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Zeitschrift des Deutschen Olympischen Sportbundes und der ...

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Ausgabe 3/2008<br />

<strong>Zeitschrift</strong> <strong>des</strong><br />

<strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong> Sportbun<strong>des</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong> Gesellschaft


aaaWas wäre, wenn Sie sich an jedem Ort<br />

zu je<strong>der</strong> Zeit auf uns verlassen können?<br />

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Fre<strong>und</strong>liche Grüße<br />

aus <strong>der</strong> OF-Redaktion<br />

N<br />

achdem sich die Fußball-Fieberkurve endlich in Richtung<br />

Normaltemperatur gesenkt hat, darf auch <strong>der</strong> Restsport wie<strong>der</strong><br />

um allgemeine Aufmerksamkeit bitten. Und da ist es, liebe Leserinnen<br />

<strong>und</strong> Leser, naheliegend, dass Olympia erneut ins Interessenszentrum<br />

rückt. Dieses Jahresthema 2008, schon bisher nicht von politischen<br />

Turbulenzen wie sportspezifischen Problemen verschont<br />

geblieben, macht jetzt in Richtung olympischer Endspurt verstärkt<br />

von sich reden. Keine Frage, dass wir in <strong>der</strong> aktuellen OF-Ausgabe<br />

entsprechende Akzente setzen wollen. Mit einem vorolympischen<br />

Kaleidoskop unterschiedlichster Schwerpunkte, Bewertungen <strong>und</strong><br />

Diskussionsansätze möchten wir auf die Spiele in Peking einstimmen.<br />

Dabei wird <strong>der</strong> Blick in die olympische Geschichte ebenso wenig<br />

ausgeblendet wie die gegenwärtige Problembewältigungsstrategie<br />

<strong>des</strong> IOC o<strong>der</strong> auch deutsche Befindlichkeiten aus unterschiedlicher<br />

Sichtweise.<br />

Und das OF wäre natürlich nicht das OF mit seinem selbstgewählten<br />

idealistischen Dauerauftrag, wenn wir auf die wirklichen Werte <strong>und</strong><br />

die immer noch wahren Botschaften <strong>des</strong> mo<strong>der</strong>nen Olympismus<br />

verzichten würden. Prof. Ommo Grupe beispielsweise wird nicht<br />

müde, das tatsächlich Olympische hinter den Fassaden <strong>der</strong> sportlichen<br />

<strong>und</strong> politischen Verwerfungen <strong>und</strong> <strong>des</strong> ungebremsten Gigantismus<br />

sichtbar zu machen <strong>und</strong> dringend anzumahnen. O<strong>der</strong> wer wäre<br />

besser geeignet als Professor Hans Lenk, mit einem Appell an "Athleten<br />

<strong>und</strong> an<strong>der</strong>e Aktive" den olympischen Erwartungsdruck wie<strong>der</strong> in<br />

sportliche Normalbahnen zu lenken <strong>und</strong> dabei den Idealen im<br />

Zeichen <strong>der</strong> fünf Ringe wie<strong>der</strong> etwas näher zu kommen? Der Ru<strong>der</strong>olympiasieger<br />

<strong>und</strong> heutige Präsident <strong>der</strong> Weltakademie für Philosophie,<br />

<strong>der</strong> seit Jahrzehnten das Phänomen Olympia philosophisch<br />

beleuchtet <strong>und</strong> kritisch-konstruktiv begleitet, gibt wie Ommo Grupe<br />

nicht auf. Sein symbolisches Handauflegen will nicht nur <strong>der</strong> olympischen<br />

Familie sagen: Das eigentliche Erlebnis <strong>der</strong> Spiele ist viel zu<br />

wichtig, als dass man es im Strudel von Medaillienhysterie <strong>und</strong> allen<br />

ihren skandalträchtigen Begleiterscheinungen untergehen lassen<br />

darf.<br />

Solche notwendigen Einstimmungen auf Peking werden flankiert<br />

von Gr<strong>und</strong>satzbeiträgen, die den Spitzensport jenseits olympischer<br />

Umklammerung unter verschiedenen Aspekten sezieren. Schließlich<br />

soll, wie immer, auch diesmal <strong>der</strong> Beweis erbracht werden: Die Breite<br />

<strong>und</strong> Vielfalt <strong>des</strong> Sports wird über allem Hochleistungsgetümmel<br />

nicht vergessen. Und trotzdem noch mal zurück zu Olympia. Das<br />

nächste OF wird als Doppelausgabe 4/5 mit einem gebührenden<br />

Peking-Schwerpunkt im September erscheinen. In <strong>der</strong> Hoffnung<br />

darauf, dass sich dann auch die olympische Fieberkurve weltweit<br />

gesenkt haben wird <strong>und</strong> den Blick zurück auf ein letztlich großartiges<br />

Ereignis ermöglicht.<br />

Ihr Harald Pieper<br />

Inhalt<br />

OF Mosaik 4<br />

OF-Podium: Willi Lemke 6<br />

Hochleistungssport braucht Vertrauen 8<br />

Prof. Dr. Georg An<strong>der</strong>s<br />

Heldenverehrung <strong>und</strong> Vertrauenskrise 12<br />

Prof. Dr. Robin Kähler<br />

Blickpunkt Peking: Ein vorolympisches Kaleidoskop<br />

Die Olympische Idee ist universell <strong>und</strong> international 16<br />

Prof. Dr. Ommo Grupe<br />

Stichworte zu Olympia <strong>und</strong> Wertebewusstsein 18<br />

Dr. Kerstin Kirsch<br />

Ein olympischer Appell an Athleten <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e Aktive 18<br />

Prof. Dr. Hans Lenk<br />

Olympische Gewissensfragen von Athen bis Peking 20<br />

Dr. Andreas Höfer<br />

Olympia <strong>und</strong> Politik: Dauerthema von historischer Dimension 24<br />

Steffen Haffner<br />

Olympia zwischen Yin <strong>und</strong> Yang 28<br />

Günter Deister<br />

China <strong>und</strong> die <strong>Olympischen</strong> Spiele - ein Hin<strong>der</strong>nislauf 31<br />

Michael Gernandt<br />

Deutsche Bewährungsprobe 32<br />

Günter Deister<br />

Betty Heidler: Volle Konzentration auf den großen Wurf 35<br />

Steffen Haffner<br />

Ru<strong>der</strong>-Meistertrainerin Jutta Lau 37<br />

Dr. Andreas Müller<br />

Wenn Materialfrage <strong>und</strong> mentale Bremse das<br />

Höchstleistungsstreben beeinflussen 40<br />

Bianka Schreiber-Rietig<br />

Der uniformierte Spitzensport 44<br />

Michael Reinsch<br />

OF-Kommentare 46<br />

Michael Gernandt / Steffen Haffner / Harald Pieper<br />

Dr. Karlheinz Gieseler<br />

Im Kampf um sauberen Sport gibt es auch unsaubere<br />

Begleiterscheinungen 48<br />

Dr. Andreas Müller<br />

"Sterne <strong>des</strong> Sports" - Anerkennung für die Sportvereine 50<br />

Susanne Lichte<br />

Talar o<strong>der</strong> Turnhose: Kirchengemeinden <strong>und</strong> Sportvereine 54<br />

Karl Hoffmann<br />

Was macht eigentlich ...? Roswitha Krause 56<br />

Jochen Frank<br />

Eine außergewöhnliche Symbiose von Sport <strong>und</strong> Kunst 58<br />

Herbert Somplatzki<br />

Vor 75 Jahren wurde das weltbekannte Institut von<br />

Dr. Magnus Hirschfeld geplün<strong>der</strong>t 62<br />

Prof. Dr. Lorenz Peiffer<br />

OF-Galerie: Gesichter <strong>der</strong> <strong>Olympischen</strong> Spiele 1936 66<br />

Dr. Andreas Höfer<br />

Nachrichten <strong>des</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong> Sportbun<strong>des</strong> 70<br />

Nachrichten <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong> Gesellschaft 75<br />

Impressum 84<br />

Nachrichten <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong> Akademie 86<br />

Deutsches Sport & Olympia Museum 88<br />

3


IOC stellt Fackelläufe<br />

auf den Prüfstand<br />

D<br />

as Internationale Olympische<br />

Komitee (IOC) will den internationalen<br />

Teil <strong>der</strong> Fackelläufe vor <strong>Olympischen</strong><br />

Spielen auf den Prüfstand stellen.<br />

Wie IOC-Präsident Jacques Rogge<br />

bei <strong>der</strong> IOC-Exekutive in Athen mitteilte,<br />

werde man sich überlegen, was in<br />

Zukunft zu tun sei. `Wir sind ja nicht<br />

blind o<strong>der</strong> naiv´, so Rogge. An <strong>der</strong><br />

Fackel als `großartiges Symbol´ wolle er<br />

aber auf jeden Fall festhalten.<br />

Auf dem längsten Fackellauf <strong>der</strong><br />

Geschichte vor den Spielen in Peking<br />

(8. bis 24. August) hatte es seit April<br />

weltweit zum Teil gewalttätige Proteste<br />

gegen Chinas Politik gegeben. Seither<br />

gab es etliche Vorschläge, die Flamme<br />

nur noch durch das Gastgeberland zu<br />

führen.<br />

Vierkampf um<br />

Olympische<br />

Sommerspiele 2016<br />

C<br />

hicago, Madrid, Rio de Janeiro <strong>und</strong><br />

Tokio gehen als offizielle Kandidaten<br />

in das 16 Monate dauernde Finale<br />

um die <strong>Olympischen</strong> Sommerspiele<br />

2016. Von den sieben Bewerbern sind<br />

4<br />

dagegen Baku (Aserbaidschan), Doha<br />

(Katar) <strong>und</strong> Prag in <strong>der</strong> `technischen<br />

Vorauswahl´ gescheitert. Den Beschluss<br />

gab die Pressechefin <strong>des</strong> Internationalen<br />

<strong>Olympischen</strong> Komitees (IOC), Giselle<br />

Davies, in Athen bekannt.<br />

Olympische<br />

Jugend-Spiele mit<br />

Flaggen <strong>und</strong> Hymnen<br />

I<br />

n einer nicht unumstrittenen Entscheidung<br />

hat die IOC-Exekutive in<br />

Athen die ab 2010 eingeführten <strong>Olympischen</strong><br />

Spiele <strong>der</strong> Jugend weiter<br />

aufgewertet. Gegen erheblichen Wi<strong>der</strong>stand<br />

setzte Präsident Jacques Rogge<br />

seine Vorstellung durch, die Sieger<br />

durch Flaggen <strong>und</strong> Hymnen ihrer<br />

Län<strong>der</strong> zu ehren. Auch dürfen entgegen<br />

bisherigen Plänen Athleten teilnehmen,<br />

die schon zuvor bei `großen´ Spielen<br />

gestartet sind, wenn sie das Alterslimit<br />

von 18 Jahren nicht überschreiten.<br />

OF: Zum ersten Mal ist <strong>der</strong> deutsche Chef<br />

de Mission (CdM) nicht aus dem Spitzensport<br />

rekrutiert worden. Statt<strong>des</strong>sen wurde<br />

ein Seiteneinsteiger aus <strong>der</strong> Politik in die<br />

Sportadministration mit diesem Amt<br />

betraut. Was waren die Gründe für die<br />

Abkehr von bisherigen Gepflogenheiten?<br />

DR. VESPER: Mit <strong>der</strong> Fusion von DSB <strong>und</strong><br />

NOK zum neuen DOSB war u.a. auch die<br />

Absicht verb<strong>und</strong>en, die Arbeit dieser vereinigten<br />

Sportorganisation mit 27 Millionen<br />

Mitgliedschaften <strong>und</strong> 93.000 Sportvereinen<br />

stärker zu professionalisieren. Danach soll<br />

das ehrenamtliche Präsidium die strategischen<br />

Leitlinien festlegen <strong>und</strong> übergeordnete<br />

Entscheidungen treffen. Zugleich soll<br />

das Hauptamt gestärkt werden <strong>und</strong> die<br />

Verantwortung für das operative Geschäft<br />

übernehmen. Ausdruck dieser Gr<strong>und</strong>satzhaltung<br />

war die Schaffung <strong>der</strong> neuen<br />

Position <strong>des</strong> Generaldirektors als "Scharnier"<br />

zwischen ehrenamtlichem Präsidium <strong>und</strong><br />

hauptamtlicher Geschäftsstelle. Das Präsidium<br />

empfand es dann als konsequent, auch<br />

die Funktion <strong>des</strong> Chef de Mission hauptamtlich<br />

zu besetzen, wie das übrigens auch<br />

in <strong>der</strong> Vergangenheit mehrfach <strong>der</strong> Fall war.<br />

Chef de Mission bei den Winterspielen in<br />

Vancouver wird übrigens Bernhard<br />

Schwank sein, unser Leistungssportdirektor.<br />

OF: Erwarten Sie ein Ende <strong>des</strong> Nie<strong>der</strong>gangs<br />

<strong>der</strong> Medaillenzahl o<strong>der</strong> die Fortsetzung <strong>der</strong><br />

Probleme im Bereich olympischer Sommersport?<br />

DR. VESPER: Schon im ersten Jahr <strong>der</strong><br />

Existenz <strong>des</strong> DOSB ist es gelungen, die<br />

Leistungssportför<strong>der</strong>ung <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>, die bis<br />

dahin viele Jahre lang entwe<strong>der</strong> stagniert<br />

hatte o<strong>der</strong> gar gesunken war, deutlich zu<br />

erhöhen. Mit diesem Rückenwind ist es uns<br />

gelungen, die Leistungssportför<strong>der</strong>ung auf<br />

das neue Steuerungsmodell <strong>und</strong> För<strong>der</strong>konzept<br />

umzustellen. Mit sämtlichen olympischen<br />

Spitzenverbänden wurden konkrete<br />

Zielvereinbarungen getroffen, die die<br />

Leitplanken für den Weg nach London 2012<br />

(<strong>und</strong> natürlich auch nach Vancouver 2010)<br />

setzen. Unser Ziel ist, den Abwärtstrend,<br />

den <strong>der</strong> deutsche Sommersport seit Barcelona<br />

1992 zu verzeichnen hat, endlich zu<br />

stoppen.<br />

OF: Wie sieht das Bemühen aus, eine in<br />

punkto Doping- <strong>und</strong> Stasi-Verwicklung<br />

OF-MOSAIK<br />

OF-MOSAIK


Olympia fasziniert Millionen - auch diesmal<br />

Fragen an den Chef de Mission <strong>der</strong> deutschen Olympiamannschaft in Peking, DOSB-Generaldirektor Dr. Michael Vesper<br />

saubere deutsche Olympiamannschaft an<br />

den Start zu bringen?<br />

DR. VESPER: Das Präsidium hat ein glasklares<br />

Anti-Doping-Management für unser<br />

Olympiateam beschlossen. Es versteht sich<br />

von selbst, dass alle Athletinnen <strong>und</strong> Athleten<br />

dem Nationalen Testpool <strong>der</strong> NADA<br />

angehören müssen. Wer in <strong>der</strong> laufenden<br />

Olympiade eines Dopingvergehens überführt<br />

wurde o<strong>der</strong> ein solches gestanden hat, kann<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich nicht Mitglied unserer Mannschaft<br />

sein - eine Regelung, die das IOC<br />

nach deutschem Vorbild jetzt auch international<br />

beschlossen hat. Alle nominierten<br />

Athleten werden bis zur Eröffnung <strong>des</strong><br />

olympischen Dorfes am 27. Juli 2008 noch<br />

einmal einer unangekündigten Trainingskontrolle<br />

unterzogen. Ende 2006 hat <strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>tag<br />

das Stasi-Unterlagen-Gesetz novelliert.<br />

Trotz gewisser Tendenzen, fast 20 Jahre<br />

nach <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>vereinigung einen "Schlussstrich<br />

zu ziehen", haben wir dafür geworben,<br />

dass <strong>der</strong> Sport auf Gr<strong>und</strong> seiner Vorbildfunktion<br />

auch weiterhin Offizielle in leiten<strong>der</strong><br />

Funktion auf eine mögliche Stasi-Verwicklung<br />

überprüfen kann. Dies wurde durchgesetzt,<br />

<strong>und</strong> <strong>des</strong>halb stellen wir im Vorfeld <strong>der</strong><br />

Nominierung sicher, dass alle von dem<br />

Gesetz erfassten Personen von <strong>der</strong> Birthler-<br />

Behörde überprüft werden. Das gilt ausdrücklich<br />

auch für den Fall, dass im Vorfeld<br />

von Athen die Prüfung negativ ausgefallen<br />

war, denn es könnten ja neue Erkenntnisse<br />

<strong>und</strong> Unterlagen aufgetaucht sein.<br />

OF: Wie stehen Sie zur Tibetfrage <strong>und</strong> zur<br />

Menschenrechtsproblematik in <strong>der</strong> Vermittlung<br />

gegenüber Athleten: kritisch-offensiv,<br />

defensiv zur Zurückhaltung mahnend o<strong>der</strong><br />

neutral, ohne Beeinflussung <strong>der</strong> Sportler?<br />

DR. VESPER: Die Spiele in Peking finden in<br />

beson<strong>der</strong>er Weise im politischen Raum<br />

statt. Das DOSB-Präsidium hat sich schon<br />

vor über einem Jahr intensiv mit <strong>der</strong><br />

Menschenrechtsproblematik beschäftigt<br />

<strong>und</strong> dazu eine deutliche Position bezogen.<br />

Wir haben die Erklärung vom Mai 2007<br />

damals veröffentlicht - aber lei<strong>der</strong> interessierte<br />

sich kaum jemand dafür. Eines haben<br />

wir jedenfalls nicht getan: geschwiegen. Als<br />

OF-MOSAIK<br />

OF-MOSAIK<br />

viele, die sich später empörten, noch keinen<br />

Laut von sich gaben, haben wir die Menschenrechtsfrage<br />

zum Thema gemacht.<br />

Davon zu unterscheiden ist die Tibet-Frage:<br />

Auch hier werden die Menschenrechte -<br />

wie auch in an<strong>der</strong>en von Min<strong>der</strong>heiten<br />

bewohnten Provinzen - eklatant verletzt.<br />

Aber eine Herauslösung Tibets aus China<br />

("Free Tibet!") kann nicht Thema <strong>der</strong> <strong>Olympischen</strong><br />

Bewegung sein. Die Bun<strong>des</strong>regierung,<br />

die Vereinten Nationen, die Europäische<br />

Union - sie alle verfolgen die "Ein-<br />

China-Politik", <strong>und</strong> auch <strong>der</strong> Dalai Lama<br />

unterstreicht immer wie<strong>der</strong>, ihm gehe es<br />

um mehr kulturelle Autonomie <strong>und</strong> religiöse<br />

Freiheit, aber nicht um die Unabhängigkeit<br />

Tibets. Tibet ist also für uns ein Teil <strong>des</strong><br />

Menschenrechtsthemas.<br />

Selbstverständlich trete ich ohne Wenn <strong>und</strong><br />

Aber für die Meinungsfreiheit unserer<br />

Athletinnen <strong>und</strong> Athleten ein: Sie werden<br />

ihre Meinung frei sagen (Betonung auf<br />

"sagen"), sie werden aber auch, ohne in eine<br />

politische Ecke gedrängt zu werden, schweigen<br />

können. Die Sportlerinnen <strong>und</strong> Sportler<br />

können zu politischen Fragen Stellung<br />

nehmen, wenn sie in <strong>der</strong> Mixed-Zone, bei<br />

Pressekonferenzen, in Interviews danach<br />

gefragt werden. Wir stellen ihnen dazu<br />

Materialien zur Verfügung, übrigens auch<br />

von Amnesty International <strong>und</strong> Human<br />

Rights Watch, damit sie sich ein eigenes<br />

Urteil bilden können. Was von <strong>der</strong> olympischen<br />

Familie nicht gewollt ist, sind politische<br />

Demonstrationen an den olympischen<br />

Stätten. Hier bestünde die Gefahr, dass <strong>der</strong><br />

eigentliche Inhalt <strong>der</strong> Spiele, nämlich <strong>der</strong><br />

Sport, durch politische Meinungsäußerungen<br />

überlagert würde. Dann gäbe es mögli-<br />

cherweise einen Wettlauf um die originellste<br />

Idee eines T-Shirts, Bändchens, Kopfschmucks<br />

o<strong>der</strong> Body-Painting, auf die sich<br />

dann die Kameras richten. Das geht übrigens<br />

auch bei keiner an<strong>der</strong>en Sportveranstaltung.<br />

OF: Wird es eine Fortsetzung o<strong>der</strong> Überwindung<br />

<strong>der</strong> Glaubwürdigkeitskrise (Doping)<br />

<strong>des</strong> olympischen Sports durch die Wettkämpfe<br />

in Peking geben?<br />

DR. VESPER: Die Spiele in Peking sind mit<br />

dem größten Anti-Doping-Programm<br />

verb<strong>und</strong>en, das jemals zum Einsatz gekommen<br />

ist: 4.500 Kontrollen, die in WADAakkreditierten<br />

Labors schnellstmöglich<br />

untersucht werden. Alle Proben werden auf<br />

acht Jahre eingefroren, sodass sich kein<br />

Doper sicher sein kann, dass sein Dopingmittel<br />

durch neu entwickelte Analysemethoden<br />

nicht doch entdeckt werden kann.<br />

Solche Unsicherheit führt zu Abschreckung,<br />

<strong>und</strong> Abschreckung führt bei denen, die für<br />

Dopingmethoden empfänglich sind, hoffentlich<br />

dazu, dass sie davon Abstand<br />

nehmen. Aber es ist wie immer im Leben:<br />

Missbrauch <strong>und</strong> abweichen<strong>des</strong> Verhalten<br />

sind letztlich nicht völlig auszuschließen,<br />

<strong>und</strong> darum kann es durchaus sein, dass in<br />

Peking Dopingfälle aufgedeckt werden -<br />

allerdings hoffentlich nicht in <strong>der</strong> deutschen<br />

Mannschaft.<br />

OF: Sehen Sie Chancen für ein öffentliches<br />

Interesse nach <strong>der</strong> Fußball-EM auch für<br />

Olympia in Peking o<strong>der</strong> erwarten Sie eher<br />

Zurückhaltung aus Verdruss über die<br />

olympischen Problemfel<strong>der</strong>?<br />

DR. VESPER: Ich bin zuversichtlich: Die<br />

Olympische Idee fasziniert nach wie vor<br />

Millionen. Das gilt für die Sportler, die nach<br />

wie vor nicht den Weltmeister-Titel, son<strong>der</strong>n<br />

eine olympische Medaille als Krönung<br />

ihrer sportlichen Karriere empfinden. Und es<br />

gilt ebenso für das Publikum. Ich denke,<br />

dass die Spiele in Peking auch das deutsche<br />

Publikum faszinieren werden.<br />

Die Fragen stellten Michael Gernandt<br />

<strong>und</strong> Steffen Haffner<br />

5


"<br />

W<br />

ir, die Völker <strong>der</strong> Vereinten Nationen - fest entschlossen,<br />

künftige Geschlechter vor <strong>der</strong> Geißel<br />

<strong>des</strong> Krieges zu bewahren...", so lautet <strong>der</strong> erste<br />

Satz <strong>der</strong> Charta <strong>der</strong> Vereinten Nationen, die 1945 auf <strong>der</strong><br />

UN-Gründungskonferenz in San Francisco verabschiedet<br />

wurde. Zur Wahrung <strong>des</strong> Weltfriedens <strong>und</strong> <strong>der</strong> internationalen<br />

Sicherheit sollte eine bestandsfähige Staatenorganisation<br />

geschaffen werden. Und die UN hat sich bis heute zur ersten<br />

<strong>und</strong> einzigen Staatenorganisation mit universellem Anspruch<br />

- <strong>und</strong> umfassenden Mandat - entwickelt. Schon die Präambel<br />

<strong>der</strong> UN-Charta verpflichtet die Mitgliedstaaten "den<br />

sozialen Fortschritt <strong>und</strong> einen besseren Lebensstandard in<br />

größerer Freiheit zu för<strong>der</strong>n". Armut <strong>und</strong> Elend zu bekämpfen,<br />

allen Menschen ein Leben in Würde <strong>und</strong> Selbstbestimmung<br />

zu ermöglichen, zählt neben <strong>der</strong> friedlichen Koexistenz<br />

gewissermaßen zu den Kernanliegen <strong>der</strong> Weltorganisation.<br />

Diesen beiden Zielen kann auch <strong>der</strong> Sport auf einzigartige<br />

Weise dienen. Im Streben nach Entwicklung <strong>und</strong> Frieden<br />

wurde <strong>der</strong> Sport von internationalen Experten aus den<br />

Bereichen Entwicklungszusammenarbeit, Bildung, Ges<strong>und</strong>heit,<br />

Sport, Wirtschaft <strong>und</strong> Konfliktbewältigung als effektives<br />

Instrument für die Erreichung von Entwicklungszielen anerkannt.<br />

Eine wachsende Zahl von Entwicklungsorganisationen,<br />

darunter die UN, setzt <strong>des</strong>halb Sport heute gezielt als Instrument<br />

ein.<br />

Sport <strong>und</strong> die Vereinten Nationen - dies ist kein neues Phänomen.<br />

Das UN-System hat Sport als Instrument <strong>der</strong> Entwicklungszusammenarbeit<br />

seit seiner Gründung eingesetzt.<br />

Auch wenn Sport häufig als ein ad hoc-Instrument verwendet<br />

wurde, bauten insbeson<strong>der</strong>e Nothelfer auf Sport, um die<br />

Lebensumstände <strong>der</strong> Opfer von Konflikten o<strong>der</strong> von Naturkatastrophen<br />

zu verbessern.<br />

Neue Impulse erhielt die Diskussion um Sport im Dienste von<br />

Entwicklung <strong>und</strong> Frieden im Rahmen <strong>des</strong> Millennium-Gipfels<br />

im September 2000. Dort einigten sich die Staats- <strong>und</strong><br />

Regierungschefs auf die so genannten "Millennium Development<br />

Goals (MDGs)", acht Entwicklungsziele für das neue<br />

Jahrtausend. Dazu gehört, dass die Zahl <strong>der</strong> Menschen in<br />

extremer Armut bis zum Jahr 2015 halbiert werden soll<br />

sowie dass bis dahin alle Kin<strong>der</strong> zumin<strong>des</strong>t die Gr<strong>und</strong>schule<br />

absolvieren können. Die UN hat erkannt, dass sie mehr mit<br />

Akteuren <strong>der</strong> Zivilgesellschaft zusammenarbeiten muss, um<br />

diese Ziele zu erreichen. Da <strong>der</strong> Sport im Leben <strong>der</strong> Menschen<br />

einen immer wichtigeren Platz einnimmt, ist es nahe<br />

liegend, seine Werte beim Einsatz für eine gerechtere <strong>und</strong><br />

friedlichere Welt ins Spiel zu bringen.<br />

Als weiteren Schritt zur Integration von Sport in das strategische<br />

<strong>und</strong> operationelle Vorgehen <strong>der</strong> UN <strong>und</strong> ihrer Unterorganisationen<br />

<strong>und</strong> zur Bündelung bestehen<strong>der</strong> Aktivitäten<br />

6<br />

ernannte <strong>der</strong> UN-Generalsekretär 2001 einen Son<strong>der</strong>beauftragten<br />

für Sport im Dienst von Entwicklung <strong>und</strong> Frieden.<br />

Und im November 2003 beschlossen die 191 Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

UN-Generalversammlung die Proklamation <strong>des</strong> Jahres 2005<br />

als das Internationale Jahr <strong>des</strong> Sports <strong>und</strong> <strong>der</strong> Leibeserziehung.<br />

Es war eine hervorragende Gelegenheit, um auf allen<br />

gesellschaftlichen Ebenen, <strong>der</strong> Regierungen, <strong>der</strong> Sportverbände,<br />

<strong>der</strong> Wirtschaft <strong>und</strong> <strong>der</strong> Wissenschaft, Bewusstsein<br />

über das gewaltige Potenzial <strong>des</strong> Sports zu wecken <strong>und</strong><br />

nachhaltig in die Zukunft zu wirken.<br />

Die Bewegung im Bereich Sport <strong>und</strong> Entwicklung ist seither<br />

mit zahlreichen Projekten, Initiativen <strong>und</strong> Programmen<br />

weltweit gewachsen.<br />

Eine Reihe von VN-<br />

Abteilungen, Fonds,<br />

Programmen, Spezial-<br />

<strong>und</strong> Son<strong>der</strong>organisationen<br />

haben<br />

Sport als ein Instrument<br />

<strong>der</strong> Entwicklungsför<strong>der</strong>ung<br />

in<br />

ihre Agenden aufgenommen,<br />

<strong>und</strong> zahlreiche<br />

Programme<br />

<strong>und</strong> Aktivitäten mit<br />

Sportbezug leisten<br />

einen bedeuten<br />

Beitrag zur Erreichung<br />

<strong>der</strong> Millenniumsziele.<br />

Lassen Sie<br />

mich zwei anschauliche<br />

Beispiele nennen:<br />

Seit fünf Jahren findet jährlich das "Match against Poverty"<br />

mit von Zidane <strong>und</strong> Ronaldo zusammengestellten Mannschaften<br />

statt, bisher in Basel (2003), Madrid (2004), Düsseldorf<br />

(2005), Marseille (2006) <strong>und</strong> Malaga (2007), <strong>und</strong> in<br />

diesem Herbst erstmals auf dem afrikanischen Kontinent. In<br />

diesem vom UN-Entwicklungsprogramm (UNDP) organisierten<br />

Fußballspiel sind sportliche Qualität <strong>und</strong> das Ergebnis<br />

sek<strong>und</strong>är. Es geht vielmehr darum, einer breiten Öffentlichkeit<br />

auf spielerische Art <strong>und</strong> Weise <strong>und</strong> in einen sportlichen<br />

Kontext eingebettet die Friedensbestrebungen <strong>und</strong> die Millenniums-Entwicklungsziele<br />

<strong>der</strong> UN bekannt zu machen <strong>und</strong><br />

gleichzeitig finanzielle Mittel für die Armutsbekämpfung zu<br />

mobilisieren.<br />

Das UNHCR, die UN-Unterorganisation für Flüchtlinge, hat<br />

entdeckt, was Sport leisten kann, um Flüchtlingen zu helfen,<br />

ihre menschlichen Verluste <strong>und</strong> Traumata zu verarbeiten. In<br />

Uganda o<strong>der</strong> Kenia beispielsweise gibt <strong>der</strong> Sport Flüchtlingen


aus Somalia, Ruanda o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n die Möglichkeit,<br />

miteinan<strong>der</strong> zu spielen <strong>und</strong> zu kommunizieren, selbst wenn<br />

sie nicht die gleiche Sprache sprechen. Sport hilft den<br />

Flüchtlingen, in den häufig abgeschlossenen Situationen <strong>des</strong><br />

Lagerlebens, ges<strong>und</strong> <strong>und</strong> beschäftigt zu bleiben, <strong>und</strong> es<br />

erlaubt erwachsenen Flüchtlingen, Fähigkeiten zu entwickeln<br />

<strong>und</strong> wie<strong>der</strong> Selbstwertgefühle aufzubauen.<br />

Auch die <strong>Olympischen</strong> Spiele sollen einen Beitrag zur Völkerverständigung<br />

leisten. Sie sind das größte <strong>und</strong> bedeutendste<br />

regelmäßig wie<strong>der</strong>kehrende Sportereignis unserer Zeit. Sie<br />

sind das große Fest <strong>des</strong> Sports, <strong>und</strong> sie sind mit einem höheren<br />

Ziel, <strong>der</strong> <strong>Olympischen</strong> Idee verb<strong>und</strong>en. Zwar werden<br />

Olympische Spiele explizit einer Stadt <strong>und</strong> nicht einem Land<br />

überverantwortet, doch ist es unabwendbar, dass <strong>der</strong>en<br />

Vergabe den Fokus auf Stadt <strong>und</strong> Staat lenkt. Die <strong>Olympischen</strong><br />

Spiele rücken Peking <strong>und</strong> China in das Zentrum <strong>des</strong><br />

Weltinteresses.<br />

Die Vereinten Nationen engagieren sich bereits seit langer<br />

Zeit in China für die allgemeine Verbesserung sozialer,<br />

umweltbedingter <strong>und</strong> ökonomischer Belange, einschließlich<br />

seines Umgangs mit Menschenrechten. Die Vereinten Nationen<br />

setzen sich tagtäglich dafür ein, dass die Ideale - Würde,<br />

Gleichheit, Freiheit <strong>und</strong> Toleranz - zu je<strong>der</strong> Zeit geför<strong>der</strong>t<br />

werden. Auch ich als Son<strong>der</strong>berater <strong>des</strong> UN-Generalsekretärs<br />

für Sport werde alles daran setzen, damit die <strong>Olympischen</strong><br />

Spiele ein Erfolg werden, das heißt, dass sie friedlich <strong>und</strong><br />

ganz im Sinne <strong>des</strong> olympischen Geistes verlaufen <strong>und</strong> als<br />

Plattform <strong>der</strong> Völkerverbindung <strong>und</strong> <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

Millennium-Entwicklungsziele genutzt werden.<br />

Der Generalsekretär <strong>der</strong> UN Ban Ki-moon hat mir drei Aufgaben<br />

gegeben. Erstens soll ich als Advokat <strong>des</strong> Sports als<br />

Instrument zur För<strong>der</strong>ung von Entwicklung <strong>und</strong> Frieden<br />

agieren. Zweitens soll ich repräsentieren. Wenn <strong>der</strong> Generalsekretär<br />

nicht in <strong>der</strong> Lage ist, an den großen Sportveranstaltungen<br />

teilzunehmen, werde ich ihn vertreten. Ich werde ihn<br />

fachlich <strong>und</strong> sportpolitisch beraten <strong>und</strong> gerne auch bei<br />

internationalen Sportveranstaltungen begleiten. Drittens soll<br />

ich als Vermittler zwischen den Vereinten Nationen, den<br />

Mitgliedstaaten, den Weltsportverbänden <strong>und</strong> -organisationen,<br />

<strong>der</strong> Zivilgesellschaft, dem privaten Sektor <strong>und</strong> den<br />

Medien auftreten, um den Dialog <strong>und</strong> innovative Partnerschaften<br />

zu för<strong>der</strong>n.<br />

OF-PODIUM<br />

Die Vereinten Nationen: Mit dem<br />

Sport eine bessere Welt schaffen<br />

Von Willi Lemke, Untergeneralsekretär, Son<strong>der</strong>berater <strong>des</strong> Generalsekretärs <strong>der</strong> Vereinten<br />

Nationen für Sport im Dienst von Entwicklung <strong>und</strong> Frieden<br />

Die Vereinten Nationen sind ein globaler Partner im Dienst<br />

von Entwicklung <strong>und</strong> Frieden, mit universellem Mandat,<br />

weltweiter Präsenz <strong>und</strong> unparteilichem Charakter. Die gr<strong>und</strong>legenden<br />

Werte <strong>des</strong> Sports, Respekt für den Gegner <strong>und</strong> die<br />

Regeln, Teamgeist <strong>und</strong> Fair Play, stimmen mit den Zielen <strong>der</strong><br />

UN <strong>und</strong> den globalen Entwicklungszielen überein.<br />

Der Sport ist weit davon entfernt, vollkommen zu sein - auch<br />

das verbindet ihn mit den Vereinten Nationen. Im Sport geht<br />

es um Menschlichkeit in einer ganz eigenen Form, es geht<br />

um die Entfaltung wertvoller menschlicher Fähigkeiten, <strong>und</strong><br />

<strong>des</strong>halb können wir mit Sport <strong>und</strong> durch Sport eine bessere<br />

Welt schaffen. Wir, das System <strong>der</strong> Vereinten Nationen <strong>und</strong><br />

die Partner <strong>der</strong> Welt <strong>des</strong> Sports, können ein siegreiches Team<br />

bilden <strong>und</strong> sicherstellen, dass das positive Potenzial <strong>des</strong><br />

Sports tatsächlich erfasst, vermittelt <strong>und</strong> umgesetzt wird.<br />

7


Sportliche Wettkämpfe lassen sich nur austragen, wenn<br />

man den An<strong>der</strong>en als formal gleichwertigen Partner<br />

unter Ausgrenzung aller Konflikte, die man sonst mit<br />

ihm haben mag, akzeptiert - trotz aller Heftigkeit <strong>der</strong> Auseinan<strong>der</strong>setzung.<br />

Werden Hass, Eifersucht o<strong>der</strong> politische<br />

Gegensätze im sportlichen Wettkampf selbst ausgetragen,<br />

führt dies zu seiner Zerstörung. Sieg o<strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>lage vollziehen<br />

sich ausschließlich auf <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>lage sportinterner<br />

Kriterien. Nur über die sportliche Leistung wird in diesem<br />

System sozialer Status verliehen. Rollen, die ein Akteur in<br />

einem an<strong>der</strong>en gesellschaftlichen Teilsystem innehat, <strong>und</strong> die<br />

damit verb<strong>und</strong>enen Orientierungen, Attitüden <strong>und</strong> Positio-<br />

nen werden im Leistungssport auf <strong>der</strong> Regulierungsebene,<br />

die über Gewinnen <strong>und</strong> Verlieren entscheidet, ausgeblendet.<br />

Um festzustellen, wer als Sieger o<strong>der</strong> Verlierer zu gelten hat,<br />

<strong>und</strong> welche Aktion als im Wettkampf erzielte Leistung<br />

anzuerkennen ist, bedarf es für alle gleichermaßen geltende<br />

Regeln <strong>der</strong> jeweiligen Sportarten. Sie legen fest, welche<br />

Handlungen für die Leistungserbringung zulässig <strong>und</strong> damit<br />

auch welche verboten sind. Regeln <strong>und</strong> die Überwachung<br />

ihrer Einhaltung sichern die Integrität <strong>des</strong> Wettkampfs.<br />

Integrität beinhaltet hier die prinzipielle Ergebnisoffenheit,<br />

also die Unbestimmtheit <strong>des</strong> Ausgangs <strong>des</strong> Wettkampfs.<br />

Hochleistungssport braucht<br />

Vertrauen Von Georg An<strong>der</strong>s<br />

8


Absprache <strong>und</strong> Manipulation <strong>der</strong> Resultate durch Schiedsrichter,<br />

Funktionäre o<strong>der</strong> Athleten <strong>und</strong> damit außersportliche<br />

Einflüsse auf die Sieg-Nie<strong>der</strong>lage-Entscheidung verletzen<br />

die Integrität. Wettkämpfer begeben sich in dieses dicht<br />

geregelte Wettkampfsystem unter <strong>der</strong> Annahme <strong>der</strong> Geltung<br />

<strong>der</strong> Regeln <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Beachtung durch alle an<strong>der</strong>en<br />

sowie <strong>der</strong> funktionierenden Kontrolle <strong>der</strong> Ergebniserzielung<br />

<strong>und</strong> Wettbewerbsordnung. Und zwar gerade auch <strong>des</strong>halb,<br />

weil es im Wettkampfsport darauf ankommt, dass Ergebnisse<br />

vergleichbar sind <strong>und</strong> Rekorde unter gleichen Bedingungen<br />

erzielt werden. Der Leistungsvergleich bleibt nicht nur<br />

auf die Teilnehmer eines gemeinsamen Wettkampfs bezogen,<br />

son<strong>der</strong>n wird im Rekord situations- <strong>und</strong> ortsunabhängig<br />

gemacht <strong>und</strong> im Weltrekord universalisiert.<br />

Hohe Bedeutung für die Funktionsfähigkeit <strong>des</strong> Leistungssports<br />

kommt daher dem generalisierten o<strong>der</strong> sozialen Vertrauen<br />

zu. Da mit dem Vertrauen darauf, dass Regeln befolgt<br />

werden, das Verhalten an<strong>der</strong>er gr<strong>und</strong>sätzlich berechenbar<br />

wird, besitzen alle Akteure, jedenfalls bis zum Beweis <strong>des</strong><br />

Gegenteils, einen Verhaltenskredit, was eben Leistungen, die<br />

an<strong>der</strong>en Orts, zu an<strong>der</strong>er Zeit <strong>und</strong> mit an<strong>der</strong>en Beteiligten als<br />

gültig, weil glaubwürdig einzuschätzen erlaubt. Es klingt<br />

zunächst etwas paradox: Die Reduzierung <strong>der</strong> Unsicherheit<br />

<strong>der</strong> Akteure über die Unsicherheit <strong>des</strong> Ausgangs eines Wettkampfs<br />

stützt gr<strong>und</strong>sätzlich die Funktionsfähigkeit sportlichen<br />

Wettbewerbs. Generalisiertes, also "gesichtsunabhängiges",<br />

unpersönliches Vertrauen auf regelkonformes <strong>und</strong> faires<br />

Verhalten <strong>des</strong> Gegners ermöglicht den Wettbewerb als eine<br />

Form <strong>des</strong> sozialen Konflikts, <strong>der</strong> auch Nie<strong>der</strong>lagen als Misserfolg<br />

institutionalisiert. Sportlicher Wettstreit vollzieht sich so<br />

als Kooperation in Konkurrenz.<br />

Nun verleitet Ungewissheit leicht dazu, sich Gewissheit über<br />

die Zukunft "besorgen" zu wollen, etwa durch Betrug <strong>und</strong><br />

Manipulation. Je mehr auf dem Spiel steht im Sinne zu<br />

erwarten<strong>der</strong> hoher Einnahmen einerseits <strong>und</strong> beträchtlicher<br />

eigener Investitionen an<strong>der</strong>erseits, <strong>des</strong>to wahrscheinlicher<br />

werden Versuche, <strong>der</strong> Ergebnisoffenheit "abzuhelfen". Beispiele<br />

für <strong>der</strong>artige Tatbestände <strong>der</strong> Manipulation <strong>und</strong> <strong>des</strong><br />

Betrugs mit möglichen vertrauensmin<strong>der</strong>nden Effekten gibt<br />

es vielfältig. Dopingpraktiken gehören zuvör<strong>der</strong>st dazu. Über<br />

Bestechungen von Schiedsrichtern <strong>und</strong> Spielern wird geradezu<br />

periodisch berichtet. Erst kürzlich lief wie<strong>der</strong> einmal<br />

eine Meldung durch die Presse, dass in Polen bei Ermittlungen<br />

gegen Sportfunktionäre, Schiedsrichter, Trainer <strong>und</strong><br />

Spieler seit 2005 mehr als 120 Verdächtige festgenommen<br />

wurden. Sie sollen Schmiergel<strong>der</strong> kassiert <strong>und</strong> Spiele manipuliert<br />

haben. Funktionäre greifen mit Stallregie in die<br />

Wettkampfergebnisse ein, wie die Formel 1 im Automobilrennsport<br />

spektakulär vorführt. Einschüchterung von<br />

Schiedsrichtern durch Gewaltandrohung seitens <strong>der</strong><br />

Zuschauer scheint zunehmend um sich zu greifen. Im<br />

November 2007 hat ein anonymer "Zeuge" Wettbetrugsvor-<br />

würfe im Spitzentennis erhoben. In die Affäre sollten auch<br />

deutsche Spieler verwickelt sein. Es geht dabei um illegale<br />

Wetten <strong>und</strong> "gezinkte" Spiele bei Tennisturnieren. So hätten<br />

u.a. Spieler in <strong>der</strong> "Players Lounge" verbotene Wetten abgeschlossen.<br />

Der ATP liegt eine Liste mit 140 "belasteten"<br />

Matches aus <strong>der</strong> Zeit zwischen Juli 2002 <strong>und</strong> September<br />

2007 vor. Die ATP hat zwar "gewisse Probleme" eingeräumt,<br />

sieht aber die Integrität <strong>des</strong> weißen Sports nicht in Gefahr.<br />

Zum Schutz <strong>des</strong> Vertrauens sind Kontrolleinrichtungen<br />

notwendig. Kontrolle <strong>und</strong> Vertrauen stellen keine unvereinbaren<br />

Alternativen dar. Kontrolle dient dazu, Vertrauen<br />

durch das Zulassen von Misstrauen herzustellen. Schieds<strong>und</strong><br />

Kampfrichter fungieren als in den Sportorganisationen<br />

verankerte Agenten formalisierter sozialer Kontrolle. Sie<br />

haben die Einhaltung <strong>der</strong> Regeln zu gewährleisten <strong>und</strong><br />

Regelverletzungen zu sanktionieren.<br />

Der Regelverstoß <strong>und</strong> Vertrauensmissbrauch durch manipulierende<br />

Athleten, durch parteiische Unparteiische <strong>und</strong> durch<br />

korrupte Schieds- <strong>und</strong> Kampfrichter bedroht nicht gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

das System, son<strong>der</strong>n ein unangemessener Umgang mit<br />

ihnen. Wenn Verstöße bagatellisiert, nicht wahrgenommen<br />

<strong>und</strong> nicht sanktioniert werden, dann geraten die bestehende<br />

Ordnung <strong>und</strong> das Vertrauen in sie in Gefahr. Die Geltung von<br />

Normen ist nur garantiert, wenn es keine Rechtsoasen gibt.<br />

Alle müssen z.B. beim Doping denselben Normen ausgesetzt<br />

sein <strong>und</strong> <strong>der</strong>en sanktionsbewehrter Beobachtung.<br />

Vertrauen kann aufgebaut, vermehrt o<strong>der</strong> vermin<strong>der</strong>t werden.<br />

Es weist eine Beson<strong>der</strong>heit auf: Vertrauen gehört zu<br />

den Ressourcen, die sich verbrauchen, wenn man sie nicht<br />

gebraucht. Hinreichend häufige Vertrauensbeweise sind<br />

notwendig, damit <strong>der</strong> Fortbestand <strong>des</strong> Vertrauens gesichert<br />

ist. Vertrauen bildet eine Gr<strong>und</strong>kategorie für das Verständnis<br />

von zwischenmenschlichen Beziehungen wie für das Verständnis<br />

von gesamtgesellschaftlichem Zusammenhalt. Es<br />

ist elementar für die Funktionsfähigkeit von Gesellschaften<br />

o<strong>der</strong> gesellschaftlichen Teilbereichen.<br />

Ein Blick auf aktuelle Ereignisse in <strong>der</strong> Finanzwelt offenbart<br />

dramatisch, welche Auswirkungen ein Vertrauensverlust im<br />

nationalen <strong>und</strong> internationalen Finanzgeschäft mit sich<br />

bringt. Wir erleben eine Bankenkrise, die sich genauer<br />

betrachtet als Kreditkrise charakterisieren lässt. Im Zeitalter<br />

<strong>des</strong> Internets wird soziales Vertrauen noch bedeutsamer<br />

angesichts <strong>der</strong> Abnahme <strong>der</strong> face-to-face-Interaktionen <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> Zunahme <strong>der</strong> face-to-interface- Beziehungen, wie in<br />

den wachsenden Geschäftsabschlüssen via Internet.<br />

Wegen <strong>der</strong> gerade auch im Internet, jedoch nicht<br />

ausschließlich dort, praktizierten Täuschungsmanöver -<br />

denken wir nur an die als Trojaner bezeichneten Virenprogramme<br />

- sprechen manche davon, dass wir uns auf dem<br />

9


Weg in die trojanische Gesellschaft befänden. Kommunikation<br />

wie etwa Werbung, aber auch politische Aussagen, so<br />

lehre in dieser Sicht die Erfahrung, sei oft ein trojanisches<br />

Pferd, <strong>und</strong> daher lohne es sich immer weniger, Glauben zu<br />

schenken. Wenn aber Trojanisierung von Wirtschaft <strong>und</strong><br />

Gesellschaft wirklich <strong>der</strong> "Normalfall" wäre, dann gäbe es<br />

gar keine Täuschung <strong>und</strong> damit auch keine Enttäuschung<br />

mehr, weil man das Vertrauen, das sich ja immer prospektiv<br />

in die Zukunft richtet <strong>und</strong> Ungewissheit mil<strong>der</strong>n soll, längst<br />

aufgegeben hat.<br />

Was sind nun die Konsequenzen <strong>der</strong>artiger Sachverhalte,<br />

also die Dysfunktionen fehlenden Vertrauens? Und um diese<br />

geht es, nicht um kulturpessimistische Szenarienmalerei<br />

o<strong>der</strong> sozialromantisch eingefärbte Krisenrhetorik. Führt das<br />

manipulative Verhalten von Akteuren zu einem Generalverdacht,<br />

dann wird generalisiertes Misstrauen zur Verhaltensgr<strong>und</strong>lage<br />

mit <strong>der</strong> dramatischen Auswirkung einer Destabilisierung<br />

sozialer Beziehungen.<br />

Nachlassen<strong>des</strong> Vertrauen führt zu verstärkten Kontrollanstrengungen<br />

mit entsprechend wachsenden Kontroll- <strong>und</strong><br />

Koordinierungskosten, etwa bei <strong>der</strong> Dopingbekämpfung<br />

durch eine höhere Zahl von Kontrolleuren, Probenahmen,<br />

Analysen in Laboren, Laborpersonal. Allerdings würde ein<br />

völlig zwangskontrolliertes <strong>und</strong> damit totalitäres Wettkampfsystem<br />

<strong>der</strong>art immense Transaktionskosten verursachen,<br />

dass sein Fortbestand unter Finanzierungsaspekten<br />

höchst gefährdet wäre.<br />

Im Übrigen bleibt das Problem <strong>der</strong> Kontrolle <strong>der</strong> Kontrolleure<br />

<strong>der</strong> Kontrolleure <strong>der</strong> Kontrolleure ... gr<strong>und</strong>sätzlich bestehen.<br />

Es handelt sich hier um einen infiniten Regress, <strong>der</strong><br />

sich letztlich wie<strong>der</strong> nur durch Vertrauen in die Kontrolleure,<br />

in die Objektivität, Gerechtigkeit <strong>und</strong> Unabhängigkeit <strong>der</strong><br />

Kontrolleinrichtungen, also <strong>der</strong> Sportorganisationen mit<br />

ihren Schieds- <strong>und</strong> Kampfrichtern <strong>und</strong> ihrer Schiedsgerichtsbarkeit,<br />

durchbrechen lässt.<br />

Das generalisierte Vertrauen ist risikobehaftet <strong>und</strong> verlangt<br />

nach stabilisierenden Maßnahmen. Der Spitzensport hat<br />

wegen seiner immanenten Maximierungslogik <strong>und</strong> wegen<br />

seiner Vereinnahmung für an<strong>der</strong>e Zwecke, die zu einer<br />

Radikalisierung bei <strong>der</strong> Verfolgung <strong>des</strong> Siegesco<strong>des</strong> <strong>und</strong> <strong>des</strong><br />

Konkurrenzprinzips führen, einen deutlichen Bedarf an<br />

einem extern induzierten Misstrauen. Für Staat <strong>und</strong> Medien<br />

bietet sich hier die Aufgabe, durch kritische Beobachtung,<br />

durch Öffentlichkeit <strong>und</strong> Öffentlichmachung von Verfehlungen<br />

vertrauensbildende <strong>und</strong> vertrauensstabilisierende Funktionen<br />

für den Hochleistungssport zu übernehmen. Dadurch<br />

tragen sie zur Aufhebung <strong>des</strong> schönen Scheins <strong>und</strong> zur<br />

"Ent-Täuschung" aller am Hochleistungssport Beteiligter bei<br />

<strong>und</strong> damit zur Sicherung von Identität <strong>und</strong> Glaubwürdigkeit<br />

<strong>des</strong> Hochleistungssports insgesamt. Sponsoren reagieren<br />

10<br />

dann auf eine imageschädliche öffentliche Diskussion zum<br />

Beispiel durch Geldentzug.<br />

Nun scheint eine weitere Beson<strong>der</strong>heit <strong>des</strong> Sports eine<br />

Gefahrenquelle darzustellen. Personalisiertes Vertrauen<br />

kennzeichnet im Sport die Beziehungen zwischen Athlet<br />

<strong>und</strong> Trainer, Psychologe <strong>und</strong> Athlet o<strong>der</strong> Arzt <strong>und</strong> Athlet.<br />

Eltern vertrauen Trainern <strong>und</strong> Betreuern, wenn sie diesen<br />

ihre Kin<strong>der</strong> anvertrauen, <strong>und</strong> sie vertrauen <strong>der</strong>en Qualifikationen.<br />

Hier werden starke "gesichtsabhängige", persönliche<br />

Bindungen angestrebt, die Motivation för<strong>der</strong>n <strong>und</strong> die<br />

Entscheidungen <strong>des</strong> Trainers, <strong>der</strong>en Folgen eben erst in <strong>der</strong><br />

Zukunft liegen, akzeptieren lassen, sowie Kooperationen <strong>und</strong><br />

Wir-Gefühl in <strong>der</strong> Gruppe aufbauen <strong>und</strong> festigen helfen.<br />

Man kennt sich, man versteht sich, man weiß, mit wem man<br />

es zu tun hat.<br />

Enge personalisierte Beziehungen können sich auch zwischen<br />

Trainern, Funktionären, Betreuern, Managern, Kampfrichtern,<br />

Ärzten, Physiotherapeuten bilden. Es entwickeln<br />

sich dann starke Bindungen auf "gesichtsabhängiger" Basis,<br />

die manchmal mit dem Etikett "Sportkameradschaft" emotional<br />

aufgeladen sind, mit - <strong>und</strong> das ist <strong>der</strong> Punkt im<br />

Rahmen <strong>der</strong> hier angestellten Betrachtungen - möglichen<br />

Einflussnahmen auf die Integrität <strong>des</strong> Wettbewerbs. Ein<br />

solches starkes personalisiertes Vertrauen, das Abgrenzungen<br />

zu an<strong>der</strong>en produziert <strong>und</strong> sich in Schweigekartellen<br />

nie<strong>der</strong>schlägt, verringert das generalisierte Vertrauen. Zweifel<br />

an <strong>der</strong> erwähnten kritischen Funktion <strong>der</strong> Medien werden<br />

immer wie<strong>der</strong> gerade dann auftauchen, wenn auch<br />

Journalisten in die "gesichtsabhängigen" Netzwerke intensiv<br />

eingeb<strong>und</strong>en sind.<br />

Mit dem durch die Ausrichtung <strong>des</strong> Hochleistungssports an<br />

<strong>der</strong> internationalen Konkurrenz schrankenlosen Überbietungsimperativ<br />

sind zahlreiche unerwünschte Folgeprobleme<br />

verb<strong>und</strong>en, die bei einer angestrebten Erhaltung <strong>der</strong> -<br />

auch ein gewisses Maß an Eventisierung <strong>und</strong> Entertainisierung<br />

ertragenden - Identität <strong>des</strong> Systems Hochleistungssport,<br />

zu <strong>der</strong> Vertrauen in die Integrität <strong>des</strong> Wettkampfs<br />

gehört, nach Bewältigung verlangen. Die Anwendung <strong>und</strong><br />

Durchsetzung seiner Regeln <strong>und</strong> <strong>der</strong> ethischen <strong>und</strong> humanen<br />

Gr<strong>und</strong>sätze muss <strong>der</strong> Sport, <strong>der</strong> nicht in die Beliebigkeit<br />

einer Showzirkusinszenierung mutieren will <strong>und</strong> dem etwa<br />

Risiken <strong>der</strong> körperlichen Unversehrtheit, Verletzungen <strong>der</strong><br />

Chancengleichheit <strong>und</strong> "Handel" etwa mit jungen Fußballtalenten<br />

aus Südamerika <strong>und</strong> Afrika, ohne Verantwortung für<br />

<strong>der</strong>en Schicksale, nicht gleichgültig sind, in erster Linie<br />

selbst leisten. Denn es handelt sich bei <strong>der</strong> Maximierungslogik<br />

<strong>und</strong> den personalisierten Nahverhältnissen, die als<br />

Problem erzeugend erkannt wurden, um sportendogene<br />

Faktoren, also um potenziell selbstzerstörerische Kräfte -<br />

allerdings verstärkt durch Außenbeziehungen <strong>des</strong> Spitzensportsystems.


