n Spiele von Peking vortrugen. Waren die Vorträge<br />

der Gäste meist durch Höflichkeit geprägt und wurden die<br />

chinesischen Gastgeber zu ihrem besonderen Erfolg bei der<br />

Ausrichtung der Spiele beglückwünscht, so waren die Analysen<br />

der chinesischen Experten vor allem von einem besonderen<br />

Selbstbewusstsein gekennzeichnet, mit dem sie ihre Befunde<br />

vortrugen. Manche Analyse war dabei parteiisch, und nicht<br />

selten wurde auch Wissenschaft mit Politik verwechselt; doch<br />

im Vergleich zu früheren Konferenzen war die Diskussion von<br />

einer Offenheit, wie ich sie zuvor in China noch nicht habe<br />

beobachten können. Der Blick der chinesischen Fachleute war<br />

dabei durchaus auch auf die Probleme der Spiele gerichtet. Der<br />

problematische Fackellauf wurde ebenso in die Analyse einbezogen<br />

wie die negative Wahrnehmung der Spiele, wie sie<br />

vorwiegend in Japan, Frankreich und Deutschland anzutreffen<br />

war. Hier standen kritische Befunde im Mittelpunkt, die wissenschaftlichen<br />

Maßstäben genügen konnten. Objektivität, Reliabilität<br />

und Validität waren dabei die Gütemaßstäbe, an denen<br />

sich einige dieser Analysen durchaus zu orientieren wussten.<br />

Aus der Sicht der chinesischen Experten ist die Frage der<br />

Nachhaltigkeit der Spiele nahezu ausschließlich positiv zu<br />

beantworten. Dies gilt auch dann, wenn man nicht mit jeder


Nachnutzung glücklich sein kann. So finden im Schwimmstadion<br />

mittlerweile regelmäßig Popkonzerte statt, das<br />

Schwimmbad hat dabei den Charakter eines künstlichen Sees,<br />

in dessen Mitte eine Popbühne aufgebaut wird. Das olympische<br />

"Vogelnest" ist derzeit lediglich für Großveranstaltungen<br />

konzipiert. Der Sport spielt dabei eine eher nachgeordnete<br />

Rolle. Pekings Fußball ist derzeit zu schlecht, als dass man ihm<br />

Zutritt gewähren würde. Ansonsten ist das "Vogelnest"<br />

begehrte touristische Attraktion. An einem freien Nachmittag<br />

war es mir möglich, über den olympischen Park zu flanieren,<br />

und einmal mehr war dabei die Atmosphäre etwas ganz<br />

Besonderes. Chinesen ebenso wie viele Ausländer besuchen zu<br />

Hunderttausenden den Park, und das Familienfoto mit dem<br />

Stadion im Hintergrund ist das begehrteste Fotomotiv. Die<br />

neuen U-Bahn-Linien werden von der Bevölkerung Pekings<br />

bestens angenommen, und weitere U-Bahn-Linien sind im<br />

Bau. Die Wirkungen eines noch immer wachsenden Umweltbewusstseins<br />

sind überall zu erkennen. Die meisten öffentlichen<br />

Plätze und Straßen sind sauber.<br />

Von "weißen Elefanten", die die <strong>Olympische</strong>n Spiele in Peking<br />

hinterlassen haben, kann mit Blick auf die derzeitige Sportentwicklung<br />

nicht die Rede sein. Auch der chinesische Sport hat<br />

seinen Alltag wieder. Yao Ming wird bei seinen Spielen für die<br />

Houston Rockets täglich von der chinesischen Sportpresse<br />

begleitet, und Liu Xiangs Genesungsprozess kann nach wie vor<br />

Schlagzeilen erzeugen. In Shanghai findet das Tennis-Weltfinale<br />

statt, und Tausende von Fans sind von den Wushu-<br />

Weltmeisterschaften begeistert, die in Shigan ausgerichtet<br />

werden.<br />

Gewiss gibt es in China nach wie vor schwierige wirtschaftliche<br />

und sozialpolitische Probleme, und das Umweltproblem ist<br />

dabei nur eines unter vielen. Auch in diesen Tagen existiert<br />

noch immer der Konflikt mit Tibet. Doch im Gegensatz zur Zeit<br />

vor und während der Spiele interessiert sich heute niemand<br />

mehr in Europa, in USA oder an irgendeinem anderen Platz<br />

der Welt für diesen Konflikt. Lediglich die chinesische Regierung<br />

besteht dabei nach wie vor unmissverständlich auf ihrer<br />

Tibet-Haltung. Deshalb wird auf Seite eins von "China Daily" in<br />

der <strong>Ausgabe</strong> vom 7. November auch über ein Treffen berichtet,<br />

bei dem sich ein Vertreter der chinesischen Regierung mit<br />

zwei Abgesandten des Dalai Lama am Tag zuvor in Peking<br />

ausgetauscht haben. Die chinesische Regierung warnt demnach<br />

den Dalai Lama erneut, die Unabhängigkeit Tibets anzustreben.<br />

Sie machte dabei auch unmissverständlich klar, dass<br />

China niemals Versuche tolerieren wird, die ein unabhängiges<br />

Tibet zum Ziel haben. Die nationale Einheit gilt nach wie vor<br />

als das wichtigste zu schützende Ziel, und die territoriale<br />

Integrität Chinas wird sich die chinesische Regierung von<br />

niemandem in Frage stellen lassen. "Semi-independance or<br />

independance in any disguised form will not be tolerated<br />

either", so wird der Leiter der chinesischen Delegation zitiert,<br />

und es wird ferner darauf hingewiesen, dass der Schutz der<br />

ethnischen Minderheiten wohl Teil der Politik der Zentralregierung<br />

ist, aber dass niemals Versuche zur Beschädigung der<br />

ethnischen Einheit toleriert werden können.<br />

Auch der Konflikt mit den Uiguren ist keineswegs gelöst; doch<br />

wie viele Konflikte wird er mit den ökonomischen Disparitäten<br />

begründet, und Staatspräsident Hu Jintao hat sich diesbezüglich<br />

zum Ziel gesetzt, dass man über gezielte ökonomische<br />

Entwicklungsprogramme in den unterentwickelten Regionen<br />

Chinas dem Problem beikommen kann. Mit Blick auf dieses<br />

anspruchsvolle Ziel ist die globale Finanzkrise aus naheliegenden<br />

Gründen auch während dieser schönen Herbsttage das<br />

herausragende Thema der chinesischen Eliten. Auf die Stabilität<br />

ihrer Währung sind sie stolz, und mit einer gewissen Genugtuung<br />

erläutern sie, dass sie nicht in gleicher Weise von der Krise<br />

betroffen sind, wie dies für Europa und USA der Fall ist. Doch<br />

sie wissen längst, dass globale Krisen globale Risiken in sich<br />

bergen und der nationale chinesische Markt nicht alles kompensieren<br />

kann, was in Bezug auf den internationalen Markt<br />

verloren gegangen ist. Der Einbruch der chinesischen Exporte<br />

in die Vereinigten Staaten ist auch für die chinesische Wirtschaft<br />

alarmierend, und Kettenreaktionen, wie sie weltweit in<br />

der Automobilindustrie beobachtet werden, erreichen auch<br />

China. Lenovo, der viertgrößte Computerhersteller, musste<br />

deshalb während dieser Tage bekanntgeben, dass in den letzten<br />

drei Monaten die Gewinne um 78% eingebrochen sind. Die<br />

Größe der Bevölkerung und die Größe des Landes ist in diesen<br />

schwierigen Zeiten in vieler Hinsicht aber auch ein Schutz.<br />

Die Bevölkerung Chinas hat die <strong>Olympische</strong>n Spiele und die<br />

Paralympics als ein einmaliges Ereignis erlebt, auf das sie stolz<br />

sind. Für die große Mehrheit der Chinesen waren diese Spiele<br />

Tage der Freude und des Glücks. Es entspricht in besonderer<br />

Weise der chinesischen Mentalität, dass man weiß, was Feiertage<br />

sind und wie sich diese vom harten Alltag unterscheiden.<br />

Es wurde weder zu lange, noch zu überschwänglich gefeiert.<br />

Unmittelbar nach den Spielen stellte man sich vielmehr den<br />

neuen Herausforderungen. Die Modernisierung der chinesischen<br />

<strong>Gesellschaft</strong> steht nach wie vor auf der Tagesordnung.<br />

An den Universitäten wird wie in keinem anderen Land der<br />

Welt fleißig und intensiv studiert. Allein in Peking sind dies<br />

eine Million Studenten an mehr als 200 Universitäten und<br />

Fachhochschulen. An den besten Universitäten werden<br />

anspruchsvolle Forschungsprojekte durchgeführt, und Gastdozenten<br />

aus aller Welt ermöglichen eine umfassende internationale<br />

Expertise. In den Fabriken wird Tag und Nacht gearbeitet,<br />

ständig werden neue Baustellen eröffnet, und die Märkte<br />

und Einkaufsstraßen erinnern daran, dass Chinesen Kaufleute<br />

sind, die nahezu aus jeder Sache ein Geschäft machen können.<br />

Die kommunistische Partei und an ihrer Spitze Hu Jintao<br />

haben es zugelassen, dass der Konfuzianismus zurückgekehrt<br />

ist. Er bietet dem neuen China dessen Botschaft von der<br />

Harmonie, die wie überall auf der Welt leider nur ganz selten<br />

angetroffen werden kann.<br />

13


Zwischen Leistungswahn und der<br />

Vernunft moralischen Handelns<br />

Der deutsche Spitzensport nach Peking und vor London<br />

Von Michael Gernandt<br />

1.<br />

Die deutsche Mannschaft war bei den <strong>Olympische</strong>n<br />

Spielen in Peking erfolgreich, in der Nationenwertung<br />

kletterte sie von Platz sechs auf Rang fünf.<br />

2. Die Erfolge wurden ohne Doping erreicht. 3. Die Mannschaft<br />

stellte sich als würdiger Botschafter unseres Landes<br />

dar. Das ist ein Auszug aus der für die Außenwelt vorgesehenen<br />

Verlautbarung von der Klausurtagung des DOSB-Präsidiums<br />

von Anfang November. Dermaßen ausgestattet von den<br />

Kollegen aus seiner Führungsriege bilanzierte DOSB-Chef<br />

Thomas Bach: "Das Abschneiden der Olympiamannschaft als<br />

Ganzes ist als Erfolg anerkannt worden."<br />

Eine Auskunft über den realen Zustand des olympischen<br />

Sports hierzulande ist das nicht. Ein Satzfragment des<br />

Bach'schen Resümees freilich verrät, dass eine tiefer greifende<br />

Betrachtung der Lage ein nicht so positives Bild ergeben<br />

14<br />

könnte. Es ist von der "Mannschaft als Ganzes" die Rede. Der<br />

Umkehrschluss aber lautet: Die Probleme stecken im Detail,<br />

im Kleingedruckten. Und ihre Behebung stellt sich dar als das<br />

Programm schlechthin für die Zeit zwischen Peking und<br />

London, wo 2012 die nächsten Sommerspiele stattfinden und<br />

wo, nach Meinung der Leistungsplaner, nun wirklich Schluss<br />

sein sollte mit dem Medaillenschwund des deutschen Teams.<br />

Dass im Vergleich zu 2004 noch mal wieder acht Podestplätze<br />

verloren gingen, wird gar zu gern übersehen in Anbetracht<br />

des Zugewinns an Goldmedaillen, die allein das Nationen-<br />

Ranking bestimmen. Was Humbug ist.<br />

An diesem Punkt hat der in der Bundesregierung für den<br />

Leistungssport zuständige Minister Wolfgang Schäuble angesetzt<br />

- und sich abgesetzt vom Pauschallob, das der Sport<br />

sich zunächst verpasste. "Zwar hat die Mannschaft dreimal


Gold mehr gewonnen,<br />

doch schaut man<br />

genau hin, dürfen wir<br />

uns nicht allzu sehr<br />

auf die Schulter<br />

klopfen", mahnte er<br />

Ende Oktober. Überhaupt<br />

war große<br />

Nachdenklichkeit<br />

über den aktuellen<br />

und den künftigen<br />

deutschen Spitzensport<br />

vorwiegend in<br />

der Politik anzutreffen.<br />

Kleine Auswahl:<br />

"Der deutsche Sport<br />

ist, von Ausnahmen<br />

abgesehen, derzeit<br />

und mit Blick auf<br />

2012 nicht gut aufgestellt.<br />

In vielen<br />

Bereichen müssen wir<br />

uns ganz neu positionieren"<br />

(Peter Danckert/SPD,Vorsitzender<br />

des Sportausschusses<br />

im Bundestag).<br />

- "Was mich<br />

betrübt ist, dass wir<br />

bei dem, was jeder<br />

kann, laufen, springen,<br />

werfen, schwimmen,<br />

nur zuschauen.<br />

Was machen wir<br />

falsch?" (Peter Rauen/CDU,Sportausschuss-Mitglied).<br />

-<br />

"Wir werden uns einig<br />

sein, dass nicht nur der finanzielle Aufwand zählt" (Reaktion<br />

der Kanzlerin Angela Merkel auf den Wunsch des Sports, die<br />

Bundesmittel aufzustocken).<br />

In den nacholympischen Erörterungen der Situation schälten<br />

sich bis zur DOSB-Mitgliederversammlung am Nikolaustag in<br />

Rostock die folgenden Punkte heraus:<br />

Die Grundsatzfrage. Weil der Globalsport in dieser Dekade<br />

offenbar neu vermessen wird, heißt es nun wieder: Welchen<br />

Sport will die deutsche <strong>Gesellschaft</strong> haben? Und: Was ist er<br />

ihr wert? So wurde schon häufiger mal gefragt, eine überzeugende<br />

Antwort, speziell vor dem Hintergrund der schwärenden<br />

Dopingproblematik, aber lässt auf sich warten. Nun aber<br />

"sehen wir Bedarf", sagt DOSB-Generaldirektor Michael<br />

Vesper, und Dietrich Gerber vom Präsidialausschuss Leis-<br />

tungssport im DOSB, skizzierte gleich mal das Procedere: "Der<br />

Sportausschuss (im Bundestag/d.Aut.) könnte als Initiator<br />

einer solchen Debatte auftreten, die der DOSB sodann weiter<br />

ins Land zu tragen hätte." Richtig ist: Der Sport kann die<br />

Zukunftsfragen nicht allein, nicht ohne breiten gesellschaftlichen<br />

Konsens beantworten.<br />

In Peking haben die <strong>Deutsche</strong>n feststellen müssen, dass<br />

immer mehr Nationen immer mehr Geld ausgeben. Dazu<br />

"müssen auch wir bereit sein, wollen wir weiter oben mitspielen",<br />

ist von Danckert zu hören. Der Soziologe und Vizepräsident<br />

des sehr nachdenklich gewordenen <strong>Deutsche</strong>n Leichtathletik-Verbandes<br />

(DLV), Eike Emrich, warnt indes vor einer<br />

"Totalisierung des Spitzensports". Sie sei nicht die "angemessene<br />

Antwort auf unsere Probleme. Entweder wollen wir<br />

einen Spitzensport, der verantwortbar ist, oder wir betreiben<br />

Sport, wie er in undemokratischen <strong>Gesellschaft</strong>en üblich ist".<br />

In der Tat, die Parole "weiter oben mitspielen" könnte beim<br />

nachdenklichen Betrachter des Spitzensports Ressentiments<br />

auslösen. Den Spagat zwischen wucherndem Leistungswahn<br />

und der Vernunft moralischen Handelns zu meistern, ist<br />

schließlich nicht jedermanns Sache. Emrich fragt: "Was soll<br />

dieses Gerede vom fünften Platz in der Medaillenwertung,<br />

wenn wir doch keine gleichen Voraussetzungen in der<br />

Dopingbekämpfung haben."<br />

Vor Forderungen zur Aufstockung der Mittel (DOSB will 12,5<br />

Millionen mehr pro Jahr, das BMI genehmigt für 2009 zusätzliche<br />

drei Millionen und insgesamt 88 Millionen für zentrale<br />

Maßnahmen der Verbände) sollten erst einmal "neue Ideen<br />

zur Sportförderung" eingebracht werden, forderte Angela<br />

Merkel. Gebe es ein "gutes Konzept, werden wir auch Mittel<br />

finden, es umzusetzen". Bernhard Schwank, Direktor im<br />

Bereich Leistungssport (BL) des DOSB, will seine Hausaufgaben<br />

diesbezüglich allerdings gemacht haben. Der BL habe<br />

bereits vor zwei Jahren Vorschläge gemacht und sie umgesetzt.<br />

Sie heißen: Neues Steuerungsmodell, Neues Förderkonzept,<br />

Wissenschaftliches Verbundsystem (IAT, FES, Trainerakademie,<br />

Olympiastützpunkte), Initiativen für eine mit KMK,<br />

SMK und adh abgestimmte Erklärung zur Stärkung der Vereinbarkeit<br />

von Studium und Spitzensport, Qualitätsoffensive<br />

für Eliteschulen sowie zum Stellenausbau bei Bund, Polizei<br />

und Zoll.<br />

Die Verbandsstrukturen. Es sind doch einige Hoffnungsblasen<br />

geplatzt in Peking, ein Malheur, das Schwachstellen in den<br />

Verbänden geschuldet ist: Fehleinschätzungen, Personalschwäche,<br />

provinzielle Eigenmächtigkeiten. Schwanks BL<br />

verortete bei wenigstens drei wichtigen Verbänden Defizite<br />

bei Anwendung der Richtlinienkompetenz und Kontrolle<br />

zentraler Steuerungselemente. Schwank sagt, die Verbände<br />

trügen dafür die Verantwortung, sie müssten sie in Zukunft<br />

"stärker wahrnehmen als bisher". Cheftrainer vermissen den<br />

Anspruch auf Weisungsbefugnis gegenüber Sportlern und<br />

15


Heimtrainern. "Zuviel Freiheit für Athleten", beklagte der bis<br />

und in Peking oberste Bundestrainer der Leichtathleten,<br />

Jürgen Mallow. Und Örjan Madsen, Chefcoach der Schwimmer<br />

ebenfalls bis Peking, musste ohnmächtig mit ansehen,<br />

wie einzelne Gruppen mit seinem Konzept Jojo spielten. Im<br />

Rudern, monierte Dietrich Gerber, habe das wahre Leistungsvermögen<br />

wegen "Ungeschicklichkeiten des Verbandes" nicht<br />

gezeigt werden können.<br />

Muss folglich den Verbänden einfach nur der liebgewonnene<br />

Föderalismus ausgetrieben werden, wie von denen gefordert<br />

wird, die schon immer die Meinung vertraten, er sei dem<br />

Spitzensport im Wege? Nein, sagt Gerber, die Konzepte brauchen<br />

nicht umgeschrieben zu werden, sondern müssen einfach<br />

nur durchgesetzt werden. Nichtsdestotrotz geht die<br />

neue Richtung hin zu mehr Zentralismus und Konzentration<br />

der Kräfte. Schluss mit lange Leine, Vivat den kurzen Wegen.<br />

Derlei scheint die wichtigste Erkenntnis der Pekinger Bilanz<br />

zu sein. Orientierung geben nicht die Methoden des ehemaligen<br />

Ostblocks, eher stehen Großbritannien und Australien<br />

Modell. Und der BL will den Fahrplan künftig "anhand von<br />

Meilensteingesprächen überprüfen" (Schwank). Schwimmer,<br />

Leichtathleten, Ruderer und (Spring-) Reiter, allesamt des<br />

eifrigen Medaillensammelns in Peking unverdächtig, bestellten<br />

bereits neue Cheftrainer und Sportdirektoren. "Einschneidende<br />

Maßnahmen" seien dies, teilt Schwank mit und hat<br />

eben deshalb etwas auszusetzen: Ihm fehlt die öffentliche,<br />

weltweite Ausschreibung der Stellen, "damit wir deutlich<br />

signalisieren, dass wir die Besten haben wollen".<br />

16<br />

Das Trainerproblem. Dass hierzulande ein solches existiert,<br />

thematisierte der DOSB-Bereich Leistungssport schon vor<br />

eineinhalb Jahren. Nach Peking schlugen die Tübinger Professoren<br />

Helmut Digel und Ansgar Thiel mit den Ergebnissen<br />

einer Studie zum Berufsfeld der Trainer noch einmal Alarm.<br />

Auf einen Nenner gebracht ergab die Befragung von 1.812<br />

Trainern und Trainerinnen sowie 616 "Funktionsträgern der<br />

wichtigsten Arbeitgeber": Das Trainergeschäft in Deutschland<br />

wird nur semiprofessionell betrieben. Im Einzelnen heißt das:<br />

Miese Bezahlung (50% der angestellten Trainer erhalten<br />

weniger als 3.000 Euro brutto im Monat), defizitäre Weiterbildungsangebote,<br />

fehlende Nachwuchsförderung, undurchsichtige<br />

Vertragskonstruktion, zu wenig weibliche Trainer, keine<br />

Evaluation der Trainerarbeit, unzureichend wissenschaftlich<br />

qualifizierte Dozenten etc. Berlin habe inzwischen die Mittel<br />

erhöht, "wir haben der Bundesregierung deutlich signalisiert,<br />

dass weitere Schritte notwendig sind", sagt Bernhard<br />

Schwank - "um unsere Trainer international<br />

konkurrenzfähig zu halten". Die<br />

Traineroffensive ist gleichwohl erst am<br />

Anfang.<br />

Das Nachwuchsproblem. Während das<br />

System der Nachwuchsförderung mit<br />

den Spezialeinrichtungen der Schulen<br />

(Elitesportschulen) zu greifen scheint,<br />

treten bei Beginn der Berufsausbildung,<br />

der Studiengänge an den Universitäten<br />

und des Berufslebens nach<br />

wie vor Schwierigkeiten auf. Sagt<br />

DOSB-Mann Gerber. "Der ganz große<br />

Knackpunkt" sei jedoch die Vereinbarkeit<br />

von Spitzensport und betrieblicher<br />

Beschäftigung. Gerber: "Wir haben zu<br />

wenige sportfreundliche Unternehmer."<br />

Die der Leichtathletik-Verband<br />

DLV gefunden haben will. Er arbeitet<br />

zurzeit an einem Modell, in dem<br />

Wirtschaftsunternehmen Patenschaften<br />

für Athleten übernehmen. Sie<br />

sollen bei den Firmen vertraglich<br />

angestellt werden, Gehalt bekommen<br />

und von den üblichen Arbeitsverpflichtungen freigestellt<br />

werden. Wie verträglich für den Spitzensport ein solcher<br />

Vertragsathlet ist, wird sich erweisen müssen.<br />

Im Übrigen zeigt eine Äußerung von DLV-Mann Emrich, wie<br />

sehr die Frage nach der Richtung des Wegs unter den Nägeln<br />

brennt: "Im Zentrum aller Überlegung müssen die Sportler<br />

stehen. Ihre allumfassende Ausbildung muss Zweck unserer<br />

Bemühungen sein. Sportler sind nicht Mittel zum Erhalt eines<br />

Fördersystems und zum Erringen von Medaillen." Die nächsten<br />

Jahre werden spannend sein und höchst aufschlussreich.


Der Kampf gegen Doping ist so etwas wie die<br />

Quadratur des Kreises. Das Netz der Kontrollen<br />

wird immer engmaschiger, die Zumutungen für<br />

die zeitliche und räumliche Verfügbarkeit der Athleten<br />

werden immer größer. Zumindest in den Ländern, die<br />

ernsthaft gegen die biochemische Manipulation vorgehen.<br />

Und doch herrscht der Eindruck, dass die nur acht<br />

positiven Fälle bei den <strong>Olympische</strong>n Spielen von Peking<br />

das Bild schönen. Mal sehen, was das Ende der achtjährigen<br />

Eiszeit zutage fördert, wenn die eingefrorenen Proben<br />

auftauen. Die Anhaltspunkte, dass es bei den unglaublichen<br />

Leistungen von Usain Bolt, von Michael Phelps und<br />

anderen nicht mit rechten Dingen zuging, sind nicht ohne<br />

weiteres von der Hand zu weisen. Das Misstrauen gegenüber<br />

den Wundersprintern von Jamaika zum Beispiel<br />

erhält Nahrung durch die Tatsache, dass auf der karibischen<br />

Insel kein funktionierendes Kontrollsystem existiert.<br />

Und das ist keine Ausnahme.<br />

Von den 205 Nationen, die an den <strong>Olympische</strong>n Spielen in<br />

Peking teilnahmen, haben nur 60 eine Nationale Anti-<br />

Doping-Agentur. Die Folge: International gibt es keine<br />

Chancengleichheit. Und damit werden die regelmäßig<br />

kontrollierten Athleten benachteiligt. Sie müssen sich<br />

bemühen, das Thema Doping der anderen aus dem Kopf<br />

zu kriegen. Sonst wird der Frust zum Leistungshemmnis<br />

oder zum Anfang vom Ende ihrer Laufbahn. Dennoch<br />

bleibt die Schieflage ein Stachel im Fleisch der Sportler<br />

und im Herzen des Sports.<br />

Der ewige Wettlauf zwischen sich verbessernden Kontrollmethoden<br />

und den raffinierten Tricks der Dopingmafia<br />

dürfte kaum zu gewinnen sein. Hier geht es nicht mehr<br />

um Einzeltäter, sondern um kriminelle Netzwerke, die von den<br />

Geldströmen der markt- und medienattraktiven Sportarten<br />

gespeist werden. So lange Doping in der Öffentlichkeit als<br />

Kavaliersdelikt und von Athleten und Trainern als Zwang zum<br />

Erfolg angesehen wird, ist schwerlich viel dagegen auszurichten.<br />

Zumal in einer <strong>Gesellschaft</strong>, in der von Kindesbeinen an die Pille<br />

für und gegen alles an der Tagesordnung ist.<br />

Die einzige Chance liegt in einem umfassenden Bewusstseinswandel,<br />

der im Elternhaus, in den frühen Schuljahren und beim<br />

jüngsten Nachwuchs in den Sportvereinen beginnen muss. Hier<br />

setzt auch die Nationale Anti Doping Agentur (Nada) an. "Vorbeugen<br />

ist besser als kontrollieren", könnte zu ihrer neuen<br />

Devise werden. Inzwischen ist der Kosteneinsatz für Prävention<br />

von lächerlichen 20.000 Euro auf immerhin 300.000 Euro<br />

gesteigert worden. Auch gibt es eine Zusammenarbeit mit<br />

Professor Gerhard Treutlein, der im Oktober, dank privater<br />

Finanzhilfen, nicht zuletzt von Dietmar Hopp, dem SAP-Gründer<br />

und Sponsor des Fußball-Bundesliga-Vereins TSG 1899 Hoffenheim,<br />

das Heidelberger Dopingpräventionszentrum gegründet<br />

hat. Eine bisher einmalige Einrichtung in Deutschland. "Wir<br />

Der<br />

Anti-Doping-Kampf<br />

kann nicht früh<br />

genug beginnen<br />

Die Tour de Nada durch die<br />

Eliteschulen des Sports<br />

Von Steffen Haffner<br />

können das Dopingproblem nicht lösen, aber wir können es<br />

eindämmen", sagt Treutlein. Ohne die Kärrnerarbeit der lästigen<br />

Tests wird es dabei auch in Zukunft nicht gehen. Rund 2,3<br />

Millionen Euro gibt die Nada zurzeit im Jahr für Kontrollen und<br />

Analytik aus.<br />

Doping beginnt im Kopf, ist eine der Erkenntnisse, die zu der<br />

Mahnung "Wehret den Anfängen" führt. Innerhalb ihres Präventionsprogramms<br />

"High Five" wendet sich die Nada in gedruckter<br />

Form und in einem Internetauftritt (www.highfive.de) an junge<br />

Sportler, um ihnen früh Wege aufzuzeigen, wie man den Leistungssport<br />

sauber betreiben kann. Wenn sich die Nachwuchsathleten<br />

an diese Empfehlungen hielten, wären sie auf der<br />

sicheren Seite. Marion Rodewald, Olympiasiegerin 2004 im<br />

Hockey, Mitglied im Beirat der Aktiven im <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

Sportbund (DOSB) und im Nada-Kuratorium, spricht die<br />

jungen Sportler in der High-Five-Broschüre "Gemeinsam gegen<br />

Doping" an: "Doping ist unfair und verursacht gesundheitliche<br />

Schäden. Es fängt meist mit eher harmlosen ‚Mittelchen' an,<br />

doch hier müsst ihr schon ‚nein' sagen. Denn sonst geratet ihr in<br />

einen Sog, aus dem ihr schwer wieder herauskommt. Setzt euch<br />

zur Wehr und überzeugt eure Kameraden."<br />

17


Unter der Überschrift "Kritische Momente in einer Sportlerkarriere"<br />

sind Konstellationen für eine Versuchung zur Manipulation<br />

aufgelistet:<br />

Du erreichst die Grenzen deiner Leistungsfähigkeit.<br />

Du schindest dich und hast trotzdem keinen Erfolg.<br />

Deine Trainer oder deine Eltern erwarten mehr von dir, aber du<br />

spürst, dass du nicht mehr kannst.<br />

Du kämpfst um den letzten freien Platz im Kader.<br />

Du hast eine langwierige Verletzung, die nicht ausheilen will.<br />

Du befürchtest, dass deine Konkurrenten verbotene Mittel<br />

nehmen, und willst der Ungerechtigkeit entgegenwirken.<br />

Der letzte Punkt war, wie sie in dem Druckwerk zitiert wird,<br />

auch für Kelli White entscheidend. Vor einem Untersuchungsausschuss<br />

der amerikanischen Regierung erklärte die zweifache<br />

Sprintweltmeisterin von Paris 2003, sie sei überzeugt gewesen,<br />

dass sie dopen musste, nicht um einen Vorteil zu haben, sondern<br />

um den illegalen Vorsprung der anderen auszugleichen.<br />

Der F.A.Z. sagte sie im Mai 2005: "Ich war ein Versuchskaninchen."<br />

Ihr Trainer und der Chef der Firma Balco, die das verbotene<br />

Designer-Steroid THG entwickelt und vertrieben hat,<br />

hätten von ihr verlangt, THG-Präparate zu testen, "um herauszufinden,<br />

ob ich auf bestimmte Produkte besser reagierte als<br />

auf andere". In einem Interview mit der Zeitung USA Today<br />

schildert Kelli White ihre Reuegefühle. Auf Bildern aus jener<br />

Zeit war ihre gestreifte Muskulatur zu sehen. "Ich hasse dieses<br />

Bild. Denn es zeigt jemand völlig anderes… Ich musste meine<br />

Integrität und mein Wertesystem aufs Spiel setzen. Ich wusste,<br />

dass das falsch war. Ich schaue mir diese Person an und denke:<br />

Das ist nicht Kelli White. Das ist nicht das, was ich einmal sein<br />

wollte." Heute arbeitet die Erfolgsathletin von einst mit der<br />

Welt-Doping-Agentur (Wada) zusammen: für einen sauberen<br />

Sport.<br />

Das umfangreiche Informationsmaterial, das die Nada in<br />

gedruckter und elektronischer Form anbietet, soll die Nachwuchsathleten<br />

auch davor bewahren, aus mangelnder Erfahrung<br />

in die Dopingfalle zu tappen. Die Mitarbeiter der Nada<br />

aber wissen, dass Papier geduldig ist, und die jungen Sportler<br />

auch die Tipps im Internet nicht unbedingt verinnerlichen.<br />

Deshalb sind sie auf Tour durch die 39 Eliteschulen des Sports<br />

quer durch Deutschland gegangen und haben in diesem Jahr<br />

auf 12 Stationen jeweils hundert bis zweihundert Schüler,<br />

darunter zahlreiche Kaderathleten, informiert und mit ihnen<br />

diskutiert.<br />

Dabei geht es so ähnlich zu wie Mitte September in der Carlvon-Weinberg-Schule<br />

in Frankfurt am Main. In der Aula mahnte<br />

ein Nada-Experte die Schüler der Sportklassen vom neunten<br />

Jahrgang zur Wachsamkeit, um nicht aus Leichtsinn positiv auf<br />

Doping getestet zu werden. Eindringlich schärfte er den jungen<br />

Sportlern, darunter dreißig Kaderathleten, ein: "Verantwortlich<br />

für die Wahl der richtigen Medikamente seid ihr ganz allein."<br />

18<br />

Nicht die Eltern oder der Hausarzt. Deshalb sei es wichtig,<br />

anhand der Liste der verbotenen Wirkstoffgruppen zu überprüfen,<br />

was unter Doping fällt und was nicht. Ausdrücklich warnte<br />

er vor verunreinigten Nahrungsergänzungsmitteln. Selbst Omas<br />

Mohnkuchen könne gefährlich werden. Oder in der Disco neben<br />

jemandem zu stehen, der kifft.<br />

Besonders gut kommt bei den Schülern an, dass gestandene<br />

Athleten aus ihren Erfahrungen berichten. In Frankfurt erzählte<br />

"Fußball-Weltmeisterin" Nia Künzer, wie aufgeregt sie als Siebzehnjährige<br />

war, als Doping-Kontrolleure vor der Haustür<br />

standen und sie unter Aufsicht Urin in einen Becher abgeben<br />

musste. Der Vorgang verlaufe aber sehr diskret, beruhigte die<br />

Fußballspielerin die Sportlerinnen. Im Übrigen hätte sie trotz der<br />

erhöhten Aufmerksamkeit bei der Einnahme von Medikamenten<br />

oder Nahrungsergänzungsmitteln "ein ganz normales Leben"<br />

führen können.<br />

Das ist leichter gesagt als getan. Denn für Sportler der A- und<br />

B-Kader gilt die Meldepflicht. Und wer sie verletzt, gilt rasch als<br />

einer, der betrogen hat. Das hat Pascal Behrenbruch von der LG<br />

Eintracht Frankfurt am eigenen Leibe erfahren. "Man muss in<br />

eine Datenbank übers Internet genau eintragen, wann man wo<br />

trainiert und unterwegs ist. Das habe ich vergangenes Jahr<br />

einmal nicht gemacht und damit einen Test verpasst." Das trug<br />

dem EM-Fünften im Zehnkampf eine Verwarnung ein, wie er in<br />

einer der beiden Diskussionsgruppen erzählte. Bei einer Wiederholung<br />

dieser Nachlässigkeit "wäre ich gesperrt und die sportliche<br />

Karriere vorbei". Der 23Jährige beklagt, dass in anderen<br />

Ländern nicht so streng kontrolliert wird wie in Deutschland: "In<br />

Russland haut mancher Zehnkämpfer für drei Monate zu einer<br />

Anabolika-Kur nach Sibirien ab und macht dann 500 Punkte<br />

mehr." Ein Schüler fragt den gebürtigen Offenbacher: "Haben<br />

Sie denn nie daran gedacht zu dopen?" Als Zehnkämpfer habe<br />

sich diese Frage nie gestellt, behauptet Behrenbruch. "Wenn ich<br />

jedoch Radfahrer wäre und alle an mir vorbeiziehen würden,<br />

dann würde ich sicherlich ins Grübeln kommen."<br />

Der neunzehnjährige Nachwuchs-Radsportler Martin Andes<br />

zeigt seinen Schulkollegen bei der Nada-Veranstaltung am<br />

Heinrich-Heine-Gymnasium in Kaiserslautern ein anderes Bild<br />

von seinem Sport. "Echte Kerle dopen nicht" steht auf dem<br />

Trikot des FC Rheinland-Pfalz/Saar, das er und seine Vereinskameraden<br />

wie ein Demonstrationsobjekt tragen. Wichtiger aber<br />

ist ihm ein freiwilliger Akt: "Alle vier Wochen lasse ich neben<br />

den üblichen Dopingkontrollen ein großes Blutbild machen.<br />

Besser kann ich meine saubere Einstellung wohl nicht beweisen."<br />

Auf die Frage: "Was macht Ihr denn, wenn Euch jemand beiseite<br />

nimmt, ein Kumpel oder jemand aus dem Betreuer-Umfeld und<br />

sagt: ‚Hier, nimmt doch dieses Mittelchen, dann bist du schneller?'"<br />

kam prompt die Antwort: "Ich würde das nicht nehmen.<br />

Ich würde petzen." Wie die junge Leverkusener Hürdensprinterin


Anne-Katrin Elbe, die sich gegen ihren Trainer Thomas Springstein<br />

gewehrt hat, der ihr Dopingmittel verabreichen wollte.<br />

Dies sieht auch Imke Duplitzer, die Olympiazweite im Degenfechten<br />

von Athen 2004, so. Im Bonner Tannenbusch-Gymnasium<br />

sagte sie, der mündige Athlet müsse auch in der Lage sein,<br />

rechtzeitig den Ausgang zu nehmen: "Jemand, der Doping<br />

bewusst in Kauf nimmt, hat ein kaputtes Rückgrat." Michael<br />

Scharf, der Leiter des Olympiastützpunktes Rheinland, sprach<br />

das Problem des wachsenden Erfolgsdrucks an, der den Griff zu<br />

Dopingmitteln begünstigt. Er plädierte dafür, "dass die Schere<br />

zwischen der Forderung nach sauberem Sport auf der einen<br />

Seite und den hohen Erfolgserwartungen an die einzelnen<br />

Sportverbände unbedingt kleiner werden muss". Es könne nicht<br />

sein, dass zum Beispiel bei den Leichtathleten nur die Endkampfchance<br />

als Kriterium für die Nominierung zähle.<br />

In Leverkusen, wo 200 Schülerinnen und Schüler des Landrat-<br />

Lucas-Gymnasiums mit Leistungssportlern diskutierten, wurde<br />

der Hammerwerfer Markus Esser gefragt, wie er denn einem<br />

Konkurrenten gegenüber treten würde, der nach Ablauf einer<br />

Dopingsperre wieder an Wettkämpfen teilnimmt. Der WM-<br />

Achte von 2007 ist hier für eine harte Haltung: "Mit so einem<br />

will ich nichts mehr zu tun haben." Im Sportzentrum Hohenschönhausen<br />

kamen an zwei Tagen jeweils 100 bis 150 Schülerinnen<br />

und Schüler der Berliner Eliteschulen Coubertin-Gymnasium<br />

und Werner-Seelenbinder-Schule sowie der Flatow- und<br />

Poelchau-Oberschule zusammen. Unten in der Schwimmhalle<br />

trainierten Athleten noch für Peking, oben im Versammlungsraum<br />

stellten sich Spitzensportler wie Kanu-Weltmeister Norman<br />

Bröckl, Natascha Keller, Hockey-Olympiasiegerin von Athen<br />

2004, und Lena Schöneborn, die in China Gold im Modernen<br />

Fünfkampf gewinnen<br />

sollte, den Fragen. So<br />

wollte eine junge Kaderathletin<br />

von Dorothea<br />

Brandt wissen, wie sie denn<br />

damit umgehe, dass international<br />

nicht alle Sportler<br />

gleich streng kontrolliert<br />

würden, ob das für die<br />

ausländischen Konkurrentinnen<br />

nicht ein Vorteil sei.<br />

"Ist es denn ein Vorteil,<br />

wenn ich meine Gesundheit<br />

ruiniere und andere<br />

betrüge?", fragte die EM-<br />

Zweite im Schwimmen<br />

zurück. "Wir sollten nicht<br />

auf andere schauen, sondern<br />

auf uns selbst und<br />

sicher sein, dass wir unseren<br />

Sport sauber betreiben."<br />

Die Nada will im kommenden Jahr Eltern und Trainer der rund<br />

4.500 deutschen Kader-Athleten in ihre Tour einbeziehen. Denn<br />

in den Familien kann den Heranwachsenden schon früh nahe<br />

gebracht werden, dass Doping Betrug am anderen und an sich<br />

selbst ist, von den gefährlichen gesundheitlichen Risiken gar<br />

nicht zu reden. Derzeit wird eigens eine Broschüre für Eltern<br />

entwickelt. Und während der Rundreise durch Deutschland<br />

werden abends die Eltern zu Informationsveranstaltungen an<br />

den Olympiastützpunkten eingeladen. Daran werden auch<br />

Internatsleiter, Laufbahnberater und Trainer teilnehmen. Eine<br />

Schlüsselrolle kommt den Trainern zu, von denen nicht wenige<br />

ins Staatsdoping der DDR eingebunden waren, aber eine ganze<br />

Reihe von Trainern im Westen ihre Athleten ebenfalls zum<br />

Doping verführten. Ob hier ein generelles Umdenken erfolgt ist,<br />

bleibt im Dunkeln. Deshalb muss gerade die nachrückende<br />

Trainergeneration immun gemacht werden gegen die Versuchungen,<br />

über das Verabreichen unerlaubter Mittel an ihre<br />

Schutz befohlenen jungen Sportler ihre Erfolgsprämien zu<br />

steigern. Die Nada arbeitet deshalb bei der Aus- und Fortbildung<br />

zum Thema Anti-Doping eng mit der Trainerakademie<br />

Köln zusammen. In einem gemeinsamen Projekt mit der <strong>Deutsche</strong>n<br />

Sportjugend und den Landessportbünden (LSB) werden<br />

Trainerausbilder in den LSB für den Kampf gegen Doping fit<br />

gemacht. Und um sich auf dem Laufenden zu halten, können<br />

sich die Trainer in dem Portal www.nada.trainer-plattform.de<br />

informieren.<br />

Präventive Aktionen wie die der Nada sind hoffnungsvolle<br />

Ansätze im Kampf gegen Doping. Sie können zu einem<br />

Bewusstseinswandel in der <strong>Gesellschaft</strong> beitragen, die Sportler<br />

als Vorbilder benötigt. Und das können nur ungedopte Erfolgsathleten<br />

sein.<br />

19


S Die Sportförderung bleibt<br />

portpolitik ist die<br />

aktive Gestaltung<br />

und Regelung des<br />

freien Sports nach den<br />

Prinzipien der Zukunftssicherung.<br />

Zudem verlangt<br />

Sportpolitik die subsidiäre<br />

Unterstützung der öffentlichen<br />

Hand auf dem<br />

Gebiet des Leistungssports,<br />

des Sports für alle<br />

und der vielfältigen<br />

sozialen, pädagogischen<br />

und alltagskulturellen<br />

Aufgaben; dabei steht das<br />

Wohl des Einzelnen und<br />

der Gemeinschaft im<br />

Vordergrund. Große<br />

Veränderungsströme<br />

politischer Steuerung<br />

betreffen auch den organisierten<br />

Sport. Die Sportpolitik des Bundes sitzt mitten im<br />

Fadenkreuz derjenigen Politiker, die nunmehr wieder einmal<br />

an den freiwilligen <strong>Ausgabe</strong>n des Bundes den radikalen<br />

Rotstift ansetzen wollen - das Spannen des Schutzschildes<br />

für Kreditinstitute im Zuge der weltweisen Krise, aber auch<br />

die Konjunkturflaute in der Vorphase des Bundestagswahlkampfes<br />

2009 verlangen Reaktionen, welchen Ausmaßes<br />

auch immer. Da sich die Verankerung des Sports als Staatsziel<br />

im Grundgesetz bisher nicht durchsetzen ließ - Verfassungspuristen<br />

verteidigen das sogenannte Schlankheitsgebot mit<br />

allen Klauen -, wurden Anfang Dezember <strong>2008</strong> die Fragezeichen<br />

um die Zukunftssicherung des Biotops Sport immer<br />

größer. Klar gesagt: Die Sportförderung des Bundes liegt zwar<br />

durchaus im Sinne gesamtgesellschaftlicher Interessen;<br />

allerdings wird ein ehrgeiziger Steuerungsstaat immer weiter<br />

an Grenzen stoßen. Daneben zeichnet sich der Rückzug des<br />

20<br />

ein bedeutender Faktor<br />

gesamtgesellschaftlicher<br />

Zukunftssicherung<br />

Von Holger Schück<br />

Staates und die Verlagerung von Funktionen in die Bürgergesellschaft<br />

immer deutlicher ab. Schon bald dürfte auf der<br />

politischen Tagesordnung die Vorgabe stehen, dass in der<br />

politischen Kerngestaltung ein eng begrenzter Bereich unbedingter<br />

Staatlichkeit geschaffen werden muss, während alle<br />

anderen Felder zu individualisieren sind.<br />

Von einer solchen Zäsur wäre dann wohl auch die Sportförderung<br />

des Bundes betroffen, in welchem Volumen auch<br />

immer. Deshalb ist das Plädoyer des Vorsitzenden des Bundestags-Sportausschusses,<br />

