Ausgabe 4/2007 - Deutsche Olympische Gesellschaft
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<strong>Ausgabe</strong> 4/<strong>2007</strong><br />
Zeitschrift des<br />
<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Sportbundes<br />
und der<br />
<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong>
���Was wäre, wenn sich ein Partner<br />
auf den anderen verlassen könnte?<br />
Gewinner erkennt man am Partner<br />
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Freundliche Grüße<br />
aus der OF-Redaktion<br />
S<br />
icher, man kann den Sport und seine Top-Ereignisse unkritisch<br />
konsumieren und den aktuellen Ergebnissen oberflächliche<br />
Aufmerksamkeit widmen. Da bekommen dann Sieg<br />
oder Niederlage je nach Interessensspektrum den Stellenwert,<br />
den sie verdienen: Heute bejubelt oder verteufelt, morgen<br />
vergessen! Kurzlebigkeit ist das hervorstechende Merkmal im<br />
sportlichen Ramschladen nie versiegender Angebote und<br />
hektischer Nachfrage.<br />
Den Fast-Food-Kunden und -Konsumenten wird aber auch eine<br />
Langzeit-Offerte nicht vorenthalten. Doch die ist in höchstem<br />
Maße unliebsam, weil sie unter den Begriffen "Doping" und<br />
"Manipulation" den schönen Schein beeinträchtigt, immer<br />
häufiger sogar das Geschehen blockiert und noch dazu lästige<br />
Grundwerte- und Prinzipienfragen aufwirft, die offensichtlich<br />
ohnehin kaum jemand überzeugend beantwortet haben will.<br />
Dass wir es, liebe Leserinnen und Leser, trotzdem wieder und<br />
wieder versuchen und auch in dieser OF-<strong>Ausgabe</strong> keine Resignation<br />
aufkommen lassen, mag man längst als naiv abtun. Aber<br />
was wäre die Alternative? Sollte man beispielsweise die Wertediskussion<br />
völlig ausblenden und dem Rausch der Ereignisse nur<br />
noch bieder, brav und bunt folgen? Das hieße nicht nur am OF-<br />
Selbstverständnis zu kratzen, sondern im übertragenen Sinne<br />
sogar, das <strong>Olympische</strong> Feuer mehr und mehr "auszutreten".<br />
Bleiben wir also bei konstruktiver Kritik, selbst wenn das Unterfangen<br />
oft noch so sinnlos erscheint. Die Gesamtpalette des<br />
sportlichen Geschehens rechtfertigt hier ohnehin jede Anstrengung.<br />
Wenn Millionen von Menschen einerseits der Faszination<br />
des großen Welttheaters trotz zunehmender Störfaktoren<br />
erliegen und andererseits ihre persönlichen Betätigungsfelder in<br />
beeindruckender Vielfalt nutzen, dann zeigt das in gewisser<br />
Weise auch: Die Werte sind nicht totzukriegen!<br />
Eingeschlossen den Glauben an das olympische Zukunftsszenario.<br />
Denn verstärkt den Blick auf Peking 2008 zu richten, gleichzeitig<br />
Vancouver 2010 und London 2012 ins Visier zu nehmen,<br />
dann bereits Sotschi 2014 und München 2018 in einem Atemzug<br />
zu nennen, das zeugt mit den Ambitionen von Hamburg<br />
und Berlin für die späten zwanziger Jahre dieses Jahrhunderts<br />
von ungebrochenem olympischem Optimismus allein in<br />
Deutschland. Doch das ist ein anderes Kapitel von Angebot und<br />
Nachfrage und zunehmender Atemlosigkeit auf der internationalen<br />
Bühne des Sports.<br />
Ihr Harald Pieper<br />
Inhalt<br />
OF Mosaik 4<br />
OF-Podium: Prof. Dr. Carlos Gonçalves 6<br />
Die olympischen Werte: Ethische Verantwortung<br />
und pädagogischer Auftrag des Sports 8<br />
Prof. Dr. Dietmar Mieth<br />
Jugend-Spiele, Putin-Spiele<br />
Eine erste Bilanz: IOC-Präsident Jacques Rogge<br />
zwischen Anspruch und Wirklichkeit 12<br />
Günter Deister<br />
Ein Weg nach München 16<br />
Günter Deister<br />
OF-Kommentare 18<br />
Michael Gernandt, Dr. Karlheinz Gieseler<br />
Dr. Andreas Höfer<br />
Endlich unter vollen Segeln im Kampf gegen Doping 20<br />
Dr. Andreas Müller<br />
Entwicklungshilfe auf Top-Niveau: Universiaden<br />
im Wandel des deutschen Spitzensport-Spektrums 22<br />
Hans-Peter Seubert<br />
Sport im Fernsehen 24<br />
Dieter Hochgesand, Dr. Andreas Müller, Steffen Haffner<br />
Der Sport und das Grundgesetz:<br />
Nimmt die Verfassung eine sportliche Entwicklung? 26<br />
Dr. Andreas Humberg<br />
Sport und Kultur - ein neues Verhältnis? Anmerkungen<br />
zur Diskussion um "Staatsziel" und Verfassungsrang 28<br />
Prof. Dr. Ommo Grupe<br />
OF-Interview mit Prof. Dr. Jürgen Baur 34<br />
Torsten Haselbauer<br />
Die gesellschaftliche Kraft der Sportvereine<br />
beflügelt auch die Integration 36<br />
Karl Hoffmann<br />
Mitgliederwachstum im Verein oder Zahlen<br />
können trügerisch sein 38<br />
Prof. Dr. Helmut Digel<br />
Mit dem Kampfgeist eines Olympiasiegers Mut machen:<br />
Das zweite Leben des Hartwig Gauder 40<br />
Oliver Kauer-Berk<br />
Bildungsehrgeiz im kenianischen Busch oder<br />
Ein olympisches Märchen, das wahr wurde 43<br />
Robert Hartmann<br />
Was macht eigentlich ...? Jürgen May 46<br />
Steffen Haffner<br />
Wie das Turnen in die Gymnastik kam -<br />
GutsMuths und die Turnbewegung 48<br />
Prof. Dr. Gertrud Pfister<br />
OF-Galerie: Die neuen Glanzparaden des Rudi Kargus 52<br />
Klaus H. Schopen<br />
Nachrichten des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Sportbundes 56<br />
Nachrichten der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> 64<br />
Impressum 81<br />
Nachrichten der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Akademie 83<br />
<strong>Deutsche</strong>s Sport & Olympia Museum 87<br />
3
Endspurt für Peking 2008 eingeläutet<br />
D<br />
er 8. August <strong>2007</strong> markierte den<br />
Beginn des Countdowns für die<br />
<strong>Olympische</strong>n Spiele in China. Sie werden in<br />
genau einem Jahr, am 8. August 2008, in<br />
Peking eröffnet. Im Rahmen einer feierlichen<br />
Zeremonie wandte sich IOC-Präsident<br />
Jacques Rogge an die <strong>Olympische</strong> Bewegung,<br />
die Menschen und China und die<br />
interessierten Menschen in aller Welt.<br />
Symbolisch für alle 205 teilnehmenden<br />
NOKs überreichte er die Einladungen zu den<br />
Spielen an die Nationalen <strong>Olympische</strong>n<br />
Komitees der bevorstehenden <strong>Olympische</strong>n<br />
Spiele in China, Kanada, Großbritannien und<br />
Russland sowie an das NOK Griechenlands,<br />
Gastgeber der ersten <strong>Olympische</strong>n Spiele<br />
der Neuzeit im Jahr 1896.<br />
In seiner Ansprache sagte Rogge unter<br />
anderem:<br />
"Das heutige Datum markiert den Beginn<br />
des letzten Vorbereitungsjahres auf die<br />
<strong>Olympische</strong>n Spiele. Die Welt schaut mit<br />
großen Erwartungen auf China und Peking.<br />
Auch die Athleten richten große Erwartungen<br />
auf ihre Wettkämpfe in den kunstvollen<br />
Wettkampfstätten Pekings. Viele von ihnen<br />
werden das, was sie hier erwartet, im Rahmen<br />
von Testwettkämpfen kennenlernen,<br />
denn der heutige Tag markiert auch den<br />
Beginn der vorolympischen Testwettkämpfe.<br />
Genau ein Jahr vor der Eröffnungsfeier<br />
haben wir einen Punkt erreicht, an dem<br />
4<br />
wir einerseits auf große Leistungen und<br />
Errungenschaften zurückblicken dürfen<br />
und andererseits die großen Herausforderungen,<br />
die noch vor uns liegen. Peking<br />
und China werden nicht allein Gastgeber<br />
erfolgreicher Wettkämpfe für die besten<br />
Athleten der Welt sein, sie bieten auch<br />
eine exzellente Gelegenheit, China, seine<br />
Geschichte, seine Kultur und seine Menschen<br />
in einer neuen Phase der Hinwendung<br />
zur übrigen Welt kennenzulernen.<br />
Kultureller Austausch, Respekt und gegenseitige<br />
Verständigung werden für Peking<br />
2008, seine Bevölkerung, der Chinas und<br />
der ganzen Welt Gewinn bringen. Seit Juli<br />
2001 hat sich das Organisationskomitee<br />
unter der Leitung seines Präsidenten Liu Qi<br />
in ganz außerordentlicher Weise dafür<br />
engagiert, Peking in olympische Form zu<br />
bringen. Die Wettkampfstätten sind fast<br />
fertig und präsentieren sich in einer<br />
fantastischen Weise. Ich möchte BOCOG,<br />
der Regierung und allen Menschen, die an<br />
den Vorbereitungen beteiligt sind, für ihre<br />
nachhaltigen Fortschritte, ihren Einsatz<br />
und die gute Zusammenarbeit während der<br />
letzten sechs Jahre danken. Die <strong>Olympische</strong>n<br />
Spiele sind den <strong>Olympische</strong>n Werten<br />
und den sportlichen Idealen der Jugend<br />
der Welt gewidmet. Sie erzeugen Träume<br />
und inspirieren die Herzen der jungen<br />
Menschen überall auf der Welt. Ich rufe<br />
deshalb alle auf, sich auf die in einem Jahr<br />
stattfindenden Spiele zu freuen und sie zu<br />
genießen."<br />
<strong>Deutsche</strong> Archäologen wollen<br />
olympische Rätsel lösen<br />
G<br />
enau seit 132 Jahren graben deutsche<br />
Archäologen im antiken Olympia.<br />
Doch noch sind nicht längst alle Rätsel<br />
gelöst oder Hypothesen bestätigt. In einem<br />
neuen Anlauf wollen ab Herbst <strong>2007</strong><br />
deutsche Wissenschaftler unter Leitung des<br />
grabungserfahrenen Sportarchäologen Dr.<br />
Christian Wacker, Direktor des <strong>Deutsche</strong><br />
Sport & Olympia Museums Köln, in Olympia<br />
das antike Hippodrom und im benachbarten<br />
Elis die Gymnasien, sozusagen das antike<br />
<strong>Olympische</strong> Dorf, genau lokalisieren und<br />
kartieren.<br />
In Elis bereiteten sich über mehrere Jahrhunderte<br />
lang die Olympiateilnehmer bei<br />
Training, Vorentscheidungen und Gruppeneinteilung<br />
und mit einem umfangreichen<br />
Begleitprogramm mit Schaukämpfen und<br />
kulturellen Darbietungen den Regeln<br />
entsprechend 30 Tage auf ihren drei bis<br />
fünf Tage dauernden Auftritt in Olympia<br />
vor. Diese Gymnasien, das <strong>Olympische</strong> Dorf<br />
der Antike, sind archäologisch bisher<br />
unerforscht. Nur auf Grund von Schriftquellen<br />
kann ihre Lage eingegrenzt werden.<br />
Ähnliches gilt für das etwa 200 m breite<br />
und 1.000 m lange Hippodrom in Olympia,<br />
wo die pferdesportlichen Wettbewerbe<br />
stattfanden. Es ist zwar beschrieben, aber<br />
nicht lokalisiert.<br />
Die deutsche Expedition wird während ihrer<br />
sechswöchigen Kampagne Cäsiummagnetometer<br />
zur Lokalisierung und Kartierung<br />
einsetzen. Dieses moderne Gerät erlaubt<br />
eine geophysikalische Untersuchung, einen<br />
scharfen Blick in die obersten Bodenschichten.<br />
Es kann, ohne den Spaten anzusetzen,<br />
einstige Gebäude, Mauer oder Erdverwerfungen<br />
erkennen. Das hochauflösliche<br />
Magnetometer ermöglicht in kurzer Zeit die<br />
Erfassung großflächiger Areale. Dr. Wacker<br />
glaubt, dass im Idealfall ein erster Übersichtsplan<br />
der Gymnasien in Elis und die<br />
exakte Lage der Pferderennbahn in Olympia<br />
vorgelegt werden können. Damit ließen sich<br />
einige der letzten Geheimnisse rund um das<br />
antike Olympia lüften. Das Forschungsprojekt<br />
wird vom <strong>Deutsche</strong>n Sport & Olympia<br />
Museum in Köln in Kooperation mit dem<br />
griechischen Antikendienst und dem<br />
<strong>Deutsche</strong>n Archäologischen Institut in<br />
Athen durchgeführt. Die Finanzierung<br />
erfolgt über Sponsoren.<br />
OF-MOSAIK<br />
OF-MOSAIK
Deutschlands Nachwuchssportler<br />
überzeugen beim<br />
olympischen Jugendfestival<br />
B<br />
ei der 9. Auflage des European Olympic<br />
Youth Festival (EYOF) in Belgrad haben<br />
die deutschen Athleten mit insgesamt 32<br />
gewonnenen Medaillen eine Rekordzahl<br />
aufgestellt und damit genauso viele Medaillen<br />
wie Russland (1. in der Nationenwertung)<br />
errungen. Wie schon beim vorherigen<br />
EYOF 2005 in Lignano (Italien) erreichte das<br />
deutsche Team einen hervorragenden 4.<br />
Platz in der Nationenwertung. Noch erfreulicher<br />
sind die enorme Steigerung an<br />
gewonnenen Medaillen (32 gegenüber 25<br />
Medaillen in 2005) und die Tatsache, dass<br />
bis auf die Wasserballer (4. Platz) alle<br />
anderen sechs Sportarten an der Medaillenflut<br />
beteiligt waren. So verhinderte am Ende<br />
lediglich die geringere Anzahl an Goldmedaillen<br />
eine noch bessere Platzierung in der<br />
Nationenwertung. Insgesamt 2.245 Athletinnen<br />
und Athleten aus 49 europäischen<br />
Ländern waren an diesem olympischen<br />
Jugendfestival am Start. Das bedeutete eine<br />
neue Rekord-Teilnehmerzahl.<br />
Juniorbotschafter im<br />
Kampf gegen Doping<br />
S<br />
port ohne Doping - das war das Motto<br />
des 5. deutsch-französischen Anti-<br />
Doping Camps, das die <strong>Deutsche</strong> Sportjugend<br />
(dsj) im <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />
Sportbund (DOSB) in Kooperation mit der<br />
Nationalen Anti-Doping Agentur (NADA)<br />
und dem Französischen <strong>Olympische</strong>n<br />
Sportverband (CNOSF) vom 8. bis 13. Juli<br />
<strong>2007</strong> in Albertville organisiert hatte. Die<br />
unter der Schirmherrschaft der <strong>Deutsche</strong>n<br />
und Französischen UNESCO-Kommissionen<br />
stehende Maßnahme wurde vom Deutsch-<br />
Französischen Jugendwerk (DFJW) unterstützt.<br />
Die fachliche Begleitung hatte Prof.<br />
Dr. Gerhard Treutlein von der PH Heidelberg<br />
übernommen. Die teilnehmenden deutschen<br />
und französischen Leistungssportlerinnen<br />
und -sportler verschiedener Sportarten im<br />
Alter von 14 bis 17 Jahren verbrachten am<br />
Austragungsort der <strong>Olympische</strong>n Winterspiele<br />
1992 fünf unvergessliche Tage zum<br />
Thema Dopingprävention, bereichert durch<br />
vielfältige Sportaktivitäten und interkultu-<br />
relle Erfahrungen. In Vorträgen, Diskussionen<br />
und Gruppenarbeitsphasen erarbeiteten<br />
sie Informationen zu den Gefahren des<br />
Dopings sowie Argumente für einen gesunden<br />
und sauberen Sport. 21 deutsche<br />
Sportler wurden erstmals zu "DOSB-Juniorbotschaftern<br />
Dopingprävention" ernannt.<br />
Günther Franzen, 2. Vorsitzender der dsj,<br />
sagte bei der Verleihung der Urkunden:<br />
"Wenn alle Sportlerinnen und Sportler eine<br />
solch starke Persönlichkeit und gesunde<br />
Einstellung hätten wie ihr, gäbe es im Sport<br />
nicht nur keinen Platz, sondern vor allem<br />
keine Chance mehr für Doping. Durch euren<br />
Einsatz als Botschafter für einen sauberen<br />
Sport könnt ihr einen entscheidenden<br />
Beitrag zur Minimierung des Dopings<br />
leisten. Nutzt diese Chance!" Die mit der<br />
Botschafterrolle verbundene Multiplikatorfunktion<br />
ermöglicht eine nachhaltige<br />
Wirkung der Präventionsmaßnahmen mit<br />
dem Ziel, gleichaltrige Nachwuchssportler<br />
zu informieren und aufzuklären.<br />
Zigarettenrauchen<br />
bei Jugendlichen auf<br />
historischem Tiefstand<br />
S<br />
OF-MOSAIK<br />
OF-MOSAIK<br />
eit einigen Jahren nimmt die Zahl der<br />
rauchenden Jugendlichen kontinuierlich<br />
ab. Die jetzt vorliegenden Ergebnisse einer<br />
repräsentativen Befragung der Bundeszentrale<br />
für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)<br />
aus dem Frühjahr <strong>2007</strong> stellen einen histori-<br />
schen Tiefstand dar. So ist der Anteil der 12bis<br />
17-jährigen Raucher von 28 Prozent im<br />
Jahr 2001 über 20 Prozent im Jahr 2005 auf<br />
18 Prozent zurückgegangen. In keiner der<br />
seit 1979 regelmäßig durchgeführten<br />
Befragungen der BZgA bei Jugendlichen<br />
konnte ein so niedriger Wert im Zigarettenkonsum<br />
festgestellt werden. Die positive<br />
Entwicklung ist bei den weiblichen und<br />
männlichen Jugendlichen gleichermaßen<br />
nachzuweisen. Aus der Perspektive der<br />
Prävention ist der Anteil Jugendlicher, die<br />
noch nie geraucht haben, ebenso wichtig. Je<br />
höher dieser Anteil liegt, desto wahrscheinlicher<br />
ist es, dass in der Zukunft weniger<br />
Personen mit dem Rauchen anfangen. So<br />
zeigen die Studienergebnisse, dass parallel<br />
zum Rückgang jugendlicher Raucher der<br />
Anteil der Nieraucher kontinuierlich steigt.<br />
Während 2001 nur 41 Prozent der 12- bis<br />
17-Jährigen angaben, Nieraucher zu sein,<br />
bezeichnen sich in der aktuellen Erhebung<br />
57 Prozent der befragten jungen Menschen<br />
als Nieraucher.<br />
<strong>Olympische</strong> Kunst als<br />
Brücke nach Peking<br />
1<br />
10 Landschafts-Skulpturen mit sportlichen<br />
und olympischen Konnotationen<br />
schmücken gegenwärtig den Eingang, die<br />
Ausstellungsfläche und den Park des <strong>Olympische</strong>n<br />
Museums in Lausanne. Sie sind<br />
Bestandteil eines Wettbewerbs im Vorfeld<br />
der <strong>Olympische</strong>n Spiele Peking 2008. Aus<br />
2.433 eingereichten Arbeiten wurden 290<br />
Exponate aus 90 Ländern aller Erdteile<br />
ausgewählt. Von den Skulpturen wurden mit<br />
den Originalmaterialien Kopien angefertigt,<br />
die es erlauben, verschiedene Ausstellungen<br />
sowohl in China als auch in anderen Ländern<br />
parallel anzubieten. Ziel ist es, die kulturellen<br />
Bezüge der <strong>Olympische</strong>n Spiele zu stärken.<br />
Bis zum 20. August war die Ausstellung im<br />
<strong>Olympische</strong>n Museum in Lausanne zu sehen.<br />
Nächste Station ist Rom.<br />
5
F<br />
airplay ist und bleibt die Leitidee des Sports.<br />
Diesen Grundsatz wieder mehr ins Bewusstsein<br />
zu rücken und ihm in der sportlichen<br />
Praxis zu größerer Geltung zu verhelfen, ist ein<br />
Anliegen, dem sich alle Freunde des Sports verpflichtet<br />
fühlen dürften. Und dies vielleicht mehr<br />
denn je. Gerade in Zeiten eines - nicht nur vielfach<br />
beklagten, sondern auch beinahe tagtäglich greifbaren<br />
- Werteverfalls des Sports, namentlich des<br />
internationalen Spitzensports, und angesichts der<br />
Fülle von Verwerfungen und Anfechtungen, die<br />
seinen Sinn und damit seinen Fortbestand in Frage<br />
stellen, bedarf es eigentlich keiner weiteren<br />
Begründung für ein Engagement im Namen des<br />
Fairplay.<br />
Der Respekt vor den Regeln, gleiche Chancen für<br />
alle, der Verzicht auf jede Art der Manipulation<br />
und die Achtung der Würde und der körperlichen<br />
Unversehrtheit des Gegners sind und bleiben nämlich<br />
nicht nur grundlegende Merkmale eines wirklich<br />
"sportlichen" Wettkampfes, sondern sind auch<br />
die Voraussetzung dafür, dass dessen Faszination<br />
und der weltweite Zuspruch zum Sport und seinen<br />
Großereignissen erhalten bleibt, wobei seine Popularität<br />
wiederum eine conditio sine qua non seiner<br />
Prosperität darstellt.<br />
Um so stärker fällt es ins Gewicht, wenn Sportlerinnen<br />
und Sportler sich nicht an die geschriebenen<br />
und ungeschriebenen Gesetze ihrer Zunft halten,<br />
um sich - illegale oder illegitime - Vorteile zu<br />
verschaffen. Damit nämlich zerstören sie die Basis<br />
des Sports und betrügen im Übrigen nicht nur ihre<br />
Konkurrenten und die Zuschauer, sondern vor allem<br />
auch sich selbst. Ein wahrer Athlet kann einen<br />
unfair errungenen Sieg nicht wirklich genießen.<br />
Diese Einstellung zum Sport wird freilich nicht<br />
angeboren, sie muss vielmehr erlernt werden.<br />
Damit ist eine wichtige Aufgabe all jener definiert,<br />
die für den Sport, für Schule, Verein und Verband<br />
Verantwortung tragen. Sicher stehen diesbezüglich<br />
Trainer, Manager, Sportärzte, Offizielle und andere<br />
mit direktem Zugang zu den Aktiven besonders in<br />
der Pflicht, doch auch Politiker, Intellektuelle, Journalisten<br />
und andere Multiplikatoren haben ihren<br />
6<br />
Beitrag dazu zu leisten, dass bereits jugendliche<br />
Sportlerinnen und Sportler das Prinzip der Fairness<br />
verinnerlichen, um sich davon in Training und<br />
Wettkampf, aber auch in ihrem alltäglichen Leben<br />
leiten zu lassen. Nur auf diese Weise kann der<br />
Sport sein Potenzial im Blick auf eine humane<br />
<strong>Gesellschaft</strong> und eine friedliche und bessere Welt<br />
auch tatsächlich ausschöpfen.<br />
Der hier skizzierten Zielsetzung fühlt sich die Europäische<br />
Fairplay-Bewegung (European Fair Play<br />
Movement, EFPM) seit ihrer Gründung am 28. Mai<br />
1994 in Zürich<br />
in besonderer<br />
Weise verpflichtet.<br />
Wenn wir in<br />
unserer OrganisationinzwischenentsprechendeInitiativen<br />
aus vierzig<br />
Ländern<br />
vereinen, ist<br />
das ein Beleg<br />
dafür, dass<br />
unser Bemühen<br />
auf<br />
fruchtbaren<br />
Boden gefallen<br />
und der<br />
Einsatz für<br />
Fairplay in<br />
Sport und<br />
<strong>Gesellschaft</strong> ein wahrhaft europäisches Anliegen<br />
geworden ist. Darauf dürfen wir wohl ein wenig<br />
stolz sein, doch umso mehr muss es uns als<br />
Ansporn dienen.<br />
Nur am Rande darf ich an dieser Stelle erwähnen,<br />
dass die Bildung unserer Organisation ganz<br />
wesentlich auf eine Anregung von deutscher Seite<br />
zurückgeht, so wie Deutschland mit seiner nationalen<br />
Fairplay-Initiative, Stichwort "Fair geht vor",<br />
viele Jahre als Vorreiter und Vorbild für ein entsprechendes<br />
Engagement auf europäischer Ebene<br />
galt.
Schon von daher freuen wir uns sehr, dass die Idee<br />
und die Initiative nun gleichsam an ihren Ursprungsort<br />
zurückkehren wird. Mit großer Freude und Überzeugung<br />
haben wir nämlich unseren traditionellen<br />
Jahreskongress, es ist inzwischen der 13., nach<br />
Deutschland vergeben und seine Ausrichtung dem<br />
<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Sportbund überantwortet.<br />
Dort, bei unseren deutschen Freunden und Mitstreitern,<br />
wissen wir die Veranstaltung in besten Händen.<br />
Dies bestätigt bereits die akribische Vorbereitung<br />
und ehrgeizige Zielsetzung des Kongresses, dessen<br />
Thematik lautet: "Die olympischen Werte und die<br />
Zukunft des Sports". Im Vorfeld der <strong>Olympische</strong>n<br />
Spiele von Peking 2008 und im Blick auf die aktuelle<br />
Debatte um Fragwürdigkeiten und Fehlentwicklungen<br />
des internationalen Sports sind Vorträge<br />
ausgewiesener Experten und hochkarätige Diskussionsrunden<br />
vorgesehen, die ihre gezielte Wirkung<br />
sicher nicht verfehlen werden.<br />
Die Bedeutung der Veranstaltung und ihrer Thematik<br />
dokumentiert sich nicht zuletzt auch in der<br />
Bereitschaft des Ministerpräsidenten des Landes<br />
Hessen, Roland Koch, die Schirmherrschaft zu über-<br />
nehmen und einen Vortrag zu halten, der die Frage<br />
der möglichen Vorbildfunktion des Sports für Politik<br />
und <strong>Gesellschaft</strong> aufgreift. Im Übrigen freuen<br />
wir uns auch, dass mit seiner königlichen Hoheit,<br />
dem Großherzog Henri von Luxemburg ein IOC-<br />
Mitglied und europäisches Staatsoberhaupt seine<br />
Mitwirkung zugesagt hat und den Festvortrag im<br />
Rahmen der Eröffnungsfeier halten wird.<br />
Schon diese wenigen Anmerkungen lassen es allemal<br />
lohnend erscheinen, unseren Kongress, der vom<br />
17. bis 20. Oktober <strong>2007</strong> in Frankfurt am Main<br />
OF-PODIUM<br />
Die Leitidee des Sports muss<br />
unangetastet bleiben<br />
Von Prof. Dr. Carlos Gonçalves, Präsident der Europäischen Fairplay-Bewegung<br />
stattfindet, zu besuchen und sich von seinen<br />
Impulsen inspirieren zu lassen.<br />
Aber auch und gerade diejenigen Freunde des<br />
Sports, die nicht persönlich vor Ort sein können,<br />
darf ich bei dieser Gelegenheit ganz herzlich einladen,<br />
sich im Rahmen ihrer je eigenen Mittel und<br />
Möglichkeiten für die Werte des Sports, insbesondere<br />
für ihre Förderung und Bewahrung des Prinzips<br />
eines fairen Mit- und Gegeneinander einzusetzen.<br />
Denn Fairplay ist die Leitidee des Sports. Und<br />
unser aller Aufgabe ist, dafür zu sorgen, dass dies<br />
auch so bleibt.<br />
7
"<br />
Der Sport ist der Mensch, der Sport ist <strong>Gesellschaft</strong>."<br />
Mit diesem Wort macht Umberto Eco darauf aufmerksam,<br />
dass Sport ein Spiegelbild, ja ein Repräsentant<br />
der <strong>Gesellschaft</strong> ist. Er kann und wird nicht besser<br />
sein als die <strong>Gesellschaft</strong> selbst. Aber auch die <strong>Gesellschaft</strong><br />
ist nicht bloß faktisch, sie existiert auch mit Intentionen,<br />
welche die Fakten ordnen sollen. Daher ist die <strong>Gesellschaft</strong><br />
ebenso "moralpädagogisch" orientiert, wie dies der Sport<br />
sein kann.<br />
Die Intention der <strong>Gesellschaft</strong> aber wird gegen ihren faktischen<br />
Zustand gesetzt. Das ist nicht zu vermeiden, wenn der<br />
8<br />
Sport nicht bloß ein Schmiermittel faktischer Verhältnisse<br />
sein will. Diese Intention erwächst aus der wertbestimmten<br />
Sportpraxis selbst und bildet sich in dieser fort. Freilich<br />
braucht jede Moral, die sich durchsetzen will, günstige Bedingung<br />
für ihre "Implementierung". Diese Bedingungen liegen<br />
oft in einem vormoralischen (Selbst-)Interesse eines Sponsoring,<br />
das sich durch "mehr Moral" nicht behindert, sondern<br />
gefördert sieht.<br />
Heute ist viel von "Werten" die Rede. Redet man gerne über<br />
das, dessen Fehlen schmerzlich erfahren wird? Manche Kritiker<br />
halten es für verdächtig, dass mit dem Wertbegriff die<br />
Die olympischen Werte:<br />
Ethische Verantwortung und pädagogischer Auftrag
ökonomische Sprache auch die Moral vereinnahmt. Aber der<br />
Wertbegriff ist in der Moral eigenständig, so wie es im Begriff<br />
des "absoluten Wertes", der Bezeichnung für die Menschenwürde<br />
bei Immanuel Kant, zum Ausdruck kommt.<br />
Es scheint also sinnvoll, zu wissen, was Werte im Felde der<br />
Moral und ihrer akademischen Reflexion, der Ethik, sind und<br />
was die Besonderheit einer Tradition olympischer Werte<br />
ausmacht, wie sie von Pierre de Coubertin begründet wurden.<br />
Die olympischen Werte umfassen moralisch relevante Güter<br />
wie die Leistung, berühmt in dem Spruch "citius, altius,<br />
fortius", den Coubertin von dem Dominikanerpater Henri<br />
des Sports Von Dietmar Mieth<br />
Didon übernahm. Sie umfassen Haltungen von hoher moralischer<br />
Bedeutung, die im Sport Voraussetzung und Folge, also<br />
gesteigerter Gewinn sein sollten, ein Gewinn, von dem die<br />
<strong>Gesellschaft</strong> ihrerseits, wie Coubertin meinte, profitieren<br />
würde.<br />
Das olympisch aufgewertete Erziehungsprogramm im Sport<br />
und durch den Sport sollte folgendes umfassen: eine harmonische<br />
Körperlichkeit, die dem Geist Hindernisse erspart; eine<br />
Selbstperfektionierung des Menschen; einen technisch,<br />
ökonomisch und politisch nicht instrumentalisierten Menschen,<br />
also einen selbstbestimmten und freien Menschen;<br />
einen Menschen, der sich selbst und<br />
anderen gerecht wird, die eigenen<br />
Rechte und die anderer respektiert (wir<br />
sagen heute: einen fairen Menschen);<br />
einen Menschen, der Konkurrenz, Kampf<br />
und Auseinandersetzung, das heißt die<br />
agonale Natur des Menschen, mit<br />
friedlichen und spielerischen Mitteln<br />
gestaltet.<br />
Coubertin hat die Gefahr der Ökonomisierung,<br />
der Politisierung und andere<br />
Gefahren sehr wohl gesehen, aber er<br />
hat sie, ebenso wie die entstehende<br />
mediale Welt und die revolutionäre<br />
Medizin in ihrer strukturellen Gewalt,<br />
die sich auch des Sportes bemächtigen<br />
kann, unterschätzt. Er bekämpfte diese<br />
Gefahren nämlich als modernen "Zeitgeist",<br />
den er als temporär, d.h. überholbar,<br />
einschätzte, und er verstand nicht<br />
das diktatorische Paradigma des Fortschrittes,<br />
das Wissenschaft, Technik,<br />
Ökonomie so mit der <strong>Gesellschaft</strong> und<br />
deren Öffentlichkeitsstruktur verbindet,<br />
dass sich diesen normativen Kräften<br />
niemand entziehen oder schlicht entgegensetzen<br />
kann.<br />
Aus dieser Einsicht in die strukturelle<br />
Gewalt des modernen Fortschrittes<br />
muss jedoch kein Defätismus erwachsen.<br />
Von Coubertin unterscheidet sich<br />
dieses ethische Konzept dennoch: statt<br />
eine Gegenwelt zu diesen Gewalten zu<br />
errichten, möchte es deren Ausdifferenzierung,<br />
ja deren pluralistische "Gegenwendigkeit"<br />
für ein wertgebundenes,<br />
aber komplexes Sportkonzept nutzen. Es<br />
wird also nicht mehr bloß bestimmt,<br />
wogegen sich der Sport als ethisch -<br />
pädagogisch relevantes Konzept<br />
9
ehaupten muss, sondern wie er sich unter diesen Bedingungen<br />
behaupten kann.<br />
In Coubertins Sinne war der Sport eine Art zeitgemäßer<br />
Unzeitgemäßheit, eine Gegenbewegung, zumindest aber<br />
keine Antriebswelle, sondern eine Ausgleichwelle im Motor<br />
des Fortschrittes. Diese einerseits stimulierende, andererseits<br />
retardierende Rolle vermag der Sport heute nicht mehr<br />
wahrzunehmen. Der Sport ist in die dominierenden Kräfte der<br />
gesellschaftlichen Entwicklung integriert. Die Visionen eines<br />
Coubertin, eines Diem oder eines Daume bleiben jedoch<br />
historisch stimulierend, sie haben, trotz aller dramatischen<br />
Veränderung, tiefe Spuren hinterlassen.<br />
Der Sport als moralisches Zugpferd war dennoch schon<br />
immer missbräuchlich wie alle moralischen Zugpferde. Er ist<br />
heute im übrigen auch ein moralisches Sorgenkind. Die<br />
Phänomene der Professionalisierung und der Kommerzialisierung<br />
des Sportes, der Medikalisierung und schließlich der<br />
Mediatisierung drängen sich auf. Das Phänomen der zunehmenden<br />
Aggressivität hat eigene Ursprünge in der Ellenbogengesellschaft.<br />
Dennoch ist der Sport nicht total verwandelt worden. Er<br />
bleibt auch in seinem Breiten- und Spitzenbereich ein<br />
moralisches Exponat der <strong>Gesellschaft</strong>, ein Seismograph des<br />
sichtbar Guten und sichtbar Schlechten, des Richtigen und<br />
Falschen überhaupt. Immer noch geschieht im Sport moralisch<br />
Vorbildliches, z.B. an Ausländerintegration, an sozialen<br />
Aufstiegschancen, an Solidarität mit Behinderten und<br />
Benachteiligten, an Bemühen um Frieden, um ausgleichende<br />
Gerechtigkeit und schließlich um ein ökologisches Bewusstsein.<br />
Auch eine offene Leibfreundlichkeit hat uns der Sport<br />
gelehrt.<br />
Es wäre deshalb falsch, wenn man nur von Auswüchsen, von<br />
der Missbräuchlichkeit des Guten, von schwarzen Schafen<br />
und dergleichen reden würde. Damit würde die grundsätzliche<br />
Ambivalenz der Sportentwicklung, die olympische eingeschlossen,<br />
nicht ausreichend markiert. Das Problem liegt<br />
durchaus in Institutionen und Systemen, die sich unter der<br />
Dominanz der normativen Kräfte vermeintlicher Zwänge so<br />
angepasst haben, dass man, etwa in Analogie zu einem<br />
alternativen Nobelpreis, schon Ausschau hält nach einem<br />
"alternativen Olympia".<br />
Wenn nach der Tradition der moralischen Haltungsbilder, die<br />
wir Tugenden nennen, derjenige gut ist, der auch unter<br />
Belastung, unter Verführung oder unter erfolgsorientierten<br />
strategischen Erwägungen zu seinen Maximen steht, dann ist<br />
auch deutlich, wo die individuelle, moralische Vorbildlichkeit<br />
im Sport zu suchen ist, nicht nur, was ein faires Verhalten<br />
betrifft.<br />
10<br />
Oft wird einer Anerkennung des eigenen Erfolges bzw. der<br />
Verhinderung fremden Erfolges in der Weise das Wort geredet,<br />
das eben doch der Zweck die Mittel heiligt. Wird ein Foul<br />
als Zeichen der Ernsthaftigkeit gelobt, mit welcher sich der<br />
Wille zum Erfolg zum Ausdruck bringt, so spiegelt dies wiederum<br />
die Mentalität: richtig ist, was effizient ist. Würde man<br />
hingegen die Folgen, z.B. des Dopings, nicht nur einbahnig<br />
auf der Ebene von Sieg und Niederlage betrachten, sondern<br />
quer dazu auf der Ebene der Auswirkungen auf einzelne<br />
beteiligte Menschen, müsste man auch hier die Folgen sehen<br />
und bewerten: die Selbstschädigung ebenso wie die Fremdschädigung,<br />
die man etwa bei rohem Spiel im Mannschaftsport<br />
oder im körpernahen Wettbewerb in Kauf nimmt, die<br />
Entwertung des Erfolgs vor den moralischen Maximen. Letzteres<br />
setzt freilich ein sensibles Gewissen voraus, das die<br />
Moral nicht nur als Waffe gegen andere sondern vor allem als<br />
Selbstkontrolle einsetzt.<br />
Neben der moralisch falschen Zweck-Mittel-Beziehung ist<br />
das ebenfalls weitverbreitete Vorurteil zu beachten, das<br />
moralisch Richtige sei auf die Ebene des Leistbaren herabzufahren,<br />
sobald es in konkrete Wettbewerbsprozesse eingeführt<br />
werde. Diese bequeme Art "Implementierungs"-Ethik<br />
schlägt dann vor, unvermeidliche und erfolgsnotwendige<br />
Ermäßigungen des moralischen Anspruches so durchzuführen,<br />
dass sogenannte "Querfolgen", etwa die Möglichkeit<br />
gesundheitlicher Schädigung, nicht eintreten. Es gehe also<br />
darum, Fouls oder auch verdächtige Medikalisierungen<br />
auf eine Weise zu üben, dass sie funktionsgerecht sind,<br />
wenig Schaden anrichten und möglichst nicht bemerkt<br />
werden. Falls sie doch bemerkt werden, ist man bereit, die<br />
Sanktionen zu akzeptieren. Schuldig ist nur der erwischte<br />
Täter.<br />
Die Frage ist aber, ob Sportler bereit sind, ihre moralische<br />
Selbstverpflichtung bis zur Akzeptanz des Misserfolges zu<br />
treiben, oder unterstellen sie diese vorbehaltlos der Kategorie<br />
des Erfolges? Wie schon angedeutet, ist dies nicht nur<br />
eine Frage der Sporttreibenden, sondern auch ihres Umfeldes,<br />
von den Trainern über die Funktionäre bis hin zu den<br />
Mediatoren, zu den Sponsoren und zum Publikum. Wo sind<br />
dort die Vorbilder? So hat die Dopingfrage auch deshalb<br />
einen hohen Stellenwert, weil sie am Leistungsport illustriert,<br />
was auch sonst in der <strong>Gesellschaft</strong> im Argen liegt,<br />
wenn sich zum Beispiel Prüflinge medikalisieren lassen und<br />
wenn Leistung zwischen Stimulanzien und Tranquilizern<br />
erbracht wird.<br />
Gerade in olympischem Zusammenhang wird Sport oft als<br />
Möglichkeit zu mehr Menschlichkeit ausgewiesen. Dem ist<br />
auch nicht zu widersprechen, insoweit der Sport um diese<br />
Mittelfunktion im Verhältnis zu anderen Werten weiß: um die<br />
Friedensförderung, um den Kampf gegen Diskriminierungen<br />
durch Rassismus, Seximus und Klassismus, durch Ausbeutung
und Kindesmissbrauch, um gerechte Verteilung der Güter und<br />
Lebenschancen, um Solidarität angesichts unerfüllter Menschenrechte<br />
und Menschenpflichten, um die Erhaltung der<br />
Umwelt für die nächsten Generationen, um die Autonomie<br />
des Sportlers und der Sportlerin, um die Partizipation der<br />
Beteiligten an den Entscheidungen, welche sie betreffen, um<br />
den größten Vorteil der am meisten Benachteiligten, um<br />
Fürsorge für die Geschädigten.<br />
Sport als Mittel ist an den Zielen zu messen, die in der Metapher<br />
"mehr Menschlichkeit" zusammengefasst sind. Indem<br />
der Sport sich als Mittel versteht und entsprechend in seinen<br />
Sektionen gehandelt wird, hat er einen moralischen Werteüberschuss<br />
gegenüber der "Normalität" der <strong>Gesellschaft</strong>.<br />
Dieser Werteüberschuss aber ist es ja gerade, der ihn medizinisch-wissenschaftlich,<br />
medial, ökonomisch und auch national<br />
so interessant macht. Dabei sind die Werte nicht<br />
schlechthin moralischer Natur: die Körper- und Leistungsfreude,<br />
die Wettbewerbsstruktur und ihre Spannung, die<br />
Erzeugung von Helden und Heldinnen, von Stars und Identifikationsfiguren,<br />
der ästhetische Genuss und die "Power-<br />
Erlebnisse", die Verschiebung von scheinbar festen Grenzen<br />
des Möglichen - das bewegt sich im Bereich von Gütern, die<br />
man zwar noch nicht moralisch nennen mag, die aber der<br />
Selbstfindung und der Kommunikation, der Kooperationsund<br />
Konfliktfähigkeit dienen können und insofern auch<br />
moralisch relevant sind.<br />
In einer Welt der orientierungsarmen Suche nach den Gütern,<br />
die das Leben lebenswert machen, kann der Sport Halt und<br />
ausgleichende Chancen für viele Menschen ohne Vorbehalt<br />
bieten. Er kann aber auch selbst zum Ausdruck einer materialistischen<br />
und konsumistischen Welt werden. Dazu gehört<br />
auch das Vorgaukeln einer Verabschiedung der Endlichkeit<br />
und der Fehlerfähigkeit des Menschen. Das Bündnis der<br />
<strong>Gesellschaft</strong> mit dem Fortschritt, das der Sport mit der Leistungsidee<br />
des "Höher, Weiter, Schneller" so genau zum Ausdruck<br />
bringt, darf die Grenzen nicht übersehen, die wir nur<br />
mit Mitteln überschreiten können, die uns selber schaden.<br />
Deshalb kann es beruhigend sein, wenn im Zeichen des<br />
Kampfes gegen Doping nicht alle Leistungsdaten erreicht<br />
werden, bei denen man schon in der Vergangenheit über<br />
diese Grenze hinaus gegangen ist. Insofern der Sport ein<br />
soziales Phänomen ist, ist er nicht nur durch gute Lebenskonzepte,<br />
gute Anleitungen und durch Tugenden moralisch zu<br />
stärken. Er muss auch immer wieder über seinen Bezug zu<br />
sozialen Werten nachdenken.<br />
Menschen haben Rechte und Pflichten, und das demokratisch<br />
verstandene Gemeinwohl ist nichts anderes als der gemeinsame<br />
Schutz dieser Rechte und die gemeinsame Einforderung<br />
dieser Pflichten, durch welche die Rechte gewährleistet<br />
werden. Wo entsprechende Defizite aufzuarbeiten sind,<br />
bedarf es solidarischer Bemühungen. Die Autonomie des<br />
Sportes in der <strong>Gesellschaft</strong> als eine Form der segmentierten<br />
Selbstregierung ist vom Subsidiaritätsprinzip her zu verstehen,<br />
das diese Autonomie zugleich fordert und begrenzt. Der<br />
Sport befindet sich also gleichsam in einer Art asymmetrischem<br />
<strong>Gesellschaft</strong>svertrag, in welchem er Privilegien<br />
genießt, weil an ihn zugleich Erwartungen gestellt werden. Je<br />
mehr diese Erwartungen erfüllt werden, um so mehr wächst<br />
das Vertrauen in die Privilegien und in deren Sinn. Je defizitärer<br />
der Sport gegenüber legitimen Erwartungen erscheint, um<br />
so mehr wird er der Kontrolle durch die gesellschaftlichen<br />
Instanzen unterworfen.<br />
Der asymmetrische Bund zwischen Sport und <strong>Gesellschaft</strong><br />
muss daher in seiner Form bei manchen Herausforderungen<br />
neu bedacht werden. Coubertins pädagogische Ziele im<br />
"Olympismus" waren eindeutig sozialethisch priorisiert. Deshalb<br />
ist auch der sozialethische Bedarf des Sports genau zu<br />
betrachten. Das heißt, dass der Sport Gegensätze der heutigen<br />
postmodernen <strong>Gesellschaft</strong> in sich austragen muss. Das<br />
heißt, dass er als Integrierungsfaktor, sichtbar an der Integrierung<br />
von Zuwanderern, wichtig bleibt. Das heißt, dass er als<br />
Ort der Einübung demokratischer Partizipation und nicht als<br />
deren Verminderung entfaltet werden sollte. Das heißt, dass<br />
das Verständnis von Gerechtigkeit am Modell der Fairness<br />
auch solidarische Kompensation von naturgegebenen und<br />
sozialen, unverschuldeten Ungleichheiten im Sport einschließen<br />
muss.<br />
Sport ist ein Bewegungsphänomen. Bewegung ist aber nicht<br />
nur auf Güter wie Gesundheit hin gerichtet, sondern auch<br />
selbstzwecklich: Leben ist Bewegung. Bewegung feiert Lebendigkeit.<br />
Das erlebt nicht nur der Langstreckenläufer oder der<br />
Freizeitwalker. Vielmehr enthält jede Bewegung, wie am<br />
Beispiel des Tanzes deutlich wird, meditative Möglichkeiten,<br />
Rhythmen. "Methodos", das griechische Grundwort für unser<br />
heutiges Wort "Methode", ist eigentlich eine Weglehre. Bewegung<br />
und Weg hängen zusammen. Ebenso gibt es eine Parallele<br />
zwischen dem Erwerb von Sportkompetenz und dem<br />
Tugendbegriff als einem "habitus operativus bonus" (Thomas<br />
von Aquin), als eine durch Übung erreichte gute und richtige<br />
Einstellung und abrufbare Haltung. Gut ist, wer unter Stressbedingungen<br />
diese Haltung abrufen kann. Darin ist das<br />
"Vorbildliche" zu sehen.<br />
Im Sport gibt es intensive Momente der Gelingens und des<br />
Höhepunktes im Erreichen von Zielen. Im Vorläufigen des<br />
Menschseins, zu dem der Sport als "wichtigste Nebensache<br />
der Welt" gehört, leuchten endgültige Möglichkeiten menschlichen<br />
Glückens auf. Diese werden um so mehr begriffen, als<br />
man sich der Vorläufigkeit und des Imperfekten, der Fragilität<br />
dieser Höhepunkte - nach einer intensiven, aber vorübergehenden<br />
Verschmelzungsphase des Vorläufigen mit dem<br />
Endgültigen, wie sie im sportlichen Höhepunkt möglich ist -<br />
stets bewusst bleibt.<br />
11
Jugend-Spiele, Putin-Spiele<br />
Eine erste Bilanz: IOC-Präsident Jacques Rogge zwischen<br />
Anspruch und Wirklichkeit Von Günter Deister<br />
Selten haben Widersprüche eine so exakte Zustandsbeschreibung<br />
geben können wie bei der 119. Vollversammlung<br />
des Internationalen <strong>Olympische</strong>n Komitees<br />
in Guatemala-Stadt. Gleich am Anfang überantwortete das<br />
IOC des Jacques Rogge die Winterspiele 2014 an das Sotschi<br />
des Wladimir Putin. Einen Tag später erklärte der IOC-Präsident<br />
den Olympiern, wie bedeutsam der Umweltschutz für<br />
seine Organisation sei. Sein erstmals der Session in Form einer<br />
12<br />
Video-Show präsentierter Beitrag handelte vom Thema: "Wie<br />
das IOC die olympischen Werte am Leben erhalten kann und<br />
welchen Einfluss sie auf seine Programme haben". Deutlich zu<br />
Tage trat eine olympische Welt, die in einem tiefen Zwiespalt<br />
lebt zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Das IOC machte<br />
jenen Kandidaten zum Sieger, der für die Ausrichtung der<br />
übernächsten Winterspiele enorme Eingriffe in die Natur des<br />
Kaukasus plant, unter heftigem Protest von Umweltschutzor-
ganisationen und größtem Bedenken der UNESCO. Zugleich<br />
will das IOC, erst vor wenigen Monaten von einer anderen<br />
Unterorganisation der Vereinten Nationen zum "Champion of<br />
the Earth" gekürt, seine Anstrengungen zum Schutz der<br />
Umwelt noch verstärken.<br />
Für die Präsidentschaft des Jacques Rogge stellen sich solche<br />
Widersprüche als besonderes Dilemma dar. Als der 65 Jahre<br />
alte belgische Comte 2001 das Amt vom spanischen Marques<br />
Juan Antonio Samaranch übernahm, wollte er mehr<br />
Demokratie wagen, das Ansehen des IOC durch eine Null-<br />
Toleranz-Politik gegen Doping und Korruption stärken, eine<br />
Wertedebatte entfachen, die <strong>Olympische</strong>n Spiele kostengünstiger<br />
und überschaubarer veranstalten, bei gleichzeitiger<br />
Modernisierung. Sechs Jahre später, zur Halbzeit einer<br />
voraussichtlich bis 2013 reichenden Präsidentschaft, fällt die<br />
Bilanz sehr unterschiedlich aus. Viel ist Rogge gelungen, viel<br />
hat er erst lernen müssen. Vieles konnte nicht gelingen, weil<br />
die Erbschaft zu schwer, die Zeit für langfristige Reformen zu<br />
kurz, die Widerstände zu groß und die Umstände dagegen<br />
waren.<br />
Samaranch hat die olympische Welt autokratisch regiert -<br />
und durch Freundschaften. Sie gründeten sich auf Geben und<br />
Nehmen. Eingeweiht in die Kernpolitik war nur sein Küchenkabinett.<br />
Standen wichtige Vorhaben an, dann schickte der<br />
Spanier seine Vertrauten los, um Stimmungen zu ergründen<br />
und zu beeinflussen. Im Gegensatz zu einer vorherrschenden<br />
Einschätzung war Samaranch ein vorsichtiger Regent, der nur<br />
eine Entscheidung wagte, wenn er sich des Sieges sicher sein<br />
konnte. So hat er in seiner 21-jährigen Präsidentschaft so gut<br />
wie keine Abstimmungsniederlage erlitten, sieht man einmal<br />
von Olympia-Entscheidungen ab. Samaranch wollte 1996<br />
nicht Atlanta sondern Athen und 2000 nicht Sydney sondern<br />
Peking als Ausrichter von Sommerspielen.<br />
Mit Rogge zog ein Stilwandel in das Olympic House in Lausanne<br />
ein, er war geprägt von Integrität, Eloquenz, Sparsamkeit<br />
und einer auch persönlichen Kontrolle, die selbst vor<br />
Reisekostenabrechnungen von IOC-Mitgliedern nicht Halt<br />
machte. Zum wichtigsten Helfer und Vertrauten wurde der<br />
Schweizer Gilbert Felli, den er vom Sportdirektor zum Exekutivdirektor<br />
für <strong>Olympische</strong> Spiele beförderte. Rogge suchte<br />
zunächst die demokratische Abstimmung. Er gab der Meinungsbildung<br />
einen freien Lauf. Anfangs ließ er mit seinen<br />
Plänen und Ideen selbst das Exekutivkomitee bis zuletzt im<br />
Unklaren. Allerdings einem eher schwachen, vor allem durch<br />
Proporz besetzten Führungsgremium.<br />
Die Gestaltung des olympischen Programms macht das<br />
unterschiedliche Vorgehen der beiden letzten IOC-Präsidenten<br />
besonders deutlich und zeigt zugleich, welch schweres<br />
Erbe Rogge angetreten hat. Samaranch betrieb Wachstum<br />
fast um jeden Preis und weitete die Sommerspiele mit 28<br />
Sportarten, über 300 Wettkämpfen und bis zu 12.000 Athleten<br />
ins Gigantische. Der Spanier subventionierte die beteiligten<br />
internationalen Verbände mit hohen Millionensummen<br />
und zog sich somit Teilhaber heran, deren Überleben in nicht<br />
wenigen Fällen von ihrer olympische Existenz abhängt.<br />
Abstimmungen über Sportarten wurden immer mehr zu<br />
Abstimmungsschlachten des Lobbyismus. Das Programm<br />
geriet für Samaranch zu einem unsteuerbaren Problem. Er<br />
wusste, dass er die Enteignung der Vollversammlung um<br />
eines ihrer wenigen Rechte, nämlich die Sportarten selbst<br />
und nicht durch die Exekutive zu bestimmen, nicht durchsetzen<br />
konnte. Also versuchte er es erst gar nicht. Am Ende<br />
seiner Präsidentschaft sagte Samaranch, "bei der Programmgestaltung<br />
habe ich versagt".<br />
Rogge betrat ein vermintes Feld, als er schon ein Jahr nach<br />
Amtsantritt die Wende herbeiführen wollte. Im ersten Anlauf<br />
scheiterte ein versuchter Platzverweis für Softball, Baseball<br />
und Modernen Fünfkampf. 2005 erlebte der IOC-Präsident<br />
ein Debakel, als die Vollversammlung zwar Softball und<br />
Baseball heraus wählte, aber dem Belgier danach den<br />
Wunsch auf Aufnahme von Golf und Rugby versagte. Mit<br />
entscheidend war ein höchst demokratisches, aber überaus<br />
kompliziertes System von Einzelabstimmungen. Daraus hat<br />
Rogge eine Konsequenz gezogen, die man eine gelenkte<br />
Demokratie nennen könnte mit der wieder auferstandenen<br />
Akklamation als wichtigstem Instrument. In Guatemala-<br />
Stadt setzte er durch, dass nicht nur wie bisher bei der<br />
Abwahl, sondern auch bei der Aufnahme neuer Sportarten<br />
lediglich noch eine einfache Mehrheit in der Vollversammlung<br />
notwendig ist. Die Regelung beinhaltet eine Ausdehnung<br />
