Ausgabe 6/2008 - Deutsche Olympische Gesellschaft
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Sportgerichtshofs CAS überlassen. Ab 2020 sollte dann ein<br />
neuer Verteilerschlüssel greifen - das wären sieben Jahre nach<br />
dem Abschied des Belgiers als Präsident.<br />
Eine andere ganz wichtige Entscheidung muss er spätestens bis<br />
Mitte des kommenden Jahres treffen. Es geht um die Frage, ob<br />
die Verhandlungen über die US-Fernsehrechte für die Winterspiele<br />
2014 und die Sommerspiele 2016 noch vor der Wahl in<br />
Kopenhagen beendet werden sollen. Nicht zuletzt wegen der<br />
Wirtschaftskrise scheint Rogge geneigt zu sein, den Vertrag<br />
erst danach abschließen zu wollen: "Wir sind nicht in Eile, wir<br />
haben noch viel Zeit." Das käme auch dem bisherigen Rechteinhaber<br />
NBC sehr entgegen, der im Wahlkampf mit der sicher<br />
nicht ganz uneigennützigen Millionen-Spende für Obama für<br />
Aufsehen gesorgt hatte. Der TV-Gigant hat als größter olympischer<br />
Sponsor mächtigen Einfluss auf das IOC. Auf sein Begehren<br />
hin sind die <strong>Olympische</strong>n Spiele seit Atlanta 1996 um<br />
einen Tag ausgedehnt worden. Das schuf Platz für die zur<br />
Show aufgeputzte Eröffnungsfeier als Freitags-Solitär mit<br />
SOTSCHI:<br />
Ursprünglich sollten die Winterspiele 2014 am Schwarzen Meer<br />
12 Milliarden Dollar kosten. 7,5 Milliarden Dollar sollten vom<br />
privaten Sektor kommen, davon fünf Milliarden von Unternehmen,<br />
die von Oligarchen gelenkt werden. Mittlerweile sind diese<br />
Zahlen Makulatur. Die Gesamtkosten sind bei den "Spielen aus<br />
dem Nichts" ins Unermessliche gestiegen. Der Milliardär Oleg<br />
Deripaska, der das <strong>Olympische</strong> Dorf, das Medienzentrum und<br />
einen neuen Flughafen finanzieren sollte, ist mit seinem Aluminiumtrust<br />
ins Trudeln geraten. Der russische Staat musste<br />
jüngst mit einem Kredit von 4,5 Milliarden Dollar einspringen,<br />
damit Deripaska dringliche Auslandsschulden bezahlen konnte.<br />
In der auch vom sinkenden Ölpreis befeuerten russischen Wirtschaftskrise<br />
schmilzt der auf über 500 Milliarden Dollar angewachsene<br />
Staatsfond dahin wie Schnee in der Sonne. Das<br />
Prestigeobjekt von Wladimir Putin wird zu Spielen um jeden<br />
Preis werden.<br />
Andere Probleme sind ebenso dringlich. Es gibt noch keine<br />
Transportwege nach Sotschi für Baumaterial. Die staatlichen<br />
Enteignungsversuche für Grund und Boden stoßen auf erbitterten<br />
Widerstand in der Bevölkerung. Große Sorgen wegen<br />
Umweltzerstörung bestehen fort, auch wenn Sotschi aus der Not<br />
eine Tugend gemacht hat. Straßen- und Schienenwege durch<br />
10<br />
höchsten TV-Einschaltquoten. NBC bestimmt über den Programmablauf<br />
mit, so wurden in Peking die Finals im Schwimmen<br />
und Turnen auf die Vormittage verlegt. Und das US-<br />
Fernsehen gibt den Zeitkorridor für die Abhaltung der Spiele<br />
im Sommer mit vor. Sie haben ihre größte Wirkung dann,<br />
wenn das Big Business des amerikanischen Profisports weitgehend<br />
ruht.<br />
Mit der Gewissheit der Spiele in Chicago würde NBC bedeutend<br />
mehr locker machen als jene 1,12 Milliarden Dollar, mit denen das<br />
Unternehmen die Spiele in London eingekauft hat. Andererseits:<br />
Sollte Rogge die Versteigerung der Rechte verschieben, würde er<br />
das Votum der mehr als 100 IOC-Mitglieder in Kopenhagen stark<br />
belasten. Eine Stimme für Chicago wäre dann, ganz im Sinne von<br />
Ueberroth, eine Stimme mehr für höhere Einnahmen.<br />
Die Verhandlung für die Fernsehrechte der USA führt Richard L.<br />
Carrion, ein Banker aus Puerto Rico, Mitglied der IOC-Exekutive<br />
und Vertrauter von Rogge. Sein zusätzliches Problem ist, dass<br />
Die olympischen Projekte vor dem Hintergrund<br />
ein enges, ökologisch besonders gefährdetes Tal hinauf in die<br />
Schneeberge sollen auf das Notwendigste reduziert werden.<br />
Sechs Attentate in den letzten Monaten mit vier Toten und rund<br />
20 Verletzten weisen darauf hin, welches zusätzliche Risiko das<br />
IOC mit den Winterspielen in unmittelbarer Nähe des Brandherds<br />
Kaukasus eingegangen ist. Um die "exzellente Bewerbung" (IOC-<br />
Präsident Rogge) zu retten, machte Regierungschef Putin jüngst<br />
in Dimitri Kosak einen Krisen erprobten Politiker zum Olympiaminister<br />
und zu einem seiner Stellvertreter. Das höchst besorgte<br />
IOC schickt alle paar Wochen Inspektoren zu seiner größten<br />
Baustelle. Der olympische Oberaufseher Jean-Claude Killy sagt,<br />
"Sotschi darf keine Sekunde mehr verlieren".<br />
LONDON:<br />
Der Ausrichter der Sommerspiele 2012 kämpft heftig darum,<br />
die auf 12 Milliarden Euro angestiegenen Gesamtkosten nicht<br />
weiter anschwellen zu lassen. Damit sollen die Sportstätten,<br />
der Olympiapark im Nordosten, Bahnstrecken und Bahnhöfe,<br />
Straßen und Wohnungen bezahlt werden. Im Zuge der Wirtschaftskrise<br />
sind Investoren für das <strong>Olympische</strong> Dorf und das<br />
Medienzentrum vor dem Absprung, die die Hälfte des Bauvolumens<br />
von 1,75 Milliarden Euro tragen sollten. Nun muss wahr-