Dr. Peter Danckert, der auch von den<br />

Bundestagsfraktionen von SPD und FDP und selbstredend<br />

auch vom DOSB unterstützt wird, nach wie vor aktuell: Der<br />

Sport müsse als Staatszielbestimmung in die Verfassung<br />

geschrieben werden. Mit einer Grundgesetzänderung, etwa<br />

mit der Formulierung: "Der Staat schützt und fördert den<br />

Sport", käme ein geschriebener Förderungs-<br />

Imperativ auf. Dieser bildet keine einklagbare<br />

Anspruchsgrundlage, er könnte aber neben<br />

allen rechtlichen Besserstellungen, etwa im<br />

Konfliktfeld mit dem Umweltschutz bei Verwaltungsgerichtsprozessen,<br />

ein Sportfördergesetz<br />

des Bundes nach sich ziehen und somit die<br />

Förderung absichern, die heute wegen klarer<br />

Grundgesetzvorgaben immer wieder ein Spielball<br />

von Interessen ist. Und es gäbe endlich eine<br />

weitere staatliche Vorgabe: Wenn wir schon<br />

den Sport schützen, dann muss die Seuche<br />

Doping mit allen, aber auch wirklich allen<br />

Anstrengungen ausgemerzt werden.<br />

Eines ist in den Adventstagen deutlich geworden,<br />

wie der SPD-Politiker Danckert es


eschreibt: "Weil die Selbstorganisation des Sports einen<br />

großen Aufgabenfächer hat - von der Olympiamannschaft im<br />

Sonnenglanz auf internationaler Bühne bis hin zu Integrationsprojekten<br />

für Migranten in den Brennpunkten der Städte -<br />

, kann sie diesen nicht aus eigener Kraft komplett schultern.<br />

Deshalb ist der Sport auf ergänzende finanzielle Mittel angewiesen.<br />

Das ist so, und das wird auch so bleiben."<br />

Sportförderung muss dabei aktivierend wirken: Aus öffentlichen<br />

Haushalten darf nur das gewährt werden, was der<br />

organisierte Sport aus eigener Kraft oder mit Hilfe von Sponsoren<br />

nicht aufbringen kann. Die Politik gibt dann zwangsläufig<br />

Anstöße für Modernisierungen, wie sie etwa die Fusion<br />

zum DOSB entscheidend mitbefördert und damit Wegmarken<br />

skizziert hat, die institutionelle Verkalkung des Sports aufzubrechen.<br />

Die Neujustierung der Strukturen der NADA, deren<br />

Grundfinanzierung und die 2007 in Gang gesetzten (zugegeben:<br />

butterweichen) Rechtsverschärfungen im Antidopingkampf,<br />

neue Modelle der Sportstättenfinanzierung gerade für<br />

den Breitensport vor Ort: Dies alles und noch viel mehr waren<br />

Initiativen der Politik, die der Sport mitgetragen hat, für die<br />

er sich aber andererseits nicht überall mit allem Gewicht ins<br />

Geschirr geworfen hat.<br />

Die Partnerschaft zwischen Sport und Staat wurde schon in<br />

der Charta des deutschen Sports von 1966 ausdrücklich<br />

festgeschrieben: "Dieses Programm beruht auf der Initiative<br />

freier Bürger; es bedarf zu seiner Erfüllung der Mitwirkung<br />

des ganzen Volkes. Schule und Elternhaus, Kirche und Staat,<br />

alle gesellschaftlichen Gruppen und die politischen Parteien<br />

sind zur Partnerschaft aufgerufen." Die Grundprinzipien<br />

"Autonomie des Sports" und "partnerschaftliche Zusammenarbeit",<br />

so wie sie sich in den letzten vierzig Jahren ausgeprägt<br />

haben, sind kein Dogma, denn ihre Grenzlinien werden<br />

in übergeordneten Sphären gezogen: Verfassungs- und<br />

Rechtstreue sind gottlob höherwertiger. Daneben muss der<br />

Mittelgeber über seine Exekutive in Auflagen und Bedingungen<br />

Grundstandards einfordern, die klare Zielvorgaben<br />

formulieren, aber, insgesamt gesehen,<br />

dem eigentlichen Zweck dienen.<br />

Sport und Politik wollen einen manipulationsfreien<br />

Sport - ohne Betrug, ohne Doping. Bis<br />

Anfang Dezember gab es eine Aktionseinheit<br />

zwischen Sportführung und dem Subventionsapparat<br />

Bundesinnenministerium, zwar Standards<br />

der Dopingbekämpfung einzufordern, bei<br />

der Durchsetzung der Regularien jedoch alle<br />

Augen zuzudrücken - um Schaden für das<br />

Kollektivkonstrukt abzuwenden. Es war Bundesinnenminister<br />

Wolfgang Schäuble, der bei der<br />

DOSB-Mitgliederversammlung in Rostock-<br />

Warnemünde klare Worte fand: "Ich werbe sehr<br />

dafür, dass alle Verbände bis zum 1. Januar<br />

2009 den neuen NADA-Code anerkennen." Das sollte "zuwendungsrechtliche<br />

Voraussetzung" sein. "Bitte, machen Sie das<br />

so rasch und konsequent wie möglich!", formulierte er nachdrücklich.<br />

Wer also künftig bei den Formalien nicht mitspielt,<br />

wird vorerst keine Mittel aus dem Steuersäckel erhalten, so<br />

lautet die Devise.<br />

Zur Jahreswende stellen sich auch andere Fragen. Wenn<br />

Minister Schäuble von der "Begrenztheit der Mittel" spricht<br />

und die Parole ausgibt, einer höheren "Effizienz" sei nunmehr<br />

Rechnung zu tragen, ergibt sich neuer Diskussionsstoff.<br />

Will der Staat bei Olympia zukünftig Medaillen satt<br />

und pur? Sollen jetzt die medaillenintensiven Kernsportarten<br />

schwerpunktmäßig gefördert werden, damit die von US-<br />

Medien erfundenen Medaillenspiegel in der Wertigkeit Gold,<br />

Silber, Bronze einzige Leitschnur werden? Fragen über Fragen!<br />

DOSB- und politische Spitze scheinen sich einig zu<br />

sein, dass der Abwärtstrend deutscher Olympioniken seit<br />

Barcelona 1992 gestoppt werden muss, was ja gesamtgesellschaftlich<br />

konsensfähig ist. Aber das Wie wirft Fragen für<br />

den "freiheitlichen Lebensraum" Sport auf. Erinnerungen an<br />

die Leistungssportsteuerung im untergegangenen DTSB der<br />

DDR kommen auf, die radikale Einteilung in "Sport I" und<br />

den weniger förderungsfähigen Abschnitt "Sport II". Klare<br />

Worte sprach DOSB-Ehrenmitglied Ulrich Feldhoff: "Eine<br />

Grundförderung für alle olympischen Sportarten ist ein<br />

absolutes Muss." Die Debatte über neue Weichenstellungen<br />

der Spitzensportförderung ist eröffnet. Und wenn im neuen<br />

Jahr über das Wissenschaftliche Verbundssystem Leistungssport<br />

eine stärkere anwendungsorientierte Forschung<br />

gestützt wird und das globale Know-how von der Laktat-<br />

Forschung bis hin zu sportpsychologischen Erkenntnissen<br />

hierzulande in die Verbände gebracht wird, dann wäre das<br />

ein erster, richtiger Schritt für modernen Spitzensport unter<br />

verantwortungsbewussten wie problemorientierten Vorzeichen.<br />

Auf jeden Fall tun intensivere Diskurse dem deutschen<br />

Sport gut!<br />

21


Die Athletenvertreter wollen keine<br />

Alibirolle mehr spielen, sondern<br />

sportpolitische Präsenz zeigen<br />

Von Andreas Müller<br />

Als Stimme der deutschen Spitzenathletinnen und<br />

Leistungssportler ist der "Beirat der Aktiven" im<br />

Frühjahr dieses Jahres vornehmlich im Vorfeld der<br />

<strong>Olympische</strong>n Spiele in Peking und der Diskussion um die<br />

Menschenrechtssituation in China von den Medien entdeckt<br />

und so stark in den Vordergrund öffentlicher Debatten<br />

gerückt wie nie zuvor. "Wir waren auf den verschiedensten<br />

Bühnen präsent und konnten unseren Aktiven in dieser<br />

schwierigen Debatte zur Seite stehen" bestätigt Christian<br />

Breuer, Vorsitzender des Beirats der Aktiven, der in den<br />

Monaten vor den <strong>Olympische</strong>n Spielen unter anderem im<br />

Sportausschuss des Bundestages und sogar auf dem <strong>Deutsche</strong>n<br />

Katholikentag zum Thema "Athlet und Menschenrechte"<br />

vertreten war. .Nach der jüngsten Vollversammlung der<br />

Aktivenvertreter aus den insgesamt 60 Verbänden der olympischen<br />

und nichtolympischen Sportarten lässt sich konstatieren:<br />

Vieles spricht dafür, dass die Anerkennung dieses<br />

Gremiums auch innerhalb des organisierten Sports eine<br />

bislang nicht gekannte Qualität erreicht hat. Davon zeugt<br />

auch, dass der "Beirat der Aktiven" inzwischen den Status<br />

eines beratenden Gremiums für das Präsidium des <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Olympische</strong>n Sportbundes (DOSB) in strategischen Fragen der<br />

Leistungssportentwicklung bekleidet.<br />

Abgesandte aus 40 Verbänden bei der<br />

Vollversammlung<br />

"Ich bin jetzt das vierte Mal dabei und es ist in Bezug auf die<br />

Zahl der Teilnehmer, die Organisation und das Programm<br />

bisher die beste Veranstaltung gewesen", bilanzierte beispielsweise<br />

Sebastian Dietz. Der Athletensprecher der Modernen<br />

Fünfkämpfer hob zwei Schwerpunktthemen hervor, die den<br />

Athleten gewissermaßen ständig auf den Nägeln brennen und<br />

22<br />

die Arbeit des Beirats latent begleiten: Duale Karriere, sprich:<br />

berufliche Ausbildung und Perspektiven parallel zur sportlichen<br />

Karriere oder anschließend, sowie die persönlichen<br />

Konsequenzen eines jeden Leistungssportlers infolge seiner<br />

Unterwerfung unter das internationale bzw. nationale Kontrollsystem<br />

der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) und der<br />

Nationalen Anti-Doping-Agentur (NADA). Auch diesmal dominierten<br />

beide Themen die Vollversammlung. Erstens indem<br />

einmütig der Ruf nach einem einheitlichen "Gütesiegel Sport"<br />

für Hochschulen erhoben und zweitens der Horror der Aktiven<br />

vor der "Einstunden-Regel" formuliert wurde, die mit Inkrafttreten<br />

des neuen WADA-Codes zum 1. Januar Einzug hält.<br />

Mit Abgesandten aus fast 40 Verbänden, darunter die viermalige<br />

Ruder-Olympiasiegerin Kathrin Boron und Bob-Olympiasiegerin<br />

Sandra Kiriasis oder Trampolinturner Henrik Stehlik,<br />

der 2004 in Athen Olympia-Bronze gewann, waren diesmal<br />

fast doppelt so viele Aktivensprecher wie in den vorangegangen<br />

Jahren zur Vollversammlung erschienen. "Mein Verband<br />

hielt es für wichtig, dass ich hier dabei bin und hat mich<br />

deswegen geschickt", berichtete beispielsweise Sandra Kiriasis,<br />

warum sie trotz unmittelbarer Saisonvorbereitung den Weg<br />

nach Düsseldorf gefunden hatte. "Die Verbände erkennen<br />

zunehmend die Wertigkeit des Beirats. Das ist eine positive<br />

Tendenz", befand Marion Rodewald. Die Hockey-Olympiasiegerin<br />

gehört seit der Wahl 2006 wie Claudia Bokel (Fechten),<br />

Jana Miglitsch (Mini-Golf), Christian Breuer (Eisschnelllauf),<br />

Marcel Gölden (Schießen) und Mirko Heid (Baseball) zur<br />

aktuellen Führungsriege. Zunächst fungierte Bokel als Vorsitzende.<br />

Doch infolge der Olympiavorbereitung übergab die<br />

Degen-Weltmeisterin, die in Peking als Athleten-Vertreterin<br />

ins Internationale <strong>Olympische</strong> Komitee (IOC) gewählt wurde<br />

und zugleich der Europäischen Athleten-Kommission (EOC)<br />

vorsteht, dieses nationale Amt an den früheren Kufenflitzer<br />

und Olympia-Teilnehmer Christian Breuer.


DOSB soll bei Hochschulen des Sports<br />

"mehr Flagge zeigen"<br />

Eine der deutlichen Botschaften, die vom "Beirat der Aktiven"<br />

in Richtung Dachverband ausgesandt wurde, lautete:<br />

Der DOSB solle bitteschön in Sachen der Partner-Hochschulen<br />

des deutschen Sports "mehr Flagge zeigen". Zwar gibt es<br />

dieses Zertifikat bereits seit 1999, und aktuell schmücken<br />

sich bundesweit 168 Universitäten und weitere akademische<br />

Einrichtungen damit. Noch allzu oft aber handele es sich um<br />

eine Falschetikettierung, weil keineswegs die komplette Uni<br />

oder Hochschule dem "Studenten Leistungssportler" gewogen<br />

sei und ihm gegenüber das notwendige Verständnis<br />

aufbringe, sondern mitunter bestenfalls Fakultäten, Fachbereiche<br />

oder gar nur einzelne Professoren. Man müsse sich als<br />

Leistungssportler jedoch "darauf verlassen können", dass,<br />

wenn man sich an einer "Partnerhochschule des Sports"<br />

einschreibe, dort anschließend auch gehalten werde, was<br />

der Name verspreche, betonte Marcel Gölden, zugleich<br />

Mitglied der AG "Duale Karriereplanung". Mogelpackungen,<br />

so der einhellige Tenor unter den Athletenvertretern, dürfe<br />

es künftig nicht mehr geben. Zugleich müsse das Augenmerk<br />

darauf gelegt werden, dass Partnerhochschulen für den<br />

Sport vorrangig an jenen Standorten existieren, wo sich<br />

besonders viele Kader-Athleten oder Leistungszentren konzentrieren.<br />

Umgekehrt machten solche Einrichtungen in solchen Städten<br />

überhaupt keinen Sinn, wo es gar keinen Leistungssport gibt.<br />

Die Partner-Hochschule komme unter diesem Gesichtspunkt<br />

in Passau einem Paradoxon gleich. Der Vorschlag der Athletenvertreter:<br />

Unter Mitwirkung des DOSB solle es - ähnlich<br />

den Eliteschulen des Sports - eine Evaluation der akademischen<br />

Bildungseinrichtungen geben. Anschlie-ßend sollte ein<br />

verlässliches Gütesiegel vergeben werden, das für Leistungssportler,<br />

Eltern und Laufbahnberater an den Olympiastützpunkten<br />

gleichermaßen als sicherer Kompass tauge. "Wir<br />

brauchen so einen Beschluss", sagte ein Vertreter des Behindertensport-Verbandes<br />

(DBS), "damit sich in der Hochschul-<br />

Landschaft tatsächlich etwas verändert."<br />

23


"Wir sind wieder einmal die Deppen"<br />

Einen Beschluss hätte der "Beirat der Aktiven" liebend gern<br />

ebenfalls in Bezug auf die neue "Einstunden-Regel" verabschiedet,<br />

der sich 700 bis 800 deutsche Top-Athleten mit<br />

Beginn des neuen Jahres unterwerfen müssen und die für<br />

gehörigen Unmut unter den Betroffenen sorgt. "Können wir<br />

dagegen etwas ausrichten? Das glaube ich nicht, da werden<br />

uns die Grenzen aufgezeigt", sagte eine der Teilnehmerinnen<br />

der Vollversammlung entmutigt. Zuvor waren bereits NADA<br />

und DOSB mit dem Versuch gescheitert, die WADA von der<br />

Einführung dieser umstrittenen Neuregelung abzuhalten.<br />

Nicht nur, dass die Top-Athleten sowie die A-Kader aus jenen<br />

neun Verbänden, die in Bezug auf Doping in die höchste von<br />

drei Risikogruppen eingestuft werden, bis zum 25. Dezember<br />

ihre voraussichtlichen Aufenthaltsorte für die folgenden drei<br />

Monate im Voraus melden müssen. Zusätzlich müssen sich<br />

diese Sportler gegenüber der NADA pro Tag auf eine Stunde<br />

festlegen, in der sie an einem bestimmten Ort garantiert<br />

anzutreffen sein werden. Mit der Neuerung soll sichergestellt<br />

werden, dass Athleten den Dopingfahndern täglich eine<br />

Stunde tatsächlich verfügbar sind. Der Hinweis von NADA-<br />

Justitiatrin Anja Berninger, diese 60 Minuten selbstverständlich<br />

nicht täglich irgendwo tatenlos abzuwarten, sondern so<br />

festzulegen, dass sich diese Stunde unkompliziert in den<br />

normalen Tagesablauf integrieren lasse, konnte die Wogen<br />

nur bedingt glätten. "Wir sind wieder einmal die Deppen",<br />

erklärte Bobpilotin Sandra Kiriasis und fragte in die Runde,<br />

wie den verschärften Regularien zum Beispiel an einem<br />

langen Reisetag entsprochen werden könne, wenn ein Athlet<br />

kaum mal eine Stunde am selben Ort verbringt. Anrufen, in<br />

solch speziellen Fällen am besten der NADA direkt Bescheid<br />

geben, antwortete Anja Berninger und bat die Athletenvertreter,<br />

die Negativstimmung, die zu spüren sei, nicht zu den<br />

anderen Sportlern in den Verbänden weiter zu tragen. In<br />

Wirklichkeit, konterte einer der Diskussionsteilnehmer, sei<br />

diese Stimmung unter den Sportlern ja bereits vorhanden,<br />

und die Athletenvertreter hätten dies bei der Vollversammlung<br />

nur zum Ausdruck gebracht und übermittelt.<br />

Trotz allem sei an dem neuen WADA-Code und seinen Konsequenzen<br />

nicht zu rütteln. Um dieses Verständnis warb<br />

ebenso DOSB-Vizepräsident Eberhard Gienger. Es gebe "keinen<br />

anderen Weg für Glaubwürdigkeit", als dass sich die<br />

Athleten an die Vorgaben halten. Das dazugehörige Meldesystem<br />

müsse den Athleten in Fleisch und Blut übergehen<br />

und ebenso zum Alltag gehören wie das tägliche Training<br />

oder die tägliche Massage, appellierte der "Vize" für Leistungssport<br />

Gienger an die Athletenvertreter, die ihrerseits<br />

kritisieren, welchen persönlichen Aufwand bis hin zu finanziellen<br />

Belastungen ihnen das Kontrollsystem aufbürdet.<br />

Können WADA und NADA den Sportlern - oft genug sogar<br />

sehr jungen - wirklich zumuten, dass sie allesamt im Besitz<br />

24<br />

eines privaten Laptops sind, sich ständig und überall Zugang<br />

zu einem PC verschaffen oder sämtliche SMS-Gebühren aus<br />

der eigenen Tasche bezahlen, um immer und überall den<br />

Vorgaben der Kontrolleure und des Meldesystems gerecht zu<br />

werden? So etwa lautet einer der grundsätzlichen Vorbehalte<br />

auf Seiten der Aktiven.<br />

Aktivenvertreter in sämtlichen Spitzengremien<br />

des Sports vertreten<br />

Eberhard Gienger, der zum Beispiel über das neue Steuerungs-Instrument<br />

der "Zielvereinbarung" zwischen DOSB und<br />

Verbänden bzw. DOSB und Bundesinnenministerium berichtete,<br />

war einer von mehren Referenten der diesjährigen Tagung<br />

der Athletenvertreter. NADA-Vorstandsmitglied Dietmar<br />

Hiersemann skizzierte die Anstrengungen, welche im Kampf<br />

gegen Doping auf dem Gebiet der Prävention in diesem Jahr<br />

insbesondere an den Eliteschulen des Sports unternommen<br />

wurden und 2009 an den Olympiastützpunkten fortgesetzt<br />

werden. Anja Berninger gab einen Abriss zum neuen WADA-<br />

Code. Sporthilfe-Geschäftführer Michael Ilgner kündigte<br />

einige Korrekturen im Fördersystem hin zu übersichtlicheren,<br />

transparenteren Monatsraten für die Kader-Athleten an.<br />

Zugleich führte er bei dieser Gelegenheit Werner E. Klatten<br />

als den designierten neuen Vorstandsvorsitzenden der Sporthilfe<br />

ein. Den Hinweis des Medien-Managers, dass er seine<br />

neue Aufgabe im "Teamwork mit Franziska van Almsick als<br />

Identifikationsfigur für die Sportler" verstehe. Die Vertreter<br />

insbesondere der olympischen Sportarten machten keinen<br />

Hehl daraus, dass sie die sportlichen Leistungen der früheren<br />

Weltklasseschwimmerin respektieren und die Wahl befürworten,<br />

doch die "Profisportlerin" demnächst zu einem persönlichen<br />

Gespräch mit der Aktivenvertretung bitten wollen, um<br />

die Erwartungen des Amateursports und ihrer Protagonisten<br />

an sie heranzutragen.<br />

Last but not least gaben die Mitglieder des "Beirats der Aktiven"<br />

kurz Einblick in ihre Tätigkeit in den Spitzengremien des<br />

deutschen Sports. Christian Breuer als Vorsitzender gehört<br />

dem Präsidium des DOSB an, Marcel Gölden sitzt im Präsidialausschusses<br />

für Leistungssport, Mirko Heid im Beirat für<br />

Leistungssportentwicklung, Jana Miglitsch in der Mitgliederversammlung<br />

der nichtolympischen Verbände und Marion<br />

Rodewald im Aufsichtsrat der Sporthilfe sowie im Kuratorium<br />

der NADA. "Wir sind dort nicht nur vertreten, um Beschlüsse<br />

abzunicken, sondern wir können uns dort als Stimme der<br />

Athleten einbringen und etwas bewirken", sagt Breuer grundsätzlich,<br />

während Fünfkämpfer Sebastian Dietz ergänzt:<br />

"Natürlich ist uns klar, dass wir als Athletenvertreter nicht alle<br />

Probleme lösen können. Entscheidend ist, dass wir versuchen,<br />

was möglich ist, ernst genommen werden und uns mit unseren<br />

Themen Gehör verschaffen."


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OF: Sie sind amtierende Vize-Weltmeisterin im nichtolympischen<br />

Wildwasserkajak, ausgebildete Großhandelskauffrau,<br />

haben ein BWL-Diplom in der Tasche, an der Universität Hagen<br />

ein Fernstudium in Politologie aufgenommen, sind 32 Jahre alt<br />

und seit einem Jahr Referentin des "Beirats der Aktiven". Wie<br />

interpretieren Sie Ihre Aufgabe?<br />

KASSNER: Diese 25-Stunden-Stelle ist direkt beim <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Olympische</strong>n Sportbund angesiedelt, und ich sitze da an einer<br />

wichtigen Schnittstelle. Einerseits der Stabsstelle des DOSB-<br />

Leistungssport-Direktors Bernhard Schwank zugeordnet, stehe<br />

ich andererseits der Athletenvertretung des deutschen Sports<br />

zur Verfügung und bin für die Aktiven tätig. Das ist eine optimale<br />

Konstellation, zumal ich einen Teil meiner Arbeit auch<br />

noch dem Internetportal www.olympia-net.de widmen kann.<br />

Das ist eine Informationsplattform für Topathleten, ihre Trainer,<br />

Betreuer und deren Verbände, die auch in den Phasen zwischen<br />

<strong>Olympische</strong>n Spielen ein wichtiges Informationsinstrument<br />

darstellt. Einfach gesagt, verstehe ich mich an dieser<br />

Schnittstelle als Mittlerin. Die wichtigste Aufgabe besteht<br />

darin, die Interessen der Athleten beim Dachverband zu vertreten<br />

und gleichzeitig Informationen von der Zentrale an die<br />

Aktiven an der Basis weiterzugeben.<br />

OF: Wie muss man sich das praktisch vorstellen?<br />

KASSNER: Ansprechpartner sind für den Beirat in erster Linie<br />

die Athletenvertreter, und in der Kommunikation mit ihnen<br />

geht es um alle Leistungssport relevanten Themen. Gemeinsam<br />

wollen wir dafür sorgen, dass die Sportler die bestmöglichen<br />

Bedingungen bekommen und sich mit ihren Interessen,<br />

Ansichten und Forderungen im organisierten Sport wieder<br />

finden. Meine Liste der Athletenvertreter umfasst derzeit 150<br />

Namen aus 60 Verbänden und Organisationen. Als "Werkzeuge"<br />

stehen uns ganz verschiedene Kommunikationsmittel zur<br />

Verfügung. Jeder Athletenvertreter weiß, dass ich im "Haus des<br />

deutschen Sports" in Frankfurt ein kleines Büro habe, wie ich<br />

telefonisch oder per Mail zu erreichen bin. Wir haben - wie<br />

schon gesagt - die Internetplattform, und wir haben außerdem<br />

einen monatlichen Internet-Newsletter für die Athleten. Auf<br />

"Den Berufsperspektiven von<br />

Leistungssportlern gehört unser<br />

ganz besonderes Augenmerk"<br />

Silke Kassner, Referentin des "Beirates der Aktiven" im <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Sportbund<br />

26<br />

der anderen Seite sind Christian Breuer als Vorsitzender des<br />

"Beirats der Aktiven" und die fünf anderen Mitglieder in sämtlichen<br />

wichtigen Gremien des deutschen Sports vertreten und<br />

können dort die Sicht der Sportler einbringen. Unsere wichtigste<br />

Veranstaltung ist jedes Jahr unsere Vollversammlung. Es hat<br />

sich inzwischen bewährt, dass wir dieses Treffen seit drei<br />

Jahren im Umfeld des "Festes der Begegnung" durchführen, bei<br />

dem die Stiftung <strong>Deutsche</strong> Sporthilfe traditionell die Juniorsportler<br />

des Jahres ehrt.<br />

OF: Ihre Vollversammlung muss demnach immer im späten<br />

Herbst stattfinden, wenn sich die Wintersportler intensiv auf<br />

die neue Saison vorbereiten.<br />

KASSNER: Das ist richtig, und es ist natürlich schade, dass<br />

die Vertreter der Wintersportarten aus diesem Grund bei<br />

unserer Jahrestagung unterrepräsentiert sind. Einen optimalen<br />

Zeitpunkt für die Vollversammlung gibt es allerdings<br />

OF-INTERVIEW


sowieso nicht, weil Leistungssport das ganze Jahr über keine<br />

Atempause kennt. Deshalb gibt es die Überlegung, die Athletenvertreter<br />

des Wintersports, zu denen zum Beispiel Kati<br />

Wilhelm, Ronny Ackermann, Michael Greis oder Axel Teichmann<br />

gehören, im kommenden Frühjahr einmal gesondert<br />

einzuladen. Es wäre natürlich sehr wichtig zu hören, was<br />

diese Sportler gerade im Vorfeld der <strong>Olympische</strong>n Winterspiele<br />

2010 in Vancouver zu sagen haben. Das ist bisher aber nur<br />

eine Idee, denn wir müssen auch sehen, was unser Budget<br />

hergibt. Wir sind sehr froh, dass die Anreise zur Vollversammlung<br />

für die einzelnen Athletenvertreter von ihren Verbänden<br />

finanziert wird. Allein mit diesen Reisekosten wären wir<br />

schon überfordert. Auch wenn unser Etat inzwischen etwas<br />

aufgestockt wurde, müssen wir praktisch mit jedem Cent<br />

rechnen.<br />

OF: Welche Themen standen im abgelaufenen Jahr im Mittelpunkt?<br />

KASSNER: Die Details zu den Förderkriterien und Leistungen<br />

der Stiftung <strong>Deutsche</strong> Sporthilfe sind ebenso ein Dauerbrenner<br />

wie die Fragen zur "dualen Karriere" und zu den Kontrollstandards<br />

im Anti-Doping-Kampf, denen sich die Sportler unterwerfen<br />

müssen. Dieses Thema ist gerade jetzt kurz vor Inkrafttreten<br />

des neuen WADA- und NADA-Codes zum 1. Januar<br />

besonders aktuell. Bei der "dualen Karriere" rücken derzeit vor<br />

allem die Universitäten und Hochschulen in den Vordergrund.<br />

Den Berufsperspektiven von Leistungssportlern während oder<br />

nach ihrer aktiven Zeit gehört unser ganz besonderes Augen-<br />

OF-INTERVIEW<br />

merk. Vor den <strong>Olympische</strong>n Spielen in Peking war der Beirat<br />

natürlich auch stark mit der Menschenrechtsdiskussion konfrontiert.<br />

Gemeinsam mit der Sporthilfe haben wir einen<br />

Sonder-Newsletter zu den Richtlinien des IOC zur freien Meinungsäußerung<br />

in Peking heraus gegeben. Für den Sportausschuss<br />

des <strong>Deutsche</strong>n Bundestages hatten wir ein spezielles<br />

Statement vorbereitet, das - wie alle unsere offiziellen Äußerungen<br />

- den Sportlern natürlich über unsere Informationskanäle<br />

bekannt gemacht wird. Insgesamt müssen wir die Athletenvertreter<br />

noch etwas mehr aufwecken und ermuntern, ihre<br />

Fragen, Probleme und Meinungen an den Beirat heranzutragen.<br />

Auf dieses Feedback sind wir in unserer Arbeit dringend<br />

angewiesen.<br />

OF: Wie verhält es sich mit den nichtolympischen Disziplinen<br />

und Sportarten?<br />

KASSNER: Die Interessen dieser Athleten vertreten wir ebenso<br />

wie die der behinderten Sportler. Beispielsweise gibt es derzeit<br />

eine große Diskussion um die Entsendekosten für die World<br />

Games im nächsten Jahr in Taiwan. Gerade erst wieder hat uns<br />

eine Wasserskifahrerin wissen lassen, wie elementar diese Frage<br />

für sie und die anderen Sportler ist, die an den World Games<br />

teilnehmen wollen und sich dafür qualifiziert haben. Wir<br />

meinen, diese Sportarten sollten dauerhaft gefördert werden<br />

und das für Sport zuständige Bundesinnenministerium sollte<br />

für dieses sportliche Highlight dann auch die Entsendekosten<br />

übernehmen. Natürlich sollen die <strong>Olympische</strong>n Spiele weiterhin<br />

absolute Priorität haben. Doch darüber hinaus sollte nicht<br />

vergessen werden, dass auch Sportarten mit World-Games-<br />

Status und andere Disziplinen wichtig sind, um gerade junge<br />

Leute zum Sport zu bringen.<br />

OF: Spricht da zugleich die Wildwasserkanutin des KSK Köln<br />

aus Ihnen, deren Sparte unter dem Dach des überaus erfolgreichen<br />

<strong>Deutsche</strong>n Kanu-Verbandes (DKV) in einer nichtolympischen<br />

Disziplin ein Mauerblümchendasein führt?<br />

KASSNER: Das stimmt, denn die rund 20 Mitglieder unserer<br />

Nationalmannschaft sind es gewohnt, fast alles selbst zu finanzieren.<br />

Es wird noch dramatischer, falls uns und der Junioren-<br />

Nationalmannschaft nach dieser Saison nicht einmal mehr die<br />

insgesamt 25.000 Euro zur Verfügung stehen, mit denen uns<br />

bisher das BMI wenigstens ein bisschen unterstützt hat. Ich weiß<br />

also aus eigener Erfahrung bestens, wo den Athleten gerade<br />

auch in den nichtolympischen Verbänden der Schuh drückt. In<br />

Bezug auf das soziale Potenzial sehe ich persönlich zwischen<br />

den einzelnen Sportarten keine riesengroßen Unterschiede. Da<br />

wäre eine Gleichbehandlung angemessen, und der kleinste<br />

gemeinsame Nenner dafür sollte meines Erachtens lauten:<br />

Zumindest die Kosten für den wichtigsten Wettkampf des Jahres<br />

müssten übernommen werden!<br />

Das Interview führte Andreas Müller<br />

27


Rogge in der Wachstumsfalle<br />

D<br />

ie Meldung hatte keinen Neuigkeitswert: Jacques Rogge<br />

will - wie erwartet - IOC-Präsident bleiben. Niemand zweifelt<br />

daran, dass der 66-Jährige im kommenden Jahr durch die<br />

Vollversammlung des Internationalen <strong>Olympische</strong>n Komitees eine<br />

Mandatsverlängerung bis 2013 erhalten wird. Rogge wertet die<br />

Spiele von Peking als erfolgreichen Schlusspunkt einer siebenjährigen<br />

Präsidentschaft. Die von ihm als Vermächtnis betrachteten<br />

<strong>Olympische</strong>n Jugendspiele will er bei ihren Premieren 2010<br />

und 2012 noch selbst steuern. Und einen Richtung weisenden<br />

<strong>Olympische</strong>n Kongress in Kopenhagen abzuhalten, um dann vor<br />

dessen Ergebnissen davon zu laufen, das wäre unverständlich<br />

und eigentlich auch unverantwortlich gewesen.<br />

Als Rogge die Führung 2001 vom Spanier Juan Antonio Samaranch<br />

übernahm, war das Ansehen des IOC auf einem Tiefpunkt<br />

angelangt. Der Belgier hat es aus diesem Tal herausgeführt, ohne<br />

jedoch die Rückgewinnung von Reputation und die der olympischen<br />

Idee innewohnende moralische Kraft ausreichend zu<br />

nutzen. So trat seine Weltorganisation in der Auseinandersetzung<br />

um Menschenrechte ausschließlich als ein Sportverband in<br />

Erscheinung, dessen einziges Anliegen es war, seine Veranstaltung<br />

einigermaßen reibungslos über die Bühne zu bringen. Diese<br />

Selbstbeschränkung, die ihren Ausdruck auch in einem unzureichenden<br />

Management der vorolympischen Krise fand, hat dem<br />

IOC und seinem Präsidenten geschadet.<br />

Erfolge kann der Herr der Ringe in seinem Bemühen um sauberen<br />

Sport vorweisen. Da ist der Mediziner Rogge in seinem Element.<br />

Konsequenzen, die auch zu der von ihm propagierten Null-<br />

Toleranz-Politik gehören müssten, hat er vermieden. Dabei wäre<br />

die Aussperrung des vom Doping verseuchten Profi-Straßenradsports<br />

der Männer, zwei Wettbewerbe unter 302 Konkurrenzen<br />

bei den Sommerspielen in Peking, ein unmissverständliches<br />

Zeichen gewesen. Ein Zeichen auch dafür, dass diese ausschließlich<br />

in "Ställen" organisierten Berufssportler schon lange ihren<br />

Verbänden entwachsen sind und damit wie die Profiboxer Gesetzen<br />

unterliegen, die ausschließlich vom Profit bestimmt werden.<br />

Die größten Erfolge hat Rogge ganz überraschend auf dem Feld<br />

der Kommerzialisierung eingefahren. Angetreten war er als IOC-<br />

Präsident mit dem erklärten Willen, die <strong>Olympische</strong>n Spiele zu<br />

begrenzen, den Aufwand und ihren Showcharakter zurückzuführen<br />

und sie insgesamt bezahlbarer zu machen. Davon ist nur<br />

übrig geblieben, dass durch eine Art von Unfall die Zahl der<br />

Sportarten in London 2012 um Baseball und Softball auf 26<br />

reduziert wurde. Rogges Versuch, die abgewählten Sportarten<br />

durch publikumswirksamere zu ersetzen, misslang. Insgesamt<br />

haben sich Aufwand und Kosten so sehr erhöht, dass Afrika<br />

weiter entfernt ist denn je, auch einmal olympischer Gastgeber<br />

sein zu können. Mittlerweile gilt als Faustregel, dass entwickelte<br />

Städte unter drei Millionen Einwohnern ungeeignet sind.<br />

Der IOC-Präsident, ein Mann bescheidener Lebensführung, hat<br />

an der Schraube kräftig mitgedreht. Längst hat er den Lehrsatz<br />

28<br />

von Samaranch übernommen, wonach der Erhalt der Attraktion<br />

<strong>Olympische</strong>r Spiele das Wichtigste sei. Rogge gelang es, ihren<br />

Marktwert über die Maßen zu steigern. Unter seiner Führung<br />

erzielte das IOC traumhafte Zuwachsraten. Ausdruck dieses<br />

Gewinnstrebens war die Tatsache, dass der Belgier sich selbst an<br />

die Spitze der Kommission für TV-Rechte setzte.<br />

Doch nun sitzt der IOC-Präsident in einer Wachstumsfalle. Die<br />

olympische Familie streitet heftig um ihre Anteile. Die Weltwirtschaftskrise<br />

begrenzt den Zuwachs. Eine höhere Rendite ist für<br />

die Anteilseigner nach 2012 wohl nur dann zu erreichen, wenn<br />

Chicago die Spiele 2016 zugesprochen bekommt. Dies ließe sich<br />

mit höherer Wahrscheinlichkeit realisieren, wenn Rogge die<br />

Vertragsverhandlungen mit dem amerikanischen Fernsehen als<br />

größtem olympischen Sponsor auf die Zeit nach Kopenhagen<br />

verschieben würde. Doch damit würde er eine bewährte, unbestechliche<br />

olympische Regel außer Kraft setzen: Erst der Preis,<br />

dann die Ware.<br />

Günter Deister<br />

Gedämpfter Optimismus bei der<br />

Sporthilfe<br />

D<br />

ie Stiftung <strong>Deutsche</strong> Sporthilfe hat nach der Berufung<br />

Werner E. Klattens zum Vorstandsvorsitzenden ruhigeres<br />

Fahrwasser erreicht. Das war auch notwendig nach den Sturmschäden,<br />

die der Rücktritt seiner Vorgängerin verursachte. Die<br />

Berufung von Ann Kathrin Linsenhoff erwies sich im Nachhinein<br />

als ein großes Missverständnis. Die Erwartungen des Aufsichtsrats<br />

der Stiftung an die Reiterin richteten sich auf eine Kombination<br />

von überzeugender Außendarstellung, gutem Zugang zu den<br />

Athleten sowie der Kärrnerarbeit des Generierens von Fördermitteln<br />

und des sportpolitischen Schachspiels. Die Dressur-Olympiasiegerin<br />

wiederum hatte wohl vor allem die Repräsentanz in der<br />

Öffentlichkeit und den Umgang mit den Sportlern im Blick. Sie<br />

glaubte anscheinend, die Finessen des Fördergeschäfts und der<br />

Sportpolitik ohne die Hilfe von kompetenten Fahrensleuten wie<br />

dem Aufsichtsratsvorsitzenden Hans Wilhelm Gäb und seinem<br />

Stellvertreter Professor Jürgen Hubbert meistern zu können. Bar<br />

jeder Erfahrung auf diesen Feldern, musste ihr Solo scheitern.<br />

Wie schon beim Rücktritt von Hans-Ludwig Grüschow, der vor<br />

dreieinhalb Jahren über eine Ungeschicklichkeit gestolpert war,<br />

liegt in dem Wechsel an der Spitze auch eine Chance. Damals<br />

hatte Gäb als Nothelfer die Sporthilfe modernisiert und mit der<br />

Imagekampagne "Leistung. Fairplay. Miteinander" zur ethischmoralischen<br />

Vorausabteilung des deutschen Sports gemacht. Ein<br />

Verdienst, von dem bei der einseitigen Parteinahme der meisten<br />

OF-KOMMENT<br />

OF-KOMMENTARE<br />

ARE


Medien pro Linsenhoff nicht mehr die Rede war. Mit Werner E.<br />

Klatten scheint es eine Rückkehr zur professionellen Sacharbeit<br />

zu geben. Darauf deuten die ersten Rückmeldungen aus dem<br />

Kreis der hauptamtlichen Mitarbeiter hin. Der erfahrene Medienunternehmer,<br />

der einst bei SAT.1 die Bundesliga-Show "ran" mit<br />

initiiert hatte, bekam als Geschäftsführer "Märkte" beim "Spiegel-Verlag"<br />

den schillernden Beinamen "Erlöser". Auch wenn<br />

damit das Erlösen von Finanzmitteln gemeint war, verbinden sich<br />

mit dem 63-Jährigen zugleich ein wenig messianische Hoffnungen,<br />

die Sporthilfe aus der Skandalecke wieder in das günstige<br />

Rampenlicht einer sozial ausgerichteten Fördergesellschaft der<br />

Athleten zu führen.<br />

Die ökonomischen Voraussetzungen der Sporthilfe sind besser<br />

als in der Zeit der Querelen oft dargestellt. Nach jahrelanger<br />

Vorarbeit hat die Stiftung vor kurzem mit der <strong>Deutsche</strong>n Bank,<br />

der <strong>Deutsche</strong>n Fußball-Liga, mit Mercedes-Benz und der <strong>Deutsche</strong>n<br />

Telekom vier hochrangige Wirtschaftspartner langfristig<br />

an sich gebunden. Ein in der Geschichte der Stiftung beispielloser<br />

Erfolg. Der Bund hat für 2009 zum zweiten Mal eine Million<br />

Euro, sechs Prozent des Sporthilfe-Etats, eingebracht. Die selbst<br />

generierten Mittel der Sporthilfe wurden in den beiden vergangenen<br />

Jahren um knapp drei Millionen Euro gesteigert. Das war<br />

auch notwendig. Denn die Erträge aus der Lotterie Glückspirale<br />

und der "Sportbriefmarke" sind drastisch gesunken. Und noch ist<br />

nicht abzusehen, wie sich die Finanzkrise auf die Sporthilfe<br />

auswirken wird, von der den Spitzensport belastenden Dopingproblematik<br />

gar nicht zu reden.<br />

Gefragt ist nun unter der Regie eines in der Wirtschaft gut vernetzten,<br />

aber sportpolitisch unerfahrenen Managers effektive<br />

Teamarbeit. Nach dem Zerwürfnis der vergangenen Monate muss<br />

Klatten sich zudem als ein Mann bewähren, der die widerstreitenden<br />

Parteien in der Sporthilfe wieder zusammenführt. Gespannte<br />

Erwartungen richten sich nicht zuletzt auf Franziska van Almsick.<br />

Der glamouröse Schwimmstar von ehedem kann als stellvertretende<br />

Vorsitzende für "Sport" gut den Kontakt zu den rund 4.000<br />

geförderten Athleten pflegen und dem ersten Mann die Gesetzmäßigkeiten<br />

des Spitzensports nahe bringen. Angesichts der<br />

jüngsten Erfahrungen dürfte aber ein gedämpfter Optimismus mit<br />

einem Schuss Skepsis nicht schaden.<br />

Steffen Haffner<br />

Zwischen Bewegungsverweigerung und<br />

Fitnesswahn<br />

Z<br />

ur Befindlichkeit der Wohlstandsgesellschaft gibt es viele<br />

Erklärungsmuster. Ganz sicher gehören auch die beiden<br />

Extreme Bewegungsverweigerung und Fitnesswahn dazu. Sie<br />

bilden gewissermaßen die Fieberkurve zum Thema Volksgesundheit.<br />

Denn schließlich wechseln sich Schreckensmeldungen und<br />

Skandalnachrichten zu Körperbildungsdefiziten und modernen<br />

Krankheitsbildern in schöner Regelmäßigkeit ab mit den Erfolgs-<br />

geschichten rund um den sportlichen Alltagsextremismus. So<br />

wissen wir beispielsweise aus dem jüngsten "<strong>Deutsche</strong>n Kinderund<br />

Jugendsportbericht", dass das Sportangebot in Kindergärten<br />

und Grundschulen arg zu wünschen übrig lässt und im europäischen<br />

Gesamtvergleich schlecht wegkommt. Dies korrespondiert<br />

geradezu nahtlos mit Berichten von der wachsenden Zahl der<br />

Kinder, die nicht schwimmen können und es auch immer weniger<br />

lernen. Übergewicht mit teilweise dramatischen Krankheitsfolgen<br />

in frühen wie in späten Jahren ergänzt den Katalog der Probleme<br />

und Unzulänglichkeiten, vervollständigt ihn aber noch lange nicht.<br />

Dem ganzen gebündelten Bewegungsmangel-Desaster steht der<br />

permanente Aufbruch in die von Glitzer und Glimmer ausgeleuchteten<br />

Fitness- und Freizeitwelten gegenüber. In solchen<br />

Paradiesen treibt die körperliche Rundumerneuerung einschließlich<br />

Seelenmassage immer neue Blüten ohne Altersbegrenzung,<br />

begleitet natürlich von den ebenso unvermeidlichen wie schrillen<br />

Werbebotschaften. Die Glücksrausch- und Wohlfühl-Verheißungen<br />

kommen jedenfalls mit solcher Wucht, als sollten die<br />

frühkindlichen Mangelsituationen mit einem Schlag kompensiert<br />

und die pubertären Erziehungslücken im großen Stil geschlossen<br />

werden. Doch die Erkenntnisse der Wissenschaft belehren uns<br />

immer wieder eines Besseren. Mit dem werbeträchtigen Fitnessund<br />

Wellness-Getöse auf dem Freizeitmarkt ist dem <strong>Gesellschaft</strong>sproblem<br />