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Heldenverehrung <strong>und</strong> Vertrauenskrise<br />

Die Weltpolitik hat ein Thema - vorübergehend - verdrängt:<br />

Doping <strong>und</strong> Manipulation im Spitzensport.<br />

Aber spätestens beim ersten Dopingfall in China wird<br />

klar, dass das Vertrauen in die Höchstleistung erheblich gestört<br />

ist. Ist das berechtigt? Und: Wie sollen wir mit Siegern umgehen?<br />

Vertrauen ist eine riskante Vorleistung <strong>des</strong> Menschen, die er<br />

nicht so ohne Weiteres erbringt <strong>und</strong> auch schnell wie<strong>der</strong><br />

zurück nimmt, wenn seine Erwartungen nicht erfüllt werden.<br />

Aber ohne Vertrauen ist sicheres Handeln in einer Gemeinschaft<br />

nicht möglich. Das gilt auch für das Sporttreiben <strong>und</strong><br />

den Betrachter von sportlichen Wettkämpfen. Welchen Sinn<br />

sollte es auch machen, sich die <strong>Olympischen</strong> Spiele in Peking<br />

am Fernseher anzuschauen, wenn man von den Athleten nicht<br />

erwarten kann, dass sie ihre Siege mit fairen Mitteln erreichen<br />

wollen o<strong>der</strong> errungen haben? Die Fernsehkonsumenten werden<br />

uns mitteilen, welches Vertrauen sie in die Wahrhaftigkeit <strong>der</strong><br />

Siege <strong>der</strong> Athleten haben. Die Einschaltquote von Athen wird<br />

möglicherweise nicht erreicht werden, was aber nicht an den<br />

unterschiedlichen Zeitzonen liegt. Es spricht allerdings mehr<br />

dafür, dass sich die meisten Zuschauer gar nicht dafür interessieren,<br />

mit welchen Mitteln <strong>der</strong> Sieg zustande gekommen ist.<br />

Sie wollen nur medial an diesem einzigartigen Event teilhaben<br />

<strong>und</strong> eine unterhaltsame, spannend inszenierte Sportshow<br />

erleben o<strong>der</strong> eine Geschichte hören, die ihnen gefällt <strong>und</strong> zu<br />

ihnen passt. Sie schalten den Fernseher ein, weil sie darauf<br />

vertrauen, dass sie einen<br />

dramatischen Wettkampf<br />

zwischen Athleten mitbekommen,<br />

die an o<strong>der</strong> sogar über<br />

ihre Grenzen gehen. Vielleicht<br />

hoffen sie auch, Zeuge einer<br />

Sensation zu werden. Bisher<br />

konnten sie sich darauf<br />

verlassen, dass sie eine schön<br />

verpackte, perfekte Unterhaltungsware<br />

bekommen. Ihre<br />

Erwartungen richten sich<br />

daher in erster Linie an die<br />

Qualität <strong>des</strong> Produktes, nicht<br />

aber an die Wahrhaftigkeit<br />

<strong>der</strong> Athleten.<br />

Wem die Bürger in Deutschland<br />

vertrauen, scheint ohnehin<br />

merkwürdig zu sein. Jan<br />

12<br />

Ullrich beispielsweise genießt laut einer Bild-Umfrage von 2007<br />

unter 100 vorgegebenen Persönlichkeiten das geringste Vertrauen<br />

<strong>der</strong> Befragten. Auf Platz eins steht Günter Jauch. Auch<br />

das Berufsgruppenranking zeigt kuriose Vertrauensunterschiede,<br />

die rational kaum zu erklären sind. Feuerwehrleuten wird<br />

das größte Vertrauen entgegen gebracht, Lehrer stehen nur auf<br />

Platz acht <strong>der</strong> 20er Liste. Journalisten genießen in <strong>der</strong> Bevölkerung<br />

dasselbe Vertrauen wie Reiseveranstalter - Platz 14 -, <strong>und</strong><br />

Berufsfußballer liegen mit ihrem drittletzten Platz nur kurz vor<br />

den Autoverkäufern. Schlusslicht sind natürlich - wie immer -<br />

die Politiker. Und abschließend noch zwei Beispiele zum Thema<br />

Vertrauen. Eine seriöse medizinische Studie hat erst kürzlich<br />

ergeben, dass sich immer mehr 40 - 50-Jährige verjüngen. Die<br />

Zahl <strong>der</strong> Botox-Injektionen ist in England in einem Jahr um<br />

57% gestiegen, die <strong>der</strong> Brustoperationen um 42%. In Deutschland<br />

finden sich 60% <strong>der</strong> normal gewichtigen Kin<strong>der</strong> zu dick.<br />

Viele von diesen beginnen mit Schönheitsoperationen. Manipulation,<br />

die Selbstlüge <strong>und</strong> ein mangeln<strong>des</strong> Selbstvertrauen<br />

sind offensichtlich in unserer Gesellschaft die Normalität.<br />

Die Beispiele zeigen viererlei. Vertrauen hat unmittelbar mit<br />

den Erwartungen <strong>des</strong> Menschen <strong>und</strong> nicht notwendigerweise<br />

mit den Wahrheiten zu tun. Es ist erstaunlich, wie wenig<br />

soziales Vertrauenskapital bei vielen Menschen vorhanden zu<br />

sein scheint. Vertrauen bildet sich in einer Mediengesellschaft<br />

offensichtlich wesentlich über die vermittelte Medienrealität<br />

<strong>und</strong> eher weniger über Wahrheiten. Und schließlich, die Men-


liegen eng beieinan<strong>der</strong> Von Robin Kähler<br />

schen wollen sich den Sport nicht vermiesen lassen. Sie wollen<br />

Helden, gestrauchelte <strong>und</strong> wie<strong>der</strong> auferstandene Sieger, den<br />

ewigen Kampf <strong>des</strong> Lebens, am Schluss aber bitte Rosam<strong>und</strong>e<br />

Pilcher.<br />

In kritischer Distanz ist aber auch daraus zu schließen, dass<br />

viele Menschen bereits freiwillige Gefangene einer Realität<br />

geworden sind, in <strong>der</strong> sie Manipulation als Selbstverständlichkeit<br />

akzeptieren o<strong>der</strong> nicht zur Kenntnis nehmen. Herausgekommen<br />

ist dabei eine Welt, in <strong>der</strong> z. B. Jan Ullrich öffentlich<br />

bekennen kann: "Ich war immer ein fairer Sportler". Man<br />

könnte ihm mit Blick auf sein Fairnessverständnis glauben. Fair<br />

ist, was dem eigenen Sieg nützt. Mit dieser Meinung ist er<br />

nicht allein. Für ihn wie für die meisten Wettkampfsportler, im<br />

Hochleistungs- wie im Breitensport, ist gerecht <strong>und</strong> erlaubt,<br />

was alle tun, auch weil es alle tun. Das formale Regelwerk <strong>und</strong><br />

das wichtige Fairplay-Prinzip sind dabei eher lästige Hin<strong>der</strong>nisse.<br />

Es ist nun mal <strong>der</strong> Systemfehler <strong>der</strong> Wettkampfidee: Derjenige<br />

Athlet siegt, <strong>der</strong>, bei gleichen körperlichen Voraussetzungen,<br />

sich unentdeckt einen verbotenen Vorteil verschafft. Je<strong>der</strong><br />

will besser sein als <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e. Der Dumme ist <strong>der</strong>jenige, <strong>der</strong><br />

nicht manipuliert. Das bedeutet z. B. für den Berufs- <strong>und</strong><br />

Hochleistungssport, dass dieser <strong>der</strong>zeit kaum unter regelgerechten<br />

Bedingungen stattfindet, wie wir sie aus <strong>der</strong> Uridee<br />

<strong>des</strong> Sports kennen. Die Sportler müssen <strong>der</strong>zeit sogar darauf<br />

vertrauen, dass je<strong>der</strong> nach dieser stillen Übereinkunft handelt,<br />

sonst würden sie scheitern, verlieren, erhalten nur den Fair-<br />

play-Preis o<strong>der</strong> werden geächtet. Der Freizeitsportler dagegen<br />

mag noch als Amateur, zu deutsch Liebhaber, seinen Sport aus<br />

purer Freude treiben. Da macht es keinen Sinn zu dopen, denn<br />

es geht um nichts. Also spielt man fair, vielleicht bis auf ein<br />

paar ehrgeizige Nickeligkeiten, weil man wie<strong>der</strong> einmal den<br />

Sieg wichtiger nimmt als das Spiel <strong>und</strong> dann die eigenen<br />

Einsichten missachtet <strong>und</strong> unter seinen eigenen moralischen<br />

Möglichkeiten bleibt. Denn das Leben gleicht einer Schale mit<br />

Möglichkeiten, das Ziel zu verfehlen <strong>und</strong> auch falsch handeln<br />

zu können. Wenn aber allein <strong>der</strong> Sieg zählt <strong>und</strong> nicht auch die<br />

Art, wie er erreicht worden ist, wenn es nur um Topleistungen,<br />

Siege <strong>und</strong> Rekorde geht, die Ehre <strong>und</strong> Ruhm versprechen o<strong>der</strong><br />

sogar Millionen wert sein können <strong>und</strong> über Existenzen, Karrieren<br />

<strong>und</strong> Lebensplanungen entscheiden, muss sich ein erfolgsorientierter<br />

Athlet Nutzen maximierend verhalten <strong>und</strong> darf<br />

keine Moralkärtchen sammeln. Dieses Moralverständnis hat<br />

auch die Bevölkerung bereits verinnerlicht. Die Anzahl <strong>der</strong>er,<br />

die z. B. glauben, dass die Weltspitze im Radsport ohne Doping<br />

nicht mehr auskommt, ist in den letzten vier Jahren um 40%<br />

gestiegen. Jugendliche, das sagt uns eine aktuelle Untersuchung,<br />

halten von Pflichtbewusstsein <strong>und</strong> sozialer Verantwortung<br />

recht wenig. Aber auch Ältere sitzen vor dem Fernseher<br />

o<strong>der</strong> stehen am Wegesrand <strong>und</strong> jubeln den bekannten Dopingsün<strong>der</strong>n<br />

zu.<br />

Wir haben uns im Sportsystem eine neue Sportmoral eingerichtet,<br />

die ihren Sinn nicht aus <strong>der</strong> heiteren Selbstgenügsamkeit<br />

<strong>des</strong> Sporttreibens, son<strong>der</strong>n<br />

aus einer ernsten <strong>und</strong><br />

zweckrationalen Leistungs<strong>und</strong><br />

Siegesversessenheit<br />

erhält. Das System funktioniert,<br />

weil die Akteure einan<strong>der</strong><br />

vertrauen, dass alle mehr<br />

o<strong>der</strong> weniger manipulieren<br />

<strong>und</strong> sich übervorteilen. Manipulation,<br />

das ist das erschütternde<br />

Ergebnis, gehört zum<br />

normalen Leben vieler Spitzensportler.<br />

Hat denn <strong>der</strong> Hochleistungssportler,<br />

könnte man im<br />

Anschluss daran fragen, so<br />

wenig Selbstvertrauen <strong>und</strong><br />

Kraft, den Verlockungen <strong>der</strong><br />

Manipulation in diesem<br />

13


System zu wi<strong>der</strong>stehen <strong>und</strong> richtig zu handeln? Dazu braucht<br />

es vor allen Dingen eine starke moralische Persönlichkeit. Wie<br />

kann sich diese entwickeln, wenn schon vor <strong>der</strong> Pubertät <strong>der</strong><br />

junge Sportler hauptsächlich nur einem harten Körpertraining<br />

ausgesetzt wird <strong>und</strong> keine moralisch nachhaltige praktische<br />

Unterweisung von den Eltern, Sportvereinen <strong>und</strong> Schulen<br />

erhält? Das Leben <strong>des</strong> jungen Athleten besteht nur aus Training,<br />

Essen, Schlafen, Leistung bringen <strong>und</strong> gewinnen wollen.<br />

Die elterliche Zuneigung <strong>und</strong> Anerkennung als Voraussetzung<br />

für ein starkes Selbstvertrauen wird erfolgsabhängig gegeben.<br />

Diese Entwicklung hinterlässt - von außen kaum wahrnehmbar<br />

- bei jungen Menschen oft Leere, Einsamkeit, eine Sehnsucht<br />

nach Anerkennung <strong>und</strong> Liebe <strong>und</strong> eine verkümmerte Sittlichkeit.<br />

Der Athlet ist nicht Herr im eigenen Haus. Ein tiefes<br />

Vertrauen <strong>des</strong> Athleten zu seinem Trainer <strong>und</strong> Umfeld ist für<br />

ihn daher existenziell notwendig. Dessen Anerkennung <strong>und</strong> die<br />

Aufmerksamkeit <strong>der</strong> Öffentlichkeit bilden neben dem Siegen<br />

dann die wichtigsten Quellen für die Selbstvergewisserung <strong>des</strong><br />

Athleten. Aber wenn das Talent <strong>des</strong> Athleten nicht ausreicht,<br />

die körperlichen Kräfte ihren Zenit überschritten haben o<strong>der</strong><br />

auf Gr<strong>und</strong> von Verletzungen versagen, wenn Konkurrenten<br />

verdächtig unerwartet an ihm vorbeiziehen <strong>und</strong> ein Sieg mit<br />

künstlichen Mitteln herbeigeführt möglich scheint, welche<br />

moralische Kraft gibt ihm die Klugheit, in einem solchen Konflikt<br />

das Richtige zu tun? Die Gefahr zu scheitern, <strong>und</strong> dann<br />

ohne Berufsausbildung, Lebenserfahrung, Fre<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Geld da<br />

zu stehen, wiegt schwerer als das Glück <strong>und</strong> <strong>der</strong> Gewinn aus<br />

dem erhofften Sieg. Es gibt bestimmt sehr viele gute Betreuer,<br />

die in einer solchen Situation nur die Ges<strong>und</strong>heit <strong>des</strong> Sportlers<br />

im Blick haben. Aber bisherige Analysen <strong>und</strong> die veröffentlichten<br />

Doping-, Korruptions-, Manipulations- <strong>und</strong> Gewaltfälle<br />

legen nahe anzunehmen, dass die Menschen im Umfeld <strong>des</strong><br />

Athleten oft den Erfolg für wichtiger halten. Die verlockenden<br />

Manipulationen von Trainern, Betreuern, Ärzten, Funktionären<br />

<strong>und</strong> Sponsoren sind für den Athleten dann <strong>der</strong> rettende Strohhalm,<br />

<strong>der</strong> wie<strong>der</strong> Kraft <strong>und</strong> Selbstvertrauen gibt. Sie dienen<br />

letztlich aber allein <strong>der</strong> eigenen Bereicherung. Diesen Menschen<br />

können <strong>und</strong> dürfen wir nicht mehr trauen.<br />

Der moralisch richtig Fühlende, aber nicht im Hochleistungssystem<br />

Stehende erwartet, dass Athleten tugendhaft <strong>und</strong> klug<br />

handeln. Sie werden aber nicht mit dem notwendigen Selbstvertrauen<br />

<strong>und</strong> Umfeld ausgestattet <strong>und</strong> erhalten keine Sicherheiten<br />

im Falle ihres Scheiterns. Bewusst o<strong>der</strong> unbewusst<br />

passen sich damit alle einem System an, das den Begriff sportlich,<br />

im ursprünglichen Sinne gemeint, nicht mehr verdient.<br />

Die Frage, "Welchem Sieger kann man noch trauen?", führt uns<br />

mitten hinein in die Sinn- <strong>und</strong> Vertrauenskrise, in <strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

gesamte Wettkampfsport mit seinen Athleten <strong>und</strong> seinem<br />

Umfeld seit längerem steckt. Das Problem, dem wir uns stellen<br />

müssen, ist dabei nicht die Wie<strong>der</strong>belegung <strong>des</strong> Patienten<br />

"Unterhaltungsware Spitzensport", <strong>des</strong>sen Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong><br />

Aktienwert wegen Manipulation ernsthaft gefährdet ist. Nein.<br />

14<br />

Es geht viel tiefer, nämlich um die Bewahrung unserer kulturellen<br />

Werte. Erinnern wir uns: Das freiwillige Einhalten <strong>der</strong> selbst<br />

gegebenen Sportregeln, die Gewaltfreiheit, die Ges<strong>und</strong>heit <strong>der</strong><br />

Menschen, das Verhältnis zum eigenen Körper im Sinne einer<br />

ganzheitlichen Persönlichkeitsbildung, die Bewahrung von<br />

Chancengleichheit <strong>und</strong> Gerechtigkeit <strong>und</strong> das Erreichen von<br />

Höchstleistungen ohne Betrug sind das Ergebnis einer gelungenen<br />

zivilisatorischen <strong>und</strong> kulturellen Entwicklung, die ihr<br />

F<strong>und</strong>ament im Glauben an die Würde <strong>des</strong> Menschen erhält. Die<br />

Sportregeln sind aus diesem Geist heraus entwickelt worden.<br />

Ohne Vertrauen darauf, dass diese Gr<strong>und</strong>lage noch gilt, ist eine<br />

zukunftsgestaltende Gesellschaft nicht möglich. Daher dürfen<br />

wir nicht dulden, dass flächendeckend manipuliert <strong>und</strong> betrogen<br />

wird, weil sonst das Vertrauen in die Festigkeit <strong>der</strong> F<strong>und</strong>amente<br />

unserer Kultur untergraben wird.<br />

Nehmen wir die Krise als Chance an <strong>und</strong> verän<strong>der</strong>n wir den<br />

Zustand. Vertrauensbildung ist dann das Schlüsselwort <strong>der</strong><br />

Zukunft. Sie muss zunächst mit einer konsequenten Aufklärung,<br />

Transparenz <strong>und</strong> angemessenen Ahndung <strong>der</strong> Machenschaften<br />

beginnen, die das System <strong>der</strong>zeitig steuern <strong>und</strong><br />

bestimmen. Man muss berücksichtigen, dass <strong>der</strong> Athlet Täter<br />

<strong>und</strong> Opfer zugleich ist. Die aufgedeckten spektakulären<br />

Doping-, Korruptions- <strong>und</strong> Betrugsfälle mögen bereits den<br />

Beginn einer solchen positiven Entwicklung darstellen. Daran<br />

haben vor allem auch die Medien ihren Anteil. Die Medien<br />

müssen sich an die Spitze dieser Bewegung auch <strong>des</strong>halb<br />

stellen, weil ihre Macht zur Meinungsbildung einerseits <strong>und</strong><br />

ihre geschäftlichen Verbindungen <strong>und</strong> Beziehungen zum Sport<br />

<strong>und</strong> zur Wirtschaft an<strong>der</strong>erseits sie mit einer außergewöhnlichen<br />

Verantwortung für das Gemeinwohl ausgestattet haben.<br />

Ermutigende Zeichen einer Neuorientierung setzen sicher auch<br />

Sportfunktionäre, Sportler, Politiker, Juristen <strong>und</strong> Wissenschaftler,<br />

die mit Schärfe <strong>und</strong> Leidenschaft vorgehen. Sogar Sponsoren<br />

zeigen mehr Sensibilität für das Thema Glaubwürdigkeit,<br />

wenn auch aus unternehmensstrategischen Gründen. Ohne all<br />

diese Akteure würde sich nichts bewegen, sie benötigen aber<br />

noch viel mehr Unterstützung.<br />

Es gilt also, ein neues Bild von einem sportlichen Sieger <strong>und</strong><br />

Helden zu schaffen <strong>und</strong> durchzusetzen, das zeigt, zu welchen<br />

körperlichen Höchstleistungen ein Mensch auch ohne Manipulation<br />

<strong>und</strong> Betrug in <strong>der</strong> Lage ist. Sportler müssen <strong>der</strong> Gesellschaft<br />

ihre Würde geben. Für solche wertvollen Leistungen<br />

benötigen wir ein neues materielles <strong>und</strong> immaterielles Belohnungs-<br />

<strong>und</strong> Anreizsystem, das wird das Wichtigste sein.<br />

Die Instanzen Eltern, Schule, Kirchen, Sportvereine, Politik,<br />

Staat <strong>und</strong> Medien sind also mehr denn je gefor<strong>der</strong>t, die Weichen<br />

entscheidend zu stellen. Vertrauensbildung braucht Zeit<br />

<strong>und</strong> erzeugt Wi<strong>der</strong>stände. Sie ist auch eine Zumutung, weil es<br />

schwer ist, sich nicht verführen zu lassen. Aber Zumutung<br />

enthält auch das Wort Mut. Mut <strong>und</strong> Zuversicht, sich auf den<br />

neuen Weg einzulassen.


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Olympische Idee -<br />

universell <strong>und</strong> international<br />

Die Spiele sollen diese Botschaft weltweit ausstrahlen<br />

Von Ommo Grupe<br />

Internationalität ist ein wichtiges Merkmal <strong>des</strong> Olympismus,<br />

nach Coubertins Auffassung mit das wichtigste. Im<br />

Charakter <strong>der</strong> <strong>Olympischen</strong> Spiele soll sich dies wi<strong>der</strong>spiegeln:<br />

Fairness <strong>und</strong> gegenseitiger Respekt sollen sie kennzeichnen,<br />

trotz weltanschaulicher, politischer <strong>und</strong> religiöser Unterschiede.<br />

Nationalistische <strong>und</strong> rassistische Einstellungen dürfen<br />

in ihnen <strong>und</strong> in Zusammenhang mit ihnen keinen Platz<br />

finden.<br />

Es gibt viele Verbände, Institutionen <strong>und</strong> Einrichtungen, die<br />

"international" sind <strong>und</strong> sich als Organisationen auch so<br />

nennen, zum Beispiel die internationalen Fachverbände <strong>und</strong><br />

auch das IOC selbst. Wenn man im Zusammenhang mit dem<br />

Ethos <strong>des</strong> olympischen Sports jedoch von "Internationalität"<br />

spricht, hat dieses Wort noch eine an<strong>der</strong>e Bedeutung. Über<br />

ein Organisationsprinzip hinaus ist es ein Sinnprinzip. Internationalität<br />

ist konstitutiv für das olympische Selbstverständnis.<br />

Deshalb ist sie ihrem Sinn nach in <strong>der</strong> <strong>Olympischen</strong><br />

Charta als dem Gr<strong>und</strong>gesetz <strong>der</strong> <strong>Olympischen</strong> Bewegung<br />

auch fest verankert. Coubertin verdanken wir ja nicht nur<br />

die Wie<strong>der</strong>gründung <strong>der</strong> <strong>Olympischen</strong> Spiele, son<strong>der</strong>n eben<br />

auch die Neu- <strong>und</strong> Uminterpretation <strong>der</strong> <strong>Olympischen</strong> Idee<br />

als einer international orientierten Friedens- <strong>und</strong> Erziehungsidee.<br />

Nach dem in <strong>der</strong> IOC-Charta formulierten<br />

Anspruch soll sie das bis heute sein. Seit Coubertin gehört<br />

Internationalität <strong>des</strong>halb auch zu dem Ensemble <strong>der</strong> wichtigsten<br />

olympischen Sinnmuster, vielleicht sagt man besser<br />

Tugenden, also Fairness, Friedlichkeit, Regeleinhaltung,<br />

gegenseitiger Respekt. Diese sollen als geschriebene <strong>und</strong><br />

ungeschriebene Maxime eine Art "Leitlinie" für "olympisches"<br />

Verhalten sein, nicht nur für die einzelnen sporttreibenden<br />

Menschen, son<strong>der</strong>n auch für die olympischen Organisationen<br />

<strong>und</strong> Funktionäre.<br />

Natürlich gilt auch heute noch die Einsicht Coubertins, dass<br />

selbst ein ausdrücklich friedens- <strong>und</strong> fairnessorientierter<br />

Olympismus kriegerische Auseinan<strong>der</strong>setzungen, ethnische<br />

16<br />

Blickpunkt Peking:<br />

<strong>und</strong> religiöse Konflikte <strong>und</strong> politische Spannungen nicht<br />

verhin<strong>der</strong>n kann, schon gar nicht lösen. Aber er war doch<br />

überzeugt, dass <strong>der</strong> wirklich authentisch olympische Sport<br />

mit seinen Verhaltensmustern <strong>und</strong> Regeln ein nachvollziehbares<br />

<strong>und</strong> weltweit verständliches Verhaltenskonzept anbietet,<br />

das - wenn letztlich auch nur auf einem schmalen ethischen<br />

Konsens begründet - zumin<strong>des</strong>t doch zeigt, wie man<br />

trotz religiöser, politischer, rassischer <strong>und</strong> ethnischer Unterschiede<br />

miteinan<strong>der</strong> umgehen kann (<strong>und</strong> soll). Nämlich,<br />

obwohl man sich im sportlichen Wettkampf um etwas streitet,<br />

was alle wollen, aber nur einer o<strong>der</strong> eine o<strong>der</strong> einige<br />

bekommen können, alles in allem möglichst fair, respektvoll<br />

<strong>und</strong> den geschriebenen <strong>und</strong> ungeschriebenen Regeln <strong>des</strong><br />

Sports folgend.<br />

Für Coubertin war dieses Verhaltens- <strong>und</strong> Sinn-Ensemble das<br />

Wichtigste am olympischen Sport, er definierte ihn überhaupt<br />

erst als "olympisch". Insofern ist es auch ein Vermächtnis, das<br />

in einer Zeit zunehmen<strong>der</strong> Internationalisierung <strong>und</strong> Globalisierung,<br />

auch offensichtlich verbreiteter Orientierungslosigkeit<br />

<strong>und</strong> Sinnsuche auf <strong>der</strong> einen Seite, <strong>und</strong> auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />

überall aufbrechen<strong>der</strong> ethnischer, sozialer <strong>und</strong> kultureller<br />

Konflikte, beson<strong>der</strong>e Beachtung verdient. Dieses ethisch<br />

allerdings sozusagen reduzierte Konzept war für Coubertin<br />

zunächst auf den Sport beschränkt, speziell auf den wettkampforientierten<br />

internationalen Leistungssport. Aber als<br />

Pädagoge war ihm das dann doch zu wenig. Er hoffte sehr<br />

darauf, dass es als Beispiel <strong>und</strong> Modell in an<strong>der</strong>e Lebensbereiche<br />

hinein wirken würde (<strong>und</strong> möglichst auch noch geeignet,<br />

dem olympischen Hauptziel zu dienen: Friedlichkeit <strong>und</strong><br />

Völkerverständigung).<br />

Hans Lenk, Philosophieprofessor <strong>und</strong> Olympiasieger, hat diese<br />

Art von olympischem Ethos als mehrdeutig <strong>und</strong> vielverträglich<br />

bezeichnet. Man kann es mit unterschiedlichen Zielen<br />

<strong>und</strong> Interessen verbinden <strong>und</strong> <strong>des</strong>halb auch mit solchen, die<br />

keineswegs "olympisch" sind, was lei<strong>der</strong> oft passiert ist. Und<br />

<strong>der</strong> hochrenommierte Soziologe Helmut Plessner hat in<br />

einem Aufsatz bereits Anfang <strong>der</strong> 50er Jahre zum Sport in<br />

mo<strong>der</strong>nen Industriegesellschaften <strong>und</strong> <strong>des</strong>sen Ethos diese Art<br />

von Ethos als formal <strong>und</strong> neutral <strong>und</strong> als auf die beson<strong>der</strong>e<br />

Struktur von industriellen Gesellschaften zugeschnittenes<br />

Ethos bezeichnet, das Klassen-, Rassen- <strong>und</strong> politische Unterschiede,<br />

sogar solche <strong>des</strong> Glaubens, neutralisiere, sie sozusagen<br />

"in Klammern" setze. Gleichwohl sei ein solches Ethos in<br />

einer zerklüfteten Industriegesellschaft nützlich <strong>und</strong> vielleicht<br />

notwendig, um ihr Funktionieren zu ermöglichen.


Ein vorolympisches Kaleidoskop<br />

Wahrscheinlich haben beide Recht, <strong>und</strong> Coubertin hätte<br />

ihnen wohl auch nicht einmal wi<strong>der</strong>sprochen. Aber er möchte<br />

doch tiefer ansetzen. Für ihn war das olympische Ethos<br />

immer auch eine Charakter- <strong>und</strong> Gesinnungsfrage. Vieles ist<br />

in den Sportregeln geregelt, aber eben nicht alles. Ein nur auf<br />

das Sporttreiben reduziertes Ethos war Coubertin <strong>des</strong>halb zu<br />

wenig. Auch Wahrhaftigkeit, Glaubwürdigkeit, Vertrauen,<br />

Achtung <strong>der</strong> Menschenwürde gehörten für ihn im Sport über<br />

die Sportregeln hinaus dazu. Dies schon <strong>des</strong>halb, weil nur<br />

dann die Olympische Idee auch als eine ganzheitliche Erziehungsidee<br />

begriffen werden könne - grenzenüberschreitend<br />

<strong>und</strong> übernational, nicht nur auf Spitzensportler gerichtet,<br />

son<strong>der</strong>n auf Menschen aller Alters- <strong>und</strong> Könnensstufen:<br />

Olympischer Sport für alle war sein Wunsch.<br />

Heute wissen wir, dass Ideen keine Selbstläufer sind - schon<br />

gar nicht solche pädagogisch ausgerichteten - <strong>und</strong> dass sie<br />

sich auch nicht ganz von alleine - einem blinden Automatismus<br />

folgend - weltweit ausbreiten. Sie bedürfen vielmehr <strong>der</strong><br />

Pflege, man muss sich für sie einsetzen, sie offensiv vertreten,<br />

man muss sie auch verteidigen, Missbrauch <strong>und</strong> Verstöße<br />

ahnden.<br />

Dabei sind - neben den <strong>Olympischen</strong> Spielen, die in unserer<br />

Medienwelt für die Verbreitung <strong>der</strong> olympischen Botschaft<br />

eine beson<strong>der</strong>e Bedeutung haben o<strong>der</strong> haben könnten - viele<br />

kleine <strong>und</strong> oft mühsame Schritte erfor<strong>der</strong>lich, wenn man die<br />

Jugend innerhalb <strong>und</strong> außerhalb <strong>der</strong> Schulen <strong>und</strong> die vielen<br />

sportaktiven Menschen in <strong>der</strong> ganzen Welt mit den olympi-<br />

schen Tugenden erreichen will. Und meistens sind es nicht die<br />

großen Deklamationen <strong>und</strong> Worte, die dafür wichtig sind,<br />

son<strong>der</strong>n es sind die kleinen Gesten <strong>des</strong> Umarmens, <strong>der</strong> Gratulation,<br />

<strong>des</strong> Tröstens, Handlungen also, die von den Sportregeln<br />

nicht vorgeschrieben sind, die aber etwas von <strong>der</strong> größeren<br />

olympischen Botschaft sichtbar machen <strong>und</strong> vermitteln<br />

können.<br />

Coubertin selbst war dabei aber auch nicht unrealistisch. Je<br />

nach dem Nutzen, so schrieb er, den man aus <strong>der</strong> Athletik<br />

ziehen kann, <strong>und</strong> <strong>der</strong> Richtung, in <strong>der</strong> man sie einpendeln<br />

wird, wird sie "gut o<strong>der</strong> schädlich" sein; sie kann die "edelsten<br />

wie die niedrigsten Leidenschaften ins Spiel bringen; sie kann<br />

Uneigennützigkeit <strong>und</strong> Ehrgefühl ebenso entwickeln wie<br />

Geldgier, sie kann ritterlich o<strong>der</strong> ver<strong>der</strong>bt, männlich<br />

o<strong>der</strong> roh sein; schließlich kann man sie genau<br />

so gut verwenden, den Frieden zu festigen wie<br />

Krieg vorzubereiten". Dies könnten kluge Menschen<br />

auch heute sagen, Coubertin tat es bereits<br />

im Jahre 1894 (!).<br />

In unserer säkularisierten <strong>und</strong> medialisierten Welt<br />

ist es allerdings schwer, diese olympische Botschaft<br />

nachhaltig wirksam zu verbreiten <strong>und</strong> die olympischen<br />

Werte wirklich durchzusetzen. Da müssen<br />

möglichst viele mithelfen, nicht nur aus dem Sport<br />

<strong>und</strong> seinen Vereinen mit ihren Athleten <strong>und</strong> Trainern,<br />

den Verbänden, nationalen <strong>und</strong> internationalen<br />

Organisationen, auch die Universitäten <strong>und</strong><br />

Kirchen zum Beispiel <strong>und</strong> natürlich die Sportlehrerschaft<br />

sind angesprochen. Internationalität ist<br />

eine Daueraufgabe, die nicht damit erfüllt ist, dass<br />

man sie in Reden nennt. Sie ist eine Frage <strong>der</strong><br />

Einstellung. Und sie betrifft nicht nur die Funktionäre auf den<br />

VIP-Tribünen <strong>und</strong> Stehparties danach, son<strong>der</strong>n vor allem ist<br />

sie "auf dem Platz", bei den Zuschauern <strong>und</strong> den Medien <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong>en Kommentatoren <strong>und</strong> Vor- <strong>und</strong> Nachberichterstattungen,<br />

also allen, die dem olympischen Sport <strong>und</strong> seinen Zielen<br />

in irgendeiner Weise verb<strong>und</strong>en sind. Deshalb gilt es im<br />

olympischen Sport alles zu unterlassen, was dem Prinzip <strong>der</strong><br />

"Internationalität" wi<strong>der</strong>spricht, <strong>und</strong> alles das zu tun, was sein<br />

Ethos gebietet. Die EM-Spiele haben manche Beispiele geboten,<br />

die nicht nachahmenswert sind, aber doch auch viele, die<br />

als Vorbild für die Tugend <strong>der</strong> "Internationalität" dienen<br />

können. An ihnen muss man sich orientieren. In ihnen wird<br />

etwas vom beson<strong>der</strong>en Sinn <strong>des</strong> olympischen Sports sichtbar.<br />

Das wünscht man sich auch für Peking.<br />

17


Eine Kraft <strong>des</strong> Guten<br />

Stichworte zu Olympia <strong>und</strong> Wertebewusstsein.<br />

Von Kerstin Kirsch<br />

" Und dennoch sind <strong>und</strong> bleiben die Spiele eine Kraft<br />

<strong>des</strong> Guten." Dafür sprachen sich IOC-Präsident<br />

Jacques Rogge <strong>und</strong> IOC-Vizepräsident <strong>und</strong> DOSB-<br />

Präsident Thomas Bach Ende 2007 mit Blick auf das Olympiajahr<br />

2008 hoffnungsvoll aus. Welches Guten?<br />

Als olympische Werthaltungen gelten dem IOC Exzellenz <strong>und</strong><br />

Fair Play ebenso wie Respekt, Solidarität <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>schaft.<br />

Können hier eine positive Einstellung zur Elite, zur Leistung<br />

einerseits, an<strong>der</strong>erseits die gegenseitige Achtung herausgelesen<br />

werden, führte Jacques Rogge seine Überzeugung noch<br />

einen Schritt weiter: "Olympia entwickelt die soziale Situation<br />

eines Lan<strong>des</strong>." Inwiefern?<br />

Als Schlüsselkategorien <strong>des</strong> mo<strong>der</strong>nen Diskurses zur Bestimmung<br />

<strong>des</strong> Guten lassen sich "Verantwortung", "Gewissen"<br />

<strong>und</strong> "freie Selbstbindung" interpretieren. Gewissen geht mit<br />

Vernunft, mit Liebe zur Wahrheitssuche <strong>und</strong> in <strong>der</strong> Folge mit<br />

personaler Identität einher. Was aber schützt vor einer Beliebigkeit<br />

<strong>des</strong> Handelns? Was macht das angestrebte Gute aus?<br />

Als Bedingungen für das Gute können gelten:<br />

1. Selbstbindung <strong>und</strong> Selbstgestaltung <strong>des</strong> Lebens gelingen,<br />

wenn das eigene Handeln <strong>der</strong> Einsicht in Gründe folgt. Der<br />

Mensch ist das Lebewesen, das im Unterschied zu den<br />

Tieren nicht einfach lebt, son<strong>der</strong>n sein Leben führen muss.<br />

Das Gute muss erkannt <strong>und</strong> anerkannt werden. Erst dann<br />

wird es gr<strong>und</strong>legend dasjenige, durch das <strong>der</strong> Mensch<br />

handelnd auf den in seinem eigenen Selbst gelegenen<br />

Anspruch antwortet. Dies konstituiert ihn als Person.<br />

2. Für verantwortetes Handeln von Bedeutung ist überdies<br />

<strong>der</strong> transzendierende Ausgriff auf leib-seelisches Sein. Das<br />

Ziel besteht in <strong>der</strong> Sicherung eines entwurfsoffenen Rahmens<br />

für eine Sinngestalt gelingenden Lebens.<br />

Die Bindung an das Gute besteht also darin, das Wollen zu<br />

wollen, das sich in Freiheit durch Vernunft vollzieht. In <strong>der</strong><br />

sozialen Dimension <strong>der</strong> "Fre<strong>und</strong>schaft" als olympischer Werthaltung<br />

meint dies: auch solches Wollen an<strong>der</strong>er. Die von<br />

Jacques Rogge erwähnte soziale Situation eines Lan<strong>des</strong><br />

vermag also entwickelt zu werden über bewusst kultivierte<br />

Werthaltungen im Raum einer personalen Sinndimension <strong>des</strong><br />

Lebewesens Mensch - auch im <strong>und</strong> durch Sport qua "olympischer<br />

Bildung <strong>und</strong> Erziehung". Das Hineinwirken in die aufbrechende<br />

Kultur <strong>und</strong> Gesellschaft Chinas im Umfeld <strong>der</strong><br />

18<br />

<strong>Olympischen</strong> Sommerspiele in Peking eröffnet diese Chance.<br />

Auf diesen Gr<strong>und</strong>pfeilern <strong>der</strong> exemplarisch skizzierten Werte<br />

ruhend vermag das Wort von <strong>Olympischen</strong> Spielen als einer<br />

Kraft <strong>des</strong> Guten die bleibende Aktualität <strong>der</strong> <strong>Olympischen</strong><br />

Bewegung sehr wohl zu unterstreichen.<br />

Üb Erleben! Denn nicht<br />

gewinnen ist kein Scheitern<br />

Ein olympischer Appell an Athleten <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e Aktive<br />

Von Hans Lenk<br />

"<br />

Das Leben ist eine von einem Verrückten veranstaltete<br />

Olympiade", schrieb einst <strong>der</strong> japanische Dichter<br />

Akutagawa. Ist es nicht eher umgekehrt? Die Verrücktheiten<br />

mo<strong>der</strong>nen Lebens in <strong>der</strong> Überhektik-Gesellschaft<br />

drängen sich auch <strong>der</strong> Olympiade auf: <strong>der</strong> Vorbereitungszeit<br />

wie den Wettkämpfen selbst. Verkam nicht manche Winterolympiade<br />

zu einer Dopiade? Wurden nicht manche Wurf-,<br />

Stoß- <strong>und</strong> Sprintwettbewerbe von Dopioniken gewonnen?<br />

Wird in Peking etwa ein Radler Do-Ping das Straßenrennen<br />

gewinnen? WADA sei Dank gibt es Fortschritte bei den Kontrollen.<br />

Doch die kriminelle Energie <strong>und</strong> Intelligenz <strong>der</strong> Trickser<br />

scheint noch ungebrochen …<br />

"Markt o<strong>der</strong> Tempel?" mahnte Coubertin die Athleten: Sie<br />

hätten zu entscheiden, ob Kommerz o<strong>der</strong> Idee, die olympische<br />

Idee, obsiegen. Markt <strong>und</strong> Kommerz haben längst gesiegt:<br />

Kaum noch eine Chance, die Olympiade nicht zu einer "Kommerziade"<br />

werden zu lassen. Aber <strong>der</strong> Gegensatz Markt/Idee<br />

ist falsch: Trotz Kommerzialisierung im Sport lassen sich<br />

Leitideen wie das olympische Menschenbild o<strong>der</strong> <strong>der</strong> mündige<br />

Athlet verfolgen.<br />

"Hauptfunktion <strong>der</strong> <strong>Olympischen</strong> Spiele" sei es, "Fernsehunterhaltung<br />

zu liefern", ahnte bereits 1976 die New York Times.<br />

Diese Vorahnung ist in dramatischer Perfektionierung eingetroffen:<br />

Die Olympiade wurde zur "Teleade", Telekratie <strong>und</strong><br />

Medienherrschaft, "Mediakratie", beherrschen die Rezeption<br />

<strong>und</strong> Akzeptanz <strong>der</strong> Olympiade. (Im Sport ist an<strong>der</strong>s als sonst<br />

Mediakratie nicht eng mit Mediokrität verzwickt - dies lässt<br />

hoffen, dass die "Telekratiade" auch positive Auswirkungen<br />

neben <strong>der</strong> natürlichen Faszination <strong>der</strong> Wettkämpfe zeigt.) Die<br />

schon vor Jahren prognostizierte "Teledopiokommerziade" ist<br />

heute vielfach olympische Realität.<br />

Man hatte geglaubt, olympische Politkrimis mit <strong>der</strong> Instrumentalisierung<br />

<strong>der</strong> Spiele in totalitären Systemen seien<br />

Vergangenheit. Im Vorfeld <strong>der</strong> olympischen Peking-Oper


wurde das Tibetproblem Chinas in die Weltschlagzeilen<br />

gepuscht, eine Politpekinade, die man hätte voraussehen<br />

können. Immerhin gibt dies den Tibetern die einzigartige<br />

Chance, die Weltöffentlichkeit zu mobilisieren … <strong>und</strong> Einiges<br />

ist ja bereits in Bewegung geraten, was zunächst versteinert<br />

<strong>und</strong> bei Chinas Machthabern bislang absolut tabu erschien.<br />

Wenigstens Gespräche finden wie<strong>der</strong> statt - nach Jahrzehnten.<br />

Insgesamt scheinen die "vier großen M" das System <strong>des</strong><br />

internationalen Höchstleistungssports, auch zumal <strong>der</strong> olympischen<br />

Wettkämpfe, in den Griff genommen zu haben:<br />

Macht, Markt, Mammon <strong>und</strong> Medien. Dies ist Fakt, punktum!<br />

Das wird sich nicht än<strong>der</strong>n lassen. Wir müssen das Beste<br />

daraus machen. Dabei mag helfen, dass Leitideen, wie <strong>der</strong><br />

"olympische Friede", das olympische Menschenbild o<strong>der</strong> die<br />

olympische Idee, wie auch die Eigenständigkeit <strong>und</strong> Mündigkeit<br />

<strong>der</strong> Athleten <strong>und</strong> die (oft allzu)<br />

strikte Ausrichtung an Höchstleistung<br />

<strong>und</strong> Olympiasieg letztlich nur Leitbil<strong>der</strong><br />

sind, die eine gewisse Son<strong>der</strong>rolle,<br />

geradezu eine "Exterritorialität", <strong>der</strong><br />

<strong>Olympischen</strong> Spiele <strong>und</strong> Bewegung<br />

hervorheben. Doch Leitbil<strong>der</strong> sind<br />

wichtig zur Ausrichtung <strong>und</strong> Orientierung,<br />

für Motivation <strong>und</strong> Bewertung,<br />

aber sie sind nicht "aus <strong>der</strong> Welt".<br />

Das gilt für alle <strong>der</strong> "M"- beson<strong>der</strong>s<br />

auch für indirekt politische Wirkungen.<br />

Zwar können Olympische Spiele heute<br />

keinen Frieden sichern o<strong>der</strong> herbeiführen,<br />

aber die Idee eines indirekten<br />

Beitrages zur traditionellen Linie <strong>der</strong><br />

Verständigung <strong>der</strong> "Jugend <strong>der</strong> Welt"<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Völker ist dennoch in bemerkenswerter<br />

Weise <strong>und</strong> universeller<br />

Faszination Wirklichkeit geworden. Das IOC sollte sich freilich<br />

zugleich sensitiv <strong>und</strong> stärker für Bedingungen <strong>und</strong> Chancen<br />

einer durchaus neutralen politischen Einwirkung einsetzen<br />

<strong>und</strong> sich dieses "Druckmittels" nachdrücklicher als in <strong>der</strong><br />

Vergangenheit auch im Sinne <strong>der</strong> Beachtung <strong>und</strong> Beobachtung<br />

<strong>der</strong> Menschenrechtseinhaltung bedienen. Dies ist freilich<br />

eine heikle Gratwan<strong>der</strong>ung, die allzu leicht zum Eiertanz<br />

geraten könnte.<br />

Immerhin - bei allen diesen Leitideen ist Einiges in Bewegung<br />

geraten, was unter dem Geist <strong>der</strong> verabsolutierten Gegensätze<br />

zuvor unvereinbar o<strong>der</strong> unverrückbar schien, auch wenn<br />

noch weite Wege dabei zu gehen sind: Tele-Olympiade mit<br />

Faszination, Geist <strong>und</strong> sogar Humor; Kommerzialisierung <strong>des</strong><br />

Sports <strong>und</strong> auch <strong>der</strong> wirtschaftlichen, nicht nur sportlichen<br />

Gewinnorientierung <strong>der</strong> Athleten in Verbindung mit einer<br />

durchaus noch olympischen Gesinnung, aber ohne Heilig-<br />

keits- <strong>und</strong> Abstinenzfor<strong>der</strong>ungen; kritische Entwertungen<br />

politischer o<strong>der</strong> ideologischer Instrumentalisierungsversuche<br />

durch weltweite öffentliche Diskussionen <strong>und</strong> gewachsene<br />

Aufmerksamkeit. - Nur die Kröte <strong>des</strong> Doping steckt dem Sport<br />

noch weiterhin in <strong>der</strong> Kehle - trotz beachtlicher Kontrollfortschritte<br />

im Prinzip.<br />

Das olympische Menschenbild kann als ein weltweit wirksames<br />

Leitbild neben den traditionellen religiösen, erkenntnisorientierten,<br />

technischen <strong>und</strong> sonstigen kulturellen Menschenbil<strong>der</strong>n<br />

gelten. Coubertin wollte eine olympische "Leistungselite<br />

völlig gleichen Ursprungs" heranbilden - bestimmt<br />

"nur durch die körperliche Überlegenheit <strong>und</strong> die Muskelfähigkeiten<br />

…, bis zu einem gewissen Grad multipliziert mit<br />

dem Trainingswillen". Diese Elitebildung unter dem Schlagwort<br />

"Citius, altius, fortius" ("schneller, höher, stärker, o<strong>der</strong><br />

tapferer") wollte er nicht nur rein sportlich verstanden wis-<br />

sen, son<strong>der</strong>n auch als Ideal <strong>des</strong> eigenleistenden Menschen auf<br />

Spitzenniveaus aller Arten, einer Orientierung, wie sie in dem<br />

altgriechischen Slogan <strong>der</strong> Ilias zum Ausdruck kommt: "Stets<br />

<strong>der</strong> Beste zu sein <strong>und</strong> die an<strong>der</strong>en zu übertreffen!" Es ist bei<br />

Coubertin jedoch kein Leitbild <strong>der</strong> totalen Siegesverabsolutierung,<br />

son<strong>der</strong>n "das Wichtigste" sei "teilzunehmen", aktiv <strong>und</strong><br />

möglichst "gut gekämpft zu haben": sein Bestes gegeben zu<br />

haben, sich vollständig eingesetzt zu haben, gut <strong>und</strong> fair<br />

gekämpft zu haben. Das ist <strong>der</strong> Kern <strong>der</strong> olympischen Idee<br />

Coubertins, gültig auch für das Leben allgemein: "Das Wichtige<br />

im Leben ist nicht, gesiegt zu haben, son<strong>der</strong>n gut<br />

gekämpft zu haben". Dies übersieht unsere sieges- <strong>und</strong><br />

erfolgsfixierte Publicity-Gesellschaft immer noch zu sehr.<br />

Schon nach dem ersten olympischen Marathonlauf von 1896<br />

gewann Coubertin "die Überzeugung, dass geistige Kräfte<br />

beim Sport eine viel wirksamere Rolle spielen, als man ihnen<br />

bisher zuschrieb". Dies bestätigt heute sogar die Hirnfor-<br />

19


schung - nicht nur im Hochleistungsbereich, son<strong>der</strong>n auch<br />

für das eigenaktive Normalleben: Der eigenleistende Mensch<br />

ist eine dynamische Einheit, ein Aktivitätskomplex, Sporthandlungen<br />

eingeschlossen - Sport trainiert auch das Gehirn!<br />

So führen auch das olympische Konzept <strong>und</strong> Menschenbild<br />

wie<strong>der</strong>um zu einem eher philosophischen Bild: dem vom<br />

Menschen als dem aktiven, eigenleistenden Wesen. Das<br />

olympische Menschenbild <strong>der</strong> sportlichen Höchstleistung<br />

erfüllt dabei immer noch eine wichtige <strong>und</strong> wirksame Leitbild-<br />

<strong>und</strong> Vorbildfunktion. Dazu sieben Thesen als Einsichten<br />

<strong>und</strong> Appelle an Athleten <strong>und</strong> Offizielle:<br />

1. Streben nach Verbesserung <strong>der</strong> Eigenleistung durch faire<br />

Mittel fasziniert <strong>und</strong> sollte den Athleten <strong>und</strong> Betreuern<br />

auch als Leitbild deutlich gemacht <strong>und</strong> auf an<strong>der</strong>e Bereiche<br />

ausgedehnt werden.<br />

2. Das dabei vor drei Jahrzehnten entworfene Leitbild <strong>des</strong><br />

"mündigen Athleten" sollte nicht nur von den Sportlern<br />

verstanden <strong>und</strong> befolgt, son<strong>der</strong>n auch von Trainern <strong>und</strong><br />

Betreuern möglichst geför<strong>der</strong>t werden - gerade aus aktuellem<br />

olympischen Anlass. Außer in den Wettkampfstätten<br />

selber sollten Athleten sich auch kritisch äußern <strong>und</strong><br />

informieren können, z.B. in den sogenannten "gemischten"<br />

Gesprächszonen. Man sollte ihnen we<strong>der</strong> die Mündigkeit<br />

verbieten noch den M<strong>und</strong> verbinden o<strong>der</strong> stopfen, son<strong>der</strong>n<br />

Gelegenheit zur Anregung ihres wachen Geistes geben.<br />

(Nur Demonstrationen o<strong>der</strong> provokative Gesten beim<br />

Wettkampf selber <strong>und</strong> in den Siegerehrungszeremonien<br />

sind formell untersagt.) Dies alles for<strong>der</strong>t möglichst offene<br />

Kommunikation <strong>und</strong> ein Augen-offen-Halten in allen<br />

Begegnungen <strong>und</strong> Bereichen - natürlich gerade auch<br />

außerhalb <strong>des</strong> Trainingscamps.<br />

3. Die olympische Telekratie sollte nicht obsiegen: Die besten<br />

Trainings- <strong>und</strong> Wettkampfbedingungen für die Athleten<br />

dürfen nicht den Televisionsgeboten von Prime-time-<br />

Bedingungen aufgeopfert werden. Die Privataura auch <strong>des</strong><br />

Spitzensportlers sollte gerade in extremen Momenten, wie<br />

z.B. in <strong>der</strong> Verzweiflung <strong>und</strong> in <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>lage, nicht missachtet<br />

werden: Die Menschenwürde auch <strong>der</strong> Athleten sei<br />

"unantastbar".<br />

4. Man dringe auf stärkere Humanisierung <strong>und</strong> flexibleren<br />

Umgang mit den häufig übersteigerten Olympia-Normen,<br />

strikten Spitzenleistungskriterien, überzogenen Formalbestimmungen<br />

<strong>und</strong> Rahmenbedingungen: Sieger durch ein<br />

Tausendstel Punkt- o<strong>der</strong> Sek<strong>und</strong>enunterschied vom Zweiten<br />

abzuson<strong>der</strong>n, ist geradezu "inhuman" - zumal bei<br />

Punktbewertungen.<br />

5. Coubertins Lehre über die Teilnahme ist nach wie vor<br />

aktuell: Dabeisein, Mithandeln, Teilnehmen - das ist die<br />

20<br />

olympische Haupterfahrung - dabei gewesen zu sein die<br />

Haupterinnerung <strong>der</strong> Wettkämpferinnen <strong>und</strong> Wettkämpfer.<br />

"Ru<strong>der</strong>professor" Karl Adam warnte: "Nicht gewinnen ist<br />

kein Scheitern!" - wenn man gut <strong>und</strong> fair gekämpft hat,<br />

sein Bestes gegeben hat. Diese Haupterfahrung <strong>des</strong> Dabeiseins,<br />

Aktivseins, Mitschwingens im "inneren olympischen<br />

Flair" haben die Aktionen ja sicher.<br />

6. Obwohl "Lockerheit" <strong>und</strong> "Gelassenheit" in <strong>der</strong> geradezu<br />

neurotischen Medaillenfixierung von Medienvertretern,<br />

Funktionären <strong>und</strong> selbst vieler Athleten wie auch zahlreicher<br />

Zuschauer offenbar Fremdworte geworden sind, sollte<br />

man alles dafür tun <strong>und</strong> gerade den oft allzu verspannten<br />

deutschen Athleten die sprichwörtliche Lässigkeit mancher<br />

amerikanischen Collegeboys anempfehlen o<strong>der</strong> mit nicht<br />

allzu verbissenem mentalen Training verbessern. Das<br />

beson<strong>der</strong>e "innere Flair" <strong>der</strong> olympischen Trainings- <strong>und</strong><br />

Unterkunftsstätten wird wohl auch dafür sorgen, denn es<br />

ist keineswegs verloren gegangen …<br />

Den deutschen Olympiakämpfern <strong>und</strong> Offiziellen gilt also <strong>der</strong><br />

Appell, bei den bevorstehenden Spielen bei aller so nötigen<br />

Konzentration auf Bestform <strong>und</strong> Bestleistung ein bisschen<br />

philosophisches Salz <strong>der</strong> Gelassenheit einzustreuen: Nicht nur<br />

im Wettkampf überleben, son<strong>der</strong>n "Üb Erleben! Üb olympisches<br />

Erleben!". Nicht mit unlauteren Mitteln vorläufig die<br />

Spitze erringen, son<strong>der</strong>n fair <strong>und</strong> sauber das Beste geben <strong>und</strong><br />

sich in <strong>der</strong> Gewissheit bewegen, Verständnis <strong>und</strong> Anerkennung<br />

in <strong>der</strong> Heimat zu finden. Der Sport muss beachten <strong>und</strong><br />

lernen, auch <strong>und</strong> gerade bei Olympia: "Nicht gewinnen ist<br />

kein Scheitern!"<br />

Olympische Gewissensfragen<br />

von Athen bis Peking<br />

Von Andreas Höfer<br />

Die <strong>Olympischen</strong> Spiele sind das Großfest <strong>des</strong> Sports,<br />

eine Mustermesse <strong>der</strong> Superlative. Sie stehen für<br />

Wettkämpfe auf höchstem Niveau, für Rekorde <strong>und</strong><br />

Medaillen, für Siege <strong>und</strong> Nie<strong>der</strong>lagen, Triumphe <strong>und</strong> Enttäuschungen.<br />

Aber: Die <strong>Olympischen</strong> Spiele sind viel mehr. Sie<br />

sind das größte <strong>und</strong> bedeutendste regelmäßig wie<strong>der</strong>kehrende<br />

Ereignis unserer Zeit. Sie sind ein Wirtschaftsfaktor son<strong>der</strong>gleichen,<br />

ein Medienereignis erster Güte, ein kulturelles<br />

Phänomen <strong>und</strong> manches mehr. Und nicht zuletzt sind sie<br />

natürlich auch ein Politikum. Und Letzteres von allem Anfang<br />

an.


AUS EHRLICHER<br />

LEISTUNG<br />

Nehmen Sie sich einen Moment Zeit, um nachzudenken.<br />

Die Unterstützung, die die offiziellen Olympia-Sponsoren liefern,<br />

sind Voraussetzung dafür, dass Olympische Spiele überhaupt<br />

stattfinden können. Das heißt, die Olympia-Sponsoren för<strong>der</strong>n<br />

die nationalen Olympiateams sowie die <strong>Olympischen</strong> Spiele gleichermaßen<br />

<strong>und</strong> haben sich strikt <strong>der</strong> <strong>Olympischen</strong> Bewegung<br />

verpflichtet.<br />

Einige Unternehmen nutzen jedoch unerlaubt olympische<br />

Embleme o<strong>der</strong> Symbole <strong>und</strong> erwecken damit den Eindruck, sie<br />

seien offizieller Partner <strong>der</strong> <strong>Olympischen</strong> Spiele.<br />

Das ist unfair sowohl gegenüber den Athleten als auch den<br />

Olympia-Sponsoren sowie <strong>der</strong> <strong>Olympischen</strong> Bewegung. Machen<br />

Sie sich bewusst, dass es die offiziellen Partner sind, die den<br />

olympischen Traum ermöglichen – eine ehrliche Leistung, die<br />

auch Ihre Wertschätzung verdient.<br />

THE WORLDWIDE OLYMPIC PARTNERS<br />

NATIONALE PARTNER<br />

olympic.org


Indem <strong>der</strong> Begrün<strong>der</strong> <strong>des</strong> neuzeitlichen Olympismus', <strong>der</strong><br />

französische Baron Pierre de Coubertin, "keine einfachen<br />

Championate, son<strong>der</strong>n ein Fest <strong>des</strong> menschlichen Frühlings"<br />

zu etablieren gedachte <strong>und</strong> seine Innovation mit einem<br />

ebenso elitären Charakter wie globalem Anspruch verband,<br />

waren politische Implikationen programmiert.<br />

Coubertins Zielgruppe war nicht kleiner als die "Jugend <strong>der</strong><br />

Welt", die erstmals in <strong>der</strong> Geschichte die Gelegenheit erhalten<br />

sollte, sich regelmäßig zu treffen, sich in einem geschützten<br />

Raum friedlich zu begegnen, sich gegenseitig kennenzulernen,<br />

um dabei Vorurteile <strong>und</strong> Misstrauen abzubauen sowie<br />

Achtung <strong>und</strong> Respekt voreinan<strong>der</strong> zu entwickeln. Auf diese<br />

Weise sollten die <strong>Olympischen</strong> Spiele Modellcharakter erhalten<br />

<strong>und</strong> als Beleg für die Möglichkeit einer geregelten <strong>und</strong><br />

gewaltfreien Lösung von Konflikten dienen. Mehr noch:<br />

Indem Coubertin den Sport zu einer gleichsam universalen<br />

Weltsprache erhob <strong>und</strong> eine übergreifende Verbindlichkeit<br />

von Regeln propagierte, positionierte er den Olympismus als<br />

ein Experimentierfeld für eine Entwicklung, für die man<br />

Jahrzehnte später den Begriff "Globalisierung" einführte.<br />

Freilich fungiert Coubertins olympisches Erbe nicht nur als ein<br />

Wechsel auf eine gute o<strong>der</strong> noch bessere Zukunft, son<strong>der</strong>n es<br />

stellt auch eine Hypothek dar. Ist nämlich eine "friedliche <strong>und</strong><br />

bessere Welt" <strong>der</strong> Bezugspunkt, so wie nach wie vor als eines<br />

22<br />

<strong>der</strong> "f<strong>und</strong>amentalen Prinzipien" <strong>der</strong> <strong>Olympischen</strong> Bewegung<br />

in <strong>der</strong> <strong>Olympischen</strong> Charta fixiert, ist die Idee als Utopie<br />

deklariert <strong>und</strong> eine Diskrepanz von Anspruch <strong>und</strong> Wirklichkeit,<br />

ja ein Scheitern impliziert. So ist es schwerlich nachzuweisen,<br />

ob <strong>und</strong> inwiefern die Olympische Bewegung in ihrer<br />

inzwischen weit mehr als h<strong>und</strong>ert Jahre umfassenden<br />

Geschichte tatsächlich einen Beitrag zu Frieden <strong>und</strong> Völkerverständigung<br />

o<strong>der</strong> zum gesellschaftlichen Fortschritt zu<br />

leisten vermochte, während umgekehrt <strong>der</strong> Einfluss von Krieg<br />

<strong>und</strong> Gewalt - o<strong>der</strong> allgemeiner formuliert, <strong>der</strong> Politik - auf<br />

die olympische Sache an vielen Beispielen festgemacht werden<br />

kann.<br />

Wohl kaum sind je Kriege verhin<strong>der</strong>t, beendet o<strong>der</strong> auch nur<br />

unterbrochen worden auf Gr<strong>und</strong> o<strong>der</strong> aus Anlass <strong>der</strong> Spiele,<br />

während selbige bereits dreimal - 1916, 1940 <strong>und</strong> 1944 -<br />

Kriegen zum Opfer fielen, sprich nicht ausgetragen werden<br />

konnten. Schon diese Ausfall-Erscheinungen - weit gravieren<strong>der</strong><br />

übrigens als solche in <strong>der</strong> mehr als tausendjährigen (!)<br />

Geschichte <strong>des</strong> antiken Vorbilds - mögen als Beleg für den<br />

historischen Bef<strong>und</strong> genügen, dass sich die Verantwortlichen<br />

für das neuzeitliche Großsportfest immer wie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Macht<br />

<strong>des</strong> Faktischen zu beugen hatten.<br />

Schon bei <strong>der</strong> Premiere, 1896 in Athen, war <strong>der</strong> Sport nicht<br />

ohne Politik zu haben. Hier kam etwa die "Erbfeindschaft"<br />

zwischen Deutschland <strong>und</strong> Frankreich zum Tragen, die es <strong>der</strong><br />

<strong>Deutschen</strong> Turnerschaft, seinerzeit <strong>der</strong> weltweit größte<br />

"Fachverband" für Leibesübungen, unmöglich erscheinen ließ,<br />

dem "französischen Projekt" auch nur ansatzweise Positives<br />

abzugewinnen. Umso ärgerlicher für die "Funktionäre", dass<br />

sich einige <strong>der</strong> profiliertesten "Enkel" von Turnvater Jahn<br />

nicht in die patriotische Pflicht nehmen ließen, son<strong>der</strong>n sich<br />

allen Verunglimpfungen <strong>und</strong> eines angedrohten Bannstrahls<br />

zum Trotz auf den beschwerlichen Weg machten, um in<br />

Athen die ersten olympischen Medaillen für Deutschland zu<br />

gewinnen.<br />

Ein "Friede zwischen Turnen <strong>und</strong> Sport" wurde letztlich erst<br />

vierzig Jahre später, zudem "von oben" verordnet vollzogen,<br />

als <strong>der</strong> olympische Wan<strong>der</strong>zirkus erstmals in deutschen<br />

Landen gastierte. 1931 nach Garmisch-Partenkirchen <strong>und</strong><br />

Berlin vergeben, war es eine fatale Koinzidenz <strong>der</strong> Zeitläufte,<br />

dass die Spiele in die Hände <strong>der</strong> Nazis fielen, die sie nach<br />

anfänglicher Skepsis als ein Geschenk <strong>der</strong> Geschichte willkommen<br />

hießen. So wurden die vermeintlichen Friedensfeste<br />

<strong>des</strong> Jahres 1936 unter Hitlers Führung <strong>und</strong> Goebbels Regie zu<br />

"Spielen unterm Hakenkreuz" umfunktioniert. Dem perfiden<br />

Kalkül <strong>der</strong> Machthaber entsprechend wurden sie, typisch<br />

deutsch, brillant organisiert sowie höchst eindrucksvoll in<br />

Szene gesetzt, um somit das wahre Gesicht <strong>der</strong> skrupellosen<br />

Machthaber zumin<strong>des</strong>t auf Zeit zu verschleiern. Als <strong>der</strong><br />

Schleier dann gelüftet wurde, bestand alsbald kein Zweifel<br />

mehr daran, dass sich die Jugend <strong>der</strong> Welt fortan auf an<strong>der</strong>en


"Fel<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Ehre" begegnen <strong>und</strong> das Olympische Feuer nicht<br />

vier, son<strong>der</strong>n zwölf Jahre erloschen bleiben sollte.<br />

Nach dem Ende <strong>des</strong> furchtbaren Krieges war die Welt, auch<br />

die <strong>des</strong> Sports, in einem neuen Koordinatensystem verortet.<br />

Dabei spiegelte sich die Teilung in Ost <strong>und</strong> West, in Gut <strong>und</strong><br />

Böse o<strong>der</strong> umgekehrt, nicht zuletzt in <strong>der</strong> Arena wi<strong>der</strong>. Gerade<br />

die olympische Bühne mutierte zu einem Schauplatz kalter<br />

Ersatz- <strong>und</strong> Stellvertreterkriege. Waren die <strong>Olympischen</strong><br />

Spiele ohnehin nie nur Begegnungen zwischen Athletinnen<br />

<strong>und</strong> Athleten, son<strong>der</strong>n seit jeher auch ein Wettkampf <strong>der</strong><br />

Nationen, entwickelten sie sich nun mehr <strong>und</strong> mehr zu einem<br />

Schlachtfeld <strong>der</strong> Systeme <strong>und</strong> Weltanschauungen. Angesichts<br />

einer massiven Einflussnahme <strong>der</strong> Politstrategen sah sich das<br />

IOC zu einem permanenten Krisenmanagement zwischen<br />

Hoffen <strong>und</strong> Bangen genötigt. Dabei erwiesen sich manche als<br />

Tribut an die olympischen Werte deklarierten "Son<strong>der</strong>wege"<br />

<strong>und</strong> Gratwan<strong>der</strong>ungen als faule Kompromisse, die immerhin<br />

den Zweck heiligten, trotz aller Widrigkeiten die Spiele am<br />

Leben zu erhalten, selbst wenn dabei die Idee bisweilen auf<br />

<strong>der</strong> Strecke bleiben musste.<br />

Als Paradebeispiel lassen sich die "Querelle d'allemand" anführen,<br />

das ewige Gerangel um die Frage <strong>der</strong> Vertretung <strong>des</strong><br />

geteilten Deutschlands in <strong>der</strong> <strong>Olympischen</strong> Bewegung. Im<br />

Rückblick mag es schon grotesk anmuten, dass noch 1964,<br />

also drei Jahre nach <strong>der</strong> Errichtung <strong>der</strong> Mauer in Berlin, beide<br />

Staaten vom IOC zur Bildung einer gemeinsam Olympiamannschaft<br />

gezwungen wurden, bevor dann 1968 eine gut zwanzig<br />

Jahre währende Zeit <strong>der</strong> "doppelten <strong>Deutschen</strong>" begann.<br />

Eine im Prinzip vergleichbare Problematik betraf im Übrigen<br />

auch China. So verweigerte die Volksrepublik bis 1980 (!) die<br />

Beteiligung an den <strong>Olympischen</strong> Spielen, weil das IOC dem<br />

aus Pekinger Sicht abtrünnigen "Nicht-Staat" Taiwan Zugang<br />

gewährt hatte. Von daher verbuchte das "Reich <strong>der</strong> Mitte"<br />

erst 1984 erstmals olympisches Gold, <strong>und</strong> zwar durch einen<br />

gewissen Xu Haifeng, den Sieger im Wettbewerb <strong>der</strong> - Pistolenschützen.<br />

Inzwischen hat sich die Volksrepublik China<br />

längst zur sportlichen Großmacht <strong>und</strong> zum olympischen<br />

Gastgeber aufgeschwungen <strong>und</strong> damit <strong>der</strong> <strong>Olympischen</strong><br />

Bewegung nicht nur eine Bereicherung, son<strong>der</strong>n auch ein<br />

Problem beschert.<br />

Mag sich das IOC im Blick auf die Spiele von 2008 in einer<br />

durchaus schwierigen Lage befinden, relativiert sich die<br />

Situation in einer vergleichenden Rückschau. Zum Beispiel<br />

auf das Jahr 1972. Seinerzeit nämlich sah sich die Olympische<br />

Bewegung vor eine echte Zerreißprobe gestellt, als München<br />

zu einem Schauplatz <strong>und</strong> Symbol <strong>des</strong> Terrors wurde <strong>und</strong> die<br />

"heiteren Spiele" einen Trauerflor <strong>und</strong> einen bleibenden Makel<br />

erhielten. Die mit dieser menschlichen <strong>und</strong> politischen Katastrophe<br />

aufgeworfene Frage nach <strong>der</strong> olympischen Zukunft<br />

beantworte IOC-Präsident Avery Br<strong>und</strong>age im Rahmen <strong>der</strong><br />

Trauerfreier für die Opfer mit <strong>der</strong> gleichsam fatalistischen<br />

Beschwörungsformel: "The Games must go!"<br />

Dass die Spiele tatsächlich weitergingen, kann aus heutiger<br />

Sicht als eine glückliche Fügung bezeichnet werden. Damals<br />

aber erschien ein Ende <strong>der</strong> <strong>Olympischen</strong> Bewegung durchaus<br />

als eine historische Option. Schließlich entwickelte die Krise<br />

eine Eigendynamik, die ihren beredten Ausdruck schon<br />

dadurch fand, dass Los Angeles 1978 als <strong>der</strong> weltweit einzige<br />

(!) Bewerber für die Ausrichtung <strong>der</strong> Spiele von 1984 zur<br />

Verfügung stand. Wer konnte schon ahnen, dass gerade diese<br />

Spiele einen Wendepunkt darstellen <strong>und</strong> den Weg zu neuen<br />

olympischen Ufern weisen sollten.<br />

Zwar stand das Sportfest zum dritten Mal hintereinan<strong>der</strong> im<br />

Zeichen <strong>des</strong> Boykotts, doch wurden sie trotzdem, vielleicht<br />

gerade <strong>des</strong>wegen ein grandioser Erfolg. Und dies nicht zuletzt<br />

in finanzieller Hinsicht. Erstmals rein privatwirtschaftlich<br />

finanziert, wurde <strong>der</strong> gewaltige Aufwand <strong>der</strong> Organisatoren<br />

unerwarteter Weise durch ein Plus in <strong>der</strong> Abschlussbilanz<br />

belohnt, was exorbitant gestiegenen Einnahmen aus dem<br />

Verkauf <strong>der</strong> Übertragungs- <strong>und</strong> Werberechte zu danken war.<br />

Plötzlich verband sich die Durchführung <strong>des</strong> Großereignisses<br />

- bis dahin ein risikobehaftetes Verlustgeschäft - mit <strong>der</strong><br />

Aussicht auf Gewinn, was alsbald zu einem signifikanten<br />

Anstieg <strong>des</strong> Interesses potenzieller Ausrichter führte. Es war<br />

die Initialzündung für einen bis heute anhaltenden Boom <strong>der</strong><br />

olympischen Sache.<br />

War inzwischen ohnehin die Erkenntnis gereift, dass ein<br />

Boykott mehr den Boykottierern als den Boykottierten Schaden<br />

zufügte, kam <strong>der</strong> historische Glücksfall <strong>der</strong> Jahre<br />

1989/90 hinzu. Mit <strong>der</strong> Öffnung <strong>der</strong> Mauer <strong>und</strong> dem Ende<br />

<strong>des</strong> Ost-West-Konflikts war auch <strong>der</strong> olympische Sport<br />

urplötzlich aus einem Würgegriff <strong>der</strong> Politik befreit. Damit<br />

hatte die Olympische Bewegung einen neuen Handlungsspielraum<br />

gewonnen, den sie unter <strong>der</strong> Führung ihres 1980<br />

gewählten Präsidenten Juan Antonio Samaranch konsequent<br />

zu nutzen wusste. Die Öffnung <strong>der</strong> Spiele für Profis sowie<br />

eine allen Regeln <strong>der</strong> Kunst genügende Marketing-Strategie<br />

führten zu Wachstumsraten, von denen börsennotierte<br />

internationale Großkonzerne meist nur träumen konnten.<br />

Das stetig steigende Interesse <strong>der</strong> Massenmedien tat ein<br />

Übriges. Freilich - jede, auch die olympische Medaille weist<br />

eben zwei Seiten auf - begab man sich auch in neue Abhängigkeiten.<br />

Und nicht wenige kritisierten einen Ausverkauf<br />

olympischer Werte.<br />

Inzwischen zählt die olympische Familie mehr Mitglie<strong>der</strong> als<br />

die UNO. Für die Spiele in Peking wurden 205 (!) Nationale<br />

Olympische Komitees eingeladen. Mit mehr als zehntausend<br />

Aktiven wird gerechnet. Etwa zweieinhalb Mal so viele Journalisten<br />

werden eine Akkreditierung erhalten <strong>und</strong> über zwei<br />

Milliarden Menschen vor den Fernsehschirmen dieser Welt<br />

23


24<br />

vereinigt sein, wenn am 8. August die Spiele <strong>der</strong> 29. Olympiade<br />

eröffnet werden.<br />

Alles eitel olympischer Sonnenschein also? Wäre <strong>der</strong> Austragungsort<br />

<strong>der</strong> kommenden Spiele Sydney o<strong>der</strong> Stockholm,<br />

vielleicht auch Moskau o<strong>der</strong> Los Angeles, dürften im Großen<br />

<strong>und</strong> Ganzen wenig Zweifel bestehen. Von Peking freilich kann<br />

dies nicht behauptet werden. Im Gegenteil. Schon die Vergabe<br />

<strong>der</strong> Spiele im Jahr 2001 rief viele Skeptiker <strong>und</strong> Kritiker auf<br />

den Plan, die nicht zuletzt auf die Problematik <strong>der</strong> Menschenrechte<br />

abhoben. So wurde die Frage aufgeworfen, ob man die<br />

Spiele überhaupt in ein Land vergeben darf, das gravierende<br />

Defizite im Sinne humaner, also auch olympischer Werte <strong>und</strong><br />

Haltungen aufweist. Hiermit war in erster Linie das IOC<br />

angesprochen, dem als "Besitzer" <strong>der</strong> Spiele die alleinige<br />

Entscheidungsgewalt <strong>und</strong> damit auch die Verantwortung<br />

zukommt.<br />

Wenn seit den Protesten in Tibet <strong>und</strong> den entsprechenden<br />

Reaktionen <strong>der</strong> Staatsmacht nach langer Zeit wie<strong>der</strong> einmal<br />

die Alternative "Teilnehmen o<strong>der</strong> Fernbleiben" diskutiert wird,<br />

steht aber nicht nur das IOC in <strong>der</strong> Pflicht. Angesprochen sind<br />

auch die Nationalen <strong>Olympischen</strong> Komitees, zudem die Aktiven,<br />

Trainer, Funktionäre <strong>und</strong> Journalisten sowie letztlich<br />

je<strong>der</strong>, <strong>der</strong> sich für die Eröffnungs- <strong>und</strong> Schlussfeier <strong>und</strong> das<br />

olympischen Geschehen dazwischen interessiert <strong>und</strong> vor Ort<br />

o<strong>der</strong> zu Hause daran teilzunehmen gedenkt. Hier die richtige,<br />

auch nur eine gute Entscheidung zu treffen, ist nicht zuletzt<br />

eine Gewissenssache. Ob sich <strong>der</strong> olympische Sommer von<br />

Peking im Sinne Coubertins als ein "Fest <strong>des</strong> menschlichen<br />

Frühlings" ausnehmen wird, kann letztendlich ohnehin erst<br />

später, sagen wir im Herbst, festgestellt werden.<br />

Olympia <strong>und</strong> Politik<br />

Dauerthema von historischer Dimension<br />

Von Steffen Haffner<br />

Olympia ohne Politik, das ist heute <strong>und</strong> war immer<br />

schon ein schöner Traum. Die Rituale mit Flaggen <strong>und</strong><br />

Hymnen sowie den (inoffiziellen) Medaillenspiegeln<br />

<strong>der</strong> Medien schüren nationalistische Tendenzen. Und selbst in<br />

<strong>der</strong> Antike herrschte nicht, wie viele gerne glauben möchten,<br />

ständig <strong>der</strong> olympische Friede. Zum Beispiel führte die Ekecheiria,<br />

die so gern zitierte Waffenruhe, nicht dazu, dass die<br />

Kämpfe in Griechenland während <strong>der</strong> <strong>Olympischen</strong> Spiele<br />

unterbrochen wurden. Nur die Anreise <strong>der</strong> Athleten <strong>und</strong> ihres<br />

Trosses zum Kultfest <strong>des</strong> Zeus in Olympia war geschützt wie<br />

das Gebiet, in dem das Ereignis zelebriert wurde. Doch selbst<br />

im Herzen <strong>der</strong> Spiele gab es - wie <strong>der</strong> Archäologe Ulrich Sinn<br />

beschreibt - Übergriffe. So versuchten im Jahr 364 v. Chr. die<br />

Eleer mit einem Überfall auf das Heiligtum vergeblich, die<br />

Arka<strong>der</strong>, von denen sie einst vertrieben worden waren, zu<br />

besiegen <strong>und</strong> auf diese Weise die Hoheit über Olympia zurück<br />

zu gewinnen.<br />

Schon 1896 verstand es <strong>der</strong> Gastgeber Griechenland, politischen<br />

Nutzen aus <strong>der</strong> olympischen Wie<strong>der</strong>geburt zu ziehen.<br />

Symbolträchtig wurden die ersten <strong>Olympischen</strong> Spiele <strong>der</strong><br />

Neuzeit in Athen auf den Tag genau 75 Jahre nach dem<br />

Aufstand <strong>der</strong> Griechen gegen die Osmanen, die das Land fast<br />

vierh<strong>und</strong>ert Jahre lang beherrscht hatten, eröffnet. Das<br />

Ereignis war für die Identifikation <strong>der</strong> Griechen, die erst im<br />

Jahr 1830 ihre Unabhängigkeit erlangt hatten, von großer<br />

Bedeutung wie auch die so genannten Zwischenspiele von<br />

1906 am gleichen Ort. Es gab damals schon Bestrebungen,<br />

die <strong>Olympischen</strong> Spiele alle vier Jahre in Griechenland auszutragen.<br />

Ein Vorschlag, <strong>der</strong>, ausgelöst durch die Boykotts in<br />

<strong>der</strong> zweiten Hälfte <strong>des</strong> 20. Jahrh<strong>und</strong>ert, später immer wie<strong>der</strong><br />

aufgenommen wurde. Bei <strong>der</strong> Premiere demonstrierte<br />

Ungarn mit einer eigenen Mannschaft seine Eigenständigkeit<br />

von <strong>der</strong> k. u.k. Donaumonarchie. Damit begann eine nicht<br />

abreißende Serie politischer Auseinan<strong>der</strong>setzungen <strong>und</strong><br />

Belastungen.<br />

Für 1916 waren die <strong>Olympischen</strong> Spiele nach Berlin vergeben<br />

worden. Doch <strong>der</strong> Erste Weltkrieg machte den Organisatoren<br />

einen Strich durch die Rechnung. Nach 1918 wurde Deutschland,<br />

das als Schuldiger <strong>des</strong> Krieges galt, nicht zu den <strong>Olympischen</strong><br />

Sommerspielen von Antwerpen 1920 <strong>und</strong> von Paris<br />

1924 eingeladen. Ein Verfahren, das sich 1948 wie<strong>der</strong>holte,<br />

als die <strong>Deutschen</strong> bei den Winterspielen von St. Moritz <strong>und</strong><br />

den Sommerspielen von London ebenfalls ausgesperrt blieben.<br />

Dass Berlin 1936 dann doch die Sommerspiele <strong>und</strong> Deutschland<br />

im gleichen Jahr zuvor die Winterspiele in Garmisch-<br />

Partenkirchen ausrichten durfte, war durchaus umstritten.<br />

Vor allem in den Vereinigten Staaten rührte sich eine starke<br />

Boykottbewegung. Dazu gab es auch allen Gr<strong>und</strong>. Denn<br />

zwischen <strong>der</strong> so genannten Machtergreifung Hitlers am 30.<br />

Januar 1933 <strong>und</strong> dem Olympiajahr waren die olympischen<br />

Ideale mit Füßen getreten worden. Es hatte erste Diffamierungskampagnen<br />

zum Teil mit Drangsalierungen gegen Juden<br />

gegeben, die berüchtigten Nürnberger Rassengesetze waren<br />

verabschiedet <strong>und</strong> Rivalen Hitlers <strong>und</strong> Gegner <strong>des</strong> nationalsozialistischen<br />

Regimes ermordet o<strong>der</strong> in Konzentrationslager<br />

gesteckt worden. Die IOC-Spitze mit dem belgischen Präsidenten<br />

Henri Baillet-Latour, dem nachgesagt wird, dass er<br />

den "Führer" geradezu verehrte, ließ sich <strong>der</strong>weil davon<br />

beeindrucken, wie Hitler nach den Wirren <strong>der</strong> Weimarer<br />

Republik rasch Disziplin <strong>und</strong> Ordnung herstellte <strong>und</strong> wie die<br />

Jugend durch den staatlich forcierten Sport zu Körperertüchtigung<br />

<strong>und</strong> Tapferkeit getrimmt wurde.


