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Ausgabe 4/2007 - Deutsche Olympische Gesellschaft

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<strong>Ausgabe</strong> 4/<strong>2007</strong><br />

Zeitschrift des<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Sportbundes<br />

und der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong>


���Was wäre, wenn sich ein Partner<br />

auf den anderen verlassen könnte?<br />

Gewinner erkennt man am Partner<br />

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Freundliche Grüße<br />

aus der OF-Redaktion<br />

S<br />

icher, man kann den Sport und seine Top-Ereignisse unkritisch<br />

konsumieren und den aktuellen Ergebnissen oberflächliche<br />

Aufmerksamkeit widmen. Da bekommen dann Sieg<br />

oder Niederlage je nach Interessensspektrum den Stellenwert,<br />

den sie verdienen: Heute bejubelt oder verteufelt, morgen<br />

vergessen! Kurzlebigkeit ist das hervorstechende Merkmal im<br />

sportlichen Ramschladen nie versiegender Angebote und<br />

hektischer Nachfrage.<br />

Den Fast-Food-Kunden und -Konsumenten wird aber auch eine<br />

Langzeit-Offerte nicht vorenthalten. Doch die ist in höchstem<br />

Maße unliebsam, weil sie unter den Begriffen "Doping" und<br />

"Manipulation" den schönen Schein beeinträchtigt, immer<br />

häufiger sogar das Geschehen blockiert und noch dazu lästige<br />

Grundwerte- und Prinzipienfragen aufwirft, die offensichtlich<br />

ohnehin kaum jemand überzeugend beantwortet haben will.<br />

Dass wir es, liebe Leserinnen und Leser, trotzdem wieder und<br />

wieder versuchen und auch in dieser OF-<strong>Ausgabe</strong> keine Resignation<br />

aufkommen lassen, mag man längst als naiv abtun. Aber<br />

was wäre die Alternative? Sollte man beispielsweise die Wertediskussion<br />

völlig ausblenden und dem Rausch der Ereignisse nur<br />

noch bieder, brav und bunt folgen? Das hieße nicht nur am OF-<br />

Selbstverständnis zu kratzen, sondern im übertragenen Sinne<br />

sogar, das <strong>Olympische</strong> Feuer mehr und mehr "auszutreten".<br />

Bleiben wir also bei konstruktiver Kritik, selbst wenn das Unterfangen<br />

oft noch so sinnlos erscheint. Die Gesamtpalette des<br />

sportlichen Geschehens rechtfertigt hier ohnehin jede Anstrengung.<br />

Wenn Millionen von Menschen einerseits der Faszination<br />

des großen Welttheaters trotz zunehmender Störfaktoren<br />

erliegen und andererseits ihre persönlichen Betätigungsfelder in<br />

beeindruckender Vielfalt nutzen, dann zeigt das in gewisser<br />

Weise auch: Die Werte sind nicht totzukriegen!<br />

Eingeschlossen den Glauben an das olympische Zukunftsszenario.<br />

Denn verstärkt den Blick auf Peking 2008 zu richten, gleichzeitig<br />

Vancouver 2010 und London 2012 ins Visier zu nehmen,<br />

dann bereits Sotschi 2014 und München 2018 in einem Atemzug<br />

zu nennen, das zeugt mit den Ambitionen von Hamburg<br />

und Berlin für die späten zwanziger Jahre dieses Jahrhunderts<br />

von ungebrochenem olympischem Optimismus allein in<br />

Deutschland. Doch das ist ein anderes Kapitel von Angebot und<br />

Nachfrage und zunehmender Atemlosigkeit auf der internationalen<br />

Bühne des Sports.<br />

Ihr Harald Pieper<br />

Inhalt<br />

OF Mosaik 4<br />

OF-Podium: Prof. Dr. Carlos Gonçalves 6<br />

Die olympischen Werte: Ethische Verantwortung<br />

und pädagogischer Auftrag des Sports 8<br />

Prof. Dr. Dietmar Mieth<br />

Jugend-Spiele, Putin-Spiele<br />

Eine erste Bilanz: IOC-Präsident Jacques Rogge<br />

zwischen Anspruch und Wirklichkeit 12<br />

Günter Deister<br />

Ein Weg nach München 16<br />

Günter Deister<br />

OF-Kommentare 18<br />

Michael Gernandt, Dr. Karlheinz Gieseler<br />

Dr. Andreas Höfer<br />

Endlich unter vollen Segeln im Kampf gegen Doping 20<br />

Dr. Andreas Müller<br />

Entwicklungshilfe auf Top-Niveau: Universiaden<br />

im Wandel des deutschen Spitzensport-Spektrums 22<br />

Hans-Peter Seubert<br />

Sport im Fernsehen 24<br />

Dieter Hochgesand, Dr. Andreas Müller, Steffen Haffner<br />

Der Sport und das Grundgesetz:<br />

Nimmt die Verfassung eine sportliche Entwicklung? 26<br />

Dr. Andreas Humberg<br />

Sport und Kultur - ein neues Verhältnis? Anmerkungen<br />

zur Diskussion um "Staatsziel" und Verfassungsrang 28<br />

Prof. Dr. Ommo Grupe<br />

OF-Interview mit Prof. Dr. Jürgen Baur 34<br />

Torsten Haselbauer<br />

Die gesellschaftliche Kraft der Sportvereine<br />

beflügelt auch die Integration 36<br />

Karl Hoffmann<br />

Mitgliederwachstum im Verein oder Zahlen<br />

können trügerisch sein 38<br />

Prof. Dr. Helmut Digel<br />

Mit dem Kampfgeist eines Olympiasiegers Mut machen:<br />

Das zweite Leben des Hartwig Gauder 40<br />

Oliver Kauer-Berk<br />

Bildungsehrgeiz im kenianischen Busch oder<br />

Ein olympisches Märchen, das wahr wurde 43<br />

Robert Hartmann<br />

Was macht eigentlich ...? Jürgen May 46<br />

Steffen Haffner<br />

Wie das Turnen in die Gymnastik kam -<br />

GutsMuths und die Turnbewegung 48<br />

Prof. Dr. Gertrud Pfister<br />

OF-Galerie: Die neuen Glanzparaden des Rudi Kargus 52<br />

Klaus H. Schopen<br />

Nachrichten des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Sportbundes 56<br />

Nachrichten der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> 64<br />

Impressum 81<br />

Nachrichten der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Akademie 83<br />

<strong>Deutsche</strong>s Sport & Olympia Museum 87<br />

3


Endspurt für Peking 2008 eingeläutet<br />

D<br />

er 8. August <strong>2007</strong> markierte den<br />

Beginn des Countdowns für die<br />

<strong>Olympische</strong>n Spiele in China. Sie werden in<br />

genau einem Jahr, am 8. August 2008, in<br />

Peking eröffnet. Im Rahmen einer feierlichen<br />

Zeremonie wandte sich IOC-Präsident<br />

Jacques Rogge an die <strong>Olympische</strong> Bewegung,<br />

die Menschen und China und die<br />

interessierten Menschen in aller Welt.<br />

Symbolisch für alle 205 teilnehmenden<br />

NOKs überreichte er die Einladungen zu den<br />

Spielen an die Nationalen <strong>Olympische</strong>n<br />

Komitees der bevorstehenden <strong>Olympische</strong>n<br />

Spiele in China, Kanada, Großbritannien und<br />

Russland sowie an das NOK Griechenlands,<br />

Gastgeber der ersten <strong>Olympische</strong>n Spiele<br />

der Neuzeit im Jahr 1896.<br />

In seiner Ansprache sagte Rogge unter<br />

anderem:<br />

"Das heutige Datum markiert den Beginn<br />

des letzten Vorbereitungsjahres auf die<br />

<strong>Olympische</strong>n Spiele. Die Welt schaut mit<br />

großen Erwartungen auf China und Peking.<br />

Auch die Athleten richten große Erwartungen<br />

auf ihre Wettkämpfe in den kunstvollen<br />

Wettkampfstätten Pekings. Viele von ihnen<br />

werden das, was sie hier erwartet, im Rahmen<br />

von Testwettkämpfen kennenlernen,<br />

denn der heutige Tag markiert auch den<br />

Beginn der vorolympischen Testwettkämpfe.<br />

Genau ein Jahr vor der Eröffnungsfeier<br />

haben wir einen Punkt erreicht, an dem<br />

4<br />

wir einerseits auf große Leistungen und<br />

Errungenschaften zurückblicken dürfen<br />

und andererseits die großen Herausforderungen,<br />

die noch vor uns liegen. Peking<br />

und China werden nicht allein Gastgeber<br />

erfolgreicher Wettkämpfe für die besten<br />

Athleten der Welt sein, sie bieten auch<br />

eine exzellente Gelegenheit, China, seine<br />

Geschichte, seine Kultur und seine Menschen<br />

in einer neuen Phase der Hinwendung<br />

zur übrigen Welt kennenzulernen.<br />

Kultureller Austausch, Respekt und gegenseitige<br />

Verständigung werden für Peking<br />

2008, seine Bevölkerung, der Chinas und<br />

der ganzen Welt Gewinn bringen. Seit Juli<br />

2001 hat sich das Organisationskomitee<br />

unter der Leitung seines Präsidenten Liu Qi<br />

in ganz außerordentlicher Weise dafür<br />

engagiert, Peking in olympische Form zu<br />

bringen. Die Wettkampfstätten sind fast<br />

fertig und präsentieren sich in einer<br />

fantastischen Weise. Ich möchte BOCOG,<br />

der Regierung und allen Menschen, die an<br />

den Vorbereitungen beteiligt sind, für ihre<br />

nachhaltigen Fortschritte, ihren Einsatz<br />

und die gute Zusammenarbeit während der<br />

letzten sechs Jahre danken. Die <strong>Olympische</strong>n<br />

Spiele sind den <strong>Olympische</strong>n Werten<br />

und den sportlichen Idealen der Jugend<br />

der Welt gewidmet. Sie erzeugen Träume<br />

und inspirieren die Herzen der jungen<br />

Menschen überall auf der Welt. Ich rufe<br />

deshalb alle auf, sich auf die in einem Jahr<br />

stattfindenden Spiele zu freuen und sie zu<br />

genießen."<br />

<strong>Deutsche</strong> Archäologen wollen<br />

olympische Rätsel lösen<br />

G<br />

enau seit 132 Jahren graben deutsche<br />

Archäologen im antiken Olympia.<br />

Doch noch sind nicht längst alle Rätsel<br />

gelöst oder Hypothesen bestätigt. In einem<br />

neuen Anlauf wollen ab Herbst <strong>2007</strong><br />

deutsche Wissenschaftler unter Leitung des<br />

grabungserfahrenen Sportarchäologen Dr.<br />

Christian Wacker, Direktor des <strong>Deutsche</strong><br />

Sport & Olympia Museums Köln, in Olympia<br />

das antike Hippodrom und im benachbarten<br />

Elis die Gymnasien, sozusagen das antike<br />

<strong>Olympische</strong> Dorf, genau lokalisieren und<br />

kartieren.<br />

In Elis bereiteten sich über mehrere Jahrhunderte<br />

lang die Olympiateilnehmer bei<br />

Training, Vorentscheidungen und Gruppeneinteilung<br />

und mit einem umfangreichen<br />

Begleitprogramm mit Schaukämpfen und<br />

kulturellen Darbietungen den Regeln<br />

entsprechend 30 Tage auf ihren drei bis<br />

fünf Tage dauernden Auftritt in Olympia<br />

vor. Diese Gymnasien, das <strong>Olympische</strong> Dorf<br />

der Antike, sind archäologisch bisher<br />

unerforscht. Nur auf Grund von Schriftquellen<br />

kann ihre Lage eingegrenzt werden.<br />

Ähnliches gilt für das etwa 200 m breite<br />

und 1.000 m lange Hippodrom in Olympia,<br />

wo die pferdesportlichen Wettbewerbe<br />

stattfanden. Es ist zwar beschrieben, aber<br />

nicht lokalisiert.<br />

Die deutsche Expedition wird während ihrer<br />

sechswöchigen Kampagne Cäsiummagnetometer<br />

zur Lokalisierung und Kartierung<br />

einsetzen. Dieses moderne Gerät erlaubt<br />

eine geophysikalische Untersuchung, einen<br />

scharfen Blick in die obersten Bodenschichten.<br />

Es kann, ohne den Spaten anzusetzen,<br />

einstige Gebäude, Mauer oder Erdverwerfungen<br />

erkennen. Das hochauflösliche<br />

Magnetometer ermöglicht in kurzer Zeit die<br />

Erfassung großflächiger Areale. Dr. Wacker<br />

glaubt, dass im Idealfall ein erster Übersichtsplan<br />

der Gymnasien in Elis und die<br />

exakte Lage der Pferderennbahn in Olympia<br />

vorgelegt werden können. Damit ließen sich<br />

einige der letzten Geheimnisse rund um das<br />

antike Olympia lüften. Das Forschungsprojekt<br />

wird vom <strong>Deutsche</strong>n Sport & Olympia<br />

Museum in Köln in Kooperation mit dem<br />

griechischen Antikendienst und dem<br />

<strong>Deutsche</strong>n Archäologischen Institut in<br />

Athen durchgeführt. Die Finanzierung<br />

erfolgt über Sponsoren.<br />

OF-MOSAIK<br />

OF-MOSAIK


Deutschlands Nachwuchssportler<br />

überzeugen beim<br />

olympischen Jugendfestival<br />

B<br />

ei der 9. Auflage des European Olympic<br />

Youth Festival (EYOF) in Belgrad haben<br />

die deutschen Athleten mit insgesamt 32<br />

gewonnenen Medaillen eine Rekordzahl<br />

aufgestellt und damit genauso viele Medaillen<br />

wie Russland (1. in der Nationenwertung)<br />

errungen. Wie schon beim vorherigen<br />

EYOF 2005 in Lignano (Italien) erreichte das<br />

deutsche Team einen hervorragenden 4.<br />

Platz in der Nationenwertung. Noch erfreulicher<br />

sind die enorme Steigerung an<br />

gewonnenen Medaillen (32 gegenüber 25<br />

Medaillen in 2005) und die Tatsache, dass<br />

bis auf die Wasserballer (4. Platz) alle<br />

anderen sechs Sportarten an der Medaillenflut<br />

beteiligt waren. So verhinderte am Ende<br />

lediglich die geringere Anzahl an Goldmedaillen<br />

eine noch bessere Platzierung in der<br />

Nationenwertung. Insgesamt 2.245 Athletinnen<br />

und Athleten aus 49 europäischen<br />

Ländern waren an diesem olympischen<br />

Jugendfestival am Start. Das bedeutete eine<br />

neue Rekord-Teilnehmerzahl.<br />

Juniorbotschafter im<br />

Kampf gegen Doping<br />

S<br />

port ohne Doping - das war das Motto<br />

des 5. deutsch-französischen Anti-<br />

Doping Camps, das die <strong>Deutsche</strong> Sportjugend<br />

(dsj) im <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

Sportbund (DOSB) in Kooperation mit der<br />

Nationalen Anti-Doping Agentur (NADA)<br />

und dem Französischen <strong>Olympische</strong>n<br />

Sportverband (CNOSF) vom 8. bis 13. Juli<br />

<strong>2007</strong> in Albertville organisiert hatte. Die<br />

unter der Schirmherrschaft der <strong>Deutsche</strong>n<br />

und Französischen UNESCO-Kommissionen<br />

stehende Maßnahme wurde vom Deutsch-<br />

Französischen Jugendwerk (DFJW) unterstützt.<br />

Die fachliche Begleitung hatte Prof.<br />

Dr. Gerhard Treutlein von der PH Heidelberg<br />

übernommen. Die teilnehmenden deutschen<br />

und französischen Leistungssportlerinnen<br />

und -sportler verschiedener Sportarten im<br />

Alter von 14 bis 17 Jahren verbrachten am<br />

Austragungsort der <strong>Olympische</strong>n Winterspiele<br />

1992 fünf unvergessliche Tage zum<br />

Thema Dopingprävention, bereichert durch<br />

vielfältige Sportaktivitäten und interkultu-<br />

relle Erfahrungen. In Vorträgen, Diskussionen<br />

und Gruppenarbeitsphasen erarbeiteten<br />

sie Informationen zu den Gefahren des<br />

Dopings sowie Argumente für einen gesunden<br />

und sauberen Sport. 21 deutsche<br />

Sportler wurden erstmals zu "DOSB-Juniorbotschaftern<br />

Dopingprävention" ernannt.<br />

Günther Franzen, 2. Vorsitzender der dsj,<br />

sagte bei der Verleihung der Urkunden:<br />

"Wenn alle Sportlerinnen und Sportler eine<br />

solch starke Persönlichkeit und gesunde<br />

Einstellung hätten wie ihr, gäbe es im Sport<br />

nicht nur keinen Platz, sondern vor allem<br />

keine Chance mehr für Doping. Durch euren<br />

Einsatz als Botschafter für einen sauberen<br />

Sport könnt ihr einen entscheidenden<br />

Beitrag zur Minimierung des Dopings<br />

leisten. Nutzt diese Chance!" Die mit der<br />

Botschafterrolle verbundene Multiplikatorfunktion<br />

ermöglicht eine nachhaltige<br />

Wirkung der Präventionsmaßnahmen mit<br />

dem Ziel, gleichaltrige Nachwuchssportler<br />

zu informieren und aufzuklären.<br />

Zigarettenrauchen<br />

bei Jugendlichen auf<br />

historischem Tiefstand<br />

S<br />

OF-MOSAIK<br />

OF-MOSAIK<br />

eit einigen Jahren nimmt die Zahl der<br />

rauchenden Jugendlichen kontinuierlich<br />

ab. Die jetzt vorliegenden Ergebnisse einer<br />

repräsentativen Befragung der Bundeszentrale<br />

für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)<br />

aus dem Frühjahr <strong>2007</strong> stellen einen histori-<br />

schen Tiefstand dar. So ist der Anteil der 12bis<br />

17-jährigen Raucher von 28 Prozent im<br />

Jahr 2001 über 20 Prozent im Jahr 2005 auf<br />

18 Prozent zurückgegangen. In keiner der<br />

seit 1979 regelmäßig durchgeführten<br />

Befragungen der BZgA bei Jugendlichen<br />

konnte ein so niedriger Wert im Zigarettenkonsum<br />

festgestellt werden. Die positive<br />

Entwicklung ist bei den weiblichen und<br />

männlichen Jugendlichen gleichermaßen<br />

nachzuweisen. Aus der Perspektive der<br />

Prävention ist der Anteil Jugendlicher, die<br />

noch nie geraucht haben, ebenso wichtig. Je<br />

höher dieser Anteil liegt, desto wahrscheinlicher<br />

ist es, dass in der Zukunft weniger<br />

Personen mit dem Rauchen anfangen. So<br />

zeigen die Studienergebnisse, dass parallel<br />

zum Rückgang jugendlicher Raucher der<br />

Anteil der Nieraucher kontinuierlich steigt.<br />

Während 2001 nur 41 Prozent der 12- bis<br />

17-Jährigen angaben, Nieraucher zu sein,<br />

bezeichnen sich in der aktuellen Erhebung<br />

57 Prozent der befragten jungen Menschen<br />

als Nieraucher.<br />

<strong>Olympische</strong> Kunst als<br />

Brücke nach Peking<br />

1<br />

10 Landschafts-Skulpturen mit sportlichen<br />

und olympischen Konnotationen<br />

schmücken gegenwärtig den Eingang, die<br />

Ausstellungsfläche und den Park des <strong>Olympische</strong>n<br />

Museums in Lausanne. Sie sind<br />

Bestandteil eines Wettbewerbs im Vorfeld<br />

der <strong>Olympische</strong>n Spiele Peking 2008. Aus<br />

2.433 eingereichten Arbeiten wurden 290<br />

Exponate aus 90 Ländern aller Erdteile<br />

ausgewählt. Von den Skulpturen wurden mit<br />

den Originalmaterialien Kopien angefertigt,<br />

die es erlauben, verschiedene Ausstellungen<br />

sowohl in China als auch in anderen Ländern<br />

parallel anzubieten. Ziel ist es, die kulturellen<br />

Bezüge der <strong>Olympische</strong>n Spiele zu stärken.<br />

Bis zum 20. August war die Ausstellung im<br />

<strong>Olympische</strong>n Museum in Lausanne zu sehen.<br />

Nächste Station ist Rom.<br />

5


F<br />

airplay ist und bleibt die Leitidee des Sports.<br />

Diesen Grundsatz wieder mehr ins Bewusstsein<br />

zu rücken und ihm in der sportlichen<br />

Praxis zu größerer Geltung zu verhelfen, ist ein<br />

Anliegen, dem sich alle Freunde des Sports verpflichtet<br />

fühlen dürften. Und dies vielleicht mehr<br />

denn je. Gerade in Zeiten eines - nicht nur vielfach<br />

beklagten, sondern auch beinahe tagtäglich greifbaren<br />

- Werteverfalls des Sports, namentlich des<br />

internationalen Spitzensports, und angesichts der<br />

Fülle von Verwerfungen und Anfechtungen, die<br />

seinen Sinn und damit seinen Fortbestand in Frage<br />

stellen, bedarf es eigentlich keiner weiteren<br />

Begründung für ein Engagement im Namen des<br />

Fairplay.<br />

Der Respekt vor den Regeln, gleiche Chancen für<br />

alle, der Verzicht auf jede Art der Manipulation<br />

und die Achtung der Würde und der körperlichen<br />

Unversehrtheit des Gegners sind und bleiben nämlich<br />

nicht nur grundlegende Merkmale eines wirklich<br />

"sportlichen" Wettkampfes, sondern sind auch<br />

die Voraussetzung dafür, dass dessen Faszination<br />

und der weltweite Zuspruch zum Sport und seinen<br />

Großereignissen erhalten bleibt, wobei seine Popularität<br />

wiederum eine conditio sine qua non seiner<br />

Prosperität darstellt.<br />

Um so stärker fällt es ins Gewicht, wenn Sportlerinnen<br />

und Sportler sich nicht an die geschriebenen<br />

und ungeschriebenen Gesetze ihrer Zunft halten,<br />

um sich - illegale oder illegitime - Vorteile zu<br />

verschaffen. Damit nämlich zerstören sie die Basis<br />

des Sports und betrügen im Übrigen nicht nur ihre<br />

Konkurrenten und die Zuschauer, sondern vor allem<br />

auch sich selbst. Ein wahrer Athlet kann einen<br />

unfair errungenen Sieg nicht wirklich genießen.<br />

Diese Einstellung zum Sport wird freilich nicht<br />

angeboren, sie muss vielmehr erlernt werden.<br />

Damit ist eine wichtige Aufgabe all jener definiert,<br />

die für den Sport, für Schule, Verein und Verband<br />

Verantwortung tragen. Sicher stehen diesbezüglich<br />

Trainer, Manager, Sportärzte, Offizielle und andere<br />

mit direktem Zugang zu den Aktiven besonders in<br />

der Pflicht, doch auch Politiker, Intellektuelle, Journalisten<br />

und andere Multiplikatoren haben ihren<br />

6<br />

Beitrag dazu zu leisten, dass bereits jugendliche<br />

Sportlerinnen und Sportler das Prinzip der Fairness<br />

verinnerlichen, um sich davon in Training und<br />

Wettkampf, aber auch in ihrem alltäglichen Leben<br />

leiten zu lassen. Nur auf diese Weise kann der<br />

Sport sein Potenzial im Blick auf eine humane<br />

<strong>Gesellschaft</strong> und eine friedliche und bessere Welt<br />

auch tatsächlich ausschöpfen.<br />

Der hier skizzierten Zielsetzung fühlt sich die Europäische<br />

Fairplay-Bewegung (European Fair Play<br />

Movement, EFPM) seit ihrer Gründung am 28. Mai<br />

1994 in Zürich<br />

in besonderer<br />

Weise verpflichtet.<br />

Wenn wir in<br />

unserer OrganisationinzwischenentsprechendeInitiativen<br />

aus vierzig<br />

Ländern<br />

vereinen, ist<br />

das ein Beleg<br />

dafür, dass<br />

unser Bemühen<br />

auf<br />

fruchtbaren<br />

Boden gefallen<br />

und der<br />

Einsatz für<br />

Fairplay in<br />

Sport und<br />

<strong>Gesellschaft</strong> ein wahrhaft europäisches Anliegen<br />

geworden ist. Darauf dürfen wir wohl ein wenig<br />

stolz sein, doch umso mehr muss es uns als<br />

Ansporn dienen.<br />

Nur am Rande darf ich an dieser Stelle erwähnen,<br />

dass die Bildung unserer Organisation ganz<br />

wesentlich auf eine Anregung von deutscher Seite<br />

zurückgeht, so wie Deutschland mit seiner nationalen<br />

Fairplay-Initiative, Stichwort "Fair geht vor",<br />

viele Jahre als Vorreiter und Vorbild für ein entsprechendes<br />

Engagement auf europäischer Ebene<br />

galt.


Schon von daher freuen wir uns sehr, dass die Idee<br />

und die Initiative nun gleichsam an ihren Ursprungsort<br />

zurückkehren wird. Mit großer Freude und Überzeugung<br />

haben wir nämlich unseren traditionellen<br />

Jahreskongress, es ist inzwischen der 13., nach<br />

Deutschland vergeben und seine Ausrichtung dem<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Sportbund überantwortet.<br />

Dort, bei unseren deutschen Freunden und Mitstreitern,<br />

wissen wir die Veranstaltung in besten Händen.<br />

Dies bestätigt bereits die akribische Vorbereitung<br />

und ehrgeizige Zielsetzung des Kongresses, dessen<br />

Thematik lautet: "Die olympischen Werte und die<br />

Zukunft des Sports". Im Vorfeld der <strong>Olympische</strong>n<br />

Spiele von Peking 2008 und im Blick auf die aktuelle<br />

Debatte um Fragwürdigkeiten und Fehlentwicklungen<br />

des internationalen Sports sind Vorträge<br />

ausgewiesener Experten und hochkarätige Diskussionsrunden<br />

vorgesehen, die ihre gezielte Wirkung<br />

sicher nicht verfehlen werden.<br />

Die Bedeutung der Veranstaltung und ihrer Thematik<br />

dokumentiert sich nicht zuletzt auch in der<br />

Bereitschaft des Ministerpräsidenten des Landes<br />

Hessen, Roland Koch, die Schirmherrschaft zu über-<br />

nehmen und einen Vortrag zu halten, der die Frage<br />

der möglichen Vorbildfunktion des Sports für Politik<br />

und <strong>Gesellschaft</strong> aufgreift. Im Übrigen freuen<br />

wir uns auch, dass mit seiner königlichen Hoheit,<br />

dem Großherzog Henri von Luxemburg ein IOC-<br />

Mitglied und europäisches Staatsoberhaupt seine<br />

Mitwirkung zugesagt hat und den Festvortrag im<br />

Rahmen der Eröffnungsfeier halten wird.<br />

Schon diese wenigen Anmerkungen lassen es allemal<br />

lohnend erscheinen, unseren Kongress, der vom<br />

17. bis 20. Oktober <strong>2007</strong> in Frankfurt am Main<br />

OF-PODIUM<br />

Die Leitidee des Sports muss<br />

unangetastet bleiben<br />

Von Prof. Dr. Carlos Gonçalves, Präsident der Europäischen Fairplay-Bewegung<br />

stattfindet, zu besuchen und sich von seinen<br />

Impulsen inspirieren zu lassen.<br />

Aber auch und gerade diejenigen Freunde des<br />

Sports, die nicht persönlich vor Ort sein können,<br />

darf ich bei dieser Gelegenheit ganz herzlich einladen,<br />

sich im Rahmen ihrer je eigenen Mittel und<br />

Möglichkeiten für die Werte des Sports, insbesondere<br />

für ihre Förderung und Bewahrung des Prinzips<br />

eines fairen Mit- und Gegeneinander einzusetzen.<br />

Denn Fairplay ist die Leitidee des Sports. Und<br />

unser aller Aufgabe ist, dafür zu sorgen, dass dies<br />

auch so bleibt.<br />

7


"<br />

Der Sport ist der Mensch, der Sport ist <strong>Gesellschaft</strong>."<br />

Mit diesem Wort macht Umberto Eco darauf aufmerksam,<br />

dass Sport ein Spiegelbild, ja ein Repräsentant<br />

der <strong>Gesellschaft</strong> ist. Er kann und wird nicht besser<br />

sein als die <strong>Gesellschaft</strong> selbst. Aber auch die <strong>Gesellschaft</strong><br />

ist nicht bloß faktisch, sie existiert auch mit Intentionen,<br />

welche die Fakten ordnen sollen. Daher ist die <strong>Gesellschaft</strong><br />

ebenso "moralpädagogisch" orientiert, wie dies der Sport<br />

sein kann.<br />

Die Intention der <strong>Gesellschaft</strong> aber wird gegen ihren faktischen<br />

Zustand gesetzt. Das ist nicht zu vermeiden, wenn der<br />

8<br />

Sport nicht bloß ein Schmiermittel faktischer Verhältnisse<br />

sein will. Diese Intention erwächst aus der wertbestimmten<br />

Sportpraxis selbst und bildet sich in dieser fort. Freilich<br />

braucht jede Moral, die sich durchsetzen will, günstige Bedingung<br />

für ihre "Implementierung". Diese Bedingungen liegen<br />

oft in einem vormoralischen (Selbst-)Interesse eines Sponsoring,<br />

das sich durch "mehr Moral" nicht behindert, sondern<br />

gefördert sieht.<br />

Heute ist viel von "Werten" die Rede. Redet man gerne über<br />

das, dessen Fehlen schmerzlich erfahren wird? Manche Kritiker<br />

halten es für verdächtig, dass mit dem Wertbegriff die<br />

Die olympischen Werte:<br />

Ethische Verantwortung und pädagogischer Auftrag


ökonomische Sprache auch die Moral vereinnahmt. Aber der<br />

Wertbegriff ist in der Moral eigenständig, so wie es im Begriff<br />

des "absoluten Wertes", der Bezeichnung für die Menschenwürde<br />

bei Immanuel Kant, zum Ausdruck kommt.<br />

Es scheint also sinnvoll, zu wissen, was Werte im Felde der<br />

Moral und ihrer akademischen Reflexion, der Ethik, sind und<br />

was die Besonderheit einer Tradition olympischer Werte<br />

ausmacht, wie sie von Pierre de Coubertin begründet wurden.<br />

Die olympischen Werte umfassen moralisch relevante Güter<br />

wie die Leistung, berühmt in dem Spruch "citius, altius,<br />

fortius", den Coubertin von dem Dominikanerpater Henri<br />

des Sports Von Dietmar Mieth<br />

Didon übernahm. Sie umfassen Haltungen von hoher moralischer<br />

Bedeutung, die im Sport Voraussetzung und Folge, also<br />

gesteigerter Gewinn sein sollten, ein Gewinn, von dem die<br />

<strong>Gesellschaft</strong> ihrerseits, wie Coubertin meinte, profitieren<br />

würde.<br />

Das olympisch aufgewertete Erziehungsprogramm im Sport<br />

und durch den Sport sollte folgendes umfassen: eine harmonische<br />

Körperlichkeit, die dem Geist Hindernisse erspart; eine<br />

Selbstperfektionierung des Menschen; einen technisch,<br />

ökonomisch und politisch nicht instrumentalisierten Menschen,<br />

also einen selbstbestimmten und freien Menschen;<br />

einen Menschen, der sich selbst und<br />

anderen gerecht wird, die eigenen<br />

Rechte und die anderer respektiert (wir<br />

sagen heute: einen fairen Menschen);<br />

einen Menschen, der Konkurrenz, Kampf<br />

und Auseinandersetzung, das heißt die<br />

agonale Natur des Menschen, mit<br />

friedlichen und spielerischen Mitteln<br />

gestaltet.<br />

Coubertin hat die Gefahr der Ökonomisierung,<br />

der Politisierung und andere<br />

Gefahren sehr wohl gesehen, aber er<br />

hat sie, ebenso wie die entstehende<br />

mediale Welt und die revolutionäre<br />

Medizin in ihrer strukturellen Gewalt,<br />

die sich auch des Sportes bemächtigen<br />

kann, unterschätzt. Er bekämpfte diese<br />

Gefahren nämlich als modernen "Zeitgeist",<br />

den er als temporär, d.h. überholbar,<br />

einschätzte, und er verstand nicht<br />

das diktatorische Paradigma des Fortschrittes,<br />

das Wissenschaft, Technik,<br />

Ökonomie so mit der <strong>Gesellschaft</strong> und<br />

deren Öffentlichkeitsstruktur verbindet,<br />

dass sich diesen normativen Kräften<br />

niemand entziehen oder schlicht entgegensetzen<br />

kann.<br />

Aus dieser Einsicht in die strukturelle<br />

Gewalt des modernen Fortschrittes<br />

muss jedoch kein Defätismus erwachsen.<br />

Von Coubertin unterscheidet sich<br />

dieses ethische Konzept dennoch: statt<br />

eine Gegenwelt zu diesen Gewalten zu<br />

errichten, möchte es deren Ausdifferenzierung,<br />

ja deren pluralistische "Gegenwendigkeit"<br />

für ein wertgebundenes,<br />

aber komplexes Sportkonzept nutzen. Es<br />

wird also nicht mehr bloß bestimmt,<br />

wogegen sich der Sport als ethisch -<br />

pädagogisch relevantes Konzept<br />

9


ehaupten muss, sondern wie er sich unter diesen Bedingungen<br />

behaupten kann.<br />

In Coubertins Sinne war der Sport eine Art zeitgemäßer<br />

Unzeitgemäßheit, eine Gegenbewegung, zumindest aber<br />

keine Antriebswelle, sondern eine Ausgleichwelle im Motor<br />

des Fortschrittes. Diese einerseits stimulierende, andererseits<br />

retardierende Rolle vermag der Sport heute nicht mehr<br />

wahrzunehmen. Der Sport ist in die dominierenden Kräfte der<br />

gesellschaftlichen Entwicklung integriert. Die Visionen eines<br />

Coubertin, eines Diem oder eines Daume bleiben jedoch<br />

historisch stimulierend, sie haben, trotz aller dramatischen<br />

Veränderung, tiefe Spuren hinterlassen.<br />

Der Sport als moralisches Zugpferd war dennoch schon<br />

immer missbräuchlich wie alle moralischen Zugpferde. Er ist<br />

heute im übrigen auch ein moralisches Sorgenkind. Die<br />

Phänomene der Professionalisierung und der Kommerzialisierung<br />

des Sportes, der Medikalisierung und schließlich der<br />

Mediatisierung drängen sich auf. Das Phänomen der zunehmenden<br />

Aggressivität hat eigene Ursprünge in der Ellenbogengesellschaft.<br />

Dennoch ist der Sport nicht total verwandelt worden. Er<br />

bleibt auch in seinem Breiten- und Spitzenbereich ein<br />

moralisches Exponat der <strong>Gesellschaft</strong>, ein Seismograph des<br />

sichtbar Guten und sichtbar Schlechten, des Richtigen und<br />

Falschen überhaupt. Immer noch geschieht im Sport moralisch<br />

Vorbildliches, z.B. an Ausländerintegration, an sozialen<br />

Aufstiegschancen, an Solidarität mit Behinderten und<br />

Benachteiligten, an Bemühen um Frieden, um ausgleichende<br />

Gerechtigkeit und schließlich um ein ökologisches Bewusstsein.<br />

Auch eine offene Leibfreundlichkeit hat uns der Sport<br />

gelehrt.<br />

Es wäre deshalb falsch, wenn man nur von Auswüchsen, von<br />

der Missbräuchlichkeit des Guten, von schwarzen Schafen<br />

und dergleichen reden würde. Damit würde die grundsätzliche<br />

Ambivalenz der Sportentwicklung, die olympische eingeschlossen,<br />

nicht ausreichend markiert. Das Problem liegt<br />

durchaus in Institutionen und Systemen, die sich unter der<br />

Dominanz der normativen Kräfte vermeintlicher Zwänge so<br />

angepasst haben, dass man, etwa in Analogie zu einem<br />

alternativen Nobelpreis, schon Ausschau hält nach einem<br />

"alternativen Olympia".<br />

Wenn nach der Tradition der moralischen Haltungsbilder, die<br />

wir Tugenden nennen, derjenige gut ist, der auch unter<br />

Belastung, unter Verführung oder unter erfolgsorientierten<br />

strategischen Erwägungen zu seinen Maximen steht, dann ist<br />

auch deutlich, wo die individuelle, moralische Vorbildlichkeit<br />

im Sport zu suchen ist, nicht nur, was ein faires Verhalten<br />

betrifft.<br />

10<br />

Oft wird einer Anerkennung des eigenen Erfolges bzw. der<br />

Verhinderung fremden Erfolges in der Weise das Wort geredet,<br />

das eben doch der Zweck die Mittel heiligt. Wird ein Foul<br />

als Zeichen der Ernsthaftigkeit gelobt, mit welcher sich der<br />

Wille zum Erfolg zum Ausdruck bringt, so spiegelt dies wiederum<br />

die Mentalität: richtig ist, was effizient ist. Würde man<br />

hingegen die Folgen, z.B. des Dopings, nicht nur einbahnig<br />

auf der Ebene von Sieg und Niederlage betrachten, sondern<br />

quer dazu auf der Ebene der Auswirkungen auf einzelne<br />

beteiligte Menschen, müsste man auch hier die Folgen sehen<br />

und bewerten: die Selbstschädigung ebenso wie die Fremdschädigung,<br />

die man etwa bei rohem Spiel im Mannschaftsport<br />

oder im körpernahen Wettbewerb in Kauf nimmt, die<br />

Entwertung des Erfolgs vor den moralischen Maximen. Letzteres<br />

setzt freilich ein sensibles Gewissen voraus, das die<br />

Moral nicht nur als Waffe gegen andere sondern vor allem als<br />

Selbstkontrolle einsetzt.<br />

Neben der moralisch falschen Zweck-Mittel-Beziehung ist<br />

das ebenfalls weitverbreitete Vorurteil zu beachten, das<br />

moralisch Richtige sei auf die Ebene des Leistbaren herabzufahren,<br />

sobald es in konkrete Wettbewerbsprozesse eingeführt<br />

werde. Diese bequeme Art "Implementierungs"-Ethik<br />

schlägt dann vor, unvermeidliche und erfolgsnotwendige<br />

Ermäßigungen des moralischen Anspruches so durchzuführen,<br />

dass sogenannte "Querfolgen", etwa die Möglichkeit<br />

gesundheitlicher Schädigung, nicht eintreten. Es gehe also<br />

darum, Fouls oder auch verdächtige Medikalisierungen<br />

auf eine Weise zu üben, dass sie funktionsgerecht sind,<br />

wenig Schaden anrichten und möglichst nicht bemerkt<br />

werden. Falls sie doch bemerkt werden, ist man bereit, die<br />

Sanktionen zu akzeptieren. Schuldig ist nur der erwischte<br />

Täter.<br />

Die Frage ist aber, ob Sportler bereit sind, ihre moralische<br />

Selbstverpflichtung bis zur Akzeptanz des Misserfolges zu<br />

treiben, oder unterstellen sie diese vorbehaltlos der Kategorie<br />

des Erfolges? Wie schon angedeutet, ist dies nicht nur<br />

eine Frage der Sporttreibenden, sondern auch ihres Umfeldes,<br />

von den Trainern über die Funktionäre bis hin zu den<br />

Mediatoren, zu den Sponsoren und zum Publikum. Wo sind<br />

dort die Vorbilder? So hat die Dopingfrage auch deshalb<br />

einen hohen Stellenwert, weil sie am Leistungsport illustriert,<br />

was auch sonst in der <strong>Gesellschaft</strong> im Argen liegt,<br />

wenn sich zum Beispiel Prüflinge medikalisieren lassen und<br />

wenn Leistung zwischen Stimulanzien und Tranquilizern<br />

erbracht wird.<br />

Gerade in olympischem Zusammenhang wird Sport oft als<br />

Möglichkeit zu mehr Menschlichkeit ausgewiesen. Dem ist<br />

auch nicht zu widersprechen, insoweit der Sport um diese<br />

Mittelfunktion im Verhältnis zu anderen Werten weiß: um die<br />

Friedensförderung, um den Kampf gegen Diskriminierungen<br />

durch Rassismus, Seximus und Klassismus, durch Ausbeutung


und Kindesmissbrauch, um gerechte Verteilung der Güter und<br />

Lebenschancen, um Solidarität angesichts unerfüllter Menschenrechte<br />

und Menschenpflichten, um die Erhaltung der<br />

Umwelt für die nächsten Generationen, um die Autonomie<br />

des Sportlers und der Sportlerin, um die Partizipation der<br />

Beteiligten an den Entscheidungen, welche sie betreffen, um<br />

den größten Vorteil der am meisten Benachteiligten, um<br />

Fürsorge für die Geschädigten.<br />

Sport als Mittel ist an den Zielen zu messen, die in der Metapher<br />

"mehr Menschlichkeit" zusammengefasst sind. Indem<br />

der Sport sich als Mittel versteht und entsprechend in seinen<br />

Sektionen gehandelt wird, hat er einen moralischen Werteüberschuss<br />

gegenüber der "Normalität" der <strong>Gesellschaft</strong>.<br />

Dieser Werteüberschuss aber ist es ja gerade, der ihn medizinisch-wissenschaftlich,<br />

medial, ökonomisch und auch national<br />

so interessant macht. Dabei sind die Werte nicht<br />

schlechthin moralischer Natur: die Körper- und Leistungsfreude,<br />

die Wettbewerbsstruktur und ihre Spannung, die<br />

Erzeugung von Helden und Heldinnen, von Stars und Identifikationsfiguren,<br />

der ästhetische Genuss und die "Power-<br />

Erlebnisse", die Verschiebung von scheinbar festen Grenzen<br />

des Möglichen - das bewegt sich im Bereich von Gütern, die<br />

man zwar noch nicht moralisch nennen mag, die aber der<br />

Selbstfindung und der Kommunikation, der Kooperationsund<br />

Konfliktfähigkeit dienen können und insofern auch<br />

moralisch relevant sind.<br />

In einer Welt der orientierungsarmen Suche nach den Gütern,<br />

die das Leben lebenswert machen, kann der Sport Halt und<br />

ausgleichende Chancen für viele Menschen ohne Vorbehalt<br />

bieten. Er kann aber auch selbst zum Ausdruck einer materialistischen<br />

und konsumistischen Welt werden. Dazu gehört<br />

auch das Vorgaukeln einer Verabschiedung der Endlichkeit<br />

und der Fehlerfähigkeit des Menschen. Das Bündnis der<br />

<strong>Gesellschaft</strong> mit dem Fortschritt, das der Sport mit der Leistungsidee<br />

des "Höher, Weiter, Schneller" so genau zum Ausdruck<br />

bringt, darf die Grenzen nicht übersehen, die wir nur<br />

mit Mitteln überschreiten können, die uns selber schaden.<br />

Deshalb kann es beruhigend sein, wenn im Zeichen des<br />

Kampfes gegen Doping nicht alle Leistungsdaten erreicht<br />

werden, bei denen man schon in der Vergangenheit über<br />

diese Grenze hinaus gegangen ist. Insofern der Sport ein<br />

soziales Phänomen ist, ist er nicht nur durch gute Lebenskonzepte,<br />

gute Anleitungen und durch Tugenden moralisch zu<br />

stärken. Er muss auch immer wieder über seinen Bezug zu<br />

sozialen Werten nachdenken.<br />

Menschen haben Rechte und Pflichten, und das demokratisch<br />

verstandene Gemeinwohl ist nichts anderes als der gemeinsame<br />

Schutz dieser Rechte und die gemeinsame Einforderung<br />

dieser Pflichten, durch welche die Rechte gewährleistet<br />

werden. Wo entsprechende Defizite aufzuarbeiten sind,<br />

bedarf es solidarischer Bemühungen. Die Autonomie des<br />

Sportes in der <strong>Gesellschaft</strong> als eine Form der segmentierten<br />

Selbstregierung ist vom Subsidiaritätsprinzip her zu verstehen,<br />

das diese Autonomie zugleich fordert und begrenzt. Der<br />

Sport befindet sich also gleichsam in einer Art asymmetrischem<br />

<strong>Gesellschaft</strong>svertrag, in welchem er Privilegien<br />

genießt, weil an ihn zugleich Erwartungen gestellt werden. Je<br />

mehr diese Erwartungen erfüllt werden, um so mehr wächst<br />

das Vertrauen in die Privilegien und in deren Sinn. Je defizitärer<br />

der Sport gegenüber legitimen Erwartungen erscheint, um<br />

so mehr wird er der Kontrolle durch die gesellschaftlichen<br />

Instanzen unterworfen.<br />

Der asymmetrische Bund zwischen Sport und <strong>Gesellschaft</strong><br />

muss daher in seiner Form bei manchen Herausforderungen<br />

neu bedacht werden. Coubertins pädagogische Ziele im<br />

"Olympismus" waren eindeutig sozialethisch priorisiert. Deshalb<br />

ist auch der sozialethische Bedarf des Sports genau zu<br />

betrachten. Das heißt, dass der Sport Gegensätze der heutigen<br />

postmodernen <strong>Gesellschaft</strong> in sich austragen muss. Das<br />

heißt, dass er als Integrierungsfaktor, sichtbar an der Integrierung<br />

von Zuwanderern, wichtig bleibt. Das heißt, dass er als<br />

Ort der Einübung demokratischer Partizipation und nicht als<br />

deren Verminderung entfaltet werden sollte. Das heißt, dass<br />

das Verständnis von Gerechtigkeit am Modell der Fairness<br />

auch solidarische Kompensation von naturgegebenen und<br />

sozialen, unverschuldeten Ungleichheiten im Sport einschließen<br />

muss.<br />

Sport ist ein Bewegungsphänomen. Bewegung ist aber nicht<br />

nur auf Güter wie Gesundheit hin gerichtet, sondern auch<br />

selbstzwecklich: Leben ist Bewegung. Bewegung feiert Lebendigkeit.<br />

Das erlebt nicht nur der Langstreckenläufer oder der<br />

Freizeitwalker. Vielmehr enthält jede Bewegung, wie am<br />

Beispiel des Tanzes deutlich wird, meditative Möglichkeiten,<br />

Rhythmen. "Methodos", das griechische Grundwort für unser<br />

heutiges Wort "Methode", ist eigentlich eine Weglehre. Bewegung<br />

und Weg hängen zusammen. Ebenso gibt es eine Parallele<br />

zwischen dem Erwerb von Sportkompetenz und dem<br />

Tugendbegriff als einem "habitus operativus bonus" (Thomas<br />

von Aquin), als eine durch Übung erreichte gute und richtige<br />

Einstellung und abrufbare Haltung. Gut ist, wer unter Stressbedingungen<br />

diese Haltung abrufen kann. Darin ist das<br />

"Vorbildliche" zu sehen.<br />

Im Sport gibt es intensive Momente der Gelingens und des<br />

Höhepunktes im Erreichen von Zielen. Im Vorläufigen des<br />

Menschseins, zu dem der Sport als "wichtigste Nebensache<br />

der Welt" gehört, leuchten endgültige Möglichkeiten menschlichen<br />

Glückens auf. Diese werden um so mehr begriffen, als<br />

man sich der Vorläufigkeit und des Imperfekten, der Fragilität<br />

dieser Höhepunkte - nach einer intensiven, aber vorübergehenden<br />

Verschmelzungsphase des Vorläufigen mit dem<br />

Endgültigen, wie sie im sportlichen Höhepunkt möglich ist -<br />

stets bewusst bleibt.<br />

11


Jugend-Spiele, Putin-Spiele<br />

Eine erste Bilanz: IOC-Präsident Jacques Rogge zwischen<br />

Anspruch und Wirklichkeit Von Günter Deister<br />

Selten haben Widersprüche eine so exakte Zustandsbeschreibung<br />

geben können wie bei der 119. Vollversammlung<br />

des Internationalen <strong>Olympische</strong>n Komitees<br />

in Guatemala-Stadt. Gleich am Anfang überantwortete das<br />

IOC des Jacques Rogge die Winterspiele 2014 an das Sotschi<br />

des Wladimir Putin. Einen Tag später erklärte der IOC-Präsident<br />

den Olympiern, wie bedeutsam der Umweltschutz für<br />

seine Organisation sei. Sein erstmals der Session in Form einer<br />

12<br />

Video-Show präsentierter Beitrag handelte vom Thema: "Wie<br />

das IOC die olympischen Werte am Leben erhalten kann und<br />

welchen Einfluss sie auf seine Programme haben". Deutlich zu<br />

Tage trat eine olympische Welt, die in einem tiefen Zwiespalt<br />

lebt zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Das IOC machte<br />

jenen Kandidaten zum Sieger, der für die Ausrichtung der<br />

übernächsten Winterspiele enorme Eingriffe in die Natur des<br />

Kaukasus plant, unter heftigem Protest von Umweltschutzor-


ganisationen und größtem Bedenken der UNESCO. Zugleich<br />

will das IOC, erst vor wenigen Monaten von einer anderen<br />

Unterorganisation der Vereinten Nationen zum "Champion of<br />

the Earth" gekürt, seine Anstrengungen zum Schutz der<br />

Umwelt noch verstärken.<br />

Für die Präsidentschaft des Jacques Rogge stellen sich solche<br />

Widersprüche als besonderes Dilemma dar. Als der 65 Jahre<br />

alte belgische Comte 2001 das Amt vom spanischen Marques<br />

Juan Antonio Samaranch übernahm, wollte er mehr<br />

Demokratie wagen, das Ansehen des IOC durch eine Null-<br />

Toleranz-Politik gegen Doping und Korruption stärken, eine<br />

Wertedebatte entfachen, die <strong>Olympische</strong>n Spiele kostengünstiger<br />

und überschaubarer veranstalten, bei gleichzeitiger<br />

Modernisierung. Sechs Jahre später, zur Halbzeit einer<br />

voraussichtlich bis 2013 reichenden Präsidentschaft, fällt die<br />

Bilanz sehr unterschiedlich aus. Viel ist Rogge gelungen, viel<br />

hat er erst lernen müssen. Vieles konnte nicht gelingen, weil<br />

die Erbschaft zu schwer, die Zeit für langfristige Reformen zu<br />

kurz, die Widerstände zu groß und die Umstände dagegen<br />

waren.<br />

Samaranch hat die olympische Welt autokratisch regiert -<br />

und durch Freundschaften. Sie gründeten sich auf Geben und<br />

Nehmen. Eingeweiht in die Kernpolitik war nur sein Küchenkabinett.<br />

Standen wichtige Vorhaben an, dann schickte der<br />

Spanier seine Vertrauten los, um Stimmungen zu ergründen<br />

und zu beeinflussen. Im Gegensatz zu einer vorherrschenden<br />

Einschätzung war Samaranch ein vorsichtiger Regent, der nur<br />

eine Entscheidung wagte, wenn er sich des Sieges sicher sein<br />

konnte. So hat er in seiner 21-jährigen Präsidentschaft so gut<br />

wie keine Abstimmungsniederlage erlitten, sieht man einmal<br />

von Olympia-Entscheidungen ab. Samaranch wollte 1996<br />

nicht Atlanta sondern Athen und 2000 nicht Sydney sondern<br />

Peking als Ausrichter von Sommerspielen.<br />

Mit Rogge zog ein Stilwandel in das Olympic House in Lausanne<br />

ein, er war geprägt von Integrität, Eloquenz, Sparsamkeit<br />

und einer auch persönlichen Kontrolle, die selbst vor<br />

Reisekostenabrechnungen von IOC-Mitgliedern nicht Halt<br />

machte. Zum wichtigsten Helfer und Vertrauten wurde der<br />

Schweizer Gilbert Felli, den er vom Sportdirektor zum Exekutivdirektor<br />

für <strong>Olympische</strong> Spiele beförderte. Rogge suchte<br />

zunächst die demokratische Abstimmung. Er gab der Meinungsbildung<br />

einen freien Lauf. Anfangs ließ er mit seinen<br />

Plänen und Ideen selbst das Exekutivkomitee bis zuletzt im<br />

Unklaren. Allerdings einem eher schwachen, vor allem durch<br />

Proporz besetzten Führungsgremium.<br />

Die Gestaltung des olympischen Programms macht das<br />

unterschiedliche Vorgehen der beiden letzten IOC-Präsidenten<br />

besonders deutlich und zeigt zugleich, welch schweres<br />

Erbe Rogge angetreten hat. Samaranch betrieb Wachstum<br />

fast um jeden Preis und weitete die Sommerspiele mit 28<br />

Sportarten, über 300 Wettkämpfen und bis zu 12.000 Athleten<br />

ins Gigantische. Der Spanier subventionierte die beteiligten<br />

internationalen Verbände mit hohen Millionensummen<br />

und zog sich somit Teilhaber heran, deren Überleben in nicht<br />

wenigen Fällen von ihrer olympische Existenz abhängt.<br />

Abstimmungen über Sportarten wurden immer mehr zu<br />

Abstimmungsschlachten des Lobbyismus. Das Programm<br />

geriet für Samaranch zu einem unsteuerbaren Problem. Er<br />

wusste, dass er die Enteignung der Vollversammlung um<br />

eines ihrer wenigen Rechte, nämlich die Sportarten selbst<br />

und nicht durch die Exekutive zu bestimmen, nicht durchsetzen<br />

konnte. Also versuchte er es erst gar nicht. Am Ende<br />

seiner Präsidentschaft sagte Samaranch, "bei der Programmgestaltung<br />

habe ich versagt".<br />

Rogge betrat ein vermintes Feld, als er schon ein Jahr nach<br />

Amtsantritt die Wende herbeiführen wollte. Im ersten Anlauf<br />

scheiterte ein versuchter Platzverweis für Softball, Baseball<br />

und Modernen Fünfkampf. 2005 erlebte der IOC-Präsident<br />

ein Debakel, als die Vollversammlung zwar Softball und<br />

Baseball heraus wählte, aber dem Belgier danach den<br />

Wunsch auf Aufnahme von Golf und Rugby versagte. Mit<br />

entscheidend war ein höchst demokratisches, aber überaus<br />

kompliziertes System von Einzelabstimmungen. Daraus hat<br />

Rogge eine Konsequenz gezogen, die man eine gelenkte<br />

Demokratie nennen könnte mit der wieder auferstandenen<br />

Akklamation als wichtigstem Instrument. In Guatemala-<br />

Stadt setzte er durch, dass nicht nur wie bisher bei der<br />

Abwahl, sondern auch bei der Aufnahme neuer Sportarten<br />

lediglich noch eine einfache Mehrheit in der Vollversammlung<br />

notwendig ist. Die Regelung beinhaltet eine Ausdehnung<br />

der Programmherrschaft des Exekutivkomitees über<br />

Disziplinen und Wettbewerbe hinaus: Nach 26 Sportarten bei<br />

den Spielen in London 2012 soll es vier Jahre später 26<br />

Kernsportarten und zwei Wahlsportarten geben, 2020 heißt<br />

die Formel 25 plus drei. Das Vorschlagsrecht liegt bei der 15köpfigen<br />

IOC-Regierung, abgestimmt werden soll jeweils nur<br />

im Gesamten. Das macht auch deshalb Sinn, weil es ein<br />

Votum über ein Gesamtkonzept werden soll. Für jemanden,<br />

der sich eine Modernisierung des Programms zum Ziel<br />

gesetzt und zur größeren Flexibilität zunächst eine Zahl von<br />

15 Kernsportarten angestrebt hat, sind diese Veränderungen<br />

aber nur ein höchst relativer Erfolg. Allerdings gehört zu<br />

Rogges Bilanz auch das nicht geringe Verdienst, das olympische<br />

Wachstum gebremst zu haben.<br />

Veränderte demokratische Umgangsformen wandte der<br />

Belgier auch an, als es um die Einführung der <strong>Olympische</strong>n<br />

Jugendspiele und um die Wiederwahl von 27 IOC-Mitgliedern<br />

ging. Diese Wiederwahl nach einer achtjährigen Amtsperiode<br />

war nach dem Korruptionsskandal um den erfolgreichen<br />

Olympia-Bewerber Salt Lake City 1999 aus gutem Grund<br />

beschlossen und damals weitgehend applaudiert werden.<br />

Immerhin hatte sich das IOC ein für dringend notwendig<br />

13


gehaltenes Instrument der Einzelüberprüfung geschaffen.<br />

Eine Vertrauen bildende Maßnahme wäre es nun gewesen,<br />

über jedes Mitglied auch einzeln abstimmen zu lassen. Rogge<br />

tat es im Block, gliederte sich selbst mit ein und erhielt ein<br />

Votum von 92:5, bei vier Enthaltungen.<br />

Was geheime Einzelabstimmungen aussagen können, zeigte<br />

sich an zwei anderen Beispielen. Der Schweizer Patrick Baumann<br />

bekam bei seiner Ernennung zum IOC-Mitglied lediglich<br />

47 von 91 Stimmen. Ein für olympische Verhältnisse fast<br />

einmaliger Protest gegen die IOC-Führung und die Tatsache,<br />

dass die Schweiz - wie Italien - mit fünf Mitgliedern im<br />

olympischen Parlament vertreten ist. Damit setzt sich auch<br />

unter Rogge ein gravierendes Ungleichgewicht fort. Von 205<br />

Nationalen <strong>Olympische</strong>n Komitees können nur 79 in der<br />

Vollversammlung Einfluss nehmen, 22 mit einer Stimme, 57<br />

gar mit mehreren. Bei der mit 49:22 ausgegangenen Wahl<br />

um einen Sitz in der Exekutive für den Norweger Gerhard<br />

Heiberg und gegen Juan Antonio Samaranch Junior zeigte<br />

sich, wie stark der Einfluss des 87 Jahre alten Ehrenpräsidenten<br />

gesunken ist. Allerdings war er noch stark genug, um<br />

Sotschi wichtige Stimmen beim 51:47-Sieg über Pyeongchang<br />

zu besorgen.<br />

Als Rogge zur offenen Abstimmung über die Jugend-Spiele<br />

bat, erhielt er gar ein einstimmiges Votum. Das verwunderte,<br />

denn in den 47 Wortmeldungen war neben viel Zustimmung<br />

auch Kritik angeklungen, am meisten beim Kanadier Richard<br />

Pound. Der einstige Rivale von Rogge, dem er 2001 bei der<br />

Präsidentenwahl unterlegen war und der danach als Chef der<br />

Welt-Antidoping-Agentur (WADA) immer wieder versuchte,<br />

dem IOC Beine zu machen, sagte den Satz: "Ich frage mich,<br />

ob eine Struktur aus dem 19. Jahrhundert der richtige Ansatz<br />

14<br />

ist, Probleme zu lösen, die hier beschrieben wurden." Als da<br />

wären Bewegungsarmut von Heranwachsenden, Vorverlegung<br />

von Kinderdrill und Kinderdoping, Überforderung durch eine<br />

Vielzahl von Wettbewerben schon im frühen Alter.<br />

Rogge sieht hingegen die Chancen weit größer als die Risiken.<br />

Für ihn sollen die Jugend-Spiele eine Art von olympischer<br />

Erziehungsanstalt sein, weitgehend bezahlt vom IOC<br />

und in der Sommerversion erstmals ausgerichtet 2010. Noch<br />

sind viele Einzelheiten ungeklärt, so auch die Frage, ob Rogge<br />

sein Anliegen durchsetzen kann, bei Siegerehrungen auf<br />

nationale Flaggen und Hymnen zu Gunsten der olympischen<br />

Symbole zu verzichten. Für das Schweizer IOC-Mitglied<br />

Joseph Blatter, von Beruf FIFA-Präsident, hat das IOC in<br />

Guatemala eine "Frühgeburt" zur Welt gebracht. Für Rogge ist<br />

es das Bemühen, auszubrechen aus den Fesseln der Verhältnisse<br />

und etwas Bleibendes zu hinterlassen: ein Vermächtnis.<br />

In jedem Fall ist es eine Änderung der Begrifflichkeit. Wenn<br />

künftig das IOC "die Jugend der Welt" einlädt, kann es nicht<br />

mehr die <strong>Olympische</strong>n Spiele meinen.<br />

Die Akklamation für die Jugend-Spiele hat ihre besondere<br />

Bedeutung als Zeichen für Loyalität und Vertrauen. Die Olympier<br />

zeichneten damit einen Präsidenten aus, der Tritt gefasst<br />

und ihrem Bund zu neuem Ansehen verholfen hat. Allerdings<br />

hat sich die von Rogge propagierte Null-Toleranz-Politik<br />

gegen Korruption und Doping als ein mühsames Geschäft<br />

erwiesen. Trotz einiger Ausschlüsse ist das IOC noch immer<br />

nicht eine durchgehend ehrenwerte <strong>Gesellschaft</strong>. Manche<br />

Altlast aus der Samaranch-Ära überlebte. Da die Gesamtanzahl<br />

der persönlichen Mitglieder in den letzten Jahren von bis<br />

zu 130 auf satzungsgemäße 115 schrumpfen musste, kann<br />

Rogge jetzt erst neue personelle Akzente setzen. Bei der


Bekämpfung der Doping-Seuche hat er, unterstützt von<br />

seinem wichtigsten Helfer Thomas Bach, Signale gesetzt:<br />

Aberkennung von Medaillen nach erfolgreicher Einführung<br />

von Zielfahndungen, Ausschlüsse von <strong>Olympische</strong>n Spielen<br />

wegen des dringenden Verdachts der Flucht vor einer<br />

Dopingkontrolle, lebenslange Olympia-Sperren nach Überführung<br />

von Doping-Tätern durch Indizienbeweise im Zusammenwirken<br />

mit der Polizei. Beispiele, die über <strong>Olympische</strong><br />

Spiele hinaus wirken sollen. Letzte Konsequenzen wie der<br />

Ausschluss von Nationalen <strong>Olympische</strong>n Komitees, Sportarten<br />