Bewegungsmangel und Körperbildungs-Defizit<br />

nicht beizukommen.<br />

Erfolgversprechender erscheint da allemal das seriöse, sozialverträgliche<br />

und fachlich fundierte Dauerangebot in der bestens<br />

strukturierten Landschaft des organisierten Sports. Sicher kann<br />

der Sportverein die Schule nicht ersetzen. Aber er kann entsprechende<br />

Bildungslücken kleiner werden oder erst gar nicht auftreten<br />

lassen und dann vor allem die Weichen für lebenslange<br />

Bewegungsbegeisterung stellen.<br />

OF-KOMMENT<br />

OF-KOMMENTARE<br />

ARE<br />

Und die schöne neue Fitness-Welt mit ihren angeblich zukunftsorientierten<br />

Interpretationen vom Sport? Auch die ist im Verein<br />

längst im Angebot. Und zwar auf kompetente, qualitätsbewusste,<br />

unaufdringliche Art: mit den Anregungen und Trainings-Tipps<br />

für alle Jahreszeiten, jede Wetterlage, für Halle und freie Natur,<br />

kurz für drinnen und draußen. Das spricht in seiner Vielfalt und<br />

Solidität für sich. Schrille Begleitmusik würde jedenfalls nur<br />

stören und vom Wesentlichen ablenken. Denn das liegt bekanntlich<br />

zwischen Bewegungsverweigerung und Fitnesswahn und<br />

heißt schlicht und einfach Spaß am Sport.<br />

Harald Pieper<br />

29


"<br />

S<br />

tart - Sport überspringt kulturelle Hürden". So heißt<br />

das Modellprojekt, das Gül Keskinler im Auftrag von<br />

Land und Landessportbund (LSB) Hessen seit sechs<br />

Jahren betreut. Der Titel könnte über ihrem Leben stehen.<br />

Denn die heute 48Jährige, die vor zwei Jahren Integrationsbeauftragte<br />

des <strong>Deutsche</strong>n Fußball-Bundes (DFB) wurde, hat<br />

am eigenen Leib erfahren, wie sehr der Sport helfen kann,<br />

sich in einer neuen, fremden Welt zurechtzufinden. Die kleine<br />

Gül (zu Deutsch: Rose) war sieben Jahre alt, als sie 1970 mit<br />

ihren Eltern aus Istanbul ins rechtsrheinische Bensberg (heute<br />

Gül Keskinler:<br />

Integration pur oder Mit<br />

dem Sport Brücken zwischen<br />

den Kulturen bauen<br />

Von Steffen Haffner<br />

ein Ortsteil von Bergisch Gladbach) gegenüber von Köln kam.<br />

"Ich konnte kein Wort Deutsch sprechen und wurde prompt<br />

in der Schule als Türkin gehänselt."<br />

Das änderte sich rasch, als eine Nachbarin sie mit in den<br />

Turnverein Bensberg 1901 nahm. Mit Begeisterung turnte sie<br />

dort, spielte Volleyball und fühlt sich hier bis auf den heutigen<br />

Tag heimisch. Ihrem jüngeren Bruder Shahin half der<br />

Fußball dabei, sich rasch einzugewöhnen. "Bald konnte ich<br />

meinen Eltern bei der Sprachvermittlung helfen." Vater und<br />

Mutter, moderne, europäisch denkende Istanbuler, brauchten<br />

wegen ihrer Sprachdefizite lange, bis sie als einzige Türken in<br />

dem wohlhabenden deutschen Umfeld akzeptiert wurden.<br />

"Trotz seiner bürgerlichen Herkunft war mein Vater, der in<br />

der Türkei Angestellter bei der Nato war, vom Denken her ein<br />

typischer Gastarbeiter. Er wollte zusammen mit meiner<br />

30<br />

Mutter rasch einen bestimmten Betrag sparen für die Rückkehr."<br />

Der Plan, nur für ein paar Jahre in Deutschland zu bleiben, "saß<br />

uns Kindern im Genick. Diese in der ersten Gastarbeiter-Generation<br />

weit verbreitete Absicht hat die Entwicklung der Kinder, sich<br />

hier zu etablieren, sich mehr für die deutsche Sprache zu interessieren,<br />

sehr gestört. Es waren für viele Kinder, beim Versuch<br />

sich hier einzuleben, verlorene Jahre." Sie selbst kam bald gut<br />

klar mit dem Wechsel zwischen dem freieren deutschen und<br />

dem muslimisch werteorientierten Leben ihrer Familie. "So liberal<br />

meine Eltern waren, hatten sie doch Angst, die Kinder könnten<br />

durch die deutsche Lebensweise überfremdet werden." Für die<br />

Heranwachsende gab es feste Regeln: "Ausgehen, einen Freund<br />

haben. Das gab's nicht. Das freie jugendliche soziale Leben fand<br />

nicht statt." Es tröstete sie ein wenig, dass es den katholisch<br />

erzogenen Töchtern in der Nachbarschaft ähnlich erging. Den<br />

Eltern war es dann sehr recht, dass sie ihren Mann, einen<br />

Maschinenbau-Ingenieur, im türkischen Umfeld fand. Längst<br />

wurzelt sie im Rheinland, spricht Kölsch und ist mit ihrem Mann<br />

Mitglied im Bensberger Karnevalsverein.<br />

Ihr heute 23-jähriger Sohn Kerem und ihre zwölfjährige<br />

Tochter Dilara wuchsen wie viele Kinder der dritten Zuwanderer-Generation<br />

freier auf. "Sie müssen sich weniger an<br />

traditionelle Regeln halten. Dafür diskutieren sie ständig mit


uns." In der Familie wird durcheinander mal Deutsch, mal<br />

Türkisch gesprochen. "Die Kinder finden sich in beiden Kulturkreisen<br />

zurecht. Sie sind zu beiden Kulturen loyal. Das ist<br />

wichtig für eine gute Persönlichkeitsentwicklung." Der Sohn<br />

geht demnächst für ein halbes Jahr nach England, und die<br />

Tochter ist jetzt schon entschlossen, das zwölfte Schuljahr in<br />

den USA zu verbringen. "Meine Kinder leben meine Träume."<br />

Auf Wunsch ihres Vaters ließ sich Gül Keskinler nach dem<br />

Abitur zur Industriekauffrau ausbilden. Sie ging anschließend<br />

ihren eigenen Weg und<br />

studierte abends neben ihrer<br />

beruflichen Tätigkeit<br />

Betriebswirtschaft. Mit dem<br />

BWL-Diplom in der Tasche<br />

suchte sie nach Möglichkeiten,<br />

mit welchen Mitteln<br />

man die Integration von<br />

Zuwanderern außerhalb der<br />

beruflichen Ebene, wo die<br />

Qualifizierung mit entscheidend<br />

für die Eingewöhnung<br />

ist, verstärken kann. "Ich war<br />

und bin überzeugt: In der<br />

Freizeit schafft man das am<br />

besten über das Medium<br />

Sport." Entscheidend für<br />

diese Ansicht waren ihre<br />

guten Erfahrungen im Turnverein,<br />

der ihr schon als Kind<br />

zu einem zweiten Zuhause<br />

geworden war. "Meinen<br />

Sohn, der im Verein Fußball<br />

spielte, habe ich über Jahre<br />

begleitet, ihn und die andern<br />

Jungs zu Auswärtsspielen<br />

gefahren. Ich habe Trikots<br />

gewaschen, für Feste Kuchen<br />

gebacken und habe geholfen,<br />

das Vereinsheim zu putzen."<br />

Nach eingehender Beratung<br />

durch den Kölner Soziologen<br />

Professor Volker Rittner und<br />

den Bamberger Migrationsforscher<br />

Professor Friedrich<br />

Heckmann entwickelte sie<br />

Projekte für die Integration<br />

durch Sport. Sie gründete die<br />

Agentur "EKIP - Interkulturelles<br />

Kompetenzteam", die<br />

heute fünfzehn hauptamtliche<br />

Mitarbeiter hat. In konzeptionellen<br />

Schreiben an die<br />

für den Sport zuständigen Minister der sechzehn Bundesländer<br />

bot sie ihre Dienste an. Der hessische Innenminister<br />

Volker Bouffier erteilte ihr im Jahr 2002 den Auftrag, vor<br />

allem muslimische Frauen und Mädchen aus ihrer Isolation in<br />

die Sportvereine zu holen. Damit begann das Projekt "start",<br />

das räumlich beim Landessportbund Hessen angesiedelt ist<br />

und für das zwei hauptamtliche Kräfte tätig sind.<br />

"Angefangen haben wir im Frankfurter Gallus-Viertel. Wir<br />

haben ein halbes Jahr lang Klinken geputzt und erst einmal<br />

31


die Migranten, die Türken, die Marokkaner, die Griechen, die<br />

Italiener gefragt: ‚Was verstehen Sie unter Sport?'" Heraus<br />

kam: Sport ist für sie Fußball, Basketball, Boxen, Ringen. Mit<br />

Breitensport und Vereinssport hatten sie nichts im Sinn und<br />

erst recht nichts mit Sport für Frauen. "Das Freizeitverhalten<br />

von Südländern ist ganz anders als das von Mitteleuropäern.<br />

Man trifft sich, isst und trinkt viel, man unterhält sich über<br />

Gott und die Welt. Man packt nicht wie bei den <strong>Deutsche</strong>n<br />

üblich die Kinder und geht zum Schwimmen." Daraus folgerte<br />

die Einsicht: "Wir kommen mit den Ideen, Programmen und<br />

Materialien des LSB nicht in die Wohnzimmer der Migranten<br />

und in die Köpfe der Familien." Gül Keskinler hatte dann die<br />

zündende Idee: "Wir müssen die Migranten mit dem Thema<br />

‚Gesundheit' aufrütteln, bei ihren Problemen mit den Gelenken,<br />

dem Rücken, dem hohen Blutdruck oder der Diabetes<br />

einhaken." Sie hat sehr schnell ein Netzwerk von Ärzten,<br />

Ernährungsberatern, Sportsoziologen aufgebaut, die aus dem<br />

jeweiligen Kulturkreis stammten und die Teilnehmer an den<br />

Gesundheitsseminaren in ihrer vertrauten Sprache zu der<br />

Botschaft führten: "Ihr müsst euch bewegen!"<br />

Bei den Türken war die Resonanz besonders gut. "Denn wir<br />

haben die Seminare am Sonntagnachmittag in den Räumlichkeiten<br />

der Moscheen und Kulturvereine gemacht, dort wo<br />

sich die Familie ohnehin trifft." Es sei nicht das Ziel gewesen,<br />

die Großmutter für den Sportverein zu gewinnen. "Aber wenn<br />

die Oma das Sportangebot für Seniorinnen in einem<br />

Moscheeverein annimmt und sich jeden Mittwoch oder<br />

Freitag sportlich betätigt, dann wirkt sie als Vorbild und trägt<br />

das Thema in die Familie." Allmählich stellte sich der Erfolg<br />

ein. Inzwischen sind in Frankfurt am Main, Darmstadt und<br />

Rüsselsheim mehr als sechzig Übungsleiterinnen aus den<br />

verschiedensten Ländern ausgebildet worden. Außer der<br />

Vermittlung sporttechnischer Inhalte wurden die Frauen vor<br />

allem sprachlich so fit gemacht, dass sie sich auch in den<br />

deutschen Sportvereinen ihres Stadtteils behaupten können.<br />

Denn dort haben sie immer noch Widerstände zu überwinden,<br />

auch wenn viele Vereine dabei seien, die alte Sichtweise<br />

zu überwinden: Wer zu uns kommt, muss so sein oder so<br />

werden wie wir.<br />

Eine große Rolle in der Integrationsarbeit spielt für Gül Keskinler<br />

der Fußball. Der ist ihr nicht nur durch ihren Sohn<br />

vertraut. "Die Profis des 1. FC Köln mit Wolfgang Overath, mit<br />

"Toni" Schumacher und Pierre Littbarski haben früher am<br />

Waldrand in Bensberg trainiert. Da waren wir Kinder natürlich<br />

dabei." Mit ihrer Agentur betreute sie zuletzt das Modellprojekt<br />

"Fußball ist das Tor zum Lernen", das vom DFB, der Bundesagentur<br />

für Arbeit, dem Land Hessen und dem Hessischen<br />

Fußballverband getragen wird. Damit wurden im Frankfurter<br />

Raum junge, in der Mehrzahl männliche Langzeit-Arbeitslose<br />

mit Eltern von Einwanderern durch Berufsbildungsmaßnahmen<br />

wieder an eine geregelte Tätigkeit herangeführt. Die<br />

Möglichkeit, die C-Lizenz "Fußballtrainer Breitensport" zu<br />

32<br />

erwerben oder sich als Schiedsrichter ausbilden zu lassen,<br />

trug wesentlich zu ihrer Motivation bei. Von 32 Teilnehmern<br />

blieben 27 bei der Stange und erhielten Praktikumsplätze in<br />

verschiedensten Unternehmen. Ein Erfolg, der es ermöglicht,<br />

in Kürze das Projekt neu aufzulegen.<br />

Schlagzeilen machte Gül Keskinler, als der <strong>Deutsche</strong> Fußball-<br />

Bund sie vor zwei Jahren zu seiner ehrenamtlichen Integrationsbeauftragten<br />

berief. Schon vorher war sie gefragt in<br />

Talkshows von Sabine Christiansen bis Maischberger, nahm<br />

kürzlich wieder am dritten Integrationsgipfel unter der Leitung<br />

von Angela Merkel teil und wurde zur Beratung des<br />

Nationalen Integrationsplans hinzugezogen.<br />

Als kooptiertes Mitglied des DFB-Vorstands eröffnen sich Gül<br />

Keskinler gute Möglichkeiten, ihre Vorhaben im Fußball<br />

durchzusetzen. Nicht zuletzt, da DFB-Präsident Theo Zwanziger<br />

das Thema Integration, das mittlerweile auch im Schulund<br />

Mädchen-Fußball Eingang findet, zur Chefsache gemacht<br />

hat. Inzwischen haben die meisten der 21 Landesverbände<br />

des DFB ebenfalls "Brückenbauer zwischen den Kulturen"<br />

berufen. Gül Keskinler zieht durch die Lande und spricht in<br />

permanenter Überzeugungsarbeit über das gesellschaftliche<br />

Phänomen der Integration durch Fußball, die als nächstes die<br />

Basis der Vereine erreichen soll. "Im türkisch-sprachigen<br />

Fernsehen wollen wir in Talkshows auf die Bildungsangebote<br />

von Vereinen und Verbänden hinweisen und so in die Wohnzimmer<br />

kommen." Ein Großteil der 1.000 Minispielfelder sind<br />

mittlerweile hauptsächlich in Stadtteilen mit hohem Anteil an<br />

Migranten gebaut worden, deren Kinder über den Fußball in<br />

die Gemeinschaft wachsen sollen. Mit solchen Aktionen<br />

könnten, so hofft sie, die latente Diskriminierung abgebaut<br />

und die Gewalt, in der junge Migranten nicht selten ihre<br />

gesellschaftliche Frustration im Fußball ausleben, verringert<br />

werden.<br />

Dazu können Ereignisse wie das EM-Spiel zwischen Deutschland<br />

und der Türkei beitragen, das in entspannter Atmosphäre<br />

über die Bühne ging. "Besonders positive Wirkungen hatten<br />

die Botschaften von Bundestrainer Joachim Löw, wie gastfreundlich,<br />

wie fußballbegeistert die Türken sind. Die türkisch-sprachigen<br />

Medien haben ausführlich darüber berichtet.<br />

Das hat den Türken sehr gut getan", berichtet Frau Keskinler.<br />

Viel verspricht sie sich von der nachrückenden Einwanderer-<br />

Generation. Mustafa Dogan hatte vor neun Jahren als erster<br />

türkischstämmiger Spieler zwei kurze Einsätze in der deutschen<br />

Nationalmannschaft. Der Bremer und frühere Schalker<br />

Mesut Özil wurde U19- und U21-Auswahlspieler, und der<br />

Stuttgarter Serdar Tasci hat es inzwischen auf vier Länderspiele<br />

gebracht. Andere Spieler werden folgen. Und Gül<br />

Keskinler weiß: "Die Jungs identifizieren sich mit der deutschen<br />

Nationalmannschaft und sind stolz darauf, dort zu<br />

spielen. Wir brauchen solche Vorbilder." Als Zugpferde der<br />

Integration.


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Populärer Fitnessorden:<br />

Das <strong>Deutsche</strong> Sportabzeichen im Wandel der Zeit<br />

Von Björn Köhler<br />

Steffi Tiepken aus Lastrup bei Cloppenburg ist überglücklich.<br />

Sie hat die 200 Meter Schwimmen<br />

geschafft und ist unter der geforderten Zeit für ihre<br />

Altersklasse geblieben. "Ich hatte vorher so viel Mühe mit<br />

dem Schwimmen, denn<br />

ich habe es erst im<br />

fortgeschrittenen Alter<br />

gelernt", sagte Steffi<br />

Tiepken. Mit der Unterstützung<br />

ihrer Familie<br />

und regelmäßigem<br />

Training hat sie es<br />

geschafft, sich optimal<br />

für den Sportabzeichentag<br />

ihres Heimatvereins<br />

vorzubereiten. Neben<br />

Schwimmen muss Steffi<br />

Tiepken noch vier weitere<br />

Prüfungen aus den<br />

insgesamt fünf Gruppen<br />

der sportspezifischen<br />

Fertigkeiten Schwimmfähigkeit,<br />

Sprungkraft,<br />

Schnelligkeit, Schnellkraft<br />

und Ausdauer<br />

bestehen, dann darf sie<br />

das begehrte <strong>Deutsche</strong><br />

Sportabzeichen als<br />

Nachweis ihrer Fitness<br />

entgegen nehmen.<br />

Vorwiegend sind es<br />

leichtathletische Disziplinen,<br />

wie Sprinten,<br />

Weitsprung und Kugelstoßen, die von den Sportlern abverlangt<br />

werden. Mittlerweile haben Rudern, Kanu und Radfahren,<br />

aber auch jüngere Sportarten wie Inlineskaten Einzug<br />

gehalten.<br />

Je nach Altersklasse müssen entsprechende Weiten und<br />

Zeiten erreicht werden - ohne regelmäßiges Training und<br />

34<br />

Bewegung kaum zu schaffen. Ehemann Roland Tiepken und<br />

ihre beiden Kinder stellen sich ebenfalls den fünf Prüfungen<br />

an diesem Tag - für alle ein einzigartiges Familienerlebnis. "<br />

Wir haben einfach Spaß an der Sache und es fördert den<br />

Familiensinn und die<br />

Gesundheit", beschreibt<br />

Steffi Tiepken das<br />

gemeinsame Sporterlebnis.<br />

Für die zwei Kinder<br />

ist das Sportabzeichen<br />

"Jugend" das Objekt der<br />

Begierde. Spezielle<br />

Übungen und Normen<br />

sind für Kinder und<br />

Jugendliche zwischen<br />

dem achten und 17.<br />

Lebensjahr vorgesehen.<br />

Vater und Ehemann<br />

Roland Tiepken ist in<br />

Sachen <strong>Deutsche</strong>s<br />

Sportabzeichen bereits<br />

ein alter Hase - schon<br />

über 25 Sportabzeichen<br />

nennt der ehemalige<br />

Volleyballer sein eigen.<br />

Das <strong>Deutsche</strong> Sportabzeichen<br />

ist in Deutschland<br />

die älteste Sportauszeichnung<br />

und die<br />

einzige außerhalb des<br />

Wettkampfsports und<br />

das einzige im Sport<br />

staatlich anerkannte Abzeichen mit Ordenscharakter. 1913<br />

wurde das Abzeichen unter anderem durch Carl Diem in<br />

Deutschland eingeführt - eigentlich ein Export aus Schweden,<br />

den deutsche Sportfunktionäre ein Jahr zuvor bei den <strong>Olympische</strong>n<br />

Spielen in Stockholm kennen gelernt haben. Damals<br />

wie heute mussten fünf Bedingungen absolviert werden. Die<br />

Normen waren noch für jede Altersklasse gleich, erst nach


dem zweiten Weltkrieg wurden die Bedingungen an Altersklassen<br />

angepasst.<br />

Nach der Vorstellung Verantwortlichen des deutschen Sports<br />

und der damaligen Zeit war das Sportabzeichen vorerst nur<br />

für Männer zugänglich. Frauen konnten erst ab 1921 die<br />

Auszeichnung für vielfältige Leistung auf dem Gebiet der<br />

Leibesübung - wie das Abzeichen bis 1934 hieß - ablegen.<br />

Seither unterlag die Ehrennadel einer stetigen Veränderung<br />

und Modernisierung. Mit dem Ordenserlass von 1958 durch<br />

Bundespräsident Theodor Heuss ist das <strong>Deutsche</strong> Sportabzeichen<br />

ein geschütztes Ehrenzeichen. Durch Änderungen und<br />

Schaffung von Zusatzangeboten ging der traditionsreiche<br />

Sportorden mit der Zeit.<br />

Die Normen wurden erstmals 1976 unter sportmedizinischen<br />

Gesichtspunkten überarbeitet und die Altersklassen angepasst.<br />

1984 feierte der <strong>Deutsche</strong> Sportbund das 10millionste<br />

Sportabzeichen,<br />

nicht ohne neue<br />

Anreize zu schaffen,<br />

die Teilnehmerzahlen<br />

weiter<br />

zu steigern. Ab<br />

dem Jahr 2000<br />

wurde die Sportart<br />

Inlineskaten<br />

als Ausdauerdisziplin<br />

der Gruppe<br />

5 aufgenommen.<br />

Vor allem Kindern<br />

und Jugendlichen<br />

sollte die Trendsportart<br />

als<br />

attraktive Alternative<br />

angeboten<br />

werden. So auch<br />

Walking/Nordic<br />

Walking, was auf<br />

Grund der Popularität<br />

und<br />

gelenkschonenden<br />

Ausübung vor<br />

allem Erwachsene<br />

und ältere Menschen<br />

zum Sportabzeichen<br />

bringen<br />

soll. Mit der Aufnahme der Normen für körperbehinderte<br />

Sportler und ab 2001 für Menschen mit geistiger Behinderung<br />

blieb das Sportabzeichen das Aushängeschild des Breitensports.<br />

Auch die beiden Kinder von Steffi Tiepken sind absolute<br />

Sportabzeichenfans. Schließlich waren sie es, die ihre Mutter<br />

zur Teilnahme überredet haben. Für den Jüngsten der beiden<br />

Geschwister steht ebenfalls das Schwimmen noch an. Allerdings<br />

muss der 10-jährige nicht die 200 Meter in Angriff<br />

nehmen, sondern das Ziel in seiner Altersklasse zum Bestehen<br />

der Schwimmprüfung lautet: 50 Meter schwimmen, egal in<br />

welcher Zeit. Seine sechs Jahre ältere Schwester muss bereits<br />

die 200 Meter schwimmen - 7:30 Minuten hat sie dafür Zeit,<br />

um die Prüfung zu bestehen.<br />

Der Kinder- und Jugendsport ist ein zentrales Element des<br />

<strong>Deutsche</strong>n Sportabzeichens. Seit 1969 existiert das Schülersportabzeichen<br />

unter anderem als wichtiger Bestandteil des<br />

Schulsports und wird seit jeher vor allem im Rahmen von<br />

Jugendspielen verliehen. Seit 2007 sind das Schüler- und<br />

Jugendsportabzeichen zum Sportabzeichen "Jugend" zusammengeführt<br />

worden, und der Absolvent erwirbt mit dem<br />

ersten Bestehen das Abzeichen in Bronze, beim zweiten Mal<br />

in Silber und das dritte Mal in Gold und kann bis zum 17.<br />

Lebensjahr mindestens<br />

Gold 10<br />

erhalten. Ab 18<br />

Jahren müssen<br />

die Athleten drei<br />

erfolgreiche<br />

Sportabzeichen-<br />

Prüfungen vorweisen,<br />

um sich<br />

die Nadel in Silber<br />

an das Sporthemd<br />

stecken zu können,<br />

und nach<br />

dem fünften<br />

erfolgreichen<br />

Bestehen gibt es<br />

Gold.<br />

Das Ziel des<br />

Fitnessordens<br />

liegt auf der<br />

Hand. Nur durch<br />

regelmäßiges und<br />

langfristiges<br />

Training kann der<br />

Breitensportler<br />

auf lange Sicht<br />

die Hürden des<br />

Sportabzeichens<br />

überwinden und sein persönliches Gold erreichen. Hinsichtlich<br />

der anhaltenden Diskussion über zunehmenden Bewegungsmangel<br />

der Bevölkerung mit dem globalen Phänomen<br />

Übergewicht ist das Sportabzeichen das Präventionsund<br />

Fitnessprogramm schlechthin. Ein Potenzial, was auch<br />

die Kostenträger des deutschen Gesundheitswesens erkannt<br />

haben. Seit nunmehr 30 Jahren tritt beispielsweise die<br />

35


BARMER als Partner und Förderer des <strong>Deutsche</strong>n Sportabzeichens<br />

auf und bietet ihren Kunden über ein Bonuspunkteprogramm<br />

Vorteile an. Sie ist allerdings nicht die einzige<br />

Krankenkasse geblieben, die es das Sportabzeichen in das<br />

Bonusprogramm aufgenommen hat.<br />

Laut einer Umfrage des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Sportbundes<br />

(DOSB) besitzt das <strong>Deutsche</strong> Sportabzeichen einen Bekanntheitsgrad<br />

von 72% in der Bevölkerung. "Das <strong>Deutsche</strong> Sportabzeichen<br />

ist ein Markenzeichen, von dem manche Unternehmen<br />

nur träumen können", sagt DOSB-Vizepräsident Walter<br />

Schneeloch. Fast eine Million Menschen legen es Jahr für Jahr<br />

ab. Im Jahre 2006 wurde die Rekordzahl von 1999 deutlich<br />

überboten, und es wurden 947.535 Sportabzeichen registriert.<br />

Das Potenzial ist allerdings längst noch nicht ausgereizt, selbst<br />

der DOSB-Geschäftsbericht vermerkt 2007: "Potenziale zur<br />

Weiterentwicklung und Zukunftsreserven sind erkennbar".<br />

Das Ziel heißt nun eine Million Sportabzeichen. Das Sportabzeichen<br />

ist eine Marke auf stabilem Kurs. Neue Vermarktungsstrategien<br />

und die Unterstützung von starken Förderern<br />

sind die Herausforderungen für das Sportabzeichen der<br />

"Altersklasse" Zukunft. Neben der BARMER wurde 2007 das<br />

Unternehmen Ferrero mit der Marke "Kinder als Partner"<br />

gewonnen, und seit <strong>2008</strong> unterstützt der <strong>Deutsche</strong> Sparkas-<br />

Er springt Schere. Klar doch. Fünf, sechs Schritte<br />

Anlauf. Zack. Rüber. Die Latte liegt auf 75 Zentimeter.<br />

Karl Wienke strahlt. Geschafft, die letzte Übung für<br />

sein diesjähriges Sportabzeichen, "das Sechsundvierzigste",<br />

sagt er. Und: "Die 50 würde ich schon gerne noch vollmachen…"<br />

46 Mal das Sportabzeichen - das allein wäre nicht sonderlich<br />

bemerkenswert. Nur: der agile Herr da im dunkelblauen<br />

Trainingsanzug ist 91 Jahre alt und damit eigentlich raus aus<br />

36<br />

sen- und Giroverband als Olympiapartner auch den Breitensportbereich<br />

und das Sportabzeichen.<br />

Mit den drei großen Partnern sind neue Entwicklungsspielräume<br />

entstanden. Über Sportabzeichenwettbewerbe und<br />

Verlosung von Geld- und Sachpreisen sollen mehr Anreize<br />

gesetzt werden. Ein Höhepunkt ist die seit 2004 etablierte<br />

jährliche Sportabzeichen-Tour durch Deutschland. <strong>2008</strong><br />

nahmen über 10.000 Sportabzeichen-begeisterte an zehn<br />

Stationen der Tour teil. Ziel ist es, mehr auf den Fitnessorden<br />

aufmerksam zu machen. Die Tour lockt dafür mit einem<br />

attraktiven Rahmenprogramm und wirbt mit der Hilfe von<br />

prominenten Spitzensportlern für den Sportorden. Frank<br />

Wittchen als Sportabzeichenbeauftragter des DOSB äußert<br />

sich positiv: "Wir haben es geschafft, das hohe Niveau der<br />

Teilnehmerzahlen an der Tour zu halten und sogar noch zu<br />

erhöhen. Die Zahlen sind stabil, und wir freuen uns, dass<br />

der deutsche Fitnessorden weiterhin so angenommen wird."<br />

Wichtige Zugpferde bleiben prominente Sportler und Politiker,<br />

"schließlich haben sie eine enorme Vorbildfunktion für<br />

junge Sportler", so Wittchen weiter. Vor allem dann, wenn sie<br />

selber das Sportabzeichen ablegen, wie der Speerwerfer Boris<br />

Henry oder der ehemalige Bundespräsident Richard von<br />

Weizsäcker. "Es wäre gut, wenn wir in Zukunft noch mehr<br />

Mit 91: Einer der<br />

jenem Alter, in dem man gemeinhin noch nach sportlichem<br />

Lorbeer strebt.<br />

Doch Sport gehört für den promovierten Juristen dazu, so<br />

lange er denken kann. "In der Jugend habe ich eigentlich alles<br />

ausprobiert. Leichtathletik, Rudern, Tennis." Er macht Abitur am<br />

Dortmunder Stadtgymnasium. Geht 1937 zur Wehrmacht. Hat<br />

Spaß am Modernen Fünfkampf. Dann Krieg, russische Gefangenschaft.<br />

Im Dezember 49 wieder zuhause, Jura-Studium,<br />

Rechtsanwalt in Dortmund, Vorstand schließlich bei der Glückauf-Brauerei<br />

in Gelsenkirchen. Und ein Leben lang die Verbindung<br />

zum Sport. "Ich habe meine drei Söhne immer angehalten,<br />

Sport zu treiben. Hab' das Sportabzeichen gemacht, um<br />

ihnen Vorbild zu sein. Mens sana, na ja, sie wissen schon", sagt<br />

er - ein gesunder Geist in einem gesunden Körper.<br />

Das Vorbild des Vaters muss den Söhnen imponiert haben. Alle<br />

drei folgen seinem Ratschlag fürs Leben: Macht Abitur, geht


ekannte Sportler und Prominente gewinnen könnten, dann<br />

ist die Identifikation für die Teilnehmer noch viel höher", gibt<br />

Wittchen einen Ausblick in die Zukunft.<br />

Das <strong>Deutsche</strong> Sportabzeichen boomt in erster Linie in den<br />

zahlreichen Sportvereinen in den Städten und Regionen.<br />

Unter beachtlichem ehrenamtlichen Engagement werden<br />

Sportabzeichenevents organisiert und oft mehrmals im Jahr<br />

durchgeführt. Dazu kommen Angebote für regelmäßiges<br />

Training und Vorbereitung. Sportlich gesehen bietet der<br />

Fitnessorden Potenzial für weitere Anwendungsgebiete. Viele<br />

Vereine nutzen die fünf Prüfungen zur gezielten Vorbereitung<br />

ihrer Vereinsmannschaften auf die Ligaspiele und Einzelsportler<br />

für die Wettkampfsaison. Vor allem im Kinder- und<br />

Jugendbereich kann das Sportabzeichen ein Gradmesser für<br />

die sportliche Leistungsfähigkeit sein. Die C-Jugend der<br />

Handballmannschaft des TH Eilbeck hat das Sportabzeichen<br />

zum Pflichtprogramm erkoren. Die Trainer überprüfen ihre<br />

Schützlinge handballspezifisch in den Disziplinen 50 Meter<br />

Sprint, Weit- oder Hochsprung, 200g Wurfball, 1.000 Meter<br />

Ausdauerlauf. Selbst auf das obligatorische Schwimmen<br />

verzichten die Handballspieler nicht.<br />

Traditionell ist das Sportabzeichen bei den Soldaten fester<br />

Bestandteil der Ausbildung. Rund 43.400 Fitnessorden wur-<br />

Ältesten unter den Ordensträgern Von Ulrich Werner<br />

zur Bundeswehr und studiert Jura. Und sie machen Sport,<br />

"zwei laufen heute noch Marathon, alle machen regelmäßig<br />

das Sportabzeichen", sagt Karl Wienke nicht ohne Stolz.<br />

Mit seinen 91 Jahren ist der Dortmunder, so der <strong>Deutsche</strong><br />

<strong>Olympische</strong> Sportbund (DOSB), einer der ehrgeizigen Senioren<br />

unter den Absolventen jener fünf Übungen, die zum Erwerb<br />

des Sportabzeichens absolviert werden müssen, Übungen<br />

allerdings, die nach Altersgruppen gestaffelt sind. Und diese<br />

Altersgruppen hören - sehr zum Kummer von Karl Wienke -<br />

bei 80 Jahren auf. Mehr geht nicht, heißt es beim DOSB. Als<br />

das Sportabzeichen 1913 in Deutschland eingeführt wurde,<br />

da mag kaum einer an jene agilen Senioren gedacht haben,<br />

die heute die Fitness-Studios erobern oder in Scharen durch<br />

die Wälder joggen. "Wir müssen der demographischen Entwicklung<br />

Rechnung tragen und die Übungen der veränderten<br />

Leistungsfähigkeit unserer Senioren anpassen", so Alexandra<br />

Pensky, beim DOSB für die Sportabzeichen zuständig.<br />

den 2007 in deutschen Kasernen verliehen. Zudem ist das<br />

<strong>Deutsche</strong> Sportabzeichen ein Exportschlager: Jährlich nehmen<br />

ausländische Soldaten an Sportabzeichenprüfungen<br />

teil, sei es in Italien oder Holland. Auch über Europa hinaus<br />

ist die deutsche Auszeichnung bekannt - nicht nur bei den<br />

Militärs. Selbst in Argentinien und Uganda ist das Abzeichen<br />

ein Dauerbrenner. Im Jahr 2007 wurden fast 9.000 Mal die<br />

fünf Prüfungen außerhalb Deutschlands abgelegt und<br />

bestanden.<br />

Nachteilhaft können sich allerdings die nachlassenden Sportstättenstrukturen<br />

in Deutschland erweisen. In strukturschwachen<br />

Kommunen und Gemeinden stehen Erhaltung und Bau<br />

von Sportstätten nicht oben auf der Prioritätenliste, besonders<br />

bei Schwimmhallen und Freibädern wird dieses Manko<br />

deutlich. "Voraussetzung für das Training und die Abnahme<br />

der Prüfungen sind nun einmal funktionierende Sportstätten<br />

und Schwimmhallen", so DOSB-Vizepräsident Walter Schneeloch.<br />

Ein Problem mit sportpolitischer Tragweite, denn "wir<br />

verzeichnen eine dramatische Ausdünnung der Sportanlagen",<br />

so Schneeloch weiter. Eins steht auf jeden Fall fest. Als<br />

das <strong>Deutsche</strong> Sportabzeichen 1913 aus Schweden nach<br />

Deutschland kam, hätte sich sicher niemand träumen lassen,<br />

dass der Fitnessorden in Deutschland und der Welt eine<br />

solche Entwicklungskurve nimmt.<br />

So legt Dr. Wienke denn Jahr für Jahr weiter jene Übungen<br />

ab, die für 80-Jährige vorgesehen sind. Locker zumeist. Im<br />

Schwimmen über 200 m blieb er zuletzt um satte drei Minuten<br />

unter der Normzeit, Kugelstoßen, 50 m - alles kein Problem.<br />

"Ich halte mich eben in Form", sagt er, "zweimal in der<br />

Woche joggen oder Walking, so fünf bis zehn Kilometer. Man<br />

bleibt nicht nur körperlich fit, auch im Kopf." Er lacht. Locker<br />

wiegt er die Drei-Kilo-Kugel in der Hand. 6,50 m muss er sie<br />

stoßen. Schafft er. Mit Links.<br />

Mens sana - "Beim Joggen hab' ich die besten Ideen", sagt<br />

er. Und die sind durchaus nicht von gestern. Per Internet<br />

korrespondiert er mit seinem Enkel in Kanada, im aktuellen<br />

politischen Geschehen ist er durchaus präsent, ein neues<br />

Auto will er sich kaufen, die Entscheidung für einen Japaner<br />

ist schon gefallen, nun denn, nichts ist unmöglich, offensichtlich.<br />

37


Familiensport im Verein:<br />

Kreativ-Potenzial von hohem gesellschaftlichen Wert<br />

Von Karl Hoffmann<br />

Beim Säuglings- und Kleinkinderschwimmen mit Müttern<br />

und Vätern macht die Ortsgruppe (OG) Bad Doberan<br />

der <strong>Deutsche</strong>n Lebens-Rettungs-<strong>Gesellschaft</strong><br />

(DLRG) die jungen Familien frühzeitig mit dem Wasser vertraut.<br />

"Durch das gemeinsame Erleben und den intensiven<br />

Körperkontakt wird die Beziehung zwischen Kind und Eltern<br />

gefördert", weiß Elke Trottnow, die OG-Ausbilderin für Erste<br />

Hilfe und Schwimmen. Spannende Momente erleben alle bei<br />

kleinen Bewegungsgeschichten.<br />

Wenn der Familiensport mit Schwimmflügeln oder in den<br />

Kinderschuhen beginnt, hat er gute Chancen, das lebensbegleitende<br />

Angebot zu werden. Als Vereinsziel zeitgemäß<br />

denkender Vorstände ist er aus den Anfängen längst heraus.<br />

Differenzierter Sport für jedes Alter und gemeinsam für die<br />

ganze Familie stellen in der Summe die unverzichtbaren<br />

gesellschaftlichen Werte des organisierten Sports vor Ort<br />

heraus. Mit solchen Parallelangeboten für Familien und<br />

Familienmitglieder ist zum Beispiel der Integrative Treff<br />

Rostock erfolgreich.<br />

Auf das Ganze, vor allem im Selbstverständnis aller Mitglieder,<br />

kommt es an. Die Sportvereinigung Steinhagen stellt auf<br />

neun Seiten im Internet (www.spvg-steinhagen.de) überzeugend<br />

zusammen, was sie als familienfreundlicher Verein<br />

leistet. Im Anschluss an die in acht Abteilungen betriebenen<br />

Fachsportarten wird der Bereich des Familiensports organisatorisch<br />

zusammengefasst. Als Aufzählung folgen die regelmäßigen<br />

sportlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Angebote<br />

sowie die Einzelveranstaltungen, immer für die Familie<br />

geplant. Die Öffentlichkeitsarbeit ist familienorientiert, Angebotszeiten<br />

und Beitragsgestaltung sind familienfreundlich.<br />

Die Beiträge der Mitglieder sind die einzige gesicherte Einnahmequelle<br />

der gemeinnützigen Sportvereine. Deshalb<br />

stehen die sozial gestaffelten und die Familienbeiträge für<br />

das besondere Bewusstsein einer Solidargemeinschaft. Inzwischen<br />

gibt es auch Paten- und Partnerschaften in Kooperation<br />

mit anderen gesellschaftlichen Gruppen. Sie zeichnen sich<br />

38<br />

durch übereinstimmende Zielsetzungen, deutliches Problembewusstsein<br />

und kurze Wege der Verständigung aus. So hat<br />

der Mülheimer Turnverein Köln 1850 im Herbst <strong>2008</strong> ein<br />

neues Projekt für Familien mit sehr geringem Einkommen in<br />

Köln-Buchheim gestartet. Die Mitgliedschaft ist befristet und<br />

beitragsfrei. Sie ermöglicht die unbegrenzte Nutzung sämtlicher<br />

Vereinssportangebote. In enger und unbürokratischer<br />

Zusammenarbeit mit der Buchheimer Selbsthilfe, dem Buchheimer<br />

Treff und dem Buchheimer Familienladen werden die<br />

Bedürftigen erreicht.<br />

Befristet und beitragsfrei ist auch eine Möglichkeit, die sich<br />

der Familiensportverein Bund für natürliche Lebensgestaltung,<br />

Göttingen, ausgedacht hat. Im vereinseigenen Sportund<br />

Freizeitpark können Interessierte ihren Wohnwagen<br />

gegen eine Standgebühr sechs Monate lang aufstellen und<br />

alle Vereinsangebote kostenlos in Anspruch nehmen. Mit<br />

"Familienfreundlichkeit" und "Offenheit" wirbt der Kanu-Club<br />

Limburg im Eisenbahner Sportverein Blau-Weiss für sich.<br />

Die Familie als Marke macht den Verein unverwechselbar. Der<br />

Idarer Turnverein 1873 (ITV) betreibt im zweiten Jahr seinen<br />

Familiensportpark in Idar-Oberstein, auch mit einem Ausbildungszentrum<br />

für Nordic Walking. Der ITV organisiert die<br />

Ausbildung in Kooperation mit dem Skiverband Rheinland<br />

und dem Bildungswerk des Landessportbundes Rheinland-<br />

Pfalz. Die Turngemeinde in Berlin 1848 weist als einen Satzungszweck<br />

die Pflege und Förderung des Familien- und<br />

Seniorensports aus. Der Turn- und Sportverein Bulach 1913,<br />

Karlsruhe, möchte im Sinne seines Leitbildes die sportlichen<br />

und sozialen Kompetenzen weiter stärken und langfristig ein<br />

bewegungsorientiertes Familienzentrum einrichten.<br />

Als Familienzentrum aufgewertet ist seit einem halben Jahr<br />

die Kindertagesstätte Flic Flac der Turnerschaft Bergisch<br />

Gladbach (TS). "Das Konzept sieht eine Vernetzung und<br />

Zusammenführung verschiedener Beratungsleistungen und<br />

Förderungen vor", beschreibt TS-Geschäftsführer Ernst Hengemühle<br />

die anspruchsvolle Aufgabe, insbesondere als


Anlaufstelle für alle Familien im Einzugsbereich. Sie können z.<br />

B. Erziehungs- und Eheberatung oder motorische Frühförderung<br />

und Sprachförderung in Anspruch nehmen.<br />

Solche herausragenden gesellschaftlichen Entwicklungen<br />

haben ihren Ursprung in speziell für die ganze Familie vorbereiteten<br />

Angeboten. Sie werden zum ersten Mal erprobt oder<br />

als Wiederholungen fortgeführt. So hat die Abteilung Minigolf<br />

des Fußballclubs Concordia Buckow/Waldsieversdorf 03<br />

das erste Familiensportfest mit großer Akzeptanz veranstaltet.<br />

Grundlage war das neue Konzept des <strong>Deutsche</strong>n Minigolf<br />

Sportverbandes, anerkannt und gefördert vom <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Olympische</strong>n Sportbund (DOSB). Der Klassiker im Programm<br />

des Skiclubs Wermelskirchen bleibt das zum neunten Mal<br />

ausgetragene Familienturnier im Badminton. Der dritte Familiensporttag<br />

der Turn- und Sportgemeinde Tübingen 1845 hat<br />

sich über Sport, Spiel und Geselligkeit zum Kontakt- und<br />

Informationstag gemausert.<br />

Jeden Montag während der Sommerferien lädt der Turn- und<br />

Sportverein Jaderberg zu den beliebten Radtouren für die<br />

ganze Familie ein. Gemeinsam mit dem Club "Kinder kreativ"<br />

organisiert der Sportverein Preilack Familiensportfeste für das<br />

ganze Dorf. Die Attraktion beim Spielfest für alle Generationen<br />

der Fecht- und Turnerschaft Geisingen war ein umgebauter<br />

ehemaliger Schäferwagen, der mit einhundert neuen und<br />

alten Spielen zu fröhlichen Spiel-Runden motiviert.<br />

Strukturen für Familiensport sind eher noch selten. Sie können<br />

jedoch entsprechend verbandsspezifischen Aufgabenstellungen<br />

sogar<br />

schon seit<br />

vielen Jahren<br />

bestehen. Bei<br />

neu gegründeten<br />

Vereinen<br />

sind sie nahezu<br />

selbstverständlicher<br />

Teil der<br />

Aktivitäten.<br />

Aber auch die<br />

Zusammensetzung<br />

der<br />

Mitgliedschaften<br />

dürfte in<br />

Zukunft die<br />

Organisation<br />

im Sinne der<br />

Vereinsgemeinschaft<br />

positiv<br />

verändern.<br />

Die Familiengruppe<br />

in der<br />

Sektion Wuppertal des <strong>Deutsche</strong>n Alpenvereins (DAV) trifft<br />

sich zum regelmäßigen Familiensport zu festgelegten Zeiten.<br />

Die Angehörigen verabreden sich aber auch oft spontan<br />

durch Anrufe und Telefonkette, um schnell auf Witterung<br />

und Wünsche zu reagieren. Jeden Freitagabend wird im Turnund<br />

Sportverein Ettlingen generationsübergreifend Fußball<br />

gespielt. Mit Sporttreiben und einer Entspannungsstunde ist<br />

der Sonnabend bei Wellfit Sports Königsdorf 2006, Frechen,<br />

der Familientag.<br />

Die Betriebssportgruppe Pneumant, Fürstenwalde/Spree, hat<br />

eine Familiensportabteilung gegründet und damit einem<br />

Mitgliederwunsch entsprochen. Das Bewegungsangebot<br />

richtet sich von Mal zu Mal individuell nach den Vorstellungen<br />

der Teilnehmer. "Die Kinder bringen auch neue Ideen aus<br />

dem Kindergarten mit. Und wir lernen längst vergessene<br />

Spiele aus der Zeit kennen, als die Erwachsenen noch Kinder<br />

waren", beschreibt Übungsleiterin Heike Thiem die freudebetonten<br />

Stundeninhalte.<br />

Es lohnt sich, für Familie und Sport als ideologiefreier, gesellschaftlicher<br />

Wert immer wieder Maß zu nehmen und Zeichen<br />

zu setzen. Den Wandertag im Charlottenburger Turn- und<br />

Sportverein von 1858 mit 70 Teilnehmern hat eine Familie<br />

ganz alleine organisiert. Zur reizvollen Gemengelage gehören<br />

"anrudern" und "abturnen", Sport und Spiel in möglichst<br />

großer Vielfalt, Sommerfeste und Weihnachtsfeiern, Kindertanz<br />

beim Seniorentreff oder Großmutters Erbsensuppe im<br />

Zirkuscamp. "Sport der Generationen" mit der Familie mittendrin<br />

bleibt ein erstrebenswertes Ziel.<br />

39


Was as macht eigentlich ...?<br />

Uwe- Uwe Jens Mey<br />

Von Jochen Frank<br />

Trainerarbeit erfordert Geduld. Viel Geduld. Ohne das Ziel<br />

aus den Augen zu verlieren. 16 Jahre lang musste Joachim<br />

Franke warten bis er "seinen" ersten Olympiasieger präsentieren<br />

konnte. 1988 in Calgary.<br />

Im überdachten Olympic Oval hatte sich ein junger Berliner<br />

unter 37 Bewerbern als schnellster Eissprinter über 500 Meter<br />

erwiesen: Uwe-Jens Mey, damals 24 Jahre alt, gewann in<br />

Weltrekordzeit (36,35 Sek.). Vier Tage später sorgte er für eine<br />

silberne Zugabe über die doppelte Distanz. Mey schaffte<br />

1:13,11 Minuten. Nur der Russe Nikolai Guljajew war schneller.<br />

Um acht Hundertstelsekunden.<br />

Kanadische Freudentage<br />

auch und<br />

vor allem für<br />

Joachim Franke,<br />

der mit André<br />

Hoffmann über<br />

1500 Meter einen<br />

weiteren Schützling<br />

zum Olympiasieg<br />

führte.<br />

1972 vom Trainerstuhl<br />

bei den<br />

Weißwasseraner<br />

Puckjägern schweren<br />

Herzens nach<br />

Berlin zu den<br />

Kufenflitzern des<br />

SC Dynamo<br />

gewechselt, bekam<br />

er 1983 den<br />

schlaksigen Blondschopf namens Mey unter seine Fittiche. Ein<br />

Glücksumstand für beide. "Für mich der beste Trainer der Welt",<br />

sagt Uwe-Jens Mey heute, ein Vierteljahrhundert später, voller<br />

Dankbarkeit.<br />

40<br />

Franke hatte das Talent des begnadeten Technikers erkannt und<br />

innerhalb eines Jahres olympiareif gemacht. Die Plätze acht und<br />

25 über 500 bzw. 1.000 Meter bei den Winterspielen 1984 in<br />

Sarajevo gehen in Meys sportlicher Bilanz meist unter, weil sie<br />

von den Erfolgen der weiteren acht Jahre überstrahlt werden.<br />

"Danach ging es Schritt für Schritt aufwärts", resümiert Mey<br />

und fügt als Belege seine Weltmeisterschaftsplatzierungen bis<br />

zum nächsten Olympiastart, eben in Calgary, hinzu: Sechster,<br />

Fünfter, Vierter. Eine Woche vor der olympischen Prüfung hatte<br />

Mey in West Allis beim zweitägigen Sprintermehrkampf um die<br />

WM-Krone mit<br />

Rang zwei hinter<br />

Dan Jansen (USA)<br />

schon einen<br />

Warnschuss an die<br />

renommierte<br />

Gegnerschaft<br />

abgegeben. Vizeweltmeister<br />

wurde<br />

Mey übrigens<br />

insgesamt dreimal.<br />

Nach 1988 auch<br />

1989 und 1991,<br />

jeweils hinter dem<br />

russischen Kontrahenten<br />

Igor Shelesowski.<br />

Zweiter… Erster<br />

Verlierer? Bei allem<br />

Respekt für die<br />

Leistung eines<br />

besseren Rivalen<br />

gibt Uwe-Jens Mey unumwunden zu, dass er stets das Maximum<br />

anstrebe und eigentlich nicht verlieren könne. Er führt<br />

diesen Gedanken weiter, als wir darauf zu sprechen kommen,<br />

warum er nach der glanzvollen Wiederholung seines olympi-


schen Triumphes<br />

auf der 500-<br />

Meter-Strecke<br />

1992 in Albertville<br />

abgetreten sei,<br />

nachdem der neu<br />

eingeführte<br />

Olympia-Rhythmus<br />

bereits zwei<br />

Jahre danach in<br />

Lillehammer die<br />

nächste Medaillenchanceeröffnet<br />

hätte.<br />

Mey, der auch<br />

sechsmal im<br />

Gesamt-Weltcup triumphierte, bezeichnet sich als "Mensch, der<br />

stark auf ein Ziel hinarbeitet". Ist es erreicht, sei das Thema für<br />

ihn abgeschlossen. Mit dem zweiten 500-Meter-Sieg in Folge<br />

war ihm in Albertville ein Bravourstück gelungen, das zuvor nur<br />

ein <strong>Deutsche</strong>r, der Münchener Erhard Keller 1968 und 1972,<br />

vollbracht hatte. Der Gefahr, in Lillehammer "als abgetakelte<br />

Ente" - so Mey - vom Eis zu gehen, wollte er sich nicht aussetzen.<br />

Ein kluger Entschluss, denn fortan konnte sich der selbstbewusste,<br />

ehrgeizige Berliner, jung verheiratet und Vater einer<br />

damals dreijährigen Tochter (Caroline), ganz seinem beruflichen<br />

Fortkommen widmen. Als diplomierter Sportlehrer setzte<br />

er sich abermals auf die Schulbank und begann im Herbst<br />

1992 bei einem Leasing-Unternehmen die Ausbildung zum<br />

Bürokaufmann, die er - wie er sagt - "mit sehr hohem Aufwand<br />

auf anderthalb Jahre verkürzen konnte". Seitdem hat er<br />

bei mehreren Unternehmen Erfahrung gesammelt, ist viel<br />

gereist und jetzt mit 45 möglicherweise im besten Alter für<br />

diese Arbeit.<br />

Die Meinung, dass der Sport von heute mehr und mehr von<br />

finanziellen Faktoren bestimmt wird, will er nicht so ohne<br />

weiteres teilen. "Wenn ein Sportler in der Lage ist, mit Höchstleistungen<br />

Geld zu verdienen, soll er das tun, so lange es Leute<br />

gibt, die dafür Geld ausgeben." Die Gefahr der Manipulation<br />

gäbe es schließlich auch in anderen Bereichen, in denen überdurchschnittlich<br />

hohe Leistungen gefordert sind, nicht nur im<br />

Sport. Dass Deutschland in der Dopingbekämpfung eine Vorreiterrolle<br />

übernommen hat, sieht Mey als "ausgesprochen positiv",<br />

befürchtet indes, "dass man wie Don Quichotte gegen<br />

Windmühlen kämpft".<br />

Der Sport hat ihm die "Grundeinstellung zum Leben" vermittelt.<br />

Fairness, Teamgeist und Zielstrebigkeit seien auf sportlicher wie<br />

beruflicher Ebene gleichermaßen wichtig. "Ich bin sehr ungeduldig",<br />

sagt er, "wenn irgend etwas nicht schnell genug geht."<br />

Gleichgültigkeit, Trägheit, Unentschlossenheit bringen ihn auf<br />

die Palme.<br />

Bei der beliebten Standardfrage nach einem Laster, einer Schwäche<br />

zögert er mit der Antwort und wirft einen fragenden Blick zu<br />

seiner Frau Anette, die unser Gespräch verfolgt. Nein, zu diesem<br />

Stichwort fällt auch ihr zunächst nichts ein. Erst später, als Uwe-<br />

Jens Mey vom regelmäßigen wöchentlichen Fußballtreff mit<br />

Gleichgesinnten Freitagabend erzählt, merkt sie etwas kritisch an,<br />

dass sich "das mit dem Bierchen danach manchmal doch recht<br />

lange hinzieht". Und einsichtig fügt er hinzu, er könne halt<br />

schwer nein sagen, wenn er mit Kumpels oder Freunden zusammen<br />

ist. So gesehen, eben doch eine kleine Schwäche.<br />

"Hoppel" nennen sie ihn, die ihn lange kennen. Ein Spitzname,<br />

der sich seit seinem zehnten Lebensjahr erhalten hat und auf<br />

jene Hasensprünge zurückzuführen ist, die er als Kind im<br />

Training besonders gut beherrschte. Die Schlittschuhe holt er<br />

zumindest immer dann hervor, wenn sich die Freunde mit ihren<br />

Familien am zweiten Weihnachtsfeiertag zu Eislauf und Glühwein<br />

treffen. Eine schöne, langjährige Tradition, die auch in<br />

diesem Jahr gepflegt wird.<br />

Dass sich die Freundschaften über all die Jahre erhalten haben,<br />

betrachtet der doppelt vergoldete Olympiasieger als enormen<br />

Gewinn seiner sportlichen Karriere. Über die Landesgrenzen<br />

hinaus verbindet ihn mit seinem einstigen Rivalen Dan Jansen<br />

ein enger, herzlicher Kontakt. Zuletzt hat er den US-Amerikaner<br />

2006 in Turin gesehen. Gemeinsam mit Christa Luding und<br />

Karin Kania war Mey in der italienischen Olympiastadt.<br />

Mit Hochachtung spricht er von seinem Trainer Joachim Franke,<br />

den er erst kürzlich beim Weltcup in der heimischen Halle in<br />

Berlin-Hohenschönhausen traf. An ihm hat er besonders<br />

geschätzt, dass er sich im Gegensatz zu manch anderen Berufskollegen,<br />

die nach der Wende am Alten festhielten und auf der<br />

Strecke blieben, den veränderten Gegebenheiten anpassen<br />

konnte. "Sicher, es gibt viele gute Trainer", sagt Mey, "aber ich<br />

kenne außer Achim keinen, der in der Lage war, sich immer<br />

weiter zu entwickeln, nach neuen Wegen zu suchen."<br />

Bewundernswert das Vermögen des Trainers, seine Athleten auf<br />

den Punkt in Höchstform zu bringen. Neben Mey und Hoffmann<br />

zählten mit Claudia Pechstein und Olaf Zinke weitere<br />

olympische Goldmedaillengewinner zu seinen Schützlingen. In<br />

der Vitrine in Meys Arbeitszimmer, in der all die goldenen,<br />

silbernen und bronzenen Schätze aufbewahrt sind, nimmt ein<br />

Foto, das ihn in Calgary mit seinem Trainer und dem Erfurter<br />

Rainer Mund festgehalten hat, einen Ehrenplatz ein.<br />

Joachim Franke, Jahrgang 1940, spricht von einer "sehr engen,<br />

echten Beziehung zwischen Trainer und Sportler", wenn er zu<br />

seinem Verhältnis mit Uwe-Jens Mey gefragt wird. "Er war<br />

schon ein außergewöhnlicher Athlet", sagt er, "der immer<br />

wusste, was er wollte." Dass es dabei auch Reibungspunkte und<br />

manchmal harte Worte gegeben hat, will keiner von beiden<br />

bestreiten. Was zählt, ist das Erreichte. Und das spricht für sich.<br />

Ebenso die Tatsache, dass es für den Athleten heute eben nicht<br />

mehr "Herr Franke" sondern "Achim" ist.<br />

41


Vor 110 und 100 Jahren geboren:<br />

Zum Gedenken an vier Sportpersönlichkeiten aus den<br />

Gründerjahren von NOK, DSB und DOG Von Friedrich Mevert<br />

Beim Neuaufbau einer demokratischen Sportorganisation<br />

im zerstörten Nachkriegsdeutschland nach dem Zusammenbruch<br />

des "Dritten Reiches" und der Kapitulation der<br />

deutschen Wehrmacht im Mai 1945 standen in dem gemeinsamen<br />

Bemühen, eine sportliche Einheitsbewegung zu schaffen,<br />

verschiedene Modelle in der Diskussion. Viele Persönlichkeiten<br />

riefen dazu auf, den Sportbetrieb nicht wieder wie in der Zeit vor<br />

der NS-Gleichschaltung getrennt in verschiedenen und gegeneinander<br />

konkurrierenden Lagern zu organisieren, sondern ein<br />

gemeinsames Dach im neuen deutschen Staat zu schaffen, unter<br />

dem sich alle zu Hause fühlen sollten.Zwei dieser "Männer der<br />

ersten Stunde" wurden vor 100 Jahren und zwei vor 110 Jahren<br />

geboren. Im folgenden Beitrag wird an diese vier Persönlichkeiten,<br />

die die neugeschaffenen demokratischen Sportstrukturen<br />

ganz wesentlich mitgeprägt haben, erinnert.<br />

Im November vor 110 Jahren wurden Guido von Mengden und<br />

Heinrich Sorg geboren. Sie kamen in der Vorkriegszeit aus unterschiedlichen<br />

