Zeitschrift des Deutschen Olympischen Sportbundes und der ...

So viele Spitzensportler wie noch nie trainieren für
Ruhm und Ehre des Vaterlandes - und auf seine Kosten.
Gut tausend Athleten sind derzeit in den Sportfördergruppen
von Bundeswehr, Bundespolizei und Zoll
beschäftigt. Die Tendenz ist steigend. Wird der Staat der
Verantwortung gerecht, junge Menschen dazu aufzufordern,
sich für einige Jahre ihres Lebens auf den Sport zu konzentrieren?
"Früher haben wir das angeprangert", sagt Helmut
Digel, Soziologieprofessor in Tübingen und ehemaliger Präsi-
dent des Deutschen Leichtathletik-Verbandes. "Jetzt haben
wir de facto einen Staatssport. Eigentlich passt das eher zu
totalitären System wie China und Russland, und von dort
kommt es ja auch."
Michael Vesper, Generaldirektor des Deutschen Olympischen
Sportbundes (DOSB), widerspricht: "Es gibt keinen Staatssport.
Es gibt einen autonomen Sport." Dieser sei sehr dankbar
dafür, dass talentierte Sportler nach der Schule nicht
mehr vor der Frage stünden, entweder eine Ausbildung zu
beginnen oder Spitzensport zu treiben. "Die duale Karriere
ermöglicht beides", sagt Vesper.
Besonders attraktiv wird die Konzentration auf den Sport für
diejenigen, die sich - zumindest zeitweise - eine Uniform
anziehen. Im Herbst vergangenen Jahres stockten Parlament
und Bundesregierung die Mittel für die Spitzensportförderung
der Bundeswehr um 3,4 Millionen Euro auf - zusätzlich zu den
25 Millionen jährlich, die ohnehin für die Sportfördergruppen
im Verteidigungsetat vorgesehen sind. Minister Franz-Josef
Jung hat dem DOSB schriftlich gemeldet, dass er im Olympiajahr
2008 die Rekordzahl von 824 Spitzensportlern beschäftigen
könne. Ohne weiteren Zuschuss, verspricht er, werde er bis
zu den Spielen 2012 in London 744 Planstellen bereithalten.
Die Bundespolizei von Innenminister Wolfgang Schäuble hat
inzwischen zwei Sportfördergruppen von beachtlicher
Stärke. 84 Wintersportler sind in Bad Endorf stationiert
sowie 61 Leichtathleten, Judoka und Radrennfahrer in
Cottbus. Aus diesen 143 sollen mittelfristig 180 Athleten im
Polizeidienst werden. Die Sportfördergruppe von Finanzminister
Peer Steinbrück, das Zoll-Ski-Team, hat vierzig Mitglieder.
Ehemalige Sportsoldaten können zudem ihre Olympiavorbereitung
als Reserveübung betreiben. Auf bis zu 180 Tage, das
Der uniformierte Spitzensport:
:Bewährt, erfolgreich und nicht ohne
Perspektiven Von Michael Reinsch
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ist ein halbes Jahr, hat der Verteidigungsminister die Zeit
verdoppelt, für die er Verdienstausfall zahlt. Sie wird für
Trainingslager und Qualifikationswettkämpfe genutzt.
Der Bundesrechnungshof, der sich Anfang des Jahres mit
Kritik an der Sportförderung des Bundes heftigen Angriffen
aussetzte, hat die Summe der Spitzensportförderung in einem
Gutachten auf 100 Millionen Euro geschätzt. Der Vorsitzende
des Sportausschusses im Bundestag, Peter Danckert, rechnet
mit doppelt so viel. Schäuble, der in der Bundesregierung für
den Spitzensport zuständig ist, gibt die Sportförderung des
Bundes mit 125 Millionen Euro an. Der Bund der Steuerzahler
beklagt mangelnde Transparenz.
Zum Engagement des Bundes kommt das der Länder. Es soll
sich ebenfalls auf rund 200 Millionen Euro summieren. Knapp
hundert Stellen halten neue Sportfördergruppen der Polizei
von Thüringen (51), Hessen (34), Niedersachsen (9) und
Rheinland-Pfalz (4) zur Verfügung. In Sachsen, Mecklenburg-
Vorpommern und Nordrhein-Westfalen sind solche Einheiten
im Entstehen. Originell ist der Weg, den Brandenburg eröffnet:
An der Landes-Feuerwehrschule Eisenhüttenstadt sind
fünfzehn Plätze für Spitzensportler reserviert.
Polizei und Zoll bieten Athleten an, schon ihre sportliche
Laufbahn mit einer Berufsausbildung zu verbinden, Beamte
zu werden und schließlich sogar zu studieren und in den