der Programmherrschaft des Exekutivkomitees über<br />
Disziplinen und Wettbewerbe hinaus: Nach 26 Sportarten bei<br />
den Spielen in London 2012 soll es vier Jahre später 26<br />
Kernsportarten und zwei Wahlsportarten geben, 2020 heißt<br />
die Formel 25 plus drei. Das Vorschlagsrecht liegt bei der 15köpfigen<br />
IOC-Regierung, abgestimmt werden soll jeweils nur<br />
im Gesamten. Das macht auch deshalb Sinn, weil es ein<br />
Votum über ein Gesamtkonzept werden soll. Für jemanden,<br />
der sich eine Modernisierung des Programms zum Ziel<br />
gesetzt und zur größeren Flexibilität zunächst eine Zahl von<br />
15 Kernsportarten angestrebt hat, sind diese Veränderungen<br />
aber nur ein höchst relativer Erfolg. Allerdings gehört zu<br />
Rogges Bilanz auch das nicht geringe Verdienst, das olympische<br />
Wachstum gebremst zu haben.<br />
Veränderte demokratische Umgangsformen wandte der<br />
Belgier auch an, als es um die Einführung der <strong>Olympische</strong>n<br />
Jugendspiele und um die Wiederwahl von 27 IOC-Mitgliedern<br />
ging. Diese Wiederwahl nach einer achtjährigen Amtsperiode<br />
war nach dem Korruptionsskandal um den erfolgreichen<br />
Olympia-Bewerber Salt Lake City 1999 aus gutem Grund<br />
beschlossen und damals weitgehend applaudiert werden.<br />
Immerhin hatte sich das IOC ein für dringend notwendig<br />
13
gehaltenes Instrument der Einzelüberprüfung geschaffen.<br />
Eine Vertrauen bildende Maßnahme wäre es nun gewesen,<br />
über jedes Mitglied auch einzeln abstimmen zu lassen. Rogge<br />
tat es im Block, gliederte sich selbst mit ein und erhielt ein<br />
Votum von 92:5, bei vier Enthaltungen.<br />
Was geheime Einzelabstimmungen aussagen können, zeigte<br />
sich an zwei anderen Beispielen. Der Schweizer Patrick Baumann<br />
bekam bei seiner Ernennung zum IOC-Mitglied lediglich<br />
47 von 91 Stimmen. Ein für olympische Verhältnisse fast<br />
einmaliger Protest gegen die IOC-Führung und die Tatsache,<br />
dass die Schweiz - wie Italien - mit fünf Mitgliedern im<br />
olympischen Parlament vertreten ist. Damit setzt sich auch<br />
unter Rogge ein gravierendes Ungleichgewicht fort. Von 205<br />
Nationalen <strong>Olympische</strong>n Komitees können nur 79 in der<br />
Vollversammlung Einfluss nehmen, 22 mit einer Stimme, 57<br />
gar mit mehreren. Bei der mit 49:22 ausgegangenen Wahl<br />
um einen Sitz in der Exekutive für den Norweger Gerhard<br />
Heiberg und gegen Juan Antonio Samaranch Junior zeigte<br />
sich, wie stark der Einfluss des 87 Jahre alten Ehrenpräsidenten<br />
gesunken ist. Allerdings war er noch stark genug, um<br />
Sotschi wichtige Stimmen beim 51:47-Sieg über Pyeongchang<br />
zu besorgen.<br />
Als Rogge zur offenen Abstimmung über die Jugend-Spiele<br />
bat, erhielt er gar ein einstimmiges Votum. Das verwunderte,<br />
denn in den 47 Wortmeldungen war neben viel Zustimmung<br />
auch Kritik angeklungen, am meisten beim Kanadier Richard<br />
Pound. Der einstige Rivale von Rogge, dem er 2001 bei der<br />
Präsidentenwahl unterlegen war und der danach als Chef der<br />
Welt-Antidoping-Agentur (WADA) immer wieder versuchte,<br />
dem IOC Beine zu machen, sagte den Satz: "Ich frage mich,<br />
ob eine Struktur aus dem 19. Jahrhundert der richtige Ansatz<br />
14<br />
ist, Probleme zu lösen, die hier beschrieben wurden." Als da<br />
wären Bewegungsarmut von Heranwachsenden, Vorverlegung<br />
von Kinderdrill und Kinderdoping, Überforderung durch eine<br />
Vielzahl von Wettbewerben schon im frühen Alter.<br />
Rogge sieht hingegen die Chancen weit größer als die Risiken.<br />
Für ihn sollen die Jugend-Spiele eine Art von olympischer<br />
Erziehungsanstalt sein, weitgehend bezahlt vom IOC<br />
und in der Sommerversion erstmals ausgerichtet 2010. Noch<br />
sind viele Einzelheiten ungeklärt, so auch die Frage, ob Rogge<br />
sein Anliegen durchsetzen kann, bei Siegerehrungen auf<br />
nationale Flaggen und Hymnen zu Gunsten der olympischen<br />
Symbole zu verzichten. Für das Schweizer IOC-Mitglied<br />
Joseph Blatter, von Beruf FIFA-Präsident, hat das IOC in<br />
Guatemala eine "Frühgeburt" zur Welt gebracht. Für Rogge ist<br />
es das Bemühen, auszubrechen aus den Fesseln der Verhältnisse<br />
und etwas Bleibendes zu hinterlassen: ein Vermächtnis.<br />
In jedem Fall ist es eine Änderung der Begrifflichkeit. Wenn<br />
künftig das IOC "die Jugend der Welt" einlädt, kann es nicht<br />
mehr die <strong>Olympische</strong>n Spiele meinen.<br />
Die Akklamation für die Jugend-Spiele hat ihre besondere<br />
Bedeutung als Zeichen für Loyalität und Vertrauen. Die Olympier<br />
zeichneten damit einen Präsidenten aus, der Tritt gefasst<br />
und ihrem Bund zu neuem Ansehen verholfen hat. Allerdings<br />
hat sich die von Rogge propagierte Null-Toleranz-Politik<br />
gegen Korruption und Doping als ein mühsames Geschäft<br />
erwiesen. Trotz einiger Ausschlüsse ist das IOC noch immer<br />
nicht eine durchgehend ehrenwerte <strong>Gesellschaft</strong>. Manche<br />
Altlast aus der Samaranch-Ära überlebte. Da die Gesamtanzahl<br />
der persönlichen Mitglieder in den letzten Jahren von bis<br />
zu 130 auf satzungsgemäße 115 schrumpfen musste, kann<br />
Rogge jetzt erst neue personelle Akzente setzen. Bei der
Bekämpfung der Doping-Seuche hat er, unterstützt von<br />
seinem wichtigsten Helfer Thomas Bach, Signale gesetzt:<br />
Aberkennung von Medaillen nach erfolgreicher Einführung<br />
von Zielfahndungen, Ausschlüsse von <strong>Olympische</strong>n Spielen<br />
wegen des dringenden Verdachts der Flucht vor einer<br />
Dopingkontrolle, lebenslange Olympia-Sperren nach Überführung<br />
von Doping-Tätern durch Indizienbeweise im Zusammenwirken<br />
mit der Polizei. Beispiele, die über <strong>Olympische</strong><br />
Spiele hinaus wirken sollen. Letzte Konsequenzen wie der<br />
Ausschluss von Nationalen <strong>Olympische</strong>n Komitees, Sportarten<br />
wie das Gewichtheben oder Wettbewerben wie den Straßenradsport<br />
der Männer existieren bisher nur als Drohgebärde.<br />
Das ist ein Feld für Rogges zweite Halbzeit genauso wie die<br />
Gestaltung <strong>Olympische</strong>r Spiele, die Überprüfung des Verhältnisses<br />
zu Politik und Wirtschaft und die Befähigung des IOC<br />
zur Sinn stiftenden Kraft. Die Spiele sollten bescheidener<br />
werden, auch geringere Einnahmen seien vorübergehend<br />
hinnehmbar, hatte Rogge noch vor Amtsantritt auch propagiert.<br />
In der Realität des Amtes hat er rasch den Lehrsatz<br />
seines Vorgängers übernommen, wonach die Attraktivität<br />
<strong>Olympische</strong>r Spiele das Allerwichtigste sei. Eine Konsequenz<br />
war, dass Rogge sich selbst zum Verkaufschef für die Fernsehrechte<br />
machte und dabei Zuwächse von mehr als 30 Prozent<br />
erzielte. Zusammen mit dem nach wie vor florierenden Sponsorengeschäft<br />
mit einem Dutzend Weltunternehmen aus den<br />
USA, Asien und der Schweiz und einer wohl demnächst<br />
erfolgenden russischen Ergänzung nähert sich das IOC dem<br />
Fünf-Milliarden-Dollar-Umsatz. Es ist jene Summe, die der<br />
olympische Monopolist innerhalb eines Vierjahreszyklusses<br />
erlöst und an die Olympia-Organisatoren, die NOKs, die<br />
Sportverbände und seine Entwicklungshilfe-Organisation<br />
verteilt, unter Einbehaltung von acht Prozent als Eigenbedarf.<br />
Mittlerweile sind die IOC-Rücklagen als Risikovorsorge so<br />
stark angewachsen, dass der Weltverband den einmaligen<br />
Ausfall <strong>Olympische</strong>r Spiele verkraften könnte.<br />
Rogge geht also den kommerziellen Weg von Samaranch<br />
konsequent weiter. Das erhöht die finanzielle Unabhängigkeit.<br />
Aber die Spirale des Anspruchs und des Aufwands schraubt<br />
die Spiele in immer höhere Dimensionen und rückt die<br />
Bewerbungen von Schwellenländern aus Afrika und Lateinamerika<br />
in immer weitere Ferne. Peking 2008 protzt, London<br />
2012 klotzt. Nun sind auch die Winterspiele zu einem von<br />
Politik und Kapital begehrten Großprojekt geworden. Erstmals<br />
marschierten in Guatemala-Stadt bei allen Kandidaten<br />
Staats- oder Regierungschefs an der Spitze mit. Es ist kein<br />
Zufall, dass mit Sotschi jener Bewerber gewonnen hat, der<br />
mit Wladimir Putin den mächtigsten Politiker aufgeboten, mit<br />
vorsichtig geschätzten Bewerbungskosten von 60 Millionen<br />
Dollar den höchsten Kapitaleinsatz geleistet und mit 12<br />
Milliarden Dollar das größte Investitionsvolumen garantiert<br />
hat. Liest man den von Felli wesentlich mitgeschriebenen<br />
Evaluierungsbericht richtig, dann hat Rogge eher Pyeongchang<br />
gewollt - wie zuvor auch Paris, das das Duell gegen<br />
London und dessen Stimmenfänger Tony Blair verlor. In der<br />
britischen Metropole nähern sich die Gesamtkosten für die<br />
übernächsten Spiele der 20-Milliarden-Dollar-Grenze.<br />
Rogge muss hinnehmen, dass Politik und Kapital immer mehr<br />
darüber mit entscheiden, wo das IOC sein Hochglanzprodukt<br />
ausstellen darf. Zu den Folgeschäden gehört auch, dass die<br />
1999 beschlossenen Reformen zur Eindämmung von Auswüchsen<br />
praktisch Makulatur sind. Jetzt soll sein Vizepräsident<br />
Bach neue Vorschläge machen: Vielleicht doch die<br />
15
Wiederzulassung der Besuche von Bewerberstädten durch<br />
IOC-Mitglieder, dann aber kontrolliert und im Kollektiv? Den<br />
Ausschluss von führenden Staatsvertretern von der letzten<br />
Präsentation, deren Anwesenheit zumindest Samaranch<br />
immer als Auszeichnung betrachtet hat? Der Verpflichtung<br />
auf eine Obergrenze für die Bewerbungskosten, die aber<br />
schwerlich zu überprüfen wären? Oder gar die Einführung<br />
eines Vorschlagsrechts durch das Exekutivkomitee als ein<br />
Steuerungsinstrument, was die Vollversammlung weiter<br />
entmachten würde? Es ist wie beim Zauberlehrling, der die<br />
Geister, die er gerufen hat, nicht mehr bannen kann.<br />
Wenn die Winterspiele 2014 in Sotschi stattfinden werden,<br />
wird Jacques Rogge nicht mehr IOC-Präsident sein. So werden<br />
die Spiele von Peking 2008 zur Nagelprobe seiner Amtszeit<br />
werden. Wie wird das IOC seine fundamentalen Prinzipien<br />
durchsetzen können, die jede Form von Diskriminierung<br />
verbieten, gegenseitiges Verstehen, den Geist der Freundschaft,<br />
Solidarität und Fair Play verlangen und als Aufgabe<br />
die Förderung des Friedens fordern? Zuletzt hat Rogge auffällig<br />
oft Hein Verbruggen in Menschenrechtsfragen das Wort<br />
ergreifen lassen. Es ist jener Mann, der als Präsident des<br />
Internationalen Radsportverbandes (UCI) von 1991 bis 2005<br />
"zugelassen hat, dass das Problem Doping außer Kontrolle<br />
geraten ist", so WADA-Chef Pound. Verbruggen, der noch<br />
immer seine Geschäfte mit dem verschmutzten Straßenradsport<br />
macht, ist die rätselhafteste Personalentscheidung des<br />
Präsidenten Rogge. Ausgerechnet der Niederländer darf die<br />
Koordinierungskommission des IOC für die Spiele im nächsten<br />
Jahr anführen. In Guatemala-Stadt hat Verbruggen<br />
Politiker wie Menschenrechtsorganisationen davor gewarnt,<br />
die Spiele als Plattform für ihre Interessen "zu missbrauchen".<br />
In der olympischen Zentrale in Lausanne heißt es, "mit Sotschi<br />
hat sich das IOC die größte Baustelle der olympischen<br />
Geschichte eingehandelt". Bezogen auf den Chirurgen im<br />
Präsidentenamt bedeutet das, die schwierigsten Operationen<br />
stehen ihm noch bevor. Es gibt eine entfernte Hoffnung, dass<br />
der <strong>Olympische</strong> Kongress 2009 in Kopenhagen, der erste seit<br />
1991 in Paris, eine der Wirklichkeit nahe Diagnose für den<br />
Olympismus im 21. Jahrhundert liefert.<br />
16<br />
Der Brockhaus bezeichnet den Montblanc (4807 m)<br />
als den höchsten Berg Europas und nennt den<br />
Elbrus die mit 5642 Metern höchste Erhebung des<br />
Kaukasus. Somit ordnet das Nachschlagewerk den Elbrus<br />
Asien zu. Der erfolgreiche Olympiabewerber aus Sotschi<br />
beansprucht hingegen für den Elbrus den Titel eines<br />
europäischen Berg-Champions. Tatsächlich zieht sich die<br />
imaginäre Grenze zwischen dem alten Kontinent und<br />
Asien irgendwo durch den Kaukasus. Theoretisch könnte<br />
es sogar sein, dass der westliche, höhere Gipfel des Elbrus<br />
in Europa und sein östlicher, um 49 m kleinere Zwillingsbruder<br />
in Asien ansässig ist. Diese komplizierte Standortfrage<br />
könnte eine Rolle spielen, wenn in vier Jahren das<br />
Ein Weg nach<br />
Internationale <strong>Olympische</strong> Komitee erneut über die Vergabe<br />
<strong>Olympische</strong>r Winterspiele befindet. Dann wird die nicht<br />
unwichtige geopolitische Frage lauten: Wohin mit dem<br />
Spektakel auf Eis und Schnee nach Nagano (Asien), Salt<br />
Lake City (Nordamerika), Turin (Europa), Vancouver (Nordamerika)<br />
und dem scheinbaren Niemandsland Sotschi?<br />
Es ist eine Frage, die DOSB-Präsident Thomas Bach elegant<br />
umging, als er nach Sotschis Coup eine überkontinentale<br />
Begrifflichkeit einführte. Eine Alpen-Bewerbung könnte<br />
für die Winterspiele 2018 eine Chance haben, sagte Bach.<br />
Eine Alpen-Bewerbung mit einem deutschen Bewerber<br />
München stand als Möglichkeit unausgesprochen dahinter.<br />
Der Präsidiumsbeschluss des Dachverbandes, nun ein<br />
intensives Prüfverfahren einzuleiten und bei der DOSB-<br />
Mitgliederversammlung am 8. Dezember in Hamburg zum<br />
Abschluss zu bringen, könnte aus der Möglichkeit eine<br />
Tatsache machen.<br />
Bach hat als oberstes Kriterium für eine erneute Olympia-<br />
Bewerbung immer die Erfolgsaussicht ausgegeben. Damit<br />
war die Entscheidung folgerichtig, eine Kandidatur für die<br />
Sommerspiele 2016 auszuschließen. Nach London 2012<br />
scheint Europa auf verlorenem Posten zu stehen. Der Kreis<br />
der Festanmelder ist schon vor dem Nennungsschluss im<br />
September so exklusiv, dass eine Bewerbung von Berlin<br />
oder Hamburg als chancenlos erscheinen muss. Das Argument<br />
aus den beiden einzig in Frage kommenden deutschen<br />
Städten, man sollte sich für einen späteren Erfolg<br />
geduldig anstellen, wirkt nur auf den ersten Blick überzeugend.<br />
Der DOSB kann keinem der beiden Städte ein
Dauerabo ausstellen, was für die Hansestadt mit ihrer bis<br />
2028 zur Verfügung stehenden Hafencity als olympisches<br />
Kompaktzentrum besonderen Sinn machte. Zudem könnte<br />
eine deutliche Niederlage für die 2016-Spiele eine nachfolgende<br />
Kandidatur eher schwächen. Die Öffentlichkeit geht<br />
gnadenlos um mit Verlierern, wie die völlig missglückten<br />
Versuche mit Berchtesgaden (1992), Berlin (2000) und Leipzig<br />
(2012) zeigten.<br />
Diese Öffentlichkeit verlangt mit Recht auch immer eine<br />
Rechtfertigung für den Aufwand. Sotschi, Pyeongchang und<br />
Salzburg mit addierten <strong>Ausgabe</strong>n von etwa 120 Millionen<br />
Dollar für ihre Kampagne um die Winterspiele 2014 haben ein<br />
München Von Günter Deister<br />
eher abschreckendes Beispiel geliefert. Es ist nicht davon<br />
auszugehen, dass sich der Trend umkehren lässt. IOC-Präsident<br />
Jacques Rogge versucht es, indem er seinem Vizepräsidenten<br />
Bach den Auftrag erteilt hat, Vorschläge zu finden für<br />
einen Dammbau gegen die Fluten des Aufwands. Das ist so,<br />
als sollte Bach den Stein des Weisen finden. Eine Pointe<br />
könnte es auf jeden Fall werden. Denn wenn es zu einer<br />
deutschen Bewerbung mit München kommt, wäre Bach<br />
Dammbauer und Dammwächter in einer Person.<br />
Eine Münchner Bewerbung für die Winterspiele 2018 hätte<br />
die mit Abstand größten Chancen unter allen anderen denkbaren<br />
nationalen olympischen Optionen. Die Stadt kann mit<br />
einem weltweiten Prestige wuchern. Ihre Möglichkeiten<br />
haben ausgereicht, 1972 mit Erfolg Sommerspiele auszurichten.<br />
Ihre Kapazität wäre groß genug, um ohne riesige Investitionen<br />
Beherbergungs-, Informations- und Verkehrszentrale<br />
zu sein und dazu Ausrichter der Eiswettbewerbe. München<br />
wäre ein Gegenmodell zu der Computersimulation Sotschi<br />
und der Hinwendung zu einem neuen Markt. Die bayerische<br />
Metropole wäre Dank nachhaltigem Bauen ein Modell für<br />
eine erste olympische Doppelnutzung und die Bedienung des<br />
alten, nach wie vor wichtigen Marktes. Schon jetzt ist absehbar,<br />
dass sich das IOC nach der Hochrisiko-Vergabe an Sotschi<br />
wieder nach einem olympischen Hort sehnen wird, der Qualität<br />
mit Verlässlichkeit verbindet.<br />
Dies würde der Diskussion um eine Richtungsentscheidung<br />
neuen Sinn geben. Und dabei brauchte München auch keinen<br />
europäischen Konkurrenten zu fürchten, wegen Vancouver<br />
2010 auch keinen aus Nordamerika, wohl aber eine dritte<br />
Bewerbung von Pyoengchang. Sie ist zu erwarten, falls die<br />
Sommerspiele 2016 in zwei Jahren nicht an Tokio vergeben<br />
werden. Für das erprobte München sprächen schließlich auch<br />
jene Argumente, die Rogge zuallererst für Sotschi gefunden<br />
hat: "Eine große Sportnation, eine noch größere Wintersportnation."<br />
Doch all das würde wenig zählen, wenn bestimmte Bedingungen<br />
nicht erfüllt sind. Die Stadt München und das Land<br />
Bayern wollen unbedingt, die Zustimmung der Bundesregierung<br />
ist sehr wahrscheinlich. Doch will auch die Wirtschaft?<br />
Ohne sie würde das aufwändige Projekt kaum zu stemmen<br />
sein. Die wichtigste Voraussetzung für eine erfolgreiche<br />
Bewerbung allerdings ist, sie kompakt<br />
anzubieten und nicht alle erprobten<br />
bayerischen Wintersportorte mit einzusammeln.<br />
Neben München käme Garmisch-Partenkirchen,<br />
dem Ausrichter<br />
der Winterspiele 1936 und der alpinen<br />
Weltmeisterschaft 2011, die Rolle der<br />
Schnee-Zentrale zu, mit Schönau und<br />
seiner Kunsteisbahn am Königssee für<br />
den Schlittensport als einziger Außenstelle.<br />
Die alpine WM nur wenige Monate vor der Wahl der<br />
Winterspiele 2018 wäre eine zusätzliche Chance für internationale<br />
Selbstdarstellung.<br />
Der deutsche olympische Sport ist gewillt, nun fällt der<br />
bayerischen Politik die Aufgabe zu, dem DOSB den richtigen<br />
Zuschnitt für einen Maßanzug zu liefern. Das scheint die<br />
größte Hürde für eine Bewerbung zu sein. Gefordert ist bei<br />
der Festlegung der Eckpunkte nichts mehr und nichts weniger<br />
als eine große bayerische Koalition zwischen dem Münchner<br />
SPD-Oberbürgermeister Christian Ude und der CSU-Landesregierung.<br />
Da muss es kein Vorteil sein, dass die Suche nach<br />
einem Erfolg verheißenden Konzept mitten hinein fällt in den<br />
Ministerpräsidenten-Wechsel von Edmund Stoiber zu Günther<br />
Beckstein.<br />
Die Rollenverteilung bei der möglicherweise zehnten deutschen<br />
Olympia-Bewerbung ist klar. Das IOC hat in seinen<br />
Reformbeschlüssen von 1999 den Nationalen <strong>Olympische</strong>n<br />
Komitees und damit dem DOSB die alleinige Verantwortung<br />
bei Bewerbungen übertragen. Die Stadt wird erst Vertragspartner<br />
des IOC, wenn sie, gestützt auf Garantien von Staatsund<br />
Regionalregierungen, die Spiele übertragen bekommen<br />
hat. Somit kommt Thomas Bach als DOSB-Präsident und IOC-<br />
Vizepräsident jetzt eine Schlüsselrolle zu. Als zweimaliger<br />
IOC-Chef-Evaluierer von Olympia-Kandidaten weiß er genau,<br />
worauf es ankommt. Als Anführer des deutschen Sports kann<br />
er einschätzen, was mit München möglich ist. Nur wenn<br />
dieses Wissen und diese Einschätzung zu einer Übereinstimmung<br />
kommen, wird es wohl eine Bewerbung geben, und<br />
dann könnte sie auch erfolgreich sein.<br />
17
<strong>Olympische</strong> Erziehung auf dem<br />
Prüfstand<br />
N<br />
ach den alten Urkunden beginnt die Geschichte der<br />
<strong>Olympische</strong>n Spiele im Jahre 776 v.Chr. Sie endet mit der<br />
293. Olympiade, als Kaiser Theodosius d. Große im Jahre 394<br />
n.Chr. die inzwischen entarteten Spiele verbot. Wir haben<br />
Anlass, mit Erstaunen und Erfurcht die Kraft einer Idee zu<br />
bewundern, die ein Jahrtausend und eine der erregendsten<br />
Epochen der Menschheitsgeschichte überdauerte. Tatsächlich<br />
war die <strong>Olympische</strong> Idee aber schon lange, bevor sie 776<br />
urkundlich in die Geschichte eintrat, im griechischen Volk<br />
lebendig. Nach den großartigen Darstellungen in der Ilias muss<br />
man annehmen, dass der olympische Gedanke schon zu Lebzeiten<br />
Homers Allgemeingut gewesen war.<br />
Aus welchen Tiefen der menschlichen Seele der olympische<br />
Gedanke der Antike aufgestiegen ist, wird in einer Rede des<br />
Altertumsforschers Ernst Curtius (1852) deutlich: Er stellt die<br />
Gymnastik in den Dienst der Religion, denn, "wenn zur Feier<br />
der unsterblichen Götter das Beste dargebracht wurde, was der<br />
Boden des Ackers, was die Herden des Feldes erzeugten oder<br />
was der Menschen erfindungsreiche Kunst der Formenbildung,<br />
wie der Rede und des Gesanges, zu schaffen wusste, - wie<br />
sollte da nicht auch das Köstliche aller Güter den Göttern<br />
geheiligt werden, die Jugendkraft des nachwachsenden<br />
Geschlechts". Wir haben viele Zeugnisse über die lebendige<br />
Wirksamkeit Olympias, und doch können wir die Idee bis in ihre<br />
tiefsten Gründe heute nicht sicher nachempfinden.<br />
Der harmonische Dreiklang von Leib, Geist und Seele der<br />
griechischen Kultur ist sicherlich auch die Quelle des olympischen<br />
Gedankens gewesen, bei der allerdings der Leib die<br />
Führung bestimmte. Daraus ist die Wiederbelebung der <strong>Olympische</strong>n<br />
Spiele der Neuzeit aber nicht zu erklären. Carl Diem<br />
weist sehr richtig auf die Auswirkungen der Renaissance und<br />
des Humanismus und auf die wieder gewonnene Geistesfreiheit<br />
hin; es bleibt jedoch immer noch eine letzte Frage offen -<br />
nach dem Leib. Sicher ist, dass nicht die Schule, sondern einzelne<br />
junge Menschen den Anstoß gaben zur neuen Besinnung<br />
auf das alte Zwiegespräch des Leibes mit der Seele.<br />
Coubertins Persönlichkeit war der große Katalysator, der die<br />
unbewussten Sehnsüchte des erwachsenden Sporterlebens im<br />
olympischen Gedanken der Neuzeit zusammenführte. Er wagte<br />
es, die unentbehrlichen Ideale aufzugreifen und mit neuem<br />
Leben zu erfüllen, so dass die olympische Fackel über die ganze<br />
Erde zu leuchten begann. Aber hat sie die reinigende Kraft,<br />
abermals ein Jahrtausend die Herzen der Jugend zu entzünden?<br />
In einer Zeit, die von reinem Intellektualismus beherrscht<br />
wird, besitzt die <strong>Olympische</strong> Idee die Chance, lange zu leben<br />
nur, wenn etwas Außergewöhnliches geschieht. Die irrationalen<br />
18<br />
Kräfte des modernen Olympismus sind in Gefahr, im zivilisatorischen<br />
Pseudorummel zu ersticken.<br />
Wenn, wie Ortega y Gasset es einmal gesagt hat, die geheimnisvolle<br />
leib-seelische Zwischenschicht der Sitz unserer ganzen<br />
Persönlichkeit und Lebensdynamik ist, dann gewinnt die recht<br />
verstandene <strong>Olympische</strong> Bewegung in unserer Zeit eine ungeheuer<br />
weit reichende Bedeutung, die in der Jugenderziehung<br />
beginnt, auch die Leibeserziehung an den Universitäten einbezieht<br />
und auf die Einstellung der geistig führenden Schichten<br />
im Sport ausstrahlt. Es soll nicht die Anbetung des Verstandes<br />
durch einen Kult des Leibes ersetzt, sondern die Erstarrung in<br />
überholten Formen gelöst werden.<br />
Die zivilisatorischen Entwicklungen mit ihren schweren Schäden<br />
und Verkrampfungen lassen sich nicht zurückdrehen, aber<br />
das Schwinden der vitalen Kräfte<br />
können wir auffangen. Diese<br />
fundamentale kulturelle Aufgabe<br />
ließe sich umso leichter<br />
bewältigen, je mehr wir uns<br />
bemühten, die geheime Kraft der<br />
<strong>Olympische</strong>n Idee in unserer<br />
gefährdeten Zeit neu wirksam<br />
werden zu lassen. Ob wir das aber<br />
- wie das IOC jüngst beschlossen<br />
hat - mit zusätzlichen Spielen der<br />
Jugend (vom 14. bis zum 18.<br />
Lebensjahr) erreichen, ist die entscheidende Frage.<br />
Die <strong>Olympische</strong>n Jugendlager in Verbindung mit den Spielen<br />
und die Internationale <strong>Olympische</strong> Akademie in Olympia sind<br />
ein viel besserer Ansatz für die olympische Erziehung der<br />
Jugend, als der jetzt drohende frühe Starrummel. Hier hat das<br />
IOC eine wichtige Frage nicht richtig durchdacht.<br />
Lang Lang und die Leichtathletik<br />
S<br />
Karlheinz Gieseler<br />
portfreunde, die sich grämen, weil die Medien hier zu<br />
Lande einigen alteingesessenen olympischen Disziplinen<br />
die kalte Schulter zeigen, sollten ab und zu mal Konzerte der<br />
klassischen Musik besuchen. Auch diese Branche hat schon<br />
bessere Tage erlebt, aber inzwischen ein Mittel gefunden gegen<br />
den schleichenden Niedergang des Interesses an der E-Musik:<br />
Lang Lang. Dem asiatisch-amerikanischen Zauberer auf der<br />
Klaviatur des Pianos gesteht ein Teil der Kritik all das zu, was<br />
heutzutage offenbar notwendig ist, das Publikum zurück in die<br />
Konzertsäle zu holen und dort zu verführen (andere, eher<br />
konventionelle Rezensenten beäugen ihn indes mit Argwohn):<br />
Charisma und Unterhaltungstalent.<br />
OF-KOMMENT<br />
OF-KOMMENTARE<br />
ARE
Zieht man nun die durchaus mögliche Parallele von der Klassik<br />
der Musik zum Klassiker des Sports, dann drängt sich geradezu<br />
die Frage auf: Braucht die im Geschäft um öffentliche Aufmerksamkeit<br />
wohl bemühte, seit geraumer Zeit freilich nicht<br />
sonderlich erfolgreiche Leichtathletik einen Lang Lang? Einen,<br />
der, wie in der Musik, scheinbar zementierte Formen mit Hilfe<br />
von professionellem Entertainment aufzulösen vermag? Die<br />
Antwort: Wer wie diese Sportart den Anspruch erhebt, auch<br />
außerhalb von Olympia und Weltchampionat im Tagesgeschäft<br />
eines jeden Sommers wahrgenommen zu werden (einen<br />
Anspruch, den andere olympische Traditionalisten wie Schwimmen,<br />
Rudern, Turnen offenbar aufgegeben haben), sollte nach<br />
einem wie Lang Lang Ausschau halten.<br />
Tut die Leichtathletik auch, meint sie doch erkannt zu haben,<br />
dass das von Zeitgeist und Dopinggeschwür verursachte Interessendefizit,<br />
vor anderen Möglichkeiten der Problemlösung,<br />
von Athleten des Typus` Star behoben werden muss. Glaubt<br />
auch, diese zu besitzen - und erliegt doch nur fatalem Selbstbetrug.<br />
In der Kategorie Lang Lang hat die Branche, bei rechtem<br />
Licht besehen, niemanden zu bieten: Weil sie den Fehler<br />
begeht, in einer Zeit, in der Höchstleistungen anrüchige Wesen<br />
sind, den Star vorrangig über seine Wettkampfergebnisse zu<br />
definieren, statt zusätzlich über Aura und Authentizität der<br />
Persönlichkeit. Der Rekord taugt doch schon lange nicht mehr<br />
als Maßstab für systemübergreifende Popularität. Stars sind<br />
häufig selbsternannt oder als solche von mittelmäßigen Managern<br />
gepriesen, tatsächlich aber mehrheitlich austauschbar und<br />
daher ohne hohen Wiedererkennungswert. Keiner da, der, wie<br />
der Tastenkünstler aus Fernost in der klassischen Musik, neue<br />
Impulse geben könnte. Notabene, nicht im Kern braucht es<br />
Erneuerung. Auch Lang Lang wählt für Mozarts G-Dur-Konzert<br />
keine anderen Noten als der Komponist, aber er verkauft sie,<br />
als habe er sie soeben erst zu etwas ganz Neuem zusammengefügt.<br />
Da muss jemand etwas missverstanden haben, wenn er den<br />
(überforderten) Sportler voranschickt, die Vertrauenskrise, in<br />
der ein Teil des Olympiasports steckt, mit der Leichtathletik an<br />
der Spitze, zu beheben. Gefragt sind Reformer und ihre Ideen<br />
für ein neues Design - und gefordert Verantwortliche des<br />
Sports mit Mut zu ihrer Umsetzung.<br />
Michael Gernandt<br />
Die olympischen Werte und die Zukunft<br />
des Sports<br />
D<br />
er Sport, namentlich der internationale Spitzensport, sieht<br />
sich derzeit wie selten zuvor in die Defensive gedrängt.<br />
Angesichts der Verwerfungen und Anfechtungen, die seit<br />
geraumer Zeit in hohem Maße nicht nur sein Image belasten,<br />
sondern auch seine Glaubwürdigkeit und damit seinen Fortbestand<br />
in Frage stellen, ist ihm zunächst und vor allem um<br />
Schadensbegrenzung zu tun. Verständlicherweise. Schließlich<br />
muss akuter Gefahr auch akut begegnet werden. Freilich sind<br />
Sofortmaßnahmen am Unfallort allenfalls dazu geeignet, das<br />
Schlimmste zu verhindern, das Beste zu befördern vermögen sie<br />
nicht. Gerade im Sport ist doch vielfach belegt, dass nur erfolgreich<br />
ist, wer die eigenen Stärken zur Geltung zu bringen und<br />
die selbst gewählte Strategie offensiv zu verfolgen vermag.<br />
Schon von daher ist es sehr zu begrüßen, dass sich der <strong>Deutsche</strong><br />
<strong>Olympische</strong> Sportbund ganz im Sinne der Antrittsrede<br />
seines Gründungspräsidenten vom 11. Mai 2006, einer Förderung<br />
der sportlichen Werte Vorschub zu leisten gedenkt. Der<br />
Gelegenheiten dazu sind viele, zum Beispiel der 13. Jahreskongress<br />
der European Fair Play Movement (EFPM), ein Zusammenschluss<br />
nationaler Organisationen und Initiativen zur<br />
Bewahrung und Verbreitung<br />
des Fairplay-Gedankens,<br />
dessen Ausrichtung<br />
der DOSB übernommen<br />
hat. Gerade vor dem<br />
Hintergrund der ebenso<br />
aktuellen wie anhaltenden<br />
Sorge um einen<br />
Werteverfall (nicht nur)<br />
im Sport und nicht<br />
zuletzt im Blick auf die <strong>Olympische</strong>n Spiele in Peking eröffnet<br />
sich zumindest die Chance, einen inhaltlich hochkarätigen und<br />
öffentlichkeitswirksamen Auftakt für eine neue ethische Offensive<br />
des Sports zu gestalten und damit die Meinungsführerschaft<br />
in einem Themenfeld zurück zu gewinnen, die der<br />
deutsche Sport in der Zeit Willi Daumes mit der Kampagne<br />
"Fair geht vor" schon einmal mit Fug und Recht für sich beanspruchen<br />
durfte.<br />
OF-KOMMENT<br />
OF-KOMMENTARE<br />
ARE<br />
Nun darf und wird es den Verantwortlichen - neben dem DOSB<br />
sind auch die <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> Akademie Willi Daume<br />
(DOA) und die <strong>Deutsche</strong> Sportjugend (dsj) beteiligt - nicht<br />
darum zu tun sein, sich als moralische Musterknaben zu gerieren<br />
und mit dem Zeigefinger Eindruck zu schinden. Doch<br />
Zeichen zu setzen und Impulse zu geben, entspricht sehr wohl<br />
ihrer Absicht. So stehen Mitte Oktober in Frankfurt am Main<br />
"Die olympischen Werte und die Zukunft des Sports" und<br />
damit übergreifende Fragen der Sinnstiftung und Werteerziehung<br />
im und durch Sport im Blickpunkt von Vorträgen und<br />
Diskussionen sowie einer "Börse" und anderer Präsentationen.<br />
Sind damit noch keine konkreten Lösungen für die aktuellen<br />
Probleme in Aussicht gestellt, so mag doch immerhin die<br />
Erkenntnis Platz greifen, dass es sich - trotzdem oder gerade<br />
deswegen - nach wie vor lohnt, für den Sport in die Offensive<br />
zu gehen.<br />
Andreas Höfer<br />
19
Endlich unter vollen<br />
Segeln im Kampf<br />
gegen Doping<br />
Von Andreas Müller<br />
Es mag absurd und paradox klingen. Der Nationalen<br />
Anti-Doping-Agentur (Nada) kam die Lawine der<br />
Doping-Enthüllungen in der jüngsten Vergangenheit<br />
wie gerufen, um endlich die schon längst fällige Aufstockung<br />
ihres Budgets zu erzwingen und damit zu jener Größe<br />
im Kampf gegen Manipulationen, Ehrverletzungen und<br />
Betrügereien im deutschen Sport emporzusteigen, die die<br />
Institution mit Sitz in Bonn in den ersten fünf Jahren nicht<br />
annähernd zu erreichen vermochte. Freilich hatten der<br />
frühere Geschäftsführer Roland Augustin und Ex-Vorstandschef<br />
Peter Busse immer mal auf die unzulängliche finanzielle<br />
wie personelle Ausstattung hingewiesen. Verhalten und<br />
sachte und kaum öffentlich hatten sie Kritik an der Diskrepanz<br />
am ursprünglich versprochenen Stiftungskapital (50<br />
Millionen Euro) und am tatsächlichen (8,6 Millionen) geäußert<br />
und hinter vorgehaltener Hand moniert, dass acht<br />
Mitarbeiter nicht ausreichen, um Doping- Kontrollen für<br />
9.000 Kader-Athleten zu organisieren und auszuwerten. Die<br />
internationale Anti-Doping-Agentur (Wada) gibt als Faustregel<br />
vor, dass auf 700 Athleten ein Vollzeit-Mitarbeiter kommen<br />
sollte...<br />
20<br />
Mit dem neuen Vorstandschef Armin Baumert<br />
und den so genannten Beichten von Aldag über<br />
Jaksche bis Zabel wurde die vornehme Zurückhaltung<br />
aufgegeben und die Empörung über<br />
die Verunreinigung des deutschen (Rad-)Sports<br />
ausgenutzt. Wortgewaltig, vernehmlich und<br />
unüberhörbar wurde die Lage skizziert: Entweder<br />
gelingt es, den aktuellen Jahres-Etat von<br />
1,9 Millionen Euro schnellstens um gut drei<br />
Millionen Euro aufzustocken und nach professionellem<br />
Muster arbeitsfähig zu werden. Oder,<br />
so die Drohung am Vorabend der Amtseinführung<br />
des neuen Geschäftsführers Christoph<br />
Niessen, die Nada müsse sich die Sinnfrage<br />
stellen und über ihre Existenz nachdenken.<br />
"Diese fünf Millionen Euro sind kein Wunsch.<br />
Dieses Budget ist die Voraussetzung, damit wir<br />
unsere Aufgaben erfüllen können", erklärte der<br />
Kuratoriumsvorsitzende Hanns Michael Hoelz<br />
die Zwänge. Elementar gehe es um eine "stabile,<br />
kontinuierliche und verlässliche" finanzielle<br />
Basis. "Wenn das nicht gelingt, dann müssen<br />
wir sehr früh zu erkennen geben, wo unsere<br />
Grenzen sind. Oder wir sagen ehrlich: Mit<br />
diesem Gebilde ist kein effektiver Kampf gegen<br />
Doping machbar", ging Baumert noch einen<br />
Schritt weiter. "Wir wollen kein Kleinkleckerverein<br />
sein, der nur auf dem Papier steht."<br />
Die unverhohlene Drohung, der organisierte<br />
Sport, Politik und <strong>Gesellschaft</strong> könnten im<br />
gemeinsamen Kampf gegen die Doping-Seuche<br />
ohne weiteres Geld für die Nada auf deren<br />
Ende und somit auf eine riesige Blamage zusteuern, wirkte<br />
bereits Wunder. Nicht auszudenken, wie die Welt mit Fingern<br />
auf Deutschland zeigte, würden die Nada-Verantwortlichen<br />
das Handtuch werfen - einem Box-Trainer gleich, der seinem<br />
Schützling im Kampf mit einem übermächtigen Gegner<br />
ohnmächtig zuschauen muss und kapituliert. So weit darf es<br />
nicht kommen! Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble<br />
(CDU) hat das wohl deutlichste Zeichen in diese Richtung<br />
gegeben, als er im Haushaltsentwurf für 2008 eine drastische<br />
Steigerung der Mittel für die Nada festschreiben ließ. Der<br />
vom Kabinett verabschiedete Haushalt sieht vor, die Förderung<br />
von derzeit 1,1 auf 3,9 Millionen Euro zu steigern. Eine<br />
Million davon soll dem Grundkapital der Nada-Stiftung<br />
zugute kommen. Darüber hinaus sieht der Haushaltsentwurf<br />
vor, in den nächsten vier Jahren zusätzliche 11,2 Millionen<br />
Euro für die Arbeit der Nada sowie in die Verbesserung von<br />
Dopinganalytik und Forschung zu investieren. Über einen<br />
weiteren Geldsegen kann sich die Nada aus dem Radsport<br />
freuen. Die Teams von T-Mobile und Milram zum Beispiel<br />
kündigten ebenso Beihilfen an wie das Land Baden-Württemberg.<br />
Potenzielle Mäzene im Ringen um einen sauberen Sport
sind für Hoelz sowohl die Öffentliche Hand als auch die<br />
Wirtschaft und deren gesellschaftspolitische Ableger wie die<br />
Hertie- oder die Bosch-Stiftung. Auch von den Ländern<br />
erwartet er sich, dass möglichst viele dem Beispiel der 50.000<br />
Euro aus Stuttgart folgen. Eine weitere Idee besteht darin, die<br />
Sponsoren der deutschen Spitzensportverbände anzuzapfen.<br />
Zudem sollen die Verbände auch ganz direkt zur Kasse gebeten<br />
werden. "Wir müssen endlich zu einer Vollkosten-Verrechnung<br />
kommen", kündigte Hoelz an. Das Zuschuss-<br />
Geschäft der Nada müsse der Vergangenheit angehören.<br />
Derzeit überweist jeder Verband pro Jahr 2.500 Euro als<br />
Solidarbeitrag an die Nada und pro Doping-Kontrolle nur 59<br />
Euro, obwohl die Kosten deutlich höher sind. Ein Urintest<br />
schlägt mit 300 Euro und ein Epo-Test mit 500 Euro zu<br />
Buche. Blutuntersuchungen, wie sie von der Nada erst seit<br />
diesem Jahr durchgeführt werden, kosten jeweils 1.000 Euro.<br />
In der Praxis fallen die Differenzen zwischen Einnahmen und<br />
<strong>Ausgabe</strong>n deutlich geringer aus, weil der organisierte Sport<br />
lediglich die Kosten für die Entnahmen des zu untersuchenden<br />
Materials trägt und nicht für die Kontrollen insgesamt.<br />
Von der Anti-Doping-Kommission (ADK) als Nada-Vorläufer<br />
ist dieses "Subventionssystem" übernommen worden. <strong>Deutsche</strong>r<br />
Sportbund (DSB), Nationales <strong>Olympische</strong>s Komitee<br />
(NOK) und die Stiftung <strong>Deutsche</strong> Sporthilfe (DSH) zahlten für<br />
diesen Part pro Jahr jeweils eine Pauschale von 130.000 Euro<br />
- vormals an die ADK und seit 2002 an die Nada. Der <strong>Deutsche</strong><br />
<strong>Olympische</strong> Sportbund (DOSB) als Zusammenschluss von<br />
DSB und NOK hat seinen Anteil ab <strong>2007</strong> auf 520.000 Euro<br />
verdoppelt. Hingegen werden die Aufwendungen für die<br />
Analysen in den Doping-Labors in Kreischa und Köln traditionell<br />
aus dem BMI-Haushalt bestritten. Im Jahr 2006 kam<br />
dieses Kostensplitting bei insgesamt 4482 Trainingskontrollen<br />
zum Tragen, darüber hinaus hatte es 3.839 Wettkampfkontrollen<br />
gegeben. Im Gesamthaushalt der Nada entfällt somit<br />
ein extrem hoher Prozentsatz auf diese "bloß durchlaufenden<br />
Kosten". Diese wirtschaftliche Besonderheit ist stets zu<br />
bedenken, wenn die Nada-Verantwortlichen nach einem fünf<br />
Millionen Euro schweren Jahres-Budget rufen.<br />
Jüngsten Berechnungen zufolge wird bei der Agentur davon<br />
ausgegangen, im nächsten Jahr insgesamt rund 3,6 Millionen<br />
Euro zur Verfügung zu haben. Ein Teil des Zuflusses soll in<br />
zusätzliche Manpower und weitere Fachkräfte investiert<br />
werden, um die personellen Voraussetzungen für mehr und<br />
bessere Kontrollen zu schaffen. Bereits seit Juli stehen<br />
anderthalb Planstellen zusätzlich zur Verfügung. Seit Mai<br />
wurde mit Ulrike Spitz erstmals eine Spezialistin für Presse<br />
und Kommunikation eingestellt. Ginge es nach Hoelz, sollten<br />
zwei Drittel des Geldes künftig in das Kontrollsystem fließen<br />
und ein Drittel in die Prävention. Die Re- und Neuorganisation<br />
ist seit Jahresmitte voll im Gange. Dazu gehört im Kern<br />
die Umstellung auf ein "intelligentes Kontrollsystem" mit<br />
Hilfe eines "nationalen Testpools" mit nur noch 1.900 ausgesuchten<br />
Athleten statt 3.500 Sportlern wie bisher. Diese<br />
Gruppe soll fortan im besonderen Fokus stehen und möglichst<br />
oft getestet werden. Beabsichtigt ist, den Durchschnitt<br />
der Kontrollen von bisher statistisch 0,5 Tests pro Athlet und<br />
Jahr deutlich zu steigern. In den "hoch gefährdeten Sportarten"<br />
sollen acht Trainingstests pro Jahr einschließlich vier<br />
Bluttests durchgeführt werden, bei den "mittel gefährdeten"<br />
Disziplinen vier bis sechs (davon mindestens zwei Bluttests)<br />
und bei den "niedrig gefährdeten" Sportarten ein bis zwei<br />
Kontrollen. In diesem "Idealfall", wie Baumert es nennt,<br />
würde die Gesamtzahl der Trainings-Tests pro Jahr auf 10.000<br />
hinaufschnellen. Nicht eingerechnet sind dabei die Trainingskontrollen<br />
für jene 7.100 Sportler im "allgemeinen Testpool".<br />
Auch für sie soll es ungeachtet der Konzentration auf die<br />
Top-Athleten "keine Freibriefe" geben. Auch sie wolle man<br />
flächendeckend weiter im Auge behalten, betont der Vorstands-Chef.<br />
Ab Juli traten ebenfalls einheitliche Kontroll-Standards für<br />
sämtliche Verbände einschließlich der nichtolympischen<br />
Sportarten in Kraft. Dies betrifft insbesondere die Vorschriften<br />
der "Missed Test Policy", um Pleiten wie im vergangenen<br />
Jahr künftig auszuschließen. Mehr als 200 Athleten wurden<br />
damals von den Kontrolleuren nicht angetroffen. Im ersten<br />
Halbjahr <strong>2007</strong> klingelten die Kontrolleure 109 Mal vergeblich.<br />
Bei 1.620 Dopingkontrollen wurden 23 positive Fälle bekannt,<br />
21 bei Wettkampfkontrollen, zwei bei Trainingstests, so das<br />
aktuelle Zwischenfazit für die ersten sechs Monate dieses<br />
Jahres. Eine weitere wesentliche Neuerung: Athleten müssen<br />
sich ab sofort schon dann ab- und anmelden, wenn sie ihr<br />
gewohntes Umfeld für nur 24 Stunden verlassen. Bisher galt<br />
die 72-Stunden-Regel. Aus diesem Anlass haben die Nada-<br />
Verantwortlichen die Verbände eindringlich ermahnt, für eine<br />
bessere Organisation zu sorgen, um Informationsverluste<br />
künftig auszuschließen. "Es kann nicht sein, dass in einem<br />
Verband zehn Zuständigkeiten im Anti-Doping-Kampf existieren",<br />
monierte Baumert. Ein Ansprechpartner im Vorstand<br />
und in der Geschäftsstelle seien vollkommen ausreichend.<br />
Auch die Professionalisierung bei den Partnern gehört zwingend<br />
zum neuen, modernen Anti-Doping-Kampf.<br />
Wie es scheint, ist das Horrorszenario vom vorzeitigen Ende<br />
der Nada abgewendet. Die Frontleute im Kampf für einen<br />
sauberen Sport können endlich die Anker lichten und erstmals<br />
richtig Segel setzen. Von ihrer großen Vision bleiben sie<br />
dennoch weit entfernt: Als das Nonplusultra schwebt Hoelz<br />
und Baumert ein geschlossenes System vor. Darin soll die<br />
Agentur über die Trainings-Kontrollen hinaus auch sämtliche<br />
Tests bei Wettkämpfen koordinieren (was laut Stiftungs-<br />
Satzung sowieso zum Zuständigkeitsbereich der Nada<br />
gehört). Zur schönen Vision gehört ebenso, dass die Nada die<br />
derzeit 80 Kontrolleure der Firma PWC dereinst unter ihrem<br />
eigenen Dach beschäftigt und damit auf ein Fremdunternehmen<br />
verzichtet werden kann. "Das", so gestehen die beiden<br />
Nada-Spitzen, "wäre ein Traum."<br />
21
Entwicklungshilfe auf Top-Niveau:<br />
Universiaden im Wandel des deutschen Spitzensport-Spektrums<br />
Von Hans-Peter Seubert<br />
Universiaden bilden die Hochfeste des Studierenden-<br />
Sports. Weltweit erlebt die "Studenten-Olympiade"<br />
einen Boom. Mit über 10.000 Aktiven und Offiziellen<br />
aus 150 Nationen führte das Spektakel vom 8. bis 18. August<br />
in Thailands Hauptstadt Bangkok neben Masse sportliche<br />
Klasse zusammen. Vor allem im asiatischen Raum entwickeln<br />
Universiaden nach den <strong>Olympische</strong>n Spielen und der Fußball-WM<br />
Begeisterung und Zugkraft. Es kommt damit nicht<br />
von ungefähr, dass der Studenten-Weltverband (FISU) im<br />
letzten Jahrzehnt gerne asiatische Schauplätze auswählte:<br />
vor Bangkok (<strong>2007</strong>) Peking (2001) oder Daegu/Südkorea<br />
(2003).<br />
22<br />
In Deutschland unterlag der Stellenwert der Universiaden<br />
ähnlichen Metamorphosen wie der Studentensport selbst. Bis<br />
in die siebziger Jahre bildeten studierende Spitzensportler<br />
Leistungsträger der deutschen Sportbewegung. Das hat sich -<br />
ausgelöst durch die 68er Studenten-Bewegung - verschoben.<br />
In gleichem Maße wie die kreative Spaßgesellschaft auf dem<br />
Campus dominierte, schwand die Bedeutung des Spitzensports<br />
dort. Damit spielten auch Studierenden-Weltspiele hier<br />
zu Lande eine Schatten-Rolle.<br />
In den neunziger Jahren dann entwickelte sich die deutsche<br />
Auswahl zum Sprungbrett für ambitionierte Athleten aus den<br />
Nachwuchskadern. In den Verbänden, die das Universiade-
Programm speisen -<br />
Kernsportarten, darunter<br />
Leichtathletik, Schwimmen,<br />
Turnen Fußball,<br />
Basketball und Volleyball,<br />
dazu zwei bis drei<br />
Demonstrations-Sportarten<br />
-, erfuhr sie stärkere<br />
Wertschätzung. Auch die<br />
Leistungssport-Regie<br />
(damals noch im DSB)<br />
erkannte diese Chancen.<br />
Im neuen Jahrtausend hat<br />
sich das Leistungsprofil<br />
geschärft. Da wirtschaftliche<br />
Ressourcen oder<br />
Sportförderung durch<br />
Bundeswehr, Bundespolizei<br />
und Zoll eng begrenzt<br />
werden, entwickelt sich<br />
Spielraum auf dem Campus.<br />
Hochschulsport<br />
erfährt eine Renaissance.<br />
Die deutschen Auswahlmannschaften,<br />
zuletzt auf<br />
unter 90 Köpfe<br />
geschrumpft, wachsen<br />
wieder und legen an<br />
Qualität deutlich zu. In<br />
Bangkok zählte die Equipe<br />
des Allgemeinen <strong>Deutsche</strong>nHochschulsportverbandes<br />
(adh) 119 Aktive<br />
und 59 Betreuer. Generalsekretär<br />
Olaf Tabor: "Die<br />
Universiade hat nicht<br />
mehr ausschließlich<br />
Nachwuchscharakter. Wir<br />
spicken den Tross ganz<br />
gezielt mit Leitwölfen. Wir<br />
haben kontinuierlich an den Leistungskriterien gedreht. Je<br />
mehr wir an den Kriterien gedreht haben, um so mehr Aufmerksamkeit<br />
und Qualität haben wir bekommen."<br />
Wirtschaftlich hing die Mission Bangkok - von 17 Disziplinen<br />
dort besetzte der adh 13 - wie alle anderen zuvor am Tropf<br />
des Staates. Das Bundesinnenministerium (BMI) trägt 80 bis<br />
90 Prozent der Grundfinanzierung. Tabor: "Es ist finanziell<br />
eng. Die Ausstattung durch das BMI ist an der sportfachlich<br />
vertretbaren Grenze." Dankbar ist der Chef de Mission, dass<br />
die zuletzt sprunghaft gestiegenen Flugkosten vom BMI<br />
aufgefangen wurden. Ein kleiner Anteil Sponsorenbeiträge<br />
und Eigenfinanzierung der Verbände (Tennis, Golf) die nicht<br />
BMI-subventioniert sind, entlasten den adh-Etat. Dennoch:<br />
die Zeiten sind vorbei, als Studierende in den neunziger<br />
Jahren mit mehreren hundert Euro Selbstbeteiligung zur<br />
Kasse gebeten wurden. Leistung soll sich lohnen, heißt die<br />
neue Philosophie im adh. Universiaden sind keine Spaßevents<br />
auf Touristen-Ticket, sondern Entwicklungshilfe auf Top-<br />
Niveau. "Wir zählen nicht in erster Linie Medaillen. Das Privileg<br />
nehmen wir uns noch heraus", sagt Olaf Tabor. Das Team<br />
ist kleiner als eine Olympia-Auswahl, damit ist die Atmosphäre<br />
familiärer, stimmungsvoller und kommunikativer. Auch<br />
international, im Austausch mit den Studierenden der Welt.<br />
Ein Kraftfeld baut sich auf, mit hohem Identifikations- und<br />
Erinnerungs-Charakter.<br />