<strong>Gesellschaft</strong>s- und Sportsystemen, aus der bürgerlichen<br />

Spiel- und Fußballbewegung der spätere NSRL-Stabschef<br />

der eine, aus dem sozialistischen Arbeitersport der Emigrant im<br />

Dritten Reich der andere. Doch sie wurden im gleichen Monat<br />

des gleichen Jahres noch im 19. Jahrhundert geboren, und sie<br />

bauten gemeinsam nach Kriegsende und dem Zusammenbruch<br />

des NS-Regimes in der Mitte des 20. Jahrhunderts die neue<br />

demokratische Sportbewegung und insbesondere den <strong>Deutsche</strong>n<br />

Sportbund auf. Die Rede ist von Guido von Mengden und Heinrich<br />

Sorg.<br />

Zum 110. Geburtstag von Heinrich Sorg<br />

Noch überzeugter als andere Arbeitersportler seiner Jahrgänge<br />

hatte sich Heinrich Sorg bereits als junger Mensch in der Weimarer<br />

Republik gegen den wachsenden Einfluss der Nationalsozialisten<br />

gewandt, auch im aktiven Kampf im Rahmen der "Eisernen<br />

Front", deren Kampfleitung im Rhein-Main-Gebiet er angehörte.<br />

So geriet er in große Gefahr und musste - nach einer verratenen<br />

Aktion - bereits 1933 in die Tschechoslowakei flüchten und von<br />

dort sechs Jahre später nach England. Dies dürfte auch ein Grund<br />

dafür gewesen sein, dass er sich nach Kriegsende 1945 zunächst<br />

nachhaltig für die Wiederbegründung der Arbeitersportverbände<br />

42<br />

einsetzte, wobei er aber im Nachkriegsdeutschland auf Widerstand<br />

stieß und sich nicht durchsetzen konnte.<br />

Im hessischen Bischofsheim in der Nähe von Hanau wurde<br />

Heinrich Sorg am 7. November 1893 geboren. Der Sohn einer<br />

Arbeiterfamilie engagierte sich schon als 15-jähriger Schüler in<br />

der Sozialistischen Arbeiterjugend, wurde Mitglied in der Freien<br />

Turnerschaft und arbeitete nach Schulabschluss und Ausbildung<br />

zunächst als Bürokaufmann. Er trat 1917 der SPD bei, wurde im<br />

Frankfurter Westend Vorsitzender des Arbeiter-Sportvereins und<br />

begann seine hauptberufliche sportpolitische Laufbahn 1926 als<br />

Sekretär des ATSB-Kreises Frankfurt am Main. Während der<br />

Emigration vertrat er - zunächst in Prag, später von 1942 bis<br />

1946 in London - den deutschen Arbeitersport in der Sozialistischen<br />

Arbeitersport-Internationale (SASI). Gemeinsam mit seiner<br />

Frau Rosa leitete er während<br />

der Jahre im britischen Exil ein<br />

Kinderheim.<br />

Gleich nach Kriegsende<br />

bemühte sich Heinrich Sorg<br />

zunächst noch von England<br />

aus um den Neuaufbau der<br />

Arbeitersportorganisation,<br />

stieß dabei jedoch auf den<br />

Widerstand von Fritz Wildung<br />

und anderer ehemaliger ATSB-<br />

Funktionäre, die eine Einheitssportbewegung<br />

unter Einschluss<br />

der ehemaligen bürgerlichen und konfessionellen Verbände<br />

anstrebten. Im Juli 1946 kehrte Sorg aus London in seinen<br />

Heimatort Bischofsheim zurück, trat im September des gleichen<br />

Jahres als Leiter der Abteilung Sport in der Sozialistischen Kulturzentrale<br />

in Frankfurt die Nachfolge von Wildung als Sportreferent<br />

der SPD an und wurde bei der Gründungsversammlung<br />

des Landessportverbandes Hessen am 12/13. Juli 1947 in Mörfelden<br />

als Stellvertreter von Heinz Lindner zum 2. Vorsitzenden des<br />

späteren Landessportbundes (LSB) Hessen gewählt.<br />

In diesem Amt wirkte Heinrich Sorg 16 Jahre bis zu seinem Tode<br />

und arbeitete erfolgreich vor allem beim Aufbau der Sportjugend,<br />

der Förderung des Sports auf kommunaler Ebene und im


Breiten -und Freizeitsport. Er nahm neben Lindner als hessischer<br />

Vertreter an den zahlreichen Vorbereitungskonferenzen zur<br />

Gründung des <strong>Deutsche</strong>n Sportbundes und auch an der DSB-<br />

Gründungsversammlung 1950 in Hannover teil. Im DSB arbeitete<br />

er im Sportbeirat als Vertreter der ehemaligen Arbeitersportler<br />

mit und brachte seine Ideen in die Erarbeitung der Programme<br />

mit ein, die später als "Zweiter Weg" und "Goldener Plan" verwirklicht<br />

wurden.<br />

Innerhalb der SPD bemühte sich Sorg, einerseits die Bedeutung<br />

des Sports in den Parteiprogrammen und Parteigremien aufzuwerten<br />

und nahm dafür zahlreiche Auseinandersetzungen in<br />

Kauf. Andererseits stellte er sich als Aufgabe, alle ehemaligen<br />

Arbeitersportler in die Einheitssportbewegung in der Bundesrepublik<br />

zu integrieren und in ein gemeinsames Konzept einzubinden,<br />

ein Ziel, das ihm jedoch aus verschiedenen Gründen nicht gelang.<br />

Mit Härte führte er über Jahre einen Kampf gegen Carl Diem,<br />

dessen Tätigkeiten in der NS-Zeit er für unvereinbar mit der<br />

Übernahme von neuen Ämtern im Sport der Nachkriegszeit hielt.<br />

Die Wahl Diems in das neu gegründete NOK für Deutschland und<br />

die Berufung Diems zum ersten - nebenamtlichen - Sportreferenten<br />

der Bundesregierung empfand er als eine Provokation der<br />

ehemaligen Arbeitersportler, wurde aber in dieser Frage nicht von<br />

allen Teilen der SPD unterstützt. Erst später fand sich Sorg mit<br />

manchen politischen und personellen Entwicklungen im Sport<br />

der Nachkriegsjahre ab. In den fünfziger Jahren arbeitete Heinrich<br />

Sorg als Stellvertreter Heinz Lindners innerhalb des LSB Hessen<br />

vor allem daran, seine programmatischen Ideen vom Volkssport in<br />

einen - alternativ zum traditionellen Wettkampfsport stehenden -<br />

Freizeitsport für alle Bürger einzubringen. Viel zu früh starb er im<br />

65. Lebensjahr am 21. September 1963 und fand seine letzte<br />

Ruhestätte im heimatlichen Bischofsheim.<br />

Aus Anlass von Heinrich Sorgs 100. Geburtstag am 7. November<br />

1998 erhielt der Landessportbund Hessen durch eine Stiftung<br />

ein völlig unerwartetes Millionengeschenk. Ingeborg Sorg-<br />

Häfner, die Tochter von Heinrich Sorg, übereignete dem von<br />

ihrem Vater ganz wesentlich mit aufgebauten LSB ein 18.000<br />

qm großes Grundstück in Schlangenbad.<br />

Zum 110. Geburtstag von<br />

Guido von Mengden<br />

"Guido von Mengden hat ein Leben lang mit weitblickenden<br />

Ideen und Initiativen dem Sport gedient. Die Ausgestaltung der<br />

1950 im <strong>Deutsche</strong>n Sportbund gefundenen Einheit ist mit<br />

seinem Namen ebenso verbunden wie so mancher geistige<br />

Anstoß für die <strong>Olympische</strong> Bewegung. Er hat allen das Maß der<br />

hohen Leistung gesetzt." So heißt es 1982 in dem von den<br />

Präsidenten des DSB, Willi Weyer, und des NOK, Willi Daume,<br />

unterzeichneten Nachruf für den Mann, der über fast vier<br />

Jahrzehnte in unterschiedlichen politischen Systemen einer der<br />

profiliertesten Männer und geistig führenden Köpfe des deutschen<br />

Sports war.<br />

Guido von Mengden wurde am 13. November 1898 als Sohn des<br />

Obergütervorstehers Friedrich von Mengden in Düren (Rheinland)<br />

geboren. Die Familie stammte aus altem westfälischen<br />

Adel. Nach dem Besuch des Humanistischen Gymnasiums nahm<br />

er als Freiwilliger am Ersten Weltkrieg teil und wurde als Offiziersbewerber<br />

und Sturmtruppführer im Juni 1916 vor Verdun<br />

schwer verletzt. Das im Sommer 1917 in Bonn begonnene<br />

Studium der Geodäsie schloss der vielseitige Sportler 1919 mit<br />

dem Staatsexamen als Landvermesser<br />

und Kulturingenieur<br />

ab und arbeitete in den folgenden<br />

Jahren zunächst in<br />

einer niederrheinischen<br />

Genossenschaft als Leiter der<br />

Vermessenstechnik.<br />

1924 unternahm von Mengden<br />

einen beruflichen Wechsel<br />

und wurde Sportjournalist.<br />

Bereits ein Jahr später wurde<br />

er Geschäftsführer des Westdeutschen<br />

Spielverbandes in<br />

Duisburg, gestaltete dort - auch basierend auf seinen Erfahrungen<br />

als junger Pfadfinder - die Grundlagen für eine umfassende<br />

sportliche Jugendarbeit und Jugenderziehung und fungierte als<br />

Schriftleiter des WSV-Organs "Fußball und Leichtathletik". 1933<br />

wurde von Mengden vom <strong>Deutsche</strong>n Fußball-Bund in dessen<br />

Führungsspitze nach Berlin berufen und mit der Redaktion des<br />

DFB-Organs "<strong>Deutsche</strong>r Fußball-Sport" sowie der Leitung des<br />

Jugendressorts in der DFB-Geschäftsstelle beauftragt.<br />

In der Reichshauptstadt startete der zwischenzeitlich in die<br />

NSDAP eingetretene von Mengden vor allem auf Grund seines<br />

publizistischen Wirkens eine steile Karriere, die ihn über das Amt<br />

des Pressereferenten des <strong>Deutsche</strong>n Reichsbundes für Leibesübungen<br />

(1935) und des Generalreferenten des Reichssportführers<br />

(1936) bis zum Stabsleiter des NS-Reichsbundes für Leibesübungen<br />

(1938) führte. Als Chef der deutschen Sportverwaltung<br />

war er zudem Hauptschriftleiter des "NS-Sport", des amtlichen<br />

Organs der national-sozialistischen Reichssportführung. In<br />

den letzten Monaten des Dritten Reiches leitete er ein Volkssturmbataillon<br />

der Reichssportführung im kriegszerstörten<br />

Berlin. Nach Kriegsende ging von Mengden zunächst nach<br />

Rügen und von dort 1948 in seine niederrheinische Heimat<br />

zurück, wo er - anfangs als Publizist Lind noch im Hintergrund -<br />

als Helfer von Dr. Bauwens und anderen am Wiederaufbau der<br />

Sportorganisation in Westdeutschland mitwirkte. 1951 wurde er<br />

von Georg von Opel zum Geschäftsführer der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

<strong>Gesellschaft</strong> bestellt und prägte die Ziele dieser neuen<br />

Organisation im deutschen Sport. 1954 berief ihn dann - in<br />

Kenntnis seiner NS-Vergangenheit - das Präsidium des Deut-<br />

43


schen Sportbundes als Nachfolger des bisherigen Geschäftsführers<br />

Dr. Baum zum Hauptgeschäftsführer des DSB in Frankfurt.<br />

Hier leistete er für ein Jahrzehnt mit seiner Vielseitigkeit und<br />

seinem profunden Wissen Generalstabsarbeit für Willi Daume als<br />

DSB- und NOK-Präsident, was ihm auch die Ehrenbezeichnung<br />

der "grauen Eminenz des deutschen Sports" einbrachte. Besonders<br />

engagierte sich Guido von Mengden für die Verbesserung<br />

des Schulsports und war letztlich auch Auslöser der 1956 von<br />

der Kultusministerkonferenz verabschiedeten "Empfehlungen zur<br />

Förderung der Leibeserziehung in den Schulen". Am 31. Dezember<br />

1963 ging Guido von Mengden im Alter von 65 Jahren als<br />

Hauptgeschäftsführer des DSB und des NOK für Deutschland in<br />

den Ruhestand, hatte aber zuvor in seinen letzten Dienstjahren<br />

in der DSB-Hauptverwaltung gemeinsam mit Präsident Willi<br />

Daume ein junges Führungsteam aufgebaut, das in den folgenden<br />

Jahrzehnten die weitere Entwicklung des DSB ganz wesentlich<br />

mitgestaltete. Seine letzten Lebensjahre verbrachte Guido<br />

von Mengden in einem Seniorenheim in Göttingen, wo er nach<br />

langer, schwerer Krankheit am 4. Mai 1982 starb.<br />

Noch als 84-Jähriger hatte von Mengden, ohne dessen Ideen,<br />

Konzeptionen und Vorarbeiten viele wichtigen Sportentwicklungen<br />

der Nachkriegszeit kaum denkbar wären, in einer 170seitigen<br />

Schrift "Umgang mit der Geschichte und den Menschen"<br />

zur Machtübernahme im deutschen Sport durch die<br />

NSDAP ausführlich Stellung genommen und damit seinen<br />

letzten Beitrag zur Vergangenheitsbewältigung und zur Beurteilung<br />

seines persönlichen Wirkens für den Sport im nationalsozialistischen<br />

Dritten Reich geleistet.<br />

Zum 100. Geburtstag von Dr. Max Danz<br />

Es war am Nachmittag des 10. Dezember 1950 im Hodler-Saal<br />

des hannoverschen Rathauses. Die Delegierten der Fachverbände<br />

und Landessportbünde hatten bei der Gründungsversammlung<br />

des <strong>Deutsche</strong>n Sportbundes nach einer zweiten halbstündigen<br />

Unterbrechung die Beratungen wieder aufgenommen, um die<br />

Wahlen für das Präsidium fortzusetzen, als Schwierigkeiten<br />

auftauchten. Kurz zuvor hatte sich bei der Wahl zum zweiten<br />

stellvertretenden DSB-Präsidenten Dr. Max Danz knapp mit 40 zu<br />

37 Stimmen gegen Oscar Drees durchgesetzt, der für die Turner<br />

und auch für die ehemaligen Arbeitersportler kandidiert hatte. Da<br />

ergriff kurzerhand Dr. Max Danz das Wort, würdigte die großen<br />

Verdienste des Arbeiter-Turn- und Sportbundes in der Vergangenheit,<br />

trat vom gewählten Amt wieder zurück und bat unter<br />

lebhaftem Beifall in einer noblen Geste darum, Oscar Drees an<br />

seiner Stelle zum DSB-Vizepräsidenten zu wählen, damit die<br />

ehemaligen Mitglieder des Arbeiter-Turn- und Sportbundes "auch<br />

mit dem Herzen zu uns finden werden". Oscar Drees wurde<br />

daraufhin einstimmig (bei 13 Enthaltungen) zum zweiten Vizepräsidenten<br />

und Dr. Max Danz später mit dem besten Stimmenergebnis<br />

zu einem Beisitzer im ersten DSB-Präsidium gewählt.<br />

Dr. Max Danz wurde am 6. September 1908 in Kassel geboren,<br />

44<br />

der nordhessischen Stadt, der er bis zu seinem Tode verbunden<br />

geblieben ist. In der Casseler Turngemeinde und bei Hessen-<br />

Preußen Kassel begann er als Schüler seine sportliche Laufbahn<br />

als Mittelstreckenläufer, die er als Student 1930 mit der Weltmeisterschaft<br />

in der <strong>Olympische</strong>n Staffel, mit dem Gewinn der<br />

<strong>Deutsche</strong>n Meisterschaft 1931 über 3 x 1000 m, mit der erfolgreichen<br />

Teilnahme als Mittelstreckler an Länderkämpfen in der<br />

deutschen Nationalmannschaft undschließlich mit dem Start<br />

über 800 m bei den <strong>Olympische</strong>n Spielen 1932 in Los Angeles<br />

krönte, bevor er durch eine Verletzung den Leistungssport aufgeben<br />

musste. Von 1930 bis 1936 studierte Danz in Berlin und<br />

Marburg Medizin, promovierte 1937 zum Dr. med. und heiratete<br />

im gleichen Jahr Elisabeth Prinz, die ihn bis zu ihrem Tode 1993<br />

56 Jahre auf seinem Lebensweg begleitete. Kurz vor Kriegsende<br />

wurde Dr. Danz - zwischenzeitlich Leitender Krankenhausarzt in<br />

Berlin - noch zur Wehrmacht eingezogen, wurde im Herbst 1945<br />

aus der Gefangenschaft<br />

entlassen und baute sich dann<br />

in seiner Heimatstadt Kassel<br />

eine eigene Praxis als Internist<br />

auf.<br />

Von 1946 an gehörte Dr. Danz<br />

zu den "Männern der ersten<br />

Stunde" beim Aufbau sowohl<br />

des Leichtathletikverbandes<br />

von der örtlichen über die<br />

hessische bis zur Bundesebene<br />

wie auch des Nationalen<br />

<strong>Olympische</strong>n Komitees und des<br />

<strong>Deutsche</strong>n Sportbundes. Er wurde 1949 Gründungsvorsitzender<br />

des DLV, führte ihn über 20 Jahre und wurde 1970 dessen Ehrenpräsident.<br />

Im internationalen Rahmen wurde Dr. Danz schon<br />

1952 Mitglied des Europakomitees der IAAF, die ihn 1981 mit der<br />

Berufung zum Ehren-Vizepräsidenten auszeichnete.<br />

Dr. Max Danz war als Vertreter der Leichtathletik 1949 in Bonn<br />

auch Mitbegründer des NOK, wurde dessen Vizepräsident und hat<br />

von 1952 bis 1976 bei den Sommerspielen sieben Mal die deutsche<br />

Olympiamannschaft als Delegationsleiter geführt. Dem<br />

Präsidium des DSB gehörte er von 1950 bis 1970 an und wurde<br />

anschließend zum Ehrenmitglied berufen. Auch bei der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong>, die er 1951 in Frankfurt mit aus der<br />

Taufe hob und in der er als Verbindungsmann zum NOK wirkte,<br />

wurde sein Engagement mit der Ehrenmitgliedschaft gewürdigt.<br />

Dr. Max Danz hat während seines jahrzehntelangen Wirkens in<br />

Führungsämtern des deutschen und internationalen Sports<br />

zahlreiche Höhepunkte und auch Enttäuschungen erlebt. Er<br />

wurde mit hohen sportlichen und öffentlichen Ehrungen ausgezeichnet,<br />

so dem Ehrenbrief des Landes Hessen und dem Großen<br />

Bundesverdienstkreuz mit Stern und Schulterband. Seine Heimatstadt<br />

Kassel ernannte ihn zum Ehrenbürger. Das IOC ehrte<br />

ihn 1981 mit der Verleihung des <strong>Olympische</strong>n Ordens.


Bis ins hohe Alter nahm Dr. Max Danz in bewundernswerter<br />

Vitalität am sportlichen Geschehen im nationalen und internationalen<br />

Rahmen regen Anteil. Sein Rat und vor allem seine<br />

Erfahrungen waren in vielen Gremien des Sports auch weiterhin<br />

sehr gefragt, wobei er aber auch von seiner kritischen Distanz zu<br />

manchen Entwicklungen im Sport keinen Hehl machte. Am 20.<br />

Juni 2000 starb Dr. Max Danz im 92. Lebensjahr in seiner Heimatstadt<br />

Kassel. Das 50-jährige Jubiläum des von ihm mit<br />

begründeten DSB hat er im Dezember des gleichen Jahres in<br />

Hannover nicht mehr miterleben können.<br />

Zum 100. Geburtstag von Herbert Kunze<br />

Die <strong>Olympische</strong>n Spiele und der Eissport hatten ihn geprägt und<br />

lebenslang begleitet. Als Herbert Kunze am 2. Juli 1992 in Stuttgart<br />

beim Verbandstag des <strong>Deutsche</strong>n Eissport-Verbandes nicht<br />

mehr als DEV-Präsident kandidierte, trat er vom Führungsamt<br />

eines der damals erfolgreichsten deutschen Sportverbände<br />

zurück, das er nicht weniger als 43 Jahre lang unangefochten<br />

innegehabt hatte. Damit hat Herbert Kunze in der deutschen<br />

Sportgeschichte die längste Präsidentschaft eines Bundesfachverbandes<br />

überhaupt ausgeübt.<br />

Herbert Kunze wurde als Sohn des Bankprokuristen Hans Paul<br />

Kunze am 14. November 1908 in Berlin geboren. Er bestand dort<br />

1927 das Abitur, studierte Jura und Volkswirtschaft und begann<br />

seine berufliche Laufbahn nach dem Referendar- und Assessorexamen<br />

1936 in der Reichsfinanzverwaltung. Nach mehreren<br />

Stationen wurde der damals 32-jährige Jurist im Januar 1941 als<br />

Regierungsrat in das Reichsministerium der Finanzen in Berlin<br />

berufen.<br />

Dort in Berlin begann auch sein Wirken in ehrenamtlichen<br />

Funktionen für den Sport. Herbert Kunze schloss sich im Olympiajahr<br />

1936 dem traditionsreichen Berliner Schlittschuh-Club<br />

an und wurde 1940 dessen Geschäftsführender Vorsitzender.<br />

Nach Kriegsende - Herbert Kunze war von Berlin in die Heimat<br />

seiner Frau Annemarie Coenders nach Düsseldorf umgezogen -<br />

zählte er 1947 zu den Wiederbegründern der Düsseldorfer<br />

Eislauf-Gemeinschaft (DEG) und wurde 1948 zum Jugendwart<br />

und 1949 zum Vorsitzenden der <strong>Deutsche</strong>n Arbeitsgemeinschaft<br />

für Eissport - der DEV-Vorläuferin - gewählt.<br />

Beruflich war er zunächst ab 1947 als Rechtsanwalt in Duisburg-Hamborn<br />

und Düsseldorf tätig und wurde 1951 zum<br />

Geschäftsführer des Bundesverbandes deutscher Banken, der<br />

Dachorganisation des privaten Bankgewerbes, mit Sitz in Köln<br />

berufen.<br />

Bei der Wiedergründung des <strong>Deutsche</strong>n Eissport-Verbandes am<br />

17./18. September 1949 in Mannheim wurde Herbert Kunze zum<br />

Präsidenten gewählt und war eine Woche später am 24. September<br />

1949 in Bonn als Vertreter des Eissports auch Grün-<br />

dungsmitglied des NOK für Deutschland. Der versierte Jurist<br />

gehörte im Dezember 1950 in Hannover zu den Mitbegründern<br />

des <strong>Deutsche</strong>n Sportbundes, wurde zum DSB-Schatzmeister<br />

gewählt und übte diese wichtige Funktion im DSB-Führungsorgan<br />

bis 1967 aus, als er zum Generalsekretär der <strong>Olympische</strong>n<br />

Spiele München 1972 berufen wurde.<br />

Herbert Kunze, der immer zu den Nachdenkern im Sport zählte<br />

und sich auch noch im hohen Alter als DSB-Ehrenmitglied bei<br />

DSB-Tagungen durchaus kritisch zu manchen Entwicklungen im<br />

Sport äußerte, nahm in der Nachkriegszeit für den deutschen<br />

Sport im NOK, im DSB und in der DOG zahlreiche verantwortungsvolle<br />

Funktionen wahr, bei denen ihn stets seine entschiedene<br />

Überzeugung, aber auch seine noble Konzilianz auszeichneten.<br />

Vor allem der <strong>Olympische</strong>n Bewegung verbunden, war<br />

Herbert Kunze bereits bei den <strong>Olympische</strong>n Winterspielen 1952<br />

in Oslo Delegationsleiter der damals bundesdeutschen Mannschaft,<br />

dann 1956 in Cortina<br />

d' Ampezzo, I960 in Squaw<br />

Valley und 1964 in Innsbruck<br />

Mannschaftsführer der<br />

gesamtdeutschen Olympiamannschaften<br />

bei den Winterspielen.<br />

In seiner Funktion als damaliger<br />

Vizepräsident des NOK war<br />

Herbert Kunze am 3. Juli 1966<br />

an der Gründung des Organisationskomitees<br />

der XX.<br />

<strong>Olympische</strong>n Spiele München<br />

1972 führend beteiligt, wurde noch im gleichen Jahr vom Vorstand<br />

des OK zum Generalsekretär für die Münchner Spiele<br />

bestellt und nahm diese hauptberufliche Funktion zum 1. Januar<br />

1967 auf. Herbert Kunze wechselte von Düsseldorf nach München,<br />

heiratete - verwitwet - 1968 dort in zweiter Ehe Irene<br />

Henne und ist der Isarstadt nach der gelungenen Organisation<br />

der Spiele der XX. Olympiade, bei der er an verantwortlicher<br />

Stelle Hervorragendes geleistet hat, bis zu seinem Tode verbunden<br />

geblieben.<br />

Herbert Kunze wurde für seine vielfältigen Verdienste vom DSB<br />

und vom NOK zum Ehrenmitglied ernannt. Das IOC zeichnete<br />

ihn im Februar 1982 vor allem für seine Verdienste um die<br />

Münchner Spiele mit dem <strong>Olympische</strong>n Orden aus. Er war Ritter<br />

der französischen Ehrenlegion, Träger des Komturkreuzes des<br />

Königlich-Schwedischen Wasa-Ordens, Träger des Großen Bundesverdienstkreuzes<br />

und des Bayerischen Verdienstordens sowie<br />

Inhaber weiterer hoher in- und ausländischer Auszeichnungen.<br />

Dem Eissport, in dem er vor mehr als sieben Jahrzehnten sein<br />

sportliches Engagement begann, ist Herbert Kunze auch im<br />

hohen Alter als Ehrenpräsident des <strong>Deutsche</strong>n Eissport-Verbandes<br />

treu geblieben. Am 31. August 2007 ist Herbert Kunze im 99.<br />

Lebensjahr in München gestorben.<br />

45


<strong>Olympische</strong>s Dorf Berlin 1936:<br />

Nicht nur der Sport kehrt zurück<br />

Von Bianka Schreiber-Rietig<br />

Wäre da nicht das Schild, dann würden viele, die bei<br />

Elstal auf der B5 westlich Berlins an dieser Mauer<br />

und den Wohnhausruinen vorbei fahren, gar nicht<br />

wissen, was für ein historischer Ort das ist: "<strong>Olympische</strong>s Dorf"<br />

steht da. <strong>Olympische</strong>s Dorf? Ja, es sind die Athletenunterkünfte<br />

von 1936, als die Nationalsozialisten aus den Spielen ein politisches<br />

Propagandaspektakel machten und auch dieser Ort zur<br />

Strategie des Regimes gehörte.<br />

Zwiespältige Gefühl überkommen den Besucher, wenn er eine<br />

der professionellen Führungen der engagierten Guides mitmacht,<br />

die alle dem Verein Historia Elstal e.V. angehören. Die<br />

Erweiterung der Anlage auf dem Truppenübungsplatz Döberitz<br />

war von der Reichswehr ohnehin geplant, und so kam die Idee<br />

mit dem <strong>Olympische</strong>n Dorf nicht ungelegen.<br />

Das "Dorf des Friedens", von 1934 bis 1936 errichtet, war von<br />

vorneherein als Ausbildungsstätte der Wehrmacht konzipiert:<br />

Verkehrsgünstig gelegen, mit Anbindung an die Fernstraße<br />

Berlin-Hamburg (heutige B5) und eine nahezu geradlinige<br />

Verlängerung der "Via triumphalis" - der olympischen Feststraße<br />

vom Alexanderplatz bis zum Reichssportfeld - waren<br />

für beide Zwecke unschlagbare Standortkriterien. Und nicht<br />

zuletzt bot das Gelände Idylle pur: Die reizvolle Landschaft<br />

war für das Organisationskomitee ein weiterer Grund, die<br />

Sportler aus aller Welt dort unterzubringen. Die Idee des<br />

<strong>Olympische</strong>n Dorfes war zu dieser Zeit relativ neu - in Paris<br />

1924 wurde das erste mangels ausreichender Hotelkapazität<br />

gebaut.<br />

Konzipiert war die Anlage nur für die männlichen Teilnehmer:<br />

4.000 Athleten lebten im "Dorf ohne Frauen", während die 500<br />

Sportlerinnen in den weniger komfortablen Gebäuden Friesenhaus,<br />

Annaheim und Kursistenräumen rund um das Reichssportfeld<br />

untergebracht wurden. Nicht nur strenge Moralvorstellungen,<br />

sondern auch immer noch mangelnde Akzeptanz bei<br />

den Herren der Ringe und den Olympiamachern waren Gründe,<br />

warum die Frauen nicht im Dorf Quartier nehmen durften. Das<br />

Zitat des Gründers der Spiele der Neuzeit, Baron Pierre de<br />

Coubertin, spricht Bände: "Der einzige wirklich olympische Held<br />

46<br />

ist ... die vollendet kraftvolle Persönlichkeit. Folglich: keine<br />

Frauen, keine Sportmannschaften."<br />

Die gute Laune verdarb das den Athleten offensichtlich nicht.<br />

Versorgt und betreut von der Reederei Norddeutscher Lloyd<br />

ging es allen gut. Die Männer konnten im <strong>Olympische</strong>n Dorf<br />

trainieren: Sportplatz, Turn- und Schwimmhalle standen zur<br />

Verfügung. Für die Unterhaltung war gesorgt - heile Welt. Lob<br />

nicht nur von Athleten und Betreuern, sondern auch von der<br />

Presse in aller Welt, die vom Dorf als "wahres Paradies"<br />

schwärmte. "Hier draußen ist die Olympiade, hier fühlt man<br />

ihren Pulsschlag..." schrieb eine US-amerikanische Zeitung.<br />

Man kann es sich gut vorstellen an diesem Spätfrühlingstag,<br />

wie die Athleten nach anstrengendem Training vom Sportblatz<br />

herübertraben, nach dem Duschen vor ihren Wohnungen auf<br />

den Terrassen sitzen, zum Speise- oder Festsaal schlendern. Oder<br />

wie am Eingang vom Kommandanten des Dorfes, Freiherr von<br />

und zu Gilsa, die letzten Delegationen mit Pauken und Trompeten<br />

empfangen werden. Verschwommene Bilder von dem<br />

großen schwarzen US-Leichtathleten Jesse Owens oder seinem<br />

deutschen Freund Lutz Long, von US-Zehnkampf-Olympiasieger<br />

Glenn Morris oder dem japanischen Marathonsieger Kitei Son,<br />

dem deutschen Läufer Rudolf Harbig oder Gewichtheber Rudolf<br />

Ismayer werden lebendig. Ob sie die Politik in ihren Gesprächen<br />

ausklammern konnten? Zwei Wochen ohne Rassendiskriminierung,<br />

ohne Diffamierung, ohne Hass? Keine Fragen nach den<br />

jüdischen Teamkollegen, die aus der deutschen Mannschaft<br />

nahezu alle ausgeschlossen worden waren?<br />

Trotz der unbeschwerten Stimmung war sicher Vorsicht geboten,<br />

mit wem und worüber man sprach. Athleten, die sich hier<br />

als Freunde begegneten, trafen sich später als Feinde auf den<br />

Schlachtfeldern wieder. Viele von ihnen fielen nicht nur im<br />

Krieg, sondern wurden in Konzentrationslagern umgebracht.<br />

Heute liegt über dem Dorf eine merkwürdige Ruhe, aber auch<br />

etwas Bedrückendes. Die Stimme des Guides holt den Besucher<br />

in die Realität zurück. Gerade schildert er, wie 550.000 Quadratmeter<br />

des Geländes neu gestaltet, Erdmassen hin und her


ewegt, Birken und Buchen gepflanzt wurden, um Sichtachsen<br />

herzustellen. Für einen künstlichen See wurden Wasservögel aus<br />

dem Berliner Zoo herbeigeschafft, um dem Ganzen einen<br />

natürlich gewachsenen Anschein zu geben. Zwei Wochen<br />

Paradies, dann folgte die Ernüchterung: Das Dorf wurde seinem<br />

eigentlichen Zweck zugeführt - die Wehrmacht zog ein und<br />

bereitete sich auf den Ernstfall vor. Während des Krieges wurde<br />

die Anlage zum Lazarett umfunktioniert.<br />

1945 zog die Rote Armee in das "Friedensdorf", das nun für<br />

Jahrzehnte ein verbotener Ort wurde. Die Sowjets nutzten das<br />

Gelände für ihre Zwecke, rissen viele der einstigen Sportlerunterkünfte<br />

ab. Von den 136 einstöckigen Häusern stehen heute noch<br />

20. 1992 zogen die GUS-Truppen ab. Zurück blieben mehrere<br />

tausend Tonnen Müll und Gebäudeschutt. Die vielen Um- und<br />

Neubauten der Armee hatten die Anlage weitgehend zerstört.<br />

Was sollte man nun mit diesem braunen Erbe tun? Nach der<br />

Wiedervereinigung flammten alte Gebietsstreitigkeiten zwischen<br />

den brandenburgischen Gemeinden Elstal und Dallgow<br />

auf, Investoren blieben aus. Obwohl das Dorf wegen seiner<br />

historischen und künstlerischen Bedeutung unter Denkmalschutz<br />

steht, war es weiter vom Verfall bedroht. Doch dann<br />

stiegen als <strong>Gesellschaft</strong>er die DKB Immobilien AG und die DKB<br />

Wohnen GmbH ein, die im Jahr 2000 als GbR <strong>Olympische</strong>s Dorf<br />

Eigentümer der Anlage wurden.<br />

Kleine Fortschritte sind nicht zu übersehen - es tut sich was,<br />

seit die DKB-Stiftungen für gesellschaftliches Engagement<br />

Eigentümerin des <strong>Olympische</strong>n Dorfes ist. Einige der hässlichen<br />

Plattenbauten aus Sowjetzeit wurden abgerissen. Ein ehemaliges<br />

historisches Mannschaftshaus der Sportler wird saniert wie<br />

auch der einst künstlich angelegte See. Und der Sport ist<br />

zurückgekehrt: Aschenbahn, Kugelstoß-, Weitsprung- und<br />

Speerwurfanlagen wurden dafür erneuert. Die Turnhalle kann<br />

wieder genutzt werden,<br />

und auf dem 2005 neu<br />

verlegten Fußballrasen<br />

trainiert der Verein ESV<br />

Lok Elstal kostenlos,<br />

kümmert sich aber um<br />

die Pflege des Platzes.<br />

Steffen Freund, ehemaligerFußball-Nationalspieler,<br />

trainiert nicht<br />

nur sein Jugendteam<br />

dort, sondern er organisiert<br />

auch ein Fußballturnier:<br />

Auf historischem<br />

Gelände treten Spitzenmannschaften<br />

wie<br />

Borussia Dortmund oder<br />

Hertha BSC und andere<br />

an.<br />

Eine besondere Beziehung zum <strong>Olympische</strong>n Dorf hat Kugelstoßerin<br />

Astrid Kumbernuss: Sie gab 2005 dort ihre Abschiedsvorstellung.<br />

Nun ist sie seit drei Jahren Moderatorin beim DKB-<br />

Cup-Finale.<br />

Nicht nur Asse wie die Speerwerferinnen Steffie Nerius und<br />

Christina Obergföll oder Kugelstoßerin Nadine Kleinert erleben<br />

Sport an diesem besonderen Ort. Auch der Nachwuchs bereitet<br />

sich bei diesen Veranstaltungen auf große internationale Einsätze<br />

vor. Und die besondere Luft schnuppern wollen auch die, die<br />

später gerne mal ganz oben auf dem Treppchen stehen würden:<br />

Klassen- und Schulstaffeln unterschiedlicher Nationalitäten<br />

starten beim "Jesse Owens Memorial Staffellauf" oder bei<br />

Wettbewerben wie "Deutschland sucht den Supersprinter". Und<br />

bei einer Kinderolympiade wetteifern über 200 kleine Sportler in<br />

ungewöhnlichen Disziplinen wie Besenweitwurf um Medaillen<br />

und natürlich die Ehre....<br />

George Taylor war acht, als er mit seinen Eltern aus York nach<br />

Berlin zu den Spielen kam. Er besuchte auch damals das <strong>Olympische</strong><br />

Dorf. Bei der Führung nun kam die Erinnerung, kleine<br />

bunte Mosaiksteinchen: Wie er an der Hand von Vater und<br />

Mutter beim Tag der offenen Tür Schwimmbad und Sauna<br />

besichtigte. Oder dass im Empfangsgebäude viele Fahnen<br />

hingen. Und an die laute Musik. Der 84-Jährige will nächstes<br />

Jahr mit mehr Zeit wieder kommen und wünscht sich, dass man<br />

vielleicht auch ein kleines Museum einrichten würde "wo auch<br />

hinter die Fassade geschaut wird, was damals in Deutschland<br />

durch diese Spiele übertüncht wurde".<br />

Mit diesem Wunsch steht der Brite nicht allein. Wenn das <strong>Olympische</strong><br />

Dorf als "Denkmal nationaler Bedeutung" anerkannt<br />

würde, dann könnte mit Bundes- und Landesmitteln restauriert<br />

werden, und vielleicht ginge dann der Wunsch der polnischen<br />

Austauschschülerin Maria in Erfüllung: so etwas wie eine<br />

Jugendbegegnungstätte<br />

einzurichten. Die war<br />

schon mal im Gespräch,<br />

wurde aber mangels<br />

Finanzmitteln schnell<br />

wieder ad acta gelegt.<br />

Wenn Jugendliche an<br />

diesem Ort lebenslange<br />

Freundschaften schließen<br />

würden, wie einst<br />

Owens und Long, der an<br />

den Freund 1939 in die<br />

USA schrieb: "Sag Ihnen,<br />

wie gut wir uns verstanden<br />

haben" - das wäre<br />

im Nachhinein ein<br />

Triumph über das grausame<br />

NS-Terrorregime<br />

im Dorf des Friedens.<br />

47


Platz 1<br />

Großer Sport und junge Kunst:<br />

"<strong>Olympische</strong> Spiele - wie ich sie sehe!"<br />

Ein Schülermalwettbewerb<br />

D<br />

ie <strong>Olympische</strong>n Spiele sind das Großfest des Sports, eine<br />

Mustermesse der Superlative. Sie stehen für Wettkämpfe<br />

auf höchstem Niveau, für Rekorde und Medaillen, für großartige<br />

Siege und bittere Niederlagen, für Triumphe und Enttäuschungen.<br />

Aber die <strong>Olympische</strong>n Spiele sind noch mehr. Sie<br />

sind, das lehren uns die Geschichte und die Gegenwart, ein<br />

Politikum besonderer Art, ein exponierter Wirtschaftsfaktor und<br />

nicht zuletzt ein Medienereignis sondergleichen.<br />

Und dennoch oder gerade deswegen zieht das Ereignis immer<br />

wieder Millionen, nein längst Milliarden Menschen in seinen<br />

Bann. Wenn trotz mancher Risiken und Nebenwirkungen die<br />

Faszination ungebrochen scheint, so dürfte dies wohl auch und<br />

nicht zuletzt daran liegen, dass die <strong>Olympische</strong>n Spiele seit jeher<br />

mit einer Vision verbunden sind und der wunderbaren Utopie<br />

Raum geben, dass man Grenzen überwinden und Menschen<br />

einander näher bringen kann, und dass sich das Konkurrenzund<br />

Leistungsprinzip durchaus auf eine geregelte, faire und<br />

friedliche, kurz humane Weise ausleben lässt.<br />

Anspruch und Wirklichkeit der <strong>Olympische</strong>n Spiele spiegeln<br />

sich in einer vielfältigen Rezeption, in unzähligen Äußerungen<br />

OF-GALERIE<br />

48 OF-GALERIE


Platz 2 Platz 3<br />

von Beteiligten sowie professionellen und passionierten Beobachtern.<br />

Besonders reizvoll ist es aber, wie so oft, die Dinge<br />

auch einmal durch die Augen von Kindern und Jugendlichen<br />

zu betrachten, da diese dem vermeintlich ernsthaften Sachverhalt<br />

oft ganz unbefangen, ja in positivem Sinne naiv<br />

begegnen.<br />

Eben daraus resultiert der spezifische Reiz eines seit 1984<br />

durchgeführten, also bereits traditionellen Wettbewerbs,<br />

dessen aktuelle Ergebnisse sich wieder einmal - auch in dieser<br />

"Galerie" - sehen lassen können. "<strong>Olympische</strong> Spiele - wie ich<br />

sie sehe!" Von diesem Motto ließen sich mehr als 2.500 Schülerinnen<br />

und Schüler motivieren, ihren Blick auf die Spiele von<br />

Peking bildmalerisch wiederzugeben. So präsentierte sich der<br />

fachkundigen Jury, die sich der Qual der Wahl zu unterziehen<br />

hatte, ein großartiges Ensemble kunstvoller Kommentare zum<br />

olympischen Geschehen, die sowohl die Dramatik des Wettkampfs,<br />

die Ästhetik der Bewegung, die Persönlichkeit einzelner<br />

Athletinnen und Athleten sowie politische und ökonomische<br />

Implikationen in den Blick nehmen. Allemal handelt es<br />

sich um eine erfrischende und farbenfrohe "junge Kunst", die<br />

den Betrachter inspirieren und durchaus auch nachdenklich<br />

stimmen mag.<br />

OF-GALERIE<br />

OF-GALERIE<br />

Für die Verantwortlichen der erstmals federführenden <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Olympische</strong>n Akademie (DOA), die sich bei der Durchführung<br />

des Wettbewerbs auf die vielfach bewährte Kooperation<br />

mit der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> (DOG)<br />

und dem BDK Fachverband für Kunstpädagogik stützen<br />

konnten, war die quantitativ und qualitativ bemerkenswerte<br />

Resonanz auch insofern erfreulich, als sie im Kontext zahlreicher<br />

Maßnahmen im Sinne einer <strong>Olympische</strong>n Erziehung<br />

wieder einmal die Hoffnung nährte, auf eigene Weise zu der<br />

allenthalben angemahnten Bildungsoffensive beitragen zu<br />

können.<br />

Dass sich ein entsprechendes Engagement allemal lohnt,<br />

mögen die zwölf ausgewählten Siegerbilder, je drei in vier<br />

Altersgruppen, belegen, die im Übrigen auch in Form eines<br />

repräsentativen Kalenders nachhaltig nutzbar gemacht werden.<br />

Für den Betrachter mag deutlich werden, dass die <strong>Olympische</strong>n<br />

