Ausgabe 6/2008 - Deutsche Olympische Gesellschaft
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<strong>Ausgabe</strong> 6/<strong>2008</strong><br />
Zeitschrift des<br />
<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Sportbundes<br />
und der<br />
<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong>
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Freundliche Grüße<br />
aus der OF-Redaktion<br />
S<br />
eit geraumer Zeit tobt ein großes Kräftemessen in Sachen<br />
Bildung. Ein Expertengipfel jagt den nächsten. Studien bestätigen<br />
fast im Monatstakt entweder das niederschmetternde Leistungsdesaster<br />
oder die wundersame Ergebnisverbesserung im internationalen<br />
Vergleich. Tabellen und Ranglisten verraten sensationsheischend,<br />
wie es so steht um das Lernvermögen der Kinder und<br />
Jugendlichen in Deutschland. Was sich, liebe Leserinnen und Leser,<br />
also in allen Wissensbereichen durchaus sportlich präsentiert, findet<br />
auch im Sport selbst seine Entsprechung.<br />
Der 2. <strong>Deutsche</strong> Kinder- und Jugendsportbericht, von der Alfried<br />
Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung gefördert und von Professor<br />
Dr. Werner Schmidt von der Universität Duisburg-Essen herausgegeben,<br />
zeigt sachlich und nüchtern, dass die Bewegungsdefizite<br />
der frühen Jahre das gesamte Bildungsklagelied bedrohlich ergänzen.<br />
Vom Kindergarten über die Schule bis in die Verbands- und Vereinslandschaft<br />
des organisierten Sports werden die Mängellisten und<br />
Problemzonen aufgezeigt. Auch hier gibt es im Ländervergleich -<br />
etwa was Finanzausstattung und Betreuungssituation betrifft - nur<br />
hintere Plätze zu registrieren.<br />
Als Autor des OF-Podiums macht Werner Schmidt aber andererseits<br />
deutlich, dass die Voraussetzungen für die sportliche Allgemeinbildung<br />
- beispielsweise durch die kindliche Bewegungsbegeisterung<br />
und den Organisationsgrad im Vereinsnetzwerk - gerade jenseits der<br />
Schule beachtlich sind. Oder vielleicht sogar besser nicht sein könnten.<br />
Mit der Einschränkung allerdings: Vor zu früher Spezialisierung,<br />
Sportart- und Wettkampfsorientierung und auch Kaderauslese wird<br />
gewarnt. Insgesamt aber gilt: Bewegung, Spiel und Sport in Kindergarten,<br />
Schule und Verein sind Bildungsfaktoren von kaum zu<br />
überschätzender Bedeutung für die Persönlichkeitsentwicklung<br />
junger Menschen. Eine Binsenweisheit, die einmal mehr nachdrückliche<br />
Bestätigung findet, aber wahrscheinlich weiterhin auf spürbare<br />
Konsequenzen wartet.<br />
Natürlich bilden in dieser OF-<strong>Ausgabe</strong> die olympischen Nachwehen<br />
ebenso wie die spitzensportlichen Vorausschauen die programmatischen<br />
Schwerpunkte. Was erwartet den Sport - national wie international<br />
- angesichts der weltweiten Finanzkrise und der anrollenden<br />
oder bereits spürbaren Rezession? Dass er - krisenresistent - allen<br />
Bedrohungs-Szenarien widersteht, ist kaum zu erwarten. Und<br />
dennoch: Der Sport als Lebenselixier bleibt ein gesamtgesellschaftliches<br />
Schwergewicht. Auch dafür gibt es in diesem Heft ein paar<br />
überzeugende Beweisstücke.<br />
Ihr Harald Pieper<br />
Inhalt<br />
OF Mosaik 4<br />
OF-Podium: Prof. Dr. Werner Schmidt 6<br />
Weltwirtschaftskrise, <strong>Olympische</strong> Bewegung und die<br />
amerikanische Herausforderung 8<br />
Günter Deister<br />
Die olympischen Projekte vor dem Hintergrund 10<br />
des globalen Krisenszenarios<br />
Günter Deister<br />
Peking im Herbst <strong>2008</strong> 12<br />
Prof. Dr. Helmut Digel<br />
Zwischen Leistungswahn und der Vernunft moralischen 14<br />
Handelns - Der deutsche Spitzensport nach Peking und<br />
vor London<br />
Michael Gernandt<br />
Der Anti-Doping-Kampf kann nicht früh genug beginnen 17<br />
Die Tour de Nada durch die Eliteschulen des Sports<br />
Steffen Haffner<br />
Die Sportförderung bleibt ein bedeutender Faktor 20<br />
gesamtgesellschaftlicher Zukunftssicherung<br />
Holger Schück<br />
Die Athletenvertreter wollen keine Alibirolle mehr spielen, 22<br />
sondern sportpolitische Präsenz zeigen<br />
Dr. Andreas Müller<br />
OF-Interview mit Silke Kassner 26<br />
Dr. Andreas Müller<br />
OF-Kommentare 28<br />
Günter Deister, Steffen Haffner, Harald Pieper<br />
Gül Keskinler: Integration pur oder Mit dem Sport Brücken 30<br />
zwischen den Kulturen bauen<br />
Steffen Haffner<br />
Populärer Fitnessorden: Das <strong>Deutsche</strong> Sportabzeichen 34<br />
im Wandel der Zeit<br />
Björn Köhler<br />
Mit 91: Einer der Ältesten unter den Ordensträgern 36<br />
Ulrich Werner<br />
Familiensport im Verein: Kreativ-Potenzial von hohem 38<br />
gesellschaftlichen Wert<br />
Karl Hoffmann<br />
Was macht eigentlich ...? Uwe-Jens Mey 40<br />
Jochen Frank<br />
Runde Geburtstage der Gründerväter 42<br />
Friedrich Mevert<br />
<strong>Olympische</strong>s Dorf Berlin 1936 46<br />
Bianka Schreiber-Rietig<br />
OF-Galerie: Großer Sport und junge Kunst: 48<br />
"<strong>Olympische</strong> Spiele - wie ich sie sehe!"<br />
Ein Schülermalwettbewerb<br />
Dr. Andreas Höfer<br />
Nachrichten des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Sportbundes 52<br />
Impressum 59<br />
Nachrichten der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> 60<br />
Nachrichten der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Akademie 74<br />
<strong>Deutsche</strong>s Sport & Olympia Museum 78<br />
Leserumfrage 81<br />
3
Olympia-Organisation auf<br />
dem Prüfstand<br />
I<br />
n London hat vom 24. bis 27. November<br />
ein offizielles Meeting zur Bilanzierung<br />
der <strong>Olympische</strong>n Spiele Peking <strong>2008</strong> stattgefunden.<br />
Es ist ein Teil des Wissens-<br />
Transfer-Programms des IOC. An ihm nahmen<br />
Mitglieder der Organisationskomitees<br />
Peking <strong>2008</strong>, Vancouver 2010, London 2012<br />
und Sotschi 2014, Vertreter der Kandidatenstädte<br />
2016 und andere Interessenvertreter<br />
der Spiele teil. Dabei ging es darum, möglichst<br />
viele Erkenntnisse und Verfahrensabläufe<br />
der Organisatoren der zurückliegenden<br />
Spiele für die zukünftigen Veranstalter zu<br />
erhalten und zu transportieren.<br />
Planungsgrundlagen logistischer und technischer<br />
Natur in den Bereichen Sport, Unter-<br />
I<br />
OC-Präsident Jacques Rogge hat in<br />
London die Bedeutung der <strong>Olympische</strong>n<br />
Bewegung für junge Menschen und deren<br />
Lebensstil dargestellt. "Wir haben als<br />
<strong>Olympische</strong> Bewegung ein vitales Interesse<br />
daran, junge Menschen auf dem ganzen<br />
Globus an den<br />
Sport heranzuführen:<br />
Ich bin überzeugt<br />
davon, dass er dabei<br />
hilft, ein besseres Leben<br />
zu führen. Sport<br />
ermunter dazu, sich<br />
selbst und seinem<br />
Körper einen Wert zu<br />
geben. Er macht aufnahmefähig<br />
und lernbereit<br />
und verbessert<br />
die Denkfähigkeit und<br />
Kreativität", erklärte<br />
Rogge anlässlich der<br />
"Coubertin Vorlesung",<br />
einer im zweiten Jahr durchgeführten<br />
Vorlesungsreihe der British Olympic<br />
Foundation und der Royal Society of Arts.<br />
Der Präsident nutzte die Gelegenheit mit<br />
Blick auf eine Bilanz der <strong>Olympische</strong>n<br />
Spiele in Peking die olympische Geschich-<br />
4<br />
bringung, Transport, Kultur und Erziehung<br />
können oft problemlos weitergeschrieben<br />
werden. Die Bilanzen wurden in London u.a.<br />
aus der Sicht der Athleten, der Zuschauer, der<br />
Beschäftigten und der Medien beigesteuert.<br />
Fackellauf zu den<br />
Winterspielen<br />
D<br />
as Organisationskomitee der <strong>Olympische</strong>n<br />
Winterspiele 2010 (VANOC) hat<br />
Ende November <strong>2008</strong> die Route für den<br />
<strong>Olympische</strong>n Fackellauf bekannt gegeben.<br />
Nachdem das <strong>Olympische</strong> Feuer in Kanada<br />
eingetroffen ist, wird es ausgehend von<br />
Victoria, British Columbia, einmal von Küste<br />
zu Küste und zurück getragen. Die Reise<br />
beginnt am 30. Oktober 2009 nach der<br />
offiziellen Zeremonie zur Entzündung des<br />
Jacques Rogge: Zu den neuen Herausforderungen der<br />
<strong>Olympische</strong>n Bewegung<br />
te Großbritanniens mit den Möglichkeiten<br />
zu verbinden, die sich durch die Organisation<br />
der Spiele 2012 eröffnen, gesellschaftlichen<br />
Ungleichgewichten zu<br />
begegnen.<br />
Eine Zunahme an körperlicher<br />
Aktivität sei<br />
notwendig, um die<br />
gesundheitlichen Konsequenzen<br />
eines sitzenden<br />
Lebensstils zu vermeiden.<br />
"Britische Kinder verbringen<br />
durchschnittlich<br />
5 Stunden und 20<br />
Minuten am Tag vor<br />
dem Bildschirm. Heranwachsende<br />
sind immer<br />
weniger bei Spiel und<br />
Sport zu finden, sie<br />
bewegen sich im Alltag<br />
weniger und verbringen<br />
mehr und mehr Zeit in Autos. Die Konsequenzen<br />
sind Fettleibigkeit und viele<br />
daraus resultierende, gravierende Probleme",<br />
bedauerte Rogge.<br />
Die digitale Revolution will Rogge nutzen,<br />
um jungen Menschen Sport und Aktivität<br />
Feuers in Olympia in Griechenland. 106 Tage<br />
später wird das <strong>Olympische</strong> Feuer bei der<br />
Eröffnungsfeier der Winterspiele in Vancouver<br />
durch den letzten Fackelläufer der<br />
Stafette entzündet.<br />
Innerhalb Kanadas erstreckt sich der <strong>Olympische</strong><br />
Fackellauf über eine Distanz von<br />
mehr als 45.000 Kilometern. Wie VANOC<br />
bekannt gibt, ist das Feuer dabei ca. 1000<br />
km auf dem Wasser, 18.000 Kilometer in der<br />
Luft und 26.000 Kilometer an Land unterwegs.<br />
Der Fackellauf streift dabei herausragende<br />
Sehenswürdigkeiten und besondere<br />
Orte wie die Olympiastädte Montreal und<br />
Calgary, Reservate der indianischen Ureinwohner<br />
und von der UNESCO ausgewiesene<br />
Weltkulturerbe. Selbst an den Nordpol wird<br />
das Feuer getragen.<br />
Die <strong>Olympische</strong>n Winterspiele werden vom<br />
12. bis zum 28. Februar 2010, die Winter-<br />
wieder näher zu bringen "Die neuen<br />
Technologien sind einerseits eine große<br />
Herausforderung, aber sie geben uns auch<br />
neue Möglichkeiten uns zu engagieren<br />
und zu interagieren. Das Internet diene ja<br />
nicht allein dem passiven Konsum, sondern<br />
auch der Interaktion und der Kreativität<br />
der Nutzer sagte Rogge. "Londons<br />
Vision für 2012 stellt die Aktiven und den<br />
Sport in den Mittelpunkt der Spiele",<br />
sagte Rogge, "darüber hinaus aber legt<br />
London sehr viel Wert darauf, junge<br />
Menschen durch Kultur und Erziehung<br />
anzusprechen."<br />
Der Präsident ergänzte, dass die Welt<br />
wirtschaftlich schwierigen Zeiten entgegensehe,<br />
die <strong>Olympische</strong>n Spiele aber in<br />
der Vergangenheit bereits mehrfach<br />
kritische Phasen durchgestanden hätten.<br />
"Sie haben überlebt, weil sie den Menschen<br />
auf der ganzen Welt etwas bedeuten",<br />
erklärte der IOC-Präsident. Der<br />
Erfolg von Peking habe die <strong>Olympische</strong><br />
Bewegung und künftige Organisatoren in<br />
die Lage versetzt, auch den Herausforderungen<br />
der kommenden Jahre zu begegnen.<br />
OF-MOSAIK<br />
OF-MOSAIK
Paralympics vom 12. bis zum 21. März 2010<br />
in Vancouver und Whistler stattfinden. Die<br />
Sportarten sind Rodeln, Skilauf, Eislauf,<br />
Eishockey, Biathlon, Bob und Curling.<br />
Jahreskalender 2009: Einmal<br />
mehr - Lob dem Ehrenamt<br />
"<br />
W<br />
enn es das ehrenamtliche Engagement<br />
in Deutschland nicht gäbe,<br />
dann wäre diese <strong>Gesellschaft</strong> nicht nur<br />
ärmer; ich behaupte, sie würde nicht funktionieren."<br />
Diese von Bundesfinanzminister<br />
Peer Steinbrück vor dem Bundestag geäußerte<br />
Überzeugung lässt sich durch Zahlen<br />
untermauern: Allein das Engagement der<br />
rund 7,5 Millionen Ehrenamtlichen und<br />
freiwillig Tätigen im Sport, dem größten<br />
Sektor freiwilligen Engagements in<br />
Deutschland, entspricht einem sozialen<br />
Kapital von fast 8,5 Milliarden Euro. Doch<br />
ehrenamtliches Engagement ist nicht in<br />
erster Linie eine volkswirtschaftliche, sondern<br />
eine gesellschaftliche Größe. Es verkörpert<br />
im besten Sinne des Wortes den Alltag<br />
einer zupackenden, lebendigen Bürgergesellschaft.<br />
Das gilt im besonderen Maße für<br />
die Führungskräfte in den Sportvereinen.<br />
Vor diesem Hintergrund versenden der<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> Sportbund und die<br />
Commerzbank im Rahmen der gemeinsamen<br />
Initiative "Danke! Sport braucht dein<br />
Ehrenamt." wieder einen Jahreskalender. Er<br />
ist zugleich eine Geste der Wertschätzung<br />
wie auch eine Arbeitshilfe. Bis zu jeweils<br />
fünf Exemplare des Kalenders 2009, den der<br />
Karikaturist Jürgen Tomicek illustriert hat,<br />
können Vereine unter folgender E-Mail-<br />
Adresse bestellen: bergel@dosb.de<br />
IOC ruft zu Bewerbungen<br />
für die 2. <strong>Olympische</strong>n<br />
Jugendspiele 2014 auf<br />
D<br />
OF-MOSAIK<br />
OF-MOSAIK<br />
as IOC wird in Kürze das Bewerbungsverfahren<br />
für die 2. <strong>Olympische</strong>n<br />
Jugendspiele im Sommer 2014 eröffnen. Ein<br />
entsprechendes Schreiben ging an alle<br />
Nationalen <strong>Olympische</strong>n Komitees (NOK), so<br />
auch an den <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />
Sportbund. Die NOKs haben nun bis Februar<br />
2009 Zeit, gegenüber dem IOC eine Kandidatenstadt<br />
aus ihrem Zuständigkeitsbereich<br />
zu benennen. Am 10. März findet in Lausanne<br />
ein Workshop für alle Kandidatenstädte<br />
statt. Bis Juli des Jahres 2009 müssen die<br />
Rahmendaten der Bewerbung inklusive aller<br />
Garantie-Erkläungen beim IOC eingereicht<br />
werden. Auf der Basis dieser Unterlagen<br />
wird die IOC-Exekutive dann ggf. Kandidaten<br />
aussortieren. Eine spezielle IOC-Kommission<br />
wird zwischen Dezember 2009 und<br />
Januar 2010 einen Bericht über die Bewerber<br />
erstellen. Die IOC-Exekutive gibt danach<br />
gegenüber den IOC-Mitgliedern eine Empfehlung<br />
zur Wahl der Gastgeberstadt ab.<br />
Diese erfolgt auf der 122. IOC Session im<br />
Februar 2010 in Vancouver.<br />
Zeitgleich zur Bekanntgabe der Rahmendaten<br />
des Bewerbungsverfahrens veröffentlichte<br />
das IOC eine Ausschreibungsbroschüre.<br />
Sie ist im Internet unter der Adresse<br />
http://multimedia.olympic.org/pdf/en_report<br />
_1385.pdf abrufbar.<br />
"Die Schaffung der <strong>Olympische</strong>n Jugendspiele<br />
hat das IOC am 5. Juli 2007 beschlossen<br />
Die Premiere findet vom 14.-26. August<br />
2010 in Singapur<br />
statt. Das "Flagschiff"<br />
der IOC-<br />
Strategie zu Gunsten<br />
junger Menschen<br />
soll junge<br />
Athleten darin<br />
bestärken, ihren im<br />
Leistungssport<br />
eingeschlagenen<br />
Weg auf der Basis<br />
ethischer Werte wie<br />
Exzellenz, Freundschaft<br />
und Respekt<br />
sowie fundamentaler<br />
Prinzipien wie<br />
Universalität,<br />
Nachhaltigkeit und<br />
ohne jegliche Diskriminierung fortzusetzen.<br />
Ein Schwerpunkt der Jugendspiele soll auf<br />
der Information im Hinblick auf die Gefahren<br />
von Doping und exzessivem Training<br />
liegen.<br />
Claudia Bokel in WADA-<br />
Athletenkommission gewählt<br />
C<br />
laudia Bokel wurde in Montreal vom<br />
WADA-Stiftungsrat in die Aktivenkommission<br />
der Welt-Anti-Doping-Agentur<br />
(WADA) gewählt. Bokel ist zugleich Vorsitzende<br />
der EOC-Athletenkommission und<br />
Mitglied der IOC-Athletenkommission. Die<br />
Wahl erfolgte auf Vorschlag des Internationalen<br />
<strong>Olympische</strong>n Komitees (IOC), das jetzt<br />
eine verbesserte Zusammenarbeit zwischen<br />
WADA und IOC-Aktivenkommissionen<br />
erwartet. "Ich freue mich, auch in der WADA<br />
die Interessen der Athleten vertreten zu<br />
können. Dies gewährleistet eine optimale<br />
Information und Koordination auch im<br />
Interesse der europäischen und der deutschen<br />
Aktiven. Der Kampf gegen Doping<br />
zählt zu den größten Herausforderungen im<br />
Sport, wir Aktive sind bereit, diesen Kampf<br />
aufzunehmen und wollen uns an der Gestaltung<br />
und Entwicklung eines humanen<br />
Spitzensports aktiv beteiligen", sagte Claudia<br />
Bokel. Zusammen mit Ruder-Olympiasiegerin<br />
Meike Evers ist die Silbermedaillengewinnern<br />
von Athen das zweite deutsche Mitglied<br />
im WADA-Athleten-Gremium.<br />
Liebe OF-Leserinnen und<br />
Leser!<br />
Wir bitten um freundliche Beachtung<br />
der Leserumfrage auf den Seiten<br />
81/82. Eine Beteiligung lohnt sich!<br />
5
Der 2. <strong>Deutsche</strong> Kinder- und Jugendsportbericht hält<br />
nüchtern fest, dass Deutschland im europäischen<br />
Vergleich (von 19 OECD-Staaten) bezüglich der zur<br />
Verfügung gestellten finanziellen Mittel und der Betreuungsrelation<br />
(Erzieherin: Kinder, Lehrer: Grundschulkinder)<br />
im Elementarbereich (0-6 Jahre) nur Platz 18 erreicht und<br />
im Primarbereich (6-10) auch nur Platz 14 einnimmt.<br />
Gleichzeitig ist bekannt, dass in Deutschland sehr früh<br />
eine soziale Selektion einsetzt, von der vor allem Kinder<br />
aus sogenannten Risikogruppen (Kinder von Alleinerziehenden,<br />
aus kinderreichen Familien und/oder mit Migrationshintergrund)<br />
von Geburt an betroffen sind. Diese<br />
Benachteiligung beinhaltet,<br />
- dass ihre motorischen und sprachlichen Fähigkeiten<br />
weitaus schlechter ausfallen,<br />
- dass ihre Rückstellungsquote bei Schuleingangsuntersuchungen<br />
um ein Vielfaches höher ist,<br />
- dass schulische Übergänge, die Schulabschlüsse und die<br />
Art der Berufsausbildung wesentlich schlechter als in<br />
Normalgruppen ausfallen.<br />
Im Sportbereich kritisiert der Bericht die viel zu frühe und<br />
einseitige Sportart- und Wettkampforientierung, hält für<br />
den Leistungssport die Problematik der zu frühen D-<br />
Kader-Auslese (10-12 Jahre) fest und bemängelt den bis zu<br />
80 %igen Einsatz von nicht ausgebildeten Lehrern im<br />
Sportunterricht.<br />
Vor diesem allgemeinen gesellschaftlichen Hintergrund ist<br />
festzuhalten, dass im Gegensatz der Kindersport Bestandteil<br />
der Lebenswelt aller Kinder ist. Der Sport erreicht fast<br />
90% aller Kinder jenseits der Schule, mit der höchsten<br />
Mitgliedsrate bereits im 7. Lebensjahr (= 76,5%), unabhängig<br />
von Ethnie und/oder Geschlecht. Hinsichtlich der<br />
nachmittäglichen Freizeitgestaltung ist festzuhalten, dass<br />
2/3 aller Kindertermine alleine auf den Sport entfallen und<br />
dass 80% aller Kinder diese Termine als ihre Lieblingstermine<br />
bezeichnen.<br />
Die Befunde zur Attraktivität des Sportvereins aus Kindersicht<br />
offenbaren 2 zentrale Merkmale:<br />
1. Erfahren von sozialer Anerkennung und sozialer Akzeptanz,<br />
2. Entwicklung einer Könnenserfahrung am eigenen Körper.<br />
Sozialwissenschaftler kennen diese Ausnahmestellung des<br />
Kindersports bezüglich Teilnahme, Motivation und Wohlbefinden<br />
an und sprechen vom Sport als soziokulturellem<br />
Erkennungszeichen der "Präadoleszenz" und attestieren<br />
6<br />
dem Sport eine "positiv biographische Bildung" am Nachmittag.<br />
Im Gegensatz zum schlechten institutionellen Kindergartenangebot<br />
im Vorschulalter zeigen die Sportbefunde, dass<br />
Interventionen (ab 3 Jahren) mittels Bewegungskindergärten<br />
und bewegter Sprachförderung sowohl die Motorik als<br />
auch die Sprachentwicklung bedeutsam verbessern, besonders<br />
bei Leistungsschwächeren und/oder Migranten. Darüber<br />
hinaus fällt auf, dass 90% aller Erzieherinnen von der<br />
Wirksamkeit der bewegten Sprachförderung überzeugt<br />
sind und mehr Angebote dieser Art machen wollen. Das<br />
Problem liegt eher<br />
in den zu geringen<br />
Fortbildungsangeboten<br />
im Bewegungsbereich.<br />
Befunde zur<br />
"Bewegten Grundschule"verdeutlichen,<br />
dass sich<br />
primäre Effekte im<br />
Bereich der Verbesserung<br />
des<br />
sozialen Klimas<br />
und im Aggressionsabbau<br />
zeigen<br />
und dass sich<br />
durch Bewegte<br />
Pausen und<br />
Bewegten UnterrichtAufmerksamkeit<br />
und Konzentration<br />
bis zur 5.<br />
Stunde um 52% (!) steigern lassen, wohingegen diese<br />
Faktoren bei sitzendem Unterricht um 40% (!) abnehmen.<br />
Sportmedizinische Befunde unterstreichen, dass Alltagsund<br />
Sportbewegungen als wesentlichste risikomindernde<br />
Gesundheitsgrößen für die Zukunft gelten und körperlichsportliche<br />
Aktivitäten vor der Entstehung von Übergewicht<br />
und Adipositas schützen. Andererseits liegt die Wahrscheinlichkeit<br />
bei bis zu 80%, dass aus unfitten Kindern<br />
unfitte Erwachsene werden.<br />
Die gegenwärtig zu beobachtende Tendenz zu mehr Schulautonomie<br />
bietet deshalb für einzelne Einrichtungen mehr<br />
Chancen. Vergleichbares gilt für das Thema Ganztagsschule.<br />
Ursprünglich geplant aus sozial und familienpolitischen<br />
Gründen (Vereinbarkeit von Familie und Beruf) sowie aus<br />
bildungs- und arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen heraus<br />
(Förderung benachteiligter Schülergruppen), kristallisiert
sich auch hier die hohe Angebotspalette sportiver Angebote<br />
immer mehr heraus. Nur über Bewegung und Sport und<br />
die intrinsische Motivation der Schüler scheint langfristig<br />
die Erziehung zu einem gesunden und aktiven Lebensstil<br />
umsetzbar.<br />
Sportpsychologische Befunde zeigen,<br />
- dass hinsichtlich des Zusammenhanges von Sport und<br />
Selbstwertgefühl vor allem jüngere Kinder, Mädchen<br />
und sozial benachteiligte Kinder besonders stark vom<br />
sportlichen Engagement profitieren,<br />
- dass im Sport erworbene personale und soziale Ressourcen<br />
(Schutzfaktoren) belastende Lebensereignisse in<br />
anderen Bereichen abmildern können,<br />
- dass sportlich engagierte Kinder über eine höhere soziale<br />
Akzeptanz innerhalb ihrer primären Bezugsgruppe<br />
verfügen.<br />
Der 2. <strong>Deutsche</strong> Kinder- und Jugendsportbericht legt<br />
insgesamt 12 Handlungsempfehlungen für die frühkindliche<br />
Bildung durch Bewegung, den Grundschulsport und<br />
den Sportverein vor. Die wesentlichen Empfehlungen<br />
lauten:<br />
1. Der Bericht fordert die pflichtmäßige Implementierung<br />
des Bereiches Bewegung in die Ausbildung aller Erzieherinnen<br />
und Erzieher sowie die flächendeckende Einrichtung<br />
von Bewegungskindergärten für alle Kinder ab 3<br />
Jahren.<br />
2. Bezogen auf die Grundschule plädiert der Bericht im<br />
Sinne der Gesundheitsprävention und der Bildungs- und<br />
Bewegungsförderung<br />
- für die flächendeckende Einrichtung der Bewegten<br />
Grundschule,<br />
- für die Erteilung des Sportunterrichts alleine durch<br />
ausgebildete Fachkräfte.<br />
3. Im organisierten Sport fordert der Bericht eine Abkehr<br />
von der frühen sportartspezifischen Spezialisierung und<br />
der frühen Kader-Auslese am Ende der Kindheit.<br />
Hausaufgabe für den DOSB, das Innenministerium und die<br />
Sportministerkonferenz wäre die Entwicklung eines<br />
OF-PODIUM<br />
Sport der frühen Jahre ist ein Motor<br />
der Persönlichkeitsentwicklung<br />
Von Prof. Dr. Werner Schmidt, Herausgeber des 2. <strong>Deutsche</strong>n Kinder- und Jugendsportberichts<br />
gemeinsamen Basis-Curriculums (=sportartspezifische,<br />
sportartübergreifende und allgemein koordinative Anteile)<br />
für alle Sportfachverbände, im Sinne einer vielfältigen<br />
Bewegungs-, Spiel- und Sportförderung.<br />
Wenn es gelingt, diese verbesserte Gesundheits-, Bildungsund<br />
Sportangebotsstruktur für "Alle" von klein auf umzusetzen,<br />
werden noch mehr Kinder als bisher das erfahren,<br />
was die meisten schon heute am Sportverein und Schulsport<br />
besonders schätzen, Gefühle von sozialer Anerkennung<br />
und Akzeptanz, Stärkung der personalen Ressourcen,<br />
Entwicklung einer eigenen Könnenseinschätzung sowie die<br />
Stabilisierung ihres Selbstkonzeptes. Mit anderen Worten:<br />
Kindersport für Alle als Motor der Persönlichkeitsentwicklung.<br />
7
Es hat in den letzten Monaten drei Tage gegeben, die für<br />
die <strong>Olympische</strong> Bewegung besonders bedeutsam waren.<br />
Am 15. September musste in New York die Investmentbank<br />
Lehman Brothers Insolvenz anmelden, was zum Auslöser<br />
wurde für eine weltweite Finanzkrise. In Orlando/Florida hielt<br />
Peter Ueberroth als scheidender Präsident des Nationalen<br />
<strong>Olympische</strong>n Komitees der USA (USOC) am 11. Oktober eine<br />
Rede, die Wellen der Empörung auslöste. Am 4. November gab<br />
der künftige US-Präsident Barack Obama der Welt in Chicago<br />
neue Hoffnung und seiner Heimatstadt einen Schub. Sein<br />
Auftritt als Wahlsieger fand im Grant Central Park statt, der ein<br />
olympischer Schauplatz werden würde, falls Chicago vom<br />
Internationalen <strong>Olympische</strong>n Komitee am 2. Oktober nächsten<br />
Jahres in Kopenhagen zum Austragungsort der Sommerspiele<br />
2016 bestimmt würde.<br />
Weltwirtschaftskrise,<br />
<strong>Olympische</strong> Bewegung<br />
und die amerikanische<br />
Herausforderung<br />
Von Günter Deister<br />
Chicago ja oder nein - das hängt nun wesentlich davon ab, wie<br />
der Obama-Bonus und der Ueberroth-Malus wirken werden. Sie<br />
machen die amerikanische Herausforderung aus für das Sportjahr<br />
2009. Doch bei der Vergabe der Spiele 2016 geht es auch<br />
um die Glaubwürdigkeit des IOC und die künftige Finanzierung<br />
des Weltsports. Dies vor dem Hintergrund eines offenen Verteilungskampfes<br />
innerhalb der olympischen Familie und einer<br />
Krise, die längst die Weltwirtschaft erfasst hat und auch im<br />
Sport tiefe Spuren hinterlassen wird.<br />
Peter Ueberroth (71) hat es zu Ansehen gebracht. 1984 bringt er<br />
als Organisator der Spiele von Los Angeles das Kunststück fertig,<br />
Olympia erstmals und bisher einmalig nur durch Sponsorengelder<br />
zu finanzieren, mit einem Überschuss von 250 Millionen<br />
8<br />
Dollar. "Time-Magazin" kürt den Pionier der olympischen Kommerzialisierung<br />
zum "Mann des Jahres". Danach wird Ueberroth<br />
Chef der US-Major Baseball League, geht ins Tourismusgeschäft<br />
und versucht, nachdem er es längst zum Multimillionär gebracht<br />
hat, eine Karriere als Politiker. 2003 scheitert er bei der Gouverneurswahl<br />
in Kalifornien an Arnold Schwarzenegger und kehrt in<br />
den Sport zurück. Als USOC-Präsident tut er sich als Anti-<br />
Doping-Kämpfer hervor, entschuldigt sich schriftlich bei allen<br />
NOKs für die Taten der Sportbetrügerin Marion Jones und<br />
verschafft sich Respekt auch bei IOC-Präsident Jacques Rogge.<br />
Lediglich die neue Altersregel von 70 Jahren hat wohl verhindert,<br />
dass Ueberroth noch eine späte Karriere im IOC machen konnte.<br />
Seine Rede vor der USOC-Versammlung in Orlando wirkte<br />
desillusionierend. Da trat jemand auf, der jenseits von Solidarität<br />
erstmals Klartext redete. Bisher habe<br />
er sich zurückgehalten, um im<br />
Vorfeld der Peking-Spiele nicht<br />
noch für zusätzliche Auseinandersetzungen<br />
zu sorgen. Doch nun<br />
müsse er die Frage stellen: "Wer<br />
bezahlt die Rechnung für die <strong>Olympische</strong><br />
Bewegung? Seit 1988 sind<br />
60 Prozent aller IOC-Einnahmen<br />
von unseren Unternehmen gekommen.<br />
Ich bin sicher, Ihr versteht was<br />
ich meine. Der Rest der Welt hat 40<br />
Prozent beigetragen. Das ist ganz<br />
einfache Mathematik."<br />
Es ist auf jeden Fall eine Rechenart,<br />
die kompromisslos ist. Sie lässt<br />
wenig Hoffnung zu, dass die Amerikaner<br />
im heftigen Streit um mehr<br />
Anteile am Gewinn <strong>Olympische</strong>r<br />
Spiele dem Rest der Welt größere<br />
Zugeständnisse machen werden.<br />
Einen Streit, den Jacques Rogge<br />
überhaupt nicht gebrauchen kann.<br />
Der <strong>Olympische</strong> Kongress im kommenden<br />
Herbst in Kopenhagen, der erste seit Paris 1994, ist<br />
geplant als ein Fest der Dreifaltigkeit mit den internationalen<br />
Verbänden und den NOKs. Gefolgt von der anschließenden<br />
Krönungsmesse für den dann 67 Jahre alten Belgier, der sich um<br />
eine vierjährige Verlängerung seiner Präsidentschaft bewirbt.<br />
Stein des Anstoßes ist ein 1988 zeitlich unbegrenzt abgeschlossener<br />
Deal, den Rogges Vorgänger Juan Antonio Samaranch<br />
und dessen Marketingchef Richard Pound als Konsequenz aus<br />
Ueberroths Geschäftsmodell von 1984 mit den Amerikanern<br />
abgeschlossen haben. Danach gehen 12,75 Prozent der US-<br />
Fernsehrechte an USOC, und auch 20 Prozent der Sponsoreneinnahmen<br />
aus dem TOP-Programm. Das hat das amerikanische<br />
NOK zu einer wohlhabenden Sportorganisation gemacht,
zunehmend zu Ungunsten des IOC und seiner Partner. In den<br />
Zahlen der letzten Geschäftsperiode 2005 bis <strong>2008</strong> mit den<br />
Spielen in Turin und Peking sieht das so aus: USOC hat ein<br />
Anrecht auf 365 Millionen Dollar (192 Millionen Dollar TV, 173<br />
Millionen Dollar TOP) und damit etwa genauso viel wie das IOC<br />
selbst und die 35 internationalen Verbände und übrigen 204<br />
NOKs jeweils zusammen. Bei einem Vier-Jahres-Haushalt von<br />
617 Millionen Dollar konnte USOC seine Finanzreserven um 63<br />
Millionen auf 103 Millionen Dollar erhöhen. Da die IOC-<br />
Geschäfte für die Periode 2009 bis 2012 mit Vancouver und<br />
London schon weitgehend gelaufen sind, werden sich die<br />
Anteile von USOC auf mindestens 450 Millionen Dollar steigern.<br />
Kein Wunder, dass sich Rogge durch die übermäßige Bevorteilung<br />
der Amerikaner zunehmend mit Empörung konfrontiert<br />
sieht. Den Höhepunkt<br />
erreichten die Auseinandersetzungen<br />
im März, als das<br />
Schweizer Mitglied der IOC-<br />
Exekutive, Denis Oswald, in<br />
seiner Eigenschaft als Vertreter<br />
der Verbände in einem<br />
Brief an alle olympischen<br />
Organisationen den Verteilerschlüssel<br />
als "nicht länger<br />
moralisch hinnehmbar"<br />
bezeichnete. Schließlich<br />
gäbe es mittlerweile längst<br />
nicht nur Sponsoren aus den<br />
USA. Seitdem versucht eine<br />
von Rogge eingesetzte<br />
Dreier-Kommission mit<br />
Oswald, dem Mexikaner<br />
Mario Vazquez Rana und<br />
dem norwegischen IOC-<br />
Marketingchef Gerhard<br />
Heiberg eine Lösung mit den<br />
Amerikanern zu finden.<br />
Doch die blieben bisher in<br />
der Sache knallhart.<br />
Ueberroths Argumentationskette ging in Orlando so: Eine<br />
Reduzierung der Anteile schwächt das US-Team bei <strong>Olympische</strong>n<br />
Spielen, das ausschließlich über Sponsoreneinnahmen<br />
finanziert wird; ohne starke Olympiamannschaft keine hohen<br />
Einnahmen aus dem TV-Geschäft mit dem amerikanischen<br />
Rechteinhaber, ergo: "Das ist nicht gut für uns, das ist auch<br />
nicht gut für den Rest der Welt. Doch der versteht nicht, wo<br />
das Geld herkommt." Wenn das IOC mehr Einnahmen erzielen<br />
wolle, müsse es "den zu teilenden Kuchen vergrößern" und<br />
seine Ware besser verkaufen. So habe China die Fernsehrechte<br />
an den Spielen in Peking mit sieben Millionen Dollar geradezu<br />
geschenkt bekommen, verglichen mit den 894 Millionen Dollar<br />
von NBC. Dann ließ Ueberroth die Katze aus dem Sack: "Schon<br />
immer haben <strong>Olympische</strong> Spiele in den USA am meisten Geld<br />
eingebracht. Wenn Chicago die Spiele 2016 bekommt, werden<br />
die Preise in die Höhe gehen. Wenn nicht, werden sie sinken."<br />
Diese unverhohlene Aufforderung an die IOC-Mitglieder, in<br />
Kopenhagen den amerikanischen Kandidaten zu wählen, sorgte<br />
vor allem bei den Konkurrenten Tokio, Madrid und Rio de<br />
Janeiro für Empörung. Ungehöriger als Ueberroth, der von<br />
USOC zum Sonderbeauftragten für die Chicago-Bewerbung<br />
ernannt wurde, habe noch kein Kandidat für sich öffentlich<br />
geworben. Die Kampagne wäre schier aussichtslos, wenn die<br />
USA mit Barack Obama nicht einen Präsidenten mit der Befähigung<br />
gewählt hätten, auch auf olympischem Terrain als Stimmenfänger<br />
in Erscheinung zu treten. Was Tony Blair für London<br />
gelang und Wladimir Putin für Sotschi, ist dem ersten schwar-<br />
zen Präsidenten der USA allemal zuzutrauen. Besonders aus<br />
Afrika würden ihm wohl Stimmen zufliegen. Der sportive und<br />
dem Basketball besonders zugeneigte Obama hat die Bewerbung<br />
seiner Heimatstadt von Anfang an unterstützt. Deshalb<br />
sagt Chicagos Bewerbungschef Patrick Ryan: "Wenn alles<br />
normal läuft und er keine anderen Verpflichtungen hat, wird er<br />
nach Kopenhagen kommen."<br />
Als Geste des guten Willens wird USOC wohl bereit sein, einige<br />
Dollar als Sondervergütung abzutreten. Wie das geschehen<br />
könnte, hat Rogge angedeutet. 15 bis 20 Millionen Dollar von<br />
ihrem Anteil sollten die Amerikaner dem IOC zur Finanzierung<br />
der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA und des Internationalen<br />
9
Sportgerichtshofs CAS überlassen. Ab 2020 sollte dann ein<br />
neuer Verteilerschlüssel greifen - das wären sieben Jahre nach<br />
dem Abschied des Belgiers als Präsident.<br />
Eine andere ganz wichtige Entscheidung muss er spätestens bis<br />
Mitte des kommenden Jahres treffen. Es geht um die Frage, ob<br />
die Verhandlungen über die US-Fernsehrechte für die Winterspiele<br />
2014 und die Sommerspiele 2016 noch vor der Wahl in<br />
Kopenhagen beendet werden sollen. Nicht zuletzt wegen der<br />
Wirtschaftskrise scheint Rogge geneigt zu sein, den Vertrag<br />
erst danach abschließen zu wollen: "Wir sind nicht in Eile, wir<br />
haben noch viel Zeit." Das käme auch dem bisherigen Rechteinhaber<br />
NBC sehr entgegen, der im Wahlkampf mit der sicher<br />
nicht ganz uneigennützigen Millionen-Spende für Obama für<br />
Aufsehen gesorgt hatte. Der TV-Gigant hat als größter olympischer<br />
Sponsor mächtigen Einfluss auf das IOC. Auf sein Begehren<br />
hin sind die <strong>Olympische</strong>n Spiele seit Atlanta 1996 um<br />
einen Tag ausgedehnt worden. Das schuf Platz für die zur<br />
Show aufgeputzte Eröffnungsfeier als Freitags-Solitär mit<br />
SOTSCHI:<br />
Ursprünglich sollten die Winterspiele 2014 am Schwarzen Meer<br />
12 Milliarden Dollar kosten. 7,5 Milliarden Dollar sollten vom<br />
privaten Sektor kommen, davon fünf Milliarden von Unternehmen,<br />
die von Oligarchen gelenkt werden. Mittlerweile sind diese<br />
Zahlen Makulatur. Die Gesamtkosten sind bei den "Spielen aus<br />
dem Nichts" ins Unermessliche gestiegen. Der Milliardär Oleg<br />
Deripaska, der das <strong>Olympische</strong> Dorf, das Medienzentrum und<br />
einen neuen Flughafen finanzieren sollte, ist mit seinem Aluminiumtrust<br />
ins Trudeln geraten. Der russische Staat musste<br />
jüngst mit einem Kredit von 4,5 Milliarden Dollar einspringen,<br />
damit Deripaska dringliche Auslandsschulden bezahlen konnte.<br />
In der auch vom sinkenden Ölpreis befeuerten russischen Wirtschaftskrise<br />
schmilzt der auf über 500 Milliarden Dollar angewachsene<br />
Staatsfond dahin wie Schnee in der Sonne. Das<br />
Prestigeobjekt von Wladimir Putin wird zu Spielen um jeden<br />
Preis werden.<br />
Andere Probleme sind ebenso dringlich. Es gibt noch keine<br />
Transportwege nach Sotschi für Baumaterial. Die staatlichen<br />
Enteignungsversuche für Grund und Boden stoßen auf erbitterten<br />
Widerstand in der Bevölkerung. Große Sorgen wegen<br />
Umweltzerstörung bestehen fort, auch wenn Sotschi aus der Not<br />
eine Tugend gemacht hat. Straßen- und Schienenwege durch<br />
10<br />
höchsten TV-Einschaltquoten. NBC bestimmt über den Programmablauf<br />
mit, so wurden in Peking die Finals im Schwimmen<br />
und Turnen auf die Vormittage verlegt. Und das US-<br />
Fernsehen gibt den Zeitkorridor für die Abhaltung der Spiele<br />
im Sommer mit vor. Sie haben ihre größte Wirkung dann,<br />
wenn das Big Business des amerikanischen Profisports weitgehend<br />
ruht.<br />
Mit der Gewissheit der Spiele in Chicago würde NBC bedeutend<br />
mehr locker machen als jene 1,12 Milliarden Dollar, mit denen das<br />
Unternehmen die Spiele in London eingekauft hat. Andererseits:<br />
Sollte Rogge die Versteigerung der Rechte verschieben, würde er<br />
das Votum der mehr als 100 IOC-Mitglieder in Kopenhagen stark<br />
belasten. Eine Stimme für Chicago wäre dann, ganz im Sinne von<br />
Ueberroth, eine Stimme mehr für höhere Einnahmen.<br />
Die Verhandlung für die Fernsehrechte der USA führt Richard L.<br />
Carrion, ein Banker aus Puerto Rico, Mitglied der IOC-Exekutive<br />
und Vertrauter von Rogge. Sein zusätzliches Problem ist, dass<br />
Die olympischen Projekte vor dem Hintergrund<br />
ein enges, ökologisch besonders gefährdetes Tal hinauf in die<br />
Schneeberge sollen auf das Notwendigste reduziert werden.<br />
Sechs Attentate in den letzten Monaten mit vier Toten und rund<br />
20 Verletzten weisen darauf hin, welches zusätzliche Risiko das<br />
IOC mit den Winterspielen in unmittelbarer Nähe des Brandherds<br />
Kaukasus eingegangen ist. Um die "exzellente Bewerbung" (IOC-<br />
Präsident Rogge) zu retten, machte Regierungschef Putin jüngst<br />
in Dimitri Kosak einen Krisen erprobten Politiker zum Olympiaminister<br />
und zu einem seiner Stellvertreter. Das höchst besorgte<br />
IOC schickt alle paar Wochen Inspektoren zu seiner größten<br />
Baustelle. Der olympische Oberaufseher Jean-Claude Killy sagt,<br />
"Sotschi darf keine Sekunde mehr verlieren".<br />
LONDON:<br />
Der Ausrichter der Sommerspiele 2012 kämpft heftig darum,<br />
die auf 12 Milliarden Euro angestiegenen Gesamtkosten nicht<br />
weiter anschwellen zu lassen. Damit sollen die Sportstätten,<br />
der Olympiapark im Nordosten, Bahnstrecken und Bahnhöfe,<br />
Straßen und Wohnungen bezahlt werden. Im Zuge der Wirtschaftskrise<br />
sind Investoren für das <strong>Olympische</strong> Dorf und das<br />
Medienzentrum vor dem Absprung, die die Hälfte des Bauvolumens<br />
von 1,75 Milliarden Euro tragen sollten. Nun muss wahr-
Sotschi in einer für Live-Übertragungen in Amerika problematischen<br />
Zone liegt. Im Unterschied zu Vancouver, dessen Winterspiele<br />
sich NBC den Rekordpreis von 820 Millionen Dollar<br />
kosten lässt. Für Europa ist Vizepräsident Thomas Bach Verkaufsleiter.<br />
Er hat die ersten Verträge bereits abgeschlossen,<br />
jeweils mit Sendern des australischen Medienunternehmers<br />
Rupert Murdoch in Italien und der Türkei. Die Verhandlungen<br />
mit der Europäischen Rundfunkunion EBU sind in vollem Gang.<br />
Bach will alle Europa-Verträge vor der Vergabe der Spiele<br />
abschließen.<br />
Für die Spiele 2010 und 2012 kann die Wirtschaftskrise dem<br />
IOC das Geschäft nicht mehr verhageln. Die weltweiten Fernsehrechte<br />
sind mit mehr als 3,8 Milliarden Dollar verkauft,<br />
neun TOP-Sponsoren sind für jeweils rund 100 Millionen<br />
Dollar angeheuert. Damit sind die Einnahmen der vergangenen<br />
Periode von 12 Sponsoren erreicht. Marketing-Chef<br />
Heiberg möchte unbedingt noch ein bis zwei Geschäftspartner<br />
hinzugewinnen, was jedoch schwer fallen wird. Der Norweger<br />
scheinlich der Staat gegenüber dem IOC auch hier einspringen.<br />
Gespart werden soll nun an allen Ecken und Enden, unter<br />
anderem auch am <strong>Olympische</strong>n Dorf mit nur noch 3.300<br />
Appartements statt ursprünglich 4.200 für 17.000 Sportler und<br />
Begleitpersonal. Das würde dann zu einem Kontrast werden<br />
zum großzügigen Peking, wo das IOC vom besten <strong>Olympische</strong>n<br />
Dorf aller Zeiten geschwärmt hatte. Die IOC-Gabe von rund<br />
einer Milliarde Dollar als Anteil am internationalen Sponsorenaufkommen<br />
hat London sicher. Kämpfen muss die Stadt unter<br />
erschwerten Bedingungen um seine nationalen Unterstützer.<br />
Bisher hat das Organisationskomitee erst etwa Zweidrittel der<br />
angestrebten 1,2 Milliarden Dollar eingeworben. Da auch in<br />
London der Staat für die gesamten Kosten garantiert, muss<br />
sich das IOC um die nächsten Sommerspiele zumindest keine<br />
Finanzsorgen machen.<br />
VANCOUVER:<br />
Die Ausrichter der Winterspiele haben die Auswirkungen der<br />
Krise noch nicht zu spüren bekommen. Die Kanadier planen<br />
unverändert mit einem ausgeglichenen Organisationshaushalt<br />
von 1,63 Milliarden Dollar und geben an, 79 Prozent der Einnahmen<br />
bereits erhalten oder fest zugesagt bekommen zu<br />
klagt vorsichtig: "Die Lage ist nicht die beste." Das gilt besonders<br />
für die Zeit 2013 bis 2016, für die erst drei Verträge<br />
abgeschlossen sind. Auch da erhoffen sich besonders die US-<br />
Unternehmen eine Chicago-Wahl - und machen Druck. So<br />
sagte John Lewicki, Exekutivdirektor vom IOC-Sponsor McDonald's,<br />
einige Kandidatenstädte würden seinem Unternehmen<br />
keine ausreichenden Marktchancen bieten: "Das soll nicht<br />
heißen, dass wir unseren Vertrag nicht verlängern würden,<br />
wenn es nicht Chicago wird. Aber wenn es Chicago wird,<br />
werden wir verlängern." Kurz darauf zog McDonald's die<br />
Aussage seines Chefs zurück mit der Begründung, es widerspräche<br />
den Regeln des IOC, wenn ein Sponsor im Bewerbungsprozess<br />
Partei ergreife.<br />
Unklar, ob Rogge den öffentlichen Tadel veranlasst hat. Ungewiss<br />
ist auch, ob Ueberroth für seinen krassen Regelverstoß<br />
gerügt worden ist. Fest steht jedoch, dass der IOC-Präsident im<br />
kommenden Jahr eine amerikanische Herausforderung der ganz<br />
besonderen Art zu bestehen hat.<br />
des globalen Krisenszenarios Von Günter Deister<br />
haben. 603 Millionen Dollar garantiert das IOC, 760 Millionen<br />
Dollar werden aus dem nationalen Sponsorenprogramm erlöst.<br />
232 Millionen Dollar soll der Verkauf von Eintrittskarten einbringen.<br />
Der Staat kommt für Bauten und Wettkampfstätten auf.<br />
Die kanadische Regierung und die Provinz British Columbia<br />
teilen sich den Aufwand von 580 Millionen Dollar. Die Athletendörfer<br />
kosten 67,5 Millionen Dollar, die Eisschnelllaufhalle als<br />
teuerste Wettkampfstätte 63 Millionen Dollar.<br />
MÜNCHEN:<br />
Noch nicht absehbar sind die Folgen der Wirtschaftskrise für die<br />
Bewerbung um die Winterspiele 2018. Die vom DOSB mit Mehrheit<br />
geführte Bewerbergesellschaft hat sich zum Ziel gesetzt, die<br />
gesamten Bewerbungskosten aus dem privaten Bereich zu<br />
finanzieren. Dieses ehrgeizige Vorhaben könnte nun in Frage<br />
gestellt sein. Als Sponsoren kommen in erster Linie die in München<br />
angesiedelten DAX-Unternehmen in Frage. Bis zum Jahresende<br />
wollte die Bewerbergesellschaft rund die Hälfte der eingeplanten<br />
30 Millionen Euro abgesichert haben. Wegen der Langfristigkeit<br />
des Projekts sind Prognosen über die Finanzierung<br />
schwer möglich. Das IOC vergibt die Winterspiele 2011 im südafrikanischen<br />
Durban.<br />
11
Peking im<br />
Herbst <strong>2008</strong><br />
Von Helmut Digel<br />
Der Alltag ist zurückgekehrt. Auf den ersten Blick erinnert<br />
in Peking nur noch wenig an die <strong>Olympische</strong>n<br />
Spiele. Die olympischen Symbole der sogenannten<br />
"Olympic Lane" sind wohl noch nicht entfernt, doch die überfüllten<br />
Straßen lassen nur selten einen Blick auf die Ringe zu.<br />
Der Blumenschmuck ist wieder in den Gewächshäusern oder<br />
er gehört der Vergangenheit an. Gleiches gilt für das olympische<br />
City-dressing: "One World - One Dream", und die fünf<br />
Maskottchen haben in diesen Tagen bereits einen musealen<br />
Charakter. Dennoch scheint Peking eine andere Stadt zu sein,<br />
wenn man ihr Stadtbild mit jenem vergleicht, welches noch<br />
vor einem Jahr anzutreffen war. Das fünfte Peking-Forum hat<br />
mich in der ersten Novemberwoche nach Peking geführt.<br />
"Harmonie der Zivilisationen" und "Wachstum für alle" -<br />
"universelle Werte" und "Entwicklungslinien der Zivilisation" -<br />
waren die Kongressthemen, und Sozialwissenschaftler aus<br />
aller Welt diskutierten drei Tage lang über die Zukunft einer<br />
globalen Weltgesellschaft. Schon mein Anflug auf Peking war<br />
eine Überraschung. Strahlender Sonnenschein erwartete mich,<br />
und während des ganzen Aufenthaltes sollte Peking im Sonnenglanz<br />
erstrahlen. Nie zuvor hatte ich einen vergleichbaren<br />
"indian summer" in den Parks und an den Seen von Peking<br />
erleben können. Die Ankunft auf dem Flughafen war so perfekt<br />
wie bei den <strong>Olympische</strong>n Spielen: Schnelle Zollabfertigung,<br />
kein Warten auf das Gepäck und ein Taxi brachte mich<br />
in die Innenstadt zu einem Preis, wie man ihn sich in Europa<br />
gerne wünschen würde.<br />
Die Universität Peking, die größte und bedeutendste chinesische<br />
Universität, war Gastgeber des Peking-Forums, und sie<br />
glänzte durch eine einmalige Gastfreundschaft. Die ausländischen<br />
Gäste waren in einem neu gebauten Fünf-Sterne-Hotel<br />
untergebracht, das der Universität gehört, und das "State-<br />
Guest-House" des Staatspräsidenten war gut genug, um als<br />
12<br />
Austragungsort für diesen bedeutsamen Kongress zur Verfügung<br />
zu stehen. Sechs große Themenblöcke prägten den<br />
Kongress: "Ökologische Zivilisation", "Tradition und Modernität",<br />
"Transzendenz der Künste und Entwicklung der Zivilisation",<br />
"Kontinuitäten und der Wechsel in der Weltpolitik" und<br />
schließlich das für mich wichtige Thema "Olympic Spirit und<br />
World Harmony". Diese "Panel Session" brachte Experten aus<br />
USA, Russland, England, Korea, Griechenland, Dänemark,<br />
Österreich, Japan, Frankreich, Italien, Spanien und Deutschland<br />
zusammen, die gemeinsam mit Hunderten von chinesischen<br />
Wissenschaftlern ihre wissenschaftlichen Erkenntnisse über die<br />
<strong>Olympische</strong>n Spiele von Peking vortrugen. Waren die Vorträge<br />
der Gäste meist durch Höflichkeit geprägt und wurden die<br />
chinesischen Gastgeber zu ihrem besonderen Erfolg bei der<br />
Ausrichtung der Spiele beglückwünscht, so waren die Analysen<br />
der chinesischen Experten vor allem von einem besonderen<br />
Selbstbewusstsein gekennzeichnet, mit dem sie ihre Befunde<br />
vortrugen. Manche Analyse war dabei parteiisch, und nicht<br />
selten wurde auch Wissenschaft mit Politik verwechselt; doch<br />
im Vergleich zu früheren Konferenzen war die Diskussion von<br />
einer Offenheit, wie ich sie zuvor in China noch nicht habe<br />
beobachten können. Der Blick der chinesischen Fachleute war<br />
dabei durchaus auch auf die Probleme der Spiele gerichtet. Der<br />
problematische Fackellauf wurde ebenso in die Analyse einbezogen<br />
wie die negative Wahrnehmung der Spiele, wie sie<br />