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Monique Berlioux, die langjährige Direktorin <strong>des</strong> IOC,<br />

beschreibt in ihrem Buch "Des Jeux et <strong>des</strong> Crimes 1936. Le<br />

piège blanc olympique.", dass Bailet-Latours Mitstreiter, <strong>der</strong><br />

Franzose Michel de Polignac, im "Dritten Reich" ein Bollwerk<br />

gegen den Kommunismus sah, <strong>der</strong> Brite Lord Burghley<br />

Deutschland generell bew<strong>und</strong>erte, <strong>und</strong> die späteren IOC-<br />

Präsidenten Sigfrid Edström aus Schweden sowie Avery<br />

Br<strong>und</strong>age, <strong>der</strong> damalige Präsident <strong>des</strong> <strong>Olympischen</strong> Komitees<br />

<strong>der</strong> USA (USOC), Hitlers Abneigung gegen Juden teilten. Der<br />

Amerikaner warb entschieden für eine Teilnahme an den<br />

Spielen von 1936 <strong>und</strong> hatte bei <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>versammlung<br />

<strong>des</strong> USOC mit zwei Stimmen Mehrheit Erfolg. Dass die Fechterin<br />

Helene Mayer aus dem amerikanischen Exil anreisen<br />

<strong>und</strong> für Deutschland starten durfte, gehörte zu den Gesten,<br />

mit denen die internationale Öffentlichkeit beschwichtigt<br />

wurde. Die "blonde He", die Olympiasiegerin von 1928, die<br />

"aus rassischen Gründen" aus dem Offenbacher Fechtclub<br />

ausgeschlossen worden war, sollte als Olympiazweite zu den<br />

zwölf jüdischen Medaillengewinnern von Berlin zählen,<br />

darunter die ungarische Goldmedaillengewinnerin Ibolya<br />

Csák im Hochsprung. Dagegen war die Jüdin Gretel Bergmann,<br />

<strong>der</strong>en deutscher Rekord von 1,60 Meter <strong>der</strong> Siegeshöhe<br />

entsprach, kurz vor den Spielen zynisch ausgebootet<br />

worden.<br />

26<br />

1936 stellten schon die Winterspiele von Garmisch-Partenkirchen<br />

einen Modellfall dar, wie Olympia sich politisch instrumentalisieren<br />

ließ. Und in noch viel größerem Umfang<br />

geschah dies mit den Sommerspielen von Berlin. Die meisten<br />

teilnehmenden Nationen ließen sich, eingestimmt von einer<br />

gewaltigen Propaganda, durch die vorzügliche Organisation<br />

<strong>und</strong> die glanzvolle Masseninszenierung blenden. Zum Leidwesen<br />

<strong>der</strong> Nazis feierte das sportbegeisterte Publikum den<br />

vierfachen schwarzen Olympiasieger Jesse Owens als Liebling<br />

<strong>der</strong> Spiele. Der Respekt <strong>des</strong> IOC vor dem Organisationsvermögen<br />

<strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>und</strong> die Bew<strong>und</strong>erung für die nationalsozialistischen<br />

Machtentfaltung führte sogar zu <strong>der</strong> Absicht, die<br />

Winterspiele 1940 zum zweiten Mal Garmisch-Partenkirchen<br />

zu übertragen. Und das, obwohl die Verfolgung <strong>der</strong> Juden<br />

<strong>und</strong> politisch An<strong>der</strong>sdenken<strong>der</strong> bis hin zu unmenschlicher<br />

Behandlung in Konzentrationslagern nicht mehr zu übersehen<br />

war.<br />

Es passt ins Bild, dass die <strong>Olympischen</strong> Winter- <strong>und</strong> die<br />

Sommerspiele von 1940 mit Sapporo <strong>und</strong> Tokio Japan, dem<br />

großen Verbündeten Deutschlands im Fernen Osten, übertragen<br />

wurden. Nach dem Überfall auf China im Jahr 1937 sah<br />

sich Japan als Krieg führende Nation ein Jahr später gezwungen,<br />

1939 die Ausrichtung <strong>der</strong> beiden Spiele zurückzugeben.<br />

Und nach dem Ausbruch <strong>des</strong> Zweiten Weltkriegs kamen auch<br />

die "Ersatzorte" Garmisch-Partenkirchen <strong>und</strong> Helsinki nicht<br />

zum Zuge.<br />

Die finnische Hauptstadt richtete dafür 1952 Olympische<br />

Sommerspiele aus, die noch heute für ihre schlichte<br />

Ursprünglichkeit gerühmt werden. Der Auftritt <strong>des</strong> "Friedensengels",<br />

einer in Weiß gewandeten Frau aus Deutschland, die<br />

während <strong>der</strong> Eröffnungsfeier unplanmäßig eine Friedensbotschaft<br />

verlas, wirkt im Nachhinein wie ein Symbol. Denn mit<br />

dem Einzug <strong>der</strong> Sowjetunion in die Spiele wurde vor allem<br />

<strong>der</strong> olympische Sport zu einer Bühne <strong>des</strong> Klassenkampfs. Das<br />

sozialistische Lager bemühte sich, die Überlegenheit seiner<br />

Gesellschaftsform durch Titel <strong>und</strong> Medaillen zu beweisen. Die<br />

DDR hatte noch für 1952 das Angebot <strong>des</strong> IOC abgelehnt,<br />

sich unter <strong>der</strong> Führung <strong>des</strong> bun<strong>des</strong>deutschen NOK an einer<br />

Olympiamannschaft zu beteiligen. Zähneknirschend ließ sich<br />

später Ost-Berlin darauf ein, Sportler in die gesamtdeutschen<br />

Olympiamannschaften zu entsenden, die zwischen 1956 <strong>und</strong><br />

1964 an den Winter- <strong>und</strong> Sommerspielen teilnahmen. Dabei<br />

gab es keine härteren Wettkämpfe als die Olympiaqualifikationen<br />

für diese Teams, in denen die DDR-Funktionäre strikt<br />

darauf sahen, dass ihre Sportler möglichst nicht in Kontakt<br />

mit ihren westdeutschen Kollegen kamen. Zum Glück wurde<br />

dieses Verbot oft genug unterlaufen. 1965 erkannte das IOC,<br />

das <strong>der</strong> deutschen Querelen überdrüssig war, dem NOK <strong>der</strong><br />

DDR seine Eigenständigkeit zu. Zum ersten Mal starteten die<br />

Ostdeutschen 1968 bei den Sommerspielen in Mexiko mit<br />

einer eigenen Mannschaft, wenn auch noch unter gemeinsamen<br />

Symbolen mit den Westdeutschen. Die Strategie, die


zunehmend erfolgreichen Athleten als "Diplomaten im Trainingsanzug"<br />

zu benutzen, hatte sich sehr zum Leidwesen <strong>der</strong><br />

Bun<strong>des</strong>regierung in Bonn durchgesetzt.<br />

Von den <strong>Olympischen</strong> Spielen in Mexiko City ist neben glanzvollen<br />

Leistungen wie Bob Beamons Jahrh<strong>und</strong>ert-Weltrekord<br />

im Weitsprung (8,90 Meter) nicht zuletzt die Black-Power-<br />

Demonstration <strong>der</strong> amerikanischen Sprinter Tommie Smith<br />

<strong>und</strong> John Carlos im Gedächtnis. Sie reckten bei <strong>der</strong> Siegerehrung<br />

für den 200-Meter-Lauf als Protest gegen die Rassendiskriminierung<br />

in den USA jeweils eine in einem schwarzen<br />

Handschuh steckende Faust nach oben. Dafür wurden sie von<br />

den Spielen ausgeschlossen, durften ihre Gold- <strong>und</strong> Bronzemedaille<br />

aber behalten. Weniger in<br />

Erinnerung ist, dass kurz vor den Spielen<br />

auf dem Platz <strong>der</strong> drei Kulturen<br />

ungefähr 350 gegen soziale Missstände<br />

protestierende Studenten von einer<br />

Spezialeinheit <strong>des</strong> Innenministeriums<br />

erschossen wurden. Die Macht <strong>der</strong><br />

Fernsehbil<strong>der</strong> war damals noch längst<br />

nicht so ausgeprägt wie im Medienzeitalter<br />

von heute. Sonst wären die Spiele<br />

möglicherweise gar nicht zustande<br />

gekommen.<br />

Vier Jahre später in München stellte <strong>der</strong><br />

Überfall palästinensischer Terroristen<br />

auf die israelische Olympiamannschaft<br />

einen nicht für möglich gehaltenen<br />

brutalen Eingriff in die <strong>Olympischen</strong><br />

Spiele dar. Die Welt verfolgte mit angehaltenem<br />

Atem die so unglücklich<br />

scheiternden Befreiungsaktionen. Die<br />

historischen Worte <strong>des</strong> IOC-Präsidenten Avery Br<strong>und</strong>age bei<br />

<strong>der</strong> Trauerfeier im Olympiastadion "The Games must go on"<br />

drückten den entschiedenen Willen aus, sich nicht dem<br />

Terrorismus zu beugen. Die Spiele aber hatten endgültig ihre<br />

Unschuld verloren.<br />

1976 wurden die Sommerspiele von Montreal zu einem<br />

waffenstarrenden Ereignis. Und seither findet, wenn auch<br />

nicht immer so sichtbar wie in Kanada, Olympia in einer Art<br />

Hochsicherheitstrakt statt. Nachdem schon 1956 wegen <strong>der</strong><br />

Suez-Krise Ägypten, Irak <strong>und</strong> Libanon sowie wegen <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schlagung<br />

<strong>des</strong> Ungarn-Aufstands durch die Sowjetunion<br />

die Nie<strong>der</strong>lande, die Schweiz <strong>und</strong> Spanien den Spielen von<br />

Melbourne ferngeblieben waren, erlebte Montreal den ersten<br />

großen Olympiaboykott <strong>der</strong> Geschichte. 28 afrikanische<br />

Teams reisten ab, als ihrem Verlangen nicht nachgegeben<br />

wurde, Neuseeland von den Spielen auszuschließen. Der<br />

Gr<strong>und</strong> für ihre Proteste: Die "Kiwis" hatten im Frühjahr gegen<br />

Mannschaften Südafrikas, das 1970 wegen seiner Apartheid-<br />

Politik <strong>der</strong> Rassentrennung vom IOC suspendiert worden war,<br />

Rugby gespielt - eine Sportart, die gar nicht zum olympischen<br />

Programm gehörte. Im Gegensatz zu 1972, als das<br />

rassistische Rho<strong>des</strong>ien, das heutige Zimbabwe, auf Betreiben<br />

<strong>der</strong> Schwarzafrikaner nicht zu den Spielen zugelassen worden<br />

war, hielt diesmal das IOC dem Druck stand. Dafür hatte es<br />

im Vorfeld <strong>der</strong> Spiele von Montreal nicht verhin<strong>der</strong>n können,<br />

dass die kanadische Regierung mit Rücksicht auf ihre guten<br />

wirtschaftlichen Beziehungen zur Volksrepublik China <strong>der</strong><br />

taiwanesischen Olympiamannschaft die Visa verweigerte.<br />

Das "Reich <strong>der</strong> Mitte", das nur sporadisch mit einzelnen<br />

Athleten an den Spielen teilgenommen hatte, kehrte 1956<br />

<strong>der</strong> olympischen Bewegung den Rücken. Der Anlass war, wie<br />

Björn Conrad in seiner China-Analyse <strong>der</strong> Universität Trier<br />

beschreibt, ein Versehen. Die Volksrepublik China <strong>und</strong> Taiwan<br />

hatten beide vom IOC Einladungen zu den Sommerspielen in<br />

Melbourne erhalten. Zur Begrüßung <strong>des</strong> taiwanesischen<br />

Teams wurde irrtümlich die Flagge <strong>der</strong> Volksrepublik gehisst,<br />

worauf die taiwanesischen Athleten die rote Flagge vom<br />

Fahnenmast rissen <strong>und</strong> die eigene Flagge hissten. Die Volksrepublik<br />

sah darin eine schwerwiegende Beleidigung <strong>und</strong><br />

beschloss, nicht an den Spielen teilzunehmen. Anschließend<br />

brach Peking seine Beziehungen zum IOC ab. Von 1963 an<br />

versuchten die Chinesen mit den GANEFO-Spielen (Games of<br />

the New Emerging Forces) ein Gegengewicht zu Olympia zu<br />

schaffen. Mit <strong>der</strong> Pingpong-Diplomatie, die 1971 eine diplomatische<br />

Annäherung zwischen <strong>der</strong> Volksrepublik <strong>und</strong> den<br />

Vereinigten Staaten bewirkte, begann die Rückkehr Chinas in<br />

die Staatengemeinschaft, die 1979 zurück in die Olympische<br />

Bewegung führte. Taiwan wurde vom IOC mit <strong>der</strong> Bezeichnung<br />

"Chinese Taipei Olympic Comittee" zurückgestuft,<br />

während das NOK <strong>der</strong> "People's Republic of China" von nun<br />

an den Namen "Chinese Olympic Committee" führen durfte.<br />

27


Der Überfall <strong>der</strong> Sowjetunion im Dezember 1979 auf Afghanistan<br />

provozierte die For<strong>der</strong>ung von US-Präsident Jimmy<br />

Carter nach einem umfassenden Olympiaboykott <strong>der</strong> Sommerspiele<br />

von Moskau. Zwei Monate nach <strong>der</strong> Invasion war<br />

schon bei den Winterspielen im amerikanischen Städtchen<br />

Lake Placid die Stimmung politisch so aufgeheizt, dass <strong>der</strong><br />

Sieg <strong>der</strong> USA über die favorisierte sowjetische Eishockey-<br />

Mannschaft frenetisch gefeiert wurde. Ein Beispiel dafür, wie<br />

im Kalten Krieg aus Ost-West-Begegnungen, nicht zuletzt<br />

zwischen <strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>republik <strong>und</strong> <strong>der</strong> DDR, spannende "Derbys"<br />

wurden, bei denen Millionen Menschen mitfieberten.<br />

Bei den Moskauer Spielen im Sommer 1980 fehlten 64<br />

Län<strong>der</strong>. Die meisten davon boykottierten die Spiele wegen <strong>des</strong><br />

Einmarschs <strong>der</strong> sowjetischen Truppen in Afghanistan, darunter<br />

so bedeutende Län<strong>der</strong> wie die USA, Kanada, Japan <strong>und</strong> die<br />

Bun<strong>des</strong>republik Deutschland. Eine beson<strong>der</strong>e Pointe ist es mit<br />

Blick auf die Spiele von Peking, dass China sich ausdrücklich<br />

wegen <strong>der</strong> sowjetischen Invasion ebenfalls dazu entschloss,<br />

keine Mannschaft nach Moskau zu entsenden. Dass <strong>der</strong><br />

Olympiaboykott auf immensen Druck <strong>des</strong> US-Präsidenten<br />

zustande kam, stellte einen bis dahin beispiellosen Eingriff<br />

<strong>der</strong> Politik in die olympischen Belange dar. Die Menschenrechtsdiskussion,<br />

die bis 1979 zur Kritik am Gastgeberland <strong>der</strong><br />

Spiele geführt hatte, wurde durch den Boykott überlagert.<br />

Unter dem fadenscheinigen Vorwand, die Sicherheit <strong>der</strong><br />

Athleten sei in Los Angeles nicht gewährleistet, folgte vier<br />

Jahre später <strong>der</strong> Gegenboykott <strong>des</strong> sozialistischen Lagers.<br />

Rumänien <strong>und</strong> China, das ein viel beachtetes olympisches<br />

Comeback feierte, schickten dennoch ihre Mannschaften<br />

nach Kalifornien.<br />

Die Sommerspiele von Seoul 1988 führten die Welt wie<strong>der</strong><br />

weitgehend zusammen. Nur Nordkorea, dem IOC-Präsident<br />

Juan Antonio Samaranch bis zuletzt geschickt die Tür zur<br />

Teilnahme offen gehalten hatte, <strong>und</strong> sechs weitere Län<strong>der</strong>,<br />

darunter Kuba, blieben den Spielen in Südkorea fern, vermieden<br />

es aber, um Sanktionen <strong>des</strong> IOC zu umgehen, ausdrücklich<br />

einen Boykott zu erklären. Die <strong>Olympischen</strong> Spiele von<br />

Barcelona 1992 markierten mit dem Auftritt <strong>der</strong> ersten<br />

gesamtdeutschen Mannschaft die sportliche Wie<strong>der</strong>vereinigung<br />

<strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>. Und auch Südafrika, das unter Mandela die<br />

Politik <strong>der</strong> Rassentrennung überw<strong>und</strong>en hatte, kehrte in die<br />

Olympische Bewegung zurück.<br />

Die Winterspiele von Salt Lake City fünf Monate nach den<br />

Anschlägen <strong>des</strong> 11. September zeigten, dass <strong>der</strong> Terrorismus<br />

nach dem Ende <strong>des</strong> Kalten Krieges zur großen politischen<br />

Belastung auch für den olympischen Sport wurde. Die Amerikaner<br />

ließen sich nicht durch den Aufruf <strong>des</strong> IOC zu einer<br />

olympischen Waffenruhe bei ihrem Feldzug gegen die Taliban<br />

in Afghanistan aufhalten. Und ausgerechnet dem amerikanischen<br />

Präsidenten George W. Bush blieb es vorbehalten, als<br />

erstes Staatsoberhaupt die traditionelle Eröffnungsformel <strong>der</strong><br />

28<br />

Spiele patriotisch zu erweitern: "Stellvertretend für eine<br />

stolze, entschlossene <strong>und</strong> dankbare Nation erkläre ich die<br />

Spiele von Lake Placid zur Feier <strong>der</strong> Winter-Olympiade für<br />

eröffnet." Während Sportler für ähnliche politische Demonstrationen<br />

mit strengen Sanktionen hätten rechnen müssen,<br />

bekam Bush vom neu gewählten IOC-Präsidenten Jacques<br />

Rogge nicht einmal ein Wort <strong>des</strong> Protestes zu hören.<br />

Die <strong>Olympischen</strong> Spiele von Athen 2004 blieben frei von<br />

politischen Belastungen. Dafür trat umso schärfer das<br />

Dopingproblem zutage, das den Spitzensport fatal auszuhöhlen<br />

droht. Wer aber gedacht hatte, dass es nun zu einem<br />

dauerhaften olympischen Frieden kommen würde, sah sich<br />

getäuscht. Der Aufstand <strong>der</strong> Tibeter <strong>und</strong> die brutale Nie<strong>der</strong>schlagung<br />

durch die chinesischen Staatsorgane haben die<br />

Menschenrechtsfrage <strong>und</strong> die Bedrohung Olympias durch die<br />

Politik wie<strong>der</strong> auf die Tagesordnung gesetzt.<br />

Olympia zwischen Yin<br />

<strong>und</strong> Yang<br />

Von Günter Deister<br />

In <strong>der</strong> Jahrtausende alten chinesischen Philosophie <strong>des</strong><br />

Daoismus bezeichnen Yin <strong>und</strong> Yang eine Zweiheit, aus<br />

<strong>der</strong>en Wechselspielen die Welt hervorgeht. Yin bedeutet<br />

das Prinzip <strong>des</strong> Schattens, Yang steht für die Sonne. Die<br />

<strong>Olympischen</strong> Spiele in Peking sind eine unerhörte Prüfung<br />

auf die mo<strong>der</strong>ne Auslegung <strong>des</strong> Begriffs, nämlich einen<br />

Ausgleich zu schaffen zwischen zwei Gegensätzen. Die könnten<br />

größer kaum sein. Auf <strong>der</strong> einen Seite steht die diktatorisch<br />

regierte Volksrepublik China mit ihrem unbedingten<br />

Anspruch, im 21. Jahrh<strong>und</strong>ert als Supermacht aufzusteigen.<br />

Dafür will sie sich nun die olympischen Weihen geben lassen.<br />

Mit Blick auf die Spiele schrieb die maßgebliche Pekinger<br />

"Volkszeitung" Anfang 2008: "Dies ist das Jahr, auf das die 1,3<br />

Milliarden Söhne <strong>und</strong> Töchter Chinas sehnsüchtig gewartet<br />

haben." Den Gegenpol bildet das 114 Jahre alte Internationale<br />

Olympische Komitee (IOC), ausgerüstet nur mit seiner Idee:<br />

Die Welt durch friedliche Spiele zu vereinen.<br />

Es scheint, als würden sich Feuer <strong>und</strong> Wasser begegnen. Doch<br />

verbal bemühen sich China <strong>und</strong> das IOC um eine friedliche<br />

Koexistenz auf Zeit. Die Gastgeber bestreiten jeden politischen<br />

Gehalt <strong>der</strong> Spiele, <strong>und</strong> das IOC definiert Olympia als<br />

politikfreien, demokratischen Raum, was IOC-Präsident<br />

Jacques Rogge so umschreibt: "Wir können nicht alle Probleme<br />

dieser Welt lösen. Aber wir machen die Welt besser." Das<br />

muss sich nun erweisen bei diesen fünften <strong>Olympischen</strong>


Spielen in einem autoritären Staat nach Berlin 1936, Mexiko-<br />

Stadt 1968, Moskau 1980 <strong>und</strong> Seoul 1988. Nimmt man die<br />

Boykott-Spiele von Los Angeles 1984 noch hinzu, dann bleibt<br />

festzuhalten: Nie war Olympia seit Ende <strong>des</strong> Kalten Kriegs so<br />

politisiert wie heute. Die große Sorge ist, das vorwärts stürmende<br />

China könnte in einem Siegesrausch jene Spielregeln<br />

missachten, die Voraussetzung sind für ein auskömmliches<br />

Miteinan<strong>der</strong> auf dem Spielfeld <strong>der</strong> Völker.<br />

Dabei gilt es, den richtigen Maßstab zu finden <strong>und</strong> auch<br />

jenem westlichen Denken eine Absage zu erteilen, welches<br />

für das Foulspiel eine einseitige Interpretation findet. In die<br />

Betrachtung dringend mit einbezogen werden müssen jenseits<br />

kurzfristiger Vorspiele langfristige Prozesse. Als wichtiger<br />

Gr<strong>und</strong>satz setzte sich die Erkenntnis durch, dass Boykott<br />

keine Antwort sein kann auf krasse Regelverletzungen. Wer<br />

das Spielfeld verlässt, flüchtet vor <strong>der</strong> Auseinan<strong>der</strong>setzung,<br />

kann keinen Einfluss mehr nehmen <strong>und</strong> wird <strong>des</strong>halb zu<br />

einem Verlierer. Wer in<strong>des</strong>sen die Begegnung sucht, schafft<br />

die Voraussetzung für Absprachen <strong>und</strong> Austausch. Dies gilt<br />

beson<strong>der</strong>s für ein Land, in dem ein Fünftel <strong>der</strong> Weltbevölkerung<br />

zu Hause ist, das min<strong>des</strong>tens so viele globale Risiken<br />

<strong>und</strong> auch Chancen in sich vereint <strong>und</strong> von dem man sagen<br />

kann: Ohne China geht es nicht mehr.<br />

Zwei Daten haben im Vorfeld die enorme Spannweite <strong>der</strong><br />

Probleme markiert <strong>und</strong> damit die Unsicherheit noch vergrö-<br />

ßert, was von dieser 29. Ausgabe <strong>der</strong> Sommerspiele zu erwarten<br />

ist. Der 14. März mit dem Ausbruch <strong>der</strong> Unruhen in Tibet<br />

steht für Verfolgung, Unterdrückung, Folter, Haft, Arbeitslager,<br />

Zensur <strong>und</strong> tausendfache To<strong>des</strong>strafe. Der Tag steht aber<br />

auch für die Möglichkeiten Olympischer Spiele, durch globale<br />

Ausstrahlung Aufmerksamkeit zu erregen. Der 12. Mai mit<br />

dem verheerenden Erdbeben in <strong>der</strong> Provinz Sichuan zeigt ein<br />

China <strong>der</strong> bisher nicht gekannten Transparenz <strong>und</strong> <strong>des</strong> sich<br />

Öffnens. Wen Jiabao, bisher eher gesehen als <strong>und</strong>urchsichtiger<br />

Politruk, wurde zu einem mitleidenden, mitweinenden<br />

Ministerpräsidenten, eine Art guter Mensch von Sezuan, <strong>der</strong><br />

schon wenige St<strong>und</strong>en nach dem Beben vor Ort die Hilfstruppen<br />

mit Megaphon zu dirigieren versuchte. Ein dauerberichten<strong>des</strong><br />

Staatsfernsehen, eine bisher nicht gekannte nationale<br />

Solidaritätswelle, erstmals die Annahme ausländischer<br />

Hilfe <strong>und</strong> eine aus <strong>der</strong> Not geborene wirkliche<br />

Pressefreiheit für internationale Medien - die<br />

Katastrophe brachte über Nacht ein Gegenbild<br />

hervor von einem Land, das vielfach nur wahrgenommenen<br />

wurde als bedrohlicher Zukunftsgigant.<br />

Nun war es selbst bedroht <strong>und</strong> zeigte sich verletzbar,<br />

<strong>und</strong> es erregte Mitleid.<br />

Untergegangen ist bei <strong>der</strong> Katastrophe auch die<br />

Verletzbarkeit <strong>des</strong> IOC. Als 1.300 Kilometer entfernt<br />

innerhalb von drei Minuten mehr als 70.000 Menschen<br />

unter Häusern begraben wurden, war das<br />

Beben bis nach Peking hin deutlich zu spüren. Eine<br />

Erschütterung auch von Chinas Metropole hätte<br />

einen olympischen Alptraum Wirklichkeit werden<br />

lassen, die erstmalige Absage <strong>der</strong> Spiele durch den<br />

Ausbruch von Naturgewalten. Als das IOC die<br />

Athen-Spiele gegen Ausfall versichern wollte, fand<br />

sich niemand, <strong>der</strong> dieses Risiko tragen wollte.<br />

Welche Bil<strong>der</strong> Olympia liefern wird, ist eine offene<br />

Frage. Die heitersten Spiele <strong>der</strong> letzten beiden<br />

Jahrzehnte lieferte das mediterrane Barcelona<br />

1992 mit <strong>der</strong> geschichtsträchtigen Episode <strong>der</strong><br />

Wie<strong>der</strong>vereinigung deutscher Sportler hinter dem<br />

Schild Germany. Atlanta 1996 war gekennzeichnet<br />

von einem Übermaß an Kommerz <strong>und</strong> einem Mangel an<br />

Atmosphäre, Sydney 2000 bleibt in Erinnerung als Stimmungshoch,<br />

Athen 2004 steht mit seinem olympischen<br />

Revival 108 Jahre nach seiner Erstaufführung für eine Überfor<strong>der</strong>ung.<br />

Das IOC musste bis zum letzten Augenblick bangen,<br />

ob die Gastgeber ihre Vorbereitungen rechtzeitig beenden<br />

konnten, sie schafften es nur unter ultimativem Druck.<br />

Eine solche Zitterpartie blieb den Herren <strong>der</strong> Ringe diesmal<br />

erspart. Bis zu 40 Milliarden Dollar, so die Schätzung, hat sich<br />

Chinas Führung die olympische Infrastruktur kosten lassen.<br />

Bis zu fünf Millionen Wan<strong>der</strong>arbeiter waren im Einsatz, um<br />

Peking frühzeitig fit zu machen für das globale Sportfest. Das<br />

futuristische, 91.000 Zuschauer fassende Olympiastadion<br />

29


"Vogelnest", die Schwimmhalle "Wasserwürfel" <strong>und</strong> die Radarena<br />

"UFO" symbolisieren als Wettkampfstätten den Anspruch<br />

Chinas auf Größe, Qualität <strong>und</strong> Zukunftsfähigkeit. Am 8.<br />

August sollen Flugzeuge aufsteigen, um <strong>der</strong> Eröffnungsfeier<br />

durch das Versprühen chemischer Mittel einen regenfreien<br />

Himmel zu sichern.<br />

Wie sehr sich die <strong>Olympischen</strong> Spiele dann als Olympische<br />

Spiele behaupten können <strong>und</strong> wie sehr sie zu China-Spielen<br />

werden o<strong>der</strong> gar zu einem Hochfest für Patriotismus, Nationalismus<br />

o<strong>der</strong> gar Chauvinismus geraten, kann niemand<br />

beantworten. Möglicherweise entsteht in Peking eine Art<br />

Gegenwelt von olympischer Enklave <strong>und</strong> tosendem Umfeld.<br />

Keiner weiß, welchen beson<strong>der</strong>en Gefährdungen die Spiele<br />

ausgesetzt sein werden, <strong>und</strong> das meint nicht nur die Seuche<br />

Doping, die gravierende Umweltproblematik o<strong>der</strong> gewaltsames<br />

staatliches Reagieren auf Proteste <strong>und</strong> Demonstrationen<br />

gegen Menschenrechtsverletzungen. Die 500.000 erwarteten<br />

Gäste sind schwer zu kontrollieren. Noch vor einem Jahr hieß<br />

es, es gäbe keine größeren Sicherheitsprobleme. Nun erklärt<br />

Chinas politische Führung, Terrorismus sei die größte Bedrohung.<br />

Das ist ernst zu nehmen, kann aber auch eine Zweckbehauptung<br />

sein. In jedem Fall hat das Politbüro <strong>der</strong> chinesischen<br />

KP die Oberaufsicht über die 16 olympischen Tage. Es<br />

sind Staatsspiele, die Partei sitzt auch am Steuerrad <strong>des</strong><br />

chinesischen Organisationskomitees BOCOG. Die Politik wird<br />

darüber entscheiden, welchen Freiraum die Spiele haben<br />

werden <strong>und</strong> wohin sie die Emotionen <strong>der</strong> Massen lenkt. Zum<br />

ersten Mal in <strong>der</strong> Welt <strong>des</strong> Sports die Nummer eins zu sein<br />

vor <strong>der</strong> Vormacht USA, das ist eine unausgesprochene chinesische<br />

Hoffnung mit zukunftsweisen<strong>der</strong> politischer Bedeutung.<br />

Dies alles zeigt, wie schwierig die Rolle <strong>des</strong> IOC im kommenden<br />

Pekinger August sein wird. Vor sieben Jahren hat <strong>der</strong><br />

Besitzer <strong>der</strong> Spiele sein höchstes Gut aus guten Gründen an<br />

ein Land verliehen, <strong>des</strong>sen Aufbruch <strong>und</strong> Entwicklung es<br />

beför<strong>der</strong>n <strong>und</strong> <strong>des</strong>sen Anspruch als eine <strong>der</strong> ältesten Hochkulturen<br />

es sich nicht zum zweiten Mal wi<strong>der</strong>setzen wollte.<br />

Dabei sind die oft als Hauptmotiv genannten kommerziellen<br />

Erwägungen eine Unterstellung. Olympische Spiele bringen<br />

dem IOC das meiste Geld dort ein, wo die Wettbewerbe in <strong>der</strong><br />

Fernseh-Primetime <strong>der</strong> zahlungskräftigsten Kontinente ausgerichtet<br />

werden, <strong>und</strong> das sind noch immer Nordamerika <strong>und</strong><br />

Europa. So wird das IOC für die kommende olympische Periode<br />

mit den Spielen in Vancouver <strong>und</strong> London überproportional<br />

höhere Einnahmen erzielen, als das zwischen 2005 <strong>und</strong><br />

2008 mit Turin <strong>und</strong> Peking möglich war. Sie werden von<br />

nahezu 4,5 Milliarden Dollar auf fast 5 Milliarden Dollar<br />

steigen, wovon das IOC unverän<strong>der</strong>t etwa acht Prozent für<br />

sich behält. Ein TOP-Sponsor wie Coca-Cola wird dann für die<br />

weltweite Nutzung <strong>der</strong> <strong>Olympischen</strong> Ringe ab 2009 r<strong>und</strong> 100<br />

Millionen Dollar statt bisher 82 Millionen Dollar zahlen,<br />

obwohl die Marktchancen in China unendlich viel größer sind<br />

30<br />

als auf den britischen Inseln. Zu Beginn <strong>des</strong> 21. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

sind die <strong>Olympischen</strong> Spiele begehrter denn je. Das schlägt<br />

sich nie<strong>der</strong> in steil nach oben gerichteten Einnahmekurven,<br />

unabhängig von den jeweiligen Austragungsorten.<br />

Der olympische Fackellauf macht am besten deutlich, auf was<br />

sich das IOC mit den Spielen in Peking eingelassen hat, in<br />

welche Abhängigkeit die Herren <strong>der</strong> Ringe durch die schier<br />

unbegrenzte chinesische Nutzung <strong>der</strong> Flamme geraten sind,<br />

welche Fehler sie gemacht haben - <strong>und</strong> welche Chancen sie<br />

sich eröffneten. Geplant <strong>und</strong> vom IOC genehmigt war <strong>der</strong><br />

Feuerlauf als olympischer Superlativ über 130.000 Kilometer,<br />

fünf Kontinente <strong>und</strong> 130 Tage. Geworden ist daraus ein<br />

Medium, an dem sich nach Ausbruch <strong>der</strong> Tibetkrise Massenproteste<br />

entzündeten, das mit dem Erklimmen <strong>des</strong> Mount<br />

Everest ein Zeichen wurde für Maßlosigkeit <strong>und</strong> politischen<br />

Missbrauch, das sich nach <strong>der</strong> Erdbebenkatastrophe zu einem<br />

Symbol für Solidarität <strong>und</strong> Mitleiden wandelte - <strong>und</strong> das<br />

nach Wie<strong>der</strong>inbesitznahme durch das IOC am Tag <strong>der</strong> Eröffnungsfeier<br />

am 8. August zu seiner ursprünglichen Symbolkraft<br />

zurückfinden könnte: In einem höchst problematischen<br />

Umfeld ein Leuchten für olympische Werte, zu denen die<br />

Menschenrechte als ein wesentlicher Teil gehören.<br />

Um das zu erreichen, ist vor allem Jacques Rogge gefor<strong>der</strong>t.<br />

Der belgische IOC-Präsident steht vor den schwierigsten<br />

Wochen seiner Amtszeit. Er wird sich nicht im <strong>Olympischen</strong><br />

Dorf verkriechen können, er wird Farbe bekennen müssen.<br />

Rogge selbst hatte vor zwei Monaten eine olympische Krise<br />

ausgerufen - <strong>und</strong> sie bei <strong>der</strong> jüngsten Sitzung <strong>der</strong> IOC-Exekutive<br />

in Athen für beendet erklärt. Das könnte sich als verfrüht<br />

herausstellen. Als Erbe <strong>der</strong> Peking-Spiele von seinem Vorgänger<br />

Juan Antonio Samaranch stehen er <strong>und</strong> seine Organisation<br />

in <strong>der</strong> Verantwortung eines Mitgestalters. Alles, was China<br />

für die Organisation <strong>der</strong> Spiele geplant <strong>und</strong> gebaut hat,<br />

unterlag Rogges Genehmigungszusage, dazu gehört auch <strong>der</strong><br />

Inhalt <strong>der</strong> Eröffnungsfeier, die eine wegweisende Bedeutung<br />

haben wird. Das ist, bei einer Partnerschaft <strong>der</strong> Ungleichen,<br />

Theorie. Aber herausgekommen ist zunächst einmal das<br />

Gegenteil von dem, wie <strong>der</strong> Chirurg aus Belgien die <strong>Olympischen</strong><br />

Spiele einst als Präsidentenanwärter behandelt sehen<br />

wollte: Weniger Gigantismus, mehr Bescheidenheit, Rückbesinnung<br />

auf Werte. Nun steht die monströseste Veranstaltung<br />

<strong>der</strong> olympischen Geschichte bevor, London 2012 plant gigantisch<br />

<strong>und</strong> ist bereits bei Gesamtkosten von 11,8 Milliarden<br />

Euro angekommen, mit Tokio <strong>und</strong> Chicago stehen für 2016<br />

weitere Kolosse vor <strong>der</strong> Tür. Und ob in Peking mit Erfolg<br />

Werte zu behaupten sind, muss sich zeigen.<br />

Erst nach diesen Sommerspielen will Rogge entscheiden, ob<br />

er 2009 für weitere vier Jahre IOC-Präsident zu bleiben<br />

gedenkt. So werden die bevorstehenden Spiele zu seiner<br />

größten, selbst auferlegten Bewährungsprobe. Dabei wird ihm<br />

eine Anfechtung wohl erspart bleiben. US-Präsident Georg W.


Bush erdreistete sich 2002 in Salt Lake City, die Winterspiele<br />

mit <strong>der</strong> von ihm abgewandelten traditionellen olympischen<br />

Formel durch den Zusatz zu eröffnen: "Im Namen einer<br />

großen Nation." Das hatte sich 1936 in Berlin nicht einmal<br />

Adolf Hitler getraut. Damals schwieg Rogge, wie er auch zu<br />

lange geschwiegen hat zur Menschenrechtsproblematik. Was<br />

immer an Regelverletzungen im Pekinger August passiert, es<br />

sollte nicht vergessen werden, dass allmächtiges Denken <strong>und</strong><br />

Handeln keine spezielle chinesische Disziplin ist.<br />

Kaum etwas ist bei diesen <strong>Olympischen</strong> Spielen sicher. Das<br />

von China gewählte Motto "Eine Welt, ein Traum" hat eher<br />

eine verschleiernde Wirkung. In <strong>der</strong> Polarität von Yin <strong>und</strong><br />

Yang werden die Spiele zu einer hoch spannenden Realität,<br />

die ihren Ausdruck findet zwischen Alptraum <strong>und</strong> Traum,<br />

Repression <strong>und</strong> Freiheit, Depression <strong>und</strong> Euphorie, Zumutung<br />

<strong>und</strong> Anmutung, Formation <strong>und</strong> Spontanität - zwischen<br />

Scheitern <strong>und</strong> Großartigkeit. Der olympische Philosoph Willi<br />

Daume hat es einmal so ausgedrückt: "Der Sport ist immer<br />

ein Kind seiner Zeit. Es gibt kein Entrinnen."<br />

China <strong>und</strong> die <strong>Olympischen</strong><br />

Spiele - ein Hin<strong>der</strong>nislauf<br />

Von Michael Gernandt<br />

Am 24. März ist in Griechenland die olympische Flamme<br />

entzündet worden, <strong>und</strong> einer <strong>der</strong> ersten Chinesen,<br />

<strong>der</strong> an diesem Tag die Fackel auf ihrem umstrittenen<br />

Weg nach Peking tragen durfte, war <strong>der</strong> 76-jährige Liu Hongliang.<br />

Was nun den Namen Liu betrifft, sollte man wissen,<br />

dass er in China so häufig ist wie bei uns Müller o<strong>der</strong><br />

Schmidt. Prominentester Liu ist <strong>der</strong>zeit Liu Chiang, <strong>der</strong> Hürdenweltrekordler<br />

<strong>und</strong> erste chinesische Olympiasieger <strong>der</strong><br />

Leichtathletik. Der Rentner Liu Hongliang kann es an<br />

Berühmtheit nicht aufnehmen mit dem Hürdenflitzer aus<br />

Shanghai, <strong>der</strong> ein Idol seiner Landsleute ist. Und längst Millionär.<br />

Aber ein beson<strong>der</strong>er Liu muss <strong>der</strong> Fackelläufer dennoch<br />

sein, hätten sie den alten Herrn sonst zur Entzündung nach<br />

Europa geflogen?<br />

Schreiben wir nicht weiter um den heißen Brei herum. Nicht<br />

<strong>der</strong> jetzige Senior besitzt den Promistatus, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> einstige<br />

Junior. Liu Hongliang ist <strong>der</strong> Sohn <strong>des</strong> ersten chinesischen<br />

- nein, nicht Medaillengewinners, das war 1960 <strong>der</strong> Zehnkämpfer<br />

C.K. Yang - Olympiateilnehmers überhaupt: Liu<br />

Changchun startete 1932 in Los Angeles als 22-jähriger<br />

Sprinter in den Vorläufen über 100 m (11,5 sek.) <strong>und</strong> 200 m<br />

(23,4). Weiter kam <strong>der</strong> junge Mann nicht, <strong>und</strong> einen an<strong>der</strong>en<br />

Chinesen sucht man vergeblich in <strong>der</strong> Teilnehmerliste <strong>der</strong><br />

Spiele in Kalifornien. Mit Sport hatte China in jener Zeit <strong>der</strong><br />

Kuomingtang-Regierung nicht viel im Sinn <strong>und</strong> Liu Changchung<br />

eigentlich keine Chance, die Reise in die USA anzutreten.<br />

Liu lebte in Dalian in <strong>der</strong> Nordost-Provinz Liaoning, die<br />

von Japan besetzt <strong>und</strong> <strong>des</strong>halb zu Manchukuo mutiert war.<br />

Der Besatzer wollte Liu als Repräsentant <strong>des</strong> Marionettenstaats<br />

Manchukuo zu den Spielen schicken, Liu jedoch nur für<br />

China rennen. Ermöglicht hat das zu guter Letzt General<br />

Zhang Xueliang, ein Fre<strong>und</strong> <strong>des</strong> Hauses Liu <strong>und</strong> ein Japanhasser.<br />

Zhang "sponserte" den Olympiastart Lius.<br />

Die Geschichte <strong>des</strong> Liu Changchung zu reflektieren ist nicht<br />

<strong>des</strong>halb wichtig, weil jetzt auch Chinas Filmemacher Interesse<br />

an ihr fanden. Nein, sie ist exemplarisch, weil sie den Beginn<br />

<strong>des</strong> steinigen Wegs <strong>der</strong> Chinesen zum IOC <strong>und</strong> den <strong>Olympischen</strong><br />

Spielen markiert. Vor 1932 gab es nur zwei Kontakte<br />

von Belang: Die Einladung zu den Spielen 1896, die China<br />

unbeantwortet ließ, <strong>und</strong> Coubertins Versailler Begegnung mit<br />

dem Politiker Dr. Wang Cheting, die 1922 in die persönliche<br />

Mitgliedschaft <strong>des</strong> späteren Außenministers<br />

mündete. Und sonst? Besaß <strong>der</strong><br />

olympische "Leistungssport westlicher<br />

Prägung in China keine Wurzeln", wie<br />

die "Frankfurter Allgemeine" mal vermerkte.<br />

Besser funktionierte die Einflussnahme<br />

<strong>der</strong> chinesischen Politik auf<br />

die Olympische Bewegung, angedeutet<br />

zunächst durch Wangs Annäherung an<br />

den Begrün<strong>der</strong> <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Spiele,<br />

mit voller Wucht auf das IOC nie<strong>der</strong><br />

gegangen aber erst nach 1945.<br />

Vor dieser Zeitenwende war <strong>der</strong> auf nur<br />

wenige Disziplinen beschränkte Sport<br />

<strong>des</strong> China <strong>der</strong> Kuomingtang wohl 1936<br />

in Berlin mit 54 medaillenlosen Teilneh-<br />

31


mern bei Olympia präsent, danach jedoch 48 Jahre nicht<br />

mehr. Obwohl also fast ein halbes Jahrh<strong>und</strong>ert im selbst<br />

gewählten olympischen Exil, schafften es die Chinesen, den<br />

Herren <strong>der</strong> Ringe nahezu gleich lang auf dem Kopf herum zu<br />

tanzen. Verantwortlich für die Auseinan<strong>der</strong>setzungen war die<br />

politische Situation nach 1945. Maos Kommunisten hatten<br />

die Kuomingtang-Regierung, zuletzt von General Chiang<br />

Kaishek geführt, 1948 vom Festland auf die Insel Taiwan<br />

vertrieben - <strong>und</strong> mit dem General das Nationale Olympische<br />

Komitee. Als die Kommunisten 1951 ebenfalls ein NOK gründeten,<br />

war das Problem da. Sowohl Maos Rotchina als auch<br />

Chiang Kaisheks Nationalchina beanspruchten die Alleinvertretung<br />

<strong>des</strong> chinesischen Sports bei <strong>Olympischen</strong> Spielen.<br />

Wie programmiert kam es 1952 in Helsinki zum ersten Crash<br />

<strong>der</strong> "doppelten Chinesen". Wobei <strong>der</strong> Zusammenprall an Skurrilität<br />

nichts zu wünschen übrig ließ. Obwohl das IOC nur das<br />

Taiwan-NOK anerkannte, erreichte auch das Peking-NOK kurz<br />

vor Spiele-Beginn über eine außerordentliche IOC-Anordnung<br />

ein Startrecht. Nur: das Rotchina-Team (40 Athleten) saß in<br />

Leningrad fest, allein <strong>der</strong> via Indonesien angereiste Schwimmer<br />

Wu Chuanyu gelangte rechtzeitig an den Start in Helsinki. Das<br />

wie<strong>der</strong>um passte den Taiwanesen nicht. Sie zogen zurück. Zwei<br />

Jahre später wähnte sich Peking nach <strong>der</strong> IOC-Anerkennung<br />

seines NOK am längeren Hebel, zum Ausschluss Taiwans ist es<br />

dennoch nicht gekommen. Die Front zum IOC verhärtete sich<br />

vielmehr. Das lag am rotchinesischen IOC-Mitglied Tung Shouyi,<br />

ein kommunistischer Hardliner, <strong>der</strong> sich mit IOC-Präsident<br />

Avery Br<strong>und</strong>age (USA) anlegte. Einen "Kriegsverbrecher" nannte<br />

er den Amerikaner <strong>und</strong> einen "Knecht <strong>des</strong> US-Imperialismus".<br />

So schil<strong>der</strong>t es <strong>der</strong> Olympiahistoriker Karl Adolf Scherer in<br />

seinem Buch "Der Männerorden". Tung habe "in höherem<br />

Auftrag aus IOC-Sessionen politische Schaustücke von grandioser<br />

Lächerlichkeit" gemacht.<br />

Die ernüchternde Einsicht, unter einem IOC-Präsidenten<br />

Br<strong>und</strong>age den Rauswurf Taiwans nicht erzwingen zu können,<br />

führte 1958 zum Austritt Pekings aus dem IOC <strong>und</strong> zur<br />

völligen internationalen Isolierung <strong>des</strong> chinesischen Sports.<br />

Auch national ging nichts mehr: Während <strong>der</strong> Kulturrevolution<br />

von 1966-1976 stand Sport auf dem Index. Br<strong>und</strong>age war<br />

<strong>der</strong> Streit mit Tung so auf den Magen geschlagen, dass er<br />

sich für<strong>der</strong>hin auf ein an<strong>der</strong>es Thema konzentrierte: Die<br />

"doppelten <strong>Deutschen</strong>". Die so genannten "querelles allemands"<br />

waren spätestens 1972 gelöst, das China-Problem<br />

blieb aktuell bis 1979/80. Unter Br<strong>und</strong>ages Nachfolger Michael<br />

Killanin, einem mit <strong>der</strong> chinesischen Seele besser vertrauten<br />

Iren (K. war 1937 Reporter beim chinesisch-japanischen<br />

Krieg), wurde auf <strong>der</strong> Session 1979 in Montevideo <strong>der</strong> Stein<br />

<strong>des</strong> Weisen gef<strong>und</strong>en: Zähneknirschend gab Taipeh den<br />

Alleinvertretungsanspruch auf, akzeptierte für sein Team<br />

neue Hymne <strong>und</strong> Fahne. Seitdem heißt es: China Olympic<br />

Committee located in Peking <strong>und</strong> China Olympic Committe<br />

located in Taipeh.<br />

32<br />

Der Weg war nun frei für den chinesischen Doppelstart 1980<br />

in Moskau <strong>und</strong> für die erste Teilnahme <strong>des</strong> kommunistischen<br />

Festland-China an Sommerspielen seit 1936. Wenn da nicht<br />

<strong>der</strong> sowjetische Einmarsch in Afghanistan gewesen wäre.<br />

Peking schloss sich nach <strong>der</strong> politischen Annäherung ("Pingpong-Diplomatie")<br />

an die USA dem von den Amerikanern<br />

initiierten Moskau-Boykott an, <strong>und</strong> das eng an <strong>der</strong> Seite <strong>der</strong><br />

USA stehende Taipeh ließ die Moskauer Einladung unbeantwortet.<br />

Pekings Politik verhin<strong>der</strong>te folglich zum neunten Mal<br />

nach 1945 den Olympiastart seiner Sportler.<br />

Eine zehnte Nachkriegsabsenz fand nicht mehr statt. 1984 in<br />

Los Angeles, wo vor 52 Jahren ihr olympischer Hürdenlauf<br />

begonnen hatte, gewannen die Chinesen gleichsam aus dem<br />

Stand 32 Medaillen (darunter 15 goldene). Das war dann<br />

schon mehr als nur eine Andeutung, wozu das Riesenreich im<br />

Spitzensport fähig sein kann, wenn es nur all seine Ressourcen<br />

<strong>und</strong> vielschichtigen Kräfte mobilisierte. Nur 20 Jahre<br />

brauchte China, um seine Medaillenausbeute zu verdoppeln.<br />

Schaurig die Vorstellung, dass irgendwann mal für an<strong>der</strong>e<br />

Sportler nichts mehr übrig bleibt.<br />

Deutsche<br />

Bewährungsprobe<br />

Von Günter Deister<br />

Auch für Deutschland <strong>und</strong> seinen Sport bedeuten die<br />

<strong>Olympischen</strong> Spiele in Peking eine beson<strong>der</strong>e Herausfor<strong>der</strong>ung<br />

<strong>und</strong> Bewährung. Die Politik war in ihrer<br />

Boykott-Ablehnung von Anfang an eindeutig, auch wenn<br />

sich zwischen Kanzlerin Angela Merkel <strong>und</strong> Außenminister<br />

Frank-Walter Steinmeier Nuancenunterschiede im Umgang<br />

mit <strong>der</strong> chinesischen Staatsmacht zeigten. Die Wirtschaft<br />

fragt zuerst danach, wo ihre Geschäfte am besten gedeihen.<br />

Mittlerweile haben das 2500 deutsche Firmen mit ihren<br />

Nie<strong>der</strong>lassungen in China positiv beantwortet. Volkswagen<br />

<strong>und</strong> Adidas als Partner <strong>des</strong> chinesischen Organisationskomitees<br />

(<strong>und</strong> nicht <strong>des</strong> IOC) erwarten die größten Profite. Kunst<br />

<strong>und</strong> Kultur suchen wie <strong>der</strong> Sport Räume für Begegnungen.<br />

Der heftige Streit um Menschenrechte hat die deutschen<br />

Veranstalter <strong>der</strong> Kunstausstellung, die gegenwärtig in Peking<br />

für zehntausende Chinesen einen Blick ermöglicht in eine<br />

fremde Welt, eher noch ermutigt zu ihrer Präsentation.<br />

Bemerkenswert ist auch, dass öffentliche Empörung über das<br />

Wirken <strong>des</strong> Karlsruher Architekten Ole Scheeren, <strong>der</strong> zusammen<br />

mit seinem prominenten nie<strong>der</strong>ländischen Kollegen<br />

Rem Koolhaas in Peking ein monumentales, 234 Meter hohes<br />

Bauwerk errichtet, ausgeblieben ist. Gepriesen wird ihr Werk


weltweit als dynamische, transparente Architektur-Sensation.<br />

Kritiker könnten es aber auch als einen Bau <strong>des</strong> Bösen<br />

bezeichnen, denn <strong>der</strong> Tower wird demnächst das chinesische<br />

Staatsfernsehen CCTV beherbergen, <strong>des</strong>sen 250 TV-Kanäle<br />

ganz im Propagandadienst <strong>der</strong> chinesischen kommunistischen<br />

Staatsmacht stehen.<br />

Beiträge liefern für die Öffnung <strong>der</strong> chinesischen Gesellschaft,<br />

Zeichen setzen, einen Dialog führen, Gemeinsamkeiten<br />

suchen - auch aus diesem Gr<strong>und</strong> hat <strong>der</strong> Deutsche Olympische<br />

Sportb<strong>und</strong> (DOSB) von Anfang an keinen Zweifel gelassen<br />

an seiner Beteiligung an den Spielen. Sie werden nun<br />

auch zu einer ersten großen Prüfung für den neuen Dachverband<br />

<strong>und</strong> seine Führung. Durch die Vereinigung von DSB <strong>und</strong><br />

NOK sollte vor allem die Politikfähigkeit <strong>des</strong> Sports gestärkt<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> olympische Sommer-Hochleistungssport aus <strong>der</strong><br />

Talsohle herausgeführt werden. Der DOSB wurde mit seinem<br />

Präsidenten Thomas Bach <strong>und</strong> seinem Generaldirektor Michael<br />

Vesper rasch zu einem respektierten Partner in Staat <strong>und</strong><br />

Gesellschaft. Die Kritik an <strong>der</strong> Menschenrechtslage in China<br />

lange vor dem Ausbruch <strong>der</strong> Tibet-Krise, die rechtzeitige<br />

Bestätigung <strong>der</strong> Teilnahme an den Spielen zum Schutze <strong>der</strong><br />

Athleten, das For<strong>der</strong>n von unbegrenzter Meinungsfreiheit<br />

überall in Verbindung mit dem bewährten Demonstrationsverbot<br />

in olympischen Arenen war konsequente, in einer<br />

Koalition mit europäischen NOKs durchgesetzte Sportpolitik.<br />

Das IOC hat sie adaptiert.<br />

Erste, bescheidene Erfolge im Hochleistungssport sollen nun<br />

bei den Spielen sichtbar werden. Nach Platz drei <strong>des</strong> vereinigten<br />

deutschen Sports in Barcelona <strong>und</strong> Atlanta ging es in<br />

Sydney (5.) <strong>und</strong> Athen (6.) bergab. Der DOSB ruft Peking als<br />

Wendepunkt aus <strong>und</strong> erwartet eine deutliche Aufwärtsbewegung<br />

in vier Jahren in London. Hochrechnungen auf <strong>der</strong> Basis<br />

<strong>des</strong> vorolympischen Jahres lassen nach <strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong> zu erwartenden<br />

Medaillen sogar einen Platz zwischen vier <strong>und</strong> sechs<br />

möglich erscheinen; unerreichbar sind die USA, China <strong>und</strong><br />

Russland, zur zweiten Kategorie gehören auch Australien,<br />

Japan, Frankreich <strong>und</strong> die erstarkten Briten. Im Gegensatz zu<br />

früher enthält sich <strong>der</strong> DOSB einer Medaillenprognose. Dabei<br />

spielt die Sorge eine Rolle, dass die deutsche Mannschaft<br />

noch unter den 13 Goldmedaillen-Gewinnen von Athen<br />

bleiben könnte. In Barcelona 1992 waren es einst 33. Und<br />

Gold ist nach wie vor die olympische Leitwährung. Sollte das<br />

Peking-Ergebnis unter die Athen-Marge fallen, ist eine beson<strong>der</strong>s<br />

heftige nacholympische Diskussion darüber zu erwarten,<br />

wie sportliche Höchstleistung künftig zu bewerten <strong>und</strong> zu<br />

organisieren ist.<br />

So sind wie<strong>der</strong> einmal Siegertypen beson<strong>der</strong>s gefragt mit<br />

dem Zusatz, inwieweit das fö<strong>der</strong>ale deutsche Sportsystem<br />

geeignet ist, Eliten auf höchstem Niveau hervorzubringen. Bei<br />

den Spielen in Peking ruhen die größten Hoffnungen auf den<br />

Kanuten um die dreimaligen Olympiasieger Andreas Dittmer<br />

34<br />

<strong>und</strong> Katrin Wagner-Augustin, die Reiterequipen um die<br />

viermaligen Goldmedaillen-Gewinner Isabell Werth <strong>und</strong><br />

Ludger Beerbaum sowie Meredith Michaels-Beerbaum, dem<br />

dreimaligen Gold-Schützen Ralf Schumann, dem Turnkometen<br />

Fabian Hambüchen <strong>und</strong> den Weltmeister-Mannschaften<br />

im Handball, Hockey <strong>und</strong> Frauenfußball. Hambüchen steht<br />

dabei für die jüngste deutsche Sportlergeneration. Leichtathleten<br />

<strong>und</strong> Schwimmer, bei denen es um 93 <strong>der</strong> 302 Medaillensätze<br />

geht, setzen sich selbst erneut bescheidene Ziele.<br />

Doch min<strong>des</strong>tens ebenso wichtig wie das sportliche<br />

Abschneiden ist <strong>der</strong> Eindruck, den die deutsche Mannschaft<br />

außerhalb <strong>der</strong> olympischen Arenen abgibt. ARD <strong>und</strong> ZDF<br />

werden das in 300 TV-Programmst<strong>und</strong>en aus Peking bebil<strong>der</strong>n.<br />

Bach <strong>und</strong> Vesper übernehmen bei den Spielen Son<strong>der</strong>rollen.<br />

Der DOSB-Präsident <strong>und</strong> IOC-Vizepräsident führt als Chef <strong>der</strong><br />

Juristischen Kommission erneut den Vorsitz in <strong>der</strong> Disziplinarkommission<br />

<strong>und</strong> ist somit <strong>der</strong> olympische Staatsanwalt <strong>der</strong><br />

Peking-Spiele. Das ist eine heikle Aufgabe, denn zu <strong>der</strong><br />

Doping-Problematik kommen diesmal alle Fälle von Regelverletzungen<br />

im Zusammenhang mit dem Demonstrationsverbot<br />

in olympischen Arenen. Für die Sanktionierung von Dopingvergehen<br />

gibt es ein Strafgesetzbuch <strong>des</strong> Sports, für unerlaubte<br />

Demonstrationen hingegen nur ein Beispiel. 1968<br />

schickte das IOC die amerikanischen Sprinter Tommie Smith<br />

<strong>und</strong> John Carlos nach Hause, nachdem sie bei <strong>der</strong> Siegerehrung<br />

für Gold <strong>und</strong> Bronze über 200 m die Fäuste zum Black-<br />

Power-Protest gegen die Unterdrückung <strong>der</strong> Schwarzen in<br />

den USA gereckt hatten. Ihre Medaillen durften Smith <strong>und</strong><br />

Carlos behalten. Disqualifikation, Ausschluss, Verwarnung<br />

o<strong>der</strong> ein mil<strong>des</strong> darüber Hinwegsehen - die Bach-Kommission<br />

verfügt über einen großen Spielraum. Über ihre Empfehlungen<br />

entscheidet die IOC-Exekutive, in <strong>der</strong> Bach ein gewichtiges<br />

Wort mitzusprechen hat. Bisher war es so, dass die olympische<br />

Regierung allen Empfehlungen ihrer Disziplinarkommission<br />

gefolgt ist.<br />

Als DOSB-Präsident hat Bach zudem die erste Verantwortung<br />

für das von Vesper angeführte deutsche Team. Als Chef de<br />

Mission steht <strong>der</strong> Generaldirektor ebenfalls vor einer beson<strong>der</strong>en<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung. Er muss nahe genug an <strong>der</strong> Mannschaft<br />

sein <strong>und</strong> deutlich <strong>und</strong> verständlich genug gegenüber<br />

<strong>der</strong> Öffentlichkeit. Das for<strong>der</strong>t Führungs- <strong>und</strong> Überzeugungskraft<br />

<strong>und</strong> umfassende Kompetenz. Vesper hat das sportliche<br />

Geschehen zu deuten <strong>und</strong> zu rechtfertigen. Und er muss<br />

dafür sorgen, dass sich die deutsche Mannschaft in einem<br />

höchst schwierigen Umfeld bewährt als Repräsentant ihres<br />

Lan<strong>des</strong>. Der Mitbegrün<strong>der</strong> <strong>der</strong> Grünen-Partei <strong>und</strong> ehemalige<br />

Sportminister von Nordrhein-Westfalen entspricht in wesentlichen<br />

Punkten dem Anfor<strong>der</strong>ungsprofil an einen deutschen<br />

Chef de Mission in <strong>der</strong> Volksrepublik China.