Spiele tatsächlich mehr sind als Sport, auch mehr als<br />

Politik, Wirtschaft oder Medien. <strong>Olympische</strong> Spiele sind auch<br />

und nicht zuletzt - Kunst und Kultur.<br />

Andreas Höfer<br />

49


Jahrgang 1996 - 1993 Jahrgang 1999 - 1997<br />

Platz 1<br />

Platz 2<br />

Platz 3<br />

50<br />

Platz 1<br />

Platz 2<br />

Platz 3<br />

OF-GALERIE<br />

OF-GALERIE


Jahrgang 2000 und jünger<br />

Platz 1<br />

Platz 2<br />

Platz 3<br />

OF-GALERIE<br />

OF-GALERIE<br />

Jahrgang 2000 und jünger<br />

Platz 1 Selina Sihyrek (Augustin-Violet-Schule,<br />

Frankenthal)<br />

Platz 2 Kevin Tempels (Grundschule<br />

Niederbrombach)<br />

Platz 3 Ann Kristin Bechtold (Herzbergschule Roth)<br />

Jahrgang 1999 - 1997<br />

Platz 1 Jan Christian Rinck (Don-Bosco-Schule,<br />

Rostock)<br />

Platz 2 Celina Frenkel<br />

(Werner-Heisenberg-Gymnasium, Neuwied)<br />

Platz 3 Qualid El Meziani (Goetheschule, Wiesbaden)<br />

Jahrgang 1996 - 1993<br />

Platz 1 Tabea Rühl (Leibnizschule, Wiesbaden)<br />

Platz 2 Aileen Müller (Anne-Frank-Schule, Linden)<br />

Platz 3 Sarah Berger (Realschule Grünstadt)<br />

Jahrgang 1992 und älter<br />

Platz 1 Inabat Tlegen (Staatliches Berufskolleg,<br />

Rheinbach)<br />

Platz 2 Maike Basten (Hauptschule Saarburg)<br />

Platz 3 Satella Tlegen (Staatliches Berufskolleg,<br />

Rheinbach)<br />

51


Nachrichten des DOSB<br />

Lob für den Sport und einen Appell für<br />

noch mehr Anti-Doping-Kampf richtete<br />

Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble<br />

an die Delegierten der 4. DOSB-Mitgliederversammlung<br />

am 6. Dezember in Rostock.<br />

Schäuble sagte dem Sport Unterstützung<br />

auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten<br />

zu. Werte und Nutzen des Sports für die<br />

Gemeinschaft seien wichtig "in einer Zeit<br />

voller Veränderungen", so Schäuble: "Sport<br />

macht unser Land liebenswert und das<br />

Leben lebenswerter." Zum Erhalt der Werte<br />

des Sports müsse der Anti-Doping-Kampf<br />

weiter verstärkt werden. Schäuble warb<br />

dafür, dass die Sportverbände den neuen<br />

Code der Welt-Antidoping-Agentur (WA-<br />

DA) möglichst schnell übernehmen. Andernfalls<br />

könne dies Streichungen bei den<br />

Fördermitteln nach sich ziehen - der<br />

NADA-Code werde zukünftig "zuwendungsrechtliche<br />

Voraussetzung für finanzielle<br />

Unterstützung" sein, machte Schäuble<br />

deutlich.<br />

DOSB-Präsident Thomas Bach forderte<br />

Mitglieder, Vereine und Verbände zum<br />

selbstbewussten Umgang mit der Finanzund<br />

Wirtschaftskrise auf - er sei nicht Teil<br />

des Problems, sondern Teil der Lösung. Bei<br />

Integration, Gesundheitsfürsorge, im<br />

Kampf gegen Neonazis und zahlreichen<br />

96 Wintersportler im<br />

Top-Team Vancouver<br />

96 Wintersportlerinnen und Wintersportler<br />

bilden den Kern des Top-Teams Vancouver,<br />

das das Präsidium des deutschen <strong>Olympische</strong>n<br />

Sportbundes (DOSB) Anfang Dezember<br />

in Rostock auf den Weg gebracht hat.<br />

52<br />

DOSB-Mitgliederversammlung <strong>2008</strong> mit wichtigen<br />

Weichenstellungen für die Sportentwicklung<br />

weiteren Feldern trete der Wert des Sports<br />

offen zu Tage. Im Kampf gegen Doping<br />

werde der Sport seiner gesellschaftlichen<br />

Verantwortung Rechnung tragen. Bach zog<br />

eine positive Halbzeitbilanz für die Arbeit<br />

des 2006 mit der Gründung des DOSB<br />

gewählten Präsidiums und kündigte an, im<br />

Jahr 2009 den Schwerpunkt auf das Thema<br />

"Frauen und Sport" zu legen.<br />

In seiner Bilanz der <strong>Olympische</strong>n Spiele von<br />

Peking lobte DOSB-Generaldirektor Michael<br />

Vesper Athleten und Verbände, die mit<br />

Platz Fünf in der Medaillenwertung das<br />

Etappenziel erreicht hätten. Deutschland<br />

sei breit über alle Sportartengruppen<br />

aufgestellt, allerdings sei ein weiterer<br />

Rückgang bei der Zahl der Medaillen zu<br />

beobachten. Vesper zog acht "Lehren aus<br />

Peking", die die Qualität von Trainern und<br />

Training in den Vordergrund stellten, die<br />

bessere Nutzung vorhandenen sportwissenschaftlichen<br />

Know-Hows und die<br />

Orientierung an der Weltspitze forderten:<br />

"Wir müssen uns unserer Defizite und<br />

unserer Potentiale für die Spiele in London<br />

bewusst sein, um diese wirklich nutzen zu<br />

können", betonte Vesper.<br />

Nach intensiven Beratungen haben die<br />

Mitglieder des DOSB einen Grundsatzbe-<br />

Auf einer Sitzung in Berlin wurde unter<br />

anderem der Dreifach-Olympiasieger von<br />

Turin, Michael Greis, in das Team aufgenommen.<br />

"Diese knapp 100 Athletinnen bilden<br />

den Kern unserer Mannschaft für Vancouver,"<br />

sagte DOSB-Generaldirektor Michael<br />

Vesper. Noch nicht im Top-Team enthalten<br />

sind beispielsweise die Eishockeynationalspieler.<br />

Sie müssen sich im Februar 2009 auf<br />

einem Qualifikationsturnier durchsetzen. Der<br />

DOSB stellt vor <strong>Olympische</strong>n Spielen Top-<br />

schluss gefasst, der vorsieht, die Mitgliedsbeiträge<br />

im DOSB ab 1. Januar 2010 um<br />

3,5 Cent pro Mitgliedschaft in Spitzenverbänden<br />

und Landessportbünden zu erhöhen.<br />

Damit soll das strukturelle Defizit des<br />

DOSB ausgeglichen werden. Die 459<br />

anwesenden Stimmberechtigten beschlossen<br />

bei 9 Gegenstimmen und 38 Enthaltungen<br />

außerdem, eine Arbeitsgruppe<br />

prüfen zu lassen, ob, wann und in welcher<br />

Höhe eine weitere Erhöhung der seit 1978<br />

unveränderten Mitgliedsbeiträge notwendig<br />

ist.<br />

Kanurennsport-Trainer Rolf-Dieter Amend<br />

(59) wurde bei der Mitgliederversammlung<br />

des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Sportbundes<br />

(DOSB) in Rostock-Warnemünde als "Trainer<br />

des Jahres <strong>2008</strong>/2009" ausgezeichnet.<br />

Die erstmals vom DOSB vergebene "Ehrenmedaille<br />

des deutschen Sports" ging an<br />

Bundespräsident Horst Köhler. Die Fachhochschule<br />

Ansbach bei Nürnberg wurde<br />

als "Hochschule des Spitzensports <strong>2008</strong>"<br />

geehrt. Außerdem erhielten Christiane<br />

Wenkel und Paul Wedelei von der Thüringer<br />

Sportjugend die diesjährige IOC-Trophy<br />

für ihre Verdienste um die Vermittlung der<br />

olympischen Werte. Vier Vereine wurden<br />

mit der Sportplakette des Bundespräsidenten<br />

ausgezeichnet.<br />

Teams zusammen, um für diesen Kaderkreis<br />

optimale sportliche, soziale und wirtschaftliche<br />

Rahmenbedingungen zu schaffen.<br />

Beschlossen wurden außerdem die Nominierungsrichtlinien<br />

für Olympia 2010. "Auch für<br />

Vancouver gilt erneut das Kriterium der<br />

begründeten Endkampfchance", erklärte<br />

DOSB-Leistungssportdirektor Bernhard<br />

Schwank. Schwank wird das deutsche Team<br />

in Kanada als Chef de Mission leiten.


Vertreter der vier Vereine, die mit der Sportplakette des Bundespräsidenten ausgezeichnet wurden, mit<br />

Innenminister Mecklenburg-Vorpommerns und Sportministerkonferenz-Vorsitzenden Lorenz Caffier<br />

(links), Erika Dienstl vom DOSB (vorn, 3. von links) und DOSB-Präsident Thomas Bach (rechts). Lorenz Caffier (rechts), Innenminister von<br />

Mecklenburg-Vorpommern und Sportministerkonferenz-Vorsitzender<br />

mit DOSB-Präsident<br />

Thomas Bach.<br />

Zog eine Bilanz zur Halbzeit der Legislaturperiode<br />

- DOSB-Präsident Thomas Bach<br />

Prof. Dr. Hartmut Häußermann vom Institut für<br />

Sozialwissenschaften der Humboldt-Universität<br />

zu Berlin sprach zum Thema "Sport macht Stadt<br />

- Zur Rolle des Sportvereins in den Kommunen".<br />

Bilanzierte die <strong>Olympische</strong>n Spiele Peking <strong>2008</strong> -<br />

DOSB-Generaldirektor Michael Vesper<br />

DOSB-Präsident Thomas Bach gratuliert dem<br />

Kanurennsport-Trainer Rolf Dieter Amend (links)<br />

zur Auszeichnung als "Trainer des Jahres <strong>2008</strong>".<br />

DOSB-Präsident Thomas Bach (rechts) gratuliert<br />

Paul Wedeleit (links) und Christiane Wenkel von<br />

der Thüringer Sportjugend zur Auszeichnung<br />

mit der diesjährigen IOC-Trophy "Sport and<br />

Youth".<br />

Bundesinnenminisiter Wolfgang Schäuble, sagte<br />

dem Sport "in einer Zeit voller Veränderungen"<br />

die weitere Unterstützung der Bundesregierung<br />

zu und forderte zugleich den effizienten Einsatz<br />

der Mittel und einen entschiedenen Kampf<br />

gegen Doping.<br />

Der SPD-Fraktionsvorsitzende Peter Struck<br />

begrüßte die Delegierten in Rostock.<br />

53


DOSB Präsidium bilanzierte<br />

Halbzeit der Wahlperiode<br />

Etwa zur Halbzeit der Wahlperiode trat das<br />

Präsidium des DOSB in der Sportschule<br />

Hennef zu seiner 22. Sitzung zusammen.<br />

Sie gliederte sich in zwei Teile: eine Klausurtagung<br />

mit den "Fraktionsvorsitzenden",<br />

also Claus Umbach (für die Spitzenverbän-<br />

de in Vertretung von Christa Thiel), Rolf<br />

Müller (für die Landessportbünde) und<br />

Barbara Oettinger (für die Verbände mit<br />

besonderen Aufgaben) einerseits und eine<br />

"normale" Präsidiumssitzung andererseits.<br />

Dabei wurde festgestellt, dass die im<br />

Arbeitsprogramm niedergelegten Vorhaben,<br />

wie sie die Mitgliederversammlung im<br />

Dezember 2006 in Weimar verabschiedet<br />

hatte, in weiten Teilen bereits erledigt sind.<br />

Ein Resümee wurde zur Mitgliederversammlung<br />

Anfang Dezember in Rostock zur<br />

Verfügung gestellt. Zugleich wurden Arbeitsschwerpunkte<br />

für die zweite Hälfte<br />

identifiziert, darunter natürlich die Bewer-<br />

Die Sportschule in Hennef, hier eine Aufnahme von Oktober 2006, war<br />

Gastgeber der 22. Präsidiumssitzung des DOSB, bei der das DOSB-<br />

Präsidium unter der Führung von Präsident Bach und Generaldirektor<br />

Vesper neben einer Halbzeitbilanz der Wahlperiode wichtige Weichenstellungen<br />

für die kommenden Jahre vornahmen.<br />

54<br />

bung um die <strong>Olympische</strong>n Winterspiele in<br />

München 2018, aber auch die Intensivierung<br />

der Vereinshilfe und Vereinsförderung,<br />

die Durchsetzung einer weiteren Erhöhung<br />

der Spitzensportförderung und eine Bildungsoffensive.<br />

Natürlich gehört auch der<br />

fortgesetzte Kampf gegen das Doping<br />

weiter zu den Schwerpunkten. Dabei ist das<br />

Präsidium unzufrieden darüber, wie die<br />

staatlichen Ermittlungsbehörden bislang<br />

mit den Möglichkeiten des verschärften<br />

Arzneimittelgesetzes umgehen.<br />

Der DOSB erwartet, dass die<br />

Staatsanwaltschaften - eine<br />

Schwerpunktstaatsanwaltschaft<br />

haben die Justizminister bekanntlich<br />

gegen das Votum des<br />

DOSB leider abgelehnt - Ermittlungsverfahren<br />

gegen die<br />

Hintermänner auch der aktuellen<br />

Dopingfälle eröffnen. Zur<br />

Weiterentwicklung des Sportabzeichens<br />

hatte das Präsidium<br />

eine Projektgruppe eingerichtet,<br />

die in Hennef durch ihren<br />

Vorsitzenden, Frank Wittchen,<br />

und die Direktorin der Führungsakademie,<br />

Gaby Freytag, einen Zwischenbericht<br />

gab. Nach einer sehr intensiven<br />

Diskussion stellte das Präsidium die<br />

Weichen für eine Neupositionierung des<br />

Sportabzeichens, die der Mitgliederversammlung<br />

im nächsten Jahr zur Beschlussfassung<br />

vorgelegt werden soll. Breiten<br />

Raum nahm die Auswertung der Spiele der<br />

XXIX. Olympiade in Peking ein. Die Rahmenbedingungen<br />

der Teilnahme unserer<br />

Mannschaft haben sich nach Auffassung<br />

des Präsidiums durchweg bewährt. Dazu<br />

zählt die in allen Konfliktfällen bestätigte<br />

Nominierungshoheit des DOSB, die erstmals<br />

mit allen 440 Athleten geschlossene Athletenvereinbarung<br />

und die Ehren- und<br />

Verpflichtungserklärung,<br />

die sämtliche<br />

Trainer, Betreuer,<br />

Ärzte und Physiotherapeuten<br />

zu<br />

unterzeichnen<br />

hatten. Die Organisation<br />

der Teilnahme<br />

der Olympiamannschaft<br />

wurde<br />

als ausgesprochen<br />

positiv bewertet<br />

"Unsere drei Ziele<br />

haben wir in Peking<br />

erreicht: Die deutsche<br />

Mannschaft<br />

war erfolgreich und kletterte in der Nationenwertung<br />

von Platz 6 auf Platz 5, sie<br />

erreichte ihre Erfolge ohne Doping und sie<br />

stellte sich als würdiger Botschafter unseres<br />

Landes dar", erklärte DOSB-Generaldirektor<br />

Dr. Michael Vesper, in Peking Chef de<br />

Mission der deutschen Mannschaft. Dennoch,<br />

so Vesper, könne dieses positive Fazit<br />

nicht überdecken, dass es neben Licht auch<br />

Schatten gab. In einigen Sportarten gab es<br />

enttäuschende Resultate; genau hier müsse<br />

und werde angesetzt werden.<br />

Bundespräsident Köhler<br />

ehrte 132 Sportlerinnen<br />

und Sportler mit dem<br />

Silbernen Lorbeerblatt<br />

Die Olympiasieger und - medaillengewinner<br />

von Peking haben am Donnerstag, den 20.<br />

November <strong>2008</strong>, in Berlin die höchste<br />

staatliche Sportauszeichnung der Bundesrepublik<br />

Deutschland in Empfang genommen.<br />

Bundespräsident Horst Köhler überreichte<br />

den Sportorden an 132 Athletinnen<br />

und Athleten, die es bei den <strong>Olympische</strong>n<br />

Sommerspielen und den Paralympischen<br />

Spielen in Peking im August und September<br />

<strong>2008</strong> auf das Siegertreppchen geschafft<br />

hatten. Zu den Ausgezeichneten gehörten<br />

Olympiasieger wie Ole Bischof, Jan Frodeno,<br />

Alexander Grimm, Benjamin Kleibrink, Lena<br />

Schöneborn, Sabine Spitz, Matthias Steiner,<br />

die Hockey-Herren und das Team der<br />

Vielseitigkeitsreiter ebenso wie die Paralympic-Stars<br />

Marianne Buggenhagen und<br />

Wojtek Czyz. Bundespräsident Köhler<br />

richtete seine Anerkennung an alle 132<br />

Sportler: "Jede und jeder von Ihnen verdient<br />

die besondere Anerkennung. Bleiben<br />

Sie so wie Sie sind und bleiben Sie damit<br />

das, was das Silberne Lorbeerblatt würdigt:<br />

Vorbilder durch Leistung und Persönlichkeit."<br />

Köhler nahm auch Bezug auf die<br />

Menschenrechtsdiskussion um die Gastgeber<br />

der Spiele: "Sicher, auch während der<br />

Spiele ist deutlich geworden, dass China<br />

unter Meinungs- und Demonstrationsfreiheit<br />

etwas anderes versteht als wir. Dennoch<br />

haben sich die Chinesen als gute und<br />

weltoffene Gastgeber erwiesen. Ich glaube,<br />

dass die Spiele mit ihren vielen menschlichen<br />

Begegnungen dazu beigetragen<br />

haben, dass die Welt China, aber auch<br />

China die Welt besser kennen und verste-


hen lernt." Für den <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

Sportbund (DOSB) nahmen Präsident<br />

Thomas Bach und Generaldirektor Michael<br />

Vesper an der Feierstunde teil. "Ich freue<br />

mich mit den erfolgreichen Mitgliedern<br />

unserer Olympia- und Paralympic-Teams<br />

über diese herausragende Ehrung, die<br />

Leistung und Fair Play gleichermaßen<br />

belohnt. Danken möchte bei dieser Gelegenheit<br />

auch allen, die unsere Sportler in<br />

Training und Wettkampf unterstützen,<br />

damit sie ihre Spitzenleistungen erbringen<br />

können, den Trainern, Betreuern, Physiotherapeuten<br />

und Verbandsfunktionären", sagte<br />

Thomas Bach.<br />

Michael Vesper, der in Peking die deutsche<br />

Olympiamannschaft als Chef de Mission<br />

angeführt hatte, betonte: "Mit dem Silbernen<br />

Lorbeerblatt kommt die gesellschaftliche<br />

Anerkennung von höchster Stelle für<br />

erfolgreiche, vorbildliche und saubere<br />

Auftritte zum Ausdruck."<br />

Bundespräsident Horst Köhler zeichnete Ende November in Berlin<br />

Medaillengewinnerinnen und Medaillengewinner der <strong>Olympische</strong>n<br />

Spiele Peking <strong>2008</strong> aus. Hier im Bild das Staatsoberhaupt mit<br />

Aktiven aus den Sportarten Wasserspringen und Rudern bzw.<br />

Rollstuhlbasketball.<br />

Dr. Franz Josef Jung ehrte<br />

Olympia- und Paralympicsteilnehmer<br />

der Bundeswehr<br />

Verteidigungsminister Dr. Franz Josef Jung<br />

hat am 17. November <strong>2008</strong> die Spitzensportler<br />

der Bundeswehr ausgezeichnet, die<br />

an den <strong>Olympische</strong>n Sommerspielen und<br />

den Paralympics in Peking teilgenommen<br />

haben. "Bei den <strong>Olympische</strong>n Spielen in<br />

Peking konnte der Sport wieder seine<br />

ganze positive Kraft entfalten", betonte<br />

Verteidigungsminister Jung. "Der Zuschauer<br />

erlebte nicht nur spannende Wettkämpfe,<br />

sondern auch bewegende Momente und<br />

ein friedliches Zusammensein Hunderttausender<br />

Menschen aus aller Welt. Nicht<br />

zuletzt brachten die Spiele uns China und<br />

seinen gastfreundlichen Menschen ein<br />

Stück näher", so der Minister. DOSB-<br />

Präsident Dr.<br />

Thomas Bach<br />

erklärte anlässlich<br />

der Ehrung: "Ohne<br />

die Sportförderung<br />

der Bundeswehr<br />

könnte Deutschland<br />

in der Weltspitze<br />

nicht mehr mitmischen.<br />

Sie ist fester<br />

Bestandteil der<br />

Planungen im<br />

Leistungssport und<br />

bietet Aktiven beste<br />

Rahmenbedingungen,<br />

um sich<br />

intensiv auf inter-<br />

nationaleWettkämpfevorzubereiten." Als Dank für<br />

die Unterstützung<br />

überreichten die<br />

Medaillengewinner<br />

Katrin Wagner<br />

Augustin und Lutz<br />

Altepost dem<br />

Minister im Namen<br />

aller anwesenden<br />

Sportlerinnen und<br />

Sportler ein offizielles<br />

T-Shirt mit den<br />

Unterschriften der<br />

Aktiven. Um die<br />

Erfolgsgeschichte<br />

von Bundeswehr<br />

und Sport fortzuschreiben<br />

hatte das<br />

Verteidigungsministerium die Anzahl der<br />

Förderplätze der Bundeswehr für Spitzensportler<br />

um 120 auf 744 erhöht. Bis zu den<br />

<strong>Olympische</strong>n Winterspielen 2010 in Vancouver<br />

ist sogar eine flexible Erhöhung auf<br />

bis zu 824 Plätze möglich - ein wertvoller<br />

Beitrag, damit Deutschland auch in Zukunft<br />

eine führende Stellung im Weltsport<br />

behält. In Peking kam etwa ein Drittel der<br />

deutschen Olympiamannschaft Aktiven,<br />

129 Sportlerinnen und Sportler aus der<br />

Bundeswehr. Sie gewannen 15 der 41<br />

Medaillen der deutschen Olympiamannschaft:<br />

5 von 16 Gold-, 2 von 10 Silberund<br />

8 von 15 Bronzemedaillen.<br />

Bayern unterstützt Münchner<br />

Olympiabewerbung<br />

Bayern wird die Bewerbung Münchens für<br />

die <strong>Olympische</strong>n Winterspiele 2018 gemeinsam<br />

mit der Stadt und den Spitzen des<br />

deutschen Sports mit aller Kraft unterstützen.<br />

Die Bewerbung der Landeshauptstadt<br />

stand im Mittelpunkt des Antrittsbesuches<br />

von DOSB-Präsident Thomas Bach und<br />

DOSB-Generaldirektor Michael Vesper beim<br />

bayerischen Ministerpräsidenten Horst<br />

Seehofer. Bach und Vesper informierten<br />

Seehofer gemeinsam mit dem Präsidenten<br />

des <strong>Deutsche</strong>n Skiverbandes, Alfons Hörmann,<br />

am 18. November <strong>2008</strong> bei dem<br />

Treffen in der bayerischen Staatskanzlei. Im<br />

Anschluss an das in freundschaftlicher und<br />

konstruktiver Atmosphäre verlaufene<br />

Gespräch äußerten Bach und Vesper sich<br />

erfreut, dass auch die neue bayerische<br />

Der bayerische Ministerpräsident Horst<br />

Seehofer (rechts) begrüßt den Präsidenten<br />

des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Sportbundes<br />

und IOC-Vizepräsidenten Thomas Bach (2.<br />

von links), Alfons Hörmann, Präsident des<br />

<strong>Deutsche</strong>n Skiverbandes (links) und den<br />

Generaldirektor des DOSB, Michael Vesper<br />

in der Staatskanzlei in München.<br />

55


Staatsregierung die Bewerbung vorbehaltlos<br />

und mit allen Kräften zu unterstützen wolle.<br />

Seehofer hatte <strong>Olympische</strong> Winterspiele in<br />

Bayern als ein großartiges Zukunftsprojekt<br />

bezeichnet, für das sich die bayerische<br />

Staatsregierung massiv ins Zeug legen<br />

werde. Die bayerische Bewerbung mit den<br />

Austragungsorten München, Garmisch-<br />

Partenkirchen und Schönau am Königssee<br />

biete die besten Vorrausetzungen, um<br />

gerade auch bei den Themen Umweltverträglichkeit<br />

und Nachhaltigkeit international<br />

voll zu punkten, sagte Seehofer. Seehofer<br />

und Bach sprachen sich dafür aus, dass<br />

in den nächsten Wochen und Monaten<br />

verstärkt auch namhafte bayerische und<br />

deutsche Unternehmen für die Unterstützung<br />

der Bewerbung 2018 gewonnen<br />

werden sollen.<br />

DOSB-Büro in Brüssel vertritt<br />

Interessen europäischer NOKs<br />

am EU-Sitz<br />

Hellmund bleibt Büroleiter / Sportrelevante<br />

Entwicklungen in der Europapolitik<br />

Die 49 Europäischen NOKs (EOC) haben<br />

Ende November bei ihrer Generalversammlung<br />

in Istanbul die Aufwertung des Brüsseler<br />

Büros des deutschen Sports zu einem<br />

Büro des europäischen Sports am EU-Sitz<br />

beschlossen. Die künftige Anlaufstelle von<br />

Europas NOKs erhält dafür zukünftig jährlich<br />

durch die EOC und das Internationale<br />

<strong>Olympische</strong> Komitee (IOC) 270.000 Euro, die<br />

für die räumliche Erweiterung und die<br />

personelle Aufstockung dienen. Büroleiter<br />

bleibt der <strong>Deutsche</strong> Folker Hellmund.<br />

Das 1993 eingerichtete Büro des europäischen<br />

Sports hat sich zu einem gefragten<br />

sportpolitischen Ansprechpartner für die EU<br />

entwickelt und beobachtet zugleich deren<br />

sportrelevante Aktivitäten. Es informiert die<br />

autonomen Sportorganisationen und<br />

vertritt deren Interessen. Auch der <strong>Deutsche</strong><br />

Fußball-Bund (DFB) ist an der Institution<br />

beteiligt.<br />

Die Verbindungen zwischen Sport und<br />

Europa sind vielfältig. Europäische Gesetzgebung<br />

und Politik offenbaren ihre Konsequenzen<br />

für den Sport jedoch nur selten<br />

auf den ersten Blick. Auf Initiative der<br />

damaligen Dachorganisationen des deut-<br />

56<br />

schen Sports sowie der Landessportbünde<br />

wurde deshalb 1993 das Brüsseler EU-Büro<br />

eingerichtet.<br />

"Das Büro ist eine Serviceeinrichtung zur<br />

Beobachtung und Auswertung sportrelevanter<br />

Entwicklungen auf europäischer Ebene",<br />

erläutert Büroleiter Folker Hellmund. Bereits<br />

vor dem beschlossenen Ausbau der Einrichtung<br />

zur Zentrale von Europas NOKs zählten<br />

mehrere europäische Sportorganisationen<br />

zu engen Kooperationspartnern des EU-<br />

Büros. Darunter sind die Dachorganisationen<br />

der Sportselbstverwaltung in den<br />

Niederlanden, Frankreich, Österreich, Dänemark,<br />

Finnland, Schweden und dem Vereinigten<br />

Königreich.<br />

EOC verleiht Laurel Award<br />

an Erika Dienstl<br />

Eine gelungene Überraschung mit einer<br />

mehr als gerührten Preisträgerin war die<br />

Verleihung des Laurel Awards der Vereinigung<br />

der Europäischen <strong>Olympische</strong>n<br />

Komitees an Erika Dienstl durch EOC-<br />

Präsident Patrick Hickey. Den Laurel Award<br />

Erika Dienstl, „Erfinderin“ des EU-Büros des deutschen Sports,<br />

langjährige Präsidentin des <strong>Deutsche</strong>n Fechter-Bundes, Grande<br />

Dame des deutschen und olympischen Sports bei der Entgegennahme<br />

des EOC-Laurel-Awards in Istanbul<br />

erhalten Personen oder Organisationen mit<br />

herausragenden Verdiensten für den Sport<br />

in EOC-Mitgliedsländern und die Zusammenarbeit<br />

zwischen europäischen Sportorganisationen.<br />

Die deutsche Delegation mit<br />

DOSB-Präsident Thomas Bach an der Spitze<br />

hatte die Grande Dame des deutschen<br />

Sports unter einem Vorwand nach Istanbul<br />

gebeten. Für die zu beschließende Neu-<br />

Organisation des EU-Büros in Brüssel werde<br />

ihr Rat und ihre gewichtige Stimme benötigt.<br />

Wer der Laudatio des EOC-Präsidenten<br />

Patrick Hickey in Istanbul aufmerksam<br />

lauschte, konnte schnell erkennen, dass<br />

diese Finte nicht allzu fern der Wahrheit<br />

lag, denn den Grundstein für das EU-Büro<br />

hatte einst niemand anderes als Erika<br />

Dienstl gelegt. Am Bosporus machten 49<br />

europäische Nationale <strong>Olympische</strong> Komitees<br />

auf ihrer Generalversammlung den<br />

Weg für eine gesamteuropäische Aufwertung<br />

und Ausrichtung des EU-Büros frei.<br />

Gemeinsam mit dem Internationalen<br />

<strong>Olympische</strong>n Komitee (IOC) beschlossen sie,<br />

einen Teil zur Finanzierung jenes ehemaligen<br />

Büros von DSB und NOK beizutragen,<br />

das heute wie ein erfolgreiches Leuchtturm-Projekt<br />

für die spätere Fusion der<br />

beiden einstigen Dachverbände des deutschen<br />

Sports zum heutigen DOSB erscheint.<br />

Der aktuelle EOC-Beschluss zur Erweiterung<br />

dieser Einrichtung unterstreicht die wachsende<br />

Bedeutung des 1993 gegründeten<br />

Büros, dem sich bereits zehn europäische<br />

Sportbünde und NOKs angeschlossen<br />

hatten. Die Unterstützung von EOC/IOC ist<br />

Grundlage dafür, dass sich das Büro nun<br />

räumlich erweitern<br />

und personell<br />

verstärken kann.<br />

Leiter des Büros<br />

bleibt der <strong>Deutsche</strong><br />

Folker Hellmund.<br />

Inhaltlich steht in<br />

den nächsten<br />

Monaten insbesondere<br />

die Implementierung<br />

des Weißbuchs<br />

zum Sport<br />

auf der Agenda.<br />

Erika Dienstl, die<br />

vor mehr als 15<br />

Jahren die Weichen<br />

zur Gründung<br />

dieser Einrichtung<br />

des deutschen<br />

Sports gestellt<br />

hatte, war in<br />

Istanbul nicht allein<br />

gerührt über den<br />

Laurel Award, sondern auch voller Stolz<br />

über den erfolgreichen Weg des EU-Büros,<br />

das in seinen Anfangsjahren von Christoph<br />

de Kepper, dem heutigen Kabinettschef von<br />

IOC-Präsident Jacques Rogge am IOC-<br />

Headquarter in Lausanne, geleitet worden<br />

war.


"Erika Dienstl ist eine Wegbereiterin des<br />

europäischen Sports. Sie hat die Bedeutung<br />

des europäischen Einigungsprozesses für<br />

den Sport frühzeitig erkannt und mit dem<br />

Aufbau des Brüsseler Büros herausragendes<br />

für die Förderung des deutschen Sports<br />

geleistet. Gleichzeitig hat sie sich immer,<br />

insbesondere im Jugendberich, für die<br />

europäische Verständigung mit großem<br />

Engagement eingesetzt. Daher ist sie eine<br />

ebenso logische wie würdige Trägerin des<br />

EOC Laurel Awards. Der DOSB gratuliert ihr<br />

dazu von Herzen und dankt ihr gleichzeitig<br />

für die andauernde Verbundenheit",freute<br />

sich DOSB-Präsident Thomas Bach mit der<br />

Stolbergerin. Als erste Frau hat Dienstl von<br />

1986 bis 2000 einen deutschen Fachverband<br />

geführt und dem <strong>Deutsche</strong>n Fechterbund in<br />

dieser Zeit hohes Ansehen und internationale<br />

Anerkennung verliehen. Zusammen mit<br />

Emil Beck steht sie für zahlreiche olympische<br />

Erfolge. Bereits 1968 hatte sie als<br />

Betreuerin beim <strong>Olympische</strong>n Jugendlager<br />

in Mexiko City mitgewirkt und sich dabei<br />

für höhere Aufgaben empfohlen. Ihr weiterer<br />

Weg führte sie bis an die Spitze des<br />

deutschen Sports, wo sie jahrlang als<br />

Vorsitzende der DSJ und als Vizepräsidentin<br />

des mittlerweile im DOSB aufgegangenen<br />

DSB tätig war und sich dort erfolgreich um<br />

internationale Beziehungen sowie das<br />

Umweltthema kümmerte. Dabei setzte sie<br />

sich sowohl für sportfachliche als auch für<br />

soziale Bezüge ein und zeichnete sich mit<br />

einem feinen Gespür für gesellschaftliche<br />

Integration aus.<br />

"Giving is Winning“-<br />

Kampagne des IOC mit<br />

überwältigendem Erfolg<br />

(DOSB-Presse) Die "Giving is Winning<br />

Kampagne", die das IOC während der<br />

<strong>Olympische</strong>n Spiele in Peking zugunsten von<br />

Flüchtlingen durchführte, hat das Ergebnis<br />

gegenüber ihrer Premiere vier Jahre zuvor in<br />

Athen mehr als verdoppelt. Mehr als 75.000<br />

Sport- und Freizeitkleidungsstücke wurden<br />

von der <strong>Olympische</strong>n Familie gespendet.<br />

Allein im <strong>Olympische</strong>n Dorf kamen 21.000<br />

Teile zusammen. Der DOSB hatte in seinem<br />

Athletenpass eine entsprechende Bitte um<br />

Mitwirkung eingebaut und sich sehr erfolgreich<br />

an der Aktion beteiligt. Bereits in<br />

Peking hatte DOSB-Präsident Thomas Bach<br />

erklärte: "Ich bin glücklich, dass unsere<br />

Athleten sich als ehrgeizige und großzügige<br />

Spender erweisen. Welch eine großartige<br />

Gelegenheit, zu geben und gleichzeitig zu<br />

gewinnen". Die gemeinsame Initiative von<br />

IOC und dem UN-Flüchtlingshilfswerk<br />

UNHCR wurde mit dem Ziel gestartet, in<br />

Flüchtlingslagern Sportaktivitäten zu<br />

ermöglichen. Seither wurden Kleider in<br />

verschiedenen Lagern Europas, Asiens und<br />

Afrikas verteilt. Die Initiatoren gehen von<br />

der Überlegung aus, dass Sport für Flüchtlinge<br />

ein Stück Normalität und Hoffnung<br />

erzeugen und dort den Alltag, der durch<br />

gewaltsame Konflikte oft jäh unterbrochen<br />

Der Präsident des Internationalen <strong>Olympische</strong>n Komites, Jacques<br />

Rogge beim Auftakt der Giving is Winning Aktion im <strong>Olympische</strong>n<br />

Dorf in Peking.<br />

wurde, neu strukturieren kann. Rückmeldungen<br />

von Betroffenen haben ergeben,<br />

dass insbesondere für junge Flüchtlinge<br />

Sportbekleidung von Weltklasseathleten<br />

eine enorme Ausstrahlung besitzt und ein<br />

Zeichen aussendet, dass ihr Schicksal der<br />

Welt nicht gleichgültig ist. Anlässlich der<br />

jetzt erfolgten Bekanntgabe des Spendenumfangs<br />

dankte Antonio Guterres, UN-<br />

Hochkommisar für Flüchtlinge, der <strong>Olympische</strong>n<br />

Familie: "Im Namen der UNHCR und<br />

der weltweit annähernd 32 Millionen<br />

Betroffenen möchte ich meine Anerkennung<br />

gegenüber den Aktiven und Nationalen<br />

<strong>Olympische</strong>n Komitees aus der ganzen<br />

Welt aussprechen, die sich in einem Momenten<br />

höchster Konzentration auf den<br />

Sport an jene erinnert haben, die in ihrem<br />

Leben weniger Glück hatten. Die Sportbekleidung<br />

versetzt Flüchtlinge aus der ganzen<br />

Welt in die Lage, zu spielen und Sport zu<br />

treiben." Auch IOC-Präsident Jacques Rogge<br />

war erfreut über den neuerlichen Erfolg des<br />

Projektes, das er zusammen mit seinen IOC-<br />

Kollegen auch persönlich unterstützt hatte:<br />

"Ich bin berührt von diesem Erfolg und der<br />

starken Unterstützung der <strong>Olympische</strong>n<br />

Familie. Die Kampagne ist ein exzellentes<br />

Beispiel dafür, wie leicht es für den Sport<br />

ist, Menschen eine Freude zu machen, die es<br />

schwer haben. Sport hat uns allen viel<br />

gegeben, und wer wäre nicht glücklich<br />

etwas davon zurückzugeben. Die Teilnahme<br />

an dieser Initiative war wirklich einfach und<br />

auch das war Teil ihres Erfolges. Wir werden<br />

Sport auch weiterhin als Instrument zur<br />

Unterstützung von Menschen nutzen, deren<br />

Leben durch Krieg und Leid benachteiligt<br />

oder bedrängt ist".<br />

Athleten und<br />

Nationale <strong>Olympische</strong><br />

Komitees<br />

waren die eifrigsten<br />

Spender von "Giving<br />

is Winning". Die<br />

British Olympic<br />

Association und<br />

USOC, das <strong>Olympische</strong><br />

Komitee der<br />

USA, hatten den<br />

Ball mit umfangreichen<br />

Gaben bereits<br />

im Vorfeld der<br />

Spiele im Sommer<br />

2007 ins Rollen<br />

gebracht. Das NOK<br />

von Singapur folgte<br />

mit einer Spende,<br />

die Sportbekleidung<br />

von Schulkindern<br />

umfasste. Neben dem DOSB waren das<br />

Australische <strong>Olympische</strong> Komitee und der<br />

Präsident der Vereinigung der Nationalen<br />

<strong>Olympische</strong>n Komitees (ANOC), Mario<br />

Vazquez Rana weitere Hauptspender.<br />

Vazquez Rana spendete eintausend neue<br />

Polo-Hemden für Flüchtlinge in Afrika.<br />

Finanzielle Unterstützung für Hilfsprojekte<br />

leisteten darüber hinaus IOC Mitglied<br />

Prinzessin Haya bin Al Hussein und das NOK<br />

der Vereinigten Arabischen Emirate.<br />

12. Weltkongress<br />

"Sport für Alle" in Malaysia<br />

Wie sportwissenschaftliche Theorie in<br />

konkrete Aktionen zugunsten eines gesünderen<br />

und aktiveren Lebensstils für alle<br />

Generationen umgesetzt werden kann,<br />

diese Frage stand im Mittelpunkt des 12.<br />

Weltkongresses "Sport für alle", der vom 3.<br />

57


is 6. November <strong>2008</strong> in Malaysia stattfand.<br />

505 Teilnehmerinnen und Teilnehmer<br />

aus 96 Ländern waren dem Aufruf des NOK<br />

für Malaysia, des IOC, der Weltgesundheitsorganisation<br />

und der Organisation der<br />

Internationalen Fachverbände gefolgt.<br />

Unter dem Motto "Sport für alle - Sport im<br />

Lebenslauf" war ihr gemeinsames Anliegen,<br />

dem Trend zur körperlichen Inaktivität<br />

entgegenzuwirken. Eine Abschluss-Deklaration<br />

fasste die wichtigsten Erkenntnisse<br />

zusammen. Sie wurde einstimmig verabschiedet<br />

und von IOC-Mitglied Walther<br />

Tröger, dem deutschen Vorsitzender der<br />

Kommission "Sport für alle" im IOC vorgetragen.<br />

Im Kern widmet sich das Dokument<br />

dem aktuellen Wandel der Bewegungsbedürfnisse<br />

und gibt Empfehlungen für die<br />

Zukunft und für notwendige Partnerschaftsprogramme.<br />

Außerdem appelliert die<br />

Deklaration an die unterschiedlichen<br />

Interessenvertreter wie Sportorganisationen,<br />

Regierungen, öffentliche Verwaltungen<br />

und Schulen. Bestandteil des Kongressprogramms<br />

war der Vortrag von DOSB-<br />

Vizepräsident Walter Schneeloch zu den<br />

Chancen, die der Sport bei der gesellschaftlichen<br />

Integration bietet und die DOSB-<br />

Initiative "Integration durch Sport" darstellte.<br />

"Der Sport ist ein Integrationsmotor und<br />

ein gesellschaftspolitischer Faktor von<br />

hoher Bedeutung. Doch der Sport sollte<br />

sich auch nicht übernehmen - er ist EIN,<br />

nicht der alleinige Faktor. Gezielte Programme<br />

und geeignete Rahmenbedingungen<br />

unterstützen hierbei die Integrationsbeiträge<br />

des Sports", fasste Schneeloch<br />

zusammen. Der nächste Sport für alle<br />

Weltkongress wird in Jyväskylä, Finnland<br />

vom 14. bis zum 17. Juni 2010 stattfinden.<br />

"Wir können mit einem derartigen Kongress<br />

nur Empfehlungen und Anregungen geben,<br />

wichtiger ist es, sie an der Basis in Schulen<br />

und Vereinen umzusetzen", sagte Tunku<br />

Imran, Präsident des veranstaltenden<br />

<strong>Olympische</strong>n Councils von Malaysia. "Es<br />

war eine großartige Erfahrung, so viele<br />

Breitensportexperten und Sportpraktiker<br />

von ihren gegenseitigen Erfahrungen<br />

profitieren zu sehen", dankte Walther<br />

Tröger den Gastgebern und ergänzte: "Ich<br />

bin sehr zuversichtlich, dass wir bereits<br />

beim nächsten Weltbreitensportkongress in<br />

zwei Jahren in Finnland konkrete Erfolge<br />

unserer diesjährigen Veranstaltung bilanzieren<br />

dürfen". Zuvor sei jedoch der <strong>Olympische</strong><br />

Kongress im Oktober 2009 in Kopenhagen<br />

ein weiterer Meilenstein für die<br />

Sportentwicklung. Unter dem Titel "Die<br />

<strong>Olympische</strong> Bewegung in der <strong>Gesellschaft</strong>"<br />

58<br />

werden auch dort Anstrengungen zugunsten<br />

einer aktiven <strong>Gesellschaft</strong> einen<br />

Schwerpunkt bilden. Die Abschluss-Deklaration<br />

zum "12. Weltkongress Sport für alle"<br />

ist im Internet unter folgender Adresse zu<br />

finden:<br />

http://multimedia.olympic.org/pdf/en_report_1382.pdf<br />

Speyer ist "Deutschlands<br />

aktivste Stadt <strong>2008</strong>"<br />

Speyer ist "Deutschlands aktivste Stadt<br />

<strong>2008</strong>". Mit diesem Titel wurde Speyer bei<br />

der feierlichen Preisverleihung des bundesweiten<br />

Städtewettbewerbs Mission Olympic<br />

Anfang November ausgezeichnet. Der<br />

Wettbewerb wurde von den Initiatoren<br />

Coca-Cola Deutschland und <strong>Deutsche</strong>m<br />

<strong>Olympische</strong>n Sportbund (DOSB) ausgelobt<br />

und zeichnet Städte und ihre Bürgerinnen<br />

und Bürger aus, die sich durch bürgerschaftliches<br />

Engagement für einen aktiven<br />

Lebensstil und mehr Bewegung im Alltag<br />

einsetzen. Mit dem Titel "Deutschlands<br />

aktivste Stadt" ist ein Preisgeld in Höhe von<br />

100.000 Euro verbunden, das zur Förderung<br />

des Breitensports in Speyer eingesetzt<br />

werden soll.<br />

An der Premiere des Wettbewerbs nahmen<br />

insgesamt 98 Städte teil. Eine Jury aus<br />

Politik, Sport, Medien und Wirtschaft<br />

wählte unter den Bewerbern 41 Kandidatenstädte<br />

des Wettbewerbs aus, die möglichst<br />

viele private und bürgerschaftliche<br />

Bewegungsinitiativen im Rahmen der<br />

Wettbewerbsteilnahme aktivieren mussten.<br />

Das Finale bestritten letztendlich in diesem<br />

Sommer neben der Siegerstadt Speyer<br />

auch die Städte Erlangen, Fürstenwalde,<br />

Freiburg im Breisgau und Herne mit einem<br />

dreitägigen Festival des Sports. Hier galt es<br />

für die Finalstädte, möglichst viele Bürgerinnen<br />

und Bürger durch ein kreatives und<br />

interessantes Sportangebot zum Mitmachen<br />

zu animieren. Beim Finale in Speyer<br />

waren über 65.000 Bürgerinnen und<br />

Bürger jeden Alters sportlich unterwegs<br />

mit insgesamt 198.176 registrierten Aktivitäten.<br />

"Alle fünf Finalstädte haben gezeigt,<br />

dass in ihrer Stadt das ehrenamtliche<br />

Engagement für den Sport eine sehr große<br />

Rolle spielt. Wir waren sehr beeindruckt,<br />

mit wie viel Einsatz und sportlichem<br />

Ehrgeiz die Festivals des Sports umgesetzt<br />

wurden", lobt DOSB-Präsident Thomas<br />

Bach. Jede Stadt habe auf ihre Weise ein<br />

tolles Fest für Jung und Alt geschaffen, das<br />

auch nachhaltig für mehr Schwung in der<br />

Stadt sorgen werde. "Wir sehen daher alle<br />

fünf Städte als Gewinner und gratulieren<br />

zu diesem hervorragenden Erfolg", betont<br />

Bach. Und Béatrice Guillaume-Grabisch,<br />

Geschäftsführerin der Coca-Cola GmbH,<br />

ergänzt: "Mission Olympic hat in den<br />

vergangenen 18 Monaten viel bewegt. Es<br />

sind zahlreiche neue Initiativen und Netzwerke<br />

für einen aktiven Lebensstil entstan-<br />

Der Bürgermeister der Stadt Speyer, Hanspeter Brohm (Mitte), jubelt am 10.11.<strong>2008</strong> in<br />

Berlin über die Auszeichnung zu Deutschlands aktivster Stadt, die er vom Präsidenten des<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Sportbundes (DOSB), Thomas Bach (rechts), und Lena Schöneborn<br />

(links), der Goldmedaillen-Gewinnerin im Modernen Fünfkampf erhält.


