Ausgabe 4/2007 - Deutsche Olympische Gesellschaft
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Endlich unter vollen<br />
Segeln im Kampf<br />
gegen Doping<br />
Von Andreas Müller<br />
Es mag absurd und paradox klingen. Der Nationalen<br />
Anti-Doping-Agentur (Nada) kam die Lawine der<br />
Doping-Enthüllungen in der jüngsten Vergangenheit<br />
wie gerufen, um endlich die schon längst fällige Aufstockung<br />
ihres Budgets zu erzwingen und damit zu jener Größe<br />
im Kampf gegen Manipulationen, Ehrverletzungen und<br />
Betrügereien im deutschen Sport emporzusteigen, die die<br />
Institution mit Sitz in Bonn in den ersten fünf Jahren nicht<br />
annähernd zu erreichen vermochte. Freilich hatten der<br />
frühere Geschäftsführer Roland Augustin und Ex-Vorstandschef<br />
Peter Busse immer mal auf die unzulängliche finanzielle<br />
wie personelle Ausstattung hingewiesen. Verhalten und<br />
sachte und kaum öffentlich hatten sie Kritik an der Diskrepanz<br />
am ursprünglich versprochenen Stiftungskapital (50<br />
Millionen Euro) und am tatsächlichen (8,6 Millionen) geäußert<br />
und hinter vorgehaltener Hand moniert, dass acht<br />
Mitarbeiter nicht ausreichen, um Doping- Kontrollen für<br />
9.000 Kader-Athleten zu organisieren und auszuwerten. Die<br />
internationale Anti-Doping-Agentur (Wada) gibt als Faustregel<br />
vor, dass auf 700 Athleten ein Vollzeit-Mitarbeiter kommen<br />
sollte...<br />
20<br />
Mit dem neuen Vorstandschef Armin Baumert<br />
und den so genannten Beichten von Aldag über<br />
Jaksche bis Zabel wurde die vornehme Zurückhaltung<br />
aufgegeben und die Empörung über<br />
die Verunreinigung des deutschen (Rad-)Sports<br />
ausgenutzt. Wortgewaltig, vernehmlich und<br />
unüberhörbar wurde die Lage skizziert: Entweder<br />
gelingt es, den aktuellen Jahres-Etat von<br />
1,9 Millionen Euro schnellstens um gut drei<br />
Millionen Euro aufzustocken und nach professionellem<br />
Muster arbeitsfähig zu werden. Oder,<br />
so die Drohung am Vorabend der Amtseinführung<br />
des neuen Geschäftsführers Christoph<br />
Niessen, die Nada müsse sich die Sinnfrage<br />
stellen und über ihre Existenz nachdenken.<br />
"Diese fünf Millionen Euro sind kein Wunsch.<br />
Dieses Budget ist die Voraussetzung, damit wir<br />
unsere Aufgaben erfüllen können", erklärte der<br />
Kuratoriumsvorsitzende Hanns Michael Hoelz<br />
die Zwänge. Elementar gehe es um eine "stabile,<br />
kontinuierliche und verlässliche" finanzielle<br />
Basis. "Wenn das nicht gelingt, dann müssen<br />
wir sehr früh zu erkennen geben, wo unsere<br />
Grenzen sind. Oder wir sagen ehrlich: Mit<br />
diesem Gebilde ist kein effektiver Kampf gegen<br />
Doping machbar", ging Baumert noch einen<br />
Schritt weiter. "Wir wollen kein Kleinkleckerverein<br />
sein, der nur auf dem Papier steht."<br />
Die unverhohlene Drohung, der organisierte<br />
Sport, Politik und <strong>Gesellschaft</strong> könnten im<br />
gemeinsamen Kampf gegen die Doping-Seuche<br />
ohne weiteres Geld für die Nada auf deren<br />
Ende und somit auf eine riesige Blamage zusteuern, wirkte<br />
bereits Wunder. Nicht auszudenken, wie die Welt mit Fingern<br />
auf Deutschland zeigte, würden die Nada-Verantwortlichen<br />
das Handtuch werfen - einem Box-Trainer gleich, der seinem<br />
Schützling im Kampf mit einem übermächtigen Gegner<br />
ohnmächtig zuschauen muss und kapituliert. So weit darf es<br />
nicht kommen! Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble<br />
(CDU) hat das wohl deutlichste Zeichen in diese Richtung<br />
gegeben, als er im Haushaltsentwurf für 2008 eine drastische<br />
Steigerung der Mittel für die Nada festschreiben ließ. Der<br />
vom Kabinett verabschiedete Haushalt sieht vor, die Förderung<br />
von derzeit 1,1 auf 3,9 Millionen Euro zu steigern. Eine<br />
Million davon soll dem Grundkapital der Nada-Stiftung<br />
zugute kommen. Darüber hinaus sieht der Haushaltsentwurf<br />
vor, in den nächsten vier Jahren zusätzliche 11,2 Millionen<br />
Euro für die Arbeit der Nada sowie in die Verbesserung von<br />
Dopinganalytik und Forschung zu investieren. Über einen<br />
weiteren Geldsegen kann sich die Nada aus dem Radsport<br />
freuen. Die Teams von T-Mobile und Milram zum Beispiel<br />
kündigten ebenso Beihilfen an wie das Land Baden-Württemberg.<br />
Potenzielle Mäzene im Ringen um einen sauberen Sport