vorwiegend in Japan, Frankreich und Deutschland anzutreffen<br />
war. Hier standen kritische Befunde im Mittelpunkt, die wissenschaftlichen<br />
Maßstäben genügen konnten. Objektivität, Reliabilität<br />
und Validität waren dabei die Gütemaßstäbe, an denen<br />
sich einige dieser Analysen durchaus zu orientieren wussten.<br />
Aus der Sicht der chinesischen Experten ist die Frage der<br />
Nachhaltigkeit der Spiele nahezu ausschließlich positiv zu<br />
beantworten. Dies gilt auch dann, wenn man nicht mit jeder
Nachnutzung glücklich sein kann. So finden im Schwimmstadion<br />
mittlerweile regelmäßig Popkonzerte statt, das<br />
Schwimmbad hat dabei den Charakter eines künstlichen Sees,<br />
in dessen Mitte eine Popbühne aufgebaut wird. Das olympische<br />
"Vogelnest" ist derzeit lediglich für Großveranstaltungen<br />
konzipiert. Der Sport spielt dabei eine eher nachgeordnete<br />
Rolle. Pekings Fußball ist derzeit zu schlecht, als dass man ihm<br />
Zutritt gewähren würde. Ansonsten ist das "Vogelnest"<br />
begehrte touristische Attraktion. An einem freien Nachmittag<br />
war es mir möglich, über den olympischen Park zu flanieren,<br />
und einmal mehr war dabei die Atmosphäre etwas ganz<br />
Besonderes. Chinesen ebenso wie viele Ausländer besuchen zu<br />
Hunderttausenden den Park, und das Familienfoto mit dem<br />
Stadion im Hintergrund ist das begehrteste Fotomotiv. Die<br />
neuen U-Bahn-Linien werden von der Bevölkerung Pekings<br />
bestens angenommen, und weitere U-Bahn-Linien sind im<br />
Bau. Die Wirkungen eines noch immer wachsenden Umweltbewusstseins<br />
sind überall zu erkennen. Die meisten öffentlichen<br />
Plätze und Straßen sind sauber.<br />
Von "weißen Elefanten", die die <strong>Olympische</strong>n Spiele in Peking<br />
hinterlassen haben, kann mit Blick auf die derzeitige Sportentwicklung<br />
nicht die Rede sein. Auch der chinesische Sport hat<br />
seinen Alltag wieder. Yao Ming wird bei seinen Spielen für die<br />
Houston Rockets täglich von der chinesischen Sportpresse<br />
begleitet, und Liu Xiangs Genesungsprozess kann nach wie vor<br />
Schlagzeilen erzeugen. In Shanghai findet das Tennis-Weltfinale<br />
statt, und Tausende von Fans sind von den Wushu-<br />
Weltmeisterschaften begeistert, die in Shigan ausgerichtet<br />
werden.<br />
Gewiss gibt es in China nach wie vor schwierige wirtschaftliche<br />
und sozialpolitische Probleme, und das Umweltproblem ist<br />
dabei nur eines unter vielen. Auch in diesen Tagen existiert<br />
noch immer der Konflikt mit Tibet. Doch im Gegensatz zur Zeit<br />
vor und während der Spiele interessiert sich heute niemand<br />
mehr in Europa, in USA oder an irgendeinem anderen Platz<br />
der Welt für diesen Konflikt. Lediglich die chinesische Regierung<br />
besteht dabei nach wie vor unmissverständlich auf ihrer<br />
Tibet-Haltung. Deshalb wird auf Seite eins von "China Daily" in<br />
der <strong>Ausgabe</strong> vom 7. November auch über ein Treffen berichtet,<br />
bei dem sich ein Vertreter der chinesischen Regierung mit<br />
zwei Abgesandten des Dalai Lama am Tag zuvor in Peking<br />
ausgetauscht haben. Die chinesische Regierung warnt demnach<br />
den Dalai Lama erneut, die Unabhängigkeit Tibets anzustreben.<br />
Sie machte dabei auch unmissverständlich klar, dass<br />
China niemals Versuche tolerieren wird, die ein unabhängiges<br />
Tibet zum Ziel haben. Die nationale Einheit gilt nach wie vor<br />
als das wichtigste zu schützende Ziel, und die territoriale<br />
Integrität Chinas wird sich die chinesische Regierung von<br />
niemandem in Frage stellen lassen. "Semi-independance or<br />
independance in any disguised form will not be tolerated<br />
either", so wird der Leiter der chinesischen Delegation zitiert,<br />
und es wird ferner darauf hingewiesen, dass der Schutz der<br />
ethnischen Minderheiten wohl Teil der Politik der Zentralregierung<br />
ist, aber dass niemals Versuche zur Beschädigung der<br />
ethnischen Einheit toleriert werden können.<br />
Auch der Konflikt mit den Uiguren ist keineswegs gelöst; doch<br />
wie viele Konflikte wird er mit den ökonomischen Disparitäten<br />
begründet, und Staatspräsident Hu Jintao hat sich diesbezüglich<br />
zum Ziel gesetzt, dass man über gezielte ökonomische<br />
Entwicklungsprogramme in den unterentwickelten Regionen<br />
Chinas dem Problem beikommen kann. Mit Blick auf dieses<br />
anspruchsvolle Ziel ist die globale Finanzkrise aus naheliegenden<br />
Gründen auch während dieser schönen Herbsttage das<br />
herausragende Thema der chinesischen Eliten. Auf die Stabilität<br />
ihrer Währung sind sie stolz, und mit einer gewissen Genugtuung<br />
erläutern sie, dass sie nicht in gleicher Weise von der Krise<br />
betroffen sind, wie dies für Europa und USA der Fall ist. Doch<br />
sie wissen längst, dass globale Krisen globale Risiken in sich<br />
bergen und der nationale chinesische Markt nicht alles kompensieren<br />
kann, was in Bezug auf den internationalen Markt<br />
verloren gegangen ist. Der Einbruch der chinesischen Exporte<br />
in die Vereinigten Staaten ist auch für die chinesische Wirtschaft<br />
alarmierend, und Kettenreaktionen, wie sie weltweit in<br />
der Automobilindustrie beobachtet werden, erreichen auch<br />
China. Lenovo, der viertgrößte Computerhersteller, musste<br />
deshalb während dieser Tage bekanntgeben, dass in den letzten<br />
drei Monaten die Gewinne um 78% eingebrochen sind. Die<br />
Größe der Bevölkerung und die Größe des Landes ist in diesen<br />
schwierigen Zeiten in vieler Hinsicht aber auch ein Schutz.<br />
Die Bevölkerung Chinas hat die <strong>Olympische</strong>n Spiele und die<br />
Paralympics als ein einmaliges Ereignis erlebt, auf das sie stolz<br />
sind. Für die große Mehrheit der Chinesen waren diese Spiele<br />
Tage der Freude und des Glücks. Es entspricht in besonderer<br />
Weise der chinesischen Mentalität, dass man weiß, was Feiertage<br />
sind und wie sich diese vom harten Alltag unterscheiden.<br />
Es wurde weder zu lange, noch zu überschwänglich gefeiert.<br />
Unmittelbar nach den Spielen stellte man sich vielmehr den<br />
neuen Herausforderungen. Die Modernisierung der chinesischen<br />
<strong>Gesellschaft</strong> steht nach wie vor auf der Tagesordnung.<br />
An den Universitäten wird wie in keinem anderen Land der<br />
Welt fleißig und intensiv studiert. Allein in Peking sind dies<br />
eine Million Studenten an mehr als 200 Universitäten und<br />
Fachhochschulen. An den besten Universitäten werden<br />
anspruchsvolle Forschungsprojekte durchgeführt, und Gastdozenten<br />
aus aller Welt ermöglichen eine umfassende internationale<br />
Expertise. In den Fabriken wird Tag und Nacht gearbeitet,<br />
ständig werden neue Baustellen eröffnet, und die Märkte<br />
und Einkaufsstraßen erinnern daran, dass Chinesen Kaufleute<br />
sind, die nahezu aus jeder Sache ein Geschäft machen können.<br />
Die kommunistische Partei und an ihrer Spitze Hu Jintao<br />
haben es zugelassen, dass der Konfuzianismus zurückgekehrt<br />
ist. Er bietet dem neuen China dessen Botschaft von der<br />
Harmonie, die wie überall auf der Welt leider nur ganz selten<br />
angetroffen werden kann.<br />
13
Zwischen Leistungswahn und der<br />
Vernunft moralischen Handelns<br />
Der deutsche Spitzensport nach Peking und vor London<br />
Von Michael Gernandt<br />
1.<br />
Die deutsche Mannschaft war bei den <strong>Olympische</strong>n<br />
Spielen in Peking erfolgreich, in der Nationenwertung<br />
kletterte sie von Platz sechs auf Rang fünf.<br />
2. Die Erfolge wurden ohne Doping erreicht. 3. Die Mannschaft<br />
stellte sich als würdiger Botschafter unseres Landes<br />
dar. Das ist ein Auszug aus der für die Außenwelt vorgesehenen<br />
Verlautbarung von der Klausurtagung des DOSB-Präsidiums<br />
von Anfang November. Dermaßen ausgestattet von den<br />
Kollegen aus seiner Führungsriege bilanzierte DOSB-Chef<br />
Thomas Bach: "Das Abschneiden der Olympiamannschaft als<br />
Ganzes ist als Erfolg anerkannt worden."<br />
Eine Auskunft über den realen Zustand des olympischen<br />
Sports hierzulande ist das nicht. Ein Satzfragment des<br />
Bach'schen Resümees freilich verrät, dass eine tiefer greifende<br />
Betrachtung der Lage ein nicht so positives Bild ergeben<br />
14<br />
könnte. Es ist von der "Mannschaft als Ganzes" die Rede. Der<br />
Umkehrschluss aber lautet: Die Probleme stecken im Detail,<br />
im Kleingedruckten. Und ihre Behebung stellt sich dar als das<br />
Programm schlechthin für die Zeit zwischen Peking und<br />
London, wo 2012 die nächsten Sommerspiele stattfinden und<br />
wo, nach Meinung der Leistungsplaner, nun wirklich Schluss<br />
sein sollte mit dem Medaillenschwund des deutschen Teams.<br />
Dass im Vergleich zu 2004 noch mal wieder acht Podestplätze<br />
verloren gingen, wird gar zu gern übersehen in Anbetracht<br />
des Zugewinns an Goldmedaillen, die allein das Nationen-<br />
Ranking bestimmen. Was Humbug ist.<br />
An diesem Punkt hat der in der Bundesregierung für den<br />
Leistungssport zuständige Minister Wolfgang Schäuble angesetzt<br />
- und sich abgesetzt vom Pauschallob, das der Sport<br />
sich zunächst verpasste. "Zwar hat die Mannschaft dreimal
Gold mehr gewonnen,<br />
doch schaut man<br />
genau hin, dürfen wir<br />
uns nicht allzu sehr<br />
auf die Schulter<br />
klopfen", mahnte er<br />
Ende Oktober. Überhaupt<br />
war große<br />
Nachdenklichkeit<br />
über den aktuellen<br />
und den künftigen<br />
deutschen Spitzensport<br />
vorwiegend in<br />
der Politik anzutreffen.<br />
Kleine Auswahl:<br />
"Der deutsche Sport<br />
ist, von Ausnahmen<br />
abgesehen, derzeit<br />
und mit Blick auf<br />
2012 nicht gut aufgestellt.<br />
In vielen<br />
Bereichen müssen wir<br />
uns ganz neu positionieren"<br />
(Peter Danckert/SPD,Vorsitzender<br />
des Sportausschusses<br />
im Bundestag).<br />
- "Was mich<br />
betrübt ist, dass wir<br />
bei dem, was jeder<br />
kann, laufen, springen,<br />
werfen, schwimmen,<br />
nur zuschauen.<br />
Was machen wir<br />
falsch?" (Peter Rauen/CDU,Sportausschuss-Mitglied).<br />
-<br />
"Wir werden uns einig<br />
sein, dass nicht nur der finanzielle Aufwand zählt" (Reaktion<br />
der Kanzlerin Angela Merkel auf den Wunsch des Sports, die<br />
Bundesmittel aufzustocken).<br />
In den nacholympischen Erörterungen der Situation schälten<br />
sich bis zur DOSB-Mitgliederversammlung am Nikolaustag in<br />
Rostock die folgenden Punkte heraus:<br />
Die Grundsatzfrage. Weil der Globalsport in dieser Dekade<br />
offenbar neu vermessen wird, heißt es nun wieder: Welchen<br />
Sport will die deutsche <strong>Gesellschaft</strong> haben? Und: Was ist er<br />
ihr wert? So wurde schon häufiger mal gefragt, eine überzeugende<br />
Antwort, speziell vor dem Hintergrund der schwärenden<br />
Dopingproblematik, aber lässt auf sich warten. Nun aber<br />
"sehen wir Bedarf", sagt DOSB-Generaldirektor Michael<br />
Vesper, und Dietrich Gerber vom Präsidialausschuss Leis-<br />
tungssport im DOSB, skizzierte gleich mal das Procedere: "Der<br />
Sportausschuss (im Bundestag/d.Aut.) könnte als Initiator<br />
einer solchen Debatte auftreten, die der DOSB sodann weiter<br />
ins Land zu tragen hätte." Richtig ist: Der Sport kann die<br />
Zukunftsfragen nicht allein, nicht ohne breiten gesellschaftlichen<br />
Konsens beantworten.<br />
In Peking haben die <strong>Deutsche</strong>n feststellen müssen, dass<br />
immer mehr Nationen immer mehr Geld ausgeben. Dazu<br />
"müssen auch wir bereit sein, wollen wir weiter oben mitspielen",<br />
ist von Danckert zu hören. Der Soziologe und Vizepräsident<br />
des sehr nachdenklich gewordenen <strong>Deutsche</strong>n Leichtathletik-Verbandes<br />
(DLV), Eike Emrich, warnt indes vor einer<br />
"Totalisierung des Spitzensports". Sie sei nicht die "angemessene<br />
Antwort auf unsere Probleme. Entweder wollen wir<br />
einen Spitzensport, der verantwortbar ist, oder wir betreiben<br />
Sport, wie er in undemokratischen <strong>Gesellschaft</strong>en üblich ist".<br />
In der Tat, die Parole "weiter oben mitspielen" könnte beim<br />
nachdenklichen Betrachter des Spitzensports Ressentiments<br />
auslösen. Den Spagat zwischen wucherndem Leistungswahn<br />
und der Vernunft moralischen Handelns zu meistern, ist<br />
schließlich nicht jedermanns Sache. Emrich fragt: "Was soll<br />
dieses Gerede vom fünften Platz in der Medaillenwertung,<br />
wenn wir doch keine gleichen Voraussetzungen in der<br />
Dopingbekämpfung haben."<br />
Vor Forderungen zur Aufstockung der Mittel (DOSB will 12,5<br />
Millionen mehr pro Jahr, das BMI genehmigt für 2009 zusätzliche<br />
drei Millionen und insgesamt 88 Millionen für zentrale<br />
Maßnahmen der Verbände) sollten erst einmal "neue Ideen<br />
zur Sportförderung" eingebracht werden, forderte Angela<br />
Merkel. Gebe es ein "gutes Konzept, werden wir auch Mittel<br />
finden, es umzusetzen". Bernhard Schwank, Direktor im<br />
Bereich Leistungssport (BL) des DOSB, will seine Hausaufgaben<br />
diesbezüglich allerdings gemacht haben. Der BL habe<br />
bereits vor zwei Jahren Vorschläge gemacht und sie umgesetzt.<br />
Sie heißen: Neues Steuerungsmodell, Neues Förderkonzept,<br />
Wissenschaftliches Verbundsystem (IAT, FES, Trainerakademie,<br />
Olympiastützpunkte), Initiativen für eine mit KMK,<br />
SMK und adh abgestimmte Erklärung zur Stärkung der Vereinbarkeit<br />
von Studium und Spitzensport, Qualitätsoffensive<br />
für Eliteschulen sowie zum Stellenausbau bei Bund, Polizei<br />
und Zoll.<br />
Die Verbandsstrukturen. Es sind doch einige Hoffnungsblasen<br />
geplatzt in Peking, ein Malheur, das Schwachstellen in den<br />
Verbänden geschuldet ist: Fehleinschätzungen, Personalschwäche,<br />
provinzielle Eigenmächtigkeiten. Schwanks BL<br />
verortete bei wenigstens drei wichtigen Verbänden Defizite<br />
bei Anwendung der Richtlinienkompetenz und Kontrolle<br />
zentraler Steuerungselemente. Schwank sagt, die Verbände<br />
trügen dafür die Verantwortung, sie müssten sie in Zukunft<br />
"stärker wahrnehmen als bisher". Cheftrainer vermissen den<br />
Anspruch auf Weisungsbefugnis gegenüber Sportlern und<br />
15
Heimtrainern. "Zuviel Freiheit für Athleten", beklagte der bis<br />
und in Peking oberste Bundestrainer der Leichtathleten,<br />
Jürgen Mallow. Und Örjan Madsen, Chefcoach der Schwimmer<br />
ebenfalls bis Peking, musste ohnmächtig mit ansehen,<br />
wie einzelne Gruppen mit seinem Konzept Jojo spielten. Im<br />
Rudern, monierte Dietrich Gerber, habe das wahre Leistungsvermögen<br />
wegen "Ungeschicklichkeiten des Verbandes" nicht<br />
gezeigt werden können.<br />
Muss folglich den Verbänden einfach nur der liebgewonnene<br />
Föderalismus ausgetrieben werden, wie von denen gefordert<br />
wird, die schon immer die Meinung vertraten, er sei dem<br />
Spitzensport im Wege? Nein, sagt Gerber, die Konzepte brauchen<br />
nicht umgeschrieben zu werden, sondern müssen einfach<br />
nur durchgesetzt werden. Nichtsdestotrotz geht die<br />
neue Richtung hin zu mehr Zentralismus und Konzentration<br />
der Kräfte. Schluss mit lange Leine, Vivat den kurzen Wegen.<br />
Derlei scheint die wichtigste Erkenntnis der Pekinger Bilanz<br />
zu sein. Orientierung geben nicht die Methoden des ehemaligen<br />
Ostblocks, eher stehen Großbritannien und Australien<br />
Modell. Und der BL will den Fahrplan künftig "anhand von<br />
Meilensteingesprächen überprüfen" (Schwank). Schwimmer,<br />
Leichtathleten, Ruderer und (Spring-) Reiter, allesamt des<br />
eifrigen Medaillensammelns in Peking unverdächtig, bestellten<br />
bereits neue Cheftrainer und Sportdirektoren. "Einschneidende<br />
Maßnahmen" seien dies, teilt Schwank mit und hat<br />
eben deshalb etwas auszusetzen: Ihm fehlt die öffentliche,<br />
weltweite Ausschreibung der Stellen, "damit wir deutlich<br />
signalisieren, dass wir die Besten haben wollen".<br />
16<br />
Das Trainerproblem. Dass hierzulande ein solches existiert,<br />
thematisierte der DOSB-Bereich Leistungssport schon vor<br />
eineinhalb Jahren. Nach Peking schlugen die Tübinger Professoren<br />
Helmut Digel und Ansgar Thiel mit den Ergebnissen<br />
einer Studie zum Berufsfeld der Trainer noch einmal Alarm.<br />
Auf einen Nenner gebracht ergab die Befragung von 1.812<br />
Trainern und Trainerinnen sowie 616 "Funktionsträgern der<br />
wichtigsten Arbeitgeber": Das Trainergeschäft in Deutschland<br />
wird nur semiprofessionell betrieben. Im Einzelnen heißt das:<br />
Miese Bezahlung (50% der angestellten Trainer erhalten<br />
weniger als 3.000 Euro brutto im Monat), defizitäre Weiterbildungsangebote,<br />
fehlende Nachwuchsförderung, undurchsichtige<br />
Vertragskonstruktion, zu wenig weibliche Trainer, keine<br />
Evaluation der Trainerarbeit, unzureichend wissenschaftlich<br />
qualifizierte Dozenten etc. Berlin habe inzwischen die Mittel<br />
erhöht, "wir haben der Bundesregierung deutlich signalisiert,<br />
dass weitere Schritte notwendig sind", sagt Bernhard<br />
Schwank - "um unsere Trainer international<br />
konkurrenzfähig zu halten". Die<br />
Traineroffensive ist gleichwohl erst am<br />
Anfang.<br />
Das Nachwuchsproblem. Während das<br />
System der Nachwuchsförderung mit<br />
den Spezialeinrichtungen der Schulen<br />
(Elitesportschulen) zu greifen scheint,<br />
treten bei Beginn der Berufsausbildung,<br />
der Studiengänge an den Universitäten<br />
und des Berufslebens nach<br />
wie vor Schwierigkeiten auf. Sagt<br />
DOSB-Mann Gerber. "Der ganz große<br />
Knackpunkt" sei jedoch die Vereinbarkeit<br />
von Spitzensport und betrieblicher<br />
Beschäftigung. Gerber: "Wir haben zu<br />
wenige sportfreundliche Unternehmer."<br />
Die der Leichtathletik-Verband<br />
DLV gefunden haben will. Er arbeitet<br />
zurzeit an einem Modell, in dem<br />
Wirtschaftsunternehmen Patenschaften<br />
für Athleten übernehmen. Sie<br />
sollen bei den Firmen vertraglich<br />
angestellt werden, Gehalt bekommen<br />
und von den üblichen Arbeitsverpflichtungen freigestellt<br />
werden. Wie verträglich für den Spitzensport ein solcher<br />
Vertragsathlet ist, wird sich erweisen müssen.<br />
Im Übrigen zeigt eine Äußerung von DLV-Mann Emrich, wie<br />
sehr die Frage nach der Richtung des Wegs unter den Nägeln<br />
brennt: "Im Zentrum aller Überlegung müssen die Sportler<br />
stehen. Ihre allumfassende Ausbildung muss Zweck unserer<br />
Bemühungen sein. Sportler sind nicht Mittel zum Erhalt eines<br />
Fördersystems und zum Erringen von Medaillen." Die nächsten<br />
Jahre werden spannend sein und höchst aufschlussreich.
Der Kampf gegen Doping ist so etwas wie die<br />
Quadratur des Kreises. Das Netz der Kontrollen<br />
wird immer engmaschiger, die Zumutungen für<br />
die zeitliche und räumliche Verfügbarkeit der Athleten<br />
werden immer größer. Zumindest in den Ländern, die<br />
ernsthaft gegen die biochemische Manipulation vorgehen.<br />
Und doch herrscht der Eindruck, dass die nur acht<br />
positiven Fälle bei den <strong>Olympische</strong>n Spielen von Peking<br />
das Bild schönen. Mal sehen, was das Ende der achtjährigen<br />
Eiszeit zutage fördert, wenn die eingefrorenen Proben<br />
auftauen. Die Anhaltspunkte, dass es bei den unglaublichen<br />
Leistungen von Usain Bolt, von Michael Phelps und<br />
anderen nicht mit rechten Dingen zuging, sind nicht ohne<br />
weiteres von der Hand zu weisen. Das Misstrauen gegenüber<br />
den Wundersprintern von Jamaika zum Beispiel<br />
erhält Nahrung durch die Tatsache, dass auf der karibischen<br />
Insel kein funktionierendes Kontrollsystem existiert.<br />
Und das ist keine Ausnahme.<br />
Von den 205 Nationen, die an den <strong>Olympische</strong>n Spielen in<br />
Peking teilnahmen, haben nur 60 eine Nationale Anti-<br />
Doping-Agentur. Die Folge: International gibt es keine<br />
Chancengleichheit. Und damit werden die regelmäßig<br />
kontrollierten Athleten benachteiligt. Sie müssen sich<br />
bemühen, das Thema Doping der anderen aus dem Kopf<br />
zu kriegen. Sonst wird der Frust zum Leistungshemmnis<br />
oder zum Anfang vom Ende ihrer Laufbahn. Dennoch<br />
bleibt die Schieflage ein Stachel im Fleisch der Sportler<br />
und im Herzen des Sports.<br />
Der ewige Wettlauf zwischen sich verbessernden Kontrollmethoden<br />
und den raffinierten Tricks der Dopingmafia<br />
dürfte kaum zu gewinnen sein. Hier geht es nicht mehr<br />
um Einzeltäter, sondern um kriminelle Netzwerke, die von den<br />
Geldströmen der markt- und medienattraktiven Sportarten<br />
gespeist werden. So lange Doping in der Öffentlichkeit als<br />
Kavaliersdelikt und von Athleten und Trainern als Zwang zum<br />
Erfolg angesehen wird, ist schwerlich viel dagegen auszurichten.<br />
Zumal in einer <strong>Gesellschaft</strong>, in der von Kindesbeinen an die Pille<br />
für und gegen alles an der Tagesordnung ist.<br />
Die einzige Chance liegt in einem umfassenden Bewusstseinswandel,<br />
der im Elternhaus, in den frühen Schuljahren und beim<br />
jüngsten Nachwuchs in den Sportvereinen beginnen muss. Hier<br />
setzt auch die Nationale Anti Doping Agentur (Nada) an. "Vorbeugen<br />
ist besser als kontrollieren", könnte zu ihrer neuen<br />
Devise werden. Inzwischen ist der Kosteneinsatz für Prävention<br />
von lächerlichen 20.000 Euro auf immerhin 300.000 Euro<br />
gesteigert worden. Auch gibt es eine Zusammenarbeit mit<br />
Professor Gerhard Treutlein, der im Oktober, dank privater<br />
Finanzhilfen, nicht zuletzt von Dietmar Hopp, dem SAP-Gründer<br />
und Sponsor des Fußball-Bundesliga-Vereins TSG 1899 Hoffenheim,<br />
das Heidelberger Dopingpräventionszentrum gegründet<br />
hat. Eine bisher einmalige Einrichtung in Deutschland. "Wir<br />
Der<br />
Anti-Doping-Kampf<br />
kann nicht früh<br />
genug beginnen<br />
Die Tour de Nada durch die<br />
Eliteschulen des Sports<br />
Von Steffen Haffner<br />
können das Dopingproblem nicht lösen, aber wir können es<br />
eindämmen", sagt Treutlein. Ohne die Kärrnerarbeit der lästigen<br />
Tests wird es dabei auch in Zukunft nicht gehen. Rund 2,3<br />
Millionen Euro gibt die Nada zurzeit im Jahr für Kontrollen und<br />
Analytik aus.<br />
Doping beginnt im Kopf, ist eine der Erkenntnisse, die zu der<br />
Mahnung "Wehret den Anfängen" führt. Innerhalb ihres Präventionsprogramms<br />
"High Five" wendet sich die Nada in gedruckter<br />
Form und in einem Internetauftritt (www.highfive.de) an junge<br />
Sportler, um ihnen früh Wege aufzuzeigen, wie man den Leistungssport<br />
sauber betreiben kann. Wenn sich die Nachwuchsathleten<br />
an diese Empfehlungen hielten, wären sie auf der<br />
sicheren Seite. Marion Rodewald, Olympiasiegerin 2004 im<br />
Hockey, Mitglied im Beirat der Aktiven im <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />
Sportbund (DOSB) und im Nada-Kuratorium, spricht die<br />
jungen Sportler in der High-Five-Broschüre "Gemeinsam gegen<br />
Doping" an: "Doping ist unfair und verursacht gesundheitliche<br />
Schäden. Es fängt meist mit eher harmlosen ‚Mittelchen' an,<br />
doch hier müsst ihr schon ‚nein' sagen. Denn sonst geratet ihr in<br />
einen Sog, aus dem ihr schwer wieder herauskommt. Setzt euch<br />
zur Wehr und überzeugt eure Kameraden."<br />
17
Unter der Überschrift "Kritische Momente in einer Sportlerkarriere"<br />
sind Konstellationen für eine Versuchung zur Manipulation<br />
aufgelistet:<br />
Du erreichst die Grenzen deiner Leistungsfähigkeit.<br />
Du schindest dich und hast trotzdem keinen Erfolg.<br />
Deine Trainer oder deine Eltern erwarten mehr von dir, aber du<br />
spürst, dass du nicht mehr kannst.<br />
Du kämpfst um den letzten freien Platz im Kader.<br />
Du hast eine langwierige Verletzung, die nicht ausheilen will.<br />
Du befürchtest, dass deine Konkurrenten verbotene Mittel<br />
nehmen, und willst der Ungerechtigkeit entgegenwirken.<br />
Der letzte Punkt war, wie sie in dem Druckwerk zitiert wird,<br />
auch für Kelli White entscheidend. Vor einem Untersuchungsausschuss<br />
der amerikanischen Regierung erklärte die zweifache<br />
Sprintweltmeisterin von Paris 2003, sie sei überzeugt gewesen,<br />
dass sie dopen musste, nicht um einen Vorteil zu haben, sondern<br />
um den illegalen Vorsprung der anderen auszugleichen.<br />
Der F.A.Z. sagte sie im Mai 2005: "Ich war ein Versuchskaninchen."<br />
Ihr Trainer und der Chef der Firma Balco, die das verbotene<br />
Designer-Steroid THG entwickelt und vertrieben hat,<br />
hätten von ihr verlangt, THG-Präparate zu testen, "um herauszufinden,<br />
ob ich auf bestimmte Produkte besser reagierte als<br />
auf andere". In einem Interview mit der Zeitung USA Today<br />
schildert Kelli White ihre Reuegefühle. Auf Bildern aus jener<br />
Zeit war ihre gestreifte Muskulatur zu sehen. "Ich hasse dieses<br />
Bild. Denn es zeigt jemand völlig anderes… Ich musste meine<br />
Integrität und mein Wertesystem aufs Spiel setzen. Ich wusste,<br />
dass das falsch war. Ich schaue mir diese Person an und denke:<br />
Das ist nicht Kelli White. Das ist nicht das, was ich einmal sein<br />
wollte." Heute arbeitet die Erfolgsathletin von einst mit der<br />
Welt-Doping-Agentur (Wada) zusammen: für einen sauberen<br />
Sport.<br />
Das umfangreiche Informationsmaterial, das die Nada in<br />
gedruckter und elektronischer Form anbietet, soll die Nachwuchsathleten<br />
auch davor bewahren, aus mangelnder Erfahrung<br />
in die Dopingfalle zu tappen. Die Mitarbeiter der Nada<br />
aber wissen, dass Papier geduldig ist, und die jungen Sportler<br />
auch die Tipps im Internet nicht unbedingt verinnerlichen.<br />
Deshalb sind sie auf Tour durch die 39 Eliteschulen des Sports<br />
quer durch Deutschland gegangen und haben in diesem Jahr<br />
auf 12 Stationen jeweils hundert bis zweihundert Schüler,<br />
darunter zahlreiche Kaderathleten, informiert und mit ihnen<br />
diskutiert.<br />
Dabei geht es so ähnlich zu wie Mitte September in der Carlvon-Weinberg-Schule<br />
in Frankfurt am Main. In der Aula mahnte<br />
ein Nada-Experte die Schüler der Sportklassen vom neunten<br />
Jahrgang zur Wachsamkeit, um nicht aus Leichtsinn positiv auf<br />
Doping getestet zu werden. Eindringlich schärfte er den jungen<br />
Sportlern, darunter dreißig Kaderathleten, ein: "Verantwortlich<br />
für die Wahl der richtigen Medikamente seid ihr ganz allein."<br />
18<br />
Nicht die Eltern oder der Hausarzt. Deshalb sei es wichtig,<br />
anhand der Liste der verbotenen Wirkstoffgruppen zu überprüfen,<br />
was unter Doping fällt und was nicht. Ausdrücklich warnte<br />
er vor verunreinigten Nahrungsergänzungsmitteln. Selbst Omas<br />
Mohnkuchen könne gefährlich werden. Oder in der Disco neben<br />
jemandem zu stehen, der kifft.<br />
Besonders gut kommt bei den Schülern an, dass gestandene<br />
Athleten aus ihren Erfahrungen berichten. In Frankfurt erzählte<br />
"Fußball-Weltmeisterin" Nia Künzer, wie aufgeregt sie als Siebzehnjährige<br />
war, als Doping-Kontrolleure vor der Haustür<br />
standen und sie unter Aufsicht Urin in einen Becher abgeben<br />
musste. Der Vorgang verlaufe aber sehr diskret, beruhigte die<br />
Fußballspielerin die Sportlerinnen. Im Übrigen hätte sie trotz der<br />
erhöhten Aufmerksamkeit bei der Einnahme von Medikamenten<br />
oder Nahrungsergänzungsmitteln "ein ganz normales Leben"<br />
führen können.<br />
Das ist leichter gesagt als getan. Denn für Sportler der A- und<br />
B-Kader gilt die Meldepflicht. Und wer sie verletzt, gilt rasch als<br />
einer, der betrogen hat. Das hat Pascal Behrenbruch von der LG<br />
Eintracht Frankfurt am eigenen Leibe erfahren. "Man muss in<br />
eine Datenbank übers Internet genau eintragen, wann man wo<br />
trainiert und unterwegs ist. Das habe ich vergangenes Jahr<br />
einmal nicht gemacht und damit einen Test verpasst." Das trug<br />
dem EM-Fünften im Zehnkampf eine Verwarnung ein, wie er in<br />
einer der beiden Diskussionsgruppen erzählte. Bei einer Wiederholung<br />
dieser Nachlässigkeit "wäre ich gesperrt und die sportliche<br />
Karriere vorbei". Der 23Jährige beklagt, dass in anderen<br />
Ländern nicht so streng kontrolliert wird wie in Deutschland: "In<br />
Russland haut mancher Zehnkämpfer für drei Monate zu einer<br />
Anabolika-Kur nach Sibirien ab und macht dann 500 Punkte<br />
mehr." Ein Schüler fragt den gebürtigen Offenbacher: "Haben<br />
Sie denn nie daran gedacht zu dopen?" Als Zehnkämpfer habe<br />
sich diese Frage nie gestellt, behauptet Behrenbruch. "Wenn ich<br />
jedoch Radfahrer wäre und alle an mir vorbeiziehen würden,<br />
dann würde ich sicherlich ins Grübeln kommen."<br />
Der neunzehnjährige Nachwuchs-Radsportler Martin Andes<br />
zeigt seinen Schulkollegen bei der Nada-Veranstaltung am<br />
Heinrich-Heine-Gymnasium in Kaiserslautern ein anderes Bild<br />
von seinem Sport. "Echte Kerle dopen nicht" steht auf dem<br />
Trikot des FC Rheinland-Pfalz/Saar, das er und seine Vereinskameraden<br />
wie ein Demonstrationsobjekt tragen. Wichtiger aber<br />
ist ihm ein freiwilliger Akt: "Alle vier Wochen lasse ich neben<br />
den üblichen Dopingkontrollen ein großes Blutbild machen.<br />
Besser kann ich meine saubere Einstellung wohl nicht beweisen."<br />
Auf die Frage: "Was macht Ihr denn, wenn Euch jemand beiseite<br />
nimmt, ein Kumpel oder jemand aus dem Betreuer-Umfeld und<br />
sagt: ‚Hier, nimmt doch dieses Mittelchen, dann bist du schneller?'"<br />
kam prompt die Antwort: "Ich würde das nicht nehmen.<br />
Ich würde petzen." Wie die junge Leverkusener Hürdensprinterin
Anne-Katrin Elbe, die sich gegen ihren Trainer Thomas Springstein<br />
gewehrt hat, der ihr Dopingmittel verabreichen wollte.<br />
Dies sieht auch Imke Duplitzer, die Olympiazweite im Degenfechten<br />
von Athen 2004, so. Im Bonner Tannenbusch-Gymnasium<br />
sagte sie, der mündige Athlet müsse auch in der Lage sein,<br />
rechtzeitig den Ausgang zu nehmen: "Jemand, der Doping<br />
bewusst in Kauf nimmt, hat ein kaputtes Rückgrat." Michael<br />
Scharf, der Leiter des Olympiastützpunktes Rheinland, sprach<br />
das Problem des wachsenden Erfolgsdrucks an, der den Griff zu<br />
Dopingmitteln begünstigt. Er plädierte dafür, "dass die Schere<br />
zwischen der Forderung nach sauberem Sport auf der einen<br />
Seite und den hohen Erfolgserwartungen an die einzelnen<br />
Sportverbände unbedingt kleiner werden muss". Es könne nicht<br />
sein, dass zum Beispiel bei den Leichtathleten nur die Endkampfchance<br />
als Kriterium für die Nominierung zähle.<br />
In Leverkusen, wo 200 Schülerinnen und Schüler des Landrat-<br />
Lucas-Gymnasiums mit Leistungssportlern diskutierten, wurde<br />
der Hammerwerfer Markus Esser gefragt, wie er denn einem<br />
Konkurrenten gegenüber treten würde, der nach Ablauf einer<br />
Dopingsperre wieder an Wettkämpfen teilnimmt. Der WM-<br />
Achte von 2007 ist hier für eine harte Haltung: "Mit so einem<br />
will ich nichts mehr zu tun haben." Im Sportzentrum Hohenschönhausen<br />
kamen an zwei Tagen jeweils 100 bis 150 Schülerinnen<br />
und Schüler der Berliner Eliteschulen Coubertin-Gymnasium<br />
und Werner-Seelenbinder-Schule sowie der Flatow- und<br />
Poelchau-Oberschule zusammen. Unten in der Schwimmhalle<br />
trainierten Athleten noch für Peking, oben im Versammlungsraum<br />
stellten sich Spitzensportler wie Kanu-Weltmeister Norman<br />
Bröckl, Natascha Keller, Hockey-Olympiasiegerin von Athen<br />
2004, und Lena Schöneborn, die in China Gold im Modernen<br />
Fünfkampf gewinnen<br />
sollte, den Fragen. So<br />
wollte eine junge Kaderathletin<br />
von Dorothea<br />
Brandt wissen, wie sie denn<br />
damit umgehe, dass international<br />
nicht alle Sportler<br />
gleich streng kontrolliert<br />
würden, ob das für die<br />
ausländischen Konkurrentinnen<br />
nicht ein Vorteil sei.<br />
"Ist es denn ein Vorteil,<br />
wenn ich meine Gesundheit<br />
ruiniere und andere<br />
betrüge?", fragte die EM-<br />
Zweite im Schwimmen<br />
zurück. "Wir sollten nicht<br />
auf andere schauen, sondern<br />
auf uns selbst und<br />
sicher sein, dass wir unseren<br />
Sport sauber betreiben."<br />
Die Nada will im kommenden Jahr Eltern und Trainer der rund<br />
4.500 deutschen Kader-Athleten in ihre Tour einbeziehen. Denn<br />
in den Familien kann den Heranwachsenden schon früh nahe<br />
gebracht werden, dass Doping Betrug am anderen und an sich<br />
selbst ist, von den gefährlichen gesundheitlichen Risiken gar<br />
nicht zu reden. Derzeit wird eigens eine Broschüre für Eltern<br />
entwickelt. Und während der Rundreise durch Deutschland<br />
werden abends die Eltern zu Informationsveranstaltungen an<br />
den Olympiastützpunkten eingeladen. Daran werden auch<br />
Internatsleiter, Laufbahnberater und Trainer teilnehmen. Eine<br />
Schlüsselrolle kommt den Trainern zu, von denen nicht wenige<br />
ins Staatsdoping der DDR eingebunden waren, aber eine ganze<br />
Reihe von Trainern im Westen ihre Athleten ebenfalls zum<br />
Doping verführten. Ob hier ein generelles Umdenken erfolgt ist,<br />
bleibt im Dunkeln. Deshalb muss gerade die nachrückende<br />
Trainergeneration immun gemacht werden gegen die Versuchungen,<br />
über das Verabreichen unerlaubter Mittel an ihre<br />
Schutz befohlenen jungen Sportler ihre Erfolgsprämien zu<br />
steigern. Die Nada arbeitet deshalb bei der Aus- und Fortbildung<br />
zum Thema Anti-Doping eng mit der Trainerakademie<br />
Köln zusammen. In einem gemeinsamen Projekt mit der <strong>Deutsche</strong>n<br />
Sportjugend und den Landessportbünden (LSB) werden<br />
Trainerausbilder in den LSB für den Kampf gegen Doping fit<br />
gemacht. Und um sich auf dem Laufenden zu halten, können<br />
sich die Trainer in dem Portal www.nada.trainer-plattform.de<br />
informieren.<br />
Präventive Aktionen wie die der Nada sind hoffnungsvolle<br />
Ansätze im Kampf gegen Doping. Sie können zu einem<br />
Bewusstseinswandel in der <strong>Gesellschaft</strong> beitragen, die Sportler<br />
als Vorbilder benötigt. Und das können nur ungedopte Erfolgsathleten<br />
sein.<br />
19
S Die Sportförderung bleibt<br />
portpolitik ist die<br />
aktive Gestaltung<br />
und Regelung des<br />
freien Sports nach den<br />
Prinzipien der Zukunftssicherung.<br />
Zudem verlangt<br />
Sportpolitik die subsidiäre<br />
Unterstützung der öffentlichen<br />
Hand auf dem<br />
Gebiet des Leistungssports,<br />
des Sports für alle<br />
und der vielfältigen<br />
sozialen, pädagogischen<br />
und alltagskulturellen<br />
Aufgaben; dabei steht das<br />
Wohl des Einzelnen und<br />
der Gemeinschaft im<br />
Vordergrund. Große<br />
Veränderungsströme<br />
politischer Steuerung<br />
betreffen auch den organisierten<br />
Sport. Die Sportpolitik des Bundes sitzt mitten im<br />
Fadenkreuz derjenigen Politiker, die nunmehr wieder einmal<br />
an den freiwilligen <strong>Ausgabe</strong>n des Bundes den radikalen<br />
Rotstift ansetzen wollen - das Spannen des Schutzschildes<br />
für Kreditinstitute im Zuge der weltweisen Krise, aber auch<br />
die Konjunkturflaute in der Vorphase des Bundestagswahlkampfes<br />
2009 verlangen Reaktionen, welchen Ausmaßes<br />
auch immer. Da sich die Verankerung des Sports als Staatsziel<br />
im Grundgesetz bisher nicht durchsetzen ließ - Verfassungspuristen<br />
verteidigen das sogenannte Schlankheitsgebot mit<br />
allen Klauen -, wurden Anfang Dezember <strong>2008</strong> die Fragezeichen<br />
um die Zukunftssicherung des Biotops Sport immer<br />
größer. Klar gesagt: Die Sportförderung des Bundes liegt zwar<br />
durchaus im Sinne gesamtgesellschaftlicher Interessen;<br />
allerdings wird ein ehrgeiziger Steuerungsstaat immer weiter<br />
an Grenzen stoßen. Daneben zeichnet sich der Rückzug des<br />
20<br />
ein bedeutender Faktor<br />
gesamtgesellschaftlicher<br />
Zukunftssicherung<br />
Von Holger Schück<br />
Staates und die Verlagerung von Funktionen in die Bürgergesellschaft<br />
immer deutlicher ab. Schon bald dürfte auf der<br />
politischen Tagesordnung die Vorgabe stehen, dass in der<br />
politischen Kerngestaltung ein eng begrenzter Bereich unbedingter<br />
Staatlichkeit geschaffen werden muss, während alle<br />
anderen Felder zu individualisieren sind.<br />
Von einer solchen Zäsur wäre dann wohl auch die Sportförderung<br />
des Bundes betroffen, in welchem Volumen auch<br />
immer. Deshalb ist das Plädoyer des Vorsitzenden des Bundestags-Sportausschusses,<br />
Dr. Peter Danckert, der auch von den<br />
Bundestagsfraktionen von SPD und FDP und selbstredend<br />
auch vom DOSB unterstützt wird, nach wie vor aktuell: Der<br />
Sport müsse als Staatszielbestimmung in die Verfassung<br />
geschrieben werden. Mit einer Grundgesetzänderung, etwa<br />
mit der Formulierung: "Der Staat schützt und fördert den<br />
Sport", käme ein geschriebener Förderungs-<br />
Imperativ auf. Dieser bildet keine einklagbare<br />
Anspruchsgrundlage, er könnte aber neben<br />
allen rechtlichen Besserstellungen, etwa im<br />
Konfliktfeld mit dem Umweltschutz bei Verwaltungsgerichtsprozessen,<br />
ein Sportfördergesetz<br />
des Bundes nach sich ziehen und somit die<br />
Förderung absichern, die heute wegen klarer<br />
Grundgesetzvorgaben immer wieder ein Spielball<br />
von Interessen ist. Und es gäbe endlich eine<br />
weitere staatliche Vorgabe: Wenn wir schon<br />
den Sport schützen, dann muss die Seuche<br />
Doping mit allen, aber auch wirklich allen<br />
Anstrengungen ausgemerzt werden.<br />
Eines ist in den Adventstagen deutlich geworden,<br />
wie der SPD-Politiker Danckert es
eschreibt: "Weil die Selbstorganisation des Sports einen<br />
großen Aufgabenfächer hat - von der Olympiamannschaft im<br />
Sonnenglanz auf internationaler Bühne bis hin zu Integrationsprojekten<br />
für Migranten in den Brennpunkten der Städte -<br />
, kann sie diesen nicht aus eigener Kraft komplett schultern.<br />
Deshalb ist der Sport auf ergänzende finanzielle Mittel angewiesen.<br />
Das ist so, und das wird auch so bleiben."<br />
Sportförderung muss dabei aktivierend wirken: Aus öffentlichen<br />
Haushalten darf nur das gewährt werden, was der<br />
organisierte Sport aus eigener Kraft oder mit Hilfe von Sponsoren<br />
nicht aufbringen kann. Die Politik gibt dann zwangsläufig<br />
Anstöße für Modernisierungen, wie sie etwa die Fusion<br />
zum DOSB entscheidend mitbefördert und damit Wegmarken<br />
skizziert hat, die institutionelle Verkalkung des Sports aufzubrechen.<br />
Die Neujustierung der Strukturen der NADA, deren<br />
Grundfinanzierung und die 2007 in Gang gesetzten (zugegeben:<br />
butterweichen) Rechtsverschärfungen im Antidopingkampf,<br />
neue Modelle der Sportstättenfinanzierung gerade für<br />
den Breitensport vor Ort: Dies alles und noch viel mehr waren<br />
Initiativen der Politik, die der Sport mitgetragen hat, für die<br />
er sich aber andererseits nicht überall mit allem Gewicht ins<br />
Geschirr geworfen hat.<br />
Die Partnerschaft zwischen Sport und Staat wurde schon in<br />
der Charta des deutschen Sports von 1966 ausdrücklich<br />
festgeschrieben: "Dieses Programm beruht auf der Initiative<br />
freier Bürger; es bedarf zu seiner Erfüllung der Mitwirkung<br />
des ganzen Volkes. Schule und Elternhaus, Kirche und Staat,<br />
alle gesellschaftlichen Gruppen und die politischen Parteien<br />
sind zur Partnerschaft aufgerufen." Die Grundprinzipien<br />
"Autonomie des Sports" und "partnerschaftliche Zusammenarbeit",<br />
so wie sie sich in den letzten vierzig Jahren ausgeprägt<br />
haben, sind kein Dogma, denn ihre Grenzlinien werden<br />
in übergeordneten Sphären gezogen: Verfassungs- und<br />
Rechtstreue sind gottlob höherwertiger. Daneben muss der<br />
Mittelgeber über seine Exekutive in Auflagen und Bedingungen<br />
Grundstandards einfordern, die klare Zielvorgaben<br />
formulieren, aber, insgesamt gesehen,<br />
dem eigentlichen Zweck dienen.<br />
Sport und Politik wollen einen manipulationsfreien<br />
Sport - ohne Betrug, ohne Doping. Bis<br />
Anfang Dezember gab es eine Aktionseinheit<br />
zwischen Sportführung und dem Subventionsapparat<br />
Bundesinnenministerium, zwar Standards<br />
der Dopingbekämpfung einzufordern, bei<br />
der Durchsetzung der Regularien jedoch alle<br />
Augen zuzudrücken - um Schaden für das<br />
Kollektivkonstrukt abzuwenden. Es war Bundesinnenminister<br />
Wolfgang Schäuble, der bei der<br />
DOSB-Mitgliederversammlung in Rostock-<br />
Warnemünde klare Worte fand: "Ich werbe sehr<br />
dafür, dass alle Verbände bis zum 1. Januar<br />
2009 den neuen NADA-Code anerkennen." Das sollte "zuwendungsrechtliche<br />
Voraussetzung" sein. "Bitte, machen Sie das<br />
so rasch und konsequent wie möglich!", formulierte er nachdrücklich.<br />
Wer also künftig bei den Formalien nicht mitspielt,<br />
wird vorerst keine Mittel aus dem Steuersäckel erhalten, so<br />
lautet die Devise.<br />
Zur Jahreswende stellen sich auch andere Fragen. Wenn<br />
Minister Schäuble von der "Begrenztheit der Mittel" spricht<br />
und die Parole ausgibt, einer höheren "Effizienz" sei nunmehr<br />
Rechnung zu tragen, ergibt sich neuer Diskussionsstoff.<br />
Will der Staat bei Olympia zukünftig Medaillen satt<br />
und pur? Sollen jetzt die medaillenintensiven Kernsportarten<br />
schwerpunktmäßig gefördert werden, damit die von US-<br />
Medien erfundenen Medaillenspiegel in der Wertigkeit Gold,<br />
Silber, Bronze einzige Leitschnur werden? Fragen über Fragen!<br />
DOSB- und politische Spitze scheinen sich einig zu<br />
sein, dass der Abwärtstrend deutscher Olympioniken seit<br />
Barcelona 1992 gestoppt werden muss, was ja gesamtgesellschaftlich<br />
konsensfähig ist. Aber das Wie wirft Fragen für<br />
den "freiheitlichen Lebensraum" Sport auf. Erinnerungen an<br />
die Leistungssportsteuerung im untergegangenen DTSB der<br />
DDR kommen auf, die radikale Einteilung in "Sport I" und<br />
den weniger förderungsfähigen Abschnitt "Sport II". Klare<br />
Worte sprach DOSB-Ehrenmitglied Ulrich Feldhoff: "Eine<br />
Grundförderung für alle olympischen Sportarten ist ein<br />
absolutes Muss." Die Debatte über neue Weichenstellungen<br />
der Spitzensportförderung ist eröffnet. Und wenn im neuen<br />
Jahr über das Wissenschaftliche Verbundssystem Leistungssport<br />
eine stärkere anwendungsorientierte Forschung<br />
gestützt wird und das globale Know-how von der Laktat-<br />
Forschung bis hin zu sportpsychologischen Erkenntnissen<br />
hierzulande in die Verbände gebracht wird, dann wäre das<br />
ein erster, richtiger Schritt für modernen Spitzensport unter<br />
verantwortungsbewussten wie problemorientierten Vorzeichen.<br />
Auf jeden Fall tun intensivere Diskurse dem deutschen<br />
Sport gut!<br />
21
Die Athletenvertreter wollen keine<br />
Alibirolle mehr spielen, sondern<br />
sportpolitische Präsenz zeigen<br />
Von Andreas Müller<br />
Als Stimme der deutschen Spitzenathletinnen und<br />
Leistungssportler ist der "Beirat der Aktiven" im<br />
Frühjahr dieses Jahres vornehmlich im Vorfeld der<br />
<strong>Olympische</strong>n Spiele in Peking und der Diskussion um die<br />
Menschenrechtssituation in China von den Medien entdeckt<br />
und so stark in den Vordergrund öffentlicher Debatten<br />
gerückt wie nie zuvor. "Wir waren auf den verschiedensten<br />
Bühnen präsent und konnten unseren Aktiven in dieser<br />
schwierigen Debatte zur Seite stehen" bestätigt Christian<br />
Breuer, Vorsitzender des Beirats der Aktiven, der in den<br />
Monaten vor den <strong>Olympische</strong>n Spielen unter anderem im<br />
Sportausschuss des Bundestages und sogar auf dem <strong>Deutsche</strong>n<br />
Katholikentag zum Thema "Athlet und Menschenrechte"<br />
vertreten war. .Nach der jüngsten Vollversammlung der<br />
Aktivenvertreter aus den insgesamt 60 Verbänden der olympischen<br />
und nichtolympischen Sportarten lässt sich konstatieren:<br />
Vieles spricht dafür, dass die Anerkennung dieses<br />
Gremiums auch innerhalb des organisierten Sports eine<br />
bislang nicht gekannte Qualität erreicht hat. Davon zeugt<br />
auch, dass der "Beirat der Aktiven" inzwischen den Status<br />
eines beratenden Gremiums für das Präsidium des <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Olympische</strong>n Sportbundes (DOSB) in strategischen Fragen der<br />
Leistungssportentwicklung bekleidet.<br />
Abgesandte aus 40 Verbänden bei der<br />
Vollversammlung<br />
"Ich bin jetzt das vierte Mal dabei und es ist in Bezug auf die<br />
Zahl der Teilnehmer, die Organisation und das Programm<br />
bisher die beste Veranstaltung gewesen", bilanzierte beispielsweise<br />
Sebastian Dietz. Der Athletensprecher der Modernen<br />
Fünfkämpfer hob zwei Schwerpunktthemen hervor, die den<br />
Athleten gewissermaßen ständig auf den Nägeln brennen und<br />
22<br />
die Arbeit des Beirats latent begleiten: Duale Karriere, sprich:<br />
berufliche Ausbildung und Perspektiven parallel zur sportlichen<br />
Karriere oder anschließend, sowie die persönlichen<br />
Konsequenzen eines jeden Leistungssportlers infolge seiner<br />
Unterwerfung unter das internationale bzw. nationale Kontrollsystem<br />
der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) und der<br />
Nationalen Anti-Doping-Agentur (NADA). Auch diesmal dominierten<br />
beide Themen die Vollversammlung. Erstens indem<br />
einmütig der Ruf nach einem einheitlichen "Gütesiegel Sport"<br />
für Hochschulen erhoben und zweitens der Horror der Aktiven<br />
vor der "Einstunden-Regel" formuliert wurde, die mit Inkrafttreten<br />
des neuen WADA-Codes zum 1. Januar Einzug hält.<br />
Mit Abgesandten aus fast 40 Verbänden, darunter die viermalige<br />
Ruder-Olympiasiegerin Kathrin Boron und Bob-Olympiasiegerin<br />
Sandra Kiriasis oder Trampolinturner Henrik Stehlik,<br />
der 2004 in Athen Olympia-Bronze gewann, waren diesmal<br />
fast doppelt so viele Aktivensprecher wie in den vorangegangen<br />
Jahren zur Vollversammlung erschienen. "Mein Verband<br />
hielt es für wichtig, dass ich hier dabei bin und hat mich<br />
deswegen geschickt", berichtete beispielsweise Sandra Kiriasis,<br />
warum sie trotz unmittelbarer Saisonvorbereitung den Weg<br />
nach Düsseldorf gefunden hatte. "Die Verbände erkennen<br />
zunehmend die Wertigkeit des Beirats. Das ist eine positive<br />
Tendenz", befand Marion Rodewald. Die Hockey-Olympiasiegerin<br />
gehört seit der Wahl 2006 wie Claudia Bokel (Fechten),<br />
Jana Miglitsch (Mini-Golf), Christian Breuer (Eisschnelllauf),<br />
Marcel Gölden (Schießen) und Mirko Heid (Baseball) zur<br />
aktuellen Führungsriege. Zunächst fungierte Bokel als Vorsitzende.<br />
Doch infolge der Olympiavorbereitung übergab die<br />
Degen-Weltmeisterin, die in Peking als Athleten-Vertreterin<br />
ins Internationale <strong>Olympische</strong> Komitee (IOC) gewählt wurde<br />
und zugleich der Europäischen Athleten-Kommission (EOC)<br />
vorsteht, dieses nationale Amt an den früheren Kufenflitzer<br />
und Olympia-Teilnehmer Christian Breuer.