den. Gleichzeitig haben Bewegung und<br />

Breitensport durch Mission Olympic mehr<br />

öffentliche Aufmerksamkeit und in den<br />

teilnehmenden Städten einen noch höheren<br />

gesellschaftlichen Stellenwert bekommen.<br />

So haben alle, die teilnahmen, profitiert.<br />

Leider kann nur einer Sieger sein, und<br />

mit Speyer haben wir einen würdigen<br />

gefunden." Mit Mission Olympic möchten<br />

Coca-Cola Deutschland und der DOSB<br />

sportliche Bewegung im Land nachhaltig<br />

fördern und bürgerschaftliches Engagement<br />

für einen aktiven Lebensstil unterstützen.<br />

"Tag der offenen Tür" in<br />

Eliteschulen des Sports in<br />

Furtwangen<br />

Wo Spitzenathleten von morgen die Schulbank<br />

drücken - davon konnten sich interessierte<br />

Besucher am 15. November, ein Bild<br />

machen. Das baden-württembergische<br />

Skiinternat Furtwangen ist die erste Eliteschule<br />

des Sports von deutschlandweit<br />

39 Einrichtungen<br />

dieser Art, die - im Rahmen<br />

einer Initiative von <strong>Deutsche</strong>m<br />

<strong>Olympische</strong>n Sportbund (DOSB)<br />

und Sparkassen-Finanzgruppe -<br />

Einblicke in den Alltag zwischen<br />

Unterrichtsstunden und Trainingseinheiten<br />

gewährte. Neben<br />

DOSB-Präsident Thomas Bach<br />

nutze auch Kultusminister<br />

Helmut Rau die Gelegenheit für<br />

einen Rundgang durch das<br />

Internat sowie angeschlossene<br />

Partner-Schulen. Dabei konnten<br />

die Gäste unter anderem auf<br />

den Erfolgsspuren der ehemaligen<br />

Furtwangen-Eliteschüler<br />

Sven Hannawald und Kathrin<br />

Hitzer wandeln. In der Sporthalle<br />

der Robert-Gerwig-Schule<br />

moderierte Hans-Peter Pohl,<br />

ehemaliger Spitzen-Kombinierer<br />

und aktuell Wintersport-Experte<br />

beim ZDF, Aktionen rund um<br />

das Thema Skispringen. Auf der Biathlonanlage<br />

im Weißenbachtal durften die Besucher<br />

die schwarzen Scheiben zudem selbst ins<br />

Visier nehmen. Ein Pressegespräch unter der<br />

Leitung von Ulrich Wiedmann, Chef des<br />

Olympiastützpunktes Freiburg, rundete den<br />

Tag ab.<br />

In dem von DOSB und Sparkassen-Finanzgruppe<br />

entwickelten Konzept ist die Veranstaltungsreihe<br />

ein Baustein, um das Projekt<br />

Eliteschulen auszubauen und weiter zu<br />

professionalisieren. Ziel ist zudem, die<br />

Synergieeffekte im Verbund der Einrichtungen<br />

noch intensiver zu nutzen und den<br />

Austausch der Institute untereinander zu<br />

verbessern, etwa durch ein gemeinsames<br />

Internetportal.<br />

Die Sparkassen-Finanzgruppe hat den<br />

Eliteschulen des Sports bislang 3,5 Millionen<br />

Euro bereitgestellt. Die Förderung erfolgt<br />

projektbezogen. Dabei stehen aktuell in<br />

Abstimmung mit den Experten des DOSB,<br />

der Landessportbünde und Kultusminister<br />

trainings- und ernährungswissenschaftliche<br />

Fragen im Vordergrund.<br />

Das Prädikat "Eliteschule des Sports" wird<br />

vom <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Sportbund an<br />

Fördereinrichtungen im kooperativen<br />

Verbund von Leistungssport, Schule und<br />

Wohnen für einen vierjährigen Zeitraum<br />

verliehen. Aktuell existieren bundesweit 39<br />

Spezialschulen mit unterschiedlichen<br />

Schwerpunktsportarten. Die Sparkassen-<br />

Das Skiinternat Furtwangen ist eine Medaillenschmide<br />

des nordischen Skisports. Zu ihren Absolventen zählt<br />

unter anderem Olympiasieger Sven Hannawald. Im<br />

Vordergrund der Leiter der Einrichtung, Dieter Moll.<br />

Finanzgruppe unterstützt das Projekt seit<br />

seiner Gründung 1997 mit zweckgebundenen<br />

Förderbeiträgen, die etwa für konkrete<br />

Maßnahmen zur Optimierung der schulischen<br />

und sportlichen Bedingungen an der<br />

Schule eingesetzt werden.<br />

Impressum<br />

Impressum<br />

<strong>Olympische</strong>s Feuer<br />

Zeitschrift des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

Sportbundes und der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />

Herausgeberkollegium:<br />

Gerd Graus (DOSB), Dieter Krickow (DOG), Steffen<br />

Haffner, Michael Gernandt<br />

Chefredakteur: Harald Pieper<br />

Redaktion: Dr. Stefan Volknant, Dr. Andreas Höfer,<br />

Daniela Kröger<br />

Redaktionsanschrift:<br />

Dr. Stefan Volknant<br />

<strong>Deutsche</strong>r <strong>Olympische</strong>r Sportbund<br />

Otto-Fleck-Schneise 12, 60528 Frankfurt<br />

Telefon: 0 69 / 6 70 02 27, Fax: 0 69 / 67 00 12 27<br />

E-Mail: volknant@dosb.de<br />

Harald Pieper<br />

Stieglitzstraße 2<br />

63263 Neu-Isenburg<br />

Telefon: 0 61 02 / 5 22 62<br />

Herstellung, Vertrieb & Verlag:<br />

Peter Kühne Verlag<br />

Theodor-Heuss-Straße 11<br />

63303 Dreieich<br />

Telefon: 0 61 03 / 8 07 91 70,<br />

Telefax: 0 61 03 / 8 07 91 71<br />

E-Mail: freiwurf@aol.com<br />

Grafische Gestaltung: Werner Pettersch, Dreieich<br />

Schlussredaktion/Anzeigenleitung: Peter Kühne<br />

Die Zeitschrift erscheint 6 x jährlich.<br />

Der Bezugspreis ist durch den Mitgliedsbeitrag der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> abgegolten.<br />

Druck: HMS-Druckhaus GmbH<br />

Benzstraße 57 - 59, 63303 Dreieich<br />

Telefon: 0 61 03 / 93 39-0.<br />

Das <strong>Olympische</strong> Feuer ist zu beziehen durch:<br />

Geschäftsstelle der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

<strong>Gesellschaft</strong>, Otto-Fleck-Schneise 12 - Haus II,<br />

60528 Frankfurt am Main,<br />

Telefon: 0 69 / 69 50 16-0,<br />

Telefax: 0 69 / 6 77 18 26,<br />

E-Mail: office@dog-bewegt.de,<br />

Frankfurter Sparkasse,<br />

Kontonummer 200313592,<br />

Bankleitzahl: 500 502 01<br />

Das <strong>Olympische</strong> Feuer ist ein Diskussionsforum.<br />

Mit Namen gekennzeichnete Artikel müssen nicht<br />

unbedingt der Meinung der Redaktion, des DOSB<br />

bzw. der DOG entsprechen.<br />

Titelgrafik: Hans Borchert<br />

Fotos, Illustrationen, Karikaturen:<br />

picture-alliance/dpa<br />

Hans Borchert Simon Engelbertz<br />

Helmut Gesierich Gabriele Rau<br />

Alciro Theodoro das Silva Guido Schiek<br />

Markus Stegner<br />

59


Nachrichten der DOG<br />

Aktuelles aus der<br />

Bundesgeschäftsstelle<br />

Liebe Mitglieder,<br />

ein Jahr mit besonderen, sportlichen Höhepunkten<br />

liegt hinter uns. Im Juni erlebten<br />

wir eine eindrucksvolle Europameisterschaft<br />

in unseren Nachbarländern Schweiz und<br />

Österreich und nur knapp sechs Wochen<br />

später begeisterten uns die <strong>Olympische</strong>n<br />

Spiele in Peking. Spiele, die sicherlich länger<br />

in unserer Erinnerung bleiben werden. Sei es<br />

durch sportliche Höchstleistungen oder<br />

durch die Eindrücke, die das Gastgeberland<br />

hinterlassen hat.<br />

"Olympia hautnah erleben", so lautete das<br />

Motto unserer Mitgliederwerbeaktion. Wir<br />

können in diesem Jahr 140 neue Mitglieder<br />

in unserer <strong>Olympische</strong>n Familie begrüßen<br />

und freuen uns sehr, gemeinsam mit ihnen<br />

für die <strong>Olympische</strong> Idee in Deutschland zu<br />

werben.<br />

Weniger gute Nachrichten hinterlässt<br />

Vizepräsidentin Petra Reußner, die aufgrund<br />

gesundheitlicher Probleme sowie ihrer<br />

starken beruflichen Auslastung auf der<br />

Hauptausschusssitzung in Berlin Ende<br />

Oktober ihren Rücktritt erklärt hat. Eine<br />

Entscheidung, die unser Verständnis trägt,<br />

allerdings nicht ohne Bedauern. Petra<br />

Reußner hat in ihrer siebenjährigen Amtszeit<br />

viel für die <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong><br />

<strong>Gesellschaft</strong> geleistet.<br />

Zum Ende des Jahres haben wir mit der<br />

"Bewegungspatenschaft" eine Weiterentwicklung<br />

des Projektes "Kinder bewegen"<br />

geschaffen. Die Ergebnisse aus der wissenschaftlichen<br />

Untersuchung durch die<br />

Universitäten Karlsruhe und Konstanz sowie<br />

die Nachfrage von Kindergärten mit der<br />

Bitte um Aufnahme in das Projekt zeigen<br />

deutlich, dass wir einen Weg eingeschlagen<br />

haben, der von immenser Bedeutung ist und<br />

auch nach fünf Jahren absolute Aktualität<br />

zeigt. Wir möchten daher Kindergärten<br />

durch Ihre Unterstützung ermöglichen,<br />

60<br />

Bewegung alltäglich zu machen. Der Startschuss<br />

für die Bewegungspatenschaft ist<br />

gefallen. Ich möchte an dieser Stelle allen<br />

Förderern und Spendern herzlich danken,<br />

die sich bereits an unserer Anfang Dezember<br />

gestarteten Spendenbriefaktion beteiligt<br />

haben. Uns hat eine hohe Anzahl an Bewerbungen<br />

von Kindertageseinrichtungen<br />

erreicht und wir hoffen, so viele wie möglich<br />

von ihnen unterstützen zu können.<br />

Helfen Sie uns dabei, denn die <strong>Deutsche</strong><br />

<strong>Olympische</strong> <strong>Gesellschaft</strong> ist ein Förderverein,<br />

eine Säule für Projekte zur Kinder- und<br />

Jugendförderung rund um die <strong>Olympische</strong><br />

Idee.<br />

Schließlich danke ich allen Mitgliedern, dass<br />

Sie die <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> <strong>Gesellschaft</strong><br />

unterstützen und wünsche Ihnen und Ihren<br />

Familien eine frohe Weihnachtszeit und ein<br />

gutes neues Jahr 2009.<br />

Ihr<br />

Harald Denecken<br />

Präsident<br />

Bewegungspatenschaft<br />

Anfang November wurde in Essen der<br />

"Zweite Kinder- und Jugendsportbericht" an<br />

Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble<br />

und den Generalsekretär des DOSB Dr.<br />

Michael Vesper überreicht. Diese Studie<br />

befasst sich im Schwerpunkt mit der Bedeutung<br />

des Sports für Kinder bis zum zwölften<br />

Lebensjahr. Die Ergebnisse des Berichts sind<br />

alarmierend: Im europäischen Vergleich von<br />

19 OECD-Ländern erreichte Deutschland<br />

den 18. Platz. Insbesondere die fehlende<br />

Ausbildung der Erzieher/Innen im Bereich<br />

der Bewegung wurde stark kritisiert. In<br />

Grundschulen wird der Sportunterricht zu<br />

80% von fachfremden Lehrpersonal unterrichtet.<br />

Die Autoren des "Zweiten <strong>Deutsche</strong>n Kinder-<br />

und Jugendsportberichts" messen<br />

Bewegung, Spiel und Sport eine herausra-<br />

gende Bedeutung für die Entwicklung von<br />

Kindern bis etwa zwölf Jahren bei. Sie<br />

fordern daher, Bewegung, Spiel und Sport<br />

systematisch in Konzepte zur Entwicklungsförderung<br />

und Bildung von Kindern einzubauen.<br />

Eine der sechs wichtigsten Handlungsempfehlungen<br />

der Wissenschaftler ist<br />

die Umsetzung pädagogischer Angebote<br />

zum Bereich "Körper und Bewegung" in<br />

allen Kindergärten und entsprechende<br />

Ausbildung der Erzieherinnen.<br />

Bereits durch das erfolgreiche Projekt<br />

"Kinder bewegen" hat sich die <strong>Deutsche</strong><br />

<strong>Olympische</strong> <strong>Gesellschaft</strong> für die Bewegungsförderung<br />

von Kindern stark gemacht.<br />

Aufgrund vieler Anfragen weiterer Kindertageseinrichtungen<br />

und der jüngsten Ergebnisse<br />

des aktuellen Berichts, muss es weitergehen!<br />

Hierzu wurden die Bewegungspatenschaften<br />

initiiert. Kindertageseinrichtungen<br />

hatten die Möglichkeit sich bis zum<br />

12.12.<strong>2008</strong> zu bewerben.<br />

Eine Patenschaft umfasst die einmalige<br />

Unterstützung in Höhe von 500 Euro, um<br />

mit ortsansässigen Übungsleitern, Pädagogen<br />

oder Physiotherapeuten Bewegungsstunden<br />

im Kindergartenalltag durchzuführen.<br />

Auch kleine Materialien können von<br />

diesem Zuschuss angeschafft werden. Das<br />

Konzept basiert auf dem Prinzip "Hilfe zur<br />

Selbsthilfe", da durch die kompetente<br />

Anleitung zum einen den Kindern spielerisch<br />

Bewegung vermittelt wird und zum<br />

anderen durch die gezielte Netzwerkbildung<br />

die Erzieherinnen Anregungen und<br />

Anleitungen für die eigene Umsetzung<br />

erhalten. Die Anzahl der Patenschaften ist<br />

abhängig von der Höhe der Spendengelder.<br />

Anfang Dezember sind die Spendenbriefe<br />

versendet worden und die <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong><br />

<strong>Gesellschaft</strong> möchte sich an dieser<br />

Stelle recht herzlich bei allen Spendern<br />

bedanken. Durch Ihre Mithilfe können wir<br />

den Kindertagesstätten eine helfende Hand<br />

reichen.<br />

Sie möchten auch spenden? Nähere Informationen<br />

erhalten Sie auf der Homepage<br />

www.DOG-bewegt.de oder telefonisch bei<br />

der Bundesgeschäftsstelle (069 6950160).


Fair Play<br />

Judoka Christine Sylle geehrt<br />

Dass die Wertevorstellung im Sport immer<br />

noch eine hohe Bedeutung besitzt, hat<br />

eindrucksvoll die 23-jährige Judoka Christine<br />

Sylle bei den <strong>Deutsche</strong>n Hochschulmeisterschaften<br />

im Jahr <strong>2008</strong> demonstriert. Die<br />

gebürtige Alfelderin und Studentin der<br />

<strong>Deutsche</strong>n Sporthochschule in Köln gewann<br />

das Finale, jedoch ihrer Meinung nach zu<br />

Unrecht. "Der Kampf wurde durch den<br />

Kampfrichter-Beobachter unterbrochen.<br />

Nach einer kurzen Beratung wurde ich zur<br />

Siegerin erklärt. Meiner Meinung nach<br />

durch eine Fehlentscheidung. Daher haben<br />

meine Gegnerin und ich die sportliche<br />

Leitung aufgesucht, um den Kampf wiederholen<br />

zu lassen", so erinnert sich die Sportlerin<br />

an diesen Tag zurück. In der Wiederholung<br />

des Finales verlor Christine Sylle den<br />

Kampf. Letztlich geht sie jedoch als Siegerin<br />

von der Matte. Fair Play hat für die junge<br />

Vizepräsident Jürgen Roters überreichte die<br />

Fair Play Plakette an Christine Sylle für ihr<br />

vorbildhaftes Verhalten.<br />

Studentin einen hohen Stellenwert im<br />

Sport: "Fair Play gehört zu den Judo-<br />

Werten. Genauso wie Aufrichtigkeit und<br />

Ehrlichkeit - und diese Werte sollten im<br />

Judo-Unterricht auch vermittelt werden!"<br />

appelliert sie.<br />

Während des 4. Herbstforums der Regionalgruppe<br />

Rheinland in Zusammenarbeit mit<br />

dem Olympiastützpunkt Rheinland ehrte<br />

Vizepräsident Jürgen Roters die junge<br />

Athletin mit der Fair Play Plakette der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong>.<br />

"Neben mir steht ein Vorbild des Fair Plays,<br />

denn ohne fairen Wettkampf verkommen<br />

der Sport und auch die <strong>Gesellschaft</strong>!"<br />

Rücktritt<br />

Ein wenig Wehmut war zu spüren als Petra<br />

Reußner im Rahmen der Hauptausschusssitzung<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />

im Berliner Olympiastadion ihren<br />

Rücktritt bekannt gab. "Nach siebenjähriger<br />

Amtszeit ist leider heute der Tag gekommen,<br />

an dem ich das Amt der Vizepräsidentin<br />

abgeben muss. Eine Entscheidung, die mir<br />

sehr schwer fiel, aber aufgrund gesundheitlicher<br />

Probleme sowie der starken beruflichen<br />

Auslastung notwenig ist."<br />

Seit 1995 engagiert sich Petra Reußner<br />

ehrenamtlich für die <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong><br />

<strong>Gesellschaft</strong>. In der Zweigstelle Südniedersachen<br />

übernahm sie Anfangs als Beiratsmitglied<br />

die Jugendarbeit und organisierte<br />

in den Jahren 1995 sowie 1998 die Griechenlandfahrt<br />

zusammen mit dem Privatdozenten<br />

Dr. Wolfgang Buss.<br />

Im Jahr 2001 trat die Göttingerin<br />

das Amt der Vizepräsidentin<br />

an und ihr wurde für die anerkennende<br />

Leistung ihrer Arbeit<br />

bei den folgenden Wahlen<br />

erneut das Vertrauen der Mitglieder<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

<strong>Gesellschaft</strong> zuteil. Zuletzt<br />

war sie für den Bereich der<br />

Zweigstellenkonzeption zuständig<br />

und somit das Bindeglied zu<br />

den 49 Zweigstellen der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong>,<br />

die sich über das gesamte<br />

Bundesland erstrecken.<br />

Präsident Harald Denecken<br />

sprach der 40-jährigen Verwaltungsleiterin<br />

der Göttinger<br />

Werkstätten gemeinnützige GmbH neben<br />

seinem großen Bedauern auch sein Verständnis<br />

aus. Allerdings betonte er, dass<br />

"dem Präsidium der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

<strong>Gesellschaft</strong> mit der Neubesetzung durch<br />

das stete Engagement, der Motivation und<br />

der Loyalität von Petra Reußner eine große<br />

sportliche Herausforderung gegeben ist."<br />

Auch weiterhin wird sich Petra Reußner<br />

ehrenamtlich für die Zweigstelle Südniedersachen<br />

engagieren und somit für die Verbreitung<br />

der <strong>Olympische</strong>n Idee in die <strong>Gesellschaft</strong><br />

sorgen. "Projekte wie z.B. "Kinder<br />

bewegen", bei dem es um die frühzeitige<br />

Bewegung unserer jüngsten Generation zur<br />

Entwicklung der motorischen Grundtätigkeiten<br />

geht, bedürfen auch weiterhin einem<br />

tatkräftigen Engagement!" betont Reußner,<br />

selber Mutter einer kleinen Tochter.<br />

Hauptausschusssitzung in<br />

Berlin<br />

Auf der diesjährigen Hauptausschusssitzung<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />

kamen am 25. Oktober <strong>2008</strong> in Berlin die<br />

Vertreter der Landesverbände, der DOG-<br />

Jugend und des Präsidiums zusammen, um<br />

das letzte Jahr zu bilanzieren und die<br />

Weichen für das kommende zu stellen.<br />

Bereits am Freitagabend trafen sich die<br />

Vertreter zu einem Bootsausflug auf der<br />

Spree. Eine Tour "Berlin bei Nacht" konnten<br />

die DOG-Mitglieder dank des Engagements<br />

der Landesgruppe Berlin erleben. Frank<br />

61


Westphal, Geschäftsführer der Berliner<br />

Wassersport- und Service GmbH sowie<br />

Mitglied des Landesverbandes Berlin, sorgte<br />

für eine eindrucksvolle Rundfahrt im<br />

Regierungsviertel der Hauptstadt. Bei einem<br />

anschließenden gemütlichen Zusammensitzen<br />

in einer Brauerei am Spreebogen<br />

wurden erste Gespräche geführt.<br />

In der Ehrenloge des Olympiastadions Berlin<br />

trafen am Samstagmorgen die Vertreter der<br />

Bundesländer ein. In seinem Bericht resümierte<br />

Präsident Harald Denecken das<br />

vergangene Jahr, auch bei der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> standen die<br />

<strong>Olympische</strong>n sowie Paralympischen Spiele<br />

im Fokus. Die Aushändigung von Schlüsselanhängern<br />

in Form eines Kleeblatts an die<br />

Athleten, die Gesprächsrunden mit aktiven<br />

und ehemaligen Sportlern, die Mitmachaktion<br />

"Olympia bewegt Kids", der Olympic Day<br />

Run, der Schülermalwettbewerb sowie das<br />

<strong>Olympische</strong> Jugendlager in Peking haben die<br />

Faszination Olympia zugleich hautnah<br />

erleben lassen.<br />

Präsident Denecken zeigte in diesem Zusammenhang<br />

auf, wie wichtig die Unterstützung<br />

der Kinder und Jugendlichen sei.<br />

"Sie sind die Zukunft, in der <strong>Gesellschaft</strong><br />

und im Sport. Daher unterstützen wir als<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> <strong>Gesellschaft</strong> auch<br />

weiterhin die Zukunft!" betonte Denecken.<br />

"Insbesondere mit den DOG-Patenschaften<br />

und dem Projekt "Kinder bewegen" haben<br />

unsere Zweigstellen bereits sehr gute Arbeit<br />

geleistet", sagte Denecken. Dieser vor<br />

einigen Jahren eingeschlagene Weg soll<br />

fortgesetzt werden, mit einem neuen<br />

Patenschaftskonzept sorgen zukünftig<br />

Spendengelder gezielt für mehr Bewegung.<br />

Weiterhin unterstrich Präsident Denecken,<br />

dass alle Anstrengung der Gewinnung neuer<br />

Mitglieder gelten müsse. Dass diese erfolgreich<br />

sein kann, zeigen insbesondere die<br />

zwei Zweigstellen, die während der Sitzung<br />

mit dem Wilhelm-Garbe-Preis für die<br />

meisten geworbenen Mitglieder innerhalb<br />

des vergangenen Jahres ausgezeichnet<br />

wurden. Sieger in dieser Wertung wurde der<br />

Landesverband Berlin mit 38 Neumitgliedern.<br />

Platz 2 ging an die Zweigstelle Potsdam<br />

mit 21 Neumitgliedern.<br />

Mit der bronzenen Ehrenplakette wurde der<br />

Vorsitzende des Landesverbandes Niedersachsen,<br />

Prof. Dr. Lorenz Peiffer, ausgezeichnet.<br />

Bereits seit 24 Jahren ist der Hannoveraner<br />

Universitätsprofessor für "Sportpäda-<br />

62<br />

gogik mit den<br />

Schwerpunkten<br />

Sozial- und Zeitgeschichte<br />

des Sports<br />

und Geschichte des<br />

Schulsports" Mitglied<br />

der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong>.<br />

In früheren<br />

Jahren hat er die<br />

Arbeit der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Olympische</strong>n<br />

<strong>Gesellschaft</strong> durch<br />

sein Mitwirken in<br />

verschiedenen<br />

Kommissionen und<br />

Ausschüssen vorangetrieben.<br />

Der Bundesjugendausschuss stellte in einer<br />

Präsentation die Aktivitäten des vergangenen<br />

Jahres dar und konnte von einer<br />

eindrucksvollen Fahrt sowie zahlreichen<br />

Aktionen der Fair Play Botschafter bei den<br />

<strong>Olympische</strong>n Spielen berichten. Auch im<br />

folgenden Jahr wird sich der Bundesjugendausschuss<br />

aktiv an den unterschiedlichsten<br />

Prof. Lorenz Pfeiffer wurde mit der bronzenen<br />

Ehrenplakett ausgezeichnet.<br />

Veranstaltungen beteiligen. Insbesondere<br />

das Thema Fair Play wird dabei im Vordergrund<br />

stehen. Es gilt auch weiterhin Jugendliche<br />

und junge Erwachsene die Faszination<br />

Olympia erleben zu lassen.<br />

Wilhelm-Garbe-Preis<br />

Startschuss für <strong>2008</strong>/09 gefallen<br />

Der Wilhelm-Garbe-Preis hat sich bereits in<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />

etabliert. Er wird an die Zweigstellen verliehen,<br />

die in der Statistik der Mitgliedergewinnung<br />

innerhalb eines Jahres die ersten drei<br />

Plätze belegen. Die Voraussetzung zur<br />

Aufnahme in die Wertung ist die Gewinnung<br />

von mind. 15 Neumitglieder über 18 Jahre.<br />

Im Jahr <strong>2008</strong> errang die Zweigstelle Berlin<br />

bereits zum dritten Mal in Folge den ersten<br />

Platz und sicherte sich ein Preisgeld in Höhe<br />

von 1.500 Euro (siehe Abbildung). Den<br />

zweiten Platz und ein Preisgeld in Höhe von<br />

1.000 Euro errang die in diesem Jahr neu<br />

gegründete Zweigstelle Potsdam. Überreicht<br />

wurden die Urkunden während des diesjährigen<br />

Hauptausschusses in der Ehrenloge<br />

des Berliner Olympiastadions. Der dritte<br />

Platz konnte in diesem Jahr leider nicht<br />

überreicht werden, da keine weitere Zweigstelle<br />

die Voraussetzungen von min. 15<br />

Neumitgliedern erfüllen konnte.<br />

Der Startschuss für eine erneute und<br />

erfolgreiche Mitgliederwerbung ist bereits<br />

am 01. August diesen Jahres wieder gefallen<br />

Auch in der noch jungen Statistik führen<br />

die Hauptstädter. Bis Ende Juli 2009 haben<br />

alle Zweigstellen der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

<strong>Gesellschaft</strong> die gleiche Chance sich<br />

nicht nur eine verdiente Auszeichnung,<br />

sondern auch ein bemerkenswertes Preisgeld<br />

für ihre Arbeit vor Ort zu sichern. Das<br />

Präsidium der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

<strong>Gesellschaft</strong> wünscht daher allen teilnehmenden<br />

Zweigstellen und engagierten<br />

Ehrenamtlichen viel Erfolg bei der Mitgliederwerbung<br />

für das Jahr <strong>2008</strong>/09.<br />

Olympia bewegt Kids<br />

Anlässlich der <strong>Olympische</strong>n Spiele hat die<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> <strong>Gesellschaft</strong> in diesem


Jahr zur Mitmachaktion "Olympia bewegt<br />

Kids" aufgerufen. Kindertageseinrichtungen<br />

wurden aufgefordert, mit olympischer<br />

Begeisterung mehr Bewegung in den<br />

Kindergarten zu bringen und sich mit einem<br />

olympischen Tag an der Aktion zu beteiligen.<br />

Folgende Einrichtungen wurden per<br />

Losverfahren unter den eindrucksvollen<br />

Einsendungen als Gewinner ermittelt und<br />

erhielten jeweils 200 Euro:<br />

� Kindergarten Sonnenschein und Regenbogen<br />

in Obernburg<br />

� Kindertagesstätte GROSS+klein in<br />

Hünstetten<br />

� Ev. Kirchengemeindeverband Offenbach<br />

Bis zum Einsendeschluss erhielt die <strong>Deutsche</strong><br />

<strong>Olympische</strong> <strong>Gesellschaft</strong> viele Zusendungen,<br />

die den Spaß an der Mitmachaktion<br />

dokumentierten. Die Kinder lernten<br />

spielerisch <strong>Olympische</strong> Werte wie Fairness,<br />

Leistungsbereitschaft, Teamgeist und Völkerverständigung<br />

kennen. In einigen Einrichtungen<br />

beteiligten sich ebenfalls die<br />

Eltern aktiv an dem olympischen Tag.<br />

Mit einem "Sportlerfrühstück" oder einem<br />

"Athletenbuffet" wurde in einigen Einrichtungen<br />

der olympische Tag feierlich eingeläutet.<br />

Ein Einmarsch mit der "<strong>Olympische</strong>n<br />

Fackel" und Gesang unterstrich die Bedeutung<br />

dieses sportlichen Highlights. Egal, ob<br />

als Mannschaft oder Einzelakteur, allen<br />

Kindern war die Begeisterung beim sportlichen<br />

Wettkampf anzusehen. Zu den Wettbewerben<br />

zählten viele unterschiedliche<br />

Aktivitäten wie Zielwerfen in die "<strong>Olympische</strong><br />

Ringe", Schubkarrenrennen, Tannenzapfenweitwurf<br />

und Hindernislauf.<br />

Zum Abschluss gab es eine Siegerehrung<br />

oder auch die Übergabe von Urkunden und<br />

Pokalen.<br />

Die persönliche Übergabe der Siegprämie<br />

übernahm der Vorsitzende der Zweigstelle<br />

Frankfurt, Karl Eyerkaufer. Begeistert nahmen<br />

die Kindergartenkinder, gekleidet in<br />

den olympischen Farben, der Einrichtung<br />

des ev. Kirchengemeindeverbandes Offenbach<br />

den Riesencheck und die Urkunde in<br />

Empfang.<br />

Wir gratulieren den Siegern herzlich und<br />

bedanken uns für die zahlreichen bunten<br />

Dokumentationen.<br />

Georg von Opel-Preis<br />

Im Rahmen des Verbandstages des <strong>Deutsche</strong>n<br />

Verbands für Modernen Fünfkampf<br />

überreichte der Vorsitzende der Zweigstelle<br />

Pfalz und Sohn Georgs von Opel, Carlo von<br />

Opel, den Georg-von-Opel Wanderpreis für<br />

die erfolgreichsten Aktiven der Saison. Wie<br />

bereits im vergangenen Jahr wurde diese<br />

Ehre der Olympiasiegerin Lena Schöneborn<br />

(Bonn) zuteil. Außerdem erhielt Steffen<br />

Gebhardt (Darmstadt) den mit 5.000 Euro<br />

dotierten Wanderpreis. Als erfolgreichste<br />

Nachwuchssportler wurden mit Janine<br />

Kohlmann (Neuss) und Annika Schleu<br />

(Berlin) zwei A-Jugendliche ausgezeichnet.<br />

Außerdem wurden die Länderkampfnadeln<br />

des DVMF an international erfolgreiche<br />

Athleten vergeben. Geehrt wurde zudem das<br />

erfolgreiche Top Team des DVMF Lena<br />

Schöneborn, Eva Trautmann, Janine Kohlmann,<br />

Steffen Gebhardt, Eric Walther und<br />

Sebastian Dietz für die außerordentlichen<br />

Erfolge, die in der Saison 2007 und <strong>2008</strong><br />

erzielt werden konnten. Ein weiterer Höhepunkt<br />

der Ehrungen war die Verleihung der<br />

"UIPM - Pierre de Coubertin Medaille" an<br />

Lena Schöneborn. Die Verleihung nahm Herr<br />

Dr. Klaus Schormann vor, der auch Präsident<br />

des Weltverbands der Modernen Fünfkämpfer<br />

(UIPM) ist.<br />

Gedenken an<br />

Ehrenmitglieder<br />

Theo Götz<br />

Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> <strong>Gesellschaft</strong><br />

trauert zusammen mit dem Landesverband<br />

Baden-Württemberg und der Kreisgruppe<br />

Reutlingen um ihr Ehrenmitglied Theo Götz.<br />

Dieser vorbildliche Repräsentant des Sports<br />

ist am 15. September <strong>2008</strong> seiner schweren<br />

Krankheit erlegen.<br />

Von 1985 bis 2004 war er Vorsitzender der<br />

DOG Kreisgruppe Reutlingen, von 1987 bis<br />

2007 Vorsitzender des Landesverbandes<br />

Baden-Württemberg und von 1988 bis 1994<br />

Mitglied des Präsidiums der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong>. Sein überaus<br />

beeindruckendes Engagement für die Ziele<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> auf<br />

Kreis- und Landesebene trug ihm den<br />

Ehrenvorsitz der Kreisgruppe Reutlingen<br />

und des Landesverbandes Baden-Württemberg<br />

ein. Gleichzeitig war er langjähriger<br />

Vorsitzender des Sportkreises Reutlingen<br />

und ebenso Mitglied im Präsidium des<br />

Württembergischen Landessportbundes.<br />

Dafür wurde er zum Ehrenmitglied und<br />

Ehrenvorsitzenden ernannt und erhielt 2004<br />

den Ehrenring des Württembergischen<br />

Landessportbundes.<br />

1935 in Weingarten geboren, verbrachte er<br />

jedoch den größten Teil seines Lebens in<br />

Pfullingen/Württemberg. Beinahe 20 Jahre<br />

lang leitete er hier das städtische Gymnasium.<br />

Neben seiner 34-jährigen Tätigkeit im<br />

Stadtrat war er 28 Jahre stellvertretender<br />

Bürgermeister der Stadt Pfullingen und viele<br />

Jahre Mitglied des Kreistages und Landtagsabgeordneter.<br />

In unnachahmlicher Weise verknüpfte Theo<br />

Götz seine verschiedenen Arbeitsbereiche<br />

und trat selbstlos, unaufhörlich und erfolgreich<br />

für die Belange des Sports und insbesondere<br />

die Verbreitung der <strong>Olympische</strong>n<br />

Werte ein. Unermüdlich kämpfte er für<br />

Toleranz und Solidarität im Sport und die<br />

gesellschaftspolitische Aufwertung des<br />

ehrenamtlichen Engagements in den Sportvereinen.<br />

Viele sportliche Veranstaltungen<br />

und Aktivitäten sind auf seine Initiative hin<br />

entstanden oder wurden durch ihn maßgeblich<br />

mitgestaltet.<br />

Wir werden Theo Götz sehr vermissen und<br />

als außergewöhnlich guten Freund und<br />

großartigen Förderer in dankbarer Erinnerung<br />

behalten. Seiner Ehefrau und seinen<br />

beiden Töchtern gehört unser aufrichtiges<br />

Mitgefühl.<br />

Max Depke<br />

Ebenfalls große Trauer löste der Tod von<br />

Max Depke aus, der am 26. September <strong>2008</strong><br />

im Alter von 87 Jahren verstorben ist.<br />

63


Bereits im Alter von 33 Jahren übernahm er<br />

im Jahr 1954 die Position des 1. Vorsitzenden<br />

beim Lübecker Judo-Club e.V. 15 Jahre<br />

lang bis 1969 und von 1979 bis 1990 leitete<br />

Max Depke die Geschicke des Vereins. Von<br />

1960 bis 1970 war Max Depke auch Präsident<br />

des <strong>Deutsche</strong>n Judo-Bundes.<br />

Von 1963 bis 1973 war er Mitglied des<br />

Nationalen <strong>Olympische</strong>n Komitees von<br />

Deutschland (NOK) und nahm als Mannschaftsführer<br />

mit der deutschen Mannschaft<br />

an den <strong>Olympische</strong>n Spielen 1964 in<br />

Tokio teil. Von 1969 bis 1973 gehörte Max<br />

Depke dem Präsidium des NOK an.<br />

Seit 1965 war er Mitglied in der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong>. Als Vertreter des<br />

NOK war er Mitglied des Präsidiums und ca.<br />

30 Jahre Revisor der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

<strong>Gesellschaft</strong>. Hier fungierte er 12<br />

Jahre lang als Sprecher. Von 1967 bis 1987<br />

war Max Depke darüber hinaus auch Vorsitzender<br />

des Turn- und Sportbundes der<br />

Hansestadt Lübeck, dem Kreissportverband.<br />

Neben seinem Vorsitz beim TSB Lübeck<br />

übernahm er im Jahr 1977 für 16 Jahre den<br />

2. Vorsitz der Stadtgruppe Lübeck.<br />

Sein Engagement wurde in zahlreichen<br />

Ehrungen anerkannt. So wurde ihm 1974<br />

durch den Senat der Hansestadt Lübeck die<br />

Senatsplakette verliehen. Im April 1988<br />

erhielt er für sein fortlaufendes Engagement<br />

für die Jugend und für die Schwachen<br />

in unserer <strong>Gesellschaft</strong> aus der Hand des<br />

damaligen Bundespräsidenten Dr. Richard<br />

von Weizsäcker das Bundesverdienstkreuz<br />

der 1. Klasse.<br />

Nach einer schweren Krankheit hatte Max<br />

Depke 2002 im Alter von 81 Jahren Abstand<br />

von sämtlichen Ehrenämtern genommen,<br />

um den Lebensabend gemeinsam mit seiner<br />

Frau Christel in Lübeck-Wulfsdorf zu genießen.<br />

Nicht nur Lübecks Sport verliert einen<br />

großen Freund und Förderer. Wir werden ihn<br />

sehr vermissen und seiner in Ehren gedenken.<br />

Neue Homepage<br />

In neuer Präsenz erscheinen seit Anfang<br />

November die Internetseiten der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />

www.DOG-bewegt.de und des Projektes<br />

"Kinder bewegen" www.Kinder-bewegen.de.<br />

Neben einer besseren Übersicht wurden<br />

64<br />

auch die Mitgliederseiten und aktuelle<br />

Themen angepasst. Interessenten haben<br />

fortan die Möglichkeit Auszüge aus der<br />

Zeitschrift "<strong>Olympische</strong>s Feuer" zu lesen.<br />

Geschehnisse aus den Zweigstellen sowie<br />

der aktuelle Stand zur "Bewegungspatenschaft"<br />

ist ebenso auf der Homepage zu<br />

finden wie die Möglichkeit zur Onlinespende.<br />

Zukünftig wird auch ein Blog angeboten,<br />

ein offenes Medium, wo sich Freunde<br />

der <strong>Olympische</strong>n Idee zu Themen rund um<br />

die <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> <strong>Gesellschaft</strong><br />

austauschen können.<br />

Baden-Baden/Mittelbaden<br />

Offizieller Empfang für badische<br />

Paralympics-Teilnehmer<br />

Ein besonderes Wiedersehen bereitete die<br />

Stadt Baden-Baden den zurückgekehrten<br />

Paralympics-Teilnehmer am 28.09.<strong>2008</strong> im<br />

Rahmen der Stadtmeisterschaften Turnen<br />

des Sportausschusses Baden-Baden. Vor der<br />

Kulisse der anwesenden Turnerinnen und<br />

Turner, laut Präsident Harald Denecken den<br />

"zukünftigen Olympiateilnehmer", begrüßte<br />

die Stadt Baden-Baden durch Bürgermeister<br />

Kurt Liebenstein, die Zweigstelle Baden-<br />

Baden/Mittelbaden zusammen mit dem<br />

Badischen Behindertensportverband die<br />

Athleten unter großem Applaus.<br />

Vor seiner Würdigung der Paralympics-<br />

Teilnehmer aus der Region stellte Denecken<br />

mit Günter Pfullendörfer den Präsidenten<br />

des Badischen Behinderten- und<br />

Rehabilitationssportverbandes, den mittelbadischenRepräsentanten<br />

der<br />

Zweigstelle Armin<br />

Zeitvogel sowie mit<br />

besonderer Freude<br />

dessen Stellvertreter,<br />

den ehemaligen<br />

Weltklasse-Handballer,<br />

Arnulf Meffle<br />

vor. "Es kann jeden<br />

von uns jederzeit<br />

und urplötzlich<br />

treffen", sagte<br />

Denecken in Überleitung<br />

zu den drei<br />

anwesenden Behin-<br />

dertensportlern, die<br />

sich in Peking mit<br />

hervorragenden<br />

Leistungen auszuzeichnen verstanden. "Ich<br />

mache weiter im Sport" zitierte der DOG-<br />

Präsident die bemerkenswerte Einstellung<br />

der Gewürdigten zum Leistungssport. Die<br />

Paralympics-Teilnehmer Sabine Brogle<br />

(Schießen), Norbert Koch (Hand-Biking)<br />

und Dirk Wieschendorf (Rugby) waren sehr<br />

erfreut über den herzlichen Empfang in<br />

Baden-Baden. Im Foyer der Eberbachhalle<br />

Haueneberstein wurde durch den ausrichtenden<br />

Turnverein Haueneberstein nach<br />

der offiziellen Begrüßung ein Stehempfang<br />

mit Häppchen und Getränken durchgeführt,<br />

bei dem die Athleten den anwesenden<br />

Mitglieder der Zweigstelle Baden-<br />

Baden/Mittelbaden, der Presse und den<br />

Gästen der Stadtmeisterschaften viel<br />

Interessantes aus Peking berichten konnten.<br />

Rundum eine gelungene Veranstaltung.<br />

Armin Zeitvogel<br />

Berlin<br />

9. Round-Table-Talk mit<br />

Britta Steffen<br />

Britta Steffen, Olympiasiegerin über 50m<br />

und 100m Freistil in Peking, war am 29.<br />

Oktober <strong>2008</strong> der 9.Talk-Gast der Veranstaltungsreihe<br />

"Olympia hautnah" in Berlin.<br />

Traditionell trafen sich die rund 40 Mitglieder<br />

und Freunde des Landesverbandes<br />

Berlin im Eugen-Gutmann-Haus der<br />

Dresdner Bank am Pariser Platz statt. Bei<br />

dem zweistündigen exklusiven Round-<br />

Table-Talk hatten die Teilnehmer die Möglichkeit,<br />

sich mit ihren Fragen direkt an die<br />

9. Round-Table-Talk "Olympia hautnah" des Landesverbandes Berlin<br />

mit der doppelten Olympiasiegerin Britta Steffen


Olympiasiegerin sowie ihre Begleiterinnen<br />

Regine Eichhorn (Managerin) und Dr.<br />

Friederike Janofske (Mentaltrainerin) zu<br />

wenden. Nach einer kurzen Begrüßung<br />

durch Hans-Jürgen Bartsch, Präsident des<br />

Landesverbandes startete Ulrike Ufert-<br />

Hoffmann, Präsidiumsmitglied und Initiatorin<br />

der Reihe, wie immer charmant die<br />

Fragerunde. Das Rezept, den Round-Table -<br />

Talk ohne Presse - sozusagen "off the<br />

record" - durchzuführen, ging auch dieses<br />

Mal auf. Gut gelaunt und höchst eloquent<br />

beantwortete der Schwimmstar in einer<br />

spannenden und thematisch weit gefächerten<br />

Diskussion sehr offen die vielen Fragen<br />

der Moderatorin und des Publikums. Diese<br />

reichten zunächst vom Weg zum "Doppelgold"<br />

über die Bedeutung mentaler Stärken<br />

im Schwimmsport bis hin zu aktuellen<br />

Entwicklungen innerhalb des <strong>Deutsche</strong>n<br />

Schwimm-Verbandes. Dr. Friederike Janofs-<br />

ke ergänzte mit ihrer Expertise als Psychologin<br />

die Runde. In diesem Zusammenhang<br />

erhielten die Gäste Einblick in die Strukturen<br />

des <strong>Deutsche</strong>n Schwimm-Verbands<br />

(DSV) sowie zur Verbindung von Britta<br />

Steffen zu Trainer Norbert Warnatzsch und<br />

DSV-Sportdirektor Örjan Madsen. Darüber<br />

hinaus gab sie den Gästen aus Wirtschaft,<br />

Politik und Sport - unter ihnen auch die<br />

Nachwuchsruderer Hagen Rothe und<br />

Hendrik Bohnekamp (Junioren-Weltmeister<br />

im Doppelzweier bzw. Doppelvierer) und<br />

LSB-Vize Dr. Dietrich Gerber - Einblicke in<br />

ihr Engagement in der Kinder- und Jugendförderung<br />

ihres Sponsors debitel (Programm<br />

"Lichtpunkte" in Kooperation mit<br />

der <strong>Deutsche</strong>n Kinder- und Jugendstiftung).<br />

Die Begeisterung der Gäste über die sehr<br />

gelungene Veranstaltung war auch beim<br />

anschließenden Buffet noch deutlich zu<br />

spüren. Mit Spannung wird nun der 10.<br />

Round-Table-Talk "Olympia hautnah" in<br />

2009 erwartet. Der Talk-Gast ist noch<br />

geheim!<br />

Martin Holzweg<br />

Cottbus<br />

Eintrag in das Goldene Buch<br />

Die Athleten der 29. <strong>Olympische</strong>n Spiele<br />

und 13. Paralympics haben sich am 04.November<br />

<strong>2008</strong> in das Goldene Buch der Stadt<br />

Cottbus eingetragen. 12 Sportlerinnen und<br />

Sportler sowie fünf Trainer hinterließen<br />

bleibende Erinnerungen in dem würdigen<br />

Buch. Darüber hinaus konnten nach einer<br />

positiven Bilanz drei Medaillen der erfolgreichsten<br />

Sportlerinnen und Sportler in den<br />

"Weg des Ruhmes" vor dem Cottbuser<br />

Rathaus eingebracht werden.<br />

Die Veranstaltung wurde von der Stadt<br />

Cottbus, der Stadtgruppe Cottbus und der<br />

Sparkasse Spree-Neiße gemeinsam vorbereitet<br />

und in Anwesenheit von ca. 100<br />

Personen des öffentlichen Lebens, insbesondere<br />

aus dem Sportbereich, durchgeführt.<br />

Günter Jentsch<br />

Frankfurt/Rhein-Main<br />

Großes Interesse bei<br />

HAFA life <strong>2008</strong><br />

Die HAFA life ist eine der größten Verbrauchs-<br />

und Konsumgütermessen in<br />

Deutschland, die mit einem abwechslungsreichen<br />

Programm zahlreiche Besucher<br />

jeden Alters in die Messehallen Wiesbadens<br />

lockt. Die Bundesgeschäftsstelle der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> und Zweigstelle<br />

Frankfurt Rhein/Main nutzten die<br />

Möglichkeit sich neben 250 weiteren<br />

Teilnehmern auf der HAFA life in Wiesbaden<br />

zu präsentieren. Am ersten Samstag der 9tägigen<br />

Verbraucherausstellung stellten die<br />

Zweigstelle und die Bundes-DOG, in freundlicher<br />

Zusammenarbeit mit dem Main-<br />

Taunus-Kreis, sich und ihre Aktivitäten an<br />

einem Messestand vor.<br />

Insbesondere das Projekt "Kinder bewegen"<br />

und die darauf aufbauende Spendenaktion<br />

"Bewegungspatenschaft" erweckten die<br />

Aufmerksamkeit der Besucher. Es gelang<br />

eine Vielzahl von neuen Kontakten zu<br />

knüpfen. Erfreulich waren außerdem die<br />

positiven Gespräche über die vergangenen<br />

<strong>Olympische</strong>n Spiele in Peking. Hierbei wurde<br />

vor allem den Interessierten die <strong>Olympische</strong><br />

Idee vermittelt. Während des gesamten<br />

Tages fanden auch die vielfältigen Broschüren<br />

ihre neugierigen Abnehmer. Daneben<br />

wurden einige Erfahrungen zum weiteren<br />

Engagement der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

<strong>Gesellschaft</strong> mit den Besuchern ausgetauscht,<br />

wobei so manche Anregung gewonnen<br />

werden konnte. Die Zweigstelle Frank-<br />

Bundesgeschäftsstellenmitarbeiter Christian<br />

Eiselstein und Martin G. Woitschell von der<br />

Zweigstelle Frankfurt/Rhein-Main informierten<br />

interessierte Gäste über die <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong><br />