Ohne Leistung keine Perspektiven: "Das internationale Niveau<br />
ist exorbitant gestiegen", gewichtet Tabor die Entwicklung -<br />
im Sommer wie im Winter. "Die Verbesserung des Teams ist<br />
ein Muss geworden, ansonsten würden wir sukzessive<br />
zurückfallen." Der adh hat im Zusammenspiel mit den Fachverbänden,<br />
der Leistungssport-Regie im DOSB und der Sporthilfe<br />
reagiert. In Bangkok waren eine Reihe von Top-Athleten<br />
dabei, neben Perspektiv-Teams im Basketball oder Volleyball,<br />
die sich aus Talenten in den A-2-Nationalmannschaften<br />
rekrutieren.<br />
Schrittmacher sind zugleich die (von 163 im adh organisierten)<br />
80 Partnerhochschulen des Spitzensports. Mit diesen<br />
Rahmenverträgen erleichtert der Dachverband seit 1999 den<br />
Alltag von studierenden Leistungssportlern (Studienbedingungen,<br />
Prüfungstermine, Zulassungskriterien). Pressereferentin<br />
Julia Beranek: "Es sind ziemlich überall im Land Partnerhochschulen<br />
verfügbar." Zu den Qualifikationshürden<br />
zählen auch Pflicht-Teilnahme bei <strong>Deutsche</strong>n Hochschulmeisterschaften,<br />
der Nachweis internationaler Normen,<br />
Kaderzugehörigkeit und begründete Endkampfchance. Julia<br />
Beranek: "Bei der letzten Sommer-Universiade in Izmir<br />
(Türkei) 2005 gewann die adh-Auswahl vier mal Gold, fünfmal<br />
Silber und achtmal Bronze - insgesamt 17 Medaillen." In<br />
Bangkok jetzt landete sie mit elf Gold-, fünf Silber- und neun<br />
Bronzemedaillen auf Rang sieben - erstmals unter den besten<br />
Zehn im Medaillenspiegel. Beste Nation war Olympia-Gastgeber<br />
China (32 Gold-/insgesamt 87 Medaillen), gefolgt von<br />
Russland (92) und der Ukraine (66) mit je 28 Siegern.<br />
Entwicklungsland ist Deutschland noch als Ausrichter von<br />
Studierenden-Weltspielen. Die einzigen von 24, die es bisher<br />
gab, neben der FISU-Sportwoche 1953 in Dortmund, fanden<br />
1989 in Duisburg mit verkürztem Programm statt. Damals<br />
sprang man für Sao Paulo (Brasilien) ein und stellte binnen<br />
169 Tagen ein Programm zusammen, das Respekt erntete.<br />
Auch das soll sich ändern und dokumentiert das neue Selbstbewusstsein<br />
im Hochschulsport: Der adh bewirbt sich um die<br />
Sommer-Universiade 2013. Natürlich abgestimmt mit der<br />
Politik (BMI) und den Sportorganisationen (DOSB).<br />
23
Gute oder schlechte Zeiten für den Sport im Fernsehen?<br />
Von Dieter Hochgesand<br />
ARD und ZDF flüchteten auf Grund der Doping-Enthüllungsorgie<br />
aus der Live-Berichterstattung von der Tour de<br />
France. War das gut? Für die Intensivierung der Diskussion<br />
um das Thema Doping im Profi-/Spitzensport und die daraus zu<br />
ziehenden Konsequenzen, weit über den Aktionsradius der Pedaleure<br />
hinaus, allemal. SAT 1 glaubte einen Coup zu wittern, stürzte<br />
sich flugs und hemmungslos in den Manipulationssumpf und<br />
servierte das trübe Treiben live. War das schlecht? Jedenfalls für<br />
SAT 1, wo das vermeintliche Quotenschnäppchen keineswegs die<br />
erwartet hohen Zuschauerzahlen brachte, sondern gar der Verlust<br />
von Werbekunden zu quittieren war. Was nun? Hat da jemand eine<br />
Lektion gelernt - sind gar die privaten Anstalten für künftige<br />
Taten geläutert? Wurde ihre Gier nach Quoten per Verbreitung von<br />
aktuellem Schmuddelsport gedämpft? Wohl weit gefehlt. Es wäre<br />
vielmehr naiv, das zu glauben und sicher auch fast zu viel verlangt,<br />
wenn man gerade von den auf Werbeeinnahmen unabdingbar<br />
angewiesenen Sendern erwarten würde, dass sie ihren auf<br />
Boulevard geeichten Massengeschmack konsequent hinterfragen.<br />
Nicht ganz sauber<br />
Viel Lob und Zustimmung vom organisierten Sport bis zum<br />
Bundestagssportausschuss heimsten die öffentlich-rechtlichen<br />
Fernsehsender ein, nachdem sie die positive Dopingprobe von<br />
Patrik Sinkewitz umgehend zum Anlass genommen hatten, ihre Live-<br />
Berichterstattung von der Tour de France zu beenden. Der Boykott<br />
von ARD und ZDF war die folgerichtige und logische Konsequenz<br />
nach den vollmundigen Erklärungen im Vorfeld der "großen Schleife",<br />
man werde sich bei neuen Vorkommnissen aus der Übertragung<br />
ausblenden. Leider wurde das mit dem gekappten Sendesignal angestrengte<br />
Saubermann-Image gewissermaßen über Nacht wieder<br />
beschädigt. Während die Öffentlichkeit eifrig über Pro und Kontra des<br />
Rückzuges diskutierte, hatte das öffentlich-rechtliche Fernsehen<br />
keinerlei Bedenken, die Rechte für die Live-Berichterstattung an dem<br />
dopingverseuchten Sportereignis ohne lange Verhandlungen an Pro<br />
Sieben/Sat1 weiterzureichen. Der Aussteiger lieferte für kleines Geld<br />
24<br />
Aber wie steht es hier um die öffentlich-rechtlichen ARD und ZDF,<br />
die via Gesetz über unsere Gebühren verfügen können und somit<br />
einen verpflichtenden Auftrag von der ganzen <strong>Gesellschaft</strong> mit auf<br />
ihren Weg genommen haben? Sind sie bei der Tour de France eher<br />
schweren Herzens über ihren Schatten gesprungen, als dass dies<br />
eine Überzeugungstat mit klarer Zeichensetzung für die Zukunft<br />
gewesen sein dürfte? Manche Indizien lassen anderes vermuten,<br />
denn immerhin liefern sie uns weiterhin hemmungslos und voller<br />
Quotengier beispielsweise blutige Boxkämpfe fragwürdiger Qualität,<br />
mit und ohne gebrochenem Kiefer und Tourenwagen-Rennen<br />
mit möglichst spektakulären Crash-Effekten. Wenn es nur kräftig<br />
"auf die Glocke" gibt, wenn nur das Blech richtig kracht. Hei, da<br />
freuen sich die Sportfreunde, denen das Archaische noch ganz<br />
dick im Blut fließt. Und hei, da freuen sich auch die TV-Verantwortlichen,<br />
wenn sie mit Sport dieses Genres hohe Zuschauerzahlen<br />
generieren und anschließend damit ihre Marketing-Leute zur<br />
Einsammlung von Werbeeinnahmen losschicken können. Doch<br />
halt, nur keine übereilten Rückschlüsse. Hier soll absolut keine<br />
und freiwillig dem privaten Sendeverbund, der 24 Stunden später mit<br />
der 11. Etappe die Live-Übertragung fortsetzte, die direkte Steilvorlage.<br />
Der Deal mit der so genannten Sub-Lizenzierung liefert ein Lehrund<br />
Paradebeispiel für das derzeitige Grundverständnis der selbst<br />
ernannten Vorkämpfer bei ARD und ZDF im Ringen gegen Betrug und<br />
Manipulationen sowie im Kampf für saubere, faire sportliche Wettkämpfe<br />
und Veranstaltungen. Was diesen hehren Ansprüchen nicht<br />
genügt, was dem eigenen Publikum nicht mehr zugemutet werden<br />
soll, das ist noch allemal gut genug für den Sender nebenan. Womit<br />
man sich selbst nicht schmutzig machen will, damit darf oder soll sich<br />
getrost ein Anderer infizieren. Frei nach dem schlichten Motto: Jeder<br />
ist doch selbst dafür verantwortlich, was er ausstrahlt. Aus PRtaktischen<br />
und wirtschaftlichen Gründen mag der Weiterverkauf der<br />
Lizenz nachvollziehbar und stimmig sein. Das Reinheitsgebot aber, das<br />
man vom Sport vehement einfordert, wird damit glatt konterkariert.<br />
Wer ein glaubhaftes, makelloses und wirklich vorbildliches Signal im<br />
Kampf gegen die Doping-Seuche setzen will, der macht von seinen<br />
Rechten anders Gebrauch.<br />
Andreas Müller
falsche Spur gelegt werden. Larmoyanz wäre ebenso fehl am Platz<br />
wie heuchlerische Entrüstung. Statt um Moralin geht es hier um<br />
offenkundig fehlende Fairness und Vernunft des Fernsehens im<br />
qualitativen wie quantitativen Umgang mit dem, was man unter<br />
real existierendem Sport in seiner Gesamtheit zu verstehen hat -<br />
also nicht nur um den Profi-/Spitzensport sondern vor allem -und<br />
gerade jetzt- auch um den Sport an seiner imponierend großen<br />
Basis.<br />
Betrachten wir es mal nüchtern: Das aus dem Dunkeln immer<br />
deutlicher und massiver ans Tageslicht und somit in unser<br />
Bewusstsein gebrachte Doping-Problem wirft längst riesige Schatten<br />
auf alles, was unter Sport firmiert. Käme es dazu, dass Sport<br />
in unserer <strong>Gesellschaft</strong> allgemein als unsauber und somit diskreditiert<br />
wahrgenommen wird, hätte dies fatale Folgen, denn was<br />
gerade er an seinem breiten Fundament durch millionenfach<br />
praktizierte ehrenamtliche Arbeit Tag für Tag in den zigtausend<br />
Vereinen leistet und - das nicht zuletzt auch im Auftrag der<br />
Politik - zu leisten hat, ist so von niemandem sonst auch nur<br />
annähernd erfolgreich zu bewältigen. Und was hat das alles mit<br />
dem Fernsehen zu tun, respektive mit dem öffentlich-rechtlichen?<br />
Hier eröffnet sich gerade jetzt für ARD und ZDF die große Chance,<br />
ihrer diesbezüglichen Verpflichtung nachzukommen und bisherige<br />
Vernachlässigungen endlich zu korrigieren, Versäumtes nachzuholen,<br />
vernünftiges und faires Handeln gegenüber dem Basis- und<br />
Breitensport zu praktizieren, in dem man dessen vielfältigen<br />
Aktivitäten zur Bewältigung von gesellschaftsrelevanten Aufgaben<br />
wie beispielsweise in Sachen Gesundheit, Erziehung, Integration,<br />
Sozialisierung usw. usw. durch mehr und kompetentere Berichterstattung<br />
den Platz einträumt, der ihnen zusteht. Niemand wird<br />
freilich ernsthaft erwarten und verlangen, dass ARD und ZDF<br />
gerade im Massenphänomen Sport künftig auf das Spektakuläre<br />
großartig verzichten. Aber damit, dass Bemühungen um entsprechende<br />
Platzierung von Sendungen über Aktivitäten des organisierten<br />
Sports mit dem Argument "bringt keine Quoten" in ziemlich<br />
penetranter Regelmäßigkeit die kalte Schulter gezeigt wird,<br />
muss endlich Schluss sein.<br />
Abgesehen von Ignoranz und Hochnäsigkeit, die häufig nur<br />
schlecht verborgen hinter dieser Praxis der aus Steuergeldern<br />
finanzierten Anstalten steckt, ist einer solchen Denk- und Handlungsweise<br />
auch ein bemerkenswertes Quantum an Unlogik, gar<br />
Dummheit immanent. Denn wie jeder im TV-Metier wissen müsste,<br />
erwächst nur aus dem organisierten Sport an seiner Basis und<br />
in seiner Breite (übrigens getragen von der wohl größten und<br />
aktivsten Personenvereinigung in unserer <strong>Gesellschaft</strong>) der ach so<br />
attraktive Spitzen-/Profisport, aus dem das Massenmedium Fernsehen<br />
mit seinen Protagonisten später so gern und gierig Popularität<br />
und Werbeeinnahmen saugt. Ergo: vom Sport an seiner<br />
Wurzel, davon, wie er dort lebt, arbeitet und wächst, adäquat zu<br />
berichten, wäre nicht nur für ihn selbst eine der wichtigsten<br />
Voraussetzungen auf dem Weg zum Erfolg, sondern - unter ganz<br />
bewusster Inkaufnahme zunächst mäßiger Quoten - auch für das<br />
öffentlich-rechtliche Fernsehen eine durchaus weitsichtige Investition.<br />
Nun: Gute Zeiten oder schlechte Zeiten im Sport, mit diesem<br />
Fernsehen und mitten im Doping-Kampf? Dass Doping, die Manipulation<br />
unserer mentalen und physischen Möglichkeiten, beileibe<br />
weder neu noch ein exklusives Problem des Sports ist, dürfte<br />
allgemein bekannt sein. In der Kunst, im Show-Business, selbst bei<br />
der Arbeit, gerade auch bei kriegerischen Auseinandersetzungen<br />
unter den Soldaten, in vielen extremen Stresssituationen des<br />
Lebens, nimmt "Doping" in vielfältiger Form seit Menschengedenken<br />
einen gefährlichen, weil letztlich zerstörerischen Platz ein.<br />
Doch in kaum einem anderen Bereich unserer Existenz, als dem<br />
des zur Steigerung der Lebensqualität konzipierten und dafür<br />
prädestinierten, vernünftig praktizierten Sports, ist der Kampf<br />
gegen Doping so eminent wichtig und Erfolg versprechend.<br />
Warum das so ist? Wo und wie das, weit weg vom hemmungslos<br />
auf Profitmaximierung um jeden Preis ausgerichteten Sport<br />
alltäglich gemacht wird? Genau das könnten die Massenmedien,<br />
allen voran das Fernsehen, an Millionen Menschen eindrucksvoll<br />
und nachhaltig via Bildschirm weitergeben.<br />
Und dann wären es wohl bald wieder bessere Zeiten für den Sport<br />
in seiner faszinierenden Gesamtheit.<br />
Empfohlene Diät<br />
Der Doppelschlag von ARD und ZDF, die Live-Berichterstattung<br />
von der Tour de France zu beenden, wirkt wie<br />
eine bittere Medizin. Nach all den Jahren, in denen die<br />
öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten die große Schleife als<br />
dopingfreie Zone darstellten, haben sie nun den Schalter umgelegt.<br />
Der Dopingfall Patrik Sinkewitz als Anlass wurde später<br />
durch den Ausschluss des Kasachen Alexander Winokurow und<br />
des Dänen Rasmussen noch bekräftigt. Die Motive für den<br />
Ausstieg mögen, so moralinsauer sie begründet wurden, nicht<br />
nur edlen Motiven entspringen. Die gebührenfinanzierten<br />
Sender hatten auch eine Menge gut zu machen. Schließlich<br />
waren sie durch ihre aus den Taschen der Fernsehzuschauer<br />
finanzierten Verträge zu Kumpanen von Jan Ullrich und den<br />
Radprofis im Magenta-Trikot und damit des verrotteten<br />
"Doping-Events" geworden. Mag sein, dass es den Intendanten<br />
zugleich aus Kostengründen günstig erschien, sich aus dem<br />
zweifelhaften Gewerbe zurück zu ziehen. Der Effekt spricht für<br />
sich. Der Kreislauf von Sportprodukt, Sponsoren und Fernsehwerbung<br />
ist durchbrochen. Dem Geschäft wird die Grundlage<br />
entzogen. Daran werden auch Privatsender wie Sat 1 nichts<br />
ändern, der als Schmarotzer in die Lücke sprang. Manche<br />
Athleten, die für sich in Anspruch nehmen, sich nicht unerlaubter<br />
Mittel zu bedienen, fordern schon seit langem: Nehmt das<br />
Geld aus dem Sport! Das Rad der Sportgeschichte wird sich<br />
freilich nicht ins Amateurzeitalter zurückdrehen lassen. Aber<br />
vielleicht hilft eine Diät, mit der die unverhältnismäßig hohen<br />
Summen als Anreiz für Doping verschwinden. Dopingsünder<br />
wird es immer geben. Doch darum geht es nicht. Ein Gesundschrumpfen<br />
des überkommerzialisierten Spitzensports könnte<br />
erreichen, dass Doping nicht zur Voraussetzung für Erfolg,<br />
sondern wieder zur Ausnahme wird. Nur so lässt sich das Wesen<br />
des Sports retten: aus eigener Kraft um Sieg und Medaillen zu<br />
streiten, anstatt den Lorbeer durch Lug und Trug zu erschleichen.<br />
Steffen Haffner<br />
25
Der Sport und das Grundgesetz:<br />
Nimmt die Verfassung eine sportliche Entwicklung?<br />
Von Andreas Humberg<br />
Das Grundgesetz scheint in der Tat in Bewegung. Die Föderalismusnovelle<br />
hat die umfangreichsten Änderungen der<br />
Verfassung seit jeher mit sich gebracht, und weitere Neuerungen<br />
werden auf politischer Ebene bereits kräftig diskutiert. Dabei<br />
ist ein Augenmerk auf die unter Umständen bevorstehende Aufnahme<br />
des Sports in das Grundgesetz als Staatszielbestimmung zu<br />
werfen. Auf die entsprechenden Forderungen trifft man allenthalben,<br />
sei es in Form von Strategiepapieren, Positionspapieren, Absichtsbekundungen<br />
oder mittels Zielvorstellungen. Im Kern ist das angestrebte<br />
Verlangen dasselbe: Der "Sport" gehört in das Grundgesetz.<br />
Diese Forderung stellt auch der <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> Sportbund<br />
(DOSB). Er hat unlängst ein Positionspapier "Staatsziel Sport"<br />
verabschiedet, und der Präsident des DOSB durfte als Sachverständiger<br />
vor dem Rechtsausschuss des <strong>Deutsche</strong>n Bundestages auch<br />
bereits entsprechende Ausführungen zu Beginn dieses Jahres<br />
machen. Auch weite Teile der Politik und der Kultureinrichtungen<br />
sprechen sich für das Staatsziel Sport aus. So postuliert dies etwa<br />
die SPD-Bundestagsfraktion oder der <strong>Deutsche</strong> Kulturrat. Beiden ist<br />
es ein dringendes Anliegen, den Sport alsbald in das Grundgesetz<br />
aufzunehmen, und zwar als Staatsziel.<br />
Die Bundesrepublik Deutschland zählt zweifelsfrei zu den führenden<br />
Sportnationen der Welt. Nur zu gerne wird hier zu Lande der Sport<br />
als "eine Hauptsache des Lebens" oder "wichtigste Nebensache der<br />
Welt" umschrieben. Betrachtet man diese wichtige Nebensache aber<br />
einmal unter juristischem Blickwinkel, so wird man schnell feststellen,<br />
dass der Sport weder im Grundgesetz Erwähnung findet, noch<br />
dass es sonst ein in sich abgeschlossenes Sportgesetzbuch gibt. In<br />
der Verfassung fehlt somit die Verankerung eines bedeutenden<br />
Lebensbereichs unserer <strong>Gesellschaft</strong>. Daher verwundern die Rufe<br />
nach einem Staatsziel Sport nicht, um entsprechend vieler anderer<br />
europäischer Staatsverfassungen den Sport als Terminus, respektive<br />
konkretisierter Regelungsmaterie, zukünftig ebenfalls aufweisen zu<br />
können. Der Richter am Bundesverfassungsgericht Udo Steiner<br />
beschreibt diesen Befund wie folgt: "Es ist keine sensationelle und<br />
doch bemerkenswerte Feststellung, dass eine so staatsbedeutsame<br />
Wirklichkeit wie der Sport unter keinem seiner Aspekte eine direkte<br />
Erwähnung im Grundgesetz findet." Die Fakten sprechen für ihn,<br />
denn fast 30 Prozent der deutschen Bevölkerung sind Mitglied in<br />
einem der über 90.000 Sportvereine. Damit sind nicht nur rund 27<br />
Millionen Menschen aktives oder passiv-förderndes Mitglied, sondern<br />
es sind die etwa 4,5 Millionen Menschen zu betrachten, die<br />
sich ehrenamtlich in den Vereinen engagieren. Mit dieser Hilfestellung<br />
werden jährlich schließlich circa 10 Millionen Sportveranstaltungen<br />
durchgeführt.<br />
Vor diesem Hintergrund sollte man auch die Entwicklung der<br />
jeweiligen Landesverfassungen betrachten. In diesen findet sich der<br />
26<br />
Sport als Staatszielbestimmung, bis auf die Ausnahme Hamburgs,<br />
wieder. Exemplarisch sei die Landesverfassung NRW zitiert, in der<br />
Art. 18 Abs. 3 lautet: "Sport ist durch Land und Gemeinden zu<br />
pflegen und zu fördern."<br />
Insoweit verwundert es nicht, dass immer wieder postuliert wird,<br />
den Sport auf Bundesebene in das Grundgesetz zu integrieren. Die<br />
Wahlen zum 16. <strong>Deutsche</strong>n Bundestag haben zu einer Großen<br />
Koalition aus SPD und CDU/CSU geführt. Auch diese neue Regierung<br />
strebte sehr früh, nämlich schon durch den Koalitionsvertrag,<br />
eine Aufnahme des Sports in das Grundgesetz an. Allerdings sollte<br />
diese Form der Aufnahme im Rahmen des Kompetenzkataloges der<br />
konkurrierenden Gesetzgebung zur Lärmbekämpfung (Art. 74 Abs. 1<br />
Nr. 24 GG) erfolgen und nicht als Staatszielbestimmung zur Förderung.<br />
Im Verlaufe der Diskussion um die Föderalismusreform wurde<br />
aber selbst dieses Vorhaben nicht erreicht. Also verblieb es bei der<br />
erwähnten Situation: es fehlt der Sport im Grundgesetz.<br />
Eine notwendige Verankerung würde sich verfassungsrechtlich<br />
mittels einer Staatszielbestimmung, d.h. durch eine Verfassungsnorm<br />
mit rechtlich bindender Wirkung, die der Staatstätigkeit die<br />
fortdauernde Beachtung oder Erfüllung bestimmter Aufgaben<br />
vorschreibt, bewerkstelligen lassen. Hierbei könnte eine Förderungspflicht<br />
und/oder eine Schutzpflicht zu Gunsten des Sports normiert<br />
werden. Die Aufnahme derartiger Staatszielbestimmungen in<br />
Verfassungen wird heute durchaus als staatsrechtliches Patentrezept<br />
befürwortet. Die Zielbestimmungen schaffen nämlich Vertrauen und<br />
Einverständnis bei den Bürgern, und die Wertediskussion im außerrechtlichen<br />
Bereich wird positiv beeinflusst. Aber auch Kritik und<br />
Zurückhaltung wird gegenüber solchen Staatszielbestimmungen<br />
bekundet. So sei eine Verfassung keine Sonntagspredigt, in der<br />
Regelungsversprechen durch Staatszielbestimmungen abgegeben<br />
werden müssten, von denen man sich zudem nicht zu viel versprechen<br />
sollte. Und eine Inflation an Staatszielen würde die existierenden<br />
entwerten und ausgegrenzte Bereiche diskriminieren. Kurzum,<br />
sie seien lediglich symbolische Maßnahmen.<br />
Entgegen dieser vereinzelten Kritik hat sich der Verfassungsgeber<br />
des Mittels der Staatszielbestimmungen allerdings bedient und<br />
beispielsweise den Umweltschutz in Art. 20a GG festgeschrieben.<br />
Staatszielbestimmungen stellen heute also, so kann man festhalten,<br />
eine typische Erscheinung des modernen Verfassungsstaates dar.<br />
In der konkreten Diskussion um die Aufnahme des Sports in das<br />
Grundgesetz werden widerstreitende Positionen vertreten. Dies<br />
spiegelt sich auch in den Sachverständigen-Gutachten wider,<br />
welche der Rechtsausschuss des <strong>Deutsche</strong>n Bundestags anlässlich<br />
der Reformdiskussion zur Aufnahme der Staatszielbestimmung<br />
"Kultur" in das Grundgesetz aktuell in Auftrag gab. Hier lassen sich
ei dem Teilaspekt Sport sowohl Befürworter als auch Kritiker der<br />
angedachten Änderung finden. Insbesondere die gesellschaftlichen<br />
Funktionen des Sports veranlassen viele von ihnen, den Sport als<br />
Staatsziel in naher Zukunft in der deutschen Verfassung zu verankern.<br />
Die soziale Wertschöpfung, die Sozialisationsfunktion, die<br />
Integrationsleistung und auch die Kriminalitätsprävention des<br />
Sports werden dabei positiv in den Vordergrund gestellt. Hinzu<br />
kommen die Identifikation eines jeden Sportlers mit seinem Sport,<br />
die Identifikation einer ganzen Nation mit seinen erfolgreichen<br />
Athleten - es sei an das Sommer- und Wintermärchen im Fußball<br />
und Handball erinnert! - und damit auch mit dem Staat als solchen.<br />
Im Rahmen dieser Diskussion ist auch die faktisch erhebliche<br />
finanzielle Unterstützung des Sports durch die Gemeinden, die<br />
Bundesländer und den Bund zu beachten. Insbesondere die Hochleistungssportförderung<br />
verspricht sich einen positiven Imagegewinn<br />
für die Nation im Falle erfolgreicher Hochleistungssportler<br />
und dem damit einhergehenden psychologischen Effekt. Letztere<br />
wird derzeit auf Grund ungeschriebener Verfassungskompetenzen<br />
praktiziert, so dass es wünschenswert ist, sollte sich alsbald eine<br />
(teilweise) Legitimationsbasis in Form einer Staatszielbestimmung<br />
für die immense Hochleistungssportförderung durch den Bund<br />
finden. Argumentativ wird aber auch an profanere Aspekte angeknüpft,<br />
wie etwa der Tatsache, dass sich in nahezu allen Parteiprogrammen<br />
der Sport als Gegenstand wiederfindet und das Gewicht<br />
des Sports durch eine Verankerung einfach erhöht würde.<br />
Die Kritiker wenden ein, dass durch eine Staatszielbestimmung<br />
Sport die Autonomie des Sports gefährdet wäre. Zudem seien<br />
Staatszielbestimmungen in hohem Maße unbestimmt formuliert,<br />
was durch die Tatsache verkompliziert würde, dass es eine allumfassende<br />
Definition für den Sport schon nicht gibt. Dies hätte eine<br />
Konturenlosigkeit der zu regelnden Materie zur Folge, was zu<br />
verhindern sei. Daran anknüpfend, dass eine Verfassung "kein<br />
Wunschkonzert" sei, wird die Argumentation sogar in ihr Gegenteil<br />
verkehrt, in dem die Kritiker die Frage stellen, weshalb sodann nicht<br />
auch die Gartenpflege, die Kochkunst oder gar die Mode als Staatszielbestimmung<br />
integriert werden. Sogar die politische Handlungsfähigkeit<br />
Deutschlands wird durch die Staatszielbestimmung als<br />
gefährdet angesehen.<br />
Doch auch bereits früher - durchaus veranlasst durch die Entwicklung<br />
der Landesverfassungen in Bezug auf den Sport - wurde<br />
bereits widerstreitend die Diskussion über die Aufnahme geführt.<br />
Kritiker haben bereits damals auf die historische Entwicklung des<br />
deutschen Grundgesetzes hingewiesen. Schließlich habe sich bereits<br />
der Verfassungsgeber bewusst gegen die Aufnahme solcher Bestimmungen<br />
entschieden und habe damit auch gute Erfahrungen<br />
gemacht. Das Konzept einer schlanken Verfassung habe sich<br />
insoweit bewährt, da bei einer Erweiterung des Grundgesetzes um<br />
soziale Versprechungen die Verfassung zu einem "Lesebuch des<br />
Staatsparadieses" würde.<br />
Um einer Stufensituation etwa zwischen dem Umweltschutz und<br />
der Sportförderung entgegenwirken zu können, wurde die Aufnahme<br />
des Sports in die Verfassung andererseits damals schon mit<br />
Nachdruck gefordert. Die unvertretbaren Benachteiligungen bei der<br />
gerichtlichen Auseinandersetzung zwischen dem Sport und dem<br />
Umweltschutz könnten somit behoben werden. Somit wäre die<br />
Festschreibung des Sports als Staatsziel im Verhältnis zum bereits<br />
existierenden Umweltschutz - sportlich ausgedrückt - ein verfas-<br />
sungsrechtliches Rebreak. Mit der Aufnahme würde dem Sport<br />
zudem ein angemessener Stellenwert zukommen. Augenscheinlich<br />
profan, indes nicht von der Hand zu weisen, ist der Begründungsansatz<br />
von Hans Hansen, dem ehemaligen Präsidenten des <strong>Deutsche</strong>n<br />
Sportbundes, dass der Sport als größte Bürgerinitiative - es<br />
sei an die Dimensionen der Spottreibenden und Sportvereine<br />
erinnert - schon auf Grund dieser Tatsache in das Grundgesetz<br />
gehöre und zwar "ohne Wenn und Aber". Es ist ihm insoweit<br />
beizupflichten, als dass es im Kern um die Behandlung eines<br />
bedeutenden Lebensbereichs der <strong>Gesellschaft</strong> geht, der zudem<br />
einen wichtigen Faktor in nahezu allen Wirtschaftsbereichen<br />
darstellt.<br />
Auch der DSB hatte intensive Anstrengungen unternommen, den<br />
Verfassungsgesetzgeber von einer Sportförderungsklausel zu überzeugen.<br />
So wurde im Dezember 1990 eine ad-hoc-Kommission<br />
"Sport in den Verfassungen von Bund, Ländern und Gemeinden"<br />
gebildet, die Argumentationshilfen zur Verankerung des Sports in<br />
den verschiedenen Verfassungen entwickeln sollte. Es wurden<br />
verschiedene Formulierungsvorschläge gemacht, wie die Staatszielbestimmung<br />
des Art. 20a GG durch den Sport ergänzt werden<br />
könnte. Nach der Fusion der beiden deutschen Sportspitzenorganisationen<br />
führt der DOSB, wie eingangs erwähnt, diese Bestrebungen<br />
zu Recht intensiv fort.<br />
Durch die Aufnahme einer Staatszielbestimmung zur Förderung<br />
und/oder zum Schutz des Sports in das Grundgesetz würden<br />
Auswirkungen für alle drei Staatsgewalten einhergehen. Einen<br />
einklagbaren Individualanspruch enthalten sie hingegen nicht. Mit<br />
dem Nachdruck der Fixierung im Grundgesetz stellt das Staatsziel<br />
vielmehr eine Handlungsanweisung für das staatliche Handeln dar.<br />
Der 11. Sportbericht der Bundesregierung vom 4.12.2006 beginnt<br />
mit dem Satz: "Sport ist ein unverzichtbares Element unserer<br />
<strong>Gesellschaft</strong>". Da aber die drei Staatsgewalten auch Teil der <strong>Gesellschaft</strong><br />
sind, kann es kein Hinderungsgrund sein, dass diese durch<br />
eine Staatszielbestimmung in ihren Handlungsweisen geprägt<br />
würden.<br />
Der Beitrag hat verdeutlicht, dass die Aufnahme des Sports in das<br />
Grundgesetz aus mehreren Gründen notwendig ist. Zum einen<br />
manifestiert die Integration des Sports in die Verfassung die enorme<br />
gesellschaftliche Bedeutung, zum anderen ist eine solche Staatszielbestimmung<br />
notwendig, um ein Stufenverhältnis zu anderen<br />
Staatszielbestimmungen und den darin enthaltenen Lebensbereichen<br />
zu verhindern. Die Kritik, die im wesentlichen an die befürchtete<br />
Inflation von weiteren Staatszielen anknüpft, kann hier nicht<br />
überzeugen. Die Aufnahme des Umweltschutzes und die langjährige<br />
Erfahrung hiermit zeigen ja gerade das Gegenteil. Auch hier ist die<br />
politische Handlungsfähigkeit der Bundesrepublik in keiner Weise<br />
eingeschränkt oder berührt worden. Darüber hinaus ist eine Staatszielbestimmung<br />
notwendig, um die Praxis der Hochleistungssportförderung<br />
durch den Bund partiell verfassungsrechtlich zu untermauern.<br />
Insoweit verdient das Bestreben von Teilen der Politik und<br />
des DOSB Zustimmung, wenn gefordert wird, dass der Sport als<br />
Staatszielbestimmung in das Grundgesetz aufgenommen werden<br />
soll. Somit darf man abschließend das eingangs erwähnte Positionspapier<br />
des DOSB zum Staatsziel Sport und die darin niedergeschriebene<br />
Forderung nach einer positiven Normierung des Sports zitieren:<br />
"Es ist an der Zeit, dass dies endlich auch im Grundgesetz<br />
geschieht."<br />
27
Sport und Kultur - ein neues Verhältnis?<br />
Anmerkungen zur Diskussion um "Staatsziel" und Verfassungsrang<br />
Von Ommo Grupe<br />
Auf seiner Mitgliederversammlung 2006 in Weimar<br />
beschloss der <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> Sportbund, sich<br />
darum zu bemühen, dass künftig "Sport" als Staatsziel<br />
im Grundgesetz unserer Republik verankert wird, und zwar<br />
neben Kultur. Dieser Beschluss löste unterschiedliche Reaktionen<br />
aus. Die Diskussion dazu wurde insbesondere in der<br />
"Frankfurter Allgemeinen Zeitung" geführt. Die an ihr beteiligten<br />
Autoren - zumeist Juristen - kamen dabei allerdings zu<br />
unterschiedlichen Schlussfolgerungen: Der Sport gehöre<br />
28<br />
wegen seiner Leistungen als Staatsziel in das Grundgesetz, so<br />
die einen; sein Anspruch sei als unbegründet und auch als<br />
überflüssig anzusehen, so die anderen. Ähnlich kontrovers<br />
waren die Auffassungen von Bundestagsabgeordneten.<br />
Wer angenommen hatte, mit dieser Diskussion sei die nun<br />
schon über fast ein ganzes Jahrhundert anhaltende Auseinandersetzung<br />
über das Verhältnis von Sport und Kultur<br />
abgeschlossen, sah sich allerdings enttäuscht. Wichtige
Fragen blieben offen. Sie betrafen nicht nur Grundsätzliches.<br />
Warum löst sich zum Beispiel der DOSB mit seinem Anliegen,<br />
jetzt neben Kultur (und vielleicht dann auch noch anderen<br />
kulturellen Bereichen) im Grundgesetz aufgeführt zu werden,<br />
von einer von seinen Vorgänger-Organisationen DSB und<br />
NOK über Jahrzehnte verfolgten Linie, die darauf abzielte, im<br />
Unterschied dazu als Teil der Kultur anerkannt zu werden?<br />
Nun möchte er offensichtlich, dass man ihn als etwas Eigenes<br />
neben der Kultur aufführt - oder? Soll der organisierte Sport<br />
in Deutschland sich künftig nicht mehr als Teil der Kultur<br />
oder als Sportkultur verstehen? Wenn dies so sein sollte,<br />
würde dies seinem bisherigen Selbstverständnis nicht mehr<br />
entsprechen. Die Klärung dieser Frage ist im Übrigen unabhängig<br />
davon notwendig, ob Sport im Grundgesetz steht<br />
oder nicht.<br />
Eine andere Frage bezieht sich auf unser in den letzten Jahren<br />
deutlich verändertes Verständnis sowohl von dem, was<br />
Kultur als auch was Sport ist. Dies wiederum ist von erheblichem<br />
Einfluss darauf, wie deren Verhältnis heute einzuschätzen<br />
ist. Auch dies gilt zunächst unabhängig von ihrer grundgesetzlichen<br />
Verankerung. Warum sowohl die Befürworter<br />
des DOSB-Anliegens als auch die, die ihm widersprechen, dies<br />
nicht beachtet haben, ist besonders deshalb erklärungsbedürftig,<br />
weil es bei der ganzen Diskussion unvermeidlich ist,<br />
eine Antwort auf die Frage zu geben, von welcher Kultur man<br />
redet, von der man glaubt, dass sie ins Grundgesetz gehöre,<br />
und welchen Sport man meint, der neben dieser Kultur<br />
genannt werden sollte (oder eben nicht).<br />
Das Verhältnis von Kultur und Sport<br />
hat sich gewandelt<br />
Versucht man eine solche Antwort zu geben, dann ist<br />
zunächst daran zu erinnern, dass man, was den Kulturbegriff<br />
betrifft, seit Jahren einen deutlichen Wandel feststellen kann.<br />
Ging man lange von einem eng gefassten Begriff aus, nach<br />
dem Kultur vor allem als "Hochkultur" zu verstehen ist, so hat<br />
sich dieses traditionelle Verständnis inzwischen ausgeweitet.<br />
Genauer: Neben ihm hat sich ein ganz anderes, eher diffuses<br />
Verständnis von "Kultur" oder besser "Kulturen" entwickelt,<br />
das sich durch ganz unscharfe Grenzen auszeichnet.<br />
In diesem Zusammenhang hat sich auch das Verhältnis von<br />
Sport und Kultur verändert. Dies geschah aber nicht deshalb,<br />
weil der Sport nun "kulturwürdiger" geworden wäre, sondern<br />
weil sich nicht nur das Verständnis von "Kultur", sondern<br />
auch das von "Sport" gewandelt hat. Heute kann man ganz<br />
unbefangen von Sport als Kulturgut oder von Sportkultur<br />
sprechen. Zum Beispiel bezeichnet der Sportwissenschaftler<br />
Helmut Digel Laufen, Springen und Werfen und auch den<br />
Hochleistungssport als Kulturgut. Egidius Braun, früherer<br />
Fußball-Präsident, und dessen einstiger Nationalspieler und<br />
späterer Bundestrainer Jürgen Klinsmann werden im "Spiegel"<br />
mit dem Satz zitiert, dass Fußball Kultur sei. Im Titel der<br />
offiziellen Festschrift zum 50jährigen Gründungsjubiläum des<br />
DSB im Jahr 2000 wurde Sport ausdrücklich als "Kulturgut<br />
unserer Zeit" bezeichnet.<br />
Es ist aber noch gar nicht lange her, dass man so nicht<br />
hätte reden dürfen. Das traditionelle Kulturverständnis<br />
schloss den Sport ausdrücklich aus. Sogar eine "Afterkultur"<br />
wurde er, kaum aus England in Deutschland angekommen,<br />
bereits vor über hundert Jahren in den "Neuen Jahrbüchern<br />
für die Turnkunst" genannt. "Dem sozialen Kulturideal ist der<br />
Sport feindlich", so konnte man auch schon 1910 bei Heinrich<br />
Steinitzer, der in seiner Zeit nicht nur als Alpin-Schriftsteller<br />
bekannt wurde, lesen; "die sportliche Ausübung von<br />
Tätigkeiten" sei ein "Symptom des Verfalls", schrieb er. Darin<br />
wird eine von da an über Jahrzehnte hinweg verbreitete<br />
Auffassung deutlich, die Sport nicht der Kultur zurechnete,<br />
ihn vielmehr als Ausdruck kulturellen Niedergangs betrachtete.<br />
Das Verständnis von Kultur, das hinter einer solchen Auffassung<br />
steht, wird normativ genannt; es ist wertend, in seiner<br />
Wirkung abwertend für den Sport und aufwertend für die,<br />
die auf diese Weise ihre Sport- und Körperferne als tragendes<br />
Element ihres kulturellen Selbstverständnisses demonstrieren<br />
konnten, also in der Regel das Bildungsbürgertum. Mit einer<br />
solchen Kulturauffassung wurde der Sport in seinem Bemühen,<br />
als Kulturgut anerkannt zu werden, und dies heißt<br />
konkret als Teil von Erziehung und Schule, als akademisches<br />
Studienfach an der Universität, als Gegenstand wissenschaftlicher,<br />
künstlerischer und literarischer Bearbeitung immer<br />
wieder konfrontiert: Kultur sollte für großes Theater reserviert<br />
sein, für hohe Literatur, für Oper und Museen, nicht aber für<br />
schweißtreibende Sportaktivitäten.<br />
Mit einer solchen Abwertung wollten sich die Anhänger des<br />
Sports natürlich nicht abfinden. Deshalb setzten sie sich fast<br />
ein ganzes Jahrhundert lang gegen ein den Sport herabsetzendes<br />
oder gar ausschließendes Kulturverständnis zur Wehr.<br />
Dies sollte nicht nur ideellen Wert haben, sondern auch der<br />
Verbesserung von Ansehen und Lage des Sports dienen. Das<br />
bisherige normative Verständnis von Kultur wurde nun umgedreht.<br />
Diejenigen, die dem Sport seinen kulturellen Wert<br />
bestritten, wurden auf die Bedeutung der Leibesübungen in<br />
der Geschichte der Völker, auf ihre Behandlung in Dichtung<br />
und Literatur, auf ihre erzieherischen und gesundheitlichen<br />
Wirkungen und auf die Wertschätzung, die ihnen von großen<br />
Ärzten und Pädagogen zuteil geworden sei, verwiesen. Wer<br />
Sport nicht der Kultur zurechnete, der besaß selbst keine - so<br />
sollte die Botschaft heißen. Der Sport, der sich gegen ein ihn<br />
abweisendes Kulturverständnis zur Wehr setzte, tat dies<br />
jedoch, indem er versuchte, ausgerechnet einem Kulturideal<br />
29
gerecht zu werden, das ihm die Anerkennung als Kulturgut<br />
verweigerte.<br />
Dieses Verständnis von Kultur hat sich in den letzten Jahrzehnten<br />
allerdings tiefgreifend verändert. Kultur ist nun alles,<br />
und alles ist Kultur, wie der Kulturwissenschaftler Hermann<br />
Bausinger bemerkt. Kultur wird kaum noch normativ verstanden.<br />
Ein einheitliches Kulturverständnis gibt es nicht mehr. Der<br />
Kulturbegriff ist schillernd und vieldeutig. Er umfasst natürlich<br />
noch das, was traditionell unter Kultur verstanden wurde, geht<br />
inzwischen aber weit darüber hinaus und reicht von Beamten-<br />
, Kneipen- und Liebeskultur bis hin zu Wirtschafts-, Wissenschafts-,<br />
Gesundheits-, Medizin-, Politik-, Jugend- und Jeans-<br />
Kultur, Leitkultur und Streitkultur, von der Kultur der öffentlichen<br />
Wandsprüche und der Kehlkopfkultur, womit das Jodeln<br />
in der Schweiz gemeint ist, bis zu Nacktkörperkultur und<br />
Freibadkultur. Nach dem Urteil über die Münchener Biergärten<br />
hieß der partei- und geschlechtsübergreifende Kampfruf im<br />
Freistaat: Rettet die bayerische Biergartenkultur. Und angesichts<br />
der Verbotspläne der EU artikulierten die Bierbrauer<br />
ihren Protest mit dem Satz: Bier ist ein Kulturgut.<br />
In diesem Zusammenhang hat sich aber auch die Praxis der<br />
traditionellen "Hochkultur" selbst verändert. Indem ihr mit<br />
Kulturnächten, Kulturstädten, Kulturfahrten, Kulturfestivals,<br />
Kulturgipfeln, Kulturbotschaftern, Opern auf Seebühnen und<br />
Theaterstücken in Fabrikhallen ein moderneres Image verschafft<br />
werden soll, entfernt sie sich von ihrem ursprünglichen<br />
Verständnis und übernimmt zunehmend Elemente der<br />
lange verachteten Erlebnis-, Pop- und Eventkultur. Dazu<br />
passt, dass viele, die sich früher lieber der traditionellen<br />
Kultur zurechnen ließen, sich heute auch gern in den<br />
gepflegten VIP-Logen der neuen Sportarenen aufhalten, wo<br />
sie mit der Prominenz aus Staat, Wirtschaft und Sport in der<br />
ersten Reihe sitzen und gelegentlich sogar unmittelbar mit<br />
erleben können, wie die Bundeskanzlerin verschwitzte und<br />
etwas erschrockene Fußballspieler herzt.<br />
Fazit: Auch die Kultur ist in Auflösung begriffen. Ein anderes,<br />
weites Kulturverständnis hat sich ausgebreitet. Die Empfehlung,<br />
die ein renommierter Verfassungsrechtler in seinem<br />
ansonsten schlüssigen FAZ-Artikel an den Sport richtete, er<br />
könne auch als Staatsziel nicht vor Gefährdungen durch<br />
Dritte geschützt werden, wenn er gefährdet sei, dann durch<br />
sich selber, muss auch für eine Kultur gelten, die inzwischen<br />
nicht mehr die alte ist.<br />
Auch der Sport ist dabei:<br />
Sport als Teilkultur<br />
In der bunten Reihe von heute mit dem Wort Kultur verbundenen<br />
Phänomenen wie Wirtschaft, Medien, Medizin, Theater,<br />
30<br />
Politik, Universitäten, Jodeln, Bier, Erotik, Kino und Spaghetti<br />
ist nun auch der Sport dabei, und so verwundert es nicht,<br />
wenn deshalb auch von Sportkultur die Rede ist. Nicht mehr<br />
nur das, was in Firmen, Verwaltungen, Küchen und Schlafzimmern,<br />
in Kneipen und auf Theaterbühnen, sondern eben<br />
auch das, was beim Fußball und Skifahren, in Turnhallen und<br />
Schwimmbädern passiert, gilt inzwischen als Teil (alltags-<br />
)kulturellen Lebens.<br />
Die Feststellung, dass der Sport "Kultur" ist, bekommt damit<br />
allerdings eine andere Qualität. Ein Grund dafür liegt darin,<br />
dass sich das, was traditionell zumindest in Deutschland als<br />
Kultur verstanden wurde, verändert und auch noch in unterschiedliche<br />
"Teilkulturen" aufgelöst hat; und über diese<br />
hinaus werden inzwischen auch noch andere Lebensbereiche,<br />
die bislang nicht zur Kultur zählten, mit dem Namen "Kultur"<br />
verbunden. Alle diese Teilbereiche wiederum sind aber nicht<br />
mehr von übergreifenden kulturellen Wertorientierungen<br />
geprägt, sondern konstituieren sich intern über ihre eigenen,<br />
spezifischen Sinnzusammenhänge und sind bemüht, über<br />
diese ihren mehr oder weniger festen inneren Zusammenhalt<br />
zu finden. Auch der Sport ist in diesem Sinne eine solche<br />
"Teilkultur".<br />
Diese Teilkultur des Sports hat sich dabei sogar noch weiter<br />
ausdifferenziert. Inzwischen spricht man auch von Leistungssportkultur,<br />
Breitensportkultur, Fußballkultur, Laufkultur,<br />
Spielkultur, Vereinskultur, Schulsportkultur oder sogar einer<br />
"alternativen" Sportkultur. Sportkultur wird zu einer Sammelbezeichnung<br />
für ganz unterschiedliche körperkulturelle<br />
Bereiche und vielfältige Ausprägungen sportlichen Lebens in<br />
Vereinen und Verbänden, aber auch Schulen, Universitäten,<br />
gewerblichen Einrichtungen, Volkshochschulen, Krankenkassen,<br />
Gemeinden und Kirchen. Auch das auf Unterhaltung und<br />
Werbung ausgerichtete Sportangebot der Medien wird zur<br />
Sportkultur gezählt, ebenso der professionelle Sport mit all<br />
seinen Varianten und Darstellungsformen von aufgeblasenen<br />
Boxevents im Fernsehen bis zu den schönen Sommer- und<br />
Wintermärchen im Fußball und Handball.<br />
Darüber hinaus entwickeln sich inzwischen im Rahmen dieser<br />
neuen Sportkultur auch noch eigene "Subkulturen", die sich<br />
wiederum durch besondere und oft eigenwillige Sinnmuster,<br />
Mentalitäten, Verhaltensweisen und Symbole Formen der<br />
Abgrenzung nach außen und der Bindung nach innen verschaffen.<br />
Die Frankfurter Eintracht-Fans mit ihren Fahnen,<br />
Ritualen, Schlachtgesängen und ihrer Bekleidung,<br />
geschmückt mit den Namen ihrer besten Spieler; die englischen<br />
Rugbyspieler mit ihrem großen Repertoire an unanständigen<br />
Liedern, inzwischen auch Rugbyspielerinnen, für<br />
die im Internet ein eigenes Liederbuch angeboten wird,<br />
dessen Texte nicht gerade für sensible Männernaturen geeignet<br />
sind; die langhaarigen und angeblich moralisch ziemlich<br />
lockeren Brandungssurfer an australischen Küsten und als ihr
Gegenbild die pflichtbewussten und enthaltsamen Lifesaver;<br />
die Bodybuilder, für die ihr Körper gleich dreierlei ist: das<br />
Rohmaterial, das bearbeitet wird, das "Werkzeug", mit dem<br />
dies geschieht und schließlich das ästhetische "Kunstwerk",<br />
das am Ende steht, wie die Soziologin Anne Hohner aufzeigt<br />
- sie alle schaffen sich eigene (sportliche) Subkulturen und<br />
subkulturelle "Szenen" oder kleine mentalitätsprägende<br />
soziale Sinnwelten, in denen die Instrumentalisierung des<br />
Körpers und seine Verwendung zur individuellen oder<br />
gemeinsamen Selbststilisierung gleichermaßen konkret werden<br />
können.<br />
Wenn nun in einer solchen durchaus ambivalenten Weise der<br />
Sport "Teil" der Kultur geworden ist, wurde er dies aber nicht<br />
deshalb, weil er sich zu einem im traditionellen Sinne wertvollen<br />
Kulturgut entwickelt hätte. Er wurde zu einem "Kulturgut",<br />
indem er für viele Menschen zu einem wichtigen<br />
Bereich ihrer Alltagskultur wurde und sich zugleich eine<br />
andere Auffassung von Kultur durchsetzte, wobei er den<br />
Status eines Teils dieser anders als zuvor verstandenen Kultur<br />
erlangte - was nicht zuletzt auch mit seiner gewachsenen<br />
politischen, ökonomischen und medialen Bedeutung zusammenhängt.<br />
Ein verflachtes, ausgeweitetes und unscharf<br />
gewordenes Kulturverständnis bezieht inzwischen fast alle<br />
menschlichen Tätigkeiten und Lebensbereiche ein: Brutalitäten,<br />
Obszönitäten, Dümmlichkeiten und Banalitäten ebenso<br />
wie herausragende wissenschaftliche, technische, künstlerische,<br />
literarische und ästhetische Leistungen und moralische<br />
Haltungen - jetzt gehört eben auch der Sport dazu. Varianten<br />
und selbst Extreme des kulturellen Lebens spiegeln sich nun<br />
auch in ihm wider.<br />
Aber immer hat er auch den Anspruch, mit seinen Fairneßregeln,<br />
seiner <strong>Olympische</strong>n Idee, seiner Internationalität und<br />
sozialen Bindekraft ein wenig besser zu sein als die <strong>Gesellschaft</strong>,<br />
zu der er gehört - dies unterscheidet ihn übrigens<br />
deutlich von manchen anderen Teilkulturen. Genau das muss<br />
als Chance begriffen und entsprechend genutzt werden. Es<br />
gibt schöne Beispiele dafür, dass dies möglich ist. Ein überzeugendes<br />
Beispiel dafür sind die <strong>Olympische</strong>n Spiele von<br />
München, bei denen es unter der Regie von Willi Daume in<br />
einmaliger Weise gelang, dem olympischen Ideal der Verbindung<br />
von sportlicher Athletik mit Kunst, Musik, Theater,<br />
Design, Wissenschaft, Ausstellungen, Landschaftsgestaltung,<br />
Sportstätten-Architektur und urbanem Leben gerecht zu<br />
werden - bis ein furchtbares Attentat die Spiele in eine existentielle<br />
Krise stürzte, aber ihre Idee doch nicht zerstören<br />
konnte.<br />
Aber an all diesem ändert sich jedoch weder etwas, wenn<br />
man sich einfach nur das Wort "Kulturgut" als Etikett anheftet,<br />
noch wenn man dafür die Nennung im Grundgesetz zur<br />
Voraussetzung macht. Von den meisten Bundesländern, auf<br />
die man sich in diesem Zusammenhang gerne beruft, weil sie<br />
Sport bereits in ihre Landesverfassungen aufgenommen<br />
haben, kann man wirklich nicht sagen, dass in ihnen ein<br />
besserer Sport zu besichtigen ist als dort wo dies nicht der<br />
Fall ist. Manche zögern nicht einmal, Schulsportstunden zu<br />
kürzen oder die Schließung von akademischen Ausbildungsstätten<br />
für Sportlehrer vorzusehen. Dabei gehörten gerade<br />
die Sporterziehung und die Sportwissenschaft an den Universitäten<br />
zu den wichtigen Belegen für die Bedeutung des<br />
Sports als Kultur.<br />
Der Sport hat sich auch selbst<br />
verändert<br />
Die Veränderungen im Verhältnis von Sport und Kultur hängen<br />
auch mit Veränderungen des Sports zusammen. Er ist in<br />
den letzten Jahrzehnten nicht nur quantitativ gewachsen, er<br />
hat sich auch qualitativ verändert: mehr Sportarten und<br />
Sportaktivitäten, mehr Vereine und Verbände im organisierten<br />
Sport, neben diesen neue kommerzielle, kommunale und<br />
sogar kirchliche Sportanbieter, insgesamt mehr Sportteilnehmerinnen<br />
und Sportteilnehmer sowie mehr Zuschauer.<br />
"Sport" gibt es in vielfältigen Formen. Deren Wahrnehmung<br />
und Verständnis reicht inzwischen von den "klassischen"<br />
Sportarten bis zum Spazierengehen, Rasenmähen und Trampen<br />
und vom Abenteuer-, Risiko-, Erlebnis-, Event-, Gefängnis-<br />
und Spaßsport bis zu Sporttherapie und Herz- und<br />
Gefäßsport, Sportreisen und Sporturlaub, Denksport, Theatersport<br />
und Fernsehsport. Auch Ladendiebstahl, Krankfeiern,<br />
Versicherungsbetrug und Steuerhinterziehung werden als<br />
Sport bezeichnet, sogar als Volkssport.<br />
Daneben gibt es noch die vielen privaten Sportaktivitäten.<br />