DOSB soll bei Hochschulen des Sports<br />
"mehr Flagge zeigen"<br />
Eine der deutlichen Botschaften, die vom "Beirat der Aktiven"<br />
in Richtung Dachverband ausgesandt wurde, lautete:<br />
Der DOSB solle bitteschön in Sachen der Partner-Hochschulen<br />
des deutschen Sports "mehr Flagge zeigen". Zwar gibt es<br />
dieses Zertifikat bereits seit 1999, und aktuell schmücken<br />
sich bundesweit 168 Universitäten und weitere akademische<br />
Einrichtungen damit. Noch allzu oft aber handele es sich um<br />
eine Falschetikettierung, weil keineswegs die komplette Uni<br />
oder Hochschule dem "Studenten Leistungssportler" gewogen<br />
sei und ihm gegenüber das notwendige Verständnis<br />
aufbringe, sondern mitunter bestenfalls Fakultäten, Fachbereiche<br />
oder gar nur einzelne Professoren. Man müsse sich als<br />
Leistungssportler jedoch "darauf verlassen können", dass,<br />
wenn man sich an einer "Partnerhochschule des Sports"<br />
einschreibe, dort anschließend auch gehalten werde, was<br />
der Name verspreche, betonte Marcel Gölden, zugleich<br />
Mitglied der AG "Duale Karriereplanung". Mogelpackungen,<br />
so der einhellige Tenor unter den Athletenvertretern, dürfe<br />
es künftig nicht mehr geben. Zugleich müsse das Augenmerk<br />
darauf gelegt werden, dass Partnerhochschulen für den<br />
Sport vorrangig an jenen Standorten existieren, wo sich<br />
besonders viele Kader-Athleten oder Leistungszentren konzentrieren.<br />
Umgekehrt machten solche Einrichtungen in solchen Städten<br />
überhaupt keinen Sinn, wo es gar keinen Leistungssport gibt.<br />
Die Partner-Hochschule komme unter diesem Gesichtspunkt<br />
in Passau einem Paradoxon gleich. Der Vorschlag der Athletenvertreter:<br />
Unter Mitwirkung des DOSB solle es - ähnlich<br />
den Eliteschulen des Sports - eine Evaluation der akademischen<br />
Bildungseinrichtungen geben. Anschlie-ßend sollte ein<br />
verlässliches Gütesiegel vergeben werden, das für Leistungssportler,<br />
Eltern und Laufbahnberater an den Olympiastützpunkten<br />
gleichermaßen als sicherer Kompass tauge. "Wir<br />
brauchen so einen Beschluss", sagte ein Vertreter des Behindertensport-Verbandes<br />
(DBS), "damit sich in der Hochschul-<br />
Landschaft tatsächlich etwas verändert."<br />
23
"Wir sind wieder einmal die Deppen"<br />
Einen Beschluss hätte der "Beirat der Aktiven" liebend gern<br />
ebenfalls in Bezug auf die neue "Einstunden-Regel" verabschiedet,<br />
der sich 700 bis 800 deutsche Top-Athleten mit<br />
Beginn des neuen Jahres unterwerfen müssen und die für<br />
gehörigen Unmut unter den Betroffenen sorgt. "Können wir<br />
dagegen etwas ausrichten? Das glaube ich nicht, da werden<br />
uns die Grenzen aufgezeigt", sagte eine der Teilnehmerinnen<br />
der Vollversammlung entmutigt. Zuvor waren bereits NADA<br />
und DOSB mit dem Versuch gescheitert, die WADA von der<br />
Einführung dieser umstrittenen Neuregelung abzuhalten.<br />
Nicht nur, dass die Top-Athleten sowie die A-Kader aus jenen<br />
neun Verbänden, die in Bezug auf Doping in die höchste von<br />
drei Risikogruppen eingestuft werden, bis zum 25. Dezember<br />
ihre voraussichtlichen Aufenthaltsorte für die folgenden drei<br />
Monate im Voraus melden müssen. Zusätzlich müssen sich<br />
diese Sportler gegenüber der NADA pro Tag auf eine Stunde<br />
festlegen, in der sie an einem bestimmten Ort garantiert<br />
anzutreffen sein werden. Mit der Neuerung soll sichergestellt<br />
werden, dass Athleten den Dopingfahndern täglich eine<br />
Stunde tatsächlich verfügbar sind. Der Hinweis von NADA-<br />
Justitiatrin Anja Berninger, diese 60 Minuten selbstverständlich<br />
nicht täglich irgendwo tatenlos abzuwarten, sondern so<br />
festzulegen, dass sich diese Stunde unkompliziert in den<br />
normalen Tagesablauf integrieren lasse, konnte die Wogen<br />
nur bedingt glätten. "Wir sind wieder einmal die Deppen",<br />
erklärte Bobpilotin Sandra Kiriasis und fragte in die Runde,<br />
wie den verschärften Regularien zum Beispiel an einem<br />
langen Reisetag entsprochen werden könne, wenn ein Athlet<br />
kaum mal eine Stunde am selben Ort verbringt. Anrufen, in<br />
solch speziellen Fällen am besten der NADA direkt Bescheid<br />
geben, antwortete Anja Berninger und bat die Athletenvertreter,<br />
die Negativstimmung, die zu spüren sei, nicht zu den<br />
anderen Sportlern in den Verbänden weiter zu tragen. In<br />
Wirklichkeit, konterte einer der Diskussionsteilnehmer, sei<br />
diese Stimmung unter den Sportlern ja bereits vorhanden,<br />
und die Athletenvertreter hätten dies bei der Vollversammlung<br />
nur zum Ausdruck gebracht und übermittelt.<br />
Trotz allem sei an dem neuen WADA-Code und seinen Konsequenzen<br />
nicht zu rütteln. Um dieses Verständnis warb<br />
ebenso DOSB-Vizepräsident Eberhard Gienger. Es gebe "keinen<br />
anderen Weg für Glaubwürdigkeit", als dass sich die<br />
Athleten an die Vorgaben halten. Das dazugehörige Meldesystem<br />
müsse den Athleten in Fleisch und Blut übergehen<br />
und ebenso zum Alltag gehören wie das tägliche Training<br />
oder die tägliche Massage, appellierte der "Vize" für Leistungssport<br />
Gienger an die Athletenvertreter, die ihrerseits<br />
kritisieren, welchen persönlichen Aufwand bis hin zu finanziellen<br />
Belastungen ihnen das Kontrollsystem aufbürdet.<br />
Können WADA und NADA den Sportlern - oft genug sogar<br />
sehr jungen - wirklich zumuten, dass sie allesamt im Besitz<br />
24<br />
eines privaten Laptops sind, sich ständig und überall Zugang<br />
zu einem PC verschaffen oder sämtliche SMS-Gebühren aus<br />
der eigenen Tasche bezahlen, um immer und überall den<br />
Vorgaben der Kontrolleure und des Meldesystems gerecht zu<br />
werden? So etwa lautet einer der grundsätzlichen Vorbehalte<br />
auf Seiten der Aktiven.<br />
Aktivenvertreter in sämtlichen Spitzengremien<br />
des Sports vertreten<br />
Eberhard Gienger, der zum Beispiel über das neue Steuerungs-Instrument<br />
der "Zielvereinbarung" zwischen DOSB und<br />
Verbänden bzw. DOSB und Bundesinnenministerium berichtete,<br />
war einer von mehren Referenten der diesjährigen Tagung<br />
der Athletenvertreter. NADA-Vorstandsmitglied Dietmar<br />
Hiersemann skizzierte die Anstrengungen, welche im Kampf<br />
gegen Doping auf dem Gebiet der Prävention in diesem Jahr<br />
insbesondere an den Eliteschulen des Sports unternommen<br />
wurden und 2009 an den Olympiastützpunkten fortgesetzt<br />
werden. Anja Berninger gab einen Abriss zum neuen WADA-<br />
Code. Sporthilfe-Geschäftführer Michael Ilgner kündigte<br />
einige Korrekturen im Fördersystem hin zu übersichtlicheren,<br />
transparenteren Monatsraten für die Kader-Athleten an.<br />
Zugleich führte er bei dieser Gelegenheit Werner E. Klatten<br />
als den designierten neuen Vorstandsvorsitzenden der Sporthilfe<br />
ein. Den Hinweis des Medien-Managers, dass er seine<br />
neue Aufgabe im "Teamwork mit Franziska van Almsick als<br />
Identifikationsfigur für die Sportler" verstehe. Die Vertreter<br />
insbesondere der olympischen Sportarten machten keinen<br />
Hehl daraus, dass sie die sportlichen Leistungen der früheren<br />
Weltklasseschwimmerin respektieren und die Wahl befürworten,<br />
doch die "Profisportlerin" demnächst zu einem persönlichen<br />
Gespräch mit der Aktivenvertretung bitten wollen, um<br />
die Erwartungen des Amateursports und ihrer Protagonisten<br />
an sie heranzutragen.<br />
Last but not least gaben die Mitglieder des "Beirats der Aktiven"<br />
kurz Einblick in ihre Tätigkeit in den Spitzengremien des<br />
deutschen Sports. Christian Breuer als Vorsitzender gehört<br />
dem Präsidium des DOSB an, Marcel Gölden sitzt im Präsidialausschusses<br />
für Leistungssport, Mirko Heid im Beirat für<br />
Leistungssportentwicklung, Jana Miglitsch in der Mitgliederversammlung<br />
der nichtolympischen Verbände und Marion<br />
Rodewald im Aufsichtsrat der Sporthilfe sowie im Kuratorium<br />
der NADA. "Wir sind dort nicht nur vertreten, um Beschlüsse<br />
abzunicken, sondern wir können uns dort als Stimme der<br />
Athleten einbringen und etwas bewirken", sagt Breuer grundsätzlich,<br />
während Fünfkämpfer Sebastian Dietz ergänzt:<br />
"Natürlich ist uns klar, dass wir als Athletenvertreter nicht alle<br />
Probleme lösen können. Entscheidend ist, dass wir versuchen,<br />
was möglich ist, ernst genommen werden und uns mit unseren<br />
Themen Gehör verschaffen."
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OF: Sie sind amtierende Vize-Weltmeisterin im nichtolympischen<br />
Wildwasserkajak, ausgebildete Großhandelskauffrau,<br />
haben ein BWL-Diplom in der Tasche, an der Universität Hagen<br />
ein Fernstudium in Politologie aufgenommen, sind 32 Jahre alt<br />
und seit einem Jahr Referentin des "Beirats der Aktiven". Wie<br />
interpretieren Sie Ihre Aufgabe?<br />
KASSNER: Diese 25-Stunden-Stelle ist direkt beim <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Olympische</strong>n Sportbund angesiedelt, und ich sitze da an einer<br />
wichtigen Schnittstelle. Einerseits der Stabsstelle des DOSB-<br />
Leistungssport-Direktors Bernhard Schwank zugeordnet, stehe<br />
ich andererseits der Athletenvertretung des deutschen Sports<br />
zur Verfügung und bin für die Aktiven tätig. Das ist eine optimale<br />
Konstellation, zumal ich einen Teil meiner Arbeit auch<br />
noch dem Internetportal www.olympia-net.de widmen kann.<br />
Das ist eine Informationsplattform für Topathleten, ihre Trainer,<br />
Betreuer und deren Verbände, die auch in den Phasen zwischen<br />
<strong>Olympische</strong>n Spielen ein wichtiges Informationsinstrument<br />
darstellt. Einfach gesagt, verstehe ich mich an dieser<br />
Schnittstelle als Mittlerin. Die wichtigste Aufgabe besteht<br />
darin, die Interessen der Athleten beim Dachverband zu vertreten<br />
und gleichzeitig Informationen von der Zentrale an die<br />
Aktiven an der Basis weiterzugeben.<br />
OF: Wie muss man sich das praktisch vorstellen?<br />
KASSNER: Ansprechpartner sind für den Beirat in erster Linie<br />
die Athletenvertreter, und in der Kommunikation mit ihnen<br />
geht es um alle Leistungssport relevanten Themen. Gemeinsam<br />
wollen wir dafür sorgen, dass die Sportler die bestmöglichen<br />
Bedingungen bekommen und sich mit ihren Interessen,<br />
Ansichten und Forderungen im organisierten Sport wieder<br />
finden. Meine Liste der Athletenvertreter umfasst derzeit 150<br />
Namen aus 60 Verbänden und Organisationen. Als "Werkzeuge"<br />
stehen uns ganz verschiedene Kommunikationsmittel zur<br />
Verfügung. Jeder Athletenvertreter weiß, dass ich im "Haus des<br />
deutschen Sports" in Frankfurt ein kleines Büro habe, wie ich<br />
telefonisch oder per Mail zu erreichen bin. Wir haben - wie<br />
schon gesagt - die Internetplattform, und wir haben außerdem<br />
einen monatlichen Internet-Newsletter für die Athleten. Auf<br />
"Den Berufsperspektiven von<br />
Leistungssportlern gehört unser<br />
ganz besonderes Augenmerk"<br />
Silke Kassner, Referentin des "Beirates der Aktiven" im <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Sportbund<br />
26<br />
der anderen Seite sind Christian Breuer als Vorsitzender des<br />
"Beirats der Aktiven" und die fünf anderen Mitglieder in sämtlichen<br />
wichtigen Gremien des deutschen Sports vertreten und<br />
können dort die Sicht der Sportler einbringen. Unsere wichtigste<br />
Veranstaltung ist jedes Jahr unsere Vollversammlung. Es hat<br />
sich inzwischen bewährt, dass wir dieses Treffen seit drei<br />
Jahren im Umfeld des "Festes der Begegnung" durchführen, bei<br />
dem die Stiftung <strong>Deutsche</strong> Sporthilfe traditionell die Juniorsportler<br />
des Jahres ehrt.<br />
OF: Ihre Vollversammlung muss demnach immer im späten<br />
Herbst stattfinden, wenn sich die Wintersportler intensiv auf<br />
die neue Saison vorbereiten.<br />
KASSNER: Das ist richtig, und es ist natürlich schade, dass<br />
die Vertreter der Wintersportarten aus diesem Grund bei<br />
unserer Jahrestagung unterrepräsentiert sind. Einen optimalen<br />
Zeitpunkt für die Vollversammlung gibt es allerdings<br />
OF-INTERVIEW
sowieso nicht, weil Leistungssport das ganze Jahr über keine<br />
Atempause kennt. Deshalb gibt es die Überlegung, die Athletenvertreter<br />
des Wintersports, zu denen zum Beispiel Kati<br />
Wilhelm, Ronny Ackermann, Michael Greis oder Axel Teichmann<br />
gehören, im kommenden Frühjahr einmal gesondert<br />
einzuladen. Es wäre natürlich sehr wichtig zu hören, was<br />
diese Sportler gerade im Vorfeld der <strong>Olympische</strong>n Winterspiele<br />
2010 in Vancouver zu sagen haben. Das ist bisher aber nur<br />
eine Idee, denn wir müssen auch sehen, was unser Budget<br />
hergibt. Wir sind sehr froh, dass die Anreise zur Vollversammlung<br />
für die einzelnen Athletenvertreter von ihren Verbänden<br />
finanziert wird. Allein mit diesen Reisekosten wären wir<br />
schon überfordert. Auch wenn unser Etat inzwischen etwas<br />
aufgestockt wurde, müssen wir praktisch mit jedem Cent<br />
rechnen.<br />
OF: Welche Themen standen im abgelaufenen Jahr im Mittelpunkt?<br />
KASSNER: Die Details zu den Förderkriterien und Leistungen<br />
der Stiftung <strong>Deutsche</strong> Sporthilfe sind ebenso ein Dauerbrenner<br />
wie die Fragen zur "dualen Karriere" und zu den Kontrollstandards<br />
im Anti-Doping-Kampf, denen sich die Sportler unterwerfen<br />
müssen. Dieses Thema ist gerade jetzt kurz vor Inkrafttreten<br />
des neuen WADA- und NADA-Codes zum 1. Januar<br />
besonders aktuell. Bei der "dualen Karriere" rücken derzeit vor<br />
allem die Universitäten und Hochschulen in den Vordergrund.<br />
Den Berufsperspektiven von Leistungssportlern während oder<br />
nach ihrer aktiven Zeit gehört unser ganz besonderes Augen-<br />
OF-INTERVIEW<br />
merk. Vor den <strong>Olympische</strong>n Spielen in Peking war der Beirat<br />
natürlich auch stark mit der Menschenrechtsdiskussion konfrontiert.<br />
Gemeinsam mit der Sporthilfe haben wir einen<br />
Sonder-Newsletter zu den Richtlinien des IOC zur freien Meinungsäußerung<br />
in Peking heraus gegeben. Für den Sportausschuss<br />
des <strong>Deutsche</strong>n Bundestages hatten wir ein spezielles<br />
Statement vorbereitet, das - wie alle unsere offiziellen Äußerungen<br />
- den Sportlern natürlich über unsere Informationskanäle<br />
bekannt gemacht wird. Insgesamt müssen wir die Athletenvertreter<br />
noch etwas mehr aufwecken und ermuntern, ihre<br />
Fragen, Probleme und Meinungen an den Beirat heranzutragen.<br />
Auf dieses Feedback sind wir in unserer Arbeit dringend<br />
angewiesen.<br />
OF: Wie verhält es sich mit den nichtolympischen Disziplinen<br />
und Sportarten?<br />
KASSNER: Die Interessen dieser Athleten vertreten wir ebenso<br />
wie die der behinderten Sportler. Beispielsweise gibt es derzeit<br />
eine große Diskussion um die Entsendekosten für die World<br />
Games im nächsten Jahr in Taiwan. Gerade erst wieder hat uns<br />
eine Wasserskifahrerin wissen lassen, wie elementar diese Frage<br />
für sie und die anderen Sportler ist, die an den World Games<br />
teilnehmen wollen und sich dafür qualifiziert haben. Wir<br />
meinen, diese Sportarten sollten dauerhaft gefördert werden<br />
und das für Sport zuständige Bundesinnenministerium sollte<br />
für dieses sportliche Highlight dann auch die Entsendekosten<br />
übernehmen. Natürlich sollen die <strong>Olympische</strong>n Spiele weiterhin<br />
absolute Priorität haben. Doch darüber hinaus sollte nicht<br />
vergessen werden, dass auch Sportarten mit World-Games-<br />
Status und andere Disziplinen wichtig sind, um gerade junge<br />
Leute zum Sport zu bringen.<br />
OF: Spricht da zugleich die Wildwasserkanutin des KSK Köln<br />
aus Ihnen, deren Sparte unter dem Dach des überaus erfolgreichen<br />
<strong>Deutsche</strong>n Kanu-Verbandes (DKV) in einer nichtolympischen<br />
Disziplin ein Mauerblümchendasein führt?<br />
KASSNER: Das stimmt, denn die rund 20 Mitglieder unserer<br />
Nationalmannschaft sind es gewohnt, fast alles selbst zu finanzieren.<br />
Es wird noch dramatischer, falls uns und der Junioren-<br />
Nationalmannschaft nach dieser Saison nicht einmal mehr die<br />
insgesamt 25.000 Euro zur Verfügung stehen, mit denen uns<br />
bisher das BMI wenigstens ein bisschen unterstützt hat. Ich weiß<br />
also aus eigener Erfahrung bestens, wo den Athleten gerade<br />
auch in den nichtolympischen Verbänden der Schuh drückt. In<br />
Bezug auf das soziale Potenzial sehe ich persönlich zwischen<br />
den einzelnen Sportarten keine riesengroßen Unterschiede. Da<br />
wäre eine Gleichbehandlung angemessen, und der kleinste<br />
gemeinsame Nenner dafür sollte meines Erachtens lauten:<br />
Zumindest die Kosten für den wichtigsten Wettkampf des Jahres<br />
müssten übernommen werden!<br />
Das Interview führte Andreas Müller<br />
27
Rogge in der Wachstumsfalle<br />
D<br />
ie Meldung hatte keinen Neuigkeitswert: Jacques Rogge<br />
will - wie erwartet - IOC-Präsident bleiben. Niemand zweifelt<br />
daran, dass der 66-Jährige im kommenden Jahr durch die<br />
Vollversammlung des Internationalen <strong>Olympische</strong>n Komitees eine<br />
Mandatsverlängerung bis 2013 erhalten wird. Rogge wertet die<br />
Spiele von Peking als erfolgreichen Schlusspunkt einer siebenjährigen<br />
Präsidentschaft. Die von ihm als Vermächtnis betrachteten<br />
<strong>Olympische</strong>n Jugendspiele will er bei ihren Premieren 2010<br />
und 2012 noch selbst steuern. Und einen Richtung weisenden<br />
<strong>Olympische</strong>n Kongress in Kopenhagen abzuhalten, um dann vor<br />
dessen Ergebnissen davon zu laufen, das wäre unverständlich<br />
und eigentlich auch unverantwortlich gewesen.<br />
Als Rogge die Führung 2001 vom Spanier Juan Antonio Samaranch<br />
übernahm, war das Ansehen des IOC auf einem Tiefpunkt<br />
angelangt. Der Belgier hat es aus diesem Tal herausgeführt, ohne<br />
jedoch die Rückgewinnung von Reputation und die der olympischen<br />
Idee innewohnende moralische Kraft ausreichend zu<br />
nutzen. So trat seine Weltorganisation in der Auseinandersetzung<br />
um Menschenrechte ausschließlich als ein Sportverband in<br />
Erscheinung, dessen einziges Anliegen es war, seine Veranstaltung<br />
einigermaßen reibungslos über die Bühne zu bringen. Diese<br />
Selbstbeschränkung, die ihren Ausdruck auch in einem unzureichenden<br />
Management der vorolympischen Krise fand, hat dem<br />
IOC und seinem Präsidenten geschadet.<br />
Erfolge kann der Herr der Ringe in seinem Bemühen um sauberen<br />
Sport vorweisen. Da ist der Mediziner Rogge in seinem Element.<br />
Konsequenzen, die auch zu der von ihm propagierten Null-<br />
Toleranz-Politik gehören müssten, hat er vermieden. Dabei wäre<br />
die Aussperrung des vom Doping verseuchten Profi-Straßenradsports<br />
der Männer, zwei Wettbewerbe unter 302 Konkurrenzen<br />
bei den Sommerspielen in Peking, ein unmissverständliches<br />
Zeichen gewesen. Ein Zeichen auch dafür, dass diese ausschließlich<br />
in "Ställen" organisierten Berufssportler schon lange ihren<br />
Verbänden entwachsen sind und damit wie die Profiboxer Gesetzen<br />
unterliegen, die ausschließlich vom Profit bestimmt werden.<br />
Die größten Erfolge hat Rogge ganz überraschend auf dem Feld<br />
der Kommerzialisierung eingefahren. Angetreten war er als IOC-<br />
Präsident mit dem erklärten Willen, die <strong>Olympische</strong>n Spiele zu<br />
begrenzen, den Aufwand und ihren Showcharakter zurückzuführen<br />
und sie insgesamt bezahlbarer zu machen. Davon ist nur<br />
übrig geblieben, dass durch eine Art von Unfall die Zahl der<br />
Sportarten in London 2012 um Baseball und Softball auf 26<br />
reduziert wurde. Rogges Versuch, die abgewählten Sportarten<br />
durch publikumswirksamere zu ersetzen, misslang. Insgesamt<br />
haben sich Aufwand und Kosten so sehr erhöht, dass Afrika<br />
weiter entfernt ist denn je, auch einmal olympischer Gastgeber<br />
sein zu können. Mittlerweile gilt als Faustregel, dass entwickelte<br />
Städte unter drei Millionen Einwohnern ungeeignet sind.<br />
Der IOC-Präsident, ein Mann bescheidener Lebensführung, hat<br />
an der Schraube kräftig mitgedreht. Längst hat er den Lehrsatz<br />
28<br />
von Samaranch übernommen, wonach der Erhalt der Attraktion<br />
<strong>Olympische</strong>r Spiele das Wichtigste sei. Rogge gelang es, ihren<br />
Marktwert über die Maßen zu steigern. Unter seiner Führung<br />
erzielte das IOC traumhafte Zuwachsraten. Ausdruck dieses<br />
Gewinnstrebens war die Tatsache, dass der Belgier sich selbst an<br />
die Spitze der Kommission für TV-Rechte setzte.<br />
Doch nun sitzt der IOC-Präsident in einer Wachstumsfalle. Die<br />
olympische Familie streitet heftig um ihre Anteile. Die Weltwirtschaftskrise<br />
begrenzt den Zuwachs. Eine höhere Rendite ist für<br />
die Anteilseigner nach 2012 wohl nur dann zu erreichen, wenn<br />
Chicago die Spiele 2016 zugesprochen bekommt. Dies ließe sich<br />
mit höherer Wahrscheinlichkeit realisieren, wenn Rogge die<br />
Vertragsverhandlungen mit dem amerikanischen Fernsehen als<br />
größtem olympischen Sponsor auf die Zeit nach Kopenhagen<br />
verschieben würde. Doch damit würde er eine bewährte, unbestechliche<br />
olympische Regel außer Kraft setzen: Erst der Preis,<br />
dann die Ware.<br />
Günter Deister<br />
Gedämpfter Optimismus bei der<br />
Sporthilfe<br />
D<br />
ie Stiftung <strong>Deutsche</strong> Sporthilfe hat nach der Berufung<br />
Werner E. Klattens zum Vorstandsvorsitzenden ruhigeres<br />
Fahrwasser erreicht. Das war auch notwendig nach den Sturmschäden,<br />
die der Rücktritt seiner Vorgängerin verursachte. Die<br />
Berufung von Ann Kathrin Linsenhoff erwies sich im Nachhinein<br />
als ein großes Missverständnis. Die Erwartungen des Aufsichtsrats<br />
der Stiftung an die Reiterin richteten sich auf eine Kombination<br />
von überzeugender Außendarstellung, gutem Zugang zu den<br />
Athleten sowie der Kärrnerarbeit des Generierens von Fördermitteln<br />
und des sportpolitischen Schachspiels. Die Dressur-Olympiasiegerin<br />
wiederum hatte wohl vor allem die Repräsentanz in der<br />
Öffentlichkeit und den Umgang mit den Sportlern im Blick. Sie<br />
glaubte anscheinend, die Finessen des Fördergeschäfts und der<br />
Sportpolitik ohne die Hilfe von kompetenten Fahrensleuten wie<br />
dem Aufsichtsratsvorsitzenden Hans Wilhelm Gäb und seinem<br />
Stellvertreter Professor Jürgen Hubbert meistern zu können. Bar<br />
jeder Erfahrung auf diesen Feldern, musste ihr Solo scheitern.<br />
Wie schon beim Rücktritt von Hans-Ludwig Grüschow, der vor<br />
dreieinhalb Jahren über eine Ungeschicklichkeit gestolpert war,<br />
liegt in dem Wechsel an der Spitze auch eine Chance. Damals<br />
hatte Gäb als Nothelfer die Sporthilfe modernisiert und mit der<br />
Imagekampagne "Leistung. Fairplay. Miteinander" zur ethischmoralischen<br />
Vorausabteilung des deutschen Sports gemacht. Ein<br />
Verdienst, von dem bei der einseitigen Parteinahme der meisten<br />
OF-KOMMENT<br />
OF-KOMMENTARE<br />
ARE
Medien pro Linsenhoff nicht mehr die Rede war. Mit Werner E.<br />
Klatten scheint es eine Rückkehr zur professionellen Sacharbeit<br />
zu geben. Darauf deuten die ersten Rückmeldungen aus dem<br />
Kreis der hauptamtlichen Mitarbeiter hin. Der erfahrene Medienunternehmer,<br />
der einst bei SAT.1 die Bundesliga-Show "ran" mit<br />
initiiert hatte, bekam als Geschäftsführer "Märkte" beim "Spiegel-Verlag"<br />
den schillernden Beinamen "Erlöser". Auch wenn<br />
damit das Erlösen von Finanzmitteln gemeint war, verbinden sich<br />
mit dem 63-Jährigen zugleich ein wenig messianische Hoffnungen,<br />
die Sporthilfe aus der Skandalecke wieder in das günstige<br />
Rampenlicht einer sozial ausgerichteten Fördergesellschaft der<br />
Athleten zu führen.<br />
Die ökonomischen Voraussetzungen der Sporthilfe sind besser<br />
als in der Zeit der Querelen oft dargestellt. Nach jahrelanger<br />
Vorarbeit hat die Stiftung vor kurzem mit der <strong>Deutsche</strong>n Bank,<br />
der <strong>Deutsche</strong>n Fußball-Liga, mit Mercedes-Benz und der <strong>Deutsche</strong>n<br />
Telekom vier hochrangige Wirtschaftspartner langfristig<br />
an sich gebunden. Ein in der Geschichte der Stiftung beispielloser<br />
Erfolg. Der Bund hat für 2009 zum zweiten Mal eine Million<br />
Euro, sechs Prozent des Sporthilfe-Etats, eingebracht. Die selbst<br />
generierten Mittel der Sporthilfe wurden in den beiden vergangenen<br />
Jahren um knapp drei Millionen Euro gesteigert. Das war<br />
auch notwendig. Denn die Erträge aus der Lotterie Glückspirale<br />
und der "Sportbriefmarke" sind drastisch gesunken. Und noch ist<br />
nicht abzusehen, wie sich die Finanzkrise auf die Sporthilfe<br />
auswirken wird, von der den Spitzensport belastenden Dopingproblematik<br />
gar nicht zu reden.<br />
Gefragt ist nun unter der Regie eines in der Wirtschaft gut vernetzten,<br />
aber sportpolitisch unerfahrenen Managers effektive<br />
Teamarbeit. Nach dem Zerwürfnis der vergangenen Monate muss<br />
Klatten sich zudem als ein Mann bewähren, der die widerstreitenden<br />
Parteien in der Sporthilfe wieder zusammenführt. Gespannte<br />
Erwartungen richten sich nicht zuletzt auf Franziska van Almsick.<br />
Der glamouröse Schwimmstar von ehedem kann als stellvertretende<br />
Vorsitzende für "Sport" gut den Kontakt zu den rund 4.000<br />
geförderten Athleten pflegen und dem ersten Mann die Gesetzmäßigkeiten<br />
des Spitzensports nahe bringen. Angesichts der<br />
jüngsten Erfahrungen dürfte aber ein gedämpfter Optimismus mit<br />
einem Schuss Skepsis nicht schaden.<br />
Steffen Haffner<br />
Zwischen Bewegungsverweigerung und<br />
Fitnesswahn<br />
Z<br />
ur Befindlichkeit der Wohlstandsgesellschaft gibt es viele<br />
Erklärungsmuster. Ganz sicher gehören auch die beiden<br />
Extreme Bewegungsverweigerung und Fitnesswahn dazu. Sie<br />
bilden gewissermaßen die Fieberkurve zum Thema Volksgesundheit.<br />
Denn schließlich wechseln sich Schreckensmeldungen und<br />
Skandalnachrichten zu Körperbildungsdefiziten und modernen<br />
Krankheitsbildern in schöner Regelmäßigkeit ab mit den Erfolgs-<br />
geschichten rund um den sportlichen Alltagsextremismus. So<br />
wissen wir beispielsweise aus dem jüngsten "<strong>Deutsche</strong>n Kinderund<br />
Jugendsportbericht", dass das Sportangebot in Kindergärten<br />
und Grundschulen arg zu wünschen übrig lässt und im europäischen<br />
Gesamtvergleich schlecht wegkommt. Dies korrespondiert<br />
geradezu nahtlos mit Berichten von der wachsenden Zahl der<br />
Kinder, die nicht schwimmen können und es auch immer weniger<br />
lernen. Übergewicht mit teilweise dramatischen Krankheitsfolgen<br />
in frühen wie in späten Jahren ergänzt den Katalog der Probleme<br />
und Unzulänglichkeiten, vervollständigt ihn aber noch lange nicht.<br />
Dem ganzen gebündelten Bewegungsmangel-Desaster steht der<br />
permanente Aufbruch in die von Glitzer und Glimmer ausgeleuchteten<br />
Fitness- und Freizeitwelten gegenüber. In solchen<br />
Paradiesen treibt die körperliche Rundumerneuerung einschließlich<br />
Seelenmassage immer neue Blüten ohne Altersbegrenzung,<br />
begleitet natürlich von den ebenso unvermeidlichen wie schrillen<br />
Werbebotschaften. Die Glücksrausch- und Wohlfühl-Verheißungen<br />
kommen jedenfalls mit solcher Wucht, als sollten die<br />
frühkindlichen Mangelsituationen mit einem Schlag kompensiert<br />
und die pubertären Erziehungslücken im großen Stil geschlossen<br />
werden. Doch die Erkenntnisse der Wissenschaft belehren uns<br />
immer wieder eines Besseren. Mit dem werbeträchtigen Fitnessund<br />
Wellness-Getöse auf dem Freizeitmarkt ist dem <strong>Gesellschaft</strong>sproblem<br />
Bewegungsmangel und Körperbildungs-Defizit<br />
nicht beizukommen.<br />
Erfolgversprechender erscheint da allemal das seriöse, sozialverträgliche<br />
und fachlich fundierte Dauerangebot in der bestens<br />
strukturierten Landschaft des organisierten Sports. Sicher kann<br />
der Sportverein die Schule nicht ersetzen. Aber er kann entsprechende<br />
Bildungslücken kleiner werden oder erst gar nicht auftreten<br />
lassen und dann vor allem die Weichen für lebenslange<br />
Bewegungsbegeisterung stellen.<br />
OF-KOMMENT<br />
OF-KOMMENTARE<br />
ARE<br />
Und die schöne neue Fitness-Welt mit ihren angeblich zukunftsorientierten<br />
Interpretationen vom Sport? Auch die ist im Verein<br />
längst im Angebot. Und zwar auf kompetente, qualitätsbewusste,<br />
unaufdringliche Art: mit den Anregungen und Trainings-Tipps<br />
für alle Jahreszeiten, jede Wetterlage, für Halle und freie Natur,<br />
kurz für drinnen und draußen. Das spricht in seiner Vielfalt und<br />
Solidität für sich. Schrille Begleitmusik würde jedenfalls nur<br />
stören und vom Wesentlichen ablenken. Denn das liegt bekanntlich<br />
zwischen Bewegungsverweigerung und Fitnesswahn und<br />
heißt schlicht und einfach Spaß am Sport.<br />
Harald Pieper<br />
29
"<br />
S<br />
tart - Sport überspringt kulturelle Hürden". So heißt<br />
das Modellprojekt, das Gül Keskinler im Auftrag von<br />
Land und Landessportbund (LSB) Hessen seit sechs<br />
Jahren betreut. Der Titel könnte über ihrem Leben stehen.<br />
Denn die heute 48Jährige, die vor zwei Jahren Integrationsbeauftragte<br />
des <strong>Deutsche</strong>n Fußball-Bundes (DFB) wurde, hat<br />
am eigenen Leib erfahren, wie sehr der Sport helfen kann,<br />
sich in einer neuen, fremden Welt zurechtzufinden. Die kleine<br />
Gül (zu Deutsch: Rose) war sieben Jahre alt, als sie 1970 mit<br />
ihren Eltern aus Istanbul ins rechtsrheinische Bensberg (heute<br />
Gül Keskinler:<br />
Integration pur oder Mit<br />
dem Sport Brücken zwischen<br />
den Kulturen bauen<br />
Von Steffen Haffner<br />
ein Ortsteil von Bergisch Gladbach) gegenüber von Köln kam.<br />
"Ich konnte kein Wort Deutsch sprechen und wurde prompt<br />
in der Schule als Türkin gehänselt."<br />
Das änderte sich rasch, als eine Nachbarin sie mit in den<br />
Turnverein Bensberg 1901 nahm. Mit Begeisterung turnte sie<br />
dort, spielte Volleyball und fühlt sich hier bis auf den heutigen<br />
Tag heimisch. Ihrem jüngeren Bruder Shahin half der<br />
Fußball dabei, sich rasch einzugewöhnen. "Bald konnte ich<br />
meinen Eltern bei der Sprachvermittlung helfen." Vater und<br />
Mutter, moderne, europäisch denkende Istanbuler, brauchten<br />
wegen ihrer Sprachdefizite lange, bis sie als einzige Türken in<br />
dem wohlhabenden deutschen Umfeld akzeptiert wurden.<br />
"Trotz seiner bürgerlichen Herkunft war mein Vater, der in<br />
der Türkei Angestellter bei der Nato war, vom Denken her ein<br />
typischer Gastarbeiter. Er wollte zusammen mit meiner<br />
30<br />
Mutter rasch einen bestimmten Betrag sparen für die Rückkehr."<br />
Der Plan, nur für ein paar Jahre in Deutschland zu bleiben, "saß<br />
uns Kindern im Genick. Diese in der ersten Gastarbeiter-Generation<br />
weit verbreitete Absicht hat die Entwicklung der Kinder, sich<br />
hier zu etablieren, sich mehr für die deutsche Sprache zu interessieren,<br />
sehr gestört. Es waren für viele Kinder, beim Versuch<br />
sich hier einzuleben, verlorene Jahre." Sie selbst kam bald gut<br />
klar mit dem Wechsel zwischen dem freieren deutschen und<br />
dem muslimisch werteorientierten Leben ihrer Familie. "So liberal<br />
meine Eltern waren, hatten sie doch Angst, die Kinder könnten<br />
durch die deutsche Lebensweise überfremdet werden." Für die<br />
Heranwachsende gab es feste Regeln: "Ausgehen, einen Freund<br />
haben. Das gab's nicht. Das freie jugendliche soziale Leben fand<br />
nicht statt." Es tröstete sie ein wenig, dass es den katholisch<br />
erzogenen Töchtern in der Nachbarschaft ähnlich erging. Den<br />
Eltern war es dann sehr recht, dass sie ihren Mann, einen<br />
Maschinenbau-Ingenieur, im türkischen Umfeld fand. Längst<br />
wurzelt sie im Rheinland, spricht Kölsch und ist mit ihrem Mann<br />
Mitglied im Bensberger Karnevalsverein.<br />
Ihr heute 23-jähriger Sohn Kerem und ihre zwölfjährige<br />
Tochter Dilara wuchsen wie viele Kinder der dritten Zuwanderer-Generation<br />
freier auf. "Sie müssen sich weniger an<br />
traditionelle Regeln halten. Dafür diskutieren sie ständig mit
uns." In der Familie wird durcheinander mal Deutsch, mal<br />
Türkisch gesprochen. "Die Kinder finden sich in beiden Kulturkreisen<br />
zurecht. Sie sind zu beiden Kulturen loyal. Das ist<br />
wichtig für eine gute Persönlichkeitsentwicklung." Der Sohn<br />
geht demnächst für ein halbes Jahr nach England, und die<br />
Tochter ist jetzt schon entschlossen, das zwölfte Schuljahr in<br />
den USA zu verbringen. "Meine Kinder leben meine Träume."<br />
Auf Wunsch ihres Vaters ließ sich Gül Keskinler nach dem<br />
Abitur zur Industriekauffrau ausbilden. Sie ging anschließend<br />
ihren eigenen Weg und<br />
studierte abends neben ihrer<br />
beruflichen Tätigkeit<br />
Betriebswirtschaft. Mit dem<br />
BWL-Diplom in der Tasche<br />
suchte sie nach Möglichkeiten,<br />
mit welchen Mitteln<br />
man die Integration von<br />
Zuwanderern außerhalb der<br />
beruflichen Ebene, wo die<br />
Qualifizierung mit entscheidend<br />
für die Eingewöhnung<br />
ist, verstärken kann. "Ich war<br />
und bin überzeugt: In der<br />
Freizeit schafft man das am<br />
besten über das Medium<br />
Sport." Entscheidend für<br />
diese Ansicht waren ihre<br />
guten Erfahrungen im Turnverein,<br />
der ihr schon als Kind<br />
zu einem zweiten Zuhause<br />
geworden war. "Meinen<br />
Sohn, der im Verein Fußball<br />
spielte, habe ich über Jahre<br />
begleitet, ihn und die andern<br />
Jungs zu Auswärtsspielen<br />
gefahren. Ich habe Trikots<br />
gewaschen, für Feste Kuchen<br />
gebacken und habe geholfen,<br />
das Vereinsheim zu putzen."<br />
Nach eingehender Beratung<br />
durch den Kölner Soziologen<br />
Professor Volker Rittner und<br />
den Bamberger Migrationsforscher<br />
Professor Friedrich<br />
Heckmann entwickelte sie<br />
Projekte für die Integration<br />
durch Sport. Sie gründete die<br />
Agentur "EKIP - Interkulturelles<br />
Kompetenzteam", die<br />
heute fünfzehn hauptamtliche<br />
Mitarbeiter hat. In konzeptionellen<br />
Schreiben an die<br />
für den Sport zuständigen Minister der sechzehn Bundesländer<br />
bot sie ihre Dienste an. Der hessische Innenminister<br />
Volker Bouffier erteilte ihr im Jahr 2002 den Auftrag, vor<br />
allem muslimische Frauen und Mädchen aus ihrer Isolation in<br />
die Sportvereine zu holen. Damit begann das Projekt "start",<br />
das räumlich beim Landessportbund Hessen angesiedelt ist<br />
und für das zwei hauptamtliche Kräfte tätig sind.<br />
"Angefangen haben wir im Frankfurter Gallus-Viertel. Wir<br />
haben ein halbes Jahr lang Klinken geputzt und erst einmal<br />
31
die Migranten, die Türken, die Marokkaner, die Griechen, die<br />
Italiener gefragt: ‚Was verstehen Sie unter Sport?'" Heraus<br />
kam: Sport ist für sie Fußball, Basketball, Boxen, Ringen. Mit<br />
Breitensport und Vereinssport hatten sie nichts im Sinn und<br />
erst recht nichts mit Sport für Frauen. "Das Freizeitverhalten<br />
von Südländern ist ganz anders als das von Mitteleuropäern.<br />
Man trifft sich, isst und trinkt viel, man unterhält sich über<br />
Gott und die Welt. Man packt nicht wie bei den <strong>Deutsche</strong>n<br />
üblich die Kinder und geht zum Schwimmen." Daraus folgerte<br />
die Einsicht: "Wir kommen mit den Ideen, Programmen und<br />
Materialien des LSB nicht in die Wohnzimmer der Migranten<br />
und in die Köpfe der Familien." Gül Keskinler hatte dann die<br />
zündende Idee: "Wir müssen die Migranten mit dem Thema<br />
‚Gesundheit' aufrütteln, bei ihren Problemen mit den Gelenken,<br />
dem Rücken, dem hohen Blutdruck oder der Diabetes<br />
einhaken." Sie hat sehr schnell ein Netzwerk von Ärzten,<br />
Ernährungsberatern, Sportsoziologen aufgebaut, die aus dem<br />
jeweiligen Kulturkreis stammten und die Teilnehmer an den<br />
Gesundheitsseminaren in ihrer vertrauten Sprache zu der<br />
Botschaft führten: "Ihr müsst euch bewegen!"<br />
Bei den Türken war die Resonanz besonders gut. "Denn wir<br />
haben die Seminare am Sonntagnachmittag in den Räumlichkeiten<br />
der Moscheen und Kulturvereine gemacht, dort wo<br />
sich die Familie ohnehin trifft." Es sei nicht das Ziel gewesen,<br />
die Großmutter für den Sportverein zu gewinnen. "Aber wenn<br />
die Oma das Sportangebot für Seniorinnen in einem<br />
Moscheeverein annimmt und sich jeden Mittwoch oder<br />
Freitag sportlich betätigt, dann wirkt sie als Vorbild und trägt<br />
das Thema in die Familie." Allmählich stellte sich der Erfolg<br />
ein. Inzwischen sind in Frankfurt am Main, Darmstadt und<br />
Rüsselsheim mehr als sechzig Übungsleiterinnen aus den<br />
verschiedensten Ländern ausgebildet worden. Außer der<br />
Vermittlung sporttechnischer Inhalte wurden die Frauen vor<br />
allem sprachlich so fit gemacht, dass sie sich auch in den<br />
deutschen Sportvereinen ihres Stadtteils behaupten können.<br />
Denn dort haben sie immer noch Widerstände zu überwinden,<br />
auch wenn viele Vereine dabei seien, die alte Sichtweise<br />
zu überwinden: Wer zu uns kommt, muss so sein oder so<br />
werden wie wir.<br />
Eine große Rolle in der Integrationsarbeit spielt für Gül Keskinler<br />
der Fußball. Der ist ihr nicht nur durch ihren Sohn<br />
vertraut. "Die Profis des 1. FC Köln mit Wolfgang Overath, mit<br />
"Toni" Schumacher und Pierre Littbarski haben früher am<br />
Waldrand in Bensberg trainiert. Da waren wir Kinder natürlich<br />
dabei." Mit ihrer Agentur betreute sie zuletzt das Modellprojekt<br />
"Fußball ist das Tor zum Lernen", das vom DFB, der Bundesagentur<br />
für Arbeit, dem Land Hessen und dem Hessischen<br />
Fußballverband getragen wird. Damit wurden im Frankfurter<br />
Raum junge, in der Mehrzahl männliche Langzeit-Arbeitslose<br />
mit Eltern von Einwanderern durch Berufsbildungsmaßnahmen<br />
wieder an eine geregelte Tätigkeit herangeführt. Die<br />
Möglichkeit, die C-Lizenz "Fußballtrainer Breitensport" zu<br />
32<br />
erwerben oder sich als Schiedsrichter ausbilden zu lassen,<br />
trug wesentlich zu ihrer Motivation bei. Von 32 Teilnehmern<br />
blieben 27 bei der Stange und erhielten Praktikumsplätze in<br />
verschiedensten Unternehmen. Ein Erfolg, der es ermöglicht,<br />
in Kürze das Projekt neu aufzulegen.<br />
Schlagzeilen machte Gül Keskinler, als der <strong>Deutsche</strong> Fußball-<br />
Bund sie vor zwei Jahren zu seiner ehrenamtlichen Integrationsbeauftragten<br />
berief. Schon vorher war sie gefragt in<br />
Talkshows von Sabine Christiansen bis Maischberger, nahm<br />
kürzlich wieder am dritten Integrationsgipfel unter der Leitung<br />
von Angela Merkel teil und wurde zur Beratung des<br />
Nationalen Integrationsplans hinzugezogen.<br />
Als kooptiertes Mitglied des DFB-Vorstands eröffnen sich Gül<br />
Keskinler gute Möglichkeiten, ihre Vorhaben im Fußball<br />
durchzusetzen. Nicht zuletzt, da DFB-Präsident Theo Zwanziger<br />
das Thema Integration, das mittlerweile auch im Schulund<br />
Mädchen-Fußball Eingang findet, zur Chefsache gemacht<br />
hat. Inzwischen haben die meisten der 21 Landesverbände<br />
des DFB ebenfalls "Brückenbauer zwischen den Kulturen"<br />
berufen. Gül Keskinler zieht durch die Lande und spricht in<br />
permanenter Überzeugungsarbeit über das gesellschaftliche<br />
Phänomen der Integration durch Fußball, die als nächstes die<br />
Basis der Vereine erreichen soll. "Im türkisch-sprachigen<br />
Fernsehen wollen wir in Talkshows auf die Bildungsangebote<br />
von Vereinen und Verbänden hinweisen und so in die Wohnzimmer<br />
kommen." Ein Großteil der 1.000 Minispielfelder sind<br />
mittlerweile hauptsächlich in Stadtteilen mit hohem Anteil an<br />
Migranten gebaut worden, deren Kinder über den Fußball in<br />
die Gemeinschaft wachsen sollen. Mit solchen Aktionen<br />
könnten, so hofft sie, die latente Diskriminierung abgebaut<br />
und die Gewalt, in der junge Migranten nicht selten ihre<br />
gesellschaftliche Frustration im Fußball ausleben, verringert<br />
werden.<br />
Dazu können Ereignisse wie das EM-Spiel zwischen Deutschland<br />
und der Türkei beitragen, das in entspannter Atmosphäre<br />
über die Bühne ging. "Besonders positive Wirkungen hatten<br />
die Botschaften von Bundestrainer Joachim Löw, wie gastfreundlich,<br />
wie fußballbegeistert die Türken sind. Die türkisch-sprachigen<br />
Medien haben ausführlich darüber berichtet.<br />
Das hat den Türken sehr gut getan", berichtet Frau Keskinler.<br />
Viel verspricht sie sich von der nachrückenden Einwanderer-<br />
Generation. Mustafa Dogan hatte vor neun Jahren als erster<br />
türkischstämmiger Spieler zwei kurze Einsätze in der deutschen<br />
Nationalmannschaft. Der Bremer und frühere Schalker<br />
Mesut Özil wurde U19- und U21-Auswahlspieler, und der<br />
Stuttgarter Serdar Tasci hat es inzwischen auf vier Länderspiele<br />
gebracht. Andere Spieler werden folgen. Und Gül<br />
Keskinler weiß: "Die Jungs identifizieren sich mit der deutschen<br />
Nationalmannschaft und sind stolz darauf, dort zu<br />
spielen. Wir brauchen solche Vorbilder." Als Zugpferde der<br />
Integration.