wie das Gewichtheben oder Wettbewerben wie den Straßenradsport<br />

der Männer existieren bisher nur als Drohgebärde.<br />

Das ist ein Feld für Rogges zweite Halbzeit genauso wie die<br />

Gestaltung <strong>Olympische</strong>r Spiele, die Überprüfung des Verhältnisses<br />

zu Politik und Wirtschaft und die Befähigung des IOC<br />

zur Sinn stiftenden Kraft. Die Spiele sollten bescheidener<br />

werden, auch geringere Einnahmen seien vorübergehend<br />

hinnehmbar, hatte Rogge noch vor Amtsantritt auch propagiert.<br />

In der Realität des Amtes hat er rasch den Lehrsatz<br />

seines Vorgängers übernommen, wonach die Attraktivität<br />

<strong>Olympische</strong>r Spiele das Allerwichtigste sei. Eine Konsequenz<br />

war, dass Rogge sich selbst zum Verkaufschef für die Fernsehrechte<br />

machte und dabei Zuwächse von mehr als 30 Prozent<br />

erzielte. Zusammen mit dem nach wie vor florierenden Sponsorengeschäft<br />

mit einem Dutzend Weltunternehmen aus den<br />

USA, Asien und der Schweiz und einer wohl demnächst<br />

erfolgenden russischen Ergänzung nähert sich das IOC dem<br />

Fünf-Milliarden-Dollar-Umsatz. Es ist jene Summe, die der<br />

olympische Monopolist innerhalb eines Vierjahreszyklusses<br />

erlöst und an die Olympia-Organisatoren, die NOKs, die<br />

Sportverbände und seine Entwicklungshilfe-Organisation<br />

verteilt, unter Einbehaltung von acht Prozent als Eigenbedarf.<br />

Mittlerweile sind die IOC-Rücklagen als Risikovorsorge so<br />

stark angewachsen, dass der Weltverband den einmaligen<br />

Ausfall <strong>Olympische</strong>r Spiele verkraften könnte.<br />

Rogge geht also den kommerziellen Weg von Samaranch<br />

konsequent weiter. Das erhöht die finanzielle Unabhängigkeit.<br />

Aber die Spirale des Anspruchs und des Aufwands schraubt<br />

die Spiele in immer höhere Dimensionen und rückt die<br />

Bewerbungen von Schwellenländern aus Afrika und Lateinamerika<br />

in immer weitere Ferne. Peking 2008 protzt, London<br />

2012 klotzt. Nun sind auch die Winterspiele zu einem von<br />

Politik und Kapital begehrten Großprojekt geworden. Erstmals<br />

marschierten in Guatemala-Stadt bei allen Kandidaten<br />

Staats- oder Regierungschefs an der Spitze mit. Es ist kein<br />

Zufall, dass mit Sotschi jener Bewerber gewonnen hat, der<br />

mit Wladimir Putin den mächtigsten Politiker aufgeboten, mit<br />

vorsichtig geschätzten Bewerbungskosten von 60 Millionen<br />

Dollar den höchsten Kapitaleinsatz geleistet und mit 12<br />

Milliarden Dollar das größte Investitionsvolumen garantiert<br />

hat. Liest man den von Felli wesentlich mitgeschriebenen<br />

Evaluierungsbericht richtig, dann hat Rogge eher Pyeongchang<br />

gewollt - wie zuvor auch Paris, das das Duell gegen<br />

London und dessen Stimmenfänger Tony Blair verlor. In der<br />

britischen Metropole nähern sich die Gesamtkosten für die<br />

übernächsten Spiele der 20-Milliarden-Dollar-Grenze.<br />

Rogge muss hinnehmen, dass Politik und Kapital immer mehr<br />

darüber mit entscheiden, wo das IOC sein Hochglanzprodukt<br />

ausstellen darf. Zu den Folgeschäden gehört auch, dass die<br />

1999 beschlossenen Reformen zur Eindämmung von Auswüchsen<br />

praktisch Makulatur sind. Jetzt soll sein Vizepräsident<br />

Bach neue Vorschläge machen: Vielleicht doch die<br />

15


Wiederzulassung der Besuche von Bewerberstädten durch<br />

IOC-Mitglieder, dann aber kontrolliert und im Kollektiv? Den<br />

Ausschluss von führenden Staatsvertretern von der letzten<br />

Präsentation, deren Anwesenheit zumindest Samaranch<br />

immer als Auszeichnung betrachtet hat? Der Verpflichtung<br />

auf eine Obergrenze für die Bewerbungskosten, die aber<br />

schwerlich zu überprüfen wären? Oder gar die Einführung<br />

eines Vorschlagsrechts durch das Exekutivkomitee als ein<br />

Steuerungsinstrument, was die Vollversammlung weiter<br />

entmachten würde? Es ist wie beim Zauberlehrling, der die<br />

Geister, die er gerufen hat, nicht mehr bannen kann.<br />

Wenn die Winterspiele 2014 in Sotschi stattfinden werden,<br />

wird Jacques Rogge nicht mehr IOC-Präsident sein. So werden<br />

die Spiele von Peking 2008 zur Nagelprobe seiner Amtszeit<br />

werden. Wie wird das IOC seine fundamentalen Prinzipien<br />

durchsetzen können, die jede Form von Diskriminierung<br />

verbieten, gegenseitiges Verstehen, den Geist der Freundschaft,<br />

Solidarität und Fair Play verlangen und als Aufgabe<br />

die Förderung des Friedens fordern? Zuletzt hat Rogge auffällig<br />

oft Hein Verbruggen in Menschenrechtsfragen das Wort<br />

ergreifen lassen. Es ist jener Mann, der als Präsident des<br />

Internationalen Radsportverbandes (UCI) von 1991 bis 2005<br />

"zugelassen hat, dass das Problem Doping außer Kontrolle<br />

geraten ist", so WADA-Chef Pound. Verbruggen, der noch<br />

immer seine Geschäfte mit dem verschmutzten Straßenradsport<br />

macht, ist die rätselhafteste Personalentscheidung des<br />

Präsidenten Rogge. Ausgerechnet der Niederländer darf die<br />

Koordinierungskommission des IOC für die Spiele im nächsten<br />

Jahr anführen. In Guatemala-Stadt hat Verbruggen<br />

Politiker wie Menschenrechtsorganisationen davor gewarnt,<br />

die Spiele als Plattform für ihre Interessen "zu missbrauchen".<br />

In der olympischen Zentrale in Lausanne heißt es, "mit Sotschi<br />

hat sich das IOC die größte Baustelle der olympischen<br />

Geschichte eingehandelt". Bezogen auf den Chirurgen im<br />

Präsidentenamt bedeutet das, die schwierigsten Operationen<br />

stehen ihm noch bevor. Es gibt eine entfernte Hoffnung, dass<br />

der <strong>Olympische</strong> Kongress 2009 in Kopenhagen, der erste seit<br />

1991 in Paris, eine der Wirklichkeit nahe Diagnose für den<br />

Olympismus im 21. Jahrhundert liefert.<br />

16<br />

Der Brockhaus bezeichnet den Montblanc (4807 m)<br />

als den höchsten Berg Europas und nennt den<br />

Elbrus die mit 5642 Metern höchste Erhebung des<br />

Kaukasus. Somit ordnet das Nachschlagewerk den Elbrus<br />

Asien zu. Der erfolgreiche Olympiabewerber aus Sotschi<br />

beansprucht hingegen für den Elbrus den Titel eines<br />

europäischen Berg-Champions. Tatsächlich zieht sich die<br />

imaginäre Grenze zwischen dem alten Kontinent und<br />

Asien irgendwo durch den Kaukasus. Theoretisch könnte<br />

es sogar sein, dass der westliche, höhere Gipfel des Elbrus<br />

in Europa und sein östlicher, um 49 m kleinere Zwillingsbruder<br />

in Asien ansässig ist. Diese komplizierte Standortfrage<br />

könnte eine Rolle spielen, wenn in vier Jahren das<br />

Ein Weg nach<br />

Internationale <strong>Olympische</strong> Komitee erneut über die Vergabe<br />

<strong>Olympische</strong>r Winterspiele befindet. Dann wird die nicht<br />

unwichtige geopolitische Frage lauten: Wohin mit dem<br />

Spektakel auf Eis und Schnee nach Nagano (Asien), Salt<br />

Lake City (Nordamerika), Turin (Europa), Vancouver (Nordamerika)<br />

und dem scheinbaren Niemandsland Sotschi?<br />

Es ist eine Frage, die DOSB-Präsident Thomas Bach elegant<br />

umging, als er nach Sotschis Coup eine überkontinentale<br />

Begrifflichkeit einführte. Eine Alpen-Bewerbung könnte<br />

für die Winterspiele 2018 eine Chance haben, sagte Bach.<br />

Eine Alpen-Bewerbung mit einem deutschen Bewerber<br />

München stand als Möglichkeit unausgesprochen dahinter.<br />

Der Präsidiumsbeschluss des Dachverbandes, nun ein<br />

intensives Prüfverfahren einzuleiten und bei der DOSB-<br />

Mitgliederversammlung am 8. Dezember in Hamburg zum<br />

Abschluss zu bringen, könnte aus der Möglichkeit eine<br />

Tatsache machen.<br />

Bach hat als oberstes Kriterium für eine erneute Olympia-<br />

Bewerbung immer die Erfolgsaussicht ausgegeben. Damit<br />

war die Entscheidung folgerichtig, eine Kandidatur für die<br />

Sommerspiele 2016 auszuschließen. Nach London 2012<br />

scheint Europa auf verlorenem Posten zu stehen. Der Kreis<br />

der Festanmelder ist schon vor dem Nennungsschluss im<br />

September so exklusiv, dass eine Bewerbung von Berlin<br />

oder Hamburg als chancenlos erscheinen muss. Das Argument<br />

aus den beiden einzig in Frage kommenden deutschen<br />

Städten, man sollte sich für einen späteren Erfolg<br />

geduldig anstellen, wirkt nur auf den ersten Blick überzeugend.<br />

Der DOSB kann keinem der beiden Städte ein


Dauerabo ausstellen, was für die Hansestadt mit ihrer bis<br />

2028 zur Verfügung stehenden Hafencity als olympisches<br />

Kompaktzentrum besonderen Sinn machte. Zudem könnte<br />

eine deutliche Niederlage für die 2016-Spiele eine nachfolgende<br />

Kandidatur eher schwächen. Die Öffentlichkeit geht<br />

gnadenlos um mit Verlierern, wie die völlig missglückten<br />

Versuche mit Berchtesgaden (1992), Berlin (2000) und Leipzig<br />

(2012) zeigten.<br />

Diese Öffentlichkeit verlangt mit Recht auch immer eine<br />

Rechtfertigung für den Aufwand. Sotschi, Pyeongchang und<br />

Salzburg mit addierten <strong>Ausgabe</strong>n von etwa 120 Millionen<br />

Dollar für ihre Kampagne um die Winterspiele 2014 haben ein<br />

München Von Günter Deister<br />

eher abschreckendes Beispiel geliefert. Es ist nicht davon<br />

auszugehen, dass sich der Trend umkehren lässt. IOC-Präsident<br />

Jacques Rogge versucht es, indem er seinem Vizepräsidenten<br />

Bach den Auftrag erteilt hat, Vorschläge zu finden für<br />

einen Dammbau gegen die Fluten des Aufwands. Das ist so,<br />

als sollte Bach den Stein des Weisen finden. Eine Pointe<br />

könnte es auf jeden Fall werden. Denn wenn es zu einer<br />

deutschen Bewerbung mit München kommt, wäre Bach<br />

Dammbauer und Dammwächter in einer Person.<br />

Eine Münchner Bewerbung für die Winterspiele 2018 hätte<br />

die mit Abstand größten Chancen unter allen anderen denkbaren<br />

nationalen olympischen Optionen. Die Stadt kann mit<br />

einem weltweiten Prestige wuchern. Ihre Möglichkeiten<br />

haben ausgereicht, 1972 mit Erfolg Sommerspiele auszurichten.<br />

Ihre Kapazität wäre groß genug, um ohne riesige Investitionen<br />

Beherbergungs-, Informations- und Verkehrszentrale<br />

zu sein und dazu Ausrichter der Eiswettbewerbe. München<br />

wäre ein Gegenmodell zu der Computersimulation Sotschi<br />

und der Hinwendung zu einem neuen Markt. Die bayerische<br />

Metropole wäre Dank nachhaltigem Bauen ein Modell für<br />

eine erste olympische Doppelnutzung und die Bedienung des<br />

alten, nach wie vor wichtigen Marktes. Schon jetzt ist absehbar,<br />

dass sich das IOC nach der Hochrisiko-Vergabe an Sotschi<br />

wieder nach einem olympischen Hort sehnen wird, der Qualität<br />

mit Verlässlichkeit verbindet.<br />

Dies würde der Diskussion um eine Richtungsentscheidung<br />

neuen Sinn geben. Und dabei brauchte München auch keinen<br />

europäischen Konkurrenten zu fürchten, wegen Vancouver<br />

2010 auch keinen aus Nordamerika, wohl aber eine dritte<br />

Bewerbung von Pyoengchang. Sie ist zu erwarten, falls die<br />

Sommerspiele 2016 in zwei Jahren nicht an Tokio vergeben<br />

werden. Für das erprobte München sprächen schließlich auch<br />

jene Argumente, die Rogge zuallererst für Sotschi gefunden<br />

hat: "Eine große Sportnation, eine noch größere Wintersportnation."<br />

Doch all das würde wenig zählen, wenn bestimmte Bedingungen<br />

nicht erfüllt sind. Die Stadt München und das Land<br />

Bayern wollen unbedingt, die Zustimmung der Bundesregierung<br />

ist sehr wahrscheinlich. Doch will auch die Wirtschaft?<br />

Ohne sie würde das aufwändige Projekt kaum zu stemmen<br />

sein. Die wichtigste Voraussetzung für eine erfolgreiche<br />

Bewerbung allerdings ist, sie kompakt<br />

anzubieten und nicht alle erprobten<br />

bayerischen Wintersportorte mit einzusammeln.<br />

Neben München käme Garmisch-Partenkirchen,<br />

dem Ausrichter<br />

der Winterspiele 1936 und der alpinen<br />

Weltmeisterschaft 2011, die Rolle der<br />

Schnee-Zentrale zu, mit Schönau und<br />

seiner Kunsteisbahn am Königssee für<br />

den Schlittensport als einziger Außenstelle.<br />

Die alpine WM nur wenige Monate vor der Wahl der<br />

Winterspiele 2018 wäre eine zusätzliche Chance für internationale<br />

Selbstdarstellung.<br />

Der deutsche olympische Sport ist gewillt, nun fällt der<br />

bayerischen Politik die Aufgabe zu, dem DOSB den richtigen<br />

Zuschnitt für einen Maßanzug zu liefern. Das scheint die<br />

größte Hürde für eine Bewerbung zu sein. Gefordert ist bei<br />

der Festlegung der Eckpunkte nichts mehr und nichts weniger<br />

als eine große bayerische Koalition zwischen dem Münchner<br />

SPD-Oberbürgermeister Christian Ude und der CSU-Landesregierung.<br />

Da muss es kein Vorteil sein, dass die Suche nach<br />

einem Erfolg verheißenden Konzept mitten hinein fällt in den<br />

Ministerpräsidenten-Wechsel von Edmund Stoiber zu Günther<br />

Beckstein.<br />

Die Rollenverteilung bei der möglicherweise zehnten deutschen<br />

Olympia-Bewerbung ist klar. Das IOC hat in seinen<br />

Reformbeschlüssen von 1999 den Nationalen <strong>Olympische</strong>n<br />

Komitees und damit dem DOSB die alleinige Verantwortung<br />

bei Bewerbungen übertragen. Die Stadt wird erst Vertragspartner<br />

des IOC, wenn sie, gestützt auf Garantien von Staatsund<br />

Regionalregierungen, die Spiele übertragen bekommen<br />

hat. Somit kommt Thomas Bach als DOSB-Präsident und IOC-<br />

Vizepräsident jetzt eine Schlüsselrolle zu. Als zweimaliger<br />

IOC-Chef-Evaluierer von Olympia-Kandidaten weiß er genau,<br />

worauf es ankommt. Als Anführer des deutschen Sports kann<br />

er einschätzen, was mit München möglich ist. Nur wenn<br />

dieses Wissen und diese Einschätzung zu einer Übereinstimmung<br />

kommen, wird es wohl eine Bewerbung geben, und<br />

dann könnte sie auch erfolgreich sein.<br />

17


<strong>Olympische</strong> Erziehung auf dem<br />

Prüfstand<br />

N<br />

ach den alten Urkunden beginnt die Geschichte der<br />

<strong>Olympische</strong>n Spiele im Jahre 776 v.Chr. Sie endet mit der<br />

293. Olympiade, als Kaiser Theodosius d. Große im Jahre 394<br />

n.Chr. die inzwischen entarteten Spiele verbot. Wir haben<br />

Anlass, mit Erstaunen und Erfurcht die Kraft einer Idee zu<br />

bewundern, die ein Jahrtausend und eine der erregendsten<br />

Epochen der Menschheitsgeschichte überdauerte. Tatsächlich<br />

war die <strong>Olympische</strong> Idee aber schon lange, bevor sie 776<br />

urkundlich in die Geschichte eintrat, im griechischen Volk<br />

lebendig. Nach den großartigen Darstellungen in der Ilias muss<br />

man annehmen, dass der olympische Gedanke schon zu Lebzeiten<br />

Homers Allgemeingut gewesen war.<br />

Aus welchen Tiefen der menschlichen Seele der olympische<br />

Gedanke der Antike aufgestiegen ist, wird in einer Rede des<br />

Altertumsforschers Ernst Curtius (1852) deutlich: Er stellt die<br />

Gymnastik in den Dienst der Religion, denn, "wenn zur Feier<br />

der unsterblichen Götter das Beste dargebracht wurde, was der<br />

Boden des Ackers, was die Herden des Feldes erzeugten oder<br />

was der Menschen erfindungsreiche Kunst der Formenbildung,<br />

wie der Rede und des Gesanges, zu schaffen wusste, - wie<br />

sollte da nicht auch das Köstliche aller Güter den Göttern<br />

geheiligt werden, die Jugendkraft des nachwachsenden<br />

Geschlechts". Wir haben viele Zeugnisse über die lebendige<br />

Wirksamkeit Olympias, und doch können wir die Idee bis in ihre<br />

tiefsten Gründe heute nicht sicher nachempfinden.<br />

Der harmonische Dreiklang von Leib, Geist und Seele der<br />

griechischen Kultur ist sicherlich auch die Quelle des olympischen<br />

Gedankens gewesen, bei der allerdings der Leib die<br />

Führung bestimmte. Daraus ist die Wiederbelebung der <strong>Olympische</strong>n<br />

Spiele der Neuzeit aber nicht zu erklären. Carl Diem<br />

weist sehr richtig auf die Auswirkungen der Renaissance und<br />

des Humanismus und auf die wieder gewonnene Geistesfreiheit<br />

hin; es bleibt jedoch immer noch eine letzte Frage offen -<br />

nach dem Leib. Sicher ist, dass nicht die Schule, sondern einzelne<br />

junge Menschen den Anstoß gaben zur neuen Besinnung<br />

auf das alte Zwiegespräch des Leibes mit der Seele.<br />

Coubertins Persönlichkeit war der große Katalysator, der die<br />

unbewussten Sehnsüchte des erwachsenden Sporterlebens im<br />

olympischen Gedanken der Neuzeit zusammenführte. Er wagte<br />

es, die unentbehrlichen Ideale aufzugreifen und mit neuem<br />

Leben zu erfüllen, so dass die olympische Fackel über die ganze<br />

Erde zu leuchten begann. Aber hat sie die reinigende Kraft,<br />

abermals ein Jahrtausend die Herzen der Jugend zu entzünden?<br />

In einer Zeit, die von reinem Intellektualismus beherrscht<br />

wird, besitzt die <strong>Olympische</strong> Idee die Chance, lange zu leben<br />

nur, wenn etwas Außergewöhnliches geschieht. Die irrationalen<br />

18<br />

Kräfte des modernen Olympismus sind in Gefahr, im zivilisatorischen<br />

Pseudorummel zu ersticken.<br />

Wenn, wie Ortega y Gasset es einmal gesagt hat, die geheimnisvolle<br />

leib-seelische Zwischenschicht der Sitz unserer ganzen<br />

Persönlichkeit und Lebensdynamik ist, dann gewinnt die recht<br />

verstandene <strong>Olympische</strong> Bewegung in unserer Zeit eine ungeheuer<br />

weit reichende Bedeutung, die in der Jugenderziehung<br />

beginnt, auch die Leibeserziehung an den Universitäten einbezieht<br />

und auf die Einstellung der geistig führenden Schichten<br />

im Sport ausstrahlt. Es soll nicht die Anbetung des Verstandes<br />

durch einen Kult des Leibes ersetzt, sondern die Erstarrung in<br />

überholten Formen gelöst werden.<br />

Die zivilisatorischen Entwicklungen mit ihren schweren Schäden<br />

und Verkrampfungen lassen sich nicht zurückdrehen, aber<br />

das Schwinden der vitalen Kräfte<br />

können wir auffangen. Diese<br />

fundamentale kulturelle Aufgabe<br />

ließe sich umso leichter<br />

bewältigen, je mehr wir uns<br />

bemühten, die geheime Kraft der<br />

<strong>Olympische</strong>n Idee in unserer<br />

gefährdeten Zeit neu wirksam<br />

werden zu lassen. Ob wir das aber<br />

- wie das IOC jüngst beschlossen<br />

hat - mit zusätzlichen Spielen der<br />

Jugend (vom 14. bis zum 18.<br />

Lebensjahr) erreichen, ist die entscheidende Frage.<br />

Die <strong>Olympische</strong>n Jugendlager in Verbindung mit den Spielen<br />

und die Internationale <strong>Olympische</strong> Akademie in Olympia sind<br />

ein viel besserer Ansatz für die olympische Erziehung der<br />

Jugend, als der jetzt drohende frühe Starrummel. Hier hat das<br />

IOC eine wichtige Frage nicht richtig durchdacht.<br />

Lang Lang und die Leichtathletik<br />

S<br />

Karlheinz Gieseler<br />

portfreunde, die sich grämen, weil die Medien hier zu<br />

Lande einigen alteingesessenen olympischen Disziplinen<br />

die kalte Schulter zeigen, sollten ab und zu mal Konzerte der<br />

klassischen Musik besuchen. Auch diese Branche hat schon<br />

bessere Tage erlebt, aber inzwischen ein Mittel gefunden gegen<br />

den schleichenden Niedergang des Interesses an der E-Musik:<br />

Lang Lang. Dem asiatisch-amerikanischen Zauberer auf der<br />

Klaviatur des Pianos gesteht ein Teil der Kritik all das zu, was<br />

heutzutage offenbar notwendig ist, das Publikum zurück in die<br />

Konzertsäle zu holen und dort zu verführen (andere, eher<br />

konventionelle Rezensenten beäugen ihn indes mit Argwohn):<br />

Charisma und Unterhaltungstalent.<br />

OF-KOMMENT<br />

OF-KOMMENTARE<br />

ARE


Zieht man nun die durchaus mögliche Parallele von der Klassik<br />

der Musik zum Klassiker des Sports, dann drängt sich geradezu<br />

die Frage auf: Braucht die im Geschäft um öffentliche Aufmerksamkeit<br />

wohl bemühte, seit geraumer Zeit freilich nicht<br />

sonderlich erfolgreiche Leichtathletik einen Lang Lang? Einen,<br />

der, wie in der Musik, scheinbar zementierte Formen mit Hilfe<br />

von professionellem Entertainment aufzulösen vermag? Die<br />

Antwort: Wer wie diese Sportart den Anspruch erhebt, auch<br />

außerhalb von Olympia und Weltchampionat im Tagesgeschäft<br />

eines jeden Sommers wahrgenommen zu werden (einen<br />

Anspruch, den andere olympische Traditionalisten wie Schwimmen,<br />

Rudern, Turnen offenbar aufgegeben haben), sollte nach<br />

einem wie Lang Lang Ausschau halten.<br />

Tut die Leichtathletik auch, meint sie doch erkannt zu haben,<br />

dass das von Zeitgeist und Dopinggeschwür verursachte Interessendefizit,<br />

vor anderen Möglichkeiten der Problemlösung,<br />

von Athleten des Typus` Star behoben werden muss. Glaubt<br />

auch, diese zu besitzen - und erliegt doch nur fatalem Selbstbetrug.<br />

In der Kategorie Lang Lang hat die Branche, bei rechtem<br />

Licht besehen, niemanden zu bieten: Weil sie den Fehler<br />

begeht, in einer Zeit, in der Höchstleistungen anrüchige Wesen<br />

sind, den Star vorrangig über seine Wettkampfergebnisse zu<br />

definieren, statt zusätzlich über Aura und Authentizität der<br />

Persönlichkeit. Der Rekord taugt doch schon lange nicht mehr<br />

als Maßstab für systemübergreifende Popularität. Stars sind<br />

häufig selbsternannt oder als solche von mittelmäßigen Managern<br />

gepriesen, tatsächlich aber mehrheitlich austauschbar und<br />

daher ohne hohen Wiedererkennungswert. Keiner da, der, wie<br />

der Tastenkünstler aus Fernost in der klassischen Musik, neue<br />

Impulse geben könnte. Notabene, nicht im Kern braucht es<br />

Erneuerung. Auch Lang Lang wählt für Mozarts G-Dur-Konzert<br />

keine anderen Noten als der Komponist, aber er verkauft sie,<br />

als habe er sie soeben erst zu etwas ganz Neuem zusammengefügt.<br />

Da muss jemand etwas missverstanden haben, wenn er den<br />

(überforderten) Sportler voranschickt, die Vertrauenskrise, in<br />

der ein Teil des Olympiasports steckt, mit der Leichtathletik an<br />

der Spitze, zu beheben. Gefragt sind Reformer und ihre Ideen<br />

für ein neues Design - und gefordert Verantwortliche des<br />

Sports mit Mut zu ihrer Umsetzung.<br />

Michael Gernandt<br />

Die olympischen Werte und die Zukunft<br />

des Sports<br />

D<br />

er Sport, namentlich der internationale Spitzensport, sieht<br />

sich derzeit wie selten zuvor in die Defensive gedrängt.<br />

Angesichts der Verwerfungen und Anfechtungen, die seit<br />

geraumer Zeit in hohem Maße nicht nur sein Image belasten,<br />

sondern auch seine Glaubwürdigkeit und damit seinen Fortbestand<br />

in Frage stellen, ist ihm zunächst und vor allem um<br />

Schadensbegrenzung zu tun. Verständlicherweise. Schließlich<br />

muss akuter Gefahr auch akut begegnet werden. Freilich sind<br />

Sofortmaßnahmen am Unfallort allenfalls dazu geeignet, das<br />

Schlimmste zu verhindern, das Beste zu befördern vermögen sie<br />

nicht. Gerade im Sport ist doch vielfach belegt, dass nur erfolgreich<br />

ist, wer die eigenen Stärken zur Geltung zu bringen und<br />

die selbst gewählte Strategie offensiv zu verfolgen vermag.<br />

Schon von daher ist es sehr zu begrüßen, dass sich der <strong>Deutsche</strong><br />

<strong>Olympische</strong> Sportbund ganz im Sinne der Antrittsrede<br />

seines Gründungspräsidenten vom 11. Mai 2006, einer Förderung<br />

der sportlichen Werte Vorschub zu leisten gedenkt. Der<br />

Gelegenheiten dazu sind viele, zum Beispiel der 13. Jahreskongress<br />

der European Fair Play Movement (EFPM), ein Zusammenschluss<br />

nationaler Organisationen und Initiativen zur<br />

Bewahrung und Verbreitung<br />

des Fairplay-Gedankens,<br />

dessen Ausrichtung<br />

der DOSB übernommen<br />

hat. Gerade vor dem<br />

Hintergrund der ebenso<br />

aktuellen wie anhaltenden<br />

Sorge um einen<br />

Werteverfall (nicht nur)<br />

im Sport und nicht<br />

zuletzt im Blick auf die <strong>Olympische</strong>n Spiele in Peking eröffnet<br />

sich zumindest die Chance, einen inhaltlich hochkarätigen und<br />

öffentlichkeitswirksamen Auftakt für eine neue ethische Offensive<br />

des Sports zu gestalten und damit die Meinungsführerschaft<br />

in einem Themenfeld zurück zu gewinnen, die der<br />

deutsche Sport in der Zeit Willi Daumes mit der Kampagne<br />

"Fair geht vor" schon einmal mit Fug und Recht für sich beanspruchen<br />

durfte.<br />

OF-KOMMENT<br />

OF-KOMMENTARE<br />

ARE<br />

Nun darf und wird es den Verantwortlichen - neben dem DOSB<br />

sind auch die <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> Akademie Willi Daume<br />

(DOA) und die <strong>Deutsche</strong> Sportjugend (dsj) beteiligt - nicht<br />

darum zu tun sein, sich als moralische Musterknaben zu gerieren<br />

und mit dem Zeigefinger Eindruck zu schinden. Doch<br />

Zeichen zu setzen und Impulse zu geben, entspricht sehr wohl<br />

ihrer Absicht. So stehen Mitte Oktober in Frankfurt am Main<br />

"Die olympischen Werte und die Zukunft des Sports" und<br />

damit übergreifende Fragen der Sinnstiftung und Werteerziehung<br />

im und durch Sport im Blickpunkt von Vorträgen und<br />

Diskussionen sowie einer "Börse" und anderer Präsentationen.<br />

Sind damit noch keine konkreten Lösungen für die aktuellen<br />

Probleme in Aussicht gestellt, so mag doch immerhin die<br />

Erkenntnis Platz greifen, dass es sich - trotzdem oder gerade<br />

deswegen - nach wie vor lohnt, für den Sport in die Offensive<br />

zu gehen.<br />

Andreas Höfer<br />

19


Endlich unter vollen<br />

Segeln im Kampf<br />

gegen Doping<br />

Von Andreas Müller<br />

Es mag absurd und paradox klingen. Der Nationalen<br />

Anti-Doping-Agentur (Nada) kam die Lawine der<br />

Doping-Enthüllungen in der jüngsten Vergangenheit<br />

wie gerufen, um endlich die schon längst fällige Aufstockung<br />

ihres Budgets zu erzwingen und damit zu jener Größe<br />

im Kampf gegen Manipulationen, Ehrverletzungen und<br />

Betrügereien im deutschen Sport emporzusteigen, die die<br />

Institution mit Sitz in Bonn in den ersten fünf Jahren nicht<br />

annähernd zu erreichen vermochte. Freilich hatten der<br />

frühere Geschäftsführer Roland Augustin und Ex-Vorstandschef<br />

Peter Busse immer mal auf die unzulängliche finanzielle<br />

wie personelle Ausstattung hingewiesen. Verhalten und<br />

sachte und kaum öffentlich hatten sie Kritik an der Diskrepanz<br />

am ursprünglich versprochenen Stiftungskapital (50<br />

Millionen Euro) und am tatsächlichen (8,6 Millionen) geäußert<br />

und hinter vorgehaltener Hand moniert, dass acht<br />

Mitarbeiter nicht ausreichen, um Doping- Kontrollen für<br />

9.000 Kader-Athleten zu organisieren und auszuwerten. Die<br />

internationale Anti-Doping-Agentur (Wada) gibt als Faustregel<br />

vor, dass auf 700 Athleten ein Vollzeit-Mitarbeiter kommen<br />

sollte...<br />

20<br />

Mit dem neuen Vorstandschef Armin Baumert<br />

und den so genannten Beichten von Aldag über<br />

Jaksche bis Zabel wurde die vornehme Zurückhaltung<br />

aufgegeben und die Empörung über<br />

die Verunreinigung des deutschen (Rad-)Sports<br />

ausgenutzt. Wortgewaltig, vernehmlich und<br />

unüberhörbar wurde die Lage skizziert: Entweder<br />

gelingt es, den aktuellen Jahres-Etat von<br />

1,9 Millionen Euro schnellstens um gut drei<br />

Millionen Euro aufzustocken und nach professionellem<br />

Muster arbeitsfähig zu werden. Oder,<br />

so die Drohung am Vorabend der Amtseinführung<br />

des neuen Geschäftsführers Christoph<br />

Niessen, die Nada müsse sich die Sinnfrage<br />

stellen und über ihre Existenz nachdenken.<br />

"Diese fünf Millionen Euro sind kein Wunsch.<br />

Dieses Budget ist die Voraussetzung, damit wir<br />

unsere Aufgaben erfüllen können", erklärte der<br />

Kuratoriumsvorsitzende Hanns Michael Hoelz<br />

die Zwänge. Elementar gehe es um eine "stabile,<br />

kontinuierliche und verlässliche" finanzielle<br />

Basis. "Wenn das nicht gelingt, dann müssen<br />

wir sehr früh zu erkennen geben, wo unsere<br />

Grenzen sind. Oder wir sagen ehrlich: Mit<br />

diesem Gebilde ist kein effektiver Kampf gegen<br />

Doping machbar", ging Baumert noch einen<br />

Schritt weiter. "Wir wollen kein Kleinkleckerverein<br />

sein, der nur auf dem Papier steht."<br />

Die unverhohlene Drohung, der organisierte<br />

Sport, Politik und <strong>Gesellschaft</strong> könnten im<br />

gemeinsamen Kampf gegen die Doping-Seuche<br />

ohne weiteres Geld für die Nada auf deren<br />

Ende und somit auf eine riesige Blamage zusteuern, wirkte<br />

bereits Wunder. Nicht auszudenken, wie die Welt mit Fingern<br />

auf Deutschland zeigte, würden die Nada-Verantwortlichen<br />

das Handtuch werfen - einem Box-Trainer gleich, der seinem<br />

Schützling im Kampf mit einem übermächtigen Gegner<br />

ohnmächtig zuschauen muss und kapituliert. So weit darf es<br />

nicht kommen! Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble<br />

(CDU) hat das wohl deutlichste Zeichen in diese Richtung<br />

gegeben, als er im Haushaltsentwurf für 2008 eine drastische<br />

Steigerung der Mittel für die Nada festschreiben ließ. Der<br />

vom Kabinett verabschiedete Haushalt sieht vor, die Förderung<br />

von derzeit 1,1 auf 3,9 Millionen Euro zu steigern. Eine<br />

Million davon soll dem Grundkapital der Nada-Stiftung<br />

zugute kommen. Darüber hinaus sieht der Haushaltsentwurf<br />

vor, in den nächsten vier Jahren zusätzliche 11,2 Millionen<br />

Euro für die Arbeit der Nada sowie in die Verbesserung von<br />

Dopinganalytik und Forschung zu investieren. Über einen<br />

weiteren Geldsegen kann sich die Nada aus dem Radsport<br />

freuen. Die Teams von T-Mobile und Milram zum Beispiel<br />

kündigten ebenso Beihilfen an wie das Land Baden-Württemberg.<br />

Potenzielle Mäzene im Ringen um einen sauberen Sport


sind für Hoelz sowohl die Öffentliche Hand als auch die<br />

Wirtschaft und deren gesellschaftspolitische Ableger wie die<br />

Hertie- oder die Bosch-Stiftung. Auch von den Ländern<br />

erwartet er sich, dass möglichst viele dem Beispiel der 50.000<br />

Euro aus Stuttgart folgen. Eine weitere Idee besteht darin, die<br />

Sponsoren der deutschen Spitzensportverbände anzuzapfen.<br />

Zudem sollen die Verbände auch ganz direkt zur Kasse gebeten<br />

werden. "Wir müssen endlich zu einer Vollkosten-Verrechnung<br />

kommen", kündigte Hoelz an. Das Zuschuss-<br />

Geschäft der Nada müsse der Vergangenheit angehören.<br />

Derzeit überweist jeder Verband pro Jahr 2.500 Euro als<br />

Solidarbeitrag an die Nada und pro Doping-Kontrolle nur 59<br />

Euro, obwohl die Kosten deutlich höher sind. Ein Urintest<br />

schlägt mit 300 Euro und ein Epo-Test mit 500 Euro zu<br />

Buche. Blutuntersuchungen, wie sie von der Nada erst seit<br />

diesem Jahr durchgeführt werden, kosten jeweils 1.000 Euro.<br />

In der Praxis fallen die Differenzen zwischen Einnahmen und<br />

<strong>Ausgabe</strong>n deutlich geringer aus, weil der organisierte Sport<br />

lediglich die Kosten für die Entnahmen des zu untersuchenden<br />

Materials trägt und nicht für die Kontrollen insgesamt.<br />

Von der Anti-Doping-Kommission (ADK) als Nada-Vorläufer<br />

ist dieses "Subventionssystem" übernommen worden. <strong>Deutsche</strong>r<br />

Sportbund (DSB), Nationales <strong>Olympische</strong>s Komitee<br />

(NOK) und die Stiftung <strong>Deutsche</strong> Sporthilfe (DSH) zahlten für<br />

diesen Part pro Jahr jeweils eine Pauschale von 130.000 Euro<br />

- vormals an die ADK und seit 2002 an die Nada. Der <strong>Deutsche</strong><br />

<strong>Olympische</strong> Sportbund (DOSB) als Zusammenschluss von<br />

DSB und NOK hat seinen Anteil ab <strong>2007</strong> auf 520.000 Euro<br />

verdoppelt. Hingegen werden die Aufwendungen für die<br />

Analysen in den Doping-Labors in Kreischa und Köln traditionell<br />

aus dem BMI-Haushalt bestritten. Im Jahr 2006 kam<br />

dieses Kostensplitting bei insgesamt 4482 Trainingskontrollen<br />

zum Tragen, darüber hinaus hatte es 3.839 Wettkampfkontrollen<br />

gegeben. Im Gesamthaushalt der Nada entfällt somit<br />

ein extrem hoher Prozentsatz auf diese "bloß durchlaufenden<br />

Kosten". Diese wirtschaftliche Besonderheit ist stets zu<br />

bedenken, wenn die Nada-Verantwortlichen nach einem fünf<br />

Millionen Euro schweren Jahres-Budget rufen.<br />

Jüngsten Berechnungen zufolge wird bei der Agentur davon<br />

ausgegangen, im nächsten Jahr insgesamt rund 3,6 Millionen<br />

Euro zur Verfügung zu haben. Ein Teil des Zuflusses soll in<br />

zusätzliche Manpower und weitere Fachkräfte investiert<br />

werden, um die personellen Voraussetzungen für mehr und<br />

bessere Kontrollen zu schaffen. Bereits seit Juli stehen<br />

anderthalb Planstellen zusätzlich zur Verfügung. Seit Mai<br />

wurde mit Ulrike Spitz erstmals eine Spezialistin für Presse<br />

und Kommunikation eingestellt. Ginge es nach Hoelz, sollten<br />

zwei Drittel des Geldes künftig in das Kontrollsystem fließen<br />

und ein Drittel in die Prävention. Die Re- und Neuorganisation<br />

ist seit Jahresmitte voll im Gange. Dazu gehört im Kern<br />

die Umstellung auf ein "intelligentes Kontrollsystem" mit<br />

Hilfe eines "nationalen Testpools" mit nur noch 1.900 ausgesuchten<br />

Athleten statt 3.500 Sportlern wie bisher. Diese<br />

Gruppe soll fortan im besonderen Fokus stehen und möglichst<br />

oft getestet werden. Beabsichtigt ist, den Durchschnitt<br />

der Kontrollen von bisher statistisch 0,5 Tests pro Athlet und<br />

Jahr deutlich zu steigern. In den "hoch gefährdeten Sportarten"<br />

sollen acht Trainingstests pro Jahr einschließlich vier<br />

Bluttests durchgeführt werden, bei den "mittel gefährdeten"<br />

Disziplinen vier bis sechs (davon mindestens zwei Bluttests)<br />

und bei den "niedrig gefährdeten" Sportarten ein bis zwei<br />

Kontrollen. In diesem "Idealfall", wie Baumert es nennt,<br />

würde die Gesamtzahl der Trainings-Tests pro Jahr auf 10.000<br />

hinaufschnellen. Nicht eingerechnet sind dabei die Trainingskontrollen<br />

für jene 7.100 Sportler im "allgemeinen Testpool".<br />

Auch für sie soll es ungeachtet der Konzentration auf die<br />

Top-Athleten "keine Freibriefe" geben. Auch sie wolle man<br />

flächendeckend weiter im Auge behalten, betont der Vorstands-Chef.<br />

Ab Juli traten ebenfalls einheitliche Kontroll-Standards für<br />

sämtliche Verbände einschließlich der nichtolympischen<br />

Sportarten in Kraft. Dies betrifft insbesondere die Vorschriften<br />

der "Missed Test Policy", um Pleiten wie im vergangenen<br />

Jahr künftig auszuschließen. Mehr als 200 Athleten wurden<br />

damals von den Kontrolleuren nicht angetroffen. Im ersten<br />

Halbjahr <strong>2007</strong> klingelten die Kontrolleure 109 Mal vergeblich.<br />

Bei 1.620 Dopingkontrollen wurden 23 positive Fälle bekannt,<br />

21 bei Wettkampfkontrollen, zwei bei Trainingstests, so das<br />

aktuelle Zwischenfazit für die ersten sechs Monate dieses<br />

Jahres. Eine weitere wesentliche Neuerung: Athleten müssen<br />

sich ab sofort schon dann ab- und anmelden, wenn sie ihr<br />

gewohntes Umfeld für nur 24 Stunden verlassen. Bisher galt<br />

die 72-Stunden-Regel. Aus diesem Anlass haben die Nada-<br />

Verantwortlichen die Verbände eindringlich ermahnt, für eine<br />

bessere Organisation zu sorgen, um Informationsverluste<br />

künftig auszuschließen. "Es kann nicht sein, dass in einem<br />

Verband zehn Zuständigkeiten im Anti-Doping-Kampf existieren",<br />

monierte Baumert. Ein Ansprechpartner im Vorstand<br />

und in der Geschäftsstelle seien vollkommen ausreichend.<br />

Auch die Professionalisierung bei den Partnern gehört zwingend<br />

zum neuen, modernen Anti-Doping-Kampf.<br />

Wie es scheint, ist das Horrorszenario vom vorzeitigen Ende<br />

der Nada abgewendet. Die Frontleute im Kampf für einen<br />

sauberen Sport können endlich die Anker lichten und erstmals<br />

richtig Segel setzen. Von ihrer großen Vision bleiben sie<br />

dennoch weit entfernt: Als das Nonplusultra schwebt Hoelz<br />

und Baumert ein geschlossenes System vor. Darin soll die<br />

Agentur über die Trainings-Kontrollen hinaus auch sämtliche<br />

Tests bei Wettkämpfen koordinieren (was laut Stiftungs-<br />

Satzung sowieso zum Zuständigkeitsbereich der Nada<br />

gehört). Zur schönen Vision gehört ebenso, dass die Nada die<br />

derzeit 80 Kontrolleure der Firma PWC dereinst unter ihrem<br />

eigenen Dach beschäftigt und damit auf ein Fremdunternehmen<br />

verzichtet werden kann. "Das", so gestehen die beiden<br />

Nada-Spitzen, "wäre ein Traum."<br />

21


Entwicklungshilfe auf Top-Niveau:<br />

Universiaden im Wandel des deutschen Spitzensport-Spektrums<br />

Von Hans-Peter Seubert<br />

Universiaden bilden die Hochfeste des Studierenden-<br />

Sports. Weltweit erlebt die "Studenten-Olympiade"<br />

einen Boom. Mit über 10.000 Aktiven und Offiziellen<br />

aus 150 Nationen führte das Spektakel vom 8. bis 18. August<br />

in Thailands Hauptstadt Bangkok neben Masse sportliche<br />

Klasse zusammen. Vor allem im asiatischen Raum entwickeln<br />

Universiaden nach den <strong>Olympische</strong>n Spielen und der Fußball-WM<br />

Begeisterung und Zugkraft. Es kommt damit nicht<br />

von ungefähr, dass der Studenten-Weltverband (FISU) im<br />

letzten Jahrzehnt gerne asiatische Schauplätze auswählte:<br />

vor Bangkok (<strong>2007</strong>) Peking (2001) oder Daegu/Südkorea<br />

(2003).<br />

22<br />

In Deutschland unterlag der Stellenwert der Universiaden<br />

ähnlichen Metamorphosen wie der Studentensport selbst. Bis<br />

in die siebziger Jahre bildeten studierende Spitzensportler<br />

Leistungsträger der deutschen Sportbewegung. Das hat sich -<br />

ausgelöst durch die 68er Studenten-Bewegung - verschoben.<br />

In gleichem Maße wie die kreative Spaßgesellschaft auf dem<br />

Campus dominierte, schwand die Bedeutung des Spitzensports<br />

dort. Damit spielten auch Studierenden-Weltspiele hier<br />

zu Lande eine Schatten-Rolle.<br />

In den neunziger Jahren dann entwickelte sich die deutsche<br />

Auswahl zum Sprungbrett für ambitionierte Athleten aus den<br />

Nachwuchskadern. In den Verbänden, die das Universiade-


Programm speisen -<br />

Kernsportarten, darunter<br />

Leichtathletik, Schwimmen,<br />

Turnen Fußball,<br />

Basketball und Volleyball,<br />

dazu zwei bis drei<br />

Demonstrations-Sportarten<br />

-, erfuhr sie stärkere<br />

Wertschätzung. Auch die<br />

Leistungssport-Regie<br />

(damals noch im DSB)<br />

erkannte diese Chancen.<br />

Im neuen Jahrtausend hat<br />

sich das Leistungsprofil<br />

geschärft. Da wirtschaftliche<br />

Ressourcen oder<br />

Sportförderung durch<br />

Bundeswehr, Bundespolizei<br />

und Zoll eng begrenzt<br />

werden, entwickelt sich<br />

Spielraum auf dem Campus.<br />

Hochschulsport<br />

erfährt eine Renaissance.<br />

Die deutschen Auswahlmannschaften,<br />

zuletzt auf<br />

unter 90 Köpfe<br />

geschrumpft, wachsen<br />

wieder und legen an<br />

Qualität deutlich zu. In<br />

Bangkok zählte die Equipe<br />

des Allgemeinen <strong>Deutsche</strong>nHochschulsportverbandes<br />

(adh) 119 Aktive<br />

und 59 Betreuer. Generalsekretär<br />

Olaf Tabor: "Die<br />

Universiade hat nicht<br />

mehr ausschließlich<br />

Nachwuchscharakter. Wir<br />

spicken den Tross ganz<br />

gezielt mit Leitwölfen. Wir<br />

haben kontinuierlich an den Leistungskriterien gedreht. Je<br />

mehr wir an den Kriterien gedreht haben, um so mehr Aufmerksamkeit<br />

und Qualität haben wir bekommen."<br />

Wirtschaftlich hing die Mission Bangkok - von 17 Disziplinen<br />

dort besetzte der adh 13 - wie alle anderen zuvor am Tropf<br />

des Staates. Das Bundesinnenministerium (BMI) trägt 80 bis<br />

90 Prozent der Grundfinanzierung. Tabor: "Es ist finanziell<br />

eng. Die Ausstattung durch das BMI ist an der sportfachlich<br />

vertretbaren Grenze." Dankbar ist der Chef de Mission, dass<br />

die zuletzt sprunghaft gestiegenen Flugkosten vom BMI<br />

aufgefangen wurden. Ein kleiner Anteil Sponsorenbeiträge<br />

und Eigenfinanzierung der Verbände (Tennis, Golf) die nicht<br />

BMI-subventioniert sind, entlasten den adh-Etat. Dennoch:<br />

die Zeiten sind vorbei, als Studierende in den neunziger<br />

Jahren mit mehreren hundert Euro Selbstbeteiligung zur<br />

Kasse gebeten wurden. Leistung soll sich lohnen, heißt die<br />

neue Philosophie im adh. Universiaden sind keine Spaßevents<br />

auf Touristen-Ticket, sondern Entwicklungshilfe auf Top-<br />

Niveau. "Wir zählen nicht in erster Linie Medaillen. Das Privileg<br />

nehmen wir uns noch heraus", sagt Olaf Tabor. Das Team<br />

ist kleiner als eine Olympia-Auswahl, damit ist die Atmosphäre<br />

familiärer, stimmungsvoller und kommunikativer. Auch<br />

international, im Austausch mit den Studierenden der Welt.<br />

Ein Kraftfeld baut sich auf, mit hohem Identifikations- und<br />

Erinnerungs-Charakter.<br />

Ohne Leistung keine Perspektiven: "Das internationale Niveau<br />

ist exorbitant gestiegen", gewichtet Tabor die Entwicklung -<br />

im Sommer wie im Winter. "Die Verbesserung des Teams ist<br />

ein Muss geworden, ansonsten würden wir sukzessive<br />

zurückfallen." Der adh hat im Zusammenspiel mit den Fachverbänden,<br />

der Leistungssport-Regie im DOSB und der Sporthilfe<br />

reagiert. In Bangkok waren eine Reihe von Top-Athleten<br />

dabei, neben Perspektiv-Teams im Basketball oder Volleyball,<br />

die sich aus Talenten in den A-2-Nationalmannschaften<br />

rekrutieren.<br />

Schrittmacher sind zugleich die (von 163 im adh organisierten)<br />

80 Partnerhochschulen des Spitzensports. Mit diesen<br />

Rahmenverträgen erleichtert der Dachverband seit 1999 den<br />

Alltag von studierenden Leistungssportlern (Studienbedingungen,<br />

Prüfungstermine, Zulassungskriterien). Pressereferentin<br />

Julia Beranek: "Es sind ziemlich überall im Land Partnerhochschulen<br />

verfügbar." Zu den Qualifikationshürden<br />

zählen auch Pflicht-Teilnahme bei <strong>Deutsche</strong>n Hochschulmeisterschaften,<br />

der Nachweis internationaler Normen,<br />

Kaderzugehörigkeit und begründete Endkampfchance. Julia<br />

Beranek: "Bei der letzten Sommer-Universiade in Izmir<br />

(Türkei) 2005 gewann die adh-Auswahl vier mal Gold, fünfmal<br />

Silber und achtmal Bronze - insgesamt 17 Medaillen." In<br />

Bangkok jetzt landete sie mit elf Gold-, fünf Silber- und neun<br />

Bronzemedaillen auf Rang sieben - erstmals unter den besten<br />

Zehn im Medaillenspiegel. Beste Nation war Olympia-Gastgeber<br />

China (32 Gold-/insgesamt 87 Medaillen), gefolgt von<br />

Russland (92) und der Ukraine (66) mit je 28 Siegern.<br />

Entwicklungsland ist Deutschland noch als Ausrichter von<br />

Studierenden-Weltspielen. Die einzigen von 24, die es bisher<br />

gab, neben der FISU-Sportwoche 1953 in Dortmund, fanden<br />

1989 in Duisburg mit verkürztem Programm statt. Damals<br />

sprang man für Sao Paulo (Brasilien) ein und stellte binnen<br />

169 Tagen ein Programm zusammen, das Respekt erntete.<br />

Auch das soll sich ändern und dokumentiert das neue Selbstbewusstsein<br />

im Hochschulsport: Der adh bewirbt sich um die<br />

Sommer-Universiade 2013. Natürlich abgestimmt mit der<br />

Politik (BMI) und den Sportorganisationen (DOSB).<br />

23


Gute oder schlechte Zeiten für den Sport im Fernsehen?<br />

Von Dieter Hochgesand<br />

ARD und ZDF flüchteten auf Grund der Doping-Enthüllungsorgie<br />

aus der Live-Berichterstattung von der Tour de<br />

France. War das gut? Für die Intensivierung der Diskussion<br />

um das Thema Doping im Profi-/Spitzensport und die daraus zu<br />

ziehenden Konsequenzen, weit über den Aktionsradius der Pedaleure<br />

hinaus, allemal. SAT 1 glaubte einen Coup zu wittern, stürzte<br />

sich flugs und hemmungslos in den Manipulationssumpf und<br />

servierte das trübe Treiben live. War das schlecht? Jedenfalls für<br />

SAT 1, wo das vermeintliche Quotenschnäppchen keineswegs die<br />

erwartet hohen Zuschauerzahlen brachte, sondern gar der Verlust<br />

von Werbekunden zu quittieren war. Was nun? Hat da jemand eine<br />

Lektion gelernt - sind gar die privaten Anstalten für künftige<br />

Taten geläutert? Wurde ihre Gier nach Quoten per Verbreitung von<br />

aktuellem Schmuddelsport gedämpft? Wohl weit gefehlt. Es wäre<br />

vielmehr naiv, das zu glauben und sicher auch fast zu viel verlangt,<br />

wenn man gerade von den auf Werbeeinnahmen unabdingbar<br />

angewiesenen Sendern erwarten würde, dass sie ihren auf<br />

Boulevard geeichten Massengeschmack konsequent hinterfragen.<br />

Nicht ganz sauber<br />

Viel Lob und Zustimmung vom organisierten Sport bis zum<br />

Bundestagssportausschuss heimsten die öffentlich-rechtlichen<br />

Fernsehsender ein, nachdem sie die positive Dopingprobe von<br />

Patrik Sinkewitz umgehend zum Anlass genommen hatten, ihre Live-<br />

Berichterstattung von der Tour de France zu beenden. Der Boykott<br />

von ARD und ZDF war die folgerichtige und logische Konsequenz<br />

nach den vollmundigen Erklärungen im Vorfeld der "großen Schleife",<br />

man werde sich bei neuen Vorkommnissen aus der Übertragung<br />

ausblenden. Leider wurde das mit dem gekappten Sendesignal angestrengte<br />

Saubermann-Image gewissermaßen über Nacht wieder<br />

beschädigt. Während die Öffentlichkeit eifrig über Pro und Kontra des<br />

Rückzuges diskutierte, hatte das öffentlich-rechtliche Fernsehen<br />

keinerlei Bedenken, die Rechte für die Live-Berichterstattung an dem<br />

dopingverseuchten Sportereignis ohne lange Verhandlungen an Pro<br />

Sieben/Sat1 weiterzureichen. Der Aussteiger lieferte für kleines Geld<br />

24<br />

Aber wie steht es hier um die öffentlich-rechtlichen ARD und ZDF,<br />

die via Gesetz über unsere Gebühren verfügen können und somit<br />

einen verpflichtenden Auftrag von der ganzen <strong>Gesellschaft</strong> mit auf<br />