Während von Abenteuerlust und manchmal auch verdrängten<br />
Gefühlen geleitete Wildwasserfahrer, Langläufer, Segler,<br />
Tourengänger, Surfer und Alpinisten - Männer und Frauen -<br />
sich auf die individuelle Suche nach dem ultimativen Erlebniskick<br />
machen, wählen andere den umgekehrten Weg: Mit<br />
Hilfe von fernöstlichen Entspannungs-, Körper- und Bewegungsübungen<br />
begeben sie sich auf den umweltfreundlichen<br />
Selbstfindungstrip ins eigene Innere, wo man die noch unbekannten<br />
Seiten des eigenen Ichs zu finden hofft.<br />
Dabei haben sich auch die Beweggründe der Menschen,<br />
Sport zu treiben, verändert. "Nehmen Sie ein bisschen<br />
Sportsgeist mit ins Büro" konnte man vor Jahren auf der<br />
Reklame für ein Tennishemd lesen. Diese (neue) Art von<br />
Sportlichkeit ist aber nicht mehr nur Angelegenheit von<br />
aktiven Sportlerinnen und Sportlern. Sie breitet sich inzwischen<br />
über die sozialen Schichten und Altersstufen, auf die<br />
sich der traditionelle Sport vor allem konzentrierte, also<br />
Jugend und mittleres Alter (und vor allem Männer) hinweg<br />
aus und wird zum festen Bestandteil individueller Lebensstile<br />
fast aller Alterstufen und beider Geschlechter. Aber auch in<br />
31
diesen spiegelt sich nach wie vor die Symbolik der<br />
Geschlechterteilung wider. Auch wenn selbstbewusste Frauen<br />
inzwischen längst in die bisherigen Männlichkeitsdomänen<br />
eingedrungen sind, was bei vielen Machos in der sportlichen<br />
Männerwelt meist keine besonders erhebenden Gefühle<br />
auslöst, noch immer steht das Weiche und Beziehungsorientierte<br />
der Frauen gegen das Harte und Konkurrenzorientierte<br />
der Männer, beispielhaft präsentiert im Super-Bowl des US-<br />
Football-Finals, das mit seinen Männlichkeitsritualen die<br />
Straßen Nordamerikas leer fegt, wozu die weiblichen Cheerleader<br />
mit ihren Federbüschen wedeln.<br />
Die alte leistungs-, wettkampf- und fairneßorientierte "Sportlichkeit",<br />
die als ein begrenztes, überschaubares, aber auch<br />
verbindliches Sinnmuster lange kennzeichnend für den Sport<br />
war und sich vor allem auf diejenigen beschränkte, die diesem<br />
Sport in ihren Vereinen emotional und sozial verbunden<br />
waren, löst sich vom aktiven Sporttreiben ab: Sportlich kann<br />
man heute sein, ohne noch Sportler oder Sportlerin zu sein,<br />
ja, ohne noch "richtig" Sport treiben zu müssen. Für viele<br />
Menschen sind es nicht mehr Leistung, Anstrengung, Wettkampf<br />
und Kameradschaft, die sie im Sport suchen; es sind<br />
Körpererfahrung, Körperästhetik, Wohlbefinden, Gesundheit<br />
und Fitness. Alles dies gilt irgendwie als sportlich mitsamt des<br />
notwendigen Outfits und der entsprechenden Ausrüstung. Als<br />
"Versportlichung" unserer Kultur hat man diese Entwicklung<br />
bezeichnet, und ihr entspricht umgekehrt eine "Entsportung"<br />
des traditionellen Sports.<br />
Zwar bedeutet dies nicht, dass mit der Auflösung des traditionellen<br />
Kulturideals nun auch die normativen Ansprüche<br />
verschwinden, die früher zur kulturellen Ausgrenzung des<br />
Sports geführt haben. Vielmehr ist es so, dass sie sich in die<br />
neuen kulturellen Lebensbereiche hinein verlagern und dort<br />
zu klären und umzusetzen sind. Dies hat für den Sport zur<br />
Folge, dass er nunmehr vor allem auf seine eigenen Wertvorstellungen<br />
und Maßstäbe verwiesen ist, wenn er seinen Rang<br />
als Kulturgut bestätigen will und diese nicht mehr in einem<br />
allgemeinen Begriff von Kultur suchen muss.<br />
Wie aber lässt sich ein solcher kultureller Anspruch des<br />
Sports, der unabhängig davon ist, ob er in das Grundgesetz<br />
Eingang findet oder nicht, begründen? Kann und soll man<br />
sich damit begnügen, dass etwas bloß als Kulturgut<br />
bezeichnet wird oder sich selbst so nennt, oder muss man<br />
das Maß der Anforderungen an das, was ein wirklich wertvolles<br />
Kulturgut ist, nicht ein Stück höher legen? Deshalb ist<br />
in jedem Fall und so oder so zu klären, warum und wann<br />
der Sport ein wertvolles Kulturgut ist, aber eben auch,<br />
welche Teile und Bereiche dessen, was sich heute auch<br />
"Sport" nennt, dies nicht sind und von denen man sich<br />
entsprechend abgrenzen muss. Diese heikle Frage wurde in<br />
den bisherigen Diskussionen ausgespart. Die Frage bleibt<br />
deshalb: Welchen Sport wollen wir? Welcher hat eine solche<br />
32<br />
Qualität, dass seine Aufnahme ins Grundgesetz gerechtfertigt<br />
ist. So, wie der DOSB sich heute "olympisch" nennt,<br />
kann die Antwort nur lauten: Der richtig verstandene<br />
"olympische" Sport!<br />
Der "richtige" Sport oder der Sport<br />
als Kulturgut: <strong>Olympische</strong> Sportkultur<br />
Zunächst: Kulturelle Veränderungen sind nichts Ungewöhnliches,<br />
postmoderne Individualisierung, kulturelle Pluralität,<br />
die neuen Körperbilder und auch die neue Sportlichkeit sind<br />
nichts Unmoralisches. Trotzdem ist zu fragen, wie im Interesse<br />
seiner weiteren Entwicklung ein sozusagen "besserer"<br />
Sport von einem weniger wertvollen unterschieden werden<br />
kann? Ist alles gleichermaßen kulturell wertvoll, was sich<br />
Sport nennt? Ist alles gleich würdig, als Kulturgut angesehen<br />
zu werden? Dies ist offensichtlich nicht der Fall! Wir<br />
unterscheiden zwischen fairem und unfairem Sport, wir<br />
halten die eine sportliche Aktivität für ästhetisch, die andere<br />
nicht; die einen finden den Eiskunstlauf attraktiv, die anderen<br />
die Eiskunstläuferinnen. Viele, leider nicht alle, verurteilen<br />
Leistungsmanipulationen und Dopingbetrug, wenden<br />
sich gegen die unkontrollierte Vermarktung des Sports und<br />
gegen ungezügelte sportliche Erfolgs-Ideologien, gegen<br />
Gewalt und nationalistische Auswüchse im Sport, gegen<br />
Körperkult und Fitneßwahn, gegen dümmliche Fernsehübertragungen.<br />
Sie verbinden den Sport auf diese Weise mit<br />
dem Anspruch, dass er besser sein kann und soll, als er es<br />
nicht selten ist.<br />
In der Benennung solcher Ziele und Ansprüche sind, wenn<br />
meist auch verborgen, Wertvorstellungen enthalten. Diese<br />
aber erst sind es, die es angesichts der neuen Vielfalt und<br />
Unübersichtlichkeit des Sports erlauben, eine belanglose<br />
sportliche Praxis an einer möglichst besseren zu messen,<br />
Sport also nicht als beliebigen Teil alltagskulturellen Lebens<br />
zu sehen, sondern seine Gestaltung als etwas kulturell<br />
Wichtiges und als Aufgabe für Vereine und Verbände zu<br />
begreifen. Darf alles gemacht werden, was im Sport möglich<br />
wäre: der Körper geschädigt, die Gesundheit aufs Spiel<br />
gesetzt, die Leistung manipuliert, das Doping geduldet, das<br />
Kind von früh auf trainiert? Und wo liegen die Maßstäbe<br />
dafür zwischen narzistischer Zuwendung zum eigenen<br />
Körper und seiner oft rücksichtslosen Disziplinierung, zwischen<br />
seiner öffentlichen Verherrlichung und der Tatsache,<br />
dass viele Menschen in ihrem körperlichen Leben beschädigt<br />
und unterdrückt werden, zwischen Fitneß, Wohlbefinden,<br />
Leistung, Gesundheit und unverbrauchter Jugendlichkeit auf<br />
der einen Seite und Altern, Verletzlichkeit und Krankheit auf<br />
der anderen? Was sind die Maßstäbe für das, was der Sport<br />
mit seinen pädagogischen und sozialen Möglichkeiten<br />
anbieten kann an Fairneß, Gewinn an Körperidentität, Soli-
darität in Gruppen, Einbindung in Vereinsgemeinschaften,<br />
Selbstfindung über Leistung, Freude am eigenen Können?<br />
Der organisierte Sport ist mit seinem Weimarer Beschluss in<br />
der Pflicht, überzeugende Antworten auf solche Fragen zu<br />
geben.<br />
Eine Verständigung darüber kann in unserer pluralistischen<br />
Welt aber nicht mehr von oben herab verfügt werden, sondern<br />
man muss in Diskussion und Diskurs Konsens finden. Ob<br />
man dazu im Grundgesetz steht oder nicht, ist dabei allerdings<br />
nicht so wichtig. Wichtiger ist es, dass man sich um<br />
eine überzeugende und glaubwürdige "Kultur des Sports"<br />
bemüht. Dazu benötigt man nicht unbedingt einen verfassungsrechtlichen<br />
Status, daran muss man selber arbeiten.<br />
Wenn ein solcher Status dann doch erreicht würde, würde<br />
dies zwar nicht schaden, aber eine Voraussetzung für einen<br />
wertvollen Sport ist er auf keinen Fall. So betrachtet kommt<br />
der DOSB nicht darum herum, sein Selbstverständnis als<br />
"Kulturgut" zu klären und zu zeigen, wie er die olympischen<br />
Ziel- und Wertvorstellungen in seiner Praxis umsetzt, um<br />
damit wirklich - und weiterhin - ein Teil des kulturellen<br />
Lebens sein und sich als erhaltens- und pflegenwertes "Kulturgut"<br />
verstehen zu können.<br />
Diese Anmerkungen sind nicht als Votum gegen die Aufnahme<br />
von Sport und Kultur in das Grundgesetz zu lesen, vielmehr<br />
als ein Plädoyer dafür, wenn sie denn schon nebeneinander<br />
stehen sollen, zunächst die Frage ihres Verhältnisses<br />
und dann die ihrer Platzierung im Grundgesetz differenzierter,<br />
als das bisher geschehen ist, zu beantworten. Für die<br />
Beantwortung einer solchen Frage gibt es einen idealen<br />
Leitfaden. Ausdrücklich bekennt sich der DOSB in seiner<br />
Satzung zu der <strong>Olympische</strong>n Charta. In ihr wird der Olympismus<br />
als eine universale "Kulturidee" verstanden. Olympisch ist<br />
deshalb nicht nur ein schöner Name, sondern auch eine<br />
Verpflichtung auf das olympische "Ethos" und damit auf eine<br />
erstrebenswerte Form des Sports und eben nicht eine beliebige<br />
und kulturell belanglose. Dieses olympische Ethos ist im<br />
Übrigen ausdrücklich pädagogisch orientiert. Konkret heißt<br />
das: Erziehung zu Fairneß, Leistung und Können, Friedlichkeit;<br />
gegenseitiger Respekt, Internationalität und Solidarität sollen<br />
im Mittelpunkt stehen. Es ist schon viel gewonnen, wenn ein<br />
großer Verband wie der DOSB mit seinen vielen Vereinen sich<br />
konsequent bemüht, einer so ausgerichteten Idee des Sports<br />
in der modernen Welt gerecht zu werden. Vielleicht hilft ihm<br />
dabei ein Verfassungsrang, aber zwingend ist dieser nicht,<br />
jedenfalls nicht dafür.<br />
33
Im Nationalen Integrationsplan wurde für viele überraschend<br />
der Sport eigenständig festgeschrieben. Man<br />
scheint nun auf allen Seiten des runden Tisches die<br />
besonderen Integrationsmöglichkeiten des Sports erkannt<br />
zu haben. Damit hat der Sport gleichzeitig aber auch den<br />
bequemen Status einer nur einfachen Freizeitaktivität unter<br />
vielen politisch verlassen. Darüber sprachen wir mit dem<br />
Sportsoziologen der Uni Potsdam, Professor Dr. Jürgen Baur,<br />
Mitglied der Arbeitsgruppe VI.2 zur Erarbeitung des Nationalen<br />
Integrationsplans.<br />
OF: Fällt es einem Migranten, der Mitglied in einem Sportverein<br />
ist, leichter, sich in die deutsche <strong>Gesellschaft</strong> zu integrieren,<br />
als einem Migranten ohne Sportvereinserfahrung?<br />
BAUR: Sicher ist, er wird in der deutschen <strong>Gesellschaft</strong><br />
kaum eine andere Institution finden, die ihm eine soziale<br />
Integration so leicht macht, wie der Sportverein. Er ist quasi<br />
der perfekte Einstieg in die Integration. Der organisierte<br />
Sport ist eines der wenigen gesellschaftlichen Felder, in dem<br />
soziale Kontakte relativ problemlos zustande kommen. Denn<br />
Sport ist in mehrfacher Hinsicht anschlussoffen, leicht<br />
zugänglich und verfügt über eine hohe Bindungskraft. Der<br />
Sportverein ist gut erreichbar, da weit verbreitet. Und weil<br />
der Sport überall auf der Welt nach gleichen Regeln ausgeübt<br />
wird, können da jederzeit Personen mit einem Migrationshintergrund<br />
quasi "aus dem Stand" mitmachen. Da ist es<br />
völlig gleichgültig, woher die Menschen eigentlich kommen.<br />
Wichtig ist nur, sie dürfen mitspielen.<br />
OF: Deswegen allein ist der Migrant aber noch lange nicht<br />
integriert.<br />
BAUR: Mitspielen allein bedeutet nicht Integration, richtig.<br />
Aber mitspielen heißt, ich darf mich als Ausländer in einem<br />
sozialen Handlungsfeld beteiligen, was in der einheimischen<br />
<strong>Gesellschaft</strong> sehr anerkannt ist. Sportvereine sind ja<br />
bekanntlich nicht nur ein Ort des Sporttreibens, sondern<br />
auch der Alltagskommunikation. Der Sportverein hat also<br />
die große Chance, sich den zugewanderten Menschen damit<br />
„Sport und Integration<br />
ist kein Selbstläufer“<br />
Prof. Dr. Jürgen Baur, Sportsoziologe an der Universität Potsdam<br />
34<br />
als ein sozial offenes Gebilde zu präsentieren. Das ist in<br />
unserer <strong>Gesellschaft</strong> längst nicht die Regel. Die Möglichkeit<br />
des unmittelbaren, barrierefreien, fast basisdemokratischen<br />
Mitmachens gibt es in dieser Form doch fast nur noch im<br />
Sportverein. Soziale Offenheit ist ein erster, sehr wichtiger<br />
Integrationseinstieg, der gerade in der aktuellen Migrantendiskussion<br />
leider oft übersehen wird.<br />
OF: Was hat aber der in seinem Verein integrierte Spieler<br />
davon, wenn er schon beim nächsten Auswärtsspiel von<br />
Zuschauern wie Gegenspielern massiv rassistisch angegangen<br />
wird?<br />
BAUR: Wenn es zu diesem Konflikt kommt, entsteht in der<br />
Tat für alle Beteiligten ein echtes Problem. Rassistische<br />
Angriffe können ganz schnell das zerstören, was ein Verein<br />
über lange Zeit mühselig aufgebaut hat. Dann jedoch ist<br />
erst recht die Integrationsbereitschaft des Sportvereins<br />
OF-INTERVIEW
gefragt. Kann er also eine Art Puffer bilden, wodurch die<br />
Diskriminierung von außen gegen einen Mitspieler abgefedert<br />
wird? Oder bricht der Verein mit einem an und für sich<br />
toleranten, offenen Klima gegenüber diesem Außendruck<br />
ein und setzt seinen zugewanderten Spieler nur auf die<br />
Ersatzbank? Wenn aber das Leistungsniveau des Spielers für<br />
seine Nominierung plötzlich keine Rolle mehr spielt, hat das<br />
nichts mehr mit Sport zu tun. Das ist ein Phänomen, was<br />
gerade in den unteren Fußballklassen vermehrt zu beobachten<br />
ist. Genau da muss man die Integrationsbereitschaft der<br />
Sportvereine<br />
kritisch hinterfragen.<br />
OF: Also ist der<br />
Sportverein doch<br />
nicht die Integrationsinstanz<br />
per<br />
se, wofür er sich<br />
gerne hält?<br />
BAUR: Sicher<br />
nicht. Die These,<br />
Sport sei die<br />
gelebte Integration<br />
schlechthin,<br />
ist mir viel zu<br />
verkürzt. So<br />
einfach geht das<br />
nämlich nicht.<br />
Sport und Integration<br />
ist kein<br />
Selbstläufer! Die<br />
Sportvereine<br />
müssen Menschen<br />
mit einem Migrationshintergrund ernsthaft für sich<br />
gewinnen wollen und etwas dafür tun. Die Vereine sollten<br />
nach außen signalisieren: "Zu uns könnt ihr kommen".<br />
OF: Das Entscheidende ist doch, wie sich die soziale Praxis<br />
aktuell in den Vereinen gestaltet.<br />
BAUR: Das stimmt. Integration beginnt nicht automatisch<br />
mit dem Vereinsbeitritt eines Migranten. Als Ausländer in<br />
einem Sportverein zu sein, das heißt noch nicht allzu viel.<br />
Weitaus wichtiger sind die Folgen für alle Vereinsmitglieder<br />
daraus. Dürfen die Migranten im Verein beispielsweise nicht<br />
nur mitspielen, sondern auch richtig mitreden? Können sie<br />
die zum Teil basisdemokratischen Vereinsstrukturen mitgestalten?<br />
Sind sie in der Lage, ihre Interessen relativ problemlos<br />
einzubringen? Werden sie möglicherweise aufgefordert,<br />
in Form eines freiwilligen bürgerschaftlichen Engagements<br />
im Verein mitzuwirken?<br />
OF-INTERVIEW<br />
OF: Nicht selten lautet darauf die Antwort "Nein". Ist das<br />
ein legitimer Grund mehr, warum sich viele Migranten<br />
lieber monoethnisch in einem Sportverein organisieren?<br />
BAUR: Für den Integrationseinstieg ist das durchaus eine<br />
vernünftige Strategie. Da sagen sich Migranten, wir organisieren<br />
uns selber und spielen lieber unter uns. Im sportlichen<br />
Wettkampf mit anderen Teams werden sie aber<br />
zugleich in das deutsche Spielsystem integriert. Das ist<br />
ihnen in dieser Deutlichkeit oft gar nicht bewusst. Und es<br />
kommt noch besser. Monoethnische Vereine füllen sich oft<br />
nach und nach mit deutschen Sportlern auf, weil der "Ausländerverein"<br />
für die Bürger einfach wohnortnäher liegt.<br />
OF: Wenn über Migranten im Sportverein geredet wird,<br />
dann zumeist über Männer. Stellen nicht gerade die muslimischen<br />
Migrantinnen die Sportvereine vor eine besondere<br />
Herausforderung?<br />
BAUR: Sicher. Männer, die mit einer vornehmlich männlich<br />
dominierten Sportkultur in der muslimischen Welt aufgewachsen<br />
sind, lassen sich wesentlich leichter integrieren.<br />
Viel leichter als die eher sportdistanzierten Frauen, die in<br />
ihren Heimatländern kaum eine Sporterfahrung gemacht<br />
haben. Vor diesem Hintergrund ist es wirklich sehr schwer,<br />
muslimische Mädchen und Frauen dem Sport zuzuführen<br />
oder sie gar in den Sport zu integrieren. Ein normaler deutscher<br />
Sportverein scheint damit vielerorts, wie andere<br />
normale deutsche Einrichtungen ja auch, überfordert zu<br />
sein.<br />
OF: Was raten Sie denn den Sportvereinen, um Migrantinnen<br />
zu gewinnen?<br />
BAUR: Ich plädiere für den Einsatz von so genannten<br />
"Grenzgängerinnen". Das sind Frauen, die sich in beiden<br />
Kulturen sicher bewegen, Barrieren abbauen und Verbindungen<br />
herstellen können. Solche Vermittlerinnen/Türoffner<br />
sollten gewonnen werden, um Migrantinnen die mitunter<br />
berechtigte Angst vor der deutschen Sportvereinskultur zu<br />
nehmen. Zudem muss die Integrationsarbeit immer mit<br />
Qualifizierungsmaßnahmen für Trainer, Übungsleiter und<br />
Gruppenhelfer gekoppelt sein. Außerdem sollten wir "Einheimischen"<br />
auch im Sport mehr Geduld haben und uns<br />
interkulturelle Sensibilität aneignen. Integrationsprozesse<br />
vollziehen sich nicht von heute auf morgen, selbst im<br />
Sportverein nicht.<br />
Das Interview führte Torsten Haselbauer<br />
35
Die gesellschaftliche Kraft der Sportvereine<br />
beflügelt auch die Integration Von Karl Hoffmann<br />
"<br />
Den ersten Kontakt zu den Aussiedlern haben wir über<br />
die Kinder bekommen", erinnert sich Heinz Maintok,<br />
der 1. Vorsitzende des Sportvereins Blau-Weiß Sedlitz<br />
in Brandenburg. "Sie spielten damals auf dem Sportplatz in<br />
unmittelbarer Nähe." Ein Fest am Wohnheim erleichterte das<br />
erste Gespräch mit den Familien und förderte die Bereitschaft,<br />
die Angebote kennen zu lernen. Heute sind 30 der 102<br />
Vereinsmitglieder Spätaussiedler und Asylbewerber. Im Sportlerheim<br />
werden Hochzeiten nach heimischem Brauchtum<br />
gefeiert.<br />
Eine Garage in Marpingen war zunächst Trainingsstätte für<br />
den Kasachen Valerij Alexander. Dort konnte er weiter<br />
Gewichte stemmen und sich auch mental auf seine Umschu-<br />
36<br />
lung als Physiotherapeut vorbereiten. Mit Hilfe der fachlichen<br />
Kompetenz des Saarländischen Gewichtheber-Verbandes und<br />
kommunaler Weitsicht ist dann der Verein für Kraftsport 01<br />
gegründet und in der kleinen Gemeinde eine neue Sportart<br />
etabliert worden. Seit vier Jahren üben nun auch Kinder und<br />
Jugendliche aus deutschen und Migrantenfamilien zusammen,<br />
und aus dem persönlichen Lebenslauf ist eine Erfolgsstory<br />
für viele geworden.<br />
Der Knieper Sportverein Stralsund hat für Einheimische und<br />
Aussiedler einen Walking-Tag organisiert und den Stralsunder<br />
Ruderclub mit seiner Anlage als Partner eingespannt. Zu<br />
diesem naturverbundenen Sport trifft man sich inzwischen<br />
regelmäßig zweimal wöchentlich. Im Tischtennisclub SIG
Combibloc Jülich wird ein sehr hoher Zustrom an Migranten<br />
im Norden der Stadt erfolgreich aufgefangen. Bälle und<br />
Schläger werden gestellt, Mitgliedsbeiträge erlassen. Junge<br />
Menschen aus dem Kosovo, aus Südafrika und Syrien, aus der<br />
Türkei und Litauen spielen Basketball zusammen mit gleichaltrigen<br />
<strong>Deutsche</strong>n im Männerturnverein Aurich von 1862.<br />
Alle werden betreut von den Angehörigen einer außergewöhnlich<br />
engagierten türkischen Familie.<br />
Auch für solche Geschichten, die das Leben schreibt, gibt es<br />
als bewährte Grundlage das Programm der "Integration durch<br />
Sport". Die Bundesregierung fördert es seit 1989. Im Jahr<br />
2002 erfolgte die Einbindung in die <strong>Gesellschaft</strong>skampagne<br />
"Sport tut Deutschland gut". Die besseren materiellen Voraussetzungen<br />
für ein zielgruppenorientiertes fachliches Angebot<br />
rücken die Sportvereine mit ihrem Engagement für die ausländischen<br />
Bürger verstärkt in die öffentliche Wahrnehmung.<br />
Zugleich erweisen sie sich als kompetente und<br />
verlässliche Partner beim Miteinander leben und<br />
aufeinander zugehen. Die offizielle Anerkennung<br />
bleibt nicht aus. "Die gesamte Kraft des Sports<br />
muss für die Integration auch künftig genutzt<br />
werden", erwartet Professorin Dr. Maria Böhmer,<br />
die Beauftragte der Bundesregierung für Migration,<br />
Flüchtlinge und Integration.<br />
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Führung<br />
und Sportpraxis der Sportvereine werden sich<br />
weiter dafür einsetzen. Denn sie wissen, dass das<br />
Vereinsleben zwischen Aerobic und Zehnkampf<br />
auch die soziale Anerkennung fördert und zum<br />
Erwerb wichtiger Kompetenzen beiträgt.<br />
Deshalb sind im Sportverein Hochdahl, Erkrath,<br />
Migrantinnen als Selbsthilfegruppe in Organisations-<br />
und Planungsmaßnahmen eingebunden. Dem<br />
Verein Sport-Freizeit Leherheide, Bremerhaven, ist<br />
es im Lauf der Jahre gelungen, Ausländer in alle<br />
bestehenden und neu geschaffenen Angebote als<br />
Mitglieder und Mitarbeiter zu integrieren. Gut<br />
aus- und fortgebildete Übungsleiter mit Migrationshintergrund<br />
sichern den qualitativ hochwertigen Sport ab. Im<br />
hessischen Turn- und Sportverein Viermünden/Schreufa,<br />
Frankenberg, steuern drei Juniorteams die Aktivitäten im<br />
paritätischen Miteinander von Migranten und Einheimischen.<br />
Der 1. Fußballclub Ohmstede von 1896 setzt im gleichnamigen<br />
Oldenburger Stadtteil seine Sportart als erfolgreiches<br />
Mittel zur Integration ein, indem er Fußball-Arbeitsgemeinschaften<br />
für Mädchen und Jungen durchführt und Schulsportassistenten<br />
ausbildet.<br />
"Wir haben auch ein Netzwerk gebildet mit Schulen und<br />
christlichen Vereinen", sagt Georges Papaspyratos, der vor<br />
zwanzig Jahren in der Turn- und Sportvereinigung Gaarden,<br />
Kiel, begonnen hat. Seiner Abteilung für Ringen gehören<br />
inzwischen 90 Armenier und Aserbeidschaner, <strong>Deutsche</strong>,<br />
Georgier und Ukrainer an. Der Verein für Leibesübungen<br />
Leipheim hat seine Aktivitäten mit Boxen begonnen und<br />
dann um sieben Sportarten in offenen Gruppen erweitert.<br />
Partner sind das Programm "soziale Stadt", der Kinderschutzbund<br />
und der türkische Verein "Mosaik". Für acht Hauptschüler,<br />
vier davon mit Migrationshintergrund, hat die Turngesellschaft<br />
Jügesheim 1845 (TGS) mit der Stadt und dem Arbeitsamt<br />
eine Perspektive entwickelt. Sie lernen in mitarbeitenden<br />
Funktionen die TGS kennen und durchlaufen Praktika in<br />
verschiedenen Unternehmen, die der Verein für sein soziales<br />
Anliegen gewinnen konnte.<br />
So gelingt es den Sportvereinen, Menschen zu motivieren: mit<br />
ihrem fachlichen Angebot in Leistung und Breite, mit hohem<br />
gesellschaftlichem Einsatz, mit dem festen Willen zur Verständi-<br />
gung. Die Sprache gehört dazu. Ebru Shikh Ahlam wirbt dafür,<br />
dass alle Kinder aus Migrantenfamilien in die Kindergärten<br />
gehen und damit auch ihre Eltern Kontakte zu Menschen der<br />
<strong>Gesellschaft</strong> bekommen, in der sie jetzt leben. Sie ist eine von<br />
drei Integrationsbotschafterinnen des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />
Sportbundes (DOSB) und stellt heraus, dass "alle Migranten die<br />
deutsche Sprache beherrschen sollten".<br />
Nicht anders sieht es Wladimir Diesendorf, der früher im<br />
sibirischen Omsk tätig war. Heute trainiert er im Leichtathletik-Club<br />
Paderborn junge Spätaussiedler und deutsche<br />
Leichtathleten in einer Verknüpfung von Breiten- und Leistungssport<br />
und betont aus eigener Erfahrung immer wieder:<br />
"Sprachkenntnisse sind der Schlüssel".<br />
37
Mitgliederwachstum im Verein oder Zahlen<br />
Die Idee der freiwilligen Vereinigung weist wohl in<br />
keinem anderen Bereich unserer <strong>Gesellschaft</strong> eine<br />
vergleichbare Erfolgsgeschichte auf, wie dies im Sport<br />
der Fall ist. Nachdem sich im frühen 19. Jahrhundert Gleichgesinnte<br />
in so genannten Turngesellschaften zusammengeschlossen<br />
hatten, war eine Entwicklung in Gang gebracht<br />
worden, die bis heute andauert. Menschen mit gleichen<br />
Interessen gründen einen Verein, und in keiner Organisationsform<br />
gelingt es besser, gleichartige Interessen auf dem Gebiet<br />
des Sports zu Gunsten von Mitgliedern zu befriedigen, wie<br />
dies im Verein der Fall ist. Das historische Modell des Turnvereins<br />
hat deshalb viele Nachahmer gefunden, und allein in der<br />
Zeit von 1950, als der <strong>Deutsche</strong> Sportbund gegründet wurde,<br />
bis heute konnte die Zahl der in Deutschland existierenden<br />
Vereine von ehemals 19.874 auf mehr als 90.000 Vereine<br />
anwachsen. Immer mehr Mitglieder sind den Vereinen beigetreten,<br />
und so ist nicht nur ein Teil der Vereine langsam<br />
größer geworden, sondern die Gesamtmitgliederzahl jener<br />
Menschen, die sich in einem Verein über eine Mitgliedschaft<br />
einbinden lassen, ist von 6 auf 27 Mio. im genannten Zeitraum<br />
angewachsen.<br />
Mit diesem Wachstum haben sich auch die Vereine verändert,<br />
und mancher Verein ist heute längst nicht mehr das, was er<br />
noch vor wenigen Jahrzehnten gewesen ist. Wären die Turnund<br />
Sportvereine in ihrem Handeln nur auf die Interessen<br />
ihrer Mitglieder ausgerichtet, so wären die Vereine weder an<br />
einem Wachstum ihrer Mitgliederzahlen orientiert, noch<br />
müsste in ihnen eine Ausweitung ihrer Angebote notwendig<br />
sein. Ein Fußballverein könnte nach wie vor ein Fußballverein<br />
sein, in dem nur Gleichgesinnte Mitglieder sind, die gemeinsam<br />
Fußball spielen möchten. Doch die große Mehrzahl der<br />
Turn- und Sportvereine lässt sich in deren Entwicklung nicht<br />
nur von den Interessen der eigenen Mitglieder leiten. Die<br />
Vereine sind vielmehr in einen intensiven Austausch mit<br />
vielen relevanten Institutionen und Organisationen unserer<br />
<strong>Gesellschaft</strong> eingetreten, und so werden heute an die Vereine<br />
Aufgaben herangetragen, die mit der eigentlichen Idee eines<br />
Vereins nur wenig oder gar nichts zu tun haben. Aufgaben,<br />
die einstmals wie selbstverständlich Pflichtaufgaben des<br />
Staates gewesen sind, werden zunehmend delegiert, und die<br />
Vereine sind beliebte Adressaten für solche neuen Aufgabenstellungen.<br />
Prävention, Integration, Rehabilitation können die<br />
neuen Aufgabenstellungen lauten, und immer bedient sich<br />
der Staat dabei der freiwilligen Vereinigungen.<br />
Die Strukturen der Vereine verändern sich aber auch mit den<br />
Problemlagen der Mitglieder selbst und mit der veränderten<br />
38<br />
Altersstruktur, die die Mitglieder aufweisen. Mit den dabei<br />
entstehenden neuen Interessen, die ergänzend oder an Stelle<br />
der alten Interessen getreten sind, verändern sich auch die<br />
Aufgabenstellungen der Vereine und damit meistens die<br />
Angebote an die Mitglieder. So spielen Fußballer nach Beendigung<br />
ihrer aktiven Karriere Tennis in einer neu gegründeten<br />
Tennisabteilung, ehemalige Turnerinnen besuchen als ältere<br />
Hausfrauen eine Hausfrauengymnastik, und da auch Vereinsmitglieder<br />
Rückenprobleme haben, ist es naheliegend, dass<br />
man im Interesse der Mitglieder auch eine Rückensportgruppe<br />
eingerichtet hat. Vereine verändern sich somit aus sich<br />
selbst heraus, über die artikulierten Interessen der Mitglieder,<br />
vor allem aber auch auf Grund von immer aggressiver an die<br />
Vereine herangetragenen gesellschaftspolitischen Anliegen,<br />
was ebenfalls neue Strukturen und neue Mitgliedschaften für<br />
die Vereine zur Folge hat. Auf diese Weise kommt es zu<br />
Mitgliedergewinnen, die oft sehr langfristig und stabil sein<br />
können, aber keineswegs ist dies immer der Fall. Einige der<br />
neuen Interessen, die an und in die Vereine heran- bzw.<br />
hineingetragen werden, können jedoch auch eine Gefahr<br />
bedeuten, zumindest scheinen die dabei artikulierten Interessen<br />
nur bedingt den wirklichen Belangen einer verantwortungsvollen<br />
Vereinsarbeit zu entsprechen. Dies ist meist dann<br />
der Fall, wenn von außen versucht wird, die Geschicke des<br />
Vereins mit Macht oder mit Geld fremd zu bestimmen, wobei<br />
sich oft Macht und Geld auf das Engste miteinander verbinden.<br />
Dies lässt sich auch immer wieder am Beispiel des Fußballs<br />
beobachten. Der Profi-Fußball bedient sich zwar nach<br />
wie vor der Idee des Vereins, wenngleich sich diese Vereine<br />
ganz wesentlich verändert haben. In einem Bundesligaverein<br />
hat deren Lizenzspielerabteilung längst den Charakter einer<br />
juristisch eigenständigen Institution, und in gewisser Weise<br />
haben diese Vereine und deren Bundesligamannschaft nur<br />
noch den Namen gemein. Wohl gibt es aus steuerlichen<br />
Gründen noch eine Mitgliederversammlung des Vereins, die<br />
das Parlament für die Fußballabteilung darstellt, und die<br />
Aufsichtsräte und Präsidien der Bundesligamannschaft sind<br />
nach wie vor gegenüber dieser Mitgliederversammlung<br />
rechenschaftspflichtig. Doch all dies geschieht vorrangig<br />
unter steuerlichen Maximen.<br />
Diese formale Vereinsdemokratie ist in der Regel sehr tragfähig.<br />
Sie kann aber auch gewisse Gefahren in sich bergen. Will<br />
man im Lizenzfußball etwas beeinflussen, will man neue<br />
Konstellationen schaffen, so bedarf es der mehrheitlichen<br />
Unterstützung der Mitgliederversammlung. Einige Fans des<br />
Fußballs haben dies längst begriffen, und so versuchen sie bei<br />
entsprechenden Konflikten sich dieser Einrichtung zu bedie-
können trügerisch sein Von Helmut Digel<br />
nen. In Freiburg war dies jüngst der Fall, als die Fußballfans<br />
des SC Freiburg dessen Trainer beschützen wollten, nachdem<br />
die Vereinsführung die Beendigung des Arbeitsverhältnisses<br />
beschlossen hatte. Dieser Beschluss wurde von den Fans<br />
scharf kritisiert, und sie suchten einen Weg, diese Entscheidung<br />
über die Mitgliederversammlung sozusagen mit der<br />
Macht des Volkes rückgängig zu machen. Damit es zu dieser<br />
Machtdemonstration des Volkes kommt, bedarf es jedoch<br />
einer Mehrheit. In Freiburg hätte sie nur dann erreicht werden<br />
können, wenn entsprechende Mehrheitsverhältnisse<br />
durch Vereinseintritte erreicht worden wären. Nicht nur das<br />
Freiburger Beispiel - und sein konkreter Fall - verweist auf<br />
einen kritischen Sachverhalt: Im Fußballsport treten immer<br />
häufiger Mitglieder in die Vereine ein, deren Anliegen es<br />
weder ist, Fußball zu spielen, noch sich anderweitig sportlich<br />
aktiv in diesen Vereinen zu betätigen. So kann in der Fußball-<br />
Bundesliga schon seit längerem ein enormes Mitgliederwachstum<br />
beobachtet werden, ohne dass sich dabei das<br />
Aktivitätspotenzial in den Vereinen selbst erhöht. Vereine wie<br />
der VfB Stuttgart wuchsen im Jahr 2004 bis 2005 um 37%,<br />
die höchste Zuwachsrate von über 60% erreichte Werder<br />
Bremen im gleichen Jahr. Und ein Verein wie Bayern München<br />
weist heute bereits mehr als 100.000 Mitglieder auf,<br />
wobei die große Mehrheit dieser Mitglieder lediglich passive<br />
Fans der Fußballszene darstellen und keineswegs nur aus<br />
München oder Bayern stammen. Allein die 18 Bundesligavereine<br />
haben durchschnittlich ein jährliches Wachstum von<br />
60.000 Mitgliedern, ohne dass sich<br />
dadurch in den Vereinen, mit Ausnahme<br />
der erhöhten Einnahmen, strukturell<br />
etwas verändern würde.<br />
Angesichts dieser Zahlen ist Vorsicht<br />
angebracht, wenn vom Wachstum des<br />
deutschen Sports die Rede ist. Es stellt<br />
sich sogar die Frage, ob sich möglicherweise<br />
die Mitgliederentwicklung in<br />
Bezug auf die aktiven Mitglieder in den<br />
Vereinen bereits rückläufig darstellt. Es<br />
könnte sein, dass uns die absoluten<br />
Zahlen einen Mitgliederzuwachs vorgaukeln,<br />
der sich angesichts der passiven<br />
Fußballfans nur als ein Scheinwachstum<br />
erweist. Glücklicherweise ist<br />
davon zunächst nur der Fußballsport<br />
betroffen. Doch kann nicht ausgeschlossen<br />
werden, dass weitere Sportarten<br />
mit einer eigenständigen Fankultur<br />
eine ähnliche oder gleiche Entwicklung nehmen. Der im<br />
Fußball zu beobachtende neue Mitgliedertypus ist dabei<br />
keineswegs so harmlos, wie er auf den ersten Blick erscheint.<br />
Es Freiburg zeigt die Wege auf, die diese neuen Mitglieder<br />
gehen können. Das Beispiel verweist auch auf Interessen, die<br />
eigentlich in der üblichen Vereinsarbeit eher als vereinsfremd<br />
zu bezeichnen sind. Mitgliederversammlungen, in denen<br />
dieser neue Typus von Vereinsmitglied die Mehrheit hat,<br />
haben diesen längst eine neue Qualität beschert, die für<br />
Massenmedien wohl spektakulär sein kann. Das, was eine<br />
wünschenswerte Vereinskultur auszeichnen soll, bleibt dabei<br />
jedoch oft genug auf der Strecke. Die Vereinsdemokratie hat<br />
sich immer öfter mit Problemen auseinanderzusetzen, die es<br />
zuvor in den Vereinen so noch nicht gegeben hat.<br />
Die Frage, die sich dabei stellt, ist, ob die bewährten demokratischen<br />
Prinzipien einer basisdemokratischen Vereinsarbeit<br />
über solche neuen Mitgliederstrukturen gefördert werden<br />
können oder ob diese Strukturen möglicherweise das Vereinswesen<br />
in seiner Substanz gefährden. Dies gilt vor allem für<br />
den Schutz der Gemeinnützigkeit. Es stellt sich aber auch die<br />
Frage, ob jene neuen Versammlungsstrukturen dem entsprechen,<br />
was die Väter des Grundgesetzes gemeint haben, als sie<br />
dem Verein als der Einübungsstätte demokratischer Werte<br />
einen besonderen Schutz gewährten. Als nämlich der Verein<br />
als Makler und Mittler zwischen Individuum und <strong>Gesellschaft</strong><br />
von den Gründern unserer Republik auserkoren wurde.<br />
39
Es ist sieben Uhr an einem wunderschönen Maimorgen<br />
im Brandenburgischen. Hartwig Gauder wartet schon<br />
in der Hotellobby. Am Vorabend haben wir uns zum<br />
Frühsport verabredet. Eine kleine Walkingrunde soll es<br />
werden, rund anderthalb Stunden lang. Etwa zur Halbzeit<br />
erreichen wir einen See. Gauder sieht die Chance für eine<br />
Erfrischung gekommen: Klamotten runter, rein ins noch<br />
sehr kühle Nass und einige Schwimmzüge. Danach geht's<br />
gleich weiter. Für Gauder (52) ist solch' morgendliche<br />
Aktivität nicht außergewöhnlich. Schließlich hat er in<br />
seiner Zeit als Geher viele Abdrücke in den internationalen<br />
Erfolgslisten der Leichtathletik hinterlassen, war Olympiasieger<br />
und Weltmeister. Wer jedoch seine ganze Geschichte<br />
kennt, ist positiv überrascht vom anhaltenden sportlichen<br />
Elan des Erfurters. Denn nach dem Hochleistungssport<br />
wurde Gauder mit dem anderem Extrem konfrontiert:<br />
absoluter körperlicher Schwäche. Er erfuhr die Abgründe<br />
des Lebens, als kurz nach der Sportkarriere und einer bakteriellen<br />
Infektion sein Herz versagte. Eine Organtransplantation<br />
hat ihn gerettet.<br />
Heute stehen weder die Rolle des Sporthelden noch die<br />
Rolle des Patienten für sich. Hartwig Gauders Geschichte<br />
ist vor allem die einer doppelten Metamorphose: vom<br />
gefeierten Olympiasieger zum todkranken Prominenten<br />
zum nimmermüden Herztransplantierten. Eine Geschichte,<br />
die bewegt: 20 Monate hat Gauder auf sein neues Organ<br />
und die Transplantation warten müssen, 13 davon überlebte<br />
er nur mit einem zusätzlich implantierten Kunstherz.<br />
Zwei Wochen hatte er sich noch gegeben, als ihn in quasi<br />
letzter Minute am 30. Januar 1997 im <strong>Deutsche</strong>n Herzzentrum<br />
in Berlin die frohe Botschaft erreichte, sich die Chance<br />
für ein neues Leben auftat. Eine schlimme Zeit zwischen<br />
Hoffen und Bangen. Tausenden <strong>Deutsche</strong>n geht es jeden<br />
Tag so.<br />
Auch vom Dopingthema wurde Gauder seinerzeit nicht<br />
verschont. Ans Kunstherz angeschlossen, hielt ihm ein Arzt<br />
einen Vortrag über Sucht, Abhängigkeit und Doping. Der<br />
versteckte Vorwurf ging ihm nahe. Als Sportler der ehemaligen<br />
DDR trage man einen Stempel, so Gauder, "den man<br />
ganz schwer los wird, selbst wenn man wie ich nie eines<br />
40<br />
Mit dem Kampfgeist eines<br />
Das zweite Leben des<br />
dieser Präparate genommen hat. In dieser extremen Situation<br />
hätte ich meinem Körper doch einen Bärendienst<br />
erwiesen, wenn ich Dopingmittel verschwiegen hätte."<br />
Die Operation gelingt. Mühsam tastet sich Gauder nach<br />
dem Kunstgriff der Ärzte ins Leben zurück und wird mit<br />
dem Kampfgeist des Olympiasiegers von 1980 wieder fit.<br />
Fitter als die meisten mit erstem Herzen. Er fliegt nach New<br />
York und läuft dort den Marathon, er fliegt nach Japan und<br />
besteigt dort den höchsten und heiligen Berg, den Fujijama.<br />
Tägliches Training gehört wieder wie selbstverständlich zu<br />
seinem Leben, das ausgefüllt ist: mit Motivationsvorträgen<br />
vor Managerseminaren auf Mallorca, medizinischen Projekten<br />
für herzkranke Menschen, ehrenamtlichem Engagement<br />
im von ihm mitbegründeten Verein Sportler für Organspende<br />
(www.vso.de), einer Gastprofessur in Japan oder Walkingveranstaltungen<br />
in ganz Deutschland. Neuerdings baut<br />
er hauptberuflich im Universitätsklinikum Jena den Bereich<br />
Gesundheitsmarketing auf. Doch Gauder ist kein Hansdampf<br />
in allen Gassen. Viel eher kostet er die ihm neu<br />
geschenkte Zeit aus und sprüht vor Ideen. "Dinge, die ich<br />
beherrsche", sagt er, "sind nach einer gewissen Zeit langweilig<br />
für mich. Deshalb vergeht kaum ein Tag, ohne dass<br />
ich eine neue Idee aushecke oder Pläne schmiede.<br />
Abwechslung ist für mich wie eine Sucht." Gauder lebt, als
Olympiasiegers Mut machen:<br />
Hartwig Gauder Von Oliver Kauer-Berk<br />
müsste er sich jeden Tag aufs Neue beweisen, dass er lebt.<br />
Möglicherweise kann das nur, wer schon einmal um ein<br />
Haar gestorben ist.<br />
Was Hartwig Gauder heute auch anpackt - meist hat es<br />
mit dem Thema Gesundheit zu tun. Zum Beispiel beschäftigt<br />
er sich mit der "Kultur des Alterns". Seine These: "Statt<br />
High-Tech brauchen wir dringend Programme der Wieder-<br />
Belastung, damit der Mensch ein hinreichendes Maß an<br />
Gesundheit erlangen kann. Die heutigen Krankheiten entstehen<br />
immer stärker durch Unterbelastung." Körperliche<br />
Aktivität sei ein effektives Mittel, den Alterungsprozess zu<br />
verzögern. "Gesundheit besitze ich nicht, ich muss sie mir<br />
täglich neu erarbeiten", sagt Gauder. Mit befreundeten<br />
Wissenschaftlern arbeitet er an der Heilung von Beschwerden<br />
mit Mikrostromanwendungen. Ein Produkt mit dem<br />
eingetragenen Namen CellVAS (Cell Vitality Analyze &<br />
Stimulation) wurde bereits entwickelt. Seine Grundlage ist<br />
die Beeinflussung zellulärer Strukturen durch jeweils "passende"<br />
elektrische Signale. Schmerzlindernde, abschwellende<br />
und entzündungshemmende Wirkungen des Geräts<br />
wurden nach Angaben der Entwickler nachgewiesen. Auch<br />
andere von Gauders Überlegungen werden nach und nach<br />
konkreter, etwa das "Herz-Handy" für Patienten nach einem<br />
Schlaganfall, einer Transplantation oder einer Bypass-<br />
Operation. Es misst Herzwerte und sendet sie an ein Call-<br />
Center. Damit hätten Patienten auch unterwegs die Sicherheit<br />
einer Kontrolle, ohne dass man sie ihnen ansähe.<br />
Die schwere Krankheit und die Organtransplantation haben<br />
Gauder neu geboren. "Im Grunde bin ich heute glücklicher<br />
als vor meiner Transplantation", sagt er, "diese Erfahrung<br />
hat mich Demut gelehrt und veranlasst mich, stärker als<br />
zuvor nach dem Sinn zu fragen." Er möchte die Zeit im<br />
Krankenhaus nicht mehr missen. Weil sie ihn verändert hat.<br />
Er sei wissender, toleranter und offener geworden. "Ich<br />
gehe ganz anders auf Menschen zu und kann ihnen inzwischen<br />
viel mehr geben." Sein heutiges Leben erklärt sich<br />
größtenteils aus den Erlebnissen vor inzwischen mehr als<br />
einer Dekade im Berliner Herzzentrum. Wobei dieser, sein<br />
größter Sieg nicht zuletzt aus den sportlichen Erfahrungen<br />
herrührt. So hat Gauder auf der Intensivstation nicht einen<br />
Wettlauf gegen den Tod gewonnen, sondern ist wirklich<br />
um sein Leben gerannt. Dieser Unterschied ist ihm wichtig.<br />
Es wundert ihn bisweilen selbst, wie weit er gekommen ist,<br />
dass heute "sogar schlechte Tage für mich gute Tage sind".<br />
Durch seine Vitalität ist Gauder zu einem Vorbild für Transplantierte<br />
und überhaupt alle schwer Kranken geworden.<br />
Als Wiedergenesener zeigt er, was das Leben mit einem<br />
41
angenommenen Organ bieten kann - und was man dem<br />
Leben damit geben kann. Gauder schenkt den Kranken auf<br />
den Wartelisten für eine Transplantation als quicklebendiges<br />
Anschauungsobjekt Hoffnung. Und nicht nur ihnen.<br />
Jeder Mensch gerät früher oder später in einen Abstiegskampf.<br />
Wir verlieren unsere Arbeit, Lebenspartner, werden<br />
arm oder vielleicht selbst krank. Wer sich dann in erster<br />
Linie als Opfer fühle, verliere seine Kraft, glaubt Gauder.<br />
"Mit Jammern verschwendet man am Ende nur Zeit und<br />
Energie." Deswegen hat er das Leben nach der schweren<br />
Operation auch wieder selbst in die Hand genommen, sich<br />
nicht allein auf Ärzte verlassen, sondern auch in seinen<br />
Körper gehört. Gauder vermied es, "jede einzelne Stunde<br />
über Risiken und Nebenwirkungen nachzugrübeln". Er blieb<br />
sein ganz eigener Patient, fühlte, dass Sport ihm gut tun<br />
würde. Nur vier Tage nach der Transplantation saß er auf<br />
dem Fahrrad-Ergometer. Er reduzierte die tägliche Kortisondosis,<br />
bewegte sich wieder und steigerte dosiert die Belastung.<br />
Nicht alles ging glatt, auch Gauder hatte mit akuten<br />
Abstoßungsreaktionen zu kämpfen, die das Leben wieder<br />
ernsthaft in Gefahr brachten. Doch der Sportsgeist ließ ihn<br />
weder im Krankenbett noch in der Rehabilitation los. Wie<br />
auch, wenn jemand eine Hochleistungssportkarriere hinter<br />
sich hat, von der er selbst sagt: "Ich wollte so hart trainieren,<br />
dass ich an meinem schwächsten Tag immer noch<br />
besser als die anderen war." Der härteste Gegner war seine<br />
Krankheit. Dr. Susanne Kapell vom <strong>Deutsche</strong>n Herzzentrum<br />
in Berlin fasst die Geschichte so zusammen: "Hartwig<br />
Gauder ist durch die Hölle gegangen. Obwohl er wie verrückt<br />
gekämpft hat, drohte er allmählich zu erlöschen. Sein<br />
Leben stand auf der Kippe, und trotzdem habe ich nicht ein<br />
einziges Mal erlebt, dass er sich fallengelassen hätte. Im<br />
Gegenteil, er hat uns immer wieder überrascht."<br />
Das zweite Leben von Hartwig Gauder ist vor allem von<br />
einem geprägt: Optimismus. Sein Ja zum Leben spiegelt<br />
sich in einer Anekdote wider, die er gerne erzählt: Am<br />
42<br />
längsten mit einem fremden Herzen, mehr als 22 Jahre,<br />
lebte bisher ein US-Amerikaner - ehe er von einem Lastwagen<br />
überfahren wurde. Und dann fügt er hinzu: "Ich sollte<br />
mich vor Lastwagen in Acht nehmen." Gauder hat es<br />
geschafft, dass ihn seine Wegbegleiter heute keinesfalls<br />
mehr als kranken Menschen bezeichnen würden. Auch<br />
wenn Marathonläufe oder eine Bergbesteigung mit transplantiertem<br />
Herzen für ihn "keine extremen" Belastungen<br />
seien, möchte er mit solchen Aktionen nicht ausdrücken,<br />
dass jeder Transplantierte ihm nacheifern sollte. Er erwartet<br />
auch nicht von jedermann Verständnis für seine Extremtouren,<br />
aber die seien eben seine persönliche Art, als Sportler<br />
mit seiner speziellen Situation umzugehen. "Ich überanstrenge<br />
mich nicht und komme mit einem Lächeln ins Ziel."<br />
Sicher, es könne nicht Sinn und Zweck einer Transplantation<br />
sein, nachher Marathonläufe zu absolvieren. "Doch jeder<br />
Transplantierte sollte seine Grenzen vorsichtig austesten,<br />
ohne mit seinem neuen Organ lax umzugehen."<br />
Mit seiner anhaltenden Sportlichkeit will Gauder nicht<br />
zuletzt auch anderen Menschen den Anstoß geben, Spendebereitschaft<br />
zu zeigen und einen Organspendeausweis<br />
auszufüllen. Denn er weiß, dass er großes Glück hatte.<br />
Jeden Tag sterben in Deutschland drei Menschen auf der<br />
Warteliste für ein neues Organ. Wer eines gespendet<br />
bekommt, darf sich als Lottogewinner fühlen - obwohl die<br />
rechnerische Chance, eine Spende anzunehmen, noch<br />
größer ist als die Möglichkeit, selbst nach dem Tod Organe<br />
zu geben.<br />
Wer Hartwig Gauders Geschichte im Hinterkopf hat (im<br />
Frühjahr <strong>2007</strong> als Buch mit dem Titel "Zwei Leben, drei<br />
Herzen" erschienen), der mag für eine Lebenskrise besser<br />
gewappnet sein, und wenn er nur mal innehält und über<br />
Gauders Lebensmotto nachdenkt: "Fürchte dich nicht,<br />
langsam zu gehen, fürchte dich nur, stehen zu bleiben."<br />
Wie Gauder kann nur jemand denken, an dem das Leben<br />
nicht spurlos vorüber<br />
gegangen ist. Er ist durch<br />
alle Höhen und Tiefen<br />
gegangen. Gerade aus der<br />
Todesnähe und dem vor<br />
mehr als zehn Jahren täglich<br />
geführten Kampf ums<br />
Leben schöpft sich seine<br />
neue Kraft, die Signale der<br />
Zuversicht in die Welt funkt.<br />
"Ich möchte Spuren hinterlassen",<br />
sagt Gauder, "anderen<br />
etwas geben, nicht nur<br />
nehmen." Und das Geben,<br />
ohne etwas dafür zu erwarten,<br />
wird ihm heute selbst<br />
zur größten Hilfe.
