Ausgabe 6/2008 - Deutsche Olympische Gesellschaft
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Der Kampf gegen Doping ist so etwas wie die<br />
Quadratur des Kreises. Das Netz der Kontrollen<br />
wird immer engmaschiger, die Zumutungen für<br />
die zeitliche und räumliche Verfügbarkeit der Athleten<br />
werden immer größer. Zumindest in den Ländern, die<br />
ernsthaft gegen die biochemische Manipulation vorgehen.<br />
Und doch herrscht der Eindruck, dass die nur acht<br />
positiven Fälle bei den <strong>Olympische</strong>n Spielen von Peking<br />
das Bild schönen. Mal sehen, was das Ende der achtjährigen<br />
Eiszeit zutage fördert, wenn die eingefrorenen Proben<br />
auftauen. Die Anhaltspunkte, dass es bei den unglaublichen<br />
Leistungen von Usain Bolt, von Michael Phelps und<br />
anderen nicht mit rechten Dingen zuging, sind nicht ohne<br />
weiteres von der Hand zu weisen. Das Misstrauen gegenüber<br />
den Wundersprintern von Jamaika zum Beispiel<br />
erhält Nahrung durch die Tatsache, dass auf der karibischen<br />
Insel kein funktionierendes Kontrollsystem existiert.<br />
Und das ist keine Ausnahme.<br />
Von den 205 Nationen, die an den <strong>Olympische</strong>n Spielen in<br />
Peking teilnahmen, haben nur 60 eine Nationale Anti-<br />
Doping-Agentur. Die Folge: International gibt es keine<br />
Chancengleichheit. Und damit werden die regelmäßig<br />
kontrollierten Athleten benachteiligt. Sie müssen sich<br />
bemühen, das Thema Doping der anderen aus dem Kopf<br />
zu kriegen. Sonst wird der Frust zum Leistungshemmnis<br />
oder zum Anfang vom Ende ihrer Laufbahn. Dennoch<br />
bleibt die Schieflage ein Stachel im Fleisch der Sportler<br />
und im Herzen des Sports.<br />
Der ewige Wettlauf zwischen sich verbessernden Kontrollmethoden<br />
und den raffinierten Tricks der Dopingmafia<br />
dürfte kaum zu gewinnen sein. Hier geht es nicht mehr<br />
um Einzeltäter, sondern um kriminelle Netzwerke, die von den<br />
Geldströmen der markt- und medienattraktiven Sportarten<br />
gespeist werden. So lange Doping in der Öffentlichkeit als<br />
Kavaliersdelikt und von Athleten und Trainern als Zwang zum<br />
Erfolg angesehen wird, ist schwerlich viel dagegen auszurichten.<br />
Zumal in einer <strong>Gesellschaft</strong>, in der von Kindesbeinen an die Pille<br />
für und gegen alles an der Tagesordnung ist.<br />
Die einzige Chance liegt in einem umfassenden Bewusstseinswandel,<br />
der im Elternhaus, in den frühen Schuljahren und beim<br />
jüngsten Nachwuchs in den Sportvereinen beginnen muss. Hier<br />
setzt auch die Nationale Anti Doping Agentur (Nada) an. "Vorbeugen<br />
ist besser als kontrollieren", könnte zu ihrer neuen<br />
Devise werden. Inzwischen ist der Kosteneinsatz für Prävention<br />
von lächerlichen 20.000 Euro auf immerhin 300.000 Euro<br />
gesteigert worden. Auch gibt es eine Zusammenarbeit mit<br />
Professor Gerhard Treutlein, der im Oktober, dank privater<br />
Finanzhilfen, nicht zuletzt von Dietmar Hopp, dem SAP-Gründer<br />
und Sponsor des Fußball-Bundesliga-Vereins TSG 1899 Hoffenheim,<br />
das Heidelberger Dopingpräventionszentrum gegründet<br />
hat. Eine bisher einmalige Einrichtung in Deutschland. "Wir<br />
Der<br />
Anti-Doping-Kampf<br />
kann nicht früh<br />
genug beginnen<br />
Die Tour de Nada durch die<br />
Eliteschulen des Sports<br />
Von Steffen Haffner<br />
können das Dopingproblem nicht lösen, aber wir können es<br />
eindämmen", sagt Treutlein. Ohne die Kärrnerarbeit der lästigen<br />
Tests wird es dabei auch in Zukunft nicht gehen. Rund 2,3<br />
Millionen Euro gibt die Nada zurzeit im Jahr für Kontrollen und<br />
Analytik aus.<br />
Doping beginnt im Kopf, ist eine der Erkenntnisse, die zu der<br />
Mahnung "Wehret den Anfängen" führt. Innerhalb ihres Präventionsprogramms<br />
"High Five" wendet sich die Nada in gedruckter<br />
Form und in einem Internetauftritt (www.highfive.de) an junge<br />
Sportler, um ihnen früh Wege aufzuzeigen, wie man den Leistungssport<br />
sauber betreiben kann. Wenn sich die Nachwuchsathleten<br />
an diese Empfehlungen hielten, wären sie auf der<br />
sicheren Seite. Marion Rodewald, Olympiasiegerin 2004 im<br />
Hockey, Mitglied im Beirat der Aktiven im <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />
Sportbund (DOSB) und im Nada-Kuratorium, spricht die<br />
jungen Sportler in der High-Five-Broschüre "Gemeinsam gegen<br />
Doping" an: "Doping ist unfair und verursacht gesundheitliche<br />
Schäden. Es fängt meist mit eher harmlosen ‚Mittelchen' an,<br />
doch hier müsst ihr schon ‚nein' sagen. Denn sonst geratet ihr in<br />
einen Sog, aus dem ihr schwer wieder herauskommt. Setzt euch<br />
zur Wehr und überzeugt eure Kameraden."<br />
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