ihren Weg genommen haben? Sind sie bei der Tour de France eher<br />

schweren Herzens über ihren Schatten gesprungen, als dass dies<br />

eine Überzeugungstat mit klarer Zeichensetzung für die Zukunft<br />

gewesen sein dürfte? Manche Indizien lassen anderes vermuten,<br />

denn immerhin liefern sie uns weiterhin hemmungslos und voller<br />

Quotengier beispielsweise blutige Boxkämpfe fragwürdiger Qualität,<br />

mit und ohne gebrochenem Kiefer und Tourenwagen-Rennen<br />

mit möglichst spektakulären Crash-Effekten. Wenn es nur kräftig<br />

"auf die Glocke" gibt, wenn nur das Blech richtig kracht. Hei, da<br />

freuen sich die Sportfreunde, denen das Archaische noch ganz<br />

dick im Blut fließt. Und hei, da freuen sich auch die TV-Verantwortlichen,<br />

wenn sie mit Sport dieses Genres hohe Zuschauerzahlen<br />

generieren und anschließend damit ihre Marketing-Leute zur<br />

Einsammlung von Werbeeinnahmen losschicken können. Doch<br />

halt, nur keine übereilten Rückschlüsse. Hier soll absolut keine<br />

und freiwillig dem privaten Sendeverbund, der 24 Stunden später mit<br />

der 11. Etappe die Live-Übertragung fortsetzte, die direkte Steilvorlage.<br />

Der Deal mit der so genannten Sub-Lizenzierung liefert ein Lehrund<br />

Paradebeispiel für das derzeitige Grundverständnis der selbst<br />

ernannten Vorkämpfer bei ARD und ZDF im Ringen gegen Betrug und<br />

Manipulationen sowie im Kampf für saubere, faire sportliche Wettkämpfe<br />

und Veranstaltungen. Was diesen hehren Ansprüchen nicht<br />

genügt, was dem eigenen Publikum nicht mehr zugemutet werden<br />

soll, das ist noch allemal gut genug für den Sender nebenan. Womit<br />

man sich selbst nicht schmutzig machen will, damit darf oder soll sich<br />

getrost ein Anderer infizieren. Frei nach dem schlichten Motto: Jeder<br />

ist doch selbst dafür verantwortlich, was er ausstrahlt. Aus PRtaktischen<br />

und wirtschaftlichen Gründen mag der Weiterverkauf der<br />

Lizenz nachvollziehbar und stimmig sein. Das Reinheitsgebot aber, das<br />

man vom Sport vehement einfordert, wird damit glatt konterkariert.<br />

Wer ein glaubhaftes, makelloses und wirklich vorbildliches Signal im<br />

Kampf gegen die Doping-Seuche setzen will, der macht von seinen<br />

Rechten anders Gebrauch.<br />

Andreas Müller


falsche Spur gelegt werden. Larmoyanz wäre ebenso fehl am Platz<br />

wie heuchlerische Entrüstung. Statt um Moralin geht es hier um<br />

offenkundig fehlende Fairness und Vernunft des Fernsehens im<br />

qualitativen wie quantitativen Umgang mit dem, was man unter<br />

real existierendem Sport in seiner Gesamtheit zu verstehen hat -<br />

also nicht nur um den Profi-/Spitzensport sondern vor allem -und<br />

gerade jetzt- auch um den Sport an seiner imponierend großen<br />

Basis.<br />

Betrachten wir es mal nüchtern: Das aus dem Dunkeln immer<br />

deutlicher und massiver ans Tageslicht und somit in unser<br />

Bewusstsein gebrachte Doping-Problem wirft längst riesige Schatten<br />

auf alles, was unter Sport firmiert. Käme es dazu, dass Sport<br />

in unserer <strong>Gesellschaft</strong> allgemein als unsauber und somit diskreditiert<br />

wahrgenommen wird, hätte dies fatale Folgen, denn was<br />

gerade er an seinem breiten Fundament durch millionenfach<br />

praktizierte ehrenamtliche Arbeit Tag für Tag in den zigtausend<br />

Vereinen leistet und - das nicht zuletzt auch im Auftrag der<br />

Politik - zu leisten hat, ist so von niemandem sonst auch nur<br />

annähernd erfolgreich zu bewältigen. Und was hat das alles mit<br />

dem Fernsehen zu tun, respektive mit dem öffentlich-rechtlichen?<br />

Hier eröffnet sich gerade jetzt für ARD und ZDF die große Chance,<br />

ihrer diesbezüglichen Verpflichtung nachzukommen und bisherige<br />

Vernachlässigungen endlich zu korrigieren, Versäumtes nachzuholen,<br />

vernünftiges und faires Handeln gegenüber dem Basis- und<br />

Breitensport zu praktizieren, in dem man dessen vielfältigen<br />

Aktivitäten zur Bewältigung von gesellschaftsrelevanten Aufgaben<br />

wie beispielsweise in Sachen Gesundheit, Erziehung, Integration,<br />

Sozialisierung usw. usw. durch mehr und kompetentere Berichterstattung<br />

den Platz einträumt, der ihnen zusteht. Niemand wird<br />

freilich ernsthaft erwarten und verlangen, dass ARD und ZDF<br />

gerade im Massenphänomen Sport künftig auf das Spektakuläre<br />

großartig verzichten. Aber damit, dass Bemühungen um entsprechende<br />

Platzierung von Sendungen über Aktivitäten des organisierten<br />

Sports mit dem Argument "bringt keine Quoten" in ziemlich<br />

penetranter Regelmäßigkeit die kalte Schulter gezeigt wird,<br />

muss endlich Schluss sein.<br />

Abgesehen von Ignoranz und Hochnäsigkeit, die häufig nur<br />

schlecht verborgen hinter dieser Praxis der aus Steuergeldern<br />

finanzierten Anstalten steckt, ist einer solchen Denk- und Handlungsweise<br />

auch ein bemerkenswertes Quantum an Unlogik, gar<br />

Dummheit immanent. Denn wie jeder im TV-Metier wissen müsste,<br />

erwächst nur aus dem organisierten Sport an seiner Basis und<br />

in seiner Breite (übrigens getragen von der wohl größten und<br />

aktivsten Personenvereinigung in unserer <strong>Gesellschaft</strong>) der ach so<br />

attraktive Spitzen-/Profisport, aus dem das Massenmedium Fernsehen<br />

mit seinen Protagonisten später so gern und gierig Popularität<br />

und Werbeeinnahmen saugt. Ergo: vom Sport an seiner<br />

Wurzel, davon, wie er dort lebt, arbeitet und wächst, adäquat zu<br />

berichten, wäre nicht nur für ihn selbst eine der wichtigsten<br />

Voraussetzungen auf dem Weg zum Erfolg, sondern - unter ganz<br />

bewusster Inkaufnahme zunächst mäßiger Quoten - auch für das<br />

öffentlich-rechtliche Fernsehen eine durchaus weitsichtige Investition.<br />

Nun: Gute Zeiten oder schlechte Zeiten im Sport, mit diesem<br />

Fernsehen und mitten im Doping-Kampf? Dass Doping, die Manipulation<br />

unserer mentalen und physischen Möglichkeiten, beileibe<br />

weder neu noch ein exklusives Problem des Sports ist, dürfte<br />

allgemein bekannt sein. In der Kunst, im Show-Business, selbst bei<br />

der Arbeit, gerade auch bei kriegerischen Auseinandersetzungen<br />

unter den Soldaten, in vielen extremen Stresssituationen des<br />

Lebens, nimmt "Doping" in vielfältiger Form seit Menschengedenken<br />

einen gefährlichen, weil letztlich zerstörerischen Platz ein.<br />

Doch in kaum einem anderen Bereich unserer Existenz, als dem<br />

des zur Steigerung der Lebensqualität konzipierten und dafür<br />

prädestinierten, vernünftig praktizierten Sports, ist der Kampf<br />

gegen Doping so eminent wichtig und Erfolg versprechend.<br />

Warum das so ist? Wo und wie das, weit weg vom hemmungslos<br />

auf Profitmaximierung um jeden Preis ausgerichteten Sport<br />

alltäglich gemacht wird? Genau das könnten die Massenmedien,<br />

allen voran das Fernsehen, an Millionen Menschen eindrucksvoll<br />

und nachhaltig via Bildschirm weitergeben.<br />

Und dann wären es wohl bald wieder bessere Zeiten für den Sport<br />

in seiner faszinierenden Gesamtheit.<br />

Empfohlene Diät<br />

Der Doppelschlag von ARD und ZDF, die Live-Berichterstattung<br />

von der Tour de France zu beenden, wirkt wie<br />

eine bittere Medizin. Nach all den Jahren, in denen die<br />

öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten die große Schleife als<br />

dopingfreie Zone darstellten, haben sie nun den Schalter umgelegt.<br />

Der Dopingfall Patrik Sinkewitz als Anlass wurde später<br />

durch den Ausschluss des Kasachen Alexander Winokurow und<br />

des Dänen Rasmussen noch bekräftigt. Die Motive für den<br />

Ausstieg mögen, so moralinsauer sie begründet wurden, nicht<br />

nur edlen Motiven entspringen. Die gebührenfinanzierten<br />

Sender hatten auch eine Menge gut zu machen. Schließlich<br />

waren sie durch ihre aus den Taschen der Fernsehzuschauer<br />

finanzierten Verträge zu Kumpanen von Jan Ullrich und den<br />

Radprofis im Magenta-Trikot und damit des verrotteten<br />

"Doping-Events" geworden. Mag sein, dass es den Intendanten<br />

zugleich aus Kostengründen günstig erschien, sich aus dem<br />

zweifelhaften Gewerbe zurück zu ziehen. Der Effekt spricht für<br />

sich. Der Kreislauf von Sportprodukt, Sponsoren und Fernsehwerbung<br />

ist durchbrochen. Dem Geschäft wird die Grundlage<br />

entzogen. Daran werden auch Privatsender wie Sat 1 nichts<br />

ändern, der als Schmarotzer in die Lücke sprang. Manche<br />

Athleten, die für sich in Anspruch nehmen, sich nicht unerlaubter<br />

Mittel zu bedienen, fordern schon seit langem: Nehmt das<br />

Geld aus dem Sport! Das Rad der Sportgeschichte wird sich<br />

freilich nicht ins Amateurzeitalter zurückdrehen lassen. Aber<br />

vielleicht hilft eine Diät, mit der die unverhältnismäßig hohen<br />

Summen als Anreiz für Doping verschwinden. Dopingsünder<br />

wird es immer geben. Doch darum geht es nicht. Ein Gesundschrumpfen<br />

des überkommerzialisierten Spitzensports könnte<br />

erreichen, dass Doping nicht zur Voraussetzung für Erfolg,<br />

sondern wieder zur Ausnahme wird. Nur so lässt sich das Wesen<br />

des Sports retten: aus eigener Kraft um Sieg und Medaillen zu<br />

streiten, anstatt den Lorbeer durch Lug und Trug zu erschleichen.<br />

Steffen Haffner<br />

25


Der Sport und das Grundgesetz:<br />

Nimmt die Verfassung eine sportliche Entwicklung?<br />

Von Andreas Humberg<br />

Das Grundgesetz scheint in der Tat in Bewegung. Die Föderalismusnovelle<br />

hat die umfangreichsten Änderungen der<br />

Verfassung seit jeher mit sich gebracht, und weitere Neuerungen<br />

werden auf politischer Ebene bereits kräftig diskutiert. Dabei<br />

ist ein Augenmerk auf die unter Umständen bevorstehende Aufnahme<br />

des Sports in das Grundgesetz als Staatszielbestimmung zu<br />

werfen. Auf die entsprechenden Forderungen trifft man allenthalben,<br />

sei es in Form von Strategiepapieren, Positionspapieren, Absichtsbekundungen<br />

oder mittels Zielvorstellungen. Im Kern ist das angestrebte<br />

Verlangen dasselbe: Der "Sport" gehört in das Grundgesetz.<br />

Diese Forderung stellt auch der <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> Sportbund<br />

(DOSB). Er hat unlängst ein Positionspapier "Staatsziel Sport"<br />

verabschiedet, und der Präsident des DOSB durfte als Sachverständiger<br />

vor dem Rechtsausschuss des <strong>Deutsche</strong>n Bundestages auch<br />

bereits entsprechende Ausführungen zu Beginn dieses Jahres<br />

machen. Auch weite Teile der Politik und der Kultureinrichtungen<br />

sprechen sich für das Staatsziel Sport aus. So postuliert dies etwa<br />

die SPD-Bundestagsfraktion oder der <strong>Deutsche</strong> Kulturrat. Beiden ist<br />

es ein dringendes Anliegen, den Sport alsbald in das Grundgesetz<br />

aufzunehmen, und zwar als Staatsziel.<br />

Die Bundesrepublik Deutschland zählt zweifelsfrei zu den führenden<br />

Sportnationen der Welt. Nur zu gerne wird hier zu Lande der Sport<br />

als "eine Hauptsache des Lebens" oder "wichtigste Nebensache der<br />

Welt" umschrieben. Betrachtet man diese wichtige Nebensache aber<br />

einmal unter juristischem Blickwinkel, so wird man schnell feststellen,<br />

dass der Sport weder im Grundgesetz Erwähnung findet, noch<br />

dass es sonst ein in sich abgeschlossenes Sportgesetzbuch gibt. In<br />

der Verfassung fehlt somit die Verankerung eines bedeutenden<br />

Lebensbereichs unserer <strong>Gesellschaft</strong>. Daher verwundern die Rufe<br />

nach einem Staatsziel Sport nicht, um entsprechend vieler anderer<br />

europäischer Staatsverfassungen den Sport als Terminus, respektive<br />

konkretisierter Regelungsmaterie, zukünftig ebenfalls aufweisen zu<br />

können. Der Richter am Bundesverfassungsgericht Udo Steiner<br />

beschreibt diesen Befund wie folgt: "Es ist keine sensationelle und<br />

doch bemerkenswerte Feststellung, dass eine so staatsbedeutsame<br />

Wirklichkeit wie der Sport unter keinem seiner Aspekte eine direkte<br />

Erwähnung im Grundgesetz findet." Die Fakten sprechen für ihn,<br />

denn fast 30 Prozent der deutschen Bevölkerung sind Mitglied in<br />

einem der über 90.000 Sportvereine. Damit sind nicht nur rund 27<br />

Millionen Menschen aktives oder passiv-förderndes Mitglied, sondern<br />

es sind die etwa 4,5 Millionen Menschen zu betrachten, die<br />

sich ehrenamtlich in den Vereinen engagieren. Mit dieser Hilfestellung<br />

werden jährlich schließlich circa 10 Millionen Sportveranstaltungen<br />

durchgeführt.<br />

Vor diesem Hintergrund sollte man auch die Entwicklung der<br />

jeweiligen Landesverfassungen betrachten. In diesen findet sich der<br />

26<br />

Sport als Staatszielbestimmung, bis auf die Ausnahme Hamburgs,<br />

wieder. Exemplarisch sei die Landesverfassung NRW zitiert, in der<br />

Art. 18 Abs. 3 lautet: "Sport ist durch Land und Gemeinden zu<br />

pflegen und zu fördern."<br />

Insoweit verwundert es nicht, dass immer wieder postuliert wird,<br />

den Sport auf Bundesebene in das Grundgesetz zu integrieren. Die<br />

Wahlen zum 16. <strong>Deutsche</strong>n Bundestag haben zu einer Großen<br />

Koalition aus SPD und CDU/CSU geführt. Auch diese neue Regierung<br />

strebte sehr früh, nämlich schon durch den Koalitionsvertrag,<br />

eine Aufnahme des Sports in das Grundgesetz an. Allerdings sollte<br />

diese Form der Aufnahme im Rahmen des Kompetenzkataloges der<br />

konkurrierenden Gesetzgebung zur Lärmbekämpfung (Art. 74 Abs. 1<br />

Nr. 24 GG) erfolgen und nicht als Staatszielbestimmung zur Förderung.<br />

Im Verlaufe der Diskussion um die Föderalismusreform wurde<br />

aber selbst dieses Vorhaben nicht erreicht. Also verblieb es bei der<br />

erwähnten Situation: es fehlt der Sport im Grundgesetz.<br />

Eine notwendige Verankerung würde sich verfassungsrechtlich<br />

mittels einer Staatszielbestimmung, d.h. durch eine Verfassungsnorm<br />

mit rechtlich bindender Wirkung, die der Staatstätigkeit die<br />

fortdauernde Beachtung oder Erfüllung bestimmter Aufgaben<br />

vorschreibt, bewerkstelligen lassen. Hierbei könnte eine Förderungspflicht<br />

und/oder eine Schutzpflicht zu Gunsten des Sports normiert<br />

werden. Die Aufnahme derartiger Staatszielbestimmungen in<br />

Verfassungen wird heute durchaus als staatsrechtliches Patentrezept<br />

befürwortet. Die Zielbestimmungen schaffen nämlich Vertrauen und<br />

Einverständnis bei den Bürgern, und die Wertediskussion im außerrechtlichen<br />

Bereich wird positiv beeinflusst. Aber auch Kritik und<br />

Zurückhaltung wird gegenüber solchen Staatszielbestimmungen<br />

bekundet. So sei eine Verfassung keine Sonntagspredigt, in der<br />

Regelungsversprechen durch Staatszielbestimmungen abgegeben<br />

werden müssten, von denen man sich zudem nicht zu viel versprechen<br />

sollte. Und eine Inflation an Staatszielen würde die existierenden<br />

entwerten und ausgegrenzte Bereiche diskriminieren. Kurzum,<br />

sie seien lediglich symbolische Maßnahmen.<br />

Entgegen dieser vereinzelten Kritik hat sich der Verfassungsgeber<br />

des Mittels der Staatszielbestimmungen allerdings bedient und<br />

beispielsweise den Umweltschutz in Art. 20a GG festgeschrieben.<br />

Staatszielbestimmungen stellen heute also, so kann man festhalten,<br />

eine typische Erscheinung des modernen Verfassungsstaates dar.<br />

In der konkreten Diskussion um die Aufnahme des Sports in das<br />

Grundgesetz werden widerstreitende Positionen vertreten. Dies<br />

spiegelt sich auch in den Sachverständigen-Gutachten wider,<br />

welche der Rechtsausschuss des <strong>Deutsche</strong>n Bundestags anlässlich<br />

der Reformdiskussion zur Aufnahme der Staatszielbestimmung<br />

"Kultur" in das Grundgesetz aktuell in Auftrag gab. Hier lassen sich


ei dem Teilaspekt Sport sowohl Befürworter als auch Kritiker der<br />

angedachten Änderung finden. Insbesondere die gesellschaftlichen<br />

Funktionen des Sports veranlassen viele von ihnen, den Sport als<br />

Staatsziel in naher Zukunft in der deutschen Verfassung zu verankern.<br />

Die soziale Wertschöpfung, die Sozialisationsfunktion, die<br />

Integrationsleistung und auch die Kriminalitätsprävention des<br />

Sports werden dabei positiv in den Vordergrund gestellt. Hinzu<br />

kommen die Identifikation eines jeden Sportlers mit seinem Sport,<br />

die Identifikation einer ganzen Nation mit seinen erfolgreichen<br />

Athleten - es sei an das Sommer- und Wintermärchen im Fußball<br />

und Handball erinnert! - und damit auch mit dem Staat als solchen.<br />

Im Rahmen dieser Diskussion ist auch die faktisch erhebliche<br />

finanzielle Unterstützung des Sports durch die Gemeinden, die<br />

Bundesländer und den Bund zu beachten. Insbesondere die Hochleistungssportförderung<br />

verspricht sich einen positiven Imagegewinn<br />

für die Nation im Falle erfolgreicher Hochleistungssportler<br />

und dem damit einhergehenden psychologischen Effekt. Letztere<br />

wird derzeit auf Grund ungeschriebener Verfassungskompetenzen<br />

praktiziert, so dass es wünschenswert ist, sollte sich alsbald eine<br />

(teilweise) Legitimationsbasis in Form einer Staatszielbestimmung<br />

für die immense Hochleistungssportförderung durch den Bund<br />

finden. Argumentativ wird aber auch an profanere Aspekte angeknüpft,<br />

wie etwa der Tatsache, dass sich in nahezu allen Parteiprogrammen<br />

der Sport als Gegenstand wiederfindet und das Gewicht<br />

des Sports durch eine Verankerung einfach erhöht würde.<br />

Die Kritiker wenden ein, dass durch eine Staatszielbestimmung<br />

Sport die Autonomie des Sports gefährdet wäre. Zudem seien<br />

Staatszielbestimmungen in hohem Maße unbestimmt formuliert,<br />

was durch die Tatsache verkompliziert würde, dass es eine allumfassende<br />

Definition für den Sport schon nicht gibt. Dies hätte eine<br />

Konturenlosigkeit der zu regelnden Materie zur Folge, was zu<br />

verhindern sei. Daran anknüpfend, dass eine Verfassung "kein<br />

Wunschkonzert" sei, wird die Argumentation sogar in ihr Gegenteil<br />

verkehrt, in dem die Kritiker die Frage stellen, weshalb sodann nicht<br />

auch die Gartenpflege, die Kochkunst oder gar die Mode als Staatszielbestimmung<br />

integriert werden. Sogar die politische Handlungsfähigkeit<br />

Deutschlands wird durch die Staatszielbestimmung als<br />

gefährdet angesehen.<br />

Doch auch bereits früher - durchaus veranlasst durch die Entwicklung<br />

der Landesverfassungen in Bezug auf den Sport - wurde<br />

bereits widerstreitend die Diskussion über die Aufnahme geführt.<br />

Kritiker haben bereits damals auf die historische Entwicklung des<br />

deutschen Grundgesetzes hingewiesen. Schließlich habe sich bereits<br />

der Verfassungsgeber bewusst gegen die Aufnahme solcher Bestimmungen<br />

entschieden und habe damit auch gute Erfahrungen<br />

gemacht. Das Konzept einer schlanken Verfassung habe sich<br />

insoweit bewährt, da bei einer Erweiterung des Grundgesetzes um<br />

soziale Versprechungen die Verfassung zu einem "Lesebuch des<br />

Staatsparadieses" würde.<br />

Um einer Stufensituation etwa zwischen dem Umweltschutz und<br />

der Sportförderung entgegenwirken zu können, wurde die Aufnahme<br />

des Sports in die Verfassung andererseits damals schon mit<br />

Nachdruck gefordert. Die unvertretbaren Benachteiligungen bei der<br />

gerichtlichen Auseinandersetzung zwischen dem Sport und dem<br />

Umweltschutz könnten somit behoben werden. Somit wäre die<br />

Festschreibung des Sports als Staatsziel im Verhältnis zum bereits<br />

existierenden Umweltschutz - sportlich ausgedrückt - ein verfas-<br />

sungsrechtliches Rebreak. Mit der Aufnahme würde dem Sport<br />

zudem ein angemessener Stellenwert zukommen. Augenscheinlich<br />

profan, indes nicht von der Hand zu weisen, ist der Begründungsansatz<br />

von Hans Hansen, dem ehemaligen Präsidenten des <strong>Deutsche</strong>n<br />

Sportbundes, dass der Sport als größte Bürgerinitiative - es<br />

sei an die Dimensionen der Spottreibenden und Sportvereine<br />

erinnert - schon auf Grund dieser Tatsache in das Grundgesetz<br />

gehöre und zwar "ohne Wenn und Aber". Es ist ihm insoweit<br />

beizupflichten, als dass es im Kern um die Behandlung eines<br />

bedeutenden Lebensbereichs der <strong>Gesellschaft</strong> geht, der zudem<br />

einen wichtigen Faktor in nahezu allen Wirtschaftsbereichen<br />

darstellt.<br />

Auch der DSB hatte intensive Anstrengungen unternommen, den<br />

Verfassungsgesetzgeber von einer Sportförderungsklausel zu überzeugen.<br />

So wurde im Dezember 1990 eine ad-hoc-Kommission<br />

"Sport in den Verfassungen von Bund, Ländern und Gemeinden"<br />

gebildet, die Argumentationshilfen zur Verankerung des Sports in<br />

den verschiedenen Verfassungen entwickeln sollte. Es wurden<br />

verschiedene Formulierungsvorschläge gemacht, wie die Staatszielbestimmung<br />

des Art. 20a GG durch den Sport ergänzt werden<br />

könnte. Nach der Fusion der beiden deutschen Sportspitzenorganisationen<br />

führt der DOSB, wie eingangs erwähnt, diese Bestrebungen<br />

zu Recht intensiv fort.<br />

Durch die Aufnahme einer Staatszielbestimmung zur Förderung<br />

und/oder zum Schutz des Sports in das Grundgesetz würden<br />

Auswirkungen für alle drei Staatsgewalten einhergehen. Einen<br />

einklagbaren Individualanspruch enthalten sie hingegen nicht. Mit<br />

dem Nachdruck der Fixierung im Grundgesetz stellt das Staatsziel<br />

vielmehr eine Handlungsanweisung für das staatliche Handeln dar.<br />

Der 11. Sportbericht der Bundesregierung vom 4.12.2006 beginnt<br />

mit dem Satz: "Sport ist ein unverzichtbares Element unserer<br />

<strong>Gesellschaft</strong>". Da aber die drei Staatsgewalten auch Teil der <strong>Gesellschaft</strong><br />

sind, kann es kein Hinderungsgrund sein, dass diese durch<br />

eine Staatszielbestimmung in ihren Handlungsweisen geprägt<br />

würden.<br />

Der Beitrag hat verdeutlicht, dass die Aufnahme des Sports in das<br />

Grundgesetz aus mehreren Gründen notwendig ist. Zum einen<br />

manifestiert die Integration des Sports in die Verfassung die enorme<br />

gesellschaftliche Bedeutung, zum anderen ist eine solche Staatszielbestimmung<br />

notwendig, um ein Stufenverhältnis zu anderen<br />

Staatszielbestimmungen und den darin enthaltenen Lebensbereichen<br />

zu verhindern. Die Kritik, die im wesentlichen an die befürchtete<br />

Inflation von weiteren Staatszielen anknüpft, kann hier nicht<br />

überzeugen. Die Aufnahme des Umweltschutzes und die langjährige<br />

Erfahrung hiermit zeigen ja gerade das Gegenteil. Auch hier ist die<br />

politische Handlungsfähigkeit der Bundesrepublik in keiner Weise<br />

eingeschränkt oder berührt worden. Darüber hinaus ist eine Staatszielbestimmung<br />

notwendig, um die Praxis der Hochleistungssportförderung<br />

durch den Bund partiell verfassungsrechtlich zu untermauern.<br />

Insoweit verdient das Bestreben von Teilen der Politik und<br />

des DOSB Zustimmung, wenn gefordert wird, dass der Sport als<br />

Staatszielbestimmung in das Grundgesetz aufgenommen werden<br />

soll. Somit darf man abschließend das eingangs erwähnte Positionspapier<br />

des DOSB zum Staatsziel Sport und die darin niedergeschriebene<br />

Forderung nach einer positiven Normierung des Sports zitieren:<br />

"Es ist an der Zeit, dass dies endlich auch im Grundgesetz<br />

geschieht."<br />

27


Sport und Kultur - ein neues Verhältnis?<br />

Anmerkungen zur Diskussion um "Staatsziel" und Verfassungsrang<br />

Von Ommo Grupe<br />

Auf seiner Mitgliederversammlung 2006 in Weimar<br />

beschloss der <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> Sportbund, sich<br />

darum zu bemühen, dass künftig "Sport" als Staatsziel<br />

im Grundgesetz unserer Republik verankert wird, und zwar<br />

neben Kultur. Dieser Beschluss löste unterschiedliche Reaktionen<br />

aus. Die Diskussion dazu wurde insbesondere in der<br />

"Frankfurter Allgemeinen Zeitung" geführt. Die an ihr beteiligten<br />

Autoren - zumeist Juristen - kamen dabei allerdings zu<br />

unterschiedlichen Schlussfolgerungen: Der Sport gehöre<br />

28<br />

wegen seiner Leistungen als Staatsziel in das Grundgesetz, so<br />

die einen; sein Anspruch sei als unbegründet und auch als<br />

überflüssig anzusehen, so die anderen. Ähnlich kontrovers<br />

waren die Auffassungen von Bundestagsabgeordneten.<br />

Wer angenommen hatte, mit dieser Diskussion sei die nun<br />

schon über fast ein ganzes Jahrhundert anhaltende Auseinandersetzung<br />

über das Verhältnis von Sport und Kultur<br />

abgeschlossen, sah sich allerdings enttäuscht. Wichtige


Fragen blieben offen. Sie betrafen nicht nur Grundsätzliches.<br />

Warum löst sich zum Beispiel der DOSB mit seinem Anliegen,<br />

jetzt neben Kultur (und vielleicht dann auch noch anderen<br />

kulturellen Bereichen) im Grundgesetz aufgeführt zu werden,<br />

von einer von seinen Vorgänger-Organisationen DSB und<br />

NOK über Jahrzehnte verfolgten Linie, die darauf abzielte, im<br />

Unterschied dazu als Teil der Kultur anerkannt zu werden?<br />

Nun möchte er offensichtlich, dass man ihn als etwas Eigenes<br />

neben der Kultur aufführt - oder? Soll der organisierte Sport<br />

in Deutschland sich künftig nicht mehr als Teil der Kultur<br />

oder als Sportkultur verstehen? Wenn dies so sein sollte,<br />

würde dies seinem bisherigen Selbstverständnis nicht mehr<br />

entsprechen. Die Klärung dieser Frage ist im Übrigen unabhängig<br />

davon notwendig, ob Sport im Grundgesetz steht<br />

oder nicht.<br />

Eine andere Frage bezieht sich auf unser in den letzten Jahren<br />

deutlich verändertes Verständnis sowohl von dem, was<br />

Kultur als auch was Sport ist. Dies wiederum ist von erheblichem<br />

Einfluss darauf, wie deren Verhältnis heute einzuschätzen<br />

ist. Auch dies gilt zunächst unabhängig von ihrer grundgesetzlichen<br />

Verankerung. Warum sowohl die Befürworter<br />

des DOSB-Anliegens als auch die, die ihm widersprechen, dies<br />

nicht beachtet haben, ist besonders deshalb erklärungsbedürftig,<br />

weil es bei der ganzen Diskussion unvermeidlich ist,<br />

eine Antwort auf die Frage zu geben, von welcher Kultur man<br />

redet, von der man glaubt, dass sie ins Grundgesetz gehöre,<br />

und welchen Sport man meint, der neben dieser Kultur<br />

genannt werden sollte (oder eben nicht).<br />

Das Verhältnis von Kultur und Sport<br />

hat sich gewandelt<br />

Versucht man eine solche Antwort zu geben, dann ist<br />

zunächst daran zu erinnern, dass man, was den Kulturbegriff<br />

betrifft, seit Jahren einen deutlichen Wandel feststellen kann.<br />

Ging man lange von einem eng gefassten Begriff aus, nach<br />

dem Kultur vor allem als "Hochkultur" zu verstehen ist, so hat<br />

sich dieses traditionelle Verständnis inzwischen ausgeweitet.<br />

Genauer: Neben ihm hat sich ein ganz anderes, eher diffuses<br />

Verständnis von "Kultur" oder besser "Kulturen" entwickelt,<br />

das sich durch ganz unscharfe Grenzen auszeichnet.<br />

In diesem Zusammenhang hat sich auch das Verhältnis von<br />

Sport und Kultur verändert. Dies geschah aber nicht deshalb,<br />

weil der Sport nun "kulturwürdiger" geworden wäre, sondern<br />

weil sich nicht nur das Verständnis von "Kultur", sondern<br />

auch das von "Sport" gewandelt hat. Heute kann man ganz<br />

unbefangen von Sport als Kulturgut oder von Sportkultur<br />

sprechen. Zum Beispiel bezeichnet der Sportwissenschaftler<br />

Helmut Digel Laufen, Springen und Werfen und auch den<br />

Hochleistungssport als Kulturgut. Egidius Braun, früherer<br />

Fußball-Präsident, und dessen einstiger Nationalspieler und<br />

späterer Bundestrainer Jürgen Klinsmann werden im "Spiegel"<br />

mit dem Satz zitiert, dass Fußball Kultur sei. Im Titel der<br />

offiziellen Festschrift zum 50jährigen Gründungsjubiläum des<br />

DSB im Jahr 2000 wurde Sport ausdrücklich als "Kulturgut<br />

unserer Zeit" bezeichnet.<br />

Es ist aber noch gar nicht lange her, dass man so nicht<br />

hätte reden dürfen. Das traditionelle Kulturverständnis<br />

schloss den Sport ausdrücklich aus. Sogar eine "Afterkultur"<br />

wurde er, kaum aus England in Deutschland angekommen,<br />

bereits vor über hundert Jahren in den "Neuen Jahrbüchern<br />

für die Turnkunst" genannt. "Dem sozialen Kulturideal ist der<br />

Sport feindlich", so konnte man auch schon 1910 bei Heinrich<br />

Steinitzer, der in seiner Zeit nicht nur als Alpin-Schriftsteller<br />

bekannt wurde, lesen; "die sportliche Ausübung von<br />

Tätigkeiten" sei ein "Symptom des Verfalls", schrieb er. Darin<br />

wird eine von da an über Jahrzehnte hinweg verbreitete<br />

Auffassung deutlich, die Sport nicht der Kultur zurechnete,<br />

ihn vielmehr als Ausdruck kulturellen Niedergangs betrachtete.<br />

Das Verständnis von Kultur, das hinter einer solchen Auffassung<br />

steht, wird normativ genannt; es ist wertend, in seiner<br />

Wirkung abwertend für den Sport und aufwertend für die,<br />

die auf diese Weise ihre Sport- und Körperferne als tragendes<br />

Element ihres kulturellen Selbstverständnisses demonstrieren<br />

konnten, also in der Regel das Bildungsbürgertum. Mit einer<br />

solchen Kulturauffassung wurde der Sport in seinem Bemühen,<br />

als Kulturgut anerkannt zu werden, und dies heißt<br />

konkret als Teil von Erziehung und Schule, als akademisches<br />

Studienfach an der Universität, als Gegenstand wissenschaftlicher,<br />

künstlerischer und literarischer Bearbeitung immer<br />

wieder konfrontiert: Kultur sollte für großes Theater reserviert<br />

sein, für hohe Literatur, für Oper und Museen, nicht aber für<br />

schweißtreibende Sportaktivitäten.<br />

Mit einer solchen Abwertung wollten sich die Anhänger des<br />

Sports natürlich nicht abfinden. Deshalb setzten sie sich fast<br />

ein ganzes Jahrhundert lang gegen ein den Sport herabsetzendes<br />

oder gar ausschließendes Kulturverständnis zur Wehr.<br />

Dies sollte nicht nur ideellen Wert haben, sondern auch der<br />

Verbesserung von Ansehen und Lage des Sports dienen. Das<br />

bisherige normative Verständnis von Kultur wurde nun umgedreht.<br />

Diejenigen, die dem Sport seinen kulturellen Wert<br />

bestritten, wurden auf die Bedeutung der Leibesübungen in<br />

der Geschichte der Völker, auf ihre Behandlung in Dichtung<br />

und Literatur, auf ihre erzieherischen und gesundheitlichen<br />

Wirkungen und auf die Wertschätzung, die ihnen von großen<br />

Ärzten und Pädagogen zuteil geworden sei, verwiesen. Wer<br />

Sport nicht der Kultur zurechnete, der besaß selbst keine - so<br />

sollte die Botschaft heißen. Der Sport, der sich gegen ein ihn<br />

abweisendes Kulturverständnis zur Wehr setzte, tat dies<br />

jedoch, indem er versuchte, ausgerechnet einem Kulturideal<br />

29


gerecht zu werden, das ihm die Anerkennung als Kulturgut<br />

verweigerte.<br />

Dieses Verständnis von Kultur hat sich in den letzten Jahrzehnten<br />

allerdings tiefgreifend verändert. Kultur ist nun alles,<br />

und alles ist Kultur, wie der Kulturwissenschaftler Hermann<br />

Bausinger bemerkt. Kultur wird kaum noch normativ verstanden.<br />

Ein einheitliches Kulturverständnis gibt es nicht mehr. Der<br />

Kulturbegriff ist schillernd und vieldeutig. Er umfasst natürlich<br />

noch das, was traditionell unter Kultur verstanden wurde, geht<br />

inzwischen aber weit darüber hinaus und reicht von Beamten-<br />

, Kneipen- und Liebeskultur bis hin zu Wirtschafts-, Wissenschafts-,<br />

Gesundheits-, Medizin-, Politik-, Jugend- und Jeans-<br />

Kultur, Leitkultur und Streitkultur, von der Kultur der öffentlichen<br />

Wandsprüche und der Kehlkopfkultur, womit das Jodeln<br />

in der Schweiz gemeint ist, bis zu Nacktkörperkultur und<br />

Freibadkultur. Nach dem Urteil über die Münchener Biergärten<br />

hieß der partei- und geschlechtsübergreifende Kampfruf im<br />

Freistaat: Rettet die bayerische Biergartenkultur. Und angesichts<br />

der Verbotspläne der EU artikulierten die Bierbrauer<br />

ihren Protest mit dem Satz: Bier ist ein Kulturgut.<br />

In diesem Zusammenhang hat sich aber auch die Praxis der<br />

traditionellen "Hochkultur" selbst verändert. Indem ihr mit<br />

Kulturnächten, Kulturstädten, Kulturfahrten, Kulturfestivals,<br />

Kulturgipfeln, Kulturbotschaftern, Opern auf Seebühnen und<br />

Theaterstücken in Fabrikhallen ein moderneres Image verschafft<br />

werden soll, entfernt sie sich von ihrem ursprünglichen<br />

Verständnis und übernimmt zunehmend Elemente der<br />

lange verachteten Erlebnis-, Pop- und Eventkultur. Dazu<br />

passt, dass viele, die sich früher lieber der traditionellen<br />

Kultur zurechnen ließen, sich heute auch gern in den<br />

gepflegten VIP-Logen der neuen Sportarenen aufhalten, wo<br />

sie mit der Prominenz aus Staat, Wirtschaft und Sport in der<br />

ersten Reihe sitzen und gelegentlich sogar unmittelbar mit<br />

erleben können, wie die Bundeskanzlerin verschwitzte und<br />

etwas erschrockene Fußballspieler herzt.<br />

Fazit: Auch die Kultur ist in Auflösung begriffen. Ein anderes,<br />

weites Kulturverständnis hat sich ausgebreitet. Die Empfehlung,<br />

die ein renommierter Verfassungsrechtler in seinem<br />

ansonsten schlüssigen FAZ-Artikel an den Sport richtete, er<br />

könne auch als Staatsziel nicht vor Gefährdungen durch<br />

Dritte geschützt werden, wenn er gefährdet sei, dann durch<br />

sich selber, muss auch für eine Kultur gelten, die inzwischen<br />

nicht mehr die alte ist.<br />

Auch der Sport ist dabei:<br />

Sport als Teilkultur<br />

In der bunten Reihe von heute mit dem Wort Kultur verbundenen<br />

Phänomenen wie Wirtschaft, Medien, Medizin, Theater,<br />

30<br />

Politik, Universitäten, Jodeln, Bier, Erotik, Kino und Spaghetti<br />

ist nun auch der Sport dabei, und so verwundert es nicht,<br />

wenn deshalb auch von Sportkultur die Rede ist. Nicht mehr<br />

nur das, was in Firmen, Verwaltungen, Küchen und Schlafzimmern,<br />

in Kneipen und auf Theaterbühnen, sondern eben<br />

auch das, was beim Fußball und Skifahren, in Turnhallen und<br />

Schwimmbädern passiert, gilt inzwischen als Teil (alltags-<br />

)kulturellen Lebens.<br />

Die Feststellung, dass der Sport "Kultur" ist, bekommt damit<br />

allerdings eine andere Qualität. Ein Grund dafür liegt darin,<br />

dass sich das, was traditionell zumindest in Deutschland als<br />

Kultur verstanden wurde, verändert und auch noch in unterschiedliche<br />

"Teilkulturen" aufgelöst hat; und über diese<br />

hinaus werden inzwischen auch noch andere Lebensbereiche,<br />

die bislang nicht zur Kultur zählten, mit dem Namen "Kultur"<br />

verbunden. Alle diese Teilbereiche wiederum sind aber nicht<br />

mehr von übergreifenden kulturellen Wertorientierungen<br />

geprägt, sondern konstituieren sich intern über ihre eigenen,<br />

spezifischen Sinnzusammenhänge und sind bemüht, über<br />

diese ihren mehr oder weniger festen inneren Zusammenhalt<br />

zu finden. Auch der Sport ist in diesem Sinne eine solche<br />

"Teilkultur".<br />

Diese Teilkultur des Sports hat sich dabei sogar noch weiter<br />

ausdifferenziert. Inzwischen spricht man auch von Leistungssportkultur,<br />

Breitensportkultur, Fußballkultur, Laufkultur,<br />

Spielkultur, Vereinskultur, Schulsportkultur oder sogar einer<br />

"alternativen" Sportkultur. Sportkultur wird zu einer Sammelbezeichnung<br />

für ganz unterschiedliche körperkulturelle<br />

Bereiche und vielfältige Ausprägungen sportlichen Lebens in<br />

Vereinen und Verbänden, aber auch Schulen, Universitäten,<br />

gewerblichen Einrichtungen, Volkshochschulen, Krankenkassen,<br />

Gemeinden und Kirchen. Auch das auf Unterhaltung und<br />

Werbung ausgerichtete Sportangebot der Medien wird zur<br />

Sportkultur gezählt, ebenso der professionelle Sport mit all<br />

seinen Varianten und Darstellungsformen von aufgeblasenen<br />

Boxevents im Fernsehen bis zu den schönen Sommer- und<br />

Wintermärchen im Fußball und Handball.<br />

Darüber hinaus entwickeln sich inzwischen im Rahmen dieser<br />

neuen Sportkultur auch noch eigene "Subkulturen", die sich<br />

wiederum durch besondere und oft eigenwillige Sinnmuster,<br />

Mentalitäten, Verhaltensweisen und Symbole Formen der<br />

Abgrenzung nach außen und der Bindung nach innen verschaffen.<br />

Die Frankfurter Eintracht-Fans mit ihren Fahnen,<br />

Ritualen, Schlachtgesängen und ihrer Bekleidung,<br />

geschmückt mit den Namen ihrer besten Spieler; die englischen<br />

Rugbyspieler mit ihrem großen Repertoire an unanständigen<br />

Liedern, inzwischen auch Rugbyspielerinnen, für<br />

die im Internet ein eigenes Liederbuch angeboten wird,<br />

dessen Texte nicht gerade für sensible Männernaturen geeignet<br />

sind; die langhaarigen und angeblich moralisch ziemlich<br />

lockeren Brandungssurfer an australischen Küsten und als ihr


Gegenbild die pflichtbewussten und enthaltsamen Lifesaver;<br />

die Bodybuilder, für die ihr Körper gleich dreierlei ist: das<br />

Rohmaterial, das bearbeitet wird, das "Werkzeug", mit dem<br />

dies geschieht und schließlich das ästhetische "Kunstwerk",<br />

das am Ende steht, wie die Soziologin Anne Hohner aufzeigt<br />

- sie alle schaffen sich eigene (sportliche) Subkulturen und<br />

subkulturelle "Szenen" oder kleine mentalitätsprägende<br />

soziale Sinnwelten, in denen die Instrumentalisierung des<br />

Körpers und seine Verwendung zur individuellen oder<br />

gemeinsamen Selbststilisierung gleichermaßen konkret werden<br />

können.<br />

Wenn nun in einer solchen durchaus ambivalenten Weise der<br />

Sport "Teil" der Kultur geworden ist, wurde er dies aber nicht<br />

deshalb, weil er sich zu einem im traditionellen Sinne wertvollen<br />

Kulturgut entwickelt hätte. Er wurde zu einem "Kulturgut",<br />

indem er für viele Menschen zu einem wichtigen<br />

Bereich ihrer Alltagskultur wurde und sich zugleich eine<br />

andere Auffassung von Kultur durchsetzte, wobei er den<br />

Status eines Teils dieser anders als zuvor verstandenen Kultur<br />

erlangte - was nicht zuletzt auch mit seiner gewachsenen<br />

politischen, ökonomischen und medialen Bedeutung zusammenhängt.<br />

Ein verflachtes, ausgeweitetes und unscharf<br />

gewordenes Kulturverständnis bezieht inzwischen fast alle<br />

menschlichen Tätigkeiten und Lebensbereiche ein: Brutalitäten,<br />

Obszönitäten, Dümmlichkeiten und Banalitäten ebenso<br />

wie herausragende wissenschaftliche, technische, künstlerische,<br />

literarische und ästhetische Leistungen und moralische<br />

Haltungen - jetzt gehört eben auch der Sport dazu. Varianten<br />

und selbst Extreme des kulturellen Lebens spiegeln sich nun<br />

auch in ihm wider.<br />

Aber immer hat er auch den Anspruch, mit seinen Fairneßregeln,<br />

seiner <strong>Olympische</strong>n Idee, seiner Internationalität und<br />

sozialen Bindekraft ein wenig besser zu sein als die <strong>Gesellschaft</strong>,<br />

zu der er gehört - dies unterscheidet ihn übrigens<br />

deutlich von manchen anderen Teilkulturen. Genau das muss<br />

als Chance begriffen und entsprechend genutzt werden. Es<br />

gibt schöne Beispiele dafür, dass dies möglich ist. Ein überzeugendes<br />

Beispiel dafür sind die <strong>Olympische</strong>n Spiele von<br />

München, bei denen es unter der Regie von Willi Daume in<br />

einmaliger Weise gelang, dem olympischen Ideal der Verbindung<br />

von sportlicher Athletik mit Kunst, Musik, Theater,<br />

Design, Wissenschaft, Ausstellungen, Landschaftsgestaltung,<br />

Sportstätten-Architektur und urbanem Leben gerecht zu<br />

werden - bis ein furchtbares Attentat die Spiele in eine existentielle<br />

Krise stürzte, aber ihre Idee doch nicht zerstören<br />

konnte.<br />

Aber an all diesem ändert sich jedoch weder etwas, wenn<br />

man sich einfach nur das Wort "Kulturgut" als Etikett anheftet,<br />

noch wenn man dafür die Nennung im Grundgesetz zur<br />

Voraussetzung macht. Von den meisten Bundesländern, auf<br />

die man sich in diesem Zusammenhang gerne beruft, weil sie<br />

Sport bereits in ihre Landesverfassungen aufgenommen<br />

haben, kann man wirklich nicht sagen, dass in ihnen ein<br />

besserer Sport zu besichtigen ist als dort wo dies nicht der<br />

Fall ist. Manche zögern nicht einmal, Schulsportstunden zu<br />

kürzen oder die Schließung von akademischen Ausbildungsstätten<br />

für Sportlehrer vorzusehen. Dabei gehörten gerade<br />

die Sporterziehung und die Sportwissenschaft an den Universitäten<br />

zu den wichtigen Belegen für die Bedeutung des<br />

Sports als Kultur.<br />

Der Sport hat sich auch selbst<br />

verändert<br />

Die Veränderungen im Verhältnis von Sport und Kultur hängen<br />

auch mit Veränderungen des Sports zusammen. Er ist in<br />

den letzten Jahrzehnten nicht nur quantitativ gewachsen, er<br />

hat sich auch qualitativ verändert: mehr Sportarten und<br />

Sportaktivitäten, mehr Vereine und Verbände im organisierten<br />

Sport, neben diesen neue kommerzielle, kommunale und<br />

sogar kirchliche Sportanbieter, insgesamt mehr Sportteilnehmerinnen<br />

und Sportteilnehmer sowie mehr Zuschauer.<br />

"Sport" gibt es in vielfältigen Formen. Deren Wahrnehmung<br />

und Verständnis reicht inzwischen von den "klassischen"<br />

Sportarten bis zum Spazierengehen, Rasenmähen und Trampen<br />

und vom Abenteuer-, Risiko-, Erlebnis-, Event-, Gefängnis-<br />

und Spaßsport bis zu Sporttherapie und Herz- und<br />

Gefäßsport, Sportreisen und Sporturlaub, Denksport, Theatersport<br />

und Fernsehsport. Auch Ladendiebstahl, Krankfeiern,<br />

Versicherungsbetrug und Steuerhinterziehung werden als<br />

Sport bezeichnet, sogar als Volkssport.<br />

Daneben gibt es noch die vielen privaten Sportaktivitäten.<br />

Während von Abenteuerlust und manchmal auch verdrängten<br />

Gefühlen geleitete Wildwasserfahrer, Langläufer, Segler,<br />

Tourengänger, Surfer und Alpinisten - Männer und Frauen -<br />

sich auf die individuelle Suche nach dem ultimativen Erlebniskick<br />

machen, wählen andere den umgekehrten Weg: Mit<br />

Hilfe von fernöstlichen Entspannungs-, Körper- und Bewegungsübungen<br />

begeben sie sich auf den umweltfreundlichen<br />

Selbstfindungstrip ins eigene Innere, wo man die noch unbekannten<br />

Seiten des eigenen Ichs zu finden hofft.<br />

Dabei haben sich auch die Beweggründe der Menschen,<br />

Sport zu treiben, verändert. "Nehmen Sie ein bisschen<br />

Sportsgeist mit ins Büro" konnte man vor Jahren auf der<br />

Reklame für ein Tennishemd lesen. Diese (neue) Art von<br />

Sportlichkeit ist aber nicht mehr nur Angelegenheit von<br />

aktiven Sportlerinnen und Sportlern. Sie breitet sich inzwischen<br />

über die sozialen Schichten und Altersstufen, auf die<br />

sich der traditionelle Sport vor allem konzentrierte, also<br />

Jugend und mittleres Alter (und vor allem Männer) hinweg<br />

aus und wird zum festen Bestandteil individueller Lebensstile<br />

fast aller Alterstufen und beider Geschlechter. Aber auch in<br />

31


diesen spiegelt sich nach wie vor die Symbolik der<br />

Geschlechterteilung wider. Auch wenn selbstbewusste Frauen<br />

inzwischen längst in die bisherigen Männlichkeitsdomänen<br />

eingedrungen sind, was bei vielen Machos in der sportlichen<br />

Männerwelt meist keine besonders erhebenden Gefühle<br />

auslöst, noch immer steht das Weiche und Beziehungsorientierte<br />

der Frauen gegen das Harte und Konkurrenzorientierte<br />

der Männer, beispielhaft präsentiert im Super-Bowl des US-<br />

Football-Finals, das mit seinen Männlichkeitsritualen die<br />

Straßen Nordamerikas leer fegt, wozu die weiblichen Cheerleader<br />

mit ihren Federbüschen wedeln.<br />

Die alte leistungs-, wettkampf- und fairneßorientierte "Sportlichkeit",<br />

die als ein begrenztes, überschaubares, aber auch<br />

verbindliches Sinnmuster lange kennzeichnend für den Sport<br />

war und sich vor allem auf diejenigen beschränkte, die diesem<br />

Sport in ihren Vereinen emotional und sozial verbunden<br />

waren, löst sich vom aktiven Sporttreiben ab: Sportlich kann<br />

man heute sein, ohne noch Sportler oder Sportlerin zu sein,<br />

ja, ohne noch "richtig" Sport treiben zu müssen. Für viele<br />

Menschen sind es nicht mehr Leistung, Anstrengung, Wettkampf<br />

und Kameradschaft, die sie im Sport suchen; es sind<br />

Körpererfahrung, Körperästhetik, Wohlbefinden, Gesundheit<br />

und Fitness. Alles dies gilt irgendwie als sportlich mitsamt des<br />

notwendigen Outfits und der entsprechenden Ausrüstung. Als<br />

"Versportlichung" unserer Kultur hat man diese Entwicklung<br />

bezeichnet, und ihr entspricht umgekehrt eine "Entsportung"<br />

des traditionellen Sports.<br />

Zwar bedeutet dies nicht, dass mit der Auflösung des traditionellen<br />

Kulturideals nun auch die normativen Ansprüche<br />

verschwinden, die früher zur kulturellen Ausgrenzung des<br />

Sports geführt haben. Vielmehr ist es so, dass sie sich in die<br />

neuen kulturellen Lebensbereiche hinein verlagern und dort<br />

zu klären und umzusetzen sind. Dies hat für den Sport zur<br />

Folge, dass er nunmehr vor allem auf seine eigenen Wertvorstellungen<br />

und Maßstäbe verwiesen ist, wenn er seinen Rang<br />

als Kulturgut bestätigen will und diese nicht mehr in einem<br />

allgemeinen Begriff von Kultur suchen muss.<br />

Wie aber lässt sich ein solcher kultureller Anspruch des<br />

Sports, der unabhängig davon ist, ob er in das Grundgesetz<br />

Eingang findet oder nicht, begründen? Kann und soll man<br />

sich damit begnügen, dass etwas bloß als Kulturgut<br />

bezeichnet wird oder sich selbst so nennt, oder muss man<br />

das Maß der Anforderungen an das, was ein wirklich wertvolles<br />

Kulturgut ist, nicht ein Stück höher legen? Deshalb ist<br />

in jedem Fall und so oder so zu klären, warum und wann<br />

der Sport ein wertvolles Kulturgut ist, aber eben auch,<br />

welche Teile und Bereiche dessen, was sich heute auch<br />

"Sport" nennt, dies nicht sind und von denen man sich<br />

entsprechend abgrenzen muss. Diese heikle Frage wurde in<br />

den bisherigen Diskussionen ausgespart. Die Frage bleibt<br />

deshalb: Welchen Sport wollen wir? Welcher hat eine solche<br />

32<br />

Qualität, dass seine Aufnahme ins Grundgesetz gerechtfertigt<br />

ist. So, wie der DOSB sich heute "olympisch" nennt,<br />

kann die Antwort nur lauten: Der richtig verstandene<br />

"olympische" Sport!<br />

Der "richtige" Sport oder der Sport<br />

als Kulturgut: <strong>Olympische</strong> Sportkultur<br />

Zunächst: Kulturelle Veränderungen sind nichts Ungewöhnliches,<br />

postmoderne Individualisierung, kulturelle Pluralität,<br />

die neuen Körperbilder und auch die neue Sportlichkeit sind<br />

nichts Unmoralisches. Trotzdem ist zu fragen, wie im Interesse<br />

seiner weiteren Entwicklung ein sozusagen "besserer"<br />

Sport von einem weniger wertvollen unterschieden werden<br />

kann? Ist alles gleichermaßen kulturell wertvoll, was sich<br />

Sport nennt? Ist alles gleich würdig, als Kulturgut angesehen<br />

zu werden? Dies ist offensichtlich nicht der Fall! Wir<br />

unterscheiden zwischen fairem und unfairem Sport, wir<br />

halten die eine sportliche Aktivität für ästhetisch, die andere<br />

nicht; die einen finden den Eiskunstlauf attraktiv, die anderen<br />

die Eiskunstläuferinnen. Viele, leider nicht alle, verurteilen<br />

Leistungsmanipulationen und Dopingbetrug, wenden<br />

sich gegen die unkontrollierte Vermarktung des Sports und<br />

gegen ungezügelte sportliche Erfolgs-Ideologien, gegen<br />

Gewalt und nationalistische Auswüchse im Sport, gegen<br />

Körperkult und Fitneßwahn, gegen dümmliche Fernsehübertragungen.<br />

Sie verbinden den Sport auf diese Weise mit<br />

dem Anspruch, dass er besser sein kann und soll, als er es<br />

nicht selten ist.<br />

In der Benennung solcher Ziele und Ansprüche sind, wenn<br />

meist auch verborgen, Wertvorstellungen enthalten. Diese<br />

aber erst sind es, die es angesichts der neuen Vielfalt und<br />

Unübersichtlichkeit des Sports erlauben, eine belanglose<br />

sportliche Praxis an einer möglichst besseren zu messen,<br />

Sport also nicht als beliebigen Teil alltagskulturellen Lebens<br />

zu sehen, sondern seine Gestaltung als etwas kulturell<br />

Wichtiges und als Aufgabe für Vereine und Verbände zu<br />

begreifen. Darf alles gemacht werden, was im Sport möglich<br />

wäre: der Körper geschädigt, die Gesundheit aufs Spiel<br />

gesetzt, die Leistung manipuliert, das Doping geduldet, das<br />

Kind von früh auf trainiert? Und wo liegen die Maßstäbe<br />

dafür zwischen narzistischer Zuwendung zum eigenen<br />

Körper und seiner oft rücksichtslosen Disziplinierung, zwischen<br />

seiner öffentlichen Verherrlichung und der Tatsache,<br />

dass viele Menschen in ihrem körperlichen Leben beschädigt<br />

und unterdrückt werden, zwischen Fitneß, Wohlbefinden,<br />

Leistung, Gesundheit und unverbrauchter Jugendlichkeit auf<br />

der einen Seite und Altern, Verletzlichkeit und Krankheit auf<br />

der anderen? Was sind die Maßstäbe für das, was der Sport<br />

mit seinen pädagogischen und sozialen Möglichkeiten<br />

anbieten kann an Fairneß, Gewinn an Körperidentität, Soli-


darität in Gruppen, Einbindung in Vereinsgemeinschaften,<br />

Selbstfindung über Leistung, Freude am eigenen Können?<br />

Der organisierte Sport ist mit seinem Weimarer Beschluss in<br />

der Pflicht, überzeugende Antworten auf solche Fragen zu<br />

geben.<br />

Eine Verständigung darüber kann in unserer pluralistischen<br />

Welt aber nicht mehr von oben herab verfügt werden, sondern<br />

man muss in Diskussion und Diskurs Konsens finden. Ob<br />

man dazu im Grundgesetz steht oder nicht, ist dabei allerdings<br />

nicht so wichtig. Wichtiger ist es, dass man sich um<br />

eine überzeugende und glaubwürdige "Kultur des Sports"<br />

bemüht. Dazu benötigt man nicht unbedingt einen verfassungsrechtlichen<br />

Status, daran muss man selber arbeiten.<br />

Wenn ein solcher Status dann doch erreicht würde, würde<br />

dies zwar nicht schaden, aber eine Voraussetzung für einen<br />

wertvollen Sport ist er auf keinen Fall. So betrachtet kommt<br />

der DOSB nicht darum herum, sein Selbstverständnis als<br />

"Kulturgut" zu klären und zu zeigen, wie er die olympischen<br />

Ziel- und Wertvorstellungen in seiner Praxis umsetzt, um<br />

damit wirklich - und weiterhin - ein Teil des kulturellen<br />

Lebens sein und sich als erhaltens- und pflegenwertes "Kulturgut"<br />

verstehen zu können.<br />

Diese Anmerkungen sind nicht als Votum gegen die Aufnahme<br />

von Sport und Kultur in das Grundgesetz zu lesen, vielmehr<br />

als ein Plädoyer dafür, wenn sie denn schon nebeneinander<br />

stehen sollen, zunächst die Frage ihres Verhältnisses<br />

und dann die ihrer Platzierung im Grundgesetz differenzierter,<br />

als das bisher geschehen ist, zu beantworten. Für die<br />

Beantwortung einer solchen Frage gibt es einen idealen<br />

Leitfaden. Ausdrücklich bekennt sich der DOSB in seiner<br />

Satzung zu der <strong>Olympische</strong>n Charta. In ihr wird der Olympismus<br />