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Populärer Fitnessorden:<br />
Das <strong>Deutsche</strong> Sportabzeichen im Wandel der Zeit<br />
Von Björn Köhler<br />
Steffi Tiepken aus Lastrup bei Cloppenburg ist überglücklich.<br />
Sie hat die 200 Meter Schwimmen<br />
geschafft und ist unter der geforderten Zeit für ihre<br />
Altersklasse geblieben. "Ich hatte vorher so viel Mühe mit<br />
dem Schwimmen, denn<br />
ich habe es erst im<br />
fortgeschrittenen Alter<br />
gelernt", sagte Steffi<br />
Tiepken. Mit der Unterstützung<br />
ihrer Familie<br />
und regelmäßigem<br />
Training hat sie es<br />
geschafft, sich optimal<br />
für den Sportabzeichentag<br />
ihres Heimatvereins<br />
vorzubereiten. Neben<br />
Schwimmen muss Steffi<br />
Tiepken noch vier weitere<br />
Prüfungen aus den<br />
insgesamt fünf Gruppen<br />
der sportspezifischen<br />
Fertigkeiten Schwimmfähigkeit,<br />
Sprungkraft,<br />
Schnelligkeit, Schnellkraft<br />
und Ausdauer<br />
bestehen, dann darf sie<br />
das begehrte <strong>Deutsche</strong><br />
Sportabzeichen als<br />
Nachweis ihrer Fitness<br />
entgegen nehmen.<br />
Vorwiegend sind es<br />
leichtathletische Disziplinen,<br />
wie Sprinten,<br />
Weitsprung und Kugelstoßen, die von den Sportlern abverlangt<br />
werden. Mittlerweile haben Rudern, Kanu und Radfahren,<br />
aber auch jüngere Sportarten wie Inlineskaten Einzug<br />
gehalten.<br />
Je nach Altersklasse müssen entsprechende Weiten und<br />
Zeiten erreicht werden - ohne regelmäßiges Training und<br />
34<br />
Bewegung kaum zu schaffen. Ehemann Roland Tiepken und<br />
ihre beiden Kinder stellen sich ebenfalls den fünf Prüfungen<br />
an diesem Tag - für alle ein einzigartiges Familienerlebnis. "<br />
Wir haben einfach Spaß an der Sache und es fördert den<br />
Familiensinn und die<br />
Gesundheit", beschreibt<br />
Steffi Tiepken das<br />
gemeinsame Sporterlebnis.<br />
Für die zwei Kinder<br />
ist das Sportabzeichen<br />
"Jugend" das Objekt der<br />
Begierde. Spezielle<br />
Übungen und Normen<br />
sind für Kinder und<br />
Jugendliche zwischen<br />
dem achten und 17.<br />
Lebensjahr vorgesehen.<br />
Vater und Ehemann<br />
Roland Tiepken ist in<br />
Sachen <strong>Deutsche</strong>s<br />
Sportabzeichen bereits<br />
ein alter Hase - schon<br />
über 25 Sportabzeichen<br />
nennt der ehemalige<br />
Volleyballer sein eigen.<br />
Das <strong>Deutsche</strong> Sportabzeichen<br />
ist in Deutschland<br />
die älteste Sportauszeichnung<br />
und die<br />
einzige außerhalb des<br />
Wettkampfsports und<br />
das einzige im Sport<br />
staatlich anerkannte Abzeichen mit Ordenscharakter. 1913<br />
wurde das Abzeichen unter anderem durch Carl Diem in<br />
Deutschland eingeführt - eigentlich ein Export aus Schweden,<br />
den deutsche Sportfunktionäre ein Jahr zuvor bei den <strong>Olympische</strong>n<br />
Spielen in Stockholm kennen gelernt haben. Damals<br />
wie heute mussten fünf Bedingungen absolviert werden. Die<br />
Normen waren noch für jede Altersklasse gleich, erst nach
dem zweiten Weltkrieg wurden die Bedingungen an Altersklassen<br />
angepasst.<br />
Nach der Vorstellung Verantwortlichen des deutschen Sports<br />
und der damaligen Zeit war das Sportabzeichen vorerst nur<br />
für Männer zugänglich. Frauen konnten erst ab 1921 die<br />
Auszeichnung für vielfältige Leistung auf dem Gebiet der<br />
Leibesübung - wie das Abzeichen bis 1934 hieß - ablegen.<br />
Seither unterlag die Ehrennadel einer stetigen Veränderung<br />
und Modernisierung. Mit dem Ordenserlass von 1958 durch<br />
Bundespräsident Theodor Heuss ist das <strong>Deutsche</strong> Sportabzeichen<br />
ein geschütztes Ehrenzeichen. Durch Änderungen und<br />
Schaffung von Zusatzangeboten ging der traditionsreiche<br />
Sportorden mit der Zeit.<br />
Die Normen wurden erstmals 1976 unter sportmedizinischen<br />
Gesichtspunkten überarbeitet und die Altersklassen angepasst.<br />
1984 feierte der <strong>Deutsche</strong> Sportbund das 10millionste<br />
Sportabzeichen,<br />
nicht ohne neue<br />
Anreize zu schaffen,<br />
die Teilnehmerzahlen<br />
weiter<br />
zu steigern. Ab<br />
dem Jahr 2000<br />
wurde die Sportart<br />
Inlineskaten<br />
als Ausdauerdisziplin<br />
der Gruppe<br />
5 aufgenommen.<br />
Vor allem Kindern<br />
und Jugendlichen<br />
sollte die Trendsportart<br />
als<br />
attraktive Alternative<br />
angeboten<br />
werden. So auch<br />
Walking/Nordic<br />
Walking, was auf<br />
Grund der Popularität<br />
und<br />
gelenkschonenden<br />
Ausübung vor<br />
allem Erwachsene<br />
und ältere Menschen<br />
zum Sportabzeichen<br />
bringen<br />
soll. Mit der Aufnahme der Normen für körperbehinderte<br />
Sportler und ab 2001 für Menschen mit geistiger Behinderung<br />
blieb das Sportabzeichen das Aushängeschild des Breitensports.<br />
Auch die beiden Kinder von Steffi Tiepken sind absolute<br />
Sportabzeichenfans. Schließlich waren sie es, die ihre Mutter<br />
zur Teilnahme überredet haben. Für den Jüngsten der beiden<br />
Geschwister steht ebenfalls das Schwimmen noch an. Allerdings<br />
muss der 10-jährige nicht die 200 Meter in Angriff<br />
nehmen, sondern das Ziel in seiner Altersklasse zum Bestehen<br />
der Schwimmprüfung lautet: 50 Meter schwimmen, egal in<br />
welcher Zeit. Seine sechs Jahre ältere Schwester muss bereits<br />
die 200 Meter schwimmen - 7:30 Minuten hat sie dafür Zeit,<br />
um die Prüfung zu bestehen.<br />
Der Kinder- und Jugendsport ist ein zentrales Element des<br />
<strong>Deutsche</strong>n Sportabzeichens. Seit 1969 existiert das Schülersportabzeichen<br />
unter anderem als wichtiger Bestandteil des<br />
Schulsports und wird seit jeher vor allem im Rahmen von<br />
Jugendspielen verliehen. Seit 2007 sind das Schüler- und<br />
Jugendsportabzeichen zum Sportabzeichen "Jugend" zusammengeführt<br />
worden, und der Absolvent erwirbt mit dem<br />
ersten Bestehen das Abzeichen in Bronze, beim zweiten Mal<br />
in Silber und das dritte Mal in Gold und kann bis zum 17.<br />
Lebensjahr mindestens<br />
Gold 10<br />
erhalten. Ab 18<br />
Jahren müssen<br />
die Athleten drei<br />
erfolgreiche<br />
Sportabzeichen-<br />
Prüfungen vorweisen,<br />
um sich<br />
die Nadel in Silber<br />
an das Sporthemd<br />
stecken zu können,<br />
und nach<br />
dem fünften<br />
erfolgreichen<br />
Bestehen gibt es<br />
Gold.<br />
Das Ziel des<br />
Fitnessordens<br />
liegt auf der<br />
Hand. Nur durch<br />
regelmäßiges und<br />
langfristiges<br />
Training kann der<br />
Breitensportler<br />
auf lange Sicht<br />
die Hürden des<br />
Sportabzeichens<br />
überwinden und sein persönliches Gold erreichen. Hinsichtlich<br />
der anhaltenden Diskussion über zunehmenden Bewegungsmangel<br />
der Bevölkerung mit dem globalen Phänomen<br />
Übergewicht ist das Sportabzeichen das Präventionsund<br />
Fitnessprogramm schlechthin. Ein Potenzial, was auch<br />
die Kostenträger des deutschen Gesundheitswesens erkannt<br />
haben. Seit nunmehr 30 Jahren tritt beispielsweise die<br />
35
BARMER als Partner und Förderer des <strong>Deutsche</strong>n Sportabzeichens<br />
auf und bietet ihren Kunden über ein Bonuspunkteprogramm<br />
Vorteile an. Sie ist allerdings nicht die einzige<br />
Krankenkasse geblieben, die es das Sportabzeichen in das<br />
Bonusprogramm aufgenommen hat.<br />
Laut einer Umfrage des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Sportbundes<br />
(DOSB) besitzt das <strong>Deutsche</strong> Sportabzeichen einen Bekanntheitsgrad<br />
von 72% in der Bevölkerung. "Das <strong>Deutsche</strong> Sportabzeichen<br />
ist ein Markenzeichen, von dem manche Unternehmen<br />
nur träumen können", sagt DOSB-Vizepräsident Walter<br />
Schneeloch. Fast eine Million Menschen legen es Jahr für Jahr<br />
ab. Im Jahre 2006 wurde die Rekordzahl von 1999 deutlich<br />
überboten, und es wurden 947.535 Sportabzeichen registriert.<br />
Das Potenzial ist allerdings längst noch nicht ausgereizt, selbst<br />
der DOSB-Geschäftsbericht vermerkt 2007: "Potenziale zur<br />
Weiterentwicklung und Zukunftsreserven sind erkennbar".<br />
Das Ziel heißt nun eine Million Sportabzeichen. Das Sportabzeichen<br />
ist eine Marke auf stabilem Kurs. Neue Vermarktungsstrategien<br />
und die Unterstützung von starken Förderern<br />
sind die Herausforderungen für das Sportabzeichen der<br />
"Altersklasse" Zukunft. Neben der BARMER wurde 2007 das<br />
Unternehmen Ferrero mit der Marke "Kinder als Partner"<br />
gewonnen, und seit <strong>2008</strong> unterstützt der <strong>Deutsche</strong> Sparkas-<br />
Er springt Schere. Klar doch. Fünf, sechs Schritte<br />
Anlauf. Zack. Rüber. Die Latte liegt auf 75 Zentimeter.<br />
Karl Wienke strahlt. Geschafft, die letzte Übung für<br />
sein diesjähriges Sportabzeichen, "das Sechsundvierzigste",<br />
sagt er. Und: "Die 50 würde ich schon gerne noch vollmachen…"<br />
46 Mal das Sportabzeichen - das allein wäre nicht sonderlich<br />
bemerkenswert. Nur: der agile Herr da im dunkelblauen<br />
Trainingsanzug ist 91 Jahre alt und damit eigentlich raus aus<br />
36<br />
sen- und Giroverband als Olympiapartner auch den Breitensportbereich<br />
und das Sportabzeichen.<br />
Mit den drei großen Partnern sind neue Entwicklungsspielräume<br />
entstanden. Über Sportabzeichenwettbewerbe und<br />
Verlosung von Geld- und Sachpreisen sollen mehr Anreize<br />
gesetzt werden. Ein Höhepunkt ist die seit 2004 etablierte<br />
jährliche Sportabzeichen-Tour durch Deutschland. <strong>2008</strong><br />
nahmen über 10.000 Sportabzeichen-begeisterte an zehn<br />
Stationen der Tour teil. Ziel ist es, mehr auf den Fitnessorden<br />
aufmerksam zu machen. Die Tour lockt dafür mit einem<br />
attraktiven Rahmenprogramm und wirbt mit der Hilfe von<br />
prominenten Spitzensportlern für den Sportorden. Frank<br />
Wittchen als Sportabzeichenbeauftragter des DOSB äußert<br />
sich positiv: "Wir haben es geschafft, das hohe Niveau der<br />
Teilnehmerzahlen an der Tour zu halten und sogar noch zu<br />
erhöhen. Die Zahlen sind stabil, und wir freuen uns, dass<br />
der deutsche Fitnessorden weiterhin so angenommen wird."<br />
Wichtige Zugpferde bleiben prominente Sportler und Politiker,<br />
"schließlich haben sie eine enorme Vorbildfunktion für<br />
junge Sportler", so Wittchen weiter. Vor allem dann, wenn sie<br />
selber das Sportabzeichen ablegen, wie der Speerwerfer Boris<br />
Henry oder der ehemalige Bundespräsident Richard von<br />
Weizsäcker. "Es wäre gut, wenn wir in Zukunft noch mehr<br />
Mit 91: Einer der<br />
jenem Alter, in dem man gemeinhin noch nach sportlichem<br />
Lorbeer strebt.<br />
Doch Sport gehört für den promovierten Juristen dazu, so<br />
lange er denken kann. "In der Jugend habe ich eigentlich alles<br />
ausprobiert. Leichtathletik, Rudern, Tennis." Er macht Abitur am<br />
Dortmunder Stadtgymnasium. Geht 1937 zur Wehrmacht. Hat<br />
Spaß am Modernen Fünfkampf. Dann Krieg, russische Gefangenschaft.<br />
Im Dezember 49 wieder zuhause, Jura-Studium,<br />
Rechtsanwalt in Dortmund, Vorstand schließlich bei der Glückauf-Brauerei<br />
in Gelsenkirchen. Und ein Leben lang die Verbindung<br />
zum Sport. "Ich habe meine drei Söhne immer angehalten,<br />
Sport zu treiben. Hab' das Sportabzeichen gemacht, um<br />
ihnen Vorbild zu sein. Mens sana, na ja, sie wissen schon", sagt<br />
er - ein gesunder Geist in einem gesunden Körper.<br />
Das Vorbild des Vaters muss den Söhnen imponiert haben. Alle<br />
drei folgen seinem Ratschlag fürs Leben: Macht Abitur, geht
ekannte Sportler und Prominente gewinnen könnten, dann<br />
ist die Identifikation für die Teilnehmer noch viel höher", gibt<br />
Wittchen einen Ausblick in die Zukunft.<br />
Das <strong>Deutsche</strong> Sportabzeichen boomt in erster Linie in den<br />
zahlreichen Sportvereinen in den Städten und Regionen.<br />
Unter beachtlichem ehrenamtlichen Engagement werden<br />
Sportabzeichenevents organisiert und oft mehrmals im Jahr<br />
durchgeführt. Dazu kommen Angebote für regelmäßiges<br />
Training und Vorbereitung. Sportlich gesehen bietet der<br />
Fitnessorden Potenzial für weitere Anwendungsgebiete. Viele<br />
Vereine nutzen die fünf Prüfungen zur gezielten Vorbereitung<br />
ihrer Vereinsmannschaften auf die Ligaspiele und Einzelsportler<br />
für die Wettkampfsaison. Vor allem im Kinder- und<br />
Jugendbereich kann das Sportabzeichen ein Gradmesser für<br />
die sportliche Leistungsfähigkeit sein. Die C-Jugend der<br />
Handballmannschaft des TH Eilbeck hat das Sportabzeichen<br />
zum Pflichtprogramm erkoren. Die Trainer überprüfen ihre<br />
Schützlinge handballspezifisch in den Disziplinen 50 Meter<br />
Sprint, Weit- oder Hochsprung, 200g Wurfball, 1.000 Meter<br />
Ausdauerlauf. Selbst auf das obligatorische Schwimmen<br />
verzichten die Handballspieler nicht.<br />
Traditionell ist das Sportabzeichen bei den Soldaten fester<br />
Bestandteil der Ausbildung. Rund 43.400 Fitnessorden wur-<br />
Ältesten unter den Ordensträgern Von Ulrich Werner<br />
zur Bundeswehr und studiert Jura. Und sie machen Sport,<br />
"zwei laufen heute noch Marathon, alle machen regelmäßig<br />
das Sportabzeichen", sagt Karl Wienke nicht ohne Stolz.<br />
Mit seinen 91 Jahren ist der Dortmunder, so der <strong>Deutsche</strong><br />
<strong>Olympische</strong> Sportbund (DOSB), einer der ehrgeizigen Senioren<br />
unter den Absolventen jener fünf Übungen, die zum Erwerb<br />
des Sportabzeichens absolviert werden müssen, Übungen<br />
allerdings, die nach Altersgruppen gestaffelt sind. Und diese<br />
Altersgruppen hören - sehr zum Kummer von Karl Wienke -<br />
bei 80 Jahren auf. Mehr geht nicht, heißt es beim DOSB. Als<br />
das Sportabzeichen 1913 in Deutschland eingeführt wurde,<br />
da mag kaum einer an jene agilen Senioren gedacht haben,<br />
die heute die Fitness-Studios erobern oder in Scharen durch<br />
die Wälder joggen. "Wir müssen der demographischen Entwicklung<br />
Rechnung tragen und die Übungen der veränderten<br />
Leistungsfähigkeit unserer Senioren anpassen", so Alexandra<br />
Pensky, beim DOSB für die Sportabzeichen zuständig.<br />
den 2007 in deutschen Kasernen verliehen. Zudem ist das<br />
<strong>Deutsche</strong> Sportabzeichen ein Exportschlager: Jährlich nehmen<br />
ausländische Soldaten an Sportabzeichenprüfungen<br />
teil, sei es in Italien oder Holland. Auch über Europa hinaus<br />
ist die deutsche Auszeichnung bekannt - nicht nur bei den<br />
Militärs. Selbst in Argentinien und Uganda ist das Abzeichen<br />
ein Dauerbrenner. Im Jahr 2007 wurden fast 9.000 Mal die<br />
fünf Prüfungen außerhalb Deutschlands abgelegt und<br />
bestanden.<br />
Nachteilhaft können sich allerdings die nachlassenden Sportstättenstrukturen<br />
in Deutschland erweisen. In strukturschwachen<br />
Kommunen und Gemeinden stehen Erhaltung und Bau<br />
von Sportstätten nicht oben auf der Prioritätenliste, besonders<br />
bei Schwimmhallen und Freibädern wird dieses Manko<br />
deutlich. "Voraussetzung für das Training und die Abnahme<br />
der Prüfungen sind nun einmal funktionierende Sportstätten<br />
und Schwimmhallen", so DOSB-Vizepräsident Walter Schneeloch.<br />
Ein Problem mit sportpolitischer Tragweite, denn "wir<br />
verzeichnen eine dramatische Ausdünnung der Sportanlagen",<br />
so Schneeloch weiter. Eins steht auf jeden Fall fest. Als<br />
das <strong>Deutsche</strong> Sportabzeichen 1913 aus Schweden nach<br />
Deutschland kam, hätte sich sicher niemand träumen lassen,<br />
dass der Fitnessorden in Deutschland und der Welt eine<br />
solche Entwicklungskurve nimmt.<br />
So legt Dr. Wienke denn Jahr für Jahr weiter jene Übungen<br />
ab, die für 80-Jährige vorgesehen sind. Locker zumeist. Im<br />
Schwimmen über 200 m blieb er zuletzt um satte drei Minuten<br />
unter der Normzeit, Kugelstoßen, 50 m - alles kein Problem.<br />
"Ich halte mich eben in Form", sagt er, "zweimal in der<br />
Woche joggen oder Walking, so fünf bis zehn Kilometer. Man<br />
bleibt nicht nur körperlich fit, auch im Kopf." Er lacht. Locker<br />
wiegt er die Drei-Kilo-Kugel in der Hand. 6,50 m muss er sie<br />
stoßen. Schafft er. Mit Links.<br />
Mens sana - "Beim Joggen hab' ich die besten Ideen", sagt<br />
er. Und die sind durchaus nicht von gestern. Per Internet<br />
korrespondiert er mit seinem Enkel in Kanada, im aktuellen<br />
politischen Geschehen ist er durchaus präsent, ein neues<br />
Auto will er sich kaufen, die Entscheidung für einen Japaner<br />
ist schon gefallen, nun denn, nichts ist unmöglich, offensichtlich.<br />
37
Familiensport im Verein:<br />
Kreativ-Potenzial von hohem gesellschaftlichen Wert<br />
Von Karl Hoffmann<br />
Beim Säuglings- und Kleinkinderschwimmen mit Müttern<br />
und Vätern macht die Ortsgruppe (OG) Bad Doberan<br />
der <strong>Deutsche</strong>n Lebens-Rettungs-<strong>Gesellschaft</strong><br />
(DLRG) die jungen Familien frühzeitig mit dem Wasser vertraut.<br />
"Durch das gemeinsame Erleben und den intensiven<br />
Körperkontakt wird die Beziehung zwischen Kind und Eltern<br />
gefördert", weiß Elke Trottnow, die OG-Ausbilderin für Erste<br />
Hilfe und Schwimmen. Spannende Momente erleben alle bei<br />
kleinen Bewegungsgeschichten.<br />
Wenn der Familiensport mit Schwimmflügeln oder in den<br />
Kinderschuhen beginnt, hat er gute Chancen, das lebensbegleitende<br />
Angebot zu werden. Als Vereinsziel zeitgemäß<br />
denkender Vorstände ist er aus den Anfängen längst heraus.<br />
Differenzierter Sport für jedes Alter und gemeinsam für die<br />
ganze Familie stellen in der Summe die unverzichtbaren<br />
gesellschaftlichen Werte des organisierten Sports vor Ort<br />
heraus. Mit solchen Parallelangeboten für Familien und<br />
Familienmitglieder ist zum Beispiel der Integrative Treff<br />
Rostock erfolgreich.<br />
Auf das Ganze, vor allem im Selbstverständnis aller Mitglieder,<br />
kommt es an. Die Sportvereinigung Steinhagen stellt auf<br />
neun Seiten im Internet (www.spvg-steinhagen.de) überzeugend<br />
zusammen, was sie als familienfreundlicher Verein<br />
leistet. Im Anschluss an die in acht Abteilungen betriebenen<br />
Fachsportarten wird der Bereich des Familiensports organisatorisch<br />
zusammengefasst. Als Aufzählung folgen die regelmäßigen<br />
sportlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Angebote<br />
sowie die Einzelveranstaltungen, immer für die Familie<br />
geplant. Die Öffentlichkeitsarbeit ist familienorientiert, Angebotszeiten<br />
und Beitragsgestaltung sind familienfreundlich.<br />
Die Beiträge der Mitglieder sind die einzige gesicherte Einnahmequelle<br />
der gemeinnützigen Sportvereine. Deshalb<br />
stehen die sozial gestaffelten und die Familienbeiträge für<br />
das besondere Bewusstsein einer Solidargemeinschaft. Inzwischen<br />
gibt es auch Paten- und Partnerschaften in Kooperation<br />
mit anderen gesellschaftlichen Gruppen. Sie zeichnen sich<br />
38<br />
durch übereinstimmende Zielsetzungen, deutliches Problembewusstsein<br />
und kurze Wege der Verständigung aus. So hat<br />
der Mülheimer Turnverein Köln 1850 im Herbst <strong>2008</strong> ein<br />
neues Projekt für Familien mit sehr geringem Einkommen in<br />
Köln-Buchheim gestartet. Die Mitgliedschaft ist befristet und<br />
beitragsfrei. Sie ermöglicht die unbegrenzte Nutzung sämtlicher<br />
Vereinssportangebote. In enger und unbürokratischer<br />
Zusammenarbeit mit der Buchheimer Selbsthilfe, dem Buchheimer<br />
Treff und dem Buchheimer Familienladen werden die<br />
Bedürftigen erreicht.<br />
Befristet und beitragsfrei ist auch eine Möglichkeit, die sich<br />
der Familiensportverein Bund für natürliche Lebensgestaltung,<br />
Göttingen, ausgedacht hat. Im vereinseigenen Sportund<br />
Freizeitpark können Interessierte ihren Wohnwagen<br />
gegen eine Standgebühr sechs Monate lang aufstellen und<br />
alle Vereinsangebote kostenlos in Anspruch nehmen. Mit<br />
"Familienfreundlichkeit" und "Offenheit" wirbt der Kanu-Club<br />
Limburg im Eisenbahner Sportverein Blau-Weiss für sich.<br />
Die Familie als Marke macht den Verein unverwechselbar. Der<br />
Idarer Turnverein 1873 (ITV) betreibt im zweiten Jahr seinen<br />
Familiensportpark in Idar-Oberstein, auch mit einem Ausbildungszentrum<br />
für Nordic Walking. Der ITV organisiert die<br />
Ausbildung in Kooperation mit dem Skiverband Rheinland<br />
und dem Bildungswerk des Landessportbundes Rheinland-<br />
Pfalz. Die Turngemeinde in Berlin 1848 weist als einen Satzungszweck<br />
die Pflege und Förderung des Familien- und<br />
Seniorensports aus. Der Turn- und Sportverein Bulach 1913,<br />
Karlsruhe, möchte im Sinne seines Leitbildes die sportlichen<br />
und sozialen Kompetenzen weiter stärken und langfristig ein<br />
bewegungsorientiertes Familienzentrum einrichten.<br />
Als Familienzentrum aufgewertet ist seit einem halben Jahr<br />
die Kindertagesstätte Flic Flac der Turnerschaft Bergisch<br />
Gladbach (TS). "Das Konzept sieht eine Vernetzung und<br />
Zusammenführung verschiedener Beratungsleistungen und<br />
Förderungen vor", beschreibt TS-Geschäftsführer Ernst Hengemühle<br />
die anspruchsvolle Aufgabe, insbesondere als
Anlaufstelle für alle Familien im Einzugsbereich. Sie können z.<br />
B. Erziehungs- und Eheberatung oder motorische Frühförderung<br />
und Sprachförderung in Anspruch nehmen.<br />
Solche herausragenden gesellschaftlichen Entwicklungen<br />
haben ihren Ursprung in speziell für die ganze Familie vorbereiteten<br />
Angeboten. Sie werden zum ersten Mal erprobt oder<br />
als Wiederholungen fortgeführt. So hat die Abteilung Minigolf<br />
des Fußballclubs Concordia Buckow/Waldsieversdorf 03<br />
das erste Familiensportfest mit großer Akzeptanz veranstaltet.<br />
Grundlage war das neue Konzept des <strong>Deutsche</strong>n Minigolf<br />
Sportverbandes, anerkannt und gefördert vom <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Olympische</strong>n Sportbund (DOSB). Der Klassiker im Programm<br />
des Skiclubs Wermelskirchen bleibt das zum neunten Mal<br />
ausgetragene Familienturnier im Badminton. Der dritte Familiensporttag<br />
der Turn- und Sportgemeinde Tübingen 1845 hat<br />
sich über Sport, Spiel und Geselligkeit zum Kontakt- und<br />
Informationstag gemausert.<br />
Jeden Montag während der Sommerferien lädt der Turn- und<br />
Sportverein Jaderberg zu den beliebten Radtouren für die<br />
ganze Familie ein. Gemeinsam mit dem Club "Kinder kreativ"<br />
organisiert der Sportverein Preilack Familiensportfeste für das<br />
ganze Dorf. Die Attraktion beim Spielfest für alle Generationen<br />
der Fecht- und Turnerschaft Geisingen war ein umgebauter<br />
ehemaliger Schäferwagen, der mit einhundert neuen und<br />
alten Spielen zu fröhlichen Spiel-Runden motiviert.<br />
Strukturen für Familiensport sind eher noch selten. Sie können<br />
jedoch entsprechend verbandsspezifischen Aufgabenstellungen<br />
sogar<br />
schon seit<br />
vielen Jahren<br />
bestehen. Bei<br />
neu gegründeten<br />
Vereinen<br />
sind sie nahezu<br />
selbstverständlicher<br />
Teil der<br />
Aktivitäten.<br />
Aber auch die<br />
Zusammensetzung<br />
der<br />
Mitgliedschaften<br />
dürfte in<br />
Zukunft die<br />
Organisation<br />
im Sinne der<br />
Vereinsgemeinschaft<br />
positiv<br />
verändern.<br />
Die Familiengruppe<br />
in der<br />
Sektion Wuppertal des <strong>Deutsche</strong>n Alpenvereins (DAV) trifft<br />
sich zum regelmäßigen Familiensport zu festgelegten Zeiten.<br />
Die Angehörigen verabreden sich aber auch oft spontan<br />
durch Anrufe und Telefonkette, um schnell auf Witterung<br />
und Wünsche zu reagieren. Jeden Freitagabend wird im Turnund<br />
Sportverein Ettlingen generationsübergreifend Fußball<br />
gespielt. Mit Sporttreiben und einer Entspannungsstunde ist<br />
der Sonnabend bei Wellfit Sports Königsdorf 2006, Frechen,<br />
der Familientag.<br />
Die Betriebssportgruppe Pneumant, Fürstenwalde/Spree, hat<br />
eine Familiensportabteilung gegründet und damit einem<br />
Mitgliederwunsch entsprochen. Das Bewegungsangebot<br />
richtet sich von Mal zu Mal individuell nach den Vorstellungen<br />
der Teilnehmer. "Die Kinder bringen auch neue Ideen aus<br />
dem Kindergarten mit. Und wir lernen längst vergessene<br />
Spiele aus der Zeit kennen, als die Erwachsenen noch Kinder<br />
waren", beschreibt Übungsleiterin Heike Thiem die freudebetonten<br />
Stundeninhalte.<br />
Es lohnt sich, für Familie und Sport als ideologiefreier, gesellschaftlicher<br />
Wert immer wieder Maß zu nehmen und Zeichen<br />
zu setzen. Den Wandertag im Charlottenburger Turn- und<br />
Sportverein von 1858 mit 70 Teilnehmern hat eine Familie<br />
ganz alleine organisiert. Zur reizvollen Gemengelage gehören<br />
"anrudern" und "abturnen", Sport und Spiel in möglichst<br />
großer Vielfalt, Sommerfeste und Weihnachtsfeiern, Kindertanz<br />
beim Seniorentreff oder Großmutters Erbsensuppe im<br />
Zirkuscamp. "Sport der Generationen" mit der Familie mittendrin<br />
bleibt ein erstrebenswertes Ziel.<br />
39
Was as macht eigentlich ...?<br />
Uwe- Uwe Jens Mey<br />
Von Jochen Frank<br />
Trainerarbeit erfordert Geduld. Viel Geduld. Ohne das Ziel<br />
aus den Augen zu verlieren. 16 Jahre lang musste Joachim<br />
Franke warten bis er "seinen" ersten Olympiasieger präsentieren<br />
konnte. 1988 in Calgary.<br />
Im überdachten Olympic Oval hatte sich ein junger Berliner<br />
unter 37 Bewerbern als schnellster Eissprinter über 500 Meter<br />
erwiesen: Uwe-Jens Mey, damals 24 Jahre alt, gewann in<br />
Weltrekordzeit (36,35 Sek.). Vier Tage später sorgte er für eine<br />
silberne Zugabe über die doppelte Distanz. Mey schaffte<br />
1:13,11 Minuten. Nur der Russe Nikolai Guljajew war schneller.<br />
Um acht Hundertstelsekunden.<br />
Kanadische Freudentage<br />
auch und<br />
vor allem für<br />
Joachim Franke,<br />
der mit André<br />
Hoffmann über<br />
1500 Meter einen<br />
weiteren Schützling<br />
zum Olympiasieg<br />
führte.<br />
1972 vom Trainerstuhl<br />
bei den<br />
Weißwasseraner<br />
Puckjägern schweren<br />
Herzens nach<br />
Berlin zu den<br />
Kufenflitzern des<br />
SC Dynamo<br />
gewechselt, bekam<br />
er 1983 den<br />
schlaksigen Blondschopf namens Mey unter seine Fittiche. Ein<br />
Glücksumstand für beide. "Für mich der beste Trainer der Welt",<br />
sagt Uwe-Jens Mey heute, ein Vierteljahrhundert später, voller<br />
Dankbarkeit.<br />
40<br />
Franke hatte das Talent des begnadeten Technikers erkannt und<br />
innerhalb eines Jahres olympiareif gemacht. Die Plätze acht und<br />
25 über 500 bzw. 1.000 Meter bei den Winterspielen 1984 in<br />
Sarajevo gehen in Meys sportlicher Bilanz meist unter, weil sie<br />
von den Erfolgen der weiteren acht Jahre überstrahlt werden.<br />
"Danach ging es Schritt für Schritt aufwärts", resümiert Mey<br />
und fügt als Belege seine Weltmeisterschaftsplatzierungen bis<br />
zum nächsten Olympiastart, eben in Calgary, hinzu: Sechster,<br />
Fünfter, Vierter. Eine Woche vor der olympischen Prüfung hatte<br />
Mey in West Allis beim zweitägigen Sprintermehrkampf um die<br />
WM-Krone mit<br />
Rang zwei hinter<br />
Dan Jansen (USA)<br />
schon einen<br />
Warnschuss an die<br />
renommierte<br />
Gegnerschaft<br />
abgegeben. Vizeweltmeister<br />
wurde<br />
Mey übrigens<br />
insgesamt dreimal.<br />
Nach 1988 auch<br />
1989 und 1991,<br />
jeweils hinter dem<br />
russischen Kontrahenten<br />
Igor Shelesowski.<br />
Zweiter… Erster<br />
Verlierer? Bei allem<br />
Respekt für die<br />
Leistung eines<br />
besseren Rivalen<br />
gibt Uwe-Jens Mey unumwunden zu, dass er stets das Maximum<br />
anstrebe und eigentlich nicht verlieren könne. Er führt<br />
diesen Gedanken weiter, als wir darauf zu sprechen kommen,<br />
warum er nach der glanzvollen Wiederholung seines olympi-
schen Triumphes<br />
auf der 500-<br />
Meter-Strecke<br />
1992 in Albertville<br />
abgetreten sei,<br />
nachdem der neu<br />
eingeführte<br />
Olympia-Rhythmus<br />
bereits zwei<br />
Jahre danach in<br />
Lillehammer die<br />
nächste Medaillenchanceeröffnet<br />
hätte.<br />
Mey, der auch<br />
sechsmal im<br />
Gesamt-Weltcup triumphierte, bezeichnet sich als "Mensch, der<br />
stark auf ein Ziel hinarbeitet". Ist es erreicht, sei das Thema für<br />
ihn abgeschlossen. Mit dem zweiten 500-Meter-Sieg in Folge<br />
war ihm in Albertville ein Bravourstück gelungen, das zuvor nur<br />
ein <strong>Deutsche</strong>r, der Münchener Erhard Keller 1968 und 1972,<br />
vollbracht hatte. Der Gefahr, in Lillehammer "als abgetakelte<br />
Ente" - so Mey - vom Eis zu gehen, wollte er sich nicht aussetzen.<br />
Ein kluger Entschluss, denn fortan konnte sich der selbstbewusste,<br />
ehrgeizige Berliner, jung verheiratet und Vater einer<br />
damals dreijährigen Tochter (Caroline), ganz seinem beruflichen<br />
Fortkommen widmen. Als diplomierter Sportlehrer setzte<br />
er sich abermals auf die Schulbank und begann im Herbst<br />
1992 bei einem Leasing-Unternehmen die Ausbildung zum<br />
Bürokaufmann, die er - wie er sagt - "mit sehr hohem Aufwand<br />
auf anderthalb Jahre verkürzen konnte". Seitdem hat er<br />
bei mehreren Unternehmen Erfahrung gesammelt, ist viel<br />
gereist und jetzt mit 45 möglicherweise im besten Alter für<br />
diese Arbeit.<br />
Die Meinung, dass der Sport von heute mehr und mehr von<br />
finanziellen Faktoren bestimmt wird, will er nicht so ohne<br />
weiteres teilen. "Wenn ein Sportler in der Lage ist, mit Höchstleistungen<br />
Geld zu verdienen, soll er das tun, so lange es Leute<br />
gibt, die dafür Geld ausgeben." Die Gefahr der Manipulation<br />
gäbe es schließlich auch in anderen Bereichen, in denen überdurchschnittlich<br />
hohe Leistungen gefordert sind, nicht nur im<br />
Sport. Dass Deutschland in der Dopingbekämpfung eine Vorreiterrolle<br />
übernommen hat, sieht Mey als "ausgesprochen positiv",<br />
befürchtet indes, "dass man wie Don Quichotte gegen<br />
Windmühlen kämpft".<br />
Der Sport hat ihm die "Grundeinstellung zum Leben" vermittelt.<br />
Fairness, Teamgeist und Zielstrebigkeit seien auf sportlicher wie<br />
beruflicher Ebene gleichermaßen wichtig. "Ich bin sehr ungeduldig",<br />
sagt er, "wenn irgend etwas nicht schnell genug geht."<br />
Gleichgültigkeit, Trägheit, Unentschlossenheit bringen ihn auf<br />
die Palme.<br />
Bei der beliebten Standardfrage nach einem Laster, einer Schwäche<br />
zögert er mit der Antwort und wirft einen fragenden Blick zu<br />
seiner Frau Anette, die unser Gespräch verfolgt. Nein, zu diesem<br />
Stichwort fällt auch ihr zunächst nichts ein. Erst später, als Uwe-<br />
Jens Mey vom regelmäßigen wöchentlichen Fußballtreff mit<br />
Gleichgesinnten Freitagabend erzählt, merkt sie etwas kritisch an,<br />
dass sich "das mit dem Bierchen danach manchmal doch recht<br />
lange hinzieht". Und einsichtig fügt er hinzu, er könne halt<br />
schwer nein sagen, wenn er mit Kumpels oder Freunden zusammen<br />
ist. So gesehen, eben doch eine kleine Schwäche.<br />
"Hoppel" nennen sie ihn, die ihn lange kennen. Ein Spitzname,<br />
der sich seit seinem zehnten Lebensjahr erhalten hat und auf<br />
jene Hasensprünge zurückzuführen ist, die er als Kind im<br />
Training besonders gut beherrschte. Die Schlittschuhe holt er<br />
zumindest immer dann hervor, wenn sich die Freunde mit ihren<br />
Familien am zweiten Weihnachtsfeiertag zu Eislauf und Glühwein<br />
treffen. Eine schöne, langjährige Tradition, die auch in<br />
diesem Jahr gepflegt wird.<br />
Dass sich die Freundschaften über all die Jahre erhalten haben,<br />
betrachtet der doppelt vergoldete Olympiasieger als enormen<br />
Gewinn seiner sportlichen Karriere. Über die Landesgrenzen<br />
hinaus verbindet ihn mit seinem einstigen Rivalen Dan Jansen<br />
ein enger, herzlicher Kontakt. Zuletzt hat er den US-Amerikaner<br />
2006 in Turin gesehen. Gemeinsam mit Christa Luding und<br />
Karin Kania war Mey in der italienischen Olympiastadt.<br />
Mit Hochachtung spricht er von seinem Trainer Joachim Franke,<br />
den er erst kürzlich beim Weltcup in der heimischen Halle in<br />
Berlin-Hohenschönhausen traf. An ihm hat er besonders<br />
geschätzt, dass er sich im Gegensatz zu manch anderen Berufskollegen,<br />
die nach der Wende am Alten festhielten und auf der<br />
Strecke blieben, den veränderten Gegebenheiten anpassen<br />
konnte. "Sicher, es gibt viele gute Trainer", sagt Mey, "aber ich<br />
kenne außer Achim keinen, der in der Lage war, sich immer<br />
weiter zu entwickeln, nach neuen Wegen zu suchen."<br />
Bewundernswert das Vermögen des Trainers, seine Athleten auf<br />
den Punkt in Höchstform zu bringen. Neben Mey und Hoffmann<br />
zählten mit Claudia Pechstein und Olaf Zinke weitere<br />
olympische Goldmedaillengewinner zu seinen Schützlingen. In<br />
der Vitrine in Meys Arbeitszimmer, in der all die goldenen,<br />
silbernen und bronzenen Schätze aufbewahrt sind, nimmt ein<br />
Foto, das ihn in Calgary mit seinem Trainer und dem Erfurter<br />
Rainer Mund festgehalten hat, einen Ehrenplatz ein.<br />
Joachim Franke, Jahrgang 1940, spricht von einer "sehr engen,<br />
echten Beziehung zwischen Trainer und Sportler", wenn er zu<br />
seinem Verhältnis mit Uwe-Jens Mey gefragt wird. "Er war<br />
schon ein außergewöhnlicher Athlet", sagt er, "der immer<br />
wusste, was er wollte." Dass es dabei auch Reibungspunkte und<br />
manchmal harte Worte gegeben hat, will keiner von beiden<br />
bestreiten. Was zählt, ist das Erreichte. Und das spricht für sich.<br />
Ebenso die Tatsache, dass es für den Athleten heute eben nicht<br />
mehr "Herr Franke" sondern "Achim" ist.<br />
41
Vor 110 und 100 Jahren geboren:<br />
Zum Gedenken an vier Sportpersönlichkeiten aus den<br />
Gründerjahren von NOK, DSB und DOG Von Friedrich Mevert<br />
Beim Neuaufbau einer demokratischen Sportorganisation<br />
im zerstörten Nachkriegsdeutschland nach dem Zusammenbruch<br />
des "Dritten Reiches" und der Kapitulation der<br />
deutschen Wehrmacht im Mai 1945 standen in dem gemeinsamen<br />
Bemühen, eine sportliche Einheitsbewegung zu schaffen,<br />
verschiedene Modelle in der Diskussion. Viele Persönlichkeiten<br />
riefen dazu auf, den Sportbetrieb nicht wieder wie in der Zeit vor<br />
der NS-Gleichschaltung getrennt in verschiedenen und gegeneinander<br />
konkurrierenden Lagern zu organisieren, sondern ein<br />
gemeinsames Dach im neuen deutschen Staat zu schaffen, unter<br />
dem sich alle zu Hause fühlen sollten.Zwei dieser "Männer der<br />
ersten Stunde" wurden vor 100 Jahren und zwei vor 110 Jahren<br />
geboren. Im folgenden Beitrag wird an diese vier Persönlichkeiten,<br />
die die neugeschaffenen demokratischen Sportstrukturen<br />
ganz wesentlich mitgeprägt haben, erinnert.<br />
Im November vor 110 Jahren wurden Guido von Mengden und<br />
Heinrich Sorg geboren. Sie kamen in der Vorkriegszeit aus unterschiedlichen<br />
<strong>Gesellschaft</strong>s- und Sportsystemen, aus der bürgerlichen<br />
Spiel- und Fußballbewegung der spätere NSRL-Stabschef<br />
der eine, aus dem sozialistischen Arbeitersport der Emigrant im<br />
Dritten Reich der andere. Doch sie wurden im gleichen Monat<br />
des gleichen Jahres noch im 19. Jahrhundert geboren, und sie<br />
bauten gemeinsam nach Kriegsende und dem Zusammenbruch<br />
des NS-Regimes in der Mitte des 20. Jahrhunderts die neue<br />
demokratische Sportbewegung und insbesondere den <strong>Deutsche</strong>n<br />
Sportbund auf. Die Rede ist von Guido von Mengden und Heinrich<br />
Sorg.<br />
Zum 110. Geburtstag von Heinrich Sorg<br />
Noch überzeugter als andere Arbeitersportler seiner Jahrgänge<br />
hatte sich Heinrich Sorg bereits als junger Mensch in der Weimarer<br />
Republik gegen den wachsenden Einfluss der Nationalsozialisten<br />
gewandt, auch im aktiven Kampf im Rahmen der "Eisernen<br />
Front", deren Kampfleitung im Rhein-Main-Gebiet er angehörte.<br />
So geriet er in große Gefahr und musste - nach einer verratenen<br />
Aktion - bereits 1933 in die Tschechoslowakei flüchten und von<br />
dort sechs Jahre später nach England. Dies dürfte auch ein Grund<br />
dafür gewesen sein, dass er sich nach Kriegsende 1945 zunächst<br />
nachhaltig für die Wiederbegründung der Arbeitersportverbände<br />
42<br />
einsetzte, wobei er aber im Nachkriegsdeutschland auf Widerstand<br />
stieß und sich nicht durchsetzen konnte.<br />
Im hessischen Bischofsheim in der Nähe von Hanau wurde<br />
Heinrich Sorg am 7. November 1893 geboren. Der Sohn einer<br />
Arbeiterfamilie engagierte sich schon als 15-jähriger Schüler in<br />
der Sozialistischen Arbeiterjugend, wurde Mitglied in der Freien<br />
Turnerschaft und arbeitete nach Schulabschluss und Ausbildung<br />
zunächst als Bürokaufmann. Er trat 1917 der SPD bei, wurde im<br />
Frankfurter Westend Vorsitzender des Arbeiter-Sportvereins und<br />
begann seine hauptberufliche sportpolitische Laufbahn 1926 als<br />
Sekretär des ATSB-Kreises Frankfurt am Main. Während der<br />
Emigration vertrat er - zunächst in Prag, später von 1942 bis<br />
1946 in London - den deutschen Arbeitersport in der Sozialistischen<br />
Arbeitersport-Internationale (SASI). Gemeinsam mit seiner<br />
Frau Rosa leitete er während<br />
der Jahre im britischen Exil ein<br />
Kinderheim.<br />
Gleich nach Kriegsende<br />
bemühte sich Heinrich Sorg<br />
zunächst noch von England<br />
aus um den Neuaufbau der<br />
Arbeitersportorganisation,<br />
stieß dabei jedoch auf den<br />
Widerstand von Fritz Wildung<br />
und anderer ehemaliger ATSB-<br />
Funktionäre, die eine Einheitssportbewegung<br />
unter Einschluss<br />
der ehemaligen bürgerlichen und konfessionellen Verbände<br />
anstrebten. Im Juli 1946 kehrte Sorg aus London in seinen<br />
Heimatort Bischofsheim zurück, trat im September des gleichen<br />
Jahres als Leiter der Abteilung Sport in der Sozialistischen Kulturzentrale<br />
in Frankfurt die Nachfolge von Wildung als Sportreferent<br />
der SPD an und wurde bei der Gründungsversammlung<br />
des Landessportverbandes Hessen am 12/13. Juli 1947 in Mörfelden<br />
als Stellvertreter von Heinz Lindner zum 2. Vorsitzenden des<br />
späteren Landessportbundes (LSB) Hessen gewählt.<br />
In diesem Amt wirkte Heinrich Sorg 16 Jahre bis zu seinem Tode<br />
und arbeitete erfolgreich vor allem beim Aufbau der Sportjugend,<br />
der Förderung des Sports auf kommunaler Ebene und im
Breiten -und Freizeitsport. Er nahm neben Lindner als hessischer<br />
Vertreter an den zahlreichen Vorbereitungskonferenzen zur<br />
Gründung des <strong>Deutsche</strong>n Sportbundes und auch an der DSB-<br />
Gründungsversammlung 1950 in Hannover teil. Im DSB arbeitete<br />
er im Sportbeirat als Vertreter der ehemaligen Arbeitersportler<br />
mit und brachte seine Ideen in die Erarbeitung der Programme<br />
mit ein, die später als "Zweiter Weg" und "Goldener Plan" verwirklicht<br />
wurden.<br />
Innerhalb der SPD bemühte sich Sorg, einerseits die Bedeutung<br />
des Sports in den Parteiprogrammen und Parteigremien aufzuwerten<br />
und nahm dafür zahlreiche Auseinandersetzungen in<br />
Kauf. Andererseits stellte er sich als Aufgabe, alle ehemaligen<br />
Arbeitersportler in die Einheitssportbewegung in der Bundesrepublik<br />
zu integrieren und in ein gemeinsames Konzept einzubinden,<br />
ein Ziel, das ihm jedoch aus verschiedenen Gründen nicht gelang.<br />
Mit Härte führte er über Jahre einen Kampf gegen Carl Diem,<br />
dessen Tätigkeiten in der NS-Zeit er für unvereinbar mit der<br />
Übernahme von neuen Ämtern im Sport der Nachkriegszeit hielt.<br />
Die Wahl Diems in das neu gegründete NOK für Deutschland und<br />
die Berufung Diems zum ersten - nebenamtlichen - Sportreferenten<br />
der Bundesregierung empfand er als eine Provokation der<br />
ehemaligen Arbeitersportler, wurde aber in dieser Frage nicht von<br />
allen Teilen der SPD unterstützt. Erst später fand sich Sorg mit<br />
manchen politischen und personellen Entwicklungen im Sport<br />
der Nachkriegsjahre ab. In den fünfziger Jahren arbeitete Heinrich<br />
Sorg als Stellvertreter Heinz Lindners innerhalb des LSB Hessen<br />
vor allem daran, seine programmatischen Ideen vom Volkssport in<br />
einen - alternativ zum traditionellen Wettkampfsport stehenden -<br />
Freizeitsport für alle Bürger einzubringen. Viel zu früh starb er im<br />
65. Lebensjahr am 21. September 1963 und fand seine letzte<br />
Ruhestätte im heimatlichen Bischofsheim.<br />
Aus Anlass von Heinrich Sorgs 100. Geburtstag am 7. November<br />
1998 erhielt der Landessportbund Hessen durch eine Stiftung<br />
ein völlig unerwartetes Millionengeschenk. Ingeborg Sorg-<br />
Häfner, die Tochter von Heinrich Sorg, übereignete dem von<br />
ihrem Vater ganz wesentlich mit aufgebauten LSB ein 18.000<br />
qm großes Grundstück in Schlangenbad.<br />
Zum 110. Geburtstag von<br />
Guido von Mengden<br />
"Guido von Mengden hat ein Leben lang mit weitblickenden<br />
Ideen und Initiativen dem Sport gedient. Die Ausgestaltung der<br />
1950 im <strong>Deutsche</strong>n Sportbund gefundenen Einheit ist mit<br />
seinem Namen ebenso verbunden wie so mancher geistige<br />
Anstoß für die <strong>Olympische</strong> Bewegung. Er hat allen das Maß der<br />
hohen Leistung gesetzt." So heißt es 1982 in dem von den<br />
Präsidenten des DSB, Willi Weyer, und des NOK, Willi Daume,<br />
unterzeichneten Nachruf für den Mann, der über fast vier<br />
Jahrzehnte in unterschiedlichen politischen Systemen einer der<br />
profiliertesten Männer und geistig führenden Köpfe des deutschen<br />
Sports war.<br />
Guido von Mengden wurde am 13. November 1898 als Sohn des<br />
Obergütervorstehers Friedrich von Mengden in Düren (Rheinland)<br />
geboren. Die Familie stammte aus altem westfälischen<br />
Adel. Nach dem Besuch des Humanistischen Gymnasiums nahm<br />
er als Freiwilliger am Ersten Weltkrieg teil und wurde als Offiziersbewerber<br />
und Sturmtruppführer im Juni 1916 vor Verdun<br />
schwer verletzt. Das im Sommer 1917 in Bonn begonnene<br />
Studium der Geodäsie schloss der vielseitige Sportler 1919 mit<br />
dem Staatsexamen als Landvermesser<br />
und Kulturingenieur<br />
ab und arbeitete in den folgenden<br />
Jahren zunächst in<br />
einer niederrheinischen<br />
Genossenschaft als Leiter der<br />
Vermessenstechnik.<br />
1924 unternahm von Mengden<br />
einen beruflichen Wechsel<br />
und wurde Sportjournalist.<br />
Bereits ein Jahr später wurde<br />
er Geschäftsführer des Westdeutschen<br />
Spielverbandes in<br />
Duisburg, gestaltete dort - auch basierend auf seinen Erfahrungen<br />
als junger Pfadfinder - die Grundlagen für eine umfassende<br />
sportliche Jugendarbeit und Jugenderziehung und fungierte als<br />
Schriftleiter des WSV-Organs "Fußball und Leichtathletik". 1933<br />
wurde von Mengden vom <strong>Deutsche</strong>n Fußball-Bund in dessen<br />
Führungsspitze nach Berlin berufen und mit der Redaktion des<br />
DFB-Organs "<strong>Deutsche</strong>r Fußball-Sport" sowie der Leitung des<br />
Jugendressorts in der DFB-Geschäftsstelle beauftragt.<br />
In der Reichshauptstadt startete der zwischenzeitlich in die<br />
NSDAP eingetretene von Mengden vor allem auf Grund seines<br />
publizistischen Wirkens eine steile Karriere, die ihn über das Amt<br />
des Pressereferenten des <strong>Deutsche</strong>n Reichsbundes für Leibesübungen<br />
(1935) und des Generalreferenten des Reichssportführers<br />
(1936) bis zum Stabsleiter des NS-Reichsbundes für Leibesübungen<br />
(1938) führte. Als Chef der deutschen Sportverwaltung<br />
war er zudem Hauptschriftleiter des "NS-Sport", des amtlichen<br />
Organs der national-sozialistischen Reichssportführung. In<br />
den letzten Monaten des Dritten Reiches leitete er ein Volkssturmbataillon<br />
der Reichssportführung im kriegszerstörten<br />
Berlin. Nach Kriegsende ging von Mengden zunächst nach<br />
Rügen und von dort 1948 in seine niederrheinische Heimat<br />
zurück, wo er - anfangs als Publizist Lind noch im Hintergrund -<br />
als Helfer von Dr. Bauwens und anderen am Wiederaufbau der<br />
Sportorganisation in Westdeutschland mitwirkte. 1951 wurde er<br />
von Georg von Opel zum Geschäftsführer der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />
<strong>Gesellschaft</strong> bestellt und prägte die Ziele dieser neuen<br />
Organisation im deutschen Sport. 1954 berief ihn dann - in<br />
Kenntnis seiner NS-Vergangenheit - das Präsidium des Deut-<br />
43
schen Sportbundes als Nachfolger des bisherigen Geschäftsführers<br />
Dr. Baum zum Hauptgeschäftsführer des DSB in Frankfurt.<br />
Hier leistete er für ein Jahrzehnt mit seiner Vielseitigkeit und<br />
seinem profunden Wissen Generalstabsarbeit für Willi Daume als<br />
DSB- und NOK-Präsident, was ihm auch die Ehrenbezeichnung<br />
der "grauen Eminenz des deutschen Sports" einbrachte. Besonders<br />
engagierte sich Guido von Mengden für die Verbesserung<br />
des Schulsports und war letztlich auch Auslöser der 1956 von<br />
der Kultusministerkonferenz verabschiedeten "Empfehlungen zur<br />
Förderung der Leibeserziehung in den Schulen". Am 31. Dezember<br />
1963 ging Guido von Mengden im Alter von 65 Jahren als<br />
Hauptgeschäftsführer des DSB und des NOK für Deutschland in<br />
den Ruhestand, hatte aber zuvor in seinen letzten Dienstjahren<br />
in der DSB-Hauptverwaltung gemeinsam mit Präsident Willi<br />
Daume ein junges Führungsteam aufgebaut, das in den folgenden<br />
Jahrzehnten die weitere Entwicklung des DSB ganz wesentlich<br />
mitgestaltete. Seine letzten Lebensjahre verbrachte Guido<br />
von Mengden in einem Seniorenheim in Göttingen, wo er nach<br />
langer, schwerer Krankheit am 4. Mai 1982 starb.<br />
Noch als 84-Jähriger hatte von Mengden, ohne dessen Ideen,<br />
Konzeptionen und Vorarbeiten viele wichtigen Sportentwicklungen<br />
der Nachkriegszeit kaum denkbar wären, in einer 170seitigen<br />
Schrift "Umgang mit der Geschichte und den Menschen"<br />
zur Machtübernahme im deutschen Sport durch die<br />
NSDAP ausführlich Stellung genommen und damit seinen<br />
letzten Beitrag zur Vergangenheitsbewältigung und zur Beurteilung<br />
seines persönlichen Wirkens für den Sport im nationalsozialistischen<br />
Dritten Reich geleistet.<br />
Zum 100. Geburtstag von Dr. Max Danz<br />
Es war am Nachmittag des 10. Dezember 1950 im Hodler-Saal<br />
des hannoverschen Rathauses. Die Delegierten der Fachverbände<br />
und Landessportbünde hatten bei der Gründungsversammlung<br />
des <strong>Deutsche</strong>n Sportbundes nach einer zweiten halbstündigen<br />
Unterbrechung die Beratungen wieder aufgenommen, um die<br />
Wahlen für das Präsidium fortzusetzen, als Schwierigkeiten<br />
auftauchten. Kurz zuvor hatte sich bei der Wahl zum zweiten<br />
stellvertretenden DSB-Präsidenten Dr. Max Danz knapp mit 40 zu<br />
37 Stimmen gegen Oscar Drees durchgesetzt, der für die Turner<br />
und auch für die ehemaligen Arbeitersportler kandidiert hatte. Da<br />
ergriff kurzerhand Dr. Max Danz das Wort, würdigte die großen<br />
Verdienste des Arbeiter-Turn- und Sportbundes in der Vergangenheit,<br />
trat vom gewählten Amt wieder zurück und bat unter<br />
lebhaftem Beifall in einer noblen Geste darum, Oscar Drees an<br />
seiner Stelle zum DSB-Vizepräsidenten zu wählen, damit die<br />
ehemaligen Mitglieder des Arbeiter-Turn- und Sportbundes "auch<br />
mit dem Herzen zu uns finden werden". Oscar Drees wurde<br />
daraufhin einstimmig (bei 13 Enthaltungen) zum zweiten Vizepräsidenten<br />
und Dr. Max Danz später mit dem besten Stimmenergebnis<br />
zu einem Beisitzer im ersten DSB-Präsidium gewählt.<br />
Dr. Max Danz wurde am 6. September 1908 in Kassel geboren,<br />
44<br />
der nordhessischen Stadt, der er bis zu seinem Tode verbunden<br />
geblieben ist. In der Casseler Turngemeinde und bei Hessen-<br />
Preußen Kassel begann er als Schüler seine sportliche Laufbahn<br />
als Mittelstreckenläufer, die er als Student 1930 mit der Weltmeisterschaft<br />
in der <strong>Olympische</strong>n Staffel, mit dem Gewinn der<br />
<strong>Deutsche</strong>n Meisterschaft 1931 über 3 x 1000 m, mit der erfolgreichen<br />
Teilnahme als Mittelstreckler an Länderkämpfen in der<br />
deutschen Nationalmannschaft undschließlich mit dem Start<br />
über 800 m bei den <strong>Olympische</strong>n Spielen 1932 in Los Angeles<br />
krönte, bevor er durch eine Verletzung den Leistungssport aufgeben<br />
musste. Von 1930 bis 1936 studierte Danz in Berlin und<br />
Marburg Medizin, promovierte 1937 zum Dr. med. und heiratete<br />
im gleichen Jahr Elisabeth Prinz, die ihn bis zu ihrem Tode 1993<br />
56 Jahre auf seinem Lebensweg begleitete. Kurz vor Kriegsende<br />
wurde Dr. Danz - zwischenzeitlich Leitender Krankenhausarzt in<br />
Berlin - noch zur Wehrmacht eingezogen, wurde im Herbst 1945<br />
aus der Gefangenschaft<br />
entlassen und baute sich dann<br />
in seiner Heimatstadt Kassel<br />
eine eigene Praxis als Internist<br />
auf.<br />
Von 1946 an gehörte Dr. Danz<br />
zu den "Männern der ersten<br />
Stunde" beim Aufbau sowohl<br />
des Leichtathletikverbandes<br />
von der örtlichen über die<br />
hessische bis zur Bundesebene<br />
wie auch des Nationalen<br />
<strong>Olympische</strong>n Komitees und des<br />
<strong>Deutsche</strong>n Sportbundes. Er wurde 1949 Gründungsvorsitzender<br />
des DLV, führte ihn über 20 Jahre und wurde 1970 dessen Ehrenpräsident.<br />
Im internationalen Rahmen wurde Dr. Danz schon<br />
1952 Mitglied des Europakomitees der IAAF, die ihn 1981 mit der<br />
Berufung zum Ehren-Vizepräsidenten auszeichnete.<br />
Dr. Max Danz war als Vertreter der Leichtathletik 1949 in Bonn<br />
auch Mitbegründer des NOK, wurde dessen Vizepräsident und hat<br />
von 1952 bis 1976 bei den Sommerspielen sieben Mal die deutsche<br />
Olympiamannschaft als Delegationsleiter geführt. Dem<br />
Präsidium des DSB gehörte er von 1950 bis 1970 an und wurde<br />
anschließend zum Ehrenmitglied berufen. Auch bei der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong>, die er 1951 in Frankfurt mit aus der<br />
Taufe hob und in der er als Verbindungsmann zum NOK wirkte,<br />
wurde sein Engagement mit der Ehrenmitgliedschaft gewürdigt.<br />
Dr. Max Danz hat während seines jahrzehntelangen Wirkens in<br />
Führungsämtern des deutschen und internationalen Sports<br />
zahlreiche Höhepunkte und auch Enttäuschungen erlebt. Er<br />
wurde mit hohen sportlichen und öffentlichen Ehrungen ausgezeichnet,<br />
so dem Ehrenbrief des Landes Hessen und dem Großen<br />
Bundesverdienstkreuz mit Stern und Schulterband. Seine Heimatstadt<br />
Kassel ernannte ihn zum Ehrenbürger. Das IOC ehrte<br />
ihn 1981 mit der Verleihung des <strong>Olympische</strong>n Ordens.
