07.01.2013 Aufrufe

Ausgabe 6/2008 - Deutsche Olympische Gesellschaft

Ausgabe 6/2008 - Deutsche Olympische Gesellschaft

Ausgabe 6/2008 - Deutsche Olympische Gesellschaft

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Medien pro Linsenhoff nicht mehr die Rede war. Mit Werner E.<br />

Klatten scheint es eine Rückkehr zur professionellen Sacharbeit<br />

zu geben. Darauf deuten die ersten Rückmeldungen aus dem<br />

Kreis der hauptamtlichen Mitarbeiter hin. Der erfahrene Medienunternehmer,<br />

der einst bei SAT.1 die Bundesliga-Show "ran" mit<br />

initiiert hatte, bekam als Geschäftsführer "Märkte" beim "Spiegel-Verlag"<br />

den schillernden Beinamen "Erlöser". Auch wenn<br />

damit das Erlösen von Finanzmitteln gemeint war, verbinden sich<br />

mit dem 63-Jährigen zugleich ein wenig messianische Hoffnungen,<br />

die Sporthilfe aus der Skandalecke wieder in das günstige<br />

Rampenlicht einer sozial ausgerichteten Fördergesellschaft der<br />

Athleten zu führen.<br />

Die ökonomischen Voraussetzungen der Sporthilfe sind besser<br />

als in der Zeit der Querelen oft dargestellt. Nach jahrelanger<br />

Vorarbeit hat die Stiftung vor kurzem mit der <strong>Deutsche</strong>n Bank,<br />

der <strong>Deutsche</strong>n Fußball-Liga, mit Mercedes-Benz und der <strong>Deutsche</strong>n<br />

Telekom vier hochrangige Wirtschaftspartner langfristig<br />

an sich gebunden. Ein in der Geschichte der Stiftung beispielloser<br />

Erfolg. Der Bund hat für 2009 zum zweiten Mal eine Million<br />

Euro, sechs Prozent des Sporthilfe-Etats, eingebracht. Die selbst<br />

generierten Mittel der Sporthilfe wurden in den beiden vergangenen<br />

Jahren um knapp drei Millionen Euro gesteigert. Das war<br />

auch notwendig. Denn die Erträge aus der Lotterie Glückspirale<br />

und der "Sportbriefmarke" sind drastisch gesunken. Und noch ist<br />

nicht abzusehen, wie sich die Finanzkrise auf die Sporthilfe<br />

auswirken wird, von der den Spitzensport belastenden Dopingproblematik<br />

gar nicht zu reden.<br />

Gefragt ist nun unter der Regie eines in der Wirtschaft gut vernetzten,<br />

aber sportpolitisch unerfahrenen Managers effektive<br />

Teamarbeit. Nach dem Zerwürfnis der vergangenen Monate muss<br />

Klatten sich zudem als ein Mann bewähren, der die widerstreitenden<br />

Parteien in der Sporthilfe wieder zusammenführt. Gespannte<br />

Erwartungen richten sich nicht zuletzt auf Franziska van Almsick.<br />

Der glamouröse Schwimmstar von ehedem kann als stellvertretende<br />

Vorsitzende für "Sport" gut den Kontakt zu den rund 4.000<br />

geförderten Athleten pflegen und dem ersten Mann die Gesetzmäßigkeiten<br />

des Spitzensports nahe bringen. Angesichts der<br />

jüngsten Erfahrungen dürfte aber ein gedämpfter Optimismus mit<br />

einem Schuss Skepsis nicht schaden.<br />

Steffen Haffner<br />

Zwischen Bewegungsverweigerung und<br />

Fitnesswahn<br />

Z<br />

ur Befindlichkeit der Wohlstandsgesellschaft gibt es viele<br />

Erklärungsmuster. Ganz sicher gehören auch die beiden<br />

Extreme Bewegungsverweigerung und Fitnesswahn dazu. Sie<br />

bilden gewissermaßen die Fieberkurve zum Thema Volksgesundheit.<br />

Denn schließlich wechseln sich Schreckensmeldungen und<br />

Skandalnachrichten zu Körperbildungsdefiziten und modernen<br />

Krankheitsbildern in schöner Regelmäßigkeit ab mit den Erfolgs-<br />

geschichten rund um den sportlichen Alltagsextremismus. So<br />

wissen wir beispielsweise aus dem jüngsten "<strong>Deutsche</strong>n Kinderund<br />

Jugendsportbericht", dass das Sportangebot in Kindergärten<br />

und Grundschulen arg zu wünschen übrig lässt und im europäischen<br />

Gesamtvergleich schlecht wegkommt. Dies korrespondiert<br />

geradezu nahtlos mit Berichten von der wachsenden Zahl der<br />

Kinder, die nicht schwimmen können und es auch immer weniger<br />

lernen. Übergewicht mit teilweise dramatischen Krankheitsfolgen<br />

in frühen wie in späten Jahren ergänzt den Katalog der Probleme<br />

und Unzulänglichkeiten, vervollständigt ihn aber noch lange nicht.<br />

Dem ganzen gebündelten Bewegungsmangel-Desaster steht der<br />

permanente Aufbruch in die von Glitzer und Glimmer ausgeleuchteten<br />

Fitness- und Freizeitwelten gegenüber. In solchen<br />

Paradiesen treibt die körperliche Rundumerneuerung einschließlich<br />

Seelenmassage immer neue Blüten ohne Altersbegrenzung,<br />

begleitet natürlich von den ebenso unvermeidlichen wie schrillen<br />

Werbebotschaften. Die Glücksrausch- und Wohlfühl-Verheißungen<br />

kommen jedenfalls mit solcher Wucht, als sollten die<br />

frühkindlichen Mangelsituationen mit einem Schlag kompensiert<br />

und die pubertären Erziehungslücken im großen Stil geschlossen<br />

werden. Doch die Erkenntnisse der Wissenschaft belehren uns<br />

immer wieder eines Besseren. Mit dem werbeträchtigen Fitnessund<br />

Wellness-Getöse auf dem Freizeitmarkt ist dem <strong>Gesellschaft</strong>sproblem<br />

Bewegungsmangel und Körperbildungs-Defizit<br />

nicht beizukommen.<br />

Erfolgversprechender erscheint da allemal das seriöse, sozialverträgliche<br />

und fachlich fundierte Dauerangebot in der bestens<br />

strukturierten Landschaft des organisierten Sports. Sicher kann<br />

der Sportverein die Schule nicht ersetzen. Aber er kann entsprechende<br />

Bildungslücken kleiner werden oder erst gar nicht auftreten<br />

lassen und dann vor allem die Weichen für lebenslange<br />

Bewegungsbegeisterung stellen.<br />

OF-KOMMENT<br />

OF-KOMMENTARE<br />

ARE<br />

Und die schöne neue Fitness-Welt mit ihren angeblich zukunftsorientierten<br />

Interpretationen vom Sport? Auch die ist im Verein<br />

längst im Angebot. Und zwar auf kompetente, qualitätsbewusste,<br />

unaufdringliche Art: mit den Anregungen und Trainings-Tipps<br />

für alle Jahreszeiten, jede Wetterlage, für Halle und freie Natur,<br />

kurz für drinnen und draußen. Das spricht in seiner Vielfalt und<br />

Solidität für sich. Schrille Begleitmusik würde jedenfalls nur<br />

stören und vom Wesentlichen ablenken. Denn das liegt bekanntlich<br />

zwischen Bewegungsverweigerung und Fitnesswahn und<br />

heißt schlicht und einfach Spaß am Sport.<br />

Harald Pieper<br />

29

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!