Betty Heidler<br />

Volle Konzentration auf den großen Wurf<br />

Von Steffen Haffner<br />

Eine Hammerwerferin stellt man sich an<strong>der</strong>s vor. Betty<br />

Heidler hat nichts von den Wuchtbrummen, die normalerweise<br />

das Bild <strong>der</strong> Werferinnen prägen. Eher<br />

wirkt die rothaarige Berlinerin mit ihren 1,75 Meter Größe<br />

<strong>und</strong> 81 Kilo Körpergewicht geradezu zierlich. Und doch ist die<br />

24-Jährige, die für die LG Eintracht Frankfurt startet, seit dem<br />

Vorjahr Weltmeisterin. Beim Gespräch im Umklei<strong>der</strong>aum <strong>der</strong><br />

TSG Fechenheim wirkt die Sportlerin locker, fern von jedem<br />

Stargehabe. Hier im industriell geprägten Frankfurter Vorort<br />

wohnt sie, hier trainiert sie in <strong>der</strong> Hammerwurfgruppe ihres<br />

Heim- <strong>und</strong> Bun<strong>des</strong>trainers Michael Deyhle. Die vergleichsweise<br />

schlanken Athletinnen können sich über die Vorurteile, mit<br />

denen ihre Zunft zu kämpfen hat, lustig machen. "Hammerwerferinnen<br />

wurden doch lange Zeit als so eine Art Trümmerfrauen<br />

<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Art betrachtet: quadratisch, praktisch,<br />

gut", spricht Betty Heidler die alten Ressentiments an <strong>und</strong><br />

freut sich über die Komplimente für ihr Aussehen.<br />

Der Teil <strong>des</strong> Sportplatzes, wo endlich die drei reichlich ramponierten<br />

Drahtkäfige erneuert wurden, wirkt schmucklos. Das<br />

nüchterne Umfeld könnte auch zum Ost-Berliner Arbeiter-<br />

Stadtteil Marzahn passen, wo Betty die ersten sechs Jahre<br />

ihres Lebens noch DDR-Luft schnupperte. Sie schwärmt von<br />

einer "schönen Kindheit". "Ich bin in einer ganz tollen Familie<br />

aufgewachsen mit verständnisvollen Eltern, lieben Großeltern<br />

<strong>und</strong> einem drei Jahre älteren Bru<strong>der</strong>, <strong>der</strong> mich auch schon<br />

mal beschützt hat." Eine Fre<strong>und</strong>in nahm die Fünfzehnjährige,<br />

die gerade Langeweile hatte, mit zur Leichtathletik. Der<br />

Großvater war Hochspringer <strong>und</strong> durfte 1936 das olympische<br />

Feuer tragen. "Den Fackelstab habe ich noch immer bei mir<br />

im Schrank." Eine Tante, Cornelia Oschkenat, gehörte zu den<br />

weltbesten Hürdensprinterinnen. Betty Heidler wurde bei <strong>der</strong><br />

Berliner LG Ost in eine Wurfgruppe gesteckt. Der erste Hammer,<br />

mit dem sie anfangs übte, war ein Medizinball am<br />

Drahtseil. "Ich habe mich je<strong>des</strong> Mal gefreut, wenn ich das<br />

machen durfte." Ihr Talent ließ sich nicht übersehen. Mit<br />

sechzehn wechselte sie zum SC Berlin, <strong>der</strong> nach <strong>der</strong> Wende<br />

die Erfolgstradition <strong>des</strong> SC Dynamo aus DDR-Zeiten fortsetzte.<br />

Hier wurde sie unter an<strong>der</strong>em von Bernd Mädler, dem<br />

Trainer <strong>der</strong> vielmaligen Paralympics-Siegerin Marianne Buggenhagen,<br />

betreut. "Sie ist mein großes Vorbild."<br />

Mit siebzehn beschloss Betty Heidler, nach Frankfurt am Main<br />

zu wechseln. "Meine Eltern waren nicht begeistert, dass ich<br />

600 Kilometer weit weg zog. Haben mich aber voll unterstützt.<br />

Und inzwischen sind sie sehr stolz auf mich." Das<br />

Training mit Michael Deyhle, <strong>der</strong> sie von Beginn an auch<br />

privat unterstützte, hat sich voll ausgezahlt. Bis zum Abitur<br />

wohnte die Berlinerin im Internat hinter <strong>der</strong> Arena, dem<br />

früheren Waldstadion. Von hier aus, wo die meisten deutschen<br />

Sportverbände ihren Sitz haben, hatte sie es nicht weit<br />

zu ihrer Schule. "Das war ganz okay. Aber mit achtzehn,<br />

neunzehn will man da raus."<br />

Die Polizeimeisterin, die zusätzlich ein Fernstudium <strong>der</strong><br />

Rechtswissenschaften absolviert, ist zurzeit vom Dienst<br />

freigestellt. Damit kann sie sich professionell auf die <strong>Olympischen</strong><br />

Spiele vorbereiten. "Ich freue mich sehr auf Peking. Am<br />

Anfang, als wegen <strong>der</strong> Unruhen in Tibet alles so hoch kochte,<br />

hatte ich Angst, dass dies auf die Stimmung nie<strong>der</strong>schlägt. Es<br />

ist gut, dass die Spiele nicht boykottiert werden. Denn ich<br />

finde es zweischneidig, China jetzt zu verurteilen. Die Verhältnisse<br />

dort sind ja nicht erst seit gestern so. Und man kann<br />

auch nicht den Maßstab unserer Demokratie auf China stülpen<br />

<strong>und</strong> sagen: ,Was wir machen, ist alles richtig, <strong>und</strong> was<br />

die Chinesen machen, ist alles falsch.' Es ist mir sicherlich<br />

nicht egal, was da passiert. Aber meine volle Konzentration<br />

gilt dem Wettkampf."<br />

So schön <strong>der</strong> Überraschungserfolg von Osaka war, will sie den<br />

Weltmeistertitel nicht als Druck an sich heranlassen. In diesem<br />

Bestreben wird sie von ihrem Trainer <strong>und</strong> von ihrer<br />

Psychologin unterstützt. "Ich habe keinen Vorteil als Weltmeisterin,<br />

habe keinen Versuch mehr, bekomme keinen längeren<br />

o<strong>der</strong> leichteren Hammer. Ich möchte hinterher sagen<br />

können: Ich habe alles gegeben, habe einen guten Wettkampf<br />

35


hingelegt <strong>und</strong> Spaß dabei gehabt." Sollte ihr aber <strong>der</strong> große<br />

Wurf gelingen, wäre ihr ein Olympiasieg mehr wert als <strong>der</strong><br />

Weltmeistertitel. "Olympische Spiele sind nun einmal etwas<br />

ganz Beson<strong>der</strong>es. Zwei Wochen lang schaut die Welt auf den<br />

Sport. Und es ist etwas Tolles, dass man im <strong>Olympischen</strong> Dorf<br />

Kontakt zu vielen Athleten aus ganz verschiedenen Sportarten<br />

<strong>und</strong> vielen Län<strong>der</strong>n haben kann." Vor vier Jahren in<br />

Athen, wo sie sich über ihren vierten Rang freute, hatte sie<br />

dieses brodelnde Leben zum ersten Mal genossen.<br />

Die Konkurrenz vor allem aus China, Kuba, Polen <strong>und</strong> Russland<br />

ist sehr stark. Zwei Russinnen, die Weltrekordlerin Tatjana<br />

Lysenko <strong>und</strong> Jekaterina Choroschich, sind wegen Dopings<br />

gesperrt. Betty Heidler registriert, was sich auf diesem Gebiet<br />

so tut. "Aber ich kann's nicht beeinflussen. Ich kann nur mich<br />

<strong>und</strong> meine Leistungen beeinflussen, <strong>und</strong> darauf konzentriere<br />

ich mich." Sie wollte, wie sie einmal sagte, "die Beste <strong>der</strong><br />

Sauberen werden". Nun ist sie als Weltmeisterin die Beste von<br />

allen geworden. Da sieht sie sich selbst Zweifeln ausgesetzt:<br />

"Es ist mir schon klar, dass einige glauben, ich würde irgendwas<br />

machen. Viele Nei<strong>der</strong> können sich nicht vorstellen, wie<br />

man so stabil in diesem Leistungsbereich werfen kann." Die<br />

Skeptiker könnten gerne zum Training kommen. "Da werden<br />

sie erkennen, wo die Leistungssteigerungen herkommen."<br />

Schnellkräftige, explosive Athletinnen statt Kolosse katapultieren<br />

die vier Kilo schwere Wolframkugel am 1,19 m langen<br />

Drahtseil weit hinaus.<br />

1.000 bis 1.500 Würfe mit dem Wettkampfhammer, 10.000<br />

Würfe mit Geräten zwischen zwei <strong>und</strong> acht Kilo absolviert<br />

Betty Heidler im Jahr. Das summiert sich zu 30.000 Einzeldrehungen.<br />

Jeweils 200 bis 300 Kilopond Fliehkraft müssen<br />

beherrscht werden. Bei jedem Wurf wirkt ein Gewicht von<br />

36<br />

200 bis 250 Kilogramm auf die Hand. Es versteht sich, dass<br />

ein vielfältiges Training über die reinen Technikübungen<br />

hinaus notwendig ist, um den Anfor<strong>der</strong>ungen gewachsen zu<br />

sein. "Man muss schon vom Hammerwerfen fasziniert sein,<br />

um alles auf sich zu nehmen. Die Herausfor<strong>der</strong>ung ist, eine<br />

r<strong>und</strong>e Bewegung so hinzubekommen, dass man bei dem<br />

hohen Einsatz von Kraft <strong>und</strong> Schnelligkeit am Ende nach <strong>der</strong><br />

vierten Drehung steht." Die Kontrolle mit Videos <strong>und</strong> sporadisch<br />

mit Computerdarstellungen von Biomechanikern, bei<br />

denen die Bewegungsabläufe in einzelne Phasen zerlegt<br />

werden, hilft, Fehlern auf die Spur zu kommen. So beim<br />

schwierigen Übergang von <strong>der</strong> zweiten zur dritten Drehung.<br />

Am wichtigsten für die Weltmeisterin ist ihr Trainer. Sie<br />

rühmt "sein Auge, sein Temperament, seinen Ehrgeiz, immer<br />

<strong>der</strong> Beste zu sein. Und es wurmt ihn, wenn man nicht die<br />

Erste ist. Wenn man selber mal nicht so<br />

motiviert ist, dann pusht er einen. Ich<br />

gehe in den Ring <strong>und</strong> will für mich,<br />

aber auch für ihn gut sein, um ihm<br />

etwas zurückzugeben."<br />

Michael Deyhle wie<strong>der</strong>um nennt "Betty<br />

eine Beispielathletin für den deutschen<br />

<strong>und</strong> für den internationalen Hammerwurf.<br />

Sie ist sehr talentiert, sehr fleißig,<br />

ungewöhnlich konsequent in allem, was<br />

sie macht. Sie muss in bestimmten<br />

Bereichen arbeiten. Aber sie ist bereit, die<br />

Arbeit zu leisten. Ihre <strong>und</strong> meine Vorstellung<br />

decken sich, so lange an Schwachpunkten<br />

herumzudoktern, bis sie getilgt<br />

sind." Ab <strong>und</strong> zu komme ihr Temperament<br />

durch. "Sie hat ihren eigenen Kopf."<br />

Das gehört zu einer Persönlichkeit. "Das<br />

Positivste an ihr ist ihre offene Art, mit<br />

Menschen umzugehen." Trainer <strong>und</strong><br />

Athletin verlieren bei ihrer konsequent harten Arbeit nicht den<br />

Spaß aus den Augen. "Ohne Spaß ist man auf Dauer nicht in<br />

<strong>der</strong> Lage, Leistung zu bringen", sagt Deyhle. Und es wird viel<br />

gelacht beim Training in Fechenheim <strong>und</strong> an<strong>der</strong>swo.<br />

Seit dem überraschenden Triumph von Osaka ist Betty Heidlers<br />

Leben noch unruhiger geworden. Die Zahl <strong>der</strong> Interviews<br />

<strong>und</strong> an<strong>der</strong>er Verpflichtungen wie Sponsorentermine hat<br />

sprunghaft zugenommen. Doch die Athletin geht positiv<br />

damit um. Seit geraumer Zeit hat sie sogar einen Manager.<br />

Und ein bisschen was kommt schon rein, auch wenn Reichtümer<br />

mit dem Hammerwerfen nicht zu verdienen sind. Der<br />

Sport steht natürlich, zumal im Olympiajahr, im Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong>.<br />

Gibt es überhaupt ein Privatleben? "Aber natürlich", sagt die<br />

heiter wirkende Berlinerin. "Ich tanze gern <strong>und</strong> gehe gern ins<br />

Kino." Und im Herbst will Betty Heidler wie<strong>der</strong> öfters Inline<br />

skaten <strong>und</strong> Rad fahren. Nach dem - hoffentlich - großen<br />

Wurf von Peking.


Meistertrainerin Jutta Lau<br />

Erfolgsorientierung trotz schwieriger Rahmenbedingungen<br />

Von Andreas Müller<br />

Vögel zwitschern unentwegt, leichte Wellen bewegen<br />

den Templiner See vor den Toren Potsdams. Am Ufer<br />

sind einige Angler auszumachen <strong>und</strong> die Trauerweide<br />

vor dem großen Bootshaus auf dem Gelände <strong>des</strong> Olympiastützpunktes<br />

sieht so gar nicht traurig zu, wie einige Nachwuchsru<strong>der</strong>er<br />

ihre Boote flott machen. Die natürlich-romantische<br />

Komponente <strong>des</strong> Arbeitsplatzes von Jutta Lau ist nicht<br />

zu verkennen. Die 52-Jährige gilt als weltweit erfolgreichste<br />

Ru<strong>der</strong>trainerin. Die Ferienstimmung assoziierende Idylle<br />

ringsum trügt selbstverständlich. In <strong>der</strong> Vorbereitung auf die<br />

neue Saison <strong>und</strong> auf die <strong>Olympischen</strong> Spiele in Peking wird<br />

hier an Land wie zu Wasser knüppelhart trainiert. In einem<br />

<strong>der</strong> Flachbauten beobachtet Jutta Lau, die Unterarme auf ein<br />

Gelän<strong>der</strong> gestützt, wie sich ihre Schützlinge im so genannten<br />

Ru<strong>der</strong>kasten abmühen. Die Sportlerinnen tragen Masken im<br />

Gesicht <strong>und</strong> sind über viele Drähte dicht verkabelt. Jede<br />

einzelne Bewegung wird registriert. Ziel ist es, bei 400 Watt<br />

"Druck auf dem Ru<strong>der</strong>blatt" vier Minuten lang eine bestimmte<br />

Schlagfrequenz durchzuhalten. "Los, los, du schaffst es!",<br />

schreit ein Mann einer Athletin zu, <strong>der</strong>en Arme schwer zu<br />

werden scheinen. "Ein paar Sek<strong>und</strong>en noch! Komm, komm!",<br />

ruft <strong>der</strong> Heimtrainer, während die Chefin die Szenerie gelassen<br />

betrachtet.<br />

Zu oft schon hat die Vierer-Olympiasiegerin von 1976 <strong>und</strong><br />

1980, die nach ihrer aktiven Karriere an <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> Hochschule<br />

für Körperkultur <strong>und</strong> Sport (DHfK) in Leipzig studierte<br />

<strong>und</strong> dort auch im Spezialfach Ru<strong>der</strong>n unterrichtet wurde,<br />

solche Stufentests anberaumt <strong>und</strong> hautnah miterlebt. Um<br />

regelmäßig den Leistungsstand <strong>der</strong> Auswahlkandidatinnen zu<br />

überprüfen <strong>und</strong> ihnen ein objektives Bild von ihrer Form zu<br />

vermitteln, um zu sehen, wie die Schin<strong>der</strong>ei in den Krafträumen<br />

angeschlagen hat, sind solche Überprüfungen alle paar<br />

Monate unerlässlich. An <strong>der</strong> Seite <strong>der</strong> verantwortlichen<br />

Frauentrainerin <strong>des</strong> <strong>Deutschen</strong> Ru<strong>der</strong>-Verban<strong>des</strong> (DRV) tauchen<br />

an diesen beson<strong>der</strong>en Tagen stets Biochemiker auf, mit<br />

denen sie bereits zu DDR-Zeiten bestens zusammenarbeitete.<br />

Die schon vor 1989 bewährte Kooperation mit den teils schon<br />

pensionierten Experten von <strong>der</strong> Humboldt-Universität habe<br />

sie seit 2000 "wie<strong>der</strong> reaktiviert". An<strong>der</strong>e Partner hätten sich<br />

eben nicht gef<strong>und</strong>en, sagt Jutta Lau. Mit diesem Hinweis<br />

spielt sie auf eine <strong>der</strong> zentralen Fragen ihrer Tätigkeit an. Mit<br />

dem Institut für Angewandte Trainingswissenschaften (IAT) in<br />

Leipzig, das für solcherlei Aufgaben prä<strong>des</strong>tiniert wäre <strong>und</strong><br />

für über ein Dutzend an<strong>der</strong>e Verbände mit seinen Mitarbeitern<br />

ständig im Einsatz ist, pflegt <strong>der</strong> DRV <strong>der</strong>zeit keine<br />

vertraglich bekräftigte Zusammenarbeit. Eine offizielle<br />

Kooperation ist immerhin angedacht. Mithin können die<br />

deutschen Ru<strong>der</strong>er <strong>der</strong>zeit vom wissenschaftlichen knowhow<br />

<strong>des</strong> IAT - mit Ausnahme eines Spezialisten für Trainingssteuerung,<br />

<strong>der</strong> inzwischen für den DRV aktiv ist - bisher<br />

kaum profitieren. "Also habe ich mir an<strong>der</strong>e Partner gesucht",<br />

erklärt Jutta Lau. So gut ihr dies in Gestalt früherer Fahrensleute<br />

aus ostdeutschen Erfolgszeiten gelang, so abgeschnitten<br />

fühlt sich die DHfK-Absolventin ansonsten von <strong>der</strong> sportartspezifischen<br />

Forschung <strong>und</strong> ihren Ergebnissen. "Wir brauchen<br />

wissenschaftlichen Vorlauf, wenn wir künftig international<br />

bestehen wollen. Aber da ist noch nichts bei mir angekommen",<br />

unterstreicht sie <strong>und</strong> mahnt zugleich mehr Wissenschaftlichkeit<br />

bei <strong>der</strong> Ausbildung in ihrem Berufstand an:<br />

"Wir brauchen keine Eliteschüler <strong>des</strong> Sports, wenn wir keine<br />

guten Trainer haben. Meines Erachtens fehlt die Wissenschaftlichkeit<br />

in <strong>der</strong> Ausbildung, da gibt es noch Lücken."<br />

Überdies hapere es am interdisziplinären Erfahrungsaustausch.<br />

Dies sei "ein Feld, das stärker in den Blick rücken<br />

muss". Es gebe kaum Kontakte zwischen den Sportarten <strong>und</strong><br />

verwandten Disziplinen, zu wenig Synergie-Effekte, so die<br />

Erfahrungen <strong>der</strong> "Goldschmiede-Meisterin aus Potsdam". Und<br />

wenn doch, dann sei ihren Erfahrungen zufolge dieser Austausch<br />

an <strong>der</strong> leistungssportlichen Basis nicht das Ergebnis<br />

systematischer Steuerung. Ein Beispiel dafür sei ein gemeinsames<br />

Athletik-Lager, das die Ru<strong>der</strong>er <strong>und</strong> die Kanuten Ende<br />

vorigen Jahres in Italien zufällig zusammenführte. Die Elite<br />

aus beiden Wasser-Sportarten trainierte unabgesprochen am<br />

selben Ort <strong>und</strong> habe bei dieser Gelegenheit sofort die Chance<br />

genutzt, um beim Wettkampf in gemischten Teams miteinan<strong>der</strong><br />

auch mal die Kräfte auf dem Fahrrad <strong>und</strong> auf <strong>der</strong> Laufstrecke<br />

zu messen. Diese Art <strong>des</strong> Camps habe ihr selbst <strong>und</strong><br />

allen Akteuren "viel Spaß" bereitet, schil<strong>der</strong>t Jutta Lau eine<br />

Variante, die lei<strong>der</strong> viel zu selten vorkomme. Die in Italien auf<br />

beiden Seiten gewonnene Erkenntnis ist eindeutig <strong>und</strong> lautet<br />

wie eine Werbebotschaft: Das sollten wir öfter machen!<br />

37


Fasst die Frau, die längst aufhörte zu zählen, wie viele Olympiasiege<br />

<strong>und</strong> WM-Titel ihre Schützlinge mit nach Hause<br />

brachten, ihre Erfahrungen im bun<strong>des</strong>deutschen Leistungssport<br />

zusammen, so schwingt eine gewisse Bitterkeit mit. Sie<br />

spricht von "Stückwerk", dem "kein Gesamtkonzept" zu Gr<strong>und</strong>e<br />

liegt. Es scheine ihr, als ob in den Olympiastützpunkten,<br />

Bun<strong>des</strong>leistungszentren <strong>und</strong> Klubs zwar so gut wie möglich<br />

gearbeitet werde. Die Gesamtschau aber lege den Eindruck<br />

nahe, dass es sich vorrangig um "Insellösungen" handelt. Zu<br />

einem zukunftsfähigen Gesamtkonzept gehöre ihres Erachtens<br />

unerlässlich <strong>und</strong> elementar eine Aufwertung <strong>des</strong> Trainerberufs<br />

<strong>und</strong> seines Stellenwerts innerhalb <strong>des</strong> Sportsystems<br />

wie in <strong>der</strong> Gesellschaft überhaupt. Zu sehr habe man gerade<br />

in diesem Bereich nach dem Fall <strong>der</strong> Mauer vom Potenzial aus<br />

den neuen Län<strong>der</strong>n gezehrt <strong>und</strong> darüber "eine konsequente<br />

Personalpolitik vergessen". "Wir sind inzwischen alle fast 20<br />

Jahre älter geworden, doch <strong>der</strong> gern so bezeichnete Traumberuf<br />

ist in dieser Zeit nicht lukrativer geworden", berichtet<br />

Jutta Lau. Immerhin ist sie heilfroh, dass dank tatkräftiger<br />

Unterstützung auch <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> Brandenburg die Ru<strong>der</strong>welt<br />

in Potsdam am Ufer <strong>des</strong> Templiner Sees intakt geblieben ist.<br />

Ein Dutzend Trainer kümmert sich hier im Verb<strong>und</strong> mit dem<br />

DRV <strong>und</strong> dem Lan<strong>des</strong>verband um r<strong>und</strong> 120 Leistungssportler<br />

<strong>und</strong> talentierte Nachwuchsru<strong>der</strong>er, arbeiten Jutta Lau zu <strong>und</strong><br />

sorgen für eine schnelle, unkomplizierte Kommunikation.<br />

Zugleich sind in Potsdam mit Bernd Landvoigt sowie Roland<br />

Köpcke (U23-Bereich) zwei Männer-Bun<strong>des</strong>trainer stationiert.<br />

Ungeachtet <strong>der</strong> guten Verhältnisse vor Ort blickt Lau mit<br />

einigem Unbehagen nach vorn, wenn sie an die generelle<br />

Trainer-Situation im deutschen Sport denkt. Die große Zahl<br />

fähiger Trainerinnen <strong>und</strong> Trainer, die gebraucht werde, um die<br />

"Generation Lau" <strong>der</strong>einst zu beerben, sei nicht in Sicht. Die<br />

Gründe dafür sind vielschichtig. Häufig sind die Vertragslaufzeiten<br />

nur sehr kurz bemessen. Zudem brauche es neben<br />

38<br />

Seit 2007 Assistentin von Jutta Lau: Katrin Rutschow-Stomporowski<br />

einer attraktiven Entlohnung ein dem Leistungsprinzip adäquates<br />

Bonussystem für diese Berufsgruppe. Selbst eine<br />

international anerkannte <strong>und</strong> umworbene Koryphäe wie die<br />

Frau aus <strong>der</strong> brandenburgischen Metropole hatte sich<br />

zunächst über einen längeren Zeitraum mit Jahresverträgen<br />

"durchzittern" müssen. Umso energischer plädiert Jutta Lau<br />

für Laufzeiten, die sich min<strong>des</strong>tens am Zyklus <strong>der</strong> <strong>Olympischen</strong><br />

Spiele orientieren. "Wenn Athleten Erfolg haben, dann<br />

stehen die Trainer im Schatten. Bei Misserfolgen <strong>der</strong> Sportler<br />

ist <strong>der</strong> Trainer schuld", fasst sie ihre Erfahrungen zusammen.<br />

Vor allem vermisst sie die öffentliche Würdigung für die<br />

Leistungen <strong>der</strong> Trainergilde, ohne <strong>der</strong>en fleißige, engagierte<br />

Arbeit Goldmedaillen bei <strong>Olympischen</strong> Spielen, Welt- <strong>und</strong><br />

Europameisterschaften "made in germany" <strong>und</strong>enkbar wären.<br />

Zu DDR-Zeiten sei die Rolle <strong>des</strong> Trainers als "Schlüsselfigur<br />

<strong>des</strong> Erfolgs" stets hoch anerkannt gewesen, jetzt sei es<br />

"fast egal". Die Berufsgruppe, <strong>der</strong>en Leistungen denen <strong>der</strong><br />

Akteure ebenbürtig ist, müsse mehr Anerkennung bekommen.<br />

Auszeichnungen für Trainer gehörten nicht nur <strong>der</strong><br />

Fairness halber dazu <strong>und</strong> würden den Beruf zugleich<br />

aufwerten.<br />

Natürlich möchte Jutta Lau mit ihren Sportlerinnen in<br />

Peking nur allzu gern wie<strong>der</strong> ihr Scherflein zur Medaillen-<br />

Ausbeute für das deutsche Team beisteuern wie vor vier<br />

Jahren. Bei den Sommerspielen 2004 Athen hatten die<br />

Ru<strong>der</strong>-Frauen jeweils zwei Gold- <strong>und</strong> zwei Silbermedaillen<br />

aus dem Wasser gefischt. Anschließend folgte ein personeller<br />

Umbruch. Zu beweisen, dass diese schwierige Phase<br />

innerhalb einer Olympiade zu bewerkstelligen <strong>und</strong> junge<br />

Frauen relativ schnell in die absolute Weltspitze geführt<br />

werden, ist für die erfolgsverwöhnte Trainerin aktuell die<br />

allergrößte Herausfor<strong>der</strong>ung. Insgesamt muss sie für<br />

Peking genau jene Spitzenkräfte auswählen <strong>und</strong> auf den<br />

Punkt fit machen, um sowohl im Einer, im Doppelzweier<br />

sowie im Zweier-Boot bei den Leichtgewichten <strong>und</strong> im Doppel-Vierer<br />

die Erfolgsserie fortsetzen zu können. "Wir wollen<br />

beweisen, was in dieser relativ kurzen Phase möglich ist",<br />

formuliert sie ihren aktuellen Anspruch. "Ich kann nicht<br />

darauf warten, ob sich eine gestandene Sportlerin<br />

entschließt, weiterzumachen o<strong>der</strong> nicht. Es wäre fatal für<br />

einen Trainer <strong>und</strong> für eine ganze Sportart, von solchen privaten<br />

Entscheidungen abhängig zu sein."<br />

Was die Frauen-Ru<strong>der</strong>szene betrifft, wäre es Jutta Laut sehr<br />

lieb, wenn die Personaldecke an Athletinnen, aus denen sie<br />

die Besten auswählen kann, "nicht so dünn wäre". Um gegenzusteuern,<br />

wurde gemeinsam mit <strong>der</strong> Eliteschule <strong>des</strong> Sports<br />

vor <strong>der</strong> Haustür in Potsdam das Kooperations-Projekt "New<br />

Generation" ins Leben gerufen.<br />

Mit Blick auf den olympischen Sommer 2008 setzt Lau auf<br />

ihre bewährten Methoden <strong>und</strong> Rezepte. Wie üblich, wurde


nach <strong>der</strong> vorigen Saison die Frauen-Nationalmannschaft<br />

komplett aufgelöst. Danach begann <strong>der</strong> Run auf die begehrten<br />

Plätze wie<strong>der</strong> bei Null. Niemand war gesetzt, niemand<br />

konnte sich auf den Erfolgen <strong>der</strong> Vergangenheit ausruhen.<br />

Jede Kandidatin musste sich neu anbieten, so dass Chancengleichheit<br />

<strong>und</strong> Leistungsprinzip Hand in Hand gehen.<br />

Feinabstimmung lautet die Überschrift für die verbleibenden<br />

Wochen bis zu den Spielen in Peking. Über die Besetzung <strong>der</strong><br />

Flotte entscheiden in erster Linie "individuelle Leistungsstärke"<br />

<strong>und</strong> Harmonie an Deck. Um die optimale Mischung herauszufinden,<br />

hat Jutta Lau ihre starken Mädchen <strong>und</strong> Frauen gern<br />

so oft <strong>und</strong> ausgiebig wie möglich in gemeinsamen Trainingslagern<br />

beisammen. "Wen ich nicht gesehen habe, <strong>der</strong> hat bei<br />

mir keine Chance", erläutert sie ihren eisernen Gr<strong>und</strong>satz,<br />

wonach die verantwortliche Trainerin die stete Kontrolle über<br />

die komplette Mannschaft haben muss. Private Alleingänge<br />

<strong>der</strong> Sportlerinnen in <strong>der</strong> Vorbereitung auf die Saisonhöhepunkte<br />

sind unerwünscht - mit Ausnahme dringen<strong>der</strong> beruflicher<br />

Verspflichtungen <strong>und</strong> <strong>des</strong> Schweiß treibenden, individuellen<br />

Gr<strong>und</strong>lagentrainings natürlich. Schon jetzt weiß Jutta Lau<br />

exakt Tag <strong>und</strong> Zeit <strong>der</strong> einzelnen Wettbewerbe auf <strong>der</strong> olympischen<br />

Ru<strong>der</strong>strecke in Peking zu benennen. "Deswegen lebe<br />

ich aber nicht in <strong>der</strong> Zukunft", lautet ihre leistungssportliche<br />

Maxime, "son<strong>der</strong>n meine größte Konzentration <strong>und</strong> Aufmerksamkeit<br />

gilt dem täglichen Training."<br />

Je näher die Eröffnungsfeier <strong>der</strong> <strong>Olympischen</strong> Spiele am 8.<br />

August rückt, <strong>des</strong>to größeres Augenmerk widmet Jutta Lau<br />

auch den psychologischen Aspekten. Trainer im mo<strong>der</strong>nen<br />

Hochleistungssport müssen nicht nur auf die physischen<br />

Qualitäten ihrer Athleten achten, lautet ihre Botschaft, son<strong>der</strong>n<br />

sie müssen zugleich "ein pädagogisches Fingerspitzengefühl"<br />

mitbringen. Umso wichtiger sei es, dass gerade auch die<br />

Bun<strong>des</strong>- <strong>und</strong> Cheftrainer ihre Athleten so gründlich kennen<br />

wie die Heimtrainer. "Die Arbeit im Detail tritt immer mehr in<br />

den Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong>. Die individuelle Beschäftigung mit dem<br />

einzelnen Sportler ist unheimlich aufwändig", unterstreicht<br />

Jutta Lau. Damit diese höheren Anfor<strong>der</strong>ungen zu bewältigen<br />

sind <strong>und</strong> die deutsche Frauen-Ru<strong>der</strong>flotte weiterhin dem<br />

mächtigen Ansturm <strong>der</strong> internationalen Konkurrenz standhalten<br />

kann, hat die Meistertrainerin bereits Vorsorge getroffen.<br />

Seit November 2007 hat sie die frühere Weltklasseru<strong>der</strong>in<br />

Katrin Rutschow-Stomporowski als Assistentin an ihrer Seite.<br />

Die 32-Jährige, die wie ihre Chefin zweimal Olympia-Gold<br />

gewann <strong>und</strong> zuvor zwei Jahre beim Seeclub Zürich als Trainerin<br />

tätig war, soll ihre Erfahrungen vor allem einsetzen, um<br />

die DRV-Athletinnen mental zu stärken. "Ich hatte schon<br />

vorher immer mal versucht, eine erfolgreiche Athletin für<br />

diese Aufgabe zu gewinnen, jetzt ist es endlich gelungen",<br />

sagt die verantwortliche Trainerin: "Es würde dem deutschen<br />

Sport nicht so viel Potenzial verloren gehen, wenn mehr<br />

ehemalige Athleten diesen Weg einschlagen würden."<br />

So handelt man heute:<br />

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einfache <strong>und</strong> flexible Art<br />

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Wenn Materialfrage <strong>und</strong><br />

mentale Bremse das<br />

Höchstleistungsstreben<br />

beeinflussen Von Bianka Schreiber-Rietig<br />

40


Es stellt sich nun also wie<strong>der</strong> mal die Materialfrage. Was<br />

heißt wie<strong>der</strong> mal! Nicht nur vor internationalen Großereignissen<br />

wie <strong>Olympischen</strong> Spielen sorgen häufig<br />

neue Entwicklungen für heiße Diskussionen <strong>und</strong> manchmal<br />

auch Krach. Beson<strong>der</strong>e Kufen bei den Rodlern, Anzüge, die<br />

kein Wasser aufnehmen, Rennradrahmen aus noch leichterem<br />

Metall, Skibeläge mit neuesten Gleit- <strong>und</strong> Steigeigenschaften.<br />

Und <strong>und</strong> <strong>und</strong>.<br />

Die Konkurrenz mit neuer Hightech-Ausrüstung - <strong>und</strong> wir<br />

mit altem Krempel? Allgemeine Verunsicherung, wenn plötzlich<br />

<strong>der</strong> Mann o<strong>der</strong> die Frau neben einem im Becken diesen<br />

Anzug trägt, dem W<strong>und</strong>erdinge nachgesagt werden <strong>und</strong> mit<br />

dem bereits eine Reihe Weltrekorde geschwommen wurden.<br />

Im Kopf <strong>des</strong> Sportlers fängt es an zu rattern: Chancenlos, das<br />

Material bringt die entscheidenden h<strong>und</strong>ertstel Sek<strong>und</strong>en, da<br />

kann ich mich abstrampeln wie ich will. Die mentale Bremse<br />

ist gezogen. Man glaubt nicht mehr an sich <strong>und</strong> seine eigene<br />

Leistungsfähigkeit, <strong>und</strong> da helfen dann auch die glückbringenden<br />

ungewaschenen Ringelsocken nicht mehr.<br />

Die Firma, die nun diesen sagenhaften Schwimmanzug im<br />

fernen Australien entwickelt <strong>und</strong> mit einer weltweiten<br />

Werbekampagne vorgestellt hat, sorgte für Furore <strong>und</strong><br />

bringt nicht nur die Schwimmer ins Grübeln, son<strong>der</strong>n auch<br />

die Laien. Was hat eine Teflonpfanne mit einem Schwimmanzug<br />

zu tun? Was sagt uns Polytetrafluorethylen (PTFE -<br />

weißer Kunststoff mit sehr geringem Reibungskoeffizent,<br />

aus dem man unter an<strong>der</strong>em GoreTex herstellt). O<strong>der</strong> was<br />

hat eine amerikanische Fertig-Duschkabine mit einem<br />

Hochsprungstab gemein? Beide sind aus Glasfiber. Welche<br />

Rolle spielt die NASA <strong>und</strong> überhaupt die Weltraumfahrt,<br />

wenn es um Stoffe geht, aus denen nicht nur Sportgeräte<br />

entstehen, son<strong>der</strong>n mit denen gleichzeitig Medaillenträume<br />

geweckt werden?<br />

Wie oft in den letzten Jahren wurden Materialschlachten<br />

aufgeregt nicht nur in den Medien ausgetragen. Schwimmer<br />

diskutieren nahezu in je<strong>der</strong> Saison über ihr "Sportgerät": die<br />

Badehose. Ähnlich die Skisportler. Vor allem die Skispringer<br />

fliegen mal mit am Körper anliegenden, mal mit weiten<br />

Overalls über den Schanzentisch. Mal hat <strong>der</strong> Ski ein Loch in<br />

<strong>der</strong> Schaufel, mal ist er länger o<strong>der</strong> breiter. Automobilsportler<br />

streiten über Reifen o<strong>der</strong> Tanks, über zu schwer o<strong>der</strong> zu<br />

leicht bef<strong>und</strong>ene Karosserien. Welcher Spoiler ist windschnittiger?<br />

Kufen am Rodel <strong>und</strong> Bob o<strong>der</strong> auf <strong>der</strong> Eisschnelllaufbahn<br />

sind auch ein beliebtes Thema, ebenso wie Spekulationen<br />

über den Zusammenhang zwischen Sturz-Risiko <strong>und</strong><br />

leichten Karbon-Rennrä<strong>der</strong>n. Was bringt denn nun wirklich<br />

was, <strong>und</strong> wo wird bestenfalls eine Art von "Placeboeffekt"<br />

erzielt? Legendenbildung <strong>und</strong> Halbwahrheiten halten sich -<br />

sind sie einmal in die Welt <strong>des</strong> Sports eingedrungen - sehr<br />

hartnäckig.<br />

Harald Schaale, Leiter <strong>und</strong> Chefkonstrukteur <strong>des</strong> Instituts für<br />

Forschung <strong>und</strong> Entwicklung von Sportgeräten (FES) in Berlin<br />

setzt dem "Fakten <strong>und</strong> Objektivität" entgegen. "Gesamtkomplexität"<br />

nennt er das, was zwischen Mensch <strong>und</strong> Maschine/Material<br />

gesehen werden muss: "Wenn ein Sportler die<br />

Leistung nicht bringt, nützt ihm auch gutes Material nichts.<br />

Und wenn er ausgezeichnet in Form ist <strong>und</strong> schlechtes<br />

Material hat, dann kann er bei dem Konkurrenten, bei dem<br />

alles stimmt, eben ins Hintertreffen geraten." Deshalb sind<br />

Materialforschung <strong>und</strong> Trainingswissenschaften für den<br />

Wissenschaftler eine untrennbare Symbiose. Denn: Der<br />

Mensch muss die Technik ja auch anwenden <strong>und</strong> vor allem<br />

beherrschen können. Wer zum Beispiel eine Rodel- o<strong>der</strong><br />

Bobbahn hinunter rast, <strong>der</strong> sollte einige physikalische Gesetze<br />

kennen <strong>und</strong> seine Sportgeräte im Griff haben.<br />

An<strong>der</strong>seits, so Schaale, nützen Hightech-Geräte kaum etwas,<br />

wenn <strong>der</strong> Akteur etwa beim Skilanglauf, Eisschnelllaufen<br />

o<strong>der</strong> im Kanu seine Energie nicht optimal umsetzen kann.<br />

Gerne tüfteln die 53 FES-Mitarbeiter mit den Athleten, hören<br />

zu, was den Aktiven, die so etwas wie ein "Mikrogefühlsystem"<br />

in Bezug auf ihr Sportgerät haben, auffällt. Wenn<br />

einem Eisschnellläufer eine Kufe zu schaffen macht, die<br />

angeblich "schnirpst", dann wird so lange getestet, bis <strong>der</strong><br />

"Fehler" gef<strong>und</strong>en ist - in diesem Fall lag es wirklich an <strong>der</strong><br />

Kufe. Nicht immer sind Sportlerwünsche technisch nötig,<br />

aber ungemein beruhigend.<br />

Schaale sieht sich als Dienstleister. Er arbeitet seit fast drei<br />

Jahrzehnten im FES, das in den 60er Jahren als Entwicklungsabteilung<br />

für Sportgräte von <strong>der</strong> Forschungsstelle <strong>der</strong><br />

<strong>Deutschen</strong> Hochschule für Körperkultur (DHFK) in Leipzig<br />

entstand. Doch noch immer nehmen zu wenige Verbände, so<br />

scheint es jedenfalls, die Dienste <strong>des</strong> weltweit renommierten<br />

Instituts in Anspruch. Gerade mal zwölf Verbände kooperieren<br />

regelmäßig mit dem FES, das gleichzeitig sehr eng mit<br />

dem IAT, dem Institut für angewandte Trainingswissenschaften<br />

in Leipzig zusammenarbeitet. Die, die kommen, wie etwa<br />

Radfahrer, Kanuten, Bobfahrer, Rodler, Segler, Eisschnellläufer<br />

o<strong>der</strong> auch manchmal Skifahrer <strong>und</strong> Schwimmer, haben<br />

ausgezeichnete Erfahrungen mit den Berlinern gemacht.<br />

Auch an<strong>der</strong>e versuchen auf ungewöhnlichem Weg von den<br />

Kenntnissen <strong>und</strong> Entwicklungen <strong>des</strong> Instituts zu profitieren:<br />

Immer wie<strong>der</strong> werden illegale Zugriffe auf die Computer<br />

registriert. Die Konkurrenz schläft nicht <strong>und</strong> möchte beispielsweise<br />

von <strong>der</strong> Messtechnik profitieren, in <strong>der</strong> es weltweit<br />

Spitzenreiter ist. Doch nicht nur davon. Die Hightech-<br />

Geräte <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> sind weltweit gefragt: Die Chinesen<br />

sitzen bei den Spielen in Peking in deutschen Booten.<br />

Apropos Messtechnik. Da wäre nun eine Möglichkeit etwa<br />

herauszufinden, welche "W<strong>und</strong>ereigenschaften" <strong>der</strong> neue<br />

Schwimmanzug wirklich hat, <strong>der</strong> für soviel Ärger im Deut-<br />

41


schen Schwimmverband (DSV) sorgt. "Mit einigen physikalischen<br />

Versuchen könnte man da schon konkrete Aussagen<br />

machen, vor allem auch feststellen, ob die an<strong>der</strong>en Anzüge,<br />

mit denen man bisher geschwommen ist, wirklich schlechter<br />

sind als die neuen", sagt Schaale.<br />

Das sieht auch Bun<strong>des</strong>trainer Manfred Thiesmann so. Es ist<br />

ja nicht <strong>der</strong> erste Streit um Schwimmanzüge im DSV: "Die<br />

FINA hat den Anzug abgesegnet. Unsere Athleten können<br />

ihn nicht tragen, weil sie vertraglich an einen an<strong>der</strong>en<br />

Ausstatter geb<strong>und</strong>en sind. Im Kopf haben die Athleten, dass<br />

mit diesem neuen Anzug Weltrekorde geschwommen werden.<br />

Das kriegen sie da nicht mehr raus. Und ob die Anzüge<br />

nun wirklich kein Wasser saugen, ob darunter eine Luftschicht<br />

ist, was ja für den Auftrieb wichtig wäre, das wissen<br />

42<br />

wir nicht. Aber die Athleten glauben fest, dass sie damit<br />

schneller wären."<br />

Thiesmann befürchtet, dass auch in Peking die "Klei<strong>der</strong>ordnung"<br />

für weiteren Ärger sorgen wird. Warum <strong>der</strong> DSV den<br />

nahtlosen Anzug nicht beim FES testen ließ? Der Verband<br />

hat - wie gesagt - einen gut dotierten Vertrag mit einem<br />

an<strong>der</strong>en Hersteller, <strong>der</strong> die Aktiven - so sieht es <strong>der</strong> DSV -<br />

verpflichtet, in <strong>des</strong>sen Klamotten auch auf den Startblock zu<br />

steigen. Und: Messverfahren dieser Art sind nicht ganz billig.<br />

Die Kosten müsste <strong>der</strong> Auftraggeber - in diesem<br />

Fall <strong>der</strong> Schwimmverband - übernehmen. Keine<br />

Klärung also: Weitere Unruhe <strong>und</strong> Zoff sind programmiert.<br />

Ruhe in <strong>der</strong> Vorbereitung - das wünschen sich alle<br />

Trainer vor Großereignissen. Aber dann kommt ein<br />

Ball dazwischen, <strong>der</strong> nun etwa bei <strong>der</strong> Fußball-EM<br />

den Torhütern wegen seiner angeblichen "Flatterhaftigkeit"<br />

nur noch eine Faustabwehr als Rettungsaktion<br />

ermöglicht <strong>und</strong> das Leben erschwert.<br />

O<strong>der</strong> ein Unterschenkel amputierter Läufer wie<br />

<strong>der</strong> 21-jährige Oscar Pistorius aus Südafrika, <strong>der</strong><br />

plötzlich mit Hightech-Prothesen aus Karbon<br />

gegen die Weltspitze auf normalen Beinen antreten<br />

will. Der internationale Sportgerichtshof CAS<br />

hat den jungen Mann zugelassen, wenn er die<br />

üblichen Kriterien (Qualifikation) erreicht. Das<br />

scheint immerhin im Bereich <strong>des</strong> Möglichen.<br />

Biomechanik-Professor Gert-Peter Brüggemann<br />

von <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> Sporthochschule Köln zitiert in<br />

einem Gutachten die Wettkampfregel 144.2 <strong>des</strong><br />

Leichtathletik-Weltverban<strong>des</strong> (IAAF), die den<br />

"Einsatz technischer Hilfsmittel wie Fe<strong>der</strong>n o<strong>der</strong><br />

Rä<strong>der</strong>" verbietet. Die Konkurrenz schüttelt ungläubig<br />

den Kopf. O<strong>der</strong> eröffnet das neue Welten,<br />

neue Rekordmöglichkeiten im Tollhaus <strong>der</strong> sportlichen<br />

Skurrilitäten? Kommt bald <strong>der</strong> rotierende,<br />

ausfahrbare Hammerwurfarm? O<strong>der</strong> <strong>der</strong> Sprungfe<strong>der</strong>schuh<br />

für die Weit- <strong>und</strong> Hochspringer?<br />

Steht uns eine Materialschlacht in China bevor?<br />

"In Peking wird es sicher die eine o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e<br />

originelle Lösung geben - etwa unter aerodynamischen<br />

Aspekten", sagt Harald Schaale. Also keine<br />

Super-Innovationen "made in China"?<br />

Revolutionär werden vermutlich auch die Aussagen<br />

nicht sein, wenn es um die Erklärung von Siegen o<strong>der</strong><br />

Nie<strong>der</strong>lagen geht. Der Satz: "Die an<strong>der</strong>en hatten besseres<br />

Material", wird auch diesmal todsicher nach einem sportlichen<br />

Einbruch bemüht werden. Da möchte man dann am<br />

liebsten zur Teflonpfanne greifen <strong>und</strong> ausholen...


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27.-29.06.2008<br />

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26.07.2008<br />

Mini München<br />

05.- 23.08.2008<br />

impark08 Sommerfestival<br />

07.-24.08.2008<br />

...<strong>und</strong> viele weitere Höhepunkte!<br />

OLYMPIAPARK<br />

MÜNCHEN<br />

Freizeit in <strong>der</strong> Stadt


So viele Spitzensportler wie noch nie trainieren für<br />

Ruhm <strong>und</strong> Ehre <strong>des</strong> Vaterlan<strong>des</strong> - <strong>und</strong> auf seine Kosten.<br />

Gut tausend Athleten sind <strong>der</strong>zeit in den Sportför<strong>der</strong>gruppen<br />

von Bun<strong>des</strong>wehr, Bun<strong>des</strong>polizei <strong>und</strong> Zoll<br />

beschäftigt. Die Tendenz ist steigend. Wird <strong>der</strong> Staat <strong>der</strong><br />

Verantwortung gerecht, junge Menschen dazu aufzufor<strong>der</strong>n,<br />

sich für einige Jahre ihres Lebens auf den Sport zu konzentrieren?<br />

"Früher haben wir das angeprangert", sagt Helmut<br />

Digel, Soziologieprofessor in Tübingen <strong>und</strong> ehemaliger Präsi-<br />

dent <strong>des</strong> <strong>Deutschen</strong> Leichtathletik-Verban<strong>des</strong>. "Jetzt haben<br />

wir de facto einen Staatssport. Eigentlich passt das eher zu<br />

totalitären System wie China <strong>und</strong> Russland, <strong>und</strong> von dort<br />

kommt es ja auch."<br />

Michael Vesper, Generaldirektor <strong>des</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong><br />

Sportbun<strong>des</strong> (DOSB), wi<strong>der</strong>spricht: "Es gibt keinen Staatssport.<br />

Es gibt einen autonomen Sport." Dieser sei sehr dankbar<br />

dafür, dass talentierte Sportler nach <strong>der</strong> Schule nicht<br />

mehr vor <strong>der</strong> Frage stünden, entwe<strong>der</strong> eine Ausbildung zu<br />

beginnen o<strong>der</strong> Spitzensport zu treiben. "Die duale Karriere<br />

ermöglicht bei<strong>des</strong>", sagt Vesper.<br />

Beson<strong>der</strong>s attraktiv wird die Konzentration auf den Sport für<br />

diejenigen, die sich - zumin<strong>des</strong>t zeitweise - eine Uniform<br />

anziehen. Im Herbst vergangenen Jahres stockten Parlament<br />

<strong>und</strong> Bun<strong>des</strong>regierung die Mittel für die Spitzensportför<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>wehr um 3,4 Millionen Euro auf - zusätzlich zu den<br />

25 Millionen jährlich, die ohnehin für die Sportför<strong>der</strong>gruppen<br />

im Verteidigungsetat vorgesehen sind. Minister Franz-Josef<br />

Jung hat dem DOSB schriftlich gemeldet, dass er im Olympiajahr<br />

2008 die Rekordzahl von 824 Spitzensportlern beschäftigen<br />

könne. Ohne weiteren Zuschuss, verspricht er, werde er bis<br />

zu den Spielen 2012 in London 744 Planstellen bereithalten.<br />

Die Bun<strong>des</strong>polizei von Innenminister Wolfgang Schäuble hat<br />

inzwischen zwei Sportför<strong>der</strong>gruppen von beachtlicher<br />

Stärke. 84 Wintersportler sind in Bad Endorf stationiert<br />

sowie 61 Leichtathleten, Judoka <strong>und</strong> Radrennfahrer in<br />

Cottbus. Aus diesen 143 sollen mittelfristig 180 Athleten im<br />

Polizeidienst werden. Die Sportför<strong>der</strong>gruppe von Finanzminister<br />

Peer Steinbrück, das Zoll-Ski-Team, hat vierzig Mitglie<strong>der</strong>.<br />

Ehemalige Sportsoldaten können zudem ihre Olympiavorbereitung<br />

als Reserveübung betreiben. Auf bis zu 180 Tage, das<br />

Der uniformierte Spitzensport:<br />

:Bewährt, erfolgreich <strong>und</strong> nicht ohne<br />

Perspektiven Von Michael Reinsch<br />

44<br />

ist ein halbes Jahr, hat <strong>der</strong> Verteidigungsminister die Zeit<br />

verdoppelt, für die er Verdienstausfall zahlt. Sie wird für<br />

Trainingslager <strong>und</strong> Qualifikationswettkämpfe genutzt.<br />

Der Bun<strong>des</strong>rechnungshof, <strong>der</strong> sich Anfang <strong>des</strong> Jahres mit<br />

Kritik an <strong>der</strong> Sportför<strong>der</strong>ung <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> heftigen Angriffen<br />

aussetzte, hat die Summe <strong>der</strong> Spitzensportför<strong>der</strong>ung in einem<br />

Gutachten auf 100 Millionen Euro geschätzt. Der Vorsitzende<br />

<strong>des</strong> Sportausschusses im Bun<strong>des</strong>tag, Peter Danckert, rechnet<br />

mit doppelt so viel. Schäuble, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>regierung für<br />

den Spitzensport zuständig ist, gibt die Sportför<strong>der</strong>ung <strong>des</strong><br />

Bun<strong>des</strong> mit 125 Millionen Euro an. Der B<strong>und</strong> <strong>der</strong> Steuerzahler<br />

beklagt mangelnde Transparenz.<br />

Zum Engagement <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> kommt das <strong>der</strong> Län<strong>der</strong>. Es soll<br />

sich ebenfalls auf r<strong>und</strong> 200 Millionen Euro summieren. Knapp<br />

h<strong>und</strong>ert Stellen halten neue Sportför<strong>der</strong>gruppen <strong>der</strong> Polizei<br />

von Thüringen (51), Hessen (34), Nie<strong>der</strong>sachsen (9) <strong>und</strong><br />

Rheinland-Pfalz (4) zur Verfügung. In Sachsen, Mecklenburg-<br />

Vorpommern <strong>und</strong> Nordrhein-Westfalen sind solche Einheiten<br />

im Entstehen. Originell ist <strong>der</strong> Weg, den Brandenburg eröffnet:<br />

An <strong>der</strong> Lan<strong>des</strong>-Feuerwehrschule Eisenhüttenstadt sind<br />

fünfzehn Plätze für Spitzensportler reserviert.<br />

Polizei <strong>und</strong> Zoll bieten Athleten an, schon ihre sportliche<br />

Laufbahn mit einer Berufsausbildung zu verbinden, Beamte<br />

zu werden <strong>und</strong> schließlich sogar zu studieren <strong>und</strong> in den


höheren Dienst aufzusteigen. Eine Meldung aus dem Hause<br />

Schäuble kann man durchaus als Kritik an überholten Methoden<br />

lesen. Es sei nicht zu verantworten, heißt es, "lediglich<br />

die sportlichen Fähigkeiten junger Menschen auszunutzen,<br />

ihnen aber keine berufliche Perspektive zu geben".<br />

Die Bun<strong>des</strong>wehr ist nicht genannt. Vielleicht ist sie auch gar<br />

nicht gemeint. Aber handelt sie verantwortungslos? Mehr als<br />

zwei Drittel <strong>der</strong> Athleten, die zur Polizei gehen, bleiben Poli-<br />

zisten. Athleten die zur Bun<strong>des</strong>wehr gehen, bleiben in den<br />

seltensten Fällen Soldaten. Je<strong>der</strong> im Sport kann von Athleten<br />

berichten, die am Ende ihrer Karriere, womöglich mit Mitte<br />

Dreißig, aus allen Wolken fielen, als sie realisierten, dass es<br />

ein Leben nach dem Sport gibt. "Die Athleten sind in einem<br />

Dilemma", sagt Digel. "In ihrer Umgebung wird Ausschließlichkeit<br />

gefor<strong>der</strong>t, <strong>und</strong> zugleich sollen sie an ihre Zukunft<br />

denken."<br />

Es ist kein Geheimnis, dass gerade junge Athleten nicht selten<br />

die Zeit bei <strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>wehr als Chance verstehen, sportlich<br />

weiter zu kommen, <strong>und</strong> diese mit aller Konsequenz <strong>und</strong><br />

Ausschließlichkeit nutzen. Das ist nicht ohne Risiko. Christian<br />

Breuer, <strong>der</strong> die Athleten im Präsidium <strong>des</strong> DOSB vertritt,<br />

kennt das Problem. "Es liegt nicht im Naturell eines jeden,<br />

sich fortzubilden", sagt er. Es ist gewiss kein Zufall, dass <strong>der</strong><br />

ehemalige Eisschnellläufer Polizist ist.<br />

Das System belohnt den Tunnelblick. Stellen bei <strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>wehr<br />

werden nur an Ka<strong>der</strong>athleten vergeben. Wen <strong>der</strong> Verband<br />

aus dem Ka<strong>der</strong> wirft, <strong>der</strong> verliert auch seine Stelle in<br />

einer Sportför<strong>der</strong>gruppe. Weibliche Athleten werden zum<br />

Einstieg immerhin Zeitsoldatinnen für zwei Jahre, männliche<br />

rücken zunächst als Wehrpflichtige für neun Monate ein.<br />

Top-Athleten wie Olympiasieger können auch schon mal<br />

einen Vierjahresvertrag bekommen. Gr<strong>und</strong>sätzlich aber gilt:<br />

Der sportliche Leistungsauftrag muss Jahr für Jahr erfüllt<br />

werden. Je<strong>der</strong> Saisonhöhepunkt ist eine Bewährungsprobe.<br />

Wer sie nicht besteht, muss gehen.<br />

Die berufliche Ausbildung besteht in <strong>der</strong> Truppe zunächst in<br />

Unteroffiziers- <strong>und</strong> Feldwebel-Lehrgängen - <strong>und</strong> ist nicht<br />

obligatorisch. Eine Karriere als Offizier o<strong>der</strong> das Studium an<br />

einer Hochschule <strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>wehr sind nicht vorgesehen. Auf<br />

den einstigen Europameister im 400-Meter-Lauf, Ingo<br />

Schultz, kann sich kein Top-Athlet berufen: Er war schon<br />

Zeitsoldat, als sein Talent entdeckt wurde. Er<br />

wurde regulär Offizier <strong>und</strong> studierte,<br />

ausnahmsweise war er zusätzlich Spitzensportler.<br />

Für alle an<strong>der</strong>en Athleten bei <strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>wehr<br />

gilt, dass sie nicht in Konflikte geraten<br />

sollen, wenn sowohl eine Meisterschaft als auch<br />

eine Klausur ihre Präsenz erfor<strong>der</strong>n.<br />

Gleichwohl heißt es, dass sich etwas bewege<br />

beim B<strong>und</strong>. Seit zwei Jahren erlaubt die Armee<br />

ihren Athleten Fern- <strong>und</strong> speziell für Spitzensportler<br />

entwickelte Modul-Studiengänge, wie<br />

sie etwa die vom DOSB als "Elitehochschule <strong>des</strong><br />

Sports" ausgezeichnete Technische Fachhochschule<br />

Berlin anbieten: "à la carte", wie ihr<br />

Präsident Reinhard Thümer die individuelle<br />

Kooperation mit dem Olympiastützpunkt Berlin<br />

beschreibt. Zusätzlich zur Ausbildung zum<br />

Bürokaufmann, die im Dienst möglich ist, basteln Bun<strong>des</strong>wehr<br />

<strong>und</strong> Stiftung Deutsche Sporthilfe an einem Ausbildungsgang<br />

zum Lehrberuf Sportfachmann.<br />

Wie allen Zeitsoldaten erwächst auch Sportlern im Laufe<br />

ihrer Dienstzeit Anspruch auf Berufsför<strong>der</strong>ung: zunächst Geld<br />

für Kurse <strong>und</strong> Weiterbildung, später zudem Freistellung. Wer<br />

zum Beispiel acht Jahre dient, hat Anspruch auf För<strong>der</strong>ung<br />

während <strong>der</strong> letzten fünfzehn Monate seiner Dienstzeit <strong>und</strong><br />

auf zwei Jahre darüber hinaus. Mehr als zwanzig Spitzensportler<br />

werden sich nach den <strong>Olympischen</strong> Spielen von<br />

Peking in solche Maßnahmen verabschieden.<br />

Dennoch nutzten viel zu wenige Sportler die Berufsför<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>wehr, sagt Sven Baumgarten von <strong>der</strong> Sporthilfe.<br />

"Das ist nicht die Schuld <strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>wehr, son<strong>der</strong>n eher ein<br />

individuelles Versäumnis." Baumgarten ist im Verb<strong>und</strong> mit<br />

Karriereberatern an den Olympiastützpunkten darum bemüht,<br />

Sportlern trotz dreißig St<strong>und</strong>en Trainings pro Woche eine<br />

berufliche Perspektive aufzuzeigen. Von den r<strong>und</strong> 150 Nachwuchs-Elitesportlern<br />

verlangt er <strong>des</strong>halb im Austausch für<br />

beson<strong>der</strong>e För<strong>der</strong>maßnahmen eine duale Karriereplanung -<br />

schriftlich. Ein bisschen sei das wie ein Vierjahresplan, sagt<br />

Athletensprecher Breuer. Aber es ist wohl notwenig. "Wir<br />

machen das Thema allen viertausend geför<strong>der</strong>ten Athleten<br />

immer wie<strong>der</strong> zugänglich", sagt <strong>der</strong> Mann von <strong>der</strong> Sporthilfe.<br />

"Aber vielleicht ist das ein zu sanfter Weg."<br />

45


Medaillenvergabe:<br />

Gevatter Zufall mischt mir<br />

E<br />

s liegt wohl richtig, wer das erste Gold <strong>der</strong> Pekinger Spiele<br />

einem Chinesen o<strong>der</strong> einer Chinesin zutraut. Einem Schützen<br />

vielleicht mit <strong>der</strong> Luftpistole o<strong>der</strong> einer Gewichtheberin <strong>der</strong> 48 kg-<br />

Klasse. Der Organisationschef <strong>der</strong> Veranstaltung muss womöglich<br />

schon am ersten Tag seinen Hut nehmen, versagten diesbezüglich<br />

seine Steuerungsmechanismen. Auftaktmedaillen sollen ja angeblich<br />

ihrer motivierenden Wirkung wegen auf an<strong>der</strong>e im Team beson<strong>der</strong>s<br />

intensiv glänzen, nicht nur am Hals von Chinesen. Deshalb gleich<br />

mal 21 Medaillen am 9. August, genau so oft werden die Plaketten<br />

in Gold, Silber <strong>und</strong> Bronze mit dem Namen ihrer Inhaber versehen.<br />

In weiteren 281 Disziplinen bis zum Finaltag die gleiche Prozedur.<br />

Viel Arbeit für die Graveure.<br />

Zieht man nun in Betracht, was eine Sportlerin namens Marion<br />

Jones angerichtet hat, als sie im Oktober 2007 Doping zugab, <strong>und</strong><br />

was ihr Landsmann Antonio Pettigrew mit seinem Geständnis<br />

während <strong>des</strong> Graham-Prozesses vergangenen Monat, dann muss<br />

wohl davon ausgegangen werden, dass auf die chinesischen Medaillenbearbeiter<br />

auch nach dem Ende <strong>der</strong> Pekingspiele noch Arbeit<br />

wartet. Sie müssen aus Silber Gold machen, aus Bronze Silber <strong>und</strong><br />

die Holzmedaille für Platz vier in Bronze verwandeln - weil<br />

eine/einer wegen eines anfangs nicht bemerkten Dopingverstoßes<br />

nachträglich den Po<strong>des</strong>tplatz räumen musste.<br />

An den Fällen Jones <strong>und</strong> Pettigrew zeigt es sich, wie verschroben die<br />

Welt Olympias sich inzwischen darstellt: Die ersten 21 Medaillengewinner<br />

von Peking sind leicht zu identifizieren, aber vermutlich<br />

nicht alle <strong>der</strong> Spiele im Jahr 2000. Klar ist nur: Die Betrügerin Jones<br />

musste fünf Medaillen wie<strong>der</strong> rausrücken, acht ihrer offiziell "sauberen"<br />

Kameradinnen aus zwei Staffeln kamen den Regeln zufolge<br />

gleich mit auf den Index, auf den auch Staffelmann Pettigrew <strong>und</strong><br />

fünf seiner Ko-Piloten (darunter zwei bis jetzt unbescholtene)<br />

gesetzt werden müssen. Nur, wie heißen die Nachrücker? Ein<br />

"Upgrade" vorzunehmen, aus Vierten Dritte, aus Dritten Zweite etc.<br />

zu machen, das ist dem Internationalen <strong>Olympischen</strong> Komitee (IOC)<br />

zu einfach. Und viel zu riskant. Die Launen von Gevatter Zufall sind<br />

unermesslich, wie <strong>der</strong> Fall <strong>der</strong> zunächst hoch dekorierten Marion<br />

46 OF-K<br />

Jones beweist. Ihr Sündenregister wurde erst nach sieben Jahren<br />

<strong>und</strong> 160 unbeanstandeten Dopingkontrollen aufgedeckt. Überzeugende<br />

Belege dafür, dass die von Jones besiegten Athletinnen<br />

wirklich alle Opfer <strong>der</strong> Amerikanerin sind <strong>und</strong> nicht ebenfalls Täter,<br />

gibt es nicht, zu groß ist <strong>der</strong> Ideenreichtum von Pharmakologen,<br />

Trainern <strong>und</strong> Sportlern beim Ausmanövrieren <strong>der</strong> Kontrolleure. Drum<br />

Vorsicht beim Nachjustieren.<br />

Und Zeit lassen. Erst am 1. Oktober läuft die Verjährungsfrist für<br />

Dopingfälle aus dem Jahr 2000 ab. Dass <strong>der</strong> Weltverband <strong>der</strong><br />

Leichtathleten (IAAF) so lang nicht warten wollte <strong>und</strong> Jones` WM-<br />

Medaille von 2001 ohne Umschweife <strong>der</strong> Griechin Thanou überließ,<br />

obwohl auch diese Dame nicht als Miss Unbescholten gilt, verrät<br />

den Respekt vor den eigenen Regeln <strong>und</strong> vor Regressansprüchen<br />

juristischer Athletenvertreter.<br />

Die Sache mit den vakanten Medaillen verdeutlicht die Rasanz, mit<br />

<strong>der</strong> die Verrechtlichung <strong>des</strong> olympischen Sports voranschreitet. Dass<br />

ein Athlet für olympisches Gold optimales Talent <strong>und</strong> Training braucht<br />

- eine Binsenweisheit; nicht mehr so neu auch die Erkenntnis, dass es<br />

ohne einen gewieften Mediziner nicht mehr klappt. Dass aber nur<br />

siegen kann, wer den cleversten Anwalt an seiner Seite weiß, das<br />

überrascht nun doch. Eine schaurige Erkenntnis.<br />

Michael Gernandt<br />

Olympische Jugendspiele auf einem Irrweg<br />

I<br />

OC-Präsident Jacques Rogge sieht in seiner Lieblingsidee <strong>der</strong><br />