Der folgende Artikel versammelt<br />
die beiden kenianischen Sportzelebritäten<br />
Kipchoge Keino und<br />
Professor Dr. Mike Boit sowie sieben<br />
frühere südsudanesische Kindersoldaten<br />
unter einem überraschenden Stichwort:<br />
nämlich Bildung. Es stimmt wirklich,<br />
dass zwei alte Meister der Aschenbahn<br />
ihren akademischen Ehrgeiz unabhängig<br />
voneinander gebündelt haben. Indem<br />
sie Privatschulen für höchste Ansprüche<br />
gründen und dass sie den Schlauesten<br />
von ihren "Läuferstämmen", den Kalenjin,<br />
die Wege zu den herausragenden<br />
US-amerikanischen Universitäten wie<br />
Yale oder Harvard in Boston mit Stipendien<br />
ebnen. Außerdem haben die Jungen,<br />
die in ihrer südsudanesischen<br />
Heimat bis zu sechs Jahre lang nur den<br />
Gebrauch von Schusswaffen lernten,<br />
mittlerweile als Dauergäste auf Keinos<br />
Farm erfolgreich und friedlich eine<br />
schulische Laufbahn begonnen. Für ihr<br />
Beispiel steht der 17 Jahre alte Hashim<br />
Sudi.<br />
Am Rand der roten Erdstraße, die zweihundert<br />
Meter abseits von Keinos Kazi-<br />
Mingi-Farm ("Viel Arbeit") vorbeiführt,<br />
entsteht seine neue höhere Schule. Sie<br />
ist eine Boarding School, der allerdings<br />
auch ein Internat gehört. Sie beherbergt<br />
sowohl eine eigene Bibliothek, einen<br />
Computerraum und einen Sportplatz.<br />
Die Hoffnung ist, dass er ein 400-m-<br />
Oval mit vier Bahnen aus Kunststoff<br />
erhält. Es wäre das erste seiner Art in<br />
ganz Kenia. Der Komplex soll Kipkeino<br />
Highschool heißen.<br />
Wir befinden uns in der Provinz im<br />
Nordwesten, auf dem Hochland jenseits<br />
von 2.000 m. Eldoret liegt acht Kilometer<br />
entfernt. Sie ist die am schnellsten<br />
wachsende Stadt des ostafrikanischen<br />
Landes. Im "Großen Polyglott" von 1975<br />
ist sie noch mit 18.000 Einwohnern<br />
angegeben. Heute zählt sie rund<br />
250.000.<br />
Der Komplex, der von Januar an die<br />
ersten Schüler beherbergen soll, war<br />
eine schwere Geburt. Bald nach ihrem<br />
Beginn wurden nämlich die Bauarbei-<br />
Der Autor Robert Hartmann (rechts) und Hashim Sudi.<br />
Bildungsehrgeiz im<br />
kenianischen Busch oder<br />
Ein olympisches Märchen,<br />
das wahr wurde<br />
Von Robert Hartmann<br />
43
ten, kaum dass sie begonnen hatten, auch schon wieder<br />
eingestellt. Weil die erhofften Spendengelder erst einmal<br />
ausgeblieben waren. Aber nach einem mehrmonatigen Stillstand<br />
kamen die Dinge richtig in Fluss. Keino selbst besorgte<br />
den finanziellen Grundstock, indem er auf einen Schlag 110<br />
seiner rund 150 Rinder verkaufte. Dafür nahm er 3,4 Millionen<br />
Kenianische Schillinge ein. Das sind umgerechnet etwas<br />
über 300.000 Euro. Im Mai trafen dann von der Firma Daimler<br />
200.000 Euro als Spende ein, womit die termingerechte<br />
Vollendung der Schule endgültig sichergestellt war. Thomas<br />
Bach, der Präsident des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Sportbundes<br />
(DOSB) und Keinos Freund aus gemeinsamen Aktivenprechertagen<br />
beim Internationalen <strong>Olympische</strong>n Komitee, hatte<br />
dafür Sorge getragen.<br />
Keino gilt als der Urvater der kenianischen Läufer. Er war es,<br />
der seine Heimat auf die Weltkarte setzte mit Olympiasiegen<br />
in Mexico-City 1968 über 1.500 m und in München 1972<br />
über 3.000-m-Hindernis. Während der <strong>Olympische</strong>n Spiele in<br />
Sydney 2.000 hatte im Alter von 64 Jahren, in dem andere<br />
sich zur Ruhe setzen, seine internationale Funktionärskarriere<br />
begonnen. Sie dauert bis heute an, nachdem sein Vorgänger<br />
Charles Mukora wegen Korruption unehrenhaft aus dem IOC<br />
entlassen worden war und der gewählte Keino an seine Stelle<br />
trat.<br />
Keino, inzwischen auch Präsident seines Nationalen <strong>Olympische</strong>n<br />
Komitees, war von seiner Wahl ins IOC derart überrascht,<br />
dass er ungläubig festhielt, er wisse doch, woher er<br />
komme. Nämlich von ganz unten. Er war ja schon zwölf Jahre<br />
alt, als er bei seinem Vater endlich durchsetzte, die Schule<br />
besuchen zu dürfen. Und mit 16 musste er sie wieder verlassen,<br />
weil die Schulgebühren nicht mehr bezahlt werden<br />
konnten. Mit einem Freund tat er sich danach zusammen, um<br />
bei Nachbarn neue Brunnen und Latrinen zu bauen. So hielt<br />
er sich über Wasser.<br />
Wenig später nahm die Polizei ihn als talentierten Läufer in<br />
ihre Dienste auf, wofür er sich vorher allerdings noch um vier<br />
Jahre älter machen musste. Seitdem steht in seinem Pass das<br />
Geburtsdatum 19. Januar 1940. Nun holte er seine Bildung<br />
nach, und er wurde sogar Offizier und Ausbilder. Am Ende<br />
seiner sportlichen Karriere unterzeichnete er den 40.000<br />
Dollar umfassenden Jahreskontrakt eines US-amerikanischen<br />
Profiunternehmens, was ihn für immer finanziell unabhängig<br />
machte. Der Vater von elf Kindern kaufte eine Farm und ein<br />
Sportgeschäft.<br />
In Kenia sind die besten Schulen traditionell Privatunternehmen.<br />
Als Erstes gründete Keino, als wolle er endlich Versäumtes<br />
nachholen, die Kipkeino-Primary-School in der Nähe von<br />
Eldoret. Im zehnten Jahr ihrer Existenz tauchte sie in der<br />
jüngsten Rangliste für die Grundschulen des Landes unter<br />
18.000 Mitbewerbern schon auf Platz 3 auf. Das ausgewählte<br />
44<br />
Prinzip der finanziellen Unabhängigkeit stammt von dem im<br />
vorigen Jahr im Alter von 72 Jahren verstorbenen britischen<br />
Lehrer Geoffrey W. Griffin. Bei seinem Starehe Boys Centre<br />
("Ruheplatz"), das nach seiner Gründung im Jahr 1959 Kenias<br />
beste Schule wurde, finanzieren wohlhabende Eltern den<br />
kostenfreien Aufenthalt der akademisch begabten armen<br />
Jungen, unter denen sich traditionell immer auch Straßenkinder<br />
befinden.<br />
Bei der Kipkeino Primary School lag es nahe, die über fünfzig<br />
Waisenkinder einzuschulen, für welche die Keinos seit langem<br />
Sorge trugen. Bei dem neuesten Projekt bestellte Keino als<br />
neuer Schulleiter den im vorigen Jahr pensionierten Starehe-<br />
Lehrer E. Eliud Wasonga, der ein Freund von Mr. Griffin war.<br />
"Von Anfang an muss es die beste Schule sein", stellte er das<br />
hohe Anspruchsniveau sofort klar.<br />
Zwar wird es sich um eine Jungen-Schule handeln. Aber es<br />
wird Ausnahmen geben. Präsident Jacques Rogge möchte<br />
über das IOC vier vielversprechende junge Sportlerinnen<br />
fördern, und das gleiche Ziel verfolgen der US-amerikanische<br />
Sportartikel-Hersteller Nike sowie Samsung, der größte südkoreanische<br />
Mischkonzern. Sie werden die Patenschaften für<br />
vier und zwei weitere Läuferinnen übernehmen. Sie alle sollen<br />
auf der Kazi-Mingi-Farm leben und von einer Erzieherin<br />
betreut werden.<br />
Wasonga gehört dem Volk der Luos an, die am Victoriasee<br />
siedeln. Ihre natürliche Intelligenz ist bekannt. Jeder weiß,<br />
dass sie in Kenia die größte Anzahl an Professoren stellen.<br />
Aber keiner hat sich je einen Namen als Läufer gemacht. Die<br />
einzige Ausnahme war in all den vergangenen Jahrzehnten<br />
Wasonga selbst. Seine Stärke lag auf den Strecken über 5.000<br />
und 10.000 Meter. Sein wieder neu entbrannter Ehrgeiz liegt<br />
darin, dass er bei den Läufervölkern das geistige Niveau auf<br />
den gleichen Elitestand bringt wie auf dem Sportplatz. Das<br />
Stichwort heißt Bildung und ihre Förderung.<br />
Die letzten Schulabgänger der Kipkeino Primary School<br />
setzten sich zusammen aus 37 A-Kandidaten und je einem<br />
mit der Benotung B+ und B. Diese ersten Buchstaben des<br />
Alphabets sind gleichbedeutend mit sehr gut, zwei plus und<br />
zwei. Somit hatte sich jeder die Berechtigung erworben, auf<br />
die Secondary oder High School zu wechseln.<br />
Ohne von ihren unterschiedlichen Denkansätzen zu wissen,<br />
sehen sich Keino und Boit in ihren Zielen vereint, die Sterne<br />
vom Himmel zu holen. Für Keino ist Boit der typische Vertreter<br />
aus der Welt der Bücher, und als der bei der Kenyatta-<br />
University in Nairobi Professor für Sportwissenschaft wurde,<br />
erfüllte er sich einen lang gehegten Wunsch.<br />
Boit setzt seit drei Jahren die faszinierende Idee in die Wirklichkeit<br />
um, die besten Hochschul-Abgänger unter den Läu-
fer-Völkern von den herausragenden amerikanischen Lehranstalten<br />
ausbilden zu lassen. Ein Freund aus New York hilft ihm<br />
vor Ort bei der Verwaltungsarbeit. Jedes Jahr im Juni bestreiten<br />
seitdem die A- und B-Absolventen auf dem Gelände der<br />
Moi-Universität bei Eldoret einen 1.500-m-Lauf. Die Besten<br />
erhalten dann für die nächsten vier Jahre einen der weltweit<br />
begehrtesten Ausbildungsplätze. Sei es in Harvard, Yale oder<br />
Stanford. Dort hatte Boit übrigens in den Jahren 1977 und<br />
1978 zwei Masters-Degrees erworben, was ihn 7.000 Dollar<br />
aus der eigenen Tasche kostete. Er bezahlte sie von seinen in<br />
Europa verdienten Preisgeldern. Boit meinte ganz pragmatisch:<br />
"Ich wollte halt einmal an einer der berühmtesten Unis<br />
der Welt studiert haben. Ich wollte mir beweisen, dass ich es<br />
kann." Normalerweise hatte er an der Eastern New Mexico-<br />
Universität in dem Städtchen Portales und an der Universität<br />
von Eugene studiert.<br />
Im aktuellen Fall kann der frühere Kindersoldat<br />
Sudi den längsten und kompliziertesten Weg bis zu<br />
den Gestaden der Bildung aufweisen. Auch er<br />
musste über die Notwendigkeit nicht erst überzeugt<br />
werden. "Wenn ich darüber nachdenke",<br />
sagte er, "ist alles leicht." Seit Januar geht er in<br />
Iten in die nur knapp vierzig Kilometer von Keinos<br />
Farm entfernte Ganztagsschule St. Patrick. Sie ist<br />
die Gründung eines irischen Lehrerordens. Sudis<br />
großer Wunsch, hier aufgenommen zu werden,<br />
erfüllte sich dank seines guten Abschluss-Examens<br />
bei der Primary School sogar überraschend problemlos.<br />
Seine vier Jahre im Krieg liegen unvorstellbar<br />
weit zurück.<br />
Ende 2002 war er zusammen mit sechs Freunden<br />
bei der Kazi-Mingi-Farm untergekommen. Keino<br />
war von einem amerikanischen UNECO-Mitarbeiter<br />
angerufen worden und hatte sofort seine Hilfe<br />
zugesagt. Seitdem wohnen sie in ihrem eigenen<br />
Zimmer und rufen ihren Gastgeber Keino der<br />
Einfachheit halber "Dad". Keiner der Kindersoldaten<br />
hatte bis dahin eine Schule von innen gesehen,<br />
und jetzt mussten sie Versäumtes im Sauseschritt<br />
nachholen. Völlig neu hatten sie die ostafrikanische<br />
Verkehrssprache Suaheli und Englisch zu<br />
lernen. Nicht in - wie vorgesehen - acht Jahren<br />
gelang vier von ihnen der gesamte Lernstoff,<br />
sondern schon in vier. Beim ersten Zwischenzeugnis<br />
im Juni erreichte Sudi von den 180 St. Patrick-<br />
Schülern schon den 33. Platz. Alle Resultate hingen<br />
am Schwarzen Brett, einsehbar für jeden<br />
Neugierigen.<br />
Um das Stillen des Wissensdurstes kreist sein<br />
ganzer Tagesablauf. An jedem Werktagmorgen<br />
steht er um vier Uhr auf, um bis sechs Uhr zu<br />
lernen. Danach trainiert er eine Stunde lang für seine Karriere<br />
im 1.500-m-Lauf. Um 7:30 Uhr geht er zur Schule. Anschließend<br />
nimmt er sein Mittagessen ein, und um 16 Uhr startet<br />
er seine zweite Trainingseinheit. Während der letzten Stunden<br />
des Tages vertieft er sich wieder in die Bücher. "Ich habe zwei<br />
große Ziele", gab er in unserem Gespräch preis. Nämlich "eine<br />
Medaille im Sport zu erringen und den Doktor in der Medizin<br />
zu machen".<br />
Nur weil er sich noch einmal an die Wirren in seiner sudanesischen<br />
Heimat erinnern sollte, rief er die Bilder von seinem<br />
ersten Gefecht wieder zurück. "Ich hatte Todesangst und<br />
wusste gar nicht, was geschah." Der Feind war nur fünfhundert<br />
Meter von den bibbernden Jüngelchen entfernt und<br />
wollte das Gleiche tun wie er: töten. Wer sich solch eine<br />
Brutalität vor Augen führt, kann das unfassbare Glück erst<br />
richtig begreifen, das ihm Bildung und Erziehung bieten.<br />
Prof. Dr. Mike Boit (links) und Kipchoge Keino<br />
45
Was as macht eigentlich ...?<br />
Jürgen May<br />
Von Steffen Haffner<br />
Nostalgietreffen in Oberrodenbach bei Hanau. Eine kleine<br />
Runde hat sich im Haus von Jürgen und Bärbel May<br />
zusammengefunden: Außer dem gastgebenden Ehepaar<br />
der langjährige Freund Karl Eyerkaufer und Bruder Ulrich May mit<br />
ihren Frauen. Es ist der 27. Juli. Ein besonderes Datum. Denn<br />
genau vor vierzig Jahren haben sich der Weltrekordläufer und<br />
DDR-Sportler des<br />
Jahres 1965 Jürgen<br />
May und seine<br />
Freundin (und<br />
spätere Frau) in den<br />
Westen abgesetzt.<br />
Beim Gespräch im<br />
nahen Schloss<br />
Philippsruhe wird<br />
die Vergangenheit<br />
wieder lebendig.<br />
Der Wunderläufer<br />
von einst erinnert<br />
sich an die bangen<br />
Stunden: "Wir<br />
hatten uns an der<br />
ungarischen Grenze<br />
versteckt. Endlich<br />
kam das Fluchthelferauto,<br />
ein riesiger<br />
amerikanischer<br />
Straßenkreuzer mit<br />
dem Namen Taifun,<br />
der erst meine<br />
Freundin und dann mich nach Österreich brachte. Eingezwängt in<br />
einen Hohlraum zwischen Armaturenbrett und Kotflügel, stand<br />
jeder von uns anderthalb Stunden lang Todesängste aus. Unser<br />
Glück: Die Ungarn waren technisch nicht so gut ausgerüstet wie<br />
die Grenzsoldaten der DDR, die mit ihrem Gerät unsere Herztöne<br />
gehört hätten. Als wir in Österreich aus unserm Versteck befreit<br />
wurden, waren wir so stocksteif, dass wir uns erst einmal nicht<br />
bewegen konnten." Die spektakuläre Flucht wirkte lange nach: "Ich<br />
habe noch an die zwanzig Jahre davon geträumt: Sie haben mich<br />
geschnappt. Ich bin wieder in der DDR und komme nicht mehr<br />
raus."<br />
46<br />
Schon 1964 bei den <strong>Olympische</strong>n Spielen von Tokio hegte der<br />
damals Zweiundzwanzigjährige Fluchtgedanken. Und das, obwohl<br />
er als Sportidol der DDR viele Privilegien genoss. "Ich habe ganz<br />
jung schon die ganze Welt gesehen. Aber ich habe immer im<br />
Hinterkopf gehabt: Es kann mal ganz schnell mit dem Sport vorbei<br />
sein, und dann bin ich eingesperrt zwischen Ostsee und Thüringer<br />
Wald. Das war wie<br />
ein Trauma für<br />
mich." Auch hielten<br />
ihn keine familiären<br />
Bande. Der Vollwaise,<br />
dessen Vater im<br />
Krieg gefallen und<br />
dessen Mutter kurz<br />
nach dem Zusammenbruchgestorben<br />
war, wuchs im<br />
zerstörten Nordhausen<br />
bei Pflegeeltern<br />
auf. Sein<br />
älterer Bruder<br />
setzte sich 1954 in<br />
den Westen ab.<br />
Die dramatische<br />
Wende im Leben<br />
des 1.000-Meter-<br />
Weltrekordlers<br />
(2:16,2 Minuten)<br />
und 1.500-Meter-<br />
Europarekordlers (3:36,4) ereignete sich 1966 bei der Leichtathletik-Europameisterschaft<br />
in Budapest. Der Mittelstreckenläufer Karl<br />
Eyerkaufer und der ehemalige Rekordsprinter Heinz Fütterer<br />
steckten ihm im Auftrag der Sportartikelfirma Puma 100 Dollar<br />
und ein Paar Laufschuhe zu. Der gefeierte Vorzeige-Athlet des<br />
"Arbeiter-und-Bauern-Staates", der im Trikot von Turbine Erfurt 18<br />
Mal DDR-Meister geworden war, konnte sich nicht vorstellen,<br />
welche Konsequenzen diese Lappalie für ihn haben sollte. Während<br />
der Langstreckenläufer Jürgen Haase, der ebenfalls von Puma<br />
geködert worden war, als reuiger Sünder mit einer Verwarnung<br />
davon kam, sperrte der <strong>Deutsche</strong> Verband für Leichtathletik (DVfL)
der DDR May<br />
"wegen Verstoßes<br />
gegen die Amateurregel"lebenslang<br />
und tilgte<br />
seinen Namen aus<br />
allen seinen<br />
Ergebnislisten. Die<br />
100 Dollar stiftete<br />
der DVfL während<br />
einer Pressekonferenz,<br />
in der "dem<br />
habgierigen Kapitalismus"vorgeworfen<br />
wurde,<br />
DDR-Sportler anund<br />
abzuwerben,<br />
dem "Roten Kreuz".<br />
Über den Vorfall<br />
und das beabsichtigte Vorgehen berichtete die Sportführung der<br />
DDR schriftlich Erich Honecker und ließ sich die Maßnahmen vom<br />
Staatsratsvorsitzenden genehmigen. Die Puma-Laufschuhe, die<br />
May abgeben musste, verwahrte der Internationale Leichtathletik-<br />
Verband (IAAF) in seiner Londoner Geschäftsstelle. Skurrile Pointe:<br />
Als die IAAF nach Monte Carlo umzog und beim Aufräumen Mays<br />
Schuhe fand, schickte sie diese nach der Wende ausgerechnet an<br />
den DLV-Ehrenpräsidenten Professor Georg Wieczisk, den Mann,<br />
der als Präsident des DVfL der DDR May gemaßregelt hatte. Vor<br />
fünf Jahren schickte ihm dieser das Corpus delicti zu, gerade zum<br />
60. Geburtstag.<br />
Der Staatssicherheitsdienst hatte vergeblich von Jürgen May<br />
verlangt, "aus gesundheitlichen Gründen" seinen Rücktritt zu<br />
erklären. Von da an bespitzelte ihn die Stasi, verschaffte sich<br />
Zugang zu seiner Wohnung und hörte ihn ab. Die Karriere des 24jährigen<br />
Läufers schien beendet. Und auch die Ambitionen des<br />
gelernten Schriftsetzers und Volontärs bei der Erfurter Zeitung "Das<br />
Volk", Sportjournalist zu werden, waren dahin. Der zum Stillstand<br />
verurteilte Läufer gab sich mit diesem perspektivlosen Leben nicht<br />
zufrieden. "Ich sandte Signale nach Westen: Holt mich hier raus."<br />
Nach ihrer Flucht genossen es Jürgen May und seine Freundin erst<br />
einmal, in der Bundesrepublik frei durchatmen zu können. Freilich<br />
war die Zeit vorbei, in der sich der Thüringer weitgehend auf den<br />
Leistungssport konzentrieren konnte. Im Vordergrund stand nun<br />
der berufliche Werdegang. Bei Berno Wischmann in Mainz studierte<br />
er Sport, dazu Politik. Nebenbei musste er sehen, wie er seinen<br />
Drittel-Anteil an den insgesamt 30.000 Mark Kosten für die<br />
Fluchthelfer zurückzahlte. Karl Eyerkaufer hatte die Aktion mit<br />
20.000 Mark vorfinanziert. Den Rest hatte Jürgen Mays Bruder<br />
aufgebracht. Beide beteiligten sich gemeinsam mit Puma an der<br />
Summe. Sportlich musste sich der Läufer, der für Schwalbe Hanau,<br />
dann für den LAZ Main-Kinzig startete, vorerst mit nationalen<br />
Wettkämpfen zufrieden geben. Die IAAF hob zwar die lebenslange<br />
Sperre auf, sperrte ihn aber wegen des Verstoßes gegen den<br />
Amateurparagraphen bis nach den <strong>Olympische</strong>n Spielen von<br />
Mexiko 1968.<br />
Doch damit nicht genug. Die Rachsucht der DDR verhinderte 1969<br />
sein internationales Comeback bei der Europameisterschaft in<br />
Athen. Die ostdeutschen Funktionäre erreichten mit Verweis auf<br />
das Regelwerk, dass der Europäische Leichtathletik-Verband dem<br />
damals Siebenundzwanzigjährigen die Starterlaubnis versagte. In<br />
einem Akt der Solidarität zu ihrem Kameraden beschlossen die<br />
bundesdeutschen Leichtathleten erst mit 51:10 Stimmen und in<br />
einer zweiten Abstimmung, in Kenntnis der Tatsache, dass der<br />
eigene Verband die Lage falsch eingeschätzt hatte, mit 29:27<br />
Stimmen, die Europameisterschaft zu boykottieren. Nur die Staffeln<br />
starteten als Geste gegenüber den Griechen. "Ich habe ihnen<br />
damals gesagt: Macht das nicht. Denn ich wusste, viele verspielen<br />
die Chance ihres Lebens." Die Brüche in seiner Sportkarriere und<br />
die veränderten Lebensumstände waren schuld daran, dass May<br />
die großen Erfolge bei <strong>Olympische</strong>n Spielen und Europameisterschaften<br />
nicht vergönnt waren. Auch sei ihm die (altersbedingte)<br />
Umstellung auf die 5.000 Meter nie so recht gelungen. Und doch<br />
zeigte der Thüringer hin und wieder die Zähne. So, als er 1969 in<br />
Stockholm in der Jahresweltbestzeit von 13:33,0 Minuten die<br />
Weltelite mit Ron Clarke, Mohamed Gammoudi und Harald Norpoth<br />
bezwang.<br />
Die Schatten der Vergangenheit verflüchtigten sich. Doch dreißig<br />
Jahre nach der Flucht kamen die Ereignisse von einst noch einmal<br />
hoch. "Aus den Stasi-Akten habe ich erfahren, dass ich meine<br />
Sperre der damaligen Führung von Adidas zu verdanken hatte, die<br />
auf Einhaltung ihres Exklusivvertrages mit dem DDR-Verband<br />
bestand. Adidas hat die DDR-Funktionäre aufgefordert, die Dinge<br />
zu revidieren." Das einstige Sportidol der DDR war also nicht nur<br />
ein Opfer des Kalten Krieges, sondern auch des Herzogenauracher<br />
Bruderkriegs zwischen Adidas und Puma. Ein Gutes aber hatte die<br />
Lektüre bei der Gauck-Behörde. Der Verdacht, ein Sportkamerad<br />
hätte ihn verraten, erwies sich als unbegründet. Seit dem verkehrt<br />
er wieder unbeschwert mit seinen Lauffreunden Siegfried Herrmann,<br />
Hans Grodotzki und Manfred Matuschewski.<br />
Im Beruf ging Jürgen May seinen Weg. Der Diplom-Sportlehrer<br />
wurde 1972 Sportreferent und 1986 Amtsleiter der Abteilung<br />
Bildung, Kultur und Sport im Landkreis Hanau-Main-Kinzig. Sein<br />
Vorgesetzter als Landrat war sein Freund Karl Eyerkaufer. Ein<br />
Glücksfall. Seit zwei Jahren genießt Jürgen May gemeinsam mit<br />
seiner Frau den Ruhestand, kümmert sich aber weiterhin als<br />
Vorstandsvorsitzender der "Sparkassen-Sportstiftung Main-Kinzig"<br />
um zahlreiche Aktivitäten. Gemeinsam mit seiner Frau treibt er<br />
begeistert Sport, spielt Tennis, macht Touren mit dem Mountainbike,<br />
zuletzt 120 Kilometer auf dem Rennsteig, tummelt sich gerne<br />
beim Bergwandern und Skifahren in den Dolomiten. Nach wie vor<br />
nimmt er Anteil an den Ereignissen im Spitzensport. Das Thema<br />
Doping aber hat die Begeisterung gedämpft. Selbst sei er mit<br />
Doping nicht in Berührung gekommen. In der DDR habe es jedoch<br />
damals Hinweise gegeben, dass in den Polizei- und Armeesportklubs<br />
Dynamo und ASK Vorwärts mit Aufputschmitteln aus dem<br />
Radsport nachgeholfen worden sei. Daheim in Oberrodenbach<br />
werkelt Jürgen May gern im Garten. Das Haus hat sich geleert.<br />
Sohn Mike unterhält als gelernter Goldschmied ein Juweliergeschäft<br />
in Hanau, Tochter Anja, eine promovierte Germanistin,<br />
wurde Gymnasiallehrerin. Zurzeit kümmert sie sich um den einjährigen<br />
David. Seither genießen die Mays auch noch Großelternfreuden.<br />
Mitte Juni beging der Mann, der einst Schlagzeilen machte, in<br />
aller Stille seinen 65. Geburtstag mit der Familie im Rheingau. Das<br />
Leben hat Jürgen May versöhnt mit den Nackenschlägen der<br />
Vergangenheit.<br />
47
Wie das Turnen in die<br />
GutsMuths und die<br />
Johann Christoph GutsMuths war der Pädagoge, der auf<br />
die Entwicklung der "Leibes-Übungen" weltweit den<br />
stärksten Einfluss ausübte. Aus vielen Ländern pilgerten<br />
Lehrer und andere Interessenten zu seiner Wirkungsstätte<br />
nach Schnepfenthal, um vor Ort in die "Gymnastik" eingeweiht<br />
zu werden. GutsMuths Schriften wurden in viele Sprachen<br />
übersetzt und immer wieder neu aufgelegt. Die eigenwillige<br />
Schreibweise seines Namens war übrigens seine<br />
eigene Erfindung.<br />
GutsMuths (1759 - 1839) war einer der bekanntesten und<br />
einflussreichsten Philanthropen. Die Philanthropen, übersetzt<br />
Menschenfreunde, waren den Ideen der Aufklärung verpflichtet<br />
und konzipierten eine revolutionäre Pädagogik, die von<br />
der Selbstverantwortung,<br />
den Entwicklungspotenzialen<br />
und dem Vollendungsstreben<br />
der Menschen ausging. Ihr<br />
(utopisches) Ziel war es,<br />
einen neuen Menschen,<br />
einen aufgeklärten und<br />
vernunftgeleiteten Bürger, zu<br />
schaffen. Sie setzten ihre<br />
Ideen in Internatsschulen,<br />
den Philanthropinen, in die<br />
Praxis um. Revolutionär war<br />
auch die Idee einer ganzheitlichen<br />
Erziehung, die Körper<br />
und Intellekt einschloss. Die<br />
Philanthropen vertraten die<br />
Ansicht, dass Vernunft sich<br />
nur durch Handeln und<br />
Erkenntnis, d.h. nur über die<br />
Sinne entwickeln könne, dass<br />
deshalb Ausbildung des<br />
Körpers und die Leibesübungen<br />
unverzichtbar seien. So<br />
meinte Rousseau: "Wollt ihr<br />
also die Intelligenz eures<br />
48<br />
Zöglings fördern, so fördert die Kräfte, die sie beherrschen<br />
muss. Trainiert ständig seinen Körper, macht ihn robust und<br />
gesund, damit er klug und vernünftig wird."<br />
GutsMuths hatte 1779 - 1782 an der Universität in Halle<br />
Pädagogik, Geschichte, neuere Sprachen, Mathematik und<br />
Physik zur Vorbereitung auf den Erzieherberuf studiert. Vor<br />
und nach seinem Studium war er als Hauslehrer tätig. In<br />
Begleitung seiner "Zöglinge" kam er 1785 an das von Christian<br />
Gotthilf Salzmann gegründete Philanthropinum in<br />
Schnepfenthal, das für 50 Jahre seine Wirkungsstätte werden<br />
sollte. Zunächst unterrichtete er Geographie, Geschichte und<br />
Französisch. Als 1786 die Gymnastik als eine der zahlreichen<br />
Reformen der Philanthropen eingeführt wurde, hatte Guts-<br />
Muths seine wahre Berufung<br />
gefunden. Er entwickelte die<br />
erste systematische, pädagogisch<br />
begründete Leibeserziehung,<br />
die er in Anlehnung<br />
an die griechische Antike<br />
Gymnastik nannte.<br />
In seinem wichtigsten Werk,<br />
der "Gymnastik für die<br />
Jugend" (1793), begründet<br />
GutsMuths ausführlich die<br />
Bedeutung der Leibesübungen<br />
im Rahmen einer Erziehung,<br />
die auf Vernunft<br />
aufbauen und auf Brauchbarkeit<br />
abzielen sollte. Seine<br />
zentralen Argumente für die<br />
körperliche Erziehung sind<br />
die Parallelen zwischen den<br />
"Eigenschaften" des Leibes<br />
und denen des Geistes. Seine<br />
Argumentation spitzt sich<br />
auf die grundlegende Aussage<br />
zu, dass die geistige,
Gymnastik kam -<br />
Turnbewegung Von Gertrud Pfister<br />
intellektuelle Entwicklung des Menschen vom<br />
Körper abhängig sei. GutsMuths beschreibt die<br />
Zusammenhänge zwischen der Brauchbarkeit des<br />
Körpers und der Schärfe der Sinne auf der einen<br />
und der Wahrheit der Empfindungen und Schärfe<br />
der Denkkraft auf der anderen Seite folgendermaßen:<br />
"Je mehr wir den Körper mit den Gegenständen<br />
umher in Collision bringen, das heißt: je mehr<br />
wir ihn üben, um so mehr werden seine Organe<br />
geschärft und alle geistigen Kräfte aufgeboten,<br />
um die verschiedenen Beziehungen jener Gegenstände<br />
auf uns zu ergründen und ihre Wirkungen<br />
zu erforschen." Für GutsMuths war es augenscheinlich,<br />
"dass es eben die gute Körperbeschaffenheit<br />
und Übungen sey, welche die Verrichtungen<br />
des Geistes erleichtern und sichern".<br />
GutsMuths und seine Mitstreiter setzten ihre<br />
theoretischen Überlegungen in die Praxis um und<br />
integrierten die Gymnastik in ihr Erziehungsprogramm.<br />
An den Philanthropinen wurden den<br />
Zöglingen vielfältige körperliche Übungen, vom<br />
Laufen, Heben, Tragen, Balancieren bis zum Klettern,<br />
Schwimmen und Schlittschuhlaufen angeboten.<br />
Spiele gehörten zum Bewegungsprogramm<br />
der Schüler ebenso wie Gartenarbeit, Wandern<br />
oder Sinnesübungen. Ausgehend von der Überlegung,<br />
dass die Umwelt nur über den Körper und<br />
die Sinne erfassbar ist, schulten die Philanthropen<br />
das Sehen, Hören und Fühlen. GutsMuths war ein<br />
ausgezeichneter Lehrer und beteiligte sich selbst<br />
an den Spielen und Übungen der "Zöglinge".<br />
Dabei basierten die Ideen der Kindgemäßheit, der<br />
Selbstentfaltung ebenso wie die Integration von<br />
Spielen und Leibesübungen in die Erziehung auf<br />
Nützlichkeitserwägungen: Spiel bedeutete aus der<br />
Perspektive der Philanthropen "Arbeit im Gewande<br />
jugendlicher Freude". In den Erziehungsanstalten<br />
49
sollten die Kinder nicht zuletzt durch die körperliche Ertüchtigung<br />
zu fleißigen, aufgeklärten Bürgern erzogen werden.<br />
Dies galt allerdings nur für Knaben, die wenigen Schülerinnen<br />
der Philanthropen wurden auf ihre Aufgaben als Ehefrauen<br />
und Mütter vorbereitet.<br />
GutsMuths wirkte vor allem auch durch seine Schriften. Sein<br />
Buch "Gymnastik für die Jugend" (1793) basiert auf eigenen<br />
Erfahrungen und Erprobungen ebenso wie auf einem vielseitigen<br />
Literaturstudium. Es wurde zu einem Verkaufsschlager<br />
und erschien 1804 in einer zweiten Auflage. Es ist es die<br />
erste Systematik und Methodik der schulischen Leibeserziehung<br />
und enthält eine umfangreiche Sammlung von Übungen,<br />
die vielfältige Wurzeln hatten. Der Übungskanon enthält<br />
eigene Erfindungen, aber auch vorgegebene Bewegungsaktivitäten,<br />
die GutsMuths erprobte und veränderte. GutsMuths<br />
übernahm Übungen wie beispielsweise das Diskuswerfen aus<br />
der griechischen Gymnastik oder das Voltigieren von den<br />
Ritterakademien. Er sammelte Volksspiele und interessierte<br />
sich für Leibesübungen aus anderen Ländern. So experimentierte<br />
er beispielsweise mit Skiern, die ihren Weg von Norwegen<br />
nach Schnepfenthal gefunden hatten. Kleine Seen in der<br />
Umgebung der Schule luden zum Schwimmen im Sommer<br />
und Eislaufen im Winter ein. Eine wichtige Rolle spielte das<br />
Wandern, das nicht nur der körperlichen Ertüchtigung diente,<br />
sondern auch zahlreiche Lernanstöße geben sollte. Außerdem<br />
veröffentlichte GutsMuths<br />
eine Spielesammlung (Spiele<br />
zur Übung und Erholung des<br />
Körpers und des Geistes,<br />
1896), die reißenden Absatz<br />
fand und ein "Kleines Lehrbuch<br />
der Schwimmkunst<br />
zum Selbstunterricht" (1798).<br />
Während die Gymnastik<br />
ursprünglich auf Erziehung<br />
und Gesundheit zielte, wurde<br />
GutsMuths nach der Jahrhundertwende<br />
mehr und<br />
mehr von national-politischen<br />
Ideen beeinflusst. In<br />
seinem letzten Werk zur<br />
Gymnastik, dem Turnbuch<br />
für die Söhne des Vaterlandes<br />
1817, versuchte Guts-<br />
Muths, eine Synthese zwischen<br />
seinem Gymnastiksystem<br />
und dem Jahnschen<br />
Turnen herzustellen.<br />
GutsMuths veröffentlichte<br />
zudem zahlreiche Werke<br />
über Geographie und gab<br />
50<br />
eine wichtige pädagogische Zeitschrift, die Bibliothek für<br />
Pädagogik, Schulwesen und die gesamte pädagogische<br />
Literatur Deutschlands, heraus. Nach der Reform des preußischen<br />
Schulwesens ging die Zahl der Philantropine zunehmend<br />
zurück, nicht zuletzt, weil die Erziehung in Internatsschulen<br />
zu aufwändig war. Viele der Ideen der Philanthropen<br />
sind aber bis heute lebendig.<br />
GutsMuths und die Philanthropen sind in verschiedener<br />
Hinsicht eng mit der Turnbewegung verbunden. Die "Gymnastik"<br />
begründete Traditionen, die sich im Turnen bis heute<br />
fortsetzen. Jahn und seine Anhänger, vor allem Eiselen, der<br />
Mitautor der <strong>Deutsche</strong>n Turnkunst, übernahmen nicht nur<br />
das Konzept einer umfassenden Bewegungskultur, sondern<br />
auch die Einrichtung von Turnplätzen, zahlreiche Geräte und<br />
Übungen sowie die Systematik und Teile der Methodik der<br />
Leibeserziehung von den Philanthropen. GutsMuths ist<br />
zudem der Vater der Gymnastik in engerem Sinn, zahlreiche<br />
der von GutsMuths beschriebenen Übungen sind in moderner<br />
Terminologie als Zweckgymnastik zu bezeichnen.<br />
Friedrich-Ludwig Jahn und Eiselen kannten nicht nur die<br />
Schriften der Philanthropen. Jahn hatte GutsMuths 1807 in<br />
Schnepfenthal aufgesucht, sich über die Gymnastik informiert<br />
und auf dem Gymnastikplatz hospitiert. In der <strong>Deutsche</strong>n<br />
Turnkunst dankte Jahn den Philanthropen GutsMuths
und Vieth für ihre "Vorarbeit". Vergleicht man das Werk von<br />
Jahn und Eiselen mit der Gymnastik für die Jugend von<br />
Guts Muths, dann wird klar, wie weit der Einfluss des Philanthropen<br />
ging, zumindest was die praktische Seite des<br />
Turnens anging. Große Unterschiede bestehen hinsichtlich<br />
der Zielsetzung und politischen Ausrichtung, auch wenn<br />
sich GutsMuths 1817 an Jahn und sein Konzept angenähert<br />
hatte.<br />
Die Turner übernahmen von den Philanthropen auch "gymnastische"<br />
Bewegungsformen, und die Gymnastik gewann<br />
innerhalb der Turnbewegung bis zur heutigen Zeit zunehmend<br />
an Bedeutung. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurden<br />
die gymnastischen Übungen "Freiübungen" genannt. Freiübungen<br />
sind "turnerische Bewegungen, welche der Mensch<br />
ohne äußere Hilfsmittel, vermöge der Gelenkigkeit der<br />
Glieder auf einer ebenen Fläche ... vornehmen kann" (Gasch<br />
1920). Kombiniert wurden die Freiübungen häufig mit<br />
Ordnungsübungen (auch schon bei Jahn), das heißt exerzierähnlichen<br />
Übungen von Gruppen. Frei- und Ordnungsübungen<br />
wurden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts<br />
systematisch ausgebaut und weiter entwickelt und in Schulen<br />
und Vereinen eingesetzt. Ordnungsübungen mit Musikbegleitung<br />
wurden Reigen genannt. Sie wurden auch von<br />
Knaben und Männern geübt, waren aber insbesondere ein<br />
Kernstück des Mädchenturnens, das sich seit der Jahrhun-<br />
dertmitte langsam verbreitete. Vor allem bei den Turnvorführungen<br />
präsentierten die Mädchen, mit Reifen, Blumen<br />
oder Tüchern geschmückt, vor den begeisterten Eltern<br />
Turnreigen.<br />
Eine zentrale Rolle spielten gymnastische Übungen auch auf<br />
Turn- und Sportfesten. Die Massenfreiübungen gehörten zu<br />
den Höhepunkten eines jeden Turnfestes. Rhythmische und<br />
tänzerische Formen der Gymnastik verbreiteten sich erst im<br />
20. Jahrhundert. In Deutschland entstanden nach der Jahrhundertwende<br />
zahlreiche Gymnastiksysteme und Schulen mit<br />
unterschiedlichen Schwerpunkten und ideologischen Ausrichtungen,<br />
die sich in drei große Richtungen, die medizinische<br />
Gymnastik (Mensendieck), die rhythmisch-harmonische<br />
Gymnastik (Bode, Medau) und die tänzerische Gymnastik<br />
(Laban) einteilen lassen.<br />
Die Turnbewegung, die gerade im Mädchen- und Frauenturnen<br />
seit je her gymnastische Übungen (Freiübungen und<br />
Reigen) favorisiert hatte, entdeckte die rhythmische Gymnastik<br />
für die Turnerinnen, wobei die verschiedenen mit den<br />
Gymnastiksystemen verbundenen Ideologien durchaus auch<br />
Widerstände unter den Turnern provozierten. Turnpädagogen,<br />
vor allem Wichmann in Bremen und Loges in Hannover,<br />
entwickelten in ihren "Musterturnschulen" spezifische Gymnastikkonzepte,<br />
die bei den Turnerinnen, aber auch im Verband<br />
und in der Öffentlichkeit gut<br />
"ankamen". Loges wollte das<br />
Frauenturnen sogar auf die<br />
Gymnastik reduzieren. Seit<br />
den 20er Jahren wurden im<br />
Frauenturnen zunehmend<br />
gymnastische Übungen<br />
angeboten, und die Mehrkämpfe<br />
im Frauenturnen<br />
wurden um gymnastische<br />
Übungen ergänzt.<br />
Turnen als umfassende<br />
Bewegungskultur mit ihren<br />
vielfältigen Inhalten nahm<br />
seinen Anfang in der Gymnastik<br />
der Philanthropen, vor<br />
allem von GutsMuths. Es<br />
wandelte sich in den Auseinandersetzungen<br />
mit anderen<br />
Bewegungskulturen, vor<br />
allem dem Sport, und veränderte<br />
sich in Abhängigkeit<br />
von gesamtgesellschaftlichen<br />
Bedingungen. Viele der Ideen<br />
und Übungen von Guts-<br />
Muths sind aber auch heute<br />
noch aktuell.<br />
51
Die neuen Glanzparaden des Rudi Kargus<br />
I<br />
m Fußball ist er weit über die Grenzen des Landes<br />
bekannt. Seine Glanzparaden im Tor des Hamburger<br />
Sportvereins und 1. FC Nürnberg sind vielen gut in Erinnerung<br />
geblieben. Unbestritten ist er einer der großen Torhüter<br />
Deutschlands in der Langzeit-Starparade. Seine Qualitäten<br />
als Künstler sind noch weniger bekannt, beginnen aber,<br />
sich in den Köpfen der an Kunst und Sport Interessierten zu<br />
verfestigen. Seine Bilder sind gerade für diejenigen, die der<br />
Sport in seiner Gesamtheit begeistert und die ihn in all<br />
seinen Facetten verstehen wollen, von größtem Interesse. In<br />
den Werken Rudi Kargus´ ist es offenkundig, dass seine<br />
beinahe zwanzigjährige Profikarriere Spuren hinterlassen<br />
hat. Mit äußerster Genauigkeit und großen Emotionen fängt<br />
52<br />
er das Leben auf dem Fußballfeld ein. Steht wieder im Tor -<br />
manchmal auch dahinter oder am Spielfeldrand - und<br />
beobachtet. Spieler, die um den Ball kämpfen, Torhüter, die<br />
sich lang machen, flinke Läufer, aber auch die einsame<br />
Eckfahne oder die Beine hochspringender Fußballhelden hat<br />
Kargus auf der Leinwand festgehalten. Dem Betrachter wird<br />
schnell deutlich: der ehemalige Nationalspieler, der in 408<br />
Spielen das Tor in der Bundesliga hütete, ist heute Maler<br />
und lebt als Künstler eine "neue Leidenschaft".<br />
Geweckt wurde diese Leidenschaft durch einen Maler, den<br />
Kargus im Urlaub auf Fuerteventura traf. An der Kunsthochschule<br />
Blankenese erlernte der einstige "Elfmeter-Töter"<br />
OF-GALERIE<br />
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expressive Malerei und wagte einen neuen Weg, der ihn zu<br />
Beginn wegführte vom Fußball. Bis zur Künstler-Karriere sah<br />
der Werdegang des Ex-Profis aber so aus wie der vieler Ex-<br />
Profis. Er absolvierte seine Trainerausbildung und kehrte<br />
dann als HSV-Jugendcoach zum Ausgangspunkt der Fußball-Karriere<br />
zurück. Doch als Trainer wurde Kargus nicht<br />
glücklich. Nach einigen Engagements im Amateur-Fußball<br />
hängte er Fußball-Stiefel und Torwart-Handschuhe endgültig<br />
an den Nagel, und nach 30 Jahren, in denen sein Leben<br />
einzig aus Fußball bestanden hatte, musste etwas Neues<br />
beginnen. "Ich bin heilfroh, dass ich zur heutigen Zeit nicht<br />
mehr auf dem Platz stehe und das miterlebe. Alles ist sehr<br />
viel aggressiver geworden, die Berichterstattung und auch<br />
das Verhalten der Fans", sagt der gebürtige Wormser.<br />
Er stand nach eigener Aussage nie gern im Fokus der<br />
Öffentlichkeit und genießt nun das ruhigere Leben eines<br />
Malers. Dennoch kehrt er, wenn auch weniger auffällig,<br />
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immer wieder ins Rampenlicht des Sports zurück. Als<br />
Künstler läuft er nicht mehr ins Stadion, sondern in Ausstellungsräume<br />
ein, so auch im Rahmen der Ausstellung<br />
"Glanzparade", die Ende 2005 im <strong>Deutsche</strong>n Sport & Olympia<br />
Museum unter anderem seine hier abgebildeten Werke<br />
präsentierte. "Anfangs habe ich gesagt, ich werde nie etwas<br />
zum Thema Fußball machen. Aber ich habe gemerkt, dass es<br />
eine tolle Sache war und ich mich damit voll identifiziere",<br />
freute sich Kargus über einen ungewöhnlichen Blickwinkel<br />
auf seine Sportart, den Fußball. Vor einer leeren Leinwand<br />
zu stehen, sagt er, das sei ein wenig so wie die Situation des<br />
Torhüters vor dem Elfmeter. Konzentration, Fixierung auf<br />
den Punkt, das Umfeld ausblenden. Da ist nichts von der<br />
durch Peter Handke literarisch verewigten "Angst des Torwarts<br />
beim Elfmeter".<br />
Klaus H. Schopen<br />
53
54<br />
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OF-GALERIE<br />
Der Maler kennt das Spiel<br />
Prof. Dr. hc. Markus Lüpertz, Rektor der Kunstakademie Düsseldorf,<br />
interpretiert das Schaffen von Rudi Kargus wie folgt:<br />
er Fußball drängt in die Kunst -<br />
glaubt man.<br />
Lederwelten beschreibt die Liebe der Künstler<br />
zum Fußball,<br />
und die Berichterstattung liebt den Vergleich.<br />
Das Wort oder der Titel Genie<br />
ist Pflicht einer jeden Reportage<br />
und der geniale Spielspaß<br />
wie von der Schnur gezogen,<br />
ist Bestand jeder Spielbeschreibung.<br />
Der geniale Spielmacher ist eher ein Akrobat,<br />
der aus der Tiefe des Raums -<br />
der geniale Maler ist mehr,<br />
eine eigene Behauptung,<br />
der aus der Dunkelheit das Licht,<br />
das Licht der Erkenntnis sucht.<br />
Doch der Maler,<br />
der sich interessiert,<br />
kennt das Spiel,<br />
weiß die Manndeckung,<br />
erklärt selbstbewusst dem Trainer falsche Spielzüge,<br />
verweist auf deutsche Tugenden,<br />
findet Raumdeckung überholt,<br />
da sie mit den deutschen Tugenden<br />
nicht zu verwirklichen sind.<br />
Die Bildende Kunst ist sicher<br />
nicht so populär bei den Ballkünstlern<br />
und befreit Kargus von seiner Vergangenheit.<br />
Er ist kein malender Fußballer,<br />
der ein anfängliches Hobby<br />
zu seinem Beruf gemacht hat.<br />
Kargus vergisst den Fußball,<br />
wenn er malt,<br />
obwohl er Fußballer malt.<br />
Und das erste Bild,<br />
das ich von ihm gesehen habe,<br />
war ein Schiff.<br />
Natürlich malt er,<br />
was er gesehen,<br />
erlebt hat.<br />
Was seine Augen und seine Erinnerung<br />
gespeichert haben.<br />
Aber indem ihm das wie<br />
wichtiger ist als das was er malt,<br />
ermalt, befreit er sich von dieser Logik,<br />
"Fußballer malen Fußball."<br />
Denn kein Inhalt ist logisch,<br />
nichts erzählt die Malerei.<br />
Sie singt nur das hohe Lied der Farbe<br />
und blendet uns mit schönen Resultaten.<br />
Kargus ist solch ein Maler,<br />
ein sehnsuchtsvoller Maler,<br />
dem nach einer langen Zeit<br />
die Kunst begegnet ist,<br />
und nun hat sie ihn im Griff<br />
und quält ihn.<br />
Denn es ist nicht leicht<br />
mit all diesen Erinnerungen,<br />
die dieses aggressive Spiel Fußball<br />
in seine Seele gebrannt hat,<br />
der Idylle der Malerei zu verfallen.<br />
Also ist das Gelb immer noch Trikot,<br />
das Schwarz die Hose des Schiedsrichters<br />
und das Gestreifte der Gegner,<br />
aber die Dynamik,<br />
das Leben,<br />
die Kraft,<br />
sind die feinen Linien,<br />
die das Gelb<br />
oder das Trikot umkreisen,<br />
Schatten tragen,<br />
Schmutz und Erde<br />
oder nur eine Dunkelheit fangen,<br />
einen Kontrast also,<br />
der Farbe zum Leuchten bringen soll<br />
und sie mit dem Untergrund der Leinwand verwebt.<br />
Dort und in den Momenten,<br />
in denen sich die Farbe vom Motiv löst,<br />
gelingt es Kargus,<br />
seine eigenen Farbwelten<br />
und kleine abstrakte Geheimnisse<br />
zu verstecken.<br />
Wenn die Striche in Blau oder hellem Rot<br />
die Figuren verlassen,<br />
wenn sie den Betrachter verwirren,<br />
andere Räume öffnen,<br />
zu Farbblumen werden<br />
und ein dunkles Blauviolett<br />
den Hintergrund beherrscht,<br />
sind die Figuren durchsichtig<br />
und spielen ihr eigenes Formenspiel.<br />
Schön und frei von Bedeutung,<br />
bringt Kargus die Erinnerung einer Vibration ins Bild,<br />
den Kampf,<br />
das Keuchen,<br />
das Aufeinandertreffen,<br />
den Ruck und das flachgetretene Gras.<br />
Füllen sich die heftigen Farbfelder<br />
mit einer Atmosphäre,<br />
die uns vertraut und lesbar scheint.<br />
Bei dieser Lust verlieren sich irgendwann<br />
reale Erlebnisse,<br />
und die schon jetzt glühenden Farben<br />
werden uns einen Raum bescheren,<br />
der uns den Künstler Kargus neu erleben lässt.<br />
55
Nachrichten des DOSB<br />
Präsidium diskutierte<br />
Olympia-Bewerbung 2018<br />
Das Präsidium des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />
Sportbundes (DOSB) räumt einer Bewerbung<br />
Deutschlands für die <strong>Olympische</strong>n Winterspiele<br />
2018 gute Chancen ein. "Es war und<br />
ist unser erklärtes Ziel, die <strong>Olympische</strong>n<br />
Spiele zum baldmöglichsten Zeitpunkt nach<br />
Deutschland zu holen", sagte DOSB-Präsident<br />
Thomas Bach nach der Präsidiumssitzung<br />
am 24. Juli in Frankfurt am Main.<br />
"München hat in den vergangenen Tagen<br />
sein Interesse gegenüber dem DOSB bekundet,<br />
sich für die Winterspiele 2018 zu<br />
bewerben. Wir sind gerne bereit, uns mit<br />
den Vertretern der Stadt zu unterhalten, so<br />
wie wir es auch mit Hamburg und Berlin<br />
mit Blick auf Sommerspiele getan haben",<br />
sagte Bach.<br />
56<br />
Für den Erfolg einer Bewerbung sind vielfältige<br />
Voraussetzungen zu erfüllen. "Wir<br />
benötigen ein kompaktes und schlüssiges<br />
Konzept von Wettkampfstätten. Verkehrsinfrastruktur,<br />
Finanzen und Umweltweltgesichtspunkte<br />
müssen stimmig in Einklang<br />
gebracht werden", erläuterte Bach: "Eine<br />
solche Bewerbung ist eine nationale Anstrengung,<br />
die der bundesweiten Unterstützung<br />
von Politik, Wirtschaft und <strong>Gesellschaft</strong><br />
bedarf." Deshalb wird der DOSB bei<br />
positivem Verlauf der Gespräche mit der<br />
Stadt München rechtzeitig auch mit der<br />
Bundes- und Landesregierung Kontakt<br />
aufnehmen.<br />
Das DOSB-Präsidium wird der Mitgliederversammlung,<br />
die am 7./8. Dezember in<br />
Hamburg tagt, im Lichte der Gesprächsergebnisse<br />
einen Vorschlag zur Beschlussfassung<br />
vorlegen.<br />
Einer Bewerbung für die <strong>Olympische</strong>n<br />
Sommerspiele 2016 werden nach einstim-<br />
miger Ansicht nicht die Erfolgsaussichten<br />
eingeräumt, die den hohen Kostenaufwand<br />
rechtfertigen würden. Thomas Bach: "Alle<br />
Argumente pro und contra sind in vielen<br />
Diskussionsrunden erörtert worden. Wir<br />
haben unter anderem mit den drei deutschen<br />
Präsidenten internationaler Verbände,<br />
den deutschen Spitzenvertretern in internationalen<br />
Verbänden und den Repräsentanten<br />
des deutschen Sports, die bei der<br />
Olympia-Entscheidung in Guatemala vor Ort<br />
waren, gesprochen. Die einmütige Überzeugung<br />
ist, dass eine Bewerbung für 2016<br />
nicht eingereicht werden soll."<br />
Die Frauenkirche in München vor schneebedeckten Alpen. München steht für eine mögliche deutsche Bewerbung für die Winterspiele 2018<br />
bereit.<br />
An der Sitzung des DOSB-Präsidiums<br />
nahmen als Gäste Dr. Christa Thiel, Präsidentin<br />
des <strong>Deutsche</strong>n Schwimm-Verbandes,<br />
als Vertreterin der Spitzenverbände im<br />
DOSB, Dr. Rolf Müller, Präsident des Landessportbundes<br />
Hessen, als Vertreter der<br />
Landessportbünde, und Alfons Hörmann,<br />
Präsident des <strong>Deutsche</strong>n Ski-Verbandes, als
Vertreter der Arbeitsgemeinschaft der<br />
Wintersportverbände teil.<br />
Grundsatzentscheidung zu<br />
<strong>Olympische</strong>n Jugendspielen<br />
Das DOSB-Präsidium begrüßte darüber<br />
hinaus die Grundsatzüberlegung des<br />
Internationalen <strong>Olympische</strong>n Komitees,<br />
durch ein jugendgemäßes Ereignis Werte<br />
wie Ethik, Fairness und Toleranz durch den<br />
Sport zu vermitteln und damit das Interesse<br />
junger Generationen an den <strong>Olympische</strong>n<br />
Spielen und der <strong>Olympische</strong>n Idee<br />
zu wecken. "Der DOSB wird mit einem<br />
Team an den Spielen teilnehmen. Es<br />
kommt nun darauf an, die Inhalte zu<br />
konkretisieren. Die Jugendspiele sollen<br />
keine Miniaturausgabe der <strong>Olympische</strong>n<br />
Spiele werden, aber sie bieten eine sehr<br />
gute Chance zur Verbreitung der <strong>Olympische</strong>n<br />
Werte, und eine gute Gelegenheit,<br />
Jugendliche für den Sport zu gewinnen",<br />
sagte DOSB-Generaldirektor Michael<br />
Vesper.<br />
Vertreter des deutschen Sports werden bei<br />
der inhaltlichen Ausgestaltung des Programms<br />
der Jugendspiele maßgeblich<br />
mitwirken. In ihrer Eigenschaft als Präsidentin<br />
des Weltrats für Sportwissenschaft<br />
und Leibes-/Körpererziehung wurde die<br />
DOSB-Vizepräsidentin Bildung und <strong>Olympische</strong><br />
Erziehung, Prof. Dr. Gudrun Doll-<br />
Tepper, vom IOC zur Mitarbeit eingeladen,<br />
Dr. Klaus Schormann ist Leiter der Arbeitsgruppe<br />
<strong>Olympische</strong> Jugendspiele der IOC-<br />
Kommission Culture & Olympic Education<br />
Der DOSB wird inhaltliche Anregungen<br />
unterbreiten.<br />
Mit Unverständnis hat der DOSB Erklärungen<br />
aus den Reihen des <strong>Deutsche</strong>n Leichtathletik-Verbandes<br />
(DLV) zur Kenntnis<br />
genommen, in denen über eine Nichtteilnahme<br />
an den <strong>Olympische</strong>n Jugendspielen<br />
spekuliert wird. Die Internationalen Fachverbände<br />
gestalten das sportliche Programm<br />
selbst und legen die Rahmenbedingungen<br />
fest. Durch eine Diskussion innerhalb<br />
der Internationalen Verbände können<br />
sie somit Einfluss nehmen auf die Ausgestaltung<br />
der Jugendspiele. Die Spiele<br />
abzulehnen, bevor deren Inhalte bekannt<br />
sind, ist sicher nicht der richtige Weg.<br />
<strong>Olympische</strong> Jugendspiele und junge Sportarten wie das<br />
Skateboardfahren (hier beim Fackellauf Athen 2004)<br />
beschäftigen derzeit das Internationale <strong>Olympische</strong><br />
Komitee.<br />
Anti-Doping-Fragen weiter<br />
auf Agenda<br />
Wie in den elf Sitzungen zuvor stand der<br />
Kampf gegen Doping erneut auf der Agenda<br />
des Präsidiums. "Wir haben eine `Ehrenund<br />
Verpflichtungserklärung für Ärzte,<br />
Tierärzte, Physiotherapeuten, Trainer und<br />
Betreuer` verabschiedet, deren Unterzeichnung<br />
bindende Voraussetzung für die<br />
Nominierung zu den <strong>Olympische</strong>n Spielen in<br />
Peking 2008 sein wird. Zugleich schlagen<br />
wir den Spitzenverbänden vor, die Erklärung,<br />
so noch nicht geschehen, auch ihren<br />
Ärzten, Physiotherapeuten, Trainern und<br />
Betreuern zur Unterzeichnung vorzulegen.<br />
Die Athletinnen und Athleten, die nominiert<br />
werden, müssen entsprechende Erklärungen<br />
bzw. Vereinbarungen unterzeichnen; über<br />
den Sporthilfe-Eid haben die meisten von<br />
ihnen dies sinngemäß im Übrigen schon<br />
getan", informierte der DOSB nach der<br />
Sitzung Mitglieder und Mitarbeiter.<br />
In der Sitzung hatte sich auch<br />
der neue Geschäftsführer der<br />
NADA, Herr Dr. Christoph<br />
Niessen, vorgestellt. Das Präsidium<br />
war einhellig der Meinung,<br />
dass die NADA jetzt auf einem<br />
guten Weg sei und begrüßte<br />
ausdrücklich die Absicht des<br />
Bundes, weitere Finanzmittel -<br />
übrigens auf Kosten der Verbände-Finanzierung<br />
- zur Verfügung<br />
zu stellen, um dem Anti-<br />
Doping-Kampf neuen Schub zu<br />
geben.<br />
Für den 14. September <strong>2007</strong><br />
lädt der DOSB zu einem Anti-<br />
Doping-Workshop nach Frankfurt/Main<br />
ein, auf dem hochrangige<br />
Experten über die<br />
wichtigsten Bausteine des Anti-<br />
Doping-Kampfes referieren<br />
werden.<br />
Schließlich wurde ein Zwischenbericht<br />
der Anti-Doping-<br />
Vertrauensleute Meike Evers und<br />
Frank Busemann beraten. Das<br />
Präsidium nahm erfreut zur<br />
Kenntnis, dass beide Vertrauensleute<br />
verstärkt von Eliteschulen<br />
des Sports und Olympiastützpunkten<br />
für Präventionsarbeit<br />
nachgefragt werden. In diesem<br />
Zusammenhang räumte es auch<br />
ein Missverständnis aus. Rolf<br />
Aldag und Erik Zabel, mit denen kurz nach<br />
ihren Geständnissen im Haus des Sports<br />
gesprochen hatten, sind keineswegs zu<br />
"DOSB-Botschaftern" ernannt worden oder<br />
gar zu "Vertrauensleuten" im Kampf gegen<br />
Doping, sondern sie haben sich lediglich<br />
bereit erklärt, auf Anforderung unserer Anti-<br />
Doping-Vertrauensleute diese zu Terminen<br />
zu begleiten und sie in ihrer Arbeit zu<br />
unterstützen.<br />
Breiten Raum nahm die Vorbereitung auf<br />
die <strong>Olympische</strong>n Spiele in Peking 2008 ein.<br />
Vor dem Hintergrund der Doping-Geständnisse<br />
einer Reihe von Radsportlern, der<br />
veränderten "Missed-Test-Policy" der NADA<br />
und der neuen Ehren- und Verpflichtungserklärung<br />
war eine Präzisierung der Nominierungsgrundsätze,<br />
die im März <strong>2007</strong><br />
verabschiedet worden waren, notwendig. So<br />
war beispielsweise die Frage zu klären, wie<br />
mit Meldepflichtverstößen umzugehen ist.<br />
Zusammen mit der NADA vertritt der DOSB<br />
die Auffassung kann eine öffentliche<br />
Verwarnung allein, wie sie nach einem<br />
57
ersten Meldepflichtverstoß des Athleten/ der<br />
Athletin ausgesprochen wird, noch nicht<br />
zum Ausschluss von den <strong>Olympische</strong>n<br />
Spielen führen, ein zweiter Meldepflichtverstoß,<br />
der mit einer dreimonatigen Sperre<br />
geahndet wird, hingegen schon. Zudem hat<br />
das Präsidium die sportartspezifischen<br />
Nominierungskriterien der olympischen<br />
Sommersportverbände beschlossen.<br />
Darüber hinaus wurde die Frage erläutert,<br />
wie die Olympia-Mannschaft angemessen<br />
zu verabschieden ist. In Zusammenarbeit<br />
mit einer professionellen Agentur wird hier<br />
ein ehrgeiziges Vorhaben verfolgt, über das<br />
möglicherweise schon nach der nächsten<br />
Präsidiumssitzung im September <strong>2007</strong><br />
informiert werden kann.<br />
Verbesserung des wissenschaftlichen<br />
Verbundsystems<br />
Beschlossen wurde die Einrichtung eines<br />
"Forschungs- und Servicezentrum Leistungssport"<br />
(FSL). Das Direktorium wurde<br />
beauftragt, sie gemeinsam mit den Partnern<br />
umzusetzen. Das Modell wurde in zahlreichen<br />
Beratungen des Strategieausschusses,<br />
in dem sämtliche wissenschaftlichen Einrichtungen,<br />
also insbesondere BISP, IAT, FES,<br />
Trainerakademie und Olympiastützpunkte,<br />
aber auch die Sporthochschule Köln, das<br />
Bundesinnenministerium und weitere<br />
Einrichtungen vertreten waren, intensiv<br />
58<br />