<strong>Gesellschaft</strong> während der HAFA life.<br />

furt/Rhein-Main und die Bundesgeschäftsstelle<br />

freuen sich über das positive Feedback<br />

der vorgestellten Ziele und den regen<br />

Austausch an Informationen.<br />

Christoph Spieß<br />

Hamburg<br />

Die <strong>Olympische</strong>n Spiele aus<br />

verschiedenen Blickwinkeln<br />

Mit großen Augen und voller Ehrfurcht<br />

kreiste eine echte <strong>Olympische</strong> Goldmedaille<br />

von den Sommerspielen durch die Versammlung.<br />

Der Hamburger Vorstand der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> hatte<br />

zu einem Erfahrungsaustausch über die<br />

Spiele in Peking geladen. Zahlreiche Mitglieder<br />

folgten der Einladung am 29. September<br />

in die Hamburger Handelskammer und<br />

lauschten unter anderem Olympiasieger und<br />

Hockey-Nationalspieler Carlos Nevado, wie<br />

er über seine Erfahrungen aus dem Reich<br />

der aufgehenden Sonne berichtete.<br />

Die Gäste erfuhren von den einmaligen<br />

Erlebnissen der Hockeyspieler, wie sie in der<br />

65


Mensa des <strong>Olympische</strong>n Dorfes neben den<br />

Athleten der Welt ihre Speisen einnehmen<br />

konnten. Wie selbst Roger Federer von den<br />

anderen Sportlern nach dem Essen umlagert<br />

wurde und dann noch über zwei Stunden<br />

Autogramme schreiben musste und wie er<br />

danach dann nie wieder gesehen wurde.<br />

Wie Dirk Nowitzki mit seinem Team mit<br />

einem großen "Hallo" zu seinen Spielen aus<br />

dem Dorf verabschiedet wurde. Aber auch,<br />

wie es sich anfühlt, als Athlet den größten<br />

Moment seiner sportlichen Karriere zu<br />

empfinden, wenn endlich das Ziel seiner<br />

Träume erreicht ist - die olympische Goldmedaille.<br />

DOG-Mitglied Rainer Thumann, der als Fan<br />

und Zuschauer mit der Zweigstelle Südniedersachsen<br />

nach Peking gereist war, berichtete,<br />

dass nicht immer alles Friede, Freude<br />

war. Er erzählte über den mühsamen Kampf<br />

durch die Sicherheitskontrollen in die<br />

Stadien, um rechtzeitig seinen Platz in der<br />

Wettkampfstätte einnehmen zu können.<br />

Dennoch war auch hier die Gesamtveranstaltung<br />

das große Erlebnis, welches für<br />

immer unvergessen sein wird.<br />

Hier knüpfte auch Vorstandsmitglied Michael<br />

Green, seines Zeichen selbst Olympia-<br />

Teilnehmer und in Peking für den Welt-<br />

Hockeyverband als Betreuer der Sponsoren<br />

tätig, nahtlos an. "Die <strong>Olympische</strong>n Spiele in<br />

Peking waren einfach ein Erlebnis der<br />

besonderen Art!" Auch Hamburgs Vorstandsvorsitzender<br />

Thomas Metelmann, der<br />

in Peking als Fotograf und Journalist akkreditiert<br />

war, wusste von ganz besonderen<br />

<strong>Olympische</strong>n Spielen zu berichten. Was in<br />

dem Resümee endete, dass "Peking für die<br />

Spiele neue Standards gesetzt hat!"<br />

Nach über zweieinhalb Stunden interessanter<br />

Informationen und Diskussionen machten<br />

sich die Teilnehmer erst nach mehrfachen<br />

Aufforderungen auf den Weg nach<br />

Hause. Eine durchaus runde und goldige<br />

Olympia Nachlese in Hamburg.<br />

Siegel <strong>2008</strong>-2010 verliehen<br />

Seit 2006 verleiht der Landesverband<br />

Hamburg in den <strong>Olympische</strong>n Jahren für die<br />

Zeit einer Olympiade das "DOG Hamburg<br />

Siegel". Mit diesem Siegel zeichnet der<br />

Landesverband besondere Veranstaltungen,<br />

Vereine oder Initiativen aus. Seit der Einführung<br />

erfreut sich dieses Siegel einer immer<br />

größeren Beliebtheit in der Hamburger<br />

66<br />

Sportszene. Thomas Metelmann, Vorsitzender<br />

des Landesverbands, lobte bei der<br />

Überreichung des Siegels besonders die<br />

vereinsübergreifende Strukturen, die sich in<br />

der Hamburger Metropolregion gefunden<br />

haben. "Hier finden wir auch schon in der<br />

Organisation die Umsetzungen der <strong>Olympische</strong>n<br />

Idee. Und so ganz nebenbei werden<br />

die Kinder mit dem für unsere <strong>Gesellschaft</strong><br />

immer wichtiger werdenden Elementen<br />

Integration, Toleranz,Leistungsbereitschaft,<br />

Fairness,<br />

Teamgeist und<br />

natürlich auch<br />

Fitness gefördert."<br />

Im Jahr <strong>2008</strong> erhielt<br />

die Auszeichnung<br />

TopSportVereine<br />

Metropolregion<br />

Hamburg e.V. mit<br />

ihrer Kinder Olympiade.<br />

Insgesamt<br />

haben sich 23<br />

Hamburger Großsportvereine<br />

vor drei<br />

Jahren zusammengeschlossen<br />

und<br />

veranstalten seitdem<br />

gemeinsam in<br />

der Region die<br />

Kinder Olympiade.<br />

Diese wunderbare<br />

Veranstaltung mit<br />

ihren über 8.000<br />

Teilnehmerinnen und Teilnehmern im Alter<br />

von fünf bis zehn Jahren wird in den<br />

jeweiligen Vereinen ausgetragen und findet<br />

ihren Höhepunkt in einem Finale der Besten<br />

in der Hamburger Leichtathletikhalle. Im<br />

Rahmen dieses Finales überreicht der<br />

Landesverband das "DOG Hamburg Siegel<br />

<strong>2008</strong>-2010".<br />

Thomas Metelmann<br />

Hochstift Paderborn<br />

Freude an Bewegung schon<br />

im Kindergartenalter<br />

Ein Lied zur Begrüßung und ein Bewegungslied<br />

zum Mitmachen, das hatten die<br />

Kinder der Städtischen Tageseinrichtung<br />

Schwalbennest für ihre Gäste eingeübt. Am<br />

Mittwochvormittag besuchten Vertreter der<br />

Sparkasse Paderborn, der Bezirksgruppe<br />

Hochstift Paderborn sowie des Jugend- und<br />

Sportamtes Paderborn die Kindertageseinrichtung.<br />

Die Bezirksgruppe und die Sparkasse<br />

Paderborn fördern, mit Unterstützung des<br />

Sport- und Jugendamtes der Stadt Paderborn,<br />

im Rahmen des Projektes "Kinder<br />

bewegen" Bewegung in sechs Kindertageseinrichtungen<br />

im Geschäftsgebiet der<br />

Martina Humpert, Claudia Winkelhoch (beide Tageseinrichtung<br />

Schwalbennest), Marius Nolte (Seniorpate), Petra Erger (Leiterin<br />

Jugendamt Paderborn), Olaf Saage (Sparkasse Paderborn), Dr. Norbert<br />

Börste (Bezirksgruppe Hochstift Paderborn), Anna Ilchenko und<br />

Robert Klann (Nachwuchspaten), Dirk Happe (Sportamt Paderborn)<br />

Sparkasse Paderborn. Dies sind neben der<br />

Städtischen Tageseinrichtung Schwalbennest<br />

die Einrichtungen in Dahl, Römerstraße<br />

Elsen und Domental Büren, die Städt.<br />

Kindergärten in Giershagen und Lichtenau.<br />

Das Projekt, welches über drei Jahre läuft,<br />

wird durch die Sparkasse Paderborn mit<br />

insgesamt 75.000 Euro finanziell gefördert.<br />

Mit Hilfe der zur Verfügung gestellten<br />

Gelder sollen die Erzieherinnen in Schulungen<br />

weitergebildet und die Einrichtungen z.<br />

B. durch den Erwerb von Turn- und Sportgeräten<br />

auf den neusten Stand gebracht<br />

werden.<br />

Mit der Unterstützung von erfolgreichen<br />

Sportlern und Nachwuchssportlern als<br />

Bewegungspaten soll den Kindern altersgemäß<br />

und spielerisch die Freude an Bewegung,<br />

Tanz und am Sport näher gebracht<br />

werden. In der Städtischen Tageseinrichtung<br />

Schwalbennest übernehmen diese<br />

Aufgabe der Basketballspieler Marius Nolte<br />

von den Paderborn Baskets und das Nach-


wuchstanzpaar Robert Klann und Anna<br />

Ilchenko vom TSC Blau Weiß im TV 1875<br />

Paderborn e.V.<br />

Einheitliche rote T-Shirts und ein Hinweisschild<br />

im Eingangsbereich, gesponsert von<br />

der Sparkasse Paderborn, weisen die Kindertagesstätte<br />

Schwalbennest und die Kinder<br />

schon von weitem gut sichtbar als "Kinder<br />

bewegen" - Kindergarten aus.<br />

Olaf Saage<br />

Riders Tour <strong>2008</strong><br />

Teilnehmer aus 13 Nationen hatten sich für<br />

die "EON-Westfalen-Weser Challenge <strong>2008</strong>"<br />

auf dem traditionsreichen Paderborner<br />

Schützenplatz - Kenner der Szene bezeichnen<br />

ihn als einen der schönsten Turnierplätze<br />

Deutschlands - gemeldet. In 24 Wettbewerben<br />

kämpften die Reiterinnen und<br />

Reiter um ein Gesamtpreisgeld von 258.000<br />

Euro.<br />

In der VIP-Lounge des "Vier Sterne Events"<br />

war auch die Bezirksgruppe Hochstift<br />

Paderborn mit ihrem Info-Stand vertreten.<br />

Die Vorstandsmitglieder konnten an den vier<br />

Veranstaltungstagen viele Mitglieder und<br />

Persönlichkeiten aus Sport, Politik und<br />

Wirtschaft begrüßen und im "Small Talk"<br />

neue Kontakte knüpfen.<br />

Da das Paderborner Turnier zeitgleich mit<br />

der "Global Champions Tour" in Arezzo in<br />

der Toskana stattfand, wurden drei der Top-<br />

Reiter, Meredith Michaels-Beerbaum,<br />

Marcus Ehning und der Engländer Michael<br />

Whitaker noch am Samstag über den<br />

örtlichen Airport eingeflogen, um am<br />

Sonntag beim Großen Preis zu starten. Die<br />

überaus sympathische und stets gut gelaunte<br />

Weltranglisten-Erste Meredith<br />

Michaels-Beerbaum konnte mit einem<br />

tollen Erfolg aufwarten, sie hatte das<br />

Turnier in Arezzo tags zuvor auf "Shutterfly"<br />

gewonnen! Auch in Paderborn erreichte<br />

sie das Stechen ohne Fehlerpunkte. Für<br />

einen 1. Platz reichte es diesmal für die<br />

dreimalige Riders Tour-Siegerin und mehrfache<br />

<strong>Deutsche</strong>- und Europameisterin und<br />

4. bei den <strong>Olympische</strong>n Spielen in Paderborn<br />

mit ihrem Pferd "Checkmate" leider<br />

nicht, was aber der Stimmung keinen<br />

Abbruch tat.<br />

Daniela Kortebusch<br />

Karlsruhe<br />

Gedenken an Carl Kaufmann<br />

Am 01. September <strong>2008</strong> verstarb in Karlsruhe<br />

der 72-jährige Carl "Charly" Kaufmann.<br />

27 Jahre lang war er Mitglieder der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong>, Zweigstelle<br />

Karlsruhe.<br />

Der in New York City geborene deutsche<br />

Leichtathletik und mehrfacher <strong>Deutsche</strong>r<br />

Meister war Spezialist über die 400-Meter<br />

Strecke. Im Jahr 1960 gewann er im Alter<br />

von 24 Jahren zwei Silbermedaillen bei den<br />

<strong>Olympische</strong>n Spielen in Rom. Bei der<br />

4x400m Staffel erzielte er am 6. September<br />

1960 im Endlauf über 400m zeitgleich mit<br />

Olympiasieger Otis Davis (USA) die Weltrekordzeit<br />

von 44,9 Sekunden (handgestoppt).<br />

Beide waren mit diesem Lauf die<br />

ersten Athleten, die diese Distanz unter 45<br />

Sekunden gelaufen sind. Berühmt wurde<br />

Kaufmann dabei für seinen Zielsprung, mit<br />

dem es ihm fast noch gelang, gegen den<br />

lange führenden Davis zu gewinnen. Für<br />

seine sportlichen Leistungen wurde er<br />

1960 mit dem silbernen Lorbeerblatt<br />

ausgezeichnet.<br />

Nach seinem Erfolg bei den Spielen 1960<br />

trat Familie und beruflicher Werdegang<br />

mehr in den Vordergrund. Bereits 1964 war<br />

Kaufmann Vater dreier Söhne. Durch sein<br />

Sportstudium an der TH-Karlsruhe Sport<br />

und gleichzeitigem Studium des Gesangs<br />

an der Musikakademie, wo er auch die<br />

Abschlussprüfung als Lyrischer Tenor<br />

absolvierte, drängte sich der Sport zwangsläufig<br />

in den Hintergrund. Nach einer<br />

kurzen Episode auf<br />

den "Brettern, die<br />

die Welt bedeuten",<br />

ging Carl Kaufmann<br />

im Jahr 1969 in den<br />

Schuldienst. Dort<br />

unterrichtete der<br />

Fachlehrer vor allem<br />

Sport. Zuvor gründete<br />

er im Jahr<br />

1967 in Karlsruhe<br />

den Sport- und<br />

Schwimmclub<br />

Karlsruhe, der heute<br />

mehr als 5000<br />

Mitglieder hat.<br />

Die Leidenschaft zur<br />

Leichtathletik wurde<br />

weiterhin aufrecht erhalten. Insbesondere<br />

seine Tochter Larissa aus zweiter Ehe stieg<br />

in die Fußstapfen ihres Vaters. Als Sprinttalent<br />

bei der Leichtathletik-Gemeinschaft<br />

Karlsruhe wurde sie bereits mehrmals<br />

Badische Meisterin.<br />

Kiel<br />

Fuhrpark rollt<br />

Die Kindertagesstätte Hansastraße 29 war<br />

von 2003 bis 2006 Modellkindergarten der<br />

Zweigstelle Kiel im Rahmen des Projektes<br />

"Kinder bewegen". Schon während dieser<br />

Zeit hatten sich Lehrgangsteilnehmer der<br />

Berufsbildungsstätte Kiel um den Fuhrpark<br />

der Kindertagesstätte gekümmert. Die<br />

"Startbahn"-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer<br />

können sich in der Berufsbildungsstätte<br />

Kiel beruflich orientieren. Bewerbungstraining<br />

und praktisches Arbeiten stehen dabei<br />

genauso auf dem Programm wie Förderunterricht<br />

und Praktika. Das Job-Center der<br />

Berufsbildungsstätte legt großen Wert auf<br />

die Kooperation mit der Kindertagesstätte<br />

und forciert die Maßnahme. Gabriele Rau,<br />

stellvertretende Leiterin, betont, dass<br />

sinnvolle Aufgaben, die eine Wertschätzung<br />

finden, für die Jugendlichen eine große<br />

Motivation darstellen. Daher kümmern sich<br />

Lehrgangsteilnehmer/innen auch nach<br />

Projektende weiterhin um den Fuhrpark der<br />

Einrichtung.<br />

Am 12.11.<strong>2008</strong> war es wieder einmal soweit:<br />

die überarbeiteten Roller, Dreiräder etc.<br />

wurden unter Beteiligung der Kieler Oberbürgermeisterin<br />

Angelika Volquartz an die<br />

Funktionstüchtiger Fuhrpark lässt die Kinder der Kindertagesstätte<br />

Hansastraße 29 strahlen.<br />

67


Kindertagesstätte übergeben. Der Dank<br />

gebührte den Jugendlichen, die durch die<br />

neu aufbereiteten Roller und Dreiräder die<br />

Kinderaugen regelrecht zum Leuchten<br />

gebracht haben. "Ihr könnt stolz auf euch<br />

sein, dass ihr der Kindertageseinrichtung so<br />

geholfen habt", sagte die Oberbürgermeisterin.<br />

Ludwigsburg<br />

Zweigstelle Ludwigsburg<br />

bewegt Kinder<br />

Die Drei- bis Sechsjährigen vom MTV<br />

Sportkindergarten in Ludwigsburg hatten<br />

ebenso Grund zur Freude wie Kindergartenleiterin<br />

Sibylle Grimmeisen und Erzieherin<br />

Diane Schaufelberger: Sie erhielten eine<br />

Spende in Höhe von 250 Euro von der<br />

Zweigstelle Ludwigsburg. Von dem Geld<br />

konnte ein sogenannter Schlauchreifen<br />

angeschafft werden, der den kindlichen<br />

Bewegungsdrang mit einfachen Mitteln<br />

fördert und die koordinativen Fähigkeiten<br />

der Kinder unterstützt. "Bewegungsvielfalt<br />

im Vorschulalter ist ein grundlegender<br />

Bestandteil frühkindlicher Erziehung.<br />

Darum haben wir hier besonders gerne<br />

geholfen", sagte Matthias Schenkel, Geschäftsführer<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

<strong>Gesellschaft</strong> in Ludwigsburg bei der Scheckübergabe.<br />

Gustav-Herbert Binder<br />

68<br />

Mainz<br />

Sibylle Grimmeisen (hinten links), Diane Schaufelberger (hinten<br />

rechts) und DOG-Geschäftsführer Matthias Schenkel inmitten der<br />

MTV-Kinder.<br />

"Kinder bewegen" auf<br />

neuer Kooperationslinie<br />

In der Zweigstelle Mainz-Rheinhessen hat<br />

sich in den vergangenen Wochen einiges<br />

bewegt. Basierend auf einer Anregung des<br />

Vizepräsidenten Joachim Ebener kam es zu<br />

einem Gespräch des Vorstandes der Zweigstelle<br />

mit dem Vorstandsvorsitzenden der<br />

Sparkasse Mainz Hans-Günter Mann.<br />

Dieser zeigte sich von der Präsentation der<br />

bisherigen Aktivitäten der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> zur Bewegungsförderung<br />

in Kindergärten sehr beeindruckt.<br />

Die allgemeine Haltung der <strong>Deutsche</strong>n<br />

Sparkassenorganisation zur Sportförderung,<br />

sowie die spezifische Einstel-<br />

lung der Sparkasse Mainz und seines<br />

Vorstandes zur regionalen Sportförderung,<br />

insbesondere auch für Kinder und Jugendliche,<br />

waren ein hervorragender Nährboden<br />

für die Kooperationsgespräche. Der Vorstand<br />

der Zweigstelle Mainz-Rheinhessen<br />

konnte Hans-Günter Mann und sein<br />

Institut dafür gewinnen, zwei neue Modellkindergärten<br />

in und um Mainz zu<br />

fördern und mit einer erfreulichen Summe<br />

zu unterstützen.<br />

Neben der materiellen Unterstützung wird<br />

die Sparkasse auch dafür werben, und sich<br />

in persönlichen Aktionen des Sparkassenvorstandes<br />

darum bemühen, Paten für die<br />

auserwählten Kindergärten zu gewinnen.<br />

Der Vorstand der Zweigstelle wird seinerseits<br />

den umfangreichen Erfahrungsschatz<br />

aus der Betreuung des ersten Modellkindergartens<br />

im Rahmen des "Kinder-bewegen"-Projektes<br />

in die neuen Förderungsprojekte<br />

einbringen.<br />

Bernd G. Zeising<br />

Miltenberg<br />

Beiratssitzung mit<br />

Rekordbeteiligung<br />

Zur jährlichen Beiratssitzung der DOG-<br />

Zweigstelle Miltenberg freute sich die<br />

Vorsitzende Rosi Dauphin am 14. Oktober<br />

41 Personen im Rudolf-Harbig-Saal der<br />

Elsenfelder Sparkassenarena begrüßen zu<br />

Vorsitzende Rosi Dauphin (links) mit der weibl. B-Jugend der JSG<br />

Untermain, Erzieherin Irmgard Berninger (vorne links) und Maria<br />

Droste (vorne rechts).<br />

können; eine Rekordbeteiligung. Bevor die<br />

Tagesordnung in Angriff genommen wurde,<br />

stellte die Vorsitzende rückblickende Gedanken<br />

auf die <strong>Olympische</strong>n Sommerspiele<br />

sowie die Paralympics in Peking an.<br />

In ihrem Rechenschaftsbericht freute sich<br />

die Vorsitzende über bislang 44, durch<br />

Sponsoren ermöglichte und an Kindergärten<br />

vergebene, Sport-Spiel-Kisten im Rahmen<br />

des Projektes "Kinder bewegen". Im Jahr<br />

<strong>2008</strong> bestehen noch Sponsorenoptionen auf<br />

zwei weitere Spielkisten. Die Modellkindertagesstätte<br />

"Tabaluga" in Klingenberg-<br />

Trennfurt konnte in diesem Jahr Fahrräder<br />

für Kinder anschaffen. Eine neue DOG-<br />

Broschüre für den regionalen Bereich wurde


erstellt, an der sich Hermann Faust (Miltenberg)<br />

mit 100 Euro beteiligte. Das mit dem<br />

Schulamt Miltenberg im Januar <strong>2008</strong><br />

durchgeführte DOG-Seminar hatte 40<br />

Teilnehmer, die von Referenten der Universität<br />

Karlsruhe unterwiesen wurden, wie<br />

schon 2007. Aufgrund der bisher durchweg<br />

positiven Resonanz ist für den 7. März 2009<br />

ein weiteres Seminar im Zusammenwirken<br />

mit dem Schulamt geplant, diesmal unter<br />

der Leitung der "Arbeitsgemeinschaft<br />

Bewegungs- und Haltungsförderung Wiesbaden".<br />

Im Rahmen der aktuellen Informationen<br />

erwähnte die Vorsitzende den gebührenden<br />

Empfang in Niedernberg für die<br />

beiden Teilnehmer der Paralympics in<br />

Peking, Maria Droste und Andreas Kress. Ein<br />

"Dankeschön-Postkarte" mit der Unterschrift<br />

aller Teilnehmer am <strong>Olympische</strong>n Jugendlager<br />

in Peking ging an Hermann Faust als<br />

Mitsponsor dieses Jugendlagers.<br />

In Sulzbach fanden kürzlich im Abstand von<br />

nur drei Wochen zwei Empfänge für den<br />

neuen <strong>Deutsche</strong>n Meister sowie Weltmeister<br />

im Kunstradfahren der Männer, David<br />

Schnabel, mit jeweils einer Abordnung der<br />

Zweigstelle Miltenberg statt. Dem Spitzensportler<br />

gelang in diesem Jahr<br />

ein äußerst seltenes "Erfolgs-<br />

Trio": Im Einer-Kunstradfahren<br />

der Männer eroberte er sich die<br />

Krone sowohl des <strong>Deutsche</strong>n<br />

(am 4. Oktober in Ludwigshafen)<br />

wie auch des Weltmeisters (am<br />

26. Oktober in Dornbirn/Österreich)<br />

zurück! Außerdem stellte<br />

er am 6. September in Duisburg<br />

mit 196,95 ausgefahrenen<br />

Punkten einen neuen Weltrekord<br />

auf. Schnabel ist seit mehr<br />

als zwei Jahren bereits "DOG-<br />

Sportpate" der Modellkindertagesstätte<br />

"Tabaluga" in Klingenberg-Trennfurt.<br />

Für 50 Jahre DOG-Mitgliedschaft wurden mit<br />

Urkunde, Nadel und Blumengruß die Vereine<br />

TV Mömlingen, TV Kleinwallstadt, TV Wörth<br />

und RC Aschaffenburg, für 40 Jahre Mitgliedschaft<br />

Horst Heuß (Turngau Main-<br />

Spessart) und 50 Jahre DOG-Treue der RC<br />

Miltenberg, Ludwig Büttner) geehrt. Mit der<br />

kleinen Fair Play Plakette wurde die weibliche<br />

Handball-B-Jugend der Jugend-Spiel-<br />

Gemeinschaft (JSG) Untermain ausgezeichnet.<br />

In der von Rosi Dauphin verlesenen<br />

Laudatio hieß es unter anderem, dass dieses<br />

Team sich aus freien Stücken bereit erklärte,<br />

ein Punktspiel, das wegen einer Terminabsage<br />

der Gäste (HSG Bad Wildungen) vom<br />

Handballverband "am grünen Tisch" bereits<br />

zu Gunsten der JSG gewertet war, nochmals<br />

zu wiederholen und damit die sportliche<br />

Chancengleichheit zu wahren. Ein hoher Sieg<br />

war der Lohn für die gezeigte Fairness der<br />

Mädchen. Aus dem Wettbewerb "Olympia<br />

bewegt Kids" für Kindergärten ging der<br />

Kindergarten "Sonnenschein & Regenbogen"<br />

aus Obernburg als Preisträger hervor. Erzieherin<br />

Irmgard Berninger konnte Urkunde,<br />

Seile und 200 Euro Prämie in Empfang<br />

nehmen. Die höchste Auszeichnung, welche<br />

die <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> <strong>Gesellschaft</strong> zu<br />

vergeben hat - "DOG-Leistungsplakette in<br />

Silber" - erhielt Maria Droste aus Niedernberg<br />

für ihre fünffache Teilnahme an den Paralympics<br />

beim Bogenschießen.<br />

Helmut Gesierich<br />

Oberschwaben<br />

Am 15. November <strong>2008</strong> fand in Krauchenwies<br />

im Landkreis Sigmaringen die Siegerehrung<br />

für die Gewinner der Wahl zum<br />

Sportler des Jahres statt. Die Wahl wurde<br />

erstmalig im Landkreis durchgeführt. Der<br />

Fair Play Preis der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

<strong>Gesellschaft</strong> Oberschwaben ging an die<br />

Tischtennisabteilung des TSV Scheer. Seit 17<br />

Jahren veranstaltet der TSV Scheer Tischtennisturniere<br />

für behinderte Sportler. Der<br />

stellvertretende Vorsitzende der DOG<br />

Oberschwaben, Landrat Dirk Gaerte (3.v.r.)<br />

übergab den Preis an die Sportler.<br />

Odenwaldkreis<br />

Sportlererhrung in Höchst<br />

Jedes Jahr veranstaltet die Gemeinde<br />

Höchst eine kleine Feier im Rahmen der<br />

Ehrung verdienter Sportler. Auch in diesem<br />

Jahr fand diese Feier unter Beteiligung der<br />

Kreisgruppe Odenwaldkreis statt. Es wurden<br />

Teilnehmer aus den Bereichen Tischtennis,<br />

Stepptanz, Bogenschießen, Schießsport,<br />

Baseball und Karate geehrt.<br />

Zum Sportler des Jahres wurde Horst Bitsch<br />

(Sparte Tischtennis) gekürt. Er erhielt die<br />

goldene Nadel der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

<strong>Gesellschaft</strong> sowie eine Medaille und eine<br />

Urkunde, überreicht durch Vorstandsmitglied<br />

Georg Hofferberth und dem Ehrenvorsitzenden<br />

Hubert Hey. In seiner Gratulationsansprache<br />

hob Georg Hofferberth die<br />

herausragenden Leistungen aller Sportler,<br />

insbesondere die von Horst Bitsch hervor. Er<br />

sei einer derjenigen, der den olympischen<br />

Gedanken nicht nur selbst lebt, sondern<br />

diesen auch erfolgreich an die Jugend<br />

weiter gibt. Beweis sei zum Beispiel Timo<br />

Boll, der unter seiner Führung zu einem der<br />

erfolgreichsten Höchster Sportler aufstieg.<br />

Hubert Hey lobte die Verdienste Bitschs,<br />

denn dieser habe vor allen Dingen durch<br />

seine mehrmaligen Aktivitäten mit dem<br />

Pitt-Turnier regelmäßig über ca. 450 Besucher<br />

fasziniert. Eine vorbildliche Arbeit des<br />

Geehrten, die im Odenwald reiche Früchte<br />

trägt.<br />

Paralympics in Erbach<br />

Ein besonderes Ereignis waren die "Special<br />

Olympics <strong>2008</strong>" an der Schule am Treppenweg<br />

in Erbach. Gemeinsam mit der Schule<br />

am Drachenfeld wurde ein Sporttag mit<br />

behinderten und nichtbehinderten Kindern<br />

gestaltet. Insgesamt 50 Kinder versammelten<br />

sich auf dem Sportgelände und erlebten<br />

einen eindrucksvollen Tag. Vorsitzender der<br />

Kreisgruppe Johann Weyrich überbrachte<br />

neben Grüßen auch Teilnahmeurkunden an<br />

die stolzen Kinder.<br />

69


Weltkindertag<br />

Den Weltkindertag feierte die Zweigstelle<br />

Odenwald als Fortsetzung der Patenschaft<br />

mit den fünf Kindergärten im Odenwald. Die<br />

Tage rund um den 20. September nutzen<br />

die Einrichtungen Reichelsheim, Michelstadt<br />

(Montessori und Flohzirkus), Höchst und der<br />

Stadt Erbach (Sonnenschein und Villa<br />

Kunterbunt), um mit allen Kindern besondere<br />

Bewegungsstunden zu gestalten. Der<br />

Vorsitzende Johann Weyrich sowie sein<br />

Vorgänger und jetziger Ehrenvorsitzender<br />

Hubert Hey waren zusammen mit den<br />

weiteren Vorstandsmitgliedern der Zweigstelle<br />

gern gesehene Gäste in den Kindergärten.<br />

Sie erlebten individuelle Aktivitäten<br />

der Kinder in den Kindergärten und Krippen.<br />

Ein krönender Abschluss der ereignisreichen<br />

Tage war die Übergabe von Förderhilfen in<br />

Höhe von 50 Euro oder gar 100 Euro. Die<br />

Freude war groß und alle Beteiligten,<br />

insbesondere die Kinder, waren sich einige,<br />

dass es auch in Zukunft heißen soll: "Ja, wir<br />

wollen fit sein!"<br />

Der Kindergarten "Steinmetzstraße" in<br />

Höchst bot den Kindern sogleich eine<br />

gesamte Sportwoche. Unter dem Motto<br />

"Aktive Kinder" wurde in Zusammenarbeit<br />

mit dem TSV Höchst, vertreten durch Heide<br />

Ripperger, ein Spieleparcour aufgebaut, den<br />

die Kinder zu bewältigen hatten, um sich<br />

anschließend mit einer Urkunde belohnen<br />

zu lassen.<br />

Inline-Skating im Odenwald<br />

Zum 12.Mal richtete die Rollsportgemeinschaft<br />

Michelstadt (RSG) vom 20.-<br />

21.09.<strong>2008</strong> auf dem Michelstädter Bienenmarktgelände<br />

ihren Inline-Speed-Cup aus.<br />

Wegen einer Terminüberschreitung mit der<br />

deutschen Meisterschaft (Teamzeitfahren)<br />

fanden sich in diesem Jahr etwas weniger<br />

Teilnehmer ein. Dennoch war die Veranstaltung<br />

trotz kühler Witterung mit 100 Teilnehmern<br />

gut besucht.<br />

Zusätzlich standen für die Schüler und<br />

Jugendklassen Geschicklichkeitsparcour auf<br />

dem Programm. Die Veranstaltung wurde<br />

durch die Teilnahme der Europameisterin<br />

und WM-Teilnehmerin Tina Strüver aus<br />

Halle sowie der Junioren Europameistern<br />

Alisa Gutermutz aus Darmstadt bereichert.<br />

70<br />

Mit Miriam Kobs von der RSG Michelstadt<br />

war auch eine heimische Top-Athletin am<br />

Start. Überhaupt, trotz einer gewissen<br />

jahrgangsbedingten Auslichtung, schlugen<br />

sich die Odenwälder RSG-ler erstaunlich<br />

gut. Ives Deja, der von der Zweigstelle<br />

bereits mehrfach im Rahmen der Aktion<br />

"Junge Könner brauchen Gönner" gefördert<br />

wurde, kam zweimal als Sieger ins Ziel.<br />

Johann Weyrich, Vorsitzender der Kreisgruppe<br />

Odenwald gratulierte dem RSG-Vorsitzenden<br />

Jens Vogtländer zur Fortsetzung<br />

dieser Wettkampfaktivitäten. Ebenfalls<br />

zeigte sich der Ehrenvorsitzende Hubert Hey<br />

begeistert und lobte den guten Gemeinschaftsgeist,<br />

den er lange Jahre als Freund<br />

der RSG gespürt habe. Zahlreiche Athleten<br />

des Odenwälder Rollsports wurden in der<br />

Vergangenheit gefördert.<br />

Odenwald-Tauber<br />

Neue Vorsitzende gewählt<br />

Bei der Mitgliederversammlung <strong>2008</strong><br />

konnte Vorsitzender Manfred Knaus nach<br />

Eröffnung und Begrüßung in seinem Rückblick<br />

auf ein sehr erfolgreiches Jahr und<br />

eine positive Entwicklung der Zweigstelle<br />

verweisen, die durch diverse Aktivitäten in<br />

der Öffentlichkeit deutlich an Akzeptanz<br />

gewinnen konnte. Zu deren wichtigsten gab<br />

es dann kurze Informationen. So durch<br />

Manfred Lauer über einen Vortrag "Gesundheitliche<br />

Potentiale von Bewegung und<br />

Sport" von Prof. Gerhard Huber in Buchen.<br />

Manfred Knaus berichtete von der Verabschiedung<br />

der erfolgreichen Gewichtheber-<br />

Nationalmannschaft während der Trainingsvorbereitungen<br />

in Feldberg-Herzogenhorn<br />

für Peking. Auch den Olympic-Day-Run<br />

<strong>2008</strong> in Mudau bilanzierte er positiv. Über<br />

eine sehr aufschlussreiche Podiumsdiskussion<br />

zum Thema "Alltagsdoping - Doping in<br />

Schule und Verein"<br />

in Tauberbischofsheim<br />

wussten<br />

Matthias Götzelmann<br />

und Michael<br />

Geidl zu berichten.<br />

Sie berichteten<br />

außerdem über eine<br />

Fahrt mit der<br />

Sportjugend zum<br />

ISTAF <strong>2008</strong> in Berlin.<br />

Und dann war da in<br />

Tauberbischofsheim<br />

kurz nach den<br />

<strong>Olympische</strong>n Spielen auch noch eine von<br />

regem Zuspruch begleitete Podiumsdiskussion<br />

"Peking-Nachlese", bei der Peking-<br />

Teilnehmer Besucher ihre Eindrücke und<br />

Beobachtungen zum Besten gaben. Nach<br />

Grundsatzinformationen zur sich anschließenden<br />

Ehrungs-Gala erstattete Kassenwartin<br />

Herta Speierer den Finanzbericht. Gründungs-<br />

und Ehrenvorsitzender Rudi Arnold<br />

hatte mit Hannelore Schüler die Kasse<br />

geprüft und bestätigte eine einwandfreie<br />

Kassenführung.<br />

Aufgrund eines beruflichbedingten Umzuges<br />

stand Michael Knaus für den Vorsitz<br />

leider nicht mehr zur Verfügung. Für die<br />

Nachfolge wurde daher Elisabeth Krug,<br />

Sozialdezernentin beim Main-Tauber-Kreis<br />

vorgeschlagen. Sie erklärte sich zur Kandidatur<br />

bereit, stellte sich sowie ihren beruflichen<br />

Werdegang und ihren Bezug zum<br />

Sport den Mitgliedern vor. Einstimmig<br />

wurde folgende neue Vorstandschaft<br />

gewählt: Vorsitzende Elisabeth Krug, Stellve-<br />

Vorsitzender Michael Knaus übergibt sein<br />

Amt an Elisabeth Krug.


treter Matthias Behr und Gerd Teßmer,<br />

Kassenwartin Herta Speierer, Schrift- und<br />

Pressewart Walter Jaufmann.<br />

Die neu gewählte Vorsitzende Elisabeth<br />

Krug dankte für das ihr entgegengebrachte<br />

Vertrauen. Sie werde sich nach Kräften um<br />

die erfolgreiche Fortführung der DOG-Arbeit<br />

im Bereich Odenwald-Tauber bemühen und<br />

hoffe auf eine gute und dann sicher erfolgreiche<br />

Zusammenarbeit zum Vorteil des<br />

Sports und zur Entwicklung der Zweigstelle.<br />

Mit dankenden Schlussworten des scheidenden<br />

Vorsitzenden Michael Knaus klang<br />

die harmonisch und sehr flott verlaufene<br />

Mitgliederversammlung aus.<br />

Peking Nachlese<br />

Ausgelöst durch die teilweise recht widersprüchlichen<br />

Meldungen über und aus<br />

Peking sowie die teils kontroverse Diskussion<br />

um die <strong>Olympische</strong>n Spiele visierte die<br />

Zweigstellen-Vorstandschaft bereits vor<br />

Beginn der Spiele eine "Nach-Peking-<br />

Veranstaltung" an. So lud die Zweigstelle zu<br />

einer hochkarätig besetzten Podiums-<br />

Diskussion "Peking Nachlese" nach Tauberbischofsheim<br />

ein. Folgende Runde hatte sich<br />

dazu auf dem Podium versammelt: Dr. Zita<br />

Funkenhauser (Olympiasiegerin und Weltmeisterin<br />

im Florett, diesmal in zahnmedizinischer<br />

Mission in Peking dabei), Jürgen<br />

Höpfl (Journalist), Annika Lurz (Schwimm-<br />

Weltrekordlerin sowie Welt- und Europameisterin),<br />

Thomas Lurz (Bronzemedaillengewinner<br />

in Peking), Bernhard Schwank<br />

(Leistungsportdirektor des DOSB) und Katja<br />

Wächter (Peking-<br />

Teilnehmerin im<br />

Florett).<br />

Matthias Behr,<br />

stellvertretender<br />

Vorsitzender der<br />

Zweigstelle begrüßte<br />

die Runde auf<br />

der Gäste-Couch<br />

sowie die sehr<br />

zahlreich gekommenenInteressenten.<br />

Er verwies auf<br />

die Ziele der DOG<br />

sowie auf die<br />

Werte, welche die<br />

Zweigstelle auch<br />

mit dieser Veranstaltung<br />

in den<br />

Fokus der Öffent-<br />

lichkeit stellen möchte: Fairness und<br />

Leistungsbereitschaft, Völkerverständigung<br />

und Integrationsbereitschaft sowie Teamgeist<br />

und Gemeinschaftspflege. Bei aller<br />

Kritik und Skepsis überwiegt das Positive<br />

bei Weitem, so die Quintessenz aus diesem<br />

Abend, auch wenn es natürlich zwingend<br />

notwendig sei, dass die Fachverbände<br />

konsequent analysieren, denn einige Sportarten<br />

konnten die sich selbst bzw. an sie<br />

gestellten Erwartungen keineswegs erfüllen.<br />

Der Blick muss aber auf jeden Fall in Richtung<br />

2012 gehen, denn ganz klar: "Nach<br />

den Spielen ist vor den Spielen!".<br />

In Peking wurde geklotzt, nicht gekleckert,<br />

stellte der aus Tauberbischofsheim stammende<br />

Journalist Höpfl fest, lobte die<br />

großartigen Sportstätten und die sensationelle<br />

Organisation, in den Tagen danach<br />

hätte er aber auch ein ganz anderes China<br />

erlebt. Die befürchtete Häufigkeit der<br />

Dopingfälle sei nicht eingetreten, aber in<br />

bestimmten Fällen könne er seinen Verdacht<br />

auch nicht verhehlen.<br />

Vom schönen und vor allem "wirklich fertigen"<br />

<strong>Olympische</strong>n Dorf schwärmte der<br />

Langstreckenschwimmer Thomas Lurz, "die<br />

Stimmung und das Erlebnis waren einzigartig".<br />

Mit seiner Medaille zeigte er sich sehr<br />

zufrieden, bedauerte natürlich das fehlende<br />

"Quäntchen Glück" von nur einer halben<br />

Sekunde - nach zehn Kilometern - auf den<br />

Silberrang. Frustration durch nicht gegebene<br />

Chancengleichheit aufgrund nicht konkurrenzfähiger<br />

Ausrüstung beklagte Annika Lurz,<br />

die darin auch einen Grund, allerdings nicht<br />

den einzigen, für das schlechte Abschneiden<br />

der deutschen Schwimmsportler sah.<br />

Die Diskussionsrunde auf der "Olympia-Couch" (v.l.n.r.): Bernhard<br />

Schwank, Katja Wächter, Thomas Lurz, Annika Lurz, Jürgen Höpfl<br />

und Dr. Zita Funkenhauser.<br />

Zufrieden mit ihrem Abschneiden in Peking<br />

zeigte sich auch Katja Wächter "Platz acht<br />

im Einzel und Platz fünf mit der Mannschaft<br />

sind schon okay". Sie informierte<br />

über Details aus dem Fechterleben und<br />

Trainingsbetrieb und hat bereits London im<br />

Visier. Diesmal als Zahnärztin beim Team<br />

stellte Dr. Funkenhauser fest, dass "die<br />

Teilnahme als Medaillengewinnerin auf<br />

jeden Fall schöner" war. Sie sei zwar mit<br />

etwas Skepsis nach Peking gereist, aber<br />

letztlich sei alles bestens gewesen. Viel<br />

entspannter als in Los Angeles (1984), Seoul<br />

(1988) oder Barcelona (1992) habe sie<br />

diesmal olympisches Flair erleben können.<br />

Sie konnte als "Ehemalige" die Stimmung im<br />

Dorf und im <strong>Deutsche</strong>n Haus so richtig<br />

genießen.<br />

Gegen einen Generalverdacht bezüglich<br />

Dopings sprach sich Bernhard Schwank aus,<br />

"unsere Mannschaft war sauber, wir haben<br />

auch viel dafür getan!". Freilich bestehe<br />

international noch großer Handlungsbedarf,<br />

auf Defizite müsse hingewiesen werden, für<br />

alle nationalen Dopingagenturen müssten<br />

dringend gleiche Standards erreicht werden.<br />

Zwangsläufig stand der achtfache Goldmedaillengewinner<br />

Michael Phelps bei diesem<br />

Thema im Mittelpunkt. Annika und Thomas<br />

Lurz glauben ihm, wenn er sagt, er habe mit<br />

Doping nichts zu tun - er habe "von der<br />

Natur die allerbesten Schwimm - Voraussetzungen<br />

mitbekommen und sei außerdem<br />

ein Trainingsbesessener".<br />

Andererseits lassen die neuerdings gerade<br />

im Zusammenhang mit IOC und Peking<br />

wieder aufgekommenen Dopingdiskussionen<br />

befürchten, dass dieses Thema den Sport<br />

noch lange und intensiv beschäftigen wird.<br />

Jedenfalls war die durch Matthias Götzelmann<br />

und Michael Geidl geleitete Veranstaltung<br />

aus Sicht des Sports von Bedeutung<br />

und für die Zweigstelle ein recht<br />

erfolgreiches Event.<br />

Walter Jaufmann<br />

Pfalz<br />

Vorstandswahlen<br />

Im Zuge der Vorstandswahlen der Zweigstelle<br />

Pfalz hat sich der Vorstand auf folgenden<br />

Positionen verändert. Neu hinzugekommen<br />

sind als Kassiererin Jutta Kisling<br />

(Geschäftsführende Mitinhaberin Kisling<br />

GmbH, Frankenthal/Grünstadt) sowie als<br />

71


Beisitzer Birgitt Ziegler, Erich Bremicker<br />

(Ehrenmitglied des Sportbundes Pfalz) und<br />

Fritz Peikert (Jugendwart Frankenthaler<br />

Hockey-Club).<br />

Empfang in der Pfalz<br />

Seit Mitte der 30er Jahre wird auf dem<br />

Hofgut Petersau geritten. Damals übernahm<br />

Irmgard von Opel, Mutter des Zweigstellenvorsitzenden<br />

Carlo von Opel, den<br />

Hof. Sie war die erste deutsche Weltklasse-<br />

Reiterin. Den Reitclub Hofgut Petersau<br />

führt mittlerweile Marion von Opel, die<br />

sehr erfreut war, als die beiden bekannten<br />

Behinderten-Reiterinnen, Hannelore Brenner<br />

und Dr. Angelika Trauert, ihre Mitgliedschaft<br />

beim Petersauer Reitclub bekundeten.<br />

Die beiden Damen gingen ohne Vorschusslorbeeren,<br />

aber doch mit still berechtigter<br />

Hoffnung mit ihren Pferden zu den<br />

Paralympischen Spielen nach Hongkong.<br />

Dass die Damen jedoch mit vier Edelmetall-<br />

Medaillen - 2 x Gold und 2 x Silber -<br />

heimkehrten, hat dann doch alle Erwartungen<br />

übertroffen. Entsprechend groß war<br />

dann auch die Freude beim Empfang im<br />

Hofquadrat durch die Vereinsführung und<br />

die Mitglieder und Einsteller.<br />

Dr. Angelika Trabert, Anästhesistin, ist von<br />

Geburt an behindert. Sie fühlte sich jedoch<br />

zum Reitsport berufen, wie ihre Teamkollegin,<br />

Hannelore Brenner, die mit 12<br />

Jahren anfing zu reiten. Sie ist jedoch erst<br />

seit einem schweren Unfall inkomplett<br />

querschnittsgelähmt. Es ist schon sehr<br />

bewundernswert, dass sie sich trotz dieses<br />

Sturzes, bei dem sie unter dem Pferd lag,<br />

dazu überwunden hat, wieder die Zügel in<br />

die Hand zu nehmen, um wiederum im<br />

Parcours erfolgreich zu sein - jetzt im<br />

Dressurviereck. Die Nähe zur Zweigstelle<br />

Pfalz fördert natürlich das gemeinsame<br />

Interesse, den Sport und auch den Behindertensport<br />

zu unterstützen. Frau Brenner<br />

und Frau Dr. Trabert können mit ihren<br />

ebenfalls erfolgreichen Mannschaftskolleginnen<br />

die Zahl der Empfänge schon nicht<br />

mehr an den Fingern abzählen. Immerhin,<br />

es war auch die 2. und gleich die 3. Goldmedaille<br />

für Frankenthal nach dem Olympiaerfolg<br />

des Hockey-Spielers Peter Trump<br />

1972.<br />

Carlo von Opel<br />

72<br />

Stuttgart<br />

Mitgliederversammlung<br />

Die Stadtgruppe Stuttgart ist wieder personell<br />

gut aufgesellt. Dies wurde bei der<br />

Mitgliederversammlung der Organisation<br />

am 17. November in der Alten Bibliothek<br />

der Merz-Schule deutlich.<br />

Der neue Vorsitzende der Stadtgruppe<br />

Stuttgart Hans Peter Haag kann in den<br />

nächsten drei Jahren mit folgendem Team<br />

im Vorstand und Beirat zusammenarbeiten:<br />

Dr. Susanne Eisenmann, die Bürgermeisterin<br />

für Kultur, Bildung und Sport behält weiterhin<br />

den stellvertretenden Vorsitz, Wilfried<br />

Holzwarth ist als Schatzmeister für die<br />

Finanzen zuständig. Außerdem gehören<br />

Herbert Wursthorn vom Olympiastützpunkt<br />

Stuttgart, Martin Maixner von der Sportkreisjugend<br />

Stuttgart, Prof. Hans Wieland,<br />

Günther Kuhnigk als Leiter des Sportamts,<br />

Carola Boomes, der Leiter des Sportreferats<br />

beim Kultusministerium Baden-Württemberg<br />

Karl Weinmann sowie Werner Schüle<br />

diesem Gremium an. Geschäftsführerin<br />

bleibt wie bisher Sybille Hiller vom Sportamt<br />

Stuttgart.<br />

Der Präsident der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

<strong>Gesellschaft</strong> und Erster Bürgermeister der<br />

Stadt Karlsruhe, Harald Denecken, hatte es<br />

sich nicht nehmen lassen, einige verdiente<br />

Vorstandsmitglieder, die sich schon über<br />

viele Jahre für die Belange der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> engagiert haben,<br />

zu ehren: Dr. Volker Merz, Herbert Aupperle,<br />

Harald Pfab, Dr. Eckart Muser, Roland Sauer,<br />

Dr. Harald Kiedaisch, Gerd Hoffmann,<br />

Günter Loos und Eberhard Wolf.<br />

Im Bericht des Vorsitzenden Hans Peter<br />

Haag wurden zwei Schwerpunkte der Arbeit<br />

für die Zukunft hervorgehoben. Mit dem<br />

Projekt "Paten schaffen Bewegung" werden<br />

talentierte Nachwuchssportler am Schickhardt-<br />

und am Wirtemberg-Gymnasium<br />

sowie an der Merz-Schule gefördert. Im<br />

Rahmen des Projekts "Kinder bewegen" soll<br />

der Modellkindergarten in Weilimdorf auch<br />

weiterhin eine finanzielle und ideelle<br />

Unterstützung erhalten. Darüber hinaus<br />

plant die Stadtgruppe im kommenden Jahr<br />

verschiedene Veranstaltungen wie Diskussionsrunden,<br />

Olympic Day Run in Verbindung<br />

mit dem LAC Degerloch und natürlich die<br />

traditionelle Gemütliche Abendunterhaltung<br />

in der Merz-Schule.<br />

Die rund 100 Gäste des Abend erfreuten<br />

sich anschließend an einem besonderen<br />

kulturellen Leckerbissen, das mehrfach<br />

ausgezeichnete Duo "Zu Zweit" sorgte mit<br />

seinem Programm Spieltrieb für beste<br />

Unterhaltung und begeisterte die Freunde<br />

der DOG mit Wortwitz, hervorragendem<br />

Gesang und Klavierspiel.<br />

Sybille Hiller<br />

Südniedersachsen<br />

Herbstforum in Göttingen<br />

Impressionen von den <strong>Olympische</strong>n Spielen<br />

und den Paralympics <strong>2008</strong> in Peking standen<br />

im Fokus des Herbstforums der Bezirksgruppe<br />

Südniedersachsen der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong>. Knapp 100<br />