als eine universale "Kulturidee" verstanden. Olympisch ist<br />

deshalb nicht nur ein schöner Name, sondern auch eine<br />

Verpflichtung auf das olympische "Ethos" und damit auf eine<br />

erstrebenswerte Form des Sports und eben nicht eine beliebige<br />

und kulturell belanglose. Dieses olympische Ethos ist im<br />

Übrigen ausdrücklich pädagogisch orientiert. Konkret heißt<br />

das: Erziehung zu Fairneß, Leistung und Können, Friedlichkeit;<br />

gegenseitiger Respekt, Internationalität und Solidarität sollen<br />

im Mittelpunkt stehen. Es ist schon viel gewonnen, wenn ein<br />

großer Verband wie der DOSB mit seinen vielen Vereinen sich<br />

konsequent bemüht, einer so ausgerichteten Idee des Sports<br />

in der modernen Welt gerecht zu werden. Vielleicht hilft ihm<br />

dabei ein Verfassungsrang, aber zwingend ist dieser nicht,<br />

jedenfalls nicht dafür.<br />

33


Im Nationalen Integrationsplan wurde für viele überraschend<br />

der Sport eigenständig festgeschrieben. Man<br />

scheint nun auf allen Seiten des runden Tisches die<br />

besonderen Integrationsmöglichkeiten des Sports erkannt<br />

zu haben. Damit hat der Sport gleichzeitig aber auch den<br />

bequemen Status einer nur einfachen Freizeitaktivität unter<br />

vielen politisch verlassen. Darüber sprachen wir mit dem<br />

Sportsoziologen der Uni Potsdam, Professor Dr. Jürgen Baur,<br />

Mitglied der Arbeitsgruppe VI.2 zur Erarbeitung des Nationalen<br />

Integrationsplans.<br />

OF: Fällt es einem Migranten, der Mitglied in einem Sportverein<br />

ist, leichter, sich in die deutsche <strong>Gesellschaft</strong> zu integrieren,<br />

als einem Migranten ohne Sportvereinserfahrung?<br />

BAUR: Sicher ist, er wird in der deutschen <strong>Gesellschaft</strong><br />

kaum eine andere Institution finden, die ihm eine soziale<br />

Integration so leicht macht, wie der Sportverein. Er ist quasi<br />

der perfekte Einstieg in die Integration. Der organisierte<br />

Sport ist eines der wenigen gesellschaftlichen Felder, in dem<br />

soziale Kontakte relativ problemlos zustande kommen. Denn<br />

Sport ist in mehrfacher Hinsicht anschlussoffen, leicht<br />

zugänglich und verfügt über eine hohe Bindungskraft. Der<br />

Sportverein ist gut erreichbar, da weit verbreitet. Und weil<br />

der Sport überall auf der Welt nach gleichen Regeln ausgeübt<br />

wird, können da jederzeit Personen mit einem Migrationshintergrund<br />

quasi "aus dem Stand" mitmachen. Da ist es<br />

völlig gleichgültig, woher die Menschen eigentlich kommen.<br />

Wichtig ist nur, sie dürfen mitspielen.<br />

OF: Deswegen allein ist der Migrant aber noch lange nicht<br />

integriert.<br />

BAUR: Mitspielen allein bedeutet nicht Integration, richtig.<br />

Aber mitspielen heißt, ich darf mich als Ausländer in einem<br />

sozialen Handlungsfeld beteiligen, was in der einheimischen<br />

<strong>Gesellschaft</strong> sehr anerkannt ist. Sportvereine sind ja<br />

bekanntlich nicht nur ein Ort des Sporttreibens, sondern<br />

auch der Alltagskommunikation. Der Sportverein hat also<br />

die große Chance, sich den zugewanderten Menschen damit<br />

„Sport und Integration<br />

ist kein Selbstläufer“<br />

Prof. Dr. Jürgen Baur, Sportsoziologe an der Universität Potsdam<br />

34<br />

als ein sozial offenes Gebilde zu präsentieren. Das ist in<br />

unserer <strong>Gesellschaft</strong> längst nicht die Regel. Die Möglichkeit<br />

des unmittelbaren, barrierefreien, fast basisdemokratischen<br />

Mitmachens gibt es in dieser Form doch fast nur noch im<br />

Sportverein. Soziale Offenheit ist ein erster, sehr wichtiger<br />

Integrationseinstieg, der gerade in der aktuellen Migrantendiskussion<br />

leider oft übersehen wird.<br />

OF: Was hat aber der in seinem Verein integrierte Spieler<br />

davon, wenn er schon beim nächsten Auswärtsspiel von<br />

Zuschauern wie Gegenspielern massiv rassistisch angegangen<br />

wird?<br />

BAUR: Wenn es zu diesem Konflikt kommt, entsteht in der<br />

Tat für alle Beteiligten ein echtes Problem. Rassistische<br />

Angriffe können ganz schnell das zerstören, was ein Verein<br />

über lange Zeit mühselig aufgebaut hat. Dann jedoch ist<br />

erst recht die Integrationsbereitschaft des Sportvereins<br />

OF-INTERVIEW


gefragt. Kann er also eine Art Puffer bilden, wodurch die<br />

Diskriminierung von außen gegen einen Mitspieler abgefedert<br />

wird? Oder bricht der Verein mit einem an und für sich<br />

toleranten, offenen Klima gegenüber diesem Außendruck<br />

ein und setzt seinen zugewanderten Spieler nur auf die<br />

Ersatzbank? Wenn aber das Leistungsniveau des Spielers für<br />

seine Nominierung plötzlich keine Rolle mehr spielt, hat das<br />

nichts mehr mit Sport zu tun. Das ist ein Phänomen, was<br />

gerade in den unteren Fußballklassen vermehrt zu beobachten<br />

ist. Genau da muss man die Integrationsbereitschaft der<br />

Sportvereine<br />

kritisch hinterfragen.<br />

OF: Also ist der<br />

Sportverein doch<br />

nicht die Integrationsinstanz<br />

per<br />

se, wofür er sich<br />

gerne hält?<br />

BAUR: Sicher<br />

nicht. Die These,<br />

Sport sei die<br />

gelebte Integration<br />

schlechthin,<br />

ist mir viel zu<br />

verkürzt. So<br />

einfach geht das<br />

nämlich nicht.<br />

Sport und Integration<br />

ist kein<br />

Selbstläufer! Die<br />

Sportvereine<br />

müssen Menschen<br />

mit einem Migrationshintergrund ernsthaft für sich<br />

gewinnen wollen und etwas dafür tun. Die Vereine sollten<br />

nach außen signalisieren: "Zu uns könnt ihr kommen".<br />

OF: Das Entscheidende ist doch, wie sich die soziale Praxis<br />

aktuell in den Vereinen gestaltet.<br />

BAUR: Das stimmt. Integration beginnt nicht automatisch<br />

mit dem Vereinsbeitritt eines Migranten. Als Ausländer in<br />

einem Sportverein zu sein, das heißt noch nicht allzu viel.<br />

Weitaus wichtiger sind die Folgen für alle Vereinsmitglieder<br />

daraus. Dürfen die Migranten im Verein beispielsweise nicht<br />

nur mitspielen, sondern auch richtig mitreden? Können sie<br />

die zum Teil basisdemokratischen Vereinsstrukturen mitgestalten?<br />

Sind sie in der Lage, ihre Interessen relativ problemlos<br />

einzubringen? Werden sie möglicherweise aufgefordert,<br />

in Form eines freiwilligen bürgerschaftlichen Engagements<br />

im Verein mitzuwirken?<br />

OF-INTERVIEW<br />

OF: Nicht selten lautet darauf die Antwort "Nein". Ist das<br />

ein legitimer Grund mehr, warum sich viele Migranten<br />

lieber monoethnisch in einem Sportverein organisieren?<br />

BAUR: Für den Integrationseinstieg ist das durchaus eine<br />

vernünftige Strategie. Da sagen sich Migranten, wir organisieren<br />

uns selber und spielen lieber unter uns. Im sportlichen<br />

Wettkampf mit anderen Teams werden sie aber<br />

zugleich in das deutsche Spielsystem integriert. Das ist<br />

ihnen in dieser Deutlichkeit oft gar nicht bewusst. Und es<br />

kommt noch besser. Monoethnische Vereine füllen sich oft<br />

nach und nach mit deutschen Sportlern auf, weil der "Ausländerverein"<br />

für die Bürger einfach wohnortnäher liegt.<br />

OF: Wenn über Migranten im Sportverein geredet wird,<br />

dann zumeist über Männer. Stellen nicht gerade die muslimischen<br />

Migrantinnen die Sportvereine vor eine besondere<br />

Herausforderung?<br />

BAUR: Sicher. Männer, die mit einer vornehmlich männlich<br />

dominierten Sportkultur in der muslimischen Welt aufgewachsen<br />

sind, lassen sich wesentlich leichter integrieren.<br />

Viel leichter als die eher sportdistanzierten Frauen, die in<br />

ihren Heimatländern kaum eine Sporterfahrung gemacht<br />

haben. Vor diesem Hintergrund ist es wirklich sehr schwer,<br />

muslimische Mädchen und Frauen dem Sport zuzuführen<br />

oder sie gar in den Sport zu integrieren. Ein normaler deutscher<br />

Sportverein scheint damit vielerorts, wie andere<br />

normale deutsche Einrichtungen ja auch, überfordert zu<br />

sein.<br />

OF: Was raten Sie denn den Sportvereinen, um Migrantinnen<br />

zu gewinnen?<br />

BAUR: Ich plädiere für den Einsatz von so genannten<br />

"Grenzgängerinnen". Das sind Frauen, die sich in beiden<br />

Kulturen sicher bewegen, Barrieren abbauen und Verbindungen<br />

herstellen können. Solche Vermittlerinnen/Türoffner<br />

sollten gewonnen werden, um Migrantinnen die mitunter<br />

berechtigte Angst vor der deutschen Sportvereinskultur zu<br />

nehmen. Zudem muss die Integrationsarbeit immer mit<br />

Qualifizierungsmaßnahmen für Trainer, Übungsleiter und<br />

Gruppenhelfer gekoppelt sein. Außerdem sollten wir "Einheimischen"<br />

auch im Sport mehr Geduld haben und uns<br />

interkulturelle Sensibilität aneignen. Integrationsprozesse<br />

vollziehen sich nicht von heute auf morgen, selbst im<br />

Sportverein nicht.<br />

Das Interview führte Torsten Haselbauer<br />

35


Die gesellschaftliche Kraft der Sportvereine<br />

beflügelt auch die Integration Von Karl Hoffmann<br />

"<br />

Den ersten Kontakt zu den Aussiedlern haben wir über<br />

die Kinder bekommen", erinnert sich Heinz Maintok,<br />

der 1. Vorsitzende des Sportvereins Blau-Weiß Sedlitz<br />

in Brandenburg. "Sie spielten damals auf dem Sportplatz in<br />

unmittelbarer Nähe." Ein Fest am Wohnheim erleichterte das<br />

erste Gespräch mit den Familien und förderte die Bereitschaft,<br />

die Angebote kennen zu lernen. Heute sind 30 der 102<br />

Vereinsmitglieder Spätaussiedler und Asylbewerber. Im Sportlerheim<br />

werden Hochzeiten nach heimischem Brauchtum<br />

gefeiert.<br />

Eine Garage in Marpingen war zunächst Trainingsstätte für<br />

den Kasachen Valerij Alexander. Dort konnte er weiter<br />

Gewichte stemmen und sich auch mental auf seine Umschu-<br />

36<br />

lung als Physiotherapeut vorbereiten. Mit Hilfe der fachlichen<br />

Kompetenz des Saarländischen Gewichtheber-Verbandes und<br />

kommunaler Weitsicht ist dann der Verein für Kraftsport 01<br />

gegründet und in der kleinen Gemeinde eine neue Sportart<br />

etabliert worden. Seit vier Jahren üben nun auch Kinder und<br />

Jugendliche aus deutschen und Migrantenfamilien zusammen,<br />

und aus dem persönlichen Lebenslauf ist eine Erfolgsstory<br />

für viele geworden.<br />

Der Knieper Sportverein Stralsund hat für Einheimische und<br />

Aussiedler einen Walking-Tag organisiert und den Stralsunder<br />

Ruderclub mit seiner Anlage als Partner eingespannt. Zu<br />

diesem naturverbundenen Sport trifft man sich inzwischen<br />

regelmäßig zweimal wöchentlich. Im Tischtennisclub SIG


Combibloc Jülich wird ein sehr hoher Zustrom an Migranten<br />

im Norden der Stadt erfolgreich aufgefangen. Bälle und<br />

Schläger werden gestellt, Mitgliedsbeiträge erlassen. Junge<br />

Menschen aus dem Kosovo, aus Südafrika und Syrien, aus der<br />

Türkei und Litauen spielen Basketball zusammen mit gleichaltrigen<br />

<strong>Deutsche</strong>n im Männerturnverein Aurich von 1862.<br />

Alle werden betreut von den Angehörigen einer außergewöhnlich<br />

engagierten türkischen Familie.<br />

Auch für solche Geschichten, die das Leben schreibt, gibt es<br />

als bewährte Grundlage das Programm der "Integration durch<br />

Sport". Die Bundesregierung fördert es seit 1989. Im Jahr<br />

2002 erfolgte die Einbindung in die <strong>Gesellschaft</strong>skampagne<br />

"Sport tut Deutschland gut". Die besseren materiellen Voraussetzungen<br />

für ein zielgruppenorientiertes fachliches Angebot<br />

rücken die Sportvereine mit ihrem Engagement für die ausländischen<br />

Bürger verstärkt in die öffentliche Wahrnehmung.<br />

Zugleich erweisen sie sich als kompetente und<br />

verlässliche Partner beim Miteinander leben und<br />

aufeinander zugehen. Die offizielle Anerkennung<br />

bleibt nicht aus. "Die gesamte Kraft des Sports<br />

muss für die Integration auch künftig genutzt<br />

werden", erwartet Professorin Dr. Maria Böhmer,<br />

die Beauftragte der Bundesregierung für Migration,<br />

Flüchtlinge und Integration.<br />

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Führung<br />

und Sportpraxis der Sportvereine werden sich<br />

weiter dafür einsetzen. Denn sie wissen, dass das<br />

Vereinsleben zwischen Aerobic und Zehnkampf<br />

auch die soziale Anerkennung fördert und zum<br />

Erwerb wichtiger Kompetenzen beiträgt.<br />

Deshalb sind im Sportverein Hochdahl, Erkrath,<br />

Migrantinnen als Selbsthilfegruppe in Organisations-<br />

und Planungsmaßnahmen eingebunden. Dem<br />

Verein Sport-Freizeit Leherheide, Bremerhaven, ist<br />

es im Lauf der Jahre gelungen, Ausländer in alle<br />

bestehenden und neu geschaffenen Angebote als<br />

Mitglieder und Mitarbeiter zu integrieren. Gut<br />

aus- und fortgebildete Übungsleiter mit Migrationshintergrund<br />

sichern den qualitativ hochwertigen Sport ab. Im<br />

hessischen Turn- und Sportverein Viermünden/Schreufa,<br />

Frankenberg, steuern drei Juniorteams die Aktivitäten im<br />

paritätischen Miteinander von Migranten und Einheimischen.<br />

Der 1. Fußballclub Ohmstede von 1896 setzt im gleichnamigen<br />

Oldenburger Stadtteil seine Sportart als erfolgreiches<br />

Mittel zur Integration ein, indem er Fußball-Arbeitsgemeinschaften<br />

für Mädchen und Jungen durchführt und Schulsportassistenten<br />

ausbildet.<br />

"Wir haben auch ein Netzwerk gebildet mit Schulen und<br />

christlichen Vereinen", sagt Georges Papaspyratos, der vor<br />

zwanzig Jahren in der Turn- und Sportvereinigung Gaarden,<br />

Kiel, begonnen hat. Seiner Abteilung für Ringen gehören<br />

inzwischen 90 Armenier und Aserbeidschaner, <strong>Deutsche</strong>,<br />

Georgier und Ukrainer an. Der Verein für Leibesübungen<br />

Leipheim hat seine Aktivitäten mit Boxen begonnen und<br />

dann um sieben Sportarten in offenen Gruppen erweitert.<br />

Partner sind das Programm "soziale Stadt", der Kinderschutzbund<br />

und der türkische Verein "Mosaik". Für acht Hauptschüler,<br />

vier davon mit Migrationshintergrund, hat die Turngesellschaft<br />

Jügesheim 1845 (TGS) mit der Stadt und dem Arbeitsamt<br />

eine Perspektive entwickelt. Sie lernen in mitarbeitenden<br />

Funktionen die TGS kennen und durchlaufen Praktika in<br />

verschiedenen Unternehmen, die der Verein für sein soziales<br />

Anliegen gewinnen konnte.<br />

So gelingt es den Sportvereinen, Menschen zu motivieren: mit<br />

ihrem fachlichen Angebot in Leistung und Breite, mit hohem<br />

gesellschaftlichem Einsatz, mit dem festen Willen zur Verständi-<br />

gung. Die Sprache gehört dazu. Ebru Shikh Ahlam wirbt dafür,<br />

dass alle Kinder aus Migrantenfamilien in die Kindergärten<br />

gehen und damit auch ihre Eltern Kontakte zu Menschen der<br />

<strong>Gesellschaft</strong> bekommen, in der sie jetzt leben. Sie ist eine von<br />

drei Integrationsbotschafterinnen des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

Sportbundes (DOSB) und stellt heraus, dass "alle Migranten die<br />

deutsche Sprache beherrschen sollten".<br />

Nicht anders sieht es Wladimir Diesendorf, der früher im<br />

sibirischen Omsk tätig war. Heute trainiert er im Leichtathletik-Club<br />

Paderborn junge Spätaussiedler und deutsche<br />

Leichtathleten in einer Verknüpfung von Breiten- und Leistungssport<br />

und betont aus eigener Erfahrung immer wieder:<br />

"Sprachkenntnisse sind der Schlüssel".<br />

37


Mitgliederwachstum im Verein oder Zahlen<br />

Die Idee der freiwilligen Vereinigung weist wohl in<br />

keinem anderen Bereich unserer <strong>Gesellschaft</strong> eine<br />

vergleichbare Erfolgsgeschichte auf, wie dies im Sport<br />

der Fall ist. Nachdem sich im frühen 19. Jahrhundert Gleichgesinnte<br />

in so genannten Turngesellschaften zusammengeschlossen<br />

hatten, war eine Entwicklung in Gang gebracht<br />

worden, die bis heute andauert. Menschen mit gleichen<br />

Interessen gründen einen Verein, und in keiner Organisationsform<br />

gelingt es besser, gleichartige Interessen auf dem Gebiet<br />

des Sports zu Gunsten von Mitgliedern zu befriedigen, wie<br />

dies im Verein der Fall ist. Das historische Modell des Turnvereins<br />

hat deshalb viele Nachahmer gefunden, und allein in der<br />

Zeit von 1950, als der <strong>Deutsche</strong> Sportbund gegründet wurde,<br />

bis heute konnte die Zahl der in Deutschland existierenden<br />

Vereine von ehemals 19.874 auf mehr als 90.000 Vereine<br />

anwachsen. Immer mehr Mitglieder sind den Vereinen beigetreten,<br />

und so ist nicht nur ein Teil der Vereine langsam<br />

größer geworden, sondern die Gesamtmitgliederzahl jener<br />

Menschen, die sich in einem Verein über eine Mitgliedschaft<br />

einbinden lassen, ist von 6 auf 27 Mio. im genannten Zeitraum<br />

angewachsen.<br />

Mit diesem Wachstum haben sich auch die Vereine verändert,<br />

und mancher Verein ist heute längst nicht mehr das, was er<br />

noch vor wenigen Jahrzehnten gewesen ist. Wären die Turnund<br />

Sportvereine in ihrem Handeln nur auf die Interessen<br />

ihrer Mitglieder ausgerichtet, so wären die Vereine weder an<br />

einem Wachstum ihrer Mitgliederzahlen orientiert, noch<br />

müsste in ihnen eine Ausweitung ihrer Angebote notwendig<br />

sein. Ein Fußballverein könnte nach wie vor ein Fußballverein<br />

sein, in dem nur Gleichgesinnte Mitglieder sind, die gemeinsam<br />

Fußball spielen möchten. Doch die große Mehrzahl der<br />

Turn- und Sportvereine lässt sich in deren Entwicklung nicht<br />

nur von den Interessen der eigenen Mitglieder leiten. Die<br />

Vereine sind vielmehr in einen intensiven Austausch mit<br />

vielen relevanten Institutionen und Organisationen unserer<br />

<strong>Gesellschaft</strong> eingetreten, und so werden heute an die Vereine<br />

Aufgaben herangetragen, die mit der eigentlichen Idee eines<br />

Vereins nur wenig oder gar nichts zu tun haben. Aufgaben,<br />

die einstmals wie selbstverständlich Pflichtaufgaben des<br />

Staates gewesen sind, werden zunehmend delegiert, und die<br />

Vereine sind beliebte Adressaten für solche neuen Aufgabenstellungen.<br />

Prävention, Integration, Rehabilitation können die<br />

neuen Aufgabenstellungen lauten, und immer bedient sich<br />

der Staat dabei der freiwilligen Vereinigungen.<br />

Die Strukturen der Vereine verändern sich aber auch mit den<br />

Problemlagen der Mitglieder selbst und mit der veränderten<br />

38<br />

Altersstruktur, die die Mitglieder aufweisen. Mit den dabei<br />

entstehenden neuen Interessen, die ergänzend oder an Stelle<br />

der alten Interessen getreten sind, verändern sich auch die<br />

Aufgabenstellungen der Vereine und damit meistens die<br />

Angebote an die Mitglieder. So spielen Fußballer nach Beendigung<br />

ihrer aktiven Karriere Tennis in einer neu gegründeten<br />

Tennisabteilung, ehemalige Turnerinnen besuchen als ältere<br />

Hausfrauen eine Hausfrauengymnastik, und da auch Vereinsmitglieder<br />

Rückenprobleme haben, ist es naheliegend, dass<br />

man im Interesse der Mitglieder auch eine Rückensportgruppe<br />

eingerichtet hat. Vereine verändern sich somit aus sich<br />

selbst heraus, über die artikulierten Interessen der Mitglieder,<br />

vor allem aber auch auf Grund von immer aggressiver an die<br />

Vereine herangetragenen gesellschaftspolitischen Anliegen,<br />

was ebenfalls neue Strukturen und neue Mitgliedschaften für<br />

die Vereine zur Folge hat. Auf diese Weise kommt es zu<br />

Mitgliedergewinnen, die oft sehr langfristig und stabil sein<br />

können, aber keineswegs ist dies immer der Fall. Einige der<br />

neuen Interessen, die an und in die Vereine heran- bzw.<br />

hineingetragen werden, können jedoch auch eine Gefahr<br />

bedeuten, zumindest scheinen die dabei artikulierten Interessen<br />

nur bedingt den wirklichen Belangen einer verantwortungsvollen<br />

Vereinsarbeit zu entsprechen. Dies ist meist dann<br />

der Fall, wenn von außen versucht wird, die Geschicke des<br />

Vereins mit Macht oder mit Geld fremd zu bestimmen, wobei<br />

sich oft Macht und Geld auf das Engste miteinander verbinden.<br />

Dies lässt sich auch immer wieder am Beispiel des Fußballs<br />

beobachten. Der Profi-Fußball bedient sich zwar nach<br />

wie vor der Idee des Vereins, wenngleich sich diese Vereine<br />

ganz wesentlich verändert haben. In einem Bundesligaverein<br />

hat deren Lizenzspielerabteilung längst den Charakter einer<br />

juristisch eigenständigen Institution, und in gewisser Weise<br />

haben diese Vereine und deren Bundesligamannschaft nur<br />

noch den Namen gemein. Wohl gibt es aus steuerlichen<br />

Gründen noch eine Mitgliederversammlung des Vereins, die<br />

das Parlament für die Fußballabteilung darstellt, und die<br />

Aufsichtsräte und Präsidien der Bundesligamannschaft sind<br />

nach wie vor gegenüber dieser Mitgliederversammlung<br />

rechenschaftspflichtig. Doch all dies geschieht vorrangig<br />

unter steuerlichen Maximen.<br />

Diese formale Vereinsdemokratie ist in der Regel sehr tragfähig.<br />

Sie kann aber auch gewisse Gefahren in sich bergen. Will<br />

man im Lizenzfußball etwas beeinflussen, will man neue<br />

Konstellationen schaffen, so bedarf es der mehrheitlichen<br />

Unterstützung der Mitgliederversammlung. Einige Fans des<br />

Fußballs haben dies längst begriffen, und so versuchen sie bei<br />

entsprechenden Konflikten sich dieser Einrichtung zu bedie-


können trügerisch sein Von Helmut Digel<br />

nen. In Freiburg war dies jüngst der Fall, als die Fußballfans<br />

des SC Freiburg dessen Trainer beschützen wollten, nachdem<br />

die Vereinsführung die Beendigung des Arbeitsverhältnisses<br />

beschlossen hatte. Dieser Beschluss wurde von den Fans<br />

scharf kritisiert, und sie suchten einen Weg, diese Entscheidung<br />

über die Mitgliederversammlung sozusagen mit der<br />

Macht des Volkes rückgängig zu machen. Damit es zu dieser<br />

Machtdemonstration des Volkes kommt, bedarf es jedoch<br />

einer Mehrheit. In Freiburg hätte sie nur dann erreicht werden<br />

können, wenn entsprechende Mehrheitsverhältnisse<br />

durch Vereinseintritte erreicht worden wären. Nicht nur das<br />

Freiburger Beispiel - und sein konkreter Fall - verweist auf<br />

einen kritischen Sachverhalt: Im Fußballsport treten immer<br />

häufiger Mitglieder in die Vereine ein, deren Anliegen es<br />

weder ist, Fußball zu spielen, noch sich anderweitig sportlich<br />

aktiv in diesen Vereinen zu betätigen. So kann in der Fußball-<br />

Bundesliga schon seit längerem ein enormes Mitgliederwachstum<br />

beobachtet werden, ohne dass sich dabei das<br />

Aktivitätspotenzial in den Vereinen selbst erhöht. Vereine wie<br />

der VfB Stuttgart wuchsen im Jahr 2004 bis 2005 um 37%,<br />

die höchste Zuwachsrate von über 60% erreichte Werder<br />

Bremen im gleichen Jahr. Und ein Verein wie Bayern München<br />

weist heute bereits mehr als 100.000 Mitglieder auf,<br />

wobei die große Mehrheit dieser Mitglieder lediglich passive<br />

Fans der Fußballszene darstellen und keineswegs nur aus<br />

München oder Bayern stammen. Allein die 18 Bundesligavereine<br />

haben durchschnittlich ein jährliches Wachstum von<br />

60.000 Mitgliedern, ohne dass sich<br />

dadurch in den Vereinen, mit Ausnahme<br />

der erhöhten Einnahmen, strukturell<br />

etwas verändern würde.<br />

Angesichts dieser Zahlen ist Vorsicht<br />

angebracht, wenn vom Wachstum des<br />

deutschen Sports die Rede ist. Es stellt<br />

sich sogar die Frage, ob sich möglicherweise<br />

die Mitgliederentwicklung in<br />

Bezug auf die aktiven Mitglieder in den<br />

Vereinen bereits rückläufig darstellt. Es<br />

könnte sein, dass uns die absoluten<br />

Zahlen einen Mitgliederzuwachs vorgaukeln,<br />

der sich angesichts der passiven<br />

Fußballfans nur als ein Scheinwachstum<br />

erweist. Glücklicherweise ist<br />

davon zunächst nur der Fußballsport<br />

betroffen. Doch kann nicht ausgeschlossen<br />

werden, dass weitere Sportarten<br />

mit einer eigenständigen Fankultur<br />

eine ähnliche oder gleiche Entwicklung nehmen. Der im<br />

Fußball zu beobachtende neue Mitgliedertypus ist dabei<br />

keineswegs so harmlos, wie er auf den ersten Blick erscheint.<br />

Es Freiburg zeigt die Wege auf, die diese neuen Mitglieder<br />

gehen können. Das Beispiel verweist auch auf Interessen, die<br />

eigentlich in der üblichen Vereinsarbeit eher als vereinsfremd<br />

zu bezeichnen sind. Mitgliederversammlungen, in denen<br />

dieser neue Typus von Vereinsmitglied die Mehrheit hat,<br />

haben diesen längst eine neue Qualität beschert, die für<br />

Massenmedien wohl spektakulär sein kann. Das, was eine<br />

wünschenswerte Vereinskultur auszeichnen soll, bleibt dabei<br />

jedoch oft genug auf der Strecke. Die Vereinsdemokratie hat<br />

sich immer öfter mit Problemen auseinanderzusetzen, die es<br />

zuvor in den Vereinen so noch nicht gegeben hat.<br />

Die Frage, die sich dabei stellt, ist, ob die bewährten demokratischen<br />

Prinzipien einer basisdemokratischen Vereinsarbeit<br />

über solche neuen Mitgliederstrukturen gefördert werden<br />

können oder ob diese Strukturen möglicherweise das Vereinswesen<br />

in seiner Substanz gefährden. Dies gilt vor allem für<br />

den Schutz der Gemeinnützigkeit. Es stellt sich aber auch die<br />

Frage, ob jene neuen Versammlungsstrukturen dem entsprechen,<br />

was die Väter des Grundgesetzes gemeint haben, als sie<br />

dem Verein als der Einübungsstätte demokratischer Werte<br />

einen besonderen Schutz gewährten. Als nämlich der Verein<br />

als Makler und Mittler zwischen Individuum und <strong>Gesellschaft</strong><br />

von den Gründern unserer Republik auserkoren wurde.<br />

39


Es ist sieben Uhr an einem wunderschönen Maimorgen<br />

im Brandenburgischen. Hartwig Gauder wartet schon<br />

in der Hotellobby. Am Vorabend haben wir uns zum<br />

Frühsport verabredet. Eine kleine Walkingrunde soll es<br />

werden, rund anderthalb Stunden lang. Etwa zur Halbzeit<br />

erreichen wir einen See. Gauder sieht die Chance für eine<br />

Erfrischung gekommen: Klamotten runter, rein ins noch<br />

sehr kühle Nass und einige Schwimmzüge. Danach geht's<br />

gleich weiter. Für Gauder (52) ist solch' morgendliche<br />

Aktivität nicht außergewöhnlich. Schließlich hat er in<br />

seiner Zeit als Geher viele Abdrücke in den internationalen<br />

Erfolgslisten der Leichtathletik hinterlassen, war Olympiasieger<br />

und Weltmeister. Wer jedoch seine ganze Geschichte<br />

kennt, ist positiv überrascht vom anhaltenden sportlichen<br />

Elan des Erfurters. Denn nach dem Hochleistungssport<br />

wurde Gauder mit dem anderem Extrem konfrontiert:<br />

absoluter körperlicher Schwäche. Er erfuhr die Abgründe<br />

des Lebens, als kurz nach der Sportkarriere und einer bakteriellen<br />

Infektion sein Herz versagte. Eine Organtransplantation<br />

hat ihn gerettet.<br />

Heute stehen weder die Rolle des Sporthelden noch die<br />

Rolle des Patienten für sich. Hartwig Gauders Geschichte<br />

ist vor allem die einer doppelten Metamorphose: vom<br />

gefeierten Olympiasieger zum todkranken Prominenten<br />

zum nimmermüden Herztransplantierten. Eine Geschichte,<br />

die bewegt: 20 Monate hat Gauder auf sein neues Organ<br />

und die Transplantation warten müssen, 13 davon überlebte<br />

er nur mit einem zusätzlich implantierten Kunstherz.<br />

Zwei Wochen hatte er sich noch gegeben, als ihn in quasi<br />

letzter Minute am 30. Januar 1997 im <strong>Deutsche</strong>n Herzzentrum<br />

in Berlin die frohe Botschaft erreichte, sich die Chance<br />

für ein neues Leben auftat. Eine schlimme Zeit zwischen<br />

Hoffen und Bangen. Tausenden <strong>Deutsche</strong>n geht es jeden<br />

Tag so.<br />

Auch vom Dopingthema wurde Gauder seinerzeit nicht<br />

verschont. Ans Kunstherz angeschlossen, hielt ihm ein Arzt<br />

einen Vortrag über Sucht, Abhängigkeit und Doping. Der<br />

versteckte Vorwurf ging ihm nahe. Als Sportler der ehemaligen<br />

DDR trage man einen Stempel, so Gauder, "den man<br />

ganz schwer los wird, selbst wenn man wie ich nie eines<br />

40<br />

Mit dem Kampfgeist eines<br />

Das zweite Leben des<br />

dieser Präparate genommen hat. In dieser extremen Situation<br />

hätte ich meinem Körper doch einen Bärendienst<br />

erwiesen, wenn ich Dopingmittel verschwiegen hätte."<br />

Die Operation gelingt. Mühsam tastet sich Gauder nach<br />

dem Kunstgriff der Ärzte ins Leben zurück und wird mit<br />

dem Kampfgeist des Olympiasiegers von 1980 wieder fit.<br />

Fitter als die meisten mit erstem Herzen. Er fliegt nach New<br />

York und läuft dort den Marathon, er fliegt nach Japan und<br />

besteigt dort den höchsten und heiligen Berg, den Fujijama.<br />

Tägliches Training gehört wieder wie selbstverständlich zu<br />

seinem Leben, das ausgefüllt ist: mit Motivationsvorträgen<br />

vor Managerseminaren auf Mallorca, medizinischen Projekten<br />

für herzkranke Menschen, ehrenamtlichem Engagement<br />

im von ihm mitbegründeten Verein Sportler für Organspende<br />

(www.vso.de), einer Gastprofessur in Japan oder Walkingveranstaltungen<br />

in ganz Deutschland. Neuerdings baut<br />

er hauptberuflich im Universitätsklinikum Jena den Bereich<br />

Gesundheitsmarketing auf. Doch Gauder ist kein Hansdampf<br />

in allen Gassen. Viel eher kostet er die ihm neu<br />

geschenkte Zeit aus und sprüht vor Ideen. "Dinge, die ich<br />

beherrsche", sagt er, "sind nach einer gewissen Zeit langweilig<br />

für mich. Deshalb vergeht kaum ein Tag, ohne dass<br />

ich eine neue Idee aushecke oder Pläne schmiede.<br />

Abwechslung ist für mich wie eine Sucht." Gauder lebt, als


Olympiasiegers Mut machen:<br />

Hartwig Gauder Von Oliver Kauer-Berk<br />

müsste er sich jeden Tag aufs Neue beweisen, dass er lebt.<br />

Möglicherweise kann das nur, wer schon einmal um ein<br />

Haar gestorben ist.<br />

Was Hartwig Gauder heute auch anpackt - meist hat es<br />

mit dem Thema Gesundheit zu tun. Zum Beispiel beschäftigt<br />

er sich mit der "Kultur des Alterns". Seine These: "Statt<br />

High-Tech brauchen wir dringend Programme der Wieder-<br />

Belastung, damit der Mensch ein hinreichendes Maß an<br />

Gesundheit erlangen kann. Die heutigen Krankheiten entstehen<br />

immer stärker durch Unterbelastung." Körperliche<br />

Aktivität sei ein effektives Mittel, den Alterungsprozess zu<br />

verzögern. "Gesundheit besitze ich nicht, ich muss sie mir<br />

täglich neu erarbeiten", sagt Gauder. Mit befreundeten<br />

Wissenschaftlern arbeitet er an der Heilung von Beschwerden<br />

mit Mikrostromanwendungen. Ein Produkt mit dem<br />

eingetragenen Namen CellVAS (Cell Vitality Analyze &<br />

Stimulation) wurde bereits entwickelt. Seine Grundlage ist<br />

die Beeinflussung zellulärer Strukturen durch jeweils "passende"<br />

elektrische Signale. Schmerzlindernde, abschwellende<br />

und entzündungshemmende Wirkungen des Geräts<br />

wurden nach Angaben der Entwickler nachgewiesen. Auch<br />

andere von Gauders Überlegungen werden nach und nach<br />

konkreter, etwa das "Herz-Handy" für Patienten nach einem<br />

Schlaganfall, einer Transplantation oder einer Bypass-<br />

Operation. Es misst Herzwerte und sendet sie an ein Call-<br />

Center. Damit hätten Patienten auch unterwegs die Sicherheit<br />

einer Kontrolle, ohne dass man sie ihnen ansähe.<br />

Die schwere Krankheit und die Organtransplantation haben<br />

Gauder neu geboren. "Im Grunde bin ich heute glücklicher<br />

als vor meiner Transplantation", sagt er, "diese Erfahrung<br />

hat mich Demut gelehrt und veranlasst mich, stärker als<br />

zuvor nach dem Sinn zu fragen." Er möchte die Zeit im<br />

Krankenhaus nicht mehr missen. Weil sie ihn verändert hat.<br />

Er sei wissender, toleranter und offener geworden. "Ich<br />

gehe ganz anders auf Menschen zu und kann ihnen inzwischen<br />

viel mehr geben." Sein heutiges Leben erklärt sich<br />

größtenteils aus den Erlebnissen vor inzwischen mehr als<br />

einer Dekade im Berliner Herzzentrum. Wobei dieser, sein<br />

größter Sieg nicht zuletzt aus den sportlichen Erfahrungen<br />

herrührt. So hat Gauder auf der Intensivstation nicht einen<br />

Wettlauf gegen den Tod gewonnen, sondern ist wirklich<br />

um sein Leben gerannt. Dieser Unterschied ist ihm wichtig.<br />

Es wundert ihn bisweilen selbst, wie weit er gekommen ist,<br />

dass heute "sogar schlechte Tage für mich gute Tage sind".<br />

Durch seine Vitalität ist Gauder zu einem Vorbild für Transplantierte<br />

und überhaupt alle schwer Kranken geworden.<br />

Als Wiedergenesener zeigt er, was das Leben mit einem<br />

41


angenommenen Organ bieten kann - und was man dem<br />

Leben damit geben kann. Gauder schenkt den Kranken auf<br />

den Wartelisten für eine Transplantation als quicklebendiges<br />

Anschauungsobjekt Hoffnung. Und nicht nur ihnen.<br />

Jeder Mensch gerät früher oder später in einen Abstiegskampf.<br />

Wir verlieren unsere Arbeit, Lebenspartner, werden<br />

arm oder vielleicht selbst krank. Wer sich dann in erster<br />

Linie als Opfer fühle, verliere seine Kraft, glaubt Gauder.<br />

"Mit Jammern verschwendet man am Ende nur Zeit und<br />

Energie." Deswegen hat er das Leben nach der schweren<br />

Operation auch wieder selbst in die Hand genommen, sich<br />

nicht allein auf Ärzte verlassen, sondern auch in seinen<br />

Körper gehört. Gauder vermied es, "jede einzelne Stunde<br />

über Risiken und Nebenwirkungen nachzugrübeln". Er blieb<br />

sein ganz eigener Patient, fühlte, dass Sport ihm gut tun<br />

würde. Nur vier Tage nach der Transplantation saß er auf<br />

dem Fahrrad-Ergometer. Er reduzierte die tägliche Kortisondosis,<br />

bewegte sich wieder und steigerte dosiert die Belastung.<br />

Nicht alles ging glatt, auch Gauder hatte mit akuten<br />

Abstoßungsreaktionen zu kämpfen, die das Leben wieder<br />

ernsthaft in Gefahr brachten. Doch der Sportsgeist ließ ihn<br />

weder im Krankenbett noch in der Rehabilitation los. Wie<br />

auch, wenn jemand eine Hochleistungssportkarriere hinter<br />

sich hat, von der er selbst sagt: "Ich wollte so hart trainieren,<br />

dass ich an meinem schwächsten Tag immer noch<br />

besser als die anderen war." Der härteste Gegner war seine<br />

Krankheit. Dr. Susanne Kapell vom <strong>Deutsche</strong>n Herzzentrum<br />

in Berlin fasst die Geschichte so zusammen: "Hartwig<br />

Gauder ist durch die Hölle gegangen. Obwohl er wie verrückt<br />

gekämpft hat, drohte er allmählich zu erlöschen. Sein<br />

Leben stand auf der Kippe, und trotzdem habe ich nicht ein<br />

einziges Mal erlebt, dass er sich fallengelassen hätte. Im<br />

Gegenteil, er hat uns immer wieder überrascht."<br />

Das zweite Leben von Hartwig Gauder ist vor allem von<br />

einem geprägt: Optimismus. Sein Ja zum Leben spiegelt<br />

sich in einer Anekdote wider, die er gerne erzählt: Am<br />

42<br />

längsten mit einem fremden Herzen, mehr als 22 Jahre,<br />

lebte bisher ein US-Amerikaner - ehe er von einem Lastwagen<br />

überfahren wurde. Und dann fügt er hinzu: "Ich sollte<br />

mich vor Lastwagen in Acht nehmen." Gauder hat es<br />

geschafft, dass ihn seine Wegbegleiter heute keinesfalls<br />

mehr als kranken Menschen bezeichnen würden. Auch<br />

wenn Marathonläufe oder eine Bergbesteigung mit transplantiertem<br />

Herzen für ihn "keine extremen" Belastungen<br />

seien, möchte er mit solchen Aktionen nicht ausdrücken,<br />

dass jeder Transplantierte ihm nacheifern sollte. Er erwartet<br />

auch nicht von jedermann Verständnis für seine Extremtouren,<br />

aber die seien eben seine persönliche Art, als Sportler<br />

mit seiner speziellen Situation umzugehen. "Ich überanstrenge<br />

mich nicht und komme mit einem Lächeln ins Ziel."<br />

Sicher, es könne nicht Sinn und Zweck einer Transplantation<br />

sein, nachher Marathonläufe zu absolvieren. "Doch jeder<br />

Transplantierte sollte seine Grenzen vorsichtig austesten,<br />

ohne mit seinem neuen Organ lax umzugehen."<br />

Mit seiner anhaltenden Sportlichkeit will Gauder nicht<br />

zuletzt auch anderen Menschen den Anstoß geben, Spendebereitschaft<br />

zu zeigen und einen Organspendeausweis<br />

auszufüllen. Denn er weiß, dass er großes Glück hatte.<br />

Jeden Tag sterben in Deutschland drei Menschen auf der<br />

Warteliste für ein neues Organ. Wer eines gespendet<br />

bekommt, darf sich als Lottogewinner fühlen - obwohl die<br />

rechnerische Chance, eine Spende anzunehmen, noch<br />

größer ist als die Möglichkeit, selbst nach dem Tod Organe<br />

zu geben.<br />

Wer Hartwig Gauders Geschichte im Hinterkopf hat (im<br />

Frühjahr <strong>2007</strong> als Buch mit dem Titel "Zwei Leben, drei<br />

Herzen" erschienen), der mag für eine Lebenskrise besser<br />

gewappnet sein, und wenn er nur mal innehält und über<br />

Gauders Lebensmotto nachdenkt: "Fürchte dich nicht,<br />

langsam zu gehen, fürchte dich nur, stehen zu bleiben."<br />

Wie Gauder kann nur jemand denken, an dem das Leben<br />

nicht spurlos vorüber<br />

gegangen ist. Er ist durch<br />

alle Höhen und Tiefen<br />

gegangen. Gerade aus der<br />

Todesnähe und dem vor<br />

mehr als zehn Jahren täglich<br />

geführten Kampf ums<br />

Leben schöpft sich seine<br />

neue Kraft, die Signale der<br />

Zuversicht in die Welt funkt.<br />

"Ich möchte Spuren hinterlassen",<br />

sagt Gauder, "anderen<br />

etwas geben, nicht nur<br />

nehmen." Und das Geben,<br />

ohne etwas dafür zu erwarten,<br />

wird ihm heute selbst<br />

zur größten Hilfe.


Der folgende Artikel versammelt<br />

die beiden kenianischen Sportzelebritäten<br />

Kipchoge Keino und<br />

Professor Dr. Mike Boit sowie sieben<br />

frühere südsudanesische Kindersoldaten<br />

unter einem überraschenden Stichwort:<br />

nämlich Bildung. Es stimmt wirklich,<br />

dass zwei alte Meister der Aschenbahn<br />

ihren akademischen Ehrgeiz unabhängig<br />

voneinander gebündelt haben. Indem<br />

sie Privatschulen für höchste Ansprüche<br />

gründen und dass sie den Schlauesten<br />

von ihren "Läuferstämmen", den Kalenjin,<br />

die Wege zu den herausragenden<br />

US-amerikanischen Universitäten wie<br />

Yale oder Harvard in Boston mit Stipendien<br />

ebnen. Außerdem haben die Jungen,<br />

die in ihrer südsudanesischen<br />

Heimat bis zu sechs Jahre lang nur den<br />

Gebrauch von Schusswaffen lernten,<br />

mittlerweile als Dauergäste auf Keinos<br />

Farm erfolgreich und friedlich eine<br />

schulische Laufbahn begonnen. Für ihr<br />

Beispiel steht der 17 Jahre alte Hashim<br />

Sudi.<br />

Am Rand der roten Erdstraße, die zweihundert<br />

Meter abseits von Keinos Kazi-<br />

Mingi-Farm ("Viel Arbeit") vorbeiführt,<br />

entsteht seine neue höhere Schule. Sie<br />

ist eine Boarding School, der allerdings<br />

auch ein Internat gehört. Sie beherbergt<br />

sowohl eine eigene Bibliothek, einen<br />

Computerraum und einen Sportplatz.<br />

Die Hoffnung ist, dass er ein 400-m-<br />

Oval mit vier Bahnen aus Kunststoff<br />

erhält. Es wäre das erste seiner Art in<br />

ganz Kenia. Der Komplex soll Kipkeino<br />

Highschool heißen.<br />

Wir befinden uns in der Provinz im<br />

Nordwesten, auf dem Hochland jenseits<br />

von 2.000 m. Eldoret liegt acht Kilometer<br />

entfernt. Sie ist die am schnellsten<br />

wachsende Stadt des ostafrikanischen<br />

Landes. Im "Großen Polyglott" von 1975<br />

ist sie noch mit 18.000 Einwohnern<br />

angegeben. Heute zählt sie rund<br />

250.000.<br />

Der Komplex, der von Januar an die<br />

ersten Schüler beherbergen soll, war<br />

eine schwere Geburt. Bald nach ihrem<br />

Beginn wurden nämlich die Bauarbei-<br />

Der Autor Robert Hartmann (rechts) und Hashim Sudi.<br />

Bildungsehrgeiz im<br />

kenianischen Busch oder<br />

Ein olympisches Märchen,<br />

das wahr wurde<br />

Von Robert Hartmann<br />

43


ten, kaum dass sie begonnen hatten, auch schon wieder<br />

eingestellt. Weil die erhofften Spendengelder erst einmal<br />

ausgeblieben waren. Aber nach einem mehrmonatigen Stillstand<br />

kamen die Dinge richtig in Fluss. Keino selbst besorgte<br />

den finanziellen Grundstock, indem er auf einen Schlag 110<br />

seiner rund 150 Rinder verkaufte. Dafür nahm er 3,4 Millionen<br />

Kenianische Schillinge ein. Das sind umgerechnet etwas<br />

über 300.000 Euro. Im Mai trafen dann von der Firma Daimler<br />

200.000 Euro als Spende ein, womit die termingerechte<br />

Vollendung der Schule endgültig sichergestellt war. Thomas<br />

Bach, der Präsident des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Sportbundes<br />

(DOSB) und Keinos Freund aus gemeinsamen Aktivenprechertagen<br />

beim Internationalen <strong>Olympische</strong>n Komitee, hatte<br />

dafür Sorge getragen.<br />

Keino gilt als der Urvater der kenianischen Läufer. Er war es,<br />

der seine Heimat auf die Weltkarte setzte mit Olympiasiegen<br />

in Mexico-City 1968 über 1.500 m und in München 1972<br />

über 3.000-m-Hindernis. Während der <strong>Olympische</strong>n Spiele in<br />

Sydney 2.000 hatte im Alter von 64 Jahren, in dem andere<br />

sich zur Ruhe setzen, seine internationale Funktionärskarriere<br />

begonnen. Sie dauert bis heute an, nachdem sein Vorgänger<br />

Charles Mukora wegen Korruption unehrenhaft aus dem IOC<br />

entlassen worden war und der gewählte Keino an seine Stelle<br />

trat.<br />

Keino, inzwischen auch Präsident seines Nationalen <strong>Olympische</strong>n<br />