diskutiert und einhellig befürwortet. Dieser<br />
Schritt soll bessere Synergien von Forschung<br />
und Anwendung ermöglichen.<br />
Ferner verfügte das Präsidium, auch in<br />
dieser Olympiade den Wettbewerb "<strong>Olympische</strong>r<br />
Sport & Kunst" auf nationaler Ebene<br />
durchzuführen. Mit der Ausrichtung wurde<br />
die <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> Akademie (DOA)<br />
beauftragt, die die Ausschreibung mit<br />
Einsendeschluss am 29. Februar 2008<br />
unverzüglich auf den Weg bringen wird.<br />
Grundgesetz-Initiative noch<br />
nicht im Ziel<br />
Erneutes Thema der Präsidiumssitzung war<br />
die Aufnahme des Sports in das Grundgesetz.<br />
Der Sport braucht nach wie vor viel<br />
Unterstützung und bittet die Mitglieder<br />
darum, die ihnen bekannten Abgeordneten<br />
anzusprechen und für dieses Anliegen zu<br />
werben.<br />
Was die Sportwetten-Problematik angeht,<br />
so hat das Präsidium das Zwischenergebnis<br />
der von ihm eingesetzten Arbeitsgruppe<br />
unter Vorsitz von Generaldirektor Dr. Michael<br />
Vesper zur Kenntnis genommen. Alle 16<br />
Bundesländer werden den zwischen ihnen<br />
ausgehandelten Staatsvertrag voraussichtlich<br />
ratifizieren, so dass er zum 1. Januar<br />
2008 für vier Jahre in Kraft tritt. Mit Sicherheit<br />
wird er sowohl vor dem Bundesverfassungsgericht<br />
als auch vor dem Europäischen<br />
Gerichtshof angegriffen werden. Egal ob<br />
dies Erfolg hat oder nicht - auf jeden Fall ist<br />
es sinnvoll und notwendig, dass sich der<br />
Sport beizeiten auf eine Neuregelung des<br />
Systems der Sportwetten vorbereitet und<br />
dabei einen finanziellen Bestandsschutz als<br />
Minimalziel anzielt. Darüber hinaus wird der<br />
Auch biomechanisches Wissen soll künftig mit Hilfe eines wissenschaftlichen Verbundsystems<br />
besser koordiniert und für die Praxis leichter umsetzbar bereitgestellt werden. Hier zu sehen<br />
eine Versuchsanordnung der Universität Jena im Rahmen eines DFG-Projektes. zur Erforschung<br />
von Bewegungscharakteristiken
DOSB gemeinsam mit dem Fußball verstärkt<br />
für die Einführung eines Veranstalterschutzes<br />
werben und zu diesem Zweck u.a. eine<br />
öffentliche Veranstaltung durchführen, bei<br />
der die Ergebnisse des gemeinsam mit<br />
einigen Ländern in Auftrag gegebenen<br />
Gutachtens des Max-Planck-Institutes für<br />
Geistiges Eigentum, Wettbewerbs- und<br />
Steuerrecht vorgestellt werden sollen.<br />
Vizepräsident Walter Schneeloch hat ausführlich<br />
über Stand und Perspektiven der<br />
Beratungen eines "Gesetzes zur Stärkung<br />
der gesundheitlichen Prävention" (Präventionsgesetz)<br />
berichtet, wie es die vorige<br />
Bundesregierung auf den Weg gebracht,<br />
aber nicht mehr durchgesetzt hatte. Das<br />
Präsidium unterstrich noch einmal die<br />
Wichtigkeit dieses Gesetzesvorhabens.<br />
Vizepräsident Schneeloch wird gemeinsam<br />
mit Generaldirektor Dr. Vesper im August<br />
ein Gespräch mit Bundesgesundheitsministerin<br />
Ulla Schmidt führen und für die<br />
Position des Sports werben.<br />
Bildungspolitische Erklärungen<br />
verabschiedet<br />
Schließlich stimmte das Präsidium zwei<br />
wichtigen Erklärungen zu. Es handelt sich<br />
dabei um:<br />
1. Spitzensport und Hochschulstudium:<br />
Gemeinsame Erklärung von Kultusministerkonferenz,<br />
Sportministerkonferenz,<br />
Hochschulrektorenkonferenz und DOSB;<br />
2. Gemeinsame Handlungsempfehlungen<br />
der Kultusministerkonferenz und des<br />
DOSB zur Weiterentwicklung des Schulsports;<br />
Die beschlossenen "Regionalgespräche"<br />
werden am Rande der in diesem Jahr in<br />
Deutschland ausgetragenen Weltmeisterschaften<br />
durchgeführt. Nachdem die<br />
Premiere am 14. Juli <strong>2007</strong> in Leipzig (WM<br />
im Bogenschießen) ein voller Erfolg war,<br />
werden die weiteren Regionalgespräche am<br />
11. August <strong>2007</strong> in Duisburg, am 19. August<br />
<strong>2007</strong> in Berlin, am 29. August <strong>2007</strong> in<br />
Wetzlar, am 30. August <strong>2007</strong> in Hamburg,<br />
am 1. September <strong>2007</strong> in München und am<br />
7. September <strong>2007</strong> in Stuttgart.<br />
Abschließend nahm das Präsidium eine<br />
ganze Reihe aktueller Berichte entgegen. So<br />
evaluierte Vizepräsidentin Ilse Ridder-<br />
Melchers den Frauensportaktionstag vom<br />
5./6. Mai <strong>2007</strong>, der von 75 Vereinen aus 16<br />
Landessportbünden sehr erfolgreich umgesetzt<br />
worden war. Präsident Dr. Bach berichtete<br />
über den Integrationsgipfel der Bundeskanzlerin<br />
am 12. Juli <strong>2007</strong>, bei dem die<br />
Rolle des Sports angemessen zum Ausdruck<br />
kam. Vizepräsident Eberhard Gienger überbrachte<br />
die erfreuliche Nachricht, dass die<br />
Bundesregierung aufgrund vieler Gespräche,<br />
die mit den Bundesministern Dr. Schäuble,<br />
Steinbrück und Jung geführt worden waren,<br />
in ihrem Haushaltsentwurf für 2008 eine<br />
deutliche Erhöhung der Leistungssportfinanzierung<br />
der Sportverbände vorgesehen<br />
hat; es ist geplant, von den insgesamt 17,3<br />
Millionen Euro etwa 2,8 Millionen Euro für<br />
die bessere Ausstattung des Anti-Doping-<br />
Kampfes zu verwenden. In diesem Zusammenhang<br />
berichtete Leistungssportdirektor<br />
Bernhard Schwank auch über den Stand des<br />
Abschlusses von Zielvereinbarungen mit<br />
dem BMI und den Spitzenverbänden: Bereits<br />
im Oktober <strong>2007</strong> sollen die Zielvereinbarungen<br />
mit den Wintersportverbänden abgeschlossen<br />
werden; die Sommersportverbände<br />
folgen dann bis zum April 2008.<br />
DOSB gratulierte Sotschi<br />
zu Olympia 2014<br />
Der <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> Sportbund (DOSB)<br />
gratuliert Sotschi zu seinem Erfolg bei der<br />
Wahl zum Gastgeber der <strong>Olympische</strong>n<br />
Winterspiele 2014. "Wir werden in Russland<br />
bestens organisierte und vorbereitete<br />
Wettkämpfe erleben", sagte DOSB-Präsident<br />
Thomas Bach nach der Wahl Anfang Juli in<br />
Guatemala City.<br />
Sotschi setzte sich im zweiten Wahlgang<br />
gegen das koreanische Pyeongchang durch.<br />
IOC-Präsident Jacques Rogge und Russlands Präsident Putin während der 119. IOC-Session in<br />
Guatemala City, auf der Sotschi sich mit seiner Kandidatur um die Winterspiele 2014 gegen die<br />
Mitbewerber Salzburg (Österreich) und Pyeonyang (Südkorea) durchsetzte.<br />
Bereits im ersten Wahlgang ausgeschieden<br />
war Salzburg, dessen Bewerbungskonzept<br />
den Eiskanal am Königssee (Berchtesgaden)<br />
für die Wettkämpfe in Bob, Rodeln und<br />
Skeleton vorsah. Die beiden deutschen IOC-<br />
Mitglieder Thomas Bach und Walter Tröger<br />
stimmten im ersten Wahlgang nicht mit ab.<br />
"Die Abstimmung war eine Grundsatzentscheidung<br />
zwischen einem traditionellen<br />
Wintersportort, der fraglos eine großartige<br />
Atmosphäre geboten hätte, und der Entwicklung<br />
eines Wintersportgebietes für eine<br />
ganze Region, das der Allgemeinheit zur<br />
Verfügung steht", sagte Bach.<br />
59
Präsident Bach: "Sport ist<br />
Integration"<br />
"Sport ist nicht Mittel zur Integration, Sport<br />
ist Integration. Und das werden wir weiter<br />
leben. Deshalb begrüßt der <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong><br />
Sportbund, dass sich der Sport im<br />
Nationalen Integrationsplan an prominenter<br />
Stelle wiederfindet", erklärte DOSB-Präsident<br />
Thomas Bach nach dem 2. Nationalen<br />
Integrationsgipfel Mittel Juli. Der organisierte<br />
Sport ist in dem von Bundeskanzlerin Dr.<br />
Angela Merkel vorgestellten Nationalen<br />
Integrationsplan als wichtiges Mittel zur<br />
Integration beschrieben.<br />
"Die Sportverbände, insbesondere der<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> Sportbund und der<br />
<strong>Deutsche</strong> Fußball-Bund, werden dafür Sorge<br />
tragen, dass verstärkt Übungsleiter ausgebildet<br />
werden in den Gegenden und Regionen,<br />
in denen sehr viele Migrantinnen und<br />
Die Integrationsbeauftragte Maria Böhmer (CDU) und Thomas Bach,<br />
Präsident des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Sportbunds, in Berlin vor dem<br />
Beginn des zweiten Integrationsgipfels im Kanzleramt. Rund 90<br />
Vertreter von Bund, Ländern, Kommunen, Wirtschaft und zahlreichen<br />
Verbänden verabschiedeten im Rahmen des Nationalen Integrationsplan<br />
Maßnahmen zur Integration von 15 Millionen Menschen mit<br />
ausländischer Abstammung in Deutschland.<br />
60<br />
Migranten leben und wohnen", sagte die<br />
Bundeskanzlerin.<br />
Der Integrationsplan ist das Ergebnis eines<br />
einjährigen Prozesses, an dem der DOSB<br />
aktiv beteiligt war. "Wir waren mit dem<br />
<strong>Deutsche</strong>n Fußball-Bund Teil der Arbeitsgruppe<br />
zur Erstellung des Nationalen<br />
Integrationsplanes. Gemeinsam haben wir<br />
viele Erfahrungen, auch die, die der DOSB<br />
durch das von Bundesinnenminister Wolfgang<br />
Schäuble gefördete Programm ‚Integration<br />
durch Sport' seit 18 Jahren macht,<br />
einbringen können. Der DOSB hat aber nicht<br />
nur an dem Plan mitgearbeitet, sondern seit<br />
dem ersten Gipfel vor einem Jahr auch<br />
gehandelt und 12.000 Projekte unterstützt",<br />
sagte Bach.<br />
Ein Schwerpunkt der Integrationsarbeit des<br />
Programms "Integration durch Sport" ist das<br />
Thema Qualifizierung. Über die Konzeption<br />
"Sport Interkulturell" wurden in den vergangenen<br />
zwei Jahren mehr als 300 Vereinsvertreter,<br />
zwei Drittel davon Menschen mit<br />
Migrationshintergrund,<br />
interkulturell<br />
geschult. Diese<br />
Zahlen sollen<br />
kontinuierlich<br />
erhöht werden.<br />
Dem wichtigen<br />
Handlungsfeld<br />
Integration von<br />
Mädchen und<br />
Frauen mit Migrationshintergrund<br />
will<br />
der DOSB durch das<br />
Netzwerkprojekt<br />
"Mehr Migrantinnen<br />
in den Sport"<br />
Rechnung tragen.<br />
Ziel ist es, die<br />
Mitgliedsorganisationen<br />
zu animieren,<br />
ihre Angebotsstruktur<br />
an die Interessen<br />
der Mädchen und<br />
Frauen mit Migrationshintergrund<br />
stärker anzupassen.<br />
Weitere Informationen<br />
zum Programm<br />
"Integration durch<br />
Sport" des <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Olympische</strong>n<br />
Sportbundes finden<br />
Sie unter www.integration-durchsport.de<br />
.<br />
DOSB im Bündnis gegen<br />
Rechtsextremismus<br />
Gemeinsam mit Vertretern führender Sportund<br />
Hilfsorganisationen hat der <strong>Deutsche</strong><br />
<strong>Olympische</strong> Sportbund (DOSB) am 18. Juli in<br />
Berlin eine Erklärung gegen Rechtsextremismus<br />
unterzeichnet. "Sport ist ein hervorragendes<br />
Medium, die Sportvereine und -<br />
verbände sind engagierte Partner bei der<br />
Prävention gegen Rechtsextremismus",<br />
erklärte DOSB-Vizepräsidentin Ilse Ridder-<br />
Melchers. "Wir wollen gemeinsam mit der<br />
<strong>Deutsche</strong>n Sportjugend dazu beitragen,<br />
rechtsextremes Gedankengut durch gezielte<br />
Maßnahmen zurückzudrängen."<br />
In Berlin waren die Vertreter der Organisationen<br />
mit Bundesinnenminister Wolfgang<br />
Schäuble, Bundesfamilienministerin Ursula<br />
von der Leyen und den Innenministern der<br />
Länder zusammen gekommen. "Ganz<br />
besonders freue ich mich über das klare<br />
Bekenntnis der Unterzeichner, sich vor allem<br />
der jungen Menschen in unserem Land<br />
anzunehmen. Wir müssen dafür Sorge<br />
tragen, dass Kinder und Jugendliche auf<br />
Angebote treffen, die es ihnen ermöglichen<br />
ihre Freizeit sinnvoll zu gestalten - an Stelle<br />
der vergifteten Angebote rechtsextremistischer<br />
Organisationen und Parteien", sagte<br />
Schäuble.<br />
"Der DOSB hat in seiner Satzung festgeschrieben,<br />
rassistischen, verfassungsfeindlichen-<br />
und fremdenfeindlichen Bestrebungen<br />
entschieden entgegenzutreten. Die<br />
Kinder- und Jugendarbeit in den über<br />
90.000 Sportvereinen in Deutschland ist<br />
eine nachhaltige Ressource für gesellschaftliche<br />
Integration und für Prävention vor<br />
Gewalt und Rassismus. Tagtäglich, bundesweit,<br />
in fast jeder Gemeinde leisten unsere<br />
Sportvereine mit Spiel- und Sportangeboten<br />
präventive Arbeit", sagte Ridder-Melchers.<br />
"Kontra geben - gegen Fremdenfeindlichkeit<br />
und Rechtsradikalismus im sport" ist<br />
eines der Projekte. Der Sprechbaukasten<br />
wurde in Zusammenarbeit mit der Bundeszentrale<br />
für politische Bildung als multimediales<br />
Argumentationstraining entwickelt.<br />
"Arctos - Gemeinsam gegen Diskriminierung"<br />
steht für "Anti Racism Tools im<br />
Sport" und ist ein Projekt, das Material für<br />
die Auseinandersetzung mit Diskriminierung,<br />
Ausschluss und Mobbing bereit stellt.<br />
Das Präventionsprojekt "Am Ball bleiben -
Fußball gegen Rassismus und Diskriminierung<br />
" wurde gemeinsam mit dem Bundesministerium<br />
für Familie, Senioren, Frauen<br />
und Jugend und dem <strong>Deutsche</strong>n Fußball-<br />
Bund entwickelt.<br />
Ridder-Melchers: "Es gilt, den Sportvereinen<br />
den Rücken zu stärken, um die Angebote<br />
für Kinder und Jugendliche zur sinnvollen<br />
Freizeitgestaltung zu erhalten und auszubauen<br />
und dabei verstärkt soziale Brennpunkte<br />
in den Blick zu nehmen. Auch<br />
müssen die im Sportverein tätigen Multiplikatoren<br />
im kompetenten Umgang mit<br />
rechtsextremen Phänomenen und den dabei<br />
notwendigerweise auftretenden Konflikten<br />
und Interessenskollisionen unterstützt<br />
werden." Entsprechende Module werden in<br />
die Ausbildung von Übungsleitern und<br />
Trainern eingebaut.<br />
Vesper: Neue gesetzliche<br />
Möglichkeiten gegen<br />
Doping mit Leben erfüllen<br />
Der <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> Sportbund (DOSB)<br />
begrüßt die am 5. Juli vom Bundestag<br />
verabschiedeten Gesetzesverschärfungen im<br />
Kampf gegen Doping. DOSB-Generaldirektor<br />
Dr. Michael Vesper bezeichnete die Novelle<br />
als substantielle Verbesserung gegenüber<br />
dem Ist-Zustand und sagte: "Jetzt müssen<br />
Staat und Sport gemeinsam den zusätzlichen<br />
Handlungsspielraum, den die erweiterten<br />
Ermittlungsmöglichkeiten bieten,<br />
nutzen."<br />
Es sei sinnvoll, dass das BKA neue Kompetenzen<br />
erhalte. Nun seien die Länder mit<br />
ihren Staatsanwaltschaften gefordert.<br />
"Wenn wir an die Hintermänner des Doping<br />
herankommen wollen, brauchen wir Staatsanwälte,<br />
am besten in Schwerpunktstaatsanwaltschaften,<br />
die gemeinsam mit der<br />
Polizei für Durchsuchungen und die Überwachung<br />
von Telefonen oder e-Mailverkehr<br />
sorgen. Hier geht es um Offizialdelikte, die<br />
Staatsanwälte von Amts wegen zu verfolgen<br />
haben. Ich appelliere auch an die<br />
Sportorganisationen, alle Informationen, die<br />
auf Doping hinweisen, an die Strafverfolgungsbehörden<br />
weiter zu geben, um da<br />
etwas in Gang zu setzen."<br />
Vesper äußerte die Erwartung, dass der<br />
Bundesrat dem Entwurf im September<br />
zustimme, damit die Gesetzesverschärfungen<br />
bereits im Oktober in Kraft treten<br />
könnten.<br />
DOSB fordert Stärkung des<br />
konfessionellen Sports<br />
Den Stellenwert der konfessionellen Sportverbände<br />
für einen nach ethischen Maxi-<br />
Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (r-l), Thomas Bach, der Präsident des <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Olympische</strong>n Sportbundes, und DOSB-Generaldirektor Michael Vesper erläuterten Ende Juni<br />
Maßnahmen zur Dopingbekämpfung.<br />
Schiedsrichter Markus Merk empfing in<br />
Mainz den Ethik-Preis der katholischen<br />
Sportorganisation DJK (<strong>Deutsche</strong> Jugendkraft)<br />
men gestalteten Sport hat Dr. Thomas Bach,<br />
Präsident des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />
Sportbundes, am 29. Juni in Mainz anlässlich<br />
der Verleihung des DJK-Ethik-Preises an<br />
Dr. Markus Merk unterstrichen.<br />
"Der konfessionelle Sport ist ein wichtiger<br />
und tragender Bestandteil unserer Bewegung,<br />
seine Bedeutung wächst", sagte Bach.<br />
Der von ihm vertretene ethische Anspruch<br />
des Sports reiche über die Einhaltung<br />
geschriebener Regeln hinaus und fordere<br />
Menschlichkeit und Achtung vor dem<br />
sportlichen Gegner als Partner. Die angestrebte<br />
Chancengleichheit habe ihre Wurzeln<br />
in Solidarität und Nächstenliebe.<br />
In der Entfaltung von Talenten, der Achtung<br />
der Würde und Rechte, seiner Internationalität<br />
und seinen Leistungen im Hinblick auf<br />
Umwelt und Naturschutz sei der Sport<br />
anderen gesellschaftlichen Bereichen<br />
voraus. "Der Respekt vor der individuellen<br />
Leistung veranlasst uns, den Schutz vor<br />
Missbrauch und Betrug zu verstärken. Die in<br />
der christlichen Lehre enthaltene Aufforderung<br />
zur Leistung beinhaltet die Verpflichtung<br />
zur gerechten Gestaltung des Leistungsumfeldes.<br />
Zentrale Aufgabe ist es<br />
daher, faire Athleten zu schützen und ihnen<br />
Vertrauen in die Regelwerke zu geben",<br />
sagte Bach<br />
.<br />
In Anwesenheit von Karl Kardinal Lehmann<br />
und zahlreichen prominenten Gästen<br />
61
würdigte Bach den Preisträger Dr. Markus<br />
Merk als herausragende Persönlichkeit, die<br />
dem Leben in Beruf, Ehrenamt, <strong>Gesellschaft</strong><br />
und Sport vorbildhaft Sinn verliehen habe.<br />
Der Ethik-Preis der DJK (<strong>Deutsche</strong> Jugendkraft)<br />
wird seit 1992 verliehen. DJK ist der<br />
katholische Bundesverband für Breiten- und<br />
Leistungssport in Deutschland<br />
DOSB unterstützt<br />
Universiade-Bewerbung<br />
Der <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> Sportbund (DOSB)<br />
begrüßt und unterstützt die geplante<br />
Bewerbung des Allgemeinen <strong>Deutsche</strong>n<br />
Hochschulsportverbandes (adh) um die<br />
Sommer-Universiade 2013. Mit 10.000<br />
Aktiven und Offiziellen aus 150 Nationen<br />
zählen die Universiaden neben den <strong>Olympische</strong>n<br />
Spielen und den Paralympics zu den<br />
weltweit größten Multisportveranstaltungen.<br />
Sie führen über einen Zeitraum von<br />
zwei Wochen die weltweit besten studentischen<br />
Spitzensportlerinnen und -sporter<br />
zusammen. Auf dem Programm stehen 15<br />
olympische Sportarten.<br />
"Die Universiaden haben sich<br />
zu einem überaus attraktiven<br />
internationalen Sportevent<br />
entwickelt. Es weckt<br />
weit über akademische<br />
Kreise hinaus Interesse. Die<br />
Universiade kann die Reihe<br />
großartiger internationaler<br />
Sportfeste in Deutschland<br />
fortzusetzen. Wir sind<br />
deshalb von der Idee begeistert,<br />
begrüßen die Initiative<br />
des adh ausdrücklich und<br />
wünschen der Bewerbung<br />
viel Erfolg", sagte DOSB-<br />
Generaldirektor Dr. Michael<br />
Vesper.<br />
Der adh hat interessierte<br />
deutsche Großstädte mit<br />
mehr als einer halben<br />
Million Einwohnern dazu<br />
aufgefordert, sich bis spätestens<br />
31. Juli <strong>2007</strong> zu melden.<br />
Bis Ende des Jahres will er<br />
eine konkurrenzfähige<br />
Bewerbung beim InternationalenHochschulsportverband<br />
(FISU) vorstellen.<br />
Ausrichterofferten werden<br />
62<br />
auch aus Russland, Kanada, Spanien sowie<br />
aus Asien erwartet. Letzter deutscher<br />
Ausrichter einer Universiade war im Jahre<br />
1989 Duisburg.<br />
2006 erneut ein<br />
Rekordergebnis beim<br />
<strong>Deutsche</strong>n Sportabzeichen<br />
Rund 950.000 Abnahmen bedeutet<br />
eine Steigerung um 2,57 Prozent<br />
Das <strong>Deutsche</strong> Sportabzeichen marschiert<br />
auf die Millionen-Grenze zu! Im Jahre<br />
2006 erfüllten 949.916 Personen aus allen<br />
Generationen die Bedingungen für das<br />
1913 in Deutschland eingeführte Leistungsabzeichen.<br />
Dies bedeutet im Vergleich<br />
zum Vorjahr eine Steigerung um rund<br />
24.000, das entspricht 2,57 Prozent. Bei der<br />
Präsentation der Zahlen im Rahmen eines<br />
Pressegesprächs Anfang Juli in Frankfurt<br />
am Main bezeichnete der Vizepräsident des<br />
<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Sportbundes<br />
(DOSB), Walter Schneeloch, das Sportabzei-<br />
Erfolgreich absolvierte auch Bundespräsident Horst Köhler<br />
2006 die Disziplinen des deutschen Sportabzeichens.<br />
chen als "Synonym für Lebensqualität,<br />
Fitness und körperliches Wohlbefinden".<br />
Schneeloch wies darauf hin, dass mehr als<br />
zwei Millionen Sportlerinnen und Sportler<br />
jährlich versuchen, die Bedingungen zu<br />
erfüllen: "Dass es nur die Hälfte schafft,<br />
zeigt, wie hoch die Anforderungen sind<br />
und dass es ohne regelmäßiges Training<br />
nicht geht."<br />
Der DOSB-Vizepräsident stellte heraus, dass<br />
die Teilnehmerrekorde der letzten Jahre<br />
beim <strong>Deutsche</strong>n Sportabzeichen dem<br />
sportlichen Elan der Kinder und Jugendliche<br />
zu verdanken sind: "Wie wohltuend in einer<br />
Zeit, in der Schreckensmeldungen zu Übergewicht<br />
und Haltungsschäden die Runde<br />
machen." Schneeloch nannte als erklärtes<br />
Ziel, in diesem Jahr die Millionen-Grenze zu<br />
übertreffen.<br />
Vermarktungserfolge<br />
DOSB und Commerzbank<br />
verleihen Preis "Pro Ehrenamt"<br />
Der Sport ist die Nummer eins in der Liga<br />
freiwilligen Engagements: 22 Prozent der<br />
Ehrenamtlichen sind in Sportvereinen und -<br />
verbänden aktiv. Um ihre Aufgaben zu<br />
erfüllen, brauchen sie Unterstützung. Politik,<br />
Wirtschaft und Medien können dazu erheblich<br />
beitragen, sei es durch Sachmittel,<br />
Fürsprache oder Berichterstattung.<br />
Auch <strong>2007</strong> loben deshalb der <strong>Deutsche</strong><br />
<strong>Olympische</strong> Sportbund (DOSB) und die<br />
Commerzbank den Preis "Pro Ehrenamt" aus.<br />
In Kooperation mit dem Bundesnetzwerk<br />
Bürgerschaftliches Engagement (BBE)<br />
vergeben sie diesen an Persönlichkeiten und<br />
Institutionen aus Politik, Wirtschaft und<br />
Medien, die sich für das Ehrenamt im Sport<br />
eingesetzt haben.<br />
"Wir laden die Förderer des Ehrenamtes ein,<br />
sich für ‚Pro Ehrenamt' zu bewerben", sagt<br />
der Generaldirektor des DOSB, Dr. Michael<br />
Vesper. Er fordert die Ehrenamtlichen auf,<br />
selbst Vorschläge zu machen: "Sie wissen<br />
schließlich genau, wer ihnen vorbildlich zur<br />
Seite steht."<br />
Ausdrücklich begrüßt werden Bewerbungen<br />
der Medien, die vor allem im lokalen Bereich<br />
als wichtiger Multiplikator des vorbildlichen
Engagements der Ehrenamtlichen in den<br />
Sportvereinen wirken.<br />
Interessierte finden weitere Informationen<br />
und die nötigen Formulare, die bis zum 25.<br />
September <strong>2007</strong> eingereicht werden können,<br />
unter www.ehrenamt-im-sport.de /<br />
Unsere Aktion / Pro Ehrenamt. Die feierliche<br />
Preisverleihung findet am 5. Dezember <strong>2007</strong><br />
in Berlin statt.<br />
Betty Barclay Ausstatter der<br />
deutschen Olympia-Damen<br />
Das deutsche Damenteam bei den <strong>Olympische</strong>n<br />
Sommerspielen in Peking 2008 wird<br />
wie in Athen 2004 von Betty Barclay ausgestattet.<br />
Der <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> Sportbund<br />
(DOSB) verlängerte die Zusammenarbeit mit<br />
dem internationalen Modelabel in Zusammenarbeit<br />
mit seiner offiziellen Vermarktungsagentur<br />
<strong>Deutsche</strong> Sport-Marketing<br />
(DSM).<br />
Für die voraussichtlich etwa 250 Frauen der<br />
Olympiamannschaft entwirft das badische<br />
Unternehmen neben der Bekleidung für<br />
Eröffnungs- und Schlussfeiern auch Casual<br />
Wear für den olympischen Alltag.<br />
Betty Barclay darf für Peking das Signet mit<br />
den <strong>Olympische</strong>n Ringen als offizieller<br />
Ausstatter verwenden und zusätzlich zum<br />
Outfit des Teams eine Lizenzkollektion für<br />
den freien Verkauf produzieren.<br />
Bäumler kleidet deutsche<br />
Olympia-Herren ein<br />
Auch bei den Herren setzt der <strong>Deutsche</strong><br />
<strong>Olympische</strong> Sportbund (DOSB) auf bewährt<br />
kompetente Partner. Die Ingolstädter Firma<br />
Bäumler entwirft nach Athen 2004 erneut<br />
den Herren-Dress für die Eröffnungs- und<br />
Schlussfeier 2008. Darauf verständigten sich<br />
die Bäumler AG und die <strong>Deutsche</strong> Sport-<br />
Marketing (DSM) als offizielle Vermarktungsagentur<br />
des DOSB.<br />
Im Rahmen der Kooperation produziert<br />
Bäumler für die voraussichtlich 250 Männer<br />
Ausgestattet durch die Unternehmen Bäumler und Betty Barcly präsentierte sich die deutsche<br />
Olympiamannschaft bei der Eröffnungsfeier zu den <strong>Olympische</strong>n Spielen Athen 2004 einem<br />
Milliardenpublikum an den TV-Geräten.<br />
der Olympiamannschaft die offizielle Einmarschkleidung,<br />
bestehend aus Anzug,<br />
Hemd, Krawatte sowie Gürtel. Bäumler hat<br />
zudem das produktexklusive Recht, für den<br />
Bereich "Herrenoberkleidung" das "Offizieller<br />
Ausstatter"-Signet mit den olympischen<br />
Ringen in der Unternehmenskommunikation<br />
einzusetzen. Zudem darf das Modeunternehmen<br />
neben den Outfits zur Ausstattung<br />
der Olympiamannschaft eine Lizenzkollektion<br />
für den öffentlichen Verkauf produzieren.<br />
DOSB und Lidl starten<br />
Schüler-Fitnesscup<br />
Jedes fünfte Kind in Deutschland ist übergewichtig.<br />
Tendenz steigend. Die Hauptgründe<br />
dafür sind ungesunde Ernährung<br />
und Bewegungsmangel. Der <strong>Deutsche</strong><br />
<strong>Olympische</strong> Sportbund (DOSB) unterstützt<br />
den Schüler-Fitnesscup des Handelsunternehmens<br />
Lidl, durch den zur gesundheitlichen<br />
Aufklärung an Grundschulen beigetragen<br />
werden soll.<br />
Zur Teilnahme sind alle rund 17.000 Grundschulen<br />
in Deutschland aufgerufen. Gesucht<br />
werden die fittesten Klassen Deutschlands.<br />
Attraktive Preise im Gesamtwert von über<br />
40.000 Euro warten auf die Kinder - unter<br />
anderem eine Sportstunde mit Fußballnationalspieler<br />
Torsten Frings, ein Fitnesskochkurs<br />
mit TV-Starkoch Mario Kotaska, ein Schulgarten<br />
sowie Spiel- und Sportgeräte für den<br />
Pausenhof oder die Turnhalle. Der Startschuss<br />
erfolgte am 9. Juli <strong>2007</strong> in Hamburg.<br />
In Zusammenarbeit mit Grundschulpädagogen,<br />
Ernährungs- und Bewegungsexperten<br />
haben DOSB und der aid infodienst Verbraucherschutz,<br />
Ernährung, Landwirtschaft<br />
e. V. (aid) umfangreiche Lehrmaterialien<br />
entwickelt, die den Teilnehmern kostenlos<br />
zur Verfügung gestellt werden. Die Materialien<br />
geben Lehrerinnen und Lehrern Anregungen<br />
für die Gestaltung einer Projektwoche.<br />
Dabei erleben die Kinder auf spielerische<br />
Weise das richtige Maß an Bewegung<br />
und gesunder Ernährung im Alltag.<br />
Bis zum 31. Oktober können sich dritte und<br />
vierte Grundschulklassen zum Lidl-Schüler-<br />
Fitnesscup anmelden. Weitere Informationen<br />
gibt es unter www.lidlfitnesscup.de<br />
oder über die Hotline 030-65000-555.<br />
63
Nachrichten der DOG<br />
Kongress für Fairplay<br />
Vom 17. - 20. Oktober <strong>2007</strong> findet in<br />
Frankfurt am Main der 13. Europäische<br />
Fairplay-Kongress statt. Die <strong>Deutsche</strong><br />
<strong>Olympische</strong> <strong>Gesellschaft</strong> wird als Partner<br />
der Veranstalter <strong>Deutsche</strong>r <strong>Olympische</strong>r<br />
Sportbund und <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong><br />
Akademie dabei sein. Dies hat das DOG-<br />
Präsidium auf seiner Sitzung am 21. Juli<br />
beschlossen.<br />
Das Thema des viertägigen Kongresses<br />
heißt "Die olympischen Werte und die<br />
Zukunft des Sports". Auch vor dem Hintergrund<br />
der aktuellen Debatte um Doping<br />
werden Experten aus ganz Europa über die<br />
olympischen Werte zwischen Anspruch und<br />
Wirklichkeit referieren und diskutieren - mit<br />
dem Ziel, eine neue ethische Offensive des<br />
Sports anzustoßen. Im Rahmen des Kongresses<br />
findet zudem eine "Börse" statt, auf<br />
der sich nationale Projekte und Initiativen<br />
präsentieren können.<br />
Der Kongress richtet sich an Vertreter des<br />
organisierten Sports, Politiker, Wissenschaftler,<br />
Journalisten und andere Multiplikatoren<br />
für die Vermittlung olympischer Werte<br />
durch Sport und ist generell offen für allen<br />
Interessierten.<br />
Weitere Informationen gibt es unter<br />
www.dosb.de.<br />
Georg-von-Opel-Preise<br />
<strong>2007</strong> vergeben<br />
Lena Schöneborn und Eric Walther heißen<br />
die Gewinner der Internationalen <strong>Deutsche</strong>n<br />
Meisterschaften im Modernen Fünfkampf<br />
am 14. und 15. Juli <strong>2007</strong> in Potsdam und<br />
sind damit zugleich die Preisträger des<br />
Georg-von-Opel-Wanderpreises der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong>. Traditionell<br />
erhält den Pokal, der nach dem 1. Präsidenten<br />
der DOG benannt ist, der <strong>Deutsche</strong><br />
Meister im Modernen Fünfkampf. In diesem<br />
64<br />
Jahr wurde erstmals auch die <strong>Deutsche</strong><br />
Meisterin bedacht.<br />
Verbunden mit dem Georg-von-Opel-Preis<br />
war ebenfalls zum ersten Mal eine Geldprämie.<br />
"Als deutsche Meister erhalten Lena<br />
Schöneborn und Eric Walther jeweils 2000<br />
Euro", erklärte Dieter Krickow, Vizepräsident<br />
der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong>.<br />
"Darüber hinaus bekommen die beiden<br />
besten Nachwuchsathleten Janine Kohlmann<br />
und Christopher Link jeweils 1000<br />
Euro zur Unterstützung ihrer weiteren<br />
sportlichen Entwicklung", so Krickow.<br />
Die Prämien wurden von der Familie von Opel<br />
gestiftet. Carlo von Opel, Sohn Georg von<br />
Opels und Vorsitzender der DOG Pfalz, betonte:<br />
"Mit der Erweiterung des Preises wollen<br />
wir die Erinnerung an den großen Sportförderer<br />
Georg von Opel wach halten und zugleich<br />
den Modernen Fünfkampf unterstützen, der<br />
als Sportart gewissermaßen für das vielfältige<br />
Engagement und die Leidenschaft meines<br />
Vaters für den Sport steht."<br />
Über die sowohl ideelle als auch finanzielle<br />
Unterstützung freute sich auch der Präsident<br />
des <strong>Deutsche</strong>n Verbandes für Modernen<br />
Fünfkampf, Dr. Klaus Schormann, der<br />
die Georg-von-Opel-Preise gemeinsam mit<br />
den DOG-Vertretern übergab: "Gerade mit<br />
Blick auf die im August in Berlin stattfindenden<br />
Weltmeisterschaften ist dies ein<br />
wichtiges Signal für den Modernen Fünfkampf<br />
in Deutschland", so Schormann.<br />
Zum Weltkindertag<br />
"Kinder bewegen"!<br />
Sport und Spiel halten gesund und bringen<br />
gemeinsam den größten Spaß - und das<br />
bereits im Kindergarten. Die Initiative<br />
"Kinder bewegen" der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />
<strong>Gesellschaft</strong> und ihrer Partner Opel,<br />
O 2 und der Sportinstitute der Universitäten<br />
Karlsruhe und Konstanz ruft deshalb zum<br />
Weltkindertag am 20. September Deutsch-<br />
Feierliche Übergabe des Georg-von-Opel-Preises: DOG-Vizepräsident Dieter Krickow, Ralf<br />
Marschall, Präsident des Landesverbands Brandenburg für Modernen Fünfkampf, Dr. Klaus<br />
Schormann, Präsident des Internationalen sowie des <strong>Deutsche</strong>n Verbandes für Modernen<br />
Fünfkampf, Preisträgerin Lena Schöneborn, Stifter Carlo von Opel, Nachwuchspreisträgerin<br />
Janine Kohlmann sowie Dr. Jürgen Brecht (v.l.n.r.).
lands Kindergärten auf, an diesem besonderen<br />
Tag beides miteinander zu verbinden.<br />
"Alle Kindertageseinrichtungen in Deutschland,<br />
denen die Bewegungsförderung ihrer<br />
Kinder am Herzen liegt, sind herzlich eingeladen,<br />
sich an der Aktion "Mehr Bewegungsspaß<br />
im Team" zum Weltkindertag zu<br />
beteiligen", betont DOG-Präsident Dr. Hans-<br />
Joachim Klein.<br />
Gemeinsam mit möglichst vielen Einrichtungen<br />
will die <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong><br />
<strong>Gesellschaft</strong> ein wirksames Zeichen für das<br />
Recht der Kinder auf gesunde Entwicklung<br />
mit viel Bewegung setzen. "Frühzeitige,<br />
regelmäßige Bewegung im Kindergarten,<br />
aber auch zu Hause fördert nicht nur<br />
Gesundheit, Körperbewusstsein und soziale<br />
Kompetenz der Kinder. Sie ist auch zugleich<br />
ein wirkungsvolles Instrument zur Förderung<br />
des sozialen Miteinanders", erläutert<br />
der DOG-Präsident. Für die teilnehmenden<br />
Einrichtungen gib es zudem 3 x 200 Euro<br />
für die Bewegungsförderung zu gewinnen.<br />
Um in die Verlosung zu kommen, müssen<br />
sie nur eine schriftliche Dokumentation des<br />
Aktionstags bei der DOG einreichen. Weitere<br />
Informationen inklusive einiger Anregungen<br />
zur Gestaltung des Aktionstags gibt auf der<br />
Internetseite www.kinder-bewegen.de.<br />
Auf jeden Fall mit dabei sind die von der<br />
<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> im<br />
Rahmen von "Kinder bewegen" geförderten<br />
Modelleinrichtungen. Wie schon in den<br />
vergangenen Jahren veranstalten sie am<br />
Weltkindertag wieder Aktionstage - diesmal<br />
also unter dem Motto "Mehr Bewegungsspaß<br />
im Team". Übungen zum Teamgeist,<br />
u.a. Ball- sowie Staffelspiele, für die Mädchen<br />
und Jungen stehen im Mittelpunkt.<br />
Einige der Kindergärten erhalten außerdem<br />
Besuch von ihren Paten, ehemalige oder<br />
aktive Spitzensportler, die den Kindern zum<br />
Weltkindertag Zeit zur gemeinsamen<br />
Bewegung schenken.<br />
"Kinder bewegen"-<br />
Arbeitstagung<br />
Unter Leitung von Vizepräsidentin Petra<br />
Reußner fand am 30. Juni <strong>2007</strong> eine Arbeitstagung<br />
zur Weiterentwicklung des<br />
Projektes "Kinder bewegen" mit den Verantwortlichen<br />
der Zweigstellen sowie der<br />
Geschäftsstelle statt.<br />
In einem regen Erfahrungsaustausch stellten<br />
die Teilnehmerinnen und Teilnehmer<br />
ihre vielen verschiedenen "Kinder bewegen"-<br />
Aktivitäten vor Ort vor. Insgesamt bewerteten<br />
sie vor allem positiv, dass "Kinder<br />
bewegen" endlich wieder ein Projekt zum<br />
Anfassen und für die Zweigstellen vor Ort<br />
gut darstellbar ist. Außerdem hat das<br />
Projekt nach Ansicht der Teilnehmer die<br />
öffentliche Wahrnehmung der DOG verbessert.<br />
In der Frage der Zukunft des Projekts war<br />
sich die Arbeitsgruppe darin einig, dass mit<br />
"Kinder bewegen" in Zukunft Bewegung in<br />
noch mehr Einrichtungen gefördert werden<br />
müsste. Als Aktivitäten bieten sich hierfür<br />
die Kinderolympiaden sowie gezielte Auszeichnung<br />
von Einrichtungen an, die Bewegung<br />
beispielhaft fördern und dabei die<br />
olympischen Werte spielerisch vermitteln -<br />
Ideen also, für die das kommende Olympiajahr<br />
2008 den passenden Anlass bieten<br />
würde.<br />
Der Geschäftsstelle jedenfalls erteilte die<br />
Arbeitsgruppe den Auftrag, aus den Ideen<br />
ein entsprechendes Konzept auszuarbeiten.<br />
"Kinder bewegen" jetzt<br />
auch in Frankfurt<br />
Freuten sich gemeinsam über den bundesweit 27. Modellkindergarten:<br />
Karl Eyerkaufer, Vorsitzender der DOG Frankfurt / Rhein-Main,<br />
Ottilie Wenzler, Geschäftsführerin der 1822-Stiftung der Frankfurter<br />
Sparkasse, Kita-Leiterin Irmgard Verleger-Aycan und DOG-<br />
Präsident Dr. Hans-Joachim Klein (v.l.n.r.).<br />
Bewegung mit olympischer Begeisterung<br />
wird künftig in der Städtischen Kindertagesstätte<br />
"Rasselbande" in Frankfurt am Main<br />
groß geschrieben. Am 10. Juli hat die<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> <strong>Gesellschaft</strong> die<br />
Einrichtung offiziell in das Modellprojekt<br />
"Kinder bewegen" aufgenommen - als 27.<br />
Modellkindergarten bundesweit und ersten<br />
in der Main-Metropole. Über drei Jahre wird<br />
der neue Modellkindergarten Unterstützung<br />
und Beratung in Sachen Bewegungsförderung<br />
kombiniert mit <strong>Olympische</strong>r Begeisterung<br />
und Bildung erhalten.<br />
"Das Konzept, mit der Faszination Olympia<br />
Kinder, aber auch Erzieherinnen und Eltern<br />
für regelmäßige bewegte Aktivitäten im<br />
Alltag zu begeistern und spielerisch zugleich<br />
die olympischen Werte zu vermitteln,<br />
hat sich bewährt", erläuterte Dr. Hans-<br />
Joachim Klein, Präsident der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong>. Dem neuen<br />
Modellkindergarten steht dazu der frühere<br />
Hürdensprinter Dr. Harald Schmid als Pate<br />
zur Seite hat.<br />
Begleitet und<br />
unterstützt wird die<br />
Kindertagesstätte<br />
"Rasselbande" vor<br />
Ort auch von der<br />
DOG-Zweigstelle<br />
Frankfurt/Rhein-<br />
Main; die Förderer<br />
sind Opel und die<br />
1822-Stiftung der<br />
Frankfurter Sparkasse.DOG-Zweigstellenvorsitzender<br />
Karl<br />
Eyerkaufer betonte:<br />
"In den drei Projektjahren<br />
sollen im<br />
Sinne der Nachhaltigkeit<br />
die Ausstattung<br />
verbessert,<br />
Fortbildungen für<br />
die Erzieherinnen<br />
organisiert und das<br />
Bewegungsangebot<br />
erweitert werden."<br />
Auch die Eltern<br />
werden mit gemeinsamen<br />
Familien-<br />
Bewegungsfreizeiten<br />
sowie mit<br />
65
Vorfreude auf "Kinder bewegen": Mit dem Singspiel "Zirkus auf<br />
dem Marktplatz" überraschten die Kinder der Kita "Rasselbande"<br />
ihre Gäste. Hier warten die Hochseilartistinnen und die Elefanten<br />
auf ihren Einsatz.<br />
Informationsveranstaltungen u.a. zum<br />
Thema "Gesunde Ernährung" einbezogen.<br />
Im August findet der Motoriktest für die<br />
Kinder statt, der im Rahmen der wissenschaftlichen<br />
Begleitung des Gesamtprojekts<br />
durch die Unis Karlsruhe und Konstanz<br />
jeweils zu Beginn und dann immer nach<br />
einem Jahr durchgeführt wird und die<br />
sportlichen Fähigkeiten der Kinder ermitteln<br />
soll.<br />
Nächster Höhepunkt wird dann der Weltkindertag<br />
am 20. September sein, den die<br />
Kindertagesstätte "Rasselbande" gemeinsam<br />
mit anderen Modellkindergärten der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> in ganz<br />
Deutschland mit einem besonderen Aktionstag<br />
unter dem Motto "Mehr Bewegungsspaß<br />
im Team" feiern wird.<br />
"Kinder bewegen" initiiert<br />
Folgeprojekt<br />
Mit der Übergabe des Prädikats "Kinder<br />
bewegen" an die Kitaleiterin Adelheid<br />
Schiener schloss Joachim Ebener, Vorsitzender<br />
der DOG München, die erste Modellphase<br />
in der Kindertagesstätte Schwanthalerstraße<br />
89 in München ab. In seiner Eigenschaft<br />
als Vorstandsmitglied der Münchner<br />
Stadtsparkasse konnte er jedoch gleichzeitig<br />
den Start einer zweiten Modellphase bekannt<br />
geben.<br />
66<br />
Im Juni 2004<br />
startete der Münchner<br />
Kindergarten als<br />
erste bayerische<br />
Einrichtung in das<br />
Projekt "Kinder<br />
bewegen" der<br />
<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />
<strong>Gesellschaft</strong> -<br />
mit dem Ziel, die<br />
Bewegungsangebote<br />
im Kindergartenalltag<br />
zu intensivieren.<br />
Neben Fortbildungen<br />
und Elternarbeit<br />
lag ein Schwerpunkt<br />
auf dem Bereich<br />
Wasser, wofür nicht<br />
zuletzt der Pate der<br />
Einrichtung, der<br />
mehrfache Olympiamedaillengewinner<br />
im Schwimmen, Christian Tröger wichtige<br />
Impulse setzte.<br />
Das zentrale Ergebnis der Projektphase war<br />
jedoch die Konzeption eines jederzeit<br />
nutzbaren Bewegungszimmers. Für die<br />
Umgestaltung eines ehemaligen Gruppenraums<br />
wurden dafür von den engagierten<br />
Erzieherinnen, unterstützt durch das Sportamt<br />
München, teilweise völlig neue Geräte<br />
entwickelt. Der Bewegungsraum sollte<br />
Jede Menge Platz zum Toben bietet der im<br />
Rahmen des DOG-Projekts "Kinder bewegen"<br />
neu gestaltete Bewegungsraum der<br />
Münchner Kita Schwanthalerstraße.<br />
möglichst viele Grundbewegungsarten<br />
ermöglichen und von Kindern und Erzieherinnen<br />
ohne großen Aufwand auf vielfältige<br />
Weise gestaltbar sein.<br />
Bei der Abschlussveranstaltung konnten sich<br />
die Anwesenden von der erstaunlichen<br />
Geschicklichkeit und Fitness der Kinder<br />
überzeugen. Die motorische Entwicklung<br />
war aber nur ein positives Ergebnis. Als<br />
Projektverantwortliche konnten Adelheid<br />
Schiener und Judith Bucher von weiteren<br />
Erfolgen berichten. So wurde das Sozialverhalten<br />
besser und die Eltern berichteten von<br />
sehr guten Ergebnissen bei der Vorsorgeuntersuchung<br />
U9. Zudem lernten die Kinder,<br />
von den 90 % einen Migrationshintergrund<br />
haben, die deutsche Sprache mit Hilfe der<br />
Bewegung in kurzer Zeit. Vor diesem Hintergrund<br />
ist auch die Tatsache zu bewerten,<br />
dass in den letzten beiden Jahren alle<br />
Kinder den Sprung in die Grundschule<br />
geschafft haben und kein einziges zurückgeschickt<br />
wurde.<br />
Ergebnisse, die auch die Kinder- und Jugendstiftung<br />
der Stadtsparkasse München<br />
überzeugt haben. Mit einer Spende von<br />
160.000 Euro ermöglicht sie es dem Sportamt<br />
und der zuständigen Fachabteilung im<br />
Schulreferat, in weiteren 16 Einrichtungen<br />
einen Bewegungsraum nach dem "Kinder<br />
bewegen"-Konzept einzurichten. Dort hat<br />
man sich darüber hinaus zum Ziel gesetzt,<br />
die nächsten 100 neu gebauten Kindergärten<br />
entsprechend auszustatten. Jürgen<br />
Triftshäuser vom Sportamt: "Wir sind erst<br />
zufrieden, wenn alle Erzieherrinnen sich<br />
schon beim Aufstehen darauf freuen, heute<br />
mit den Kindern gemeinsam Bewegung zu<br />
gestalten."<br />
Positive Bilanz für<br />
Michelstadt und Karlsruhe<br />
Mit bunten Sommerfesten und zahlreichen<br />
Gästen haben der Kindergarten "Flohzirkus"<br />
in Michelstadt und der Kindergarten St.<br />
Judas-Thaddäus in Karlsruhe-Neureut den<br />
Erfolg der dreijährigen Förderung im Modellprojekt<br />
"Kinder bewegen" der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> gefeiert. Im<br />
Verlauf des Projekts "Kinder bewegen"<br />
wurden die Ausstattung und die Räumlichkeiten<br />
verbessert, die Erzieherinnen fortgebildet<br />
und neue Bewegungsangebote<br />
geschaffen. Für die erfolgreiche Entwicklung
Hubert Hey, DOG Odenwald, verfolgt den Wettbewerb<br />
der Michelstädter Kinder im Sackhüpfen.<br />
zu bewegungsfreundlichen Einrichtungen<br />
erhielten beide das "Kinder bewegen"-<br />
Prädikat der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong>.<br />
In Michelstadt waren Kathrin Hillgärtner,<br />
Leiterin der DOG-Geschäftsstelle, und<br />
Hubert Hey, Vorsitzender der DOG Odenwald,<br />
am 22. Juni dabei als die Kinder in<br />
gemeinsamen<br />
Bewegungsspielen<br />
mit den Eltern<br />
zeigten, wie fit sie<br />
sind. Schließlich ist<br />
Bewegung in den<br />
letzten drei Jahren<br />
zum festen Bestandteil<br />
ihres<br />
Kindergartenalltags<br />
geworden. Zahlreiche<br />
der im Projektverlaufentstandenen<br />
Aktivitäten<br />
werden fortgeführt,<br />
wie der wöchentliche<br />
Besuch der<br />
Turnhalle in Stockheim,<br />
die<br />
Schwimmlernkurse<br />
im Hallenbad sowie<br />
die Wald- und<br />
Wiesenwanderun-<br />
gen. Hinzu kommt das tägliche<br />
freie Spiel, für das sowohl das<br />
Außengelände als auch der<br />
Kindergarten eigene Bewegungsraum<br />
genutzt werden<br />
können. Und sicher wird es auch<br />
weiterhin solche besonderen<br />
Höhepunkte geben wie die<br />
komplette Sportwoche, die mit<br />
einer großen Kinderolympiade<br />
abgeschlossen wurde.<br />
Damit die Kinder auch in Zukunft<br />
nach Lust und Laune<br />
Toben können, wurden aus den<br />
Projektmitteln vor allem Sportund<br />
Spielgeräte angeschafft.<br />
Außerdem findet ein regelmäßiger<br />
Austausch mit anderen<br />
Einrichtungen der Region statt,<br />
um die Erfahrungen des Modellprojekts<br />
weiter zu tragen.<br />
Unter dem Motto "Wir sind<br />
Kinder dieser Welt" stand das<br />
große "Kinder bewegen"-Fest<br />
des Katholischen Kindergartens<br />
St. Judas Thaddäus am 14. Juli.<br />
In einem bunten Programm multikultureller<br />
Darbietungen zeigten die Kinder, aber auch<br />
Eltern und Erzieherinnen den zahlreichen<br />
Gästen, wie viel Spaß sie an Bewegung<br />
haben. Die Aufführung war in eine Geschichte<br />
gefasst, die in verschiedenen Teilen<br />
der Welt Station machte: Tänze der Indianer,<br />
aus Bayern, Israel und Russland sowie<br />
der Auftritt einer Bauchtanzgruppe, Basket-<br />
Bernd Budig (links), DOG Karlsruhe, überreicht den kleinen Inline-<br />
Skatern Geschenke für ihre gelungene Darbietung.<br />
ball, Inline-Skaten und Trommelmusik aus<br />
Ghana. Schließlich traten die Väter zum<br />
Baumstamm-Sägewettbewerb, ehe sich alle<br />
Teilnehmer am von den Eltern ausgerichteten<br />
internationalen Büffet stärken konnten.<br />
Mit der Unterstützung von Bernd Budig, der<br />
den Modellkindergarten für die <strong>Deutsche</strong><br />
<strong>Olympische</strong> <strong>Gesellschaft</strong> vor Ort betreut hat,<br />
hat die Einrichtung alle Voraussetzungen<br />
für eine dauerhafte Bewegungsförderung<br />
geschaffen. Sie verfügt nun über eine neue<br />
Bewegungsbaustelle, die mit Unterstützung<br />
der Eltern und Kinder geschaffen wurde,<br />
neue Spielgeräte und ein neu gestaltetes,<br />
bewegungsfreundliches Außengelände.<br />
Damit auch sonst die Zukunft in Karlsruhe-<br />
Neureut so bewegt bleibt, haben sich<br />
Kitaleiterin Beate Struck und ihre Kolleginnen<br />
in Sachen Bewegungsförderung weitergebildet.<br />
Um weitere Bewegungsangebote<br />
abzusichern, ist außerdem die Zusammenarbeit<br />
mit einem Sportverein geplant.<br />
Und so bleibt "Kinder bewegen" sowohl in<br />
Karlsruhe als auch in Michelstadt auch nach<br />
Abschluss der Förderung weiter Programm!<br />
DOG-Jugend<br />
"Good Vibrations" - Seminar<br />
zum perfekten Auftreten<br />
Gutes charismatisches Auftreten hat nicht<br />
jeder, kann aber erlernt werden. Vom 23. bis<br />
25. November <strong>2007</strong> veranstaltet die DOG-<br />
Jugend in Göttingen ein Seminar, bei dem<br />
das sichere Auftreten mit Charisma geübt<br />
wird.<br />
Seminarinhalte sind u.a. das Trainieren von<br />
Selbstbewusstsein, Mentales Training,<br />
Regeln der Kommunikation, Körpersprache<br />
und Stimme, Problemgespräche meistern,<br />
Kunst des Small Talk. In verschiedenen<br />
Vorträgen, Übungen und Videoaufzeichnungen<br />
werden den Seminarteilnehmern die<br />
Grundregeln des perfekten Auftritts dargebracht.<br />
Teilnehmen können junge Leute zwischen<br />
16 und 26 Jahren. Der Teilnehmerbeitrag<br />
beträgt 30 Euro. Darin sind Unterkunft und<br />
Verpflegung, Anreise mit der Bahn (Bahnfahrt<br />
2. Klasse, Sparpreis) sowie Schulungsunterlagen<br />
enthalten. Das Seminar wird<br />
gefördert durch das Bundesministerium für<br />
67
68<br />
Einladung zur IV. Bundesjugendversammlung<br />
der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />
Der Bundesjugendausschuss der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> lädt<br />
zur IV. Bundesjugendversammlung am Freitag, den 2. November im Münchner Rathaus ein.<br />
Die Tagesordnung der Bundesjugendversammlung enthält folgende Punkte:<br />
- TOP 1: Feststellung der Anwesenheit und Stimmberechtigung<br />
- TOP 2: Genehmigung des Protokolls der letzten Bundesjugendversammlung<br />
- TOP 3: Berichte des Bundesjugendausschusses über die abgelaufene Amtsperiode mit anschließender<br />
Diskussion<br />
- TOP 4: Finanzbericht<br />
� Bericht des Vorsitzenden<br />
� Bericht Beisitzer Mitglieder / Internationales<br />
� Bericht Beisitzer Presse / Öffentlichkeitsarbeit<br />
� Bericht Beisitzer Hochschulen<br />
� Bericht Beisitzer Schulen<br />
� Bericht Beisitzer Fahrten<br />
� Bericht Beisitzer Seminare<br />
- TOP 5: Genehmigung der Haushaltsrechnung und des Prüfberichts<br />
- TOP 6: Entlastung des Bundesjugendausschusses<br />
- TOP 7: Wahl des neuen Bundesjugendausschusses<br />
- TOP 8: Anträge & Sonstiges<br />
Stimmberechtigt sind alle Mitglieder der DOG bis 35 Jahre. Jede Person hat nur eine Stimme.<br />
Anträge<br />
Anträge zur Bundesjugendversammlung sind bis Freitag, den 28. September <strong>2007</strong> dem Bundesjugendausschuss<br />
schriftlich über die Geschäftsstelle, Otto-Fleck-Schneise 12, 60528 Frankfurt/M, einzureichen.<br />
Wahlvorschläge<br />
Vorschläge zur Wahl des Bundesjugendausschusses sollten ebenfalls bis Freitag, den 28. September <strong>2007</strong> bei der<br />
Geschäftsstelle in Frankfurt schriftlich eingegangen sein. Sie werden den Mitgliedern, die an der Bundesjugendversammlung<br />
teilnehmen, drei Wochen vorher bekannt gegeben.<br />
Der Bundesjugendausschuss der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />
Frankfurt/Main, Juli <strong>2007</strong>
Familie, Senioren, Frauen und Jugend aus<br />
Mitteln des Kinder- und Jugendplans.<br />
Interessenten sollten sich bald bei Bundesjugendausschussmitglied<br />
Alexander Riechers<br />
(Alexander.Riechers@DOG-Jugend.de, Tel<br />
0911 13053779), melden. Denn die Teilnehmerzahl<br />
ist auf 18 begrenzt und die Teilnehmerauswahl<br />
erfolgt nach Eingangsdatum.<br />
Die komplette Ausschreibung gibt es unter<br />
www.DOG-Jugend.de.<br />
Baden Württemberg<br />
Sport verbindet<br />
"Sport verbindet" steht für die Leistung des<br />
Sports, Menschen unabhängig von Herkunft,<br />
Sprache, Behinderung oder Weltanschauung<br />
zusammen zu bringen. In der<br />
Region Karlsruhe engagiert sich der TSV<br />
Reichenbach beispielhaft im Sinne dieses<br />
Leitmotivs und wurde für diesen Einsatz<br />
nun am 24. Mai im Rahmen des Ehrungsabends<br />
der Gemeinde Waldbronn durch den<br />
stellvertretenden baden-württembergischen<br />
Landesvorsitzenden der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />
<strong>Gesellschaft</strong>, Bernd Rau (Ettlingen),<br />
mit der Ehrenurkunde des Landesverbandes<br />
ausgezeichnet.<br />
Seit nunmehr 20 Jahren richtet der Verein<br />
den Leichtathletik-Sporttag für Schüler und<br />
Behinderte aus und leistet somit einen<br />
außergewöhnlichen Beitrag zur Förderung<br />
von Gemeinschaft und Integration durch<br />
Sport. Die Veranstaltung hat sich mittlerweile<br />
als landsweiter Treff etabliert, denn<br />
nicht nur für die Rolli-Kids aus der im<br />
benachbarten Langensteinbach angesiedelten<br />
Körperbehindertenschule, sondern<br />
beispielsweise auch für die Leichtathleten<br />
der Behinderten- und Versehrtensportgemeinschaft<br />
im SSV Aalen ist die Teilnahme<br />
zum alljährlichen Vereinsausflug geworden.<br />
Bad Sobernheim<br />
Olympic Day Run<br />
in Monzingen<br />
Beim jährlichen Leichtathletik-Sporttag des TSV Reichenbach<br />
kommen behinderte und nicht behinderte Nachwuchsathleten<br />
zusammen.<br />
Der Blick der Organisatoren des Olympic<br />
Day Run in Monzingen richtete sich immer<br />
wieder zum Himmel. Am Samstagmorgen<br />
regnete es noch in Strömen; doch als dann<br />
am Vormittag letzten Startvorbereitungen<br />
für die Laufveranstaltung getroffen wurden,<br />
hatte Petrus ein Einsehen. Das Organisationsteam<br />
um Rolf Kindgen und Mario<br />
Bender von der DOG Bad Sobernheim sowie<br />
Werner Hoseus vom TuS Monzingen freute<br />
sich, dass insbesondere viele Kinder trotz<br />
des wechselhaften, nassen und windigen<br />
Wetters in den Monzinger Sportpark gekommen<br />
waren.<br />
Pünktlich um 13 Uhr begannen dann die<br />
olympischen Läufe mit der 400m-Runde der<br />
Bambini (bis 6 Jahre), dem 800m-Lauf der<br />
Kinder bis 11 Jahre sowie dem 1200m-Lauf<br />
der Jugendlichen bis 16 Jahre. Die Starterfelder<br />
der jungen Olympic Day Runner<br />
wurden vom bekannten Clown des Sponsors<br />
Mc Donalds auf die Strecke geschickt. Für<br />
ihre Leistung erhielten die Kinder und<br />
Jugendlichen neben dem offiziellen Olympic<br />
Day Run T-Shirt auch eine Urkunde, die sie<br />
stolz den Eltern und Freunden präsentierten.<br />
Den Startschuss für die 5.000 und 10.000m-<br />
Rennen der Leistungs-, Volkssport- und<br />
Freizeitläufer gaben dann die Bundestagsabgeordnete<br />
Julia Klöckner und Jürgen<br />
Reinhard, Beigeordneter von Monzingen,<br />
gemeinsam. Auch Nordic-Walker und<br />
Mountain-Biker setzten mit ihrer Teilnahme<br />
ein Zeichen für die verbindende Kraft des<br />
Sports - dem zentralen Anliegen dieser<br />
Veranstaltung. Insgesamt waren über 600<br />
Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Start.<br />
Im Rahmenprogramm des Olympic Day Run,<br />
bei dem auch die Vorsitzenden der DOG-<br />
Zweigstellen Pfalz und Mainz-Rheinhessen,<br />
Carlo von Opel und Bernd Zeising, zu Gast<br />
waren, zeigten die Turnerinnen des TuS<br />
Monzingen sowie die Kampfsportler des<br />
OSC Sobernheim ihr Können.<br />
Mit einem Dankeschön der Organisatoren<br />
an die 65 ehrenamtlichen Helfer, die sich<br />