Bis ins hohe Alter nahm Dr. Max Danz in bewundernswerter<br />
Vitalität am sportlichen Geschehen im nationalen und internationalen<br />
Rahmen regen Anteil. Sein Rat und vor allem seine<br />
Erfahrungen waren in vielen Gremien des Sports auch weiterhin<br />
sehr gefragt, wobei er aber auch von seiner kritischen Distanz zu<br />
manchen Entwicklungen im Sport keinen Hehl machte. Am 20.<br />
Juni 2000 starb Dr. Max Danz im 92. Lebensjahr in seiner Heimatstadt<br />
Kassel. Das 50-jährige Jubiläum des von ihm mit<br />
begründeten DSB hat er im Dezember des gleichen Jahres in<br />
Hannover nicht mehr miterleben können.<br />
Zum 100. Geburtstag von Herbert Kunze<br />
Die <strong>Olympische</strong>n Spiele und der Eissport hatten ihn geprägt und<br />
lebenslang begleitet. Als Herbert Kunze am 2. Juli 1992 in Stuttgart<br />
beim Verbandstag des <strong>Deutsche</strong>n Eissport-Verbandes nicht<br />
mehr als DEV-Präsident kandidierte, trat er vom Führungsamt<br />
eines der damals erfolgreichsten deutschen Sportverbände<br />
zurück, das er nicht weniger als 43 Jahre lang unangefochten<br />
innegehabt hatte. Damit hat Herbert Kunze in der deutschen<br />
Sportgeschichte die längste Präsidentschaft eines Bundesfachverbandes<br />
überhaupt ausgeübt.<br />
Herbert Kunze wurde als Sohn des Bankprokuristen Hans Paul<br />
Kunze am 14. November 1908 in Berlin geboren. Er bestand dort<br />
1927 das Abitur, studierte Jura und Volkswirtschaft und begann<br />
seine berufliche Laufbahn nach dem Referendar- und Assessorexamen<br />
1936 in der Reichsfinanzverwaltung. Nach mehreren<br />
Stationen wurde der damals 32-jährige Jurist im Januar 1941 als<br />
Regierungsrat in das Reichsministerium der Finanzen in Berlin<br />
berufen.<br />
Dort in Berlin begann auch sein Wirken in ehrenamtlichen<br />
Funktionen für den Sport. Herbert Kunze schloss sich im Olympiajahr<br />
1936 dem traditionsreichen Berliner Schlittschuh-Club<br />
an und wurde 1940 dessen Geschäftsführender Vorsitzender.<br />
Nach Kriegsende - Herbert Kunze war von Berlin in die Heimat<br />
seiner Frau Annemarie Coenders nach Düsseldorf umgezogen -<br />
zählte er 1947 zu den Wiederbegründern der Düsseldorfer<br />
Eislauf-Gemeinschaft (DEG) und wurde 1948 zum Jugendwart<br />
und 1949 zum Vorsitzenden der <strong>Deutsche</strong>n Arbeitsgemeinschaft<br />
für Eissport - der DEV-Vorläuferin - gewählt.<br />
Beruflich war er zunächst ab 1947 als Rechtsanwalt in Duisburg-Hamborn<br />
und Düsseldorf tätig und wurde 1951 zum<br />
Geschäftsführer des Bundesverbandes deutscher Banken, der<br />
Dachorganisation des privaten Bankgewerbes, mit Sitz in Köln<br />
berufen.<br />
Bei der Wiedergründung des <strong>Deutsche</strong>n Eissport-Verbandes am<br />
17./18. September 1949 in Mannheim wurde Herbert Kunze zum<br />
Präsidenten gewählt und war eine Woche später am 24. September<br />
1949 in Bonn als Vertreter des Eissports auch Grün-<br />
dungsmitglied des NOK für Deutschland. Der versierte Jurist<br />
gehörte im Dezember 1950 in Hannover zu den Mitbegründern<br />
des <strong>Deutsche</strong>n Sportbundes, wurde zum DSB-Schatzmeister<br />
gewählt und übte diese wichtige Funktion im DSB-Führungsorgan<br />
bis 1967 aus, als er zum Generalsekretär der <strong>Olympische</strong>n<br />
Spiele München 1972 berufen wurde.<br />
Herbert Kunze, der immer zu den Nachdenkern im Sport zählte<br />
und sich auch noch im hohen Alter als DSB-Ehrenmitglied bei<br />
DSB-Tagungen durchaus kritisch zu manchen Entwicklungen im<br />
Sport äußerte, nahm in der Nachkriegszeit für den deutschen<br />
Sport im NOK, im DSB und in der DOG zahlreiche verantwortungsvolle<br />
Funktionen wahr, bei denen ihn stets seine entschiedene<br />
Überzeugung, aber auch seine noble Konzilianz auszeichneten.<br />
Vor allem der <strong>Olympische</strong>n Bewegung verbunden, war<br />
Herbert Kunze bereits bei den <strong>Olympische</strong>n Winterspielen 1952<br />
in Oslo Delegationsleiter der damals bundesdeutschen Mannschaft,<br />
dann 1956 in Cortina<br />
d' Ampezzo, I960 in Squaw<br />
Valley und 1964 in Innsbruck<br />
Mannschaftsführer der<br />
gesamtdeutschen Olympiamannschaften<br />
bei den Winterspielen.<br />
In seiner Funktion als damaliger<br />
Vizepräsident des NOK war<br />
Herbert Kunze am 3. Juli 1966<br />
an der Gründung des Organisationskomitees<br />
der XX.<br />
<strong>Olympische</strong>n Spiele München<br />
1972 führend beteiligt, wurde noch im gleichen Jahr vom Vorstand<br />
des OK zum Generalsekretär für die Münchner Spiele<br />
bestellt und nahm diese hauptberufliche Funktion zum 1. Januar<br />
1967 auf. Herbert Kunze wechselte von Düsseldorf nach München,<br />
heiratete - verwitwet - 1968 dort in zweiter Ehe Irene<br />
Henne und ist der Isarstadt nach der gelungenen Organisation<br />
der Spiele der XX. Olympiade, bei der er an verantwortlicher<br />
Stelle Hervorragendes geleistet hat, bis zu seinem Tode verbunden<br />
geblieben.<br />
Herbert Kunze wurde für seine vielfältigen Verdienste vom DSB<br />
und vom NOK zum Ehrenmitglied ernannt. Das IOC zeichnete<br />
ihn im Februar 1982 vor allem für seine Verdienste um die<br />
Münchner Spiele mit dem <strong>Olympische</strong>n Orden aus. Er war Ritter<br />
der französischen Ehrenlegion, Träger des Komturkreuzes des<br />
Königlich-Schwedischen Wasa-Ordens, Träger des Großen Bundesverdienstkreuzes<br />
und des Bayerischen Verdienstordens sowie<br />
Inhaber weiterer hoher in- und ausländischer Auszeichnungen.<br />
Dem Eissport, in dem er vor mehr als sieben Jahrzehnten sein<br />
sportliches Engagement begann, ist Herbert Kunze auch im<br />
hohen Alter als Ehrenpräsident des <strong>Deutsche</strong>n Eissport-Verbandes<br />
treu geblieben. Am 31. August 2007 ist Herbert Kunze im 99.<br />
Lebensjahr in München gestorben.<br />
45
<strong>Olympische</strong>s Dorf Berlin 1936:<br />
Nicht nur der Sport kehrt zurück<br />
Von Bianka Schreiber-Rietig<br />
Wäre da nicht das Schild, dann würden viele, die bei<br />
Elstal auf der B5 westlich Berlins an dieser Mauer<br />
und den Wohnhausruinen vorbei fahren, gar nicht<br />
wissen, was für ein historischer Ort das ist: "<strong>Olympische</strong>s Dorf"<br />
steht da. <strong>Olympische</strong>s Dorf? Ja, es sind die Athletenunterkünfte<br />
von 1936, als die Nationalsozialisten aus den Spielen ein politisches<br />
Propagandaspektakel machten und auch dieser Ort zur<br />
Strategie des Regimes gehörte.<br />
Zwiespältige Gefühl überkommen den Besucher, wenn er eine<br />
der professionellen Führungen der engagierten Guides mitmacht,<br />
die alle dem Verein Historia Elstal e.V. angehören. Die<br />
Erweiterung der Anlage auf dem Truppenübungsplatz Döberitz<br />
war von der Reichswehr ohnehin geplant, und so kam die Idee<br />
mit dem <strong>Olympische</strong>n Dorf nicht ungelegen.<br />
Das "Dorf des Friedens", von 1934 bis 1936 errichtet, war von<br />
vorneherein als Ausbildungsstätte der Wehrmacht konzipiert:<br />
Verkehrsgünstig gelegen, mit Anbindung an die Fernstraße<br />
Berlin-Hamburg (heutige B5) und eine nahezu geradlinige<br />
Verlängerung der "Via triumphalis" - der olympischen Feststraße<br />
vom Alexanderplatz bis zum Reichssportfeld - waren<br />
für beide Zwecke unschlagbare Standortkriterien. Und nicht<br />
zuletzt bot das Gelände Idylle pur: Die reizvolle Landschaft<br />
war für das Organisationskomitee ein weiterer Grund, die<br />
Sportler aus aller Welt dort unterzubringen. Die Idee des<br />
<strong>Olympische</strong>n Dorfes war zu dieser Zeit relativ neu - in Paris<br />
1924 wurde das erste mangels ausreichender Hotelkapazität<br />
gebaut.<br />
Konzipiert war die Anlage nur für die männlichen Teilnehmer:<br />
4.000 Athleten lebten im "Dorf ohne Frauen", während die 500<br />
Sportlerinnen in den weniger komfortablen Gebäuden Friesenhaus,<br />
Annaheim und Kursistenräumen rund um das Reichssportfeld<br />
untergebracht wurden. Nicht nur strenge Moralvorstellungen,<br />
sondern auch immer noch mangelnde Akzeptanz bei<br />
den Herren der Ringe und den Olympiamachern waren Gründe,<br />
warum die Frauen nicht im Dorf Quartier nehmen durften. Das<br />
Zitat des Gründers der Spiele der Neuzeit, Baron Pierre de<br />
Coubertin, spricht Bände: "Der einzige wirklich olympische Held<br />
46<br />
ist ... die vollendet kraftvolle Persönlichkeit. Folglich: keine<br />
Frauen, keine Sportmannschaften."<br />
Die gute Laune verdarb das den Athleten offensichtlich nicht.<br />
Versorgt und betreut von der Reederei Norddeutscher Lloyd<br />
ging es allen gut. Die Männer konnten im <strong>Olympische</strong>n Dorf<br />
trainieren: Sportplatz, Turn- und Schwimmhalle standen zur<br />
Verfügung. Für die Unterhaltung war gesorgt - heile Welt. Lob<br />
nicht nur von Athleten und Betreuern, sondern auch von der<br />
Presse in aller Welt, die vom Dorf als "wahres Paradies"<br />
schwärmte. "Hier draußen ist die Olympiade, hier fühlt man<br />
ihren Pulsschlag..." schrieb eine US-amerikanische Zeitung.<br />
Man kann es sich gut vorstellen an diesem Spätfrühlingstag,<br />
wie die Athleten nach anstrengendem Training vom Sportblatz<br />
herübertraben, nach dem Duschen vor ihren Wohnungen auf<br />
den Terrassen sitzen, zum Speise- oder Festsaal schlendern. Oder<br />
wie am Eingang vom Kommandanten des Dorfes, Freiherr von<br />
und zu Gilsa, die letzten Delegationen mit Pauken und Trompeten<br />
empfangen werden. Verschwommene Bilder von dem<br />
großen schwarzen US-Leichtathleten Jesse Owens oder seinem<br />
deutschen Freund Lutz Long, von US-Zehnkampf-Olympiasieger<br />
Glenn Morris oder dem japanischen Marathonsieger Kitei Son,<br />
dem deutschen Läufer Rudolf Harbig oder Gewichtheber Rudolf<br />
Ismayer werden lebendig. Ob sie die Politik in ihren Gesprächen<br />
ausklammern konnten? Zwei Wochen ohne Rassendiskriminierung,<br />
ohne Diffamierung, ohne Hass? Keine Fragen nach den<br />
jüdischen Teamkollegen, die aus der deutschen Mannschaft<br />
nahezu alle ausgeschlossen worden waren?<br />
Trotz der unbeschwerten Stimmung war sicher Vorsicht geboten,<br />
mit wem und worüber man sprach. Athleten, die sich hier<br />
als Freunde begegneten, trafen sich später als Feinde auf den<br />
Schlachtfeldern wieder. Viele von ihnen fielen nicht nur im<br />
Krieg, sondern wurden in Konzentrationslagern umgebracht.<br />
Heute liegt über dem Dorf eine merkwürdige Ruhe, aber auch<br />
etwas Bedrückendes. Die Stimme des Guides holt den Besucher<br />
in die Realität zurück. Gerade schildert er, wie 550.000 Quadratmeter<br />
des Geländes neu gestaltet, Erdmassen hin und her
ewegt, Birken und Buchen gepflanzt wurden, um Sichtachsen<br />
herzustellen. Für einen künstlichen See wurden Wasservögel aus<br />
dem Berliner Zoo herbeigeschafft, um dem Ganzen einen<br />
natürlich gewachsenen Anschein zu geben. Zwei Wochen<br />
Paradies, dann folgte die Ernüchterung: Das Dorf wurde seinem<br />
eigentlichen Zweck zugeführt - die Wehrmacht zog ein und<br />
bereitete sich auf den Ernstfall vor. Während des Krieges wurde<br />
die Anlage zum Lazarett umfunktioniert.<br />
1945 zog die Rote Armee in das "Friedensdorf", das nun für<br />
Jahrzehnte ein verbotener Ort wurde. Die Sowjets nutzten das<br />
Gelände für ihre Zwecke, rissen viele der einstigen Sportlerunterkünfte<br />
ab. Von den 136 einstöckigen Häusern stehen heute noch<br />
20. 1992 zogen die GUS-Truppen ab. Zurück blieben mehrere<br />
tausend Tonnen Müll und Gebäudeschutt. Die vielen Um- und<br />
Neubauten der Armee hatten die Anlage weitgehend zerstört.<br />
Was sollte man nun mit diesem braunen Erbe tun? Nach der<br />
Wiedervereinigung flammten alte Gebietsstreitigkeiten zwischen<br />
den brandenburgischen Gemeinden Elstal und Dallgow<br />
auf, Investoren blieben aus. Obwohl das Dorf wegen seiner<br />
historischen und künstlerischen Bedeutung unter Denkmalschutz<br />
steht, war es weiter vom Verfall bedroht. Doch dann<br />
stiegen als <strong>Gesellschaft</strong>er die DKB Immobilien AG und die DKB<br />
Wohnen GmbH ein, die im Jahr 2000 als GbR <strong>Olympische</strong>s Dorf<br />
Eigentümer der Anlage wurden.<br />
Kleine Fortschritte sind nicht zu übersehen - es tut sich was,<br />
seit die DKB-Stiftungen für gesellschaftliches Engagement<br />
Eigentümerin des <strong>Olympische</strong>n Dorfes ist. Einige der hässlichen<br />
Plattenbauten aus Sowjetzeit wurden abgerissen. Ein ehemaliges<br />
historisches Mannschaftshaus der Sportler wird saniert wie<br />
auch der einst künstlich angelegte See. Und der Sport ist<br />
zurückgekehrt: Aschenbahn, Kugelstoß-, Weitsprung- und<br />
Speerwurfanlagen wurden dafür erneuert. Die Turnhalle kann<br />
wieder genutzt werden,<br />
und auf dem 2005 neu<br />
verlegten Fußballrasen<br />
trainiert der Verein ESV<br />
Lok Elstal kostenlos,<br />
kümmert sich aber um<br />
die Pflege des Platzes.<br />
Steffen Freund, ehemaligerFußball-Nationalspieler,<br />
trainiert nicht<br />
nur sein Jugendteam<br />
dort, sondern er organisiert<br />
auch ein Fußballturnier:<br />
Auf historischem<br />
Gelände treten Spitzenmannschaften<br />
wie<br />
Borussia Dortmund oder<br />
Hertha BSC und andere<br />
an.<br />
Eine besondere Beziehung zum <strong>Olympische</strong>n Dorf hat Kugelstoßerin<br />
Astrid Kumbernuss: Sie gab 2005 dort ihre Abschiedsvorstellung.<br />
Nun ist sie seit drei Jahren Moderatorin beim DKB-<br />
Cup-Finale.<br />
Nicht nur Asse wie die Speerwerferinnen Steffie Nerius und<br />
Christina Obergföll oder Kugelstoßerin Nadine Kleinert erleben<br />
Sport an diesem besonderen Ort. Auch der Nachwuchs bereitet<br />
sich bei diesen Veranstaltungen auf große internationale Einsätze<br />
vor. Und die besondere Luft schnuppern wollen auch die, die<br />
später gerne mal ganz oben auf dem Treppchen stehen würden:<br />
Klassen- und Schulstaffeln unterschiedlicher Nationalitäten<br />
starten beim "Jesse Owens Memorial Staffellauf" oder bei<br />
Wettbewerben wie "Deutschland sucht den Supersprinter". Und<br />
bei einer Kinderolympiade wetteifern über 200 kleine Sportler in<br />
ungewöhnlichen Disziplinen wie Besenweitwurf um Medaillen<br />
und natürlich die Ehre....<br />
George Taylor war acht, als er mit seinen Eltern aus York nach<br />
Berlin zu den Spielen kam. Er besuchte auch damals das <strong>Olympische</strong><br />
Dorf. Bei der Führung nun kam die Erinnerung, kleine<br />
bunte Mosaiksteinchen: Wie er an der Hand von Vater und<br />
Mutter beim Tag der offenen Tür Schwimmbad und Sauna<br />
besichtigte. Oder dass im Empfangsgebäude viele Fahnen<br />
hingen. Und an die laute Musik. Der 84-Jährige will nächstes<br />
Jahr mit mehr Zeit wieder kommen und wünscht sich, dass man<br />
vielleicht auch ein kleines Museum einrichten würde "wo auch<br />
hinter die Fassade geschaut wird, was damals in Deutschland<br />
durch diese Spiele übertüncht wurde".<br />
Mit diesem Wunsch steht der Brite nicht allein. Wenn das <strong>Olympische</strong><br />
Dorf als "Denkmal nationaler Bedeutung" anerkannt<br />
würde, dann könnte mit Bundes- und Landesmitteln restauriert<br />
werden, und vielleicht ginge dann der Wunsch der polnischen<br />
Austauschschülerin Maria in Erfüllung: so etwas wie eine<br />
Jugendbegegnungstätte<br />
einzurichten. Die war<br />
schon mal im Gespräch,<br />
wurde aber mangels<br />
Finanzmitteln schnell<br />
wieder ad acta gelegt.<br />
Wenn Jugendliche an<br />
diesem Ort lebenslange<br />
Freundschaften schließen<br />
würden, wie einst<br />
Owens und Long, der an<br />
den Freund 1939 in die<br />
USA schrieb: "Sag Ihnen,<br />
wie gut wir uns verstanden<br />
haben" - das wäre<br />
im Nachhinein ein<br />
Triumph über das grausame<br />
NS-Terrorregime<br />
im Dorf des Friedens.<br />
47
Platz 1<br />
Großer Sport und junge Kunst:<br />
"<strong>Olympische</strong> Spiele - wie ich sie sehe!"<br />
Ein Schülermalwettbewerb<br />
D<br />
ie <strong>Olympische</strong>n Spiele sind das Großfest des Sports, eine<br />
Mustermesse der Superlative. Sie stehen für Wettkämpfe<br />
auf höchstem Niveau, für Rekorde und Medaillen, für großartige<br />
Siege und bittere Niederlagen, für Triumphe und Enttäuschungen.<br />
Aber die <strong>Olympische</strong>n Spiele sind noch mehr. Sie<br />
sind, das lehren uns die Geschichte und die Gegenwart, ein<br />
Politikum besonderer Art, ein exponierter Wirtschaftsfaktor und<br />
nicht zuletzt ein Medienereignis sondergleichen.<br />
Und dennoch oder gerade deswegen zieht das Ereignis immer<br />
wieder Millionen, nein längst Milliarden Menschen in seinen<br />
Bann. Wenn trotz mancher Risiken und Nebenwirkungen die<br />
Faszination ungebrochen scheint, so dürfte dies wohl auch und<br />
nicht zuletzt daran liegen, dass die <strong>Olympische</strong>n Spiele seit jeher<br />
mit einer Vision verbunden sind und der wunderbaren Utopie<br />
Raum geben, dass man Grenzen überwinden und Menschen<br />
einander näher bringen kann, und dass sich das Konkurrenzund<br />
Leistungsprinzip durchaus auf eine geregelte, faire und<br />
friedliche, kurz humane Weise ausleben lässt.<br />
Anspruch und Wirklichkeit der <strong>Olympische</strong>n Spiele spiegeln<br />
sich in einer vielfältigen Rezeption, in unzähligen Äußerungen<br />
OF-GALERIE<br />
48 OF-GALERIE
Platz 2 Platz 3<br />
von Beteiligten sowie professionellen und passionierten Beobachtern.<br />
Besonders reizvoll ist es aber, wie so oft, die Dinge<br />
auch einmal durch die Augen von Kindern und Jugendlichen<br />
zu betrachten, da diese dem vermeintlich ernsthaften Sachverhalt<br />
oft ganz unbefangen, ja in positivem Sinne naiv<br />
begegnen.<br />
Eben daraus resultiert der spezifische Reiz eines seit 1984<br />
durchgeführten, also bereits traditionellen Wettbewerbs,<br />
dessen aktuelle Ergebnisse sich wieder einmal - auch in dieser<br />
"Galerie" - sehen lassen können. "<strong>Olympische</strong> Spiele - wie ich<br />
sie sehe!" Von diesem Motto ließen sich mehr als 2.500 Schülerinnen<br />
und Schüler motivieren, ihren Blick auf die Spiele von<br />
Peking bildmalerisch wiederzugeben. So präsentierte sich der<br />
fachkundigen Jury, die sich der Qual der Wahl zu unterziehen<br />
hatte, ein großartiges Ensemble kunstvoller Kommentare zum<br />
olympischen Geschehen, die sowohl die Dramatik des Wettkampfs,<br />
die Ästhetik der Bewegung, die Persönlichkeit einzelner<br />
Athletinnen und Athleten sowie politische und ökonomische<br />
Implikationen in den Blick nehmen. Allemal handelt es<br />
sich um eine erfrischende und farbenfrohe "junge Kunst", die<br />
den Betrachter inspirieren und durchaus auch nachdenklich<br />
stimmen mag.<br />
OF-GALERIE<br />
OF-GALERIE<br />
Für die Verantwortlichen der erstmals federführenden <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Olympische</strong>n Akademie (DOA), die sich bei der Durchführung<br />
des Wettbewerbs auf die vielfach bewährte Kooperation<br />
mit der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> (DOG)<br />
und dem BDK Fachverband für Kunstpädagogik stützen<br />
konnten, war die quantitativ und qualitativ bemerkenswerte<br />
Resonanz auch insofern erfreulich, als sie im Kontext zahlreicher<br />
Maßnahmen im Sinne einer <strong>Olympische</strong>n Erziehung<br />
wieder einmal die Hoffnung nährte, auf eigene Weise zu der<br />
allenthalben angemahnten Bildungsoffensive beitragen zu<br />
können.<br />
Dass sich ein entsprechendes Engagement allemal lohnt,<br />
mögen die zwölf ausgewählten Siegerbilder, je drei in vier<br />
Altersgruppen, belegen, die im Übrigen auch in Form eines<br />
repräsentativen Kalenders nachhaltig nutzbar gemacht werden.<br />
Für den Betrachter mag deutlich werden, dass die <strong>Olympische</strong>n<br />
Spiele tatsächlich mehr sind als Sport, auch mehr als<br />
Politik, Wirtschaft oder Medien. <strong>Olympische</strong> Spiele sind auch<br />
und nicht zuletzt - Kunst und Kultur.<br />
Andreas Höfer<br />
49
Jahrgang 1996 - 1993 Jahrgang 1999 - 1997<br />
Platz 1<br />
Platz 2<br />
Platz 3<br />
50<br />
Platz 1<br />
Platz 2<br />
Platz 3<br />
OF-GALERIE<br />
OF-GALERIE
Jahrgang 2000 und jünger<br />
Platz 1<br />
Platz 2<br />
Platz 3<br />
OF-GALERIE<br />
OF-GALERIE<br />
Jahrgang 2000 und jünger<br />
Platz 1 Selina Sihyrek (Augustin-Violet-Schule,<br />
Frankenthal)<br />
Platz 2 Kevin Tempels (Grundschule<br />
Niederbrombach)<br />
Platz 3 Ann Kristin Bechtold (Herzbergschule Roth)<br />
Jahrgang 1999 - 1997<br />
Platz 1 Jan Christian Rinck (Don-Bosco-Schule,<br />
Rostock)<br />
Platz 2 Celina Frenkel<br />
(Werner-Heisenberg-Gymnasium, Neuwied)<br />
Platz 3 Qualid El Meziani (Goetheschule, Wiesbaden)<br />
Jahrgang 1996 - 1993<br />
Platz 1 Tabea Rühl (Leibnizschule, Wiesbaden)<br />
Platz 2 Aileen Müller (Anne-Frank-Schule, Linden)<br />
Platz 3 Sarah Berger (Realschule Grünstadt)<br />
Jahrgang 1992 und älter<br />
Platz 1 Inabat Tlegen (Staatliches Berufskolleg,<br />
Rheinbach)<br />
Platz 2 Maike Basten (Hauptschule Saarburg)<br />
Platz 3 Satella Tlegen (Staatliches Berufskolleg,<br />
Rheinbach)<br />
51
Nachrichten des DOSB<br />
Lob für den Sport und einen Appell für<br />
noch mehr Anti-Doping-Kampf richtete<br />
Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble<br />
an die Delegierten der 4. DOSB-Mitgliederversammlung<br />
am 6. Dezember in Rostock.<br />
Schäuble sagte dem Sport Unterstützung<br />
auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten<br />
zu. Werte und Nutzen des Sports für die<br />
Gemeinschaft seien wichtig "in einer Zeit<br />
voller Veränderungen", so Schäuble: "Sport<br />
macht unser Land liebenswert und das<br />
Leben lebenswerter." Zum Erhalt der Werte<br />
des Sports müsse der Anti-Doping-Kampf<br />
weiter verstärkt werden. Schäuble warb<br />
dafür, dass die Sportverbände den neuen<br />
Code der Welt-Antidoping-Agentur (WA-<br />
DA) möglichst schnell übernehmen. Andernfalls<br />
könne dies Streichungen bei den<br />
Fördermitteln nach sich ziehen - der<br />
NADA-Code werde zukünftig "zuwendungsrechtliche<br />
Voraussetzung für finanzielle<br />
Unterstützung" sein, machte Schäuble<br />
deutlich.<br />
DOSB-Präsident Thomas Bach forderte<br />
Mitglieder, Vereine und Verbände zum<br />
selbstbewussten Umgang mit der Finanzund<br />
Wirtschaftskrise auf - er sei nicht Teil<br />
des Problems, sondern Teil der Lösung. Bei<br />
Integration, Gesundheitsfürsorge, im<br />
Kampf gegen Neonazis und zahlreichen<br />
96 Wintersportler im<br />
Top-Team Vancouver<br />
96 Wintersportlerinnen und Wintersportler<br />
bilden den Kern des Top-Teams Vancouver,<br />
das das Präsidium des deutschen <strong>Olympische</strong>n<br />
Sportbundes (DOSB) Anfang Dezember<br />
in Rostock auf den Weg gebracht hat.<br />
52<br />
DOSB-Mitgliederversammlung <strong>2008</strong> mit wichtigen<br />
Weichenstellungen für die Sportentwicklung<br />
weiteren Feldern trete der Wert des Sports<br />
offen zu Tage. Im Kampf gegen Doping<br />
werde der Sport seiner gesellschaftlichen<br />
Verantwortung Rechnung tragen. Bach zog<br />
eine positive Halbzeitbilanz für die Arbeit<br />
des 2006 mit der Gründung des DOSB<br />
gewählten Präsidiums und kündigte an, im<br />
Jahr 2009 den Schwerpunkt auf das Thema<br />
"Frauen und Sport" zu legen.<br />
In seiner Bilanz der <strong>Olympische</strong>n Spiele von<br />
Peking lobte DOSB-Generaldirektor Michael<br />
Vesper Athleten und Verbände, die mit<br />
Platz Fünf in der Medaillenwertung das<br />
Etappenziel erreicht hätten. Deutschland<br />
sei breit über alle Sportartengruppen<br />
aufgestellt, allerdings sei ein weiterer<br />
Rückgang bei der Zahl der Medaillen zu<br />
beobachten. Vesper zog acht "Lehren aus<br />
Peking", die die Qualität von Trainern und<br />
Training in den Vordergrund stellten, die<br />
bessere Nutzung vorhandenen sportwissenschaftlichen<br />
Know-Hows und die<br />
Orientierung an der Weltspitze forderten:<br />
"Wir müssen uns unserer Defizite und<br />
unserer Potentiale für die Spiele in London<br />
bewusst sein, um diese wirklich nutzen zu<br />
können", betonte Vesper.<br />
Nach intensiven Beratungen haben die<br />
Mitglieder des DOSB einen Grundsatzbe-<br />
Auf einer Sitzung in Berlin wurde unter<br />
anderem der Dreifach-Olympiasieger von<br />
Turin, Michael Greis, in das Team aufgenommen.<br />
"Diese knapp 100 Athletinnen bilden<br />
den Kern unserer Mannschaft für Vancouver,"<br />
sagte DOSB-Generaldirektor Michael<br />
Vesper. Noch nicht im Top-Team enthalten<br />
sind beispielsweise die Eishockeynationalspieler.<br />
Sie müssen sich im Februar 2009 auf<br />
einem Qualifikationsturnier durchsetzen. Der<br />
DOSB stellt vor <strong>Olympische</strong>n Spielen Top-<br />
schluss gefasst, der vorsieht, die Mitgliedsbeiträge<br />
im DOSB ab 1. Januar 2010 um<br />
3,5 Cent pro Mitgliedschaft in Spitzenverbänden<br />
und Landessportbünden zu erhöhen.<br />
Damit soll das strukturelle Defizit des<br />
DOSB ausgeglichen werden. Die 459<br />
anwesenden Stimmberechtigten beschlossen<br />
bei 9 Gegenstimmen und 38 Enthaltungen<br />
außerdem, eine Arbeitsgruppe<br />
prüfen zu lassen, ob, wann und in welcher<br />
Höhe eine weitere Erhöhung der seit 1978<br />
unveränderten Mitgliedsbeiträge notwendig<br />
ist.<br />
Kanurennsport-Trainer Rolf-Dieter Amend<br />
(59) wurde bei der Mitgliederversammlung<br />
des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Sportbundes<br />
(DOSB) in Rostock-Warnemünde als "Trainer<br />
des Jahres <strong>2008</strong>/2009" ausgezeichnet.<br />
Die erstmals vom DOSB vergebene "Ehrenmedaille<br />
des deutschen Sports" ging an<br />
Bundespräsident Horst Köhler. Die Fachhochschule<br />
Ansbach bei Nürnberg wurde<br />
als "Hochschule des Spitzensports <strong>2008</strong>"<br />
geehrt. Außerdem erhielten Christiane<br />
Wenkel und Paul Wedelei von der Thüringer<br />
Sportjugend die diesjährige IOC-Trophy<br />
für ihre Verdienste um die Vermittlung der<br />
olympischen Werte. Vier Vereine wurden<br />
mit der Sportplakette des Bundespräsidenten<br />
ausgezeichnet.<br />
Teams zusammen, um für diesen Kaderkreis<br />
optimale sportliche, soziale und wirtschaftliche<br />
Rahmenbedingungen zu schaffen.<br />
Beschlossen wurden außerdem die Nominierungsrichtlinien<br />
für Olympia 2010. "Auch für<br />
Vancouver gilt erneut das Kriterium der<br />
begründeten Endkampfchance", erklärte<br />
DOSB-Leistungssportdirektor Bernhard<br />
Schwank. Schwank wird das deutsche Team<br />
in Kanada als Chef de Mission leiten.
Vertreter der vier Vereine, die mit der Sportplakette des Bundespräsidenten ausgezeichnet wurden, mit<br />
Innenminister Mecklenburg-Vorpommerns und Sportministerkonferenz-Vorsitzenden Lorenz Caffier<br />
(links), Erika Dienstl vom DOSB (vorn, 3. von links) und DOSB-Präsident Thomas Bach (rechts). Lorenz Caffier (rechts), Innenminister von<br />
Mecklenburg-Vorpommern und Sportministerkonferenz-Vorsitzender<br />
mit DOSB-Präsident<br />
Thomas Bach.<br />
Zog eine Bilanz zur Halbzeit der Legislaturperiode<br />
- DOSB-Präsident Thomas Bach<br />
Prof. Dr. Hartmut Häußermann vom Institut für<br />
Sozialwissenschaften der Humboldt-Universität<br />
zu Berlin sprach zum Thema "Sport macht Stadt<br />
- Zur Rolle des Sportvereins in den Kommunen".<br />
Bilanzierte die <strong>Olympische</strong>n Spiele Peking <strong>2008</strong> -<br />
DOSB-Generaldirektor Michael Vesper<br />
DOSB-Präsident Thomas Bach gratuliert dem<br />
Kanurennsport-Trainer Rolf Dieter Amend (links)<br />
zur Auszeichnung als "Trainer des Jahres <strong>2008</strong>".<br />
DOSB-Präsident Thomas Bach (rechts) gratuliert<br />
Paul Wedeleit (links) und Christiane Wenkel von<br />
der Thüringer Sportjugend zur Auszeichnung<br />
mit der diesjährigen IOC-Trophy "Sport and<br />
Youth".<br />
Bundesinnenminisiter Wolfgang Schäuble, sagte<br />
dem Sport "in einer Zeit voller Veränderungen"<br />
die weitere Unterstützung der Bundesregierung<br />
zu und forderte zugleich den effizienten Einsatz<br />
der Mittel und einen entschiedenen Kampf<br />
gegen Doping.<br />
Der SPD-Fraktionsvorsitzende Peter Struck<br />
begrüßte die Delegierten in Rostock.<br />
53
DOSB Präsidium bilanzierte<br />
Halbzeit der Wahlperiode<br />
Etwa zur Halbzeit der Wahlperiode trat das<br />
Präsidium des DOSB in der Sportschule<br />
Hennef zu seiner 22. Sitzung zusammen.<br />
Sie gliederte sich in zwei Teile: eine Klausurtagung<br />
mit den "Fraktionsvorsitzenden",<br />
also Claus Umbach (für die Spitzenverbän-<br />
de in Vertretung von Christa Thiel), Rolf<br />
Müller (für die Landessportbünde) und<br />
Barbara Oettinger (für die Verbände mit<br />
besonderen Aufgaben) einerseits und eine<br />
"normale" Präsidiumssitzung andererseits.<br />
Dabei wurde festgestellt, dass die im<br />
Arbeitsprogramm niedergelegten Vorhaben,<br />
wie sie die Mitgliederversammlung im<br />
Dezember 2006 in Weimar verabschiedet<br />
hatte, in weiten Teilen bereits erledigt sind.<br />
Ein Resümee wurde zur Mitgliederversammlung<br />
Anfang Dezember in Rostock zur<br />
Verfügung gestellt. Zugleich wurden Arbeitsschwerpunkte<br />
für die zweite Hälfte<br />
identifiziert, darunter natürlich die Bewer-<br />
Die Sportschule in Hennef, hier eine Aufnahme von Oktober 2006, war<br />
Gastgeber der 22. Präsidiumssitzung des DOSB, bei der das DOSB-<br />
Präsidium unter der Führung von Präsident Bach und Generaldirektor<br />
Vesper neben einer Halbzeitbilanz der Wahlperiode wichtige Weichenstellungen<br />
für die kommenden Jahre vornahmen.<br />
54<br />
bung um die <strong>Olympische</strong>n Winterspiele in<br />
München 2018, aber auch die Intensivierung<br />
der Vereinshilfe und Vereinsförderung,<br />
die Durchsetzung einer weiteren Erhöhung<br />
der Spitzensportförderung und eine Bildungsoffensive.<br />
Natürlich gehört auch der<br />
fortgesetzte Kampf gegen das Doping<br />
weiter zu den Schwerpunkten. Dabei ist das<br />
Präsidium unzufrieden darüber, wie die<br />
staatlichen Ermittlungsbehörden bislang<br />
mit den Möglichkeiten des verschärften<br />
Arzneimittelgesetzes umgehen.<br />
Der DOSB erwartet, dass die<br />
Staatsanwaltschaften - eine<br />
Schwerpunktstaatsanwaltschaft<br />
haben die Justizminister bekanntlich<br />
gegen das Votum des<br />
DOSB leider abgelehnt - Ermittlungsverfahren<br />
gegen die<br />
Hintermänner auch der aktuellen<br />
Dopingfälle eröffnen. Zur<br />
Weiterentwicklung des Sportabzeichens<br />
hatte das Präsidium<br />
eine Projektgruppe eingerichtet,<br />
die in Hennef durch ihren<br />
Vorsitzenden, Frank Wittchen,<br />
und die Direktorin der Führungsakademie,<br />
Gaby Freytag, einen Zwischenbericht<br />
gab. Nach einer sehr intensiven<br />
Diskussion stellte das Präsidium die<br />
Weichen für eine Neupositionierung des<br />
Sportabzeichens, die der Mitgliederversammlung<br />
im nächsten Jahr zur Beschlussfassung<br />
vorgelegt werden soll. Breiten<br />
Raum nahm die Auswertung der Spiele der<br />
XXIX. Olympiade in Peking ein. Die Rahmenbedingungen<br />
der Teilnahme unserer<br />
Mannschaft haben sich nach Auffassung<br />
des Präsidiums durchweg bewährt. Dazu<br />
zählt die in allen Konfliktfällen bestätigte<br />
Nominierungshoheit des DOSB, die erstmals<br />
mit allen 440 Athleten geschlossene Athletenvereinbarung<br />
und die Ehren- und<br />
Verpflichtungserklärung,<br />
die sämtliche<br />
Trainer, Betreuer,<br />
Ärzte und Physiotherapeuten<br />
zu<br />
unterzeichnen<br />
hatten. Die Organisation<br />
der Teilnahme<br />
der Olympiamannschaft<br />
wurde<br />
als ausgesprochen<br />
positiv bewertet<br />
"Unsere drei Ziele<br />
haben wir in Peking<br />
erreicht: Die deutsche<br />
Mannschaft<br />
war erfolgreich und kletterte in der Nationenwertung<br />
von Platz 6 auf Platz 5, sie<br />
erreichte ihre Erfolge ohne Doping und sie<br />
stellte sich als würdiger Botschafter unseres<br />
Landes dar", erklärte DOSB-Generaldirektor<br />
Dr. Michael Vesper, in Peking Chef de<br />
Mission der deutschen Mannschaft. Dennoch,<br />
so Vesper, könne dieses positive Fazit<br />
nicht überdecken, dass es neben Licht auch<br />
Schatten gab. In einigen Sportarten gab es<br />
enttäuschende Resultate; genau hier müsse<br />
und werde angesetzt werden.<br />
Bundespräsident Köhler<br />
ehrte 132 Sportlerinnen<br />
und Sportler mit dem<br />
Silbernen Lorbeerblatt<br />
Die Olympiasieger und - medaillengewinner<br />
von Peking haben am Donnerstag, den 20.<br />
November <strong>2008</strong>, in Berlin die höchste<br />
staatliche Sportauszeichnung der Bundesrepublik<br />
Deutschland in Empfang genommen.<br />
Bundespräsident Horst Köhler überreichte<br />
den Sportorden an 132 Athletinnen<br />
und Athleten, die es bei den <strong>Olympische</strong>n<br />
Sommerspielen und den Paralympischen<br />
Spielen in Peking im August und September<br />
<strong>2008</strong> auf das Siegertreppchen geschafft<br />
hatten. Zu den Ausgezeichneten gehörten<br />
Olympiasieger wie Ole Bischof, Jan Frodeno,<br />
Alexander Grimm, Benjamin Kleibrink, Lena<br />
Schöneborn, Sabine Spitz, Matthias Steiner,<br />
die Hockey-Herren und das Team der<br />
Vielseitigkeitsreiter ebenso wie die Paralympic-Stars<br />
Marianne Buggenhagen und<br />
Wojtek Czyz. Bundespräsident Köhler<br />
richtete seine Anerkennung an alle 132<br />
Sportler: "Jede und jeder von Ihnen verdient<br />
die besondere Anerkennung. Bleiben<br />
Sie so wie Sie sind und bleiben Sie damit<br />
das, was das Silberne Lorbeerblatt würdigt:<br />
Vorbilder durch Leistung und Persönlichkeit."<br />
Köhler nahm auch Bezug auf die<br />
Menschenrechtsdiskussion um die Gastgeber<br />
der Spiele: "Sicher, auch während der<br />
Spiele ist deutlich geworden, dass China<br />
unter Meinungs- und Demonstrationsfreiheit<br />
etwas anderes versteht als wir. Dennoch<br />
haben sich die Chinesen als gute und<br />
weltoffene Gastgeber erwiesen. Ich glaube,<br />
dass die Spiele mit ihren vielen menschlichen<br />
Begegnungen dazu beigetragen<br />
haben, dass die Welt China, aber auch<br />
China die Welt besser kennen und verste-
hen lernt." Für den <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />
Sportbund (DOSB) nahmen Präsident<br />
Thomas Bach und Generaldirektor Michael<br />
Vesper an der Feierstunde teil. "Ich freue<br />
mich mit den erfolgreichen Mitgliedern<br />
unserer Olympia- und Paralympic-Teams<br />
über diese herausragende Ehrung, die<br />
Leistung und Fair Play gleichermaßen<br />
belohnt. Danken möchte bei dieser Gelegenheit<br />
auch allen, die unsere Sportler in<br />
Training und Wettkampf unterstützen,<br />
damit sie ihre Spitzenleistungen erbringen<br />
können, den Trainern, Betreuern, Physiotherapeuten<br />
und Verbandsfunktionären", sagte<br />
Thomas Bach.<br />
Michael Vesper, der in Peking die deutsche<br />
Olympiamannschaft als Chef de Mission<br />
angeführt hatte, betonte: "Mit dem Silbernen<br />
Lorbeerblatt kommt die gesellschaftliche<br />
Anerkennung von höchster Stelle für<br />
erfolgreiche, vorbildliche und saubere<br />
Auftritte zum Ausdruck."<br />
Bundespräsident Horst Köhler zeichnete Ende November in Berlin<br />
Medaillengewinnerinnen und Medaillengewinner der <strong>Olympische</strong>n<br />
Spiele Peking <strong>2008</strong> aus. Hier im Bild das Staatsoberhaupt mit<br />
Aktiven aus den Sportarten Wasserspringen und Rudern bzw.<br />
Rollstuhlbasketball.<br />
Dr. Franz Josef Jung ehrte<br />
Olympia- und Paralympicsteilnehmer<br />
der Bundeswehr<br />
Verteidigungsminister Dr. Franz Josef Jung<br />
hat am 17. November <strong>2008</strong> die Spitzensportler<br />
der Bundeswehr ausgezeichnet, die<br />
an den <strong>Olympische</strong>n Sommerspielen und<br />
den Paralympics in Peking teilgenommen<br />
haben. "Bei den <strong>Olympische</strong>n Spielen in<br />
Peking konnte der Sport wieder seine<br />
ganze positive Kraft entfalten", betonte<br />
Verteidigungsminister Jung. "Der Zuschauer<br />
erlebte nicht nur spannende Wettkämpfe,<br />
sondern auch bewegende Momente und<br />
ein friedliches Zusammensein Hunderttausender<br />
Menschen aus aller Welt. Nicht<br />
zuletzt brachten die Spiele uns China und<br />
seinen gastfreundlichen Menschen ein<br />
Stück näher", so der Minister. DOSB-<br />
Präsident Dr.<br />
Thomas Bach<br />
erklärte anlässlich<br />
der Ehrung: "Ohne<br />
die Sportförderung<br />
der Bundeswehr<br />
könnte Deutschland<br />
in der Weltspitze<br />
nicht mehr mitmischen.<br />
Sie ist fester<br />
Bestandteil der<br />
Planungen im<br />
Leistungssport und<br />
bietet Aktiven beste<br />
Rahmenbedingungen,<br />
um sich<br />
intensiv auf inter-<br />
nationaleWettkämpfevorzubereiten." Als Dank für<br />
die Unterstützung<br />
überreichten die<br />
Medaillengewinner<br />
Katrin Wagner<br />
Augustin und Lutz<br />
Altepost dem<br />
Minister im Namen<br />
aller anwesenden<br />
Sportlerinnen und<br />
Sportler ein offizielles<br />
T-Shirt mit den<br />
Unterschriften der<br />
Aktiven. Um die<br />
Erfolgsgeschichte<br />
von Bundeswehr<br />
und Sport fortzuschreiben<br />
hatte das<br />
Verteidigungsministerium die Anzahl der<br />
Förderplätze der Bundeswehr für Spitzensportler<br />
um 120 auf 744 erhöht. Bis zu den<br />
<strong>Olympische</strong>n Winterspielen 2010 in Vancouver<br />
ist sogar eine flexible Erhöhung auf<br />
bis zu 824 Plätze möglich - ein wertvoller<br />
Beitrag, damit Deutschland auch in Zukunft<br />
eine führende Stellung im Weltsport<br />
behält. In Peking kam etwa ein Drittel der<br />
deutschen Olympiamannschaft Aktiven,<br />
129 Sportlerinnen und Sportler aus der<br />
Bundeswehr. Sie gewannen 15 der 41<br />
Medaillen der deutschen Olympiamannschaft:<br />
5 von 16 Gold-, 2 von 10 Silberund<br />
8 von 15 Bronzemedaillen.<br />
Bayern unterstützt Münchner<br />
Olympiabewerbung<br />
Bayern wird die Bewerbung Münchens für<br />
die <strong>Olympische</strong>n Winterspiele 2018 gemeinsam<br />
mit der Stadt und den Spitzen des<br />
deutschen Sports mit aller Kraft unterstützen.<br />
Die Bewerbung der Landeshauptstadt<br />
stand im Mittelpunkt des Antrittsbesuches<br />
von DOSB-Präsident Thomas Bach und<br />
DOSB-Generaldirektor Michael Vesper beim<br />
bayerischen Ministerpräsidenten Horst<br />
Seehofer. Bach und Vesper informierten<br />
Seehofer gemeinsam mit dem Präsidenten<br />
des <strong>Deutsche</strong>n Skiverbandes, Alfons Hörmann,<br />
am 18. November <strong>2008</strong> bei dem<br />
Treffen in der bayerischen Staatskanzlei. Im<br />
Anschluss an das in freundschaftlicher und<br />
konstruktiver Atmosphäre verlaufene<br />
Gespräch äußerten Bach und Vesper sich<br />
erfreut, dass auch die neue bayerische<br />
Der bayerische Ministerpräsident Horst<br />
Seehofer (rechts) begrüßt den Präsidenten<br />
des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Sportbundes<br />
und IOC-Vizepräsidenten Thomas Bach (2.<br />
von links), Alfons Hörmann, Präsident des<br />
<strong>Deutsche</strong>n Skiverbandes (links) und den<br />
Generaldirektor des DOSB, Michael Vesper<br />
in der Staatskanzlei in München.<br />
55
Staatsregierung die Bewerbung vorbehaltlos<br />
und mit allen Kräften zu unterstützen wolle.<br />
Seehofer hatte <strong>Olympische</strong> Winterspiele in<br />
Bayern als ein großartiges Zukunftsprojekt<br />
bezeichnet, für das sich die bayerische<br />
Staatsregierung massiv ins Zeug legen<br />
werde. Die bayerische Bewerbung mit den<br />
Austragungsorten München, Garmisch-<br />
Partenkirchen und Schönau am Königssee<br />
biete die besten Vorrausetzungen, um<br />
gerade auch bei den Themen Umweltverträglichkeit<br />
und Nachhaltigkeit international<br />
voll zu punkten, sagte Seehofer. Seehofer<br />
und Bach sprachen sich dafür aus, dass<br />
in den nächsten Wochen und Monaten<br />
verstärkt auch namhafte bayerische und<br />
deutsche Unternehmen für die Unterstützung<br />
der Bewerbung 2018 gewonnen<br />
werden sollen.<br />
DOSB-Büro in Brüssel vertritt<br />
Interessen europäischer NOKs<br />
am EU-Sitz<br />
Hellmund bleibt Büroleiter / Sportrelevante<br />
Entwicklungen in der Europapolitik<br />
Die 49 Europäischen NOKs (EOC) haben<br />
Ende November bei ihrer Generalversammlung<br />
in Istanbul die Aufwertung des Brüsseler<br />
Büros des deutschen Sports zu einem<br />
Büro des europäischen Sports am EU-Sitz<br />
beschlossen. Die künftige Anlaufstelle von<br />
Europas NOKs erhält dafür zukünftig jährlich<br />
durch die EOC und das Internationale<br />
<strong>Olympische</strong> Komitee (IOC) 270.000 Euro, die<br />
für die räumliche Erweiterung und die<br />
personelle Aufstockung dienen. Büroleiter<br />
bleibt der <strong>Deutsche</strong> Folker Hellmund.<br />
Das 1993 eingerichtete Büro des europäischen<br />
Sports hat sich zu einem gefragten<br />
sportpolitischen Ansprechpartner für die EU<br />
entwickelt und beobachtet zugleich deren<br />
sportrelevante Aktivitäten. Es informiert die<br />
autonomen Sportorganisationen und<br />
vertritt deren Interessen. Auch der <strong>Deutsche</strong><br />
Fußball-Bund (DFB) ist an der Institution<br />
beteiligt.<br />
Die Verbindungen zwischen Sport und<br />
Europa sind vielfältig. Europäische Gesetzgebung<br />
und Politik offenbaren ihre Konsequenzen<br />
für den Sport jedoch nur selten<br />
auf den ersten Blick. Auf Initiative der<br />
damaligen Dachorganisationen des deut-<br />
56<br />
schen Sports sowie der Landessportbünde<br />
wurde deshalb 1993 das Brüsseler EU-Büro<br />
eingerichtet.<br />
"Das Büro ist eine Serviceeinrichtung zur<br />
Beobachtung und Auswertung sportrelevanter<br />
Entwicklungen auf europäischer Ebene",<br />
erläutert Büroleiter Folker Hellmund. Bereits<br />
vor dem beschlossenen Ausbau der Einrichtung<br />
zur Zentrale von Europas NOKs zählten<br />
mehrere europäische Sportorganisationen<br />
zu engen Kooperationspartnern des EU-<br />
Büros. Darunter sind die Dachorganisationen<br />
der Sportselbstverwaltung in den<br />
Niederlanden, Frankreich, Österreich, Dänemark,<br />
Finnland, Schweden und dem Vereinigten<br />
Königreich.<br />
EOC verleiht Laurel Award<br />
an Erika Dienstl<br />
Eine gelungene Überraschung mit einer<br />
mehr als gerührten Preisträgerin war die<br />
Verleihung des Laurel Awards der Vereinigung<br />
der Europäischen <strong>Olympische</strong>n<br />
Komitees an Erika Dienstl durch EOC-<br />
Präsident Patrick Hickey. Den Laurel Award<br />
Erika Dienstl, „Erfinderin“ des EU-Büros des deutschen Sports,<br />
langjährige Präsidentin des <strong>Deutsche</strong>n Fechter-Bundes, Grande<br />
Dame des deutschen und olympischen Sports bei der Entgegennahme<br />
des EOC-Laurel-Awards in Istanbul<br />
erhalten Personen oder Organisationen mit<br />
herausragenden Verdiensten für den Sport<br />
in EOC-Mitgliedsländern und die Zusammenarbeit<br />
zwischen europäischen Sportorganisationen.<br />
Die deutsche Delegation mit<br />
DOSB-Präsident Thomas Bach an der Spitze<br />
hatte die Grande Dame des deutschen<br />
Sports unter einem Vorwand nach Istanbul<br />
gebeten. Für die zu beschließende Neu-<br />
Organisation des EU-Büros in Brüssel werde<br />
ihr Rat und ihre gewichtige Stimme benötigt.<br />
Wer der Laudatio des EOC-Präsidenten<br />
Patrick Hickey in Istanbul aufmerksam<br />
lauschte, konnte schnell erkennen, dass<br />
diese Finte nicht allzu fern der Wahrheit<br />
lag, denn den Grundstein für das EU-Büro<br />
hatte einst niemand anderes als Erika<br />
Dienstl gelegt. Am Bosporus machten 49<br />
europäische Nationale <strong>Olympische</strong> Komitees<br />
auf ihrer Generalversammlung den<br />
Weg für eine gesamteuropäische Aufwertung<br />
und Ausrichtung des EU-Büros frei.<br />
Gemeinsam mit dem Internationalen<br />
<strong>Olympische</strong>n Komitee (IOC) beschlossen sie,<br />
einen Teil zur Finanzierung jenes ehemaligen<br />
Büros von DSB und NOK beizutragen,<br />
das heute wie ein erfolgreiches Leuchtturm-Projekt<br />
für die spätere Fusion der<br />
beiden einstigen Dachverbände des deutschen<br />
Sports zum heutigen DOSB erscheint.<br />
Der aktuelle EOC-Beschluss zur Erweiterung<br />
dieser Einrichtung unterstreicht die wachsende<br />
Bedeutung des 1993 gegründeten<br />
Büros, dem sich bereits zehn europäische<br />
Sportbünde und NOKs angeschlossen<br />
hatten. Die Unterstützung von EOC/IOC ist<br />
Grundlage dafür, dass sich das Büro nun<br />
räumlich erweitern<br />
und personell<br />
verstärken kann.<br />
Leiter des Büros<br />
bleibt der <strong>Deutsche</strong><br />
Folker Hellmund.<br />
Inhaltlich steht in<br />
den nächsten<br />
Monaten insbesondere<br />
die Implementierung<br />
des Weißbuchs<br />
zum Sport<br />
auf der Agenda.<br />
Erika Dienstl, die<br />
vor mehr als 15<br />
Jahren die Weichen<br />
zur Gründung<br />
dieser Einrichtung<br />
des deutschen<br />
Sports gestellt<br />
hatte, war in<br />
Istanbul nicht allein<br />
gerührt über den<br />
Laurel Award, sondern auch voller Stolz<br />
über den erfolgreichen Weg des EU-Büros,<br />
das in seinen Anfangsjahren von Christoph<br />
de Kepper, dem heutigen Kabinettschef von<br />
IOC-Präsident Jacques Rogge am IOC-<br />
Headquarter in Lausanne, geleitet worden<br />
war.