Besucher begrüßte Gerhard Scharner,<br />

Vorsitzender der Bezirksgruppe, am<br />

28.10.<strong>2008</strong> in der Sparkasse Göttingen. Sie<br />

waren gekommen, um persönliche Einblicke<br />

von Journalisten-Legende Heinz Florian<br />

Oertel, ZDF-Olympia-Berichterstatter und<br />

US-Sport-Experte Stefan Liwocha sowie<br />

Paralympics-Insider Rüdiger Herzog zu<br />

erhalten.<br />

Für einen Großteil der Zuhörer stand der<br />

Abend allerdings unter dem Motto, das<br />

selbst Erlebte Revue passieren zu lassen, da<br />

sie Teil der 60-köpfigen Reisegruppe<br />

waren, die im August die <strong>Olympische</strong>n<br />

Spiele in Peking besucht hatte. Seit 1996<br />

reist die Bezirksgruppe regelmäßig zu<br />

<strong>Olympische</strong>n Spielen, organisiert werden<br />

die Exkursionen von Wolfgang Buss und<br />

Petra Reußner. Besonders plastisch zeich-<br />

nete Liwocha, der seine Karriere als Volontär<br />

und Redakteur beim Göttinger Tageblatt<br />

begann, ein Bild über die Arbeitsweise<br />

von Journalisten während der <strong>Olympische</strong>n<br />

Spiele. In der ersten Woche sei ihm das<br />

Olympia-Areal wie ein "steriles Messegelände"<br />

vorgekommen. Das habe sich erst


mit Beginn der Leichtathletik-Wettkämpfe<br />

in der zweiten Woche geändert. Er berichtete<br />

vom vermeintlichen Ordnungswahn<br />

der chinesischen Zimmermädchen im<br />

Hotel. Dass Liwochas "meist zerstreut im<br />

Zimmer liegende Unterlagen" abends fein<br />

sortiert auf dem Tisch zu finden waren, sei<br />

jedoch - wie sich später herausstellte - der<br />

chinesischen Staatssicherheit geschuldet<br />

gewesen. "Wir sind fast täglich kontrolliert<br />

worden. Es wurde untersucht, was wir<br />

lesen und welche Videos wir sehen", sagte<br />

Liwocha und fügte an: "Aber wir wussten<br />

ja, auf was wir uns einlassen und dass wir<br />

nicht nach Disneyland fahren." In Peking<br />

habe er vor allem Johannes B. Kerner<br />

zugearbeitet und zum Beispiel Kontakte zu<br />

US-Stars wie Michael Phelps und Ex-<br />

Olympiasieger Carl Lewis hergestellt.<br />

Während Liwocha mit vor Ort erlebten<br />

Schmonzetten und Infos unterhielt, sorgte<br />

der 80-jährige Oertel (Foto), der die<br />

<strong>Olympische</strong>n Spiele zu Hause in Berlin im<br />

Fernsehsessel verfolgte, mit Anekdoten<br />

über die Spiele von 1952 in Helsinki, die<br />

"Tschechische Lokomotive" Emil Zatopek,<br />

Interviews mit Cassius Clay alias Muhammad<br />

Ali und einem Plädoyer für die<br />

<strong>Olympische</strong> Idee für Kurzweile. Er unterstrich,<br />

dass es trotz vieler Kritiker richtig<br />

gewesen sei, die Spiele in Peking auszutragen:<br />

"Das bevölkerungsreichste Land mit<br />

seiner über 5000 Jahre alten Kulturgeschichte<br />

gehört in die olympische Völkerfamilie."<br />

Der in der Unternehmenskommunikation<br />

des Duderstädter Medizintechnik-Unternehmens<br />

und Paralympics-Sponsors Otto<br />

Bock tätige Herzog berichtete von sehr gut<br />

besuchten Paralympics, begeisterten<br />

Zuschauern und betonte den im Gegensatz<br />

zu den <strong>Olympische</strong>n Spielen sehr familiäre<br />

Charakter der Paralympics. "Die Chinesen<br />

waren irgendwie froh, dass die <strong>Olympische</strong>n<br />

Spiele zu Ende waren. Viele Chinesen<br />

haben nicht verstanden, dass sie Menschen<br />

eingeladen haben - und dann kritisiert<br />

werden. Während der Paralympics trat auf<br />

einmal Entspannung ein." Herzog gestand<br />

zwar ein, dass "vieles von den Chinesen<br />

inszeniert war", unterstrich aber, dass<br />

"diese Begeisterung nicht inszeniert worden<br />

sein kann". Herzogs Worte wurden<br />

vom Bad Gandersheimer Robert Dörries<br />

bekräftigt, der selbst als Schwimmer bei<br />

den Paralympics an den Start gegangen<br />

war. "In den vollen Stadien herrschte<br />

wirklich Begeisterung. Dass da Olympic<br />

Green wie ein leeres, steriles Messegelände<br />

wirkt, habe ich nicht erlebt. Es waren<br />

Bürger da und nicht wie in Athen Schüler.<br />

Das ist die Anerkennung, die unser Sport<br />

braucht."<br />

Die Zuhörer waren angetan von den persönlichen<br />

Schilderungen über die <strong>Olympische</strong>n<br />

und Paralympischen Spiele, die etwa je die<br />

Hälfte der Zeit ausgemacht hatten. Nach den<br />

zweistündigen Erfahrungsberichten wurde<br />

noch ausgiebig diskutiert.<br />

Mark Bambey<br />

Wiesbaden<br />

Medaillen und Urkunden für<br />

Wiesbadener Schüler/Innen<br />

Auch beim Malwettbewerb <strong>2008</strong> "<strong>Olympische</strong><br />

Spiele - wie ich sie sehe" wurden die<br />

hiesigen Schulen wieder gebeten, die<br />

Arbeiten ihrer Schülerinnen und Schüler<br />

zunächst bei der Zweigstelle Wiesbaden<br />

Die Preisträgerinnen und Preisträger aus Wiesbaden waren stolz<br />

auf ihre Ergebnisse.<br />

einzureichen, damit vor Ort in einem<br />

Vorwettbewerb die Kinder und Jugendlichen<br />

besonders ausgezeichnet werden<br />

konnten. Von acht Schulen begutachtete<br />

das Preisgericht mit Heinz-Jürgen Hauzel,<br />

Redaktionsleiter des Wiesbadener Tagblattes,<br />

Werner Schaefer, Leiter des Olympiastützpunktes<br />

Hessen, Daniel Altzweig,<br />

Leiter des künstlerischen Netzwerkes<br />

Wiesbaden und Museumspädagoge, Stefanie<br />

Wolle, Grundschullehrerin und Kunstpädagogin<br />

und Prof.Hans-Jürgen Port-<br />

mann, Vorsitzender der Stadtgruppe<br />

Wiesbaden insgesamt 210 Bilder.<br />

Ausgewählt wurden 18 Preisträgerinnen<br />

und Preisträger, die am 22.Oktober <strong>2008</strong><br />

im Wiesbadener Pressehaus in einer schönen<br />

Feierstunde in Anwesenheit von Eltern<br />

und Lehrern Medaillen und Urkunden für<br />

ihre Leistungen erhielten.<br />

In der Jahrgangsgruppe 2000 und jünger<br />

erhielten Goldmedaillen Leonie Schmitt<br />

und Nadine Navratil von der Philipp-Reis-<br />

Schule, Silber ging an Naomi Nitschke von<br />

der Goetheschule, Bronze an Helen Wolf<br />

von der Diesterwegschule. In der Jahrgangstufe<br />

1999 - 1997, die mit 101<br />

Bildern am stärksten vertreten war, gab es<br />

folgende Medaillen: Gold Niklas Haarhoff<br />

und Ilayda Yurtseven beide Goetheschule,<br />

Silber Leah Fischer Grundschule Breckenheim<br />

und Toli Akyazi Goetheschule,<br />

Bronze Galja Möhn Philipp-Reis-Schule,<br />

Tobias Bauer Grundschule Breckenheim<br />

und Alica Schmidt Grundschule Bierstadt.<br />

Bei den Jahrgängen 1996 - 1993 gab es<br />

folgendes Ergebnis: Gold Tabea Rühl<br />

Leibnizschule,<br />

Silber Julia Walther<br />

und Ronja van der<br />

Pütten, beide<br />

Leibnizschule,<br />

Bronze Alicia<br />

Althaus Hermann-<br />

Ehlers-Schule. Bei<br />

den ältesten<br />

Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmern in<br />

der Jahrgangsklasse<br />

1992 und älter<br />

gingen alle drei<br />

Medaillen an die<br />

Leibnizschule: Gold<br />

Thomas Gluza,<br />

Silber Franziska<br />

Tullius, Bronze<br />

Samira Barczewski.<br />

Alle eingereichten Bilder wurden inzwischen<br />

für den Hauptwettbewerb übergeben in der<br />

Hoffnung, dass auch hier Wiesbadener<br />

Schülerinnen und Schüler zu den Preisträgern<br />

gehören.<br />

Hans-Jürgen Portmann<br />

73


Nachrichten der DOA<br />

Mitgliederversammlung <strong>2008</strong><br />

Mit der zweiten "ordentlichen" Mitgliederversammlung<br />

hat die <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong><br />

Akademie am 5. Dezember in Rostock ihr<br />

erstes volles Arbeitsjahr beendet. Mit Zufriedenheit<br />

konnten die Verantwortlichen eine<br />

erfreuliche Bilanz der DOA-Aktivitäten im zu<br />

Ende gehenden Olympiajahr ziehen.<br />

DOSB-Präsident Dr. Thomas Bach begrüßt<br />

Vorstand, Mitglieder und Mitarbeiter der<br />

DOA, bedankt sich für die geleistete Arbeit<br />

und wünscht auch weiterhin viel Erfolg.<br />

Insbesondere die ausgesprochen positive<br />

Resonanz auf die vielfältigen Maßnahmen<br />

im Sinne der <strong>Olympische</strong>n Erziehung, die<br />

sich offenbar nachhaltig in den verschiedenen<br />

Schulformen und Altersstufen niedergeschlagen<br />

haben, wirkte ausgesprochen<br />

Vorsitzende Doll-Tepper berichtet im<br />

Namen des Vorstands über ein arbeits- und<br />

erfolgreiches DOA-Jahr <strong>2008</strong> und erhält<br />

Zustimmung für Haushalts- und Arbeitsplan<br />

2009.<br />

74<br />

bestärkend im Blick auf die Fortsetzung des<br />

eingeschlagenen Weges.<br />

Vor diesem Hintergrund wurde den anwesenden<br />

Vertretern der Mitgliedsorganisationen<br />

wieder ein anspruchsvolles Programm<br />

präsentiert, das freilich - wie in der Vergangenheit<br />

- nur dann vollumfänglich realisiert<br />

werden kann, wenn es wieder gelingt, die<br />

Unterstützung von Partnern und Förderern<br />

einzuwerben.<br />

In diesem Zusammenhang wird auch in<br />

Zukunft die enge Kooperation mit dem<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Sportbund sowie<br />

die Unterstützung durch die Hessische<br />

Landesregierung von großer Bedeutung sein.<br />

Da sich die Veranstaltung mit dem Redaktionsschluss<br />

dieser "DOA-Informationen"<br />

überschnitt, kann ein ausführlicher Bericht<br />

über Verlauf und Ergebnisse erst in der<br />

nächsten <strong>Ausgabe</strong> erfolgen. Interessierte<br />

Leserinnen und Leser seien zudem auf die<br />

DOA-Homepage (www.doa-info.de) verwiesen.<br />

Rückmeldungen aus der<br />

pädagogischen Praxis:<br />

Multiplikatoren treffen sich in Garmisch-Partenkirchen<br />

Wer aus vermeintlich gegebenem Anlass oder<br />

auch ohne die fortdauernde Integrität und<br />

Glaubwürdigkeit der olympischen Sache in<br />

Frage gestellt sieht,<br />

wird - sofern er dies<br />

mit Bedauern oder<br />

Sorge betrachtet -<br />

sich wohl gern in<br />

seiner verbliebenen<br />

Zuversicht bestärken<br />

lassen. Im Sinne<br />

dieser Vermutung<br />

dürfte eine DOA-<br />

Veranstaltung am<br />

ersten November-<br />

Wochenende in<br />

Garmisch-Partenkirchen<br />

fast wie Balsam<br />

auf die verletzte olympische Seele oder mehr<br />

noch wie ein Motivationsschub für ein trotz<br />

mancher Bedenken und Zweifel anhaltendes<br />

Engagement im Zeichen der Ringe gewirkt<br />

haben.<br />

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, als<br />

AbsolventInnen der Internationalen <strong>Olympische</strong>n<br />

Akademie (IOA) sowie diverser Lehrerfortbildungsmaßnahmen<br />

des ehemaligen<br />

NOK für Deutschland ohnehin als Protagonisten<br />

der <strong>Olympische</strong>n Idee ausgewiesen, sahen<br />

sich jedenfalls, ebenso wie die prominenten<br />

und kompetenten Gäste, durch den intensiven<br />

Austausch mit mehr als achtzig Gleichgesinnten<br />

und Experten, in ihren je eigenen<br />

Ansichten und Absichten bestärkt. Der<br />

Erkenntnisgewinn für die Verantwortlichen<br />

der DOA resultierte hingegen aus der Bestätigung<br />

der durch entsprechende Rückmeldungen<br />

ohnehin immer wieder gestützten<br />

Annahme, dass ihre vielfältigen Aktivitäten<br />

und Maßnahmen im Sinne einer <strong>Olympische</strong>n<br />

Erziehung nicht im Elfenbeinturm akademischer<br />

Erwägungen und Appelle verstauben,


sondern wirksamen Widerhall im richtigen<br />

Leben, namentlich in der pädagogischen<br />

Praxis erfahren.<br />

In diesem Sinne besonders erhellend und<br />

erfreulich waren die verschiedenen Berichte<br />

von Lehrerinnen und Lehrern über olympiabezogene<br />

Projekte an ihren jeweiligen<br />

Einrichtungen, etwa über ein von Dr. Andreas<br />

Ramin mitverantwortetes Projekt zur<br />

besseren Vereinbarkeit von Spitzensport und<br />

Schulausbildung am Karlsruher Otto-Hahn-<br />

Gymnasium oder über die "<strong>Olympische</strong>n<br />

Spiele", die von einer deutschen Schule in<br />

Südafrika unter der Leitung des IOA-<br />

Absolventen Dr. Winfried Spanaus (Neuss)<br />

durchgeführt wurden.<br />

Neben den eindrucksvollen Arbeitsnachweisen<br />

der olympisch inspirierten Pädagoginnen<br />

und Pädagogen bestimmten - an einem<br />

Ort mit olympischer Vergangenheit und<br />

Zukunft naheliegend - auch vielschichtige<br />

Informationen und Reflexionen zu den<br />

<strong>Olympische</strong>n Spielen sowie ein Vortrag über<br />

die Dopingproblematik und mögliche<br />

Präventionsmaßnahmen (Prof. Dr. Gerhard<br />

Treutlein) den Mehrwert der Veranstaltung.<br />

So referierte DOA-Direktor Dr. Andreas<br />

Höfer über "olympische Perspektiven nach<br />

den Spielen von Peking", während Michael<br />

Vogt im Namen des Frankfurter Planungsbüros<br />

Albert Speer und Partner die Machbarkeit<br />

<strong>Olympische</strong>r Winterspiele im Jahr<br />

2018 in München und Garmisch-Partenkirchen<br />

plus Königssee mit Zahlen und Fakten<br />

belegte. Den Abschluss bildete ein bemerkenswert<br />

offenes und differenziertes Podiumsgespräch<br />

mit zwei eloquenten Vertreterinnen<br />

des Weltniveaus im Wintersport:<br />

Miriam Vogt, 1993 Weltmeisterin in der<br />

Alpinen Kombination und seit 2005 Präsidentin<br />

des Bayrischen Skiverbandes sowie<br />

die Grande Dame des Bob- und Rodelsports,<br />

Susi Erdmann, die nicht weniger als fünfmal<br />

an <strong>Olympische</strong>n Spielen teilnahm und dabei<br />

dreimal auf dem Treppchen stand.<br />

"<strong>Olympische</strong> Spiele - wie<br />

ich sie sehe!"<br />

Schülermalwettbewerb <strong>2008</strong><br />

Die Qual der Wahl: Für die fachkundige Jury<br />

unter Leitung von IOC-Mitglied Walther<br />

Tröger war die ihr gestellte Aufgabe, unter<br />

mehr als 2.500 Bildern in vier Altersklassen<br />

die je drei vermeintlich besten auszuwählen,<br />

keine masochistische Pflichterfüllung,<br />

sondern eine zwar schwierige, aber durchaus<br />

bereichernde Aufgabe. Zumal die Qualität<br />

der eingesendeten Werke junger Künstlerinnen<br />

und Künstler zwischen fünf und 19<br />

Jahren insgesamt sehr beachtlich war.<br />

Für die erstmals für den seit 1984 stets<br />

anlässlich der <strong>Olympische</strong>n Spiele ausgeschriebenen,<br />

mithin schon traditionellen<br />

Schülermalwettbewerb - Motto: "<strong>Olympische</strong><br />

Spiele - wie ich sie sehe!" - federführend<br />

verantwortliche <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong><br />

Akademie waren Verlauf und Ergebnis der<br />

Aktion auch als eine Bestätigung dafür<br />

erfreulich, dass ihre vielfältigen Maßnahmen<br />

im Sinne einer <strong>Olympische</strong>n Erziehung bei<br />

jungen Menschen durchaus nachhaltige<br />

Wirkung erzielen.<br />

Vor diesem Hintergrund<br />

bedankt sich<br />

die DOA sehr herzlich<br />

auch bei jenen<br />

Schülerinnen und<br />

Schülern, deren<br />

Einsendungen in<br />

dieser Publikation<br />

keine Berücksichtigung<br />

finden konnten<br />

sowie den vielen<br />

Lehrerinnen und<br />

Lehrern, die den Erfolg der Initiative durch<br />

ihre Motivation und Anleitung erst möglich<br />

gemacht haben. Ein herzlicher Dank gilt auch<br />

Prof. Walther Tröger und den übrigen Mitgliedern<br />

der Jury (auf dem Foto von links:<br />

SWR-Hörfunkjournalist Holger Kühner, der<br />

Vorsitzende der hessischen BDK-Sektion Marc<br />

Fritzsche, DOA-Geschäftsführer Achim<br />

Bueble, Kunstpädagogin Natalia Camps Y<br />

Wiland, DOA-Direktor Andreas Höfer, die<br />

dreifache Olympiateilnehmerin im Schwimmen<br />

Meike Freitag und Prof.<br />

Hans-Jürgen Portmann als<br />

Vertreter der DOG) sowie den<br />

bewährten Kooperationspartnern<br />

des Wettbewerbs, der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> (DOG)<br />

und dem BDK e.V. Fachverband<br />

für Kunstpädagogik.<br />

P.S.<br />

Wer die zwölf auserwählten<br />

Siegerbilder selbst in Augenschein<br />

nehmen möchte, dem sei<br />

die "OF-Galerie" in dieser<br />

<strong>Ausgabe</strong> des "<strong>Olympische</strong>n<br />

Feuers" oder ein von der DOA<br />

herausgegebener Kunstkalender<br />

2009 empfohlen.<br />

Die Fairplay-<br />

Karawane zog weiter:<br />

DOA bei Jahreskongress in Zypern<br />

Vielen Beteiligten mag der 13. Europäische<br />

Fairplay-Kongress, den die <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong><br />

Akademie im Namen und im Auftrag<br />

des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Sportbundes<br />

(DOSB) im Oktober des vergangenen Jahres<br />

in Frankfurt am Main ausrichtete, noch in<br />

guter Erinnerung sein. Seinerzeit ging es in<br />

anspruchsvollen Vorträgen und Podiumsdiskussionen<br />

und unter Mitwirkung namhafter<br />

Experten um "<strong>Olympische</strong> Werte und die<br />

75


Zukunft des Sports". Inzwischen ist die<br />

europäische Fairplay-Karawane nach Zypern<br />

weitergezogen, wo Anfang Oktober der 14.<br />

Jahreskongress der European Fairplay-<br />

Movement (EFPM) stattfand.<br />

An dieser Veranstaltung nahm auch die<br />

DOA-Vorsitzende Prof. Dr. Dr. h.c. Gudrun<br />

Doll-Tepper teil. Auf Einladung der EFPM<br />

hielt sie einen Vortrag zum Thema "The<br />

Fight Against Violence and Racism: The<br />

Responsibility of the Scientific Community".<br />

Gemeinsam mit DOA-Vorstandsmitglied und<br />

EFPM-Vizepräsident Prof. Dr. Manfred<br />

Lämmer überreichte sie zudem einen<br />

"vorläufigen Bericht" mit den zentralen<br />

Vorträgen des letztjährigen Kongresses. Eine<br />

umfassende, zudem zweisprachige Dokumentation<br />

wird in den nächsten Wochen<br />

vorgelegt. Sie soll als Band eins einer neu<br />

aufgelegten DOA-Schriftenreihe erscheinen.<br />

Mediation im Sport:<br />

Daume-Stipendium vergeben<br />

Es liegt wohl in der Natur der Sache, dass<br />

der Sport, namentlich der internationale<br />

Spitzensport über die eigentliche Situation<br />

des Wettkampfs hinaus ein nicht unerhebliches<br />

Konfliktpotential birgt, das nicht<br />

zuletzt aufgrund eines oft großen Medieninteresses<br />

nicht selten von enormer Brisanz<br />

ist. So versteht sich, dass solche Konflikte -<br />

nicht nur in Zusammenhang mit der Dopingproblematik<br />

- erheblichen Schaden für<br />

alle Beteiligten sowie für das Image des<br />

Sports mit sich bringen können.<br />

Vor diesem Hintergrund scheint es durchaus<br />

begrüßenswert, wenn einmal intensiv über<br />

die Möglichkeiten einer Konfliktbereinigung<br />

jenseits formaljuristischer Ebenen, namentlich<br />

über das in anderen Zusammenhängen<br />

vielfach bewährte Instrument der Mediation<br />

nachzudenken. Eben dieser Aufgabe hat sich<br />

die Kölner Rechtsanwältin Heike Lätzsch mit<br />

ihrem Dissertationsvorhaben verschrieben,<br />

dem die <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> Akademie das<br />

Willi-Daume-Stipendium zugedacht hat.<br />

Diesem Vorhaben wurde der Vorrang vor<br />

einer Reihe weiterer anspruchsvoller Bewerbungen<br />

gegeben.<br />

Die ausgewählte Stipendiatin überzeugte<br />

übrigens nicht nur mit einer überzeugenden<br />

Begründung ihres Projekts und entsprechenden<br />

Referenzen. Als langjährige Hockey-Nationalspielerin<br />

und Olympiasiegerin<br />

76<br />

von 2004, lässt sie auch das notwendige<br />

Durchhaltevermögen erwarten.<br />

Das Willi-Daume-Stipendium wurde 1993,<br />

anlässlich des achtzigsten Geburtstages<br />

seines Namensträgers vom NOK für<br />

Deutschland gestiftet und seit dem vom<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Institut (DOI) bzw.<br />

jetzt von der DOA zur Unterstützung von<br />

Forschungs- und Publikationsvorhaben mit<br />

olympischem Bezug vergeben. Zuletzt<br />

wurde Dr. Jutta Braun (Universität Potsdam)<br />

und ihre Untersuchung zur "Geschichte des<br />

NOK der DDR" gefördert.<br />

"Zwischen <strong>Gesellschaft</strong> und<br />

Chemie":<br />

Würzburger Tagung zur Dopingprävention<br />

Anfang Dezember veranstalteten das Bundesinstitut<br />

für Sportwissenschaft (BISp), die<br />

Bundeszentrale für Politische Bildung (bpb)<br />

und die Nationale Doping Agentur (NADA) in<br />

Kooperation mit der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

Akademie eine dreitägige Tagung mit dem<br />

Thema "Doping im Sport: Ein Konfliktfeld<br />

zwischen <strong>Gesellschaft</strong> und Chemie".<br />

Die Veranstaltung richtete sich vor allem an<br />

Multiplikatorinnen und Multiplikatoren auf<br />

Vereins- und Verbandsebene sowie an<br />

(Sport-)Lehrkräfte, Trainerinnen und Trainer,<br />

aber auch an alle Männer und Frauen, die in<br />

der Jugend- und Erwachsenenbildung tätig<br />

sind und hier möglichst präventiv wirken<br />

wollen.<br />

Zu einem hochkarätigen Kreis ausgewählter<br />

Referentinnen und Referenten zählte auch<br />

DOA-Vorstandsmitglied und Doping-Expertin<br />

Sylvia Schenk. Die Vorsitzende von<br />

Transparency International Deutschland<br />

sprach über folgendes Thema: "Zwischen<br />

Unschuldsvermutung und Generalverdacht:<br />

Strukturelle Bedingungen von Leistungsmanipulation<br />

im Sport".<br />

Ausführlichere Informationen finden sich<br />

auf der DOA-Homepage.<br />

Ankündigung:<br />

Blickpunkt Leistung<br />

Gemeinsam mit der Hessischen Landesregierung<br />

bereitet die DOA ein Symposium mit<br />

dem Thema "Der Sport - eine Bastion des<br />

Leistungsgedankens?" vor. Die Veranstaltung<br />

ist für April 2009 vorgesehen. Eine Bestätigung<br />

des Termins sowie Hinweise zu Ort<br />

und Programm sowie den Modalitäten der<br />

Anmeldung sind der DOA-Homepage zu<br />

entnehmen.<br />

Wiederwahl<br />

Die Vollversammlung der <strong>Deutsche</strong>n Sportjugend<br />

(dsj) hat am 25./26. Oktober in<br />

Freiburg ihren Vorsitzenden Ingo Weiss in<br />

seinem Amt bestätigt. Fast auf den Tag<br />

genau einen Monat später wurde in Guatemala<br />

auch Dr. h.c Klaus Schormann als<br />

Präsident des Weltverbandes des Modernen<br />

Fünfkampfes wiedergewählt. Die <strong>Deutsche</strong><br />

<strong>Olympische</strong> Akademie gratuliert ihren<br />

beiden Vorstandsmitgliedern und wünscht<br />

ihnen für die kommenden Aufgaben eine<br />

glückliche Hand und viel Erfolg.<br />

Frohe Weihnachten<br />

Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong>n Akademie dankt<br />

dem <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Sportbund, der<br />

Hessischen Landesregierung sowie ihren<br />

Mitgliedern für das ihr im abgelaufenen<br />

Jahr entgegengebrachte Vertrauen und die<br />

erfahrene Unterstützung. Ein herzliches<br />

Dankeschön gilt aber auch all jenen, die das<br />

Anliegen der DOA, insbesondere im Bereich<br />

der <strong>Olympische</strong>n Erziehung, durch ihr<br />

ehrenamtliches Engagement nachhaltig<br />

gefördert und die Wirkung an der "pädagogischen<br />

Basis" potenziert haben. Vorstand<br />

und Mitarbeiter der DOA wünschen allen<br />

Freunden und Förderern sowie den Lesern<br />

dieser Zeilen frohe Weihnachten und viel<br />

Erfolg im Neuen Jahr.


Beijing<br />

<strong>Olympische</strong>s Niveau erreicht die Messe Düsseldorf mit der Organisation<br />

von mehr als 40 Messen in Düsseldorf, davon über 20 die Nr. 1<br />

in ihrer Branche, sowie mehr als 100 Veranstaltungen im Ausland.<br />

Und noch ein Forum für weltumspannende Kommunikation findet<br />

unter unserer Regie statt: das <strong>Deutsche</strong> Haus. Seit 2000 richten<br />

wir bei allen <strong>Olympische</strong>n Spielen diesen internationalen Treffpunkt<br />

für die Förderer des Sports und die Athleten aus. Kontakte, Freunde,<br />

Partner – gewinnen auch Sie mit uns.<br />

Messe Düsseldorf GmbH<br />

Postfach 1010 06<br />

40001 Düsseldorf<br />

Germany<br />

Tel. +49(0)211/45 60-01<br />

Fax +49(0)211/45 60-6 68<br />

www.messe-duesseldorf.de


<strong>Deutsche</strong>s Sport & Olympia Museum<br />

Herausgeber: <strong>Deutsche</strong>s Sport & Olympia Museum Jahrgang 28 - Heft 6/<strong>2008</strong><br />

Im Zollhafen 1, 50678 Köln, Tel.: +49 (0)221 3 36 09-0<br />

Verantwortlich für den Inhalt: Klaus H. Schopen<br />

Internet: www.sportmuseum.info<br />

Schwimmbad<br />

Unterwasserbilder<br />

Seit dem 31. Oktober <strong>2008</strong> und noch bis<br />

zum 08. März 2009 zeigt das <strong>Deutsche</strong><br />

Sport & Olympia Museum Anna Löbners<br />

"Schwimmbad Unterwasserbilder". Die aus<br />

Düsseldorf stammende Künstler hat<br />

Schwimmbäder der Landeshauptstadt aus<br />

Sicht des Schwimmenden gemalt und<br />

taucht nun mit Ihren Werken das Museum<br />

in blau und türkis.<br />

Zu Ihren Werken sagt sie selbst:<br />

"Meine Faszination für Schwimmbecken<br />

teile ich mit vielen Malern, dennoch glaube<br />

ich, mit meiner Unterwasserperspektive ein<br />

neues Terrain zu bespielen. Widmete sich<br />

David Hockney sehr erfolgreich der Draufsicht,<br />

so bin ich besonders interessiert an<br />

der kompletten Ansicht des Wasserraums<br />

"Drei Könige" ein Werk von Anna Löbner<br />

78<br />

unterhalb des Wasserspiegels. Der Ausgangspunkt<br />

von allen Bildern ist die optische<br />

Organisation eines ordentlichen<br />

Beckens: die Kacheln an den Wänden und<br />

am Boden, die Einstiege und die schwarz<br />

abgesetzten Bahnlinien und Wendekreuze<br />

an den Stirnseiten des Beckens. Das Alles<br />

wird bespielt vom Sonnenlicht und optisch<br />

zerlegt an die Wasserdecke geschickt. Und<br />

genau darin besteht der malerische Reiz: die<br />

Ordnung und die Zerlegung der Ordnung.<br />

Selbst aktive Schwimmerin, überrascht mich<br />

die Schönheit der Schwimmbad-Unterwasserwelt<br />

immer wieder!"<br />

100 Jahre "Rund um Köln"<br />

Im Jahr <strong>2008</strong> feiert das älteste noch bestehende<br />

deutsche Eintagsrennen im Radsport<br />

sein 100. Jubiläum: "Rund um Köln". Auch<br />

der Verein Cölner Straßenfahrer e.V. wird in<br />

diesem Jahr 100 Jahre alt. Seit seiner<br />

Gründung ist der VCS Mitorganisator des<br />

rheinischen Klassikers, seit 1961 sogar der<br />

alleinige Veranstalter.<br />

Viele Radsportgrößen feierten hier große<br />

Erfolge. Nur acht Mal musste das Rennen in<br />

seiner Geschichte abgesagt werden, davon<br />

nur zwei Mal in Friedenszeiten. Doch nicht<br />

nur die Hauptrennen begeisterten die<br />

Zuschauer. Zu den Austragungen gehörten<br />

fast immer auch Jugend- und Amateurrennen<br />

in den verschiedensten Wertungskategorien.<br />

In vielen Orten am Streckenrand gab<br />

es seit jeher Volksfeste, um die Wartezeit<br />

auf die Rennfahrer zu verkürzen.<br />

In einem Jahrhundert hat sich viel Geschichte<br />

und haben sich viele Geschichten<br />

angesammelt. Das <strong>Deutsche</strong> Sport & Olympia<br />

Museum erzählt diese in der Ausstellung<br />

"100 Jahre Rund um Köln" noch bis zum 30.<br />

November <strong>2008</strong> im Salon. Die Ausstellung<br />

fasziniert durch die zahlreichen Originalobjekte<br />

vom Rennen und Rennrädern aus den<br />

vergangen 100 Jahren. Über einen Audio-<br />

Guide erhält der Besucher umfangreiche<br />

Hintergrundinformationen und erfährt so<br />

mancherlei Anekdote, die er zudem im<br />

Begleitbuch zur Ausstellung, verfasst von<br />

Frank Schwalm, nachlesen kann. Das Buch<br />

zur Ausstellung erhalten Sie im Shop des<br />

Museums.<br />

Weitere Informationen zum Rennen finden<br />

Sie unter www.rundumkoeln.de.<br />

Basketball von einem<br />

anderen Stern<br />

Mit einer Ausstellung zur Geschichte des<br />

BSC Saturn Köln würdigt das <strong>Deutsche</strong><br />

Sport & Olympia<br />

Museum das Engagement<br />

des Kölner<br />

Unternehmers Fritz<br />

Waffenschmidt.<br />

Erinnert wird an die<br />

Zeit zwischen 1977<br />

und 1990, in der<br />

Fritz Waffenschmidt<br />

als Sponsor neue<br />

Maßstäbe im


Basketball setzte. Der in jener Zeit erfolgreichste<br />

deutsche Einzelhändler in Sachen<br />

Unterhaltungs-Elektronik ("Saturn") rettete<br />

mit seinem finanziellen Engagement das<br />

Bundesliga-Team des ASV Köln vor dem<br />

sportlichen Untergang. In Vertretung ihres<br />

Mannes, der sich unmittelbar vor der<br />

Ausstellungseröffnung wegen eines Schwächeanfalls<br />

in eine Klinik begeben musste,<br />

schilderte Anni Waffenschmidt die Umstände<br />

der Entstehung des Engagements:<br />

"Bevor wir mit dem Sponsoring anfingen,<br />

kannte der Sport nur großzügige Mäzene.<br />

Wir wollten aber einen werblichen Gegenwert<br />

für unser investiertes Geld haben. In<br />

diesem Zusammenhang muss jedoch betont<br />

werden, dass wir als Sponsor keinen Ein-<br />

Fritz mit dem DBB-Pokal im Jahre 1983.<br />

fluss auf die unmittelbaren rein sportlichen<br />

Entscheidungen genommen haben." betonte<br />

sie bei der Eröffnung am 13. November<br />

<strong>2008</strong>.<br />

Mit dem Namenssponsoring ging Fritz<br />

Waffenschmidt jedoch neue Wege. Aus dem<br />

Basketballteam des ASV Köln wurde der BSC<br />

Saturn Köln. Und aus dem nüchtern kalkulierenden<br />

Geschäftsmann Fritz Waffenschmidt<br />

wurde schnell ein leidenschaftlicher<br />

Basketball-Fan, der auch noch nach dem<br />

Verkauf seines Geschäfts und dem damit<br />

verbundenen Rückzug als Sponsor engen<br />

Kontakte zur Mannschaft hielt. Durch den<br />

BSC Saturn Köln wurde die Domstadt zu<br />

einer deutschen Basketball-Hochburg, der<br />

Verein gewann allein viermal die <strong>Deutsche</strong><br />

Meisterschaft.<br />

Die Ausstellung im Foyer des Museums ist<br />

eine Kooperation des <strong>Deutsche</strong>n Sport &<br />

Olympia Museum, des Vereins Kölner<br />

Sportgeschichte, sowie von Studenten der<br />

Fachhochschule Köln, Fakultät für Architektur,<br />

im Rahmen einer Seminararbeit. Sie<br />

kann noch bis zum 4. Januar 2009 besichtigt<br />

werden.<br />

Kölner Sportgespräch<br />

“Der chinesische Boom“<br />

Medaillengewinner der Paralympics von<br />

Peking sprachen beim Kölner Sportgespräch<br />

am 22. Oktober <strong>2008</strong> über die Situation des<br />

Behindertensport sowie über die Spiele und<br />

ihre Erlebnisse in China. Im Gespräch mit<br />

Christiane Mitatselis, Redakteurin des Kölner<br />

Stadtanzeigers, schwärmten sie von den<br />

wunderbaren Bedingungen, den vollen<br />

Stadien und der einmaligen Stimmung in<br />

Peking.<br />

Kirsten Bruhn hat bei Paralympics in Peking<br />

ordentlich zugeschlagen. Fünf Medaillen<br />

gewann die querschnittsgelähmte Schwimmerin<br />

im "Water Cube". "Die Spiele waren<br />

fantastisch. Wer daran etwas zu bemängeln<br />

hatte, der muss wohl immer etwas schlecht<br />

finden", berichtetet die 38-Jährige im Foyer<br />

des Museums. Ihre paralympischen Kollegen,<br />

die Rollstuhlbasketballerin Marina<br />

Mohnen, Sprinter Heinrich Popow und<br />

Handbikerin Andrea Eskau, teilten diese<br />

Meinung. Dabei hätte Andrea Eskau (38)<br />

eigentlich Grund gehabt, sich zu beklagen.<br />

Die querschnittsgelähmte Sportlerin bekam<br />

in Peking Asthma und hätte fast im Straßenrennen<br />

der Handbikerinnen nicht an<br />

den Start gehen können. Die Ärzte erlaubten<br />

ihr in letzter Sekunde den Start. Eskau<br />

gewann Gold, musste aber gleich danach<br />

wegen eines allergischen Schocks ins<br />

Krankenhaus. Zunächst machte sie die<br />

schlechte Luft dafür verantwortlich, später<br />

stellte sich heraus, dass sie allergisch auf<br />

den Belag der Bahn reagiert hatte. Dennoch<br />

war sie nicht böse. "Ich bin im Krankenhaus<br />

sehr gut behandelt worden",<br />

erklärte sie.<br />

Angetan waren die Athleten aber auch von<br />

der ausgeweiteten Fernsehberichterstattung<br />

von den Paralympics. "Wir sind wahrgenommen<br />

worden", berichtete Marina Mohnen,<br />

die mit dem deutschen Rollstuhlbasketball-<br />

Team Silber gewonnen hat. Die 29-Jährige<br />

ist nicht gelähmt, sie wechselte vor acht<br />

Jahren vom "Fußgänger"-Basketball wegen<br />

einer Knieverletzung in den Rollstuhl. Dies<br />

sei nichts Außergewöhnliches, sagte sie. Die<br />

deutsche Mannschaft setzt sich aus "Fußgängern",<br />

Gelähmten und Beinamputierten<br />

zusammen. "Das ist sehr integrativ", sagte<br />

Mohnen.<br />

Der oberschenkelamputierte Sprinter Heinrich<br />

Popow (25), paralympischer Silbermedaillengewinner<br />

im 100-Meter-Lauf, berichtete<br />

ebenfalls von "unglaublichen Spielen".<br />

Peking <strong>2008</strong>: Andrea Eskau beim paralympischen<br />

Zeitfahrrennen im Handbike.<br />

Sogar am Vormittag sei das "Vogelnest" von<br />

Peking schon voll gewesen. "Wir haben jetzt<br />

einen Boom, und es kommt darauf an, was<br />

wir daraus machen", sagte der Leverkusener<br />

Sprinter.<br />

Für das <strong>Deutsche</strong> Sport & Olympia Museum<br />

läutete der Abend, der in Kooperation mit<br />

der "Woche des Behindertensports" der<br />

<strong>Deutsche</strong>n Sporthochschule durchgeführt<br />

wurde, die heiße Phase der Vorbereitungen<br />

zur kommen Jahressonderausstellungen ein.<br />

Diese wird sich im Frühsommer 2009 unter<br />

dem Titel "Yes, we can! sport & disability"<br />

dem Behindertensport widmen und diesen<br />

erstmalig umfassend innerhalb einer musealen<br />

Ausstellung darstellen.<br />

79


Traumpaar<br />

Das neue deutsche Traumpaar im Eiskunstlauf,<br />

Aljona Savchenko und Robin Szolkowy, feierte<br />

am 19. März <strong>2008</strong> in Göteborg mit dem<br />

Gewinn des ersten Weltmeistertitels seinen<br />

bislang größten sportlichen Triumph. Es hätte<br />

sich damit keinen besseren Zeitpunkt aussuchen<br />

können, da erstmals ein solcher Erfolg vor<br />

genau 100 Jahren bereits einem anderen<br />

deutschen Paar - die Rede ist von Anna Hübler<br />

und Heinrich Burger - geglückt war. In der<br />

Folgezeit setzten die Paare Maxi Herber/Ernst<br />

Baier (1936), Ria Baran/Paul Falk (1952), Marika<br />

Kilius/Hans-Jürgen Bäumler (1964) und Mandy<br />

Wötzel/Ingo Steuer (1997) diese erfolgreiche<br />

Tradition fort.<br />

Im Jahre 2004 starteten Aljona Savchenko/Robin<br />

Szolkowy als neu formiertes Paar unter<br />

ihrem Trainer Ingo Steuer erstmalig bei <strong>Deutsche</strong>n<br />

Meisterschaften und gewannen prompt<br />

den Titel. Nach einem Leistungseinbruch bei<br />

den <strong>Olympische</strong>n Spielen 2006, maßgeblich<br />

verursacht durch öffentlich erhobene Stasi-<br />

Vorwürfe gegenüber ihrem Trainer, folgten<br />

2007 und <strong>2008</strong> der Europameistertitel und im<br />

März <strong>2008</strong> der ersehnte Weltmeistertitel.<br />

Dank der tatkräftigen Unterstützung von Trainer<br />

Ingo Steuer können sich die Besucherinnen und<br />

Besucher des <strong>Deutsche</strong>n Sport & Olympia<br />

Museums nun über einige attraktive Objekt-<br />

Neuzugänge freuen. Ingo Steuer bereicherte<br />

den Fundus mit seinem Original-Kürkostüm, mit<br />

dem er bei den <strong>Olympische</strong>n Spielen Nagano<br />

1998 die Bronzemedaille gewann sowie mit<br />

seinee Strickjacke, die er bei den <strong>Olympische</strong>n<br />

Spielen Turin 2006 trug. Robin Szolkowy<br />

steuerte sein Original-Kürkostüm von den<br />

<strong>Olympische</strong>n Spielen Turin 2006 bei, Aljona<br />

Savchenko schenkte dem Museum ihre Schlittschuhe,<br />

in denen sie ihren ersten Europameistertitel<br />

2007 gewann.<br />

80<br />

Aljona<br />

Savchenko<br />

und Robin<br />

Szolkowy<br />

mit Ihrem<br />

Trainer Ingo<br />

Steuer<br />

beim<br />

Training<br />

auf dem<br />

Eis.<br />

Sammlungsgeschichten<br />

Frau mit Pfiff<br />

Es wird offenkundig zur Selbstverständlichkeit,<br />

dass die Frauen im 21. Jahrhundert auch in<br />

den Bereichen des Lebens, die derzeit noch von<br />

Männern dominiert werden, nach und nach<br />

Handzeichen und<br />

Pfiff von Schiedsrichterin<br />

Bibiana<br />

Steinhaus am<br />

21.09.2007 im<br />

Hermann-Löns-<br />

Stadion in Paderborn.<br />

Als erste Frau<br />

leitet die 28-jährige<br />

Polizei-Beamtin ein<br />

Fußball-Zweitligaspiel.<br />

vollkommen gleichberechtigt agieren. Als<br />

augenfälliges Beispiel im Sport können die<br />

Geschehnisse am 21. September 2007 gewertet<br />

werden. Am Abend des besagten Tages standen<br />

sich in Paderborn die Herren-Mannschaften<br />

des SC Paderborn und der TSG 1899<br />

Hoffenheim gegenüber, um ihr Zweitligaspiel<br />

auszutragen. Geleitet wurde die Partie jedoch<br />

nicht - wie sonst üblich - von einem Mann,<br />

sondern erstmals im deutschen Profi-Fußball<br />

von einer Frau - der Schiedsrichterin Bibiana<br />

Steinhaus. Wie Akteure und Zuschauer nach<br />

Spielschluss dabei eingestanden, hat sie ihre<br />

Aufgabe souverän gelöst.<br />

Bibiana Steinhaus, Jahrgang 1979, spielte<br />

selbst aktiv Fußball für den SV Bad Lauterberg,<br />

bevor sie 1995 Schiedsrichterin wurde. Seit<br />

1999 leitete sie als offizielle DFB-Schiedsrichterin<br />

eine Vielzahl von Begegnungen der<br />

Frauen-Bundesliga, gleichzeitig aber auch<br />

Spiele in der Herren-Ober- und Regionalliga.<br />

2005 wurde sie zur FIFA-Schiedsrichterin<br />

ernannt und seitdem regelmäßig bei Länderspielen<br />

und in UEFA Women`s Cup-Spielen<br />

eingesetzt.<br />

Ihre überzeugenden Leistungen, die mit der<br />

Wahl zur DFB-Schiedsrichterin des Jahres<br />

2007 und <strong>2008</strong> belohnt wurden, veranlassten<br />

den DFB, die beruflich als Polizistin in Hannover<br />

tätige Bibiana Steinhaus ab der Saison<br />

2007/8 auch in der 2. Bundesliga der Männer<br />

einzusetzen.<br />

Auf Anfrage erklärte sich Bibiana Steinhaus<br />

spontan bereit, ihr komplettes Schiedsrichter-<br />

Outfit, das sie am 21. September 2007 in<br />

Paderborn trug, dem <strong>Deutsche</strong>n Sport &<br />

Olympia Museum zu schenken, um somit den<br />

Besucherinnen und Besuchern des Museums<br />

eine dauerhafte Erinnerung an diesen sporthistorisch<br />

bedeutsamen Tag zu ermöglichen.<br />

Go with the flow<br />

Die Teilnahme an <strong>Olympische</strong>n Spielen stellt<br />

für jeden Athleten ein besonderes Ereignis dar.<br />

Steht am Ende des Wettkampfes auch noch<br />

der Gewinn einer Medaille und erst recht,<br />

wenn es sich um die Goldmedaille handelt,<br />

dann geht für die Meisten ein Lebenstraum in<br />

Erfüllung. Ein solches, gleich mehrfaches Glück<br />

ist dem Nordischen Kombinierer Georg Hettich<br />

bei den <strong>Olympische</strong>n Winterspielen in Turin<br />

2006 zuteil geworden. Im Einzelwettbewerb<br />

würde er zunächst Olympiasieger, gewann<br />

anschließend mit der Mannschaft die Silbermedaille<br />

und erkämpfte sich abschließend im<br />

Sprint die Bronzemedaille. Befragt nach seinem<br />

Erfolgsrezept antwortete der aus Schonach im<br />

Schwarzwald stammende Sportler gerne mit<br />

dem Ausspruch "Go with the flow".<br />

Mit seinem Triumph setzte Georg Hettich die<br />

erfolgreiche Tradition deutscher Olympiasiege<br />

in der Nordischen Kombination bei <strong>Olympische</strong>n<br />

Spielen fort, die 1960 mit Georg Thoma<br />

begonnen und 1968 mit Franz Keller sowie in<br />

den Jahren 1972, 1976 und 1980 mit Ulrich<br />

Wehling ihren Fortgang genommen hatte.<br />

Seine in Turin benutzten Sprungski und seinen<br />

Diese Ski und den Anzug übergab Georg Hettich<br />

dem <strong>Deutsche</strong>n Sport & Olympia Museum.<br />

Skianzug stellte Georg Hettich nun dem<br />

<strong>Deutsche</strong>n Sport & Olympia Museum zur<br />

Verfügung. Im Begleittext zu diesen Objekten<br />

wird der Besucher sicherlich Hettichs Ausspruch<br />

lesen können, denn er nach dem<br />

Gewinn zu den Reportern sagte: "Ich dachte<br />

Olympiasieger gibt es nur im Fernsehen, und<br />

jetzt bin ich selber einer."


www.in-quadro.it<br />

www.olympiapark-muenchen.de<br />

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