Komitees, war von seiner Wahl ins IOC derart überrascht,<br />

dass er ungläubig festhielt, er wisse doch, woher er<br />

komme. Nämlich von ganz unten. Er war ja schon zwölf Jahre<br />

alt, als er bei seinem Vater endlich durchsetzte, die Schule<br />

besuchen zu dürfen. Und mit 16 musste er sie wieder verlassen,<br />

weil die Schulgebühren nicht mehr bezahlt werden<br />

konnten. Mit einem Freund tat er sich danach zusammen, um<br />

bei Nachbarn neue Brunnen und Latrinen zu bauen. So hielt<br />

er sich über Wasser.<br />

Wenig später nahm die Polizei ihn als talentierten Läufer in<br />

ihre Dienste auf, wofür er sich vorher allerdings noch um vier<br />

Jahre älter machen musste. Seitdem steht in seinem Pass das<br />

Geburtsdatum 19. Januar 1940. Nun holte er seine Bildung<br />

nach, und er wurde sogar Offizier und Ausbilder. Am Ende<br />

seiner sportlichen Karriere unterzeichnete er den 40.000<br />

Dollar umfassenden Jahreskontrakt eines US-amerikanischen<br />

Profiunternehmens, was ihn für immer finanziell unabhängig<br />

machte. Der Vater von elf Kindern kaufte eine Farm und ein<br />

Sportgeschäft.<br />

In Kenia sind die besten Schulen traditionell Privatunternehmen.<br />

Als Erstes gründete Keino, als wolle er endlich Versäumtes<br />

nachholen, die Kipkeino-Primary-School in der Nähe von<br />

Eldoret. Im zehnten Jahr ihrer Existenz tauchte sie in der<br />

jüngsten Rangliste für die Grundschulen des Landes unter<br />

18.000 Mitbewerbern schon auf Platz 3 auf. Das ausgewählte<br />

44<br />

Prinzip der finanziellen Unabhängigkeit stammt von dem im<br />

vorigen Jahr im Alter von 72 Jahren verstorbenen britischen<br />

Lehrer Geoffrey W. Griffin. Bei seinem Starehe Boys Centre<br />

("Ruheplatz"), das nach seiner Gründung im Jahr 1959 Kenias<br />

beste Schule wurde, finanzieren wohlhabende Eltern den<br />

kostenfreien Aufenthalt der akademisch begabten armen<br />

Jungen, unter denen sich traditionell immer auch Straßenkinder<br />

befinden.<br />

Bei der Kipkeino Primary School lag es nahe, die über fünfzig<br />

Waisenkinder einzuschulen, für welche die Keinos seit langem<br />

Sorge trugen. Bei dem neuesten Projekt bestellte Keino als<br />

neuer Schulleiter den im vorigen Jahr pensionierten Starehe-<br />

Lehrer E. Eliud Wasonga, der ein Freund von Mr. Griffin war.<br />

"Von Anfang an muss es die beste Schule sein", stellte er das<br />

hohe Anspruchsniveau sofort klar.<br />

Zwar wird es sich um eine Jungen-Schule handeln. Aber es<br />

wird Ausnahmen geben. Präsident Jacques Rogge möchte<br />

über das IOC vier vielversprechende junge Sportlerinnen<br />

fördern, und das gleiche Ziel verfolgen der US-amerikanische<br />

Sportartikel-Hersteller Nike sowie Samsung, der größte südkoreanische<br />

Mischkonzern. Sie werden die Patenschaften für<br />

vier und zwei weitere Läuferinnen übernehmen. Sie alle sollen<br />

auf der Kazi-Mingi-Farm leben und von einer Erzieherin<br />

betreut werden.<br />

Wasonga gehört dem Volk der Luos an, die am Victoriasee<br />

siedeln. Ihre natürliche Intelligenz ist bekannt. Jeder weiß,<br />

dass sie in Kenia die größte Anzahl an Professoren stellen.<br />

Aber keiner hat sich je einen Namen als Läufer gemacht. Die<br />

einzige Ausnahme war in all den vergangenen Jahrzehnten<br />

Wasonga selbst. Seine Stärke lag auf den Strecken über 5.000<br />

und 10.000 Meter. Sein wieder neu entbrannter Ehrgeiz liegt<br />

darin, dass er bei den Läufervölkern das geistige Niveau auf<br />

den gleichen Elitestand bringt wie auf dem Sportplatz. Das<br />

Stichwort heißt Bildung und ihre Förderung.<br />

Die letzten Schulabgänger der Kipkeino Primary School<br />

setzten sich zusammen aus 37 A-Kandidaten und je einem<br />

mit der Benotung B+ und B. Diese ersten Buchstaben des<br />

Alphabets sind gleichbedeutend mit sehr gut, zwei plus und<br />

zwei. Somit hatte sich jeder die Berechtigung erworben, auf<br />

die Secondary oder High School zu wechseln.<br />

Ohne von ihren unterschiedlichen Denkansätzen zu wissen,<br />

sehen sich Keino und Boit in ihren Zielen vereint, die Sterne<br />

vom Himmel zu holen. Für Keino ist Boit der typische Vertreter<br />

aus der Welt der Bücher, und als der bei der Kenyatta-<br />

University in Nairobi Professor für Sportwissenschaft wurde,<br />

erfüllte er sich einen lang gehegten Wunsch.<br />

Boit setzt seit drei Jahren die faszinierende Idee in die Wirklichkeit<br />

um, die besten Hochschul-Abgänger unter den Läu-


fer-Völkern von den herausragenden amerikanischen Lehranstalten<br />

ausbilden zu lassen. Ein Freund aus New York hilft ihm<br />

vor Ort bei der Verwaltungsarbeit. Jedes Jahr im Juni bestreiten<br />

seitdem die A- und B-Absolventen auf dem Gelände der<br />

Moi-Universität bei Eldoret einen 1.500-m-Lauf. Die Besten<br />

erhalten dann für die nächsten vier Jahre einen der weltweit<br />

begehrtesten Ausbildungsplätze. Sei es in Harvard, Yale oder<br />

Stanford. Dort hatte Boit übrigens in den Jahren 1977 und<br />

1978 zwei Masters-Degrees erworben, was ihn 7.000 Dollar<br />

aus der eigenen Tasche kostete. Er bezahlte sie von seinen in<br />

Europa verdienten Preisgeldern. Boit meinte ganz pragmatisch:<br />

"Ich wollte halt einmal an einer der berühmtesten Unis<br />

der Welt studiert haben. Ich wollte mir beweisen, dass ich es<br />

kann." Normalerweise hatte er an der Eastern New Mexico-<br />

Universität in dem Städtchen Portales und an der Universität<br />

von Eugene studiert.<br />

Im aktuellen Fall kann der frühere Kindersoldat<br />

Sudi den längsten und kompliziertesten Weg bis zu<br />

den Gestaden der Bildung aufweisen. Auch er<br />

musste über die Notwendigkeit nicht erst überzeugt<br />

werden. "Wenn ich darüber nachdenke",<br />

sagte er, "ist alles leicht." Seit Januar geht er in<br />

Iten in die nur knapp vierzig Kilometer von Keinos<br />

Farm entfernte Ganztagsschule St. Patrick. Sie ist<br />

die Gründung eines irischen Lehrerordens. Sudis<br />

großer Wunsch, hier aufgenommen zu werden,<br />

erfüllte sich dank seines guten Abschluss-Examens<br />

bei der Primary School sogar überraschend problemlos.<br />

Seine vier Jahre im Krieg liegen unvorstellbar<br />

weit zurück.<br />

Ende 2002 war er zusammen mit sechs Freunden<br />

bei der Kazi-Mingi-Farm untergekommen. Keino<br />

war von einem amerikanischen UNECO-Mitarbeiter<br />

angerufen worden und hatte sofort seine Hilfe<br />

zugesagt. Seitdem wohnen sie in ihrem eigenen<br />

Zimmer und rufen ihren Gastgeber Keino der<br />

Einfachheit halber "Dad". Keiner der Kindersoldaten<br />

hatte bis dahin eine Schule von innen gesehen,<br />

und jetzt mussten sie Versäumtes im Sauseschritt<br />

nachholen. Völlig neu hatten sie die ostafrikanische<br />

Verkehrssprache Suaheli und Englisch zu<br />

lernen. Nicht in - wie vorgesehen - acht Jahren<br />

gelang vier von ihnen der gesamte Lernstoff,<br />

sondern schon in vier. Beim ersten Zwischenzeugnis<br />

im Juni erreichte Sudi von den 180 St. Patrick-<br />

Schülern schon den 33. Platz. Alle Resultate hingen<br />

am Schwarzen Brett, einsehbar für jeden<br />

Neugierigen.<br />

Um das Stillen des Wissensdurstes kreist sein<br />

ganzer Tagesablauf. An jedem Werktagmorgen<br />

steht er um vier Uhr auf, um bis sechs Uhr zu<br />

lernen. Danach trainiert er eine Stunde lang für seine Karriere<br />

im 1.500-m-Lauf. Um 7:30 Uhr geht er zur Schule. Anschließend<br />

nimmt er sein Mittagessen ein, und um 16 Uhr startet<br />

er seine zweite Trainingseinheit. Während der letzten Stunden<br />

des Tages vertieft er sich wieder in die Bücher. "Ich habe zwei<br />

große Ziele", gab er in unserem Gespräch preis. Nämlich "eine<br />

Medaille im Sport zu erringen und den Doktor in der Medizin<br />

zu machen".<br />

Nur weil er sich noch einmal an die Wirren in seiner sudanesischen<br />

Heimat erinnern sollte, rief er die Bilder von seinem<br />

ersten Gefecht wieder zurück. "Ich hatte Todesangst und<br />

wusste gar nicht, was geschah." Der Feind war nur fünfhundert<br />

Meter von den bibbernden Jüngelchen entfernt und<br />

wollte das Gleiche tun wie er: töten. Wer sich solch eine<br />

Brutalität vor Augen führt, kann das unfassbare Glück erst<br />

richtig begreifen, das ihm Bildung und Erziehung bieten.<br />

Prof. Dr. Mike Boit (links) und Kipchoge Keino<br />

45


Was as macht eigentlich ...?<br />

Jürgen May<br />

Von Steffen Haffner<br />

Nostalgietreffen in Oberrodenbach bei Hanau. Eine kleine<br />

Runde hat sich im Haus von Jürgen und Bärbel May<br />

zusammengefunden: Außer dem gastgebenden Ehepaar<br />

der langjährige Freund Karl Eyerkaufer und Bruder Ulrich May mit<br />

ihren Frauen. Es ist der 27. Juli. Ein besonderes Datum. Denn<br />

genau vor vierzig Jahren haben sich der Weltrekordläufer und<br />

DDR-Sportler des<br />

Jahres 1965 Jürgen<br />

May und seine<br />

Freundin (und<br />

spätere Frau) in den<br />

Westen abgesetzt.<br />

Beim Gespräch im<br />

nahen Schloss<br />

Philippsruhe wird<br />

die Vergangenheit<br />

wieder lebendig.<br />

Der Wunderläufer<br />

von einst erinnert<br />

sich an die bangen<br />

Stunden: "Wir<br />

hatten uns an der<br />

ungarischen Grenze<br />

versteckt. Endlich<br />

kam das Fluchthelferauto,<br />

ein riesiger<br />

amerikanischer<br />

Straßenkreuzer mit<br />

dem Namen Taifun,<br />

der erst meine<br />

Freundin und dann mich nach Österreich brachte. Eingezwängt in<br />

einen Hohlraum zwischen Armaturenbrett und Kotflügel, stand<br />

jeder von uns anderthalb Stunden lang Todesängste aus. Unser<br />

Glück: Die Ungarn waren technisch nicht so gut ausgerüstet wie<br />

die Grenzsoldaten der DDR, die mit ihrem Gerät unsere Herztöne<br />

gehört hätten. Als wir in Österreich aus unserm Versteck befreit<br />

wurden, waren wir so stocksteif, dass wir uns erst einmal nicht<br />

bewegen konnten." Die spektakuläre Flucht wirkte lange nach: "Ich<br />

habe noch an die zwanzig Jahre davon geträumt: Sie haben mich<br />

geschnappt. Ich bin wieder in der DDR und komme nicht mehr<br />

raus."<br />

46<br />

Schon 1964 bei den <strong>Olympische</strong>n Spielen von Tokio hegte der<br />

damals Zweiundzwanzigjährige Fluchtgedanken. Und das, obwohl<br />

er als Sportidol der DDR viele Privilegien genoss. "Ich habe ganz<br />

jung schon die ganze Welt gesehen. Aber ich habe immer im<br />

Hinterkopf gehabt: Es kann mal ganz schnell mit dem Sport vorbei<br />

sein, und dann bin ich eingesperrt zwischen Ostsee und Thüringer<br />

Wald. Das war wie<br />

ein Trauma für<br />

mich." Auch hielten<br />

ihn keine familiären<br />

Bande. Der Vollwaise,<br />

dessen Vater im<br />

Krieg gefallen und<br />

dessen Mutter kurz<br />

nach dem Zusammenbruchgestorben<br />

war, wuchs im<br />

zerstörten Nordhausen<br />

bei Pflegeeltern<br />

auf. Sein<br />

älterer Bruder<br />

setzte sich 1954 in<br />

den Westen ab.<br />

Die dramatische<br />

Wende im Leben<br />

des 1.000-Meter-<br />

Weltrekordlers<br />

(2:16,2 Minuten)<br />

und 1.500-Meter-<br />

Europarekordlers (3:36,4) ereignete sich 1966 bei der Leichtathletik-Europameisterschaft<br />

in Budapest. Der Mittelstreckenläufer Karl<br />

Eyerkaufer und der ehemalige Rekordsprinter Heinz Fütterer<br />

steckten ihm im Auftrag der Sportartikelfirma Puma 100 Dollar<br />

und ein Paar Laufschuhe zu. Der gefeierte Vorzeige-Athlet des<br />

"Arbeiter-und-Bauern-Staates", der im Trikot von Turbine Erfurt 18<br />

Mal DDR-Meister geworden war, konnte sich nicht vorstellen,<br />

welche Konsequenzen diese Lappalie für ihn haben sollte. Während<br />

der Langstreckenläufer Jürgen Haase, der ebenfalls von Puma<br />

geködert worden war, als reuiger Sünder mit einer Verwarnung<br />

davon kam, sperrte der <strong>Deutsche</strong> Verband für Leichtathletik (DVfL)


der DDR May<br />

"wegen Verstoßes<br />

gegen die Amateurregel"lebenslang<br />

und tilgte<br />

seinen Namen aus<br />

allen seinen<br />

Ergebnislisten. Die<br />

100 Dollar stiftete<br />

der DVfL während<br />

einer Pressekonferenz,<br />

in der "dem<br />

habgierigen Kapitalismus"vorgeworfen<br />

wurde,<br />

DDR-Sportler anund<br />

abzuwerben,<br />

dem "Roten Kreuz".<br />

Über den Vorfall<br />

und das beabsichtigte Vorgehen berichtete die Sportführung der<br />

DDR schriftlich Erich Honecker und ließ sich die Maßnahmen vom<br />

Staatsratsvorsitzenden genehmigen. Die Puma-Laufschuhe, die<br />

May abgeben musste, verwahrte der Internationale Leichtathletik-<br />

Verband (IAAF) in seiner Londoner Geschäftsstelle. Skurrile Pointe:<br />

Als die IAAF nach Monte Carlo umzog und beim Aufräumen Mays<br />

Schuhe fand, schickte sie diese nach der Wende ausgerechnet an<br />

den DLV-Ehrenpräsidenten Professor Georg Wieczisk, den Mann,<br />

der als Präsident des DVfL der DDR May gemaßregelt hatte. Vor<br />

fünf Jahren schickte ihm dieser das Corpus delicti zu, gerade zum<br />

60. Geburtstag.<br />

Der Staatssicherheitsdienst hatte vergeblich von Jürgen May<br />

verlangt, "aus gesundheitlichen Gründen" seinen Rücktritt zu<br />

erklären. Von da an bespitzelte ihn die Stasi, verschaffte sich<br />

Zugang zu seiner Wohnung und hörte ihn ab. Die Karriere des 24jährigen<br />

Läufers schien beendet. Und auch die Ambitionen des<br />

gelernten Schriftsetzers und Volontärs bei der Erfurter Zeitung "Das<br />

Volk", Sportjournalist zu werden, waren dahin. Der zum Stillstand<br />

verurteilte Läufer gab sich mit diesem perspektivlosen Leben nicht<br />

zufrieden. "Ich sandte Signale nach Westen: Holt mich hier raus."<br />

Nach ihrer Flucht genossen es Jürgen May und seine Freundin erst<br />

einmal, in der Bundesrepublik frei durchatmen zu können. Freilich<br />

war die Zeit vorbei, in der sich der Thüringer weitgehend auf den<br />

Leistungssport konzentrieren konnte. Im Vordergrund stand nun<br />

der berufliche Werdegang. Bei Berno Wischmann in Mainz studierte<br />

er Sport, dazu Politik. Nebenbei musste er sehen, wie er seinen<br />

Drittel-Anteil an den insgesamt 30.000 Mark Kosten für die<br />

Fluchthelfer zurückzahlte. Karl Eyerkaufer hatte die Aktion mit<br />

20.000 Mark vorfinanziert. Den Rest hatte Jürgen Mays Bruder<br />

aufgebracht. Beide beteiligten sich gemeinsam mit Puma an der<br />

Summe. Sportlich musste sich der Läufer, der für Schwalbe Hanau,<br />

dann für den LAZ Main-Kinzig startete, vorerst mit nationalen<br />

Wettkämpfen zufrieden geben. Die IAAF hob zwar die lebenslange<br />

Sperre auf, sperrte ihn aber wegen des Verstoßes gegen den<br />

Amateurparagraphen bis nach den <strong>Olympische</strong>n Spielen von<br />

Mexiko 1968.<br />

Doch damit nicht genug. Die Rachsucht der DDR verhinderte 1969<br />

sein internationales Comeback bei der Europameisterschaft in<br />

Athen. Die ostdeutschen Funktionäre erreichten mit Verweis auf<br />

das Regelwerk, dass der Europäische Leichtathletik-Verband dem<br />

damals Siebenundzwanzigjährigen die Starterlaubnis versagte. In<br />

einem Akt der Solidarität zu ihrem Kameraden beschlossen die<br />

bundesdeutschen Leichtathleten erst mit 51:10 Stimmen und in<br />

einer zweiten Abstimmung, in Kenntnis der Tatsache, dass der<br />

eigene Verband die Lage falsch eingeschätzt hatte, mit 29:27<br />

Stimmen, die Europameisterschaft zu boykottieren. Nur die Staffeln<br />

starteten als Geste gegenüber den Griechen. "Ich habe ihnen<br />

damals gesagt: Macht das nicht. Denn ich wusste, viele verspielen<br />

die Chance ihres Lebens." Die Brüche in seiner Sportkarriere und<br />

die veränderten Lebensumstände waren schuld daran, dass May<br />

die großen Erfolge bei <strong>Olympische</strong>n Spielen und Europameisterschaften<br />

nicht vergönnt waren. Auch sei ihm die (altersbedingte)<br />

Umstellung auf die 5.000 Meter nie so recht gelungen. Und doch<br />

zeigte der Thüringer hin und wieder die Zähne. So, als er 1969 in<br />

Stockholm in der Jahresweltbestzeit von 13:33,0 Minuten die<br />

Weltelite mit Ron Clarke, Mohamed Gammoudi und Harald Norpoth<br />

bezwang.<br />

Die Schatten der Vergangenheit verflüchtigten sich. Doch dreißig<br />

Jahre nach der Flucht kamen die Ereignisse von einst noch einmal<br />

hoch. "Aus den Stasi-Akten habe ich erfahren, dass ich meine<br />

Sperre der damaligen Führung von Adidas zu verdanken hatte, die<br />

auf Einhaltung ihres Exklusivvertrages mit dem DDR-Verband<br />

bestand. Adidas hat die DDR-Funktionäre aufgefordert, die Dinge<br />

zu revidieren." Das einstige Sportidol der DDR war also nicht nur<br />

ein Opfer des Kalten Krieges, sondern auch des Herzogenauracher<br />

Bruderkriegs zwischen Adidas und Puma. Ein Gutes aber hatte die<br />

Lektüre bei der Gauck-Behörde. Der Verdacht, ein Sportkamerad<br />

hätte ihn verraten, erwies sich als unbegründet. Seit dem verkehrt<br />

er wieder unbeschwert mit seinen Lauffreunden Siegfried Herrmann,<br />

Hans Grodotzki und Manfred Matuschewski.<br />

Im Beruf ging Jürgen May seinen Weg. Der Diplom-Sportlehrer<br />

wurde 1972 Sportreferent und 1986 Amtsleiter der Abteilung<br />

Bildung, Kultur und Sport im Landkreis Hanau-Main-Kinzig. Sein<br />

Vorgesetzter als Landrat war sein Freund Karl Eyerkaufer. Ein<br />

Glücksfall. Seit zwei Jahren genießt Jürgen May gemeinsam mit<br />

seiner Frau den Ruhestand, kümmert sich aber weiterhin als<br />

Vorstandsvorsitzender der "Sparkassen-Sportstiftung Main-Kinzig"<br />

um zahlreiche Aktivitäten. Gemeinsam mit seiner Frau treibt er<br />

begeistert Sport, spielt Tennis, macht Touren mit dem Mountainbike,<br />

zuletzt 120 Kilometer auf dem Rennsteig, tummelt sich gerne<br />

beim Bergwandern und Skifahren in den Dolomiten. Nach wie vor<br />

nimmt er Anteil an den Ereignissen im Spitzensport. Das Thema<br />

Doping aber hat die Begeisterung gedämpft. Selbst sei er mit<br />

Doping nicht in Berührung gekommen. In der DDR habe es jedoch<br />

damals Hinweise gegeben, dass in den Polizei- und Armeesportklubs<br />

Dynamo und ASK Vorwärts mit Aufputschmitteln aus dem<br />

Radsport nachgeholfen worden sei. Daheim in Oberrodenbach<br />

werkelt Jürgen May gern im Garten. Das Haus hat sich geleert.<br />

Sohn Mike unterhält als gelernter Goldschmied ein Juweliergeschäft<br />

in Hanau, Tochter Anja, eine promovierte Germanistin,<br />

wurde Gymnasiallehrerin. Zurzeit kümmert sie sich um den einjährigen<br />

David. Seither genießen die Mays auch noch Großelternfreuden.<br />

Mitte Juni beging der Mann, der einst Schlagzeilen machte, in<br />

aller Stille seinen 65. Geburtstag mit der Familie im Rheingau. Das<br />

Leben hat Jürgen May versöhnt mit den Nackenschlägen der<br />

Vergangenheit.<br />

47


Wie das Turnen in die<br />

GutsMuths und die<br />

Johann Christoph GutsMuths war der Pädagoge, der auf<br />

die Entwicklung der "Leibes-Übungen" weltweit den<br />

stärksten Einfluss ausübte. Aus vielen Ländern pilgerten<br />

Lehrer und andere Interessenten zu seiner Wirkungsstätte<br />

nach Schnepfenthal, um vor Ort in die "Gymnastik" eingeweiht<br />

zu werden. GutsMuths Schriften wurden in viele Sprachen<br />

übersetzt und immer wieder neu aufgelegt. Die eigenwillige<br />

Schreibweise seines Namens war übrigens seine<br />

eigene Erfindung.<br />

GutsMuths (1759 - 1839) war einer der bekanntesten und<br />

einflussreichsten Philanthropen. Die Philanthropen, übersetzt<br />

Menschenfreunde, waren den Ideen der Aufklärung verpflichtet<br />

und konzipierten eine revolutionäre Pädagogik, die von<br />

der Selbstverantwortung,<br />

den Entwicklungspotenzialen<br />

und dem Vollendungsstreben<br />

der Menschen ausging. Ihr<br />

(utopisches) Ziel war es,<br />

einen neuen Menschen,<br />

einen aufgeklärten und<br />

vernunftgeleiteten Bürger, zu<br />

schaffen. Sie setzten ihre<br />

Ideen in Internatsschulen,<br />

den Philanthropinen, in die<br />

Praxis um. Revolutionär war<br />

auch die Idee einer ganzheitlichen<br />

Erziehung, die Körper<br />

und Intellekt einschloss. Die<br />

Philanthropen vertraten die<br />

Ansicht, dass Vernunft sich<br />

nur durch Handeln und<br />

Erkenntnis, d.h. nur über die<br />

Sinne entwickeln könne, dass<br />

deshalb Ausbildung des<br />

Körpers und die Leibesübungen<br />

unverzichtbar seien. So<br />

meinte Rousseau: "Wollt ihr<br />

also die Intelligenz eures<br />

48<br />

Zöglings fördern, so fördert die Kräfte, die sie beherrschen<br />

muss. Trainiert ständig seinen Körper, macht ihn robust und<br />

gesund, damit er klug und vernünftig wird."<br />

GutsMuths hatte 1779 - 1782 an der Universität in Halle<br />

Pädagogik, Geschichte, neuere Sprachen, Mathematik und<br />

Physik zur Vorbereitung auf den Erzieherberuf studiert. Vor<br />

und nach seinem Studium war er als Hauslehrer tätig. In<br />

Begleitung seiner "Zöglinge" kam er 1785 an das von Christian<br />

Gotthilf Salzmann gegründete Philanthropinum in<br />

Schnepfenthal, das für 50 Jahre seine Wirkungsstätte werden<br />

sollte. Zunächst unterrichtete er Geographie, Geschichte und<br />

Französisch. Als 1786 die Gymnastik als eine der zahlreichen<br />

Reformen der Philanthropen eingeführt wurde, hatte Guts-<br />

Muths seine wahre Berufung<br />

gefunden. Er entwickelte die<br />

erste systematische, pädagogisch<br />

begründete Leibeserziehung,<br />

die er in Anlehnung<br />

an die griechische Antike<br />

Gymnastik nannte.<br />

In seinem wichtigsten Werk,<br />

der "Gymnastik für die<br />

Jugend" (1793), begründet<br />

GutsMuths ausführlich die<br />

Bedeutung der Leibesübungen<br />

im Rahmen einer Erziehung,<br />

die auf Vernunft<br />

aufbauen und auf Brauchbarkeit<br />

abzielen sollte. Seine<br />

zentralen Argumente für die<br />

körperliche Erziehung sind<br />

die Parallelen zwischen den<br />

"Eigenschaften" des Leibes<br />

und denen des Geistes. Seine<br />

Argumentation spitzt sich<br />

auf die grundlegende Aussage<br />

zu, dass die geistige,


Gymnastik kam -<br />

Turnbewegung Von Gertrud Pfister<br />

intellektuelle Entwicklung des Menschen vom<br />

Körper abhängig sei. GutsMuths beschreibt die<br />

Zusammenhänge zwischen der Brauchbarkeit des<br />

Körpers und der Schärfe der Sinne auf der einen<br />

und der Wahrheit der Empfindungen und Schärfe<br />

der Denkkraft auf der anderen Seite folgendermaßen:<br />

"Je mehr wir den Körper mit den Gegenständen<br />

umher in Collision bringen, das heißt: je mehr<br />

wir ihn üben, um so mehr werden seine Organe<br />

geschärft und alle geistigen Kräfte aufgeboten,<br />

um die verschiedenen Beziehungen jener Gegenstände<br />

auf uns zu ergründen und ihre Wirkungen<br />

zu erforschen." Für GutsMuths war es augenscheinlich,<br />

"dass es eben die gute Körperbeschaffenheit<br />

und Übungen sey, welche die Verrichtungen<br />

des Geistes erleichtern und sichern".<br />

GutsMuths und seine Mitstreiter setzten ihre<br />

theoretischen Überlegungen in die Praxis um und<br />

integrierten die Gymnastik in ihr Erziehungsprogramm.<br />

An den Philanthropinen wurden den<br />

Zöglingen vielfältige körperliche Übungen, vom<br />

Laufen, Heben, Tragen, Balancieren bis zum Klettern,<br />

Schwimmen und Schlittschuhlaufen angeboten.<br />

Spiele gehörten zum Bewegungsprogramm<br />

der Schüler ebenso wie Gartenarbeit, Wandern<br />

oder Sinnesübungen. Ausgehend von der Überlegung,<br />

dass die Umwelt nur über den Körper und<br />

die Sinne erfassbar ist, schulten die Philanthropen<br />

das Sehen, Hören und Fühlen. GutsMuths war ein<br />

ausgezeichneter Lehrer und beteiligte sich selbst<br />

an den Spielen und Übungen der "Zöglinge".<br />

Dabei basierten die Ideen der Kindgemäßheit, der<br />

Selbstentfaltung ebenso wie die Integration von<br />

Spielen und Leibesübungen in die Erziehung auf<br />

Nützlichkeitserwägungen: Spiel bedeutete aus der<br />

Perspektive der Philanthropen "Arbeit im Gewande<br />

jugendlicher Freude". In den Erziehungsanstalten<br />

49


sollten die Kinder nicht zuletzt durch die körperliche Ertüchtigung<br />

zu fleißigen, aufgeklärten Bürgern erzogen werden.<br />

Dies galt allerdings nur für Knaben, die wenigen Schülerinnen<br />

der Philanthropen wurden auf ihre Aufgaben als Ehefrauen<br />

und Mütter vorbereitet.<br />

GutsMuths wirkte vor allem auch durch seine Schriften. Sein<br />

Buch "Gymnastik für die Jugend" (1793) basiert auf eigenen<br />

Erfahrungen und Erprobungen ebenso wie auf einem vielseitigen<br />

Literaturstudium. Es wurde zu einem Verkaufsschlager<br />

und erschien 1804 in einer zweiten Auflage. Es ist es die<br />

erste Systematik und Methodik der schulischen Leibeserziehung<br />

und enthält eine umfangreiche Sammlung von Übungen,<br />

die vielfältige Wurzeln hatten. Der Übungskanon enthält<br />

eigene Erfindungen, aber auch vorgegebene Bewegungsaktivitäten,<br />

die GutsMuths erprobte und veränderte. GutsMuths<br />

übernahm Übungen wie beispielsweise das Diskuswerfen aus<br />

der griechischen Gymnastik oder das Voltigieren von den<br />

Ritterakademien. Er sammelte Volksspiele und interessierte<br />

sich für Leibesübungen aus anderen Ländern. So experimentierte<br />

er beispielsweise mit Skiern, die ihren Weg von Norwegen<br />

nach Schnepfenthal gefunden hatten. Kleine Seen in der<br />

Umgebung der Schule luden zum Schwimmen im Sommer<br />

und Eislaufen im Winter ein. Eine wichtige Rolle spielte das<br />

Wandern, das nicht nur der körperlichen Ertüchtigung diente,<br />

sondern auch zahlreiche Lernanstöße geben sollte. Außerdem<br />

veröffentlichte GutsMuths<br />

eine Spielesammlung (Spiele<br />

zur Übung und Erholung des<br />

Körpers und des Geistes,<br />

1896), die reißenden Absatz<br />

fand und ein "Kleines Lehrbuch<br />

der Schwimmkunst<br />

zum Selbstunterricht" (1798).<br />

Während die Gymnastik<br />

ursprünglich auf Erziehung<br />

und Gesundheit zielte, wurde<br />

GutsMuths nach der Jahrhundertwende<br />

mehr und<br />

mehr von national-politischen<br />

Ideen beeinflusst. In<br />

seinem letzten Werk zur<br />

Gymnastik, dem Turnbuch<br />

für die Söhne des Vaterlandes<br />

1817, versuchte Guts-<br />

Muths, eine Synthese zwischen<br />

seinem Gymnastiksystem<br />

und dem Jahnschen<br />

Turnen herzustellen.<br />

GutsMuths veröffentlichte<br />

zudem zahlreiche Werke<br />

über Geographie und gab<br />

50<br />

eine wichtige pädagogische Zeitschrift, die Bibliothek für<br />

Pädagogik, Schulwesen und die gesamte pädagogische<br />

Literatur Deutschlands, heraus. Nach der Reform des preußischen<br />

Schulwesens ging die Zahl der Philantropine zunehmend<br />

zurück, nicht zuletzt, weil die Erziehung in Internatsschulen<br />

zu aufwändig war. Viele der Ideen der Philanthropen<br />

sind aber bis heute lebendig.<br />

GutsMuths und die Philanthropen sind in verschiedener<br />

Hinsicht eng mit der Turnbewegung verbunden. Die "Gymnastik"<br />

begründete Traditionen, die sich im Turnen bis heute<br />

fortsetzen. Jahn und seine Anhänger, vor allem Eiselen, der<br />

Mitautor der <strong>Deutsche</strong>n Turnkunst, übernahmen nicht nur<br />

das Konzept einer umfassenden Bewegungskultur, sondern<br />

auch die Einrichtung von Turnplätzen, zahlreiche Geräte und<br />

Übungen sowie die Systematik und Teile der Methodik der<br />

Leibeserziehung von den Philanthropen. GutsMuths ist<br />

zudem der Vater der Gymnastik in engerem Sinn, zahlreiche<br />

der von GutsMuths beschriebenen Übungen sind in moderner<br />

Terminologie als Zweckgymnastik zu bezeichnen.<br />

Friedrich-Ludwig Jahn und Eiselen kannten nicht nur die<br />

Schriften der Philanthropen. Jahn hatte GutsMuths 1807 in<br />

Schnepfenthal aufgesucht, sich über die Gymnastik informiert<br />

und auf dem Gymnastikplatz hospitiert. In der <strong>Deutsche</strong>n<br />

Turnkunst dankte Jahn den Philanthropen GutsMuths


und Vieth für ihre "Vorarbeit". Vergleicht man das Werk von<br />

Jahn und Eiselen mit der Gymnastik für die Jugend von<br />

Guts Muths, dann wird klar, wie weit der Einfluss des Philanthropen<br />

ging, zumindest was die praktische Seite des<br />

Turnens anging. Große Unterschiede bestehen hinsichtlich<br />

der Zielsetzung und politischen Ausrichtung, auch wenn<br />

sich GutsMuths 1817 an Jahn und sein Konzept angenähert<br />

hatte.<br />

Die Turner übernahmen von den Philanthropen auch "gymnastische"<br />

Bewegungsformen, und die Gymnastik gewann<br />

innerhalb der Turnbewegung bis zur heutigen Zeit zunehmend<br />

an Bedeutung. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurden<br />

die gymnastischen Übungen "Freiübungen" genannt. Freiübungen<br />

sind "turnerische Bewegungen, welche der Mensch<br />

ohne äußere Hilfsmittel, vermöge der Gelenkigkeit der<br />

Glieder auf einer ebenen Fläche ... vornehmen kann" (Gasch<br />

1920). Kombiniert wurden die Freiübungen häufig mit<br />

Ordnungsübungen (auch schon bei Jahn), das heißt exerzierähnlichen<br />

Übungen von Gruppen. Frei- und Ordnungsübungen<br />

wurden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts<br />

systematisch ausgebaut und weiter entwickelt und in Schulen<br />

und Vereinen eingesetzt. Ordnungsübungen mit Musikbegleitung<br />

wurden Reigen genannt. Sie wurden auch von<br />

Knaben und Männern geübt, waren aber insbesondere ein<br />

Kernstück des Mädchenturnens, das sich seit der Jahrhun-<br />

dertmitte langsam verbreitete. Vor allem bei den Turnvorführungen<br />

präsentierten die Mädchen, mit Reifen, Blumen<br />

oder Tüchern geschmückt, vor den begeisterten Eltern<br />

Turnreigen.<br />

Eine zentrale Rolle spielten gymnastische Übungen auch auf<br />

Turn- und Sportfesten. Die Massenfreiübungen gehörten zu<br />

den Höhepunkten eines jeden Turnfestes. Rhythmische und<br />

tänzerische Formen der Gymnastik verbreiteten sich erst im<br />

20. Jahrhundert. In Deutschland entstanden nach der Jahrhundertwende<br />

zahlreiche Gymnastiksysteme und Schulen mit<br />

unterschiedlichen Schwerpunkten und ideologischen Ausrichtungen,<br />

die sich in drei große Richtungen, die medizinische<br />

Gymnastik (Mensendieck), die rhythmisch-harmonische<br />

Gymnastik (Bode, Medau) und die tänzerische Gymnastik<br />

(Laban) einteilen lassen.<br />

Die Turnbewegung, die gerade im Mädchen- und Frauenturnen<br />

seit je her gymnastische Übungen (Freiübungen und<br />

Reigen) favorisiert hatte, entdeckte die rhythmische Gymnastik<br />

für die Turnerinnen, wobei die verschiedenen mit den<br />

Gymnastiksystemen verbundenen Ideologien durchaus auch<br />

Widerstände unter den Turnern provozierten. Turnpädagogen,<br />

vor allem Wichmann in Bremen und Loges in Hannover,<br />

entwickelten in ihren "Musterturnschulen" spezifische Gymnastikkonzepte,<br />

die bei den Turnerinnen, aber auch im Verband<br />

und in der Öffentlichkeit gut<br />

"ankamen". Loges wollte das<br />

Frauenturnen sogar auf die<br />

Gymnastik reduzieren. Seit<br />

den 20er Jahren wurden im<br />

Frauenturnen zunehmend<br />

gymnastische Übungen<br />

angeboten, und die Mehrkämpfe<br />

im Frauenturnen<br />

wurden um gymnastische<br />

Übungen ergänzt.<br />

Turnen als umfassende<br />

Bewegungskultur mit ihren<br />

vielfältigen Inhalten nahm<br />

seinen Anfang in der Gymnastik<br />

der Philanthropen, vor<br />

allem von GutsMuths. Es<br />

wandelte sich in den Auseinandersetzungen<br />

mit anderen<br />

Bewegungskulturen, vor<br />

allem dem Sport, und veränderte<br />

sich in Abhängigkeit<br />

von gesamtgesellschaftlichen<br />

Bedingungen. Viele der Ideen<br />

und Übungen von Guts-<br />

Muths sind aber auch heute<br />

noch aktuell.<br />

51


Die neuen Glanzparaden des Rudi Kargus<br />

I<br />

m Fußball ist er weit über die Grenzen des Landes<br />

bekannt. Seine Glanzparaden im Tor des Hamburger<br />

Sportvereins und 1. FC Nürnberg sind vielen gut in Erinnerung<br />

geblieben. Unbestritten ist er einer der großen Torhüter<br />

Deutschlands in der Langzeit-Starparade. Seine Qualitäten<br />

als Künstler sind noch weniger bekannt, beginnen aber,<br />

sich in den Köpfen der an Kunst und Sport Interessierten zu<br />

verfestigen. Seine Bilder sind gerade für diejenigen, die der<br />

Sport in seiner Gesamtheit begeistert und die ihn in all<br />

seinen Facetten verstehen wollen, von größtem Interesse. In<br />

den Werken Rudi Kargus´ ist es offenkundig, dass seine<br />

beinahe zwanzigjährige Profikarriere Spuren hinterlassen<br />

hat. Mit äußerster Genauigkeit und großen Emotionen fängt<br />

52<br />

er das Leben auf dem Fußballfeld ein. Steht wieder im Tor -<br />

manchmal auch dahinter oder am Spielfeldrand - und<br />

beobachtet. Spieler, die um den Ball kämpfen, Torhüter, die<br />

sich lang machen, flinke Läufer, aber auch die einsame<br />

Eckfahne oder die Beine hochspringender Fußballhelden hat<br />

Kargus auf der Leinwand festgehalten. Dem Betrachter wird<br />

schnell deutlich: der ehemalige Nationalspieler, der in 408<br />

Spielen das Tor in der Bundesliga hütete, ist heute Maler<br />

und lebt als Künstler eine "neue Leidenschaft".<br />

Geweckt wurde diese Leidenschaft durch einen Maler, den<br />

Kargus im Urlaub auf Fuerteventura traf. An der Kunsthochschule<br />

Blankenese erlernte der einstige "Elfmeter-Töter"<br />

OF-GALERIE<br />

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expressive Malerei und wagte einen neuen Weg, der ihn zu<br />

Beginn wegführte vom Fußball. Bis zur Künstler-Karriere sah<br />

der Werdegang des Ex-Profis aber so aus wie der vieler Ex-<br />

Profis. Er absolvierte seine Trainerausbildung und kehrte<br />

dann als HSV-Jugendcoach zum Ausgangspunkt der Fußball-Karriere<br />

zurück. Doch als Trainer wurde Kargus nicht<br />

glücklich. Nach einigen Engagements im Amateur-Fußball<br />

hängte er Fußball-Stiefel und Torwart-Handschuhe endgültig<br />

an den Nagel, und nach 30 Jahren, in denen sein Leben<br />

einzig aus Fußball bestanden hatte, musste etwas Neues<br />

beginnen. "Ich bin heilfroh, dass ich zur heutigen Zeit nicht<br />

mehr auf dem Platz stehe und das miterlebe. Alles ist sehr<br />

viel aggressiver geworden, die Berichterstattung und auch<br />

das Verhalten der Fans", sagt der gebürtige Wormser.<br />

Er stand nach eigener Aussage nie gern im Fokus der<br />

Öffentlichkeit und genießt nun das ruhigere Leben eines<br />

Malers. Dennoch kehrt er, wenn auch weniger auffällig,<br />

OF-GALERIE<br />

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immer wieder ins Rampenlicht des Sports zurück. Als<br />

Künstler läuft er nicht mehr ins Stadion, sondern in Ausstellungsräume<br />

ein, so auch im Rahmen der Ausstellung<br />

"Glanzparade", die Ende 2005 im <strong>Deutsche</strong>n Sport & Olympia<br />

Museum unter anderem seine hier abgebildeten Werke<br />

präsentierte. "Anfangs habe ich gesagt, ich werde nie etwas<br />

zum Thema Fußball machen. Aber ich habe gemerkt, dass es<br />

eine tolle Sache war und ich mich damit voll identifiziere",<br />

freute sich Kargus über einen ungewöhnlichen Blickwinkel<br />

auf seine Sportart, den Fußball. Vor einer leeren Leinwand<br />

zu stehen, sagt er, das sei ein wenig so wie die Situation des<br />

Torhüters vor dem Elfmeter. Konzentration, Fixierung auf<br />

den Punkt, das Umfeld ausblenden. Da ist nichts von der<br />

durch Peter Handke literarisch verewigten "Angst des Torwarts<br />

beim Elfmeter".<br />

Klaus H. Schopen<br />

53


54<br />

OF-GALERIE<br />

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Der Maler kennt das Spiel<br />

Prof. Dr. hc. Markus Lüpertz, Rektor der Kunstakademie Düsseldorf,<br />

interpretiert das Schaffen von Rudi Kargus wie folgt:<br />

er Fußball drängt in die Kunst -<br />

glaubt man.<br />

Lederwelten beschreibt die Liebe der Künstler<br />

zum Fußball,<br />

und die Berichterstattung liebt den Vergleich.<br />

Das Wort oder der Titel Genie<br />

ist Pflicht einer jeden Reportage<br />

und der geniale Spielspaß<br />

wie von der Schnur gezogen,<br />

ist Bestand jeder Spielbeschreibung.<br />

Der geniale Spielmacher ist eher ein Akrobat,<br />

der aus der Tiefe des Raums -<br />

der geniale Maler ist mehr,<br />

eine eigene Behauptung,<br />

der aus der Dunkelheit das Licht,<br />

das Licht der Erkenntnis sucht.<br />

Doch der Maler,<br />

der sich interessiert,<br />

kennt das Spiel,<br />

weiß die Manndeckung,<br />

erklärt selbstbewusst dem Trainer falsche Spielzüge,<br />

verweist auf deutsche Tugenden,<br />

findet Raumdeckung überholt,<br />

da sie mit den deutschen Tugenden<br />

nicht zu verwirklichen sind.<br />

Die Bildende Kunst ist sicher<br />

nicht so populär bei den Ballkünstlern<br />

und befreit Kargus von seiner Vergangenheit.<br />

Er ist kein malender Fußballer,<br />

der ein anfängliches Hobby<br />

zu seinem Beruf gemacht hat.<br />

Kargus vergisst den Fußball,<br />

wenn er malt,<br />

obwohl er Fußballer malt.<br />

Und das erste Bild,<br />

das ich von ihm gesehen habe,<br />

war ein Schiff.<br />

Natürlich malt er,<br />

was er gesehen,<br />

erlebt hat.<br />

Was seine Augen und seine Erinnerung<br />

gespeichert haben.<br />

Aber indem ihm das wie<br />

wichtiger ist als das was er malt,<br />

ermalt, befreit er sich von dieser Logik,<br />

"Fußballer malen Fußball."<br />

Denn kein Inhalt ist logisch,<br />

nichts erzählt die Malerei.<br />

Sie singt nur das hohe Lied der Farbe<br />

und blendet uns mit schönen Resultaten.<br />

Kargus ist solch ein Maler,<br />

ein sehnsuchtsvoller Maler,<br />

dem nach einer langen Zeit<br />

die Kunst begegnet ist,<br />

und nun hat sie ihn im Griff<br />

und quält ihn.<br />

Denn es ist nicht leicht<br />

mit all diesen Erinnerungen,<br />

die dieses aggressive Spiel Fußball<br />

in seine Seele gebrannt hat,<br />

der Idylle der Malerei zu verfallen.<br />

Also ist das Gelb immer noch Trikot,<br />

das Schwarz die Hose des Schiedsrichters<br />

und das Gestreifte der Gegner,<br />

aber die Dynamik,<br />

das Leben,<br />

die Kraft,<br />

sind die feinen Linien,<br />

die das Gelb<br />

oder das Trikot umkreisen,<br />

Schatten tragen,<br />

Schmutz und Erde<br />

oder nur eine Dunkelheit fangen,<br />

einen Kontrast also,<br />

der Farbe zum Leuchten bringen soll<br />

und sie mit dem Untergrund der Leinwand verwebt.<br />

Dort und in den Momenten,<br />

in denen sich die Farbe vom Motiv löst,<br />

gelingt es Kargus,<br />

seine eigenen Farbwelten<br />

und kleine abstrakte Geheimnisse<br />

zu verstecken.<br />

Wenn die Striche in Blau oder hellem Rot<br />

die Figuren verlassen,<br />

wenn sie den Betrachter verwirren,<br />

andere Räume öffnen,<br />

zu Farbblumen werden<br />

und ein dunkles Blauviolett<br />

den Hintergrund beherrscht,<br />

sind die Figuren durchsichtig<br />

und spielen ihr eigenes Formenspiel.<br />

Schön und frei von Bedeutung,<br />

bringt Kargus die Erinnerung einer Vibration ins Bild,<br />

den Kampf,<br />

das Keuchen,<br />

das Aufeinandertreffen,<br />

den Ruck und das flachgetretene Gras.<br />

Füllen sich die heftigen Farbfelder<br />

mit einer Atmosphäre,<br />

die uns vertraut und lesbar scheint.<br />

Bei dieser Lust verlieren sich irgendwann<br />

reale Erlebnisse,<br />

und die schon jetzt glühenden Farben<br />

werden uns einen Raum bescheren,<br />

der uns den Künstler Kargus neu erleben lässt.<br />

55


Nachrichten des DOSB<br />

Präsidium diskutierte<br />

Olympia-Bewerbung 2018<br />

Das Präsidium des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

Sportbundes (DOSB) räumt einer Bewerbung<br />

Deutschlands für die <strong>Olympische</strong>n Winterspiele<br />

2018 gute Chancen ein. "Es war und<br />

ist unser erklärtes Ziel, die <strong>Olympische</strong>n<br />

Spiele zum baldmöglichsten Zeitpunkt nach<br />

Deutschland zu holen", sagte DOSB-Präsident<br />

Thomas Bach nach der Präsidiumssitzung<br />

am 24. Juli in Frankfurt am Main.<br />

"München hat in den vergangenen Tagen<br />

sein Interesse gegenüber dem DOSB bekundet,<br />

sich für die Winterspiele 2018 zu<br />

bewerben. Wir sind gerne bereit, uns mit<br />

den Vertretern der Stadt zu unterhalten, so<br />

wie wir es auch mit Hamburg und Berlin<br />

mit Blick auf Sommerspiele getan haben",<br />

sagte Bach.<br />

56<br />

Für den Erfolg einer Bewerbung sind vielfältige<br />

Voraussetzungen zu erfüllen. "Wir<br />

benötigen ein kompaktes und schlüssiges<br />

Konzept von Wettkampfstätten. Verkehrsinfrastruktur,<br />

Finanzen und Umweltweltgesichtspunkte<br />

müssen stimmig in Einklang<br />

gebracht werden", erläuterte Bach: "Eine<br />

solche Bewerbung ist eine nationale Anstrengung,<br />

die der bundesweiten Unterstützung<br />

von Politik, Wirtschaft und <strong>Gesellschaft</strong><br />

bedarf." Deshalb wird der DOSB bei<br />

positivem Verlauf der Gespräche mit der<br />

Stadt München rechtzeitig auch mit der<br />

Bundes- und Landesregierung Kontakt<br />

aufnehmen.<br />

Das DOSB-Präsidium wird der Mitgliederversammlung,<br />

die am 7./8. Dezember in<br />

Hamburg tagt, im Lichte der Gesprächsergebnisse<br />

einen Vorschlag zur Beschlussfassung<br />

vorlegen.<br />

Einer Bewerbung für die <strong>Olympische</strong>n<br />

Sommerspiele 2016 werden nach einstim-<br />

miger Ansicht nicht die Erfolgsaussichten<br />

eingeräumt, die den hohen Kostenaufwand<br />

rechtfertigen würden. Thomas Bach: "Alle<br />

Argumente pro und contra sind in vielen<br />

Diskussionsrunden erörtert worden. Wir<br />

haben unter anderem mit den drei deutschen<br />

Präsidenten internationaler Verbände,<br />

den deutschen Spitzenvertretern in internationalen<br />

Verbänden und den Repräsentanten<br />

des deutschen Sports, die bei der<br />

Olympia-Entscheidung in Guatemala vor Ort<br />

waren, gesprochen. Die einmütige Überzeugung<br />

ist, dass eine Bewerbung für 2016<br />

nicht eingereicht werden soll."<br />

Die Frauenkirche in München vor schneebedeckten Alpen. München steht für eine mögliche deutsche Bewerbung für die Winterspiele 2018<br />

bereit.<br />

An der Sitzung des DOSB-Präsidiums<br />

nahmen als Gäste Dr. Christa Thiel, Präsidentin<br />

des <strong>Deutsche</strong>n Schwimm-Verbandes,<br />

als Vertreterin der Spitzenverbände im<br />

DOSB, Dr. Rolf Müller, Präsident des Landessportbundes<br />

Hessen, als Vertreter der<br />

Landessportbünde, und Alfons Hörmann,<br />

Präsident des <strong>Deutsche</strong>n Ski-Verbandes, als


Vertreter der Arbeitsgemeinschaft der<br />

Wintersportverbände teil.<br />

Grundsatzentscheidung zu<br />

<strong>Olympische</strong>n Jugendspielen<br />

Das DOSB-Präsidium begrüßte darüber<br />

hinaus die Grundsatzüberlegung des<br />

Internationalen <strong>Olympische</strong>n Komitees,<br />

durch ein jugendgemäßes Ereignis Werte<br />

wie Ethik, Fairness und Toleranz durch den<br />

Sport zu vermitteln und damit das Interesse<br />

junger Generationen an den <strong>Olympische</strong>n<br />

Spielen und der <strong>Olympische</strong>n Idee<br />

zu wecken. "Der DOSB wird mit einem<br />

Team an den Spielen teilnehmen. Es<br />

kommt nun darauf an, die Inhalte zu<br />

konkretisieren. Die Jugendspiele sollen<br />

keine Miniaturausgabe der <strong>Olympische</strong>n<br />

Spiele werden, aber sie bieten eine sehr<br />

gute Chance zur Verbreitung der <strong>Olympische</strong>n<br />

Werte, und eine gute Gelegenheit,<br />

Jugendliche für den Sport zu gewinnen",<br />

sagte DOSB-Generaldirektor Michael<br />

Vesper.<br />

Vertreter des deutschen Sports werden bei<br />

der inhaltlichen Ausgestaltung des Programms<br />

der Jugendspiele maßgeblich<br />

mitwirken. In ihrer Eigenschaft als Präsidentin<br />

des Weltrats für Sportwissenschaft<br />

und Leibes-/Körpererziehung wurde die<br />

DOSB-Vizepräsidentin Bildung und <strong>Olympische</strong><br />

Erziehung, Prof. Dr. Gudrun Doll-<br />

Tepper, vom IOC zur Mitarbeit eingeladen,<br />

Dr. Klaus Schormann ist Leiter der Arbeitsgruppe<br />

<strong>Olympische</strong> Jugendspiele der IOC-<br />

Kommission Culture & Olympic Education<br />

Der DOSB wird inhaltliche Anregungen<br />

unterbreiten.<br />

Mit Unverständnis hat der DOSB Erklärungen<br />

aus den Reihen des <strong>Deutsche</strong>n Leichtathletik-Verbandes<br />

(DLV) zur Kenntnis<br />

genommen, in denen über eine Nichtteilnahme<br />

an den <strong>Olympische</strong>n Jugendspielen<br />

spekuliert wird. Die Internationalen Fachverbände<br />

gestalten das sportliche Programm<br />

selbst und legen die Rahmenbedingungen<br />

fest. Durch eine Diskussion innerhalb<br />

der Internationalen Verbände können<br />

sie somit Einfluss nehmen auf die Ausgestaltung<br />

der Jugendspiele. Die Spiele<br />

abzulehnen, bevor deren Inhalte bekannt<br />

sind, ist sicher nicht der richtige Weg.<br />

<strong>Olympische</strong> Jugendspiele und junge Sportarten wie das<br />

Skateboardfahren (hier beim Fackellauf Athen 2004)<br />

beschäftigen derzeit das Internationale <strong>Olympische</strong><br />

Komitee.<br />

Anti-Doping-Fragen weiter<br />

auf Agenda<br />

Wie in den elf Sitzungen zuvor stand der<br />

Kampf gegen Doping erneut auf der Agenda<br />

des Präsidiums. "Wir haben eine `Ehrenund<br />

Verpflichtungserklärung für Ärzte,<br />

Tierärzte, Physiotherapeuten, Trainer und<br />

Betreuer` verabschiedet, deren Unterzeichnung<br />

bindende Voraussetzung für die<br />

Nominierung zu den <strong>Olympische</strong>n Spielen in<br />

Peking 2008 sein wird. Zugleich schlagen<br />

wir den Spitzenverbänden vor, die Erklärung,<br />

so noch nicht geschehen, auch ihren<br />

Ärzten, Physiotherapeuten, Trainern und<br />

Betreuern zur Unterzeichnung vorzulegen.<br />

Die Athletinnen und Athleten, die nominiert<br />

werden, müssen entsprechende Erklärungen<br />

bzw. Vereinbarungen unterzeichnen; über<br />

den Sporthilfe-Eid haben die meisten von<br />

ihnen dies sinngemäß im Übrigen schon<br />

getan", informierte der DOSB nach der<br />

Sitzung Mitglieder und Mitarbeiter.<br />

In der Sitzung hatte sich auch<br />

der neue Geschäftsführer der<br />

NADA, Herr Dr. Christoph<br />

Niessen, vorgestellt. Das Präsidium<br />

war einhellig der Meinung,<br />

dass die NADA jetzt auf einem<br />

guten Weg sei und begrüßte<br />

ausdrücklich die Absicht des<br />

Bundes, weitere Finanzmittel -<br />

übrigens auf Kosten der Verbände-Finanzierung<br />

- zur Verfügung<br />

zu stellen, um dem Anti-<br />

Doping-Kampf neuen Schub zu<br />

geben.<br />

Für den 14. September <strong>2007</strong><br />

lädt der DOSB zu einem Anti-<br />

Doping-Workshop nach Frankfurt/Main<br />

ein, auf dem hochrangige<br />

Experten über die<br />

wichtigsten Bausteine des Anti-<br />

Doping-Kampfes referieren<br />

werden.<br />

Schließlich wurde ein Zwischenbericht<br />

der Anti-Doping-<br />

Vertrauensleute Meike Evers und<br />

Frank Busemann beraten. Das<br />

Präsidium nahm erfreut zur<br />

Kenntnis, dass beide Vertrauensleute<br />

verstärkt von Eliteschulen<br />

des Sports und Olympiastützpunkten<br />

für Präventionsarbeit<br />

nachgefragt werden. In diesem<br />

Zusammenhang räumte es auch<br />

ein Missverständnis aus. Rolf<br />

Aldag und Erik Zabel, mit denen kurz nach<br />

ihren Geständnissen im Haus des Sports<br />

gesprochen hatten, sind keineswegs zu<br />

"DOSB-Botschaftern" ernannt worden oder<br />

gar zu "Vertrauensleuten" im Kampf gegen<br />

Doping, sondern sie haben sich lediglich<br />

bereit erklärt, auf Anforderung unserer Anti-<br />

Doping-Vertrauensleute diese zu Terminen<br />

zu begleiten und sie in ihrer Arbeit zu<br />

unterstützen.<br />

Breiten Raum nahm die Vorbereitung auf<br />

die <strong>Olympische</strong>n Spiele in Peking 2008 ein.<br />

Vor dem Hintergrund der Doping-Geständnisse<br />

einer Reihe von Radsportlern, der<br />

veränderten "Missed-Test-Policy" der NADA<br />

und der neuen Ehren- und Verpflichtungserklärung<br />

war eine Präzisierung der Nominierungsgrundsätze,<br />

die im März <strong>2007</strong><br />

verabschiedet worden waren, notwendig. So<br />

war beispielsweise die Frage zu klären, wie<br />

mit Meldepflichtverstößen umzugehen ist.<br />

Zusammen mit der NADA vertritt der DOSB<br />

die Auffassung kann eine öffentliche<br />

Verwarnung allein, wie sie nach einem<br />

57


ersten Meldepflichtverstoß des Athleten/ der<br />

Athletin ausgesprochen wird, noch nicht<br />

zum Ausschluss von den <strong>Olympische</strong>n<br />

Spielen führen, ein zweiter Meldepflichtverstoß,<br />

der mit einer dreimonatigen Sperre<br />

geahndet wird, hingegen schon. Zudem hat<br />

das Präsidium die sportartspezifischen<br />

Nominierungskriterien der olympischen<br />

Sommersportverbände beschlossen.<br />

Darüber hinaus wurde die Frage erläutert,<br />

wie die Olympia-Mannschaft angemessen<br />

zu verabschieden ist. In Zusammenarbeit<br />

mit einer professionellen Agentur wird hier<br />

ein ehrgeiziges Vorhaben verfolgt, über das<br />

möglicherweise schon nach der nächsten<br />

Präsidiumssitzung im September <strong>2007</strong><br />

informiert werden kann.<br />

Verbesserung des wissenschaftlichen<br />

Verbundsystems<br />

Beschlossen wurde die Einrichtung eines<br />

"Forschungs- und Servicezentrum Leistungssport"<br />

(FSL). Das Direktorium wurde<br />

beauftragt, sie gemeinsam mit den Partnern<br />

umzusetzen. Das Modell wurde in zahlreichen<br />

Beratungen des Strategieausschusses,<br />

in dem sämtliche wissenschaftlichen Einrichtungen,<br />

also insbesondere BISP, IAT, FES,<br />

Trainerakademie und Olympiastützpunkte,<br />

aber auch die Sporthochschule Köln, das<br />

Bundesinnenministerium und weitere<br />

Einrichtungen vertreten waren, intensiv<br />

58<br />

diskutiert und einhellig befürwortet. Dieser<br />

Schritt soll bessere Synergien von Forschung<br />

und Anwendung ermöglichen.<br />

Ferner verfügte das Präsidium, auch in<br />

dieser Olympiade den Wettbewerb "<strong>Olympische</strong>r<br />

Sport & Kunst" auf nationaler Ebene<br />

durchzuführen. Mit der Ausrichtung wurde<br />

die <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> Akademie (DOA)<br />

beauftragt, die die Ausschreibung mit<br />

Einsendeschluss am 29. Februar 2008<br />

unverzüglich auf den Weg bringen wird.<br />

Grundgesetz-Initiative noch<br />

nicht im Ziel<br />

Erneutes Thema der Präsidiumssitzung war<br />

die Aufnahme des Sports in das Grundgesetz.<br />

Der Sport braucht nach wie vor viel<br />

Unterstützung und bittet die Mitglieder<br />

darum, die ihnen bekannten Abgeordneten<br />

anzusprechen und für dieses Anliegen zu<br />

werben.<br />

Was die Sportwetten-Problematik angeht,<br />

so hat das Präsidium das Zwischenergebnis<br />

der von ihm eingesetzten Arbeitsgruppe<br />

unter Vorsitz von Generaldirektor Dr. Michael<br />

Vesper zur Kenntnis genommen. Alle 16<br />

Bundesländer werden den zwischen ihnen<br />

ausgehandelten Staatsvertrag voraussichtlich<br />

ratifizieren, so dass er zum 1. Januar<br />

2008 für vier Jahre in Kraft tritt. Mit Sicherheit<br />

wird er sowohl vor dem Bundesverfassungsgericht<br />

als auch vor dem Europäischen<br />

Gerichtshof angegriffen werden. Egal ob<br />

dies Erfolg hat oder nicht - auf jeden Fall ist<br />

es sinnvoll und notwendig, dass sich der<br />

Sport beizeiten auf eine Neuregelung des<br />

Systems der Sportwetten vorbereitet und<br />

dabei einen finanziellen Bestandsschutz als<br />

Minimalziel anzielt. Darüber hinaus wird der<br />

Auch biomechanisches Wissen soll künftig mit Hilfe eines wissenschaftlichen Verbundsystems<br />

besser koordiniert und für die Praxis leichter umsetzbar bereitgestellt werden. Hier zu sehen<br />

eine Versuchsanordnung der Universität Jena im Rahmen eines DFG-Projektes. zur Erforschung<br />

von Bewegungscharakteristiken


DOSB gemeinsam mit dem Fußball verstärkt<br />

für die Einführung eines Veranstalterschutzes<br />

werben und zu diesem Zweck u.a. eine<br />

öffentliche Veranstaltung durchführen, bei<br />

der die Ergebnisse des gemeinsam mit<br />

einigen Ländern in Auftrag gegebenen<br />

Gutachtens des Max-Planck-Institutes für<br />

Geistiges Eigentum, Wettbewerbs- und<br />

Steuerrecht vorgestellt werden sollen.<br />

Vizepräsident Walter Schneeloch hat ausführlich<br />

über Stand und Perspektiven der<br />

Beratungen eines "Gesetzes zur Stärkung<br />

der gesundheitlichen Prävention" (Präventionsgesetz)<br />

berichtet, wie es die vorige<br />

Bundesregierung auf den Weg gebracht,<br />

aber nicht mehr durchgesetzt hatte. Das<br />

Präsidium unterstrich noch einmal die<br />

Wichtigkeit dieses Gesetzesvorhabens.<br />

Vizepräsident Schneeloch wird gemeinsam<br />

mit Generaldirektor Dr. Vesper im August<br />

ein Gespräch mit Bundesgesundheitsministerin<br />

Ulla Schmidt führen und für die<br />

Position des Sports werben.<br />

Bildungspolitische Erklärungen<br />

verabschiedet<br />

Schließlich stimmte das Präsidium zwei<br />

wichtigen Erklärungen zu. Es handelt sich<br />

dabei um:<br />

1. Spitzensport und Hochschulstudium:<br />

Gemeinsame Erklärung von Kultusministerkonferenz,<br />

Sportministerkonferenz,<br />

Hochschulrektorenkonferenz und DOSB;<br />

2. Gemeinsame Handlungsempfehlungen<br />

der Kultusministerkonferenz und des<br />

DOSB zur Weiterentwicklung des Schulsports;<br />

Die beschlossenen "Regionalgespräche"<br />

werden am Rande der in diesem Jahr in<br />

Deutschland ausgetragenen Weltmeisterschaften<br />

durchgeführt. Nachdem die<br />

Premiere am 14. Juli <strong>2007</strong> in Leipzig (WM<br />

im Bogenschießen) ein voller Erfolg war,<br />

werden die weiteren Regionalgespräche am<br />

11. August <strong>2007</strong> in Duisburg, am 19. August<br />

<strong>2007</strong> in Berlin, am 29. August <strong>2007</strong> in<br />

Wetzlar, am 30. August <strong>2007</strong> in Hamburg,<br />

am 1. September <strong>2007</strong> in München und am<br />

7. September <strong>2007</strong> in Stuttgart.<br />

Abschließend nahm das Präsidium eine<br />

ganze Reihe aktueller Berichte entgegen. So<br />

evaluierte Vizepräsidentin Ilse Ridder-<br />

Melchers den Frauensportaktionstag vom<br />

5./6. Mai <strong>2007</strong>, der von 75 Vereinen aus 16<br />

Landessportbünden sehr erfolgreich umgesetzt<br />

worden war. Präsident Dr. Bach berichtete<br />

über den Integrationsgipfel der Bundeskanzlerin<br />

am 12. Juli <strong>2007</strong>, bei dem die<br />

Rolle des Sports angemessen zum Ausdruck<br />

kam. Vizepräsident Eberhard Gienger überbrachte<br />

die erfreuliche Nachricht, dass die<br />

Bundesregierung aufgrund vieler Gespräche,<br />

die mit den Bundesministern Dr. Schäuble,<br />

Steinbrück und Jung geführt worden waren,<br />

in ihrem Haushaltsentwurf für 2008 eine<br />

deutliche Erhöhung der Leistungssportfinanzierung<br />

der Sportverbände vorgesehen<br />

hat; es ist geplant, von den insgesamt 17,3<br />

Millionen Euro etwa 2,8 Millionen Euro für<br />

die bessere Ausstattung des Anti-Doping-<br />

Kampfes zu verwenden. In diesem Zusammenhang<br />

berichtete Leistungssportdirektor<br />

Bernhard Schwank auch über den Stand des<br />

Abschlusses von Zielvereinbarungen mit<br />

dem BMI und den Spitzenverbänden: Bereits<br />

im Oktober <strong>2007</strong> sollen die Zielvereinbarungen<br />

mit den Wintersportverbänden abgeschlossen<br />

werden; die Sommersportverbände<br />

folgen dann bis zum April 2008.<br />

DOSB gratulierte Sotschi<br />

zu Olympia 2014<br />

Der <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> Sportbund (DOSB)<br />

gratuliert Sotschi zu seinem Erfolg bei der<br />

Wahl zum Gastgeber der <strong>Olympische</strong>n<br />

Winterspiele 2014. "Wir werden in Russland<br />

bestens organisierte und vorbereitete<br />

Wettkämpfe erleben", sagte DOSB-Präsident<br />

Thomas Bach nach der Wahl Anfang Juli in<br />

Guatemala City.<br />

Sotschi setzte sich im zweiten Wahlgang<br />

gegen das koreanische Pyeongchang durch.<br />

IOC-Präsident Jacques Rogge und Russlands Präsident Putin während der 119. IOC-Session in<br />

