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Zeitschrift des Deutschen Olympischen Sportbundes und der ...

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zunehmend erfolgreichen Athleten als "Diplomaten im Trainingsanzug"<br />

zu benutzen, hatte sich sehr zum Leidwesen <strong>der</strong><br />

Bun<strong>des</strong>regierung in Bonn durchgesetzt.<br />

Von den <strong>Olympischen</strong> Spielen in Mexiko City ist neben glanzvollen<br />

Leistungen wie Bob Beamons Jahrh<strong>und</strong>ert-Weltrekord<br />

im Weitsprung (8,90 Meter) nicht zuletzt die Black-Power-<br />

Demonstration <strong>der</strong> amerikanischen Sprinter Tommie Smith<br />

<strong>und</strong> John Carlos im Gedächtnis. Sie reckten bei <strong>der</strong> Siegerehrung<br />

für den 200-Meter-Lauf als Protest gegen die Rassendiskriminierung<br />

in den USA jeweils eine in einem schwarzen<br />

Handschuh steckende Faust nach oben. Dafür wurden sie von<br />

den Spielen ausgeschlossen, durften ihre Gold- <strong>und</strong> Bronzemedaille<br />

aber behalten. Weniger in<br />

Erinnerung ist, dass kurz vor den Spielen<br />

auf dem Platz <strong>der</strong> drei Kulturen<br />

ungefähr 350 gegen soziale Missstände<br />

protestierende Studenten von einer<br />

Spezialeinheit <strong>des</strong> Innenministeriums<br />

erschossen wurden. Die Macht <strong>der</strong><br />

Fernsehbil<strong>der</strong> war damals noch längst<br />

nicht so ausgeprägt wie im Medienzeitalter<br />

von heute. Sonst wären die Spiele<br />

möglicherweise gar nicht zustande<br />

gekommen.<br />

Vier Jahre später in München stellte <strong>der</strong><br />

Überfall palästinensischer Terroristen<br />

auf die israelische Olympiamannschaft<br />

einen nicht für möglich gehaltenen<br />

brutalen Eingriff in die <strong>Olympischen</strong><br />

Spiele dar. Die Welt verfolgte mit angehaltenem<br />

Atem die so unglücklich<br />

scheiternden Befreiungsaktionen. Die<br />

historischen Worte <strong>des</strong> IOC-Präsidenten Avery Br<strong>und</strong>age bei<br />

<strong>der</strong> Trauerfeier im Olympiastadion "The Games must go on"<br />

drückten den entschiedenen Willen aus, sich nicht dem<br />

Terrorismus zu beugen. Die Spiele aber hatten endgültig ihre<br />

Unschuld verloren.<br />

1976 wurden die Sommerspiele von Montreal zu einem<br />

waffenstarrenden Ereignis. Und seither findet, wenn auch<br />

nicht immer so sichtbar wie in Kanada, Olympia in einer Art<br />

Hochsicherheitstrakt statt. Nachdem schon 1956 wegen <strong>der</strong><br />

Suez-Krise Ägypten, Irak <strong>und</strong> Libanon sowie wegen <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schlagung<br />

<strong>des</strong> Ungarn-Aufstands durch die Sowjetunion<br />

die Nie<strong>der</strong>lande, die Schweiz <strong>und</strong> Spanien den Spielen von<br />

Melbourne ferngeblieben waren, erlebte Montreal den ersten<br />

großen Olympiaboykott <strong>der</strong> Geschichte. 28 afrikanische<br />

Teams reisten ab, als ihrem Verlangen nicht nachgegeben<br />

wurde, Neuseeland von den Spielen auszuschließen. Der<br />

Gr<strong>und</strong> für ihre Proteste: Die "Kiwis" hatten im Frühjahr gegen<br />

Mannschaften Südafrikas, das 1970 wegen seiner Apartheid-<br />

Politik <strong>der</strong> Rassentrennung vom IOC suspendiert worden war,<br />

Rugby gespielt - eine Sportart, die gar nicht zum olympischen<br />

Programm gehörte. Im Gegensatz zu 1972, als das<br />

rassistische Rho<strong>des</strong>ien, das heutige Zimbabwe, auf Betreiben<br />

<strong>der</strong> Schwarzafrikaner nicht zu den Spielen zugelassen worden<br />

war, hielt diesmal das IOC dem Druck stand. Dafür hatte es<br />

im Vorfeld <strong>der</strong> Spiele von Montreal nicht verhin<strong>der</strong>n können,<br />

dass die kanadische Regierung mit Rücksicht auf ihre guten<br />

wirtschaftlichen Beziehungen zur Volksrepublik China <strong>der</strong><br />

taiwanesischen Olympiamannschaft die Visa verweigerte.<br />

Das "Reich <strong>der</strong> Mitte", das nur sporadisch mit einzelnen<br />

Athleten an den Spielen teilgenommen hatte, kehrte 1956<br />

<strong>der</strong> olympischen Bewegung den Rücken. Der Anlass war, wie<br />

Björn Conrad in seiner China-Analyse <strong>der</strong> Universität Trier<br />

beschreibt, ein Versehen. Die Volksrepublik China <strong>und</strong> Taiwan<br />

hatten beide vom IOC Einladungen zu den Sommerspielen in<br />

Melbourne erhalten. Zur Begrüßung <strong>des</strong> taiwanesischen<br />

Teams wurde irrtümlich die Flagge <strong>der</strong> Volksrepublik gehisst,<br />

worauf die taiwanesischen Athleten die rote Flagge vom<br />

Fahnenmast rissen <strong>und</strong> die eigene Flagge hissten. Die Volksrepublik<br />

sah darin eine schwerwiegende Beleidigung <strong>und</strong><br />

beschloss, nicht an den Spielen teilzunehmen. Anschließend<br />

brach Peking seine Beziehungen zum IOC ab. Von 1963 an<br />

versuchten die Chinesen mit den GANEFO-Spielen (Games of<br />

the New Emerging Forces) ein Gegengewicht zu Olympia zu<br />

schaffen. Mit <strong>der</strong> Pingpong-Diplomatie, die 1971 eine diplomatische<br />

Annäherung zwischen <strong>der</strong> Volksrepublik <strong>und</strong> den<br />

Vereinigten Staaten bewirkte, begann die Rückkehr Chinas in<br />

die Staatengemeinschaft, die 1979 zurück in die Olympische<br />

Bewegung führte. Taiwan wurde vom IOC mit <strong>der</strong> Bezeichnung<br />

"Chinese Taipei Olympic Comittee" zurückgestuft,<br />

während das NOK <strong>der</strong> "People's Republic of China" von nun<br />

an den Namen "Chinese Olympic Committee" führen durfte.<br />

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