"Erika Dienstl ist eine Wegbereiterin des<br />
europäischen Sports. Sie hat die Bedeutung<br />
des europäischen Einigungsprozesses für<br />
den Sport frühzeitig erkannt und mit dem<br />
Aufbau des Brüsseler Büros herausragendes<br />
für die Förderung des deutschen Sports<br />
geleistet. Gleichzeitig hat sie sich immer,<br />
insbesondere im Jugendberich, für die<br />
europäische Verständigung mit großem<br />
Engagement eingesetzt. Daher ist sie eine<br />
ebenso logische wie würdige Trägerin des<br />
EOC Laurel Awards. Der DOSB gratuliert ihr<br />
dazu von Herzen und dankt ihr gleichzeitig<br />
für die andauernde Verbundenheit",freute<br />
sich DOSB-Präsident Thomas Bach mit der<br />
Stolbergerin. Als erste Frau hat Dienstl von<br />
1986 bis 2000 einen deutschen Fachverband<br />
geführt und dem <strong>Deutsche</strong>n Fechterbund in<br />
dieser Zeit hohes Ansehen und internationale<br />
Anerkennung verliehen. Zusammen mit<br />
Emil Beck steht sie für zahlreiche olympische<br />
Erfolge. Bereits 1968 hatte sie als<br />
Betreuerin beim <strong>Olympische</strong>n Jugendlager<br />
in Mexiko City mitgewirkt und sich dabei<br />
für höhere Aufgaben empfohlen. Ihr weiterer<br />
Weg führte sie bis an die Spitze des<br />
deutschen Sports, wo sie jahrlang als<br />
Vorsitzende der DSJ und als Vizepräsidentin<br />
des mittlerweile im DOSB aufgegangenen<br />
DSB tätig war und sich dort erfolgreich um<br />
internationale Beziehungen sowie das<br />
Umweltthema kümmerte. Dabei setzte sie<br />
sich sowohl für sportfachliche als auch für<br />
soziale Bezüge ein und zeichnete sich mit<br />
einem feinen Gespür für gesellschaftliche<br />
Integration aus.<br />
"Giving is Winning“-<br />
Kampagne des IOC mit<br />
überwältigendem Erfolg<br />
(DOSB-Presse) Die "Giving is Winning<br />
Kampagne", die das IOC während der<br />
<strong>Olympische</strong>n Spiele in Peking zugunsten von<br />
Flüchtlingen durchführte, hat das Ergebnis<br />
gegenüber ihrer Premiere vier Jahre zuvor in<br />
Athen mehr als verdoppelt. Mehr als 75.000<br />
Sport- und Freizeitkleidungsstücke wurden<br />
von der <strong>Olympische</strong>n Familie gespendet.<br />
Allein im <strong>Olympische</strong>n Dorf kamen 21.000<br />
Teile zusammen. Der DOSB hatte in seinem<br />
Athletenpass eine entsprechende Bitte um<br />
Mitwirkung eingebaut und sich sehr erfolgreich<br />
an der Aktion beteiligt. Bereits in<br />
Peking hatte DOSB-Präsident Thomas Bach<br />
erklärte: "Ich bin glücklich, dass unsere<br />
Athleten sich als ehrgeizige und großzügige<br />
Spender erweisen. Welch eine großartige<br />
Gelegenheit, zu geben und gleichzeitig zu<br />
gewinnen". Die gemeinsame Initiative von<br />
IOC und dem UN-Flüchtlingshilfswerk<br />
UNHCR wurde mit dem Ziel gestartet, in<br />
Flüchtlingslagern Sportaktivitäten zu<br />
ermöglichen. Seither wurden Kleider in<br />
verschiedenen Lagern Europas, Asiens und<br />
Afrikas verteilt. Die Initiatoren gehen von<br />
der Überlegung aus, dass Sport für Flüchtlinge<br />
ein Stück Normalität und Hoffnung<br />
erzeugen und dort den Alltag, der durch<br />
gewaltsame Konflikte oft jäh unterbrochen<br />
Der Präsident des Internationalen <strong>Olympische</strong>n Komites, Jacques<br />
Rogge beim Auftakt der Giving is Winning Aktion im <strong>Olympische</strong>n<br />
Dorf in Peking.<br />
wurde, neu strukturieren kann. Rückmeldungen<br />
von Betroffenen haben ergeben,<br />
dass insbesondere für junge Flüchtlinge<br />
Sportbekleidung von Weltklasseathleten<br />
eine enorme Ausstrahlung besitzt und ein<br />
Zeichen aussendet, dass ihr Schicksal der<br />
Welt nicht gleichgültig ist. Anlässlich der<br />
jetzt erfolgten Bekanntgabe des Spendenumfangs<br />
dankte Antonio Guterres, UN-<br />
Hochkommisar für Flüchtlinge, der <strong>Olympische</strong>n<br />
Familie: "Im Namen der UNHCR und<br />
der weltweit annähernd 32 Millionen<br />
Betroffenen möchte ich meine Anerkennung<br />
gegenüber den Aktiven und Nationalen<br />
<strong>Olympische</strong>n Komitees aus der ganzen<br />
Welt aussprechen, die sich in einem Momenten<br />
höchster Konzentration auf den<br />
Sport an jene erinnert haben, die in ihrem<br />
Leben weniger Glück hatten. Die Sportbekleidung<br />
versetzt Flüchtlinge aus der ganzen<br />
Welt in die Lage, zu spielen und Sport zu<br />
treiben." Auch IOC-Präsident Jacques Rogge<br />
war erfreut über den neuerlichen Erfolg des<br />
Projektes, das er zusammen mit seinen IOC-<br />
Kollegen auch persönlich unterstützt hatte:<br />
"Ich bin berührt von diesem Erfolg und der<br />
starken Unterstützung der <strong>Olympische</strong>n<br />
Familie. Die Kampagne ist ein exzellentes<br />
Beispiel dafür, wie leicht es für den Sport<br />
ist, Menschen eine Freude zu machen, die es<br />
schwer haben. Sport hat uns allen viel<br />
gegeben, und wer wäre nicht glücklich<br />
etwas davon zurückzugeben. Die Teilnahme<br />
an dieser Initiative war wirklich einfach und<br />
auch das war Teil ihres Erfolges. Wir werden<br />
Sport auch weiterhin als Instrument zur<br />
Unterstützung von Menschen nutzen, deren<br />
Leben durch Krieg und Leid benachteiligt<br />
oder bedrängt ist".<br />
Athleten und<br />
Nationale <strong>Olympische</strong><br />
Komitees<br />
waren die eifrigsten<br />
Spender von "Giving<br />
is Winning". Die<br />
British Olympic<br />
Association und<br />
USOC, das <strong>Olympische</strong><br />
Komitee der<br />
USA, hatten den<br />
Ball mit umfangreichen<br />
Gaben bereits<br />
im Vorfeld der<br />
Spiele im Sommer<br />
2007 ins Rollen<br />
gebracht. Das NOK<br />
von Singapur folgte<br />
mit einer Spende,<br />
die Sportbekleidung<br />
von Schulkindern<br />
umfasste. Neben dem DOSB waren das<br />
Australische <strong>Olympische</strong> Komitee und der<br />
Präsident der Vereinigung der Nationalen<br />
<strong>Olympische</strong>n Komitees (ANOC), Mario<br />
Vazquez Rana weitere Hauptspender.<br />
Vazquez Rana spendete eintausend neue<br />
Polo-Hemden für Flüchtlinge in Afrika.<br />
Finanzielle Unterstützung für Hilfsprojekte<br />
leisteten darüber hinaus IOC Mitglied<br />
Prinzessin Haya bin Al Hussein und das NOK<br />
der Vereinigten Arabischen Emirate.<br />
12. Weltkongress<br />
"Sport für Alle" in Malaysia<br />
Wie sportwissenschaftliche Theorie in<br />
konkrete Aktionen zugunsten eines gesünderen<br />
und aktiveren Lebensstils für alle<br />
Generationen umgesetzt werden kann,<br />
diese Frage stand im Mittelpunkt des 12.<br />
Weltkongresses "Sport für alle", der vom 3.<br />
57
is 6. November <strong>2008</strong> in Malaysia stattfand.<br />
505 Teilnehmerinnen und Teilnehmer<br />
aus 96 Ländern waren dem Aufruf des NOK<br />
für Malaysia, des IOC, der Weltgesundheitsorganisation<br />
und der Organisation der<br />
Internationalen Fachverbände gefolgt.<br />
Unter dem Motto "Sport für alle - Sport im<br />
Lebenslauf" war ihr gemeinsames Anliegen,<br />
dem Trend zur körperlichen Inaktivität<br />
entgegenzuwirken. Eine Abschluss-Deklaration<br />
fasste die wichtigsten Erkenntnisse<br />
zusammen. Sie wurde einstimmig verabschiedet<br />
und von IOC-Mitglied Walther<br />
Tröger, dem deutschen Vorsitzender der<br />
Kommission "Sport für alle" im IOC vorgetragen.<br />
Im Kern widmet sich das Dokument<br />
dem aktuellen Wandel der Bewegungsbedürfnisse<br />
und gibt Empfehlungen für die<br />
Zukunft und für notwendige Partnerschaftsprogramme.<br />
Außerdem appelliert die<br />
Deklaration an die unterschiedlichen<br />
Interessenvertreter wie Sportorganisationen,<br />
Regierungen, öffentliche Verwaltungen<br />
und Schulen. Bestandteil des Kongressprogramms<br />
war der Vortrag von DOSB-<br />
Vizepräsident Walter Schneeloch zu den<br />
Chancen, die der Sport bei der gesellschaftlichen<br />
Integration bietet und die DOSB-<br />
Initiative "Integration durch Sport" darstellte.<br />
"Der Sport ist ein Integrationsmotor und<br />
ein gesellschaftspolitischer Faktor von<br />
hoher Bedeutung. Doch der Sport sollte<br />
sich auch nicht übernehmen - er ist EIN,<br />
nicht der alleinige Faktor. Gezielte Programme<br />
und geeignete Rahmenbedingungen<br />
unterstützen hierbei die Integrationsbeiträge<br />
des Sports", fasste Schneeloch<br />
zusammen. Der nächste Sport für alle<br />
Weltkongress wird in Jyväskylä, Finnland<br />
vom 14. bis zum 17. Juni 2010 stattfinden.<br />
"Wir können mit einem derartigen Kongress<br />
nur Empfehlungen und Anregungen geben,<br />
wichtiger ist es, sie an der Basis in Schulen<br />
und Vereinen umzusetzen", sagte Tunku<br />
Imran, Präsident des veranstaltenden<br />
<strong>Olympische</strong>n Councils von Malaysia. "Es<br />
war eine großartige Erfahrung, so viele<br />
Breitensportexperten und Sportpraktiker<br />
von ihren gegenseitigen Erfahrungen<br />
profitieren zu sehen", dankte Walther<br />
Tröger den Gastgebern und ergänzte: "Ich<br />
bin sehr zuversichtlich, dass wir bereits<br />
beim nächsten Weltbreitensportkongress in<br />
zwei Jahren in Finnland konkrete Erfolge<br />
unserer diesjährigen Veranstaltung bilanzieren<br />
dürfen". Zuvor sei jedoch der <strong>Olympische</strong><br />
Kongress im Oktober 2009 in Kopenhagen<br />
ein weiterer Meilenstein für die<br />
Sportentwicklung. Unter dem Titel "Die<br />
<strong>Olympische</strong> Bewegung in der <strong>Gesellschaft</strong>"<br />
58<br />
werden auch dort Anstrengungen zugunsten<br />
einer aktiven <strong>Gesellschaft</strong> einen<br />
Schwerpunkt bilden. Die Abschluss-Deklaration<br />
zum "12. Weltkongress Sport für alle"<br />
ist im Internet unter folgender Adresse zu<br />
finden:<br />
http://multimedia.olympic.org/pdf/en_report_1382.pdf<br />
Speyer ist "Deutschlands<br />
aktivste Stadt <strong>2008</strong>"<br />
Speyer ist "Deutschlands aktivste Stadt<br />
<strong>2008</strong>". Mit diesem Titel wurde Speyer bei<br />
der feierlichen Preisverleihung des bundesweiten<br />
Städtewettbewerbs Mission Olympic<br />
Anfang November ausgezeichnet. Der<br />
Wettbewerb wurde von den Initiatoren<br />
Coca-Cola Deutschland und <strong>Deutsche</strong>m<br />
<strong>Olympische</strong>n Sportbund (DOSB) ausgelobt<br />
und zeichnet Städte und ihre Bürgerinnen<br />
und Bürger aus, die sich durch bürgerschaftliches<br />
Engagement für einen aktiven<br />
Lebensstil und mehr Bewegung im Alltag<br />
einsetzen. Mit dem Titel "Deutschlands<br />
aktivste Stadt" ist ein Preisgeld in Höhe von<br />
100.000 Euro verbunden, das zur Förderung<br />
des Breitensports in Speyer eingesetzt<br />
werden soll.<br />
An der Premiere des Wettbewerbs nahmen<br />
insgesamt 98 Städte teil. Eine Jury aus<br />
Politik, Sport, Medien und Wirtschaft<br />
wählte unter den Bewerbern 41 Kandidatenstädte<br />
des Wettbewerbs aus, die möglichst<br />
viele private und bürgerschaftliche<br />
Bewegungsinitiativen im Rahmen der<br />
Wettbewerbsteilnahme aktivieren mussten.<br />
Das Finale bestritten letztendlich in diesem<br />
Sommer neben der Siegerstadt Speyer<br />
auch die Städte Erlangen, Fürstenwalde,<br />
Freiburg im Breisgau und Herne mit einem<br />
dreitägigen Festival des Sports. Hier galt es<br />
für die Finalstädte, möglichst viele Bürgerinnen<br />
und Bürger durch ein kreatives und<br />
interessantes Sportangebot zum Mitmachen<br />
zu animieren. Beim Finale in Speyer<br />
waren über 65.000 Bürgerinnen und<br />
Bürger jeden Alters sportlich unterwegs<br />
mit insgesamt 198.176 registrierten Aktivitäten.<br />
"Alle fünf Finalstädte haben gezeigt,<br />
dass in ihrer Stadt das ehrenamtliche<br />
Engagement für den Sport eine sehr große<br />
Rolle spielt. Wir waren sehr beeindruckt,<br />
mit wie viel Einsatz und sportlichem<br />
Ehrgeiz die Festivals des Sports umgesetzt<br />
wurden", lobt DOSB-Präsident Thomas<br />
Bach. Jede Stadt habe auf ihre Weise ein<br />
tolles Fest für Jung und Alt geschaffen, das<br />
auch nachhaltig für mehr Schwung in der<br />
Stadt sorgen werde. "Wir sehen daher alle<br />
fünf Städte als Gewinner und gratulieren<br />
zu diesem hervorragenden Erfolg", betont<br />
Bach. Und Béatrice Guillaume-Grabisch,<br />
Geschäftsführerin der Coca-Cola GmbH,<br />
ergänzt: "Mission Olympic hat in den<br />
vergangenen 18 Monaten viel bewegt. Es<br />
sind zahlreiche neue Initiativen und Netzwerke<br />
für einen aktiven Lebensstil entstan-<br />
Der Bürgermeister der Stadt Speyer, Hanspeter Brohm (Mitte), jubelt am 10.11.<strong>2008</strong> in<br />
Berlin über die Auszeichnung zu Deutschlands aktivster Stadt, die er vom Präsidenten des<br />
<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Sportbundes (DOSB), Thomas Bach (rechts), und Lena Schöneborn<br />
(links), der Goldmedaillen-Gewinnerin im Modernen Fünfkampf erhält.
den. Gleichzeitig haben Bewegung und<br />
Breitensport durch Mission Olympic mehr<br />
öffentliche Aufmerksamkeit und in den<br />
teilnehmenden Städten einen noch höheren<br />
gesellschaftlichen Stellenwert bekommen.<br />
So haben alle, die teilnahmen, profitiert.<br />
Leider kann nur einer Sieger sein, und<br />
mit Speyer haben wir einen würdigen<br />
gefunden." Mit Mission Olympic möchten<br />
Coca-Cola Deutschland und der DOSB<br />
sportliche Bewegung im Land nachhaltig<br />
fördern und bürgerschaftliches Engagement<br />
für einen aktiven Lebensstil unterstützen.<br />
"Tag der offenen Tür" in<br />
Eliteschulen des Sports in<br />
Furtwangen<br />
Wo Spitzenathleten von morgen die Schulbank<br />
drücken - davon konnten sich interessierte<br />
Besucher am 15. November, ein Bild<br />
machen. Das baden-württembergische<br />
Skiinternat Furtwangen ist die erste Eliteschule<br />
des Sports von deutschlandweit<br />
39 Einrichtungen<br />
dieser Art, die - im Rahmen<br />
einer Initiative von <strong>Deutsche</strong>m<br />
<strong>Olympische</strong>n Sportbund (DOSB)<br />
und Sparkassen-Finanzgruppe -<br />
Einblicke in den Alltag zwischen<br />
Unterrichtsstunden und Trainingseinheiten<br />
gewährte. Neben<br />
DOSB-Präsident Thomas Bach<br />
nutze auch Kultusminister<br />
Helmut Rau die Gelegenheit für<br />
einen Rundgang durch das<br />
Internat sowie angeschlossene<br />
Partner-Schulen. Dabei konnten<br />
die Gäste unter anderem auf<br />
den Erfolgsspuren der ehemaligen<br />
Furtwangen-Eliteschüler<br />
Sven Hannawald und Kathrin<br />
Hitzer wandeln. In der Sporthalle<br />
der Robert-Gerwig-Schule<br />
moderierte Hans-Peter Pohl,<br />
ehemaliger Spitzen-Kombinierer<br />
und aktuell Wintersport-Experte<br />
beim ZDF, Aktionen rund um<br />
das Thema Skispringen. Auf der Biathlonanlage<br />
im Weißenbachtal durften die Besucher<br />
die schwarzen Scheiben zudem selbst ins<br />
Visier nehmen. Ein Pressegespräch unter der<br />
Leitung von Ulrich Wiedmann, Chef des<br />
Olympiastützpunktes Freiburg, rundete den<br />
Tag ab.<br />
In dem von DOSB und Sparkassen-Finanzgruppe<br />
entwickelten Konzept ist die Veranstaltungsreihe<br />
ein Baustein, um das Projekt<br />
Eliteschulen auszubauen und weiter zu<br />
professionalisieren. Ziel ist zudem, die<br />
Synergieeffekte im Verbund der Einrichtungen<br />
noch intensiver zu nutzen und den<br />
Austausch der Institute untereinander zu<br />
verbessern, etwa durch ein gemeinsames<br />
Internetportal.<br />
Die Sparkassen-Finanzgruppe hat den<br />
Eliteschulen des Sports bislang 3,5 Millionen<br />
Euro bereitgestellt. Die Förderung erfolgt<br />
projektbezogen. Dabei stehen aktuell in<br />
Abstimmung mit den Experten des DOSB,<br />
der Landessportbünde und Kultusminister<br />
trainings- und ernährungswissenschaftliche<br />
Fragen im Vordergrund.<br />
Das Prädikat "Eliteschule des Sports" wird<br />
vom <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Sportbund an<br />
Fördereinrichtungen im kooperativen<br />
Verbund von Leistungssport, Schule und<br />
Wohnen für einen vierjährigen Zeitraum<br />
verliehen. Aktuell existieren bundesweit 39<br />
Spezialschulen mit unterschiedlichen<br />
Schwerpunktsportarten. Die Sparkassen-<br />
Das Skiinternat Furtwangen ist eine Medaillenschmide<br />
des nordischen Skisports. Zu ihren Absolventen zählt<br />
unter anderem Olympiasieger Sven Hannawald. Im<br />
Vordergrund der Leiter der Einrichtung, Dieter Moll.<br />
Finanzgruppe unterstützt das Projekt seit<br />
seiner Gründung 1997 mit zweckgebundenen<br />
Förderbeiträgen, die etwa für konkrete<br />
Maßnahmen zur Optimierung der schulischen<br />
und sportlichen Bedingungen an der<br />
Schule eingesetzt werden.<br />
Impressum<br />
Impressum<br />
<strong>Olympische</strong>s Feuer<br />
Zeitschrift des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />
Sportbundes und der<br />
<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />
Herausgeberkollegium:<br />
Gerd Graus (DOSB), Dieter Krickow (DOG), Steffen<br />
Haffner, Michael Gernandt<br />
Chefredakteur: Harald Pieper<br />
Redaktion: Dr. Stefan Volknant, Dr. Andreas Höfer,<br />
Daniela Kröger<br />
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Dr. Stefan Volknant<br />
<strong>Deutsche</strong>r <strong>Olympische</strong>r Sportbund<br />
Otto-Fleck-Schneise 12, 60528 Frankfurt<br />
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Harald Pieper<br />
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Schlussredaktion/Anzeigenleitung: Peter Kühne<br />
Die Zeitschrift erscheint 6 x jährlich.<br />
Der Bezugspreis ist durch den Mitgliedsbeitrag der<br />
<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> abgegolten.<br />
Druck: HMS-Druckhaus GmbH<br />
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Das <strong>Olympische</strong> Feuer ist ein Diskussionsforum.<br />
Mit Namen gekennzeichnete Artikel müssen nicht<br />
unbedingt der Meinung der Redaktion, des DOSB<br />
bzw. der DOG entsprechen.<br />
Titelgrafik: Hans Borchert<br />
Fotos, Illustrationen, Karikaturen:<br />
picture-alliance/dpa<br />
Hans Borchert Simon Engelbertz<br />
Helmut Gesierich Gabriele Rau<br />
Alciro Theodoro das Silva Guido Schiek<br />
Markus Stegner<br />
59
Nachrichten der DOG<br />
Aktuelles aus der<br />
Bundesgeschäftsstelle<br />
Liebe Mitglieder,<br />
ein Jahr mit besonderen, sportlichen Höhepunkten<br />
liegt hinter uns. Im Juni erlebten<br />
wir eine eindrucksvolle Europameisterschaft<br />
in unseren Nachbarländern Schweiz und<br />
Österreich und nur knapp sechs Wochen<br />
später begeisterten uns die <strong>Olympische</strong>n<br />
Spiele in Peking. Spiele, die sicherlich länger<br />
in unserer Erinnerung bleiben werden. Sei es<br />
durch sportliche Höchstleistungen oder<br />
durch die Eindrücke, die das Gastgeberland<br />
hinterlassen hat.<br />
"Olympia hautnah erleben", so lautete das<br />
Motto unserer Mitgliederwerbeaktion. Wir<br />
können in diesem Jahr 140 neue Mitglieder<br />
in unserer <strong>Olympische</strong>n Familie begrüßen<br />
und freuen uns sehr, gemeinsam mit ihnen<br />
für die <strong>Olympische</strong> Idee in Deutschland zu<br />
werben.<br />
Weniger gute Nachrichten hinterlässt<br />
Vizepräsidentin Petra Reußner, die aufgrund<br />
gesundheitlicher Probleme sowie ihrer<br />
starken beruflichen Auslastung auf der<br />
Hauptausschusssitzung in Berlin Ende<br />
Oktober ihren Rücktritt erklärt hat. Eine<br />
Entscheidung, die unser Verständnis trägt,<br />
allerdings nicht ohne Bedauern. Petra<br />
Reußner hat in ihrer siebenjährigen Amtszeit<br />
viel für die <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong><br />
<strong>Gesellschaft</strong> geleistet.<br />
Zum Ende des Jahres haben wir mit der<br />
"Bewegungspatenschaft" eine Weiterentwicklung<br />
des Projektes "Kinder bewegen"<br />
geschaffen. Die Ergebnisse aus der wissenschaftlichen<br />
Untersuchung durch die<br />
Universitäten Karlsruhe und Konstanz sowie<br />
die Nachfrage von Kindergärten mit der<br />
Bitte um Aufnahme in das Projekt zeigen<br />
deutlich, dass wir einen Weg eingeschlagen<br />
haben, der von immenser Bedeutung ist und<br />
auch nach fünf Jahren absolute Aktualität<br />
zeigt. Wir möchten daher Kindergärten<br />
durch Ihre Unterstützung ermöglichen,<br />
60<br />
Bewegung alltäglich zu machen. Der Startschuss<br />
für die Bewegungspatenschaft ist<br />
gefallen. Ich möchte an dieser Stelle allen<br />
Förderern und Spendern herzlich danken,<br />
die sich bereits an unserer Anfang Dezember<br />
gestarteten Spendenbriefaktion beteiligt<br />
haben. Uns hat eine hohe Anzahl an Bewerbungen<br />
von Kindertageseinrichtungen<br />
erreicht und wir hoffen, so viele wie möglich<br />
von ihnen unterstützen zu können.<br />
Helfen Sie uns dabei, denn die <strong>Deutsche</strong><br />
<strong>Olympische</strong> <strong>Gesellschaft</strong> ist ein Förderverein,<br />
eine Säule für Projekte zur Kinder- und<br />
Jugendförderung rund um die <strong>Olympische</strong><br />
Idee.<br />
Schließlich danke ich allen Mitgliedern, dass<br />
Sie die <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> <strong>Gesellschaft</strong><br />
unterstützen und wünsche Ihnen und Ihren<br />
Familien eine frohe Weihnachtszeit und ein<br />
gutes neues Jahr 2009.<br />
Ihr<br />
Harald Denecken<br />
Präsident<br />
Bewegungspatenschaft<br />
Anfang November wurde in Essen der<br />
"Zweite Kinder- und Jugendsportbericht" an<br />
Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble<br />
und den Generalsekretär des DOSB Dr.<br />
Michael Vesper überreicht. Diese Studie<br />
befasst sich im Schwerpunkt mit der Bedeutung<br />
des Sports für Kinder bis zum zwölften<br />
Lebensjahr. Die Ergebnisse des Berichts sind<br />
alarmierend: Im europäischen Vergleich von<br />
19 OECD-Ländern erreichte Deutschland<br />
den 18. Platz. Insbesondere die fehlende<br />
Ausbildung der Erzieher/Innen im Bereich<br />
der Bewegung wurde stark kritisiert. In<br />
Grundschulen wird der Sportunterricht zu<br />
80% von fachfremden Lehrpersonal unterrichtet.<br />
Die Autoren des "Zweiten <strong>Deutsche</strong>n Kinder-<br />
und Jugendsportberichts" messen<br />
Bewegung, Spiel und Sport eine herausra-<br />
gende Bedeutung für die Entwicklung von<br />
Kindern bis etwa zwölf Jahren bei. Sie<br />
fordern daher, Bewegung, Spiel und Sport<br />
systematisch in Konzepte zur Entwicklungsförderung<br />
und Bildung von Kindern einzubauen.<br />
Eine der sechs wichtigsten Handlungsempfehlungen<br />
der Wissenschaftler ist<br />
die Umsetzung pädagogischer Angebote<br />
zum Bereich "Körper und Bewegung" in<br />
allen Kindergärten und entsprechende<br />
Ausbildung der Erzieherinnen.<br />
Bereits durch das erfolgreiche Projekt<br />
"Kinder bewegen" hat sich die <strong>Deutsche</strong><br />
<strong>Olympische</strong> <strong>Gesellschaft</strong> für die Bewegungsförderung<br />
von Kindern stark gemacht.<br />
Aufgrund vieler Anfragen weiterer Kindertageseinrichtungen<br />
und der jüngsten Ergebnisse<br />
des aktuellen Berichts, muss es weitergehen!<br />
Hierzu wurden die Bewegungspatenschaften<br />
initiiert. Kindertageseinrichtungen<br />
hatten die Möglichkeit sich bis zum<br />
12.12.<strong>2008</strong> zu bewerben.<br />
Eine Patenschaft umfasst die einmalige<br />
Unterstützung in Höhe von 500 Euro, um<br />
mit ortsansässigen Übungsleitern, Pädagogen<br />
oder Physiotherapeuten Bewegungsstunden<br />
im Kindergartenalltag durchzuführen.<br />
Auch kleine Materialien können von<br />
diesem Zuschuss angeschafft werden. Das<br />
Konzept basiert auf dem Prinzip "Hilfe zur<br />
Selbsthilfe", da durch die kompetente<br />
Anleitung zum einen den Kindern spielerisch<br />
Bewegung vermittelt wird und zum<br />
anderen durch die gezielte Netzwerkbildung<br />
die Erzieherinnen Anregungen und<br />
Anleitungen für die eigene Umsetzung<br />
erhalten. Die Anzahl der Patenschaften ist<br />
abhängig von der Höhe der Spendengelder.<br />
Anfang Dezember sind die Spendenbriefe<br />
versendet worden und die <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong><br />
<strong>Gesellschaft</strong> möchte sich an dieser<br />
Stelle recht herzlich bei allen Spendern<br />
bedanken. Durch Ihre Mithilfe können wir<br />
den Kindertagesstätten eine helfende Hand<br />
reichen.<br />
Sie möchten auch spenden? Nähere Informationen<br />
erhalten Sie auf der Homepage<br />
www.DOG-bewegt.de oder telefonisch bei<br />
der Bundesgeschäftsstelle (069 6950160).
Fair Play<br />
Judoka Christine Sylle geehrt<br />
Dass die Wertevorstellung im Sport immer<br />
noch eine hohe Bedeutung besitzt, hat<br />
eindrucksvoll die 23-jährige Judoka Christine<br />
Sylle bei den <strong>Deutsche</strong>n Hochschulmeisterschaften<br />
im Jahr <strong>2008</strong> demonstriert. Die<br />
gebürtige Alfelderin und Studentin der<br />
<strong>Deutsche</strong>n Sporthochschule in Köln gewann<br />
das Finale, jedoch ihrer Meinung nach zu<br />
Unrecht. "Der Kampf wurde durch den<br />
Kampfrichter-Beobachter unterbrochen.<br />
Nach einer kurzen Beratung wurde ich zur<br />
Siegerin erklärt. Meiner Meinung nach<br />
durch eine Fehlentscheidung. Daher haben<br />
meine Gegnerin und ich die sportliche<br />
Leitung aufgesucht, um den Kampf wiederholen<br />
zu lassen", so erinnert sich die Sportlerin<br />
an diesen Tag zurück. In der Wiederholung<br />
des Finales verlor Christine Sylle den<br />
Kampf. Letztlich geht sie jedoch als Siegerin<br />
von der Matte. Fair Play hat für die junge<br />
Vizepräsident Jürgen Roters überreichte die<br />
Fair Play Plakette an Christine Sylle für ihr<br />
vorbildhaftes Verhalten.<br />
Studentin einen hohen Stellenwert im<br />
Sport: "Fair Play gehört zu den Judo-<br />
Werten. Genauso wie Aufrichtigkeit und<br />
Ehrlichkeit - und diese Werte sollten im<br />
Judo-Unterricht auch vermittelt werden!"<br />
appelliert sie.<br />
Während des 4. Herbstforums der Regionalgruppe<br />
Rheinland in Zusammenarbeit mit<br />
dem Olympiastützpunkt Rheinland ehrte<br />
Vizepräsident Jürgen Roters die junge<br />
Athletin mit der Fair Play Plakette der<br />
<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong>.<br />
"Neben mir steht ein Vorbild des Fair Plays,<br />
denn ohne fairen Wettkampf verkommen<br />
der Sport und auch die <strong>Gesellschaft</strong>!"<br />
Rücktritt<br />
Ein wenig Wehmut war zu spüren als Petra<br />
Reußner im Rahmen der Hauptausschusssitzung<br />
der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />
im Berliner Olympiastadion ihren<br />
Rücktritt bekannt gab. "Nach siebenjähriger<br />
Amtszeit ist leider heute der Tag gekommen,<br />
an dem ich das Amt der Vizepräsidentin<br />
abgeben muss. Eine Entscheidung, die mir<br />
sehr schwer fiel, aber aufgrund gesundheitlicher<br />
Probleme sowie der starken beruflichen<br />
Auslastung notwenig ist."<br />
Seit 1995 engagiert sich Petra Reußner<br />
ehrenamtlich für die <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong><br />
<strong>Gesellschaft</strong>. In der Zweigstelle Südniedersachen<br />
übernahm sie Anfangs als Beiratsmitglied<br />
die Jugendarbeit und organisierte<br />
in den Jahren 1995 sowie 1998 die Griechenlandfahrt<br />
zusammen mit dem Privatdozenten<br />
Dr. Wolfgang Buss.<br />
Im Jahr 2001 trat die Göttingerin<br />
das Amt der Vizepräsidentin<br />
an und ihr wurde für die anerkennende<br />
Leistung ihrer Arbeit<br />
bei den folgenden Wahlen<br />
erneut das Vertrauen der Mitglieder<br />
der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />
<strong>Gesellschaft</strong> zuteil. Zuletzt<br />
war sie für den Bereich der<br />
Zweigstellenkonzeption zuständig<br />
und somit das Bindeglied zu<br />
den 49 Zweigstellen der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong>,<br />
die sich über das gesamte<br />
Bundesland erstrecken.<br />
Präsident Harald Denecken<br />
sprach der 40-jährigen Verwaltungsleiterin<br />
der Göttinger<br />
Werkstätten gemeinnützige GmbH neben<br />
seinem großen Bedauern auch sein Verständnis<br />
aus. Allerdings betonte er, dass<br />
"dem Präsidium der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />
<strong>Gesellschaft</strong> mit der Neubesetzung durch<br />
das stete Engagement, der Motivation und<br />
der Loyalität von Petra Reußner eine große<br />
sportliche Herausforderung gegeben ist."<br />
Auch weiterhin wird sich Petra Reußner<br />
ehrenamtlich für die Zweigstelle Südniedersachen<br />
engagieren und somit für die Verbreitung<br />
der <strong>Olympische</strong>n Idee in die <strong>Gesellschaft</strong><br />
sorgen. "Projekte wie z.B. "Kinder<br />
bewegen", bei dem es um die frühzeitige<br />
Bewegung unserer jüngsten Generation zur<br />
Entwicklung der motorischen Grundtätigkeiten<br />
geht, bedürfen auch weiterhin einem<br />
tatkräftigen Engagement!" betont Reußner,<br />
selber Mutter einer kleinen Tochter.<br />
Hauptausschusssitzung in<br />
Berlin<br />
Auf der diesjährigen Hauptausschusssitzung<br />
der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />
kamen am 25. Oktober <strong>2008</strong> in Berlin die<br />
Vertreter der Landesverbände, der DOG-<br />
Jugend und des Präsidiums zusammen, um<br />
das letzte Jahr zu bilanzieren und die<br />
Weichen für das kommende zu stellen.<br />
Bereits am Freitagabend trafen sich die<br />
Vertreter zu einem Bootsausflug auf der<br />
Spree. Eine Tour "Berlin bei Nacht" konnten<br />
die DOG-Mitglieder dank des Engagements<br />
der Landesgruppe Berlin erleben. Frank<br />
61
Westphal, Geschäftsführer der Berliner<br />
Wassersport- und Service GmbH sowie<br />
Mitglied des Landesverbandes Berlin, sorgte<br />
für eine eindrucksvolle Rundfahrt im<br />
Regierungsviertel der Hauptstadt. Bei einem<br />
anschließenden gemütlichen Zusammensitzen<br />
in einer Brauerei am Spreebogen<br />
wurden erste Gespräche geführt.<br />
In der Ehrenloge des Olympiastadions Berlin<br />
trafen am Samstagmorgen die Vertreter der<br />
Bundesländer ein. In seinem Bericht resümierte<br />
Präsident Harald Denecken das<br />
vergangene Jahr, auch bei der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> standen die<br />
<strong>Olympische</strong>n sowie Paralympischen Spiele<br />
im Fokus. Die Aushändigung von Schlüsselanhängern<br />
in Form eines Kleeblatts an die<br />
Athleten, die Gesprächsrunden mit aktiven<br />
und ehemaligen Sportlern, die Mitmachaktion<br />
"Olympia bewegt Kids", der Olympic Day<br />
Run, der Schülermalwettbewerb sowie das<br />
<strong>Olympische</strong> Jugendlager in Peking haben die<br />
Faszination Olympia zugleich hautnah<br />
erleben lassen.<br />
Präsident Denecken zeigte in diesem Zusammenhang<br />
auf, wie wichtig die Unterstützung<br />
der Kinder und Jugendlichen sei.<br />
"Sie sind die Zukunft, in der <strong>Gesellschaft</strong><br />
und im Sport. Daher unterstützen wir als<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> <strong>Gesellschaft</strong> auch<br />
weiterhin die Zukunft!" betonte Denecken.<br />
"Insbesondere mit den DOG-Patenschaften<br />
und dem Projekt "Kinder bewegen" haben<br />
unsere Zweigstellen bereits sehr gute Arbeit<br />
geleistet", sagte Denecken. Dieser vor<br />
einigen Jahren eingeschlagene Weg soll<br />
fortgesetzt werden, mit einem neuen<br />
Patenschaftskonzept sorgen zukünftig<br />
Spendengelder gezielt für mehr Bewegung.<br />
Weiterhin unterstrich Präsident Denecken,<br />
dass alle Anstrengung der Gewinnung neuer<br />
Mitglieder gelten müsse. Dass diese erfolgreich<br />
sein kann, zeigen insbesondere die<br />
zwei Zweigstellen, die während der Sitzung<br />
mit dem Wilhelm-Garbe-Preis für die<br />
meisten geworbenen Mitglieder innerhalb<br />
des vergangenen Jahres ausgezeichnet<br />
wurden. Sieger in dieser Wertung wurde der<br />
Landesverband Berlin mit 38 Neumitgliedern.<br />
Platz 2 ging an die Zweigstelle Potsdam<br />
mit 21 Neumitgliedern.<br />
Mit der bronzenen Ehrenplakette wurde der<br />
Vorsitzende des Landesverbandes Niedersachsen,<br />
Prof. Dr. Lorenz Peiffer, ausgezeichnet.<br />
Bereits seit 24 Jahren ist der Hannoveraner<br />
Universitätsprofessor für "Sportpäda-<br />
62<br />
gogik mit den<br />
Schwerpunkten<br />
Sozial- und Zeitgeschichte<br />
des Sports<br />
und Geschichte des<br />
Schulsports" Mitglied<br />
der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong>.<br />
In früheren<br />
Jahren hat er die<br />
Arbeit der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Olympische</strong>n<br />
<strong>Gesellschaft</strong> durch<br />
sein Mitwirken in<br />
verschiedenen<br />
Kommissionen und<br />
Ausschüssen vorangetrieben.<br />
Der Bundesjugendausschuss stellte in einer<br />
Präsentation die Aktivitäten des vergangenen<br />
Jahres dar und konnte von einer<br />
eindrucksvollen Fahrt sowie zahlreichen<br />
Aktionen der Fair Play Botschafter bei den<br />
<strong>Olympische</strong>n Spielen berichten. Auch im<br />
folgenden Jahr wird sich der Bundesjugendausschuss<br />
aktiv an den unterschiedlichsten<br />
Prof. Lorenz Pfeiffer wurde mit der bronzenen<br />
Ehrenplakett ausgezeichnet.<br />
Veranstaltungen beteiligen. Insbesondere<br />
das Thema Fair Play wird dabei im Vordergrund<br />
stehen. Es gilt auch weiterhin Jugendliche<br />
und junge Erwachsene die Faszination<br />
Olympia erleben zu lassen.<br />
Wilhelm-Garbe-Preis<br />
Startschuss für <strong>2008</strong>/09 gefallen<br />
Der Wilhelm-Garbe-Preis hat sich bereits in<br />
der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />
etabliert. Er wird an die Zweigstellen verliehen,<br />
die in der Statistik der Mitgliedergewinnung<br />
innerhalb eines Jahres die ersten drei<br />
Plätze belegen. Die Voraussetzung zur<br />
Aufnahme in die Wertung ist die Gewinnung<br />
von mind. 15 Neumitglieder über 18 Jahre.<br />
Im Jahr <strong>2008</strong> errang die Zweigstelle Berlin<br />
bereits zum dritten Mal in Folge den ersten<br />
Platz und sicherte sich ein Preisgeld in Höhe<br />
von 1.500 Euro (siehe Abbildung). Den<br />
zweiten Platz und ein Preisgeld in Höhe von<br />
1.000 Euro errang die in diesem Jahr neu<br />
gegründete Zweigstelle Potsdam. Überreicht<br />
wurden die Urkunden während des diesjährigen<br />
Hauptausschusses in der Ehrenloge<br />
des Berliner Olympiastadions. Der dritte<br />
Platz konnte in diesem Jahr leider nicht<br />
überreicht werden, da keine weitere Zweigstelle<br />
die Voraussetzungen von min. 15<br />
Neumitgliedern erfüllen konnte.<br />
Der Startschuss für eine erneute und<br />
erfolgreiche Mitgliederwerbung ist bereits<br />
am 01. August diesen Jahres wieder gefallen<br />
Auch in der noch jungen Statistik führen<br />
die Hauptstädter. Bis Ende Juli 2009 haben<br />
alle Zweigstellen der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />
<strong>Gesellschaft</strong> die gleiche Chance sich<br />
nicht nur eine verdiente Auszeichnung,<br />
sondern auch ein bemerkenswertes Preisgeld<br />
für ihre Arbeit vor Ort zu sichern. Das<br />
Präsidium der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />
<strong>Gesellschaft</strong> wünscht daher allen teilnehmenden<br />
Zweigstellen und engagierten<br />
Ehrenamtlichen viel Erfolg bei der Mitgliederwerbung<br />
für das Jahr <strong>2008</strong>/09.<br />
Olympia bewegt Kids<br />
Anlässlich der <strong>Olympische</strong>n Spiele hat die<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> <strong>Gesellschaft</strong> in diesem
Jahr zur Mitmachaktion "Olympia bewegt<br />
Kids" aufgerufen. Kindertageseinrichtungen<br />
wurden aufgefordert, mit olympischer<br />
Begeisterung mehr Bewegung in den<br />
Kindergarten zu bringen und sich mit einem<br />
olympischen Tag an der Aktion zu beteiligen.<br />
Folgende Einrichtungen wurden per<br />
Losverfahren unter den eindrucksvollen<br />
Einsendungen als Gewinner ermittelt und<br />
erhielten jeweils 200 Euro:<br />
� Kindergarten Sonnenschein und Regenbogen<br />
in Obernburg<br />
� Kindertagesstätte GROSS+klein in<br />
Hünstetten<br />
� Ev. Kirchengemeindeverband Offenbach<br />
Bis zum Einsendeschluss erhielt die <strong>Deutsche</strong><br />
<strong>Olympische</strong> <strong>Gesellschaft</strong> viele Zusendungen,<br />
die den Spaß an der Mitmachaktion<br />
dokumentierten. Die Kinder lernten<br />
spielerisch <strong>Olympische</strong> Werte wie Fairness,<br />
Leistungsbereitschaft, Teamgeist und Völkerverständigung<br />
kennen. In einigen Einrichtungen<br />
beteiligten sich ebenfalls die<br />
Eltern aktiv an dem olympischen Tag.<br />
Mit einem "Sportlerfrühstück" oder einem<br />
"Athletenbuffet" wurde in einigen Einrichtungen<br />
der olympische Tag feierlich eingeläutet.<br />
Ein Einmarsch mit der "<strong>Olympische</strong>n<br />
Fackel" und Gesang unterstrich die Bedeutung<br />
dieses sportlichen Highlights. Egal, ob<br />
als Mannschaft oder Einzelakteur, allen<br />
Kindern war die Begeisterung beim sportlichen<br />
Wettkampf anzusehen. Zu den Wettbewerben<br />
zählten viele unterschiedliche<br />
Aktivitäten wie Zielwerfen in die "<strong>Olympische</strong><br />
Ringe", Schubkarrenrennen, Tannenzapfenweitwurf<br />
und Hindernislauf.<br />
Zum Abschluss gab es eine Siegerehrung<br />
oder auch die Übergabe von Urkunden und<br />
Pokalen.<br />
Die persönliche Übergabe der Siegprämie<br />
übernahm der Vorsitzende der Zweigstelle<br />
Frankfurt, Karl Eyerkaufer. Begeistert nahmen<br />
die Kindergartenkinder, gekleidet in<br />
den olympischen Farben, der Einrichtung<br />
des ev. Kirchengemeindeverbandes Offenbach<br />
den Riesencheck und die Urkunde in<br />
Empfang.<br />
Wir gratulieren den Siegern herzlich und<br />
bedanken uns für die zahlreichen bunten<br />
Dokumentationen.<br />
Georg von Opel-Preis<br />
Im Rahmen des Verbandstages des <strong>Deutsche</strong>n<br />
Verbands für Modernen Fünfkampf<br />
überreichte der Vorsitzende der Zweigstelle<br />
Pfalz und Sohn Georgs von Opel, Carlo von<br />
Opel, den Georg-von-Opel Wanderpreis für<br />
die erfolgreichsten Aktiven der Saison. Wie<br />
bereits im vergangenen Jahr wurde diese<br />
Ehre der Olympiasiegerin Lena Schöneborn<br />
(Bonn) zuteil. Außerdem erhielt Steffen<br />
Gebhardt (Darmstadt) den mit 5.000 Euro<br />
dotierten Wanderpreis. Als erfolgreichste<br />
Nachwuchssportler wurden mit Janine<br />
Kohlmann (Neuss) und Annika Schleu<br />
(Berlin) zwei A-Jugendliche ausgezeichnet.<br />
Außerdem wurden die Länderkampfnadeln<br />
des DVMF an international erfolgreiche<br />
Athleten vergeben. Geehrt wurde zudem das<br />
erfolgreiche Top Team des DVMF Lena<br />
Schöneborn, Eva Trautmann, Janine Kohlmann,<br />
Steffen Gebhardt, Eric Walther und<br />
Sebastian Dietz für die außerordentlichen<br />
Erfolge, die in der Saison 2007 und <strong>2008</strong><br />
erzielt werden konnten. Ein weiterer Höhepunkt<br />
der Ehrungen war die Verleihung der<br />
"UIPM - Pierre de Coubertin Medaille" an<br />
Lena Schöneborn. Die Verleihung nahm Herr<br />
Dr. Klaus Schormann vor, der auch Präsident<br />
des Weltverbands der Modernen Fünfkämpfer<br />
(UIPM) ist.<br />
Gedenken an<br />
Ehrenmitglieder<br />
Theo Götz<br />
Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> <strong>Gesellschaft</strong><br />
trauert zusammen mit dem Landesverband<br />
Baden-Württemberg und der Kreisgruppe<br />
Reutlingen um ihr Ehrenmitglied Theo Götz.<br />
Dieser vorbildliche Repräsentant des Sports<br />
ist am 15. September <strong>2008</strong> seiner schweren<br />
Krankheit erlegen.<br />
Von 1985 bis 2004 war er Vorsitzender der<br />
DOG Kreisgruppe Reutlingen, von 1987 bis<br />
2007 Vorsitzender des Landesverbandes<br />
Baden-Württemberg und von 1988 bis 1994<br />
Mitglied des Präsidiums der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong>. Sein überaus<br />
beeindruckendes Engagement für die Ziele<br />
der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> auf<br />
Kreis- und Landesebene trug ihm den<br />
Ehrenvorsitz der Kreisgruppe Reutlingen<br />
und des Landesverbandes Baden-Württemberg<br />
ein. Gleichzeitig war er langjähriger<br />
Vorsitzender des Sportkreises Reutlingen<br />
und ebenso Mitglied im Präsidium des<br />
Württembergischen Landessportbundes.<br />
Dafür wurde er zum Ehrenmitglied und<br />
Ehrenvorsitzenden ernannt und erhielt 2004<br />
den Ehrenring des Württembergischen<br />
Landessportbundes.<br />
1935 in Weingarten geboren, verbrachte er<br />
jedoch den größten Teil seines Lebens in<br />
Pfullingen/Württemberg. Beinahe 20 Jahre<br />
lang leitete er hier das städtische Gymnasium.<br />
Neben seiner 34-jährigen Tätigkeit im<br />
Stadtrat war er 28 Jahre stellvertretender<br />
Bürgermeister der Stadt Pfullingen und viele<br />
Jahre Mitglied des Kreistages und Landtagsabgeordneter.<br />
In unnachahmlicher Weise verknüpfte Theo<br />
Götz seine verschiedenen Arbeitsbereiche<br />
und trat selbstlos, unaufhörlich und erfolgreich<br />