Guatemala City, auf der Sotschi sich mit seiner Kandidatur um die Winterspiele 2014 gegen die<br />

Mitbewerber Salzburg (Österreich) und Pyeonyang (Südkorea) durchsetzte.<br />

Bereits im ersten Wahlgang ausgeschieden<br />

war Salzburg, dessen Bewerbungskonzept<br />

den Eiskanal am Königssee (Berchtesgaden)<br />

für die Wettkämpfe in Bob, Rodeln und<br />

Skeleton vorsah. Die beiden deutschen IOC-<br />

Mitglieder Thomas Bach und Walter Tröger<br />

stimmten im ersten Wahlgang nicht mit ab.<br />

"Die Abstimmung war eine Grundsatzentscheidung<br />

zwischen einem traditionellen<br />

Wintersportort, der fraglos eine großartige<br />

Atmosphäre geboten hätte, und der Entwicklung<br />

eines Wintersportgebietes für eine<br />

ganze Region, das der Allgemeinheit zur<br />

Verfügung steht", sagte Bach.<br />

59


Präsident Bach: "Sport ist<br />

Integration"<br />

"Sport ist nicht Mittel zur Integration, Sport<br />

ist Integration. Und das werden wir weiter<br />

leben. Deshalb begrüßt der <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong><br />

Sportbund, dass sich der Sport im<br />

Nationalen Integrationsplan an prominenter<br />

Stelle wiederfindet", erklärte DOSB-Präsident<br />

Thomas Bach nach dem 2. Nationalen<br />

Integrationsgipfel Mittel Juli. Der organisierte<br />

Sport ist in dem von Bundeskanzlerin Dr.<br />

Angela Merkel vorgestellten Nationalen<br />

Integrationsplan als wichtiges Mittel zur<br />

Integration beschrieben.<br />

"Die Sportverbände, insbesondere der<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> Sportbund und der<br />

<strong>Deutsche</strong> Fußball-Bund, werden dafür Sorge<br />

tragen, dass verstärkt Übungsleiter ausgebildet<br />

werden in den Gegenden und Regionen,<br />

in denen sehr viele Migrantinnen und<br />

Die Integrationsbeauftragte Maria Böhmer (CDU) und Thomas Bach,<br />

Präsident des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Sportbunds, in Berlin vor dem<br />

Beginn des zweiten Integrationsgipfels im Kanzleramt. Rund 90<br />

Vertreter von Bund, Ländern, Kommunen, Wirtschaft und zahlreichen<br />

Verbänden verabschiedeten im Rahmen des Nationalen Integrationsplan<br />

Maßnahmen zur Integration von 15 Millionen Menschen mit<br />

ausländischer Abstammung in Deutschland.<br />

60<br />

Migranten leben und wohnen", sagte die<br />

Bundeskanzlerin.<br />

Der Integrationsplan ist das Ergebnis eines<br />

einjährigen Prozesses, an dem der DOSB<br />

aktiv beteiligt war. "Wir waren mit dem<br />

<strong>Deutsche</strong>n Fußball-Bund Teil der Arbeitsgruppe<br />

zur Erstellung des Nationalen<br />

Integrationsplanes. Gemeinsam haben wir<br />

viele Erfahrungen, auch die, die der DOSB<br />

durch das von Bundesinnenminister Wolfgang<br />

Schäuble gefördete Programm ‚Integration<br />

durch Sport' seit 18 Jahren macht,<br />

einbringen können. Der DOSB hat aber nicht<br />

nur an dem Plan mitgearbeitet, sondern seit<br />

dem ersten Gipfel vor einem Jahr auch<br />

gehandelt und 12.000 Projekte unterstützt",<br />

sagte Bach.<br />

Ein Schwerpunkt der Integrationsarbeit des<br />

Programms "Integration durch Sport" ist das<br />

Thema Qualifizierung. Über die Konzeption<br />

"Sport Interkulturell" wurden in den vergangenen<br />

zwei Jahren mehr als 300 Vereinsvertreter,<br />

zwei Drittel davon Menschen mit<br />

Migrationshintergrund,<br />

interkulturell<br />

geschult. Diese<br />

Zahlen sollen<br />

kontinuierlich<br />

erhöht werden.<br />

Dem wichtigen<br />

Handlungsfeld<br />

Integration von<br />

Mädchen und<br />

Frauen mit Migrationshintergrund<br />

will<br />

der DOSB durch das<br />

Netzwerkprojekt<br />

"Mehr Migrantinnen<br />

in den Sport"<br />

Rechnung tragen.<br />

Ziel ist es, die<br />

Mitgliedsorganisationen<br />

zu animieren,<br />

ihre Angebotsstruktur<br />

an die Interessen<br />

der Mädchen und<br />

Frauen mit Migrationshintergrund<br />

stärker anzupassen.<br />

Weitere Informationen<br />

zum Programm<br />

"Integration durch<br />

Sport" des <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Olympische</strong>n<br />

Sportbundes finden<br />

Sie unter www.integration-durchsport.de<br />

.<br />

DOSB im Bündnis gegen<br />

Rechtsextremismus<br />

Gemeinsam mit Vertretern führender Sportund<br />

Hilfsorganisationen hat der <strong>Deutsche</strong><br />

<strong>Olympische</strong> Sportbund (DOSB) am 18. Juli in<br />

Berlin eine Erklärung gegen Rechtsextremismus<br />

unterzeichnet. "Sport ist ein hervorragendes<br />

Medium, die Sportvereine und -<br />

verbände sind engagierte Partner bei der<br />

Prävention gegen Rechtsextremismus",<br />

erklärte DOSB-Vizepräsidentin Ilse Ridder-<br />

Melchers. "Wir wollen gemeinsam mit der<br />

<strong>Deutsche</strong>n Sportjugend dazu beitragen,<br />

rechtsextremes Gedankengut durch gezielte<br />

Maßnahmen zurückzudrängen."<br />

In Berlin waren die Vertreter der Organisationen<br />

mit Bundesinnenminister Wolfgang<br />

Schäuble, Bundesfamilienministerin Ursula<br />

von der Leyen und den Innenministern der<br />

Länder zusammen gekommen. "Ganz<br />

besonders freue ich mich über das klare<br />

Bekenntnis der Unterzeichner, sich vor allem<br />

der jungen Menschen in unserem Land<br />

anzunehmen. Wir müssen dafür Sorge<br />

tragen, dass Kinder und Jugendliche auf<br />

Angebote treffen, die es ihnen ermöglichen<br />

ihre Freizeit sinnvoll zu gestalten - an Stelle<br />

der vergifteten Angebote rechtsextremistischer<br />

Organisationen und Parteien", sagte<br />

Schäuble.<br />

"Der DOSB hat in seiner Satzung festgeschrieben,<br />

rassistischen, verfassungsfeindlichen-<br />

und fremdenfeindlichen Bestrebungen<br />

entschieden entgegenzutreten. Die<br />

Kinder- und Jugendarbeit in den über<br />

90.000 Sportvereinen in Deutschland ist<br />

eine nachhaltige Ressource für gesellschaftliche<br />

Integration und für Prävention vor<br />

Gewalt und Rassismus. Tagtäglich, bundesweit,<br />

in fast jeder Gemeinde leisten unsere<br />

Sportvereine mit Spiel- und Sportangeboten<br />

präventive Arbeit", sagte Ridder-Melchers.<br />

"Kontra geben - gegen Fremdenfeindlichkeit<br />

und Rechtsradikalismus im sport" ist<br />

eines der Projekte. Der Sprechbaukasten<br />

wurde in Zusammenarbeit mit der Bundeszentrale<br />

für politische Bildung als multimediales<br />

Argumentationstraining entwickelt.<br />

"Arctos - Gemeinsam gegen Diskriminierung"<br />

steht für "Anti Racism Tools im<br />

Sport" und ist ein Projekt, das Material für<br />

die Auseinandersetzung mit Diskriminierung,<br />

Ausschluss und Mobbing bereit stellt.<br />

Das Präventionsprojekt "Am Ball bleiben -


Fußball gegen Rassismus und Diskriminierung<br />

" wurde gemeinsam mit dem Bundesministerium<br />

für Familie, Senioren, Frauen<br />

und Jugend und dem <strong>Deutsche</strong>n Fußball-<br />

Bund entwickelt.<br />

Ridder-Melchers: "Es gilt, den Sportvereinen<br />

den Rücken zu stärken, um die Angebote<br />

für Kinder und Jugendliche zur sinnvollen<br />

Freizeitgestaltung zu erhalten und auszubauen<br />

und dabei verstärkt soziale Brennpunkte<br />

in den Blick zu nehmen. Auch<br />

müssen die im Sportverein tätigen Multiplikatoren<br />

im kompetenten Umgang mit<br />

rechtsextremen Phänomenen und den dabei<br />

notwendigerweise auftretenden Konflikten<br />

und Interessenskollisionen unterstützt<br />

werden." Entsprechende Module werden in<br />

die Ausbildung von Übungsleitern und<br />

Trainern eingebaut.<br />

Vesper: Neue gesetzliche<br />

Möglichkeiten gegen<br />

Doping mit Leben erfüllen<br />

Der <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> Sportbund (DOSB)<br />

begrüßt die am 5. Juli vom Bundestag<br />

verabschiedeten Gesetzesverschärfungen im<br />

Kampf gegen Doping. DOSB-Generaldirektor<br />

Dr. Michael Vesper bezeichnete die Novelle<br />

als substantielle Verbesserung gegenüber<br />

dem Ist-Zustand und sagte: "Jetzt müssen<br />

Staat und Sport gemeinsam den zusätzlichen<br />

Handlungsspielraum, den die erweiterten<br />

Ermittlungsmöglichkeiten bieten,<br />

nutzen."<br />

Es sei sinnvoll, dass das BKA neue Kompetenzen<br />

erhalte. Nun seien die Länder mit<br />

ihren Staatsanwaltschaften gefordert.<br />

"Wenn wir an die Hintermänner des Doping<br />

herankommen wollen, brauchen wir Staatsanwälte,<br />

am besten in Schwerpunktstaatsanwaltschaften,<br />

die gemeinsam mit der<br />

Polizei für Durchsuchungen und die Überwachung<br />

von Telefonen oder e-Mailverkehr<br />

sorgen. Hier geht es um Offizialdelikte, die<br />

Staatsanwälte von Amts wegen zu verfolgen<br />

haben. Ich appelliere auch an die<br />

Sportorganisationen, alle Informationen, die<br />

auf Doping hinweisen, an die Strafverfolgungsbehörden<br />

weiter zu geben, um da<br />

etwas in Gang zu setzen."<br />

Vesper äußerte die Erwartung, dass der<br />

Bundesrat dem Entwurf im September<br />

zustimme, damit die Gesetzesverschärfungen<br />

bereits im Oktober in Kraft treten<br />

könnten.<br />

DOSB fordert Stärkung des<br />

konfessionellen Sports<br />

Den Stellenwert der konfessionellen Sportverbände<br />

für einen nach ethischen Maxi-<br />

Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (r-l), Thomas Bach, der Präsident des <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Olympische</strong>n Sportbundes, und DOSB-Generaldirektor Michael Vesper erläuterten Ende Juni<br />

Maßnahmen zur Dopingbekämpfung.<br />

Schiedsrichter Markus Merk empfing in<br />

Mainz den Ethik-Preis der katholischen<br />

Sportorganisation DJK (<strong>Deutsche</strong> Jugendkraft)<br />

men gestalteten Sport hat Dr. Thomas Bach,<br />

Präsident des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

Sportbundes, am 29. Juni in Mainz anlässlich<br />

der Verleihung des DJK-Ethik-Preises an<br />

Dr. Markus Merk unterstrichen.<br />

"Der konfessionelle Sport ist ein wichtiger<br />

und tragender Bestandteil unserer Bewegung,<br />

seine Bedeutung wächst", sagte Bach.<br />

Der von ihm vertretene ethische Anspruch<br />

des Sports reiche über die Einhaltung<br />

geschriebener Regeln hinaus und fordere<br />

Menschlichkeit und Achtung vor dem<br />

sportlichen Gegner als Partner. Die angestrebte<br />

Chancengleichheit habe ihre Wurzeln<br />

in Solidarität und Nächstenliebe.<br />

In der Entfaltung von Talenten, der Achtung<br />

der Würde und Rechte, seiner Internationalität<br />

und seinen Leistungen im Hinblick auf<br />

Umwelt und Naturschutz sei der Sport<br />

anderen gesellschaftlichen Bereichen<br />

voraus. "Der Respekt vor der individuellen<br />

Leistung veranlasst uns, den Schutz vor<br />

Missbrauch und Betrug zu verstärken. Die in<br />

der christlichen Lehre enthaltene Aufforderung<br />

zur Leistung beinhaltet die Verpflichtung<br />

zur gerechten Gestaltung des Leistungsumfeldes.<br />

Zentrale Aufgabe ist es<br />

daher, faire Athleten zu schützen und ihnen<br />

Vertrauen in die Regelwerke zu geben",<br />

sagte Bach<br />

.<br />

In Anwesenheit von Karl Kardinal Lehmann<br />

und zahlreichen prominenten Gästen<br />

61


würdigte Bach den Preisträger Dr. Markus<br />

Merk als herausragende Persönlichkeit, die<br />

dem Leben in Beruf, Ehrenamt, <strong>Gesellschaft</strong><br />

und Sport vorbildhaft Sinn verliehen habe.<br />

Der Ethik-Preis der DJK (<strong>Deutsche</strong> Jugendkraft)<br />

wird seit 1992 verliehen. DJK ist der<br />

katholische Bundesverband für Breiten- und<br />

Leistungssport in Deutschland<br />

DOSB unterstützt<br />

Universiade-Bewerbung<br />

Der <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> Sportbund (DOSB)<br />

begrüßt und unterstützt die geplante<br />

Bewerbung des Allgemeinen <strong>Deutsche</strong>n<br />

Hochschulsportverbandes (adh) um die<br />

Sommer-Universiade 2013. Mit 10.000<br />

Aktiven und Offiziellen aus 150 Nationen<br />

zählen die Universiaden neben den <strong>Olympische</strong>n<br />

Spielen und den Paralympics zu den<br />

weltweit größten Multisportveranstaltungen.<br />

Sie führen über einen Zeitraum von<br />

zwei Wochen die weltweit besten studentischen<br />

Spitzensportlerinnen und -sporter<br />

zusammen. Auf dem Programm stehen 15<br />

olympische Sportarten.<br />

"Die Universiaden haben sich<br />

zu einem überaus attraktiven<br />

internationalen Sportevent<br />

entwickelt. Es weckt<br />

weit über akademische<br />

Kreise hinaus Interesse. Die<br />

Universiade kann die Reihe<br />

großartiger internationaler<br />

Sportfeste in Deutschland<br />

fortzusetzen. Wir sind<br />

deshalb von der Idee begeistert,<br />

begrüßen die Initiative<br />

des adh ausdrücklich und<br />

wünschen der Bewerbung<br />

viel Erfolg", sagte DOSB-<br />

Generaldirektor Dr. Michael<br />

Vesper.<br />

Der adh hat interessierte<br />

deutsche Großstädte mit<br />

mehr als einer halben<br />

Million Einwohnern dazu<br />

aufgefordert, sich bis spätestens<br />

31. Juli <strong>2007</strong> zu melden.<br />

Bis Ende des Jahres will er<br />

eine konkurrenzfähige<br />

Bewerbung beim InternationalenHochschulsportverband<br />

(FISU) vorstellen.<br />

Ausrichterofferten werden<br />

62<br />

auch aus Russland, Kanada, Spanien sowie<br />

aus Asien erwartet. Letzter deutscher<br />

Ausrichter einer Universiade war im Jahre<br />

1989 Duisburg.<br />

2006 erneut ein<br />

Rekordergebnis beim<br />

<strong>Deutsche</strong>n Sportabzeichen<br />

Rund 950.000 Abnahmen bedeutet<br />

eine Steigerung um 2,57 Prozent<br />

Das <strong>Deutsche</strong> Sportabzeichen marschiert<br />

auf die Millionen-Grenze zu! Im Jahre<br />

2006 erfüllten 949.916 Personen aus allen<br />

Generationen die Bedingungen für das<br />

1913 in Deutschland eingeführte Leistungsabzeichen.<br />

Dies bedeutet im Vergleich<br />

zum Vorjahr eine Steigerung um rund<br />

24.000, das entspricht 2,57 Prozent. Bei der<br />

Präsentation der Zahlen im Rahmen eines<br />

Pressegesprächs Anfang Juli in Frankfurt<br />

am Main bezeichnete der Vizepräsident des<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Sportbundes<br />

(DOSB), Walter Schneeloch, das Sportabzei-<br />

Erfolgreich absolvierte auch Bundespräsident Horst Köhler<br />

2006 die Disziplinen des deutschen Sportabzeichens.<br />

chen als "Synonym für Lebensqualität,<br />

Fitness und körperliches Wohlbefinden".<br />

Schneeloch wies darauf hin, dass mehr als<br />

zwei Millionen Sportlerinnen und Sportler<br />

jährlich versuchen, die Bedingungen zu<br />

erfüllen: "Dass es nur die Hälfte schafft,<br />

zeigt, wie hoch die Anforderungen sind<br />

und dass es ohne regelmäßiges Training<br />

nicht geht."<br />

Der DOSB-Vizepräsident stellte heraus, dass<br />

die Teilnehmerrekorde der letzten Jahre<br />

beim <strong>Deutsche</strong>n Sportabzeichen dem<br />

sportlichen Elan der Kinder und Jugendliche<br />

zu verdanken sind: "Wie wohltuend in einer<br />

Zeit, in der Schreckensmeldungen zu Übergewicht<br />

und Haltungsschäden die Runde<br />

machen." Schneeloch nannte als erklärtes<br />

Ziel, in diesem Jahr die Millionen-Grenze zu<br />

übertreffen.<br />

Vermarktungserfolge<br />

DOSB und Commerzbank<br />

verleihen Preis "Pro Ehrenamt"<br />

Der Sport ist die Nummer eins in der Liga<br />

freiwilligen Engagements: 22 Prozent der<br />

Ehrenamtlichen sind in Sportvereinen und -<br />

verbänden aktiv. Um ihre Aufgaben zu<br />

erfüllen, brauchen sie Unterstützung. Politik,<br />

Wirtschaft und Medien können dazu erheblich<br />

beitragen, sei es durch Sachmittel,<br />

Fürsprache oder Berichterstattung.<br />

Auch <strong>2007</strong> loben deshalb der <strong>Deutsche</strong><br />

<strong>Olympische</strong> Sportbund (DOSB) und die<br />

Commerzbank den Preis "Pro Ehrenamt" aus.<br />

In Kooperation mit dem Bundesnetzwerk<br />

Bürgerschaftliches Engagement (BBE)<br />

vergeben sie diesen an Persönlichkeiten und<br />

Institutionen aus Politik, Wirtschaft und<br />

Medien, die sich für das Ehrenamt im Sport<br />

eingesetzt haben.<br />

"Wir laden die Förderer des Ehrenamtes ein,<br />

sich für ‚Pro Ehrenamt' zu bewerben", sagt<br />

der Generaldirektor des DOSB, Dr. Michael<br />

Vesper. Er fordert die Ehrenamtlichen auf,<br />

selbst Vorschläge zu machen: "Sie wissen<br />

schließlich genau, wer ihnen vorbildlich zur<br />

Seite steht."<br />

Ausdrücklich begrüßt werden Bewerbungen<br />

der Medien, die vor allem im lokalen Bereich<br />

als wichtiger Multiplikator des vorbildlichen


Engagements der Ehrenamtlichen in den<br />

Sportvereinen wirken.<br />

Interessierte finden weitere Informationen<br />

und die nötigen Formulare, die bis zum 25.<br />

September <strong>2007</strong> eingereicht werden können,<br />

unter www.ehrenamt-im-sport.de /<br />

Unsere Aktion / Pro Ehrenamt. Die feierliche<br />

Preisverleihung findet am 5. Dezember <strong>2007</strong><br />

in Berlin statt.<br />

Betty Barclay Ausstatter der<br />

deutschen Olympia-Damen<br />

Das deutsche Damenteam bei den <strong>Olympische</strong>n<br />

Sommerspielen in Peking 2008 wird<br />

wie in Athen 2004 von Betty Barclay ausgestattet.<br />

Der <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> Sportbund<br />

(DOSB) verlängerte die Zusammenarbeit mit<br />

dem internationalen Modelabel in Zusammenarbeit<br />

mit seiner offiziellen Vermarktungsagentur<br />

<strong>Deutsche</strong> Sport-Marketing<br />

(DSM).<br />

Für die voraussichtlich etwa 250 Frauen der<br />

Olympiamannschaft entwirft das badische<br />

Unternehmen neben der Bekleidung für<br />

Eröffnungs- und Schlussfeiern auch Casual<br />

Wear für den olympischen Alltag.<br />

Betty Barclay darf für Peking das Signet mit<br />

den <strong>Olympische</strong>n Ringen als offizieller<br />

Ausstatter verwenden und zusätzlich zum<br />

Outfit des Teams eine Lizenzkollektion für<br />

den freien Verkauf produzieren.<br />

Bäumler kleidet deutsche<br />

Olympia-Herren ein<br />

Auch bei den Herren setzt der <strong>Deutsche</strong><br />

<strong>Olympische</strong> Sportbund (DOSB) auf bewährt<br />

kompetente Partner. Die Ingolstädter Firma<br />

Bäumler entwirft nach Athen 2004 erneut<br />

den Herren-Dress für die Eröffnungs- und<br />

Schlussfeier 2008. Darauf verständigten sich<br />

die Bäumler AG und die <strong>Deutsche</strong> Sport-<br />

Marketing (DSM) als offizielle Vermarktungsagentur<br />

des DOSB.<br />

Im Rahmen der Kooperation produziert<br />

Bäumler für die voraussichtlich 250 Männer<br />

Ausgestattet durch die Unternehmen Bäumler und Betty Barcly präsentierte sich die deutsche<br />

Olympiamannschaft bei der Eröffnungsfeier zu den <strong>Olympische</strong>n Spielen Athen 2004 einem<br />

Milliardenpublikum an den TV-Geräten.<br />

der Olympiamannschaft die offizielle Einmarschkleidung,<br />

bestehend aus Anzug,<br />

Hemd, Krawatte sowie Gürtel. Bäumler hat<br />

zudem das produktexklusive Recht, für den<br />

Bereich "Herrenoberkleidung" das "Offizieller<br />

Ausstatter"-Signet mit den olympischen<br />

Ringen in der Unternehmenskommunikation<br />

einzusetzen. Zudem darf das Modeunternehmen<br />

neben den Outfits zur Ausstattung<br />

der Olympiamannschaft eine Lizenzkollektion<br />

für den öffentlichen Verkauf produzieren.<br />

DOSB und Lidl starten<br />

Schüler-Fitnesscup<br />

Jedes fünfte Kind in Deutschland ist übergewichtig.<br />

Tendenz steigend. Die Hauptgründe<br />

dafür sind ungesunde Ernährung<br />

und Bewegungsmangel. Der <strong>Deutsche</strong><br />

<strong>Olympische</strong> Sportbund (DOSB) unterstützt<br />

den Schüler-Fitnesscup des Handelsunternehmens<br />

Lidl, durch den zur gesundheitlichen<br />

Aufklärung an Grundschulen beigetragen<br />

werden soll.<br />

Zur Teilnahme sind alle rund 17.000 Grundschulen<br />

in Deutschland aufgerufen. Gesucht<br />

werden die fittesten Klassen Deutschlands.<br />

Attraktive Preise im Gesamtwert von über<br />

40.000 Euro warten auf die Kinder - unter<br />

anderem eine Sportstunde mit Fußballnationalspieler<br />

Torsten Frings, ein Fitnesskochkurs<br />

mit TV-Starkoch Mario Kotaska, ein Schulgarten<br />

sowie Spiel- und Sportgeräte für den<br />

Pausenhof oder die Turnhalle. Der Startschuss<br />

erfolgte am 9. Juli <strong>2007</strong> in Hamburg.<br />

In Zusammenarbeit mit Grundschulpädagogen,<br />

Ernährungs- und Bewegungsexperten<br />

haben DOSB und der aid infodienst Verbraucherschutz,<br />

Ernährung, Landwirtschaft<br />

e. V. (aid) umfangreiche Lehrmaterialien<br />

entwickelt, die den Teilnehmern kostenlos<br />

zur Verfügung gestellt werden. Die Materialien<br />

geben Lehrerinnen und Lehrern Anregungen<br />

für die Gestaltung einer Projektwoche.<br />

Dabei erleben die Kinder auf spielerische<br />

Weise das richtige Maß an Bewegung<br />

und gesunder Ernährung im Alltag.<br />

Bis zum 31. Oktober können sich dritte und<br />

vierte Grundschulklassen zum Lidl-Schüler-<br />

Fitnesscup anmelden. Weitere Informationen<br />

gibt es unter www.lidlfitnesscup.de<br />

oder über die Hotline 030-65000-555.<br />

63


Nachrichten der DOG<br />

Kongress für Fairplay<br />

Vom 17. - 20. Oktober <strong>2007</strong> findet in<br />

Frankfurt am Main der 13. Europäische<br />

Fairplay-Kongress statt. Die <strong>Deutsche</strong><br />

<strong>Olympische</strong> <strong>Gesellschaft</strong> wird als Partner<br />

der Veranstalter <strong>Deutsche</strong>r <strong>Olympische</strong>r<br />

Sportbund und <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong><br />

Akademie dabei sein. Dies hat das DOG-<br />

Präsidium auf seiner Sitzung am 21. Juli<br />

beschlossen.<br />

Das Thema des viertägigen Kongresses<br />

heißt "Die olympischen Werte und die<br />

Zukunft des Sports". Auch vor dem Hintergrund<br />

der aktuellen Debatte um Doping<br />

werden Experten aus ganz Europa über die<br />

olympischen Werte zwischen Anspruch und<br />

Wirklichkeit referieren und diskutieren - mit<br />

dem Ziel, eine neue ethische Offensive des<br />

Sports anzustoßen. Im Rahmen des Kongresses<br />

findet zudem eine "Börse" statt, auf<br />

der sich nationale Projekte und Initiativen<br />

präsentieren können.<br />

Der Kongress richtet sich an Vertreter des<br />

organisierten Sports, Politiker, Wissenschaftler,<br />

Journalisten und andere Multiplikatoren<br />

für die Vermittlung olympischer Werte<br />

durch Sport und ist generell offen für allen<br />

Interessierten.<br />

Weitere Informationen gibt es unter<br />

www.dosb.de.<br />

Georg-von-Opel-Preise<br />

<strong>2007</strong> vergeben<br />

Lena Schöneborn und Eric Walther heißen<br />

die Gewinner der Internationalen <strong>Deutsche</strong>n<br />

Meisterschaften im Modernen Fünfkampf<br />

am 14. und 15. Juli <strong>2007</strong> in Potsdam und<br />

sind damit zugleich die Preisträger des<br />

Georg-von-Opel-Wanderpreises der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong>. Traditionell<br />

erhält den Pokal, der nach dem 1. Präsidenten<br />

der DOG benannt ist, der <strong>Deutsche</strong><br />

Meister im Modernen Fünfkampf. In diesem<br />

64<br />

Jahr wurde erstmals auch die <strong>Deutsche</strong><br />

Meisterin bedacht.<br />

Verbunden mit dem Georg-von-Opel-Preis<br />

war ebenfalls zum ersten Mal eine Geldprämie.<br />

"Als deutsche Meister erhalten Lena<br />

Schöneborn und Eric Walther jeweils 2000<br />

Euro", erklärte Dieter Krickow, Vizepräsident<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong>.<br />

"Darüber hinaus bekommen die beiden<br />

besten Nachwuchsathleten Janine Kohlmann<br />

und Christopher Link jeweils 1000<br />

Euro zur Unterstützung ihrer weiteren<br />

sportlichen Entwicklung", so Krickow.<br />

Die Prämien wurden von der Familie von Opel<br />

gestiftet. Carlo von Opel, Sohn Georg von<br />

Opels und Vorsitzender der DOG Pfalz, betonte:<br />

"Mit der Erweiterung des Preises wollen<br />

wir die Erinnerung an den großen Sportförderer<br />

Georg von Opel wach halten und zugleich<br />

den Modernen Fünfkampf unterstützen, der<br />

als Sportart gewissermaßen für das vielfältige<br />

Engagement und die Leidenschaft meines<br />

Vaters für den Sport steht."<br />

Über die sowohl ideelle als auch finanzielle<br />

Unterstützung freute sich auch der Präsident<br />

des <strong>Deutsche</strong>n Verbandes für Modernen<br />

Fünfkampf, Dr. Klaus Schormann, der<br />

die Georg-von-Opel-Preise gemeinsam mit<br />

den DOG-Vertretern übergab: "Gerade mit<br />

Blick auf die im August in Berlin stattfindenden<br />

Weltmeisterschaften ist dies ein<br />

wichtiges Signal für den Modernen Fünfkampf<br />

in Deutschland", so Schormann.<br />

Zum Weltkindertag<br />

"Kinder bewegen"!<br />

Sport und Spiel halten gesund und bringen<br />

gemeinsam den größten Spaß - und das<br />

bereits im Kindergarten. Die Initiative<br />

"Kinder bewegen" der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

<strong>Gesellschaft</strong> und ihrer Partner Opel,<br />

O 2 und der Sportinstitute der Universitäten<br />

Karlsruhe und Konstanz ruft deshalb zum<br />

Weltkindertag am 20. September Deutsch-<br />

Feierliche Übergabe des Georg-von-Opel-Preises: DOG-Vizepräsident Dieter Krickow, Ralf<br />

Marschall, Präsident des Landesverbands Brandenburg für Modernen Fünfkampf, Dr. Klaus<br />

Schormann, Präsident des Internationalen sowie des <strong>Deutsche</strong>n Verbandes für Modernen<br />

Fünfkampf, Preisträgerin Lena Schöneborn, Stifter Carlo von Opel, Nachwuchspreisträgerin<br />

Janine Kohlmann sowie Dr. Jürgen Brecht (v.l.n.r.).


lands Kindergärten auf, an diesem besonderen<br />

Tag beides miteinander zu verbinden.<br />

"Alle Kindertageseinrichtungen in Deutschland,<br />

denen die Bewegungsförderung ihrer<br />

Kinder am Herzen liegt, sind herzlich eingeladen,<br />

sich an der Aktion "Mehr Bewegungsspaß<br />

im Team" zum Weltkindertag zu<br />

beteiligen", betont DOG-Präsident Dr. Hans-<br />

Joachim Klein.<br />

Gemeinsam mit möglichst vielen Einrichtungen<br />

will die <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong><br />

<strong>Gesellschaft</strong> ein wirksames Zeichen für das<br />

Recht der Kinder auf gesunde Entwicklung<br />

mit viel Bewegung setzen. "Frühzeitige,<br />

regelmäßige Bewegung im Kindergarten,<br />

aber auch zu Hause fördert nicht nur<br />

Gesundheit, Körperbewusstsein und soziale<br />

Kompetenz der Kinder. Sie ist auch zugleich<br />

ein wirkungsvolles Instrument zur Förderung<br />

des sozialen Miteinanders", erläutert<br />

der DOG-Präsident. Für die teilnehmenden<br />

Einrichtungen gib es zudem 3 x 200 Euro<br />

für die Bewegungsförderung zu gewinnen.<br />

Um in die Verlosung zu kommen, müssen<br />

sie nur eine schriftliche Dokumentation des<br />

Aktionstags bei der DOG einreichen. Weitere<br />

Informationen inklusive einiger Anregungen<br />

zur Gestaltung des Aktionstags gibt auf der<br />

Internetseite www.kinder-bewegen.de.<br />

Auf jeden Fall mit dabei sind die von der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> im<br />

Rahmen von "Kinder bewegen" geförderten<br />

Modelleinrichtungen. Wie schon in den<br />

vergangenen Jahren veranstalten sie am<br />

Weltkindertag wieder Aktionstage - diesmal<br />

also unter dem Motto "Mehr Bewegungsspaß<br />

im Team". Übungen zum Teamgeist,<br />

u.a. Ball- sowie Staffelspiele, für die Mädchen<br />

und Jungen stehen im Mittelpunkt.<br />

Einige der Kindergärten erhalten außerdem<br />

Besuch von ihren Paten, ehemalige oder<br />

aktive Spitzensportler, die den Kindern zum<br />

Weltkindertag Zeit zur gemeinsamen<br />

Bewegung schenken.<br />

"Kinder bewegen"-<br />

Arbeitstagung<br />

Unter Leitung von Vizepräsidentin Petra<br />

Reußner fand am 30. Juni <strong>2007</strong> eine Arbeitstagung<br />

zur Weiterentwicklung des<br />

Projektes "Kinder bewegen" mit den Verantwortlichen<br />

der Zweigstellen sowie der<br />

Geschäftsstelle statt.<br />

In einem regen Erfahrungsaustausch stellten<br />

die Teilnehmerinnen und Teilnehmer<br />

ihre vielen verschiedenen "Kinder bewegen"-<br />

Aktivitäten vor Ort vor. Insgesamt bewerteten<br />

sie vor allem positiv, dass "Kinder<br />

bewegen" endlich wieder ein Projekt zum<br />

Anfassen und für die Zweigstellen vor Ort<br />

gut darstellbar ist. Außerdem hat das<br />

Projekt nach Ansicht der Teilnehmer die<br />

öffentliche Wahrnehmung der DOG verbessert.<br />

In der Frage der Zukunft des Projekts war<br />

sich die Arbeitsgruppe darin einig, dass mit<br />

"Kinder bewegen" in Zukunft Bewegung in<br />

noch mehr Einrichtungen gefördert werden<br />

müsste. Als Aktivitäten bieten sich hierfür<br />

die Kinderolympiaden sowie gezielte Auszeichnung<br />

von Einrichtungen an, die Bewegung<br />

beispielhaft fördern und dabei die<br />

olympischen Werte spielerisch vermitteln -<br />

Ideen also, für die das kommende Olympiajahr<br />

2008 den passenden Anlass bieten<br />

würde.<br />

Der Geschäftsstelle jedenfalls erteilte die<br />

Arbeitsgruppe den Auftrag, aus den Ideen<br />

ein entsprechendes Konzept auszuarbeiten.<br />

"Kinder bewegen" jetzt<br />

auch in Frankfurt<br />

Freuten sich gemeinsam über den bundesweit 27. Modellkindergarten:<br />

Karl Eyerkaufer, Vorsitzender der DOG Frankfurt / Rhein-Main,<br />

Ottilie Wenzler, Geschäftsführerin der 1822-Stiftung der Frankfurter<br />

Sparkasse, Kita-Leiterin Irmgard Verleger-Aycan und DOG-<br />

Präsident Dr. Hans-Joachim Klein (v.l.n.r.).<br />

Bewegung mit olympischer Begeisterung<br />

wird künftig in der Städtischen Kindertagesstätte<br />

"Rasselbande" in Frankfurt am Main<br />

groß geschrieben. Am 10. Juli hat die<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> <strong>Gesellschaft</strong> die<br />

Einrichtung offiziell in das Modellprojekt<br />

"Kinder bewegen" aufgenommen - als 27.<br />

Modellkindergarten bundesweit und ersten<br />

in der Main-Metropole. Über drei Jahre wird<br />

der neue Modellkindergarten Unterstützung<br />

und Beratung in Sachen Bewegungsförderung<br />

kombiniert mit <strong>Olympische</strong>r Begeisterung<br />

und Bildung erhalten.<br />

"Das Konzept, mit der Faszination Olympia<br />

Kinder, aber auch Erzieherinnen und Eltern<br />

für regelmäßige bewegte Aktivitäten im<br />

Alltag zu begeistern und spielerisch zugleich<br />

die olympischen Werte zu vermitteln,<br />

hat sich bewährt", erläuterte Dr. Hans-<br />

Joachim Klein, Präsident der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong>. Dem neuen<br />

Modellkindergarten steht dazu der frühere<br />

Hürdensprinter Dr. Harald Schmid als Pate<br />

zur Seite hat.<br />

Begleitet und<br />

unterstützt wird die<br />

Kindertagesstätte<br />

"Rasselbande" vor<br />

Ort auch von der<br />

DOG-Zweigstelle<br />

Frankfurt/Rhein-<br />

Main; die Förderer<br />

sind Opel und die<br />

1822-Stiftung der<br />

Frankfurter Sparkasse.DOG-Zweigstellenvorsitzender<br />

Karl<br />

Eyerkaufer betonte:<br />

"In den drei Projektjahren<br />

sollen im<br />

Sinne der Nachhaltigkeit<br />

die Ausstattung<br />

verbessert,<br />

Fortbildungen für<br />

die Erzieherinnen<br />

organisiert und das<br />

Bewegungsangebot<br />

erweitert werden."<br />

Auch die Eltern<br />

werden mit gemeinsamen<br />

Familien-<br />

Bewegungsfreizeiten<br />

sowie mit<br />

65


Vorfreude auf "Kinder bewegen": Mit dem Singspiel "Zirkus auf<br />

dem Marktplatz" überraschten die Kinder der Kita "Rasselbande"<br />

ihre Gäste. Hier warten die Hochseilartistinnen und die Elefanten<br />

auf ihren Einsatz.<br />

Informationsveranstaltungen u.a. zum<br />

Thema "Gesunde Ernährung" einbezogen.<br />

Im August findet der Motoriktest für die<br />

Kinder statt, der im Rahmen der wissenschaftlichen<br />

Begleitung des Gesamtprojekts<br />

durch die Unis Karlsruhe und Konstanz<br />

jeweils zu Beginn und dann immer nach<br />

einem Jahr durchgeführt wird und die<br />

sportlichen Fähigkeiten der Kinder ermitteln<br />

soll.<br />

Nächster Höhepunkt wird dann der Weltkindertag<br />

am 20. September sein, den die<br />

Kindertagesstätte "Rasselbande" gemeinsam<br />

mit anderen Modellkindergärten der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> in ganz<br />

Deutschland mit einem besonderen Aktionstag<br />

unter dem Motto "Mehr Bewegungsspaß<br />

im Team" feiern wird.<br />

"Kinder bewegen" initiiert<br />

Folgeprojekt<br />

Mit der Übergabe des Prädikats "Kinder<br />

bewegen" an die Kitaleiterin Adelheid<br />

Schiener schloss Joachim Ebener, Vorsitzender<br />

der DOG München, die erste Modellphase<br />

in der Kindertagesstätte Schwanthalerstraße<br />

89 in München ab. In seiner Eigenschaft<br />

als Vorstandsmitglied der Münchner<br />

Stadtsparkasse konnte er jedoch gleichzeitig<br />

den Start einer zweiten Modellphase bekannt<br />

geben.<br />

66<br />

Im Juni 2004<br />

startete der Münchner<br />

Kindergarten als<br />

erste bayerische<br />

Einrichtung in das<br />

Projekt "Kinder<br />

bewegen" der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

<strong>Gesellschaft</strong> -<br />

mit dem Ziel, die<br />

Bewegungsangebote<br />

im Kindergartenalltag<br />

zu intensivieren.<br />

Neben Fortbildungen<br />

und Elternarbeit<br />

lag ein Schwerpunkt<br />

auf dem Bereich<br />

Wasser, wofür nicht<br />

zuletzt der Pate der<br />

Einrichtung, der<br />

mehrfache Olympiamedaillengewinner<br />

im Schwimmen, Christian Tröger wichtige<br />

Impulse setzte.<br />

Das zentrale Ergebnis der Projektphase war<br />

jedoch die Konzeption eines jederzeit<br />

nutzbaren Bewegungszimmers. Für die<br />

Umgestaltung eines ehemaligen Gruppenraums<br />

wurden dafür von den engagierten<br />

Erzieherinnen, unterstützt durch das Sportamt<br />

München, teilweise völlig neue Geräte<br />

entwickelt. Der Bewegungsraum sollte<br />

Jede Menge Platz zum Toben bietet der im<br />

Rahmen des DOG-Projekts "Kinder bewegen"<br />

neu gestaltete Bewegungsraum der<br />

Münchner Kita Schwanthalerstraße.<br />

möglichst viele Grundbewegungsarten<br />

ermöglichen und von Kindern und Erzieherinnen<br />

ohne großen Aufwand auf vielfältige<br />

Weise gestaltbar sein.<br />

Bei der Abschlussveranstaltung konnten sich<br />

die Anwesenden von der erstaunlichen<br />

Geschicklichkeit und Fitness der Kinder<br />

überzeugen. Die motorische Entwicklung<br />

war aber nur ein positives Ergebnis. Als<br />

Projektverantwortliche konnten Adelheid<br />

Schiener und Judith Bucher von weiteren<br />

Erfolgen berichten. So wurde das Sozialverhalten<br />

besser und die Eltern berichteten von<br />

sehr guten Ergebnissen bei der Vorsorgeuntersuchung<br />

U9. Zudem lernten die Kinder,<br />

von den 90 % einen Migrationshintergrund<br />

haben, die deutsche Sprache mit Hilfe der<br />

Bewegung in kurzer Zeit. Vor diesem Hintergrund<br />

ist auch die Tatsache zu bewerten,<br />

dass in den letzten beiden Jahren alle<br />

Kinder den Sprung in die Grundschule<br />

geschafft haben und kein einziges zurückgeschickt<br />

wurde.<br />

Ergebnisse, die auch die Kinder- und Jugendstiftung<br />

der Stadtsparkasse München<br />

überzeugt haben. Mit einer Spende von<br />

160.000 Euro ermöglicht sie es dem Sportamt<br />

und der zuständigen Fachabteilung im<br />

Schulreferat, in weiteren 16 Einrichtungen<br />

einen Bewegungsraum nach dem "Kinder<br />

bewegen"-Konzept einzurichten. Dort hat<br />

man sich darüber hinaus zum Ziel gesetzt,<br />

die nächsten 100 neu gebauten Kindergärten<br />

entsprechend auszustatten. Jürgen<br />

Triftshäuser vom Sportamt: "Wir sind erst<br />

zufrieden, wenn alle Erzieherrinnen sich<br />

schon beim Aufstehen darauf freuen, heute<br />

mit den Kindern gemeinsam Bewegung zu<br />

gestalten."<br />

Positive Bilanz für<br />

Michelstadt und Karlsruhe<br />

Mit bunten Sommerfesten und zahlreichen<br />

Gästen haben der Kindergarten "Flohzirkus"<br />

in Michelstadt und der Kindergarten St.<br />

Judas-Thaddäus in Karlsruhe-Neureut den<br />

Erfolg der dreijährigen Förderung im Modellprojekt<br />

"Kinder bewegen" der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> gefeiert. Im<br />

Verlauf des Projekts "Kinder bewegen"<br />

wurden die Ausstattung und die Räumlichkeiten<br />

verbessert, die Erzieherinnen fortgebildet<br />

und neue Bewegungsangebote<br />

geschaffen. Für die erfolgreiche Entwicklung


Hubert Hey, DOG Odenwald, verfolgt den Wettbewerb<br />

der Michelstädter Kinder im Sackhüpfen.<br />

zu bewegungsfreundlichen Einrichtungen<br />

erhielten beide das "Kinder bewegen"-<br />

Prädikat der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong>.<br />

In Michelstadt waren Kathrin Hillgärtner,<br />

Leiterin der DOG-Geschäftsstelle, und<br />

Hubert Hey, Vorsitzender der DOG Odenwald,<br />

am 22. Juni dabei als die Kinder in<br />

gemeinsamen<br />

Bewegungsspielen<br />

mit den Eltern<br />

zeigten, wie fit sie<br />

sind. Schließlich ist<br />

Bewegung in den<br />

letzten drei Jahren<br />

zum festen Bestandteil<br />

ihres<br />

Kindergartenalltags<br />

geworden. Zahlreiche<br />

der im Projektverlaufentstandenen<br />

Aktivitäten<br />

werden fortgeführt,<br />

wie der wöchentliche<br />

Besuch der<br />

Turnhalle in Stockheim,<br />

die<br />

Schwimmlernkurse<br />

im Hallenbad sowie<br />

die Wald- und<br />

Wiesenwanderun-<br />

gen. Hinzu kommt das tägliche<br />

freie Spiel, für das sowohl das<br />

Außengelände als auch der<br />

Kindergarten eigene Bewegungsraum<br />

genutzt werden<br />

können. Und sicher wird es auch<br />

weiterhin solche besonderen<br />

Höhepunkte geben wie die<br />

komplette Sportwoche, die mit<br />

einer großen Kinderolympiade<br />

abgeschlossen wurde.<br />

Damit die Kinder auch in Zukunft<br />

nach Lust und Laune<br />

Toben können, wurden aus den<br />

Projektmitteln vor allem Sportund<br />

Spielgeräte angeschafft.<br />

Außerdem findet ein regelmäßiger<br />

Austausch mit anderen<br />

Einrichtungen der Region statt,<br />

um die Erfahrungen des Modellprojekts<br />

weiter zu tragen.<br />

Unter dem Motto "Wir sind<br />

Kinder dieser Welt" stand das<br />

große "Kinder bewegen"-Fest<br />

des Katholischen Kindergartens<br />

St. Judas Thaddäus am 14. Juli.<br />

In einem bunten Programm multikultureller<br />

Darbietungen zeigten die Kinder, aber auch<br />

Eltern und Erzieherinnen den zahlreichen<br />

Gästen, wie viel Spaß sie an Bewegung<br />

haben. Die Aufführung war in eine Geschichte<br />

gefasst, die in verschiedenen Teilen<br />

der Welt Station machte: Tänze der Indianer,<br />

aus Bayern, Israel und Russland sowie<br />

der Auftritt einer Bauchtanzgruppe, Basket-<br />

Bernd Budig (links), DOG Karlsruhe, überreicht den kleinen Inline-<br />

Skatern Geschenke für ihre gelungene Darbietung.<br />

ball, Inline-Skaten und Trommelmusik aus<br />

Ghana. Schließlich traten die Väter zum<br />

Baumstamm-Sägewettbewerb, ehe sich alle<br />

Teilnehmer am von den Eltern ausgerichteten<br />

internationalen Büffet stärken konnten.<br />

Mit der Unterstützung von Bernd Budig, der<br />

den Modellkindergarten für die <strong>Deutsche</strong><br />

<strong>Olympische</strong> <strong>Gesellschaft</strong> vor Ort betreut hat,<br />

hat die Einrichtung alle Voraussetzungen<br />

für eine dauerhafte Bewegungsförderung<br />

geschaffen. Sie verfügt nun über eine neue<br />

Bewegungsbaustelle, die mit Unterstützung<br />

der Eltern und Kinder geschaffen wurde,<br />

neue Spielgeräte und ein neu gestaltetes,<br />

bewegungsfreundliches Außengelände.<br />

Damit auch sonst die Zukunft in Karlsruhe-<br />

Neureut so bewegt bleibt, haben sich<br />

Kitaleiterin Beate Struck und ihre Kolleginnen<br />

in Sachen Bewegungsförderung weitergebildet.<br />

Um weitere Bewegungsangebote<br />

abzusichern, ist außerdem die Zusammenarbeit<br />

mit einem Sportverein geplant.<br />

Und so bleibt "Kinder bewegen" sowohl in<br />

Karlsruhe als auch in Michelstadt auch nach<br />

Abschluss der Förderung weiter Programm!<br />

DOG-Jugend<br />

"Good Vibrations" - Seminar<br />

zum perfekten Auftreten<br />

Gutes charismatisches Auftreten hat nicht<br />

jeder, kann aber erlernt werden. Vom 23. bis<br />

25. November <strong>2007</strong> veranstaltet die DOG-<br />

Jugend in Göttingen ein Seminar, bei dem<br />

das sichere Auftreten mit Charisma geübt<br />

wird.<br />

Seminarinhalte sind u.a. das Trainieren von<br />

Selbstbewusstsein, Mentales Training,<br />

Regeln der Kommunikation, Körpersprache<br />

und Stimme, Problemgespräche meistern,<br />

Kunst des Small Talk. In verschiedenen<br />

Vorträgen, Übungen und Videoaufzeichnungen<br />

werden den Seminarteilnehmern die<br />

Grundregeln des perfekten Auftritts dargebracht.<br />

Teilnehmen können junge Leute zwischen<br />

16 und 26 Jahren. Der Teilnehmerbeitrag<br />

beträgt 30 Euro. Darin sind Unterkunft und<br />

Verpflegung, Anreise mit der Bahn (Bahnfahrt<br />

2. Klasse, Sparpreis) sowie Schulungsunterlagen<br />

enthalten. Das Seminar wird<br />

gefördert durch das Bundesministerium für<br />

67


68<br />

Einladung zur IV. Bundesjugendversammlung<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />

Der Bundesjugendausschuss der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> lädt<br />

zur IV. Bundesjugendversammlung am Freitag, den 2. November im Münchner Rathaus ein.<br />

Die Tagesordnung der Bundesjugendversammlung enthält folgende Punkte:<br />

- TOP 1: Feststellung der Anwesenheit und Stimmberechtigung<br />

- TOP 2: Genehmigung des Protokolls der letzten Bundesjugendversammlung<br />

- TOP 3: Berichte des Bundesjugendausschusses über die abgelaufene Amtsperiode mit anschließender<br />

Diskussion<br />

- TOP 4: Finanzbericht<br />

� Bericht des Vorsitzenden<br />

� Bericht Beisitzer Mitglieder / Internationales<br />

� Bericht Beisitzer Presse / Öffentlichkeitsarbeit<br />

� Bericht Beisitzer Hochschulen<br />

� Bericht Beisitzer Schulen<br />

� Bericht Beisitzer Fahrten<br />

� Bericht Beisitzer Seminare<br />

- TOP 5: Genehmigung der Haushaltsrechnung und des Prüfberichts<br />

- TOP 6: Entlastung des Bundesjugendausschusses<br />

- TOP 7: Wahl des neuen Bundesjugendausschusses<br />

- TOP 8: Anträge & Sonstiges<br />

Stimmberechtigt sind alle Mitglieder der DOG bis 35 Jahre. Jede Person hat nur eine Stimme.<br />

Anträge<br />

Anträge zur Bundesjugendversammlung sind bis Freitag, den 28. September <strong>2007</strong> dem Bundesjugendausschuss<br />

schriftlich über die Geschäftsstelle, Otto-Fleck-Schneise 12, 60528 Frankfurt/M, einzureichen.<br />

Wahlvorschläge<br />

Vorschläge zur Wahl des Bundesjugendausschusses sollten ebenfalls bis Freitag, den 28. September <strong>2007</strong> bei der<br />

Geschäftsstelle in Frankfurt schriftlich eingegangen sein. Sie werden den Mitgliedern, die an der Bundesjugendversammlung<br />

teilnehmen, drei Wochen vorher bekannt gegeben.<br />

Der Bundesjugendausschuss der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />

Frankfurt/Main, Juli <strong>2007</strong>


Familie, Senioren, Frauen und Jugend aus<br />

Mitteln des Kinder- und Jugendplans.<br />

Interessenten sollten sich bald bei Bundesjugendausschussmitglied<br />

Alexander Riechers<br />

(Alexander.Riechers@DOG-Jugend.de, Tel<br />

0911 13053779), melden. Denn die Teilnehmerzahl<br />

ist auf 18 begrenzt und die Teilnehmerauswahl<br />

erfolgt nach Eingangsdatum.<br />

Die komplette Ausschreibung gibt es unter<br />

www.DOG-Jugend.de.<br />

Baden Württemberg<br />

Sport verbindet<br />

"Sport verbindet" steht für die Leistung des<br />

Sports, Menschen unabhängig von Herkunft,<br />

Sprache, Behinderung oder Weltanschauung<br />

zusammen zu bringen. In der<br />

Region Karlsruhe engagiert sich der TSV<br />

Reichenbach beispielhaft im Sinne dieses<br />

Leitmotivs und wurde für diesen Einsatz<br />

nun am 24. Mai im Rahmen des Ehrungsabends<br />

der Gemeinde Waldbronn durch den<br />

stellvertretenden baden-württembergischen<br />

Landesvorsitzenden der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

<strong>Gesellschaft</strong>, Bernd Rau (Ettlingen),<br />

mit der Ehrenurkunde des Landesverbandes<br />

ausgezeichnet.<br />

Seit nunmehr 20 Jahren richtet der Verein<br />

den Leichtathletik-Sporttag für Schüler und<br />

Behinderte aus und leistet somit einen<br />

außergewöhnlichen Beitrag zur Förderung<br />

von Gemeinschaft und Integration durch<br />

Sport. Die Veranstaltung hat sich mittlerweile<br />

als landsweiter Treff etabliert, denn<br />

nicht nur für die Rolli-Kids aus der im<br />

benachbarten Langensteinbach angesiedelten<br />

Körperbehindertenschule, sondern<br />

beispielsweise auch für die Leichtathleten<br />

der Behinderten- und Versehrtensportgemeinschaft<br />

im SSV Aalen ist die Teilnahme<br />

zum alljährlichen Vereinsausflug geworden.<br />

Bad Sobernheim<br />

Olympic Day Run<br />

in Monzingen<br />

Beim jährlichen Leichtathletik-Sporttag des TSV Reichenbach<br />

kommen behinderte und nicht behinderte Nachwuchsathleten<br />

zusammen.<br />

Der Blick der Organisatoren des Olympic<br />

Day Run in Monzingen richtete sich immer<br />

wieder zum Himmel. Am Samstagmorgen<br />

regnete es noch in Strömen; doch als dann<br />

am Vormittag letzten Startvorbereitungen<br />

für die Laufveranstaltung getroffen wurden,<br />

hatte Petrus ein Einsehen. Das Organisationsteam<br />

um Rolf Kindgen und Mario<br />

Bender von der DOG Bad Sobernheim sowie<br />

Werner Hoseus vom TuS Monzingen freute<br />

sich, dass insbesondere viele Kinder trotz<br />

des wechselhaften, nassen und windigen<br />

Wetters in den Monzinger Sportpark gekommen<br />

waren.<br />

Pünktlich um 13 Uhr begannen dann die<br />

olympischen Läufe mit der 400m-Runde der<br />

Bambini (bis 6 Jahre), dem 800m-Lauf der<br />

Kinder bis 11 Jahre sowie dem 1200m-Lauf<br />

der Jugendlichen bis 16 Jahre. Die Starterfelder<br />

der jungen Olympic Day Runner<br />

wurden vom bekannten Clown des Sponsors<br />

Mc Donalds auf die Strecke geschickt. Für<br />

ihre Leistung erhielten die Kinder und<br />

Jugendlichen neben dem offiziellen Olympic<br />

Day Run T-Shirt auch eine Urkunde, die sie<br />

stolz den Eltern und Freunden präsentierten.<br />

Den Startschuss für die 5.000 und 10.000m-<br />

Rennen der Leistungs-, Volkssport- und<br />

Freizeitläufer gaben dann die Bundestagsabgeordnete<br />

Julia Klöckner und Jürgen<br />

Reinhard, Beigeordneter von Monzingen,<br />

gemeinsam. Auch Nordic-Walker und<br />

Mountain-Biker setzten mit ihrer Teilnahme<br />

ein Zeichen für die verbindende Kraft des<br />

Sports - dem zentralen Anliegen dieser<br />

Veranstaltung. Insgesamt waren über 600<br />

Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Start.<br />

Im Rahmenprogramm des Olympic Day Run,<br />

bei dem auch die Vorsitzenden der DOG-<br />

Zweigstellen Pfalz und Mainz-Rheinhessen,<br />

Carlo von Opel und Bernd Zeising, zu Gast<br />

waren, zeigten die Turnerinnen des TuS<br />

Monzingen sowie die Kampfsportler des<br />

OSC Sobernheim ihr Können.<br />

Mit einem Dankeschön der Organisatoren<br />

an die 65 ehrenamtlichen Helfer, die sich<br />

genau wie die Aktiven den ungünstigen<br />

Witterungsbedingungen gestellt und zu<br />

einer insgesamt sehr erfolgreichen Veranstaltung<br />

beigetragen hatten, klang der<br />

Olympic Day Run in Monzingen aus.<br />

Aufwärmprogramm vor dem Bambini-Lauf beim Monzinger Olympic<br />

Day Run.<br />

69


<strong>Olympische</strong>s Rennen<br />

<strong>Olympische</strong>s Flair der besonderen Art<br />

erlebten sechs Kegelsportler aus Bad Sobernheim,<br />

die als Mitglieder auch das<br />

Engagement der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

<strong>Gesellschaft</strong> unterstützen, auf ihrer Reise<br />

durch Griechenland zu den antiken und<br />

modernen Sport- und Kulturstätten.<br />

Ihre Reise führte sie nach Athen auf die<br />

Akropolis und in die Olympiastadien von<br />

1896 und 2004, zur Heilstätte Epidaurus,<br />

nach Argos (älteste Stadt Europas), nach<br />

Mykene (Fundort der vermeintlichen Goldmaske<br />

des Agamemnon) und letztlich in die<br />

erste griechische Hauptstadt Nafplion. Auch<br />

die Franchthi-Höhle, wo vor ca. 30.000<br />

Jahren schon Menschen gelebt hatten,<br />

wurde besichtigt.<br />

Höhepunkt der Reise war jedoch das antike<br />

Stadion von Olympia. Nach einer kurzen<br />

Stärkung streiften sich die Bad Sobernheimer<br />

zunächst die offiziellen Trikots des<br />

"Olympic-Day-Run <strong>2007</strong>", um danach zum<br />

Wettkampf in die Arena zu treten. Unter<br />

den Jubelrufen der anwesenden Touristen<br />

aus aller Welt und eingefangen von Videokameras<br />

sowie Fotoapparaten trugen sie<br />

einen Wettlauf nach antikem Vorbild aus. Im<br />

Endlauf dieses im wahrsten Sinne des<br />

Wortes olympischen Rennens standen sich<br />

dann Rudi Teuscher und Horst Speh gegenüber.<br />

Und weil selbst das Zielfoto nicht<br />

erkennen ließ, wer von beiden die Nase vorn<br />

hatte, wurden beide von den Mannschaftskameraden<br />

Klaus Spahn, Detlev Clauss, Gerd<br />

Lenhart und Rolf Kindgen zu Siegern erklärt.<br />

Das außergewöhnliche Wettrennen an<br />

historischer Stätte war auch eine gelungene<br />

Werbung für den am 23. Juni in Monzingen<br />

veranstalteten Olympic Day Run.<br />

Bielefeld<br />

Schwimmkurs dank<br />

"Kinder bewegen"<br />

"Pack die Badehose ein" hieß es in diesem<br />

Kindergartenjahr jeden Donnerstag für die<br />

Kinder der Bielefelder Kindertageseinrichtung<br />

"Stadtmitte". Denn dann ging es<br />

jeweils für eine Gruppe in Begleitung von<br />

fünf Erwachsenen mit dem Bus ins Familienbad<br />

Heepen.<br />

70<br />

Schon wenn der<br />

Bus, der zum Teil<br />

aus den "Kinder<br />

bewegen"-Projektmitteln<br />

der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Olympische</strong>n<br />