<strong>Olympischen</strong> Jugendspiele ein Projekt <strong>der</strong> Erneuerung für die<br />

großen Spiele. Da ist viel davon die Rede, dass ein Schwergewicht<br />

<strong>des</strong> Programms auf kulturellen Themen liegen soll. Damit verbindet<br />

sich die Hoffnung auf inhaltliche Diskussionen, die den nachwachsenden<br />

Athleten vor Augen führen, wie das schleichende Gift <strong>des</strong><br />

Dopings dabei ist, den Sport zu zerstören. Auf diese Weise könnte<br />

ein Impuls für einen langfristigen Bewusstseinswandel gesetzt<br />

werden, <strong>der</strong> den Verzicht auf unerlaubte Mittel als geradezu lebensnotwendig<br />

markiert. Solchen Absichten liefe zuwi<strong>der</strong>, wenn die<br />

Jugendspiele doch nur eine kleinere Kopie <strong>des</strong> großen Originals<br />

würden. Dafür aber mehren sich die Anzeichen. Für die hastig<br />

installierte Premiere in zwei Jahren musste es gleich eine 4-Millionen-Metropole<br />

wie Singapur als Austragungsort sein.<br />

Erst recht geben die jüngsten Beschlüsse <strong>des</strong> IOC zu denken. Die<br />

IOC-Exekutive in Athen folgte in falsch verstandener Loyalität dem<br />

Vorschlag ihres Präsidenten, bei <strong>der</strong> Siegerehrung auf die traditionelle<br />

Symbolik mit Flaggen <strong>und</strong> Hymnen zurück zu greifen. Das ist<br />

ein Signal in die falsche Richtung. Ohnehin fragt es sich, ob es<br />

überhaupt Wettkämpfe um Medaillen sein müssen. Nun för<strong>der</strong>t das<br />

IOC mit dem Zeremoniell noch nationalistische Tendenzen, anstatt<br />

mit den Jugendspielen deeskalierend zu wirken. Es passt ins Bild,<br />

dass auch beschlossen wurde, Athleten unter achtzehn Jahren zum<br />

Start zuzulassen, die schon an <strong>Olympischen</strong> Spielen teilgenommen<br />

haben. Der Schritt zum Medaillenspiegel ist bei alldem nicht mehr<br />

weit. Und die Leistungsplaner werden schon die Stifte spitzen. Von<br />

einem in die Zukunft wirkenden Kontrastprogramm zu den <strong>Olympischen</strong><br />

Spielen dürfte nicht viel übrig bleiben.<br />

Steffen Haffner<br />

OF-KOMMENT OMMENTARE ARE


Bildungsalarm<br />

E<br />

s herrscht mal wie<strong>der</strong> Bildungsalarm in Deutschland. Von <strong>der</strong><br />

Regierung wird diesmal eine Großoffensive angekündigt <strong>und</strong><br />

sogar ein Bildungsgipfel angedroht. Die Opposition reagiert<br />

gewohnt skeptisch, während die zuständige Wissenschaft pflichtgemäß<br />

die Defizite in unterschiedlichen Wirkungsfel<strong>der</strong>n beklagt. Und<br />

in den unvermeidlichen Diskussions- <strong>und</strong> Expertenr<strong>und</strong>en zerreden<br />

die üblichen Verdächtigen die Probleme dann oft bis zur Unkenntlichkeit.<br />

Alles wie gehabt also? Es steht zumin<strong>des</strong>t zu befürchten,<br />

dass <strong>der</strong> gerade veröffentlichte jüngste Nationale Bildungsbericht<br />

mit seinen vielen weißen Flecken in <strong>der</strong> Landschaft <strong>des</strong> Mangels <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> Versäumnisse auch wie<strong>der</strong> nur ein kurzatmiges <strong>und</strong> medienwirksames<br />

politisches Geklingel zur Folge hat. Bis zur nächsten Hiobsbotschaft<br />

aus den pädagischen Notstandsgebieten…<br />

Apropos Bildungsalarm: Dazu passen Nachrichten aus dem Problemsektor<br />

Bewegung <strong>und</strong> Körperbildung, die zwar die aktuelle<br />

nationale Bestandserhebung nicht speziell im Visier hat, die aber<br />

geradezu fugenlos ins allgemeine Zerrbild passen. Zum Beginn <strong>der</strong><br />

Freiluft-Ba<strong>des</strong>aison erschreckt die Deutsche Lebens-Rettungsgesellschaft<br />

(DLRG) mit Zahlen zur Schwimmfähigkeit <strong>der</strong> Bevölkerung.<br />

Und da stehen dann vor allem die Ergebnisse <strong>und</strong> Trends <strong>der</strong> frühen<br />

Jahre ganz oben an. Besorgnis erregende 33,9 Prozent <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong><br />

<strong>und</strong> Jugendlichen in unserem Land können nicht schwimmen.<br />

Untersuchungen <strong>und</strong> Studien belegen, dass bereits in den Gr<strong>und</strong>schulen<br />

die richtigen Weichenstellungen fehlen. Danach gehört ein<br />

Drittel <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> nach Verlassen <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>schule noch zu den<br />

Nichtschwimmern. Zu später Beginn <strong>des</strong> Schwimmunterrichts,<br />

unzureichende Qualifikation <strong>des</strong> Lehrpersonals, unbefriedigende<br />

kommunale Bä<strong>der</strong>situation mit weiteren Abwärtstrends dank<br />

klammer öffentlicher Kassenlagen: die Gründe <strong>der</strong> Misere sind<br />

vielfältig.<br />

Natürlich gibt es Elternehrgeiz <strong>und</strong> familiäre Initiativen, es gibt<br />

Vereinsangebote <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e Alternativen. Doch gr<strong>und</strong>sätzlich muss<br />

gelten: Wenn nicht alle Kin<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>schule schwimmen<br />

lernen, dann ist etwas faul in unserem Bildungssystem; <strong>und</strong> wenn<br />

dann auch noch die weiterführenden Schulen als "Ausputzer"<br />

OF-KOMMENT<br />

OF-KOMMENTARE<br />

ARE<br />

versagen, dann wird schnell ein gesellschaftspolitischer Skandal<br />

daraus. Den haben Sportverbände, Vereine <strong>und</strong> Verbündete im<br />

Geiste aus an<strong>der</strong>en gesellschaftlichen Organisationen längst ausgemacht.<br />

Sie planen zusammen mit den Kommunen ein Aktionsbündnis,<br />

das vor allem weitere Bä<strong>der</strong>schließungen verhin<strong>der</strong>n <strong>und</strong> im<br />

Gegenteil die Sanierung <strong>und</strong> den Ausbau <strong>der</strong> Bä<strong>der</strong>landschaft<br />

beför<strong>der</strong>n <strong>und</strong> so die Gr<strong>und</strong>voraussetzungen für Bewegungsbegeisterung<br />

im Element Wasser sichern soll. Die praktischen Beispiele<br />

erfolgreicher Kooperation zwischen Verein <strong>und</strong> Kommune lassen<br />

ebenfalls hoffen. Hier fehlt nur noch flächendeckend die Schule.<br />

Denn wenn Nichtschwimmer anklagen, kann <strong>der</strong> Bildungsalarm<br />

nicht laut genug sein.<br />

Harald Pieper<br />

Raus aus <strong>der</strong> Schulsportrolle<br />

I<br />

m Sport seine eigenen Möglichkeiten <strong>und</strong> Grenzen zu erfahren,<br />

Spaß <strong>und</strong> Freude an <strong>der</strong> Bewegung zu entwickeln, zugleich<br />

Verständnis <strong>und</strong> Wissen über eine sinnvolle Ernährung zu erlangen -<br />

mit diesen Gr<strong>und</strong>lagen sind die Jugendlichen wirklich fit fürs Leben!<br />

So groß die Sportbegeisterung im Lande auch ist, so groß ist häufig<br />

das Missverhältnis zwischen Aktiven <strong>und</strong> Fans in punkto Fitness.<br />

Während die einen Höchstleistungen erbringen, mangelt es den<br />

an<strong>der</strong>en oftmals an ausreichen<strong>der</strong> Bewegung. Zu viele begnügen<br />

sich mit <strong>der</strong> passiven Rolle <strong>des</strong> Zuschauers. Dass junge Menschen<br />

Spaß an eigener körperlicher Aktivität entwickeln, ist <strong>des</strong>halb das<br />

Ziel <strong>der</strong> sport- <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitspädagogischen Arbeit <strong>des</strong> <strong>Deutschen</strong><br />

<strong>Olympischen</strong> Sportbun<strong>des</strong> (DOSB). Es geht dabei nicht nur um ein<br />

Freizeitvergnügen, son<strong>der</strong>n auch um einen wesentlichen Beitrag zur<br />

Persönlichkeitsentwicklung <strong>und</strong> zur Ges<strong>und</strong>heitsför<strong>der</strong>ung.<br />

Sport ist <strong>der</strong> Schlüssel zum körperlichen, seelischen <strong>und</strong> sozialen<br />

Wohlbefinden, wie die Weltges<strong>und</strong>heitsorganisation den Begriff<br />

Ges<strong>und</strong>heit in ihren Regeln definiert. Deshalb ist Sport gerade bei<br />

jungen Menschen mit Lernbehin<strong>der</strong>ungen, Schulschwierigkeiten <strong>und</strong><br />

Problemen wie Unsicherheit, Aggressivität, Kontaktarmut, Übergewicht<br />

o<strong>der</strong> Antriebslosigkeit das richtige Rezept. Durch regelmäßige<br />

sportliche Aktivität im DOSB <strong>und</strong> seinen Verbänden <strong>und</strong> Vereinen<br />

lernen sie, mit sich selbst <strong>und</strong> ihrem Körper verantwortungsbewusst<br />

umzugehen. Im gemeinsamen Spiel werden Teamfähigkeit <strong>und</strong><br />

Gespür für Fairness entwickelt. Ebenso findet eine ausführliche<br />

Auseinan<strong>der</strong>setzung mit Themen wie ausgewogene Ernährung,<br />

körperliche Hygiene <strong>und</strong> verantwortungsvoller Umgang mit Alkohol<br />

<strong>und</strong> Nikotin statt.<br />

Wie <strong>und</strong> wo lernt man Teamfähigkeit besser, als wenn man<br />

gemeinsam in einem Boot sitzt - <strong>und</strong> ru<strong>der</strong>t was das Zeug hält?<br />

Kanu fahren gehört zu den Höhepunkten von Erlebnissporttagen,<br />

die in allen Regionen Deutschlands in vielen Vereinen stattfinden.<br />

Außerdem locken Mountenbike-Touren, Orientierungswan<strong>der</strong>n <strong>und</strong><br />

an<strong>der</strong>e Natursportarten regelmäßig h<strong>und</strong>erte von Jugendlichen aus<br />

den verschiedenen Einrichtungen <strong>der</strong> Turn- <strong>und</strong> Sportbewegung<br />

zur körperlichen Betätigung <strong>und</strong> zur Begegnung unter freiem<br />

Himmel. Also - nicht lange zögern. Einfach zugreifen <strong>und</strong> mitmachen.<br />

Karlheinz Gieseler<br />

47


Wenn die deutschen Dopingkontrolleure aufbrechen<br />

<strong>und</strong> die Athleten zur Abgabe von Urin <strong>und</strong> Blutstropfen<br />

bitten wollen, dann kann es durchaus<br />

komisch werden. Einmal radelten die Fahn<strong>der</strong> einem trainierenden<br />

Marathonläufer an<strong>der</strong>thalb St<strong>und</strong>en durch den Wald<br />

hinterher, bis es endlich zur Sache gehen durfte. Gehören die<br />

Athleten zur werktätigen Bevölkerung, müssen die Kontrolleure<br />

auch schon mal warten, bis <strong>der</strong> Chef dem angestellten<br />

Leistungssportler die Pinkelpause offiziell erlaubt. "Wir dürfen<br />

nicht beim Training <strong>und</strong> bei <strong>der</strong> Arbeit stören. Geduld muss<br />

man schon mitbringen", beschreibt Helmut Pabst einen <strong>der</strong><br />

wichtigsten Gr<strong>und</strong>sätze für die Urin- <strong>und</strong> Blut-Beschaffung.<br />

Der 65 Jahre alte Mediziner aus<br />

Bayern ist Gesellschafter <strong>und</strong><br />

Geschäftsführer <strong>des</strong> von <strong>der</strong><br />

Nationalen Anti-Doping-Agentur<br />

(NADA) beauftragten Unterneh-<br />

mens PWC. Die täglichen Dienstfahrten<br />

<strong>der</strong> momentan r<strong>und</strong> 75<br />

Kontrolleure <strong>der</strong> Pabst´schen<br />

Firma zu den Sportlern liefert für<br />

die Experten in den von <strong>der</strong><br />

Internationalen Anti-Doping-<br />

Agentur (WADA)offiziell anerkannten<br />

Laboren in Köln <strong>und</strong> in<br />

Kreischa das Rohmaterial <strong>und</strong><br />

zugleich die ganz praktische<br />

Arbeitsgr<strong>und</strong>lage. Ohne die Vorlage<br />

von PWC hätten die Mitarbeiter<br />

in den Labors gar keine Chance,<br />

Dopinganalysen überhaupt<br />

vornehmen zu können - ganz<br />

egal, ob mit positivem o<strong>der</strong> negativem<br />

Bef<strong>und</strong>.<br />

Pabst ist mit sämtlichen unappetitlichen<br />

Details <strong>des</strong> Kampfes<br />

gegen Manipulationen, Betrug<br />

<strong>und</strong> unerlaubte Vorteilsnahme im Athletentrikot bestens<br />

vertraut. Allein die Beschreibung <strong>der</strong> Gerätschaften, mit<br />

denen Männer wie Frauen mit Betrugsabsichten den Kontrolleuren<br />

Fremd-Urin in die Glasröhrchen einzuträufeln versuchen,<br />

ist Ekel erregend. Das PWC-Personal ist gehalten, auf<br />

dem stillen Örtchen genau hinzusehen. "Zum Beispiel darf <strong>der</strong><br />

Urin nicht über die Finger laufen, damit auf diese Weise keine<br />

Manipulationen vorgenommen werden können", plau<strong>der</strong>t<br />

Pabst aus dem Nähkästchen. Es könnte ja ein Finger mit<br />

einem Mittelchen bearbeitet sein, wodurch das Ergebnis <strong>des</strong><br />

Tests beeinflusst werden soll.<br />

Allein das Handbuch für die Dopingfahn<strong>der</strong> veranschaulicht<br />

zur Genüge, wie außerordentlich schwierig <strong>und</strong> anspruchsvoll<br />

die Aufgabe <strong>der</strong> Leute am Beginn <strong>der</strong> Kontrollkette ist. Die<br />

Broschüre mit den Durchführungsbestimmungen umfasst<br />

48<br />

sage <strong>und</strong> schreibe 110 Seiten <strong>und</strong> listet sämtliche Details von<br />

A wie Ansprache <strong>des</strong> Athleten bis Z wie Zugang zu den Toiletten<br />

auf. Apropos. Wird ein Sportler für eine unangemeldete<br />

Kontrolle zum Beispiel in einem Restaurant angetroffen <strong>und</strong><br />

will er den öffentlichen Lokus dort nicht benutzen, dann<br />

müssen ihm die Kontrolleure eine an<strong>der</strong>e Toilette suchen.<br />

Genau so wird vorgegangen, wenn sich Athleten mit Verweis<br />

auf den Schutz ihrer Privatsphäre weigern, die Kontrolleure in<br />

ihre Wohnung zu lassen <strong>und</strong> die Kontrollen dort vorzunehmen.<br />

In solchen Fällen seien zumeist die Örtlichkeiten nahe<br />

gelegner Sportvereine die erste Wahl, erläutert Pabst. In<br />

jedem Fall müssten öffentliche Toiletten immer solange<br />

Im Kampf um<br />

sauberen Sport gibt es<br />

auch unsaubere<br />

Begleiterscheinungen<br />

Von Andreas Müller<br />

gesperrt bleiben, bis die Amtshandlung abgeschlossen sei.<br />

Dazu gehört ebenso, ein Protokoll minutiös auszufüllen <strong>und</strong><br />

zu unterschreiben. Wenn <strong>der</strong> kontrollierte Sportler will, kann<br />

er das Protokoll mit eigenen Bemerkungen <strong>und</strong> Informationen<br />

versehen <strong>und</strong> auf diese Weise zum Beispiel umgehend<br />

Einwände geltend machen.<br />

Die für dieses Jahr angekündigte deutliche Aufstockung <strong>der</strong><br />

Doping-Tests in Deutschland stellt auch für die Fahn<strong>der</strong> eine<br />

noch größere Herausfor<strong>der</strong>ung dar. Die Zahl <strong>der</strong> Kontrolleure<br />

soll 2008 um etwa ein Drittel auf insgesamt r<strong>und</strong> 100 steigen,<br />

die Zahl <strong>der</strong> Kontroll-Ärzte von aktuell 14 auf etwa 25.<br />

Finanziert werden muss das größere Personal-Aufgebot aus<br />

dem Etat <strong>der</strong> Nationalen Anti-Doping-Agentur (NADA), <strong>der</strong><br />

von bisher 3,8 Millionen Euro pro Jahr (mit Zuwendungen für<br />

die Labore, <strong>der</strong> reine NADA-Betrag lag bei 3 Millionen Euro)


auf nunmehr 5,5 Millionen jährlich (mit Zuwendungen für<br />

Labore, <strong>der</strong> reine NADA-Etat liegt bei 3,9 Millionen Euro)<br />

ansteigen wird. Außerdem werden die Fachverbände stärker<br />

an diesem Etat beteiligt. Deren Anteil an den Kosten für eine<br />

Probe betrug bisher lediglich 59 Euro <strong>und</strong> wird demnächst<br />

auf 100 Euro steigen, was immer noch nicht Kosten deckend<br />

ist. Zudem überweisen die Verbände <strong>der</strong> NADA jährlich einen<br />

Solidarbeitrag von jeweils 2.550 Euro. "Etwa 150 Bewerbungen<br />

habe ich auf dem Tisch. Es sieht ganz gut aus. Wir können<br />

diese Mehrarbeit schultern, aber dafür brauchen wir<br />

deutlich mehr Personal", sagt Helmut Pabst. Schon seit<br />

geraumer Zeit ist er landauf, landab unterwegs, um viele<br />

Bewerbungsgespräche zu führen <strong>und</strong> geeignete Neuzugänge<br />

zu rekrutieren.<br />

Mit Ärzten zum Beispiel sei es vor allem im Norden <strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>republik<br />

"etwas schwierig". Mehr Ärzte für das Kontrollsystem<br />

sind jedoch dringend nötig, weil nur ihnen erlaubt ist,<br />

Blutproben zu entnehmen. Die Zahl <strong>der</strong> Blutproben will die<br />

NADA von 200 auf min<strong>des</strong>tens 1.000 in diesem Jahr steigern.<br />

Die Zahl <strong>der</strong> unangemeldeten Urintests, zuletzt zirka 4.500 pro<br />

Jahr, wird auf r<strong>und</strong> 8.000 erhöht. Etwa drei Viertel davon<br />

werden den 1.500 Top-Athleten aus dem "nationalen Testpool"<br />

gelten. Die Zeiten <strong>des</strong> Zufallsprinzips für die insgesamt<br />

etwa 9.000 Ka<strong>der</strong>sportler sind damit endgültig vorbei.<br />

Das aufwändigere Kontrollsystem steht <strong>und</strong> fällt nicht nur<br />

mit den Kapazitäten in den Labors, son<strong>der</strong>n zugleich mit den<br />

Möglichkeiten <strong>der</strong> "Abteilung Beschaffung". Entsprechend<br />

haben NADA <strong>und</strong> PWC einen neuen Vertrag ausgearbeitet,<br />

<strong>der</strong> den verän<strong>der</strong>ten Rahmenbedingungen Rechnung trägt.<br />

"Es musste einen neuen Vertrag geben, weil es mehr Kontrollen<br />

gibt", sagt NADA-Sprecherin Ulrike Spitz <strong>und</strong> verhehlt<br />

nicht: Der Kontrakt beinhaltet nicht nur quantitative <strong>und</strong><br />

finanzielle Kriterien, son<strong>der</strong>n auch neue Qualitätsstandards.<br />

Spitz: Es sei doch klar, dass im Anti-Doping-Kampf "alles<br />

professioneller" werden muss. "Das neue System kann allerdings<br />

nur dann funktionieren, wenn auch die Sportler <strong>und</strong><br />

die Verbände mitziehen", mahnt Pabst umgehend an. "Die<br />

Aufenthaltsorte <strong>der</strong> Athleten müssen stimmen. Wir erleben<br />

immer noch Sportler, die meinen, es ist die Pflicht <strong>der</strong> Kontrolleure,<br />

sie zu finden." Allerdings ist <strong>der</strong> versierte Mediziner<br />

nicht weltfremd <strong>und</strong> ahnt, dass es nahezu ein Ding <strong>der</strong><br />

Unmöglichkeit darstellt, von jedem Athleten je<strong>der</strong>zeit den<br />

Aufenthaltsort zu kennen.<br />

Eine Gr<strong>und</strong>regel <strong>der</strong> Fahn<strong>der</strong> lautet: Wichtige unangemeldete<br />

Zielkontrollen sollten lieber nicht unbedingt in Trainingscamps<br />

von Nationalmannschaften vorgenommen<br />

werden. Sprächen die Fahn<strong>der</strong> dort den ersten Athleten an,<br />

so die Erfahrungen <strong>des</strong> Insi<strong>der</strong>s, "dann spricht sich das wie<br />

ein Lauffeuer herum, <strong>und</strong> <strong>der</strong> Überraschungseffekt ist<br />

dahin". Dies ist eine von den zahlreichen praktischen<br />

Erkenntnissen, von denen PWC-Kontrolleure in 15 Jahren<br />

mehr als reichlich gesammelt haben. Heurige Hasen sind sie<br />

längst nicht mehr. Immerhin sind die deutschen Dopingjäger<br />

zum Schutz <strong>des</strong> sauberen Sports bereits seit 1993 zwischen<br />

Zugspitze <strong>und</strong> Sylt im Einsatz. Zuhause sind sie im<br />

gesamten Bun<strong>des</strong>gebiet. Unter an<strong>der</strong>en schwärmen sie von<br />

den Standorten Berlin, Bonn, Dresden, Düsseldorf, Köln,<br />

Leipzig, Leverkusen, München o<strong>der</strong> Stuttgart zum Einsatz<br />

aus. Dieses Prinzip garantiere "kurze Wege <strong>und</strong> eine schnelle<br />

Anreise". Um die Qualität <strong>des</strong> Personals zu verbessern, will<br />

Pabst künftig sogar seine Kontrolleure kontrollieren lassen.<br />

Ihm schwebt dabei eine Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern<br />

<strong>der</strong> Technischen Universität München vor. Zumeist<br />

besteht die "Abteilung Urin- <strong>und</strong> Blut-Beschaffung" aus<br />

ehemaligen o<strong>der</strong> noch aktiven Polizisten sowie Feldwebeln<br />

<strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>wehr.<br />

Diese Gruppe bringe laut Pabst die nötige Seriosität <strong>und</strong> das<br />

nötige Durchsetzungsvermögen für die oft schwierige Arbeit<br />

mit. Für beson<strong>der</strong>s schwierige, aufwändige Fälle plant die<br />

Nada parallel den Einsatz einer "schnellen Eingreiftruppe".<br />

Pabst winkt bei dem Gedanken ab. Für diese kleine Gruppe<br />

habe er in seinen eigenen Reihen keine Kapazitäten zur<br />

Verfügung. Diese Mitarbeiter sollten am besten bei <strong>der</strong> Nada<br />

direkt angestellt werden, schlägt <strong>der</strong> Mann vor, <strong>der</strong> die<br />

Geschäftsführung bei PWC inzwischen in an<strong>der</strong>e Hände<br />

gelegt hat. "Komplett zurückziehen werde ich mich allerdings<br />

nicht."<br />

49


50<br />

Unverzichtbarer Beitrag<br />

für das Gemeinwohl<br />

"Sterne <strong>des</strong> Sports" -<br />

Anerkennung für<br />

die Sportvereine<br />

Von Susanne Lichte


"<br />

Mit unseren Sport- <strong>und</strong> Freizeitangeboten helfen<br />

wir, behin<strong>der</strong>te Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendliche in die<br />

Gesellschaft einzuglie<strong>der</strong>n <strong>und</strong> ihnen Chancen zu<br />

eröffnen", sagt Monika Beu vom Rostocker Integrativen Treff.<br />

- "Unser Konzept heißt: Reiten für alle. Wir wollen Reiten als<br />

Sport für Stadtkin<strong>der</strong> aus allen sozialen Schichten anbieten.<br />

Es soll kein Luxus sein", sagt<br />

Glinda Spreen vom Kin<strong>der</strong><strong>und</strong><br />

Jugend-, Reit- <strong>und</strong><br />

Fahrverein in Berlin-Zehlendorf.<br />

- "Bei unserer Dance<br />

Factory machen alle mit: die<br />

Kin<strong>der</strong>, die Eltern, die Fre<strong>und</strong>e<br />

<strong>und</strong> die Nachbarn", sagt<br />

Nicole Pu<strong>der</strong>, Leiterin <strong>des</strong><br />

Tanzprojekts beim SV Prießnitz.<br />

Drei unterschiedliche Aussagen,<br />

<strong>und</strong> so unterschiedlich<br />

ihre Ausrichtung auch sein<br />

mag, eines haben die drei<br />

Sportvereine gemeinsam: Sie<br />

zählen zu den Siegern <strong>der</strong><br />

"Sterne <strong>des</strong> Sports" 2007, <strong>der</strong><br />

gemeinsamen Auszeichnung<br />

<strong>des</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong><br />

Sportbun<strong>des</strong> (DOSB) <strong>und</strong> <strong>des</strong><br />

Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>der</strong> Volksbanken<br />

Raiffeisenbanken<br />

(BVR). Am 22. Januar 2008<br />

standen die Vereine zusammen<br />

mit fünfzehn weiteren<br />

Clubs auf <strong>der</strong> großen Bühne<br />

<strong>der</strong> DZ-Bank in Berlin, direkt neben dem Brandenburger Tor,<br />

<strong>und</strong> nahmen vor großem Publikum <strong>und</strong> laufen<strong>der</strong> Kamera die<br />

"Sterne <strong>des</strong> Sports" in Gold entgegen - überreicht von Bun<strong>des</strong>kanzlerin<br />

Angela Merkel. "Das war ein toller Start ins Neue<br />

Jahr <strong>und</strong> eine hohe Anerkennung für unsere Arbeit", freut<br />

sich Monika Beu noch heute <strong>und</strong> erzählt, dass die Resonanz<br />

auf die Auszeichnung riesig war. "Vor allem durch die breite<br />

Medienberichterstattung haben alle von uns erfahren <strong>und</strong><br />

sich mit uns gefreut."<br />

Der Rostocker Verein erhielt die Auszeichnung ebenso wie die<br />

an<strong>der</strong>en Sportvereine für ein Engagement, das weit über das<br />

jeweils sportliche Angebot hinaus geht. Die "Sterne <strong>des</strong><br />

Sports" würdigen Leistungen, die maßgeblich zum Gemeinwohl<br />

beitragen: sei es für eine bessere Integration Behin<strong>der</strong>ter<br />

in unserer Gesellschaft, für das Angebot, Großstadtkin<strong>der</strong>n<br />

Natur <strong>und</strong> Tiere näher zu bringen o<strong>der</strong> für die gemeinschaftsför<strong>der</strong>nde<br />

Initiative in einer schwach strukturierten<br />

Gegend wie dem sächsischen Prießnitz - um nur einige<br />

Beispiele zu nennen.<br />

Es geht ausdrücklich nicht um sportliche Höchstleistungen,<br />

Rekorde <strong>und</strong> Medaillen, son<strong>der</strong>n um Engagement <strong>und</strong> persönlichen<br />

Einsatz für soziale Projekte. Seit 2004 werden dafür<br />

alljährlich h<strong>und</strong>erte Vereine mit "Sternen <strong>des</strong> Sports" geehrt.<br />

Die Auszeichnungen werden auf regionaler, Lan<strong>des</strong>- <strong>und</strong><br />

Bun<strong>des</strong>ebene vergeben, <strong>und</strong> sie sind nach Bronze, Silber <strong>und</strong><br />

Gold gestaffelt <strong>und</strong> jeweils mit Geldpreisen zwischen 500<br />

<strong>und</strong> 10.000 Euro versehen. R<strong>und</strong> 2.500 Vereine haben am<br />

Wettbewerb 2007 teilgenommen, h<strong>und</strong>erte absolvierten die<br />

Regional- <strong>und</strong> Lan<strong>des</strong>ebene, die fünfzehn Besten erreichten<br />

die Bun<strong>des</strong>ebene <strong>der</strong> "Sterne <strong>des</strong> Sports".<br />

Stütze <strong>und</strong> Spiegel <strong>der</strong> Gesellschaft<br />

Je<strong>der</strong> dieser "Sterne <strong>des</strong> Sports" strahlt nicht nur über dem<br />

ausgezeichneten Verein; er beleuchtet zugleich einen kleinen<br />

Ausschnitt <strong>der</strong> Leistungsvielfalt <strong>der</strong> r<strong>und</strong> 90.000 Sportvereine<br />

in Deutschland. Sie alle tragen über ihr sportliches Angebot<br />

hinaus einen immens wichtigen Beitrag zum Wohle unserer<br />

Gesellschaft bei. Sie zeigen, dass parallel zur Bedeutung <strong>des</strong><br />

Sports für den Einzelnen auch seine soziale <strong>und</strong> politische<br />

Relevanz gestiegen ist. Denn die Sportvereine sind nicht nur<br />

eine Stütze <strong>der</strong> Gesellschaft; sie sind auch ihr Spiegelbild. Sie<br />

sind uneingeschränkt mit den gesellschaftlichen Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

wie Prävention <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit, Integration <strong>und</strong><br />

Jugendarbeit, dem demografischen Wandel <strong>und</strong> nicht zuletzt<br />

51


Fragen <strong>des</strong> Umweltschutzes konfrontiert, <strong>und</strong> sie müssen<br />

darauf adäquat reagieren <strong>und</strong> ihre Angebote entsprechend<br />

ausrichten. Dies zu erfüllen wird immer wichtiger - aber auch<br />

schwieriger. Zunehmend fallen Aufgaben, die bisher von<br />

staatlicher Seite aus geregelt wurden, in die Hände <strong>der</strong> Sportvereine<br />

- <strong>und</strong> dies bei gleichzeitig knapper werdenden finanziellen<br />

Mitteln.<br />

Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> ist <strong>der</strong> Beitrag <strong>der</strong> Ehrenamtlichen in<br />

den Vereinen um so bedeuten<strong>der</strong>: R<strong>und</strong> 7, 5 Millionen Freiwillige<br />

leisten jährlich über 500 Millionen St<strong>und</strong>en ehrenamtliche<br />

Arbeit für r<strong>und</strong> 27 Millionen Vereinsmitglie<strong>der</strong>. Der<br />

ehrenamtliche Beitrag zur volkswirtschaftlichen Wertschöpfung<br />

beträgt laut Sportentwicklungsbericht 2005/2006 über<br />

8,5 Milliarden Euro. Der Geldwert <strong>der</strong> Leistung ehrenamtlicher<br />

Helfer im vereinsgestützten Breitensport lässt sich also recht<br />

präzise berechnen; kaum aber ihr sozialer Wert. Die Männer<br />

<strong>und</strong> Frauen, vom Jugendlichen bis hin zum rüstigen Rentner,<br />

leiten Sportgruppen, betreuen den Vereinsnachwuchs, kümmern<br />

sich ums Vereinsmanagement o<strong>der</strong> helfen bei <strong>der</strong><br />

Organisation von Veranstaltungen. Kurz: es gibt kaum einen<br />

Bereich im Vereinsleben, <strong>der</strong> ohne die tatkräftige Unterstützung<br />

Ehrenamtlicher auskommt.<br />

Im Kontrast zur gesamtgesellschaftlichen Bedeutung dieses<br />

Engagements bleibt die Anerkennung für die Vereine <strong>und</strong> ihre<br />

Helfer im Allgemeinen jedoch gering. Das liegt auch daran,<br />

dass die Trainer, Übungsleiter, Betreuer <strong>und</strong> Organisatoren<br />

meist im Verborgenen wirken. Sie sind bekannt <strong>und</strong> anerkannt<br />

innerhalb <strong>des</strong> Vereins <strong>und</strong> seiner Mitglie<strong>der</strong>gemeinde,<br />

52<br />

selten aber strahlt ihr Wirken über diesen regional begrenzten<br />

Radius hinaus. Die überregionale Medienberichterstattung<br />

konzentriert sich vor allem auf Großereignisse im Leistungssport;<br />

<strong>der</strong> Vereinssport wird dagegen nur in den Lokalausgaben<br />

<strong>der</strong> Zeitungen <strong>und</strong> R<strong>und</strong>funksendungen erwähnt - wenn<br />

überhaupt. In <strong>der</strong> breiten Öffentlichkeit bleibt <strong>der</strong> unverzichtbare<br />

Beitrag <strong>der</strong> Sportvereine für das Gemeinwohl somit<br />

meist unbemerkt.<br />

Eine engagierte Partnerschaft zu Gunsten <strong>der</strong> Vereine<br />

An diesem Punkt greift die Idee <strong>der</strong> "Sterne <strong>des</strong> Sports". "Wir<br />

wollen mit <strong>der</strong> Auszeichnung `Sterne <strong>des</strong> Sports` die Leistung<br />

<strong>der</strong> Sportvereine würdigen <strong>und</strong> ihre gesellschaftliche<br />

Wertschätzung dokumentieren", sagt<br />

DOSB-Präsident Dr. Thomas Bach. Die<br />

Auszeichnung verfolgt das Ziel, die<br />

Öffentlichkeit für die gesellschafts- <strong>und</strong><br />

sozialpolitische Bedeutung <strong>des</strong> organisierten<br />

Sports zu sensibilisieren. "Wir<br />

wollen seine Leistungsfähigkeit <strong>und</strong> -<br />

bereitschaft bei <strong>der</strong> Bewältigung gesellschaftlicher<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen in den<br />

Blickpunkt <strong>der</strong> Öffentlichkeit rücken."<br />

Die Volksbanken <strong>und</strong> Raiffeisenbanken<br />

in Deutschland sind für diese Zielsetzung<br />

<strong>der</strong> "Sterne <strong>des</strong> Sports" <strong>der</strong> perfekte<br />

Teampartner. Nicht nur als Sponsor<br />

unterstützen sie die Auszeichnung,<br />

son<strong>der</strong>n vor allem auch, in dem sie den<br />

Wettbewerb auf regionaler, Lan<strong>des</strong>- <strong>und</strong><br />

Bun<strong>des</strong>ebene ausschreiben; oft in<br />

Zusammenarbeit mit den Sportbünden<br />

<strong>und</strong> prominenten Unterstützern aus <strong>der</strong><br />

Region. Die lokale Verankerung <strong>der</strong><br />

Banken sichert eine hohe Bindung <strong>und</strong><br />

beste Kontakte vor Ort, erklärt Rüdiger<br />

Daub vom Vorstand <strong>der</strong> Volksbank Saarlouis. "Volksbanken<br />

<strong>und</strong> Sportvereine bilden eben eine perfekte Partnerschaft,<br />

denn beide sind aufs Engste mit den Menschen in ihrer<br />

Region verwurzelt." Dieses Selbstverständnis <strong>der</strong> Volksbanken<br />

<strong>und</strong> Raiffeisenbanken als Partner vor Ort steht im Einklang<br />

mit dem Konzept <strong>des</strong> Wettbewerbs "Sterne <strong>des</strong> Sports".<br />

Die "Sterne <strong>des</strong> Sports" strahlen aus<br />

Dass die Idee <strong>der</strong> "Sterne <strong>des</strong> Sports" aufging, belegt die<br />

Anerkennung <strong>und</strong> Unterstützung von höchster politischer<br />

Seite. Bun<strong>des</strong>präsident Horst Köhler persönlich überreichte<br />

den Bun<strong>des</strong>siegern 2006 ihre Auszeichnung im Rahmen einer<br />

großen Galaveranstaltung. Im Jahr darauf übernahm Bun<strong>des</strong>kanzlerin<br />

Angela Merkel die Ehrung, nun wird wie<strong>der</strong> Köhler<br />

folgen. "Der Beitrag <strong>des</strong> organisierten Sports für den gesell-


schaftlichen Zusammenhalt ist von unschätzbarem Wert",<br />

sagte die Kanzlerin bei <strong>der</strong> Ehrungsgala 2008 in Berlin <strong>und</strong><br />

nannte die Sportvereine "die Bindeglie<strong>der</strong> unserer Gesellschaft".<br />

Dass sie mit dieser Position nicht allein steht, zeigt<br />

auch die große Zahl prominenter Gäste, die inzwischen<br />

regelmäßig zur <strong>der</strong> glanzvollen Veranstaltung zu Ehren <strong>der</strong><br />

"Sterne <strong>des</strong> Sports" anreisen. Es sind Politiker aller Couleur<br />

sowie Vertreter aus Wirtschaft, Kultur, Verbänden <strong>und</strong> Vereinen.<br />

Bun<strong>des</strong>justizministerin Brigitte Zypries zählt zu den<br />

echten Fans <strong>der</strong> "Sterne <strong>des</strong> Sports". "Der Wettbewerb bringt<br />

die Leistungen <strong>der</strong> Vereine in die Öffentlichkeit <strong>und</strong> zeigt so<br />

an<strong>der</strong>en Vereinen Vorbil<strong>der</strong>. ´Best practice´ also im besten<br />

Sinne", sagt sie <strong>und</strong> freut sich, dass "die Personen <strong>und</strong> Vereine<br />

so die Anerkennung erhalten, die sie verdient haben."<br />

Noch wichtiger als Prominenz aber ist das große Medieninteresse.<br />

Die Berichterstattung in Zeitungen <strong>und</strong> Radiosendungen,<br />

per Internet <strong>und</strong> im Fernsehen hilft, das eigentliche Ziel<br />

<strong>der</strong> Kampagne zu erreichen: eine breite Öffentlichkeit. Dabei<br />

wirkt die Berichterstattung weit über den lokalen <strong>und</strong> regionalen<br />

Radius hinaus <strong>und</strong> sichert den Vereinen <strong>und</strong> ihrer<br />

Leistung eine bun<strong>des</strong>weite Wahrnehmung.<br />

Anerkennung ist wichtiger als Applaus<br />

Die mediale Aufmerksamkeit gepaart mit prominenter Unterstützung<br />

för<strong>der</strong>t letztlich das, was Professor Sebastian Braun<br />

eine "Anerkennungskultur" nennt. Der Sportwissenschaftler<br />

<strong>und</strong> Soziologe an <strong>der</strong> Universität Pa<strong>der</strong>born wertet es als<br />

wichtigen Motivationsfaktor, wenn Politik <strong>und</strong> Gesellschaft<br />

ehrenamtliches Engagement als eine gesellschaftlich bedeutsame<br />

Form <strong>des</strong> Arbeitens neben <strong>der</strong> Familien- <strong>und</strong> Erwerbsarbeit<br />

anerkennen. Sein Fazit: "Die ‚Sterne <strong>des</strong> Sports' sind<br />

überaus sinnvoll <strong>und</strong> helfen, diese Anerkennungskultur zu<br />

schaffen."<br />

Motivation aber braucht auch Ausdauer, <strong>und</strong> so ist auch die<br />

öffentliche Anerkennung durch die "Sterne <strong>des</strong> Sports" auf<br />

Langfristigkeit ausgelegt. In diesem Jahr werden die "Sterne<br />

<strong>des</strong> Sports" bereits zum fünften Mal ausgeschrieben; bei<br />

wachsen<strong>der</strong> Resonanz. Bestes Beispiel für die Strahlkraft <strong>des</strong><br />

Wettbewerbs ist das Saarland. Dort haben sich alle zwölf<br />

Volksbanken <strong>und</strong> Raiffeisenbanken geschlossen für die Ausschreibung<br />

entschieden. Damit haben erstmals flächendeckend<br />

in einem Bun<strong>des</strong>land alle Sportvereine die Chance, sich<br />

um einen "Stern <strong>des</strong> Sports" zu bewerben.<br />

Walter Schneeloch, Vizepräsident Sportentwicklung <strong>des</strong> DOSB,<br />

sieht <strong>des</strong>halb voller Optimismus in den "Sternenhimmel":<br />

"Zusammen mit den Volksbanken Raiffeisenbanken wollen wir<br />

die ‚Sterne <strong>des</strong> Sports' weiterentwickeln. Unser Ziel muss<br />

natürlich sein, die Zahl <strong>der</strong> beteiligten Banken <strong>und</strong> damit die<br />

Teilnahmemöglichkeiten <strong>der</strong> Vereine noch zu steigern." In<br />

einem ist er jetzt schon sicher: "Das Konzept ist klasse."<br />

53


Talar o<strong>der</strong> Turnhose:<br />

Kirchengemeinden <strong>und</strong> Sportvereine finden<br />

gemeinsame Wege Von Karl Hoffmann<br />

"<br />

Verdammt noch mal, schon wie<strong>der</strong> dieser Pfaffe."<br />

Schimpfend eröffnet Friedrich Jakob, Dekan im<br />

protestantischen Kirchenbezirk Speyer, die Werkwoche<br />

<strong>der</strong> Lan<strong>des</strong>arbeitskreise "Kirche <strong>und</strong> Sport" in Rheinland-<br />

Pfalz <strong>und</strong> im Saarland. Er weiß, was er da <strong>der</strong>b <strong>und</strong> provozierend<br />

sagt. Denn Jakob ist auch Vizepräsident <strong>des</strong> Pfälzischen<br />

Handballverban<strong>des</strong>. Die seltene Personalunion bleibt spannend<br />

<strong>und</strong> voller Herausfor<strong>der</strong>ungen.<br />

Dieser persönlichen Herausfor<strong>der</strong>ung stellt sich auch Pfarrer<br />

Friedrich Lager von <strong>der</strong> evangelischen Kirche im Dortm<strong>und</strong>er<br />

Norden. Ohne jeden missionarischen Eifer baut er seinen Altar<br />

in einem Fitness-Studio auf <strong>und</strong> findet offensichtlich den<br />

54<br />

richtigen Ton für die Ges<strong>und</strong>heits-Gläubigen. Immerhin<br />

predigt er vor 200 eher kirchenfremden Teilnehmern. "Der<br />

sportliche Lebensstil kräftigt Leib <strong>und</strong> Seele <strong>und</strong> schenkt tiefe<br />

Glücksmomente <strong>und</strong> Lebensfreude", meint <strong>der</strong> aufgeschlossene<br />

Seelsorger. "Den Altar in die Nähe <strong>des</strong> Sports rücken",<br />

empfiehlt auch Dietmar Heeg. Als Geistlicher Beirat <strong>des</strong> DJK-<br />

Sportverban<strong>des</strong> - Deutsche Jugendkraft im Ortsverein wie auf<br />

Bistumsebene sieht er durch zusätzliche Gottesdienste zu<br />

Beginn von Sportfesten eine seelsorgerische Chance für die<br />

Kirche.<br />

Die Marburger Architektin Sabine Kraft hat für die Evangelische<br />

Kirche in Deutschland eine Studie zu "Stillen Räumen"


erarbeitet. Sie entstehen in Behörden, Schulen <strong>und</strong> Universitäten,<br />

aber auch an Autobahnen <strong>und</strong> Radwegen. "Die Räume<br />

sind dort, wo sich die Menschen in Alltag <strong>und</strong> Freizeit aufhalten",<br />

erläutert Sabine Kraft. Zum Beispiel im Berliner Olympiastadion:<br />

die für die Fußball-Weltmeisterschaft 2006<br />

errichtete Kapelle erfreut sich einer stetig wachsenden Zahl<br />

von Besuchern.<br />

Die Kompromissfähigkeit von Kirchenoberen <strong>und</strong> Sportverantwortlichen<br />

wächst. Das gemeinsame Problem sind eher<br />

die verkaufsoffenen Sonntage <strong>und</strong> die an jedem Tag verlängerten<br />

Ladenöffnungszeiten. Da kommen die Termine für<br />

Talar <strong>und</strong> Turnhose zwangsläufig ins Trudeln. Deshalb sind<br />

wie immer die Menschen gefragt <strong>und</strong> was sie bereits an<br />

guten Beispielen vorweisen können.<br />

Zum <strong>Deutschen</strong> Evangelischen Kirchentag 2007 bringen 44<br />

Kirchenkreise Wasser aus den Flüssen <strong>des</strong> Rheinlands in<br />

Fässern nach Köln. Sie werden in sieben Großkanadiern zum<br />

internationalen Jugendcamp gebracht, organisiert vom Verein<br />

für Wassersport Blau-Weiß Köln, <strong>der</strong> auch an<strong>der</strong>e Kanuvereine<br />

im Bezirk für diese Aktion gewinnt. Der Turn- <strong>und</strong> Sportverein<br />

Kleinengstingen <strong>und</strong> die Evangelische Kirchengemeinde<br />

veranstalten zum wie<strong>der</strong>holten Mal den "Ruhlenberg-<br />

Sponsorenlauf" mit anschließendem Gottesdienst. Die Spendengel<strong>der</strong><br />

kommen einem Kin<strong>der</strong>dorf in Rumänien zu Gute.<br />

Für den Neubau <strong>des</strong> evangelischen Gemeindezentrums laufen<br />

Aktive <strong>des</strong> Turnvereins Seckbach 1875, Frankfurt am Main,<br />

beim 3. Seckbacher Kirchenlauf in Verbindung mit dem<br />

Erntedankfest.<br />

Mit ihren erfahrenen lizenzierten Übungsleiterinnen gehen<br />

drei Sportvereine in die Kin<strong>der</strong>gärten. Die Turn- <strong>und</strong> Sportgemeinschaft<br />

1848 Öhringen, die Kunstturnvereinigung Hohenlohe<br />

<strong>und</strong> Budokwai Öhringen vermitteln vor Ort kindgerechte<br />

Bewegung <strong>und</strong> Spaß am Spielen. Die Evangelische Kirche als<br />

Kin<strong>der</strong>gartenträger bestätigt gern den Wert <strong>der</strong> beispielhaften<br />

Maßnahme.<br />

Die Medienpräsenz endet meistens in den örtlichen Tages<strong>und</strong><br />

Wochenzeitungen, im Lokalfunk <strong>und</strong> in den Amtsblättern<br />

<strong>der</strong> Sportorganisationen. Da hat das inzwischen stärker in das<br />

Bewusstsein <strong>der</strong> Öffentlichkeit gerückte Thema <strong>der</strong> Integration<br />

größere Chancen, erkannt <strong>und</strong> anerkannt zu werden,<br />

zumal sich Kirche <strong>und</strong> Sport gemeinsam <strong>und</strong> praxisbezogen<br />

engagieren.<br />

Vor einigen Monaten haben die Evangelische Kirche in<br />

Deutschland (EKD), die Deutsche Bischofskonferenz <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Deutsche Olympische Sportb<strong>und</strong> (DOSB) ein Ideenheft<br />

herausgebracht. Die gut gestaltete Broschüre "Gemeinsam<br />

Gesellschaft gestalten" beschreibt in nachahmenswerten<br />

Beispielen, wie Menschen mit Migrationsgeschichte integriert<br />

<strong>und</strong> unterstützt werden können. Bischof Wolfgang Huber, <strong>der</strong><br />

Vorsitzende <strong>der</strong> EKD, Karl Kardinal Lehmann, <strong>der</strong> damalige<br />

Vorsitzende <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> Bischofskonferenz, <strong>und</strong> DOSB-<br />

Präsident Dr. Thomas Bach rufen dazu auf, "diese Anstöße an<br />

vielen Orten aufzunehmen <strong>und</strong> Integration zu einem wachsenden<br />

Bereich <strong>der</strong> Zusammenarbeit zwischen Kirche <strong>und</strong><br />

Sport zu machen".<br />

Die Orientierung an bereits bewährten - ökumenischen -<br />

Aktivitäten bietet sich an. Der Döbelner Sportverein "Vorwärts"<br />

feiert die nach <strong>der</strong> großen Flut 2002 im Laufe von<br />

fünf Jahren wie<strong>der</strong> aufgebaute Sporthalle mit einem gemeinsamen<br />

Gottesdienst. Der Turnverein Nie<strong>der</strong>schelden 1882 lädt<br />

zum 125-jährigen Vereinsjubiläum in ein großes proppenvolles<br />

Festzelt für Sonntagmorgen ein: ökumenischer Gottesdienst,<br />

Frühschoppen mit <strong>der</strong> Siegerlän<strong>der</strong> Bergknappenkapelle,<br />

Erbsensuppe vom <strong>Deutschen</strong> Roten Kreuz Nie<strong>der</strong>schelden.<br />

Der DJK-Verein Märkischer Wassersport, Berlin, tauft ein<br />

neues Jugendboot mit Wasser aus <strong>der</strong> Havel. Der evangelische<br />

Binnenschiffer-Pfarrer <strong>und</strong> <strong>der</strong> DJK-Präses vom Erzbistum<br />

Berlin segnen in einer angemessen kurzen, anspruchsvollen<br />

Feierst<strong>und</strong>e die Jugendmannschaft <strong>und</strong> das Boot. Mit<br />

dem Motto "Steilvorlage für Freude am Spiel" ist <strong>der</strong> Fußballclub<br />

Zuzenhausen Gastgeber für den 8. Familiensporttag <strong>des</strong><br />

Bayerischen Fußball-Verban<strong>des</strong>. In den ökumenischen Familiengottesdienst<br />

sind auch die Spieler <strong>des</strong> FC aktiv eingeb<strong>und</strong>en.<br />

Im Mai jährte sich zum 25. Mal die "Andacht im Wald"<br />

<strong>des</strong> Kreisverban<strong>des</strong> <strong>der</strong> Pfer<strong>des</strong>portfre<strong>und</strong>e Mühlheim an <strong>der</strong><br />

Ruhr: mit 150 Reitern, Kutschenfahrern, Radlern <strong>und</strong> Fußgängern,<br />

einem Wechselspiel von Musik <strong>und</strong> Worten, Posaunenchor,<br />

Männergesangverein <strong>und</strong> den Pfarrern <strong>der</strong> beiden<br />

Konfessionen.<br />

Für ein besseres gesellschaftliches Klima werden auch die<br />

Kontakte zwischen Sportvereinen <strong>und</strong> Pfarrgemeinden immer<br />

wichtiger. "Sie müssen mehr zum Inhalt haben als den Besuch<br />

<strong>des</strong> Pfarrers auf einem Fußballturnier <strong>und</strong> mehr als die Teilnahme<br />

<strong>des</strong> Sportvereins am Gemeindefest", for<strong>der</strong>t Friedhelm<br />

Kreiß, <strong>der</strong> Vorsitzende <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>arbeitskreises "Kirche <strong>und</strong><br />

Sport Nordrhein-Westfalen". Er regt selbst an, vor Ort "Ehrenamtskreise"<br />

zu schaffen, in denen Mitarbeiter aus Kirche,<br />

Sport <strong>und</strong> an<strong>der</strong>en Organisationen mit gleichen Zielsetzungen<br />

Erfahrungen austauschen, Synergieeffekte nutzen <strong>und</strong> Öffentlichkeit<br />

schaffen. Es sei nicht abwegig, über ein gemeinsames<br />

Konzept von Kirche <strong>und</strong> Sport nachzudenken.<br />

Vision <strong>und</strong> Wirklichkeit sind gute Weggenossen für die richtigen<br />

Schritte nach vorn. Von 952 Einwohnern <strong>des</strong> westfälischen<br />

Dorfes Helmern gehören 65 Prozent dem Sportverein<br />

für Jugendpflege an. Die Leichtathletikabteilung entwickelt<br />

sich hervorragend. Als Überschneidungen <strong>des</strong> Trainings <strong>der</strong><br />

Gr<strong>und</strong>schüler mit dem Unterricht für die Kommunion drohen,<br />

findet <strong>der</strong> Pfarrer Ausweichtermine.<br />

55


Was as macht eigentlich ...?<br />

Roswitha oswitha Krause<br />

Von Jochen Frank<br />

Der Urlaub muss warten. Olympia hat Vorrang. "Ich möcht'<br />

so viel wie möglich sehen", gibt Roswitha Krause unumw<strong>und</strong>en<br />

zu <strong>und</strong> steckt damit das Fernsehprogramm für<br />

den Zeitraum <strong>der</strong> Spiele in Peking ab.<br />

Eigentlich wollte sie mit dem Postschiff auf <strong>der</strong> Hurtigroute<br />

unterwegs sein, stellte fest, dass sich <strong>der</strong> Termin mit Olympia<br />

überschneidet <strong>und</strong> än<strong>der</strong>te<br />

den Plan. Nun wird sie<br />

Ende August mit einer<br />

Fre<strong>und</strong>in zu einer Flussfahrt<br />

auf <strong>der</strong> Wolga starten.<br />

Von Moskau nach St.<br />

Petersburg.<br />

Die Reise beginnt für<br />

Roswitha Krause mit einem<br />

Wie<strong>der</strong>sehen <strong>der</strong> Olympiastadt<br />

von 1980. Moskau<br />

war für sie die dritte <strong>und</strong><br />

letzte Station einer außergewöhnlichen<br />

olympischen<br />

Weltreise. Außergewöhnlich<br />

<strong>des</strong>halb, weil die<br />

Berlinerin die erste <strong>und</strong><br />

neben Christa Luding aus Dresden wohl einzige Deutsche ist, die<br />

in zwei verschiedenen Sportarten Olympia-Medaillen erkämpft<br />

hat. Zweimal Silber, einmal Bronze.<br />

Als 18-Jährige erlebte sie 1968 die Spiele in Mexiko-Stadt. Mit<br />

<strong>der</strong> Freistilstaffel <strong>der</strong> DDR (außerdem mit Martina Grunert, Uta<br />

Schmuck <strong>und</strong> Gabriele Wetzko) fischte sie Silber aus dem Becken<br />

<strong>der</strong> Alberca Olimpica. Der Einzelwettbewerb über 100 m Freistil<br />

war für sie dagegen im Semifinale beendet. In 1:02,4 Minuten<br />

erreichte sie jedoch die beste Zeit ihrer Schwimmkarriere.<br />

Im Jahr darauf bei <strong>der</strong> Europapokal-Premiere <strong>der</strong> Schwimmerinnen<br />

in Budapest stand Roswitha Krause abermals mit <strong>der</strong> Staffel<br />

wie auch mit dem gesamten Team auf dem Po<strong>des</strong>t. Doch sie<br />

56<br />

merkte selbst, dass in dieser Sportart ihr Leistungsvermögen<br />

nahezu ausgeschöpft war. Zudem behagte ihr die Neu-Orientierung<br />

auf mehr Ausdauer im Training nicht. "Als Schnellkrafttyp<br />

bin ich damit nicht klar gekommen", stellt sie rückblickend fest.<br />

Zum Ausgleich bevorzugte sie Ballspiele je<strong>der</strong> Art. "Schon als<br />

Kind habe ich gern mit den Jungen Fußball gespielt."<br />

In <strong>der</strong> Bezirksligamannschaft<br />

<strong>der</strong> Humboldt-<br />

Universität kam sie 1970<br />

erstmals mit dem Handball<br />

in Berührung. Neu <strong>und</strong><br />

reizvoll für sie, in einer<br />

Gemeinschaft miteinan<strong>der</strong><br />

<strong>und</strong> füreinan<strong>der</strong> zu kämpfen.<br />

An<strong>der</strong>s als in <strong>der</strong><br />

Einzelsportart Schwimmen,<br />

"in <strong>der</strong> je<strong>der</strong> seins macht".<br />

Als eine Hochschulmeisterschaft<br />

anstand, wurde sie<br />

von TSC-Trainer Kurt<br />

Lauckner erspäht <strong>und</strong><br />

überzeugt, dass ihre sportliche<br />

Zukunft beim Berliner<br />

Spitzenklub sein könnte.<br />

"Er stand auf große, blonde Frauen …", erinnert sie sich schmunzelnd.<br />

Dass sich die neue, große Blonde binnen kurzem eine Stammposition,<br />

in ihrem Falle im rechten Rückraum, erarbeiten konnte,<br />

zeugt vom Ehrgeiz <strong>und</strong> vom Willen dieser Frau. Als Umsteigerin<br />

vom feuchten Element aufs Hallenparkett bestritt sie bereits<br />

1973 ihr erstes Län<strong>der</strong>spiel für die DDR, dem bis zum Ende ihrer<br />

Laufbahn 1980 weitere 147 Auswahlberufungen folgen sollten.<br />

In diesen Zeitraum fallen zwei Weltmeistertitel (1975 <strong>und</strong> 1978),<br />

drei Europapokalsiege mit dem TSC Berlin (Lan<strong>des</strong>meister 1978,<br />

Pokalsieger 1977 <strong>und</strong> 1979) <strong>und</strong> eben jene zwei Olympia-<br />

Medaillen von Montreal (Silber) <strong>und</strong> Moskau (Bronze).