genau wie die Aktiven den ungünstigen<br />
Witterungsbedingungen gestellt und zu<br />
einer insgesamt sehr erfolgreichen Veranstaltung<br />
beigetragen hatten, klang der<br />
Olympic Day Run in Monzingen aus.<br />
Aufwärmprogramm vor dem Bambini-Lauf beim Monzinger Olympic<br />
Day Run.<br />
69
<strong>Olympische</strong>s Rennen<br />
<strong>Olympische</strong>s Flair der besonderen Art<br />
erlebten sechs Kegelsportler aus Bad Sobernheim,<br />
die als Mitglieder auch das<br />
Engagement der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />
<strong>Gesellschaft</strong> unterstützen, auf ihrer Reise<br />
durch Griechenland zu den antiken und<br />
modernen Sport- und Kulturstätten.<br />
Ihre Reise führte sie nach Athen auf die<br />
Akropolis und in die Olympiastadien von<br />
1896 und 2004, zur Heilstätte Epidaurus,<br />
nach Argos (älteste Stadt Europas), nach<br />
Mykene (Fundort der vermeintlichen Goldmaske<br />
des Agamemnon) und letztlich in die<br />
erste griechische Hauptstadt Nafplion. Auch<br />
die Franchthi-Höhle, wo vor ca. 30.000<br />
Jahren schon Menschen gelebt hatten,<br />
wurde besichtigt.<br />
Höhepunkt der Reise war jedoch das antike<br />
Stadion von Olympia. Nach einer kurzen<br />
Stärkung streiften sich die Bad Sobernheimer<br />
zunächst die offiziellen Trikots des<br />
"Olympic-Day-Run <strong>2007</strong>", um danach zum<br />
Wettkampf in die Arena zu treten. Unter<br />
den Jubelrufen der anwesenden Touristen<br />
aus aller Welt und eingefangen von Videokameras<br />
sowie Fotoapparaten trugen sie<br />
einen Wettlauf nach antikem Vorbild aus. Im<br />
Endlauf dieses im wahrsten Sinne des<br />
Wortes olympischen Rennens standen sich<br />
dann Rudi Teuscher und Horst Speh gegenüber.<br />
Und weil selbst das Zielfoto nicht<br />
erkennen ließ, wer von beiden die Nase vorn<br />
hatte, wurden beide von den Mannschaftskameraden<br />
Klaus Spahn, Detlev Clauss, Gerd<br />
Lenhart und Rolf Kindgen zu Siegern erklärt.<br />
Das außergewöhnliche Wettrennen an<br />
historischer Stätte war auch eine gelungene<br />
Werbung für den am 23. Juni in Monzingen<br />
veranstalteten Olympic Day Run.<br />
Bielefeld<br />
Schwimmkurs dank<br />
"Kinder bewegen"<br />
"Pack die Badehose ein" hieß es in diesem<br />
Kindergartenjahr jeden Donnerstag für die<br />
Kinder der Bielefelder Kindertageseinrichtung<br />
"Stadtmitte". Denn dann ging es<br />
jeweils für eine Gruppe in Begleitung von<br />
fünf Erwachsenen mit dem Bus ins Familienbad<br />
Heepen.<br />
70<br />
Schon wenn der<br />
Bus, der zum Teil<br />
aus den "Kinder<br />
bewegen"-Projektmitteln<br />
der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Olympische</strong>n<br />
<strong>Gesellschaft</strong> finanziert<br />
wurde, auf<br />
den Hof gefahren<br />
kam, war die Freude<br />
groß, denn allein<br />
schon die Busfahrt<br />
zum Familienbad<br />
war für die Kinder<br />
ein besonderes<br />
Erlebnis. Immer<br />
wieder gab es Neues<br />
zu entdecken und<br />
auch vieles zu<br />
erzählen.<br />
Im Familienbad angekommen, wurden das<br />
Umziehen und Duschen rasch erledigt, um<br />
schnell ins kühle Nass zu kommen. Für die<br />
jüngeren Kinder stand die Wassergewöhnung<br />
im Vordergrund, während alle Kinder,<br />
die im Sommer <strong>2007</strong> eingeschult werden, an<br />
einem Schwimmkurs teilnehmen konnten.<br />
Im Laufe des Schwimmkurses haben die<br />
Kinder mit viel Ausdauer und Leistungsbereitschaft<br />
das Brustschwimmen gelernt.<br />
Geleitet wurde der Kurs von einer Mitarbeiterin<br />
der Bielefelder Bäder und Freizeiteinrichtungen<br />
(BBF). Sie wurde unterstützt von<br />
fünf Mitarbeiterinnen der Kita, die im<br />
November 2006 erfolgreich das DLRG-<br />
Schwimmabzeichen in Bronze abgelegt<br />
haben. Sie übernehmen nun im wöchentlichen<br />
Wechsel die Verantwortung für die<br />
Aufsieht und Sicherheit der Kinder im und<br />
am Wasser.<br />
Schon steht für die Kita "Stadtmitte" fest,<br />
dass es nach den Sommerferien wieder<br />
jeden Donnerstagvormittag in das Familienbad<br />
Heepen geht.<br />
Darmstadt<br />
Spielfest im Zeichen des<br />
Behindertensports<br />
Die lebensbereichernden Wirkungen des<br />
aktiven Sporttreibens stehen jährlich im<br />
Mittelpunkt des großen Spiel- und Sportfestes<br />
im Darmstädter Herrngarten. Zu den<br />
Vertraten die DOG beim Spielfest in Darmstadt: Zweigstellenvorsitzender<br />
Walter Schwebel und seine Vorstandskollegen Helmut<br />
Helwing und Claus Kapelke mit dem Darmstädter Oberbürgermeister<br />
Walter Hofmann (v.l.n.r.).<br />
über einhundert Informations-, Animationsund<br />
Mitmachangeboten von Vereinen und<br />
Verbänden in dem schönen, historischen<br />
Park inmitten der Stadt gehört seit Jahren<br />
auch die <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> <strong>Gesellschaft</strong>.<br />
Auf Anregung von Annette Gasper setzten<br />
die Vorstandsmitglieder der Zweigstelle in<br />
diesem Jahr ganz auf das praktische Erleben<br />
mit Rollstühlen auf einem leichten Hindernisparcours.<br />
Großformatige Fotos von Uli<br />
Gasper, die er selbst bei den Paralympics in<br />
Athen aufgenommen und bis zur Ausstellungsreife<br />
bearbeitet hat, boten die richtige<br />
Kulisse für die Aktivitäten. Überraschend für<br />
die Veranstalter wurde das freiwillige Fahren<br />
mit einem Rollstuhl an diesem Tag zu einem<br />
Renner. Hunderte von (meist jungen)<br />
Interessenten wollten ihre Geschicklichkeit<br />
im Rollstuhl erproben. Die DOG-Helfer<br />
lenkten die Erfahrung einmal auf das<br />
Privileg der eigenen Unversehrtheit und<br />
gleichzeitig auf die Chancen, die der Sport<br />
auch für behinderte Menschen bereithält.<br />
Die persönliche Rollstuhl-Erfahrung sollte<br />
außerdem den Respekt und die Würdigung<br />
der Leistungen von behinderten Sportlern<br />
fördern.<br />
Auch der Darmstädter Oberbürgermeister<br />
Walter Hoffmann fuhr eine Runde und<br />
äußerte sich anschließend sehr anerkennend<br />
über diese Aktion, die vom Behindertensportverband<br />
teilweise begleitet wurde. Am<br />
Stand der DOG stellten auch die Teilnehmerinnen<br />
des Wettbewerbs "Jugend forscht"<br />
ihren weiterentwickelten, preisgekrönten<br />
Rollator vor. Einige Schritte weiter demonstrierte<br />
die Behindertensportgemeinschaft<br />
ihre Fahrrad-Tandems mit Blinden, was die<br />
Absicht, dem Sport für und mit Behinderten
mehr Aufmerksamkeit zu schenken, geschickt<br />
abrundete.<br />
Frankfurt/Rhein-Main<br />
Walter Schwebel<br />
<strong>Olympische</strong>r Geist beim<br />
Familientag<br />
Beim Hessischen Familientag am 30. Juni in<br />
Eschborn (Main-Taunus-Kreis) war die<br />
Zweigstelle Frankfurt/Rhein-Main mit einem<br />
großen Stand vertreten. Den Besuchern des<br />
Festes wurden in anregenden Gesprächen<br />
die Idee sowie die Aufgaben der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> vermittelt. Durch<br />
die finanzielle Unterstützung der Taunus-<br />
Sparkasse konnte neben dem Stand auch<br />
ein Spiele-Zirkus angemietet werden. Das<br />
Kölner Zirkusteam sorgte mit Shows im<br />
großen 10m-Zelt und mit vielfältigen<br />
Spielmöglichkeiten auf der Wiese für<br />
enormen Spielspaß und Bewegung für die<br />
Kinder. Das Motto "Kinder bewegen" wurde<br />
hier erfolgreich in die Praxis umgesetzt. Der<br />
Zweigstellenvorsitzende Karl Eyerkaufer<br />
konnte am Nachmittag den Hessischen<br />
Ministerpräsidenten Roland Koch und seine<br />
Ehefrau am Stand begrüßen. Beide Herren<br />
sowie der Vorstandsvorsitzende der TaunusSparkasse,<br />
Hans-Dieter Homberg, führten<br />
den Besuchern gemeinsam mit den<br />
Kindern spielerische Darbietungen vor. Die<br />
Teilnahme der Zweigstelle an dem Familien-<br />
tag war sowohl aus sportlich-motorischer<br />
Sicht, als auch von werbender und vermittelnder<br />
Seite her ein voller Erfolg.<br />
Heilbronn-Unterland-Hohenlohe<br />
Leistungsplakette für<br />
Sigrid Seeger-Losch<br />
Aus Anlass ihres 70. Geburtstages wurde die<br />
Vorsitzende der Zweigstelle Heilbronn-<br />
Unterland-Hohenlohe, Sigrid Seeger-Losch,<br />
durch die <strong>Deutsche</strong><br />
<strong>Olympische</strong> <strong>Gesellschaft</strong><br />
mit der<br />
Plakette für besondere<br />
Leistungen im<br />
Sport und für die<br />
olympische Idee<br />
ausgezeichnet.<br />
Sigrid Seeger-Losch<br />
wurde vor 20 Jahren<br />
als Nachfolgerin von<br />
Dr. Werner Sauer an<br />
die Spitze der<br />
Heilbronner Kreisgruppe<br />
gewählt und<br />
war seinerzeit die<br />
erste Frau, die einer<br />
Zweigstelle vorstand.<br />
Zahlreiche<br />
Veranstaltungen<br />
wurden seither von<br />
ihr organisiert.<br />
Zweigstellenvorsitzender Karl Eyerkaufer (links), Hans-Dieter<br />
Homberg (Mitte), Vorstandsvorsitzender der TaunusSparkasse und<br />
der Hessische Ministerpräsident Roland Koch (rechts) gemeinsam<br />
mit Teilnehmern des Spielezirkus'.<br />
Insbesondere der<br />
traditionelle "Unterländer<br />
Olympia-<br />
Stammtisch", der im<br />
August des vergangenen<br />
Jahres bereits<br />
zum 9. Mal stattfand,<br />
stellt immer<br />
eine hervorragende<br />
Werbung für die<br />
DOG in der Region<br />
dar.<br />
Die Jubilarin war<br />
früher selbst aktive<br />
Rollkunstläuferin<br />
und hat sich nach<br />
dem Ende ihrer<br />
Sportkarriere als<br />
Trainerin und<br />
Betreuerin ihres<br />
Bruders Karl-Heinz Losch, des fünffachen<br />
Weltmeisters im Rollkunstlauf, verdient<br />
gemacht. Sie ist Internationale Wertungsrichterin<br />
mit sechs Einsätzen bei Weltmeisterschaften<br />
sowie mehreren Europameisterschaften.<br />
Im Rollsport nimmt sie zahlreiche ehrenamtliche<br />
Funktionen war; so ist sie seit<br />
zwölf Jahren Vorsitzende des Württembergischen<br />
Rollsport- und Inline-Verbandes<br />
sowie seit 1987 Schatzmeisterin des Rollschuh-<br />
und Eislaufvereins Heilbronn.<br />
Vor zehn Jahren verlieh ihr die <strong>Deutsche</strong><br />
<strong>Olympische</strong> <strong>Gesellschaft</strong> aus Anlass ihres 60.<br />
Strahlende Gesichter beim Sektempfang und der Verleihung der<br />
Leistungsplakette an Sigrid Seeger-Losch durch den Vorsitzenden<br />
des Stadtverbandes für Sport, Kurt Scheffler, und das langjährige<br />
Heilbronner DOG-Mitglied Erna Schwarz (rechts).<br />
Geburtstages die Ehrenplakette in Bronze.<br />
Beim Württembergischen Landessportbund<br />
wurde sie zum Ehrenmitglied ernannt und<br />
am 1998 verlieh ihr der damalige Bundespräsident<br />
Roman Herzog für ihr beispielhaftes<br />
ehrenamtliches Engagement die Verdienstmedaille<br />
des Verdienstordens der<br />
Bundesrepublik Deutschland.<br />
Hochstift Paderborn<br />
Trauer um<br />
Josef Schiermeyer<br />
Noch Mitte Mai hatte Josef Schiermeyer ein<br />
Presseinterview gegeben und die DOG-<br />
Vorsitzende Margit Budde und ihren Stellvertreter<br />
Heiner Kortebusch sowie den Journalis-<br />
71
ten Georg Vockel als Besucher empfangen.<br />
Kurze Zeit später kam die Nachricht vom<br />
Ableben des Paderborner Urgesteins.<br />
Trauer um das langjährige DOG-Mitglied<br />
Jupp Schiermeyer<br />
Als vor 55 Jahren die DOG im Hochstift<br />
gegründet wurde, war "Jupp" Schiermeyer<br />
als einer der Ersten dabei. Er hatte die<br />
<strong>Olympische</strong>n Spiele in Helsinki 1952 vor Ort<br />
miterlebt und das war seine Motivation,<br />
dem Sport lebenslang treu zu bleiben.<br />
Obwohl Schiermeyer mit schweren körperlichen<br />
Schäden aus dem Krieg heimkehrte,<br />
gründete er im April 1953 die Versehrtensportgemeinschaft<br />
Paderborn. Er schaffte<br />
54! Mal das <strong>Deutsche</strong> Sportabzeichen. Vom<br />
Kreissportbund erhielt er 2000 die Ehrennadel<br />
in Gold. Im September 2002 wurde ihm<br />
das <strong>Deutsche</strong> Sportabzeichen "Gold 50"<br />
verliehen. Im November 2003 erhielt er in<br />
Würdigung besonderer Verdienste um die<br />
Förderung des Sports im Sinne der <strong>Olympische</strong>n<br />
Idee die goldene Ehrenplakette der<br />
DOG.<br />
Er hat für seine Interessen Geschichte,<br />
Geografie und Reisen - Jupp war gern mit<br />
seinem umgebauten Auto unterwegs -<br />
sowie den Sport gelebt. Der faire Wettkampf<br />
war ihm sehr wichtig. Im Sommer ging er<br />
fast täglich ins Paderborner Freibad und<br />
schwamm 1.000m.<br />
Als DOG-Mitglied hat er an der Fahrt zu den<br />
<strong>Olympische</strong>n Spielen 1960 in Rom, war er<br />
1972 in München dabei, besuchte er die<br />
72<br />
<strong>Olympische</strong>n Stätten in Griechenland und<br />
führte er unzählige Fahrten kreuz und quer<br />
durch Europa durch.<br />
Auch seine Frau und seine beiden Söhne<br />
sind sportbegeistert. Sie waren Leistungsschwimmer.<br />
Sein Wahlspruch war "Mehr sein als scheinen"<br />
- und so hat er es im Leben und als<br />
Sportler gehalten. Die im Alter von 19<br />
Jahren im 2. Weltkrieg verlorene Mobilität<br />
hat er sich mit Hilfe des Sportes zurückerkämpft<br />
und durch eiserne Trainingsdisziplin<br />
alles dafür getan, sich körperlich bis an sein<br />
Ende fit zu halten (er ging noch bis November<br />
2006 schwimmen) - egal was auch<br />
passierte er sagte oft: wsw (=wir schwimmen<br />
weiter!).<br />
Mit seinem scharfen Verstand und seinem<br />
Witz war er ein beliebter Gesprächspartner.<br />
"Mit ihm verlieren die <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong><br />
<strong>Gesellschaft</strong> und die Stadt Paderborn ein<br />
Vorbild. Eines im besten Sinne", so DOG-<br />
Vorstandsmitglied Heiner Kortebusch.<br />
Unterstützung für den<br />
"zahmen Drachen"<br />
Margit Budde<br />
Einen Stapellauf der besonderen Art erlebten<br />
500 Schülerinnen und Schüler der<br />
Gesamtschule Elsen am Lippesee in Sande:<br />
24 Schüler aus der Jahrgangsstufe 7 ließen<br />
hier ein Drachenboot Marke Eigenbau zu<br />
Wasser. Das stolze "Seeungeheuer" mit den<br />
feuerroten Augen und der gespaltenen<br />
grünen Zunge bestand seine "Feuertaufe"<br />
mit Bravour. Ebenso geduldig wie zuverlässig<br />
trug der zahme Drache Isabelle, Tomas,<br />
Britta und Albert übers Wasser - und das,<br />
obwohl er eigentlich nur für das Gewicht<br />
von drei Jugendlichen ausgelegt worden<br />
war.<br />
Unter der Anleitung ihres Lehrers Christian<br />
Sprengel hatten die 13- und 14jährigen<br />
Schüler im Wahlpflichtfach Naturwissenschaft<br />
das ungewöhnliche Wasserfahrzeug<br />
aus herkömmlichen Abwasserrohren zusammengesteckt<br />
und mit wasserfestem Panzerband<br />
verklebt. Zunächst galt es, den notwendigen<br />
Auftrieb zu berechnen. Als weitere<br />
Herausforderung tüftelten die jungen<br />
Bootsbauer ein geschlossenes System aus,<br />
bei dem sie trotz mancher Kurven und<br />
Windungen stets Anschluss an das nächste<br />
Rohr fanden. Ein weiteres Boot soll im<br />
nächsten Schuljahr folgen.<br />
Der gelungene Stapellauf zählte zu den<br />
Höhepunkten des großen Sport-Festivals für<br />
die Elsener Gesamtschüler der Jahrgänge<br />
fünf bis sieben. Erstmals hatte die <strong>Deutsche</strong><br />
<strong>Olympische</strong> <strong>Gesellschaft</strong>, Zweigstelle Hochstift<br />
Paderborn die Schirmherrschaft für die<br />
von Sportlehrer Willi Schluer organisierte<br />
Veranstaltung übernommen. "Unser Ziel ist<br />
es, die Jugendlichen über den Schulsport<br />
Geglückter Stapellauf: Mit einem selbst gebauten "Drachenboot" aus Abflussrohren paddeln<br />
die Gesamtschüler Isabelle, Tomas, Britta und Albert (sitzend v. l.) über den Lippesee.<br />
Die Lehrer Christian Sprengel (2.v.r.) und Willi Schluer (r.) freuten sich mit den eifrigen<br />
Bootsbauern.
hinaus auf die vielfältigen Möglichkeiten<br />
aufmerksam zu machen, in der Freizeit<br />
sportlich aktiv zu werden", machte Schluer,<br />
selbst DOG-Vorstandsmitglied, auf die<br />
Bewegungsförderung als eines der vorrangigen<br />
DOG-Anliegen aufmerksam.<br />
Unter dem Motto "Sport sehen, probieren<br />
und erleben" hatten die Gesamtschüler<br />
nach ihrer Wanderung zum Lippesee ausgiebig<br />
Gelegenheit, mit Kanus auf dem See<br />
zu paddeln, Streetbasketball, Fußball,<br />
Volleyball oder Federball zu spielen, durch<br />
die Halfpipe zu skaten oder mit ihren<br />
Fahrrädern auf einem Geländeparcours Mut<br />
und Geschicklichkeit unter Beweis zu<br />
stellen.<br />
Mannheim/Rhein-Neckar<br />
7. Olympiastammtisch<br />
Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> <strong>Gesellschaft</strong>,<br />
Zweigstelle Mannheim/Rhein-Neckar sieht<br />
sich als Bestandteil der Sportkultur und<br />
Sportpolitik in der Region und ist ständig<br />
darum bemüht, Sportler der jungen und<br />
alten Generationen zum beiderseitigen<br />
Austausch zusammen zu führen. Zur Erfüllung<br />
dieser Zielsetzung organisiert Jochen<br />
Meißner, Vorsitzender der Zweigstelle,<br />
Zusammenkünfte der Mitglieder mit ehemaligen<br />
und aktiven Leistungssportlern und<br />
Olympiateilnehmern der Sportregion Rhein-<br />
Neckar. Es geht zum einen um den Erfahrungsaustausch<br />
unter ehemaligen Leistungssportlern<br />
und Olympiateilnehmer und<br />
zum anderen darum, das Wissen an junge<br />
aktive Sportler weiter zu geben.<br />
Beim 7. Olympiastammtisch am 5. Mai <strong>2007</strong>,<br />
zu dem Reiterpräsident Peter Hoffman in<br />
das Reitstadion Maimarkt in Mannheim<br />
eingeladen hatte, ging es diesmal um das<br />
Thema "Wieviel Internationalität braucht die<br />
Metropolregion und was kann der Sport<br />
dazu beitragen". Zahlreiche ehemalige und<br />
aktive Sportlerinnen und Sportler sowie<br />
Persönlichkeiten aus Politik und <strong>Gesellschaft</strong><br />
waren wieder zu einer äußerst interessanten<br />
Gesprächsrunde zusammengekommen.<br />
Gastgeber Peter Hoffmann stellte einleitend<br />
fest, dass der Sport mehr als alle anderen<br />
Bereiche die Bekanntheit der Region in der<br />
Welt fördern kann. Dabei nannte er Namen<br />
wie die Mannheimer Adler, Triathlet Normann<br />
Stadler, Rüdiger Harksen, Claudia<br />
Reidick, Gaby Lippe Roth, Caren Sonn,<br />
Nadine Hentschke, Vize-Europameiserin<br />
Kirsten Bolm und als "Stern am Nachwuchshimmel"<br />
die deutsche Juniorenmeisterin<br />
Unter den Teilnehmern des 7. Mannheimer Olympiastammtischs waren u.a. Fußballtrainer<br />
Klaus Schlappner, Mannheims inzwischen gewählter Bürgermeister Dr. Peter Kurz, die<br />
Hürdenläuferinnen Kirsten Bolm, Nadine Hentschke und Claudia Reidick (vorn von links)<br />
sowie das frühere Eiskunstlaufpaar Walter Häffner und Gudrun Hauss (hinten 3. und 4. von<br />
rechts) und Arthur Schnabel (rechts daneben), der 1988 die olympische Bronzemedaille im<br />
Judo gewann.<br />
Julia Müller-Foell. Sie alle bekannten sich in<br />
der Diskussion zur Region und sind mit viel<br />
Ehrgeiz dabei, mit ihrem Namen und ihren<br />
Leistungen für die Region zu werben.<br />
Gleiches gilt natürlich auch für Originale<br />
wie Willi Altig, Hans Bichelmeier, Klaus<br />
Schlappner und Karl Ziegler.<br />
Die Schlussworte sprachen die im Wahlkampf<br />
stehenden Oberbürgermeisterkandidaten<br />
Dr. Peter Kurz und Ingo Wellenreuther,<br />
die sich hinter die Position der versammelten<br />
Sportler stellten und ihrerseits die<br />
Bedeutung des Sports für das positive<br />
Image der Region hervorhoben.<br />
Die Frage des Abends konnte die Diskussionsrunde<br />
also beantworten: die Metropolregion<br />
braucht den Sport, um Internationalität<br />
zu erlangen. Und die Sportler sind<br />
wichtige Botschafter und Repräsentanten,<br />
so das Resümee des Moderators Wolfgang<br />
Grünwald. Die Metropolregion ist deshalb<br />
gut beraten, sich der Ressource Sport als<br />
Werbeträger zu bedienen.<br />
Anschließend gab es für die Zuschauer noch<br />
reichlich Gelegenheit, Autogramme von den<br />
Stars der Sportregion zu ergattern, die sich<br />
"hautnah" ihren Fans stellten. Ausklang fand<br />
der Olympiastammtisch dann im Reitstadion<br />
bei Gastgeber Peter Hoffmann.<br />
Miltenberg-Obernburg<br />
Überraschung zur<br />
Meisterschaftsfeier<br />
Ein Traum wurde für Spielerinnen, Trainer,<br />
Betreuer und die Verantwortlichen der<br />
Handball-Spielgemeinschaft (HSG) Sulzbach/Leidersbach<br />
wahr - ein Sommermärchen<br />
- als die Damen der 1. Mannschaft vor<br />
einigen Wochen in souveräner Weise die<br />
Meisterschaft in der 2. Handball-Bundesliga<br />
errangen. Außerdem haben sie in einem an<br />
Dramatik kaum zu überbietenden Play-off-<br />
Endspiel am 20. Mai den Aufstieg in die 1.<br />
Bundesliga geschafft.<br />
Die Gemeinde Leidersbach und der Markt<br />
Sulzbach luden deshalb am 22. Juni HSG-<br />
Spielerinnen, Verantwortliche, Sponsoren<br />
und Ehrengäste zu einer gemeinsamen<br />
Meisterschaftsfeier ins neue Dorfgemeinschaftshaus<br />
Volkerbrunn ein. Als Überraschungsgäste<br />
war auch eine Abordnung von<br />
73
Erzieherinnen und Kindern der Kindertageseinrichtung<br />
"Tabaluga" aus Klingenberg-<br />
Trennfurt, deren Sportpaten die HSG-<br />
Damen im Rahmen des DOG-Projekts<br />
"Kinder bewegen" sind, mit von der Partie.<br />
Sie waren eigens angereist, um dem erfolgreichen<br />
Team ihr Lied "Hallo, wir gratulieren<br />
heut´ zur Meisterschaft" zu singen. Außerdem<br />
überreichten sie jeder Spielerin eine<br />
Rose als Anerkennung für ihre sportliche<br />
Leistung.<br />
74<br />
Anschließend<br />
zeichnete Rosi<br />
Dauphin, Vorsitzende<br />
der<br />
<strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Olympische</strong>n<br />
<strong>Gesellschaft</strong>,<br />
Zweigstelle<br />
Miltenberg, das<br />
HSG-Team mit<br />
der Leistungsplakette<br />
der DOG<br />
aus. Die Urkunde<br />
hierfür nahm<br />
Mannschaftskapitän<br />
und<br />
Torfrau Marion<br />
Fenn in Empfang.<br />
Dauphin<br />
hob in ihrem<br />
Grußwort noch<br />
einmal die<br />
grandiose<br />
Leistung hervor:<br />
"Ihr habt etwas Besonderes erreicht, nämlich<br />
hunderte von Menschen für den Damenhandball<br />
begeistert - das war bislang<br />
einmalig in unserer Region!", und wünschte<br />
viel Glück und Erfolg für das "Wagnis 1.<br />
Bundesliga Damenhandball".<br />
Mit einem Lied und Blumen gratulierten die Kinder vom Klingenberger<br />
DOG-Modellkindergarten ihren Patinnen von der HSG Sulzbach/Leidersbach.<br />
Rosi Dauphin, Vorsitzende der Zweigstelle<br />
Miltenberg-Obernburg, überbrachte die<br />
Glückwünsche der DOG zum Zweitligatitel<br />
und Aufstieg.<br />
Helmut Gesierich<br />
Neuer Sinnesgarten und<br />
eine eigene Fahne<br />
Kinder, Erzieherinnen und Eltern der "Kinder<br />
bewegen"-Modelleinrichtung "Tabaluga" in<br />
Klingenberg-Trennfurt hatten am 16. Juni<br />
gleich doppelt Grund zur Freude. Im Rahmen<br />
des großen "Festes der Sinne" wurde<br />
der neu gestaltete Sinnesgarten übergeben<br />
und zugleich auch richtig mit einer "Sinnes-<br />
Olympiade" eingeweiht.<br />
Zunächst gab es jedoch das olympische<br />
Eröffnungszeremoniell, das angelehnt an<br />
das große Vorbild mit Fanfarenklang und<br />
dem Einzug der Kinder und Erzieherinnen<br />
mit einer eigens kreierten Fahne auf dem<br />
Vorplatz stattfand, wo sich bereits zahlreiche<br />
Gäste versammelt hatten. Unter ihnen<br />
konnte die Leiterin der Kindertagesstätte,<br />
Silvia Zoll, auch Klingenbergs Bürgermeister<br />
Reinhard Simon sowie Rosi Dauphin, Vorsitzende<br />
der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong>,<br />
Zweigstelle Miltenberg, und Christel<br />
Gesierich von der Handball-Spielgemeinschaft<br />
Sulzbach/Leidersbach als DOG-<br />
Sportpaten begrüßen.<br />
Nachdem Gabriele Spahn-Sauer, Gemeindereferentin<br />
der katholischen Kirchengemeinde<br />
Trennfurt, der Fahne den kirchlichen<br />
Segen erteilt hatte, wurde die Fahne im<br />
Beisein von Kindern, Erzieherinnen und<br />
Gästen an einem eigens dafür gefertigten<br />
Mast im Sinnesgarten "gehisst".<br />
Um die Tatsache, dass man eine DOGgeförderte<br />
Einrichtung ist, auch nach außen<br />
optisch deutlich zu machen, wurde die Idee<br />
einer eigenen, speziellen Fahne beim Bau<br />
des Sinnesgartens geboren und von Erzieherinnen<br />
und Kindern unverzüglich und<br />
kreativ in die Tat umgesetzt. Das Unikat<br />
zeigt den kleinen Drachen Tabaluga mit dem<br />
Schriftzug "Kinder bewegen" sowie dem<br />
Logo der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong>.<br />
Mittelfranken<br />
Doppelt erfolgreich<br />
Helmut Gesierich<br />
Leistungssport und Abistress - Daniela Götz<br />
aus Katzwang hat unter Beweis gestellt,<br />
dass beides gut unter einen Hut zu bringen<br />
ist. Bei der Abitur-Feier ihrer Bertolt-Brecht-<br />
Schule wurde die 19-Jährige für ihre sowohl<br />
sportlich als auch schulisch hervorragenden<br />
Leistungen von der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />
<strong>Gesellschaft</strong>, Zweigstelle Mittelfranken<br />
ausgezeichnet.<br />
Die Schwimmerin von der SSG Erlangen<br />
feierte auf ihrer Paradelage, dem Freistil-<br />
Schwimmen, bereits zahlreiche Erfolge - der<br />
größte davon war die Bronzemedaille mit<br />
der deutschen Lagen-Staffel bei den <strong>Olympische</strong>n<br />
Spielen in Athen. Zudem ist sie<br />
Medaillengewinnerin bei Weltmeisterschaften<br />
sowie mehrfache Titelträgerin bei<br />
Junioren-Europameisterschaften. Neben den<br />
großartigen Leistungen im Sport hat sie nun<br />
auch das Abitur erfolgreich bewältigt.<br />
Überreicht wurde die Ehrung der DOG durch<br />
Karl-Friedrich Haas, der als ehemaliger<br />
Mittelstreckenläufer selbst auf eine erfolgreiche<br />
Sportkarriere zurückblicken kann.
Odenwald<br />
Echtes Vorbild<br />
Zu einer interessanten Begegnung mit den<br />
Kindern des DOG-Patenkindergartens in<br />
Reichelsheim wurde die letzte Aktion des<br />
Vorstandsmitglieds der Zweigstelle Odenwald,<br />
Philipp Schmitt. Ausgestattet mit<br />
Handy, Fotoapparat, Erste-Hilfe-Tasche und<br />
vor allem Getränken trat die kleine Schar<br />
der Patenkinder den Gang in die Natur an.<br />
"Dem Frühling auf der Spur", so bezeichnete<br />
Philipp Schmitt diese Aktion mit allerhand<br />
neuen Entdeckungen. Gehen, Schleichen,<br />
Laufen, vor allem aber Bewegung an der<br />
frischen Luft, dass machte den Kleinen viel<br />
Spaß und Philipp wusste wie immer viel zu<br />
erzählen über den Wald, das Leben der Tiere<br />
und dass vor allem Bewegung zum Leben<br />
der Tiere gehört, genau wie beim Menschen<br />
auch.<br />
Die ansteckende Begeisterung für Bewegung<br />
in der Natur ist Philipp Schmitts<br />
Erfolgsgeheimnis bei den Kindern. Erst<br />
kürzlich ist er deutscher Seniorenmeister in<br />
der noch recht jungen Disziplin Nordic<br />
Walking geworden. Er hatte sich dem Ski-<br />
Club Heppenheim angeschlossen und fand<br />
in diesem Kreise auch erfolgreiche Mitstreiter.<br />
Und was wirkt schon besser auf Kinder<br />
als ein echtes Vorbild?<br />
Als Vorbild immer selbst aktiv dabei: Philipp Schmitt mit seinen<br />
Reichelsheimer Patenkindern.<br />
Beim "Fest der Begegnung"<br />
Für Bewegung und Sport trotz Handicap<br />
engagiert sich Christel Vetter seit vielen<br />
Jahren. Selbst körperlich behindert, gibt sie<br />
ihren Optimismus und Lebenswillen gern<br />
an andere weiter, leitet die Behindertensportgruppe<br />
des TV Fränkisch-Crumbach<br />
und organisiert<br />
regelmäßig das<br />
"Fest der Bewegung'<br />
in ihrem<br />
Heimatort. Für<br />
diesen außergewöhnlichen<br />
Einsatz<br />
erhielt sie bereits<br />
2006 die Leistungsplakette<br />
der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Olympische</strong>n<br />
<strong>Gesellschaft</strong>.<br />
Auch in diesem<br />
Jahr war das "Fest<br />
des Begegnung"<br />
wieder beliebter<br />
Anlaufpunkt für<br />
Jung und Alt. Das<br />
bunte, bewegte<br />
Programm mit<br />
Sportpräsentationen,<br />
Tanz, Gesang<br />
und Kabarett zog<br />
alle Teilnehmer in<br />
den Bann. Auch der stellvertretende<br />
Vorsitzende der DOG Odenwald, Horst<br />
Neff, zeigte sich tief beeindruckt und<br />
bestärkte die Organisatoren, dieses gelungene<br />
Beispiel der gelebten Integration<br />
unbedingt weiterzuführen.<br />
Behinderte und nicht behinderte Sportler gemeinsam in Bewegung beim "Fest der Begegnung"<br />
in Fränkisch-Crumbach<br />
Tischtennis im Fokus<br />
Um die olympische Sportart Tischtennis<br />
drehte sich fast alles bei der DOG Odenwald<br />
im Monat Juni.<br />
Zunächst waren die DOGler dabei beim<br />
Empfang der Gemeinde Höchst zu Ehren<br />
ihres Weltstars Timo Boll, dem dreifachen<br />
Europameister im Tischtennis. Im vollbesetzten<br />
Saal des Gemeindezentrums<br />
gingen zahlreiche Festredner auf die<br />
erfolgreiche Karriere von Timo Boll ein, der<br />
sich als erfolgreichster europäischer<br />
Spieler immer wieder neu in den von<br />
asiatischen Athleten dominierten internationalen<br />
Wettbewerben beweisen muss.<br />
Auch die DOG Odenwald überbrachte ihre<br />
Glückwünsche und schenkte Timo Boll<br />
einen Bildband.<br />
Während des kurzweiligen Abends, der von<br />
Horst Bitsch eloquent moderiert, den<br />
Höchster Nachwuchstischtennisspielern<br />
gestaltet und sowie mit Musik und Gesang<br />
untermalt wurde, präsentierte sich Timo Boll<br />
als bescheiden gebliebener junger Athlet.<br />
75
Attraktiven Tischtennissport boten die Nachwuchstalente beim PITT<br />
in Reichelsheim.<br />
Die DOG Odenwald drückt ihm nun die<br />
Daumen für weitere Erfolge.<br />
Aktiven Sport gab es beim 4. internationalen<br />
Peter-Ilnyzckyj-Gedächtnisturnier (kurz<br />
PITT) für Nachwuchstischtennisspieler in<br />
Reichelsheim zu sehen. Die DOG Odenwald<br />
war wie schon in den vergangenen Jahren<br />
Gast dieser zweitägigen Wettbewerbe, an<br />
denen sich 479 junge Sportlerinnen und<br />
Sportler aus Deutschland, Frankreich, der<br />
Schweiz und Dänemark beteiligten.<br />
Landrat Horst Schnur, der die Schirmherrschaft<br />
übernommen hatte, würdigte die<br />
Leuchtturmfunktion des PITT für den Tischtennissport<br />
im Odenwald, der nicht zuletzt<br />
dank der Erfolge von Timo Boll über die<br />
Region hinaus bekannt ist.<br />
Ehrung für Aktivposten<br />
Mit dem Ehrenbrief des Landes Hessen<br />
wurde Jens Vogtländer, Vorsitzender der<br />
Rollsportgemeinschaft (RSG) Michelstadt,<br />
vom Landrat des Odenwaldkreises, Horst<br />
Schnur, zusammen mit anderen verdienstvollen<br />
Persönlichkeiten des Odenwalds<br />
ausgezeichnet.<br />
Jens Vogtländer hat vor 20 Jahren mit dem<br />
Rollsport begonnen und persönlich in<br />
frühster Jugend eine aktive Rolle als<br />
Speedskater übernommen. Als er die RSG<br />
Michelstadt vor 10 Jahren gründete, hatte<br />
er als erfolgreicher Rollsportler schon eine<br />
sehr aktive Laufbahn nachzuweisen.<br />
76<br />
Die RSG Michelstadt<br />
gilt als eine der<br />
leistungsstärksten<br />
Gemeinschaften<br />
dieser Art in der<br />
Bundesrepublik. Jens<br />
Vogtländer wirkt<br />
nebenbei auf<br />
verschiedenen<br />
Ebenen seiner<br />
Organisation für die<br />
junge Sportart<br />
Speedskating. Vor<br />
allem aber fördert er<br />
junge Nachwuchssportler,<br />
die inzwischen<br />
beachtliche<br />
Ergebnisse erreicht<br />
und es teilweise<br />
sogar bis hin zur<br />
Teilnahme an Weltund<br />
Europameisterschaften geschafft<br />
haben.<br />
Zur Ehrung und Anerkennung überbrachte<br />
Hubert Hey die Glückwünsche der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong>, Kreisgruppe<br />
Odenwald.<br />
Zweigstellenvorsitzender Hubert Hey (rechts) und der Landrat des<br />
Odenwaldkreises, Horst Schnur, gratulieren Jens Vogtländer (Mitte).<br />
Odenwald-Tauber<br />
Olympic Day Run in<br />
Lauda-Königshofen<br />
Lauda-Königshofen, die 15.000-Einwohner-<br />
Stadt im Taubertal, war Austragungsort des<br />
diesjährigen Olympic Day Run am 29. Juni.<br />
Bereits zum vierten Mal war die <strong>Deutsche</strong><br />
<strong>Olympische</strong> <strong>Gesellschaft</strong>, Zweigstelle Odenwald-Tauber,<br />
Veranstalter des Olympic Day<br />
Run und diese Auflage wurde dank einer<br />
zuvor nicht zu erwartenden Zahl an Teilnehmern<br />
sowie eines gewaltigen Zuschauerinteresses<br />
zum großen Erfolg. <strong>Olympische</strong>r Geist<br />
wehte durch die Innenstadt, Lauda avancierte<br />
an diesem Tage zur Sportstadt der Region.<br />
Über zweieinhalbtausend Läuferinnen und<br />
Läufer aller Altersstufen - rund 500 Kinder<br />
sowie über 2.000 Jugendliche und Erwachsene<br />
- wurden von der Olympionikin Kirsten<br />
Bolm, die als Ehrengast nach Lauda gekommen<br />
war und so die Bedeutung des Olympic<br />
Day Run unterstrich, und Bürgermeister<br />
Thomas Maertens auf den 1.200 m langen<br />
Rundkurs mit Start und Ziel am Marktplatz<br />
geschickt. Im Vordergrund stand für alle der<br />
gemeinsame Spaß an Lauf und Bewegung -<br />
ganz der olympischen Idee entsprechend<br />
zählte vor allem das Dabeisein. Ziel der<br />
Läufer vom Kindergarten- bis zum Seniorenalter<br />
war es darüber hinaus aber auch,<br />
möglichst viele Runden innerhalb einer<br />
Stunde zu absolvieren und per Stempel zu<br />
dokumentieren, um so viel Sponsorenprämien<br />
wie möglich<br />
für den guten<br />
Zweck zu erlaufen.<br />
Schließlich konnten<br />
die Veranstalter -<br />
neben der DOG<br />
Odenwald-Tauber<br />
die Stadt Lauda, die<br />
Sportjugend Tauberbischofsheim<br />
und der ETSV Lauda<br />
- mehrere tausend<br />
Euro zugunsten<br />
sozialer Einrichtungen<br />
übergeben.<br />
Ideales Sportwetter<br />
und die perfekte<br />
Organisation waren<br />
die Basis für eine so<br />
erfolgreiche Veranstaltung.<br />
Grußworte gab es jeweils vor den<br />
Starts durch den Vorsitzenden der DOG<br />
Odenwald-Tauber, Michael Knaus, und<br />
Bürgermeister Thomas Maertens. Den<br />
Läufern stand die Freude ins Gesicht geschrieben,<br />
die zu Tausenden den Parcours<br />
säumenden Zaungäste hatten nicht minder<br />
ihr Vergnügen. Nach dem Lauf gab es für<br />
jeden der Teilnehmer die IOC-Urkunde und<br />
sowie das Olympic Day Run-T-Shirt als<br />
Erinnerung. Für das leibliche Wohl der
"Und wieder eine Runde geschafft" - eine Läufergruppe passiert in bester Laune die<br />
Start-/Ziellinie am Marktplatz.<br />
Läufer und Zuschauer war bestens gesorgt,<br />
ebenso für Rahmenunterhaltung durch<br />
Musik und Tanzvorführungen.<br />
Volksfestsstimmung herrschte auf dem<br />
Marktplatz in Lauda schon im Vorfeld,<br />
besonders aber während des Laufes und<br />
noch Stunden danach. Wirklich ein "Run" im<br />
wahrsten Sinn des Wortes!<br />
Walter Jaufmann<br />
Positive Zwischenbilanz<br />
Im Oktober 2006 startete das Pilotprojekt<br />
"Kinder im Wasser bewegen!" der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong>, Zweigstelle<br />
Odenwald-Tauber und ihrer Partner in<br />
Seckach mit dem Ziel, den Kindern im<br />
Vorschulalter zu mehr Bewegung zu verhelfen<br />
und das Schwimmen zu lehren. Nun<br />
konnten die Beteiligten eine erste positive<br />
Zwischenbilanz ziehen.<br />
Bürgermeister Thomas Ludwig hatte die<br />
Projektpartner, den Kindergarten St. Franziskus,<br />
das Jugenddorf Klinge, die Gemeinde<br />
Seckach, die Sparkassen-Bauland-Stiftung<br />
sowie die initiierende DOG-Zweigstelle<br />
Odenwald-Tauber, zum Rückblick auf das<br />
erste Kursjahr ins Hallenbad Seckach einge-<br />
laden. Sein Resümee fiel eindeutig aus: Das<br />
Projekt hat sich bewährt und das anvisierte<br />
hohe Ziel wurde erreicht. Die betreuten 37<br />
Kinder - 23 vom Kindergarten und 14 aus<br />
dem Kinderdorf - sind nun mit dem Element<br />
Wasser vertraut und nahezu alle können<br />
jetzt beim Eintritt in die Grundschule<br />
schwimmen können. Das sei in einer Zeit<br />
der bedauerlichen Zunahme von Nichtschwimmern<br />
ein tolles Ergebnis und überzeugender<br />
Beweis für die Notwendigkeit<br />
solcher Maßnahmen aber auch die Tragfähigkeit<br />
des Konzeptes. Dafür gebühre dem<br />
Betreuerteam und den Unterstützern großer<br />
Dank, betonte der Bürgermeister.<br />
Der Vorsitzende der DOG Odenwald-Tauber,<br />
Michael Knaus, schloss sich dem Dank an<br />
und lobte insbesondere die hervorragende<br />
Kooperation mit dem Jugenddorf Klinge.<br />
Abschließend sicherte er weitere finanzielle<br />
Unterstützung zu, ebenso wie Martin Graser<br />
von der Sparkassen-Bauland-Stiftung. Bei<br />
dem erkennbaren Ergebnis und der Begeisterung<br />
der Kinder sei die Nachhaltigkeit<br />
gegeben und die Anschubhilfe trage Früchte.<br />
Die Entscheidung für eine weitere<br />
Unterstützung sei daher nicht schwer<br />
gefallen, stellte Graser fest und überreichte<br />
einen 500-Euro-Scheck.<br />
Wie viel Freude die Kinder an der Bewegung<br />
im Wasser haben, zeigten sie den Gästen<br />
nicht zuletzt damit, dass sie gleich nach<br />
ihrem Dankeschönlied unverzüglich ins<br />
Wasser sprangen.<br />
Sehr aufschlussreich für die Projektpartner<br />
war natürlich auch die Bewertung des<br />
ersten Jahres bei diesem Pilotprojekt durch<br />
die Leiterin des Kindergartens St. Franziskus.<br />
Frau Senk bestätigte ein erfreulich breites<br />
und positives Feedback seitens der Eltern<br />
und zeigte sich angetan von der ungebrochenen<br />
Begeisterung der Kinder. Der Donnerstag<br />
sei bereits der "Schwimmtag" bei<br />
den Kindern. Bei mancher Familie habe sich<br />
sogar die Freizeitgestaltung positiv verändert<br />
- den gemeinsamen regelmäßigen<br />
Badbesuch haben inzwischen schon einige<br />
im Programm. Sie versicherte, dass das<br />
Schwimmen auch künftig fest im Wochenplan<br />
integriert sein wird und die Einrichtung<br />
Kindergarten den Kurs "Kinder im Wasser<br />
bewegen"-Kurs für die Schulanfänger<br />
unbedingt beibehalten will.<br />
Die Teilnehmer der Runde waren sich einig<br />
darin, dass sich das ideelle, personelle und<br />
Die begeisterten kleinen Wasserratten mit dem Betreuer-Team sowie den Vertretern der<br />
beteiligten Institutionen bei der Scheckübergabe vor der Schwimmhalle in Seckach<br />
77
finanzielle Engagement lohnt. Einerseits sei<br />
der Integrationseffekt für die Kinder aus<br />
dem Jugenddorf Klinge von beachtlicher<br />
Bedeutung, andererseits gewinnen die<br />
Kinder durch gesundheitsfördernde Bewegung.<br />
Überdies habe sich, wie Bürgermeister<br />
Ludwig feststellte, aufgrund der zunehmenden<br />
Hallenfrequenz für die Gemeinde auch<br />
die konsequente Sanierung und Modernisierung<br />
des seit 40 Jahren betriebenen Hallenbades<br />
bewährt.<br />
Walter Jaufmann<br />
Ostalb/Heidenheim/Rems-Murr<br />
<strong>Olympische</strong> Begeisterung<br />
neu entfacht<br />
Im Rahmen einer Feierstunde in der Fellbacher<br />
Schwabenlandhalle wurde der amtierende<br />
Vorstand des Sportkreises Rems-Murr<br />
Erich Hägele einstimmig zum ersten Vorsitzenden<br />
der neu gegründeten Regionalgruppe<br />
Ostalb/Heidenheim/Rems-Murr der<br />
<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> gewählt.<br />
Stellvertreter ist Fellbachs Oberbürgermeister<br />
Christoph Palm. Für den Vorstand<br />
konnten zudem namhafte Größen aus<br />
Politik und Sport gewonnen werden. Erfolgreiche<br />
Athleten aus der Region werden die<br />
DOG-Gruppe beratend begleiten. Partner<br />
aus der Wirtschaft haben bereits ihre<br />
Unterstützung zugesagt, mit weiteren steht<br />
man in Erfolg versprechenden Verhandlungen.<br />
Erstes Highlight der geplanten Aktivitä-<br />
"Mit der olympischen Idee wuchern": DOG-<br />
Landesvorsitzender Theo Götz<br />
78<br />
ten unter dem Dach der neu geschaffenen<br />
Organisation: eine Jugend-Olympiade in der<br />
Sport-Region Stuttgart sowie den benachbarten<br />
Land- und Sportkreisen.<br />
Die DOG sieht Theo Götz, Landesvorsitzender<br />
der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong>,<br />
als "Gewissen des Sports und der<br />
<strong>Gesellschaft</strong>". Bei einer Pressekonferenz in<br />
der Schwabenlandhalle beklagte er zu<br />
wenig Sport und Bewegungsräume in den<br />
Schulen und einen zunehmenden Werteverfall.<br />
"Es fehlt an Hallen und Sportplätzen",<br />
sagte Götz. Zudem würden die Kinder an<br />
ihren Computern sitzen und immer dicker<br />
werden. Jeder wisse es, "aber es rührt sich<br />
nichts", so sein Fazit. "Es ist zum Verzweifeln!"<br />
Also wolle die DOG "aufrütteln, mehr<br />
für den Sport zu tun." Dabei sei die Kooperation<br />
mit den Sportkreisen wichtig und es<br />
gelte, hier "Synergieeffekte zu nutzen". Als<br />
"großen Schritt in die richtige Richtung"<br />
sieht der Sport-Funktionär daher die Gründung<br />
der neuen DOG-Regionalgruppe.<br />
Zudem seien Schulen, Vereine und Eltern in<br />
gleichem Maße gefordert, "Impulse zu<br />
geben für mehr Bewegung. Schulsport kann<br />
das Problem allein nicht lösen". Als Leit-<br />
Motive sehe die DOG Fairplay, Leistungsbereitschaft,<br />
die Vermittlung ethisch-moralischer<br />
Werte sowie die Talent-Förderung, so<br />
Götz weiter. Das Ziel: "mit der olympischen<br />
Idee wuchern", sie verbreiten, dafür werben<br />
- und "Mut machen, mehr zu tun im Gesundheitssport".<br />
Die olympische Idee sei<br />
nach wie vor für die Jugend faszinierend,<br />
das solle man nutzen, forderte Theo Götz<br />
auf.<br />
Genau dies beabsichtigen Gudrun Wilhelm<br />
und der Vorstand des Sportkreises Rems-<br />
Murr. Die Überlegung: "Wie der <strong>Olympische</strong><br />
Gedanke an der Basis für Kinder, Schüler<br />
und Jugendliche Gestalt bekommen kann."<br />
Ziel des Vorhabens sei es, "Kinder und<br />
Jugendliche wieder mehr für den Sport zu<br />
gewinnen und insbesondere den olympischen<br />
Gedanken zu beleben", sagte die<br />
Sportkreis-Vertreterin bei der Pressekonferenz<br />
und in ihrer Rede bei der Gründungsversammlung.<br />
Mit einer Sportfest-Serie im<br />
Zeichen der olympischen Idee in zwölf<br />
Sportarten an zwölf verschiedenen Orten<br />
der Region Stuttgart solle ein Event für<br />
Nachwuchsathleten geschaffen werden,<br />
dessen Eindrücke sich nachhaltig einprägen.<br />
"Das olympische Feuer wird in der Region<br />
brennen und als Akt der Gemeinsamkeit<br />
durch die Austragungsorte getragen", sagte<br />
Gudrun Wilhelm - noch heute davon<br />
"infiziert", dass sie 2004 als Fackelläuferin<br />
die olympische Flamme eine Etappe durch<br />
München tragen durfte. "Olympia in der<br />
Region" (so der Arbeitstitel des Projekts) -<br />
eine erste große Herausforderung für die<br />
neu gegründete DOG-Gruppe.<br />
Dessen ist sich der neu gekürte DOG-<br />
Regionalvorstand Erich Hägele bewusst, der<br />
mit Vorstands- und Sportkreis-Kollegen<br />
darüber hinaus weitere Ziele verfolgt: Die<br />
Fairplay-Aktion der Kreissparkasse und der<br />
AOK soll wiederbelebt und fortgeführt<br />
werden. Fördern wird man den Ehrenamts-<br />
Wettbewerb "VORBILD SEIN", bei dem<br />
herausragende Jugend- und Übungsleiter<br />
ausgezeichnet werden, die Aktion "Kinder<br />
bewegen" gegen Bewegungsarmut von<br />
Kindern sowie das Sportabzeichen. Beim<br />
Projekt "Sport überwindet Grenzen" wollen<br />
die Polizeidirektionen der drei Landkreise<br />
Fußball-Turniere in Hauptschulen organisieren.<br />
"Und natürlich wollen wir auch junge<br />
Sportler unterstützen, die Geld brauchen,<br />
Erster Vorsitzender der neuen<br />
DOG-Regionalgruppe: Erich Hägele<br />
um ihre Ziele zu erreichen", sagte Hägele.<br />
Für Peking würde das nicht mehr reichen,<br />
"aber vielleicht für die nächsten <strong>Olympische</strong>n<br />
Spiele." Für all dies müssen Partner<br />
aus der Wirtschaft gefunden werden.<br />
Zusagen habe man schon, freute sich<br />
Hägele, weitere stünden in Aussicht. Selbstverständlich<br />
ist der neuen DOG-Gruppe<br />
zudem ein Mitgliederzuwachs wichtig. Auch
dafür will der Vorsitzende sich ins Zeug<br />
legen. Hägele: "Wir müssen jetzt nur noch<br />
sehen, dass wir's organisatorisch hinkriegen."<br />
Auch im Hinblick darauf wird sich der<br />
Gesamtvorstand im September zur ersten<br />
Sitzung treffen. Mit dabei: Baden-Württembergs<br />
Justizminister Prof. Dr. Ulrich Goll und<br />
Rainer Brechtken. Der Präsident des <strong>Deutsche</strong>n<br />
und Schwäbischen Turnerbundes will,<br />
"neue Wege gehen, um Menschen an den<br />
Sport heranzuführen", wie er in seinem<br />
Grußwort im Hesse-Saal der Schwabenlandhalle<br />
sagte. Dafür müsse man "ein Netzwerk<br />
bilden: Kindergarten - Schule - Sportvereine<br />
- starke Partner aus der Wirtschaft - Städte."<br />
Beste Wünsche für ein gutes Gelingen aller<br />
Vorhaben der neuen DOG-Regionalgruppe<br />
brachten auch andere mit in "die gute Stube<br />
Fellbachs", wie Oberbürgermeister Palm seine<br />
Stadthalle nannte: Albert Häberle, Vorstandsvorsitzender<br />
der Kreissparkasse Waiblingen,<br />
und Claus Jürgen Paal, Präsident der IHK<br />
Bezirksversammlung Rems-Murr, beide im<br />
erweiterten Vorstand der DOG-Gruppe sowie<br />
aus Frankfurt Oliver Buttler, Präsidiumsmitglied<br />
der DOG. Mit in der ersten Reihe auch<br />
bei der Feierstunde in Fellbach: die Waiblinger<br />
Triathletin Ricarda Lisk. Bahnrad-Nationalfahrer<br />
Leif Lampater aus Schwaikheim,<br />
ebenfalls als sportlicher Berater in Sachen<br />
DOG zukünftig und an diesem Abend im<br />
Wettkampf aktiv, ließ grüßen. Weitere<br />
Spitzen-Sportler sollen in Kürze die Berater-<br />
Riege verstärken. Sportliches wurde ebenfalls<br />
geboten auf dem Parkett des Hesse-Saals:<br />
Rhythmische Sportgymnastik vom Feinsten,<br />
vorgeturnt vom Nachwuchs des Olympia-<br />
Stützpunkts Fellbach-Schmiden. Und es gab<br />
die erste Ehrung: die Ehrennadel des Sportkreises<br />
Rems-Murr in Gold für Bernd Kauffman,<br />
Leiter des Amtes für Jugend, Schule<br />
und Sport der Stadt Fellbach, und als solcher<br />
seit 20 Jahren überaus rege auch im Dienste<br />
des Sports.<br />
Pfalz<br />
Uwe Kolbusch<br />
Zweite Jahreshälfte mit<br />
vielen Veranstaltungen<br />
Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> <strong>Gesellschaft</strong>,<br />
Zweigstelle Pfalz plant für die zweite<br />
Jahreshälfte wieder eine Reihe von Aktivitäten.<br />
In der Großgemeinde Bobenheim-Roxheim<br />
wird sie sich am 3. September an einer<br />
Veranstaltung mit viel Sport, Spiel und<br />
Spaß für die örtlichen Schulen beteiligen.<br />
Als Veranstaltungsort ist auch das Gelände<br />
am Altrhein vorgesehen, das seit dem<br />
vergangenen Jahr "Olympic Day Run-<br />
Strecke" heißt.<br />
Zum Weltkindertag am 20. September ist<br />
mit Frankenthaler Kindergärten ein buntes<br />
Programm vorgesehen. Zunächst werden<br />
die zuständigen Kindertagesstätten-<br />
Leiterinnen und<br />
Dezernent Günter<br />
Lätsch ein paar<br />
weitergehende<br />
Vorschläge machen,<br />
die dann mit der<br />
Verantwortlichen<br />
seitens der DOG<br />
Pfalz, Wolfgang<br />
Ziegler, abgestimmt<br />
werden. Das Angebot<br />
soll neben Sport<br />
und Spiel auch die<br />
gesunde Ernährung<br />
umfassen.<br />
Zur Jahrestagung<br />
lädt die DOG Pfalz<br />
am 9. November<br />
<strong>2007</strong> nach Frankenthal.<br />
Auf dem<br />
Programm stehen u.a. die Ehrungen von<br />
"stillen Helfern des Sports" sowie von<br />
verdienten DOG-Mitgliedern.<br />
In Planung sind<br />
außerdem eine<br />
Diskussionsveranstaltung<br />
zum<br />
Thema "Doping"<br />
sowie ein Treffen<br />
der drei rheinlandpfälzischenZweigstellen,<br />
bei dem<br />
auch die Wahl eines<br />
Landesvorsitzenden<br />
sowie die Gründung<br />
einer weiteren<br />
Zweigstelle thematisiert<br />
werden wird.<br />
Die DOG Pfalz hat<br />
sich also einiges<br />
vorgenommen und<br />
kann dabei auch auf die Unterstützung<br />
zweier neuer Mitglieder zählen: Hermann<br />
Rockstroh, Präsident des TSG Maxdorf,<br />
sowie den Sportmediziner und Schwimmer<br />
Dr. Dirk Schlamp.<br />
Rheinland-Pfalz<br />
Gemeinsam beim<br />
Mainzer Kinderfestival<br />
Mit zwei Pavillons haben sich die Zweigstellen<br />
Mainz-Rheinhessen und Bad So-<br />
Der DOG-Stand auf dem Mainzer Kinderfestival fand zahlreiche<br />
Interessenten.<br />
bernheim gemeinsam auf dem Mainzer<br />
Kinderfestival am 1. Juli präsentiert und<br />
dabei für das Engagement der <strong>Deutsche</strong>n<br />
Erfolgreiches DOG-Team beim Mainzer Kinderfestival: Bernd G.<br />
Zeising (3.v.l.), Rolf Kindgen (3.v.r.) und Mario Bender (2.v.r.) mit<br />
Mainzer Sportstudenten.<br />
79
<strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> geworben.<br />
Angeregt wurde die Aktion von den beiden<br />
neuen Vorstandsmitgliedern der Mainzer<br />
DOG, Thomas Biewald und Reinhold Heinz,<br />
die außerdem bei der Sportjugend Rheinhessen<br />
sowie beim Sportbund Rheinland-<br />
Pfalz tätig sind.<br />
Dekoriert mit den Fahnen und Bannern in<br />
dem neuen leuchtend roten Design sowie<br />
einer kleinen Ausstellung mit historischen<br />
Olympia-Plakaten sowie -Briefmarken, die<br />
Rolf Kindgen zur Verfügung gestellt hatte,<br />
wurde der Informationsstand zum beliebten<br />
Anlaufpunkt für die Besucher. Der<br />
Vorsitzende der DOG Bad Sobernheim und<br />
ihr Geschäftsführer Mario Bender waren<br />
mit ihren Familien nach Mainz gekommen,<br />
um die örtliche DOG-Zweigstelle zu unterstützen.<br />
Um das Modellprojekt<br />
"Kinder bewegen"<br />
anschaulich darzustellen,<br />
hatten sich Bernd<br />
Zeising und Bodo Roth<br />
vom Vorstand der DOG<br />
Mainz-Rheinhessen<br />
überlegt, die Kinder den<br />
vom Sportinstitut der<br />
Universität Karlsruhe<br />
entwickelten Motoriktest<br />
ausprobieren zu<br />
lassen. Seitliches Hinund<br />
Herspringen,<br />
Einbeinstand, Standweitsprung<br />
und Rumpfbeuge<br />
waren die vier<br />
Stationen des Bewegungsparcours,<br />
der<br />
sonst unter anderem in<br />
den Modellkindergärten<br />
des DOG-Projekts zur<br />
Überprüfung der motorischen<br />
Entwicklung<br />
dient.<br />
Für die mehr als teilnehmenden<br />
250 Kinder<br />
gab es für das erfolgreiche<br />
Absolvieren des Bewegungsparcours<br />
eine Urkunde der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />
<strong>Gesellschaft</strong> sowie einen Fair-Play-Pin und<br />
einen Bastelbus - gesponsert von der ORN<br />
GmbH. Unter allen Teilnehmern wurden<br />
zudem "Olympic-Day-Run" T-Shirts verlost.<br />
Und die interessierten Eltern erfuhren<br />
etwas über die Aktivitäten der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> zur Bewegungsförderung<br />
von Kindern, aber auch zur Fair-<br />
80<br />
Play-Initiative - die vielen zwar ein Begriff<br />
war, die sie aber bisher nicht mit der<br />
<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> in<br />
Verbindung gebracht hatten.<br />
Nach diesem erfolgreichen Auftritt will die<br />
DOG beim nächsten Kinderfestival 2008<br />
wieder mit dabei sein.<br />
Wiesbaden<br />
Sportliche Grundschulen<br />
Zum 19. Mal veranstaltete die Stadtgruppe<br />
Wiesbaden der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />
<strong>Gesellschaft</strong> die Ehrungsfeier für Teilnahme<br />
und Leistung bei den Wiesbadener Grundschulstadtmeisterschaften.<br />
In diesem Jahr<br />
wurde die Feier am 20. Juni in der Freiherrvom-Stein-Schule<br />
ausgerichtet.<br />
Die Stadtmeisterschaften werden ausgetragen<br />
in den Disziplinen Leichathletik,<br />
Schwimmen, Fußball, Orientierungslauf,<br />
Handballspielfest, Hallensportfest und<br />
Mädchenfußball. Für die Veranstaltung der<br />
Wettkämpfe in der Leichtathletik, im<br />
Schwimmen und im Fußball vom Sportre-<br />
ferat ist das Staatliche Schulamt der<br />
Landeshauptstadt Wiesbaden verantwortlich.<br />
Die Wettkämpfe im Orientierungslauf,<br />
Handball, Hallensport und Mädchenfußball<br />
sind seit langen Jahren eine spezielle, aber<br />
wertvolle Ergänzung des Wiesbadener<br />
Schulsportprogramms, zumal es vergleichbare<br />
Wettkämpfe zumindest im Orientierungslauf<br />
und im Mädchenfußball selbst<br />
bei den Wiesbadener Turn- und Sportvereinen<br />
für Kinder im Grundschulalter nicht<br />
gibt. Zur Entlastung des Schulamts wurden<br />
diese vier Disziplinen im Schuljahr<br />
2006/<strong>2007</strong> gemeinsam von der Grundschule<br />
Breckenheim und dem Turnverein Breckenheim<br />
organisiert. Das wird auch im<br />
kommenden Schuljahr <strong>2007</strong>/2008 so sein.<br />
Schülerinnen und Schüler aus 21 Grundschulen nahmen ihre Pokale und Urkunden der DOG Wiesbaden für die<br />
Teilnahme und Leistung bei den Wiesbadener Grundschulwettkämpfen entgegen. Die Rudolf-Dietz-Schule und<br />
die Grundschule Breckenheim erhielten die Wanderpreise für ihre 1. Plätze im Wettbewerb.<br />
Für die Teilnahme an den einzelnen Wettkämpfen<br />
erhalten die Schulen 13 Wertungspunkte,<br />
für die Platzierung gibt es für<br />
Platz 1 ebenfalls 13 Punkte, für den 2. Platz<br />
12 Punkte, für den 3. Platz 11 Punkte usw.,<br />
sodass für eine Stadtmeisterschaft jeweils<br />
die Höchstpunktzahl von 26 Punkten<br />
vergeben wird.
