Ausgabe 6/2008 - Deutsche Olympische Gesellschaft
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Breiten -und Freizeitsport. Er nahm neben Lindner als hessischer<br />
Vertreter an den zahlreichen Vorbereitungskonferenzen zur<br />
Gründung des <strong>Deutsche</strong>n Sportbundes und auch an der DSB-<br />
Gründungsversammlung 1950 in Hannover teil. Im DSB arbeitete<br />
er im Sportbeirat als Vertreter der ehemaligen Arbeitersportler<br />
mit und brachte seine Ideen in die Erarbeitung der Programme<br />
mit ein, die später als "Zweiter Weg" und "Goldener Plan" verwirklicht<br />
wurden.<br />
Innerhalb der SPD bemühte sich Sorg, einerseits die Bedeutung<br />
des Sports in den Parteiprogrammen und Parteigremien aufzuwerten<br />
und nahm dafür zahlreiche Auseinandersetzungen in<br />
Kauf. Andererseits stellte er sich als Aufgabe, alle ehemaligen<br />
Arbeitersportler in die Einheitssportbewegung in der Bundesrepublik<br />
zu integrieren und in ein gemeinsames Konzept einzubinden,<br />
ein Ziel, das ihm jedoch aus verschiedenen Gründen nicht gelang.<br />
Mit Härte führte er über Jahre einen Kampf gegen Carl Diem,<br />
dessen Tätigkeiten in der NS-Zeit er für unvereinbar mit der<br />
Übernahme von neuen Ämtern im Sport der Nachkriegszeit hielt.<br />
Die Wahl Diems in das neu gegründete NOK für Deutschland und<br />
die Berufung Diems zum ersten - nebenamtlichen - Sportreferenten<br />
der Bundesregierung empfand er als eine Provokation der<br />
ehemaligen Arbeitersportler, wurde aber in dieser Frage nicht von<br />
allen Teilen der SPD unterstützt. Erst später fand sich Sorg mit<br />
manchen politischen und personellen Entwicklungen im Sport<br />
der Nachkriegsjahre ab. In den fünfziger Jahren arbeitete Heinrich<br />
Sorg als Stellvertreter Heinz Lindners innerhalb des LSB Hessen<br />
vor allem daran, seine programmatischen Ideen vom Volkssport in<br />
einen - alternativ zum traditionellen Wettkampfsport stehenden -<br />
Freizeitsport für alle Bürger einzubringen. Viel zu früh starb er im<br />
65. Lebensjahr am 21. September 1963 und fand seine letzte<br />
Ruhestätte im heimatlichen Bischofsheim.<br />
Aus Anlass von Heinrich Sorgs 100. Geburtstag am 7. November<br />
1998 erhielt der Landessportbund Hessen durch eine Stiftung<br />
ein völlig unerwartetes Millionengeschenk. Ingeborg Sorg-<br />
Häfner, die Tochter von Heinrich Sorg, übereignete dem von<br />
ihrem Vater ganz wesentlich mit aufgebauten LSB ein 18.000<br />
qm großes Grundstück in Schlangenbad.<br />
Zum 110. Geburtstag von<br />
Guido von Mengden<br />
"Guido von Mengden hat ein Leben lang mit weitblickenden<br />
Ideen und Initiativen dem Sport gedient. Die Ausgestaltung der<br />
1950 im <strong>Deutsche</strong>n Sportbund gefundenen Einheit ist mit<br />
seinem Namen ebenso verbunden wie so mancher geistige<br />
Anstoß für die <strong>Olympische</strong> Bewegung. Er hat allen das Maß der<br />
hohen Leistung gesetzt." So heißt es 1982 in dem von den<br />
Präsidenten des DSB, Willi Weyer, und des NOK, Willi Daume,<br />
unterzeichneten Nachruf für den Mann, der über fast vier<br />
Jahrzehnte in unterschiedlichen politischen Systemen einer der<br />
profiliertesten Männer und geistig führenden Köpfe des deutschen<br />
Sports war.<br />
Guido von Mengden wurde am 13. November 1898 als Sohn des<br />
Obergütervorstehers Friedrich von Mengden in Düren (Rheinland)<br />
geboren. Die Familie stammte aus altem westfälischen<br />
Adel. Nach dem Besuch des Humanistischen Gymnasiums nahm<br />
er als Freiwilliger am Ersten Weltkrieg teil und wurde als Offiziersbewerber<br />
und Sturmtruppführer im Juni 1916 vor Verdun<br />
schwer verletzt. Das im Sommer 1917 in Bonn begonnene<br />
Studium der Geodäsie schloss der vielseitige Sportler 1919 mit<br />
dem Staatsexamen als Landvermesser<br />
und Kulturingenieur<br />
ab und arbeitete in den folgenden<br />
Jahren zunächst in<br />
einer niederrheinischen<br />
Genossenschaft als Leiter der<br />
Vermessenstechnik.<br />
1924 unternahm von Mengden<br />
einen beruflichen Wechsel<br />
und wurde Sportjournalist.<br />
Bereits ein Jahr später wurde<br />
er Geschäftsführer des Westdeutschen<br />
Spielverbandes in<br />
Duisburg, gestaltete dort - auch basierend auf seinen Erfahrungen<br />
als junger Pfadfinder - die Grundlagen für eine umfassende<br />
sportliche Jugendarbeit und Jugenderziehung und fungierte als<br />
Schriftleiter des WSV-Organs "Fußball und Leichtathletik". 1933<br />
wurde von Mengden vom <strong>Deutsche</strong>n Fußball-Bund in dessen<br />
Führungsspitze nach Berlin berufen und mit der Redaktion des<br />
DFB-Organs "<strong>Deutsche</strong>r Fußball-Sport" sowie der Leitung des<br />
Jugendressorts in der DFB-Geschäftsstelle beauftragt.<br />
In der Reichshauptstadt startete der zwischenzeitlich in die<br />
NSDAP eingetretene von Mengden vor allem auf Grund seines<br />
publizistischen Wirkens eine steile Karriere, die ihn über das Amt<br />
des Pressereferenten des <strong>Deutsche</strong>n Reichsbundes für Leibesübungen<br />
(1935) und des Generalreferenten des Reichssportführers<br />
(1936) bis zum Stabsleiter des NS-Reichsbundes für Leibesübungen<br />
(1938) führte. Als Chef der deutschen Sportverwaltung<br />
war er zudem Hauptschriftleiter des "NS-Sport", des amtlichen<br />
Organs der national-sozialistischen Reichssportführung. In<br />
den letzten Monaten des Dritten Reiches leitete er ein Volkssturmbataillon<br />
der Reichssportführung im kriegszerstörten<br />
Berlin. Nach Kriegsende ging von Mengden zunächst nach<br />
Rügen und von dort 1948 in seine niederrheinische Heimat<br />
zurück, wo er - anfangs als Publizist Lind noch im Hintergrund -<br />
als Helfer von Dr. Bauwens und anderen am Wiederaufbau der<br />
Sportorganisation in Westdeutschland mitwirkte. 1951 wurde er<br />
von Georg von Opel zum Geschäftsführer der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />
<strong>Gesellschaft</strong> bestellt und prägte die Ziele dieser neuen<br />
Organisation im deutschen Sport. 1954 berief ihn dann - in<br />
Kenntnis seiner NS-Vergangenheit - das Präsidium des Deut-<br />
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