<strong>Gesellschaft</strong> finanziert<br />

wurde, auf<br />

den Hof gefahren<br />

kam, war die Freude<br />

groß, denn allein<br />

schon die Busfahrt<br />

zum Familienbad<br />

war für die Kinder<br />

ein besonderes<br />

Erlebnis. Immer<br />

wieder gab es Neues<br />

zu entdecken und<br />

auch vieles zu<br />

erzählen.<br />

Im Familienbad angekommen, wurden das<br />

Umziehen und Duschen rasch erledigt, um<br />

schnell ins kühle Nass zu kommen. Für die<br />

jüngeren Kinder stand die Wassergewöhnung<br />

im Vordergrund, während alle Kinder,<br />

die im Sommer <strong>2007</strong> eingeschult werden, an<br />

einem Schwimmkurs teilnehmen konnten.<br />

Im Laufe des Schwimmkurses haben die<br />

Kinder mit viel Ausdauer und Leistungsbereitschaft<br />

das Brustschwimmen gelernt.<br />

Geleitet wurde der Kurs von einer Mitarbeiterin<br />

der Bielefelder Bäder und Freizeiteinrichtungen<br />

(BBF). Sie wurde unterstützt von<br />

fünf Mitarbeiterinnen der Kita, die im<br />

November 2006 erfolgreich das DLRG-<br />

Schwimmabzeichen in Bronze abgelegt<br />

haben. Sie übernehmen nun im wöchentlichen<br />

Wechsel die Verantwortung für die<br />

Aufsieht und Sicherheit der Kinder im und<br />

am Wasser.<br />

Schon steht für die Kita "Stadtmitte" fest,<br />

dass es nach den Sommerferien wieder<br />

jeden Donnerstagvormittag in das Familienbad<br />

Heepen geht.<br />

Darmstadt<br />

Spielfest im Zeichen des<br />

Behindertensports<br />

Die lebensbereichernden Wirkungen des<br />

aktiven Sporttreibens stehen jährlich im<br />

Mittelpunkt des großen Spiel- und Sportfestes<br />

im Darmstädter Herrngarten. Zu den<br />

Vertraten die DOG beim Spielfest in Darmstadt: Zweigstellenvorsitzender<br />

Walter Schwebel und seine Vorstandskollegen Helmut<br />

Helwing und Claus Kapelke mit dem Darmstädter Oberbürgermeister<br />

Walter Hofmann (v.l.n.r.).<br />

über einhundert Informations-, Animationsund<br />

Mitmachangeboten von Vereinen und<br />

Verbänden in dem schönen, historischen<br />

Park inmitten der Stadt gehört seit Jahren<br />

auch die <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> <strong>Gesellschaft</strong>.<br />

Auf Anregung von Annette Gasper setzten<br />

die Vorstandsmitglieder der Zweigstelle in<br />

diesem Jahr ganz auf das praktische Erleben<br />

mit Rollstühlen auf einem leichten Hindernisparcours.<br />

Großformatige Fotos von Uli<br />

Gasper, die er selbst bei den Paralympics in<br />

Athen aufgenommen und bis zur Ausstellungsreife<br />

bearbeitet hat, boten die richtige<br />

Kulisse für die Aktivitäten. Überraschend für<br />

die Veranstalter wurde das freiwillige Fahren<br />

mit einem Rollstuhl an diesem Tag zu einem<br />

Renner. Hunderte von (meist jungen)<br />

Interessenten wollten ihre Geschicklichkeit<br />

im Rollstuhl erproben. Die DOG-Helfer<br />

lenkten die Erfahrung einmal auf das<br />

Privileg der eigenen Unversehrtheit und<br />

gleichzeitig auf die Chancen, die der Sport<br />

auch für behinderte Menschen bereithält.<br />

Die persönliche Rollstuhl-Erfahrung sollte<br />

außerdem den Respekt und die Würdigung<br />

der Leistungen von behinderten Sportlern<br />

fördern.<br />

Auch der Darmstädter Oberbürgermeister<br />

Walter Hoffmann fuhr eine Runde und<br />

äußerte sich anschließend sehr anerkennend<br />

über diese Aktion, die vom Behindertensportverband<br />

teilweise begleitet wurde. Am<br />

Stand der DOG stellten auch die Teilnehmerinnen<br />

des Wettbewerbs "Jugend forscht"<br />

ihren weiterentwickelten, preisgekrönten<br />

Rollator vor. Einige Schritte weiter demonstrierte<br />

die Behindertensportgemeinschaft<br />

ihre Fahrrad-Tandems mit Blinden, was die<br />

Absicht, dem Sport für und mit Behinderten


mehr Aufmerksamkeit zu schenken, geschickt<br />

abrundete.<br />

Frankfurt/Rhein-Main<br />

Walter Schwebel<br />

<strong>Olympische</strong>r Geist beim<br />

Familientag<br />

Beim Hessischen Familientag am 30. Juni in<br />

Eschborn (Main-Taunus-Kreis) war die<br />

Zweigstelle Frankfurt/Rhein-Main mit einem<br />

großen Stand vertreten. Den Besuchern des<br />

Festes wurden in anregenden Gesprächen<br />

die Idee sowie die Aufgaben der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> vermittelt. Durch<br />

die finanzielle Unterstützung der Taunus-<br />

Sparkasse konnte neben dem Stand auch<br />

ein Spiele-Zirkus angemietet werden. Das<br />

Kölner Zirkusteam sorgte mit Shows im<br />

großen 10m-Zelt und mit vielfältigen<br />

Spielmöglichkeiten auf der Wiese für<br />

enormen Spielspaß und Bewegung für die<br />

Kinder. Das Motto "Kinder bewegen" wurde<br />

hier erfolgreich in die Praxis umgesetzt. Der<br />

Zweigstellenvorsitzende Karl Eyerkaufer<br />

konnte am Nachmittag den Hessischen<br />

Ministerpräsidenten Roland Koch und seine<br />

Ehefrau am Stand begrüßen. Beide Herren<br />

sowie der Vorstandsvorsitzende der TaunusSparkasse,<br />

Hans-Dieter Homberg, führten<br />

den Besuchern gemeinsam mit den<br />

Kindern spielerische Darbietungen vor. Die<br />

Teilnahme der Zweigstelle an dem Familien-<br />

tag war sowohl aus sportlich-motorischer<br />

Sicht, als auch von werbender und vermittelnder<br />

Seite her ein voller Erfolg.<br />

Heilbronn-Unterland-Hohenlohe<br />

Leistungsplakette für<br />

Sigrid Seeger-Losch<br />

Aus Anlass ihres 70. Geburtstages wurde die<br />

Vorsitzende der Zweigstelle Heilbronn-<br />

Unterland-Hohenlohe, Sigrid Seeger-Losch,<br />

durch die <strong>Deutsche</strong><br />

<strong>Olympische</strong> <strong>Gesellschaft</strong><br />

mit der<br />

Plakette für besondere<br />

Leistungen im<br />

Sport und für die<br />

olympische Idee<br />

ausgezeichnet.<br />

Sigrid Seeger-Losch<br />

wurde vor 20 Jahren<br />

als Nachfolgerin von<br />

Dr. Werner Sauer an<br />

die Spitze der<br />

Heilbronner Kreisgruppe<br />

gewählt und<br />

war seinerzeit die<br />

erste Frau, die einer<br />

Zweigstelle vorstand.<br />

Zahlreiche<br />

Veranstaltungen<br />

wurden seither von<br />

ihr organisiert.<br />

Zweigstellenvorsitzender Karl Eyerkaufer (links), Hans-Dieter<br />

Homberg (Mitte), Vorstandsvorsitzender der TaunusSparkasse und<br />

der Hessische Ministerpräsident Roland Koch (rechts) gemeinsam<br />

mit Teilnehmern des Spielezirkus'.<br />

Insbesondere der<br />

traditionelle "Unterländer<br />

Olympia-<br />

Stammtisch", der im<br />

August des vergangenen<br />

Jahres bereits<br />

zum 9. Mal stattfand,<br />

stellt immer<br />

eine hervorragende<br />

Werbung für die<br />

DOG in der Region<br />

dar.<br />

Die Jubilarin war<br />

früher selbst aktive<br />

Rollkunstläuferin<br />

und hat sich nach<br />

dem Ende ihrer<br />

Sportkarriere als<br />

Trainerin und<br />

Betreuerin ihres<br />

Bruders Karl-Heinz Losch, des fünffachen<br />

Weltmeisters im Rollkunstlauf, verdient<br />

gemacht. Sie ist Internationale Wertungsrichterin<br />

mit sechs Einsätzen bei Weltmeisterschaften<br />

sowie mehreren Europameisterschaften.<br />

Im Rollsport nimmt sie zahlreiche ehrenamtliche<br />

Funktionen war; so ist sie seit<br />

zwölf Jahren Vorsitzende des Württembergischen<br />

Rollsport- und Inline-Verbandes<br />

sowie seit 1987 Schatzmeisterin des Rollschuh-<br />

und Eislaufvereins Heilbronn.<br />

Vor zehn Jahren verlieh ihr die <strong>Deutsche</strong><br />

<strong>Olympische</strong> <strong>Gesellschaft</strong> aus Anlass ihres 60.<br />

Strahlende Gesichter beim Sektempfang und der Verleihung der<br />

Leistungsplakette an Sigrid Seeger-Losch durch den Vorsitzenden<br />

des Stadtverbandes für Sport, Kurt Scheffler, und das langjährige<br />

Heilbronner DOG-Mitglied Erna Schwarz (rechts).<br />

Geburtstages die Ehrenplakette in Bronze.<br />

Beim Württembergischen Landessportbund<br />

wurde sie zum Ehrenmitglied ernannt und<br />

am 1998 verlieh ihr der damalige Bundespräsident<br />

Roman Herzog für ihr beispielhaftes<br />

ehrenamtliches Engagement die Verdienstmedaille<br />

des Verdienstordens der<br />

Bundesrepublik Deutschland.<br />

Hochstift Paderborn<br />

Trauer um<br />

Josef Schiermeyer<br />

Noch Mitte Mai hatte Josef Schiermeyer ein<br />

Presseinterview gegeben und die DOG-<br />

Vorsitzende Margit Budde und ihren Stellvertreter<br />

Heiner Kortebusch sowie den Journalis-<br />

71


ten Georg Vockel als Besucher empfangen.<br />

Kurze Zeit später kam die Nachricht vom<br />

Ableben des Paderborner Urgesteins.<br />

Trauer um das langjährige DOG-Mitglied<br />

Jupp Schiermeyer<br />

Als vor 55 Jahren die DOG im Hochstift<br />

gegründet wurde, war "Jupp" Schiermeyer<br />

als einer der Ersten dabei. Er hatte die<br />

<strong>Olympische</strong>n Spiele in Helsinki 1952 vor Ort<br />

miterlebt und das war seine Motivation,<br />

dem Sport lebenslang treu zu bleiben.<br />

Obwohl Schiermeyer mit schweren körperlichen<br />

Schäden aus dem Krieg heimkehrte,<br />

gründete er im April 1953 die Versehrtensportgemeinschaft<br />

Paderborn. Er schaffte<br />

54! Mal das <strong>Deutsche</strong> Sportabzeichen. Vom<br />

Kreissportbund erhielt er 2000 die Ehrennadel<br />

in Gold. Im September 2002 wurde ihm<br />

das <strong>Deutsche</strong> Sportabzeichen "Gold 50"<br />

verliehen. Im November 2003 erhielt er in<br />

Würdigung besonderer Verdienste um die<br />

Förderung des Sports im Sinne der <strong>Olympische</strong>n<br />

Idee die goldene Ehrenplakette der<br />

DOG.<br />

Er hat für seine Interessen Geschichte,<br />

Geografie und Reisen - Jupp war gern mit<br />

seinem umgebauten Auto unterwegs -<br />

sowie den Sport gelebt. Der faire Wettkampf<br />

war ihm sehr wichtig. Im Sommer ging er<br />

fast täglich ins Paderborner Freibad und<br />

schwamm 1.000m.<br />

Als DOG-Mitglied hat er an der Fahrt zu den<br />

<strong>Olympische</strong>n Spielen 1960 in Rom, war er<br />

1972 in München dabei, besuchte er die<br />

72<br />

<strong>Olympische</strong>n Stätten in Griechenland und<br />

führte er unzählige Fahrten kreuz und quer<br />

durch Europa durch.<br />

Auch seine Frau und seine beiden Söhne<br />

sind sportbegeistert. Sie waren Leistungsschwimmer.<br />

Sein Wahlspruch war "Mehr sein als scheinen"<br />

- und so hat er es im Leben und als<br />

Sportler gehalten. Die im Alter von 19<br />

Jahren im 2. Weltkrieg verlorene Mobilität<br />

hat er sich mit Hilfe des Sportes zurückerkämpft<br />

und durch eiserne Trainingsdisziplin<br />

alles dafür getan, sich körperlich bis an sein<br />

Ende fit zu halten (er ging noch bis November<br />

2006 schwimmen) - egal was auch<br />

passierte er sagte oft: wsw (=wir schwimmen<br />

weiter!).<br />

Mit seinem scharfen Verstand und seinem<br />

Witz war er ein beliebter Gesprächspartner.<br />

"Mit ihm verlieren die <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong><br />

<strong>Gesellschaft</strong> und die Stadt Paderborn ein<br />

Vorbild. Eines im besten Sinne", so DOG-<br />

Vorstandsmitglied Heiner Kortebusch.<br />

Unterstützung für den<br />

"zahmen Drachen"<br />

Margit Budde<br />

Einen Stapellauf der besonderen Art erlebten<br />

500 Schülerinnen und Schüler der<br />

Gesamtschule Elsen am Lippesee in Sande:<br />

24 Schüler aus der Jahrgangsstufe 7 ließen<br />

hier ein Drachenboot Marke Eigenbau zu<br />

Wasser. Das stolze "Seeungeheuer" mit den<br />

feuerroten Augen und der gespaltenen<br />

grünen Zunge bestand seine "Feuertaufe"<br />

mit Bravour. Ebenso geduldig wie zuverlässig<br />

trug der zahme Drache Isabelle, Tomas,<br />

Britta und Albert übers Wasser - und das,<br />

obwohl er eigentlich nur für das Gewicht<br />

von drei Jugendlichen ausgelegt worden<br />

war.<br />

Unter der Anleitung ihres Lehrers Christian<br />

Sprengel hatten die 13- und 14jährigen<br />

Schüler im Wahlpflichtfach Naturwissenschaft<br />

das ungewöhnliche Wasserfahrzeug<br />

aus herkömmlichen Abwasserrohren zusammengesteckt<br />

und mit wasserfestem Panzerband<br />

verklebt. Zunächst galt es, den notwendigen<br />

Auftrieb zu berechnen. Als weitere<br />

Herausforderung tüftelten die jungen<br />

Bootsbauer ein geschlossenes System aus,<br />

bei dem sie trotz mancher Kurven und<br />

Windungen stets Anschluss an das nächste<br />

Rohr fanden. Ein weiteres Boot soll im<br />

nächsten Schuljahr folgen.<br />

Der gelungene Stapellauf zählte zu den<br />

Höhepunkten des großen Sport-Festivals für<br />

die Elsener Gesamtschüler der Jahrgänge<br />

fünf bis sieben. Erstmals hatte die <strong>Deutsche</strong><br />

<strong>Olympische</strong> <strong>Gesellschaft</strong>, Zweigstelle Hochstift<br />

Paderborn die Schirmherrschaft für die<br />

von Sportlehrer Willi Schluer organisierte<br />

Veranstaltung übernommen. "Unser Ziel ist<br />

es, die Jugendlichen über den Schulsport<br />

Geglückter Stapellauf: Mit einem selbst gebauten "Drachenboot" aus Abflussrohren paddeln<br />

die Gesamtschüler Isabelle, Tomas, Britta und Albert (sitzend v. l.) über den Lippesee.<br />

Die Lehrer Christian Sprengel (2.v.r.) und Willi Schluer (r.) freuten sich mit den eifrigen<br />

Bootsbauern.


hinaus auf die vielfältigen Möglichkeiten<br />

aufmerksam zu machen, in der Freizeit<br />

sportlich aktiv zu werden", machte Schluer,<br />

selbst DOG-Vorstandsmitglied, auf die<br />

Bewegungsförderung als eines der vorrangigen<br />

DOG-Anliegen aufmerksam.<br />

Unter dem Motto "Sport sehen, probieren<br />

und erleben" hatten die Gesamtschüler<br />

nach ihrer Wanderung zum Lippesee ausgiebig<br />

Gelegenheit, mit Kanus auf dem See<br />

zu paddeln, Streetbasketball, Fußball,<br />

Volleyball oder Federball zu spielen, durch<br />

die Halfpipe zu skaten oder mit ihren<br />

Fahrrädern auf einem Geländeparcours Mut<br />

und Geschicklichkeit unter Beweis zu<br />

stellen.<br />

Mannheim/Rhein-Neckar<br />

7. Olympiastammtisch<br />

Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> <strong>Gesellschaft</strong>,<br />

Zweigstelle Mannheim/Rhein-Neckar sieht<br />

sich als Bestandteil der Sportkultur und<br />

Sportpolitik in der Region und ist ständig<br />

darum bemüht, Sportler der jungen und<br />

alten Generationen zum beiderseitigen<br />

Austausch zusammen zu führen. Zur Erfüllung<br />

dieser Zielsetzung organisiert Jochen<br />

Meißner, Vorsitzender der Zweigstelle,<br />

Zusammenkünfte der Mitglieder mit ehemaligen<br />

und aktiven Leistungssportlern und<br />

Olympiateilnehmern der Sportregion Rhein-<br />

Neckar. Es geht zum einen um den Erfahrungsaustausch<br />

unter ehemaligen Leistungssportlern<br />

und Olympiateilnehmer und<br />

zum anderen darum, das Wissen an junge<br />

aktive Sportler weiter zu geben.<br />

Beim 7. Olympiastammtisch am 5. Mai <strong>2007</strong>,<br />

zu dem Reiterpräsident Peter Hoffman in<br />

das Reitstadion Maimarkt in Mannheim<br />

eingeladen hatte, ging es diesmal um das<br />

Thema "Wieviel Internationalität braucht die<br />

Metropolregion und was kann der Sport<br />

dazu beitragen". Zahlreiche ehemalige und<br />

aktive Sportlerinnen und Sportler sowie<br />

Persönlichkeiten aus Politik und <strong>Gesellschaft</strong><br />

waren wieder zu einer äußerst interessanten<br />

Gesprächsrunde zusammengekommen.<br />

Gastgeber Peter Hoffmann stellte einleitend<br />

fest, dass der Sport mehr als alle anderen<br />

Bereiche die Bekanntheit der Region in der<br />

Welt fördern kann. Dabei nannte er Namen<br />

wie die Mannheimer Adler, Triathlet Normann<br />

Stadler, Rüdiger Harksen, Claudia<br />

Reidick, Gaby Lippe Roth, Caren Sonn,<br />

Nadine Hentschke, Vize-Europameiserin<br />

Kirsten Bolm und als "Stern am Nachwuchshimmel"<br />

die deutsche Juniorenmeisterin<br />

Unter den Teilnehmern des 7. Mannheimer Olympiastammtischs waren u.a. Fußballtrainer<br />

Klaus Schlappner, Mannheims inzwischen gewählter Bürgermeister Dr. Peter Kurz, die<br />

Hürdenläuferinnen Kirsten Bolm, Nadine Hentschke und Claudia Reidick (vorn von links)<br />

sowie das frühere Eiskunstlaufpaar Walter Häffner und Gudrun Hauss (hinten 3. und 4. von<br />

rechts) und Arthur Schnabel (rechts daneben), der 1988 die olympische Bronzemedaille im<br />

Judo gewann.<br />

Julia Müller-Foell. Sie alle bekannten sich in<br />

der Diskussion zur Region und sind mit viel<br />

Ehrgeiz dabei, mit ihrem Namen und ihren<br />

Leistungen für die Region zu werben.<br />

Gleiches gilt natürlich auch für Originale<br />

wie Willi Altig, Hans Bichelmeier, Klaus<br />

Schlappner und Karl Ziegler.<br />

Die Schlussworte sprachen die im Wahlkampf<br />

stehenden Oberbürgermeisterkandidaten<br />

Dr. Peter Kurz und Ingo Wellenreuther,<br />

die sich hinter die Position der versammelten<br />

Sportler stellten und ihrerseits die<br />

Bedeutung des Sports für das positive<br />

Image der Region hervorhoben.<br />

Die Frage des Abends konnte die Diskussionsrunde<br />

also beantworten: die Metropolregion<br />

braucht den Sport, um Internationalität<br />

zu erlangen. Und die Sportler sind<br />

wichtige Botschafter und Repräsentanten,<br />

so das Resümee des Moderators Wolfgang<br />

Grünwald. Die Metropolregion ist deshalb<br />

gut beraten, sich der Ressource Sport als<br />

Werbeträger zu bedienen.<br />

Anschließend gab es für die Zuschauer noch<br />

reichlich Gelegenheit, Autogramme von den<br />

Stars der Sportregion zu ergattern, die sich<br />

"hautnah" ihren Fans stellten. Ausklang fand<br />

der Olympiastammtisch dann im Reitstadion<br />

bei Gastgeber Peter Hoffmann.<br />

Miltenberg-Obernburg<br />

Überraschung zur<br />

Meisterschaftsfeier<br />

Ein Traum wurde für Spielerinnen, Trainer,<br />

Betreuer und die Verantwortlichen der<br />

Handball-Spielgemeinschaft (HSG) Sulzbach/Leidersbach<br />

wahr - ein Sommermärchen<br />

- als die Damen der 1. Mannschaft vor<br />

einigen Wochen in souveräner Weise die<br />

Meisterschaft in der 2. Handball-Bundesliga<br />

errangen. Außerdem haben sie in einem an<br />

Dramatik kaum zu überbietenden Play-off-<br />

Endspiel am 20. Mai den Aufstieg in die 1.<br />

Bundesliga geschafft.<br />

Die Gemeinde Leidersbach und der Markt<br />

Sulzbach luden deshalb am 22. Juni HSG-<br />

Spielerinnen, Verantwortliche, Sponsoren<br />

und Ehrengäste zu einer gemeinsamen<br />

Meisterschaftsfeier ins neue Dorfgemeinschaftshaus<br />

Volkerbrunn ein. Als Überraschungsgäste<br />

war auch eine Abordnung von<br />

73


Erzieherinnen und Kindern der Kindertageseinrichtung<br />

"Tabaluga" aus Klingenberg-<br />

Trennfurt, deren Sportpaten die HSG-<br />

Damen im Rahmen des DOG-Projekts<br />

"Kinder bewegen" sind, mit von der Partie.<br />

Sie waren eigens angereist, um dem erfolgreichen<br />

Team ihr Lied "Hallo, wir gratulieren<br />

heut´ zur Meisterschaft" zu singen. Außerdem<br />

überreichten sie jeder Spielerin eine<br />

Rose als Anerkennung für ihre sportliche<br />

Leistung.<br />

74<br />

Anschließend<br />

zeichnete Rosi<br />

Dauphin, Vorsitzende<br />

der<br />

<strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Olympische</strong>n<br />

<strong>Gesellschaft</strong>,<br />

Zweigstelle<br />

Miltenberg, das<br />

HSG-Team mit<br />

der Leistungsplakette<br />

der DOG<br />

aus. Die Urkunde<br />

hierfür nahm<br />

Mannschaftskapitän<br />

und<br />

Torfrau Marion<br />

Fenn in Empfang.<br />

Dauphin<br />

hob in ihrem<br />

Grußwort noch<br />

einmal die<br />

grandiose<br />

Leistung hervor:<br />

"Ihr habt etwas Besonderes erreicht, nämlich<br />

hunderte von Menschen für den Damenhandball<br />

begeistert - das war bislang<br />

einmalig in unserer Region!", und wünschte<br />

viel Glück und Erfolg für das "Wagnis 1.<br />

Bundesliga Damenhandball".<br />

Mit einem Lied und Blumen gratulierten die Kinder vom Klingenberger<br />

DOG-Modellkindergarten ihren Patinnen von der HSG Sulzbach/Leidersbach.<br />

Rosi Dauphin, Vorsitzende der Zweigstelle<br />

Miltenberg-Obernburg, überbrachte die<br />

Glückwünsche der DOG zum Zweitligatitel<br />

und Aufstieg.<br />

Helmut Gesierich<br />

Neuer Sinnesgarten und<br />

eine eigene Fahne<br />

Kinder, Erzieherinnen und Eltern der "Kinder<br />

bewegen"-Modelleinrichtung "Tabaluga" in<br />

Klingenberg-Trennfurt hatten am 16. Juni<br />

gleich doppelt Grund zur Freude. Im Rahmen<br />

des großen "Festes der Sinne" wurde<br />

der neu gestaltete Sinnesgarten übergeben<br />

und zugleich auch richtig mit einer "Sinnes-<br />

Olympiade" eingeweiht.<br />

Zunächst gab es jedoch das olympische<br />

Eröffnungszeremoniell, das angelehnt an<br />

das große Vorbild mit Fanfarenklang und<br />

dem Einzug der Kinder und Erzieherinnen<br />

mit einer eigens kreierten Fahne auf dem<br />

Vorplatz stattfand, wo sich bereits zahlreiche<br />

Gäste versammelt hatten. Unter ihnen<br />

konnte die Leiterin der Kindertagesstätte,<br />

Silvia Zoll, auch Klingenbergs Bürgermeister<br />

Reinhard Simon sowie Rosi Dauphin, Vorsitzende<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong>,<br />

Zweigstelle Miltenberg, und Christel<br />

Gesierich von der Handball-Spielgemeinschaft<br />

Sulzbach/Leidersbach als DOG-<br />

Sportpaten begrüßen.<br />

Nachdem Gabriele Spahn-Sauer, Gemeindereferentin<br />

der katholischen Kirchengemeinde<br />

Trennfurt, der Fahne den kirchlichen<br />

Segen erteilt hatte, wurde die Fahne im<br />

Beisein von Kindern, Erzieherinnen und<br />

Gästen an einem eigens dafür gefertigten<br />

Mast im Sinnesgarten "gehisst".<br />

Um die Tatsache, dass man eine DOGgeförderte<br />

Einrichtung ist, auch nach außen<br />

optisch deutlich zu machen, wurde die Idee<br />

einer eigenen, speziellen Fahne beim Bau<br />

des Sinnesgartens geboren und von Erzieherinnen<br />

und Kindern unverzüglich und<br />

kreativ in die Tat umgesetzt. Das Unikat<br />

zeigt den kleinen Drachen Tabaluga mit dem<br />

Schriftzug "Kinder bewegen" sowie dem<br />

Logo der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong>.<br />

Mittelfranken<br />

Doppelt erfolgreich<br />

Helmut Gesierich<br />

Leistungssport und Abistress - Daniela Götz<br />

aus Katzwang hat unter Beweis gestellt,<br />

dass beides gut unter einen Hut zu bringen<br />

ist. Bei der Abitur-Feier ihrer Bertolt-Brecht-<br />

Schule wurde die 19-Jährige für ihre sowohl<br />

sportlich als auch schulisch hervorragenden<br />

Leistungen von der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

<strong>Gesellschaft</strong>, Zweigstelle Mittelfranken<br />

ausgezeichnet.<br />

Die Schwimmerin von der SSG Erlangen<br />

feierte auf ihrer Paradelage, dem Freistil-<br />

Schwimmen, bereits zahlreiche Erfolge - der<br />

größte davon war die Bronzemedaille mit<br />

der deutschen Lagen-Staffel bei den <strong>Olympische</strong>n<br />

Spielen in Athen. Zudem ist sie<br />

Medaillengewinnerin bei Weltmeisterschaften<br />

sowie mehrfache Titelträgerin bei<br />

Junioren-Europameisterschaften. Neben den<br />

großartigen Leistungen im Sport hat sie nun<br />

auch das Abitur erfolgreich bewältigt.<br />

Überreicht wurde die Ehrung der DOG durch<br />

Karl-Friedrich Haas, der als ehemaliger<br />

Mittelstreckenläufer selbst auf eine erfolgreiche<br />

Sportkarriere zurückblicken kann.


Odenwald<br />

Echtes Vorbild<br />

Zu einer interessanten Begegnung mit den<br />

Kindern des DOG-Patenkindergartens in<br />

Reichelsheim wurde die letzte Aktion des<br />

Vorstandsmitglieds der Zweigstelle Odenwald,<br />

Philipp Schmitt. Ausgestattet mit<br />

Handy, Fotoapparat, Erste-Hilfe-Tasche und<br />

vor allem Getränken trat die kleine Schar<br />

der Patenkinder den Gang in die Natur an.<br />

"Dem Frühling auf der Spur", so bezeichnete<br />

Philipp Schmitt diese Aktion mit allerhand<br />

neuen Entdeckungen. Gehen, Schleichen,<br />

Laufen, vor allem aber Bewegung an der<br />

frischen Luft, dass machte den Kleinen viel<br />

Spaß und Philipp wusste wie immer viel zu<br />

erzählen über den Wald, das Leben der Tiere<br />

und dass vor allem Bewegung zum Leben<br />

der Tiere gehört, genau wie beim Menschen<br />

auch.<br />

Die ansteckende Begeisterung für Bewegung<br />

in der Natur ist Philipp Schmitts<br />

Erfolgsgeheimnis bei den Kindern. Erst<br />

kürzlich ist er deutscher Seniorenmeister in<br />

der noch recht jungen Disziplin Nordic<br />

Walking geworden. Er hatte sich dem Ski-<br />

Club Heppenheim angeschlossen und fand<br />

in diesem Kreise auch erfolgreiche Mitstreiter.<br />

Und was wirkt schon besser auf Kinder<br />

als ein echtes Vorbild?<br />

Als Vorbild immer selbst aktiv dabei: Philipp Schmitt mit seinen<br />

Reichelsheimer Patenkindern.<br />

Beim "Fest der Begegnung"<br />

Für Bewegung und Sport trotz Handicap<br />

engagiert sich Christel Vetter seit vielen<br />

Jahren. Selbst körperlich behindert, gibt sie<br />

ihren Optimismus und Lebenswillen gern<br />

an andere weiter, leitet die Behindertensportgruppe<br />

des TV Fränkisch-Crumbach<br />

und organisiert<br />

regelmäßig das<br />

"Fest der Bewegung'<br />

in ihrem<br />

Heimatort. Für<br />

diesen außergewöhnlichen<br />

Einsatz<br />

erhielt sie bereits<br />

2006 die Leistungsplakette<br />

der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Olympische</strong>n<br />

<strong>Gesellschaft</strong>.<br />

Auch in diesem<br />

Jahr war das "Fest<br />

des Begegnung"<br />

wieder beliebter<br />

Anlaufpunkt für<br />

Jung und Alt. Das<br />

bunte, bewegte<br />

Programm mit<br />

Sportpräsentationen,<br />

Tanz, Gesang<br />

und Kabarett zog<br />

alle Teilnehmer in<br />

den Bann. Auch der stellvertretende<br />

Vorsitzende der DOG Odenwald, Horst<br />

Neff, zeigte sich tief beeindruckt und<br />

bestärkte die Organisatoren, dieses gelungene<br />

Beispiel der gelebten Integration<br />

unbedingt weiterzuführen.<br />

Behinderte und nicht behinderte Sportler gemeinsam in Bewegung beim "Fest der Begegnung"<br />

in Fränkisch-Crumbach<br />

Tischtennis im Fokus<br />

Um die olympische Sportart Tischtennis<br />

drehte sich fast alles bei der DOG Odenwald<br />

im Monat Juni.<br />

Zunächst waren die DOGler dabei beim<br />

Empfang der Gemeinde Höchst zu Ehren<br />

ihres Weltstars Timo Boll, dem dreifachen<br />

Europameister im Tischtennis. Im vollbesetzten<br />

Saal des Gemeindezentrums<br />

gingen zahlreiche Festredner auf die<br />

erfolgreiche Karriere von Timo Boll ein, der<br />

sich als erfolgreichster europäischer<br />

Spieler immer wieder neu in den von<br />

asiatischen Athleten dominierten internationalen<br />

Wettbewerben beweisen muss.<br />

Auch die DOG Odenwald überbrachte ihre<br />

Glückwünsche und schenkte Timo Boll<br />

einen Bildband.<br />

Während des kurzweiligen Abends, der von<br />

Horst Bitsch eloquent moderiert, den<br />

Höchster Nachwuchstischtennisspielern<br />

gestaltet und sowie mit Musik und Gesang<br />

untermalt wurde, präsentierte sich Timo Boll<br />

als bescheiden gebliebener junger Athlet.<br />

75


Attraktiven Tischtennissport boten die Nachwuchstalente beim PITT<br />

in Reichelsheim.<br />

Die DOG Odenwald drückt ihm nun die<br />

Daumen für weitere Erfolge.<br />

Aktiven Sport gab es beim 4. internationalen<br />

Peter-Ilnyzckyj-Gedächtnisturnier (kurz<br />

PITT) für Nachwuchstischtennisspieler in<br />

Reichelsheim zu sehen. Die DOG Odenwald<br />

war wie schon in den vergangenen Jahren<br />

Gast dieser zweitägigen Wettbewerbe, an<br />

denen sich 479 junge Sportlerinnen und<br />

Sportler aus Deutschland, Frankreich, der<br />

Schweiz und Dänemark beteiligten.<br />

Landrat Horst Schnur, der die Schirmherrschaft<br />

übernommen hatte, würdigte die<br />

Leuchtturmfunktion des PITT für den Tischtennissport<br />

im Odenwald, der nicht zuletzt<br />

dank der Erfolge von Timo Boll über die<br />

Region hinaus bekannt ist.<br />

Ehrung für Aktivposten<br />

Mit dem Ehrenbrief des Landes Hessen<br />

wurde Jens Vogtländer, Vorsitzender der<br />

Rollsportgemeinschaft (RSG) Michelstadt,<br />

vom Landrat des Odenwaldkreises, Horst<br />

Schnur, zusammen mit anderen verdienstvollen<br />

Persönlichkeiten des Odenwalds<br />

ausgezeichnet.<br />

Jens Vogtländer hat vor 20 Jahren mit dem<br />

Rollsport begonnen und persönlich in<br />

frühster Jugend eine aktive Rolle als<br />

Speedskater übernommen. Als er die RSG<br />

Michelstadt vor 10 Jahren gründete, hatte<br />

er als erfolgreicher Rollsportler schon eine<br />

sehr aktive Laufbahn nachzuweisen.<br />

76<br />

Die RSG Michelstadt<br />

gilt als eine der<br />

leistungsstärksten<br />

Gemeinschaften<br />

dieser Art in der<br />

Bundesrepublik. Jens<br />

Vogtländer wirkt<br />

nebenbei auf<br />

verschiedenen<br />

Ebenen seiner<br />

Organisation für die<br />

junge Sportart<br />

Speedskating. Vor<br />

allem aber fördert er<br />

junge Nachwuchssportler,<br />

die inzwischen<br />

beachtliche<br />

Ergebnisse erreicht<br />

und es teilweise<br />

sogar bis hin zur<br />

Teilnahme an Weltund<br />

Europameisterschaften geschafft<br />

haben.<br />

Zur Ehrung und Anerkennung überbrachte<br />

Hubert Hey die Glückwünsche der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong>, Kreisgruppe<br />

Odenwald.<br />

Zweigstellenvorsitzender Hubert Hey (rechts) und der Landrat des<br />

Odenwaldkreises, Horst Schnur, gratulieren Jens Vogtländer (Mitte).<br />

Odenwald-Tauber<br />

Olympic Day Run in<br />

Lauda-Königshofen<br />

Lauda-Königshofen, die 15.000-Einwohner-<br />

Stadt im Taubertal, war Austragungsort des<br />

diesjährigen Olympic Day Run am 29. Juni.<br />

Bereits zum vierten Mal war die <strong>Deutsche</strong><br />

<strong>Olympische</strong> <strong>Gesellschaft</strong>, Zweigstelle Odenwald-Tauber,<br />

Veranstalter des Olympic Day<br />

Run und diese Auflage wurde dank einer<br />

zuvor nicht zu erwartenden Zahl an Teilnehmern<br />

sowie eines gewaltigen Zuschauerinteresses<br />

zum großen Erfolg. <strong>Olympische</strong>r Geist<br />

wehte durch die Innenstadt, Lauda avancierte<br />

an diesem Tage zur Sportstadt der Region.<br />

Über zweieinhalbtausend Läuferinnen und<br />

Läufer aller Altersstufen - rund 500 Kinder<br />

sowie über 2.000 Jugendliche und Erwachsene<br />

- wurden von der Olympionikin Kirsten<br />

Bolm, die als Ehrengast nach Lauda gekommen<br />

war und so die Bedeutung des Olympic<br />

Day Run unterstrich, und Bürgermeister<br />

Thomas Maertens auf den 1.200 m langen<br />

Rundkurs mit Start und Ziel am Marktplatz<br />

geschickt. Im Vordergrund stand für alle der<br />

gemeinsame Spaß an Lauf und Bewegung -<br />

ganz der olympischen Idee entsprechend<br />

zählte vor allem das Dabeisein. Ziel der<br />

Läufer vom Kindergarten- bis zum Seniorenalter<br />

war es darüber hinaus aber auch,<br />

möglichst viele Runden innerhalb einer<br />

Stunde zu absolvieren und per Stempel zu<br />

dokumentieren, um so viel Sponsorenprämien<br />

wie möglich<br />

für den guten<br />

Zweck zu erlaufen.<br />

Schließlich konnten<br />

die Veranstalter -<br />

neben der DOG<br />

Odenwald-Tauber<br />

die Stadt Lauda, die<br />

Sportjugend Tauberbischofsheim<br />

und der ETSV Lauda<br />

- mehrere tausend<br />

Euro zugunsten<br />

sozialer Einrichtungen<br />

übergeben.<br />

Ideales Sportwetter<br />

und die perfekte<br />

Organisation waren<br />

die Basis für eine so<br />

erfolgreiche Veranstaltung.<br />

Grußworte gab es jeweils vor den<br />

Starts durch den Vorsitzenden der DOG<br />

Odenwald-Tauber, Michael Knaus, und<br />

Bürgermeister Thomas Maertens. Den<br />

Läufern stand die Freude ins Gesicht geschrieben,<br />

die zu Tausenden den Parcours<br />

säumenden Zaungäste hatten nicht minder<br />

ihr Vergnügen. Nach dem Lauf gab es für<br />

jeden der Teilnehmer die IOC-Urkunde und<br />

sowie das Olympic Day Run-T-Shirt als<br />

Erinnerung. Für das leibliche Wohl der


"Und wieder eine Runde geschafft" - eine Läufergruppe passiert in bester Laune die<br />

Start-/Ziellinie am Marktplatz.<br />

Läufer und Zuschauer war bestens gesorgt,<br />

ebenso für Rahmenunterhaltung durch<br />

Musik und Tanzvorführungen.<br />

Volksfestsstimmung herrschte auf dem<br />

Marktplatz in Lauda schon im Vorfeld,<br />

besonders aber während des Laufes und<br />

noch Stunden danach. Wirklich ein "Run" im<br />

wahrsten Sinn des Wortes!<br />

Walter Jaufmann<br />

Positive Zwischenbilanz<br />

Im Oktober 2006 startete das Pilotprojekt<br />

"Kinder im Wasser bewegen!" der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong>, Zweigstelle<br />

Odenwald-Tauber und ihrer Partner in<br />

Seckach mit dem Ziel, den Kindern im<br />

Vorschulalter zu mehr Bewegung zu verhelfen<br />

und das Schwimmen zu lehren. Nun<br />

konnten die Beteiligten eine erste positive<br />

Zwischenbilanz ziehen.<br />

Bürgermeister Thomas Ludwig hatte die<br />

Projektpartner, den Kindergarten St. Franziskus,<br />

das Jugenddorf Klinge, die Gemeinde<br />

Seckach, die Sparkassen-Bauland-Stiftung<br />

sowie die initiierende DOG-Zweigstelle<br />

Odenwald-Tauber, zum Rückblick auf das<br />

erste Kursjahr ins Hallenbad Seckach einge-<br />

laden. Sein Resümee fiel eindeutig aus: Das<br />

Projekt hat sich bewährt und das anvisierte<br />

hohe Ziel wurde erreicht. Die betreuten 37<br />

Kinder - 23 vom Kindergarten und 14 aus<br />

dem Kinderdorf - sind nun mit dem Element<br />

Wasser vertraut und nahezu alle können<br />

jetzt beim Eintritt in die Grundschule<br />

schwimmen können. Das sei in einer Zeit<br />

der bedauerlichen Zunahme von Nichtschwimmern<br />

ein tolles Ergebnis und überzeugender<br />

Beweis für die Notwendigkeit<br />

solcher Maßnahmen aber auch die Tragfähigkeit<br />

des Konzeptes. Dafür gebühre dem<br />

Betreuerteam und den Unterstützern großer<br />

Dank, betonte der Bürgermeister.<br />

Der Vorsitzende der DOG Odenwald-Tauber,<br />

Michael Knaus, schloss sich dem Dank an<br />

und lobte insbesondere die hervorragende<br />

Kooperation mit dem Jugenddorf Klinge.<br />

Abschließend sicherte er weitere finanzielle<br />

Unterstützung zu, ebenso wie Martin Graser<br />

von der Sparkassen-Bauland-Stiftung. Bei<br />

dem erkennbaren Ergebnis und der Begeisterung<br />

der Kinder sei die Nachhaltigkeit<br />

gegeben und die Anschubhilfe trage Früchte.<br />

Die Entscheidung für eine weitere<br />

Unterstützung sei daher nicht schwer<br />

gefallen, stellte Graser fest und überreichte<br />

einen 500-Euro-Scheck.<br />

Wie viel Freude die Kinder an der Bewegung<br />

im Wasser haben, zeigten sie den Gästen<br />

nicht zuletzt damit, dass sie gleich nach<br />

ihrem Dankeschönlied unverzüglich ins<br />

Wasser sprangen.<br />

Sehr aufschlussreich für die Projektpartner<br />

war natürlich auch die Bewertung des<br />

ersten Jahres bei diesem Pilotprojekt durch<br />

die Leiterin des Kindergartens St. Franziskus.<br />

Frau Senk bestätigte ein erfreulich breites<br />

und positives Feedback seitens der Eltern<br />

und zeigte sich angetan von der ungebrochenen<br />

Begeisterung der Kinder. Der Donnerstag<br />

sei bereits der "Schwimmtag" bei<br />

den Kindern. Bei mancher Familie habe sich<br />

sogar die Freizeitgestaltung positiv verändert<br />

- den gemeinsamen regelmäßigen<br />

Badbesuch haben inzwischen schon einige<br />

im Programm. Sie versicherte, dass das<br />

Schwimmen auch künftig fest im Wochenplan<br />

integriert sein wird und die Einrichtung<br />

Kindergarten den Kurs "Kinder im Wasser<br />

bewegen"-Kurs für die Schulanfänger<br />

unbedingt beibehalten will.<br />

Die Teilnehmer der Runde waren sich einig<br />

darin, dass sich das ideelle, personelle und<br />

Die begeisterten kleinen Wasserratten mit dem Betreuer-Team sowie den Vertretern der<br />

beteiligten Institutionen bei der Scheckübergabe vor der Schwimmhalle in Seckach<br />

77


finanzielle Engagement lohnt. Einerseits sei<br />

der Integrationseffekt für die Kinder aus<br />

dem Jugenddorf Klinge von beachtlicher<br />

Bedeutung, andererseits gewinnen die<br />

Kinder durch gesundheitsfördernde Bewegung.<br />

Überdies habe sich, wie Bürgermeister<br />

Ludwig feststellte, aufgrund der zunehmenden<br />

Hallenfrequenz für die Gemeinde auch<br />

die konsequente Sanierung und Modernisierung<br />

des seit 40 Jahren betriebenen Hallenbades<br />

bewährt.<br />

Walter Jaufmann<br />

Ostalb/Heidenheim/Rems-Murr<br />

<strong>Olympische</strong> Begeisterung<br />

neu entfacht<br />

Im Rahmen einer Feierstunde in der Fellbacher<br />

Schwabenlandhalle wurde der amtierende<br />

Vorstand des Sportkreises Rems-Murr<br />

Erich Hägele einstimmig zum ersten Vorsitzenden<br />

der neu gegründeten Regionalgruppe<br />

Ostalb/Heidenheim/Rems-Murr der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> gewählt.<br />

Stellvertreter ist Fellbachs Oberbürgermeister<br />

Christoph Palm. Für den Vorstand<br />

konnten zudem namhafte Größen aus<br />

Politik und Sport gewonnen werden. Erfolgreiche<br />

Athleten aus der Region werden die<br />

DOG-Gruppe beratend begleiten. Partner<br />

aus der Wirtschaft haben bereits ihre<br />

Unterstützung zugesagt, mit weiteren steht<br />

man in Erfolg versprechenden Verhandlungen.<br />

Erstes Highlight der geplanten Aktivitä-<br />

"Mit der olympischen Idee wuchern": DOG-<br />

Landesvorsitzender Theo Götz<br />

78<br />

ten unter dem Dach der neu geschaffenen<br />

Organisation: eine Jugend-Olympiade in der<br />

Sport-Region Stuttgart sowie den benachbarten<br />

Land- und Sportkreisen.<br />

Die DOG sieht Theo Götz, Landesvorsitzender<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong>,<br />

als "Gewissen des Sports und der<br />

<strong>Gesellschaft</strong>". Bei einer Pressekonferenz in<br />

der Schwabenlandhalle beklagte er zu<br />

wenig Sport und Bewegungsräume in den<br />

Schulen und einen zunehmenden Werteverfall.<br />

"Es fehlt an Hallen und Sportplätzen",<br />

sagte Götz. Zudem würden die Kinder an<br />

ihren Computern sitzen und immer dicker<br />

werden. Jeder wisse es, "aber es rührt sich<br />

nichts", so sein Fazit. "Es ist zum Verzweifeln!"<br />

Also wolle die DOG "aufrütteln, mehr<br />

für den Sport zu tun." Dabei sei die Kooperation<br />

mit den Sportkreisen wichtig und es<br />

gelte, hier "Synergieeffekte zu nutzen". Als<br />

"großen Schritt in die richtige Richtung"<br />

sieht der Sport-Funktionär daher die Gründung<br />

der neuen DOG-Regionalgruppe.<br />

Zudem seien Schulen, Vereine und Eltern in<br />

gleichem Maße gefordert, "Impulse zu<br />

geben für mehr Bewegung. Schulsport kann<br />

das Problem allein nicht lösen". Als Leit-<br />

Motive sehe die DOG Fairplay, Leistungsbereitschaft,<br />

die Vermittlung ethisch-moralischer<br />

Werte sowie die Talent-Förderung, so<br />

Götz weiter. Das Ziel: "mit der olympischen<br />

Idee wuchern", sie verbreiten, dafür werben<br />

- und "Mut machen, mehr zu tun im Gesundheitssport".<br />

Die olympische Idee sei<br />

nach wie vor für die Jugend faszinierend,<br />

das solle man nutzen, forderte Theo Götz<br />

auf.<br />

Genau dies beabsichtigen Gudrun Wilhelm<br />

und der Vorstand des Sportkreises Rems-<br />

Murr. Die Überlegung: "Wie der <strong>Olympische</strong><br />

Gedanke an der Basis für Kinder, Schüler<br />

und Jugendliche Gestalt bekommen kann."<br />

Ziel des Vorhabens sei es, "Kinder und<br />

Jugendliche wieder mehr für den Sport zu<br />

gewinnen und insbesondere den olympischen<br />

Gedanken zu beleben", sagte die<br />

Sportkreis-Vertreterin bei der Pressekonferenz<br />

und in ihrer Rede bei der Gründungsversammlung.<br />

Mit einer Sportfest-Serie im<br />

Zeichen der olympischen Idee in zwölf<br />

Sportarten an zwölf verschiedenen Orten<br />

der Region Stuttgart solle ein Event für<br />

Nachwuchsathleten geschaffen werden,<br />

dessen Eindrücke sich nachhaltig einprägen.<br />

"Das olympische Feuer wird in der Region<br />

brennen und als Akt der Gemeinsamkeit<br />

durch die Austragungsorte getragen", sagte<br />

Gudrun Wilhelm - noch heute davon<br />

"infiziert", dass sie 2004 als Fackelläuferin<br />

die olympische Flamme eine Etappe durch<br />

München tragen durfte. "Olympia in der<br />

Region" (so der Arbeitstitel des Projekts) -<br />

eine erste große Herausforderung für die<br />

neu gegründete DOG-Gruppe.<br />

Dessen ist sich der neu gekürte DOG-<br />

Regionalvorstand Erich Hägele bewusst, der<br />

mit Vorstands- und Sportkreis-Kollegen<br />

darüber hinaus weitere Ziele verfolgt: Die<br />

Fairplay-Aktion der Kreissparkasse und der<br />

AOK soll wiederbelebt und fortgeführt<br />

werden. Fördern wird man den Ehrenamts-<br />

Wettbewerb "VORBILD SEIN", bei dem<br />

herausragende Jugend- und Übungsleiter<br />

ausgezeichnet werden, die Aktion "Kinder<br />

bewegen" gegen Bewegungsarmut von<br />

Kindern sowie das Sportabzeichen. Beim<br />

Projekt "Sport überwindet Grenzen" wollen<br />

die Polizeidirektionen der drei Landkreise<br />

Fußball-Turniere in Hauptschulen organisieren.<br />

"Und natürlich wollen wir auch junge<br />

Sportler unterstützen, die Geld brauchen,<br />

Erster Vorsitzender der neuen<br />

DOG-Regionalgruppe: Erich Hägele<br />

um ihre Ziele zu erreichen", sagte Hägele.<br />

Für Peking würde das nicht mehr reichen,<br />

"aber vielleicht für die nächsten <strong>Olympische</strong>n<br />

Spiele." Für all dies müssen Partner<br />

aus der Wirtschaft gefunden werden.<br />

Zusagen habe man schon, freute sich<br />

Hägele, weitere stünden in Aussicht. Selbstverständlich<br />

ist der neuen DOG-Gruppe<br />

zudem ein Mitgliederzuwachs wichtig. Auch


dafür will der Vorsitzende sich ins Zeug<br />

legen. Hägele: "Wir müssen jetzt nur noch<br />

sehen, dass wir's organisatorisch hinkriegen."<br />

Auch im Hinblick darauf wird sich der<br />

Gesamtvorstand im September zur ersten<br />

Sitzung treffen. Mit dabei: Baden-Württembergs<br />

Justizminister Prof. Dr. Ulrich Goll und<br />

Rainer Brechtken. Der Präsident des <strong>Deutsche</strong>n<br />

und Schwäbischen Turnerbundes will,<br />

"neue Wege gehen, um Menschen an den<br />

Sport heranzuführen", wie er in seinem<br />

Grußwort im Hesse-Saal der Schwabenlandhalle<br />

sagte. Dafür müsse man "ein Netzwerk<br />

bilden: Kindergarten - Schule - Sportvereine<br />

- starke Partner aus der Wirtschaft - Städte."<br />

Beste Wünsche für ein gutes Gelingen aller<br />

Vorhaben der neuen DOG-Regionalgruppe<br />

brachten auch andere mit in "die gute Stube<br />

Fellbachs", wie Oberbürgermeister Palm seine<br />

Stadthalle nannte: Albert Häberle, Vorstandsvorsitzender<br />

der Kreissparkasse Waiblingen,<br />

und Claus Jürgen Paal, Präsident der IHK<br />

Bezirksversammlung Rems-Murr, beide im<br />

erweiterten Vorstand der DOG-Gruppe sowie<br />

aus Frankfurt Oliver Buttler, Präsidiumsmitglied<br />

der DOG. Mit in der ersten Reihe auch<br />

bei der Feierstunde in Fellbach: die Waiblinger<br />

Triathletin Ricarda Lisk. Bahnrad-Nationalfahrer<br />

Leif Lampater aus Schwaikheim,<br />

ebenfalls als sportlicher Berater in Sachen<br />

DOG zukünftig und an diesem Abend im<br />

Wettkampf aktiv, ließ grüßen. Weitere<br />

Spitzen-Sportler sollen in Kürze die Berater-<br />

Riege verstärken. Sportliches wurde ebenfalls<br />

geboten auf dem Parkett des Hesse-Saals:<br />

Rhythmische Sportgymnastik vom Feinsten,<br />

vorgeturnt vom Nachwuchs des Olympia-<br />

Stützpunkts Fellbach-Schmiden. Und es gab<br />

die erste Ehrung: die Ehrennadel des Sportkreises<br />

Rems-Murr in Gold für Bernd Kauffman,<br />

Leiter des Amtes für Jugend, Schule<br />

und Sport der Stadt Fellbach, und als solcher<br />

seit 20 Jahren überaus rege auch im Dienste<br />

des Sports.<br />

Pfalz<br />

Uwe Kolbusch<br />

Zweite Jahreshälfte mit<br />

vielen Veranstaltungen<br />

Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> <strong>Gesellschaft</strong>,<br />

Zweigstelle Pfalz plant für die zweite<br />

Jahreshälfte wieder eine Reihe von Aktivitäten.<br />

In der Großgemeinde Bobenheim-Roxheim<br />

wird sie sich am 3. September an einer<br />

Veranstaltung mit viel Sport, Spiel und<br />

Spaß für die örtlichen Schulen beteiligen.<br />

Als Veranstaltungsort ist auch das Gelände<br />

am Altrhein vorgesehen, das seit dem<br />

vergangenen Jahr "Olympic Day Run-<br />

Strecke" heißt.<br />

Zum Weltkindertag am 20. September ist<br />

mit Frankenthaler Kindergärten ein buntes<br />

Programm vorgesehen. Zunächst werden<br />

die zuständigen Kindertagesstätten-<br />

Leiterinnen und<br />

Dezernent Günter<br />

Lätsch ein paar<br />

weitergehende<br />

Vorschläge machen,<br />

die dann mit der<br />

Verantwortlichen<br />

seitens der DOG<br />

Pfalz, Wolfgang<br />

Ziegler, abgestimmt<br />

werden. Das Angebot<br />

soll neben Sport<br />

und Spiel auch die<br />

gesunde Ernährung<br />

umfassen.<br />

Zur Jahrestagung<br />

lädt die DOG Pfalz<br />

am 9. November<br />

<strong>2007</strong> nach Frankenthal.<br />

Auf dem<br />

Programm stehen u.a. die Ehrungen von<br />

"stillen Helfern des Sports" sowie von<br />

verdienten DOG-Mitgliedern.<br />

In Planung sind<br />

außerdem eine<br />

Diskussionsveranstaltung<br />

zum<br />

Thema "Doping"<br />

sowie ein Treffen<br />

der drei rheinlandpfälzischenZweigstellen,<br />

bei dem<br />

auch die Wahl eines<br />

Landesvorsitzenden<br />

sowie die Gründung<br />

einer weiteren<br />

Zweigstelle thematisiert<br />

werden wird.<br />

Die DOG Pfalz hat<br />

sich also einiges<br />

vorgenommen und<br />

kann dabei auch auf die Unterstützung<br />

zweier neuer Mitglieder zählen: Hermann<br />

Rockstroh, Präsident des TSG Maxdorf,<br />

sowie den Sportmediziner und Schwimmer<br />

Dr. Dirk Schlamp.<br />

Rheinland-Pfalz<br />

Gemeinsam beim<br />

Mainzer Kinderfestival<br />

Mit zwei Pavillons haben sich die Zweigstellen<br />

Mainz-Rheinhessen und Bad So-<br />

Der DOG-Stand auf dem Mainzer Kinderfestival fand zahlreiche<br />

Interessenten.<br />

bernheim gemeinsam auf dem Mainzer<br />

Kinderfestival am 1. Juli präsentiert und<br />

dabei für das Engagement der <strong>Deutsche</strong>n<br />

Erfolgreiches DOG-Team beim Mainzer Kinderfestival: Bernd G.<br />

Zeising (3.v.l.), Rolf Kindgen (3.v.r.) und Mario Bender (2.v.r.) mit<br />

Mainzer Sportstudenten.<br />

79


<strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> geworben.<br />

Angeregt wurde die Aktion von den beiden<br />

neuen Vorstandsmitgliedern der Mainzer<br />

DOG, Thomas Biewald und Reinhold Heinz,<br />

die außerdem bei der Sportjugend Rheinhessen<br />

sowie beim Sportbund Rheinland-<br />

Pfalz tätig sind.<br />

Dekoriert mit den Fahnen und Bannern in<br />

dem neuen leuchtend roten Design sowie<br />

einer kleinen Ausstellung mit historischen<br />

Olympia-Plakaten sowie -Briefmarken, die<br />

Rolf Kindgen zur Verfügung gestellt hatte,<br />

wurde der Informationsstand zum beliebten<br />

Anlaufpunkt für die Besucher. Der<br />

Vorsitzende der DOG Bad Sobernheim und<br />

ihr Geschäftsführer Mario Bender waren<br />

mit ihren Familien nach Mainz gekommen,<br />

um die örtliche DOG-Zweigstelle zu unterstützen.<br />

Um das Modellprojekt<br />

"Kinder bewegen"<br />

anschaulich darzustellen,<br />

hatten sich Bernd<br />

Zeising und Bodo Roth<br />

vom Vorstand der DOG<br />

Mainz-Rheinhessen<br />

überlegt, die Kinder den<br />

vom Sportinstitut der<br />

Universität Karlsruhe<br />

entwickelten Motoriktest<br />

ausprobieren zu<br />

lassen. Seitliches Hinund<br />

Herspringen,<br />

Einbeinstand, Standweitsprung<br />

und Rumpfbeuge<br />

waren die vier<br />

Stationen des Bewegungsparcours,<br />

der<br />

sonst unter anderem in<br />

den Modellkindergärten<br />

des DOG-Projekts zur<br />

Überprüfung der motorischen<br />

Entwicklung<br />

dient.<br />

Für die mehr als teilnehmenden<br />

250 Kinder<br />

gab es für das erfolgreiche<br />

Absolvieren des Bewegungsparcours<br />

eine Urkunde der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

<strong>Gesellschaft</strong> sowie einen Fair-Play-Pin und<br />

einen Bastelbus - gesponsert von der ORN<br />

GmbH. Unter allen Teilnehmern wurden<br />

zudem "Olympic-Day-Run" T-Shirts verlost.<br />

Und die interessierten Eltern erfuhren<br />

etwas über die Aktivitäten der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> zur Bewegungsförderung<br />

von Kindern, aber auch zur Fair-<br />

80<br />

Play-Initiative - die vielen zwar ein Begriff<br />

war, die sie aber bisher nicht mit der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> in<br />

Verbindung gebracht hatten.<br />

Nach diesem erfolgreichen Auftritt will die<br />

DOG beim nächsten Kinderfestival 2008<br />

wieder mit dabei sein.<br />

Wiesbaden<br />

Sportliche Grundschulen<br />

Zum 19. Mal veranstaltete die Stadtgruppe<br />

Wiesbaden der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

<strong>Gesellschaft</strong> die Ehrungsfeier für Teilnahme<br />

und Leistung bei den Wiesbadener Grundschulstadtmeisterschaften.<br />

In diesem Jahr<br />

wurde die Feier am 20. Juni in der Freiherrvom-Stein-Schule<br />

ausgerichtet.<br />

Die Stadtmeisterschaften werden ausgetragen<br />

in den Disziplinen Leichathletik,<br />

Schwimmen, Fußball, Orientierungslauf,<br />

Handballspielfest, Hallensportfest und<br />

Mädchenfußball. Für die Veranstaltung der<br />

Wettkämpfe in der Leichtathletik, im<br />

Schwimmen und im Fußball vom Sportre-<br />

ferat ist das Staatliche Schulamt der<br />

Landeshauptstadt Wiesbaden verantwortlich.<br />

Die Wettkämpfe im Orientierungslauf,<br />

Handball, Hallensport und Mädchenfußball<br />

sind seit langen Jahren eine spezielle, aber<br />

wertvolle Ergänzung des Wiesbadener<br />

Schulsportprogramms, zumal es vergleichbare<br />

Wettkämpfe zumindest im Orientierungslauf<br />

und im Mädchenfußball selbst<br />

bei den Wiesbadener Turn- und Sportvereinen<br />

für Kinder im Grundschulalter nicht<br />

gibt. Zur Entlastung des Schulamts wurden<br />

diese vier Disziplinen im Schuljahr<br />

2006/<strong>2007</strong> gemeinsam von der Grundschule<br />

Breckenheim und dem Turnverein Breckenheim<br />

organisiert. Das wird auch im<br />

kommenden Schuljahr <strong>2007</strong>/2008 so sein.<br />

Schülerinnen und Schüler aus 21 Grundschulen nahmen ihre Pokale und Urkunden der DOG Wiesbaden für die<br />

Teilnahme und Leistung bei den Wiesbadener Grundschulwettkämpfen entgegen. Die Rudolf-Dietz-Schule und<br />

die Grundschule Breckenheim erhielten die Wanderpreise für ihre 1. Plätze im Wettbewerb.<br />

Für die Teilnahme an den einzelnen Wettkämpfen<br />

erhalten die Schulen 13 Wertungspunkte,<br />

für die Platzierung gibt es für<br />

Platz 1 ebenfalls 13 Punkte, für den 2. Platz<br />

12 Punkte, für den 3. Platz 11 Punkte usw.,<br />

sodass für eine Stadtmeisterschaft jeweils<br />

die Höchstpunktzahl von 26 Punkten<br />

vergeben wird.