Im Schuljahr 2006/<strong>2007</strong> haben 31 der<br />
insgesamt 39 Wiesbadener Grundschulen<br />
an den verschiedenen Wettkämpfen mit 91<br />
Mannschaften teilgenommen. Den Gesamtwettbewerb<br />
bei den großen Schulen gewinnt<br />
zum vierten Mal in Folge die Rudolf-<br />
Dietz-Schule mit 148 Punkten und damit<br />
den Wanderpreis der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />
<strong>Gesellschaft</strong>. Die Schule nahm an<br />
sechs der sieben Wettbewerbe mit Mannschaften<br />
teil und stellte in den Disziplinen<br />
Mädchenfußball, Hallensport und Leichtathletik<br />
die Stadtmeister.<br />
Bei den kleinen Schulen hieß der Sieger<br />
wieder Grundschule Breckenheim, die<br />
damit in jedem Jahr seit Bestehen der<br />
Auszeichnung den Wanderpreis der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> mitnehmen<br />
durfte und damit eine einmalige<br />
Leistung im Wiesbadener Grundschulsport<br />
bestätigte. Diese ist sicher nicht zuletzt<br />
geprägt von der engen Zusammenarbeit<br />
zwischen dem Turnverein und der Grundschule<br />
Breckenheim, im Rahmen derer seit<br />
1973 alle Kinder während ihrer Grundschulzeit<br />
beitragsfreie Vereinsmitglieder<br />
sein können.<br />
Im Rahmen der Veranstaltung erhielt die<br />
Schulsportleiterin der Johannes-Maaß-<br />
Schule, Jutta Müller-Rohde, die im kommenden<br />
Schuljahr aus dem aktiven Dienst<br />
ausscheiden wird, für die beispielhafte<br />
olympische Erziehungsarbeit an ihrer<br />
Schule aus den Händen des Zweigstellenvorsitzenden<br />
Professor Hans-Jürgen Port-<br />
mann die Plakette für besondere Leistungen<br />
im Sport und für die olympische Idee<br />
der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong>.<br />
Erfreuliche Bilanz<br />
Traditionell zeichnet die <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong><br />
<strong>Gesellschaft</strong>, Zweigstelle Wiesbaden<br />
die Schüler, Vereine und Familien aus, die<br />
im zurückliegenden Jahr erfolgreich das<br />
"<strong>Deutsche</strong> Sportabzeichen" abgelegt haben.<br />
Im Festsaal des Wiesbadener Rathauses<br />
konnte Vorsitzender Prof. Hans-Jürgen<br />
Portmann am 27. Juni wieder Urkunden<br />
und Pokale unter den besonders eifrige<br />
Gruppen beim Sammeln von Sportabzeichen<br />
überreichen. Bei den Schulklassen<br />
wurden die Klasse 6a der Elly-Heuss-Schule<br />
und die Klasse 4a der Grundschule Breckenheim<br />
mit einem Gutschein über 75<br />
Euro ausgezeichnet. Die Vereinspokale der<br />
DOG gingen an den TuS Rambach, den TV<br />
Waldstraße und die TG Naurod. Außerdem<br />
wurden fünf Familien für ihren besonderen<br />
sportlichen Einsatz geehrt.<br />
Insgesamt gab es in diesem Schuljahr 2314<br />
neue Sportabzeichen-Träger in der hessischen<br />
Landeshauptstadt. Dies entspricht<br />
immerhin einer Steigerung von rund 20<br />
Prozent gegenüber dem Vorjahr und ist<br />
zugleich auch ein ansehnlicher Beitrag für<br />
die Sportabzeichen-Aktion "Millionen in<br />
Bewegung" des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />
Sportbundes.<br />
Impressum<br />
Impressum<br />
<strong>Olympische</strong>s Feuer<br />
Zeitschrift des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />
Sportbundes und der<br />
<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />
Herausgeberkollegium:<br />
Bernhard Schwank (DOSB), Dieter Krickow (DOG),<br />
Steffen Haffner, Michael Gernandt<br />
Chefredakteur: Harald Pieper<br />
Redaktion: Dr. Stefan Volknant, Dr. Andreas Höfer,<br />
Kerstin Henschel<br />
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Dr. Stefan Volknant<br />
<strong>Deutsche</strong>r <strong>Olympische</strong>r Sportbund<br />
Otto-Fleck-Schneise 12, 60528 Frankfurt<br />
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Das <strong>Olympische</strong> Feuer ist ein Diskussionsforum.<br />
Mit Namen gekennzeichnete Artikel müssen nicht<br />
unbedingt der Meinung der Redaktion, des DOSB<br />
bzw. der DOG entsprechen.<br />
Titelgrafik: Eberhard Stroot<br />
Fotos, Illustrationen, Karikaturen:<br />
picture-alliance/dpa<br />
Helmut Gesierich<br />
Uwe Kolbusch<br />
Jochen Meißner<br />
Bernd Schindzielorz<br />
Ernst Schmerker<br />
RNZ/H.P. Wagner<br />
81
Nachrichten der DOA<br />
"Die olympischen Werte und<br />
die Zukunft des Sports":<br />
Europäischer<br />
Fairplay-Kongress <strong>2007</strong><br />
Wann, wenn nicht jetzt? Diese Frage drängt<br />
sich auf im Blick auf die aktuellen Verwerfungen<br />
des Sports, namentlich des internationalen<br />
Spitzensports, die mit dem Stichwort<br />
"Doping" vielleicht treffend, wenn<br />
auch nur unzureichend auf den Punkt zu<br />
bringen sind beziehungsweise auf die<br />
Notwendigkeit, den Werten des Sports zu<br />
einer neuen Bedeutsamkeit zu verhelfen.<br />
Wann, wenn nicht jetzt, ist eine hochkarätige<br />
Veranstaltung mit entsprechender<br />
Außenwirkung zum Thema sinnvoll und<br />
notwendig?<br />
Insofern könnte das Timing für den 13.<br />
Europäischen Fairplay-Kongress kaum besser<br />
sein, der - wie bereits angekündigt - vom<br />
17. bis 20. Oktober im Hotel Intercontinental<br />
in Frankfurt am Main stattfindet.<br />
Mit dessen Ausrichtung wurde der <strong>Deutsche</strong><br />
<strong>Olympische</strong> Sportbund von der Europäischen<br />
Fairplay-Bewegung (European Fairplay<br />
Movement, EFPM) beauftragt, während der<br />
DOSB seinerseits der <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong><br />
Akademie die Vorbereitung und Durchführung<br />
der Veranstaltung überantwortet hat.<br />
Die EFPM ist ein Zusammenschluss nationaler<br />
Organisationen und Initiativen zur Bewahrung<br />
und Verbreitung der Werte des Sports<br />
auf europäischer Ebene. Sie wurde 1994 in<br />
Zürich ins Leben gerufen und ist verbunden<br />
mit den Europäischen <strong>Olympische</strong>n Komitees<br />
(EOC). Zur Zeit zählt sie vierzig Mitglieder, die<br />
in die jeweiligen Nationalen <strong>Olympische</strong>n<br />
Komitees bzw. die nationalen Dachorganisationen<br />
des Sports eingebunden oder durch<br />
diese autorisiert sind.<br />
Die Kongresse der EFPM finden jährlich<br />
unter dem Patronat der EOC und des<br />
Weltrates für Sportwissenschaft und<br />
Leibeserziehung (ICSSPE) an wechselnden<br />
Orten statt. Die Vergabe erfolgt durch das<br />
Exekutivkomitee auf der Grundlage entsprechender<br />
Bewerbungen. Der Teilnehmerkreis<br />
rekrutiert sich aus den Delegierten<br />
der nationalen Organisationen, Wissenschaftlern<br />
und Experten sowie Multiplikatoren<br />
der Werteerziehung im und durch<br />
Sport.<br />
Vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussion<br />
um die Werte und den gesellschaftlichen<br />
Mehrwert des Sports bietet die<br />
Ausrichtung des diesjährigen Kongresses<br />
eine große Chance, nicht zuletzt im Blick<br />
auf die bevorstehenden <strong>Olympische</strong>n Spiele<br />
in Peking auch im politischen Raum und<br />
mit europäischer Ausstrahlung einen<br />
inhaltlich hochkarätigen und öffentlichkeitswirksamen<br />
Auftakt für eine<br />
neue ethische<br />
Offensive des<br />
Sports zu leisten<br />
und damit die<br />
Meinungsführerschaft<br />
in einem<br />
Themenfeld zurückzugewinnen,<br />
die<br />
der deutsche Sport<br />
in den Zeiten Willi<br />
Daumes schon<br />
einmal mit Fug und<br />
Recht für sich<br />
beanspruchen<br />
durfte.<br />
Schon von daher<br />
freuen sich die<br />
Verantwortlichen<br />
sehr, dass der<br />
Ministerpräsident<br />
des Landes Hessen,<br />
Roland Koch, die<br />
Schirmherrschaft<br />
für den Kongress<br />
übernommen und<br />
seine persönliche<br />
Mitwirkung zugesagt<br />
hat. Er wird<br />
einen Vortrag mit<br />
dem Titel "Der<br />
Sport als Vorbild?<br />
Fairplay - ein<br />
Auftrag für Politik<br />
und <strong>Gesellschaft</strong>?"<br />
halten.<br />
Auch ansonsten<br />
konnten ausgewiesene<br />
Experten für<br />
Vorträge und<br />
83
Diskussionsbeiträge gewonnen werden. So<br />
wird mit Seiner Königlichen Hoheit, dem<br />
Großherzog Henri von Luxemburg, nicht nur<br />
ein IOC-Mitglied, sondern auch ein Staatsoberhaupt<br />
den Festvortrag im Rahmen der<br />
feierlichen Eröffnung im Frankfurter "Römer"<br />
halten, zu der sich im übrigen neben<br />
DOSB-Präsident Dr. Thomas Bach unter<br />
anderem auch die Frankfurter Oberbürgermeisterin<br />
Petra Roth und der für den Sport<br />
zuständige EU-Kommissar Ján Figel angesagt<br />
haben.<br />
Desweiteren stehen folgende Themen im<br />
Zentrum von Vorträgen und Diskussionsrunden:<br />
"<strong>Gesellschaft</strong> im Wandel: Wo bleiben<br />
die Werte?", "Für eine friedliche und bessere<br />
Welt: Die olympischen Werte zwischen<br />
Anspruch und Wirklichkeit", "<strong>Olympische</strong><br />
Erziehung: Die Möglichkeiten einer Wertevermittlung<br />
durch Sport", "Das Prinzip der<br />
Gewinn-Maximierung: Erfolg versus Moral?"<br />
und "Die Werte des Sports und die Verantwortung<br />
der Medien". Letzteres Thema wird<br />
der frühere Intendant des Westdeutschen<br />
Rundfunks und Präsident der Europäischen<br />
Rundfunkunion, Fritz Pleitgen, einleiten.<br />
Einen weiteren thematischen Schwerpunkt<br />
stellt naturgemäß das leidige Doping-Thema<br />
dar. Hierzu werden die frühere Präsidentin<br />
des Bundes <strong>Deutsche</strong>r Radfahrer, Sylvia<br />
Schenk, sowie Prof. Dr. Karl-Heinrich Bette<br />
von der TU Darmstadt Vorträge halten,<br />
bevor eine Podiumsdiskussion mit Athleten<br />
und anderen Protagonisten des Spitzensports<br />
Einblicke in die Konflikte der Praxis<br />
vermitteln soll.<br />
Zudem bietet eine "Börse" die Möglichkeit,<br />
konkrete Projekte nationalen oder regionalen<br />
Zuschnitts zur Wertevermittlung im<br />
oder durch Sport zu präsentieren. Angemeldet<br />
sind unter anderem bereits Präsentationen<br />
aus der Türkei, Spanien und Litauen.<br />
Allemal also ein anspruchsvolles Programm,<br />
das vielfältiges Interesse finden wird.<br />
Weiterführende Informationen vermittelt<br />
die Homepage des DOSB, wo auch die<br />
Modalitäten für eine Teilnahme beziehungsweise<br />
Anmeldung vorzufinden sind.<br />
Lehrerfortbildung im<br />
Zeichen von Fairplay<br />
Anlässlich und im Rahmen des 13. Europäischen<br />
Fairplay-Kongresses führen DOSB und<br />
84<br />
DOA eine Fortbildungsveranstaltung für<br />
Lehrerinnen und Lehrer aus Hessen und<br />
Rheinland-Pfalz durch.<br />
Mit der Verknüpfung der Lehrerfortbildungsveranstaltung<br />
mit dem Fairplay-<br />
Kongress zur Thematik "<strong>Olympische</strong> Werte<br />
und die Zukunft des Sports" wird die große<br />
Chance gesehen, Vorträge und Diskussionsrunden<br />
mit international ausgewiesenen<br />
Experten zu nutzen, um auf dieser Basis die<br />
Frage der Wertevermittlung und deren<br />
praktische Umsetzbarkeit für die Schule zu<br />
erörtern. Die Veranstaltungskonzeption für<br />
die Lehrerfortbildung sieht deshalb neben<br />
dem Besuch der wesentlichen Kongressbereiche<br />
drei separate Tagungssequenzen vor,<br />
während dieser mit Fachleuten aus Schule<br />
und Hochschule über die Unterrichtsrelevanz<br />
der Kongressinhalte sowie über konkrete<br />
Umsetzungsmöglichkeiten einer<br />
Werteerziehung im täglichen Unterricht<br />
nachgedacht werden soll.<br />
Teilnehmen können 20 Lehrerinnen und<br />
Lehrer aller Schularten mit Sportfakultas<br />
oder anderen schulsportlichen Erfahrungen.<br />
Absprachen hinsichtlich der offiziellen<br />
Akkreditierung der Veranstaltung mit der<br />
Vergabe von Fortbildungspunkten wurden<br />
mit den entsprechenden Instituten in<br />
Hessen und Rheinland-Pfalz getroffen. Von<br />
den Teilnehmern/innen wird ein Interesse an<br />
der <strong>Olympische</strong>n Bewegung und ihrer<br />
pädagogischen Belange sowie die Bereitschaft<br />
erwartet, über eigene Unterrichtserfahrungen<br />
zu berichten und olympische<br />
Prinzipien und Werte in den eigenen Unterrichtsalltag<br />
zu integrieren.<br />
Von den Teilnehmern/innen ist ein Kostenbeitrag<br />
in Höhe von EUR 50,00 an den<br />
Veranstalter zu entrichten. Dafür wird die<br />
Teilnahme an allen Veranstaltungsteilen des<br />
Fairplay-Kongresses, an den spezifischen<br />
Lehrerfortbildungsangeboten sowie der<br />
offiziellen Verpflegung angeboten. Fahrtkosten<br />
sowie Übernachtungskosten sind selbst<br />
zu tragen. Gegebenenfalls können Übernachtungsmöglichkeiten<br />
in Frankfurt/Main<br />
auf Anfrage vermittelt werden.<br />
Anmeldungen nimmt der DOSB bis zum 31.<br />
August <strong>2007</strong> entgegen. Sofern die Anzahl<br />
der Bewerber/innen die der freien Plätze<br />
übersteigt, wird ein fachkundiges Gremium<br />
über die Zulassung entscheiden. Anmeldungen<br />
können per E-Mail (brill@dosb.de) oder<br />
Fax (069/6700370) vorgenommen werden.<br />
Vorbereitung von A bis Z:<br />
Vor-Tour zur<br />
47. IOA-Hauptsession<br />
Von der Akropolis bis zum Göttervater Zeus,<br />
von den Zulassungsbestimmungen für die<br />
<strong>Olympische</strong>n Spiele in Peking bis zu Antidopingmaßnahmen:<br />
Die drei deutschen<br />
Teilnehmer an der diesjährigen Hauptsession<br />
der Internationalen <strong>Olympische</strong>n Akademie<br />
(IOA), Claudia Behrens (<strong>Deutsche</strong><br />
Sporthochschule Köln), Ulf Sieberg (Universität<br />
Leipzig) und Karsten Liese (Universität<br />
Frankfurt), im Juni im griechischen Olympia<br />
erfuhren eine anspruchsvolle Vorbereitung.<br />
Unter der Leitung von Achim Bueble (DOA)<br />
unternahm die Gruppe eine viertägige<br />
Studientour, die Korinth, Epidauros, Mykene,<br />
Nemea und einige andere historische Stätten<br />
umfasste, die aber nicht allein dazu<br />
diente, die Teilnehmer mit der Geschichte<br />
des Sports im klassischen Altertum vertraut<br />
zu machen, sondern auch eine umfassende<br />
atmosphärische und inhaltliche Einstimmung<br />
auf den zweiwöchigen Studienaufenthalt<br />
in der in Sichtweite des antiken Olympia<br />
gelegenen Akademie gewährleistete.<br />
Diese intensive Art der Vorbereitung, die der<br />
DOSB sowie zuvor das NOK für Deutschland<br />
schon seit Jahrzehnten seinen Repräsentanten<br />
an den IOA-Veranstaltungen bietet und<br />
seit jeher ein Privileg der deutschen Teilnehmerinnen<br />
und Teilnehmer darstellt, wurde in<br />
die Verantwortung der DOA überführt und<br />
soll auch in Zukunft einem hohen Standard<br />
genügen.<br />
Dieses Mal stand das Sessionsthema "Von<br />
Athen nach Peking" im Blickpunkt des
Interesses und der Vorbereitung, die bereits<br />
mit einem ersten Treffen im Mai in Frankfurt<br />
eingeleitet wurde, bei der sich die<br />
Teilnehmer mit Referaten zu pädagogischen,<br />
künstlerischen und ökonomischen Aspekten<br />
der <strong>Olympische</strong>n Bewegung und der bevorstehenden<br />
Spiele in Peking auszeichneten.<br />
Neben einer ausführlichen Auseinandersetzung<br />
mit der Frage, wie dem Missbrauch im<br />
Sport durch Doping wirksam beizukommen<br />
sei, zeigte sich bei den Beteiligten ein<br />
großes Bedürfnis, über Chancen und Risiken<br />
zu diskutieren, die mit der Vergabe der<br />
<strong>Olympische</strong>n Spiele nach China einhergehen.<br />
Trotz kritischer Distanz zu den politischen,<br />
sozialen und wirtschaftlichen Verhältnissen<br />
und Entwicklungen mündeten<br />
die Diskussionen doch in der Hoffnung, dass<br />
mit der Vergabe des Weltereignisses des<br />
Sports China wirksame Impulse für eine<br />
Öffnung des Landes erhalten könnte, die<br />
den Menschen vor Ort langfristig zu Gute<br />
kommen könnte.<br />
So blickten die Studierenden mit besonderem<br />
Interesse den drei angekündigten<br />
Vorträgen chinesischer Repräsentanten im<br />
Rahmen der IOA-Session entgegen, die sich<br />
mit der politischen und sozialen Bedeutung<br />
der <strong>Olympische</strong>n Spiele für das moderne<br />
China bzw. dem Einfluss der chinesischen<br />
Kultur auf die Organisation der Spiele sowie<br />
der Verankerung eines olympischen Erziehungsprogramms<br />
in die weiteren Vorbereitungsmaßnahmen<br />
beschäftigen. Am Ende<br />
der Vor-Tour zeigten sich die Beteiligten<br />
jedenfalls gespannt, höchst motiviert und<br />
gut gerüstet, um in den Diskussionsrunden<br />
mit den insgesamt mehr als 250 Teilnehmern/innen<br />
aus fast 150 Ländern kompetent<br />
ihre Meinung vertreten und damit überzeugende<br />
und sympathische Repräsentanten<br />
des deutschen Sports sein zu können.<br />
"<strong>Olympische</strong>r Sport und<br />
Kunst": DOA und DOSB<br />
unterstützen IOC-Wettbewerb<br />
Ganz im Sinne ihres Gründervaters Pierre de<br />
Coubertin sieht sich die <strong>Olympische</strong> Bewegung<br />
seit jeher der Verbindung von Sport<br />
und Kunst verpflichtet. So werden die<br />
<strong>Olympische</strong>n Spiele etwa gerne zum Anlass<br />
genommen, Mal- oder Literaturwettbewerbe<br />
für Kinder und Jugendliche oder andere<br />
Zielgruppen durchzuführen. Dieser Tradition<br />
entsprechend hat das Internationale <strong>Olympische</strong><br />
Komitee (IOC) den "2008 Olympic<br />
Sport and Art Contest" ausgeschrieben.<br />
Angesprochen sind professionelle Künstlerinnen<br />
und Künstler, Kunststudentinnen und<br />
-studenten sowie Athletinnen und Athleten<br />
olympischer Sportarten mit künstlerischen<br />
Ambitionen. Eingereicht werden können<br />
gerahmte bildnerische Arbeiten aus den<br />
Bereichen Malerei, Zeichnung und Graphik,<br />
die einschließlich Rahmen die Maße 1,5 mal<br />
1 Meter nicht überschreiten.<br />
Der Wettbewerb untergliedert sich in eine<br />
nationale und eine internationale Phase.<br />
Während zweitere in die Zuständigkeit des<br />
IOC und des <strong>Olympische</strong>n Museums in<br />
Lausanne fällt, zeichnet für erstere die<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> Akademie und der<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> Sportbund verantwortlich.<br />
Für die Teilnahme am nationalen Wettbewerb<br />
müssen die Arbeiten bis spätestens 15.<br />
Dezember <strong>2007</strong> eingereicht sein. Die Kosten<br />
für den Transport gehen zu Lasten der<br />
Teilnehmer. Bei Interesse an einer Teilnahme<br />
auf internationaler Ebene ist ein entsprechendes<br />
Formular sowie eine Erklärung zur<br />
Abtretung der Rechte am Kunstwerk beizufügen.<br />
Eine kompetent besetzte Jury mit Vertretern<br />
der beteiligten Sportverbände, Athleten und<br />
Kunstexperten wird im Rahmen der nationalen<br />
Entscheidung alle eingereichten<br />
Arbeiten bewerten und prämieren. Für die<br />
besten Arbeiten sind Preise von Euro 1.000<br />
bis Euro 3.000 vorgesehen. Die Auszeichnungen<br />
sollen im Rahmen einer herausgehobenen<br />
Veranstaltung des DOSB vorgenommen<br />
werden. Der Sieger ist für den<br />
internationalen Wettbewerb qualifiziert, der<br />
im Frühjahr 2008 abgeschlossen sein soll.<br />
Dabei sind Preise von bis zu 30.000 US$<br />
ausgelobt.<br />
Nähere Informationen sind der jeweiligen<br />
Homepage von DOA und DOSB zu entnehmen.<br />
Im übrigen bereiten DOA und DOSB im<br />
Verbindung mit dem BDK Fachverband für<br />
Kunstpädagogik die Ausschreibung eines<br />
Malwettbewerbs für Schülerinnen und<br />
Die Auserwählten vor der Akropolis: Karsten Liese, Claudia Behrens und Ulf Sieberg (von<br />
links).<br />
85
Schüler vor. Ein solcher Wettbewerb wird<br />
seit 1984 regelmäßig anlässlich der Sommerspiele<br />
durchgeführt. Zum gegebenen<br />
Zeitpunkt wird auf die Ausschreibung<br />
gesondert hingewiesen.<br />
Umzug<br />
Nun ist auch räumlich zusammengewachsen,<br />
was zusammen gehört. Nach der Überführung<br />
des DOI in die DOA ist auch ein hausinterner<br />
Umzug erfolgt. So hat das DOI seine<br />
angestammten Räumlichkeiten im Erdgeschoß<br />
im "Haus des Sports" aufgegeben und<br />
ist in den eine Etage höher in den der beiden,<br />
vormals vom NOK genutzten Flure gezogen.<br />
Dort haben nicht nur die Mitarbeiter, Dr.<br />
Andreas Höfer, Anna Papadopoulos und<br />
Tobias Knoch, sondern auch Bibliothek und<br />
Daume-Archiv Platz gefunden und dies in<br />
unmittelbarer Nachbarschaft zu dem vom<br />
DOSB für die DOA abgestellten Abteilungsleiter<br />
Achim Bueble und seinen Mitarbeiterinnen<br />
Claudia Brill und Angela Klemens.<br />
Alle Telefonnummern wurden beigehalten.<br />
Auch die alten Email-Adressen<br />
(hoefer@doi.de, knoch@doi.de, papadopoulos@doi.de,<br />
bueble@dosb.de,<br />
brill@dosb.de, klemens@dosb.de) sind<br />
weiterhin in Funktion. Zudem sind die<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch über<br />
die Adresse "doa-info.de" zu erreichen.<br />
Abschied und Dank<br />
Auf Einladung der Vorsitzenden des Vorstandes<br />
der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Akade-<br />
86<br />
mie Willi Daume, Prof. Dr. Dr. h.c. Gudrun<br />
Doll-Tepper, trafen sich die Mitglieder des<br />
Direktoriums und der Wissenschaftliche<br />
Leiter des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Instituts<br />
am 26. Juni <strong>2007</strong> zu einem Essen und<br />
Gedankenaustausch in Frankfurt am Main.<br />
Erstes Anliegen der Einladenden war es,<br />
Dank zu sagen für die über viele Jahre<br />
haupt- und ehrenamtlich geleistete Arbeit<br />
bis hin zur Vorbereitung einer naht- und<br />
reibungslosen Überführung des DOI in die<br />
DOA. Darüber hinaus aber brachte Prof.<br />
Vorstand im Bild<br />
Über die Zusammensetzung des Vorstandes der<br />
<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Akademie Willi Daume<br />
e.V. wurde bereits berichtet. An dieser Stelle<br />
können Sie sich nun auch ein Bild machen.<br />
Von links nach rechts: Ingo Weiss, Sylvia Schenk,<br />
Prof. Dr. Manfred Lämmer, Prof. Dr. Dr. h.c. Doll-<br />
Tepper (Vorsitzende), Hans-Peter Krämer (Schatzmeister),<br />
Prof. Dr. Helmut Altenberger (Stellvertretender<br />
Vorsitzender), Dr. h.c. Klaus Schormann.<br />
Doll-Tepper auch zum Ausdruck, dass sie<br />
und die von ihr geführte neue Einrichtung<br />
stets offen sei für Rat und Tat der "Ehemaligen",<br />
die sie herzlich einlud, sich auch<br />
weiterhin mit der olympischen Sache<br />
verbunden zu fühlen und sich entsprechend<br />
einzubringen.<br />
Ganz in diesem Sinne wurden schon vor Ort<br />
einige Anregungen vorgetragen, die, so<br />
Doll-Tepper, in die weiteren strategischen<br />
Erwägungen des DOA-Vorstandes einfließen<br />
werden.<br />
Gruppenbild mit Dame: Dieter Krickow, Dr. Johannes Eulering, Prof. Dr. Ommo Grupe, Prof.<br />
Walther Tröger, Prof. Dr. Gudrun Doll-Tepper, Prof. Dr. Manfred Lämmer, Joachim Günther<br />
und Dr. Andreas Höfer v.l. (auf dem Bild fehlt Hans-Peter Krämer).
<strong>Deutsche</strong>s Sport & Olympia Museum<br />
Herausgeber: <strong>Deutsche</strong>s Sport & Olympia Museum Jahrgang 27 - Heft 4/<strong>2007</strong><br />
Im Zollhafen 1, 50678 Köln, Tel.: +49 (0)221 3 36 09-0<br />
Verantwortlich für den Inhalt: Klaus H. Schopen<br />
Internet: www.sportmuseum.info<br />
Creative Spots -<br />
Skateboarding & Art<br />
Das <strong>Deutsche</strong> Sport & Olympia Museum in<br />
Köln präsentiert vom 09. August bis 30.<br />
September <strong>2007</strong> die Ausstellung Creative<br />
Spots - Skateboarding & Art. Die Ausstellung<br />
beschäftigt sich mit der Kunst auf und<br />
um das Brett. Einzigartige Skateboardfotografien<br />
der 80er Jahre werden großformatigen<br />
Fotos von heute gegenübergestellt,<br />
gekonnte Grafik mit informativen und<br />
kreativen Skateboardvideos sowie mit<br />
Dokumentationen über außergewöhnliche<br />
Skateboardreisen kombiniert.<br />
Skateboarding ist Sport, Lifestyle und<br />
Lebensphilosophie. Als kalifornische Wellenreiter<br />
mit Brett und Rollen experimentierten<br />
und das Surfen auf den Asphalt brachten,<br />
war Skateboarden geboren. Zwischen<br />
Underground und Kommerz hat die Skateboardkultur<br />
im Laufe der Zeit Sport für sich<br />
neu definiert, Idole kreiert und Moden<br />
geschaffen. Das akrobatische Spielen mit<br />
und Testen von architektionischen Gegebenheiten,<br />
das Bewusstsein für Mode und<br />
Style sowie die enge Verbindung mit Fotografie,<br />
Grafikdesign, Graffiti und bestimmten<br />
Musikstilen prägen diese Kultur. Vor<br />
allem Skateboardfotografie, Printmedien<br />
und Videopublikationen sind wichtige<br />
Kommunikationsmittel der Szene.<br />
Das <strong>Deutsche</strong> Sport & Olympia Museum<br />
zeigt erstmalig in Köln die Symbiose von<br />
Kunst und Skateboardkultur. Mit der facettenreichen<br />
urbanen Raumwahrnehmung<br />
des Skateboarders beschäftigt sich Alexander<br />
Basile. Ständig in hautnahem Kontakt<br />
Creative Spots: Alexander Basile, Lichtschächte Hauptbahnhof Basel, Schweiz, 2006.<br />
mit Beton, Glas, Holz, Metall und Stein<br />
erkundet der Skater spielerisch auf besonders<br />
intensive Art und Weise architektonische<br />
Elemente. Basile, seit 1998 erfolgreicher<br />
Skateboardfotograf für Fachmagazine,<br />
stellt durch gekonnte Inszenierung die im<br />
Streetskateboarden dominante Rolle architektonischer<br />
Gegebenheiten in den Vordergrund.<br />
Barbara Wüllenweber, gelernte Fotografin<br />
und renommierte Künstlerin, begegnet dem<br />
Skateboarder Ende der 1980er Jahre in der<br />
Halfpipe. Ihre Fotos entstanden im Kölner<br />
Jugendpark, in der Kölner Northbrigade, an<br />
der Kölner Lohsestraße sowie in den Bonner<br />
Wesselwerken - bis heute angesagte<br />
Skater-Treffpunkte im Kölner Raum. Die<br />
Künstlerin zeigt hochwertige, mit einer<br />
wissenschaftlichen Blitztechnik gefertigte,<br />
limitierte Schwarzweiß-Fotografien. Neben<br />
Creative Spots: Jo Hempel, Handabzug auf<br />
Ahorn, 2003<br />
87
athletischen Körpern und zeittypischer<br />
Kleidung steht vor allem der Skateboardtrick<br />
im Vordergrund. Die Fotografien sind<br />
geprägt von den akrobatischen Bewegungen,<br />
der absoluten Konzentration und<br />
Körperbeherrschung sowie dem Augenblick<br />
der Schwerelosigkeit.<br />
Ganz anders die Installation von Jo Hempel,<br />
der sich mit dem Themenraum der Skateboardreise<br />
auseinandersetzt. Mobilität und<br />
Flexibilität sind in der heutigen <strong>Gesellschaft</strong><br />
wichtige Werte. Der Skater als Weltenbummler<br />
bewältigt diese Anforderungen mit<br />
Bravour und gilt doch als Außenseiter.<br />
Gefahrene Bretter und Skateboardschuhe<br />
berichten neben kleinformatigen Fotos von<br />
Flexibilität, Mobilität und Erlebnissen aus<br />
Mexiko, der Mongolei und ganz Europa.<br />
Inszeniert als Trophäen vergangener Augenblicke,<br />
verdeutlicht der Künstler Jo Hempel<br />
mit seiner Installation eine Lebensphilosophie,<br />
die Faszination des Skatboardings<br />
sowie die Suche des Skateboarders nach<br />
immer neuen Spots.<br />
Fotoapparat, Lichtmessgerät und Skateboards<br />
sind Gegenstände, die Oliver Klobes<br />
in seinen Grafiken neben Fotografien und<br />
Kollagen präsentiert. Oliver Klobes beschäftigt<br />
sich mit der Thematik der Medienpräsenz<br />
und dem Umgang mit den Medien in<br />
der Skatebaordszene. Seit den Z-Boys, die<br />
in den 1970er Jahren zu regelrechten<br />
Medienstars avancierten, haben Skater wie<br />
zum Beispiel Tony Hawk, bekannt als innovativer<br />
Profi-Skater sowie Namensgeber<br />
und Mitentwickler von Videospielen, immer<br />
Creative Spots: Babara Wüllenweber, Wesselwerke, Bonn, 1989<br />
88<br />
wieder große Medienpräsenz. Das ist nicht<br />
verwunderlich, sind doch Fotografen oder<br />
Kameramänner ständige Begleiter des<br />
aktiven Skateboardfahrers. Sie dokumentieren<br />
nicht nur, sondern vermitteln durch<br />
Printmedien oder Videos mit künstlerischem<br />
Anspruch Skatboarding der Öffentlichkeit.<br />
Klobes verdeutlicht mit seinen Arbeiten die<br />
fortwährende Anwesenheit von Publikum<br />
sowie die Normalität von ständiger Beobachtung.<br />
Der Identifikation des Szenefotografen<br />
mit der Welt des Skateboardings<br />
wird gleichzeitig die Distanz desselben, weil<br />
reiner Beobachter, gegenübergestellt.<br />
Der Film The Strongest of the Strange des<br />
schwedischen Skateboardfahrers Pontus Alv<br />
präsentiert Skateboarding des 21. Jahrhunderts.<br />
Neben der künstlerischen Inszenierung,<br />
besticht der Film vor allem durch<br />
außergewöhnliche Spots und kreative<br />
Skateboardfahrer.<br />
Weitere Filme dokumentieren die Welle der<br />
Skateboardbegeisterung der 70er Jahre in<br />
Kalifornien, Meinungen der Kölner Bevölkerung<br />
über Skateboardfahren sowie das<br />
Skateboardevent Red Bull Skate Shot.<br />
Zur Ausstellung Creative Spots - Skateboarding<br />
& Art erscheint ein Katalog mit Essays<br />
über die Geschichte des Skateboardens von<br />
den Anfängen bis heute zudem behandelt<br />
ein Aufsatz die Symbiose von Kunst und<br />
Skateboardkultur. Die Publikation ist im<br />
Schaden-Verlag, www.schaden.com, erschienen<br />
und im Museum erhältlich.<br />
Beeindruckendes<br />
Olympiazeugnis<br />
Der Name Walther von Adelson (1896 -<br />
1963) dürfte den wenigsten Sportfans<br />
bekannt sein - dennoch: der in Hamburg<br />
geborene Mann hat olympische Spuren<br />
hinterlassen, die das <strong>Deutsche</strong> Sport &<br />
Olympia Museum vom 20. Oktober bis zum<br />
9. Dezember <strong>2007</strong> im Rahmen einer Ausstellung<br />
präsentiert.<br />
Walther von Adelson war 1921 <strong>Deutsche</strong>r<br />
Meister über 800 Meter, 1922 Mitglied der<br />
deutschen Leichtathletik-Nationalmannschaft<br />
beim Länderkampf gegen die Schweiz<br />
in Frankfurt.<br />
Gleichzeitig ist er begeisterter Olympiasammler,<br />
früh beginnt er, mit Hilfe von<br />
Briefmarken, Werbevignetten und weiterer<br />
Flachware eine lückenlose Dokumentation<br />
der modernen <strong>Olympische</strong>n Spiele ab 1896<br />
zu erstellen.<br />
Ab Mitte der 20er Jahre ist von Adelson als<br />
Sportfunktionär und Sportjournalist tätig,<br />
ehe ihm 1934 Berufsverbot durch den NS-<br />
Reichsverband der deutschen Presse erteilt<br />
wird. Der Grund: Walther von Adelson ist<br />
das Kind einer unehelichen Beziehung<br />
seiner Mutter Theodora Ernestine Wilhelmine<br />
Elise Kern mit dem jüdischen Kaufmann<br />
Heymann Hugo Jacobsohn. Der Ehemann<br />
der Kindesmutter, Hans von Adelson, hat<br />
dem als Walther Kern geborenen Kind erst<br />
zu Beginn des 20. Jahrhunderts seinen<br />
Familiennamen "von Adelson" erteilt.<br />
Dennoch überlebt von Adelson die NS-Zeit,<br />
von 1939-1944 ist er Hauptfeldwebel bei<br />
der Wehrmacht. Nach dem Krieg kehrt er in<br />
seinen Beruf als Sportjournalist zurück,<br />
bereits 1945 ist er Sportsendeleiter beim<br />
Nordwestdeutschen Rundfunk in Hamburg,<br />
ehe er 1949 in die Schweiz übersiedelt, wo<br />
er 1963 stirbt.<br />
Und aus der Schweiz, genauer gesagt aus<br />
dem in Basel ansässigen Sportmuseum<br />
Schweiz, kommt nun der Nachlass von<br />
Adelsons zur Ausstellung ins <strong>Deutsche</strong> Sport<br />
& Olympia Museum. Die sammlerische<br />
Dokumentation der <strong>Olympische</strong>n Spiele von<br />
1896 bis 1960 dürfte Sportfans und Olympiasammler<br />
aufgrund ihrer ausgezeichneten<br />
Qualität begeistern: Insgesamt 350 Olympia-Tafeln<br />
im Format DIN A4 hat von
Adelson mit Originalware wie Briefmarken,<br />
Vignetten, Broschüren und Fotos angelegt,<br />
dazu mehrere Dutzend Tafeln zu diversen<br />
Sportanlässen. Die Ausstellung ist eine<br />
Kooperation des Schweizer Sportmuseums<br />
und des <strong>Deutsche</strong>n Sport & Olympia Museums.<br />
Pierre de Coubertin und<br />
die Künste<br />
Der Ausstellungstitel Pierre de Coubertin<br />
und die Künste lässt manchen vielleicht<br />
verwundert aufhorchen, wird Pierre de<br />
Coubertin (1863 - 1937) gemeinhin doch<br />
stets mit dem Sport in Verbindung gesetzt.<br />
Als universal gebildeter Mensch war er aber<br />
weitaus mehr und stand in der Tradition des<br />
höheren Bildungsbürgertums des späten 19.<br />
Jahrhunderts.<br />
Bois de Boulogne, Charles de Coubertin, 1892<br />
Der Einfluss seiner Familie - und hier vor<br />
allem seines Vaters - hat Pierre de Coubertin<br />
maßgeblich beeinflusst in der Entwicklung<br />
seiner <strong>Olympische</strong>n Idee(n). So bestimmte<br />
die Kultur schätzende und bis heute Kunst<br />
schaffende Groß-Familie de Navacelle de<br />
Coubertin das auffällige Bedürfnis Pierre de<br />
Coubertins, nach Einheiten wie etwa Kunst<br />
und Sport zu streben.<br />
Weltweit manifest und besonders bekannt<br />
wurden die 1906 in Paris beschlossenen<br />
Etretat, Pierre de Coubertin, vor 1904<br />
olympischen Kunstwettbewerbe, welche für<br />
die <strong>Olympische</strong>n Spiele 1908 in London<br />
vorgesehen, aber erst 1912 in Stockholm<br />
realisiert wurden und dann bis einschließlich<br />
1948 als offizieller Bestandteil der<br />
<strong>Olympische</strong>n Spiele stattfanden.<br />
In der Ausstellung "Pierre de Coubertin und<br />
die Künste" sollen nun erstmalig ausgewählte<br />
Kunstwerke mehrerer Mitglieder der<br />
Familie Coubertin mit dem Ziel zusammengeführt<br />
werden, den kulturellen und pädagogischen<br />
Hintergrund Pierre de Coubertins<br />
zu verstehen. Von dieser Basis aus werden<br />
dann die kulturellen Aspekte der <strong>Olympische</strong>n<br />
Bewegung erläutert, die Ausstellung<br />
umfasst somit zwei große inhaltliche<br />
Bereiche: zum Einen die Künstlerfamilie<br />
Coubertin, zum Anderen das umfassende<br />
Thema Olympismus und Kunst/Kultur.<br />
Konzipiert wird die Ausstellung als Wanderausstellung,<br />
in Köln ist sie vom 5. Dezember<br />
<strong>2007</strong> bis 3. Februar 2008 zu sehen und reist<br />
anschließend bis 2009 durch die Sportmuseen<br />
in Paris, Tartu, Lausanne, Thessaloniki<br />
und Warschau.<br />
Torwort: Erotik und Sport<br />
Nach fast einem Jahr Pause fand am 18.<br />
Juni <strong>2007</strong> wieder eine Torwort-Lesung im<br />
<strong>Deutsche</strong>n Sport & Olympia Museum statt.<br />
Unverhofft saß Sportschau-Legende Ernst<br />
Huberty im Publikum. Herzlich begrüßt von<br />
TORWORT-Vater Sascha Theisen und dem<br />
warmen Applaus des Publikums freute sich<br />
der Grandseigneur der Fußball-Berichterstattung<br />
auf den bevorstehenden Abend.<br />
Besser konnte TORWORT nicht starten. Im<br />
Mittelpunkt stand dieses Mal das Thema<br />
"Fußball und Erotik", denn die Lesung war<br />
Teil des Rahmenprogramms zur Sonderausstellung<br />
"Sport macht sexy".<br />
TORWORT begann mit Michel Birbaek, der<br />
das Publikum in unnachahmlicher Art in die<br />
Spur brachte. Sein Text zu Homosexualität<br />
im Fußball und die frigide Einstellung der<br />
FIFA dazu war beste Unterhaltung für die<br />
rund neunzig Gäste. Im Anschluss daran<br />
räumte Daniela Schulz endgültig mit<br />
einigen Vorurteilen auf. Ihr Text über die<br />
wahren Gründe einer Frau Fußball zu<br />
schauen und einzelne Spieler zu bewundern<br />
war eine längst fällige Klarstellung - ebenso<br />
deutlich wie kurzweilig. Die erste Halbzeit<br />
endete schließlich mit Footage-Chef Arne<br />
Jens. Wie immer, wenn Arne bei TORWORT<br />
liest, durchzog ein Hauch von Anmut und<br />
ein Duft von frischem grünen Gras das<br />
<strong>Deutsche</strong> Sport & Olympia Museum. In<br />
seinem ersten Beitrag erzählte er von der<br />
erotischen Ausstrahlung des 1.FC Köln. Im<br />
zweiten Text stellte er die Verbindung von<br />
Liebe zu den charakteristischen Formungen<br />
von Fußballer-Beinen her.<br />
Nach der Pause begann der Aachener Poetry<br />
Slamer Gerhard Horriar. In seiner Hommage<br />
an Rhenania Eschweiler, der er als junger<br />
Mann die Treue hielt, fand er ausreichend<br />
Platz für erotischen Jungen-Phantasien, die<br />
mit einer jungen Dame in einem Atem<br />
beraubenden Top zu tun hatten. Als zweiter<br />
Autor bewies Fritz Eckenga, warum er zu<br />
recht als einer der ganz großen Fußball-<br />
Poeten gilt. In seinen kurzen Prosa-Texten<br />
wurde von Stefan Effenberg, der weiblichen<br />
Periode bis hin zu Lothar Emmerichs Tor<br />
1966 gegen Spanien aber auch kein Thema<br />
vergessen. Den Schlusspunkt der Lesung<br />
setzte Moderator Sascha Theisen selbst und<br />
präsentierte eine Kriminalgeschichte über<br />
das mordende Maskottchen eines Fußballvereins<br />
im Westen der Republik. Der Text<br />
"Käfermann, Käfermann" konnte zum<br />
89
Schluss der Lesung das gesamte Publikum in<br />
seinen ganz eigenen Bann ziehen.<br />
Beendet wurde der Abend mit zahlreichen<br />
Fachgesprächen auf der Terrasse des <strong>Deutsche</strong>n<br />
Sport & Olympia Museums.<br />
ScheckIt-Sommeraktion -<br />
Ferienprogramm für Kinder<br />
Die SCHECKIT-Partner haben ein Sommerprogramm<br />
Kinder für die Ferien <strong>2007</strong><br />
durchgeführt. Für alle Kinder und Familien<br />
hat die Gemeinschaft aus Kultur-, Freizeitund<br />
Sportanbietern die SCHECKIT-Sommerkarte<br />
entwickelt.<br />
Mit dabei im bewährten Pool der SCHE-<br />
CKIT-Partner waren der 1. FC Köln, die<br />
Kölner Haie, der Kölner Zoo, das Schokoladenmuseum,<br />
das Kindertheater Ömmes &<br />
Oimel, die KölnBäder, die KD Köln-Düsseldorfer-Rheinschifffahrt<br />
sowie das <strong>Deutsche</strong><br />
Sport & Olympia Museum.<br />
Im Zusammenschluss SCHECKIT wollen alle<br />
Partner Kindern mit "ihren" Erwachsenen<br />
durch ein besonderes Angebot attraktive<br />
Freizeitziele ans Herz legen und Lust<br />
machen, ganz verschiedene Kölner Sport-,<br />
Freizeit- und Kultureinrichtungen kennen<br />
zu lernen. So wird die Stadt kinderfreundlicher<br />
Lebensraum!<br />
Insgesamt nahmen über 5000 Kinder an<br />
der ScheckIt-Sommeraktion teil. Im<br />
<strong>Deutsche</strong>n Sport & Olympia Museum fand<br />
in der letzten Ferienwoche ein buntes<br />
Programm für Kinder statt, dass sich neben<br />
den Aktivitätsstationen der Ausstellungen<br />
auch mit der <strong>Olympische</strong>n Idee und ihr<br />
Bedeutung im Alltag der Kinder beschäftigte.<br />
Das gesamte Angebot der Sommeraktion<br />
ist unter www.scheckit.de zu finden.<br />
90<br />
Hermann Ashwer -<br />
Mr. Ironman<br />
Die Historie der noch jungen Sportart<br />
"Triathlon" begann 1978 mit der Frage wer<br />
wohl der bessere Sportler sei - der Schwimmer,<br />
der Radfahrer oder der Läufer. Bis<br />
heute gibt es keine klare Antwort darauf.<br />
Erst 1982 wurde Deutschland mit dem in<br />
der Zwischenzeit in Amerika bekannten<br />
Sport konfrontiert -und zwar im Rahmen<br />
eines Berichtes der Sportschau in der ARD.<br />
Mittlerweile ist der Triathlon olympisch und<br />
eine weltweit etablierte Sportart, die sich<br />
wachsender Beliebtheit erfreut. Der bedeu-<br />
Hermann Ashwer weiht am 20. Juni <strong>2007</strong><br />
gemeinsam mit Ehefrau Sieglinde und<br />
Tochter Carmen "seinen" Spind in der<br />
Ehrenrunde des <strong>Deutsche</strong>n Sport & Olympia<br />
Museum ein.<br />
tendste Wettkampf ist und bleibt das<br />
Ironman-Rennen auf Hawaii.<br />
Hermann Aschwer war 1985 einer der ersten<br />
<strong>Deutsche</strong>n, der in Hawai teilnahm und sich<br />
fortan IRIONMAN nennen durfte. Während<br />
seiner sportlichen Laufbahn beteiligte er sich<br />
an sämtlichen Formen des Triathlons. Er nahm<br />
an 220 Triathlons und davon 33 Ironman-<br />
Distanzen weltweit teil. Seine außergewöhnlich<br />
Sportkarriere würdigt das <strong>Deutsche</strong> Sport<br />
& Olympia Museum nun in dem es in der<br />
Ehrenrunde des Museum einen Spind einrichtet,<br />
der Aschwers Leben portraitiert.<br />
Flatland Bridge<br />
Am 21. Juli <strong>2007</strong> fand auf dem Dach des<br />
<strong>Deutsche</strong>n Sport & Olympia Museum der<br />
Flatland Bridge Besttrick Contest <strong>2007</strong> statt.<br />
45 Fahrer aus aller Welt trafen sich eine<br />
Woche nach den BMX Masters erneut zum<br />
Wettkampf. Im Gegensatz zu den Meisterschaftswettbewerben<br />
war die Stimmung<br />
nun jedoch entspannter. Der Sieg bei dem<br />
Contest auf dem Dach des <strong>Deutsche</strong>n Sport<br />
& Olympia Museums stand auch weniger im<br />
Mittelpunkt des Interesses. Viel mehr war<br />
das Treffen die Gelegenheit neue Tricks zu<br />
zeigen und darüber zu diskutieren ohne den<br />
Druck um einen Titel zu kämpfen. Spannung<br />
kam dann aber doch noch auf als nach dem<br />
freien Fahren der "best trick" gekürt werden<br />
sollte. Beeindruckende Kunststücke wurden<br />
präsentiert und im Publikum, das sich aus<br />
der BMX-Szene und den Museumsbesuchern<br />
bunt zusammensetzte, war manches<br />
Mal die Verwunderung groß, wie akrobatisch<br />
Kunststücke auf einem Rad sein<br />
können.
„Leben nach Lust und Laune“<br />
Mit ein bisschen Glück und einem Los<br />
der GlücksSpirale gewinnen Sie die<br />
GlücksRente von 7.500 Euro. Monat<br />
für Monat. Ein Leben lang. Auf jeden<br />
Fall aber sorgen Sie auch bei anderen für<br />
beste Kondition – denn mit jedem Los der<br />
GlücksSpirale fördern Sie den deutschen<br />
Sport. GlücksSpirale tut gut!<br />
Lose nur bei
Die neue C-Klasse. Auch in Gold, Silber<br />
oder Bronze erhältlich.<br />
Mercedes-Benz unterstützt als offizieller Partner die Medaillenjagd der deutschen Olympiamannschaft 2008.<br />
� Nur die besten Sportler kommen<br />
in die Olympiamannschaft. Mercedes-Benz<br />
und die neue C-Klasse sind stolz darauf, als<br />
Partner mit dabei sein zu dürfen. Wie die<br />
Olympiamannschaft vereint auch die neue<br />
C-Klasse herausragende Eigenschaften mit-<br />
einander. Sie ist einerseits agil und sportlich,<br />
andererseits kultiviert und souverän. Darum<br />
sollten Sie sich, am besten bei einer Probe-<br />
fahrt, genügend Zeit nehmen, sie ganz in Ruhe<br />
auf sich wirken zu lassen. Es lohnt sich, denn<br />
Sie werden ein Auto wie kein zweites erleben.<br />
www.mercedes-benz.de/c-klasse