"Erstaunlich für<br />

mich waren neben<br />

ihren Willensqualitäten<br />

ihr Mut<br />

<strong>und</strong> ihr Weitblick,<br />

es noch in einer<br />

an<strong>der</strong>en Sportart<br />

zu versuchen,<br />

nachdem sie mit<br />

dem Schwimmen<br />

aufgehört hatte",<br />

sagt ein Mann, <strong>der</strong><br />

es wissen muss:<br />

"Pit" Kretzschmar.<br />

Er war zwischen<br />

1974 <strong>und</strong> 1986<br />

Trainer <strong>des</strong> erfolgreichen<br />

DDR-<br />

Nationalteams <strong>der</strong> Frauen. Der 75-Jährige hatte es auch als<br />

Aktiver zu Weltmeisterehren gebracht. 1963 war er im deutschdeutschen<br />

Finale <strong>der</strong> Feldhandball-WM in Basel mit <strong>der</strong> DDR-<br />

Mannschaft siegreich.<br />

Eine statistische Rarität, auf die Roswitha Krause aufmerksam<br />

macht. Leistungen im Frauen-Handball werden oft gar nicht<br />

o<strong>der</strong> ungenügend gewürdigt, findet<br />

sie. Sie ist empfindlich gegen Ungerechtigkeit,<br />

Unaufrichtigkeit, Unhöflichkeit.<br />

Dass unser Gespräch am Tag<br />

nach <strong>der</strong> Gründung <strong>der</strong> Hall of Fame<br />

<strong>des</strong> deutschen Sports stattfand, war<br />

Zufall. Dass die Jury in<strong>des</strong> in den Kreis<br />

<strong>der</strong> 40 Auserwählten zunächst nur<br />

einen ehemaligen DDR-Sportler<br />

aufnahm, ist für sie unverständlich.<br />

Die Zielstrebigkeit, die Trainer Kretzschmar<br />

an ihr hervorhebt, führt sie<br />

selbst als erstes an, wenn sie gefragt<br />

wird, was ihr <strong>der</strong> Sport außer Medaillen<br />

<strong>und</strong> Ehrungen gegeben habe.<br />

"Was man angefangen hat, sollte man<br />

zu Ende bringen." Ihr zweigeteilter<br />

sportlicher Werdegang ist das beste<br />

Beispiel.<br />

Mit gleicher Konsequenz hat Roswitha<br />

Krause ihre beruflichen Ziele verfolgt.<br />

Die Schwierigkeit, Leistungssport <strong>und</strong><br />

Studium unter einen Hut zu bringen, absolvierte sie mit dem<br />

Resultat, dass sie bereits 1981 als diplomierte Trainerin arbeiten<br />

konnte. Mit dem zusätzlich erworbenen Methodik-Nachweis<br />

widmet sie sich seit 1986 an <strong>der</strong> Humboldt-Universität zu Berlin<br />

<strong>der</strong> Ausbildung künftiger Sportpädagogen. Sie spricht von "ihren<br />

Studenten". Man spürt, dass es ihr Spaß macht, theoretische <strong>und</strong><br />

praktische Erfahrungen an junge Menschen weiter zu geben.<br />

Die Tendenz im Hochleistungssport <strong>der</strong> Gegenwart sieht sie mit<br />

Skepsis. Wo es um viel Geld geht, sei die Verlockung groß, zu<br />

unlauteren Mitteln zu greifen. Für Debatten wie jüngst um die<br />

neuen Anzüge <strong>der</strong> Schwimmerinnen hat sie wenig Verständnis.<br />

Letztlich entscheide einzig <strong>und</strong> allein die Leistung.<br />

Das Thema Doping habe für sie als Athletin nie eine Rolle<br />

gespielt, sagt sie. Umso besorgter ist sie, wenn überdurchschnittliche<br />

Leistungen heute meist von Misstrauen begleitet sind. "Wie<br />

soll die Jugend für den Sport begeistert werden, wenn ihr nicht<br />

das Schöne, das Wertvolle am Sport vermittelt werden kann?"<br />

Darin sieht sie Verantwortung für sich <strong>und</strong> für die angehenden<br />

Pädagogen, die sie ausbildet.<br />

Ausgleich zum beruflichen Alltag findet Roswitha Krause sportlich<br />

im Schwimmbecken, an <strong>der</strong> Tischtennisplatte <strong>und</strong> bei Fahrradtouren,<br />

allgemein bei interessanter Literatur, TV-Sport <strong>und</strong><br />

Reisen.<br />

Stichwort Reisen: Begeistert erzählt sie von einem Nordamerika-<br />

Trip vor zwei Jahren. Eine <strong>der</strong> Stationen war Montreal. Wie<strong>der</strong>sehen<br />

nach 30 Jahren. Die Stadtr<strong>und</strong>fahrt endete zu ihrer beson<strong>der</strong>en<br />

Freude am Olympiastadion. Die Begegnung mit Moskau ist in<br />

diesem Jahr dran. Fehlt von "ihren" Olympiastädten noch Mexiko-<br />

Stadt. "Irgendwann möchte ich noch einmal da hin", sagt sie <strong>und</strong><br />

wirft einen flüchtigen Blick auf den<br />

Aztekenkalen<strong>der</strong>, <strong>der</strong> in ihrem Arbeitszimmer<br />

an <strong>der</strong> Wand hängt.<br />

Die Spiele von 1968 stellt sie an die<br />

erste Stelle ihrer olympischen Erlebnisse.<br />

Das Land, die Leute, die Atmosphäre<br />

- alles zusammen genommen<br />

habe sie sehr beeindruckt. Als sportlichen<br />

Höhepunkt aus <strong>der</strong> "Handball-<br />

Zeit" bezeichnet sie jedoch we<strong>der</strong> die<br />

Olympia-Turniere von 1976 o<strong>der</strong><br />

1980, son<strong>der</strong>n die Weltmeisterschaft<br />

1975, weil <strong>der</strong> Titel "von einer Mannschaft<br />

errungen wurde, die diese<br />

Bezeichnung verdiente". Einer für alle,<br />

alle für einen…<br />

Dass sich viele Kontakte aus dem Klub<br />

wie aus dem Nationalteam bis heute<br />

erhalten haben, spricht für den<br />

Zusammenhalt. Und wenn sie auf die<br />

"alten Zeiten" zu sprechen kommt,<br />

purzeln die Erinnerungen. Beispiel<br />

Neubrandenburg: Beim jährlichen Traditionsturnier wurde den<br />

Spielerinnen anlässlich <strong>des</strong> Frauentages das Frühstück von den<br />

Trainern ans Bett serviert. Damals.<br />

Steht heute unter den älter gewordenen Damen ein "r<strong>und</strong>er"<br />

Geburtstag an, gehört in <strong>der</strong> Regel die komplette Mannschaft<br />

zur Gratulantenschar. Das wird am 3. November nächsten Jahres<br />

nicht an<strong>der</strong>s sein. Dann ist nämlich Roswitha Krause dran.<br />

57


Internatsleiter Horst Melzer<br />

Eine<br />

außergewöhnliche<br />

Symbiose von<br />

Sport <strong>und</strong> Kunst<br />

Das Sport- <strong>und</strong><br />

Tanzinternat in Essen<br />

58<br />

Von Herbert Somplatzki<br />

Um sich vollständig entfalten zu<br />

können braucht ein hochbegabter<br />

Mensch adäquate<br />

För<strong>der</strong>ung - <strong>und</strong> wenn sie rechtzeitig<br />

geschieht, sind die Chancen zu ihrer<br />

Verwirklichung groß. Das gilt sowohl im<br />

Leistungssport als auch in einem<br />

Bereich <strong>der</strong> Kunst, <strong>der</strong> in seiner<br />

Übungsweise dem Sport sehr nahe<br />

kommt: dem künstlerischen Tanz. Dieser<br />

Gr<strong>und</strong>gedanke war auch die Triebfe<strong>der</strong><br />

für ein Experiment, das nach 20-jähriger<br />

Vorbereitung im Herbst 2007 in<br />

Essen in die Realität geführt werden<br />

konnte: Das erste Sport- <strong>und</strong> Tanzinternat<br />

auf deutschem Boden. Und es ist<br />

sicherlich kein Zufall, dass dieses gelungene<br />

Experiment in jener Stadt erfolgte,<br />

die von <strong>der</strong> Europäischen Union zur<br />

"Kulturhauptstadt Europas 2010"<br />

ernannt worden ist. Dass im Programm<br />

von "2010" auch <strong>der</strong> Sport eine wichtige<br />

Rolle spielt <strong>und</strong> spielen wird, war<br />

erst kürzlich von Fritz Pleitgen, ehemals<br />

ARD-Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>und</strong> jetzt Geschäftsführer<br />

<strong>der</strong> Gesellschaft zur Vorbereitung<br />

<strong>und</strong> Durchführung <strong>des</strong> Kulturhauptstadt-Programms<br />

2010, in seiner "Kölner<br />

Sportrede" vor <strong>der</strong> Führungs-Akademie<br />

<strong>des</strong> DOSB zu erfahren.<br />

Nun sind ja Essen <strong>und</strong> das Ruhrgebiet<br />

schon seit eh <strong>und</strong> je ein starker Partner<br />

<strong>des</strong> Sports gewesen - sowohl was die<br />

Zahl <strong>der</strong> aktiven Sportler angeht, als<br />

auch durch sein beson<strong>der</strong>s sportinteressiertes<br />

Publikum; <strong>und</strong> das schon zu<br />

jenen Zeiten, als diese Region noch das<br />

"Land von Kohle <strong>und</strong> Stahl" genannt<br />

wurde. Und obwohl <strong>der</strong> Strukturwandel<br />

die Arbeitswelt <strong>des</strong> Ruhrgebiets signifikant<br />

verän<strong>der</strong>te, ist die Sportbegeisterung<br />

<strong>der</strong> Menschen erhalten geblieben,<br />

ja sogar erweitert worden. Ein guter<br />

Nährboden also für jenes gelungene<br />

Experiment, das da Sport- <strong>und</strong> Tanzinternat<br />

Essen heißt.<br />

Es hat r<strong>und</strong> zwei Jahrzehnte gedauert,<br />

so erzählt es Horst Melzer, <strong>der</strong><br />

Geschäftsführer dieses Internats, bis<br />

dieses Modellvorhaben verwirklicht<br />

werden konnte. Als Trainer von Welklasseschwimmern<br />

wie Mark Warnecke <strong>und</strong>


Christian Keller kennt Horst Melzer die Notwendigkeiten<br />

aktiver Hochleistungssportler, den Sport mit dem "übrigen<br />

Leben" in Einklang zu bringen, sehr genau. Und er weiß wie<br />

wichtig es ist, junge Menschen darauf vorzubereiten, dass es<br />

auch noch "ein Leben nach dem Sport" gibt, das länger<br />

dauert <strong>und</strong> oftmals komplizierter verläuft, als die relativ kurze<br />

Zeit sportlicher Höhenflüge.<br />

Aus dieser Erkenntnis ergibt es sich fast zwangsläufig, dass<br />

schulische Bildung <strong>und</strong> Sport in einer erfolgreichen Verbindung<br />

stehen müssen,<br />

sollen den jungen Menschen<br />

nach ihrer Zeit als<br />

Leistungssportler keine<br />

beruflichen Nachteile<br />

erwachsen. So war es<br />

auch ein logischer Schritt,<br />

dass am Schwimmzentrum<br />

Essen-Rüttenscheid,<br />

dem Trainingsort <strong>der</strong><br />

Schwimmer, zum Schuljahr<br />

1987/88 ein Teilinternat<br />

eingerichtet wurde.<br />

Und zwar als Teil <strong>des</strong><br />

NRW-Lan<strong>des</strong>programms<br />

"Talentsicherung <strong>und</strong><br />

Talentför<strong>der</strong>ung" in<br />

Kooperation mit dem<br />

Helmholtzgymnasium,<br />

das gleich in <strong>der</strong> Nähe<br />

<strong>des</strong> Schwimmzentrums<br />

seinen Standort hat <strong>und</strong><br />

mit dem mehrfachen<br />

Olympiateilnehmer Christian<br />

Keller <strong>und</strong> dem<br />

Olympiasieger <strong>und</strong> Weltmeister<br />

im Zweier-Kanadier<br />

Thomas Wylenzek<br />

zwei prominente Absolventen<br />

besitzt. Diese sich<br />

ergänzende Verbindung<br />

von Sport <strong>und</strong> Schule<br />

bewährte sich immer<br />

mehr, <strong>und</strong> es entwickelten<br />

sich schließlich Sportklassen, die dazu führten, dass<br />

dieses Gymnasium auch als "Eliteschule <strong>des</strong> Sports" anerkannt<br />

wurde.<br />

Die Folkwang-Hochschule im Essener Stadtteil Werden ist<br />

eine exzellente Ausbildungsstätte verschiedener Künste. Hier<br />

erhielt beispielsweise Pina Bausch, weltberühmt für ihre<br />

außergewöhnlichen Choreographien, ihre Tanzausbildung.<br />

Und so war es nur logisch, dass sich auch das Gymnasium<br />

Werden schon Ende <strong>der</strong> 1960-er Jahre zu einem Bildungsan-<br />

gebot "Tanz" entschloss, das inzwischen als Leistungskurs in<br />

das Abitur einbezogen wird. Der hervorragende Ruf <strong>des</strong><br />

Schwerpunktes Tanz dieses Gymnasiums hat inzwischen<br />

junge Menschen aus <strong>der</strong> gesamten Bun<strong>des</strong>republik - ja sogar<br />

aus dem benachbarten europäischen Ausland - erreicht <strong>und</strong><br />

sie veranlasst, dieses außergewöhnliche Bildungsangebot<br />

anzunehmen.<br />

Das zunehmende Interesse junger Menschen sowohl für den<br />

Tanz als auch für den Leistungssport schaffte dann die<br />

"Bedarfslücke" eines Vollzeitinternats, das schließlich in <strong>der</strong><br />

kühnen Idee gipfelte, die beiden Kulturbereiche Sport <strong>und</strong><br />

Tanz sozusagen in einer Symbiose unter ein Dach zu bringen:<br />

ein En<strong>der</strong>gebnis, das nur durch das große Engagement zahlreicher<br />

Beteiligter, so erzählt es Horst Melzer, das Licht <strong>der</strong><br />

Realität erblicken konnte.<br />

Als dann im Oktober 2007 diese einzige Einrichtung in<br />

Deutschland, in <strong>der</strong> eine Kombination von Sport- <strong>und</strong> Tanzqualifizierung<br />

unter einem Dach stattfindet, feierlich eröffnet<br />

59


wurde, gab es eine ganze Reihe von "Vätern" <strong>und</strong> "Müttern",<br />

die zum Gelingen beigetragen haben. Und es reicht <strong>der</strong> Platz<br />

nicht, sie alle aufzuzählen. Ein Name jedoch sollte in diesem<br />

Zusammenhang Erwähnung finden, es ist Professor Dr. Berthold<br />

Beitz, Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>des</strong> Vorstan<strong>des</strong> <strong>und</strong> <strong>des</strong> Kuratoriums<br />

<strong>der</strong> Krupp-Stiftung, seit Jahrzehnten dem Sport verb<strong>und</strong>en,<br />

<strong>der</strong> mit 500.000 Euro aus <strong>der</strong> Stiftung einen wesentlichen<br />

Beitrag zur Realisierung dieses Experiments leistete.<br />

Das Sport- <strong>und</strong> Tanzinternat in Essen betreut zur Zeit 51<br />

junge Menschen im Alter von 14 bis 21 Jahren, von denen,<br />

sozusagen historisch bedingt, 32 "Wassersportler", das heißt<br />

männliche <strong>und</strong> weibliche Schwimmer, Ru<strong>der</strong>er <strong>und</strong> Kanuten<br />

sind. Sie werden von 19 Tänzerinnen ergänzt, die ebenfalls in<br />

60<br />

den geschmackvoll eingerichteten Doppelzimmern <strong>des</strong><br />

Vollzeitinternats wohnen. Und sie alle erleben diese Gemeinsamkeit<br />

zwischen Sport <strong>und</strong> Kunst unter einem Dach im<br />

täglichen Umgang existenziell. Zu diesen 51 Bewohnern<br />

kommen noch täglich 90 Jugendliche aus <strong>der</strong> Umgebung<br />

hinzu, die im Rahmen eines Teilzeitinternats an <strong>der</strong> Hausaufgabenbetreuung<br />

<strong>und</strong><br />

dem Mittagessen<br />

teilnehmen.<br />

Um jungen Menschen,<br />

<strong>der</strong>en Tagesablauf<br />

von hartem<br />

körperlichen Training<br />

<strong>und</strong> mentalen<br />

Anstrengungen<br />

geprägt ist, das<br />

Gefühl einer gewissen<br />

Geborgenheit zu<br />

geben, haben sowohl<br />

<strong>der</strong> Architekt Lothar<br />

Jeromin als auch die<br />

engagierte Internatsbetreung<br />

ein Wohnumfeld<br />

geschaffen,<br />

das ihnen ein "Heimatgefühl"<br />

vermittelt.<br />

Optimale Bedingungen<br />

also zum Lernen<br />

<strong>und</strong> Ausruhen. In<br />

Zukunft noch ergänzt<br />

durch Veranstaltungen<br />

<strong>und</strong> Kunstausstellungen,<br />

die den<br />

Schülern kulturelle<br />

Ereignisse näher<br />

bringen.<br />

Die Gesamtfinanzierung<br />

<strong>des</strong> 3,6 Millionen<br />

Euro teuren Modellprojekts<br />

wurde von<br />

mehreren Partnern<br />

sichergestellt. Denn<br />

neben <strong>der</strong> Krupp-<br />

Stiftung haben auch<br />

das Land Nordrhein-Westfalen <strong>und</strong> die Stadt Essen sowie die<br />

Stadtwerke <strong>und</strong> die Sparkasse Essen die Hauptlast getragen,<br />

damit in <strong>der</strong> "Kulturhauptstadt Europas 2010" durch das<br />

Sport- <strong>und</strong> Tanzinternat ein Aufbruch zu neuen kulturellen<br />

Ufern erfolgen kann. Sport <strong>und</strong> Tanz <strong>und</strong> <strong>der</strong> gymnasiale<br />

Schulabschluss sind jene drei Bildungssäulen, die dazu beitragen<br />

werden, dass hier junge Menschen gesicherter ihrer<br />

Zukunft entgegen sehen können.


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S


Am Abend <strong>des</strong> 10. Mai 1933 lo<strong>der</strong>ten auf dem Opernplatz<br />

in Berlin <strong>und</strong> in zahlreichen weiteren Universitätsstädten<br />

in Deutschland Flammen in den Himmel.<br />

SA-Männer <strong>und</strong> Studenten warfen - begleitet von markigen<br />

Sprüchen - Bücher in die Scheiterhaufen. Verbrannt wurden<br />

Bücher, die von den Nationalsozialisten als "Schriften <strong>und</strong><br />

Bücher <strong>der</strong> Unmoral <strong>und</strong> Zersetzung" gebrandmarkt, von<br />

Autorinnen <strong>und</strong> Autoren, die aus politischen, religiösen <strong>und</strong><br />

sonstigen Gründen als "<strong>und</strong>eutsch" abqualifiziert wurden.<br />

Diese Bücherverbrennungen leiteten den Kampf gegen deutsche<br />

Dichter <strong>und</strong> Denker ein, die sich in Wort <strong>und</strong> Schrift<br />

62<br />

gegen die herrschende NS-Weltanschauung <strong>und</strong> Herrschaftspraxis<br />

geäußert hatten. Bedeutende Teile <strong>des</strong> deutschen<br />

Kulturerbes wurden durch diese Aktion aus öffentlichen<br />

Bibliotheken eliminiert. Darunter waren Werke so bekannter<br />

Persönlichkeiten wie Heinrich Mann, Sigm<strong>und</strong> Freud, Erich<br />

Maria Remarque, Kurt Tucholsky, Carl von Ossietzky, Anna<br />

Seghers, Erich Kästner, Ricarda Huch.<br />

Getragen wurde diese "Aktion wi<strong>der</strong> den <strong>und</strong>eutschen Geist"<br />

von <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> Studentenschaft - dem Zusammenschluss<br />

<strong>der</strong> Allgemeinen Studentenausschüsse <strong>der</strong> Hochschulen - <strong>und</strong><br />

Sportstudenten in <strong>der</strong> ersten Reihe<br />

Vor 75 Jahren wurde das weltbekannte Institut von<br />

Dr. Magnus Hirschfeld geplün<strong>der</strong>t Von Lorenz Peiffer


unterstützt von Rosenbergs "Kampfb<strong>und</strong> für Deutsche Kultur"<br />

sowie vom Goebbels'schen Propagandaministerium. Die<br />

Bücherverbrennungen waren <strong>der</strong> Abschluss einer vierwöchigen<br />

"Aufklärungsaktion" durch Plakate, Vorträge, Flugblätter,<br />

Zeitungsartikel, an <strong>der</strong> sich auch die Deutsche Turnerjugend<br />

beteiligte. Dieser "Aufklärungsaktion" folgte "Sammelaktion".<br />

Mit an <strong>der</strong> Spitze dieser "Sammelaktion" standen Studenten<br />

<strong>der</strong> "<strong>Deutschen</strong> Hochschule für Leibesübungen".<br />

Es war <strong>der</strong> 6. Mai 1933 - ein Samstag. Um 9.30 Uhr fuhren<br />

vor dem "Institut für Sexualwissenschaft" <strong>des</strong> renommierten<br />

Wissenschaftlers Dr. Magnus Hirschfeld einige Lastwagen mit<br />

ca. 100 Studenten <strong>und</strong> einer<br />

Kapelle mit Blasinstrumenten<br />

vor. Ein Augen- <strong>und</strong> Ohrenzeuge<br />

berichtete über die<br />

Plün<strong>der</strong>ung <strong>und</strong> Zerstörung<br />

<strong>des</strong> weltbekannten Forschungs-,<br />

Lehr- <strong>und</strong> Heilinstitutes:<br />

"Sie nahmen vor dem Haus<br />

militärische Aufstellung <strong>und</strong><br />

drangen dann unter Musik in<br />

das Haus ein. Da das Büro<br />

noch geschlossen war,<br />

befand sich kein eigentlicher<br />

Vertreter <strong>des</strong> Hauses dort;<br />

nur einige Frauen vom<br />

Hauspersonal sowie ein dem<br />

Haus nahestehen<strong>der</strong> Herr<br />

waren anwesend. Die Studenten<br />

begehrten Einlass in<br />

sämtliche Räume <strong>und</strong> soweit<br />

diese verschlossen waren,<br />

wie die bereits seit einiger<br />

Zeit stillgelegten Repräsentationsräume<br />

im Parterre,<br />

sowie das frühere <strong>und</strong> jetzige<br />

Büro <strong>der</strong> Weltliga für Sexualreform,<br />

schlugen sie die<br />

Türen ein. Nachdem ihnen<br />

die unteren Räume nicht viel<br />

boten, begaben sie sich in<br />

das erste Stockwerk, wo sie in den Empfangsräumen <strong>des</strong><br />

Instituts die Tintenfässer über Schriftstücke <strong>und</strong> Teppiche<br />

ausleerten <strong>und</strong> sich dann an Privatbücherschränke machten.<br />

Sie nahmen mit, was ihnen nicht einwandfrei erschien, wobei<br />

sie wohl im wesentlichen sich an die sogenannte ‚schwarze<br />

Liste' hielten. Darüber hinaus ließen sie aber auch an<strong>der</strong>e<br />

Bücher mitgehen, so aus <strong>der</strong> Privatbibliothek <strong>des</strong> Sekretärs<br />

Giese beispielsweise ein großes Tutankamon-Werk sowie viele<br />

Kunstzeitschriften. Aus dem Archiv entfernten sie dann die<br />

großen Wandtafeln mit den Darstellungen intersexueller Fälle,<br />

die seinerzeit für die Ausstellung <strong>des</strong> Internationalen Ärzte-<br />

Kongresses im Londoner Kensington-Museum im Jahre 1913<br />

angefertigt waren. Sie warfen diese Tafeln zum großen Teil<br />

aus dem Fenster ihren vor dem Hause stehenden Kameraden<br />

zu.<br />

Die meisten <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Bil<strong>der</strong>, Photographien wichtiger<br />

Typen, nahmen sie von den Wänden <strong>und</strong> spielten mit ihnen<br />

Fußball, so dass große Haufen zertrümmerter Bil<strong>der</strong> <strong>und</strong><br />

Glasscherben zurückblieben. Auf die Einwände eines Studenten,<br />

dass es sich um medizinisches Material handle, antwortete<br />

ein an<strong>der</strong>er, darauf käme es nicht an, es wäre ihnen nicht<br />

um die Beschlagnahme von ein paar Büchern zu tun, son<strong>der</strong>n<br />

um die Vernichtung <strong>des</strong> Instituts. Unter einer längeren<br />

Ansprache wurde dann ein lebensgroßes Modell, das den<br />

Vorgang <strong>der</strong> inneren Sekretion darstellte, aus dem Fenster<br />

geworfen <strong>und</strong> zertrümmert. In einem Sprechzimmer schlugen<br />

sie einen Pantostaten, <strong>der</strong> Behandlung von Patienten diente,<br />

mit einem Schrubber ein. Ferner raubten sie eine Bronzebüste<br />

von Dr. Hirschfeld, die von dem bekannten Bildhauer Isenstein<br />

verfertigt war <strong>und</strong> auf mehreren Kunstausstellungen in<br />

Deutschland als Kunstwerk viel Anerkennung gef<strong>und</strong>en hatte.<br />

63


Sie war vor fünf Jahren zum 60. Geburtstag Dr. Hirschfelds<br />

dem Institut geschenkt worden. Auch sonst wurden viele<br />

Kunstwerke mitgenommen, so ein Oelbild von Sascha Schnei<strong>der</strong>,<br />

eine große Radierung von Wolfsfeld, <strong>und</strong> viele an<strong>der</strong>e. Aus<br />

<strong>der</strong> Institutsbibliothek nahmen sie zunächst nur einige h<strong>und</strong>ert<br />

Bücher mit. Während <strong>der</strong> ganzen Zeit wurde das Personal<br />

bewacht <strong>und</strong> immer spielte die Musik, so dass sich große<br />

Scharen von Neugierigen vor dem Hause ansammelten. Um<br />

12.00 Uhr hielt <strong>der</strong> Führer eine größere Schlussansprache, <strong>und</strong><br />

unter Absingung eines beson<strong>der</strong>en Schmutz- <strong>und</strong> Sch<strong>und</strong>lie<strong>des</strong><br />

sowie <strong>des</strong> Horst Wessel-Lie<strong>des</strong> zog die Truppe ab."<br />

Diese Aktion spielte sich also nicht im Verborgenen o<strong>der</strong> im<br />

Schatten <strong>der</strong> Nacht ab, son<strong>der</strong>n<br />

wurde so in Szene gesetzt, dass eine<br />

möglichst große Öffentlichkeit<br />

darauf aufmerksam gemacht wurde.<br />

Die Studenten <strong>der</strong> "<strong>Deutschen</strong> Hochschule<br />

für Leibesübungen" müssen<br />

sich sehr "stark" gefühlt haben. Folgt<br />

man den Bil<strong>der</strong>n, die diese Aktion<br />

dokumentieren, traten einige Studenten<br />

in SA-Uniform auf.<br />

Wer hat damals diesen ungeheuren<br />

Frevel <strong>der</strong> Studenten <strong>der</strong> "<strong>Deutschen</strong><br />

Hochschule für Leibesübungen"<br />

initiiert? Was hat diese jungen<br />

Menschen dazu getrieben, mit einer<br />

solchen Brutalität das damals schon<br />

weltbekannte Institut <strong>des</strong> Sexualforschers<br />

Hirschfeld auszuplün<strong>der</strong>n <strong>und</strong><br />

zu zerstörten? Dr. Magnus Hirschfeld<br />

war Sexualreformer, Jude, Sozialist<br />

<strong>und</strong> homosexuell. Damit bündelte er<br />

alle Elemente <strong>der</strong> nationalsozialistischen<br />

Rassenlehre in seiner Person,<br />

die ihn zum Verfemten <strong>des</strong> neuen<br />

Regimes machten. Offensichtlich<br />

war das hinlänglich ausreichend, so<br />

dass junge Menschen mit einer<br />

akademischen Ausbildung, die im<br />

Rahmen ihrer beruflichen Ausbildung<br />

insbeson<strong>der</strong>e mit Fragen <strong>der</strong><br />

körperlichen Erziehung, <strong>der</strong> Körperkultur<br />

<strong>und</strong> Körperpflege <strong>und</strong> -<br />

hygiene vertraut waren, diese barbarische<br />

Aktion durchführten. Wer mag<br />

von unseren späteren Sportlehrern<br />

<strong>und</strong> akademischen Lehrern an den<br />

Instituten für Leibesübungen in<br />

Deutschland an dieser Aktion beteiligt<br />

gewesen sein? Wir wissen es<br />

nicht <strong>und</strong> werden es wohl auch nie<br />

64<br />

erfahren. Noch immer hüllt sich <strong>der</strong> Mantel <strong>des</strong> Schweigens<br />

über diese Tat.<br />

Hirschfeld hielt sich zu diesem Zeitpunkt nicht mehr in Berlin<br />

auf. Er war schon in den 20er Jahren mehrfach von Nazis<br />

bedroht <strong>und</strong> bei einem Attentat schwer verletzt worden. Er<br />

kehrte von einer Vortragsreise im Jahre 1930 nicht mehr nach<br />

Deutschland zurück <strong>und</strong> lebte im Exil in Frankreich. Heute -<br />

nach 75 Jahren - ist eine Uferpromenade in Berlin nach dem<br />

Sexualwissenschaftler Dr. Magnus Hirschfeld benannt worden.<br />

Gleichgesinnte fanden die Studenten <strong>der</strong> "<strong>Deutschen</strong> Hochschule<br />

für Leibesübungen" im Kreise <strong>der</strong> deutschen Turnbe-


wegung. Nachdem <strong>der</strong> bekennende Nationalsozialist Edm<strong>und</strong><br />

Neuendorff die Führung <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> Turnerschaft im April<br />

1933 übernommen hatte, folgte ihm als Führer <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong><br />

Turnerjugend Thilo Scheller. In einem "Aufruf an die<br />

Turnerjugend!" for<strong>der</strong>te Thilo Scheller, <strong>der</strong> damals Mitarbeiter<br />

am Institut für Leibesübungen <strong>der</strong> Universität Berlin war, die<br />

"lieben Jungen <strong>und</strong> Mädel" auf, sich am "Kampf wi<strong>der</strong> den<br />

<strong>und</strong>eutschen Geist" zu beteiligen. Vereinsbüchereien <strong>und</strong> die<br />

privaten Bibliotheken sollten durch den Einsatz <strong>der</strong> Turnerjugend<br />

von "<strong>und</strong>eutschen Schriften" gesäubert werden <strong>und</strong> er<br />

rief sie dazu auf, "errichtet einen Scheiterhaufen, auf dem ihr<br />

den Dreck verbrennt".<br />

Inwieweit <strong>der</strong> Aufruf von Thilo Scheller in die Tat umgesetzt<br />

worden ist, ist nicht bekannt. Die Deutsche Turnerschaft hatte<br />

sich zu diesem Zeitpunkt mit <strong>der</strong> Aufnahme <strong>des</strong> "Arierparagraphen"<br />

<strong>und</strong> dem damit verb<strong>und</strong>enen Ausschluss ihrer<br />

jüdischen Mitglie<strong>der</strong> bereits ideologisch gleichgeschaltet.<br />

Die von den Studenten <strong>der</strong> "<strong>Deutschen</strong> Hochschule für Leibesübungen"<br />

geraubten Bücher aus dem Institut für Sexualwissenschaft<br />

wurden in Anwesenheit von Reichspropagandaminister<br />

Goebbels zusammen mit 20.000 weiteren Büchern<br />

auf dem Berliner Opernplatz verbrannt, dem heutigen Bebelplatz.<br />

Unter den Klängen <strong>der</strong> Marschmusik von SA- <strong>und</strong> SS-<br />

Kapellen gingen die Werke deutscher Schriftstellerinnen <strong>und</strong><br />

Schriftsteller in den Flammen auf, begleitet von den Feuersprüchen<br />

<strong>der</strong> Studenten: "Erster<br />

Rufer: Gegen Klassenkampf <strong>und</strong><br />

Materialismus, für Volksgemeinschaft<br />

<strong>und</strong> idealistische Lebensauffassung!<br />

Ich übergebe <strong>der</strong> Flamme die Schriften<br />

von Marx <strong>und</strong> Kautsky. Zweiter<br />

Rufer: Gegen Dekadenz <strong>und</strong> moralischen<br />

Zerfall! Für Zucht <strong>und</strong> Sitte in<br />

Familie <strong>und</strong> Staat. Ich übergebe dem<br />

Feuer die Schriften von Heinrich<br />

Mann, Ernst Gläser, Erich Kästner."<br />

Auftakt zur Bücherverbrennung war<br />

eine öffentliche Vorlesung von Prof.<br />

Baeumler, Ordinarius für Politische<br />

Pädagogik an <strong>der</strong> Universität Berlin<br />

<strong>und</strong> gleichzeitig wissenschaftlicher<br />

Leiter <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> Hochschule für<br />

Leibesübungen. Mit seiner Konzeption<br />

einer "Politischen Leibeserziehung"<br />

legte Alfred Baeumler die<br />

Gr<strong>und</strong>lagen für die Einbindung <strong>der</strong><br />

körperlichen Erziehung in das politisch-ideologische<br />

Programm <strong>der</strong><br />

Nationalsozialisten: Erziehung zur<br />

Wehrhaftigkeit, Rassismus <strong>und</strong><br />

Führertum.<br />

"Es war ein Vorspiel nur, dort wo<br />

man Bücher verbrennt, verbrennt<br />

man auch am Ende Menschen."<br />

Dieser Satz von Heinrich Heine aus<br />

dem Jahre 1821 aus <strong>der</strong> Tragödie<br />

"Almansor" sollte über 100 Jahre<br />

später grausame Wahrheit werden.<br />

Am Anfang <strong>des</strong> Vernichtungsprozesses<br />

<strong>der</strong> nationalsozialistischen<br />

Machthabe stand die "geistige<br />

Vernichtung" (...), <strong>des</strong>sen Endpunkt<br />

(waren) die Gaskammern von Auschwitz".<br />

65


Deutschland - Gerhard Stöck - Zehnkampf - Speerwerfen Goldmedaille<br />

Kugelstoßen Bronze<br />

Berliner Gesichter:<br />

Ein neuer <strong>und</strong><br />

überraschen<strong>der</strong> Blick<br />

auf die <strong>Olympischen</strong><br />

Spiele von 1936<br />

Deutschland - Toni Merkens - 1 km Radrennen Goldmedaille<br />

W<br />

er glaubt, nach menschlichem Ermessen alles Wissenswerte<br />

über ein spezielles Gebiet seines Interesses im<br />

Blick zu haben, wird beson<strong>der</strong>e Freude über einen völlig<br />

neuen Zugang zum betreffenden Themengebiet empfinden.<br />

Einen solchen Fall dokumentiert die hier präsentierte "Galerie"<br />

mit bisher gänzlich unbekannten Portraits, die den -<br />

vermeintlich umfassend erforschten - <strong>Olympischen</strong> Spielen<br />

von 1936 in Berlin eine überraschende, gleichsam persönliche<br />

Note verleihen. Umso größeren Wert erhält diese, schon aus<br />

sporthistorischer Sicht bemerkenswerte neue Quelle durch<br />

eine zweite Bedeutungsebene, nämlich ihre kunsthistorische<br />

Relevanz. Schließlich scheint die Entdeckung geeignet,<br />

Namen <strong>und</strong> Werk eines durchaus bedeutsamen Künstlers <strong>der</strong><br />

Vergessenheit zu entziehen.<br />

Der in Rede stehende Protagonist ist <strong>der</strong> 1878 in Straßburg<br />

geborene, in Konstanz <strong>und</strong> München aufgewachsene <strong>und</strong><br />

OF-GALERIE<br />

66 OF-GALERIE


USA - Jesse Owens - 100 m <strong>und</strong> Weitsprung Goldmedaille<br />

1947 eben dort verstorbene Maler Paul Wilhelm Bürck, <strong>des</strong>sen<br />

Stellenwert nicht zuletzt aus seiner Tätigkeit als Gründungsmitglied<br />

<strong>der</strong> Darmstädter Künstlerkolonie (1899 - 1902)<br />

sowie einer umfänglichen <strong>und</strong> vielfältigen Hinterlassenschaft<br />

resultiert, die von subtilen Radierungen <strong>und</strong> Lithographien<br />

über ausladende Wand- <strong>und</strong> Deckenmalereien (München)<br />

sowie geographisch breit gestreute Landschaftsbil<strong>der</strong> bis zu<br />

Glasfenstern (Rostock) reicht, wobei das hier im Blickpunkt<br />

stehende Konvolut von knapp zweih<strong>und</strong>ert Portraitstudien -<br />

meist Bleistift, in Einzelfällen auch Buntstifte sowie Kreide<br />

ö<strong>der</strong> Rötel - einen eigenen, in sich geschlossenen Bestand<br />

darstellt.<br />

Die im Original bestens erhaltenen Zeichnungen sind allesamt<br />

im August 1936 bei einem Aufenthalt <strong>des</strong> Malers im <strong>Olympischen</strong><br />

Dorf von Döberitz entstanden, wo er zudem zwei<br />

Wandbil<strong>der</strong> im "Haus München" gestaltete. Ob diese Aktivitäten<br />

einem entsprechenden Auftrag o<strong>der</strong> vorwiegend eigener<br />

OF-GALERIE<br />

OF-GALERIE<br />

China - S. Y. Jenny - Fußball<br />

Initiative - in diesem Fall zweifellos mit einer offiziellen<br />

Genehmigung ausgestattet - folgten, ist aus den verfügbaren<br />

Unterlagen lei<strong>der</strong> nicht zu rekonstruieren.<br />

Bemerkenswert ist jedoch, dass eine möglicherweise politische<br />

o<strong>der</strong> propagandistische Intention zumin<strong>des</strong>t in den<br />

Portraits <strong>der</strong> Athleten <strong>und</strong> - wenigen - Athletinnen nicht<br />

augenscheinlich wird, während die besagten Wandbil<strong>der</strong><br />

lei<strong>der</strong> nicht erhalten <strong>und</strong> schon von daher nicht mehr interpretierbar<br />

sind. Für einen rein künstlerischen Impuls ihres<br />

Urhebers spricht auch <strong>der</strong> Umstand, dass die Zeichnungen<br />

insgesamt 42 Teilnehmerlän<strong>der</strong> <strong>und</strong> keineswegs nur die<br />

großen Sportnationen repräsentieren, son<strong>der</strong>n neben den<br />

USA, Kanada, Australien, Großbritannien, Italien, Schweden,<br />

Finnland, Holland, Japan <strong>und</strong> natürlich Deutschland auch<br />

etwa Afghanistan, Litauen, Estland, Irland, Luxemburg, Malta,<br />

Peru o<strong>der</strong> Südafrika berücksichtigt sind. Schon von daher<br />

versteht sich, dass es sich nicht nur um Olympiasieger <strong>und</strong><br />

67


Japan - Sportlerin - Schwimmen Finnland - Ilmari Salminen -<br />

10.000 m Goldmedaille<br />

Medaillengewinner, son<strong>der</strong>n auch um solche Teilnehmer<br />

handelt, die im Duktus mo<strong>der</strong>ner Berichterstattung gerne als<br />

"Exoten" bezeichnet werden, die im Übrigen nicht in jedem<br />

Fall namentlich identifiziert werden konnten. Zu den prominenten<br />

"Modell-Athleten" zählen die drei deutschen Goldmedaillengewinner<br />

Toni Merkens <strong>und</strong> Ernst Ihbe (jeweils Bahnradfahren)<br />

<strong>und</strong> Gerhard Stöck (Speerwurf), die finnische<br />

Lauflegende Paavo Nurmi, in Berlin als Trainer <strong>der</strong> finnischen<br />

Leichtathleten akkreditiert, sowie <strong>der</strong> große Star <strong>der</strong> Spiele,<br />

Jesse Owens. Verständlich, dass gerade die beiden Zeichnungen<br />

<strong>des</strong> überragenden Publikumslieblings, eine vom Athleten<br />

signierte Profil- sowie eine Startstudie, Begehrlichkeiten bei<br />

einem amerikanischen Interessenten weckte, denen seitens<br />

<strong>des</strong> Besitzers freilich nicht entsprochen wurde. Es spricht für<br />

das persönliche Engagement <strong>und</strong> die Integrität <strong>des</strong> ausgewiesenen<br />

Kunsthändlers S.N. Poorhosaini, den speziellen Bestand<br />

nur komplett abgeben zu wollen, <strong>und</strong> dies auch nur, wenn er<br />

diesen in "gute Hände" überführt wissen würde.<br />

68<br />

Philippinen - Fortunato<br />

Yambai - Basketball<br />

Poorhosainis großes Verdienst ist es, mit großem Aufwand<br />

<strong>und</strong> erheblichen Mitteln nicht nur die "Berliner Gesichter"<br />

von 1936, son<strong>der</strong>n darüber hinaus einen mehrere h<strong>und</strong>ert<br />

Werke umfassenden Nachlass vor <strong>der</strong> Vernichtung bewahrt,<br />

<strong>der</strong> Nachwelt erhalten, in einer Ausstellung in seiner Villa in<br />

Seeheim-Jugenheim sowie insbeson<strong>der</strong>e in einer aufwändigen<br />

Publikation (Paul Bürck: Arbeiten aus den Jahren 1923 -<br />

1947, Seeheim-Jugenheim 2007) einer interessierten Öffentlichkeit<br />

zugänglich gemacht zu haben.<br />

Seinem Bemühen den entsprechenden Mehrwert zu wünschen,<br />

gebietet nicht nur <strong>der</strong> Respekt vor <strong>der</strong> großen Lebensleistung<br />

eines lange vergessenen Künstlers, son<strong>der</strong>n auch ein<br />

Gefühl <strong>der</strong> Dankbarkeit gegenüber einem engagierten Sachwalter<br />

eines kulturellen Erbes, die min<strong>des</strong>tens all jene empfinden<br />

müssten, die sich in dieser o<strong>der</strong> jener Hinsicht in ihrem<br />

Wissensstand bereichert fühlen.<br />

Andreas Höfer<br />

OF-GALERIE<br />

OF-GALERIE


Äagypten - Ibrahim Mustafa - Ringen<br />

OF-GALERIE<br />

OF-GALERIE<br />

Nikolaus Graf von Üxküll-Güllenband<br />

Afghanistan - Said Ali Atta Finnland - Paavo Nurmi - Trainer USA - Helen Stephes - 100 m u. Staffellauf<br />

Goldmedaille<br />

69


Nachrichten <strong>des</strong> DOSB<br />

DOSB-Präsidium tagte Ende<br />

Mai in Frankfurt/Main<br />

Am 29. Mai 2008 traf sich das DOSB-<br />

Präsidium zu seiner 18. Sitzung in Frankfurt/Main.<br />

Im Mittelpunkt <strong>der</strong> umfangreichen<br />

Tagesordnung standen die Vorbereitungen<br />

auf die <strong>Olympischen</strong> Spiele in<br />

Peking <strong>und</strong> die Haushaltslage <strong>des</strong> DOSB.<br />

Das Präsidium nominierte die ersten 79<br />

Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Olympiamannschaft, darunter<br />

Betty Heidler, Britta Heidemann, Yvonne<br />

Bönisch, Timo Boll <strong>und</strong> Daniel Unger. Die<br />

weiteren Nominierungen sind für die<br />

nächsten Sitzungen am 23. Juni <strong>und</strong> 15. Juli<br />

2008 vorgesehen. Insgesamt rechnet <strong>der</strong><br />

DOSB auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> erreichten Quotenplätze<br />

mit etwa 450 Athletinnen <strong>und</strong><br />

Athleten; hinzu kommen bis zu 300 Trainer,<br />

Ärzte, Physiotherapeuten <strong>und</strong> Betreuer. Die<br />

Mannschaft wird am 26. Juli offiziell von<br />

Bun<strong>des</strong>präsident Horst Köhler in Berlin<br />

verabschiedet.<br />

In diesem Zusammenhang diskutierte das<br />

Präsidium auch die Ergebnisse <strong>der</strong> Generalversammlung<br />

<strong>der</strong> Nationalen <strong>Olympischen</strong><br />

Komitees mit dem Executive Board <strong>des</strong> IOC<br />

vom 7. bis 10. April 2008 in Peking. Es<br />

70<br />

begrüßte die Guidelines <strong>des</strong> IOC zur Interpretation<br />

<strong>der</strong> Regel 51.3 <strong>der</strong> Charta, die die<br />

Meinungsfreiheit <strong>der</strong> Athleten/innen bei den<br />

Spielen sicherstellt, allerdings politische<br />

Demonstrationen an allen Orten, für die<br />

eine IOC-Akkreditierung notwendig ist,<br />

entsprechend den im internationalen Sport<br />

üblichen Regeln untersagt. Der vom Präsidium<br />

neu geschaffene Olympia-Pass erfreut<br />

sich großer Beliebtheit; er wird <strong>der</strong>zeit an<br />

alle Mitglie<strong>der</strong> <strong>des</strong> Top-Teams Peking<br />

ausgegeben.<br />

Erstmals beschäftigte sich das Präsidium<br />

auch mit den Vorbereitungen für die Olym-<br />

Im Anschluss an Präsidiumssitzung <strong>und</strong> Olympianominierung stellten sich Dr. Thomas Bach, Dr.<br />

Michael Vesper, Eberhard Gienger <strong>und</strong> Bernhard Schwank den Fragen <strong>der</strong> Medienvertreter.<br />

pischen Winterspiele, die im Februar 2010 in<br />

Vancouver stattfinden. Auf gemeinsamen<br />

Vorschlag <strong>des</strong> Präsidenten <strong>und</strong> <strong>des</strong> Generaldirektors<br />

bestellte es im Einvernehmen mit<br />

den Wintersportverbänden den Leistungssportdirektor<br />

Bernhard Schwank zum Chef<br />

de Mission.<br />

Vizepräsident Hans-Peter Krämer führte in<br />

den Tagesordnungspunkt Haushalt ein. Der<br />

Jahresabschluss 2007 wurde mit einem<br />

Defizit von r<strong>und</strong> 700.000 Euro festgestellt<br />

<strong>und</strong> war damit um fast 280.000 Euro besser<br />

als geplant. Dies ist deutlich weniger als das<br />

Defizit <strong>des</strong> Jahres 2006, das 3,3 Mio. Euro<br />

betrug. Allerdings bleibt die bittere Erkenntnis,<br />

dass <strong>der</strong> DOSB in den ersten beiden<br />

Jahren seiner Existenz ein Gesamt-Defizit<br />

von r<strong>und</strong> 4 Mio. Euro zu verkraften hatte.<br />

Eine dauerhafte Verbesserung <strong>der</strong> Finanzsituation<br />

<strong>des</strong> DOSB ist, so die Ausführungen<br />

von Vizepräsident Krämer, mittelfristig nicht<br />

in Sicht. Zwar wird es 2008, einem Olympiajahr,<br />

gelingen, mit schwarzen Zahlen abzuschließen,<br />

wozu auch die endlich zugewiesene<br />

Anschubfinanzierung <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> zur<br />

partiellen Deckung unserer Fusionskosten<br />

beiträgt. Doch die Einbrüche bei den Einnahmen<br />

aus <strong>der</strong> Glücksspirale (2005: 6,8<br />

Mio. Euro, 2007: 4,7 Mio. Euro, 2008:<br />

voraussichtlich 4,4 Mio. Euro) machen die<br />

Haushaltskonsolidierung nach wie vor<br />

schwierig. Zudem wird <strong>der</strong> DOSB durch den<br />

Tarifabschluss im öffentlichen Dienst<br />

zusätzliche Kosten von jährlich min<strong>des</strong>tens<br />

600.000 Euro ab 2009 zu verkraften haben.<br />

Trotzdem hat sich das Präsidium entschlossen,<br />

2008, wie bereits auch im vergangenen<br />

Jahr, erneut einen Innovationsfond aufzulegen.<br />

Der DOSB wird dafür 75.000 Euro aus<br />

den Mitteln <strong>der</strong> Stiftung Deutscher Sport<br />

einbringen.<br />

Des weiteren berichtete Herr Krämer, dass die<br />

Planungen bezüglich <strong>des</strong> <strong>Deutschen</strong> Sportausweises<br />

<strong>der</strong>zeit von einer Auflagenhöhe<br />

von r<strong>und</strong> einer Million Exemplaren im<br />

Sommer dieses Jahres ausgehen <strong>und</strong> dass<br />

mit einem Gesamtvolumen von 3,5 Millionen<br />

Ausweisen zum Jahresende zu rechnen ist.<br />

Eingehend befasste sich das Präsidium mit<br />

dem Anti-Doping-Kampf. Die DOSB-Vertreter<br />

im Kuratorium <strong>der</strong> NADA wurden ermächtigt,<br />

<strong>der</strong> neuen Verfassung <strong>der</strong> Nationalen<br />

Anti-Doping Agentur (NADA), die<br />

<strong>der</strong>en Strukturen strafft, zuzustimmen. Für<br />

das Forschungsprojekt "Doping in Deutschland"<br />

liegt jetzt eine Projektskizze vor; die<br />

Ausschreibung wird in Kürze erfolgen. Die<br />

Finanzierung <strong>des</strong> Projektes ist sichergestellt.<br />

Die Situation <strong>des</strong> EU-Büros hat sich nach<br />

vielen Gesprächen <strong>und</strong> Verhandlungen<br />

mittlerweile geklärt: Unter <strong>der</strong> deutschen<br />

Leitung von Folker Hellm<strong>und</strong> wird es sich zu<br />

einem europäischen Büro unter Führung <strong>der</strong><br />

Europäischen <strong>Olympischen</strong> Komitees (EOC)


weiterentwickeln <strong>und</strong> zu diesem Zweck ab<br />

1. Oktober 2008 auch neue, größere Räumlichkeiten<br />

in <strong>der</strong> Nähe <strong>der</strong> EU-Kommission<br />

beziehen.<br />

Vor dem Hintergr<strong>und</strong> <strong>des</strong> Spitzengespräches<br />

mit dem Präsidenten <strong>des</strong> <strong>Deutschen</strong> Städtetages,<br />

Herrn Oberbürgermeister Christian<br />

Ude, im vergangenen Sommer hatte eine<br />

gemeinsame Arbeitsgruppe von DOSB <strong>und</strong><br />

kommunalen Spitzenverbänden intensiv an<br />

einer gemeinsamen Erklärung gearbeitet.<br />

Diese Leitlinien <strong>und</strong> Handlungsempfehlungen<br />

unter dem Titel "Starker Sport - Starke<br />

Städte <strong>und</strong> Gemeinden" billigte das Präsidium<br />

heute. Sie müssen nun noch von den<br />

Partnern akzeptiert werden, um sie anschließend<br />

in geeigneter Weise zu veröffentlichen.<br />

Auch <strong>der</strong> Schulsport war Diskussionsthema<br />

<strong>der</strong> Sitzung. Das Gr<strong>und</strong>satzpapier "Chancen<br />

<strong>der</strong> Ganztagsför<strong>der</strong>ung nutzen" soll den<br />

Vereinen Ängste nehmen <strong>und</strong> auf die<br />

Chancen hinweisen, die die Ganztagsför<strong>der</strong>ung<br />

an den Schulen gerade für den organisierten<br />

Sport bietet.<br />

Einige Personalentscheidungen standen an:<br />

So wurde <strong>der</strong> dsj-Vorsitzende Ingo-Rolf<br />

Weiss erneut in den Programmausschuss<br />

RTL II sowie in das Kuratorium zur Initiative<br />

"SCHAU HIN!" berufen; sein Stellvertreter ist<br />

jeweils Jugendsportdirektor Martin Schönwandt.<br />

In <strong>der</strong> Stiftung Neue Verantwortung<br />

- Junge Köpfe für Deutschland e. V. wird<br />

Sportentwicklungsdirektorin Dr. Karin Fehres<br />

im Vorstand mitarbeiten.<br />

Unter dem Tagesordnungspunkt "Aktuelle<br />

Berichte" wurde u. a. <strong>der</strong> Sportentwicklungsbericht<br />

2007/2008 angesprochen.<br />

Weitere Themen waren u.a. das wissenschaftliche<br />

Verb<strong>und</strong>system <strong>und</strong> <strong>der</strong> Zielvereinbarungsprozess<br />

nach dem Steuerungsmodell<br />

Leistungssport. Hier befassten wir<br />

uns auch damit, wie die Positionierung<br />

deutscher Vertreter/innen in internationalen<br />

Gremien <strong>des</strong> Sports mittel- <strong>und</strong> langfristig<br />

verbessert werden kann.<br />

Das Präsidium gab seiner Hoffnung Ausdruck,<br />

dass die Universiade-Bewerbung<br />

Hamburgs für das Jahr 2015 weiter betrieben<br />

wird, zumal sie international schon jetzt<br />

große Anerkennung findet. Hamburg, das<br />

seinen Ruf als Sportstadt gerade in den<br />

letzten Jahren enorm gefestigt hat, wäre ein<br />

würdiger Ausrichter <strong>und</strong> eine gute Visitenkarte<br />

für den deutschen Sport.<br />

Die nächste DOSB-Mitglie<strong>der</strong>versammlung<br />

wird am Nikolaustag, dem 6. Dezember<br />

2008, in Rostock, <strong>der</strong> Parlamentarische<br />

Abend <strong>des</strong> deutschen Sports wird am 11.<br />

November 2008 in <strong>der</strong> rheinland-pfälzischen<br />

Lan<strong>des</strong>vertretung in Berlin stattfinden.<br />

Zudem gilt es, zwei wichtige Kongresse<br />

<strong>des</strong> DOSB anzukündigen: Am 25./26. Juli<br />

2008 findet in Berlin <strong>der</strong> erste Deutsche<br />

Olympische Sportkongress zum Thema<br />

"Sport als Spiegel <strong>und</strong> Vorbild <strong>der</strong> Gesellschaft"<br />

statt. Am 10./11. Oktober 2008 folgt<br />

ebenfalls in Berlin die Bun<strong>des</strong>konferenz<br />

Sportentwicklung.<br />

Deutsche Olympia-Sportler<br />

fahren perfekt ausgerüstet<br />

nach Peking<br />

Top modisch <strong>und</strong> mit mo<strong>der</strong>nster Sportkleidung<br />

ausgestattet werden die etwa 450<br />

deutschen Sportler sowie die 300 Mitglie<strong>der</strong><br />

<strong>des</strong> Funktionsteams im August ihre Reise zu<br />

den <strong>Olympischen</strong> Spielen in Peking antreten<br />

können. R<strong>und</strong> 100 Tage vor <strong>der</strong> Eröffnungsfeier<br />

präsentierten Mitglie<strong>der</strong> <strong>des</strong> deutschen<br />

Olympiateams am 30. April in <strong>der</strong> Messe<br />

Düsseldorf die Olympia-Ausrüstung 2008.<br />

"Die Ausstattung unserer Athleten entspricht<br />

höchsten Ansprüchen, sowohl den<br />

modischen Aspekt betreffend als auch die<br />

Funktionalität. Gemeinsam mit unseren<br />

Ausstattern wurde hier eine Linie gef<strong>und</strong>en,<br />

die allen Anfor<strong>der</strong>ungen gerecht wird",<br />

erklärte DOSB-Präsident Thomas Bach bei<br />

<strong>der</strong> Vorstellung in Düsseldorf.<br />

Die DOSB-Partner haben gemeinsam mit<br />

Athletenvertretern eine attraktive, hochmo<strong>der</strong>ne<br />

<strong>und</strong> innovativ-funktionale Olympiabekleidung<br />

für das deutsche Team zusammengestellt.<br />

Bei <strong>der</strong> Wettkampfbekleidung hat adidas<br />

besten Tragekomfort mit höchster Funktionalität<br />

verb<strong>und</strong>en, in einem klassisch<br />

mo<strong>der</strong>nen Look in Schwarz <strong>und</strong> Weiß. "Die<br />

Kleidung berücksichtigt natürlich die<br />

Witterungsbedingungen, die wir im August<br />

in Peking erwarten müssen. Darauf wurde<br />

beson<strong>der</strong>er Wert gelegt", sagte DOSB-<br />

Generaldirektor Michael Vesper, <strong>der</strong> das<br />

deutsche Thema in Peking als Chef de<br />

Mission anführen wird.<br />

Die Damen lässt Betty Barclay in cranberryfarbener<br />

Jacke <strong>und</strong> weißer Hose o<strong>der</strong> Rock<br />

zum Blickfang werden. Modisches Design<br />

verbindet sich mit frischen Farben <strong>und</strong><br />

temperaturausgleichenden Materialien zu<br />

einem passenden Begleiter bei allen sportlichen<br />

Anlässen. Und die Liebe zum Detail<br />

kommt auch nicht zu kurz: Hinten am<br />

Halsausschnitt sind silberne chinesische<br />

Schriftzeichen aufgedruckt, die für Glück<br />

<strong>und</strong> Erfolg stehen.<br />

Die Herren werden im sommerlich heißen<br />

Peking als offiziellen Anzug einen silberfarbenen<br />

Bäumler-Leinenanzug mit zusätzlicher<br />

weißer Leinenhose <strong>und</strong> den entsprechend<br />

abgestimmten Hemden im Gepäck<br />

haben, kombiniert mit einem handgenähten<br />

Topmodisch <strong>und</strong> bestens ausstaffiert wird sich die deutsche Olympiamannschaft im August in<br />

Peking präsentieren.<br />

71


Mokassin-Slipper o<strong>der</strong> einem sportiven<br />

Sneaker von Sioux.<br />

Zu <strong>der</strong> insgesamt 63 Teile umfassenden<br />

Ausstattung <strong>der</strong> Sportler gehören hochmo<strong>der</strong>ne<br />

<strong>und</strong> funktionale Ausrüstungsgegenstände<br />

aus den Bereichen Sport-, Freizeit<strong>und</strong><br />

Reisekleidung. Abger<strong>und</strong>et wird die<br />

Kollektion durch zahlreiche Accessoires wie<br />

Gürtel, Schuhe <strong>und</strong> Gepäckaufbewahrung.<br />

Präsentiert wurde die Olympia-Linie unter<br />

an<strong>der</strong>em von Annika Krahn (Fußball), Steffi<br />

Nerius (Leichtathletik/Speerwerfen), Clara<br />

Woltering (Handball), Danny Ecker (Leichtathletik/Stabhochsprung),<br />

Lars Börgeling<br />

(Leichtathletik/Stabhochsprung), Helge<br />

Meeuw (Schwimmen), Peter Joppich (Fechten/Florett),<br />

Christoph Dieckmann (Beachvolleyball),<br />

Julius Brink (Beachvolleyball),<br />

Eric Walther (Mo<strong>der</strong>ner Fünfkampf), Fanny<br />

Rinne (Hockey), Marion Rodewald (Hockey),<br />

Katharina Scholz (Hockey), Natascha Keller<br />

(Hockey), Kirsten Bruhn (Behin<strong>der</strong>tensport/<br />

Schwimmen), Christoph Burkard (Schwimmen).<br />

Der DOSB dankt in beson<strong>der</strong>er Weise dem<br />

Generalausrüster adidas, den Generalausstattern<br />

Bäumler <strong>und</strong> Betty Barclay, dem<br />

Herrenschuhausstatter Sioux sowie den<br />

Unternehmen Bodenschatz, nico <strong>und</strong><br />

Triumph für die gute Zusammenarbeit.<br />

Redaktionen, die Interesse an Bil<strong>der</strong>n von<br />

<strong>der</strong> heutigen Präsentation <strong>der</strong> Olympiabekleidung<br />

haben, wenden sich bitte an<br />

untenstehende Adresse.<br />

"Frauen tun dem Sport gut"<br />

Start frei für die Frauensportaktionswochen<br />

2008<br />

Ilse Rid<strong>der</strong>-Melchers, Vizepräsidentin <strong>des</strong><br />

<strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong> Sportbun<strong>des</strong><br />

(DOSB), <strong>und</strong> Bun<strong>des</strong>ges<strong>und</strong>heitsministerin<br />

Ulla Schmidt gaben am 29. Mai im Berliner<br />

Poststadion den Startschuss für die Frauensportaktionswochen<br />

2008. Das Motto <strong>der</strong><br />

Aktionswochen lautet "Frauen tun dem<br />

Sport gut". Gemeinsam mit Bun<strong>des</strong>ministerin<br />

Ulla Schmidt <strong>und</strong> Ilse Rid<strong>der</strong>-Melchers<br />

setzen sich zahlreiche prominente Frauen<br />

für das Ziel ein, mehr Frauen <strong>und</strong> Mädchen<br />

für die Bewegungsangebote in Vereinen <strong>und</strong><br />

für einen ges<strong>und</strong>en Lebensstil zu gewinnen.<br />

Unter ihnen: Sängerin <strong>und</strong> Schauspielerin<br />

Jeanette Bie<strong>der</strong>mann, die amtierende Kanu-<br />

Weltmeisterin Fanny Fischer, die mehrfache<br />

72<br />

Weltmeisterin im Eisschnelllauf Monique<br />

Garbrecht-Enfeldt, die Deutsche Handballmeisterin<br />

Ania Rösler <strong>und</strong> Rekord-Schwimmerin<br />

Sandra Völker.<br />

Den Rahmen <strong>der</strong> Auftaktveranstaltung<br />

gestaltete <strong>der</strong> Allgemeine Sport-Verein<br />

Berlin e.V. (ASV) mit zahlreichen Bewegungsangeboten.<br />

Viele Bürgerinnen <strong>und</strong><br />

Bürger informierten sich <strong>und</strong> begleiteten<br />

Bun<strong>des</strong>ges<strong>und</strong>heitsministerin Ulla Schmidt,<br />

DOSB- Vizepräsidentin Ilse Rid<strong>der</strong>-Melchers,<br />

den Präsidenten <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>sportbun<strong>des</strong><br />

Berlin Peter Hanisch sowie viele weitere<br />

Gäste beim 3.000-Schritte-Spaziergang vom<br />

Poststadion durch den nahegelegenen Fritz-<br />

Schloß-Park. Unterstützt wurde die Auftaktveranstaltung<br />

auch vom Lan<strong>des</strong>sportb<strong>und</strong><br />

Berlin <strong>und</strong> vom Verband Deutscher Mineralbrunnen<br />

(VDM).<br />

"Gemeinschaft erleben, sich entspannen,<br />

Stress abbauen, <strong>und</strong> vor allem mehr für die<br />

Fitness <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit tun - das erwarten<br />

Frauen vom Sport. Mit den bun<strong>des</strong>weiten<br />

Aktionswochen wollen wir zeigen, welche<br />

Vielfalt - von Klassik bis Trends - unsere<br />

Vereine heute anbieten. Das Bun<strong>des</strong>ges<strong>und</strong>heits-ministerium<br />

ist dafür ein hervorragen<strong>der</strong><br />

Partner", erklärte Ilse Rid<strong>der</strong>-Melchers,<br />

die Initiatorin <strong>der</strong> Aktionswochen.<br />

Bun<strong>des</strong>ges<strong>und</strong>heitsministerin Ulla Schmidt<br />

sagte: "Frauen, die sich im Verein fit halten,<br />

för<strong>der</strong>n die eigene Ges<strong>und</strong>heit, knüpfen<br />

wichtige soziale Kontakte <strong>und</strong> tragen dabei<br />

auch zum Miteinan<strong>der</strong> unterschiedlicher<br />

Kulturen in unserem Land bei. Ich wünsche<br />

mir, dass sich möglichst viele Mädchen <strong>und</strong><br />

Frauen, ganz gleich welcher kulturellen<br />

Herkunft, vom Spaß an gemeinsamer<br />

Bewegung im Verein anstecken lassen <strong>und</strong><br />

das als wichtigen Aspekt <strong>der</strong> Ges<strong>und</strong>heitsför<strong>der</strong>ung<br />

für sich entdecken."<br />

Bun<strong>des</strong>weit beteiligen sich bislang über<br />

sechzig Vereine. Während <strong>des</strong> Aktionszeitraumes<br />

vom 1. Juni 2008 bis zu den jeweiligen<br />

Sommerferien können sich interessierte<br />

Sportvereine unter www.die-praevention.de<br />

o<strong>der</strong> www.dosb.de mit ihren Aktionen für<br />

Frauen <strong>und</strong> Mädchen, darunter drei ges<strong>und</strong>heitsför<strong>der</strong>nde<br />

Schnupperkurse <strong>und</strong> ein<br />

3.000-Schritte-<br />

Spaziergang, zu den<br />

Frauensport-<br />

Aktionswochen<br />

2008 anmelden <strong>und</strong><br />

mitmachen. Alle<br />

teilnehmenden<br />

Vereine werden mit<br />

einem Aktionspaket<br />

unterstützt. Das<br />

Paket enthält Flyer,<br />

Plakate sowie<br />

Informationen zur<br />

Kampagne "Bewegung<br />

<strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit"<br />

<strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>ministeriums<br />

für<br />

Ges<strong>und</strong>heit. Unter<br />

den teilnehmenden<br />

Vereinen werden,<br />

nach Abschluss <strong>der</strong><br />

Aktionswochen, zehn Vereine ausgelost, die<br />

bei einem Treffen mit Bun<strong>des</strong>ges<strong>und</strong>heitsministerin<br />

Ulla Schmidt <strong>und</strong> DOSB-Vizepräsidentin<br />

Ilse Rid<strong>der</strong>-Melchers in Berlin von<br />

ihren Erfahrungen berichten können.<br />

Pressefotos zur Veranstaltung sowie weitere<br />

Statements, darunter auch Zitate <strong>und</strong> O-<br />

Töne <strong>der</strong> prominenten Unterstützerinnen,<br />

<strong>und</strong> Hinweise zu den teilnehmenden Vereinen<br />

finden Sie unter www.diepraevention.de.<br />

Werbung für Glücksspirale<br />

mit Beetle belohnt<br />

Für Olaf Müller aus Darritz Wahlendorf in<br />

Brandenburg hat sich <strong>der</strong> Einsatz für die<br />

Lotterie GlücksSpirale gelohnt: <strong>der</strong> Vorsitzende<br />

<strong>der</strong> Spvgg. Gühlen-Glienicke/Rägelin<br />

gewann einen VW New Beetle. Aus Tausenden<br />

von Einsendungen wurde Olaf Müller


als glücklicher Gewinner gezogen. DOSB-<br />

Generaldirektor Dr. Michael Vesper unterstrich<br />

bei <strong>der</strong> Ziehung <strong>der</strong> Preisträger Ende<br />

Mai in Frankfurt am Main die Bedeutung<br />

<strong>der</strong> Lotterie GlücksSpirale für den Sport:<br />

"Seit mehr als drei Jahrzehnten unterstützt<br />

die GlücksSpirale den organisierten Sport.<br />

Die Mittel werden sowohl im Spitzensport<br />

als auch im Breitensport eingesetzt. Für den<br />

Sport ist die GlücksSpirale in dieser Zeit zu<br />

einem echten Glücksfall geworden."<br />

Der deutsche Sport wirbt für die Lotterie<br />

GlücksSpirale mit Werbeanzeigen in Zeitun-<br />

gen <strong>und</strong> <strong>Zeitschrift</strong>en, beson<strong>der</strong>s im Bereich<br />

<strong>der</strong> Sportorganisationen, sowie mit einer<br />

Postenkartenbeilage, die im letzten Jahr in<br />

etlichen Lan<strong>des</strong>sportb<strong>und</strong>-<strong>Zeitschrift</strong>en<br />

eingelegt war. Wer die Aufkleber mit <strong>der</strong><br />

Aufschrift "GlücksSpirale. Leben nach Lust<br />

<strong>und</strong> Laune" abtrennte <strong>und</strong> als Werbung<br />

beispielsweise als Auto-Aufkleber o<strong>der</strong> als<br />

Aufkleber im Bereich <strong>der</strong> Sporthalle einsetzte<br />

<strong>und</strong> die Antwortkarte an den <strong>Deutschen</strong><br />

<strong>Olympischen</strong> Sportb<strong>und</strong> zurückschickte,<br />

nahm an <strong>der</strong> Verlosung teil. Neben dem VW<br />

New Beetle wurden noch drei Golfsets <strong>und</strong><br />

96 Sporttaschen verlost.<br />

Deutsches Sportabzeichen<br />

auf stabilem Kurs<br />

Der Deutsche Olympische Sportb<strong>und</strong> (DOSB)<br />

stellte am Freitag, 16. Mai 2008, in Frankfurt<br />

gemeinsam mit seinen Partnern, die BAR-<br />

MER, die Sparkassen-Finanzgruppe <strong>und</strong><br />

Ferrero mit <strong>der</strong> Marke "Kin<strong>der</strong>" die Zahlen<br />

zum <strong>Deutschen</strong> Sportabzeichen, den neuen<br />

Sportabzeichen-Wettbewerb <strong>und</strong> ein Sportabzeichen-Gewinnspiel<br />

für Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong><br />

Jugendliche vor.<br />

Die Zahlen <strong>der</strong> absolvierten Prüfungen zum<br />

<strong>Deutschen</strong> Sportabzeichen waren im Jahr<br />

2007 zwar leicht rückläufig, aber Walter<br />

Schneeloch, DOSB-Vizepräsident für Breitensport<br />

<strong>und</strong> Sportentwicklung, sieht den<br />

"deutschen Fitnessorden" dennoch auf<br />

einem guten Weg. "Der Zuspruch vor allem<br />

an den Schulen ist groß. Wir kommen damit<br />

unserem Ziel näher, bereits im Kin<strong>des</strong>- <strong>und</strong><br />

Jugendalter die Weichen für ein lebenslanges<br />

Sporttreiben zu stellen", sagte Schneeloch<br />

bei einem Pressegespräch im Clubheim<br />

<strong>der</strong> Frankfurter Ru<strong>der</strong>gesellschaft "Germania"<br />

von 1869.<br />

Der DOSB, die BARMER <strong>und</strong> Ferrero verzeichnen<br />

947.535 erfolgreich absolvierte<br />

Prüfungen im Jahr 2007. Das ist ein Minus<br />

gegenüber dem Vorjahr von 0,25 Prozent.<br />

"Allerdings stimmt uns das in <strong>der</strong> Gesamtheit<br />

nicht nachdenklich", erklärt Norbert<br />

Sudhoff von <strong>der</strong> BARMER, Deutschlands<br />

größter Krankenkasse <strong>und</strong> seit 30 Jahren<br />

Partner <strong>des</strong> DOSB beim <strong>Deutschen</strong> Sportabzeichen.<br />

"Schätzungen zufolge versuchen<br />

sich noch einmal so viele Menschen an den<br />

fünf Prüfungen, schaffen sie jedoch nicht."<br />

Auch die Soldaten <strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>wehr seien<br />

nur zum Teil in dieser Statistik erfasst. "Das<br />

Deutsche Sportabzeichen ist ein Markenzeichen,<br />

von dem manche Unternehmen nur<br />

träumen können", ergänzt Walter Schneeloch<br />

<strong>und</strong> fügt an, dass das einzige staatliche<br />

Ehrenzeichen für sportliche Leistungsfähigkeit<br />

<strong>und</strong> überdurchschnittliche Fitness einen<br />

Bekanntheitsgrad von 72 Prozent in <strong>der</strong><br />

Bevölkerung habe. Trotz dieser positiven<br />

Einschätzungen müsse die strukturelle<br />

Entwicklung bei den kommunalen Sportstätten,<br />

insbeson<strong>der</strong>e bei den Schwimmanlagen,<br />

Anlass zur Wachsamkeit sein, mahnt<br />

Schneeloch: "Voraussetzungen für das<br />

Training <strong>und</strong> die Abnahme <strong>der</strong> Prüfungen<br />

sind nun einmal funktionsfähige Sportplätze<br />

<strong>und</strong> Schwimmhallen. Vor allem in den<br />

Stadtstaaten verzeichnen wir eine dramatische<br />

Ausdünnung von Sportanlagen."<br />

Diesen negativen Trend gelte es zu stoppen.<br />

Der in diesem Jahr neu initiierte Sportabzeichen-Wettbewerb<br />

<strong>der</strong> Sparkassen-Finanzgruppe<br />

soll die Zahl <strong>der</strong> absolvierten Prüfungen<br />

wie<strong>der</strong> ansteigen lassen. Das sieht<br />

Werner Netzel, Geschäftsführen<strong>des</strong> Vorstandsmitglied<br />

<strong>des</strong> <strong>Deutschen</strong> Sparkassen<strong>und</strong><br />

Giroverban<strong>des</strong>, auch ein bisschen<br />

olympisch: "Als Partner <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong><br />

Olympiamannschaft <strong>und</strong> För<strong>der</strong>er <strong>des</strong><br />

<strong>Deutschen</strong> Sportabzeichens wollen wir mit<br />

dem Sportabzeichen-Wettbewerb den<br />

olympischen Gedanken auch auf den<br />

Breitensport übertragen. Gemeinsames Ziel<br />

mit dem DOSB ist es, noch mehr Menschen<br />

für den Sport zu begeistern <strong>und</strong> zur Teilnahme<br />

am Sportabzeichen zu motivieren.<br />

Wir gehen davon aus, dass es uns gemeinsam<br />

mit dem DOSB gelingen wird, in diesem<br />

Jahr erstmals die Hürde von einer Million<br />

abgelegter Sportabzeichen zu überspringen."<br />

Der bun<strong>des</strong>weite Sportabzeichen-<br />

Wettbewerb <strong>der</strong> Sparkassen-Finanzgruppe<br />

ist mit insgesamt 100.000 Euro Preisgeld<br />

dotiert. In den Kategorien Schule, Hoch-<br />

Der DOSB <strong>und</strong> seine Partner, die BARMER, die Sparkassen-Finanzgruppe <strong>und</strong> Ferrero stellten<br />

heute in Frankfurt am Main die Aktivitäten zum <strong>Deutschen</strong> Sportabzeichen vor: Walter Schneeloch,<br />

DOSB-Vizepräsident (li.), Werner Netzel, Geschäftsführen<strong>des</strong> Vorstandsmitglied <strong>des</strong><br />

<strong>Deutschen</strong> Sparkassen- <strong>und</strong> Giroverban<strong>des</strong> (re.) <strong>und</strong> Betty Heidler, amtierende Weltmeisterin im<br />

Hammerwerfen (2. von re.).<br />

73


schule, Sportverein <strong>und</strong> Unternehmen<br />

werden die Institutionen prämiert, die im<br />

Verhältnis zu ihrer Mitglie<strong>der</strong>zahl die<br />

meisten Sportabzeichen abgelegt haben. Die<br />

sportliche Leistung <strong>des</strong> Einzelnen soll auf<br />

diese Weise zum Erfolg <strong>des</strong> Teams beitragen.<br />

Die Teilnahme erfolgt über das Online-<br />

Portal www.sportabzeichen-wettbewerb.de .<br />

Der Wettbewerb läuft bis Herbst 2008.<br />

Unter dem Motto " Mach mit <strong>und</strong> gewinne"<br />

för<strong>der</strong>t auch Ferrero mit <strong>der</strong> Marke "Kin<strong>der</strong>"<br />

das Deutsche Sportabzeichen. Ein Gewinnspiel<br />

soll Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendliche im Alter<br />

von 8 bis 17 Jahren motivieren, sich sportlich<br />

aktiv zu betätigen. Wer bis zum 31.<br />

Oktober das Deutsche Sportabzeichen o<strong>der</strong><br />

min<strong>des</strong>tens drei Sportabzeichen-Disziplinen<br />

abgelegt hat, kann an <strong>der</strong> Verlosung teilnehmen<br />

<strong>und</strong> eine Sportausrüstung im Wert von<br />

250 Euro o<strong>der</strong> 2.500 Euro für die Klassenkasse<br />

gewinnen. "Im Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong> steht <strong>der</strong><br />

Spaß an <strong>der</strong> Bewegung, selbst wenn <strong>der</strong> Eine<br />

o<strong>der</strong> An<strong>der</strong>e das Ziel `Sportabzeichen´ auf<br />

Anhieb nicht erreicht", betont Wolfgang<br />

Krüger, Produktmanager von Ferrero.<br />

In Hannover ging am 28. Mai die Sportabzeichen-Tour<br />

2008 an den Start: Zum<br />

fünften Mal haben zehn Städte in zehn<br />

Bun<strong>des</strong>län<strong>der</strong>n den Zuschlag bekommen,<br />

das Deutsche Sportabzeichen in einer<br />

öffentlichkeitswirksamen Veranstaltung<br />

ihrer Bevölkerung zu präsentieren. Der<br />

Vormittag gehört dabei traditionell den<br />

Schulen. Am Nachmittag stellen sich unter<br />

an<strong>der</strong>en Mitglie<strong>der</strong> von Vereinen, Bedienstete<br />

von Bun<strong>des</strong>wehr <strong>und</strong> Polizei, Mitarbeiter<br />

<strong>und</strong> Mitarbeiterinnen von Unternehmen den<br />

fünf Prüfungen. Ob organisiert o<strong>der</strong> nicht:<br />

Je<strong>der</strong> ist willkommen, seinen ganz individuellen<br />

Fitnesstest abzulegen. Die Tour endet<br />

am 04. Juli in Finsterwalde (Brandenburg).<br />

Gegenüber <strong>der</strong> Frankfurter Skyline, direkt<br />

am Mainufer, demonstrierten DOSB-Vizepräsident<br />

Walter Schneeloch <strong>und</strong> die<br />

Repräsentanten <strong>der</strong> DOSB-Partner im<br />

Anschluss an das Pressegespräch den<br />

Fotografen ihre persönliche Fitness beim<br />

Radfahren, Inlineskaten <strong>und</strong> Ru<strong>der</strong>n. Mit<br />

dabei war auch Betty Heidler. Die amtierende<br />

Weltmeisterin im Hammerwerfen zeigte<br />

sich beeindruckt von den vielfältigen<br />

Aktivitäten r<strong>und</strong> um das Deutsche Sportabzeichen.<br />

"Was wir heute über das Deutsche<br />

Sportabzeichen gehört haben ist Anreiz<br />

genug deutlich zu sagen: Sehr gerne werde<br />

ich nach meinen Möglichkeiten das Deutsche<br />

Sportabzeichen unterstützen."<br />

74<br />

Informationen zum <strong>Deutschen</strong> Sportabzeichen<br />

im Internet: www.sportabzeichen.de<br />

DOSB kooperiert mit<br />

"Läuferland" Kenia<br />

Die Erfolge <strong>der</strong> Mittel- <strong>und</strong> Langstreckenläufer<br />

aus Kenia sind weltweit unerreicht<br />

<strong>und</strong> vielleicht trainieren auch bald deutsche<br />

Nachwuchs- <strong>und</strong> Spitzenläufer im Kip Keino<br />

High Performance Center. Im Gegenzug<br />

erhofft sich das westafrikanische Land<br />

deutsches Know-how bei <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung <strong>des</strong><br />

Frauenfußballs.<br />

Diese Visionen sind Teil eines Kooperationsabkommens,<br />

das DOSB-Präsident Thomas Bach<br />

<strong>und</strong> Kipjoge Keino, <strong>der</strong> Präsident <strong>des</strong> Kenianischen<br />

<strong>Olympischen</strong> Komitees (NOCK) Ende<br />

April in Peking unterzeichnet haben. "Wir<br />

freuen uns, mit unseren kenianischen Fre<strong>und</strong>en<br />

einen starken Partner in Afrika zu gewinnen,<br />

mit dem wir die Werte <strong>des</strong> Sports <strong>und</strong><br />

Olympias in konkreten Projekten verwirklichen<br />

können. Zugleich baut <strong>der</strong> DOSB damit sein<br />

Netzwerk internationaler Kooperationen<br />

weiter aus", sagte Bach. "Der deutsche Sport<br />

ist weltbekannt für sein Entwicklungs-Know-<br />

How, das er seit 40 Jahren unter an<strong>der</strong>em in<br />

vielen Län<strong>der</strong>n Afrikas zum Einsatz bringt.<br />

Deshalb freuen wir uns auf die Kooperation<br />

mit dem DOSB. Für ihr Gelingen spricht nicht<br />

zuletzt die Person Thomas Bachs, mit dem<br />

mich eine jahrelange Fre<strong>und</strong>schaft <strong>und</strong><br />

exzellente Zusammenarbeit im IOC verbindet",<br />

sagte Kipjoge Keino.<br />

Mit <strong>der</strong> Vereinbarung setzt <strong>der</strong> DOSB eine<br />

For<strong>der</strong>ung aus dem Arbeitsprogramm <strong>des</strong><br />

Präsidiums auf dem Gebiet <strong>der</strong> internatio-<br />

nalen Zusammenarbeit um. Angestrebt wird,<br />

bis Ende 2008 auf jedem Kontinent <strong>und</strong><br />

Subkontinent min<strong>des</strong>tens eine olympische<br />

Partnerschaft zu unterhalten, um die<br />

deutsche Position im internationalen Sport<br />

zu stärken. Mit Kenia konnte die erste<br />

Partnerschaft mit einem afrikanischen NOK<br />

eingegangen werden, eine weitere Kooperation<br />

mit dem senegalesischen NOK für den<br />

frankophonen Teil Afrikas wird vorbereitet.<br />

Vergleichbare Beziehungen existieren bereits<br />

in Europa (Polen), Ostasien (China, Japan)<br />

<strong>und</strong> auf <strong>der</strong> Arabischen Halbinsel (Saudi-<br />

Arabien). Zusätzliche Kooperationen in<br />

Vor<strong>der</strong>asien, Lateinamerika <strong>und</strong> Europa<br />

sollen das Netzwerk ausweiten.<br />

Herzstück <strong>der</strong> heutigen kenianischen<br />

Lauferfolge ist das Kip Keino High Performance<br />

Training Center, das zur Gruppe <strong>der</strong><br />

weltweit sieben vom Internationalen Leichtathletikverband<br />

IAAF anerkannten High<br />

Performance Trainingscenter gehört. Es soll<br />

geprüft werden, in welchem Umfang<br />

deutsche Sportler dort trainieren können. In<br />

den drei benachbarten Bildungseinrichtungen<br />

Kip Keino Children's Home, Elementary<br />

School <strong>und</strong> High School hatte das frühere<br />

NOK für Deutschland im Rahmen <strong>der</strong><br />

Sportentwicklungsprojekte von Auswärtigem<br />

Amt <strong>und</strong> deutschem Sport in <strong>der</strong><br />

Vergangenheit eine Sportwissenschaftlerin<br />

für zwei Projekte abgestellt. Der DOSB plant,<br />

im Rahmen <strong>der</strong> Kooperation weitere Projekte<br />

in Kenia zu organisieren. Eine Zusammenarbeit<br />

wird auf Wunsch <strong>der</strong> kenianischen<br />

Partner auch beim Frauenfußball<br />

angestrebt: Der DOSB hat eine konkrete<br />

Anfrage <strong>des</strong> NOCK-Präsidiumsmitglieds<br />

Fridah B. Shiroya bereits mit dem <strong>Deutschen</strong><br />

Fußballb<strong>und</strong> (DFB) erörtert, welcher seine<br />

gr<strong>und</strong>sätzliche Bereitschaft zur Zusammenarbeit<br />

erklärt hat.