für die Belange des Sports und insbesondere<br />
die Verbreitung der <strong>Olympische</strong>n<br />
Werte ein. Unermüdlich kämpfte er für<br />
Toleranz und Solidarität im Sport und die<br />
gesellschaftspolitische Aufwertung des<br />
ehrenamtlichen Engagements in den Sportvereinen.<br />
Viele sportliche Veranstaltungen<br />
und Aktivitäten sind auf seine Initiative hin<br />
entstanden oder wurden durch ihn maßgeblich<br />
mitgestaltet.<br />
Wir werden Theo Götz sehr vermissen und<br />
als außergewöhnlich guten Freund und<br />
großartigen Förderer in dankbarer Erinnerung<br />
behalten. Seiner Ehefrau und seinen<br />
beiden Töchtern gehört unser aufrichtiges<br />
Mitgefühl.<br />
Max Depke<br />
Ebenfalls große Trauer löste der Tod von<br />
Max Depke aus, der am 26. September <strong>2008</strong><br />
im Alter von 87 Jahren verstorben ist.<br />
63
Bereits im Alter von 33 Jahren übernahm er<br />
im Jahr 1954 die Position des 1. Vorsitzenden<br />
beim Lübecker Judo-Club e.V. 15 Jahre<br />
lang bis 1969 und von 1979 bis 1990 leitete<br />
Max Depke die Geschicke des Vereins. Von<br />
1960 bis 1970 war Max Depke auch Präsident<br />
des <strong>Deutsche</strong>n Judo-Bundes.<br />
Von 1963 bis 1973 war er Mitglied des<br />
Nationalen <strong>Olympische</strong>n Komitees von<br />
Deutschland (NOK) und nahm als Mannschaftsführer<br />
mit der deutschen Mannschaft<br />
an den <strong>Olympische</strong>n Spielen 1964 in<br />
Tokio teil. Von 1969 bis 1973 gehörte Max<br />
Depke dem Präsidium des NOK an.<br />
Seit 1965 war er Mitglied in der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong>. Als Vertreter des<br />
NOK war er Mitglied des Präsidiums und ca.<br />
30 Jahre Revisor der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />
<strong>Gesellschaft</strong>. Hier fungierte er 12<br />
Jahre lang als Sprecher. Von 1967 bis 1987<br />
war Max Depke darüber hinaus auch Vorsitzender<br />
des Turn- und Sportbundes der<br />
Hansestadt Lübeck, dem Kreissportverband.<br />
Neben seinem Vorsitz beim TSB Lübeck<br />
übernahm er im Jahr 1977 für 16 Jahre den<br />
2. Vorsitz der Stadtgruppe Lübeck.<br />
Sein Engagement wurde in zahlreichen<br />
Ehrungen anerkannt. So wurde ihm 1974<br />
durch den Senat der Hansestadt Lübeck die<br />
Senatsplakette verliehen. Im April 1988<br />
erhielt er für sein fortlaufendes Engagement<br />
für die Jugend und für die Schwachen<br />
in unserer <strong>Gesellschaft</strong> aus der Hand des<br />
damaligen Bundespräsidenten Dr. Richard<br />
von Weizsäcker das Bundesverdienstkreuz<br />
der 1. Klasse.<br />
Nach einer schweren Krankheit hatte Max<br />
Depke 2002 im Alter von 81 Jahren Abstand<br />
von sämtlichen Ehrenämtern genommen,<br />
um den Lebensabend gemeinsam mit seiner<br />
Frau Christel in Lübeck-Wulfsdorf zu genießen.<br />
Nicht nur Lübecks Sport verliert einen<br />
großen Freund und Förderer. Wir werden ihn<br />
sehr vermissen und seiner in Ehren gedenken.<br />
Neue Homepage<br />
In neuer Präsenz erscheinen seit Anfang<br />
November die Internetseiten der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />
www.DOG-bewegt.de und des Projektes<br />
"Kinder bewegen" www.Kinder-bewegen.de.<br />
Neben einer besseren Übersicht wurden<br />
64<br />
auch die Mitgliederseiten und aktuelle<br />
Themen angepasst. Interessenten haben<br />
fortan die Möglichkeit Auszüge aus der<br />
Zeitschrift "<strong>Olympische</strong>s Feuer" zu lesen.<br />
Geschehnisse aus den Zweigstellen sowie<br />
der aktuelle Stand zur "Bewegungspatenschaft"<br />
ist ebenso auf der Homepage zu<br />
finden wie die Möglichkeit zur Onlinespende.<br />
Zukünftig wird auch ein Blog angeboten,<br />
ein offenes Medium, wo sich Freunde<br />
der <strong>Olympische</strong>n Idee zu Themen rund um<br />
die <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> <strong>Gesellschaft</strong><br />
austauschen können.<br />
Baden-Baden/Mittelbaden<br />
Offizieller Empfang für badische<br />
Paralympics-Teilnehmer<br />
Ein besonderes Wiedersehen bereitete die<br />
Stadt Baden-Baden den zurückgekehrten<br />
Paralympics-Teilnehmer am 28.09.<strong>2008</strong> im<br />
Rahmen der Stadtmeisterschaften Turnen<br />
des Sportausschusses Baden-Baden. Vor der<br />
Kulisse der anwesenden Turnerinnen und<br />
Turner, laut Präsident Harald Denecken den<br />
"zukünftigen Olympiateilnehmer", begrüßte<br />
die Stadt Baden-Baden durch Bürgermeister<br />
Kurt Liebenstein, die Zweigstelle Baden-<br />
Baden/Mittelbaden zusammen mit dem<br />
Badischen Behindertensportverband die<br />
Athleten unter großem Applaus.<br />
Vor seiner Würdigung der Paralympics-<br />
Teilnehmer aus der Region stellte Denecken<br />
mit Günter Pfullendörfer den Präsidenten<br />
des Badischen Behinderten- und<br />
Rehabilitationssportverbandes, den mittelbadischenRepräsentanten<br />
der<br />
Zweigstelle Armin<br />
Zeitvogel sowie mit<br />
besonderer Freude<br />
dessen Stellvertreter,<br />
den ehemaligen<br />
Weltklasse-Handballer,<br />
Arnulf Meffle<br />
vor. "Es kann jeden<br />
von uns jederzeit<br />
und urplötzlich<br />
treffen", sagte<br />
Denecken in Überleitung<br />
zu den drei<br />
anwesenden Behin-<br />
dertensportlern, die<br />
sich in Peking mit<br />
hervorragenden<br />
Leistungen auszuzeichnen verstanden. "Ich<br />
mache weiter im Sport" zitierte der DOG-<br />
Präsident die bemerkenswerte Einstellung<br />
der Gewürdigten zum Leistungssport. Die<br />
Paralympics-Teilnehmer Sabine Brogle<br />
(Schießen), Norbert Koch (Hand-Biking)<br />
und Dirk Wieschendorf (Rugby) waren sehr<br />
erfreut über den herzlichen Empfang in<br />
Baden-Baden. Im Foyer der Eberbachhalle<br />
Haueneberstein wurde durch den ausrichtenden<br />
Turnverein Haueneberstein nach<br />
der offiziellen Begrüßung ein Stehempfang<br />
mit Häppchen und Getränken durchgeführt,<br />
bei dem die Athleten den anwesenden<br />
Mitglieder der Zweigstelle Baden-<br />
Baden/Mittelbaden, der Presse und den<br />
Gästen der Stadtmeisterschaften viel<br />
Interessantes aus Peking berichten konnten.<br />
Rundum eine gelungene Veranstaltung.<br />
Armin Zeitvogel<br />
Berlin<br />
9. Round-Table-Talk mit<br />
Britta Steffen<br />
Britta Steffen, Olympiasiegerin über 50m<br />
und 100m Freistil in Peking, war am 29.<br />
Oktober <strong>2008</strong> der 9.Talk-Gast der Veranstaltungsreihe<br />
"Olympia hautnah" in Berlin.<br />
Traditionell trafen sich die rund 40 Mitglieder<br />
und Freunde des Landesverbandes<br />
Berlin im Eugen-Gutmann-Haus der<br />
Dresdner Bank am Pariser Platz statt. Bei<br />
dem zweistündigen exklusiven Round-<br />
Table-Talk hatten die Teilnehmer die Möglichkeit,<br />
sich mit ihren Fragen direkt an die<br />
9. Round-Table-Talk "Olympia hautnah" des Landesverbandes Berlin<br />
mit der doppelten Olympiasiegerin Britta Steffen
Olympiasiegerin sowie ihre Begleiterinnen<br />
Regine Eichhorn (Managerin) und Dr.<br />
Friederike Janofske (Mentaltrainerin) zu<br />
wenden. Nach einer kurzen Begrüßung<br />
durch Hans-Jürgen Bartsch, Präsident des<br />
Landesverbandes startete Ulrike Ufert-<br />
Hoffmann, Präsidiumsmitglied und Initiatorin<br />
der Reihe, wie immer charmant die<br />
Fragerunde. Das Rezept, den Round-Table -<br />
Talk ohne Presse - sozusagen "off the<br />
record" - durchzuführen, ging auch dieses<br />
Mal auf. Gut gelaunt und höchst eloquent<br />
beantwortete der Schwimmstar in einer<br />
spannenden und thematisch weit gefächerten<br />
Diskussion sehr offen die vielen Fragen<br />
der Moderatorin und des Publikums. Diese<br />
reichten zunächst vom Weg zum "Doppelgold"<br />
über die Bedeutung mentaler Stärken<br />
im Schwimmsport bis hin zu aktuellen<br />
Entwicklungen innerhalb des <strong>Deutsche</strong>n<br />
Schwimm-Verbandes. Dr. Friederike Janofs-<br />
ke ergänzte mit ihrer Expertise als Psychologin<br />
die Runde. In diesem Zusammenhang<br />
erhielten die Gäste Einblick in die Strukturen<br />
des <strong>Deutsche</strong>n Schwimm-Verbands<br />
(DSV) sowie zur Verbindung von Britta<br />
Steffen zu Trainer Norbert Warnatzsch und<br />
DSV-Sportdirektor Örjan Madsen. Darüber<br />
hinaus gab sie den Gästen aus Wirtschaft,<br />
Politik und Sport - unter ihnen auch die<br />
Nachwuchsruderer Hagen Rothe und<br />
Hendrik Bohnekamp (Junioren-Weltmeister<br />
im Doppelzweier bzw. Doppelvierer) und<br />
LSB-Vize Dr. Dietrich Gerber - Einblicke in<br />
ihr Engagement in der Kinder- und Jugendförderung<br />
ihres Sponsors debitel (Programm<br />
"Lichtpunkte" in Kooperation mit<br />
der <strong>Deutsche</strong>n Kinder- und Jugendstiftung).<br />
Die Begeisterung der Gäste über die sehr<br />
gelungene Veranstaltung war auch beim<br />
anschließenden Buffet noch deutlich zu<br />
spüren. Mit Spannung wird nun der 10.<br />
Round-Table-Talk "Olympia hautnah" in<br />
2009 erwartet. Der Talk-Gast ist noch<br />
geheim!<br />
Martin Holzweg<br />
Cottbus<br />
Eintrag in das Goldene Buch<br />
Die Athleten der 29. <strong>Olympische</strong>n Spiele<br />
und 13. Paralympics haben sich am 04.November<br />
<strong>2008</strong> in das Goldene Buch der Stadt<br />
Cottbus eingetragen. 12 Sportlerinnen und<br />
Sportler sowie fünf Trainer hinterließen<br />
bleibende Erinnerungen in dem würdigen<br />
Buch. Darüber hinaus konnten nach einer<br />
positiven Bilanz drei Medaillen der erfolgreichsten<br />
Sportlerinnen und Sportler in den<br />
"Weg des Ruhmes" vor dem Cottbuser<br />
Rathaus eingebracht werden.<br />
Die Veranstaltung wurde von der Stadt<br />
Cottbus, der Stadtgruppe Cottbus und der<br />
Sparkasse Spree-Neiße gemeinsam vorbereitet<br />
und in Anwesenheit von ca. 100<br />
Personen des öffentlichen Lebens, insbesondere<br />
aus dem Sportbereich, durchgeführt.<br />
Günter Jentsch<br />
Frankfurt/Rhein-Main<br />
Großes Interesse bei<br />
HAFA life <strong>2008</strong><br />
Die HAFA life ist eine der größten Verbrauchs-<br />
und Konsumgütermessen in<br />
Deutschland, die mit einem abwechslungsreichen<br />
Programm zahlreiche Besucher<br />
jeden Alters in die Messehallen Wiesbadens<br />
lockt. Die Bundesgeschäftsstelle der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> und Zweigstelle<br />
Frankfurt Rhein/Main nutzten die<br />
Möglichkeit sich neben 250 weiteren<br />
Teilnehmern auf der HAFA life in Wiesbaden<br />
zu präsentieren. Am ersten Samstag der 9tägigen<br />
Verbraucherausstellung stellten die<br />
Zweigstelle und die Bundes-DOG, in freundlicher<br />
Zusammenarbeit mit dem Main-<br />
Taunus-Kreis, sich und ihre Aktivitäten an<br />
einem Messestand vor.<br />
Insbesondere das Projekt "Kinder bewegen"<br />
und die darauf aufbauende Spendenaktion<br />
"Bewegungspatenschaft" erweckten die<br />
Aufmerksamkeit der Besucher. Es gelang<br />
eine Vielzahl von neuen Kontakten zu<br />
knüpfen. Erfreulich waren außerdem die<br />
positiven Gespräche über die vergangenen<br />
<strong>Olympische</strong>n Spiele in Peking. Hierbei wurde<br />
vor allem den Interessierten die <strong>Olympische</strong><br />
Idee vermittelt. Während des gesamten<br />
Tages fanden auch die vielfältigen Broschüren<br />
ihre neugierigen Abnehmer. Daneben<br />
wurden einige Erfahrungen zum weiteren<br />
Engagement der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />
<strong>Gesellschaft</strong> mit den Besuchern ausgetauscht,<br />
wobei so manche Anregung gewonnen<br />
werden konnte. Die Zweigstelle Frank-<br />
Bundesgeschäftsstellenmitarbeiter Christian<br />
Eiselstein und Martin G. Woitschell von der<br />
Zweigstelle Frankfurt/Rhein-Main informierten<br />
interessierte Gäste über die <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong><br />
<strong>Gesellschaft</strong> während der HAFA life.<br />
furt/Rhein-Main und die Bundesgeschäftsstelle<br />
freuen sich über das positive Feedback<br />
der vorgestellten Ziele und den regen<br />
Austausch an Informationen.<br />
Christoph Spieß<br />
Hamburg<br />
Die <strong>Olympische</strong>n Spiele aus<br />
verschiedenen Blickwinkeln<br />
Mit großen Augen und voller Ehrfurcht<br />
kreiste eine echte <strong>Olympische</strong> Goldmedaille<br />
von den Sommerspielen durch die Versammlung.<br />
Der Hamburger Vorstand der<br />
<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> hatte<br />
zu einem Erfahrungsaustausch über die<br />
Spiele in Peking geladen. Zahlreiche Mitglieder<br />
folgten der Einladung am 29. September<br />
in die Hamburger Handelskammer und<br />
lauschten unter anderem Olympiasieger und<br />
Hockey-Nationalspieler Carlos Nevado, wie<br />
er über seine Erfahrungen aus dem Reich<br />
der aufgehenden Sonne berichtete.<br />
Die Gäste erfuhren von den einmaligen<br />
Erlebnissen der Hockeyspieler, wie sie in der<br />
65
Mensa des <strong>Olympische</strong>n Dorfes neben den<br />
Athleten der Welt ihre Speisen einnehmen<br />
konnten. Wie selbst Roger Federer von den<br />
anderen Sportlern nach dem Essen umlagert<br />
wurde und dann noch über zwei Stunden<br />
Autogramme schreiben musste und wie er<br />
danach dann nie wieder gesehen wurde.<br />
Wie Dirk Nowitzki mit seinem Team mit<br />
einem großen "Hallo" zu seinen Spielen aus<br />
dem Dorf verabschiedet wurde. Aber auch,<br />
wie es sich anfühlt, als Athlet den größten<br />
Moment seiner sportlichen Karriere zu<br />
empfinden, wenn endlich das Ziel seiner<br />
Träume erreicht ist - die olympische Goldmedaille.<br />
DOG-Mitglied Rainer Thumann, der als Fan<br />
und Zuschauer mit der Zweigstelle Südniedersachsen<br />
nach Peking gereist war, berichtete,<br />
dass nicht immer alles Friede, Freude<br />
war. Er erzählte über den mühsamen Kampf<br />
durch die Sicherheitskontrollen in die<br />
Stadien, um rechtzeitig seinen Platz in der<br />
Wettkampfstätte einnehmen zu können.<br />
Dennoch war auch hier die Gesamtveranstaltung<br />
das große Erlebnis, welches für<br />
immer unvergessen sein wird.<br />
Hier knüpfte auch Vorstandsmitglied Michael<br />
Green, seines Zeichen selbst Olympia-<br />
Teilnehmer und in Peking für den Welt-<br />
Hockeyverband als Betreuer der Sponsoren<br />
tätig, nahtlos an. "Die <strong>Olympische</strong>n Spiele in<br />
Peking waren einfach ein Erlebnis der<br />
besonderen Art!" Auch Hamburgs Vorstandsvorsitzender<br />
Thomas Metelmann, der<br />
in Peking als Fotograf und Journalist akkreditiert<br />
war, wusste von ganz besonderen<br />
<strong>Olympische</strong>n Spielen zu berichten. Was in<br />
dem Resümee endete, dass "Peking für die<br />
Spiele neue Standards gesetzt hat!"<br />
Nach über zweieinhalb Stunden interessanter<br />
Informationen und Diskussionen machten<br />
sich die Teilnehmer erst nach mehrfachen<br />
Aufforderungen auf den Weg nach<br />
Hause. Eine durchaus runde und goldige<br />
Olympia Nachlese in Hamburg.<br />
Siegel <strong>2008</strong>-2010 verliehen<br />
Seit 2006 verleiht der Landesverband<br />
Hamburg in den <strong>Olympische</strong>n Jahren für die<br />
Zeit einer Olympiade das "DOG Hamburg<br />
Siegel". Mit diesem Siegel zeichnet der<br />
Landesverband besondere Veranstaltungen,<br />
Vereine oder Initiativen aus. Seit der Einführung<br />
erfreut sich dieses Siegel einer immer<br />
größeren Beliebtheit in der Hamburger<br />
66<br />
Sportszene. Thomas Metelmann, Vorsitzender<br />
des Landesverbands, lobte bei der<br />
Überreichung des Siegels besonders die<br />
vereinsübergreifende Strukturen, die sich in<br />
der Hamburger Metropolregion gefunden<br />
haben. "Hier finden wir auch schon in der<br />
Organisation die Umsetzungen der <strong>Olympische</strong>n<br />
Idee. Und so ganz nebenbei werden<br />
die Kinder mit dem für unsere <strong>Gesellschaft</strong><br />
immer wichtiger werdenden Elementen<br />
Integration, Toleranz,Leistungsbereitschaft,<br />
Fairness,<br />
Teamgeist und<br />
natürlich auch<br />
Fitness gefördert."<br />
Im Jahr <strong>2008</strong> erhielt<br />
die Auszeichnung<br />
TopSportVereine<br />
Metropolregion<br />
Hamburg e.V. mit<br />
ihrer Kinder Olympiade.<br />
Insgesamt<br />
haben sich 23<br />
Hamburger Großsportvereine<br />
vor drei<br />
Jahren zusammengeschlossen<br />
und<br />
veranstalten seitdem<br />
gemeinsam in<br />
der Region die<br />
Kinder Olympiade.<br />
Diese wunderbare<br />
Veranstaltung mit<br />
ihren über 8.000<br />
Teilnehmerinnen und Teilnehmern im Alter<br />
von fünf bis zehn Jahren wird in den<br />
jeweiligen Vereinen ausgetragen und findet<br />
ihren Höhepunkt in einem Finale der Besten<br />
in der Hamburger Leichtathletikhalle. Im<br />
Rahmen dieses Finales überreicht der<br />
Landesverband das "DOG Hamburg Siegel<br />
<strong>2008</strong>-2010".<br />
Thomas Metelmann<br />
Hochstift Paderborn<br />
Freude an Bewegung schon<br />
im Kindergartenalter<br />
Ein Lied zur Begrüßung und ein Bewegungslied<br />
zum Mitmachen, das hatten die<br />
Kinder der Städtischen Tageseinrichtung<br />
Schwalbennest für ihre Gäste eingeübt. Am<br />
Mittwochvormittag besuchten Vertreter der<br />
Sparkasse Paderborn, der Bezirksgruppe<br />
Hochstift Paderborn sowie des Jugend- und<br />
Sportamtes Paderborn die Kindertageseinrichtung.<br />
Die Bezirksgruppe und die Sparkasse<br />
Paderborn fördern, mit Unterstützung des<br />
Sport- und Jugendamtes der Stadt Paderborn,<br />
im Rahmen des Projektes "Kinder<br />
bewegen" Bewegung in sechs Kindertageseinrichtungen<br />
im Geschäftsgebiet der<br />
Martina Humpert, Claudia Winkelhoch (beide Tageseinrichtung<br />
Schwalbennest), Marius Nolte (Seniorpate), Petra Erger (Leiterin<br />
Jugendamt Paderborn), Olaf Saage (Sparkasse Paderborn), Dr. Norbert<br />
Börste (Bezirksgruppe Hochstift Paderborn), Anna Ilchenko und<br />
Robert Klann (Nachwuchspaten), Dirk Happe (Sportamt Paderborn)<br />
Sparkasse Paderborn. Dies sind neben der<br />
Städtischen Tageseinrichtung Schwalbennest<br />
die Einrichtungen in Dahl, Römerstraße<br />
Elsen und Domental Büren, die Städt.<br />
Kindergärten in Giershagen und Lichtenau.<br />
Das Projekt, welches über drei Jahre läuft,<br />
wird durch die Sparkasse Paderborn mit<br />
insgesamt 75.000 Euro finanziell gefördert.<br />
Mit Hilfe der zur Verfügung gestellten<br />
Gelder sollen die Erzieherinnen in Schulungen<br />
weitergebildet und die Einrichtungen z.<br />
B. durch den Erwerb von Turn- und Sportgeräten<br />
auf den neusten Stand gebracht<br />
werden.<br />
Mit der Unterstützung von erfolgreichen<br />
Sportlern und Nachwuchssportlern als<br />
Bewegungspaten soll den Kindern altersgemäß<br />
und spielerisch die Freude an Bewegung,<br />
Tanz und am Sport näher gebracht<br />
werden. In der Städtischen Tageseinrichtung<br />
Schwalbennest übernehmen diese<br />
Aufgabe der Basketballspieler Marius Nolte<br />
von den Paderborn Baskets und das Nach-
wuchstanzpaar Robert Klann und Anna<br />
Ilchenko vom TSC Blau Weiß im TV 1875<br />
Paderborn e.V.<br />
Einheitliche rote T-Shirts und ein Hinweisschild<br />
im Eingangsbereich, gesponsert von<br />
der Sparkasse Paderborn, weisen die Kindertagesstätte<br />
Schwalbennest und die Kinder<br />
schon von weitem gut sichtbar als "Kinder<br />
bewegen" - Kindergarten aus.<br />
Olaf Saage<br />
Riders Tour <strong>2008</strong><br />
Teilnehmer aus 13 Nationen hatten sich für<br />
die "EON-Westfalen-Weser Challenge <strong>2008</strong>"<br />
auf dem traditionsreichen Paderborner<br />
Schützenplatz - Kenner der Szene bezeichnen<br />
ihn als einen der schönsten Turnierplätze<br />
Deutschlands - gemeldet. In 24 Wettbewerben<br />
kämpften die Reiterinnen und<br />
Reiter um ein Gesamtpreisgeld von 258.000<br />
Euro.<br />
In der VIP-Lounge des "Vier Sterne Events"<br />
war auch die Bezirksgruppe Hochstift<br />
Paderborn mit ihrem Info-Stand vertreten.<br />
Die Vorstandsmitglieder konnten an den vier<br />
Veranstaltungstagen viele Mitglieder und<br />
Persönlichkeiten aus Sport, Politik und<br />
Wirtschaft begrüßen und im "Small Talk"<br />
neue Kontakte knüpfen.<br />
Da das Paderborner Turnier zeitgleich mit<br />
der "Global Champions Tour" in Arezzo in<br />
der Toskana stattfand, wurden drei der Top-<br />
Reiter, Meredith Michaels-Beerbaum,<br />
Marcus Ehning und der Engländer Michael<br />
Whitaker noch am Samstag über den<br />
örtlichen Airport eingeflogen, um am<br />
Sonntag beim Großen Preis zu starten. Die<br />
überaus sympathische und stets gut gelaunte<br />
Weltranglisten-Erste Meredith<br />
Michaels-Beerbaum konnte mit einem<br />
tollen Erfolg aufwarten, sie hatte das<br />
Turnier in Arezzo tags zuvor auf "Shutterfly"<br />
gewonnen! Auch in Paderborn erreichte<br />
sie das Stechen ohne Fehlerpunkte. Für<br />
einen 1. Platz reichte es diesmal für die<br />
dreimalige Riders Tour-Siegerin und mehrfache<br />
<strong>Deutsche</strong>- und Europameisterin und<br />
4. bei den <strong>Olympische</strong>n Spielen in Paderborn<br />
mit ihrem Pferd "Checkmate" leider<br />
nicht, was aber der Stimmung keinen<br />
Abbruch tat.<br />
Daniela Kortebusch<br />
Karlsruhe<br />
Gedenken an Carl Kaufmann<br />
Am 01. September <strong>2008</strong> verstarb in Karlsruhe<br />
der 72-jährige Carl "Charly" Kaufmann.<br />
27 Jahre lang war er Mitglieder der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong>, Zweigstelle<br />
Karlsruhe.<br />
Der in New York City geborene deutsche<br />
Leichtathletik und mehrfacher <strong>Deutsche</strong>r<br />
Meister war Spezialist über die 400-Meter<br />
Strecke. Im Jahr 1960 gewann er im Alter<br />
von 24 Jahren zwei Silbermedaillen bei den<br />
<strong>Olympische</strong>n Spielen in Rom. Bei der<br />
4x400m Staffel erzielte er am 6. September<br />
1960 im Endlauf über 400m zeitgleich mit<br />
Olympiasieger Otis Davis (USA) die Weltrekordzeit<br />
von 44,9 Sekunden (handgestoppt).<br />
Beide waren mit diesem Lauf die<br />
ersten Athleten, die diese Distanz unter 45<br />
Sekunden gelaufen sind. Berühmt wurde<br />
Kaufmann dabei für seinen Zielsprung, mit<br />
dem es ihm fast noch gelang, gegen den<br />
lange führenden Davis zu gewinnen. Für<br />
seine sportlichen Leistungen wurde er<br />
1960 mit dem silbernen Lorbeerblatt<br />
ausgezeichnet.<br />
Nach seinem Erfolg bei den Spielen 1960<br />
trat Familie und beruflicher Werdegang<br />
mehr in den Vordergrund. Bereits 1964 war<br />
Kaufmann Vater dreier Söhne. Durch sein<br />
Sportstudium an der TH-Karlsruhe Sport<br />
und gleichzeitigem Studium des Gesangs<br />
an der Musikakademie, wo er auch die<br />
Abschlussprüfung als Lyrischer Tenor<br />
absolvierte, drängte sich der Sport zwangsläufig<br />
in den Hintergrund. Nach einer<br />
kurzen Episode auf<br />
den "Brettern, die<br />
die Welt bedeuten",<br />
ging Carl Kaufmann<br />
im Jahr 1969 in den<br />
Schuldienst. Dort<br />
unterrichtete der<br />
Fachlehrer vor allem<br />
Sport. Zuvor gründete<br />
er im Jahr<br />
1967 in Karlsruhe<br />
den Sport- und<br />
Schwimmclub<br />
Karlsruhe, der heute<br />
mehr als 5000<br />
Mitglieder hat.<br />
Die Leidenschaft zur<br />
Leichtathletik wurde<br />
weiterhin aufrecht erhalten. Insbesondere<br />
seine Tochter Larissa aus zweiter Ehe stieg<br />
in die Fußstapfen ihres Vaters. Als Sprinttalent<br />
bei der Leichtathletik-Gemeinschaft<br />
Karlsruhe wurde sie bereits mehrmals<br />
Badische Meisterin.<br />
Kiel<br />
Fuhrpark rollt<br />
Die Kindertagesstätte Hansastraße 29 war<br />
von 2003 bis 2006 Modellkindergarten der<br />
Zweigstelle Kiel im Rahmen des Projektes<br />
"Kinder bewegen". Schon während dieser<br />
Zeit hatten sich Lehrgangsteilnehmer der<br />
Berufsbildungsstätte Kiel um den Fuhrpark<br />
der Kindertagesstätte gekümmert. Die<br />
"Startbahn"-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer<br />
können sich in der Berufsbildungsstätte<br />
Kiel beruflich orientieren. Bewerbungstraining<br />
und praktisches Arbeiten stehen dabei<br />
genauso auf dem Programm wie Förderunterricht<br />
und Praktika. Das Job-Center der<br />
Berufsbildungsstätte legt großen Wert auf<br />
die Kooperation mit der Kindertagesstätte<br />
und forciert die Maßnahme. Gabriele Rau,<br />
stellvertretende Leiterin, betont, dass<br />
sinnvolle Aufgaben, die eine Wertschätzung<br />
finden, für die Jugendlichen eine große<br />
Motivation darstellen. Daher kümmern sich<br />
Lehrgangsteilnehmer/innen auch nach<br />
Projektende weiterhin um den Fuhrpark der<br />
Einrichtung.<br />
Am 12.11.<strong>2008</strong> war es wieder einmal soweit:<br />
die überarbeiteten Roller, Dreiräder etc.<br />
wurden unter Beteiligung der Kieler Oberbürgermeisterin<br />
Angelika Volquartz an die<br />
Funktionstüchtiger Fuhrpark lässt die Kinder der Kindertagesstätte<br />
Hansastraße 29 strahlen.<br />
67
Kindertagesstätte übergeben. Der Dank<br />
gebührte den Jugendlichen, die durch die<br />
neu aufbereiteten Roller und Dreiräder die<br />
Kinderaugen regelrecht zum Leuchten<br />
gebracht haben. "Ihr könnt stolz auf euch<br />
sein, dass ihr der Kindertageseinrichtung so<br />
geholfen habt", sagte die Oberbürgermeisterin.<br />
Ludwigsburg<br />
Zweigstelle Ludwigsburg<br />
bewegt Kinder<br />
Die Drei- bis Sechsjährigen vom MTV<br />
Sportkindergarten in Ludwigsburg hatten<br />
ebenso Grund zur Freude wie Kindergartenleiterin<br />
Sibylle Grimmeisen und Erzieherin<br />
Diane Schaufelberger: Sie erhielten eine<br />
Spende in Höhe von 250 Euro von der<br />
Zweigstelle Ludwigsburg. Von dem Geld<br />
konnte ein sogenannter Schlauchreifen<br />
angeschafft werden, der den kindlichen<br />
Bewegungsdrang mit einfachen Mitteln<br />
fördert und die koordinativen Fähigkeiten<br />
der Kinder unterstützt. "Bewegungsvielfalt<br />
im Vorschulalter ist ein grundlegender<br />
Bestandteil frühkindlicher Erziehung.<br />
Darum haben wir hier besonders gerne<br />
geholfen", sagte Matthias Schenkel, Geschäftsführer<br />
der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />
<strong>Gesellschaft</strong> in Ludwigsburg bei der Scheckübergabe.<br />
Gustav-Herbert Binder<br />
68<br />
Mainz<br />
Sibylle Grimmeisen (hinten links), Diane Schaufelberger (hinten<br />
rechts) und DOG-Geschäftsführer Matthias Schenkel inmitten der<br />
MTV-Kinder.<br />
"Kinder bewegen" auf<br />
neuer Kooperationslinie<br />
In der Zweigstelle Mainz-Rheinhessen hat<br />
sich in den vergangenen Wochen einiges<br />
bewegt. Basierend auf einer Anregung des<br />
Vizepräsidenten Joachim Ebener kam es zu<br />
einem Gespräch des Vorstandes der Zweigstelle<br />
mit dem Vorstandsvorsitzenden der<br />
Sparkasse Mainz Hans-Günter Mann.<br />
Dieser zeigte sich von der Präsentation der<br />
bisherigen Aktivitäten der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> zur Bewegungsförderung<br />
in Kindergärten sehr beeindruckt.<br />
Die allgemeine Haltung der <strong>Deutsche</strong>n<br />
Sparkassenorganisation zur Sportförderung,<br />
sowie die spezifische Einstel-<br />
lung der Sparkasse Mainz und seines<br />
Vorstandes zur regionalen Sportförderung,<br />
insbesondere auch für Kinder und Jugendliche,<br />
waren ein hervorragender Nährboden<br />
für die Kooperationsgespräche. Der Vorstand<br />
der Zweigstelle Mainz-Rheinhessen<br />
konnte Hans-Günter Mann und sein<br />
Institut dafür gewinnen, zwei neue Modellkindergärten<br />
in und um Mainz zu<br />
fördern und mit einer erfreulichen Summe<br />
zu unterstützen.<br />
Neben der materiellen Unterstützung wird<br />
die Sparkasse auch dafür werben, und sich<br />
in persönlichen Aktionen des Sparkassenvorstandes<br />
darum bemühen, Paten für die<br />
auserwählten Kindergärten zu gewinnen.<br />
Der Vorstand der Zweigstelle wird seinerseits<br />
den umfangreichen Erfahrungsschatz<br />
aus der Betreuung des ersten Modellkindergartens<br />
im Rahmen des "Kinder-bewegen"-Projektes<br />
in die neuen Förderungsprojekte<br />
einbringen.<br />
Bernd G. Zeising<br />
Miltenberg<br />
Beiratssitzung mit<br />
Rekordbeteiligung<br />
Zur jährlichen Beiratssitzung der DOG-<br />
Zweigstelle Miltenberg freute sich die<br />
Vorsitzende Rosi Dauphin am 14. Oktober<br />
41 Personen im Rudolf-Harbig-Saal der<br />
Elsenfelder Sparkassenarena begrüßen zu<br />
Vorsitzende Rosi Dauphin (links) mit der weibl. B-Jugend der JSG<br />
Untermain, Erzieherin Irmgard Berninger (vorne links) und Maria<br />
Droste (vorne rechts).<br />
können; eine Rekordbeteiligung. Bevor die<br />
Tagesordnung in Angriff genommen wurde,<br />
stellte die Vorsitzende rückblickende Gedanken<br />
auf die <strong>Olympische</strong>n Sommerspiele<br />
sowie die Paralympics in Peking an.<br />
In ihrem Rechenschaftsbericht freute sich<br />
die Vorsitzende über bislang 44, durch<br />
Sponsoren ermöglichte und an Kindergärten<br />
vergebene, Sport-Spiel-Kisten im Rahmen<br />
des Projektes "Kinder bewegen". Im Jahr<br />
<strong>2008</strong> bestehen noch Sponsorenoptionen auf<br />
zwei weitere Spielkisten. Die Modellkindertagesstätte<br />
"Tabaluga" in Klingenberg-<br />
Trennfurt konnte in diesem Jahr Fahrräder<br />
für Kinder anschaffen. Eine neue DOG-<br />
Broschüre für den regionalen Bereich wurde
erstellt, an der sich Hermann Faust (Miltenberg)<br />
mit 100 Euro beteiligte. Das mit dem<br />
Schulamt Miltenberg im Januar <strong>2008</strong><br />
durchgeführte DOG-Seminar hatte 40<br />
Teilnehmer, die von Referenten der Universität<br />
Karlsruhe unterwiesen wurden, wie<br />
schon 2007. Aufgrund der bisher durchweg<br />
positiven Resonanz ist für den 7. März 2009<br />
ein weiteres Seminar im Zusammenwirken<br />
mit dem Schulamt geplant, diesmal unter<br />
der Leitung der "Arbeitsgemeinschaft<br />
Bewegungs- und Haltungsförderung Wiesbaden".<br />
Im Rahmen der aktuellen Informationen<br />
erwähnte die Vorsitzende den gebührenden<br />
Empfang in Niedernberg für die<br />
beiden Teilnehmer der Paralympics in<br />
Peking, Maria Droste und Andreas Kress. Ein<br />
"Dankeschön-Postkarte" mit der Unterschrift<br />
aller Teilnehmer am <strong>Olympische</strong>n Jugendlager<br />
in Peking ging an Hermann Faust als<br />
Mitsponsor dieses Jugendlagers.<br />
In Sulzbach fanden kürzlich im Abstand von<br />
nur drei Wochen zwei Empfänge für den<br />
neuen <strong>Deutsche</strong>n Meister sowie Weltmeister<br />
im Kunstradfahren der Männer, David<br />
Schnabel, mit jeweils einer Abordnung der<br />
Zweigstelle Miltenberg statt. Dem Spitzensportler<br />
gelang in diesem Jahr<br />
ein äußerst seltenes "Erfolgs-<br />
Trio": Im Einer-Kunstradfahren<br />
der Männer eroberte er sich die<br />
Krone sowohl des <strong>Deutsche</strong>n<br />
(am 4. Oktober in Ludwigshafen)<br />
wie auch des Weltmeisters (am<br />
26. Oktober in Dornbirn/Österreich)<br />
zurück! Außerdem stellte<br />
er am 6. September in Duisburg<br />
mit 196,95 ausgefahrenen<br />
Punkten einen neuen Weltrekord<br />
auf. Schnabel ist seit mehr<br />
als zwei Jahren bereits "DOG-<br />
Sportpate" der Modellkindertagesstätte<br />
"Tabaluga" in Klingenberg-Trennfurt.<br />
Für 50 Jahre DOG-Mitgliedschaft wurden mit<br />
Urkunde, Nadel und Blumengruß die Vereine<br />
TV Mömlingen, TV Kleinwallstadt, TV Wörth<br />
und RC Aschaffenburg, für 40 Jahre Mitgliedschaft<br />
Horst Heuß (Turngau Main-<br />
Spessart) und 50 Jahre DOG-Treue der RC<br />
Miltenberg, Ludwig Büttner) geehrt. Mit der<br />
kleinen Fair Play Plakette wurde die weibliche<br />
Handball-B-Jugend der Jugend-Spiel-<br />
Gemeinschaft (JSG) Untermain ausgezeichnet.<br />
In der von Rosi Dauphin verlesenen<br />
Laudatio hieß es unter anderem, dass dieses<br />
Team sich aus freien Stücken bereit erklärte,<br />
ein Punktspiel, das wegen einer Terminabsage<br />
der Gäste (HSG Bad Wildungen) vom<br />
Handballverband "am grünen Tisch" bereits<br />
zu Gunsten der JSG gewertet war, nochmals<br />
zu wiederholen und damit die sportliche<br />
Chancengleichheit zu wahren. Ein hoher Sieg<br />
war der Lohn für die gezeigte Fairness der<br />
Mädchen. Aus dem Wettbewerb "Olympia<br />
bewegt Kids" für Kindergärten ging der<br />
Kindergarten "Sonnenschein & Regenbogen"<br />
aus Obernburg als Preisträger hervor. Erzieherin<br />
Irmgard Berninger konnte Urkunde,<br />
Seile und 200 Euro Prämie in Empfang<br />
nehmen. Die höchste Auszeichnung, welche<br />
die <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> <strong>Gesellschaft</strong> zu<br />
vergeben hat - "DOG-Leistungsplakette in<br />
Silber" - erhielt Maria Droste aus Niedernberg<br />
für ihre fünffache Teilnahme an den Paralympics<br />
beim Bogenschießen.<br />
Helmut Gesierich<br />
Oberschwaben<br />
Am 15. November <strong>2008</strong> fand in Krauchenwies<br />
im Landkreis Sigmaringen die Siegerehrung<br />
für die Gewinner der Wahl zum<br />
Sportler des Jahres statt. Die Wahl wurde<br />
erstmalig im Landkreis durchgeführt. Der<br />
Fair Play Preis der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />
<strong>Gesellschaft</strong> Oberschwaben ging an die<br />
Tischtennisabteilung des TSV Scheer. Seit 17<br />
Jahren veranstaltet der TSV Scheer Tischtennisturniere<br />
für behinderte Sportler. Der<br />
stellvertretende Vorsitzende der DOG<br />
Oberschwaben, Landrat Dirk Gaerte (3.v.r.)<br />
übergab den Preis an die Sportler.<br />
Odenwaldkreis<br />
Sportlererhrung in Höchst<br />
Jedes Jahr veranstaltet die Gemeinde<br />
Höchst eine kleine Feier im Rahmen der<br />
Ehrung verdienter Sportler. Auch in diesem<br />
Jahr fand diese Feier unter Beteiligung der<br />
Kreisgruppe Odenwaldkreis statt. Es wurden<br />
Teilnehmer aus den Bereichen Tischtennis,<br />
Stepptanz, Bogenschießen, Schießsport,<br />
Baseball und Karate geehrt.<br />
Zum Sportler des Jahres wurde Horst Bitsch<br />
(Sparte Tischtennis) gekürt. Er erhielt die<br />
goldene Nadel der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />
<strong>Gesellschaft</strong> sowie eine Medaille und eine<br />
Urkunde, überreicht durch Vorstandsmitglied<br />
Georg Hofferberth und dem Ehrenvorsitzenden<br />
Hubert Hey. In seiner Gratulationsansprache<br />
hob Georg Hofferberth die<br />
herausragenden Leistungen aller Sportler,<br />
insbesondere die von Horst Bitsch hervor. Er<br />
sei einer derjenigen, der den olympischen<br />
Gedanken nicht nur selbst lebt, sondern<br />
diesen auch erfolgreich an die Jugend<br />
weiter gibt. Beweis sei zum Beispiel Timo<br />
Boll, der unter seiner Führung zu einem der<br />
erfolgreichsten Höchster Sportler aufstieg.<br />
Hubert Hey lobte die Verdienste Bitschs,<br />
denn dieser habe vor allen Dingen durch<br />
seine mehrmaligen Aktivitäten mit dem<br />
Pitt-Turnier regelmäßig über ca. 450 Besucher<br />
fasziniert. Eine vorbildliche Arbeit des<br />
Geehrten, die im Odenwald reiche Früchte<br />
trägt.<br />
Paralympics in Erbach<br />
Ein besonderes Ereignis waren die "Special<br />
Olympics <strong>2008</strong>" an der Schule am Treppenweg<br />
in Erbach. Gemeinsam mit der Schule<br />
am Drachenfeld wurde ein Sporttag mit<br />
behinderten und nichtbehinderten Kindern<br />
gestaltet. Insgesamt 50 Kinder versammelten<br />
sich auf dem Sportgelände und erlebten<br />
einen eindrucksvollen Tag. Vorsitzender der<br />
Kreisgruppe Johann Weyrich überbrachte<br />
neben Grüßen auch Teilnahmeurkunden an<br />
die stolzen Kinder.<br />
69
Weltkindertag<br />
Den Weltkindertag feierte die Zweigstelle<br />
Odenwald als Fortsetzung der Patenschaft<br />
mit den fünf Kindergärten im Odenwald. Die<br />
Tage rund um den 20. September nutzen<br />
die Einrichtungen Reichelsheim, Michelstadt<br />
(Montessori und Flohzirkus), Höchst und der<br />
Stadt Erbach (Sonnenschein und Villa<br />
Kunterbunt), um mit allen Kindern besondere<br />
Bewegungsstunden zu gestalten. Der<br />
Vorsitzende Johann Weyrich sowie sein<br />
Vorgänger und jetziger Ehrenvorsitzender<br />
Hubert Hey waren zusammen mit den<br />
weiteren Vorstandsmitgliedern der Zweigstelle<br />
gern gesehene Gäste in den Kindergärten.<br />
Sie erlebten individuelle Aktivitäten<br />
der Kinder in den Kindergärten und Krippen.<br />
Ein krönender Abschluss der ereignisreichen<br />
Tage war die Übergabe von Förderhilfen in<br />
Höhe von 50 Euro oder gar 100 Euro. Die<br />
Freude war groß und alle Beteiligten,<br />
insbesondere die Kinder, waren sich einige,<br />
dass es auch in Zukunft heißen soll: "Ja, wir<br />
wollen fit sein!"<br />
Der Kindergarten "Steinmetzstraße" in<br />
Höchst bot den Kindern sogleich eine<br />
gesamte Sportwoche. Unter dem Motto<br />
"Aktive Kinder" wurde in Zusammenarbeit<br />
mit dem TSV Höchst, vertreten durch Heide<br />
Ripperger, ein Spieleparcour aufgebaut, den<br />
die Kinder zu bewältigen hatten, um sich<br />
anschließend mit einer Urkunde belohnen<br />
zu lassen.<br />
Inline-Skating im Odenwald<br />
Zum 12.Mal richtete die Rollsportgemeinschaft<br />
Michelstadt (RSG) vom 20.-<br />
21.09.<strong>2008</strong> auf dem Michelstädter Bienenmarktgelände<br />
ihren Inline-Speed-Cup aus.<br />
Wegen einer Terminüberschreitung mit der<br />
deutschen Meisterschaft (Teamzeitfahren)<br />
fanden sich in diesem Jahr etwas weniger<br />
Teilnehmer ein. Dennoch war die Veranstaltung<br />
trotz kühler Witterung mit 100 Teilnehmern<br />
gut besucht.<br />
Zusätzlich standen für die Schüler und<br />
Jugendklassen Geschicklichkeitsparcour auf<br />
dem Programm. Die Veranstaltung wurde<br />
durch die Teilnahme der Europameisterin<br />
und WM-Teilnehmerin Tina Strüver aus<br />
Halle sowie der Junioren Europameistern<br />
Alisa Gutermutz aus Darmstadt bereichert.<br />
70<br />
Mit Miriam Kobs von der RSG Michelstadt<br />
war auch eine heimische Top-Athletin am<br />
Start. Überhaupt, trotz einer gewissen<br />
jahrgangsbedingten Auslichtung, schlugen<br />
sich die Odenwälder RSG-ler erstaunlich<br />
gut. Ives Deja, der von der Zweigstelle<br />
bereits mehrfach im Rahmen der Aktion<br />
"Junge Könner brauchen Gönner" gefördert<br />
wurde, kam zweimal als Sieger ins Ziel.<br />
Johann Weyrich, Vorsitzender der Kreisgruppe<br />
Odenwald gratulierte dem RSG-Vorsitzenden<br />
Jens Vogtländer zur Fortsetzung<br />
dieser Wettkampfaktivitäten. Ebenfalls<br />
zeigte sich der Ehrenvorsitzende Hubert Hey<br />
begeistert und lobte den guten Gemeinschaftsgeist,<br />
den er lange Jahre als Freund<br />
der RSG gespürt habe. Zahlreiche Athleten<br />
des Odenwälder Rollsports wurden in der<br />
Vergangenheit gefördert.<br />
Odenwald-Tauber<br />
Neue Vorsitzende gewählt<br />
Bei der Mitgliederversammlung <strong>2008</strong><br />
konnte Vorsitzender Manfred Knaus nach<br />
Eröffnung und Begrüßung in seinem Rückblick<br />
auf ein sehr erfolgreiches Jahr und<br />
eine positive Entwicklung der Zweigstelle<br />
verweisen, die durch diverse Aktivitäten in<br />
der Öffentlichkeit deutlich an Akzeptanz<br />
gewinnen konnte. Zu deren wichtigsten gab<br />
es dann kurze Informationen. So durch<br />
Manfred Lauer über einen Vortrag "Gesundheitliche<br />
Potentiale von Bewegung und<br />
Sport" von Prof. Gerhard Huber in Buchen.<br />
Manfred Knaus berichtete von der Verabschiedung<br />
der erfolgreichen Gewichtheber-<br />
Nationalmannschaft während der Trainingsvorbereitungen<br />
in Feldberg-Herzogenhorn<br />
für Peking. Auch den Olympic-Day-Run<br />
<strong>2008</strong> in Mudau bilanzierte er positiv. Über<br />
eine sehr aufschlussreiche Podiumsdiskussion<br />
zum Thema "Alltagsdoping - Doping in<br />
Schule und Verein"<br />
in Tauberbischofsheim<br />
wussten<br />
Matthias Götzelmann<br />
und Michael<br />
Geidl zu berichten.<br />
Sie berichteten<br />
außerdem über eine<br />
Fahrt mit der<br />
Sportjugend zum<br />
ISTAF <strong>2008</strong> in Berlin.<br />
Und dann war da in<br />
Tauberbischofsheim<br />
kurz nach den<br />
<strong>Olympische</strong>n Spielen auch noch eine von<br />
regem Zuspruch begleitete Podiumsdiskussion<br />
"Peking-Nachlese", bei der Peking-<br />
Teilnehmer Besucher ihre Eindrücke und<br />
Beobachtungen zum Besten gaben. Nach<br />
Grundsatzinformationen zur sich anschließenden<br />
Ehrungs-Gala erstattete Kassenwartin<br />
Herta Speierer den Finanzbericht. Gründungs-<br />
und Ehrenvorsitzender Rudi Arnold<br />
hatte mit Hannelore Schüler die Kasse<br />
geprüft und bestätigte eine einwandfreie<br />
Kassenführung.<br />
Aufgrund eines beruflichbedingten Umzuges<br />
stand Michael Knaus für den Vorsitz<br />
leider nicht mehr zur Verfügung. Für die<br />
Nachfolge wurde daher Elisabeth Krug,<br />
Sozialdezernentin beim Main-Tauber-Kreis<br />
vorgeschlagen. Sie erklärte sich zur Kandidatur<br />
bereit, stellte sich sowie ihren beruflichen<br />
Werdegang und ihren Bezug zum<br />
Sport den Mitgliedern vor. Einstimmig<br />
wurde folgende neue Vorstandschaft<br />
gewählt: Vorsitzende Elisabeth Krug, Stellve-<br />
Vorsitzender Michael Knaus übergibt sein<br />
Amt an Elisabeth Krug.