Im Schuljahr 2006/<strong>2007</strong> haben 31 der<br />

insgesamt 39 Wiesbadener Grundschulen<br />

an den verschiedenen Wettkämpfen mit 91<br />

Mannschaften teilgenommen. Den Gesamtwettbewerb<br />

bei den großen Schulen gewinnt<br />

zum vierten Mal in Folge die Rudolf-<br />

Dietz-Schule mit 148 Punkten und damit<br />

den Wanderpreis der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

<strong>Gesellschaft</strong>. Die Schule nahm an<br />

sechs der sieben Wettbewerbe mit Mannschaften<br />

teil und stellte in den Disziplinen<br />

Mädchenfußball, Hallensport und Leichtathletik<br />

die Stadtmeister.<br />

Bei den kleinen Schulen hieß der Sieger<br />

wieder Grundschule Breckenheim, die<br />

damit in jedem Jahr seit Bestehen der<br />

Auszeichnung den Wanderpreis der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> mitnehmen<br />

durfte und damit eine einmalige<br />

Leistung im Wiesbadener Grundschulsport<br />

bestätigte. Diese ist sicher nicht zuletzt<br />

geprägt von der engen Zusammenarbeit<br />

zwischen dem Turnverein und der Grundschule<br />

Breckenheim, im Rahmen derer seit<br />

1973 alle Kinder während ihrer Grundschulzeit<br />

beitragsfreie Vereinsmitglieder<br />

sein können.<br />

Im Rahmen der Veranstaltung erhielt die<br />

Schulsportleiterin der Johannes-Maaß-<br />

Schule, Jutta Müller-Rohde, die im kommenden<br />

Schuljahr aus dem aktiven Dienst<br />

ausscheiden wird, für die beispielhafte<br />

olympische Erziehungsarbeit an ihrer<br />

Schule aus den Händen des Zweigstellenvorsitzenden<br />

Professor Hans-Jürgen Port-<br />

mann die Plakette für besondere Leistungen<br />

im Sport und für die olympische Idee<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong>.<br />

Erfreuliche Bilanz<br />

Traditionell zeichnet die <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong><br />

<strong>Gesellschaft</strong>, Zweigstelle Wiesbaden<br />

die Schüler, Vereine und Familien aus, die<br />

im zurückliegenden Jahr erfolgreich das<br />

"<strong>Deutsche</strong> Sportabzeichen" abgelegt haben.<br />

Im Festsaal des Wiesbadener Rathauses<br />

konnte Vorsitzender Prof. Hans-Jürgen<br />

Portmann am 27. Juni wieder Urkunden<br />

und Pokale unter den besonders eifrige<br />

Gruppen beim Sammeln von Sportabzeichen<br />

überreichen. Bei den Schulklassen<br />

wurden die Klasse 6a der Elly-Heuss-Schule<br />

und die Klasse 4a der Grundschule Breckenheim<br />

mit einem Gutschein über 75<br />

Euro ausgezeichnet. Die Vereinspokale der<br />

DOG gingen an den TuS Rambach, den TV<br />

Waldstraße und die TG Naurod. Außerdem<br />

wurden fünf Familien für ihren besonderen<br />

sportlichen Einsatz geehrt.<br />

Insgesamt gab es in diesem Schuljahr 2314<br />

neue Sportabzeichen-Träger in der hessischen<br />

Landeshauptstadt. Dies entspricht<br />

immerhin einer Steigerung von rund 20<br />

Prozent gegenüber dem Vorjahr und ist<br />

zugleich auch ein ansehnlicher Beitrag für<br />

die Sportabzeichen-Aktion "Millionen in<br />

Bewegung" des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

Sportbundes.<br />

Impressum<br />

Impressum<br />

<strong>Olympische</strong>s Feuer<br />

Zeitschrift des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

Sportbundes und der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />

Herausgeberkollegium:<br />

Bernhard Schwank (DOSB), Dieter Krickow (DOG),<br />

Steffen Haffner, Michael Gernandt<br />

Chefredakteur: Harald Pieper<br />

Redaktion: Dr. Stefan Volknant, Dr. Andreas Höfer,<br />

Kerstin Henschel<br />

Redaktionsanschrift:<br />

Dr. Stefan Volknant<br />

<strong>Deutsche</strong>r <strong>Olympische</strong>r Sportbund<br />

Otto-Fleck-Schneise 12, 60528 Frankfurt<br />

Telefon: 0 69 / 6 70 02 27, Fax: 0 69 / 67 00 12 27<br />

E-Mail: volknant@dosb.de<br />

Harald Pieper<br />

Stieglitzstraße 2<br />

63263 Neu-Isenburg<br />

Telefon: 0 61 02 / 5 22 62<br />

Herstellung, Vertrieb & Verlag:<br />

Peter Kühne Verlag<br />

Theodor-Heuss-Straße 11<br />

63303 Dreieich<br />

Telefon: 0 61 03 / 8 07 91 70,<br />

Telefax: 0 61 03 / 8 07 91 71<br />

E-Mail: freiwurf@aol.com<br />

Grafische Gestaltung: Werner Pettersch, Dreieich<br />

Schlussredaktion/Anzeigenleitung: Peter Kühne<br />

Die Zeitschrift erscheint 6 x jährlich.<br />

Der Bezugspreis ist durch den Mitgliedsbeitrag der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> abgegolten.<br />

Druck: HMS-Druckhaus GmbH<br />

Benzstraße 57 - 59, 63303 Dreieich<br />

Telefon: 0 61 03 / 93 39-0.<br />

Das <strong>Olympische</strong> Feuer ist zu beziehen durch:<br />

Geschäftsstelle der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

<strong>Gesellschaft</strong>, Otto-Fleck-Schneise 12 - Haus II,<br />

60528 Frankfurt am Main,<br />

Telefon: 0 69 / 69 50 16-0,<br />

Telefax: 0 69 / 6 77 18 26,<br />

E-Mail: office@dog-bewegt.de,<br />

Frankfurter Sparkasse,<br />

Kontonummer 200313592,<br />

Bankleitzahl: 500 502 01<br />

Das <strong>Olympische</strong> Feuer ist ein Diskussionsforum.<br />

Mit Namen gekennzeichnete Artikel müssen nicht<br />

unbedingt der Meinung der Redaktion, des DOSB<br />

bzw. der DOG entsprechen.<br />

Titelgrafik: Eberhard Stroot<br />

Fotos, Illustrationen, Karikaturen:<br />

picture-alliance/dpa<br />

Helmut Gesierich<br />

Uwe Kolbusch<br />

Jochen Meißner<br />

Bernd Schindzielorz<br />

Ernst Schmerker<br />

RNZ/H.P. Wagner<br />

81


Nachrichten der DOA<br />

"Die olympischen Werte und<br />

die Zukunft des Sports":<br />

Europäischer<br />

Fairplay-Kongress <strong>2007</strong><br />

Wann, wenn nicht jetzt? Diese Frage drängt<br />

sich auf im Blick auf die aktuellen Verwerfungen<br />

des Sports, namentlich des internationalen<br />

Spitzensports, die mit dem Stichwort<br />

"Doping" vielleicht treffend, wenn<br />

auch nur unzureichend auf den Punkt zu<br />

bringen sind beziehungsweise auf die<br />

Notwendigkeit, den Werten des Sports zu<br />

einer neuen Bedeutsamkeit zu verhelfen.<br />

Wann, wenn nicht jetzt, ist eine hochkarätige<br />

Veranstaltung mit entsprechender<br />

Außenwirkung zum Thema sinnvoll und<br />

notwendig?<br />

Insofern könnte das Timing für den 13.<br />

Europäischen Fairplay-Kongress kaum besser<br />

sein, der - wie bereits angekündigt - vom<br />

17. bis 20. Oktober im Hotel Intercontinental<br />

in Frankfurt am Main stattfindet.<br />

Mit dessen Ausrichtung wurde der <strong>Deutsche</strong><br />

<strong>Olympische</strong> Sportbund von der Europäischen<br />

Fairplay-Bewegung (European Fairplay<br />

Movement, EFPM) beauftragt, während der<br />

DOSB seinerseits der <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong><br />

Akademie die Vorbereitung und Durchführung<br />

der Veranstaltung überantwortet hat.<br />

Die EFPM ist ein Zusammenschluss nationaler<br />

Organisationen und Initiativen zur Bewahrung<br />

und Verbreitung der Werte des Sports<br />

auf europäischer Ebene. Sie wurde 1994 in<br />

Zürich ins Leben gerufen und ist verbunden<br />

mit den Europäischen <strong>Olympische</strong>n Komitees<br />

(EOC). Zur Zeit zählt sie vierzig Mitglieder, die<br />

in die jeweiligen Nationalen <strong>Olympische</strong>n<br />

Komitees bzw. die nationalen Dachorganisationen<br />

des Sports eingebunden oder durch<br />

diese autorisiert sind.<br />

Die Kongresse der EFPM finden jährlich<br />

unter dem Patronat der EOC und des<br />

Weltrates für Sportwissenschaft und<br />

Leibeserziehung (ICSSPE) an wechselnden<br />

Orten statt. Die Vergabe erfolgt durch das<br />

Exekutivkomitee auf der Grundlage entsprechender<br />

Bewerbungen. Der Teilnehmerkreis<br />

rekrutiert sich aus den Delegierten<br />

der nationalen Organisationen, Wissenschaftlern<br />

und Experten sowie Multiplikatoren<br />

der Werteerziehung im und durch<br />

Sport.<br />

Vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussion<br />

um die Werte und den gesellschaftlichen<br />

Mehrwert des Sports bietet die<br />

Ausrichtung des diesjährigen Kongresses<br />

eine große Chance, nicht zuletzt im Blick<br />

auf die bevorstehenden <strong>Olympische</strong>n Spiele<br />

in Peking auch im politischen Raum und<br />

mit europäischer Ausstrahlung einen<br />

inhaltlich hochkarätigen und öffentlichkeitswirksamen<br />

Auftakt für eine<br />

neue ethische<br />

Offensive des<br />

Sports zu leisten<br />

und damit die<br />

Meinungsführerschaft<br />

in einem<br />

Themenfeld zurückzugewinnen,<br />

die<br />

der deutsche Sport<br />

in den Zeiten Willi<br />

Daumes schon<br />

einmal mit Fug und<br />

Recht für sich<br />

beanspruchen<br />

durfte.<br />

Schon von daher<br />

freuen sich die<br />

Verantwortlichen<br />

sehr, dass der<br />

Ministerpräsident<br />

des Landes Hessen,<br />

Roland Koch, die<br />

Schirmherrschaft<br />

für den Kongress<br />

übernommen und<br />

seine persönliche<br />

Mitwirkung zugesagt<br />

hat. Er wird<br />

einen Vortrag mit<br />

dem Titel "Der<br />

Sport als Vorbild?<br />

Fairplay - ein<br />

Auftrag für Politik<br />

und <strong>Gesellschaft</strong>?"<br />

halten.<br />

Auch ansonsten<br />

konnten ausgewiesene<br />

Experten für<br />

Vorträge und<br />

83


Diskussionsbeiträge gewonnen werden. So<br />

wird mit Seiner Königlichen Hoheit, dem<br />

Großherzog Henri von Luxemburg, nicht nur<br />

ein IOC-Mitglied, sondern auch ein Staatsoberhaupt<br />

den Festvortrag im Rahmen der<br />

feierlichen Eröffnung im Frankfurter "Römer"<br />

halten, zu der sich im übrigen neben<br />

DOSB-Präsident Dr. Thomas Bach unter<br />

anderem auch die Frankfurter Oberbürgermeisterin<br />

Petra Roth und der für den Sport<br />

zuständige EU-Kommissar Ján Figel angesagt<br />

haben.<br />

Desweiteren stehen folgende Themen im<br />

Zentrum von Vorträgen und Diskussionsrunden:<br />

"<strong>Gesellschaft</strong> im Wandel: Wo bleiben<br />

die Werte?", "Für eine friedliche und bessere<br />

Welt: Die olympischen Werte zwischen<br />

Anspruch und Wirklichkeit", "<strong>Olympische</strong><br />

Erziehung: Die Möglichkeiten einer Wertevermittlung<br />

durch Sport", "Das Prinzip der<br />

Gewinn-Maximierung: Erfolg versus Moral?"<br />

und "Die Werte des Sports und die Verantwortung<br />

der Medien". Letzteres Thema wird<br />

der frühere Intendant des Westdeutschen<br />

Rundfunks und Präsident der Europäischen<br />

Rundfunkunion, Fritz Pleitgen, einleiten.<br />

Einen weiteren thematischen Schwerpunkt<br />

stellt naturgemäß das leidige Doping-Thema<br />

dar. Hierzu werden die frühere Präsidentin<br />

des Bundes <strong>Deutsche</strong>r Radfahrer, Sylvia<br />

Schenk, sowie Prof. Dr. Karl-Heinrich Bette<br />

von der TU Darmstadt Vorträge halten,<br />

bevor eine Podiumsdiskussion mit Athleten<br />

und anderen Protagonisten des Spitzensports<br />

Einblicke in die Konflikte der Praxis<br />

vermitteln soll.<br />

Zudem bietet eine "Börse" die Möglichkeit,<br />

konkrete Projekte nationalen oder regionalen<br />

Zuschnitts zur Wertevermittlung im<br />

oder durch Sport zu präsentieren. Angemeldet<br />

sind unter anderem bereits Präsentationen<br />

aus der Türkei, Spanien und Litauen.<br />

Allemal also ein anspruchsvolles Programm,<br />

das vielfältiges Interesse finden wird.<br />

Weiterführende Informationen vermittelt<br />

die Homepage des DOSB, wo auch die<br />

Modalitäten für eine Teilnahme beziehungsweise<br />

Anmeldung vorzufinden sind.<br />

Lehrerfortbildung im<br />

Zeichen von Fairplay<br />

Anlässlich und im Rahmen des 13. Europäischen<br />

Fairplay-Kongresses führen DOSB und<br />

84<br />

DOA eine Fortbildungsveranstaltung für<br />

Lehrerinnen und Lehrer aus Hessen und<br />

Rheinland-Pfalz durch.<br />

Mit der Verknüpfung der Lehrerfortbildungsveranstaltung<br />

mit dem Fairplay-<br />

Kongress zur Thematik "<strong>Olympische</strong> Werte<br />

und die Zukunft des Sports" wird die große<br />

Chance gesehen, Vorträge und Diskussionsrunden<br />

mit international ausgewiesenen<br />

Experten zu nutzen, um auf dieser Basis die<br />

Frage der Wertevermittlung und deren<br />

praktische Umsetzbarkeit für die Schule zu<br />

erörtern. Die Veranstaltungskonzeption für<br />

die Lehrerfortbildung sieht deshalb neben<br />

dem Besuch der wesentlichen Kongressbereiche<br />

drei separate Tagungssequenzen vor,<br />

während dieser mit Fachleuten aus Schule<br />

und Hochschule über die Unterrichtsrelevanz<br />

der Kongressinhalte sowie über konkrete<br />

Umsetzungsmöglichkeiten einer<br />

Werteerziehung im täglichen Unterricht<br />

nachgedacht werden soll.<br />

Teilnehmen können 20 Lehrerinnen und<br />

Lehrer aller Schularten mit Sportfakultas<br />

oder anderen schulsportlichen Erfahrungen.<br />

Absprachen hinsichtlich der offiziellen<br />

Akkreditierung der Veranstaltung mit der<br />

Vergabe von Fortbildungspunkten wurden<br />

mit den entsprechenden Instituten in<br />

Hessen und Rheinland-Pfalz getroffen. Von<br />

den Teilnehmern/innen wird ein Interesse an<br />

der <strong>Olympische</strong>n Bewegung und ihrer<br />

pädagogischen Belange sowie die Bereitschaft<br />

erwartet, über eigene Unterrichtserfahrungen<br />

zu berichten und olympische<br />

Prinzipien und Werte in den eigenen Unterrichtsalltag<br />

zu integrieren.<br />

Von den Teilnehmern/innen ist ein Kostenbeitrag<br />

in Höhe von EUR 50,00 an den<br />

Veranstalter zu entrichten. Dafür wird die<br />

Teilnahme an allen Veranstaltungsteilen des<br />

Fairplay-Kongresses, an den spezifischen<br />

Lehrerfortbildungsangeboten sowie der<br />

offiziellen Verpflegung angeboten. Fahrtkosten<br />

sowie Übernachtungskosten sind selbst<br />

zu tragen. Gegebenenfalls können Übernachtungsmöglichkeiten<br />

in Frankfurt/Main<br />

auf Anfrage vermittelt werden.<br />

Anmeldungen nimmt der DOSB bis zum 31.<br />

August <strong>2007</strong> entgegen. Sofern die Anzahl<br />

der Bewerber/innen die der freien Plätze<br />

übersteigt, wird ein fachkundiges Gremium<br />

über die Zulassung entscheiden. Anmeldungen<br />

können per E-Mail (brill@dosb.de) oder<br />

Fax (069/6700370) vorgenommen werden.<br />

Vorbereitung von A bis Z:<br />

Vor-Tour zur<br />

47. IOA-Hauptsession<br />

Von der Akropolis bis zum Göttervater Zeus,<br />

von den Zulassungsbestimmungen für die<br />

<strong>Olympische</strong>n Spiele in Peking bis zu Antidopingmaßnahmen:<br />

Die drei deutschen<br />

Teilnehmer an der diesjährigen Hauptsession<br />

der Internationalen <strong>Olympische</strong>n Akademie<br />

(IOA), Claudia Behrens (<strong>Deutsche</strong><br />

Sporthochschule Köln), Ulf Sieberg (Universität<br />

Leipzig) und Karsten Liese (Universität<br />

Frankfurt), im Juni im griechischen Olympia<br />

erfuhren eine anspruchsvolle Vorbereitung.<br />

Unter der Leitung von Achim Bueble (DOA)<br />

unternahm die Gruppe eine viertägige<br />

Studientour, die Korinth, Epidauros, Mykene,<br />

Nemea und einige andere historische Stätten<br />

umfasste, die aber nicht allein dazu<br />

diente, die Teilnehmer mit der Geschichte<br />

des Sports im klassischen Altertum vertraut<br />

zu machen, sondern auch eine umfassende<br />

atmosphärische und inhaltliche Einstimmung<br />

auf den zweiwöchigen Studienaufenthalt<br />

in der in Sichtweite des antiken Olympia<br />

gelegenen Akademie gewährleistete.<br />

Diese intensive Art der Vorbereitung, die der<br />

DOSB sowie zuvor das NOK für Deutschland<br />

schon seit Jahrzehnten seinen Repräsentanten<br />

an den IOA-Veranstaltungen bietet und<br />

seit jeher ein Privileg der deutschen Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmer darstellt, wurde in<br />

die Verantwortung der DOA überführt und<br />

soll auch in Zukunft einem hohen Standard<br />

genügen.<br />

Dieses Mal stand das Sessionsthema "Von<br />

Athen nach Peking" im Blickpunkt des


Interesses und der Vorbereitung, die bereits<br />

mit einem ersten Treffen im Mai in Frankfurt<br />

eingeleitet wurde, bei der sich die<br />

Teilnehmer mit Referaten zu pädagogischen,<br />

künstlerischen und ökonomischen Aspekten<br />

der <strong>Olympische</strong>n Bewegung und der bevorstehenden<br />

Spiele in Peking auszeichneten.<br />

Neben einer ausführlichen Auseinandersetzung<br />

mit der Frage, wie dem Missbrauch im<br />

Sport durch Doping wirksam beizukommen<br />

sei, zeigte sich bei den Beteiligten ein<br />

großes Bedürfnis, über Chancen und Risiken<br />

zu diskutieren, die mit der Vergabe der<br />

<strong>Olympische</strong>n Spiele nach China einhergehen.<br />

Trotz kritischer Distanz zu den politischen,<br />

sozialen und wirtschaftlichen Verhältnissen<br />

und Entwicklungen mündeten<br />

die Diskussionen doch in der Hoffnung, dass<br />

mit der Vergabe des Weltereignisses des<br />

Sports China wirksame Impulse für eine<br />

Öffnung des Landes erhalten könnte, die<br />

den Menschen vor Ort langfristig zu Gute<br />

kommen könnte.<br />

So blickten die Studierenden mit besonderem<br />

Interesse den drei angekündigten<br />

Vorträgen chinesischer Repräsentanten im<br />

Rahmen der IOA-Session entgegen, die sich<br />

mit der politischen und sozialen Bedeutung<br />

der <strong>Olympische</strong>n Spiele für das moderne<br />

China bzw. dem Einfluss der chinesischen<br />

Kultur auf die Organisation der Spiele sowie<br />

der Verankerung eines olympischen Erziehungsprogramms<br />

in die weiteren Vorbereitungsmaßnahmen<br />

beschäftigen. Am Ende<br />

der Vor-Tour zeigten sich die Beteiligten<br />

jedenfalls gespannt, höchst motiviert und<br />

gut gerüstet, um in den Diskussionsrunden<br />

mit den insgesamt mehr als 250 Teilnehmern/innen<br />

aus fast 150 Ländern kompetent<br />

ihre Meinung vertreten und damit überzeugende<br />

und sympathische Repräsentanten<br />

des deutschen Sports sein zu können.<br />

"<strong>Olympische</strong>r Sport und<br />

Kunst": DOA und DOSB<br />

unterstützen IOC-Wettbewerb<br />

Ganz im Sinne ihres Gründervaters Pierre de<br />

Coubertin sieht sich die <strong>Olympische</strong> Bewegung<br />

seit jeher der Verbindung von Sport<br />

und Kunst verpflichtet. So werden die<br />

<strong>Olympische</strong>n Spiele etwa gerne zum Anlass<br />

genommen, Mal- oder Literaturwettbewerbe<br />

für Kinder und Jugendliche oder andere<br />

Zielgruppen durchzuführen. Dieser Tradition<br />

entsprechend hat das Internationale <strong>Olympische</strong><br />

Komitee (IOC) den "2008 Olympic<br />

Sport and Art Contest" ausgeschrieben.<br />

Angesprochen sind professionelle Künstlerinnen<br />

und Künstler, Kunststudentinnen und<br />

-studenten sowie Athletinnen und Athleten<br />

olympischer Sportarten mit künstlerischen<br />

Ambitionen. Eingereicht werden können<br />

gerahmte bildnerische Arbeiten aus den<br />

Bereichen Malerei, Zeichnung und Graphik,<br />

die einschließlich Rahmen die Maße 1,5 mal<br />

1 Meter nicht überschreiten.<br />

Der Wettbewerb untergliedert sich in eine<br />

nationale und eine internationale Phase.<br />

Während zweitere in die Zuständigkeit des<br />

IOC und des <strong>Olympische</strong>n Museums in<br />

Lausanne fällt, zeichnet für erstere die<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> Akademie und der<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> Sportbund verantwortlich.<br />

Für die Teilnahme am nationalen Wettbewerb<br />

müssen die Arbeiten bis spätestens 15.<br />

Dezember <strong>2007</strong> eingereicht sein. Die Kosten<br />

für den Transport gehen zu Lasten der<br />

Teilnehmer. Bei Interesse an einer Teilnahme<br />

auf internationaler Ebene ist ein entsprechendes<br />

Formular sowie eine Erklärung zur<br />

Abtretung der Rechte am Kunstwerk beizufügen.<br />

Eine kompetent besetzte Jury mit Vertretern<br />

der beteiligten Sportverbände, Athleten und<br />

Kunstexperten wird im Rahmen der nationalen<br />

Entscheidung alle eingereichten<br />

Arbeiten bewerten und prämieren. Für die<br />

besten Arbeiten sind Preise von Euro 1.000<br />

bis Euro 3.000 vorgesehen. Die Auszeichnungen<br />

sollen im Rahmen einer herausgehobenen<br />

Veranstaltung des DOSB vorgenommen<br />

werden. Der Sieger ist für den<br />

internationalen Wettbewerb qualifiziert, der<br />

im Frühjahr 2008 abgeschlossen sein soll.<br />

Dabei sind Preise von bis zu 30.000 US$<br />

ausgelobt.<br />

Nähere Informationen sind der jeweiligen<br />

Homepage von DOA und DOSB zu entnehmen.<br />

Im übrigen bereiten DOA und DOSB im<br />

Verbindung mit dem BDK Fachverband für<br />

Kunstpädagogik die Ausschreibung eines<br />

Malwettbewerbs für Schülerinnen und<br />

Die Auserwählten vor der Akropolis: Karsten Liese, Claudia Behrens und Ulf Sieberg (von<br />

links).<br />

85


Schüler vor. Ein solcher Wettbewerb wird<br />

seit 1984 regelmäßig anlässlich der Sommerspiele<br />

durchgeführt. Zum gegebenen<br />

Zeitpunkt wird auf die Ausschreibung<br />

gesondert hingewiesen.<br />

Umzug<br />

Nun ist auch räumlich zusammengewachsen,<br />

was zusammen gehört. Nach der Überführung<br />

des DOI in die DOA ist auch ein hausinterner<br />

Umzug erfolgt. So hat das DOI seine<br />

angestammten Räumlichkeiten im Erdgeschoß<br />

im "Haus des Sports" aufgegeben und<br />

ist in den eine Etage höher in den der beiden,<br />

vormals vom NOK genutzten Flure gezogen.<br />

Dort haben nicht nur die Mitarbeiter, Dr.<br />

Andreas Höfer, Anna Papadopoulos und<br />

Tobias Knoch, sondern auch Bibliothek und<br />

Daume-Archiv Platz gefunden und dies in<br />

unmittelbarer Nachbarschaft zu dem vom<br />

DOSB für die DOA abgestellten Abteilungsleiter<br />

Achim Bueble und seinen Mitarbeiterinnen<br />

Claudia Brill und Angela Klemens.<br />

Alle Telefonnummern wurden beigehalten.<br />

Auch die alten Email-Adressen<br />

(hoefer@doi.de, knoch@doi.de, papadopoulos@doi.de,<br />

bueble@dosb.de,<br />

brill@dosb.de, klemens@dosb.de) sind<br />

weiterhin in Funktion. Zudem sind die<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch über<br />

die Adresse "doa-info.de" zu erreichen.<br />

Abschied und Dank<br />

Auf Einladung der Vorsitzenden des Vorstandes<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Akade-<br />

86<br />

mie Willi Daume, Prof. Dr. Dr. h.c. Gudrun<br />

Doll-Tepper, trafen sich die Mitglieder des<br />

Direktoriums und der Wissenschaftliche<br />

Leiter des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Instituts<br />

am 26. Juni <strong>2007</strong> zu einem Essen und<br />

Gedankenaustausch in Frankfurt am Main.<br />

Erstes Anliegen der Einladenden war es,<br />

Dank zu sagen für die über viele Jahre<br />

haupt- und ehrenamtlich geleistete Arbeit<br />

bis hin zur Vorbereitung einer naht- und<br />

reibungslosen Überführung des DOI in die<br />

DOA. Darüber hinaus aber brachte Prof.<br />

Vorstand im Bild<br />

Über die Zusammensetzung des Vorstandes der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Akademie Willi Daume<br />

e.V. wurde bereits berichtet. An dieser Stelle<br />

können Sie sich nun auch ein Bild machen.<br />

Von links nach rechts: Ingo Weiss, Sylvia Schenk,<br />

Prof. Dr. Manfred Lämmer, Prof. Dr. Dr. h.c. Doll-<br />

Tepper (Vorsitzende), Hans-Peter Krämer (Schatzmeister),<br />

Prof. Dr. Helmut Altenberger (Stellvertretender<br />

Vorsitzender), Dr. h.c. Klaus Schormann.<br />

Doll-Tepper auch zum Ausdruck, dass sie<br />

und die von ihr geführte neue Einrichtung<br />

stets offen sei für Rat und Tat der "Ehemaligen",<br />

die sie herzlich einlud, sich auch<br />

weiterhin mit der olympischen Sache<br />

verbunden zu fühlen und sich entsprechend<br />

einzubringen.<br />

Ganz in diesem Sinne wurden schon vor Ort<br />

einige Anregungen vorgetragen, die, so<br />

Doll-Tepper, in die weiteren strategischen<br />

Erwägungen des DOA-Vorstandes einfließen<br />

werden.<br />

Gruppenbild mit Dame: Dieter Krickow, Dr. Johannes Eulering, Prof. Dr. Ommo Grupe, Prof.<br />

Walther Tröger, Prof. Dr. Gudrun Doll-Tepper, Prof. Dr. Manfred Lämmer, Joachim Günther<br />

und Dr. Andreas Höfer v.l. (auf dem Bild fehlt Hans-Peter Krämer).


<strong>Deutsche</strong>s Sport & Olympia Museum<br />

Herausgeber: <strong>Deutsche</strong>s Sport & Olympia Museum Jahrgang 27 - Heft 4/<strong>2007</strong><br />

Im Zollhafen 1, 50678 Köln, Tel.: +49 (0)221 3 36 09-0<br />

Verantwortlich für den Inhalt: Klaus H. Schopen<br />

Internet: www.sportmuseum.info<br />

Creative Spots -<br />

Skateboarding & Art<br />

Das <strong>Deutsche</strong> Sport & Olympia Museum in<br />

Köln präsentiert vom 09. August bis 30.<br />

September <strong>2007</strong> die Ausstellung Creative<br />

Spots - Skateboarding & Art. Die Ausstellung<br />

beschäftigt sich mit der Kunst auf und<br />

um das Brett. Einzigartige Skateboardfotografien<br />

der 80er Jahre werden großformatigen<br />

Fotos von heute gegenübergestellt,<br />

gekonnte Grafik mit informativen und<br />

kreativen Skateboardvideos sowie mit<br />

Dokumentationen über außergewöhnliche<br />

Skateboardreisen kombiniert.<br />

Skateboarding ist Sport, Lifestyle und<br />

Lebensphilosophie. Als kalifornische Wellenreiter<br />

mit Brett und Rollen experimentierten<br />

und das Surfen auf den Asphalt brachten,<br />

war Skateboarden geboren. Zwischen<br />

Underground und Kommerz hat die Skateboardkultur<br />

im Laufe der Zeit Sport für sich<br />

neu definiert, Idole kreiert und Moden<br />

geschaffen. Das akrobatische Spielen mit<br />

und Testen von architektionischen Gegebenheiten,<br />

das Bewusstsein für Mode und<br />

Style sowie die enge Verbindung mit Fotografie,<br />

Grafikdesign, Graffiti und bestimmten<br />

Musikstilen prägen diese Kultur. Vor<br />

allem Skateboardfotografie, Printmedien<br />

und Videopublikationen sind wichtige<br />

Kommunikationsmittel der Szene.<br />

Das <strong>Deutsche</strong> Sport & Olympia Museum<br />

zeigt erstmalig in Köln die Symbiose von<br />

Kunst und Skateboardkultur. Mit der facettenreichen<br />

urbanen Raumwahrnehmung<br />

des Skateboarders beschäftigt sich Alexander<br />

Basile. Ständig in hautnahem Kontakt<br />

Creative Spots: Alexander Basile, Lichtschächte Hauptbahnhof Basel, Schweiz, 2006.<br />

mit Beton, Glas, Holz, Metall und Stein<br />

erkundet der Skater spielerisch auf besonders<br />

intensive Art und Weise architektonische<br />

Elemente. Basile, seit 1998 erfolgreicher<br />

Skateboardfotograf für Fachmagazine,<br />

stellt durch gekonnte Inszenierung die im<br />

Streetskateboarden dominante Rolle architektonischer<br />

Gegebenheiten in den Vordergrund.<br />

Barbara Wüllenweber, gelernte Fotografin<br />

und renommierte Künstlerin, begegnet dem<br />

Skateboarder Ende der 1980er Jahre in der<br />

Halfpipe. Ihre Fotos entstanden im Kölner<br />

Jugendpark, in der Kölner Northbrigade, an<br />

der Kölner Lohsestraße sowie in den Bonner<br />

Wesselwerken - bis heute angesagte<br />

Skater-Treffpunkte im Kölner Raum. Die<br />

Künstlerin zeigt hochwertige, mit einer<br />

wissenschaftlichen Blitztechnik gefertigte,<br />

limitierte Schwarzweiß-Fotografien. Neben<br />

Creative Spots: Jo Hempel, Handabzug auf<br />

Ahorn, 2003<br />

87


athletischen Körpern und zeittypischer<br />

Kleidung steht vor allem der Skateboardtrick<br />

im Vordergrund. Die Fotografien sind<br />

geprägt von den akrobatischen Bewegungen,<br />

der absoluten Konzentration und<br />

Körperbeherrschung sowie dem Augenblick<br />

der Schwerelosigkeit.<br />

Ganz anders die Installation von Jo Hempel,<br />

der sich mit dem Themenraum der Skateboardreise<br />

auseinandersetzt. Mobilität und<br />

Flexibilität sind in der heutigen <strong>Gesellschaft</strong><br />

wichtige Werte. Der Skater als Weltenbummler<br />

bewältigt diese Anforderungen mit<br />

Bravour und gilt doch als Außenseiter.<br />

Gefahrene Bretter und Skateboardschuhe<br />

berichten neben kleinformatigen Fotos von<br />

Flexibilität, Mobilität und Erlebnissen aus<br />

Mexiko, der Mongolei und ganz Europa.<br />

Inszeniert als Trophäen vergangener Augenblicke,<br />

verdeutlicht der Künstler Jo Hempel<br />

mit seiner Installation eine Lebensphilosophie,<br />

die Faszination des Skatboardings<br />

sowie die Suche des Skateboarders nach<br />

immer neuen Spots.<br />

Fotoapparat, Lichtmessgerät und Skateboards<br />

sind Gegenstände, die Oliver Klobes<br />

in seinen Grafiken neben Fotografien und<br />

Kollagen präsentiert. Oliver Klobes beschäftigt<br />

sich mit der Thematik der Medienpräsenz<br />

und dem Umgang mit den Medien in<br />

der Skatebaordszene. Seit den Z-Boys, die<br />

in den 1970er Jahren zu regelrechten<br />

Medienstars avancierten, haben Skater wie<br />

zum Beispiel Tony Hawk, bekannt als innovativer<br />

Profi-Skater sowie Namensgeber<br />

und Mitentwickler von Videospielen, immer<br />

Creative Spots: Babara Wüllenweber, Wesselwerke, Bonn, 1989<br />

88<br />

wieder große Medienpräsenz. Das ist nicht<br />

verwunderlich, sind doch Fotografen oder<br />

Kameramänner ständige Begleiter des<br />

aktiven Skateboardfahrers. Sie dokumentieren<br />

nicht nur, sondern vermitteln durch<br />

Printmedien oder Videos mit künstlerischem<br />

Anspruch Skatboarding der Öffentlichkeit.<br />

Klobes verdeutlicht mit seinen Arbeiten die<br />

fortwährende Anwesenheit von Publikum<br />

sowie die Normalität von ständiger Beobachtung.<br />

Der Identifikation des Szenefotografen<br />

mit der Welt des Skateboardings<br />

wird gleichzeitig die Distanz desselben, weil<br />

reiner Beobachter, gegenübergestellt.<br />

Der Film The Strongest of the Strange des<br />

schwedischen Skateboardfahrers Pontus Alv<br />

präsentiert Skateboarding des 21. Jahrhunderts.<br />

Neben der künstlerischen Inszenierung,<br />

besticht der Film vor allem durch<br />

außergewöhnliche Spots und kreative<br />

Skateboardfahrer.<br />

Weitere Filme dokumentieren die Welle der<br />

Skateboardbegeisterung der 70er Jahre in<br />

Kalifornien, Meinungen der Kölner Bevölkerung<br />

über Skateboardfahren sowie das<br />

Skateboardevent Red Bull Skate Shot.<br />

Zur Ausstellung Creative Spots - Skateboarding<br />

& Art erscheint ein Katalog mit Essays<br />

über die Geschichte des Skateboardens von<br />

den Anfängen bis heute zudem behandelt<br />

ein Aufsatz die Symbiose von Kunst und<br />

Skateboardkultur. Die Publikation ist im<br />

Schaden-Verlag, www.schaden.com, erschienen<br />

und im Museum erhältlich.<br />

Beeindruckendes<br />

Olympiazeugnis<br />

Der Name Walther von Adelson (1896 -<br />

1963) dürfte den wenigsten Sportfans<br />

bekannt sein - dennoch: der in Hamburg<br />

geborene Mann hat olympische Spuren<br />

hinterlassen, die das <strong>Deutsche</strong> Sport &<br />

Olympia Museum vom 20. Oktober bis zum<br />

9. Dezember <strong>2007</strong> im Rahmen einer Ausstellung<br />

präsentiert.<br />

Walther von Adelson war 1921 <strong>Deutsche</strong>r<br />

Meister über 800 Meter, 1922 Mitglied der<br />

deutschen Leichtathletik-Nationalmannschaft<br />

beim Länderkampf gegen die Schweiz<br />

in Frankfurt.<br />

Gleichzeitig ist er begeisterter Olympiasammler,<br />

früh beginnt er, mit Hilfe von<br />

Briefmarken, Werbevignetten und weiterer<br />

Flachware eine lückenlose Dokumentation<br />

der modernen <strong>Olympische</strong>n Spiele ab 1896<br />

zu erstellen.<br />

Ab Mitte der 20er Jahre ist von Adelson als<br />

Sportfunktionär und Sportjournalist tätig,<br />

ehe ihm 1934 Berufsverbot durch den NS-<br />

Reichsverband der deutschen Presse erteilt<br />

wird. Der Grund: Walther von Adelson ist<br />

das Kind einer unehelichen Beziehung<br />

seiner Mutter Theodora Ernestine Wilhelmine<br />

Elise Kern mit dem jüdischen Kaufmann<br />

Heymann Hugo Jacobsohn. Der Ehemann<br />

der Kindesmutter, Hans von Adelson, hat<br />

dem als Walther Kern geborenen Kind erst<br />

zu Beginn des 20. Jahrhunderts seinen<br />

Familiennamen "von Adelson" erteilt.<br />

Dennoch überlebt von Adelson die NS-Zeit,<br />

von 1939-1944 ist er Hauptfeldwebel bei<br />

der Wehrmacht. Nach dem Krieg kehrt er in<br />

seinen Beruf als Sportjournalist zurück,<br />

bereits 1945 ist er Sportsendeleiter beim<br />

Nordwestdeutschen Rundfunk in Hamburg,<br />

ehe er 1949 in die Schweiz übersiedelt, wo<br />

er 1963 stirbt.<br />

Und aus der Schweiz, genauer gesagt aus<br />

dem in Basel ansässigen Sportmuseum<br />

Schweiz, kommt nun der Nachlass von<br />

Adelsons zur Ausstellung ins <strong>Deutsche</strong> Sport<br />

& Olympia Museum. Die sammlerische<br />

Dokumentation der <strong>Olympische</strong>n Spiele von<br />

1896 bis 1960 dürfte Sportfans und Olympiasammler<br />

aufgrund ihrer ausgezeichneten<br />

Qualität begeistern: Insgesamt 350 Olympia-Tafeln<br />

im Format DIN A4 hat von


Adelson mit Originalware wie Briefmarken,<br />

Vignetten, Broschüren und Fotos angelegt,<br />

dazu mehrere Dutzend Tafeln zu diversen<br />

Sportanlässen. Die Ausstellung ist eine<br />

Kooperation des Schweizer Sportmuseums<br />

und des <strong>Deutsche</strong>n Sport & Olympia Museums.<br />

Pierre de Coubertin und<br />

die Künste<br />

Der Ausstellungstitel Pierre de Coubertin<br />

und die Künste lässt manchen vielleicht<br />

verwundert aufhorchen, wird Pierre de<br />

Coubertin (1863 - 1937) gemeinhin doch<br />

stets mit dem Sport in Verbindung gesetzt.<br />

Als universal gebildeter Mensch war er aber<br />

weitaus mehr und stand in der Tradition des<br />

höheren Bildungsbürgertums des späten 19.<br />

Jahrhunderts.<br />

Bois de Boulogne, Charles de Coubertin, 1892<br />

Der Einfluss seiner Familie - und hier vor<br />

allem seines Vaters - hat Pierre de Coubertin<br />

maßgeblich beeinflusst in der Entwicklung<br />

seiner <strong>Olympische</strong>n Idee(n). So bestimmte<br />

die Kultur schätzende und bis heute Kunst<br />

schaffende Groß-Familie de Navacelle de<br />

Coubertin das auffällige Bedürfnis Pierre de<br />

Coubertins, nach Einheiten wie etwa Kunst<br />

und Sport zu streben.<br />

Weltweit manifest und besonders bekannt<br />

wurden die 1906 in Paris beschlossenen<br />

Etretat, Pierre de Coubertin, vor 1904<br />

olympischen Kunstwettbewerbe, welche für<br />

die <strong>Olympische</strong>n Spiele 1908 in London<br />

vorgesehen, aber erst 1912 in Stockholm<br />

realisiert wurden und dann bis einschließlich<br />

1948 als offizieller Bestandteil der<br />

<strong>Olympische</strong>n Spiele stattfanden.<br />

In der Ausstellung "Pierre de Coubertin und<br />

die Künste" sollen nun erstmalig ausgewählte<br />

Kunstwerke mehrerer Mitglieder der<br />

Familie Coubertin mit dem Ziel zusammengeführt<br />

werden, den kulturellen und pädagogischen<br />

Hintergrund Pierre de Coubertins<br />

zu verstehen. Von dieser Basis aus werden<br />

dann die kulturellen Aspekte der <strong>Olympische</strong>n<br />

Bewegung erläutert, die Ausstellung<br />

umfasst somit zwei große inhaltliche<br />

Bereiche: zum Einen die Künstlerfamilie<br />

Coubertin, zum Anderen das umfassende<br />

Thema Olympismus und Kunst/Kultur.<br />

Konzipiert wird die Ausstellung als Wanderausstellung,<br />

in Köln ist sie vom 5. Dezember<br />

<strong>2007</strong> bis 3. Februar 2008 zu sehen und reist<br />

anschließend bis 2009 durch die Sportmuseen<br />

in Paris, Tartu, Lausanne, Thessaloniki<br />

und Warschau.<br />

Torwort: Erotik und Sport<br />

Nach fast einem Jahr Pause fand am 18.<br />

Juni <strong>2007</strong> wieder eine Torwort-Lesung im<br />

<strong>Deutsche</strong>n Sport & Olympia Museum statt.<br />

Unverhofft saß Sportschau-Legende Ernst<br />

Huberty im Publikum. Herzlich begrüßt von<br />

TORWORT-Vater Sascha Theisen und dem<br />

warmen Applaus des Publikums freute sich<br />

der Grandseigneur der Fußball-Berichterstattung<br />

auf den bevorstehenden Abend.<br />

Besser konnte TORWORT nicht starten. Im<br />

Mittelpunkt stand dieses Mal das Thema<br />

"Fußball und Erotik", denn die Lesung war<br />

Teil des Rahmenprogramms zur Sonderausstellung<br />

"Sport macht sexy".<br />

TORWORT begann mit Michel Birbaek, der<br />

das Publikum in unnachahmlicher Art in die<br />

Spur brachte. Sein Text zu Homosexualität<br />

im Fußball und die frigide Einstellung der<br />

FIFA dazu war beste Unterhaltung für die<br />

rund neunzig Gäste. Im Anschluss daran<br />

räumte Daniela Schulz endgültig mit<br />

einigen Vorurteilen auf. Ihr Text über die<br />

wahren Gründe einer Frau Fußball zu<br />

schauen und einzelne Spieler zu bewundern<br />

war eine längst fällige Klarstellung - ebenso<br />

deutlich wie kurzweilig. Die erste Halbzeit<br />

endete schließlich mit Footage-Chef Arne<br />

Jens. Wie immer, wenn Arne bei TORWORT<br />

liest, durchzog ein Hauch von Anmut und<br />

ein Duft von frischem grünen Gras das<br />

<strong>Deutsche</strong> Sport & Olympia Museum. In<br />

seinem ersten Beitrag erzählte er von der<br />

erotischen Ausstrahlung des 1.FC Köln. Im<br />

zweiten Text stellte er die Verbindung von<br />

Liebe zu den charakteristischen Formungen<br />

von Fußballer-Beinen her.<br />

Nach der Pause begann der Aachener Poetry<br />

Slamer Gerhard Horriar. In seiner Hommage<br />

an Rhenania Eschweiler, der er als junger<br />

Mann die Treue hielt, fand er ausreichend<br />

Platz für erotischen Jungen-Phantasien, die<br />

mit einer jungen Dame in einem Atem<br />

beraubenden Top zu tun hatten. Als zweiter<br />

Autor bewies Fritz Eckenga, warum er zu<br />

recht als einer der ganz großen Fußball-<br />

Poeten gilt. In seinen kurzen Prosa-Texten<br />

wurde von Stefan Effenberg, der weiblichen<br />

Periode bis hin zu Lothar Emmerichs Tor<br />

1966 gegen Spanien aber auch kein Thema<br />

vergessen. Den Schlusspunkt der Lesung<br />

setzte Moderator Sascha Theisen selbst und<br />

präsentierte eine Kriminalgeschichte über<br />

das mordende Maskottchen eines Fußballvereins<br />

im Westen der Republik. Der Text<br />

"Käfermann, Käfermann" konnte zum<br />

89


Schluss der Lesung das gesamte Publikum in<br />

seinen ganz eigenen Bann ziehen.<br />

Beendet wurde der Abend mit zahlreichen<br />

Fachgesprächen auf der Terrasse des <strong>Deutsche</strong>n<br />

Sport & Olympia Museums.<br />

ScheckIt-Sommeraktion -<br />

Ferienprogramm für Kinder<br />

Die SCHECKIT-Partner haben ein Sommerprogramm<br />

Kinder für die Ferien <strong>2007</strong><br />

durchgeführt. Für alle Kinder und Familien<br />

hat die Gemeinschaft aus Kultur-, Freizeitund<br />

Sportanbietern die SCHECKIT-Sommerkarte<br />

entwickelt.<br />

Mit dabei im bewährten Pool der SCHE-<br />

CKIT-Partner waren der 1. FC Köln, die<br />

Kölner Haie, der Kölner Zoo, das Schokoladenmuseum,<br />

das Kindertheater Ömmes &<br />

Oimel, die KölnBäder, die KD Köln-Düsseldorfer-Rheinschifffahrt<br />

sowie das <strong>Deutsche</strong><br />

Sport & Olympia Museum.<br />

Im Zusammenschluss SCHECKIT wollen alle<br />

Partner Kindern mit "ihren" Erwachsenen<br />

durch ein besonderes Angebot attraktive<br />

Freizeitziele ans Herz legen und Lust<br />

machen, ganz verschiedene Kölner Sport-,<br />

Freizeit- und Kultureinrichtungen kennen<br />

zu lernen. So wird die Stadt kinderfreundlicher<br />

Lebensraum!<br />

Insgesamt nahmen über 5000 Kinder an<br />

der ScheckIt-Sommeraktion teil. Im<br />

<strong>Deutsche</strong>n Sport & Olympia Museum fand<br />

in der letzten Ferienwoche ein buntes<br />

Programm für Kinder statt, dass sich neben<br />

den Aktivitätsstationen der Ausstellungen<br />

auch mit der <strong>Olympische</strong>n Idee und ihr<br />

Bedeutung im Alltag der Kinder beschäftigte.<br />

Das gesamte Angebot der Sommeraktion<br />

ist unter www.scheckit.de zu finden.<br />

90<br />

Hermann Ashwer -<br />

Mr. Ironman<br />

Die Historie der noch jungen Sportart<br />

"Triathlon" begann 1978 mit der Frage wer<br />

wohl der bessere Sportler sei - der Schwimmer,<br />

der Radfahrer oder der Läufer. Bis<br />

heute gibt es keine klare Antwort darauf.<br />

Erst 1982 wurde Deutschland mit dem in<br />

der Zwischenzeit in Amerika bekannten<br />

Sport konfrontiert -und zwar im Rahmen<br />

eines Berichtes der Sportschau in der ARD.<br />

Mittlerweile ist der Triathlon olympisch und<br />

eine weltweit etablierte Sportart, die sich<br />

wachsender Beliebtheit erfreut. Der bedeu-<br />

Hermann Ashwer weiht am 20. Juni <strong>2007</strong><br />

gemeinsam mit Ehefrau Sieglinde und<br />

Tochter Carmen "seinen" Spind in der<br />

Ehrenrunde des <strong>Deutsche</strong>n Sport & Olympia<br />

Museum ein.<br />

tendste Wettkampf ist und bleibt das<br />

Ironman-Rennen auf Hawaii.<br />

Hermann Aschwer war 1985 einer der ersten<br />

<strong>Deutsche</strong>n, der in Hawai teilnahm und sich<br />

fortan IRIONMAN nennen durfte. Während<br />

seiner sportlichen Laufbahn beteiligte er sich<br />

an sämtlichen Formen des Triathlons. Er nahm<br />

an 220 Triathlons und davon 33 Ironman-<br />

Distanzen weltweit teil. Seine außergewöhnlich<br />

Sportkarriere würdigt das <strong>Deutsche</strong> Sport<br />

& Olympia Museum nun in dem es in der<br />

Ehrenrunde des Museum einen Spind einrichtet,<br />

der Aschwers Leben portraitiert.<br />

Flatland Bridge<br />

Am 21. Juli <strong>2007</strong> fand auf dem Dach des<br />

<strong>Deutsche</strong>n Sport & Olympia Museum der<br />

Flatland Bridge Besttrick Contest <strong>2007</strong> statt.<br />

45 Fahrer aus aller Welt trafen sich eine<br />

Woche nach den BMX Masters erneut zum<br />

Wettkampf. Im Gegensatz zu den Meisterschaftswettbewerben<br />

war die Stimmung<br />

nun jedoch entspannter. Der Sieg bei dem<br />

Contest auf dem Dach des <strong>Deutsche</strong>n Sport<br />

& Olympia Museums stand auch weniger im<br />

Mittelpunkt des Interesses. Viel mehr war<br />

das Treffen die Gelegenheit neue Tricks zu<br />

zeigen und darüber zu diskutieren ohne den<br />

Druck um einen Titel zu kämpfen. Spannung<br />

kam dann aber doch noch auf als nach dem<br />

freien Fahren der "best trick" gekürt werden<br />

sollte. Beeindruckende Kunststücke wurden<br />

präsentiert und im Publikum, das sich aus<br />

der BMX-Szene und den Museumsbesuchern<br />

bunt zusammensetzte, war manches<br />

Mal die Verwunderung groß, wie akrobatisch<br />

Kunststücke auf einem Rad sein<br />

können.


„Leben nach Lust und Laune“<br />

Mit ein bisschen Glück und einem Los<br />

der GlücksSpirale gewinnen Sie die<br />

GlücksRente von 7.500 Euro. Monat<br />

für Monat. Ein Leben lang. Auf jeden<br />

Fall aber sorgen Sie auch bei anderen für<br />

beste Kondition – denn mit jedem Los der<br />

GlücksSpirale fördern Sie den deutschen<br />

Sport. GlücksSpirale tut gut!<br />

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Die neue C-Klasse. Auch in Gold, Silber<br />

oder Bronze erhältlich.<br />

Mercedes-Benz unterstützt als offizieller Partner die Medaillenjagd der deutschen Olympiamannschaft 2008.<br />

� Nur die besten Sportler kommen<br />

in die Olympiamannschaft. Mercedes-Benz<br />

und die neue C-Klasse sind stolz darauf, als<br />

Partner mit dabei sein zu dürfen. Wie die<br />

Olympiamannschaft vereint auch die neue<br />

C-Klasse herausragende Eigenschaften mit-<br />

einander. Sie ist einerseits agil und sportlich,<br />

andererseits kultiviert und souverän. Darum<br />

sollten Sie sich, am besten bei einer Probe-<br />

fahrt, genügend Zeit nehmen, sie ganz in Ruhe<br />

auf sich wirken zu lassen. Es lohnt sich, denn<br />

Sie werden ein Auto wie kein zweites erleben.<br />

www.mercedes-benz.de/c-klasse

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