Nachrichten <strong>der</strong> DOG<br />

Kin<strong>der</strong> laufen für Kin<strong>der</strong><br />

Die Auftaktveranstaltung <strong>des</strong> Spendenlaufes<br />

"Kin<strong>der</strong> laufen für Kin<strong>der</strong>" zugunsten <strong>der</strong><br />

SOS-Kin<strong>der</strong>dörfer fand am 27. April am<br />

Münchener Flughafen statt. Auch in diesem<br />

Jahr beteiligten sich Mädchen <strong>und</strong> Jungen<br />

aus den beiden Münchner Modellkin<strong>der</strong>gärten<br />

"Kin<strong>der</strong> bewegen" <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong><br />

<strong>Olympischen</strong> Gesellschaft. Begleitet <strong>und</strong><br />

angefeuert wurden sie auf <strong>der</strong> Strecke von<br />

ihrem Paten Christian Tröger, dem Olympiamedaillengewinner<br />

im Schwimmen <strong>und</strong><br />

DOG-Vizepräsidenten. Neben dem bayrischen<br />

Kultusminister <strong>und</strong> Schirmherr<br />

Siegfried Schnei<strong>der</strong>, ließen es sich TV-<br />

Mo<strong>der</strong>ator Tim Wilhelm sowie Schauspieler<br />

Bobby Bre<strong>der</strong>low nicht nehmen, gemeinsam<br />

mit r<strong>und</strong> 590 Schülerinnen <strong>und</strong> Schülern<br />

aus München <strong>und</strong> Umgebung möglichst<br />

viele R<strong>und</strong>en für Kin<strong>der</strong> in Not zu rennen.<br />

Unter dem Motto "Kleine Sieger auf flinken<br />

Sohlen" erliefen die Kin<strong>der</strong> einen Gesamtspendenbetrag<br />

von 11.660 Euro. Für jeden<br />

gelaufenen Kilometer spendeten Sponsoren,<br />

die sich die fünf- bis 14-jährigen Kin<strong>der</strong> im<br />

Vorfeld gesucht hatten, einen Betrag für die<br />

SOS-Kin<strong>der</strong>dörfer. Als kleines Dankeschön<br />

erhielt je<strong>des</strong> Kind eine Teilnahmeurk<strong>und</strong>e<br />

<strong>und</strong> ein T-Shirt.<br />

Umrahmt wurde die Benefizaktion von<br />

einem abwechslungsreichen Programm für<br />

die ganze Familie. Höhepunkt war dabei <strong>der</strong><br />

musikalische Auftritt afrikanischer Kin<strong>der</strong><br />

aus dem Waisenhaus Indawo Yentsikelelo in<br />

Kapstadt, die traditionelle südafrikanische<br />

Lie<strong>der</strong> <strong>und</strong> Tänze präsentierten. Zudem<br />

boten die zahlreichen Partner <strong>der</strong> Initiative<br />

"Kin<strong>der</strong> laufen für Kin<strong>der</strong>" verschiedene<br />

Mitmachaktionen an.<br />

"Faszination Olympia erleben"<br />

Mitglie<strong>der</strong>werbe-Aktion beendet<br />

Bis zum 15. Mai lief die diesjährige Mitglie<strong>der</strong>werbeaktion<br />

unter dem Motto "Faszination<br />

Olympia erleben". Insgesamt kann die<br />

DOG 132 neue Mitglie<strong>der</strong>, dank <strong>des</strong> Einsatzes<br />

unermüdlicher Werber, herzlich im Kreis<br />

<strong>der</strong> <strong>Olympischen</strong> Familie begrüßen!<br />

Die TOP 3 <strong>der</strong> stärksten Werber:<br />

1. Hans-Jürgen Bartsch<br />

2. Bettina Driesener<br />

3. Ulrike Ufert-Hoffmann / Peter von<br />

Löbbecke<br />

Die TOP 3 <strong>der</strong> stärksten Zweigstellen:<br />

1. DOG Berlin<br />

2. DOG Potsdam<br />

3. DOG Südnie<strong>der</strong>sachsen<br />

Die Verlosung <strong>der</strong> VIP-Tickets für die <strong>Deutschen</strong><br />

Meisterschaften in <strong>der</strong> Leichtathletik,<br />

die am 05. <strong>und</strong> 06. Juli in Nürnberg stattfinden,<br />

hat folgende Gewinner ergeben:<br />

Neumitglie<strong>der</strong>:<br />

David Buchholz, DOG Mittelbaden<br />

Siegmar Engel, DOG Potsdam<br />

Horst Heußel, DOG Südnie<strong>der</strong>sachsen<br />

Werber:<br />

Rainer Kapellen, DOG Oberschwaben<br />

Wolfgang Buss, DOG Südnie<strong>der</strong>sachsen<br />

Wir gratulieren allen Gewinnern <strong>und</strong> wünschen<br />

viel Spaß bei den <strong>Deutschen</strong> Meisterschaften<br />

<strong>und</strong> gleichzeitig den letzen Olympiaqualifikationswettkämpfen<br />

in Nürnberg.<br />

Kooperation Netzathleten.de<br />

Eine Kooperation <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>en Art konnte<br />

Ende Mai mit den Netzathleten.de geschlossen<br />

werden. Die Kommunikationsplattform<br />

für Sportler <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Sportarten hat<br />

insbeson<strong>der</strong>e durch die grün-blauen Armbän<strong>der</strong><br />

mit dem Aufdruck "Sports for<br />

human rights" in den vergangen Wochen<br />

Florian Calmbach <strong>und</strong> Stefan Pfannmöller<br />

(re.) freuen sich auf eine gute Zusammenarbeit<br />

mit <strong>der</strong> DOG im Sinne <strong>des</strong> Fair Play.<br />

für viel Aufmerksamkeit gesorgt. Der Grün<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Netzathleten.de, Stefan Pfannmöller,<br />

ist selber aktiver Sportler. Der Slalom-<br />

Kanute nahm bereits in Sydney (2000) <strong>und</strong><br />

in Athen (2004) erfolgreich an den <strong>Olympischen</strong><br />

Spielen teil. Auch in diesem Jahr tritt<br />

er in Peking an.<br />

"Fair Play steht auch bei den Netzathleten<br />

im Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong>, da gibt es nicht nur in <strong>der</strong><br />

farblichen Gestaltung unseres Fair Play<br />

Logos viele Zusammenhänge.", begründet<br />

Harald Denecken, Präsident <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong><br />

<strong>Olympischen</strong> Gesellschaft, die zukünftige<br />

Zusammenarbeit. Beson<strong>der</strong>s erfreut zeigt<br />

sich Denecken über ein Angebot <strong>der</strong> Netzathleten<br />

für die Zweigstellen: "Pro verkauftem<br />

Bändchen (1 Euro) erhält die jeweilige<br />

Zweigstelle eine Spende seitens <strong>der</strong> Netzathleten<br />

von 20 Cent. Dies sollte ein sportlicher<br />

Anreiz sein, ein Zeichen für Fair Play zu<br />

setzen!".<br />

75


Jugend<br />

Fair Play Botschafter beim<br />

Workshop in München<br />

Drei Tage lang bereiteten sich in München<br />

35 ausgewählte Fair Play Botschafter durch<br />

Workshops <strong>und</strong> Fachvorträge auf das<br />

Jugendlager zu den <strong>Olympischen</strong> Spielen in<br />

Peking vor. Vom 5. -20. August besuchen die<br />

Jugendlichen im Alter von 18 bis 27 Jahren<br />

Olympische Wettkämpfe, Diskussionsr<strong>und</strong>en<br />

Chinesischkurs mit Gunhild Kreb <strong>und</strong><br />

Zchichao Sun<br />

<strong>und</strong> internationale Häuser, um mit an<strong>der</strong>en<br />

Sportlern, Trainern, Betreuern <strong>und</strong> Volunteers<br />

ins Gespräch über die Fairness im<br />

Sport zu kommen <strong>und</strong> den Fair Play Gedanken<br />

zu verbreiten.<br />

Bereits in <strong>der</strong> Kennlernr<strong>und</strong>e wurde deutlich,<br />

welch außergewöhnlichen engagierten<br />

<strong>und</strong> vielschichtigen junge Menschen sich<br />

gegenüber mehr als 120 Bewerbern (weit<br />

mehr, die sich außerhalb <strong>der</strong> Altergrenze<br />

beworben hatten) aus ganz Deutschland für<br />

diese Fahrt durchgesetzt hatten.<br />

Auf Einladung <strong>des</strong> Geschäftsführers <strong>des</strong><br />

Eisenbahner Sportvereins (ESV) München,<br />

Alexan<strong>der</strong> Reiter, gastierten die Jugendlichen<br />

auf dem neuen Vereinsgelände. Der<br />

ESV ist mit 4.300 Mitglie<strong>der</strong>n einer <strong>der</strong><br />

größten Breitensportvereine Münchens.<br />

Zunächst stellte <strong>der</strong> Vorsitzende <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>jugendausschusses<br />

(BJA), Oliver Buttler,<br />

die Deutsche Olympische Gesellschaft mit<br />

<strong>des</strong>sen Tätigkeitsfel<strong>der</strong>n vor <strong>und</strong> gab<br />

Einblicke in die umfassende Arbeit <strong>der</strong><br />

DOG-Jugend. Als Olympiaspezialist brachte<br />

BJA-Mitglied Daniel M. Barbist die Faszination<br />

<strong>der</strong> <strong>Olympischen</strong> Spiele den Teilnehmern<br />

näher. In seiner Tätigkeit als ehrenamtlicher<br />

Mitarbeiter in mehreren Bewer-<br />

76<br />

berkomitees hatte<br />

er genügend Material,<br />

um die Teilnehmer<br />

ins Staunen zu<br />

versetzen. In einer<br />

weiteren Einheit<br />

erläuterte Barbist,<br />

weshalb Peking als<br />

Austragungsort<br />

ausgewählt wurde<br />

<strong>und</strong> nach welchem<br />

Verfahren eine<br />

solche Bewerbung<br />

bearbeitet wird. Die<br />

genaue Lage <strong>der</strong><br />

Wettkampforte <strong>und</strong><br />

eine Erläuterung zur<br />

Symbolik <strong>des</strong> Logos, <strong>der</strong> Medaillen <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Fackel durften hier nicht fehlen.<br />

Ein Fair Play Botschafter ist <strong>der</strong> gebürtige<br />

Chinese Zchichao Sun. Durch ihn wurden<br />

die an<strong>der</strong>en Teilnehmer mit <strong>der</strong> chinesische<br />

Kultur vertraut gemacht <strong>und</strong> er konnte<br />

außerdem die vielen anfallenden Fragen<br />

r<strong>und</strong> um China beantworten. Unter <strong>der</strong><br />

Anleitung von Zchichao Sun <strong>und</strong> Gunhild<br />

Kreb erfuhren die Fair Play Botschafter in<br />

einem kleinen Sprachkurs die wichtigsten<br />

Wörter <strong>und</strong> Sätze, um sich in Peking verständigen<br />

zu können.<br />

Auch materiell treten die Fair Play Botschafter<br />

dank <strong>der</strong> großzügigen Unterstützung<br />

durch den Sportbrillenhersteller<br />

Performer (MailShop GmbH) mit einer<br />

Sportsonnenbrille, einem Trinkrucksack<br />

sowie einem T-Shirt, als eine einheitliche<br />

Größe in Peking auf. Darüber hinaus<br />

konnte <strong>der</strong> BJA-Vorsitzende Oliver Buttler<br />

mit NIKE den offiziellen Ausrüstungspartner<br />

<strong>der</strong> Fair Play Botschafter vorstellen.<br />

"Beiden Firmen liegt <strong>der</strong> Fair Play Gedanke<br />

sehr am Herzen!", betonte Oliver Buttler.<br />

Den krönenden Tagesabschluss bildete eine<br />

Tour in 65 Meter<br />

Höhe über das<br />

Zeltdach <strong>des</strong> Olympiastadions<br />

- ein<br />

beson<strong>der</strong>es Highlight,<br />

das durch die<br />

Stadtgruppe <strong>der</strong><br />

DOG München in<br />

Zusammenarbeit<br />

mit <strong>der</strong> Olympiapark<br />

GmbH ermöglicht<br />

wurde.<br />

Am letzten Tag<br />

wurden zahlreiche<br />

Ein Highlight in schwindeln<strong>der</strong> Höhe auf dem Zeltdach <strong>des</strong> Münchener<br />

Olympiastadions.<br />

Formalitäten geklärt, bevor die Teilnehmer<br />

sich auf die Workshops "Fair Play" o<strong>der</strong><br />

"Presse" aufteilten. In kleinen Gruppen<br />

erarbeiteten sie Konzepte, die sie zu Hause<br />

verfeinern <strong>und</strong> in Peking umsetzen werden.<br />

Das Team "Presse" wird die Fahrt zu den<br />

olympischen Spielen sowohl mit einer<br />

Foto- als auch Videodokumentation begleiten.<br />

Das Workshopteam "Fair Play" erarbeitete<br />

zahlreiche Möglichkeiten, den Gedanken <strong>des</strong><br />

Fair Plays durch verschiedenste Aktionen<br />

greifbar darzustellen <strong>und</strong> vor Ort zu leben.<br />

Hierbei sind zur Umsetzung noch einige<br />

Sponsoren notwendig, um die interessanten<br />

Ideen in die Tat umsetzen zu können.<br />

"Wir haben bei <strong>der</strong> Suche nach unterstützenden<br />

Unternehmen lei<strong>der</strong> die eine o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e<br />

Enttäuschung hinnehmen müssen. Bis zum<br />

Abflug hoffen wir nun, dass sich weitere<br />

Unternehmen wie NIKE <strong>und</strong> Performer<br />

(MailShop GmbH) finden werden, die den so<br />

wichtigen Fair Play Gedanken unterstützen",<br />

hofft <strong>der</strong> stellv. BJA-Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>und</strong> Workshopleiter<br />

Dennis Buttler<br />

Marina Daub<br />

Die Fair Play Botschafter in ihrer Ausstattung.


Berlin<br />

Deutsch-Chinesischer Dialog<br />

beim 8. Ro<strong>und</strong>-Table-Talk<br />

"Offen miteinan<strong>der</strong> reden" lautete das<br />

Motto <strong>des</strong> 8. Ro<strong>und</strong>-Table-Talk "Olympia<br />

hautnah, zu dem die DOG Berlin den<br />

Botschaftsrat für Presse <strong>der</strong> Volksrepublik<br />

China, Herrn Zhang Junhui, im Eugen-<br />

Gutmann-Haus <strong>der</strong> Dresdner Bank AG<br />

begrüßte.<br />

73 Tage vor Eröffnung <strong>der</strong> XXIX. <strong>Olympischen</strong><br />

Sommerspiele hatte die DOG Berlin<br />

zu einem mit beson<strong>der</strong>er Spannung erwarteten<br />

Ro<strong>und</strong>-Table-Talk geladen. Zhang<br />

Junhui stand als Talkgast im Mittelpunkt<br />

<strong>der</strong> 8. Ro<strong>und</strong>-Table-R<strong>und</strong>e. Das Interesse an<br />

<strong>der</strong> Veranstaltung war so groß, dass - um<br />

die intime <strong>und</strong> exklusive Atmosphäre <strong>des</strong><br />

r<strong>und</strong>en Tisches zu wahren - einigen Mitglie<strong>der</strong>n<br />

sogar abgesagt werden musste.<br />

Schließlich drängelten sich dann aber<br />

immer noch über 40 Gäste aus Politik,<br />

Wirtschaft <strong>und</strong> dem Sport um den XXL-<br />

Tisch, um bei dem "off the record" Gespräch,<br />

d.h. ohne inhaltliche Medienberichterstattung,<br />

dabei zu sein. Zu den Gästen<br />

zählten u.a. Thomas Härtel, Staatssekretär<br />

für Sport, Dr. Jochen Zinner, Leiter <strong>des</strong><br />

Olympiastützpunktes Berlin <strong>und</strong> <strong>der</strong> für<br />

Peking bereits nominierte Berliner Schwimmer<br />

Benjamin Starke.<br />

Schweigeminute<br />

Peking hautnah. Zhang Junhui - Botschaftsrat für Presse <strong>der</strong><br />

Volksrepublik China (vorne Bildmitte), sorgte beim "DOG - Hauptstadt<br />

- Ro<strong>und</strong> -Table" für Informationen aus erster Hand.<br />

Nach einer kurzen Begrüßung rief Berlins<br />

DOG-Präsident, Hans-Jürgen Bartsch, alle<br />

Gäste zu einer Schweigeminute für die<br />

Opfer <strong>des</strong> Erdbebens in China auf. Sichtlich<br />

bewegt sprach <strong>der</strong> chinesische Presseattaché<br />

daraufhin <strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>republik Deutschland<br />

seinen aufrichtigen Dank für die<br />

geleisteten Hilfslieferungen <strong>und</strong> materiellen<br />

Unterstützungen aus. "Das wird China dem<br />

deutschen Volk<br />

nicht vergessen", so<br />

Diplomat Zhang.<br />

Mit dem Hinweis,<br />

dass es kein Zufall<br />

sei, dass dieser<br />

Ro<strong>und</strong>-Table-Talk<br />

<strong>der</strong> 8. seiner Art sei<br />

son<strong>der</strong>n eher ein<br />

gutes Omen für den<br />

Verlauf <strong>des</strong> Abends,<br />

startete Ulrike<br />

Ufert-Hoffmann,<br />

Ro<strong>und</strong>-Table-<br />

Initiatorin <strong>und</strong><br />

Mo<strong>der</strong>atorin <strong>der</strong><br />

R<strong>und</strong>e. Stünden die<br />

olympischen Spiele,<br />

entsprechend <strong>der</strong><br />

althergebrachten<br />

chinesischen Zahlenmystik<br />

mit <strong>der</strong><br />

Ziffer Acht unter gutem Vorzeichen, da sie<br />

als Glückzahl gelte <strong>und</strong> Reichtum <strong>und</strong> Glück<br />

brächte. "Daher werden die <strong>Olympischen</strong><br />

Spiele in Peking auch am 8.8.2008 um acht<br />

Uhr abends beginnen".<br />

Transparenz <strong>und</strong> offener Dialog<br />

Zhang Junhui streifte in seinem kurzweiligen<br />

Einführungsstatement<br />

alle relevanten olympischen<br />

<strong>und</strong> auch politischen Themenfel<strong>der</strong><br />

inklusive <strong>der</strong><br />

Tibetfrage <strong>und</strong> <strong>der</strong> Haltung<br />

Chinas zum Dalai Lama.<br />

Damit hatte er eine hervorragende<br />

Steilvorlage für alle<br />

anschließenden Fragen<br />

geliefert, die dann in r<strong>und</strong><br />

120 Minuten von den<br />

Gästen gestellt <strong>und</strong> lebhaft<br />

diskutiert wurden. Einen<br />

ganzen Fragenkatalog gab es<br />

naturgemäß zum Themenkomplex<br />

Olympische Spiele<br />

in Peking. Dazu nahm <strong>der</strong><br />

Diplomat, <strong>der</strong> über einen beeindruckenden<br />

deutschen Wortschatz verfügt, ausführlich<br />

Stellung <strong>und</strong> untermauerte die Antworten<br />

stets mit aussagekräftigem Zahlen- <strong>und</strong><br />

Faktenmaterial - insbeson<strong>der</strong>e zu den<br />

klimatischen Bedingungen während <strong>der</strong><br />

Spiele, <strong>der</strong> Umweltsituation in China, bis hin<br />

zum Umgang mit den Medien sowie zu<br />

politisch-ökonomischen Impulsen, die China<br />

sich vom Weltsportereignis Nummer 1<br />

erwarte.<br />

Beim anschließenden get-together mit an<br />

diesem Abend natürlich chinesischem Buffet<br />

<strong>und</strong> einem w<strong>und</strong>erbaren Blick vom Balkon<br />

<strong>des</strong> Eugen-Gutmann-Haus <strong>der</strong> Dresdner<br />

Bank auf das Brandenburger Tor, diskutierten<br />

die Gäste noch lange angeregt <strong>und</strong><br />

begeistert über diesen offenen <strong>und</strong> informativen<br />

Ro<strong>und</strong>-Table-Talk.<br />

Volker Schubert<br />

Cottbus<br />

Olympic Day Run mit vor<br />

zeitiger Premiere<br />

Obwohl <strong>der</strong> Gründungstermin <strong>des</strong> Internationalen<br />

<strong>Olympischen</strong> Komitees (IOC) erst<br />

am 23. Juni ist, fand <strong>der</strong> erste von insgesamt<br />

sieben Olympic Day Runs bereits am<br />

24. Mai im Rahmen <strong>des</strong> 17. Lausitzer<br />

Citylaufes statt.<br />

Insgesamt gingen 1388 Läuferinnen <strong>und</strong><br />

Läufer in <strong>der</strong> Cottbuser Innenstadt an den<br />

Start. Angefeuert von zahlreichen Zuschauern<br />

liefen selbst die Kleinsten (Bambini),<br />

teilweise an <strong>der</strong> Hand ihrer Eltern, in den<br />

Zielgarten vor dem Rathaus. Persönlich<br />

Teamgeist beim ersten Olympic Day Run in Cottbus.<br />

77


Erfolge spielten an diesem Tag ebenfalls<br />

eine kleine Rolle. Verbesserungen in <strong>der</strong><br />

Platzierung im Vorjahresvergleich wurden<br />

fanatisch gefeiert. Jedoch standen für alle<br />

Läufer <strong>der</strong> Spaß, das Mitmachen <strong>und</strong> das<br />

Miteinan<strong>der</strong> im Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong>.<br />

Dank <strong>der</strong> Unterstützung zahlreicher freiwilliger<br />

Helfer sowie dem nationalen Sponsor<br />

McDonalds blicken die Veranstalter, Stadtgruppe<br />

Cottbus, Stadt Cottbus <strong>und</strong> LC<br />

Cottbus e.V., auf einen erfolgreichen 17.<br />

Lausitzer Citylauf im Sinne <strong>der</strong> olympischen<br />

Idee.<br />

Halle an <strong>der</strong> Saale<br />

Hallescher Fairness-Preis<br />

Eine Initiative für Fairness im Sport haben<br />

im vergangenen Jahr die Zweigstelle Halle<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Stadtsportb<strong>und</strong> Halle e.V. gestartet.<br />

Gemeinsam schreiben sie für die Sportler<br />

<strong>und</strong> Vereine <strong>der</strong> Stadt den "Halleschen<br />

Fairness-Preis" aus.<br />

Aus den eingegangenen Vorschlägen <strong>des</strong><br />

Jahres 2007 wurde im April <strong>der</strong> Sportlerin<br />

Jasmin Fritz dieser Preis erstmalig verliehen.<br />

Kurz vor <strong>der</strong> Ziellinie stürzte die 11-jährige<br />

Kanutin mit ihrem Einerkajak<br />

bei den Ostdeutschen<br />

Meisterschaften im Mehrkampf.<br />

Geistesgegenwärtig<br />

schnappte sich Jasmin Fritz<br />

ihr Kajak, überschwamm die<br />

Ziellinie <strong>und</strong> sicherte dadurch<br />

die Mannschaftsmedaille<br />

für ihren Verein.<br />

Bei <strong>der</strong> Übergabe <strong>des</strong> Preises<br />

freute sich die junge Sportlerin<br />

nicht nur über den<br />

Wan<strong>der</strong>pokal son<strong>der</strong>n<br />

außerdem über 300 Euro<br />

Prämie.<br />

Auch im olympischen Jahr<br />

2008 wird <strong>der</strong> "Halleschen<br />

Fairness-Preis" verliehen.<br />

Über Vorschläge, die beispielhaftes,<br />

faires Verhalten aufweisen, nimmt die<br />

Stadtgruppe Halle in freudiger Erwartung<br />

entgegen. Der Gewinner wird dann zu<br />

Beginn <strong>des</strong> Jahres 2009 mit dem Preis<br />

ausgezeichnet.<br />

Matthias Lux<br />

78<br />

Hamburg<br />

Abschlussveranstaltung<br />

"Kin<strong>der</strong> bewegen"<br />

Gute Dinge brauchen Zeit, diese Zeit ist in<br />

Hamburg für das Projekt "Kin<strong>der</strong> bewegen"<br />

nunmehr lei<strong>der</strong> abgelaufen. Nach drei<br />

erfolgreichen Jahren lief das Projekt mit<br />

dem Partner O 2 <strong>und</strong> <strong>der</strong> Hamburger Zweigstelle<br />

aus. Zum Abschluss feierten die 130<br />

Kin<strong>der</strong> <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>tagesstätte "Alter Teichweg"<br />

nicht nur ein schönes Sportfest<br />

son<strong>der</strong>n freuen sich auch weiterhin über<br />

zahlreiche neue Sport- <strong>und</strong> Turngeräte <strong>und</strong><br />

einen neuen Bewegungsraum.<br />

Der sportliche Schwerpunkt <strong>der</strong> Abschlussveranstaltung<br />

waren verschiedene Übungsst<strong>und</strong>en<br />

im Hockey mit <strong>der</strong> Hamburger<br />

Hockey-Legende <strong>und</strong> ehemaligen Frauen-<br />

Nationaltrainerin, Greta Blunck. Die Kleinen<br />

waren von Anfang an Feuer <strong>und</strong> Flamme<br />

von dieser Sportart mit dem "Krummstock"<br />

<strong>und</strong> trugen mit stolzer Brust ihre "Kin<strong>der</strong><br />

bewegen" T-Shirts. Nacheinan<strong>der</strong> konnten<br />

durch den unermüdlichen Einsatz von Greta<br />

Blunck, mehrere Gruppen mit dem "Hamburger<br />

Nationalsport" bekannt gemacht. Auch<br />

<strong>der</strong> Fachfrau gefiel dieser Nachmittag, so<br />

Hamburger Hockey-Legende Greta Blunck mit Kin<strong>der</strong>n <strong>der</strong><br />

Kita "Alter Teichweg" beim sportlichen Teil <strong>der</strong> Abschlussveranstaltung.<br />

konnte sie gleich Ausschau nach Talenten<br />

halten. "Ich werde wie<strong>der</strong> vorbei schauen um<br />

den Kin<strong>der</strong>n meinen schönen Sport näher<br />

zubringen.", sagte Blunck. Nicht nur im<br />

sportlich aktiven Bereich soll eine Nachhaltigkeit<br />

dieser Partnerschaft bestehen bleiben,<br />

auch in an<strong>der</strong>en Bereichen planen <strong>der</strong><br />

Vorsitzende <strong>der</strong> DOG Hamburg, Thomas<br />

Metelmann, <strong>und</strong> die Leiterin <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>tagesstätte<br />

"Alter Teichweg", Petra Daszkowski,<br />

zukünftige Pläne. "Das Netzwerk <strong>der</strong> Zweigstelle<br />

Hamburger steht <strong>der</strong> Kita auch weiterhin<br />

zur Verfügung!" betont Metelmann.<br />

Damit ist klar, in Hamburg wird sich auch<br />

weiterhin etwas bewegen, denn gute Dinge<br />

sind zeitlos!<br />

Thomas Metelmann<br />

Frankfurt/Rhein-Main<br />

Olympischer Abend im Zeichen<br />

einer Zeitreise<br />

Auf den zweiten <strong>Olympischen</strong> Abend kann<br />

die Zweigstelle Frankfurt/Rhein-Main<br />

zusammen mit <strong>der</strong> IHK Frankfurt am Main<br />

mit dem hochkarätigen Referenten, Dr.<br />

Harald Schmid, zum Thema "Von <strong>der</strong> Antike<br />

bis Peking 2008 - eine Olympische Zeitreise"<br />

vor knapp 100 begeisterten Zuschauern<br />

erfolgreich zurückblicken.<br />

Neben den fre<strong>und</strong>lichen Begrüßungsworten<br />

stimmte Matthias Gräßle, Hauptgeschäftsführer<br />

<strong>der</strong> IHK, die Gäste bereits mit einigen<br />

beeindruckenden Fakten zu den <strong>Olympischen</strong><br />

Spielen ein. Nach einem kurzen<br />

Überblick über die Aktivitäten <strong>der</strong> DOG <strong>des</strong><br />

letzten Jahres, wie z.B. die Projekte "Kin<strong>der</strong><br />

bewegen" o<strong>der</strong> "Zu stark für Drogen", durch<br />

den Vorsitzenden <strong>der</strong> Zweigstelle Frankfurt/Rhein-Main,<br />

Karl Eyerkaufer, startete<br />

<strong>der</strong> ehemalige Hochleistungssportler, Dr.<br />

Harald Schmid, seinen äußerst interessanten<br />

Vortrag. Der Bronzemedaillengewinner über<br />

400m Hürden bei den <strong>Olympischen</strong> Spielen<br />

1984 in Los Angeles, versetzte das Publikum<br />

zu den Anfängen <strong>der</strong> <strong>Olympischen</strong> Spiele im<br />

alten Griechenland zurück.<br />

Die ca. 100 Zuhörer verfolgten die Präsentation<br />

eines außergewöhnlichen Projektes,<br />

dass Harald Schmid in dem antiken Trainingslager<br />

Elis sowie den umliegenden<br />

olympischen Stätten durchführte. Gemeinsam<br />

mit weiteren Sportlern wurde in einem<br />

Selbstexperiment geprüft, welche Bedingungen<br />

<strong>und</strong> Verhältnisse sowohl während <strong>der</strong><br />

sportlichen Wettkämpfe als auch bei <strong>der</strong><br />

Organisation von olympischen Spielen in <strong>der</strong><br />

Antike vorherrschten <strong>und</strong> welche Hürden<br />

damalige Sportler, Zuschauer, Trainier <strong>und</strong><br />

Schiedsrichter auf sich nehmen mussten, um<br />

an den Spielen teilnehmen zu können.


In seinem lebhaften Vortrag verwies er auf<br />

Parallelen zwischen <strong>der</strong> griechischen Antike<br />

<strong>und</strong> seiner Aktivenzeit als Olympiateilnehmer<br />

bzw. den anstehenden Wettkämpfen in<br />

Peking 2008. Im Anschluss an den Vortrag<br />

konnten die Gäste bei einem gemütlichen<br />

Imbiss die Gespräche <strong>und</strong> Diskussionen<br />

fortsetzen.<br />

Martin Woitschell<br />

Zu Gast beim Internationalen<br />

Stadionfest (ISTAF)<br />

Neben dem Wetter zeigte sich auch die<br />

Stimmung <strong>der</strong> mehr als 60.000 bun<strong>des</strong>weit<br />

zugereisten Zuschauer im Berliner Olympiastadion<br />

in "Rekord-Stimmung". Darunter die<br />

Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Zweigstelle Frankfurt/Rhein-<br />

Main sowie den Leichathletikfre<strong>und</strong>en aus<br />

den Vereinen ASC Darmstadt <strong>und</strong> TSG<br />

Marxheim. Das DKB-ISTAF war durch den<br />

Auftakt <strong>der</strong> Premiumserie eines <strong>der</strong> weltweit<br />

bedeuteten Meetings <strong>der</strong> Freiluftsaison <strong>der</strong><br />

internationalen Leichtathletik. Viele hochkarätige<br />

Spitzenathleten traten daher in Berlin<br />

an diesem Tag an. Darunter einige <strong>der</strong><br />

deutschen Topathleten wie Robert Harting,<br />

<strong>der</strong> Shootingstar <strong>der</strong> Hochsprungszene,<br />

Ariane Friedrich, die Hürdensprint-Newcomerin<br />

<strong>und</strong> Caroline Nytra, die 5000m-<br />

Läuferin. Für einige stand im Berliner Olympiastadion<br />

insbeson<strong>der</strong>e die DLV-Qualifikati-<br />

Hautnah dabei beim 71. ISTAF.<br />

on für ihre Teilnahme an den <strong>Olympischen</strong><br />

Spielen in Peking im Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong>.<br />

Nach <strong>der</strong> Ankunft in Berlin nutzen die<br />

mitgereisten Anhänger die Zeit bis zum<br />

Beginn <strong>des</strong> ISTAF, um sich Berlins Innenstadt<br />

o<strong>der</strong> die <strong>Olympischen</strong> Gedenkstätten bei<br />

strahlend blauem Himmel anzuschauen. Die<br />

ereignisreichen Wettbewerbe wurden von<br />

den DOG-Mitglie<strong>der</strong>n <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Anhängern<br />

mit großer Faszination mitverfolgt. Fast<br />

hautnah konnten die Topathleten bei ihren<br />

sportlichen Höhepunkten erlebt werden. Das<br />

Event war durchweg positiv, auch die<br />

anstrengende Busfahrt über 24-St<strong>und</strong>en<br />

hält nicht davon ab, diese Fahrt im nächsten<br />

Jahr zu wie<strong>der</strong>holen. "So ein tolles Highlight<br />

wollen wir auch ein zweites Mal miterleben",<br />

so Lisa Sterz <strong>und</strong> Claudia Leuckert,<br />

zwei DOG-Teilnehmerinnen.<br />

Mit dem 71. ISTAF hat Berlin erneut zeigen<br />

können, dass die Stadt gerüstet ist, für die<br />

Austragung <strong>der</strong> Leichtathletik WM 2009.<br />

Hochstift Pa<strong>der</strong>born<br />

Martin Woitschell<br />

Sechs neue Olympiakin<strong>der</strong>gärten<br />

dank <strong>der</strong> Unterstützung<br />

<strong>der</strong> Sparkasse<br />

Die Deutsche Olympische Gesellschaft<br />

Hochstift Pa<strong>der</strong>born <strong>und</strong> die Sparkasse<br />

Pa<strong>der</strong>born för<strong>der</strong>n im Rahmen <strong>des</strong> Projekts<br />

"Kin<strong>der</strong> bewegen" sechs Kin<strong>der</strong>gärten. "Weil<br />

mit <strong>der</strong> Bewegungserziehung <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Vermittlung von<br />

Bewegungsfreude<br />

nicht früh genug<br />

begonnen werden<br />

kann, ist die Sparkasse<br />

Pa<strong>der</strong>born<br />

gerne bereit, im<br />

Olympiajahr erstmalig<br />

dieses Projekt zu<br />

unterstützen", sagt<br />

Hans Laven, Vorstandsvorsitzen<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Sparkasse<br />

Pa<strong>der</strong>born.<br />

"Wir freuen uns sehr<br />

über die För<strong>der</strong>ung<br />

von insgesamt<br />

75.000 Euro, die wir von <strong>der</strong> Sparkasse<br />

Pa<strong>der</strong>born für das Modellprojekt erhalten.<br />

Über drei Jahre werden jeweils 25.000 Euro<br />

für die Schulung <strong>der</strong> Erzieherinnen <strong>und</strong> die<br />

Anschaffung von geeignetem Bewegungsmaterial<br />

investiert.", erläutert Margit Budde,<br />

Vorsitzende <strong>der</strong> DOG Hochstift Pa<strong>der</strong>born.<br />

Geför<strong>der</strong>t werden die Kin<strong>der</strong>tageseinrichtungen<br />

Pa<strong>der</strong>born-Dahl, Schwalbennest<br />

Pa<strong>der</strong>born, Römerstraße in Pa<strong>der</strong>born -<br />

Elsen <strong>und</strong> Domental in Büren sowie die<br />

Städt. Kin<strong>der</strong>gärten in Giershagen <strong>und</strong><br />

Lichtenau.<br />

Dr. Norbert Börste, Geschäftsführer <strong>der</strong> DOG<br />

Hochstift Pa<strong>der</strong>born: "Je<strong>der</strong> <strong>der</strong> beteiligten<br />

Kin<strong>der</strong>gärten erhält über einen Zeitraum<br />

von drei Jahren materielle, ideelle <strong>und</strong><br />

personelle Unterstützung. Beson<strong>der</strong>en Wert<br />

legen wir auf die Bewegungsför<strong>der</strong>ung <strong>und</strong><br />

die frühzeitige Vermittlung <strong>der</strong> olympischen<br />

Werte. Wir sind auf einem guten Weg <strong>und</strong><br />

freuen uns sehr über die För<strong>der</strong>ung durch<br />

die Sparkasse Pa<strong>der</strong>born."<br />

Kiel<br />

Ringvorlesung<br />

"Faszination Olympia"<br />

Das Institut für Sport <strong>und</strong> Sportwissenschaften<br />

veranstaltet im Sommersemester 2008 in<br />

enger Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> Zweigstelle<br />

Kiel eine Ringvorlesung mit dem Titel "Faszination<br />

Olympia - gestern, heute, morgen".<br />

Im Rahmen dieser Ringvorlesung wird das<br />

Thema Olympia in seinen zahlreichen<br />

Facetten durch verschiedenste Referenten<br />

aus unterschiedlichen Fach- <strong>und</strong> Themenbereichen<br />

dargestellt. So referiert aus Sicht<br />

eines Sportmediziners Prof. Dr. Burkhard<br />

Weisser sowohl zum Thema Doping <strong>und</strong><br />

Olympia als auch zum Thema Asthma <strong>und</strong><br />

Olympia. PD Dr. Martin Nolte deckt den<br />

sportjuristischen Bereich ab, in dem er sich<br />

die Frage stellt, ob es ein Recht auf die<br />

Teilnahme an <strong>Olympischen</strong> Spielen gibt. Der<br />

Olympiasieger von 1960 im Ru<strong>der</strong>-Achter<br />

<strong>und</strong> renommierte Sportphilosoph Prof. Dr.<br />

Dr. mult. Hans Lenk geht auf die Suche nach<br />

dem noch irgendwo verborgenen <strong>Olympischen</strong><br />

Geist. Auch PD Dr. Sven Güldenpfennig<br />

nimmt die Olympische Idee unter die<br />

Lupe, während Prof. Dr. Dr. h.c. Herbert<br />

Haag die sportpädagogische Komponente<br />

beleuchtet, er hinterfragt die Olympische<br />

Erziehung. Die geschichtliche Komponente<br />

wird durch Prof. Dr. Manfred Lämmer<br />

abgedeckt, in dem er die Rolle <strong>der</strong> <strong>Olympischen</strong><br />

Bewegung in Deutschland analysiert,<br />

während sich Prof. Dr. R. Kähler ökonomischen<br />

Aspekten widmet.<br />

79


Die Ringvorlesung hat als Referenten nicht<br />

ausschließlich Sporttheoretiker zu bieten,<br />

son<strong>der</strong>n auch die Sportpraxis ist eingeladen.<br />

So stellen <strong>der</strong> 49er-Segler Hannes<br />

Peckolt, <strong>der</strong> sich mit seinem Bru<strong>der</strong> Jan-<br />

Peter Peckolt für die <strong>Olympischen</strong> Spiele<br />

2008 qualifiziert hat, die Olympiakampagne<br />

<strong>der</strong> Gebrü<strong>der</strong> Peckolt vor. Des Weiteren<br />

gibt es einen Sportler-Talk, bei dem neben<br />

<strong>der</strong> mehrmaligen Olympiasiegerin Meike<br />

Evers auch die Segler Jörg Diesch <strong>und</strong><br />

Marcus Baur eingeladen sind. Ebenso<br />

werden <strong>der</strong> Olympiasieger von 1960 im<br />

Achter, Kraft Schepke, sowie die Silbermedaillen-Gewinnerin<br />

von 2000 im Windsurfen,<br />

Amelie Lux, <strong>der</strong> Sportlerr<strong>und</strong>e beiwohnen.<br />

Die ehemaligen <strong>und</strong> aktuellen Olympiateilnehmer<br />

berichten von ihren Erfahrungen<br />

bei den <strong>Olympischen</strong> Spielen, im<br />

Wettkampf, in <strong>der</strong> Vorbereitung <strong>und</strong> geben<br />

durch zahlreiche Bil<strong>der</strong> einen spannenden<br />

Einblick in das Leben eines Olympiasportlers.<br />

Die Vorlesung bietet wöchentlich ein<br />

spannen<strong>des</strong> Programm, das nicht nur<br />

Studierende <strong>und</strong> Wissenschaftler anspricht,<br />

son<strong>der</strong>n auch zahlreiche am Thema Olympia<br />

Interessierte in die Universität lockt.<br />

Die Termine zur Ringvorlesung sind auf <strong>der</strong><br />

Homepage www.dog-bewegt.de veröffentlicht.<br />

Miltenberg<br />

DOG-Leistungsplakette für<br />

den TV Kirchzell<br />

Eine beson<strong>der</strong>e Auszeichnung hat die<br />

Kreisgruppe Miltenberg vor einigen Wochen<br />

aushändigen können. Für die herausragende<br />

DOG-Kreisvorsitzende Rosi Dauphin bei <strong>der</strong><br />

Übergabe <strong>der</strong> Leistungsplakette an den<br />

Vorsitzenden <strong>des</strong> TV Kichzell, Stefan Schwab.<br />

80<br />

Vereinsarbeit überreichte die Kreisvorsitzende<br />

Rosi Dauphin die Leistungsplakette an<br />

den Vorsitzenden <strong>des</strong> Turnvereins Kirchzell,<br />

Stefan Schwab.<br />

Der TV Kirchzell feiert in diesem Jahr sein<br />

100-jähriges Gründungsjubiläum. Wurde in<br />

dem Dorfverein die ersten Jahre ausschließlich<br />

geturnt, so gibt es seit den 20er Jahren<br />

außerdem eine Leichtathletik- <strong>und</strong> Handballabteilung.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e unter den<br />

Handballern hat sich <strong>der</strong> Verein als eine<br />

wahre Größe etablieren können <strong>und</strong> betreibt<br />

diesen Sport mittlerweile leistungsmäßig.<br />

Etliche Erfolge in den letzten zwanzig Jahre<br />

konnten verbucht werden: die 1. Männermannschaft<br />

spielte von 2000 bis 2003 sowie<br />

in <strong>der</strong> Saison 2006/07 in <strong>der</strong> 2. Handballbun<strong>des</strong>liga.<br />

Derzeit belegt sie in <strong>der</strong> Regionalliga<br />

den 3. Tabellenplatz.<br />

Weitere Anerkennung erhält <strong>der</strong> TV Kirchzell<br />

vor allem für seine intensive Jugendarbeit.<br />

Die männliche B-Jugend wurde im Jahr<br />

1999 Deutscher Jugendmeister <strong>und</strong> die A-<br />

Jugendmannschaften <strong>der</strong> Jahre 1995 <strong>und</strong><br />

2004 konnten jeweils den <strong>Deutschen</strong> Vize-<br />

Meistertitel erringen. In <strong>der</strong> aktuellen Saison<br />

spielen im Verein 17 Jugendmannschaften<br />

<strong>und</strong> vier Erwachsenenteams - eine tolle<br />

Bilanz in einer Gemeinde mit knapp 2500<br />

Einwohnern!<br />

Georg Hess<br />

"Kin<strong>der</strong> bewegen" im<br />

Mittelpunkt<br />

Zu einer Fortbildung zum Thema "Kin<strong>der</strong><br />

bewegen" lud die Zweigstelle Miltenberg in<br />

Zusammenarbeit mit dem Staatlichen<br />

Schulamt Miltenberg ein. Vor den 40 begeisterten<br />

Teilnehmerinnen <strong>und</strong> Teilnehmern<br />

referierten die Sportpädagogin Sylvia<br />

Zuckriegel sowie Rebecca Kunz, Sportwissenschaftlerin<br />

von <strong>der</strong> Uni Karlsruhe, an<br />

diesem Abend über die Bewegungserziehung<br />

für Kin<strong>der</strong>. "Wir wollen insbeson<strong>der</strong>e<br />

unsere Erzieher/-innen <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>schullehrer/-innen<br />

für diesen Bereich weiter sensibilisieren.",<br />

sagt die Zweigstellenvorsitzende,<br />

Rosi Dauphin <strong>und</strong> unterstreicht somit die<br />

Bedeutung dieser Fortbildung. Sich dieser<br />

Bedeutung bewusst, waren auch die Gäste<br />

<strong>des</strong> Abends. Neben dem Landrat Roland<br />

Schwing <strong>und</strong> <strong>der</strong> Schulrätin Dorle Büsing<br />

nahmen Heinz-Peter Kehrer vom Vorstand<br />

<strong>der</strong> Sparkasse Miltenberg-Obernburg sowie<br />

Tosten Schork, seines Zeichen Sportbeauftragter<br />

im Landkreis Miltenberg, an dieser<br />

Veranstaltung teil.<br />

München<br />

För<strong>der</strong>ung von Nachwuchsathleten<br />

beschlossen<br />

Am Ende eines langen Anlaufs haben die<br />

Stadtgruppe München <strong>und</strong> ihre Partner<br />

Anfang Mai doch noch ihr Ziel gef<strong>und</strong>en. Im<br />

Weinkeller <strong>der</strong> Stadtsparkasse, die seit fünf<br />

Jahren die Gruppe unterstützt, wurde die<br />

Zweckerklärung für die neue För<strong>der</strong>initiative<br />

ProSport München (PSM) unterschrieben<br />

<strong>und</strong> anschließend mit einem leckeren<br />

Tropfen <strong>der</strong> Bank auf einen hoffentlich<br />

guten Weg gebracht. Alle wichtigen Medien<br />

<strong>der</strong> Lan<strong>des</strong>hauptstadt wurden über die<br />

Gründung von PSM informiert. Bei <strong>der</strong><br />

Unterzeichnung dabei waren unter an<strong>der</strong>en:<br />

Stadtgruppenvorsitzen<strong>der</strong> Joachim Ebener,<br />

Norbert Stellmach von <strong>der</strong> Ludwig-Koch-<br />

Stiftung, Klaus Pohlen vom Olympiastützpunkt<br />

Bayern (OSP) sowie die ehemaligen<br />

Olympiasportler Klaus Wolfermann <strong>und</strong><br />

Christian Tröger.<br />

In ProSport München sind vier bereits<br />

bestehende Münchner För<strong>der</strong>initiativen <strong>und</strong><br />

die DOG-Stadtgruppe mit dem Ziel gebündelt<br />

worden, Nachwuchsathleten aus<br />

München <strong>und</strong> Umgebung die Teilnahme an<br />

<strong>Olympischen</strong> Spielen <strong>und</strong> Paralympics zu<br />

ermöglich. Kandidaten sollen durch diese<br />

För<strong>der</strong>ung finanziell unterstütz werden, aber<br />

auch hinsichtlich einer beruflichen Planung<br />

Hilfe erhalten. Anlaufstelle ist <strong>der</strong> Olympiastützpunkt<br />

im Münchner Olympiapark. Jetzt<br />

warten die PSM-Initiatoren gespannt auf<br />

ein erstes Echo.<br />

Schon vor <strong>der</strong> Gründung von ProSport<br />

München hat <strong>der</strong> Nachwuchsprinter Christian<br />

Blum (20), deutscher Hallenmeister<br />

2007, ein DOG-Stipendium erhalten. Dass<br />

Blum, <strong>der</strong> im vergangenen Sommer wegen<br />

einer Verletzung die WM in Osaka verfehlt<br />

hatte, nun jedoch wie<strong>der</strong> guten Mutes<br />

Richtung Peking schaut, gern auch bereits<br />

ist, zurück zu geben, bewies er beim "Sportaculum<br />

2008" in <strong>der</strong> Olympiahalle. Bei<br />

diesem Fest <strong>der</strong> bayerischen Schulen stellte<br />

er sich für eine gemeinsame Aktion <strong>der</strong><br />

DOG-Stadtgruppe <strong>und</strong> <strong>des</strong> Olympiastützpunktes<br />

zur Verfügung. Mit Schülern


Nach dem Münchner "Sportaculum 2008", bei dem auch die DOG-Stadtgruppe repräsentierte,<br />

sammelten Bayerns Kultusminister Siegfried Schnei<strong>der</strong> (ganz links) <strong>und</strong> DOG-<br />

Schatzmeister Joachim Ebener (4.v.l.) Olympiasieger um sich (v.l. neben Schnei<strong>der</strong>): Peter<br />

Utzschnei<strong>der</strong> (Bob, 1972), Janis Lusis (Lettland, Speer, 1968), Klaus Wolfermann (Speer,<br />

1972), Susi Erdmann (Rodeln/Bob, Silber, Bronze 1992/94, 2002), Heide Ecker-Rosendahl<br />

(Weit, 4x100 m, 1972), Markus Wasmeier (Ski alpin, 1994), Wolfgang Zimmerer (Bob, 1972),<br />

Paul Barth (Judo, Bronze 1972), Renate Stecher (Sprint, 1972), Erhard Keller (Eisschnell,<br />

1968, 1972), Hilde Gerg (Slalom 1988), Stefan Gaisreiter (Bob, Bronze 1972), Alois Schlo<strong>der</strong><br />

(Eishockey, Bronze 1976).<br />

beteiligte Blum sich am Lichtschranken-<br />

Sprint über 10 Meter. Ihr gemeinsames<br />

Motto war das Leitmotiv <strong>der</strong> DOG: Leistung<br />

macht Spaß!<br />

Michael Gernandt<br />

Odenwaldkreis<br />

Stabwechsel<br />

Einen Führungswechsel hat es nach<br />

19-jähriger Amtszeit <strong>des</strong> ausscheidenden<br />

Präsidenten bei <strong>der</strong> Kreisgruppe Odenwald<br />

gegeben. Johann Weyrich übernimmt den<br />

Vorsitz <strong>und</strong> löst damit Hubert Hey ab. Hey,<br />

<strong>der</strong> auf einstimmiges Votum <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong><br />

zum Ehrenvorsitzenden ernannt wurde,<br />

bleibt durch das Amt <strong>des</strong> Schatzmeisters<br />

weiterhin im geschäftsführenden Vorstand.<br />

Sein Nachfolger Johann Weyrich möchte<br />

durch die Unterstützung seiner Vorstandsmitglie<strong>der</strong><br />

die erfolgreiche Arbeit Heys<br />

fortführen, um den olympischen Gedanken<br />

weiterzutragen. Als Jugendwart fungiert<br />

Benjamin Bessert <strong>und</strong> als Pressewart Gerd<br />

Waßner. Dem Beirat gehören Peter Falter,<br />

Georg Hofferberth, Walter Karg, Karl Geyer,<br />

Wilfred Gutjahr, Willi Hartmann, Ute Schodterer,<br />

Philipp Schmidt, Ertun Sahin <strong>und</strong><br />

Manfred Kirschner an. Sie alle sollen Aufgaben<br />

wahrnehmen, beziehungsweise bei<br />

Aktionen mitwirken. Diese Verteilung <strong>der</strong><br />

Arbeiten auf viele Schultern nannte Weyrich<br />

nämlich als unabdingbar, um die Aktivitäten<br />

<strong>der</strong> Kreisgruppe Odenwald im Sinne <strong>des</strong><br />

scheidenden Vorsitzenden Hey in <strong>der</strong> seither<br />

gewohnten Form<br />

<strong>und</strong> Fülle weiterführen<br />

zu können.<br />

Weyrich bat die<br />

Vorstandsmitglie<strong>der</strong><br />

um Mitarbeit, dann<br />

könne <strong>der</strong> olympische<br />

Gedanke im<br />

Odenwaldkreis<br />

weitergetragen<br />

werden.<br />

Der scheidende<br />

Vorsitzende Hey<br />

ging bei seinem<br />

Rückblick auf das<br />

vergangene Jahr<br />

auf die Patenschaften<br />

mit den Kin<strong>der</strong>gärten<br />

ein, ebenso<br />

auch auf die Aktion<br />

"Junge Könner brauchen Gönner" <strong>und</strong> die<br />

damit verb<strong>und</strong>ene Spendenaktion. Er<br />

streifte auch das Thema Integration, bei<br />

dem die Kreisgruppe im vergangenen Jahr<br />

mit einem Fußballspiel in Zell zwischen<br />

deutschen <strong>und</strong> türkischen Jugendlichen<br />

erste Aktivitäten initiierte. Auf das vorgesehene<br />

Referat <strong>des</strong> Höchster Bürgermeisters<br />

Rainer Guth zur Integration wurde<br />

aus zeitlichen Gründen verzichtet. Es wird<br />

dazu eine eigene Veranstaltung <strong>der</strong> Kreisgruppe<br />

Odenwald geben, zu <strong>der</strong> dann die<br />

breite Öffentlichkeit eingeladen werden<br />

soll.<br />

Kreativwettbewerb im<br />

Olympiajahr<br />

Den olympischen Gedanken in die Schulen<br />

tragen <strong>und</strong> mit Leben erfüllen, diese Idee<br />

<strong>des</strong> langjährigen Vorsitzenden <strong>der</strong> Kreisgruppe<br />

Odenwald <strong>und</strong> jetzigen Ehrenvorsitzenden,<br />

Hubert Hey, ist dieser Tage im<br />

Gymnasium Michelstadt umgesetzt worden.<br />

Zwei Sportför<strong>der</strong>klassen <strong>der</strong> Schule<br />

mit den Lehrkräften Monique André <strong>und</strong><br />

Horst Müller griffen die Offerte <strong>des</strong> DOG-<br />

Beauftragten für die Schulen, Manfred<br />

Kirschner, auf <strong>und</strong> beteiligten sich im<br />

Olympiajahr 2008 an einem Kreativwettbewerb,<br />

für den jetzt die Preise durch Kirschner<br />

<strong>und</strong> den neuen DOG-Vorsitzenden<br />

Johann Weyrich im Beisein von Schulleiter<br />

Johann A<strong>der</strong>hold <strong>und</strong> Konrektor Gunter<br />

Eckart, den Lehrkräften <strong>und</strong> etlichen Eltern<br />

verliehen wurden.<br />

Ein Modell <strong>des</strong> Olympiastadions Peking haben Robin <strong>und</strong> Carolin<br />

Schnell gebastelt. Sie erhielten ihre Auszeichnung durch die beiden<br />

DOG-Vertreter Johann Weyrich <strong>und</strong> Manfred Kirschner sowie<br />

Konrektor Gunter Eckart <strong>und</strong> Schulleiter Johann A<strong>der</strong>hold.<br />

81


Die künstlerischen Ergebnisse <strong>des</strong> Kreativwettbewerbes<br />

sind durch eine Ausstellung<br />

veröffentlicht worden. Alle Teilnehmer<br />

erhielten ein kleines Erinnerungsgeschenk<br />

<strong>und</strong> für beson<strong>der</strong>s gute Ideen wurden<br />

Eintrittskarten zu Sportveranstaltungen in<br />

<strong>der</strong> Region durch eine Jury vergeben, die<br />

von Gunter Eckart, Peter Falter <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Sparkasse Odenwaldkreis gestiftet worden<br />

waren.<br />

"Wir wollen nicht nur den olympischen<br />

Gedanken för<strong>der</strong>n, son<strong>der</strong>n auch einen<br />

Beitrag leisten, um die Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugend<br />

für den Sport zu bewegen", so Weyrich, <strong>der</strong><br />

den Wunsch äußerte, diesen Wettbewerb<br />

zu wie<strong>der</strong>holen. Fair Play, Teamgeist <strong>und</strong><br />

Integration; für diese olympischen Werte<br />

wolle sich die Kreisgruppe Odenwald<br />

einsetzen, so Kirschner, <strong>der</strong> überrascht war<br />

von <strong>der</strong> Vielfalt <strong>der</strong> Ideen, die die Schülerinnen<br />

<strong>und</strong> Schüler umgesetzt hatten.<br />

Keine leichte Aufgabe hatte die Jury, die<br />

Kreativität, die Durchführung <strong>und</strong> Gestaltung<br />

sowie die Aussagekraft <strong>der</strong> Arbeiten<br />

zu bewerten.<br />

Gerd Waßner<br />

"Kleines Sportabzeichen"<br />

an Höchster Kin<strong>der</strong>gärten<br />

Die drei Höchster Kin<strong>der</strong>gärten Steinmetzstraße,<br />

Am See sowie Hetschbach trafen<br />

sich mit den Vorschulkin<strong>der</strong>n in <strong>der</strong> TSV-<br />

Turnhalle, um dort wie im vergangenen Jahr<br />

das kleine Sportabzeichen abzulegen.<br />

Initiiert wurde diese Veranstaltung von dem<br />

Patenkin<strong>der</strong>garten in <strong>der</strong> Steinmetzstraße.<br />

