Zeitschrift des Deutschen Olympischen Sportbundes und der ...

auf nunmehr 5,5 Millionen jährlich (mit Zuwendungen für
Labore, der reine NADA-Etat liegt bei 3,9 Millionen Euro)
ansteigen wird. Außerdem werden die Fachverbände stärker
an diesem Etat beteiligt. Deren Anteil an den Kosten für eine
Probe betrug bisher lediglich 59 Euro und wird demnächst
auf 100 Euro steigen, was immer noch nicht Kosten deckend
ist. Zudem überweisen die Verbände der NADA jährlich einen
Solidarbeitrag von jeweils 2.550 Euro. "Etwa 150 Bewerbungen
habe ich auf dem Tisch. Es sieht ganz gut aus. Wir können
diese Mehrarbeit schultern, aber dafür brauchen wir
deutlich mehr Personal", sagt Helmut Pabst. Schon seit
geraumer Zeit ist er landauf, landab unterwegs, um viele
Bewerbungsgespräche zu führen und geeignete Neuzugänge
zu rekrutieren.
Mit Ärzten zum Beispiel sei es vor allem im Norden der Bundesrepublik
"etwas schwierig". Mehr Ärzte für das Kontrollsystem
sind jedoch dringend nötig, weil nur ihnen erlaubt ist,
Blutproben zu entnehmen. Die Zahl der Blutproben will die
NADA von 200 auf mindestens 1.000 in diesem Jahr steigern.
Die Zahl der unangemeldeten Urintests, zuletzt zirka 4.500 pro
Jahr, wird auf rund 8.000 erhöht. Etwa drei Viertel davon
werden den 1.500 Top-Athleten aus dem "nationalen Testpool"
gelten. Die Zeiten des Zufallsprinzips für die insgesamt
etwa 9.000 Kadersportler sind damit endgültig vorbei.
Das aufwändigere Kontrollsystem steht und fällt nicht nur
mit den Kapazitäten in den Labors, sondern zugleich mit den
Möglichkeiten der "Abteilung Beschaffung". Entsprechend
haben NADA und PWC einen neuen Vertrag ausgearbeitet,
der den veränderten Rahmenbedingungen Rechnung trägt.
"Es musste einen neuen Vertrag geben, weil es mehr Kontrollen
gibt", sagt NADA-Sprecherin Ulrike Spitz und verhehlt
nicht: Der Kontrakt beinhaltet nicht nur quantitative und
finanzielle Kriterien, sondern auch neue Qualitätsstandards.
Spitz: Es sei doch klar, dass im Anti-Doping-Kampf "alles
professioneller" werden muss. "Das neue System kann allerdings
nur dann funktionieren, wenn auch die Sportler und
die Verbände mitziehen", mahnt Pabst umgehend an. "Die
Aufenthaltsorte der Athleten müssen stimmen. Wir erleben
immer noch Sportler, die meinen, es ist die Pflicht der Kontrolleure,
sie zu finden." Allerdings ist der versierte Mediziner
nicht weltfremd und ahnt, dass es nahezu ein Ding der
Unmöglichkeit darstellt, von jedem Athleten jederzeit den
Aufenthaltsort zu kennen.
Eine Grundregel der Fahnder lautet: Wichtige unangemeldete
Zielkontrollen sollten lieber nicht unbedingt in Trainingscamps
von Nationalmannschaften vorgenommen
werden. Sprächen die Fahnder dort den ersten Athleten an,
so die Erfahrungen des Insiders, "dann spricht sich das wie
ein Lauffeuer herum, und der Überraschungseffekt ist
dahin". Dies ist eine von den zahlreichen praktischen
Erkenntnissen, von denen PWC-Kontrolleure in 15 Jahren
mehr als reichlich gesammelt haben. Heurige Hasen sind sie
längst nicht mehr. Immerhin sind die deutschen Dopingjäger
zum Schutz des sauberen Sports bereits seit 1993 zwischen
Zugspitze und Sylt im Einsatz. Zuhause sind sie im
gesamten Bundesgebiet. Unter anderen schwärmen sie von
den Standorten Berlin, Bonn, Dresden, Düsseldorf, Köln,
Leipzig, Leverkusen, München oder Stuttgart zum Einsatz
aus. Dieses Prinzip garantiere "kurze Wege und eine schnelle
Anreise". Um die Qualität des Personals zu verbessern, will
Pabst künftig sogar seine Kontrolleure kontrollieren lassen.
Ihm schwebt dabei eine Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern
der Technischen Universität München vor. Zumeist
besteht die "Abteilung Urin- und Blut-Beschaffung" aus
ehemaligen oder noch aktiven Polizisten sowie Feldwebeln
der Bundeswehr.
Diese Gruppe bringe laut Pabst die nötige Seriosität und das
nötige Durchsetzungsvermögen für die oft schwierige Arbeit
mit. Für besonders schwierige, aufwändige Fälle plant die
Nada parallel den Einsatz einer "schnellen Eingreiftruppe".
Pabst winkt bei dem Gedanken ab. Für diese kleine Gruppe
habe er in seinen eigenen Reihen keine Kapazitäten zur
Verfügung. Diese Mitarbeiter sollten am besten bei der Nada
direkt angestellt werden, schlägt der Mann vor, der die
Geschäftsführung bei PWC inzwischen in andere Hände
gelegt hat. "Komplett zurückziehen werde ich mich allerdings
nicht."
49