treter Matthias Behr und Gerd Teßmer,<br />
Kassenwartin Herta Speierer, Schrift- und<br />
Pressewart Walter Jaufmann.<br />
Die neu gewählte Vorsitzende Elisabeth<br />
Krug dankte für das ihr entgegengebrachte<br />
Vertrauen. Sie werde sich nach Kräften um<br />
die erfolgreiche Fortführung der DOG-Arbeit<br />
im Bereich Odenwald-Tauber bemühen und<br />
hoffe auf eine gute und dann sicher erfolgreiche<br />
Zusammenarbeit zum Vorteil des<br />
Sports und zur Entwicklung der Zweigstelle.<br />
Mit dankenden Schlussworten des scheidenden<br />
Vorsitzenden Michael Knaus klang<br />
die harmonisch und sehr flott verlaufene<br />
Mitgliederversammlung aus.<br />
Peking Nachlese<br />
Ausgelöst durch die teilweise recht widersprüchlichen<br />
Meldungen über und aus<br />
Peking sowie die teils kontroverse Diskussion<br />
um die <strong>Olympische</strong>n Spiele visierte die<br />
Zweigstellen-Vorstandschaft bereits vor<br />
Beginn der Spiele eine "Nach-Peking-<br />
Veranstaltung" an. So lud die Zweigstelle zu<br />
einer hochkarätig besetzten Podiums-<br />
Diskussion "Peking Nachlese" nach Tauberbischofsheim<br />
ein. Folgende Runde hatte sich<br />
dazu auf dem Podium versammelt: Dr. Zita<br />
Funkenhauser (Olympiasiegerin und Weltmeisterin<br />
im Florett, diesmal in zahnmedizinischer<br />
Mission in Peking dabei), Jürgen<br />
Höpfl (Journalist), Annika Lurz (Schwimm-<br />
Weltrekordlerin sowie Welt- und Europameisterin),<br />
Thomas Lurz (Bronzemedaillengewinner<br />
in Peking), Bernhard Schwank<br />
(Leistungsportdirektor des DOSB) und Katja<br />
Wächter (Peking-<br />
Teilnehmerin im<br />
Florett).<br />
Matthias Behr,<br />
stellvertretender<br />
Vorsitzender der<br />
Zweigstelle begrüßte<br />
die Runde auf<br />
der Gäste-Couch<br />
sowie die sehr<br />
zahlreich gekommenenInteressenten.<br />
Er verwies auf<br />
die Ziele der DOG<br />
sowie auf die<br />
Werte, welche die<br />
Zweigstelle auch<br />
mit dieser Veranstaltung<br />
in den<br />
Fokus der Öffent-<br />
lichkeit stellen möchte: Fairness und<br />
Leistungsbereitschaft, Völkerverständigung<br />
und Integrationsbereitschaft sowie Teamgeist<br />
und Gemeinschaftspflege. Bei aller<br />
Kritik und Skepsis überwiegt das Positive<br />
bei Weitem, so die Quintessenz aus diesem<br />
Abend, auch wenn es natürlich zwingend<br />
notwendig sei, dass die Fachverbände<br />
konsequent analysieren, denn einige Sportarten<br />
konnten die sich selbst bzw. an sie<br />
gestellten Erwartungen keineswegs erfüllen.<br />
Der Blick muss aber auf jeden Fall in Richtung<br />
2012 gehen, denn ganz klar: "Nach<br />
den Spielen ist vor den Spielen!".<br />
In Peking wurde geklotzt, nicht gekleckert,<br />
stellte der aus Tauberbischofsheim stammende<br />
Journalist Höpfl fest, lobte die<br />
großartigen Sportstätten und die sensationelle<br />
Organisation, in den Tagen danach<br />
hätte er aber auch ein ganz anderes China<br />
erlebt. Die befürchtete Häufigkeit der<br />
Dopingfälle sei nicht eingetreten, aber in<br />
bestimmten Fällen könne er seinen Verdacht<br />
auch nicht verhehlen.<br />
Vom schönen und vor allem "wirklich fertigen"<br />
<strong>Olympische</strong>n Dorf schwärmte der<br />
Langstreckenschwimmer Thomas Lurz, "die<br />
Stimmung und das Erlebnis waren einzigartig".<br />
Mit seiner Medaille zeigte er sich sehr<br />
zufrieden, bedauerte natürlich das fehlende<br />
"Quäntchen Glück" von nur einer halben<br />
Sekunde - nach zehn Kilometern - auf den<br />
Silberrang. Frustration durch nicht gegebene<br />
Chancengleichheit aufgrund nicht konkurrenzfähiger<br />
Ausrüstung beklagte Annika Lurz,<br />
die darin auch einen Grund, allerdings nicht<br />
den einzigen, für das schlechte Abschneiden<br />
der deutschen Schwimmsportler sah.<br />
Die Diskussionsrunde auf der "Olympia-Couch" (v.l.n.r.): Bernhard<br />
Schwank, Katja Wächter, Thomas Lurz, Annika Lurz, Jürgen Höpfl<br />
und Dr. Zita Funkenhauser.<br />
Zufrieden mit ihrem Abschneiden in Peking<br />
zeigte sich auch Katja Wächter "Platz acht<br />
im Einzel und Platz fünf mit der Mannschaft<br />
sind schon okay". Sie informierte<br />
über Details aus dem Fechterleben und<br />
Trainingsbetrieb und hat bereits London im<br />
Visier. Diesmal als Zahnärztin beim Team<br />
stellte Dr. Funkenhauser fest, dass "die<br />
Teilnahme als Medaillengewinnerin auf<br />
jeden Fall schöner" war. Sie sei zwar mit<br />
etwas Skepsis nach Peking gereist, aber<br />
letztlich sei alles bestens gewesen. Viel<br />
entspannter als in Los Angeles (1984), Seoul<br />
(1988) oder Barcelona (1992) habe sie<br />
diesmal olympisches Flair erleben können.<br />
Sie konnte als "Ehemalige" die Stimmung im<br />
Dorf und im <strong>Deutsche</strong>n Haus so richtig<br />
genießen.<br />
Gegen einen Generalverdacht bezüglich<br />
Dopings sprach sich Bernhard Schwank aus,<br />
"unsere Mannschaft war sauber, wir haben<br />
auch viel dafür getan!". Freilich bestehe<br />
international noch großer Handlungsbedarf,<br />
auf Defizite müsse hingewiesen werden, für<br />
alle nationalen Dopingagenturen müssten<br />
dringend gleiche Standards erreicht werden.<br />
Zwangsläufig stand der achtfache Goldmedaillengewinner<br />
Michael Phelps bei diesem<br />
Thema im Mittelpunkt. Annika und Thomas<br />
Lurz glauben ihm, wenn er sagt, er habe mit<br />
Doping nichts zu tun - er habe "von der<br />
Natur die allerbesten Schwimm - Voraussetzungen<br />
mitbekommen und sei außerdem<br />
ein Trainingsbesessener".<br />
Andererseits lassen die neuerdings gerade<br />
im Zusammenhang mit IOC und Peking<br />
wieder aufgekommenen Dopingdiskussionen<br />
befürchten, dass dieses Thema den Sport<br />
noch lange und intensiv beschäftigen wird.<br />
Jedenfalls war die durch Matthias Götzelmann<br />
und Michael Geidl geleitete Veranstaltung<br />
aus Sicht des Sports von Bedeutung<br />
und für die Zweigstelle ein recht<br />
erfolgreiches Event.<br />
Walter Jaufmann<br />
Pfalz<br />
Vorstandswahlen<br />
Im Zuge der Vorstandswahlen der Zweigstelle<br />
Pfalz hat sich der Vorstand auf folgenden<br />
Positionen verändert. Neu hinzugekommen<br />
sind als Kassiererin Jutta Kisling<br />
(Geschäftsführende Mitinhaberin Kisling<br />
GmbH, Frankenthal/Grünstadt) sowie als<br />
71
Beisitzer Birgitt Ziegler, Erich Bremicker<br />
(Ehrenmitglied des Sportbundes Pfalz) und<br />
Fritz Peikert (Jugendwart Frankenthaler<br />
Hockey-Club).<br />
Empfang in der Pfalz<br />
Seit Mitte der 30er Jahre wird auf dem<br />
Hofgut Petersau geritten. Damals übernahm<br />
Irmgard von Opel, Mutter des Zweigstellenvorsitzenden<br />
Carlo von Opel, den<br />
Hof. Sie war die erste deutsche Weltklasse-<br />
Reiterin. Den Reitclub Hofgut Petersau<br />
führt mittlerweile Marion von Opel, die<br />
sehr erfreut war, als die beiden bekannten<br />
Behinderten-Reiterinnen, Hannelore Brenner<br />
und Dr. Angelika Trauert, ihre Mitgliedschaft<br />
beim Petersauer Reitclub bekundeten.<br />
Die beiden Damen gingen ohne Vorschusslorbeeren,<br />
aber doch mit still berechtigter<br />
Hoffnung mit ihren Pferden zu den<br />
Paralympischen Spielen nach Hongkong.<br />
Dass die Damen jedoch mit vier Edelmetall-<br />
Medaillen - 2 x Gold und 2 x Silber -<br />
heimkehrten, hat dann doch alle Erwartungen<br />
übertroffen. Entsprechend groß war<br />
dann auch die Freude beim Empfang im<br />
Hofquadrat durch die Vereinsführung und<br />
die Mitglieder und Einsteller.<br />
Dr. Angelika Trabert, Anästhesistin, ist von<br />
Geburt an behindert. Sie fühlte sich jedoch<br />
zum Reitsport berufen, wie ihre Teamkollegin,<br />
Hannelore Brenner, die mit 12<br />
Jahren anfing zu reiten. Sie ist jedoch erst<br />
seit einem schweren Unfall inkomplett<br />
querschnittsgelähmt. Es ist schon sehr<br />
bewundernswert, dass sie sich trotz dieses<br />
Sturzes, bei dem sie unter dem Pferd lag,<br />
dazu überwunden hat, wieder die Zügel in<br />
die Hand zu nehmen, um wiederum im<br />
Parcours erfolgreich zu sein - jetzt im<br />
Dressurviereck. Die Nähe zur Zweigstelle<br />
Pfalz fördert natürlich das gemeinsame<br />
Interesse, den Sport und auch den Behindertensport<br />
zu unterstützen. Frau Brenner<br />
und Frau Dr. Trabert können mit ihren<br />
ebenfalls erfolgreichen Mannschaftskolleginnen<br />
die Zahl der Empfänge schon nicht<br />
mehr an den Fingern abzählen. Immerhin,<br />
es war auch die 2. und gleich die 3. Goldmedaille<br />
für Frankenthal nach dem Olympiaerfolg<br />
des Hockey-Spielers Peter Trump<br />
1972.<br />
Carlo von Opel<br />
72<br />
Stuttgart<br />
Mitgliederversammlung<br />
Die Stadtgruppe Stuttgart ist wieder personell<br />
gut aufgesellt. Dies wurde bei der<br />
Mitgliederversammlung der Organisation<br />
am 17. November in der Alten Bibliothek<br />
der Merz-Schule deutlich.<br />
Der neue Vorsitzende der Stadtgruppe<br />
Stuttgart Hans Peter Haag kann in den<br />
nächsten drei Jahren mit folgendem Team<br />
im Vorstand und Beirat zusammenarbeiten:<br />
Dr. Susanne Eisenmann, die Bürgermeisterin<br />
für Kultur, Bildung und Sport behält weiterhin<br />
den stellvertretenden Vorsitz, Wilfried<br />
Holzwarth ist als Schatzmeister für die<br />
Finanzen zuständig. Außerdem gehören<br />
Herbert Wursthorn vom Olympiastützpunkt<br />
Stuttgart, Martin Maixner von der Sportkreisjugend<br />
Stuttgart, Prof. Hans Wieland,<br />
Günther Kuhnigk als Leiter des Sportamts,<br />
Carola Boomes, der Leiter des Sportreferats<br />
beim Kultusministerium Baden-Württemberg<br />
Karl Weinmann sowie Werner Schüle<br />
diesem Gremium an. Geschäftsführerin<br />
bleibt wie bisher Sybille Hiller vom Sportamt<br />
Stuttgart.<br />
Der Präsident der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />
<strong>Gesellschaft</strong> und Erster Bürgermeister der<br />
Stadt Karlsruhe, Harald Denecken, hatte es<br />
sich nicht nehmen lassen, einige verdiente<br />
Vorstandsmitglieder, die sich schon über<br />
viele Jahre für die Belange der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> engagiert haben,<br />
zu ehren: Dr. Volker Merz, Herbert Aupperle,<br />
Harald Pfab, Dr. Eckart Muser, Roland Sauer,<br />
Dr. Harald Kiedaisch, Gerd Hoffmann,<br />
Günter Loos und Eberhard Wolf.<br />
Im Bericht des Vorsitzenden Hans Peter<br />
Haag wurden zwei Schwerpunkte der Arbeit<br />
für die Zukunft hervorgehoben. Mit dem<br />
Projekt "Paten schaffen Bewegung" werden<br />
talentierte Nachwuchssportler am Schickhardt-<br />
und am Wirtemberg-Gymnasium<br />
sowie an der Merz-Schule gefördert. Im<br />
Rahmen des Projekts "Kinder bewegen" soll<br />
der Modellkindergarten in Weilimdorf auch<br />
weiterhin eine finanzielle und ideelle<br />
Unterstützung erhalten. Darüber hinaus<br />
plant die Stadtgruppe im kommenden Jahr<br />
verschiedene Veranstaltungen wie Diskussionsrunden,<br />
Olympic Day Run in Verbindung<br />
mit dem LAC Degerloch und natürlich die<br />
traditionelle Gemütliche Abendunterhaltung<br />
in der Merz-Schule.<br />
Die rund 100 Gäste des Abend erfreuten<br />
sich anschließend an einem besonderen<br />
kulturellen Leckerbissen, das mehrfach<br />
ausgezeichnete Duo "Zu Zweit" sorgte mit<br />
seinem Programm Spieltrieb für beste<br />
Unterhaltung und begeisterte die Freunde<br />
der DOG mit Wortwitz, hervorragendem<br />
Gesang und Klavierspiel.<br />
Sybille Hiller<br />
Südniedersachsen<br />
Herbstforum in Göttingen<br />
Impressionen von den <strong>Olympische</strong>n Spielen<br />
und den Paralympics <strong>2008</strong> in Peking standen<br />
im Fokus des Herbstforums der Bezirksgruppe<br />
Südniedersachsen der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong>. Knapp 100<br />
Besucher begrüßte Gerhard Scharner,<br />
Vorsitzender der Bezirksgruppe, am<br />
28.10.<strong>2008</strong> in der Sparkasse Göttingen. Sie<br />
waren gekommen, um persönliche Einblicke<br />
von Journalisten-Legende Heinz Florian<br />
Oertel, ZDF-Olympia-Berichterstatter und<br />
US-Sport-Experte Stefan Liwocha sowie<br />
Paralympics-Insider Rüdiger Herzog zu<br />
erhalten.<br />
Für einen Großteil der Zuhörer stand der<br />
Abend allerdings unter dem Motto, das<br />
selbst Erlebte Revue passieren zu lassen, da<br />
sie Teil der 60-köpfigen Reisegruppe<br />
waren, die im August die <strong>Olympische</strong>n<br />
Spiele in Peking besucht hatte. Seit 1996<br />
reist die Bezirksgruppe regelmäßig zu<br />
<strong>Olympische</strong>n Spielen, organisiert werden<br />
die Exkursionen von Wolfgang Buss und<br />
Petra Reußner. Besonders plastisch zeich-<br />
nete Liwocha, der seine Karriere als Volontär<br />
und Redakteur beim Göttinger Tageblatt<br />
begann, ein Bild über die Arbeitsweise<br />
von Journalisten während der <strong>Olympische</strong>n<br />
Spiele. In der ersten Woche sei ihm das<br />
Olympia-Areal wie ein "steriles Messegelände"<br />
vorgekommen. Das habe sich erst
mit Beginn der Leichtathletik-Wettkämpfe<br />
in der zweiten Woche geändert. Er berichtete<br />
vom vermeintlichen Ordnungswahn<br />
der chinesischen Zimmermädchen im<br />
Hotel. Dass Liwochas "meist zerstreut im<br />
Zimmer liegende Unterlagen" abends fein<br />
sortiert auf dem Tisch zu finden waren, sei<br />
jedoch - wie sich später herausstellte - der<br />
chinesischen Staatssicherheit geschuldet<br />
gewesen. "Wir sind fast täglich kontrolliert<br />
worden. Es wurde untersucht, was wir<br />
lesen und welche Videos wir sehen", sagte<br />
Liwocha und fügte an: "Aber wir wussten<br />
ja, auf was wir uns einlassen und dass wir<br />
nicht nach Disneyland fahren." In Peking<br />
habe er vor allem Johannes B. Kerner<br />
zugearbeitet und zum Beispiel Kontakte zu<br />
US-Stars wie Michael Phelps und Ex-<br />
Olympiasieger Carl Lewis hergestellt.<br />
Während Liwocha mit vor Ort erlebten<br />
Schmonzetten und Infos unterhielt, sorgte<br />
der 80-jährige Oertel (Foto), der die<br />
<strong>Olympische</strong>n Spiele zu Hause in Berlin im<br />
Fernsehsessel verfolgte, mit Anekdoten<br />
über die Spiele von 1952 in Helsinki, die<br />
"Tschechische Lokomotive" Emil Zatopek,<br />
Interviews mit Cassius Clay alias Muhammad<br />
Ali und einem Plädoyer für die<br />
<strong>Olympische</strong> Idee für Kurzweile. Er unterstrich,<br />
dass es trotz vieler Kritiker richtig<br />
gewesen sei, die Spiele in Peking auszutragen:<br />
"Das bevölkerungsreichste Land mit<br />
seiner über 5000 Jahre alten Kulturgeschichte<br />
gehört in die olympische Völkerfamilie."<br />
Der in der Unternehmenskommunikation<br />
des Duderstädter Medizintechnik-Unternehmens<br />
und Paralympics-Sponsors Otto<br />
Bock tätige Herzog berichtete von sehr gut<br />
besuchten Paralympics, begeisterten<br />
Zuschauern und betonte den im Gegensatz<br />
zu den <strong>Olympische</strong>n Spielen sehr familiäre<br />
Charakter der Paralympics. "Die Chinesen<br />
waren irgendwie froh, dass die <strong>Olympische</strong>n<br />
Spiele zu Ende waren. Viele Chinesen<br />
haben nicht verstanden, dass sie Menschen<br />
eingeladen haben - und dann kritisiert<br />
werden. Während der Paralympics trat auf<br />
einmal Entspannung ein." Herzog gestand<br />
zwar ein, dass "vieles von den Chinesen<br />
inszeniert war", unterstrich aber, dass<br />
"diese Begeisterung nicht inszeniert worden<br />
sein kann". Herzogs Worte wurden<br />
vom Bad Gandersheimer Robert Dörries<br />
bekräftigt, der selbst als Schwimmer bei<br />
den Paralympics an den Start gegangen<br />
war. "In den vollen Stadien herrschte<br />
wirklich Begeisterung. Dass da Olympic<br />
Green wie ein leeres, steriles Messegelände<br />
wirkt, habe ich nicht erlebt. Es waren<br />
Bürger da und nicht wie in Athen Schüler.<br />
Das ist die Anerkennung, die unser Sport<br />
braucht."<br />
Die Zuhörer waren angetan von den persönlichen<br />
Schilderungen über die <strong>Olympische</strong>n<br />
und Paralympischen Spiele, die etwa je die<br />
Hälfte der Zeit ausgemacht hatten. Nach den<br />
zweistündigen Erfahrungsberichten wurde<br />
noch ausgiebig diskutiert.<br />
Mark Bambey<br />
Wiesbaden<br />
Medaillen und Urkunden für<br />
Wiesbadener Schüler/Innen<br />
Auch beim Malwettbewerb <strong>2008</strong> "<strong>Olympische</strong><br />
Spiele - wie ich sie sehe" wurden die<br />
hiesigen Schulen wieder gebeten, die<br />
Arbeiten ihrer Schülerinnen und Schüler<br />
zunächst bei der Zweigstelle Wiesbaden<br />
Die Preisträgerinnen und Preisträger aus Wiesbaden waren stolz<br />
auf ihre Ergebnisse.<br />
einzureichen, damit vor Ort in einem<br />
Vorwettbewerb die Kinder und Jugendlichen<br />
besonders ausgezeichnet werden<br />
konnten. Von acht Schulen begutachtete<br />
das Preisgericht mit Heinz-Jürgen Hauzel,<br />
Redaktionsleiter des Wiesbadener Tagblattes,<br />
Werner Schaefer, Leiter des Olympiastützpunktes<br />
Hessen, Daniel Altzweig,<br />
Leiter des künstlerischen Netzwerkes<br />
Wiesbaden und Museumspädagoge, Stefanie<br />
Wolle, Grundschullehrerin und Kunstpädagogin<br />
und Prof.Hans-Jürgen Port-<br />
mann, Vorsitzender der Stadtgruppe<br />
Wiesbaden insgesamt 210 Bilder.<br />
Ausgewählt wurden 18 Preisträgerinnen<br />
und Preisträger, die am 22.Oktober <strong>2008</strong><br />
im Wiesbadener Pressehaus in einer schönen<br />
Feierstunde in Anwesenheit von Eltern<br />
und Lehrern Medaillen und Urkunden für<br />
ihre Leistungen erhielten.<br />
In der Jahrgangsgruppe 2000 und jünger<br />
erhielten Goldmedaillen Leonie Schmitt<br />
und Nadine Navratil von der Philipp-Reis-<br />
Schule, Silber ging an Naomi Nitschke von<br />
der Goetheschule, Bronze an Helen Wolf<br />
von der Diesterwegschule. In der Jahrgangstufe<br />
1999 - 1997, die mit 101<br />
Bildern am stärksten vertreten war, gab es<br />
folgende Medaillen: Gold Niklas Haarhoff<br />
und Ilayda Yurtseven beide Goetheschule,<br />
Silber Leah Fischer Grundschule Breckenheim<br />
und Toli Akyazi Goetheschule,<br />
Bronze Galja Möhn Philipp-Reis-Schule,<br />
Tobias Bauer Grundschule Breckenheim<br />
und Alica Schmidt Grundschule Bierstadt.<br />
Bei den Jahrgängen 1996 - 1993 gab es<br />
folgendes Ergebnis: Gold Tabea Rühl<br />
Leibnizschule,<br />
Silber Julia Walther<br />
und Ronja van der<br />
Pütten, beide<br />
Leibnizschule,<br />
Bronze Alicia<br />
Althaus Hermann-<br />
Ehlers-Schule. Bei<br />
den ältesten<br />
Teilnehmerinnen<br />
und Teilnehmern in<br />
der Jahrgangsklasse<br />
1992 und älter<br />
gingen alle drei<br />
Medaillen an die<br />
Leibnizschule: Gold<br />
Thomas Gluza,<br />
Silber Franziska<br />
Tullius, Bronze<br />
Samira Barczewski.<br />
Alle eingereichten Bilder wurden inzwischen<br />
für den Hauptwettbewerb übergeben in der<br />
Hoffnung, dass auch hier Wiesbadener<br />
Schülerinnen und Schüler zu den Preisträgern<br />
gehören.<br />
Hans-Jürgen Portmann<br />
73
Nachrichten der DOA<br />
Mitgliederversammlung <strong>2008</strong><br />
Mit der zweiten "ordentlichen" Mitgliederversammlung<br />
hat die <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong><br />
Akademie am 5. Dezember in Rostock ihr<br />
erstes volles Arbeitsjahr beendet. Mit Zufriedenheit<br />
konnten die Verantwortlichen eine<br />
erfreuliche Bilanz der DOA-Aktivitäten im zu<br />
Ende gehenden Olympiajahr ziehen.<br />
DOSB-Präsident Dr. Thomas Bach begrüßt<br />
Vorstand, Mitglieder und Mitarbeiter der<br />
DOA, bedankt sich für die geleistete Arbeit<br />
und wünscht auch weiterhin viel Erfolg.<br />
Insbesondere die ausgesprochen positive<br />
Resonanz auf die vielfältigen Maßnahmen<br />
im Sinne der <strong>Olympische</strong>n Erziehung, die<br />
sich offenbar nachhaltig in den verschiedenen<br />
Schulformen und Altersstufen niedergeschlagen<br />
haben, wirkte ausgesprochen<br />
Vorsitzende Doll-Tepper berichtet im<br />
Namen des Vorstands über ein arbeits- und<br />
erfolgreiches DOA-Jahr <strong>2008</strong> und erhält<br />
Zustimmung für Haushalts- und Arbeitsplan<br />
2009.<br />
74<br />
bestärkend im Blick auf die Fortsetzung des<br />
eingeschlagenen Weges.<br />
Vor diesem Hintergrund wurde den anwesenden<br />
Vertretern der Mitgliedsorganisationen<br />
wieder ein anspruchsvolles Programm<br />
präsentiert, das freilich - wie in der Vergangenheit<br />
- nur dann vollumfänglich realisiert<br />
werden kann, wenn es wieder gelingt, die<br />
Unterstützung von Partnern und Förderern<br />
einzuwerben.<br />
In diesem Zusammenhang wird auch in<br />
Zukunft die enge Kooperation mit dem<br />
<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Sportbund sowie<br />
die Unterstützung durch die Hessische<br />
Landesregierung von großer Bedeutung sein.<br />
Da sich die Veranstaltung mit dem Redaktionsschluss<br />
dieser "DOA-Informationen"<br />
überschnitt, kann ein ausführlicher Bericht<br />
über Verlauf und Ergebnisse erst in der<br />
nächsten <strong>Ausgabe</strong> erfolgen. Interessierte<br />
Leserinnen und Leser seien zudem auf die<br />
DOA-Homepage (www.doa-info.de) verwiesen.<br />
Rückmeldungen aus der<br />
pädagogischen Praxis:<br />
Multiplikatoren treffen sich in Garmisch-Partenkirchen<br />
Wer aus vermeintlich gegebenem Anlass oder<br />
auch ohne die fortdauernde Integrität und<br />
Glaubwürdigkeit der olympischen Sache in<br />
Frage gestellt sieht,<br />
wird - sofern er dies<br />
mit Bedauern oder<br />
Sorge betrachtet -<br />
sich wohl gern in<br />
seiner verbliebenen<br />
Zuversicht bestärken<br />
lassen. Im Sinne<br />
dieser Vermutung<br />
dürfte eine DOA-<br />
Veranstaltung am<br />
ersten November-<br />
Wochenende in<br />
Garmisch-Partenkirchen<br />
fast wie Balsam<br />
auf die verletzte olympische Seele oder mehr<br />
noch wie ein Motivationsschub für ein trotz<br />
mancher Bedenken und Zweifel anhaltendes<br />
Engagement im Zeichen der Ringe gewirkt<br />
haben.<br />
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, als<br />
AbsolventInnen der Internationalen <strong>Olympische</strong>n<br />
Akademie (IOA) sowie diverser Lehrerfortbildungsmaßnahmen<br />
des ehemaligen<br />
NOK für Deutschland ohnehin als Protagonisten<br />
der <strong>Olympische</strong>n Idee ausgewiesen, sahen<br />
sich jedenfalls, ebenso wie die prominenten<br />
und kompetenten Gäste, durch den intensiven<br />
Austausch mit mehr als achtzig Gleichgesinnten<br />
und Experten, in ihren je eigenen<br />
Ansichten und Absichten bestärkt. Der<br />
Erkenntnisgewinn für die Verantwortlichen<br />
der DOA resultierte hingegen aus der Bestätigung<br />
der durch entsprechende Rückmeldungen<br />
ohnehin immer wieder gestützten<br />
Annahme, dass ihre vielfältigen Aktivitäten<br />
und Maßnahmen im Sinne einer <strong>Olympische</strong>n<br />
Erziehung nicht im Elfenbeinturm akademischer<br />
Erwägungen und Appelle verstauben,
sondern wirksamen Widerhall im richtigen<br />
Leben, namentlich in der pädagogischen<br />
Praxis erfahren.<br />
In diesem Sinne besonders erhellend und<br />
erfreulich waren die verschiedenen Berichte<br />
von Lehrerinnen und Lehrern über olympiabezogene<br />
Projekte an ihren jeweiligen<br />
Einrichtungen, etwa über ein von Dr. Andreas<br />
Ramin mitverantwortetes Projekt zur<br />
besseren Vereinbarkeit von Spitzensport und<br />
Schulausbildung am Karlsruher Otto-Hahn-<br />
Gymnasium oder über die "<strong>Olympische</strong>n<br />
Spiele", die von einer deutschen Schule in<br />
Südafrika unter der Leitung des IOA-<br />
Absolventen Dr. Winfried Spanaus (Neuss)<br />
durchgeführt wurden.<br />
Neben den eindrucksvollen Arbeitsnachweisen<br />
der olympisch inspirierten Pädagoginnen<br />
und Pädagogen bestimmten - an einem<br />
Ort mit olympischer Vergangenheit und<br />
Zukunft naheliegend - auch vielschichtige<br />
Informationen und Reflexionen zu den<br />
<strong>Olympische</strong>n Spielen sowie ein Vortrag über<br />
die Dopingproblematik und mögliche<br />
Präventionsmaßnahmen (Prof. Dr. Gerhard<br />
Treutlein) den Mehrwert der Veranstaltung.<br />
So referierte DOA-Direktor Dr. Andreas<br />
Höfer über "olympische Perspektiven nach<br />
den Spielen von Peking", während Michael<br />
Vogt im Namen des Frankfurter Planungsbüros<br />
Albert Speer und Partner die Machbarkeit<br />
<strong>Olympische</strong>r Winterspiele im Jahr<br />
2018 in München und Garmisch-Partenkirchen<br />
plus Königssee mit Zahlen und Fakten<br />
belegte. Den Abschluss bildete ein bemerkenswert<br />
offenes und differenziertes Podiumsgespräch<br />
mit zwei eloquenten Vertreterinnen<br />
des Weltniveaus im Wintersport:<br />
Miriam Vogt, 1993 Weltmeisterin in der<br />
Alpinen Kombination und seit 2005 Präsidentin<br />
des Bayrischen Skiverbandes sowie<br />
die Grande Dame des Bob- und Rodelsports,<br />
Susi Erdmann, die nicht weniger als fünfmal<br />
an <strong>Olympische</strong>n Spielen teilnahm und dabei<br />
dreimal auf dem Treppchen stand.<br />
"<strong>Olympische</strong> Spiele - wie<br />
ich sie sehe!"<br />
Schülermalwettbewerb <strong>2008</strong><br />
Die Qual der Wahl: Für die fachkundige Jury<br />
unter Leitung von IOC-Mitglied Walther<br />
Tröger war die ihr gestellte Aufgabe, unter<br />
mehr als 2.500 Bildern in vier Altersklassen<br />
die je drei vermeintlich besten auszuwählen,<br />
keine masochistische Pflichterfüllung,<br />
sondern eine zwar schwierige, aber durchaus<br />
bereichernde Aufgabe. Zumal die Qualität<br />
der eingesendeten Werke junger Künstlerinnen<br />
und Künstler zwischen fünf und 19<br />
Jahren insgesamt sehr beachtlich war.<br />
Für die erstmals für den seit 1984 stets<br />
anlässlich der <strong>Olympische</strong>n Spiele ausgeschriebenen,<br />
mithin schon traditionellen<br />
Schülermalwettbewerb - Motto: "<strong>Olympische</strong><br />
Spiele - wie ich sie sehe!" - federführend<br />
verantwortliche <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong><br />
Akademie waren Verlauf und Ergebnis der<br />
Aktion auch als eine Bestätigung dafür<br />
erfreulich, dass ihre vielfältigen Maßnahmen<br />
im Sinne einer <strong>Olympische</strong>n Erziehung bei<br />
jungen Menschen durchaus nachhaltige<br />
Wirkung erzielen.<br />
Vor diesem Hintergrund<br />
bedankt sich<br />
die DOA sehr herzlich<br />
auch bei jenen<br />
Schülerinnen und<br />
Schülern, deren<br />
Einsendungen in<br />
dieser Publikation<br />
keine Berücksichtigung<br />
finden konnten<br />
sowie den vielen<br />
Lehrerinnen und<br />
Lehrern, die den Erfolg der Initiative durch<br />
ihre Motivation und Anleitung erst möglich<br />
gemacht haben. Ein herzlicher Dank gilt auch<br />
Prof. Walther Tröger und den übrigen Mitgliedern<br />
der Jury (auf dem Foto von links:<br />
SWR-Hörfunkjournalist Holger Kühner, der<br />
Vorsitzende der hessischen BDK-Sektion Marc<br />
Fritzsche, DOA-Geschäftsführer Achim<br />
Bueble, Kunstpädagogin Natalia Camps Y<br />
Wiland, DOA-Direktor Andreas Höfer, die<br />
dreifache Olympiateilnehmerin im Schwimmen<br />
Meike Freitag und Prof.<br />
Hans-Jürgen Portmann als<br />
Vertreter der DOG) sowie den<br />
bewährten Kooperationspartnern<br />
des Wettbewerbs, der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> (DOG)<br />
und dem BDK e.V. Fachverband<br />
für Kunstpädagogik.<br />
P.S.<br />
Wer die zwölf auserwählten<br />
Siegerbilder selbst in Augenschein<br />
nehmen möchte, dem sei<br />
die "OF-Galerie" in dieser<br />
<strong>Ausgabe</strong> des "<strong>Olympische</strong>n<br />
Feuers" oder ein von der DOA<br />
herausgegebener Kunstkalender<br />
2009 empfohlen.<br />
Die Fairplay-<br />
Karawane zog weiter:<br />
DOA bei Jahreskongress in Zypern<br />
Vielen Beteiligten mag der 13. Europäische<br />
Fairplay-Kongress, den die <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong><br />
Akademie im Namen und im Auftrag<br />
des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Sportbundes<br />
(DOSB) im Oktober des vergangenen Jahres<br />
in Frankfurt am Main ausrichtete, noch in<br />
guter Erinnerung sein. Seinerzeit ging es in<br />
anspruchsvollen Vorträgen und Podiumsdiskussionen<br />
und unter Mitwirkung namhafter<br />
Experten um "<strong>Olympische</strong> Werte und die<br />
75
Zukunft des Sports". Inzwischen ist die<br />
europäische Fairplay-Karawane nach Zypern<br />
weitergezogen, wo Anfang Oktober der 14.<br />
Jahreskongress der European Fairplay-<br />
Movement (EFPM) stattfand.<br />
An dieser Veranstaltung nahm auch die<br />
DOA-Vorsitzende Prof. Dr. Dr. h.c. Gudrun<br />
Doll-Tepper teil. Auf Einladung der EFPM<br />
hielt sie einen Vortrag zum Thema "The<br />
Fight Against Violence and Racism: The<br />
Responsibility of the Scientific Community".<br />
Gemeinsam mit DOA-Vorstandsmitglied und<br />
EFPM-Vizepräsident Prof. Dr. Manfred<br />
Lämmer überreichte sie zudem einen<br />
"vorläufigen Bericht" mit den zentralen<br />
Vorträgen des letztjährigen Kongresses. Eine<br />
umfassende, zudem zweisprachige Dokumentation<br />
wird in den nächsten Wochen<br />
vorgelegt. Sie soll als Band eins einer neu<br />
aufgelegten DOA-Schriftenreihe erscheinen.<br />
Mediation im Sport:<br />
Daume-Stipendium vergeben<br />
Es liegt wohl in der Natur der Sache, dass<br />
der Sport, namentlich der internationale<br />
Spitzensport über die eigentliche Situation<br />
des Wettkampfs hinaus ein nicht unerhebliches<br />
Konfliktpotential birgt, das nicht<br />
zuletzt aufgrund eines oft großen Medieninteresses<br />
nicht selten von enormer Brisanz<br />
ist. So versteht sich, dass solche Konflikte -<br />
nicht nur in Zusammenhang mit der Dopingproblematik<br />
- erheblichen Schaden für<br />
alle Beteiligten sowie für das Image des<br />
Sports mit sich bringen können.<br />
Vor diesem Hintergrund scheint es durchaus<br />
begrüßenswert, wenn einmal intensiv über<br />
die Möglichkeiten einer Konfliktbereinigung<br />
jenseits formaljuristischer Ebenen, namentlich<br />
über das in anderen Zusammenhängen<br />
vielfach bewährte Instrument der Mediation<br />
nachzudenken. Eben dieser Aufgabe hat sich<br />
die Kölner Rechtsanwältin Heike Lätzsch mit<br />
ihrem Dissertationsvorhaben verschrieben,<br />
dem die <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> Akademie das<br />
Willi-Daume-Stipendium zugedacht hat.<br />
Diesem Vorhaben wurde der Vorrang vor<br />
einer Reihe weiterer anspruchsvoller Bewerbungen<br />
gegeben.<br />
Die ausgewählte Stipendiatin überzeugte<br />
übrigens nicht nur mit einer überzeugenden<br />
Begründung ihres Projekts und entsprechenden<br />
Referenzen. Als langjährige Hockey-Nationalspielerin<br />
und Olympiasiegerin<br />
76<br />
von 2004, lässt sie auch das notwendige<br />
Durchhaltevermögen erwarten.<br />
Das Willi-Daume-Stipendium wurde 1993,<br />
anlässlich des achtzigsten Geburtstages<br />
seines Namensträgers vom NOK für<br />
Deutschland gestiftet und seit dem vom<br />
<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Institut (DOI) bzw.<br />
jetzt von der DOA zur Unterstützung von<br />
Forschungs- und Publikationsvorhaben mit<br />
olympischem Bezug vergeben. Zuletzt<br />
wurde Dr. Jutta Braun (Universität Potsdam)<br />
und ihre Untersuchung zur "Geschichte des<br />
NOK der DDR" gefördert.<br />
"Zwischen <strong>Gesellschaft</strong> und<br />
Chemie":<br />
Würzburger Tagung zur Dopingprävention<br />
Anfang Dezember veranstalteten das Bundesinstitut<br />
für Sportwissenschaft (BISp), die<br />
Bundeszentrale für Politische Bildung (bpb)<br />
und die Nationale Doping Agentur (NADA) in<br />
Kooperation mit der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />
Akademie eine dreitägige Tagung mit dem<br />
Thema "Doping im Sport: Ein Konfliktfeld<br />
zwischen <strong>Gesellschaft</strong> und Chemie".<br />
Die Veranstaltung richtete sich vor allem an<br />
Multiplikatorinnen und Multiplikatoren auf<br />
Vereins- und Verbandsebene sowie an<br />
(Sport-)Lehrkräfte, Trainerinnen und Trainer,<br />
aber auch an alle Männer und Frauen, die in<br />
der Jugend- und Erwachsenenbildung tätig<br />
sind und hier möglichst präventiv wirken<br />
wollen.<br />
Zu einem hochkarätigen Kreis ausgewählter<br />
Referentinnen und Referenten zählte auch<br />
DOA-Vorstandsmitglied und Doping-Expertin<br />
Sylvia Schenk. Die Vorsitzende von<br />
Transparency International Deutschland<br />
sprach über folgendes Thema: "Zwischen<br />
Unschuldsvermutung und Generalverdacht:<br />
Strukturelle Bedingungen von Leistungsmanipulation<br />
im Sport".<br />
Ausführlichere Informationen finden sich<br />
auf der DOA-Homepage.<br />
Ankündigung:<br />
Blickpunkt Leistung<br />
Gemeinsam mit der Hessischen Landesregierung<br />
bereitet die DOA ein Symposium mit<br />
dem Thema "Der Sport - eine Bastion des<br />
Leistungsgedankens?" vor. Die Veranstaltung<br />
ist für April 2009 vorgesehen. Eine Bestätigung<br />
des Termins sowie Hinweise zu Ort<br />
und Programm sowie den Modalitäten der<br />
Anmeldung sind der DOA-Homepage zu<br />
entnehmen.<br />
Wiederwahl<br />
Die Vollversammlung der <strong>Deutsche</strong>n Sportjugend<br />
(dsj) hat am 25./26. Oktober in<br />
Freiburg ihren Vorsitzenden Ingo Weiss in<br />
seinem Amt bestätigt. Fast auf den Tag<br />
genau einen Monat später wurde in Guatemala<br />
auch Dr. h.c Klaus Schormann als<br />
Präsident des Weltverbandes des Modernen<br />
Fünfkampfes wiedergewählt. Die <strong>Deutsche</strong><br />
<strong>Olympische</strong> Akademie gratuliert ihren<br />
beiden Vorstandsmitgliedern und wünscht<br />
ihnen für die kommenden Aufgaben eine<br />
glückliche Hand und viel Erfolg.<br />
Frohe Weihnachten<br />
Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong>n Akademie dankt<br />
dem <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Sportbund, der<br />
Hessischen Landesregierung sowie ihren<br />
Mitgliedern für das ihr im abgelaufenen<br />
Jahr entgegengebrachte Vertrauen und die<br />
erfahrene Unterstützung. Ein herzliches<br />
Dankeschön gilt aber auch all jenen, die das<br />
Anliegen der DOA, insbesondere im Bereich<br />
der <strong>Olympische</strong>n Erziehung, durch ihr<br />
ehrenamtliches Engagement nachhaltig<br />
gefördert und die Wirkung an der "pädagogischen<br />
Basis" potenziert haben. Vorstand<br />
und Mitarbeiter der DOA wünschen allen<br />
Freunden und Förderern sowie den Lesern<br />
dieser Zeilen frohe Weihnachten und viel<br />
Erfolg im Neuen Jahr.
Beijing<br />
<strong>Olympische</strong>s Niveau erreicht die Messe Düsseldorf mit der Organisation<br />
von mehr als 40 Messen in Düsseldorf, davon über 20 die Nr. 1<br />
in ihrer Branche, sowie mehr als 100 Veranstaltungen im Ausland.<br />
Und noch ein Forum für weltumspannende Kommunikation findet<br />
unter unserer Regie statt: das <strong>Deutsche</strong> Haus. Seit 2000 richten<br />
wir bei allen <strong>Olympische</strong>n Spielen diesen internationalen Treffpunkt<br />
für die Förderer des Sports und die Athleten aus. Kontakte, Freunde,<br />
Partner – gewinnen auch Sie mit uns.<br />
Messe Düsseldorf GmbH<br />
Postfach 1010 06<br />
40001 Düsseldorf<br />
Germany<br />
Tel. +49(0)211/45 60-01<br />
Fax +49(0)211/45 60-6 68<br />
www.messe-duesseldorf.de
<strong>Deutsche</strong>s Sport & Olympia Museum<br />
Herausgeber: <strong>Deutsche</strong>s Sport & Olympia Museum Jahrgang 28 - Heft 6/<strong>2008</strong><br />
Im Zollhafen 1, 50678 Köln, Tel.: +49 (0)221 3 36 09-0<br />
Verantwortlich für den Inhalt: Klaus H. Schopen<br />
Internet: www.sportmuseum.info<br />
Schwimmbad<br />
Unterwasserbilder<br />
Seit dem 31. Oktober <strong>2008</strong> und noch bis<br />
zum 08. März 2009 zeigt das <strong>Deutsche</strong><br />
Sport & Olympia Museum Anna Löbners<br />
"Schwimmbad Unterwasserbilder". Die aus<br />
Düsseldorf stammende Künstler hat<br />
Schwimmbäder der Landeshauptstadt aus<br />
Sicht des Schwimmenden gemalt und<br />
taucht nun mit Ihren Werken das Museum<br />
in blau und türkis.<br />
Zu Ihren Werken sagt sie selbst:<br />
"Meine Faszination für Schwimmbecken<br />
teile ich mit vielen Malern, dennoch glaube<br />
ich, mit meiner Unterwasserperspektive ein<br />
neues Terrain zu bespielen. Widmete sich<br />
David Hockney sehr erfolgreich der Draufsicht,<br />
so bin ich besonders interessiert an<br />
der kompletten Ansicht des Wasserraums<br />
"Drei Könige" ein Werk von Anna Löbner<br />
78<br />
unterhalb des Wasserspiegels. Der Ausgangspunkt<br />
von allen Bildern ist die optische<br />
Organisation eines ordentlichen<br />
Beckens: die Kacheln an den Wänden und<br />
am Boden, die Einstiege und die schwarz<br />
abgesetzten Bahnlinien und Wendekreuze<br />
an den Stirnseiten des Beckens. Das Alles<br />
wird bespielt vom Sonnenlicht und optisch<br />
zerlegt an die Wasserdecke geschickt. Und<br />
genau darin besteht der malerische Reiz: die<br />
Ordnung und die Zerlegung der Ordnung.<br />
Selbst aktive Schwimmerin, überrascht mich<br />
die Schönheit der Schwimmbad-Unterwasserwelt<br />
immer wieder!"<br />
100 Jahre "Rund um Köln"<br />
Im Jahr <strong>2008</strong> feiert das älteste noch bestehende<br />
deutsche Eintagsrennen im Radsport<br />
sein 100. Jubiläum: "Rund um Köln". Auch<br />
der Verein Cölner Straßenfahrer e.V. wird in<br />
diesem Jahr 100 Jahre alt. Seit seiner<br />
Gründung ist der VCS Mitorganisator des<br />
rheinischen Klassikers, seit 1961 sogar der<br />
alleinige Veranstalter.<br />
Viele Radsportgrößen feierten hier große<br />
Erfolge. Nur acht Mal musste das Rennen in<br />
seiner Geschichte abgesagt werden, davon<br />
nur zwei Mal in Friedenszeiten. Doch nicht<br />
nur die Hauptrennen begeisterten die<br />
Zuschauer. Zu den Austragungen gehörten<br />
fast immer auch Jugend- und Amateurrennen<br />
in den verschiedensten Wertungskategorien.<br />
In vielen Orten am Streckenrand gab<br />
es seit jeher Volksfeste, um die Wartezeit<br />
auf die Rennfahrer zu verkürzen.<br />
In einem Jahrhundert hat sich viel Geschichte<br />
und haben sich viele Geschichten<br />
angesammelt. Das <strong>Deutsche</strong> Sport & Olympia<br />
Museum erzählt diese in der Ausstellung<br />
"100 Jahre Rund um Köln" noch bis zum 30.<br />
November <strong>2008</strong> im Salon. Die Ausstellung<br />
fasziniert durch die zahlreichen Originalobjekte<br />
vom Rennen und Rennrädern aus den<br />
vergangen 100 Jahren. Über einen Audio-<br />
Guide erhält der Besucher umfangreiche<br />
Hintergrundinformationen und erfährt so<br />
mancherlei Anekdote, die er zudem im<br />
Begleitbuch zur Ausstellung, verfasst von<br />
Frank Schwalm, nachlesen kann. Das Buch<br />
zur Ausstellung erhalten Sie im Shop des<br />
Museums.<br />
Weitere Informationen zum Rennen finden<br />
Sie unter www.rundumkoeln.de.<br />
Basketball von einem<br />
anderen Stern<br />
Mit einer Ausstellung zur Geschichte des<br />
BSC Saturn Köln würdigt das <strong>Deutsche</strong><br />
Sport & Olympia<br />
Museum das Engagement<br />
des Kölner<br />
Unternehmers Fritz<br />
Waffenschmidt.<br />
Erinnert wird an die<br />
Zeit zwischen 1977<br />
und 1990, in der<br />
Fritz Waffenschmidt<br />
als Sponsor neue<br />
Maßstäbe im
Basketball setzte. Der in jener Zeit erfolgreichste<br />
deutsche Einzelhändler in Sachen<br />
Unterhaltungs-Elektronik ("Saturn") rettete<br />
mit seinem finanziellen Engagement das<br />
Bundesliga-Team des ASV Köln vor dem<br />
sportlichen Untergang. In Vertretung ihres<br />
Mannes, der sich unmittelbar vor der<br />
Ausstellungseröffnung wegen eines Schwächeanfalls<br />
in eine Klinik begeben musste,<br />
schilderte Anni Waffenschmidt die Umstände<br />
der Entstehung des Engagements:<br />
"Bevor wir mit dem Sponsoring anfingen,<br />
kannte der Sport nur großzügige Mäzene.<br />
Wir wollten aber einen werblichen Gegenwert<br />
für unser investiertes Geld haben. In<br />
diesem Zusammenhang muss jedoch betont<br />
werden, dass wir als Sponsor keinen Ein-<br />
Fritz mit dem DBB-Pokal im Jahre 1983.<br />
fluss auf die unmittelbaren rein sportlichen<br />
Entscheidungen genommen haben." betonte<br />
sie bei der Eröffnung am 13. November<br />
<strong>2008</strong>.<br />
Mit dem Namenssponsoring ging Fritz<br />
Waffenschmidt jedoch neue Wege. Aus dem<br />
Basketballteam des ASV Köln wurde der BSC<br />
Saturn Köln. Und aus dem nüchtern kalkulierenden<br />
Geschäftsmann Fritz Waffenschmidt<br />
wurde schnell ein leidenschaftlicher<br />
Basketball-Fan, der auch noch nach dem<br />
Verkauf seines Geschäfts und dem damit<br />
verbundenen Rückzug als Sponsor engen<br />
Kontakte zur Mannschaft hielt. Durch den<br />
BSC Saturn Köln wurde die Domstadt zu<br />
einer deutschen Basketball-Hochburg, der<br />
Verein gewann allein viermal die <strong>Deutsche</strong><br />
Meisterschaft.<br />
Die Ausstellung im Foyer des Museums ist<br />
eine Kooperation des <strong>Deutsche</strong>n Sport &<br />
Olympia Museum, des Vereins Kölner<br />
Sportgeschichte, sowie von Studenten der<br />
Fachhochschule Köln, Fakultät für Architektur,<br />
im Rahmen einer Seminararbeit. Sie<br />
kann noch bis zum 4. Januar 2009 besichtigt<br />
werden.<br />
Kölner Sportgespräch<br />
“Der chinesische Boom“<br />
Medaillengewinner der Paralympics von<br />
Peking sprachen beim Kölner Sportgespräch<br />
am 22. Oktober <strong>2008</strong> über die Situation des<br />
Behindertensport sowie über die Spiele und<br />
ihre Erlebnisse in China. Im Gespräch mit<br />
Christiane Mitatselis, Redakteurin des Kölner<br />
Stadtanzeigers, schwärmten sie von den<br />
wunderbaren Bedingungen, den vollen<br />
Stadien und der einmaligen Stimmung in<br />
Peking.<br />
Kirsten Bruhn hat bei Paralympics in Peking<br />
ordentlich zugeschlagen. Fünf Medaillen<br />
gewann die querschnittsgelähmte Schwimmerin<br />
im "Water Cube". "Die Spiele waren<br />
fantastisch. Wer daran etwas zu bemängeln<br />
hatte, der muss wohl immer etwas schlecht<br />
finden", berichtetet die 38-Jährige im Foyer<br />
des Museums. Ihre paralympischen Kollegen,<br />
die Rollstuhlbasketballerin Marina<br />
Mohnen, Sprinter Heinrich Popow und<br />
Handbikerin Andrea Eskau, teilten diese<br />
Meinung. Dabei hätte Andrea Eskau (38)<br />
eigentlich Grund gehabt, sich zu beklagen.<br />
Die querschnittsgelähmte Sportlerin bekam<br />
in Peking Asthma und hätte fast im Straßenrennen<br />
der Handbikerinnen nicht an<br />
den Start gehen können. Die Ärzte erlaubten<br />
ihr in letzter Sekunde den Start. Eskau<br />
gewann Gold, musste aber gleich danach<br />
wegen eines allergischen Schocks ins<br />
Krankenhaus. Zunächst machte sie die<br />
schlechte Luft dafür verantwortlich, später<br />
stellte sich heraus, dass sie allergisch auf<br />
den Belag der Bahn reagiert hatte. Dennoch<br />
war sie nicht böse. "Ich bin im Krankenhaus<br />
sehr gut behandelt worden",<br />
erklärte sie.<br />
Angetan waren die Athleten aber auch von<br />
der ausgeweiteten Fernsehberichterstattung<br />
von den Paralympics. "Wir sind wahrgenommen<br />
worden", berichtete Marina Mohnen,<br />
die mit dem deutschen Rollstuhlbasketball-<br />
Team Silber gewonnen hat. Die 29-Jährige<br />
ist nicht gelähmt, sie wechselte vor acht<br />
Jahren vom "Fußgänger"-Basketball wegen<br />
einer Knieverletzung in den Rollstuhl. Dies<br />
sei nichts Außergewöhnliches, sagte sie. Die<br />
deutsche Mannschaft setzt sich aus "Fußgängern",<br />
Gelähmten und Beinamputierten<br />
zusammen. "Das ist sehr integrativ", sagte<br />
Mohnen.<br />
Der oberschenkelamputierte Sprinter Heinrich<br />
Popow (25), paralympischer Silbermedaillengewinner<br />
im 100-Meter-Lauf, berichtete<br />
ebenfalls von "unglaublichen Spielen".<br />
Peking <strong>2008</strong>: Andrea Eskau beim paralympischen<br />
Zeitfahrrennen im Handbike.<br />
Sogar am Vormittag sei das "Vogelnest" von<br />
Peking schon voll gewesen. "Wir haben jetzt<br />
einen Boom, und es kommt darauf an, was<br />
wir daraus machen", sagte der Leverkusener<br />
Sprinter.<br />
Für das <strong>Deutsche</strong> Sport & Olympia Museum<br />
läutete der Abend, der in Kooperation mit<br />
der "Woche des Behindertensports" der<br />
<strong>Deutsche</strong>n Sporthochschule durchgeführt<br />
wurde, die heiße Phase der Vorbereitungen<br />
zur kommen Jahressonderausstellungen ein.<br />
Diese wird sich im Frühsommer 2009 unter<br />
dem Titel "Yes, we can! sport & disability"<br />
dem Behindertensport widmen und diesen<br />
erstmalig umfassend innerhalb einer musealen<br />
Ausstellung darstellen.<br />
79
Traumpaar<br />
Das neue deutsche Traumpaar im Eiskunstlauf,<br />
Aljona Savchenko und Robin Szolkowy, feierte<br />
am 19. März <strong>2008</strong> in Göteborg mit dem<br />
Gewinn des ersten Weltmeistertitels seinen<br />
bislang größten sportlichen Triumph. Es hätte<br />
sich damit keinen besseren Zeitpunkt aussuchen<br />
können, da erstmals ein solcher Erfolg vor<br />
genau 100 Jahren bereits einem anderen<br />
deutschen Paar - die Rede ist von Anna Hübler<br />
und Heinrich Burger - geglückt war. In der<br />
Folgezeit setzten die Paare Maxi Herber/Ernst<br />
Baier (1936), Ria Baran/Paul Falk (1952), Marika<br />
Kilius/Hans-Jürgen Bäumler (1964) und Mandy<br />
Wötzel/Ingo Steuer (1997) diese erfolgreiche<br />
Tradition fort.<br />
Im Jahre 2004 starteten Aljona Savchenko/Robin<br />
Szolkowy als neu formiertes Paar unter<br />
ihrem Trainer Ingo Steuer erstmalig bei <strong>Deutsche</strong>n<br />
Meisterschaften und gewannen prompt<br />
den Titel. Nach einem Leistungseinbruch bei<br />
den <strong>Olympische</strong>n Spielen 2006, maßgeblich<br />
verursacht durch öffentlich erhobene Stasi-<br />
Vorwürfe gegenüber ihrem Trainer, folgten<br />
2007 und <strong>2008</strong> der Europameistertitel und im<br />
März <strong>2008</strong> der ersehnte Weltmeistertitel.<br />
Dank der tatkräftigen Unterstützung von Trainer<br />
Ingo Steuer können sich die Besucherinnen und<br />
Besucher des <strong>Deutsche</strong>n Sport & Olympia<br />
Museums nun über einige attraktive Objekt-<br />
Neuzugänge freuen. Ingo Steuer bereicherte<br />
den Fundus mit seinem Original-Kürkostüm, mit<br />
dem er bei den <strong>Olympische</strong>n Spielen Nagano<br />
1998 die Bronzemedaille gewann sowie mit<br />
seinee Strickjacke, die er bei den <strong>Olympische</strong>n<br />
Spielen Turin 2006 trug. Robin Szolkowy<br />
steuerte sein Original-Kürkostüm von den<br />
<strong>Olympische</strong>n Spielen Turin 2006 bei, Aljona<br />
Savchenko schenkte dem Museum ihre Schlittschuhe,<br />
in denen sie ihren ersten Europameistertitel<br />
2007 gewann.<br />
80<br />
Aljona<br />
Savchenko<br />
und Robin<br />
Szolkowy<br />
mit Ihrem<br />
Trainer Ingo<br />
Steuer<br />
beim<br />
Training<br />
auf dem<br />
Eis.<br />
Sammlungsgeschichten<br />
Frau mit Pfiff<br />
Es wird offenkundig zur Selbstverständlichkeit,<br />
dass die Frauen im 21. Jahrhundert auch in<br />
den Bereichen des Lebens, die derzeit noch von<br />
Männern dominiert werden, nach und nach<br />
Handzeichen und<br />
Pfiff von Schiedsrichterin<br />
Bibiana<br />
Steinhaus am<br />
21.09.2007 im<br />
Hermann-Löns-<br />
Stadion in Paderborn.<br />
Als erste Frau<br />
leitet die 28-jährige<br />
Polizei-Beamtin ein<br />
Fußball-Zweitligaspiel.<br />
vollkommen gleichberechtigt agieren. Als<br />
augenfälliges Beispiel im Sport können die<br />
Geschehnisse am 21. September 2007 gewertet<br />
werden. Am Abend des besagten Tages standen<br />
sich in Paderborn die Herren-Mannschaften<br />
des SC Paderborn und der TSG 1899<br />
Hoffenheim gegenüber, um ihr Zweitligaspiel<br />
auszutragen. Geleitet wurde die Partie jedoch<br />
nicht - wie sonst üblich - von einem Mann,<br />
sondern erstmals im deutschen Profi-Fußball<br />
von einer Frau - der Schiedsrichterin Bibiana<br />
Steinhaus. Wie Akteure und Zuschauer nach<br />
Spielschluss dabei eingestanden, hat sie ihre<br />
Aufgabe souverän gelöst.<br />
Bibiana Steinhaus, Jahrgang 1979, spielte<br />
selbst aktiv Fußball für den SV Bad Lauterberg,<br />
bevor sie 1995 Schiedsrichterin wurde. Seit<br />
1999 leitete sie als offizielle DFB-Schiedsrichterin<br />
eine Vielzahl von Begegnungen der<br />
Frauen-Bundesliga, gleichzeitig aber auch<br />
Spiele in der Herren-Ober- und Regionalliga.<br />
2005 wurde sie zur FIFA-Schiedsrichterin<br />
ernannt und seitdem regelmäßig bei Länderspielen<br />
und in UEFA Women`s Cup-Spielen<br />
eingesetzt.<br />
Ihre überzeugenden Leistungen, die mit der<br />
Wahl zur DFB-Schiedsrichterin des Jahres<br />
2007 und <strong>2008</strong> belohnt wurden, veranlassten<br />
den DFB, die beruflich als Polizistin in Hannover<br />
tätige Bibiana Steinhaus ab der Saison<br />
2007/8 auch in der 2. Bundesliga der Männer<br />
einzusetzen.<br />
Auf Anfrage erklärte sich Bibiana Steinhaus<br />
spontan bereit, ihr komplettes Schiedsrichter-<br />
Outfit, das sie am 21. September 2007 in<br />
Paderborn trug, dem <strong>Deutsche</strong>n Sport &<br />
Olympia Museum zu schenken, um somit den<br />
Besucherinnen und Besuchern des Museums<br />
eine dauerhafte Erinnerung an diesen sporthistorisch<br />
bedeutsamen Tag zu ermöglichen.<br />
Go with the flow<br />
Die Teilnahme an <strong>Olympische</strong>n Spielen stellt<br />
für jeden Athleten ein besonderes Ereignis dar.<br />
Steht am Ende des Wettkampfes auch noch<br />
der Gewinn einer Medaille und erst recht,<br />
wenn es sich um die Goldmedaille handelt,<br />
dann geht für die Meisten ein Lebenstraum in<br />
Erfüllung. Ein solches, gleich mehrfaches Glück<br />
ist dem Nordischen Kombinierer Georg Hettich<br />
bei den <strong>Olympische</strong>n Winterspielen in Turin<br />
2006 zuteil geworden. Im Einzelwettbewerb<br />
würde er zunächst Olympiasieger, gewann<br />
anschließend mit der Mannschaft die Silbermedaille<br />
und erkämpfte sich abschließend im<br />
Sprint die Bronzemedaille. Befragt nach seinem<br />
Erfolgsrezept antwortete der aus Schonach im<br />
Schwarzwald stammende Sportler gerne mit<br />
dem Ausspruch "Go with the flow".<br />
Mit seinem Triumph setzte Georg Hettich die<br />
erfolgreiche Tradition deutscher Olympiasiege<br />
in der Nordischen Kombination bei <strong>Olympische</strong>n<br />
Spielen fort, die 1960 mit Georg Thoma<br />
begonnen und 1968 mit Franz Keller sowie in<br />
den Jahren 1972, 1976 und 1980 mit Ulrich<br />
Wehling ihren Fortgang genommen hatte.<br />
Seine in Turin benutzten Sprungski und seinen<br />
Diese Ski und den Anzug übergab Georg Hettich<br />
dem <strong>Deutsche</strong>n Sport & Olympia Museum.<br />
Skianzug stellte Georg Hettich nun dem<br />
<strong>Deutsche</strong>n Sport & Olympia Museum zur<br />
Verfügung. Im Begleittext zu diesen Objekten<br />
wird der Besucher sicherlich Hettichs Ausspruch<br />
lesen können, denn er nach dem<br />
Gewinn zu den Reportern sagte: "Ich dachte<br />
Olympiasieger gibt es nur im Fernsehen, und<br />
jetzt bin ich selber einer."
www.in-quadro.it<br />
www.olympiapark-muenchen.de<br />
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