Motiviert gingen die Kin<strong>der</strong> die 6 Übungen<br />

an: Einbeinstehen, Balancieren rückwärts,<br />

Seitliches Hin- <strong>und</strong> Herspringen, Rumpfbeuge,<br />

Standweitsprung <strong>und</strong> Liegestütze. Stolz<br />

hielten sie nach bestandener Prüfung die<br />

Urk<strong>und</strong>e in ihren Händen <strong>und</strong> freuen sich<br />

zusammen mit dem Ehrenvorsitzenden<br />

Hubert Hey schon auf eine Wie<strong>der</strong>holung<br />

im nächsten Jahr.<br />

Als Vertreter <strong>der</strong> Kreisgruppe Odenwald<br />

begrüßte Georg Hofferberth die Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong><br />

hob in einer kleinen Ansprache die Bedeutung<br />

<strong>der</strong> sportlichen Betätigung unter dem<br />

Motto "Leistung lohnt sich" hervor. Mit<br />

einer kleinen Geldspende unterstützte die<br />

Zweigstelle Odenwald diese gemeinsame<br />

Veranstaltung.<br />

Georg Hofferberth<br />

82<br />

Odenwald-Tauber<br />

Dopingdiskussion mit wissenschaftlichen<br />

Diskutanten<br />

In Kooperation mit dem Kreisjugendring<br />

Main-Tauber <strong>und</strong> <strong>der</strong> Sportjugend im<br />

Tauberkreis hatte die Zweigstelle Odenwald-<br />

Tauber zu einer hochkarätig besetzten<br />

Diskussionsr<strong>und</strong>e zu dem brennenden<br />

Thema "Alltag, Schule <strong>und</strong> Sport ohne<br />

Doping?" nach Lauda-Königshofen eingeladen.<br />

Unter <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ation von Schulrat<br />

Karsten Burkard präsentierten ihre überzeugenden,<br />

aber teilweise auch besorgniserregenden<br />

Erkenntnisse <strong>und</strong> Einblick: Rolf<br />

Järmann, Schweizer Ex-Radprofi, Dr. Harald<br />

Schmid, mehrmalige Vize-Weltmeister über<br />

400 m Hürden, Dr. Franz Hoch, Chirurg<br />

<strong>und</strong> mehrfacher deutscher Degen-Mannschaftsmeister,<br />

<strong>und</strong> Sportmediziner Dr.<br />

Volker Dotzel.<br />

Professor Dr. Gerhard Treutlein, als Leiter<br />

<strong>des</strong> Heidelberger Instituts für Dopingprävention<br />

eine Koryphäe im Kampf gegen den<br />

Doping-Sumpf, sorgte mit Feststellungen<br />

wie "zu lösen ist dieses Problem ohnehin<br />

nicht" o<strong>der</strong> "es wird mehr <strong>und</strong> vielfältiger<br />

gedopt als allgemein angenommen wird"<br />

sogleich für deutliche Worte. Die Politiker<br />

nehmen das Thema nicht ernst genug,<br />

genau wie in <strong>der</strong> Gesellschaft ein gr<strong>und</strong>sätzlicher<br />

Wandel erreicht werden müsse,<br />

um <strong>des</strong> Problems einigermaßen Herr zu<br />

werden. Es könne auf diesem Sektor gar<br />

nicht genug Aufklärung betrieben werden,<br />

denn das direkte Umfeld ist in erster Linie<br />

dafür entscheidend, wie im Sport mit dieser<br />

Thematik umgegangen werde.<br />

In einer spannenden <strong>und</strong> informativen<br />

Diskussionsr<strong>und</strong>e mit interessanten <strong>und</strong><br />

aufrüttelnden Eindrücken, ließ Rolf Järmann<br />

verlauten "Für mich war <strong>der</strong> Einstieg die<br />

größte Hürde, denn als Jugendlicher hatte<br />

ich schon ein schlechtes Gewissen bei <strong>der</strong><br />

Einnahme von Vitamintabletten". Er habe<br />

sich letztlich dem Teamdruck gebeugt "weil<br />

ich als Profi ja Erfolg haben musste", zeigte<br />

aber nach seinem öffentlichen Bekenntnis<br />

nach dem Rücktritt deutliche Erleichterung.<br />

"Es geht im Sport auch sauber. Ich bin<br />

während meiner Laufbahn nie mit Doping in<br />

Berührung gekommen, das war für mich eine<br />

fremde Welt", meinte Harald Schmid, <strong>der</strong><br />

auch auf die Bedeutung <strong>der</strong> Trainer <strong>und</strong><br />

Vorbil<strong>der</strong> für Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendliche verwies:<br />

"Leistungssportler sollten in <strong>der</strong> Öffentlichkeit<br />

eine Vorbildfunktion einnehmen!". Nicht<br />

von ungefähr engagiert sich <strong>der</strong> ehemalige<br />

Spitzensportler heute in <strong>der</strong> Kampagne<br />

"Kin<strong>der</strong> stark machen" <strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>zentrale<br />

für ges<strong>und</strong>heitliche Aufklärung.<br />

Den irrsinnigen Einfluss <strong>der</strong> Werbung im<br />

Sport <strong>und</strong> auf die Jugend bedauerte Dr.<br />

Franz Hoch. Er erwartet bei den Spielen in<br />

Peking einerseits gigantisches in Sachen<br />

Doping-Kontrollen, aber dopingfrei werden<br />

die Spiele beileibe nicht sein. Dr. Volker<br />

Dotzel bemängelte, dass hinsichtlich Dopings<br />

immer noch vieles schöngeredet<br />

werde, <strong>und</strong> dass es noch immer keine<br />

weltweit einheitlichen Trainings-Kontrollsysteme<br />

gebe.<br />

Auch wi<strong>der</strong>sprüchliche Aspekte för<strong>der</strong>te die<br />

Diskussion zu Tage. So bestritt Dr. Harald<br />

Schmid den Zwang, sich auf unehrliche Art<br />

einen Vorteil zu verschaffen, das sei vielmehr<br />

letztlich immer eine persönliche<br />

Entscheidung. Obwohl das Thema Doping<br />

heute einen immer breiteren Raum einnehme,<br />

"gibt es auch heute noch Sportler, die<br />

sich im Training bis zur Schmerzgrenze<br />

quälen können.", stellte Dr. Volker Dotzel<br />

fest. Professor Dr. Treutlein plädierte dafür,<br />

dass alle Mittel von staatlicher Seite in den<br />

Jugendsport fließen sollten. Es sei zwingend<br />

notwendig, den Nachwuchs wie<strong>der</strong> für die<br />

richtige Gr<strong>und</strong>einstellung zu gewinnen <strong>und</strong><br />

davon zu überzeugen, "dass Spitzensport<br />

auch sauber betrieben werden kann!",<br />

resümierte Dr. Harald Schmid. Aufklärung<br />

<strong>und</strong> Prävention sei wichtig <strong>und</strong> notwendig,<br />

könne gar nicht intensiv <strong>und</strong> breit genug<br />

betrieben werden, da die ganze Gesellschaft<br />

sensibilisiert werden müsste, so die Überzeugung<br />

de Diskutanten <strong>und</strong> die Quintessenz<br />

einer trotz ernster Problematik kurzweilig<br />

<strong>und</strong> viel zu schnell verlaufenen<br />

Diskussionsr<strong>und</strong>e.<br />

Walter Jaufmann<br />

Pfalz<br />

Generationenlauf mit<br />

Olympiasieger<br />

Zum bereits vierten Mal fand <strong>der</strong> Generationenlauf<br />

<strong>des</strong> Kin<strong>der</strong>gartens "Villa Kunterbunt"<br />

in Neuhofen in <strong>der</strong> Nähe von Ludwigshafen<br />

statt. Die Leiterin, Frau Hollich,


<strong>und</strong> ihre Mitarbeiterinnen freuten sich vor<br />

allem über die Teilnahme <strong>des</strong> Olympiasiegers<br />

Dr. Alois Bierl. Dieser errang in seiner<br />

aktiven Ru<strong>der</strong>karriere mehrere nationale<br />

<strong>und</strong> auch internationale Titel. So gewann<br />

er im Ru<strong>der</strong>-Vierer bei den <strong>Olympischen</strong><br />

Spielen im Jahr 1972 in München die<br />

Goldmedaille. Nicht nur für die Kin<strong>der</strong> war<br />

dieser Tag ein ganz beson<strong>der</strong>es Ereignis,<br />

gerade die Erwachsenen genossen die<br />

läuferische Herausfor<strong>der</strong>ung gegen einen<br />

Olympiasieger. Dass nicht nur Bierl als<br />

Vorstandmitglied <strong>der</strong> Zweigstelle Pfalz die<br />

Arbeit mit Kin<strong>der</strong>n sehr am Herzen liegt,<br />

son<strong>der</strong>n auch <strong>der</strong> Gemeinde Neuhofen,<br />

zeigte die Anwesenheit von Bürgermeister<br />

Gerhard Frey. Carlo von Opel, Vorsitzen<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> DOG Pfalz, konnte am Ende <strong>der</strong> Veranstaltung<br />

außerdem berichten, dass dem<br />

Wunsch <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>gartenleitung, die<br />

<strong>Olympischen</strong> Spiele für Kin<strong>der</strong> im kommenden<br />

Jahr zusammen mit <strong>der</strong> Zweigstelle<br />

Pfalz durchzuführen, gerne gefolgt wird.<br />

Tatkräftige Unterstützung bei einer notwendigen<br />

Lärmdämmung im Sportraum<br />

konnte über die Zweigstelle bereits erfolgen.<br />

Schwarzwald-Bodensee<br />

116 Ehrungen erfolgreicher<br />

Sportler <strong>und</strong> verdienter<br />

Funktionäre<br />

Zum mittlerweile 35. Mal hat die Stadt<br />

Tuttlingen am Samstagabend ihre erfolgreichen<br />

Sportler <strong>und</strong> Sportlerinnen<br />

geehrt. Internationales Format besaß in<br />

etlichen Fällen auch die Erfolgsbilanz <strong>der</strong><br />

116 Asse aus 16 Sportarten, die von <strong>der</strong><br />

Stadt ausgezeichnet wurden <strong>und</strong> als<br />

Präsent einen Rucksack sowie ein Funktionsshirt<br />

<strong>des</strong> Stadtverbands für Sport<br />

erhielten.<br />

Das gute Abschneiden im Jahr 2007 wäre<br />

freilich, so betonte Oberbürgermeister<br />

Michael Beck, nicht ohne die Vielzahl aktiver<br />

Vereine <strong>und</strong> die von ihnen geleistete ehrenamtliche<br />

Arbeit möglich. Hervorzuheben<br />

seien dabei die Bun<strong>des</strong>ligazugehörigkeit<br />

gleich zweier Ringervereine sowie eine<br />

ganze Reihe von sportlichen Großveranstaltungen.<br />

Mit gleichem Tenor appellierte auch<br />

Wolfgang Wuchner, Präsident <strong>des</strong> Stadtverbands<br />

für Sport, an die anwesenden Gäste:<br />

"Der Sport in <strong>der</strong> Stadt ist wie<strong>der</strong> ein großes<br />

Stück vorangekommen!"<br />

Dafür verantwortlich zeigen sich jene<br />

Vereinsvertreter, <strong>der</strong>en langjähriges Engagement<br />

an diesem Abend gewürdigt wurde.<br />

Den vom Gemein<strong>der</strong>at vergebenen Sportanerkennungspreis<br />

erhielten diesmal <strong>der</strong> im<br />

Organisationskomitee von run&fun sowie<br />

im Stadtfestkomitee aktive Thomas Gfrörer<br />

(SC 04 Tuttlingen), Gerhard Klein, <strong>der</strong> 49<br />

Jahre lang im TV Möhringen engagiert war,<br />

<strong>und</strong> Marianne Hintz vom Reitverein, die seit<br />

1989 als Schriftführerin <strong>und</strong> Leiterin <strong>der</strong><br />

Voltigierabteilung amtiert.<br />

Der Sport-Ehrenpreis ging erneut an Top-<br />

Ringer Marc Buschle (ASV Nendingen). Den<br />

Die neuen Träger <strong>des</strong> Sportanerkennungspreises, <strong>des</strong> Sport-Ehrenpreises<br />

(Marc Buschle, stehend Mitte), <strong>der</strong> Sport-Jugendför<strong>der</strong>preise,<br />

die von <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong> Gesellschaft geehrten Funktionäre<br />

<strong>und</strong> die "Sportler <strong>des</strong> Jahres" mit <strong>der</strong> Sportkreis-Vorsitzenden<br />

Margarete Lehmann (vorn unten links) <strong>und</strong> den Vertretern <strong>des</strong><br />

Stadtverbands. Ganz rechts Oberbürgermeister Michael Beck, Vorsitzen<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> DOG Zweigstelle Schwarzwald-Bodensee.<br />

auch mit einem Geldpreis dotierten Jugend-<br />

Sportför<strong>der</strong>preis sprach <strong>der</strong> Gemein<strong>der</strong>at<br />

Lena Sommnitz (Sportfre<strong>und</strong>e/ Inline-<br />

Speedskating) <strong>und</strong> Pascal Lang, Ringertalent<br />

vom ASV Nendingen, zu.<br />

Marc Buschle wurden an diesem Abend<br />

gleich mehrere Ehrungen zuteil. Denn <strong>der</strong><br />

Nationalringer aus Mühlheim kam auch bei<br />

<strong>der</strong> vom "Gränzboten" organisierten Wahl<br />

<strong>der</strong> "Tuttlinger Sportler <strong>des</strong> Jahres" wie im<br />

Vorjahr gleich doppelt zum Zuge. Sowohl<br />

mit <strong>der</strong> Nendinger ASV-Mannschaft, Erstliga-Aufsteiger,<br />

als auch in <strong>der</strong> "Einzelwertung".<br />

Sportlerin <strong>des</strong> Jahres wurde erstmals<br />

Leichtathletin Tamara Stocker von <strong>der</strong> LG<br />

Tuttlingen-Fridingen. Der Hauptgewinn, ein<br />

Ergotrainer, bei den unter allen "Wählern"<br />

verlosten 16 Preisen ging an Leichtathlet<br />

Franz Saile.<br />

"Stille Helfer <strong>des</strong> Sports" ausgezeichnet<br />

Die Bezirksgruppe Schwarzwald-Bodensee<br />

ehrte schließlich vier "stille Helfer" aus<br />

heimischen Vereinen. Oberbürgermeister<br />

Michael Beck, <strong>der</strong> auch <strong>der</strong> Vorsitzende <strong>der</strong><br />

Zweigstelle Schwarzwald-Bodensee ist, <strong>und</strong><br />

DOG-Mitglied Roland Brecht lobten das<br />

langjährige <strong>und</strong> "stille" Engagement <strong>der</strong><br />

Geehrten.<br />

Armin Haffa, Schützengesellschaft Schönblick,<br />

führte bereits<br />

von 1970 bis 1982<br />

das Amt <strong>des</strong> 1.<br />

Vorsitzen<strong>der</strong> aus<br />

<strong>und</strong> ist heute <strong>der</strong> 2.<br />

Vorsitzen<strong>der</strong>. Er ist<br />

kein Mann von<br />

Worten son<strong>der</strong>n von<br />

Taten, ein Schaffer<br />

im Hintergr<strong>und</strong>.<br />

Karl Schilling ist<br />

nach einer Sportverletzung<br />

seit dem<br />

25. Lebensjahr <strong>der</strong><br />

stellvertretende<br />

Wirtschaftsführer<br />

<strong>des</strong> ASV Nendingen.<br />

Seit r<strong>und</strong> 30 Jahren<br />

ist er, mit tatkräftiger<br />

Unterstützung<br />

seiner Ehefrau<br />

Brigitte, Dreh- <strong>und</strong><br />

Angelpunkt bei allen<br />

Ringkämpfen <strong>und</strong><br />

Veranstaltungen <strong>des</strong><br />

Vereins.<br />

Herbert Wax, ebenfalls vom ASV Nendingen,<br />

war fast 15 Jahre Schüler- <strong>und</strong> Jugendtrainer<br />

<strong>und</strong> selbst bis 1981 aktiver Ringer<br />

(teilweise 1. Bun<strong>des</strong>liga). Bis heute ist er<br />

Ausschussmitglied <strong>und</strong> ein tragen<strong>der</strong> Pfeiler<br />

<strong>des</strong> Ringervereins sowie ein großes Vorbild<br />

für die Jugend.<br />

Manfred Kesselring, ASV Tuttlingen 1897, ist<br />

seit 33 Jahren Leiter <strong>der</strong> Je<strong>der</strong>mannsport-<br />

Abteilung. Neben Gymnastik <strong>und</strong> Ballspielen<br />

kommt die Geselligkeit durch wöchentliche<br />

Treffen nicht zu kurz. Er ist ein Vorbild für<br />

ehrenamtliches Engagement.<br />

83


Die Organisatoren hatten es einmal mehr mit<br />

Bravour geschafft, ein Programm <strong>der</strong> Extra-<br />

Klasse zu bieten, welches unterstützt durch<br />

den Mo<strong>der</strong>ator Clemens Löcke zu einem<br />

unterhaltsamen Abend wurde.<br />

Axel Herre<br />

Stuttgart<br />

Neue Führung bei <strong>der</strong><br />

Stadtgruppe Stuttgart<br />

Als Nachfolger von Roland Sauer wurde im<br />

Rahmen <strong>der</strong> letzten Vorstands- <strong>und</strong> Beiratssitzung<br />

<strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong><br />

Gesellschaft <strong>der</strong> Stadtgruppe Stuttgart<br />

Hans Peter Haag als neuer Vorsitzen<strong>der</strong><br />

gewählt. Der 57-jährige, ehemalige Lehrer<br />

am Wirtemberg-Gymnasium, arbeitet seit<br />

2007 im Referat Sport <strong>und</strong> Sportentwicklung<br />

<strong>des</strong> Ministeriums<br />

für Kultus,<br />

Jugend <strong>und</strong> Sport<br />

Baden-Württemberg<br />

<strong>und</strong> ist bereits<br />

seit vielen Jahren<br />

eng mit dem Sport<br />

verb<strong>und</strong>en.<br />

"Ich habe mich für<br />

dieses Amt gerne<br />

zur Verfügung<br />

gestellt, weil ich<br />

<strong>der</strong> Meinung bin,<br />

dass die Aufrechterhaltung<br />

<strong>der</strong><br />

olympischen Werte<br />

wie Leistungsbereitschaft,<br />

Fairplay,<br />

Teamgeist <strong>und</strong><br />

Völkerverständigung<br />

sehr wichtig<br />

sind. Diese verdienen es, trotz immer<br />

schwierig werden<strong>der</strong> Rahmenbedingungen,<br />

auch in Zukunft ihren festen Platz in<br />

unserer Gesellschaft zu haben!" begründetet<br />

Hans Peter Haag sein neues Engagement.<br />

Bis zur ordentlichen Mitglie<strong>der</strong>versammlung<br />

am 17. November 2008 in <strong>der</strong> Merz-Schule<br />

ist <strong>der</strong> neue Vorsitzende kommissarisch<br />

eingesetzt. Stellvertreterin bleibt Dr. Susanne<br />

Eisenmann, Bürgermeisterin für Kultur,<br />

Bildung <strong>und</strong> Sport <strong>der</strong> Lan<strong>des</strong>hauptstadt<br />

Stuttgart. Die Geschäftsstelle ist beim<br />

Stuttgarter Sportamt angeglie<strong>der</strong>t.<br />

84<br />

Wiesbaden<br />

Ehrungsfeier <strong>der</strong> Wiesbadener<br />

Gr<strong>und</strong>schulen<br />

Bereits zum 20. Mal veranstaltete die<br />

Stadtgruppe Wiesbaden die Ehrungsfeier für<br />

die Teilnahme <strong>und</strong> Leistung bei den Wiesbadener<br />

Gr<strong>und</strong>schulstadtmeisterschaften. In<br />

diesem Jahr wurde die Feier am 27. Mai in<br />

<strong>der</strong> Sport- <strong>und</strong> Kulturhalle in Breckenheim<br />

von <strong>der</strong> ortsansässigen Gr<strong>und</strong>schule ausgerichtet.<br />

Der Vorsitzende <strong>der</strong> Stadtgruppe, Prof.<br />

Hans-Jürgen Portmann, erkannte vor allem<br />

die außergewöhnliche Leistung <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>schule<br />

Breckenheim an, die bereits zum 20.<br />

Mal in Folge den Wan<strong>der</strong>preis bei den<br />

kleinen, bis zu zweizügigen, Gr<strong>und</strong>schulen<br />

erringen konnte. Die Dezernentin für<br />

Die stolzen Gewinner präsentieren stolz ihre Urk<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Pokale.<br />

Schule <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit, Rose-Lore Scholz,<br />

verlieh den Preisträgern ihre Auszeichnungen.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e dem unermüdlichen Einsatz<br />

<strong>der</strong> Lehrerinnen <strong>und</strong> Lehrern sei diese<br />

großartige Beteiligung an den Wettkämpfen<br />

zu verdanken, betonte die schulpolitische<br />

Sprecherin.<br />

Abger<strong>und</strong>et wurde die Feier durch das<br />

musikalische <strong>und</strong> tänzerische Rahmenprogramm<br />

<strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>schule Breckenheim.<br />

Impressum<br />

Impressum<br />

Olympisches Feuer<br />

<strong>Zeitschrift</strong> <strong>des</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong><br />

Sportbun<strong>des</strong> <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong> Gesellschaft<br />

Herausgeberkollegium:<br />

Gerd Graus (DOSB), Dieter Krickow (DOG), Steffen<br />

Haffner, Michael Gernandt<br />

Chefredakteur: Harald Pieper<br />

Redaktion: Dr. Stefan Volknant, Dr. Andreas Höfer,<br />

Daniela Kröger<br />

Redaktionsanschrift:<br />

Dr. Stefan Volknant<br />

Deutscher Olympischer Sportb<strong>und</strong><br />

Otto-Fleck-Schneise 12, 60528 Frankfurt<br />

Telefon: 0 69 / 6 70 02 27, Fax: 0 69 / 67 00 12 27<br />

E-Mail: volknant@dosb.de<br />

Harald Pieper<br />

Stieglitzstraße 2<br />

63263 Neu-Isenburg<br />

Telefon: 0 61 02 / 5 22 62<br />

Herstellung, Vertrieb & Verlag:<br />

Peter Kühne Verlag<br />

Theodor-Heuss-Straße 11<br />

63303 Dreieich<br />

Telefon: 0 61 03 / 8 07 91 70,<br />

Telefax: 0 61 03 / 8 07 91 71<br />

E-Mail: freiwurf@aol.com<br />

Grafische Gestaltung: Werner Pettersch, Dreieich<br />

Schlussredaktion/Anzeigenleitung: Peter Kühne<br />

Die <strong>Zeitschrift</strong> erscheint 6 x jährlich.<br />

Der Bezugspreis ist durch den Mitgliedsbeitrag <strong>der</strong><br />

<strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong> Gesellschaft abgegolten.<br />

Druck: HMS-Druckhaus GmbH<br />

Benzstraße 57 - 59, 63303 Dreieich<br />

Telefon: 0 61 03 / 93 39-0.<br />

Das Olympische Feuer ist zu beziehen durch:<br />

Geschäftsstelle <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong><br />

Gesellschaft, Otto-Fleck-Schneise 12 - Haus II,<br />

60528 Frankfurt am Main,<br />

Telefon: 0 69 / 69 50 16-0,<br />

Telefax: 0 69 / 6 77 18 26,<br />

E-Mail: office@dog-bewegt.de,<br />

Frankfurter Sparkasse,<br />

Kontonummer 200313592,<br />

Bankleitzahl: 500 502 01<br />

Das Olympische Feuer ist ein Diskussionsforum.<br />

Mit Namen gekennzeichnete Artikel müssen nicht<br />

unbedingt <strong>der</strong> Meinung <strong>der</strong> Redaktion, <strong>des</strong> DOSB<br />

bzw. <strong>der</strong> DOG entsprechen.<br />

Titelgrafik: Hans Borchert<br />

Fotos, Illustrationen, Karikaturen:<br />

picture-alliance/dpa<br />

Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz<br />

Margret Denis Herbert Somplatzki<br />

Malte Goy Markus Stegner<br />

Roland Habel Gerd Waßner<br />

Georg Hess Svenja Widegreen<br />

Thomas Metelmann Martin Woitschell<br />

Sophia Hubert Reh


Wie bereits zu den <strong>Olympischen</strong> Spielen 1984, 1988, 1992, 1996, 2000 <strong>und</strong> 2004<br />

führen wir auch anlässlich <strong>der</strong> <strong>Olympischen</strong> Spiele 2008 in Peking einen Malwettbewerb<br />

für Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler durch.<br />

1 Thema<br />

"Olympische Spiele - wie ich sie sehe!"<br />

2 Regeln<br />

2.1 Das Thema <strong>des</strong> Wettbewerbs sollte nach Möglichkeit unter dem Eindruck<br />

<strong>der</strong> Spiele von Peking (8. - 24. August 2008) gestalterisch umgesetzt<br />

werden. Erwünscht ist eine individuelle Perspektive, die sich auf unterschiedlichste<br />

Eindrücke <strong>und</strong> Erscheinungsformen dieses "olympischen"<br />

Großereignisses in China richten kann. Denkbar ist in diesem Zusammenhang<br />

nicht nur die bildnerische Auseinan<strong>der</strong>setzung mit den Veranstaltungen<br />

<strong>des</strong> olympischen Wettkampfprogramms, son<strong>der</strong>n auch die künstlerische<br />

Umsetzung von Beobachtungen, die z.B. bei <strong>der</strong> Eröffnungs- <strong>und</strong><br />

Schlussfeier, dem Kulturprogramm, den olympischen Jugendlagern, dem<br />

Zuschauerverhalten o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Phänomenen, die im Zusammenhang<br />

mit den <strong>Olympischen</strong> Spielen stehen, gemacht werden.<br />

2.2 An dem Wettbewerb können Jungen <strong>und</strong> Mädchen <strong>der</strong> folgenden Jahrgänge<br />

mit jeweils einer Arbeit teilnehmen.<br />

Die Teilnehmer werden in 4 Jahrgangsgruppen eingeteilt:<br />

Gruppe 1: Jahrgang 2000 <strong>und</strong> jünger<br />

Gruppe 2: Jahrgänge 1999 - 1997<br />

Gruppe 3: Jahrgänge 1996 - 1993<br />

Gruppe 4: Jahrgänge 1992 <strong>und</strong> älter<br />

2.3 Möglich sind gemalte Bil<strong>der</strong> <strong>und</strong> Zeichnungen. Diese Bil<strong>der</strong> o<strong>der</strong> Zeichnungen können auf Papier o<strong>der</strong> Karton gefertigt werden<br />

<strong>und</strong> müssen den Formaten DIN A3 (29,7 x 42 cm) bis max. DIN A2 (42 x 59,4 cm) entsprechen. Passe-Partouts dürfen nicht<br />

verwendet werden.<br />

2.4 Auf <strong>der</strong> Rückseite <strong>der</strong> eingereichten Arbeiten müssen Vorname, Nachname, Geburtsdatum <strong>und</strong> die genaue Adresse <strong>der</strong> Schülerinnen<br />

<strong>und</strong> Schüler sowie die Adresse <strong>der</strong> Schule bzw. Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendeinrichtung einschließlich <strong>der</strong> E-Mail-Anschrift vermerkt<br />

sein. Erbeten wird zudem das Aufbringen eines amtlichen Stempels.<br />

2.5 Die Arbeiten müssen bis zum 11. Oktober 2008 an folgende Anschrift eingereicht werden:<br />

Deutsche Olympische Akademie Willi Daume e.V.<br />

Otto-Fleck-Schneise 12, 60528 Frankfurt am Main<br />

Tel.: 069/6700 397, Fax: 069/6700 370<br />

2.6 Die Arbeiten werden von einer Jury bewertet, die sich aus Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong> Akademie, <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong><br />

<strong>Olympischen</strong> Gesellschaft, <strong>des</strong> BDK e.V. Fachverband für Kunstpädagogik sowie aus Sportlern, Kunstpädagogen <strong>und</strong> Journalisten<br />

zusammensetzt.<br />

2.7 Es werden jeweils 3 Preisträger/innen bestimmt <strong>und</strong> bis zu 5 Belobigungen je Altersgruppe ausgesprochen. Dafür werden Urk<strong>und</strong>en<br />

<strong>und</strong> attraktive Sachpreise bereitgestellt. Der BDK prämiert zusätzlich die Arbeit mit dem größten künstlerischen Potential mit<br />

<strong>der</strong> Teilnahme am viertägigen BDK-För<strong>der</strong>seminar in Berlin. Dieser Son<strong>der</strong>preis umfasst Anreise, Unterkunft, Verpflegung, Seminargebühren<br />

<strong>und</strong> Arbeitsmaterial.<br />

2.8 Die Ehrung <strong>der</strong> Gewinner erfolgt in einem beson<strong>der</strong>en Rahmen anlässlich einer offiziellen Veranstaltung <strong>der</strong> Ausrichterorganisationen.<br />

2.9 Alle eingereichten Arbeiten gehen nach Ende <strong>des</strong> Wettbewerbs in das Eigentum <strong>der</strong> Veranstalter über. Die Arbeiten werden<br />

kunstdidaktischen Untersuchungen zugänglich gemacht sowie danach im <strong>Deutschen</strong> Sport & Olympia Museum Köln aufbewahrt<br />

<strong>und</strong> im Rahmen von Ausstellungen präsentiert.<br />

Deutsche Olympische Akademie Willi Daume e.V.<br />

Deutsche Olympische Gesellschaft<br />

BDK e.V. Fachverband für Kunstpädagogik Frankfurt, im Mai 2008<br />

85


Nachrichten <strong>der</strong> DOA<br />

Einstimmung auf Olympia<br />

Die Deutsche Olympische Akademie ist einer<br />

von zur Zeit mehr als 130 nationalen<br />

Partnern <strong>der</strong> Internationalen <strong>Olympischen</strong><br />

Akademie (IOA), die unter an<strong>der</strong>em für die<br />

Vorbereitung auf Olympia: Dr. Andreas<br />

Höfer <strong>und</strong> Achim Bueble mit Claudia<br />

Huber <strong>und</strong> Tobias Knoch. Es fehlen Nina<br />

Stern <strong>und</strong> Prof. Dr. Holger Preuß.<br />

Auswahl <strong>und</strong> Vorbereitung <strong>der</strong> Teilnehmerinnen<br />

<strong>und</strong> Teilnehmer an den verschiedenen<br />

Veranstaltungen verantwortlich zeichnen.<br />

Die Ausschreibung für die<br />

diesjährige Hauptsession, die<br />

zentrale Veranstaltung "for<br />

young participants" vom 11. bis<br />

25. Juni, richtet die DOA dieses<br />

Mal speziell an junge Vertreterinnen<br />

<strong>und</strong> Vertreter ihrer<br />

Mitglie<strong>der</strong>organisationen. Aus<br />

einer Reihe von Bewerbungen<br />

wurden Claudia Huber (Deutscher<br />

Schützenb<strong>und</strong>), Nina<br />

Stern (Deutsche Triathlon-<br />

Union) <strong>und</strong> DOA-Referent<br />

Tobias Knoch ausgewählt. Deren<br />

Einstimmung auf den Aufenthalt<br />

in Olympia erfolgte Ende<br />

Mai unter Anleitung von Achim<br />

86<br />

Bueble <strong>und</strong> Dr. Andreas Höfer sowie mit<br />

tätiger Mithilfe von Prof. Dr. Holger Preuß<br />

(Universität Mainz).<br />

Infolge einer entsprechenden Einladung <strong>der</strong><br />

Akademieleitung nimmt die DOA-Vorsitzende<br />

Prof. Dr. Dr. h.c. Gudrun Doll-Tepper als<br />

Keynote speaker an <strong>der</strong> Veranstaltung teil.<br />

Der Titel ihres Vortrags lautet: "The Olympic<br />

Movement and the Idea of the Equality of<br />

the Two Gen<strong>der</strong>s".<br />

Internationales Forum für<br />

Olympische Akademien<br />

Der sprichwörtliche Blick über den Tellerrand<br />

vermittelt oft Impulse für die alltägliche<br />

Arbeit, zumal wenn es sich dabei um<br />

einen internationalen Austausch von<br />

Erfahrungen <strong>und</strong> Ideen handelt. Eine<br />

diesbezüglich hervorragende Gelegenheit<br />

für Vertreter nationaler Olympischer Akademien<br />

bietet seit Jahren die Internationale<br />

Olympische Akademie (IOA) in<br />

Olympia/Griechenland. Mit entsprechendem<br />

Gewinn nahmen DOA-Direktor Dr. Andreas<br />

Höfer <strong>und</strong> Vorstandsmitglied Prof. Dr.<br />

Manfred Lämmer (Deutsche Sporthochschule<br />

Köln) im Mai an <strong>der</strong> diesjährigen Spezial-<br />

Session teil. Neben den Vorträgen zu verschiedenen<br />

Aspekten <strong>des</strong> Themenfel<strong>des</strong><br />

Olympische Idee <strong>und</strong> Olympische Erziehung<br />

Prof. Dr. Manfred Lämmer <strong>und</strong> Dr. Andreas Höfer in <strong>der</strong><br />

Lecture Hall <strong>der</strong> IOA.<br />

waren es insbeson<strong>der</strong>e die Begegnung <strong>und</strong><br />

die Gespräche mit vielen <strong>der</strong> mehr als<br />

h<strong>und</strong>ert Delegierten Olympischer Akademien<br />

aus über achtzig Län<strong>der</strong>n, die den<br />

Mehrwert <strong>der</strong> Veranstaltung ausmachten.<br />

Nicht zuletzt wurde vielfach die Möglichkeit<br />

genutzt, perspektivisch über län<strong>der</strong>übergreifende<br />

Kooperationen nachzudenken.<br />

Blickpunkt Peking:<br />

DOA-Unterrichtsmaterialien<br />

Eine Fülle positiver Reaktionen bestätigten<br />

die verantwortlichen Vertreter <strong>der</strong> DOA, mit<br />

ihren Unterrichtsmaterialien den Erwartungen<br />

<strong>der</strong> Schulen entsprochen zu haben.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Handreichung für die<br />

Primarstufe, "Olympia ruft: Mach mit!", die<br />

mit Unterstützung <strong>der</strong> Schulbehörden aller<br />

16 Bun<strong>des</strong>län<strong>der</strong> eine flächendeckende<br />

Verbreitung erfuhr, fand die gewohnt<br />

positive Aufnahme. Interessierten Mitarbeiterinnen<br />

<strong>und</strong> Mitarbeitern <strong>des</strong> <strong>Deutschen</strong><br />

<strong>Olympischen</strong> Sportbun<strong>des</strong> wurde das<br />

Material bei einer Präsentation im Haus <strong>des</strong><br />

deutschen Sports vorgestellt.<br />

Solange <strong>der</strong> Vorrat reicht, können Exemplare<br />

auch in höherer Anzahl, etwa Klassenstärke,<br />

bei <strong>der</strong> DOA angefor<strong>der</strong>t beziehungsweise<br />

abgeholt werden.


Blickpunkt Peking:<br />

DOA-Symposium am 10. Juli<br />

Knapp einen Monat vor <strong>der</strong> Eröffnung <strong>der</strong><br />

<strong>Olympischen</strong> Spiele in Peking bietet die DOA<br />

interessierten Vertretern <strong>des</strong> Sports <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Medien Gelegenheit, sich auf den letzten<br />

Stand <strong>der</strong> Dinge zu bringen. In<br />

einem gemeinsam mit dem<br />

Lan<strong>des</strong>sportb<strong>und</strong> Hessen veranstalteten<br />

Symposium am 10. Juli<br />

in Frankfurt am Main stehen<br />

folgende Fragestellungen im<br />

Blickpunkt: "Die <strong>Olympischen</strong><br />

Spiele <strong>und</strong> die Verantwortung<br />

<strong>des</strong> IOC", "Konflikte, Krisen,<br />

Politik: "Was kann <strong>der</strong> Sport<br />

bewirken?"; "Welche Bedeutung<br />

haben die <strong>Olympischen</strong> Spiele<br />

für China?"; "Wandel durch<br />

Handel: Wie geht die deutsche<br />

Wirtschaft mit dem Thema China<br />

um?" <strong>und</strong> "Die Olympische<br />

Bewegung zwischen Sport <strong>und</strong><br />

Politik". Den Abschluss wird eine hochkarätig<br />

besetzte Podiumsdiskussion bilden.<br />

Als Referenten vorgesehen sind u.a. DOSB-<br />

Präsident Dr. Thomas Bach, China-Experte<br />

Prof. Dr. Thomas Heberer (Universität<br />

Duisburg), Prof. Dr. Berthold Meyer (Hessische<br />

Stiftung Friedens- <strong>und</strong> Konfliktforschung)<br />

<strong>und</strong> Prof. Dr. Helmut Digel (Universität<br />

Tübingen).<br />

Nähere Informationen <strong>und</strong> Anmeldung<br />

unter www.doa-info.de.<br />

Unterstützung für die deutsche<br />

Mannschaft in Peking<br />

Auch die Deutsche Olympische Akademie<br />

blickt in gespannter Erwartung auf die<br />

<strong>Olympischen</strong> Spiele in Peking. Das liegt in <strong>der</strong><br />

Natur <strong>der</strong> Sache. Eine Selbstverständlichkeit<br />

ist es auch, dass beson<strong>der</strong>e Sympathie <strong>der</strong><br />

deutschen Mannschaft <strong>und</strong> entsprechende<br />

Hoffnung einem erfolgreichen Abschneiden<br />

<strong>und</strong> einem tadellosen Auftreten gilt. Freilich<br />

gibt die DOA dem Team nicht nur ihre besten<br />

Wünsche, son<strong>der</strong>n auch ihren Geschäftsführer<br />

mit auf den langen Weg.<br />

Wenn Achim Bueble auch im Blick auf die<br />

bevorstehenden Spiele eine wichtige Aufgabe<br />

im "Team Peking" übernommen hat, ist<br />

dies keineswegs ein Zeichen fehlen<strong>der</strong><br />

Auslastung. Diesbezüglich müsste eher das<br />

Gegenteil konstatiert werden. Wenn er<br />

dennoch <strong>der</strong> Bitte <strong>des</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong><br />

Sportbun<strong>des</strong> entsprochen <strong>und</strong> die<br />

Aufgabe übernommen hat, den aufwendigen<br />

Bereich <strong>der</strong> Logistik zu verantworten, so<br />

belegt dies seine Bereitschaft, seine langjäh-<br />

rige Erfahrung auch diesmal in den Dienst<br />

einer erfolgreichen Olympiamission zu<br />

stellen.<br />

Seit den Spielen von Los Angeles im Jahre<br />

1984 hat Bueble nämlich eine enorme<br />

Sachkenntnis, insbeson<strong>der</strong>e im Hinblick auf<br />

die vielfältigen Anfor<strong>der</strong>ungen einer unfallfreien<br />

An- <strong>und</strong> Abreise <strong>der</strong> Mannschaft,<br />

einen reibungslosen Transport von Menschen<br />

<strong>und</strong> Material vor Ort sowie auf eine<br />

Erfüllung vielfältiger individueller Wünsche<br />

inmitten von Trainings- <strong>und</strong> Wettkampfstress<br />

erworben.<br />

So werden seine Erfahrung <strong>und</strong> sein Engagement<br />

ganz gewiss auch in Peking von<br />

großem Nutzen sein, zumal die Auslagerung<br />

<strong>der</strong> Reit- <strong>und</strong> Segelwettbewerbe<br />

nach Hong Kong <strong>und</strong> Qingdao<br />

sowie die beson<strong>der</strong>en Bedingungen<br />

<strong>der</strong> riesigen Metropole<br />

Peking o<strong>der</strong> die komplizierten<br />

Einfuhr- <strong>und</strong> Zollbestimmungen<br />

<strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> noch größere Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

erfor<strong>der</strong>n, als dies<br />

etwa bei den vergangenen<br />

Spielen in Turin <strong>und</strong> Athen<br />

schon <strong>der</strong> Fall war.<br />

Schon von daher unterstützt die<br />

DOA das Peking-Engagement<br />

ihres Geschäftsführers in vollem<br />

Maße <strong>und</strong> freut sich, auf diese<br />

Weise einen spezifischen Beitrag<br />

zu einem Erfolg <strong>der</strong> deutschen Mannschaft<br />

bei den bevorstehenden Spielen zu leisten.<br />

Lauf für die olympische Idee:<br />

Olympic Day Run 2008<br />

Ganz im Zeichen <strong>der</strong> verbindenden Kraft <strong>des</strong><br />

Sports steht auch in diesem Jahr wie<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Olympic Day Run. Mit dieser weltweit<br />

durchgeführten Veranstaltung wird traditionell<br />

an die Gründung <strong>der</strong> <strong>Olympischen</strong><br />

Bewegung am 23. Juni 1894 durch den<br />

französischen Baron Pierre de Coubertin<br />

erinnert. Einen entsprechenden Aufruf<br />

richtet das Internationale Olympische<br />

Komitee (IOC) alljährlich an die Nationalen<br />

<strong>Olympischen</strong> Komitees. Die Verantwortung<br />

für die Umsetzung <strong>der</strong> Initiative liegt<br />

hierzulande bei <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong><br />

Akademie (DOA) <strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong><br />

Gesellschaft (DOG).<br />

Mit Unterstützung <strong>des</strong> langjährigen Partners<br />

McDonald's sollen auch in diesem Jahr<br />

wie<strong>der</strong> viele Laufbegeisterte gewonnen<br />

werden, um mit einer Teilnahme am Olympic<br />

Day Run ein Zeichen im Sinne olympischer<br />

Werte wie Fairness, Leistungsbereitschaft,<br />

Teamgeist <strong>und</strong> Völkerverständigung<br />

zu setzen. Gelegenheit dafür bietet sich in<br />

sieben deutschen Städten. Den Anfang<br />

machte Cottbus am 25. Mai. Es folgen<br />

Eckernförde (18. Juni), Hannover <strong>und</strong><br />

Bergisch-Gladbach (22. Juni) sowie Kiel (25.<br />

Juni), ehe die Serie im Juli in Berlin <strong>und</strong> in<br />

Odenwald-Tauber ihren Abschluss findet.<br />

Weitere Informationen zu den Olympic Day<br />

Run-Veranstaltungen in Deutschland gibt es<br />

im Internet unter www.doa-info.de <strong>und</strong><br />

www.DOG-bewegt.de.<br />

Fünf Ringe, eine Idee, viele Ideale: Die DOA präsentiert<br />

sich - hier mit Referenten Anna Papadopoulos <strong>und</strong><br />

Tobias Knoch.<br />

87


Deutsches Sport & Olympia Museum<br />

Herausgeber: Deutsches Sport & Olympia Museum Jahrgang 28 - Heft 3/2008<br />

Im Zollhafen 1, 50678 Köln, Tel.: +49 (0)221 3 36 09-0<br />

Verantwortlich für den Inhalt: Klaus H. Schopen<br />

Internet: www.sportmuseum.info<br />

Pierre de Coubertin <strong>und</strong> die<br />

Künste in Paris eröffnet<br />

"Mit großer Freude eröffnen wir heute eine<br />

Ausstellung r<strong>und</strong> um die Künstlerfamilie<br />

Pierre de Coubertins, welche in Deutschland<br />

konzipiert wurde. Hier in <strong>der</strong> Pariser Sorbonne<br />

steht sie für den Wunsch Coubertins, Sport<br />

<strong>und</strong> Kultur zu verbinden <strong>und</strong> kehrt nicht<br />

zufällig an den Ort zurück, an dem 1894 das<br />

ins Leben gesetzt wurde, was uns bis heute<br />

bewegt: die Olympische Idee <strong>und</strong> die <strong>Olympischen</strong><br />

Spiele." Mit diesen Worten begrüßte<br />

Jean Durry, 2. Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>des</strong> Comité<br />

International Pierre Coubertin die Gäste zur<br />

Ausstellungseröffnung "Pierre de Coubertin<br />

<strong>und</strong> die Künste". Sie ist vom 5. bis 29. Juni<br />

Jean Durry während <strong>der</strong> Eröffnung in <strong>der</strong> Pariser<br />

Sorbonne.<br />

88<br />

2009 in <strong>der</strong> Sorbonne, Galerie Soufflot, 12<br />

Place du Panthéon in Paris zu sehen.<br />

Die Familie - <strong>und</strong> hier vor allem <strong>der</strong> Vater<br />

Charles - hat Pierre de Coubertin maßgeblich<br />

beeinflusst in <strong>der</strong> Entwicklung seiner <strong>Olympischen</strong><br />

Idee(n). So bestimmte die Kultur<br />

schätzende <strong>und</strong> bis heute Kunst schaffende<br />

Groß-Familie Navacelle de Coubertin das<br />

auffällige Bedürfnis Pierre de Coubertins,<br />

nach Einheiten wie Kultur <strong>und</strong> Sport zu<br />

streben.<br />

Die Ausstellung wird noch in mehreren<br />

europäischen Städten zu sehen sein, womit<br />

das für die Olympische Bewegung doch sehr<br />

wichtige Thema hoffentlich gut verbreitet<br />

wird. Auch ist ein Katalog auf Englisch <strong>und</strong><br />

Französisch erschienen, <strong>der</strong> zum Preis von<br />

Euro 15,- zzgl. 7% MwSt. über<br />

info@sportmuseum.info bezogen<br />

werden kann.<br />

IntegraTour 2008<br />

Die "IntegraTour" ist eine groß<br />

angelegte Aktion <strong>des</strong> Landschaftsverban<strong>des</strong><br />

Rheinland (LVR)<br />

mit behin<strong>der</strong>ten Schülerinnen<br />

<strong>und</strong> Schülern <strong>und</strong> ist aus dem<br />

Integrationsfest "Tag <strong>der</strong> Begegnung"<br />

entstanden.<br />

Im Vorfeld dieses Festes für<br />

Menschen mit <strong>und</strong> ohne Behin<strong>der</strong>ung<br />

nehmen Schülerinnen<br />

<strong>und</strong> Schüler seit 2005 an einem<br />

Staffellauf durch das Rheinland<br />

teil, <strong>der</strong> seinen Abschluss am "Tag<br />

<strong>der</strong> Begegnung" im Archäologischen<br />

Park Xanten findet.<br />

Im Frühjahr 2008 war die IntegraTour,<br />

die Schülerstaffel <strong>des</strong><br />

Landschaftsverban<strong>des</strong> Rheinland, wie<strong>der</strong><br />

unterwegs <strong>und</strong> warb für das Miteinan<strong>der</strong> von<br />

Menschen mit <strong>und</strong> ohne Behin<strong>der</strong>ungen.<br />

Nach 10 von 21 Etappen feierte die "Integra-<br />

Tour 2008" <strong>des</strong> Landschaftsverban<strong>des</strong> Rheinland<br />

(LVR) am Mittwoch am <strong>Deutschen</strong> Sport<br />

& Olympia Museum in Köln Bergfest. Über<br />

600 behin<strong>der</strong>te <strong>und</strong> nichtbehin<strong>der</strong>te Schülerinnen<br />

<strong>und</strong> Schüler aus dem Kölner Umland<br />

trafen zusammen, um in Form einer Schulstaffel<br />

für die Integration von Menschen mit<br />

Behin<strong>der</strong>ung zu werben.<br />

Das Museum mit seiner aktuellen Son<strong>der</strong>ausstellung<br />

"Olympia - Wert, Wettkampf, Weltereignis"<br />

<strong>und</strong> zahlreichen Aktivstationen bot<br />

einen perfekten Rahmen <strong>und</strong> so nahmen<br />

nahezu alle Schüler an den Führungen <strong>und</strong><br />

Mitmach-Programmen teil.<br />

Köln - Peking<br />

"Köln - Peking" prangt auf dem Seitenkoffer<br />

<strong>der</strong> BMW 1200 GS <strong>und</strong> drückt mit nur drei<br />

Silben das Unglaubliche aus: Yalcin Özer <strong>und</strong><br />

Tarik Eren wagen auf zwei vollgepackten<br />

Motorrä<strong>der</strong>n die Landreise zu den <strong>Olympischen</strong><br />

Spielen in China.<br />

Nicht etwa jugendlicher Leichtsinn motivierte<br />

Yalcin Özer zu diesem Abenteuer. Vielmehr<br />

war es die Begeisterung für Olympische<br />

Spiele, die Özer - einst türkischer Teilnehmer<br />

im Geräteturnen an den Spielen in Rom 1960<br />

- zu dem Vorhaben brachte. Er ist fasziniert<br />

vom <strong>Olympischen</strong> Gedanken, vom fre<strong>und</strong>schaftlichen<br />

Miteinan<strong>der</strong> <strong>der</strong> Nationen <strong>und</strong><br />

kommentiert seine Anliegen mit dieser Reise<br />

von Köln nach Peking.<br />

Außer den Boykott-Spielen in Moskau hat er<br />

alle Spiele seit 1960 vor Ort erlebt, zu den<br />

Spielen in Sydney flog er sogar mit einer


Klasse <strong>des</strong> Bonner Friedrich-Ebert-Gymnasiums.<br />

Die Verb<strong>und</strong>enheit mit seinem Geburtsland<br />

animierte Özer zu einem großen Schlenker<br />

auf <strong>der</strong> Weltkarte. Auf 3.000 Kilometern will<br />

er in <strong>der</strong> Türkei die Orte besuchen, an denen<br />

er früher gewohnt hat. Dort lernte er auch<br />

mit 13 Jahren seinen heutigen Mitfahrer Tarik<br />

Eren kennen, mit dem ihn nun eine seit mehr<br />

als 50 Jahren andauernde Fre<strong>und</strong>schaft<br />

verbindet. Der 63-jährige Eren wohnt in<br />

Overath <strong>und</strong> ist als Computerfachmann tätig.<br />

Für die Tour nimmt er sich drei Monate<br />

Urlaub <strong>und</strong> einen Laptop mit ins Gepäck.<br />

Nicht nur über das Satelliten-Handy, son<strong>der</strong>n<br />

auch über eine Homepage soll <strong>der</strong> Kontakt in<br />

die Heimat gewahrt bleiben. "Internetcafés<br />

gibt es überall auf <strong>der</strong> Welt", sind sich die<br />

beiden sicher, <strong>und</strong> auch in diesem Punkt<br />

lassen die beiden Abenteurer sich nicht auf<br />

Unwägbarkeiten ein. Mit im Gepäck ist gar<br />

ein Trick, wie sich Computer-Tastaturen mit<br />

kyrillischen Zeichen überlisten lassen, deutsche<br />

Texte zu schreiben.<br />

Am 1. Juni 2008 wurden Yalcin Özer <strong>und</strong> Tarik<br />

Eren im <strong>Deutschen</strong> Sport & Olympia Museum<br />

in einer bewegenden Feierst<strong>und</strong>e verabschiedet.<br />

Die Son<strong>der</strong>ausstellung "Olympia - Werte,<br />

Wettkampf, Weltereignis" bot den passenden<br />

Rahmen. Weit mehr als 250 Gäste waren<br />

gekommen um den beiden Abenteurern Glück<br />

<strong>und</strong> immer einen Tropfen Benzin im Tank zu<br />

wünschen.<br />

Während ihrer Reise werden sie versuchen<br />

kurze Filme <strong>und</strong> Fotos ans Museum zu senden<br />

<strong>und</strong> über ihre Erlebnisse berichten. Unter<br />

www.sportmusuem.info werden Sie möglichst<br />

zeitnah erfahren, wie viele Grenzen <strong>und</strong><br />

Gebirgszüge noch vor ihnen liegen.<br />

Olympische Reflexionen<br />

Umringt von vielen Fre<strong>und</strong>en starten Tarik Eren <strong>und</strong> Yalcin Özer zur<br />

ihrer Olympiareise nach Peking!<br />

Als Hochspringerin Heike Henkel 1992 bei den<br />

<strong>Olympischen</strong> Spielen in Barcelona startete,<br />

waren es ganz beson<strong>der</strong>e Wettkämpfe: Zum<br />

ersten Mal seit 1964 trat Deutschland wie<strong>der</strong><br />

mit einer vereinten Mannschaft an. Insgesamt<br />

sprangen damals 33 Goldmedaillen für die<br />

deutsche Equipe heraus. Eine davon gewann<br />

Heike Henkel, die mit einer Höhe von 2,02<br />

Meter Olympiasiegerin wurde. Die heute 44jährige<br />

Henkel ist<br />

nach wie vor deutsche<br />

Rekordhalterin<br />

mit 2,07 Meter in <strong>der</strong><br />

Halle <strong>und</strong> 2,05 Meter<br />

im Freien. Beim<br />

Kölner Sportgespräch<br />

am 27. Mai 2008 war<br />

die berühmte<br />

Athletin neben Box-<br />

Olympiasieger<br />

Wolfgang Behrendt<br />

(71) <strong>und</strong> Olympiateilnehmerin<br />

Anna<br />

Loerper (23) zu Gast<br />

im <strong>Deutschen</strong> Sport<br />

& Olympia Museum.<br />

Das Thema <strong>der</strong><br />

Gesprächsr<strong>und</strong>e,<br />

lautete "Olympia,<br />

gestern, heute <strong>und</strong> morgen." Was hat sich im<br />

Laufe <strong>der</strong> Jahre geän<strong>der</strong>t? Wie sieht die<br />

Zukunft aus? Und wie ist die Perspektive für<br />

Olympia 2008 Peking?<br />

Der Boxer Behrendt gewann seine Goldmedaille<br />

bei den Spielen<br />

1956 in Melbourne,<br />

die erstmals live im<br />

Fernsehen übertragen<br />

wurden. Damals<br />

trat Deutschland<br />

noch mit einer<br />

vereinten Mannschaft<br />

an <strong>und</strong><br />

Behrendt war <strong>der</strong><br />

erste DDR-Bürger,<br />

dem ein Olympiasieg<br />

gelang. Auch nach<br />

seiner aktiven<br />

Laufbahn, die 1964<br />

endete, blieb er nah<br />

dran am Leistungssport.<br />

Er war Sport-<br />

fotograf für die Tageszeitung "Neues<br />

Deutschland" <strong>und</strong> berichtete von acht <strong>Olympischen</strong><br />

Spielen. Auch in dieser Disziplin<br />

reüssierte Behrendt: Er erhielt zwei Goldmedaillen<br />

auf den Weltausstellungen <strong>der</strong> Sportfotografie<br />

in Damaskus <strong>und</strong> Peking in <strong>der</strong><br />

Kategorie "Schwarz-Weiß".<br />

Die Handballerin Anna Loerper wird mit <strong>der</strong><br />

deutschen Auswahl im August in Peking<br />

antreten. Sie kam 2003 von <strong>der</strong> HSG Kempen<br />

zu Bayer 04 Leverkusen. Die Allro<strong>und</strong>spielerin<br />

gehört zu den besten deutschen Spielerinnen<br />

auf <strong>der</strong> Spielmacher- <strong>und</strong> <strong>der</strong> Linksaußenposition.<br />

Mit Bayer 04 Leverkusen gelang ihr<br />

2005 <strong>der</strong> Gewinn <strong>des</strong> Challenge-Cups, sowie<br />

<strong>der</strong> Einzug ins DHB-Pokalfinale. Ein Jahr<br />

später wurde sie mit Leverkusen Vize-Meisterin.<br />

Seit 2005 gehört sie <strong>der</strong> deutschen<br />

Handball-Nationalmannschaft an, mit <strong>der</strong> sie<br />

bei <strong>der</strong> WM in St. Petersburg Rang sechs<br />

belegte. Bei <strong>der</strong> EM 2006 kam sie mit <strong>der</strong><br />

deutschen Auswahl auf Platz vier.<br />

Im Laufe <strong>der</strong> lebhaft geführten Diskussion<br />

stellt sich heraus, dass die Sportler zu je<strong>der</strong><br />

Zeit, das politische Geschehen verfolgt haben<br />

<strong>und</strong> je nach Thema auch Stellung bezogen<br />

haben, dass aber immer ein Ziel im Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong><br />

stand: Der eigene Wettkampf. Für die<br />

drei Talkgäste steht zudem fest, dass eine<br />

Teilnahme an den <strong>Olympischen</strong> Spielen mit<br />

keinem an<strong>der</strong>en Turnier o<strong>der</strong> Wettkampf<br />

vergleichbar ist, denn nur dort gibt es zwischen<br />

Sportlern unterschiedlichster Nationen,<br />

Religionen <strong>und</strong> Sportarten eine intensiven<br />

Austausch. In beson<strong>der</strong>er Erinnerung bleiben<br />

Olympische Spiel für alle drei auch <strong>des</strong>halb,<br />

weil sie nur alle vier Jahre ausgetragen<br />

werden <strong>und</strong> nur hier das "Olympische Gold"<br />

winkt.<br />

Sportgespräch zum Thema: "Olympia, gestern, heute <strong>und</strong> morgen."mit<br />

Anna Loerper, Wolfgang Behrendt <strong>und</strong> Heike Henkel.<br />

89


Die Fantastischen Drei<br />

Ein Blick in die Geschichte <strong>des</strong> mo<strong>der</strong>nen<br />

Sports beweist es: Frauen haben sich von<br />

Beginn an we<strong>der</strong> durch Anfeindungen,<br />

Warnungen o<strong>der</strong> Verbote davon abhalten<br />

lassen, zu turnen, Ball zu spielen o<strong>der</strong> auf<br />

an<strong>der</strong>e Weise Sport zu treiben. Folgerichtig<br />

kämpfen heutzutage in nahezu allen Sportarten,<br />

die auch von Männern ausgeübt<br />

werden, Athletinnen um nationale wie<br />

internationale Ehren <strong>und</strong> Titel. Drei <strong>der</strong><br />

nachfolgend vorgestellten Sportlerinnen<br />

gehören zu den herausragenden Vertreterinnen<br />

ihres Faches <strong>und</strong> haben mit aktuellen<br />

Schenkungen den Sammlungsbestand <strong>des</strong><br />

<strong>Deutschen</strong> Sport & Olympia Museums um<br />

attraktive Memorabilia bereichert, wofür es<br />

an dieser Stelle nochmals herzlich zu<br />

danken gilt.<br />

Franziska Gude<br />

Die gebürtige Göttingerin entdeckte bereits<br />

früh ihre Leidenschaft zum Hockeyspiel<br />

<strong>und</strong> wechselte im Jahre 1995 zum Bun<strong>des</strong>ligisten<br />

KTHC Stadion Rot Weiß Köln.<br />

Schnell entwickelte sich die lauf- <strong>und</strong><br />

kampfstarke<br />

Athletin zur<br />

Führungsspielerin<br />

<strong>und</strong> gewann<br />

mit ihrem Club<br />

zahlreiche<br />

nationale wie<br />

internationale<br />

Titel. In <strong>der</strong><br />

Saison 1998/99<br />

war sie maßgeblich<br />

mit daran<br />

beteiligt, dass<br />

ihre Mannschaft<br />

mit dem Gewinn<br />

<strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong><br />

Meisterschaft, <strong>des</strong> <strong>Deutschen</strong> Pokals <strong>und</strong><br />

<strong>des</strong> Europapokals <strong>der</strong> Lan<strong>des</strong>meister einen<br />

Dreifach-Triumph erreichte - eine im<br />

deutschen Damenhockey bislang unerreichte<br />

Leistung.<br />

Die Erfolge im Verein gingen einher mit<br />

Berufungen in die Nationalmannschaft.<br />

Franziska Gude kann auf insgesamt 147<br />

Län<strong>der</strong>spiele auf dem Feld mit 7 Toren <strong>und</strong><br />

21 Län<strong>der</strong>spiele in <strong>der</strong> Halle mit 28 Toren<br />

zurück blicken - eine mehr als respektable<br />

Leistung. Ihren zweifellos größten Erfolg<br />

feierte sie jedoch mit dem Gewinn <strong>der</strong><br />

90<br />

Sammlungsgeschichten<br />

Goldmedaille bei den <strong>Olympischen</strong> Spielen<br />

von Athen 2004.<br />

Momentan bereitet sich Franziska Gude auf<br />

einen neuen Lebensabschnitt vor. Als<br />

Lehrerin für Sport, Englisch <strong>und</strong> Spanisch<br />

erhofft sie sich eine baldige Anstellung im<br />

Schuldienst. Mit <strong>der</strong> zum diesjährigen<br />

Saisonende geplanten Beendigung ihrer<br />

sportlichen Karriere konnte sie sich auch<br />

von ihren bedeutsamen Erinnerungsstücken<br />

trennen <strong>und</strong> übergab ihre Athener Olympia-<br />

Spielkleidung <strong>und</strong> ihren Hockeyschläger in<br />

die Hände <strong>des</strong> Museums.<br />

Regina Halmich<br />

Nicht nur bei den Anhängern <strong>und</strong> Kennern<br />

<strong>des</strong> Boxsports fällt das Urteil einhellig aus:<br />

diese<br />

Frau hat<br />

Außergewöhnliches<br />

geleistet<br />

<strong>und</strong> ihr<br />

Name<br />

wird -<br />

wie Max<br />

Schmeling <strong>und</strong> Henry Maske bei den Männern<br />

- im Frauenboxen stets einen beson<strong>der</strong>en<br />

Klang behalten.<br />

Als die gelernte Anwaltsgehilfin Regina<br />

Halmich 1994 für ein Monatsgehalt von DM<br />

3.500,- das erste Mal als Profi-Kämpferin im<br />

Fliegengewicht für den Universum-Boxstall<br />

in den Ring steigt, hat sie nicht nur mit ihrer<br />

Gegnerin zu kämpfen, son<strong>der</strong>n mehr noch<br />

mit massiven Vorurteilen, insbeson<strong>der</strong>e aus<br />

dem Männerbereich. Diszipliniert <strong>und</strong> willensstark<br />

sowie mit einem unbändigen<br />

Ehrgeiz ausgestattet weist sie ihre Kritiker<br />

jedoch zunehmend in die Schranken <strong>und</strong><br />

macht so das Frauenboxen zur anerkannten<br />

Sportart. In ihren insgesamt 55 Profi-Kämpfen<br />

seit 1995, darunter allein 44 Weltmeisterschafts-Fights,<br />

erleidet sie nur eine Nie<strong>der</strong>lage,<br />

ein Kampf endet Unentschieden.<br />

Diese andauernden sportlichen Erfolge, vor<br />

allem aber <strong>der</strong> im Jahre 2001 vor einem<br />

Millionen-Fernsehpublikum ausgetragene<br />

Showkampf gegen den TV-Entertainer<br />

Stefan Raab, dem sie das Nasenbein brach,<br />

macht sie mit einem Schlag berühmt. Ab<br />

diesem Zeitpunkt boxt Regina Halmich vor<br />

vollen Rängen in großen Arenen <strong>und</strong> mit<br />

den Live-Übertragungen im Fernsehen seit<br />

Anfang 2003 kennt ihre Popularität kaum<br />

noch Grenzen.<br />

Am 30. November 2007 beendet Regina<br />

Halmich im Alter von 31 Jahren ihre einzigartige<br />

Karriere als ungeschlagene Weltmeisterin<br />

mit einem schwer erkämpften Sieg<br />

gegen die Israelin Hagar Shmoulefeld Finer.<br />

Stan<strong>des</strong>gemäß, wie es sich für eine Box-<br />

Königin gehört, bedankte sich Regina<br />

Halmich für die anerkennenden <strong>und</strong> würdigenden<br />

Glückwünsche seitens <strong>des</strong> Museums<br />

mit <strong>der</strong> Schenkung eines von ihr signierten<br />

goldenen Boxhandschuh-Paares.<br />

Hanka Kupfernagel<br />

Goldig fiel auch das Geschenk von Hanka<br />

Kupfernagel an das Museum aus - ein von<br />

ihr signierter goldener Radsportschuh. Das<br />

entsprechende Paar hatte sie von ihrem<br />

Lebensgefährten <strong>und</strong> Trainer, Mike Kluge,<br />

geschenkt bekommen, mit denen sie Ende<br />

September 2007 in Stuttgart zur Straßen-<br />

Weltmeisterschaft im Zeitfahren antrat <strong>und</strong><br />

als erste deutsche Radsportlerin mit einem<br />

St<strong>und</strong>enmittel von 43,43 Kilometern den<br />

Titel gewann.<br />

Die vielseitige 33-jährige Brandenburgerin<br />

krönt damit ihre Karriere, die eine Vielzahl<br />

von Siegen <strong>und</strong> Erfolgen aufweist. Nach<br />

Gold bei <strong>der</strong> Europameisterschaft 1996 im<br />

Straßenrennen gewinnt sie bei <strong>der</strong> Weltmeisterschaft<br />

1998 Bronze im Straßen- <strong>und</strong><br />

Zeitfahren. Bei den <strong>Olympischen</strong> Spielen<br />

von Sydney 2000 holt sie sich die Silbermedaille<br />

im Einzelrennen.<br />

Das Jahr 2000 markiert aber auch in an<strong>der</strong>er<br />

Hinsicht einen Höhepunkt in ihrem<br />

Radfahrerleben. Seit diesem Jahr werden die<br />

Cyclocross-Weltmeisterschaften <strong>der</strong> Frauen<br />

bestritten,<br />

bei denen<br />

sie bis<br />

heute nicht<br />

nur immer<br />

einen<br />

Podiumsplatz<br />

belegt<br />

hat, son<strong>der</strong>n<br />

sie<br />

diesen<br />

Wettbewerb<br />

in den<br />

Jahren 2000, 2002, 2005 <strong>und</strong> 2008 sogar<br />

gewinnen konnte.


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