Zeitschrift des Deutschen Olympischen Sportbundes und der ...

Bildungsalarm
E
s herrscht mal wieder Bildungsalarm in Deutschland. Von der
Regierung wird diesmal eine Großoffensive angekündigt und
sogar ein Bildungsgipfel angedroht. Die Opposition reagiert
gewohnt skeptisch, während die zuständige Wissenschaft pflichtgemäß
die Defizite in unterschiedlichen Wirkungsfeldern beklagt. Und
in den unvermeidlichen Diskussions- und Expertenrunden zerreden
die üblichen Verdächtigen die Probleme dann oft bis zur Unkenntlichkeit.
Alles wie gehabt also? Es steht zumindest zu befürchten,
dass der gerade veröffentlichte jüngste Nationale Bildungsbericht
mit seinen vielen weißen Flecken in der Landschaft des Mangels und
der Versäumnisse auch wieder nur ein kurzatmiges und medienwirksames
politisches Geklingel zur Folge hat. Bis zur nächsten Hiobsbotschaft
aus den pädagischen Notstandsgebieten…
Apropos Bildungsalarm: Dazu passen Nachrichten aus dem Problemsektor
Bewegung und Körperbildung, die zwar die aktuelle
nationale Bestandserhebung nicht speziell im Visier hat, die aber
geradezu fugenlos ins allgemeine Zerrbild passen. Zum Beginn der
Freiluft-Badesaison erschreckt die Deutsche Lebens-Rettungsgesellschaft
(DLRG) mit Zahlen zur Schwimmfähigkeit der Bevölkerung.
Und da stehen dann vor allem die Ergebnisse und Trends der frühen
Jahre ganz oben an. Besorgnis erregende 33,9 Prozent der Kinder
und Jugendlichen in unserem Land können nicht schwimmen.
Untersuchungen und Studien belegen, dass bereits in den Grundschulen
die richtigen Weichenstellungen fehlen. Danach gehört ein
Drittel der Kinder nach Verlassen der Grundschule noch zu den
Nichtschwimmern. Zu später Beginn des Schwimmunterrichts,
unzureichende Qualifikation des Lehrpersonals, unbefriedigende
kommunale Bädersituation mit weiteren Abwärtstrends dank
klammer öffentlicher Kassenlagen: die Gründe der Misere sind
vielfältig.
Natürlich gibt es Elternehrgeiz und familiäre Initiativen, es gibt
Vereinsangebote und andere Alternativen. Doch grundsätzlich muss
gelten: Wenn nicht alle Kinder in der Grundschule schwimmen
lernen, dann ist etwas faul in unserem Bildungssystem; und wenn
dann auch noch die weiterführenden Schulen als "Ausputzer"
OF-KOMMENT
OF-KOMMENTARE
ARE
versagen, dann wird schnell ein gesellschaftspolitischer Skandal
daraus. Den haben Sportverbände, Vereine und Verbündete im
Geiste aus anderen gesellschaftlichen Organisationen längst ausgemacht.
Sie planen zusammen mit den Kommunen ein Aktionsbündnis,
das vor allem weitere Bäderschließungen verhindern und im
Gegenteil die Sanierung und den Ausbau der Bäderlandschaft
befördern und so die Grundvoraussetzungen für Bewegungsbegeisterung
im Element Wasser sichern soll. Die praktischen Beispiele
erfolgreicher Kooperation zwischen Verein und Kommune lassen
ebenfalls hoffen. Hier fehlt nur noch flächendeckend die Schule.
Denn wenn Nichtschwimmer anklagen, kann der Bildungsalarm
nicht laut genug sein.
Harald Pieper
Raus aus der Schulsportrolle
I
m Sport seine eigenen Möglichkeiten und Grenzen zu erfahren,
Spaß und Freude an der Bewegung zu entwickeln, zugleich
Verständnis und Wissen über eine sinnvolle Ernährung zu erlangen -
mit diesen Grundlagen sind die Jugendlichen wirklich fit fürs Leben!
So groß die Sportbegeisterung im Lande auch ist, so groß ist häufig
das Missverhältnis zwischen Aktiven und Fans in punkto Fitness.
Während die einen Höchstleistungen erbringen, mangelt es den
anderen oftmals an ausreichender Bewegung. Zu viele begnügen
sich mit der passiven Rolle des Zuschauers. Dass junge Menschen
Spaß an eigener körperlicher Aktivität entwickeln, ist deshalb das
Ziel der sport- und gesundheitspädagogischen Arbeit des Deutschen
Olympischen Sportbundes (DOSB). Es geht dabei nicht nur um ein
Freizeitvergnügen, sondern auch um einen wesentlichen Beitrag zur
Persönlichkeitsentwicklung und zur Gesundheitsförderung.
Sport ist der Schlüssel zum körperlichen, seelischen und sozialen
Wohlbefinden, wie die Weltgesundheitsorganisation den Begriff
Gesundheit in ihren Regeln definiert. Deshalb ist Sport gerade bei
jungen Menschen mit Lernbehinderungen, Schulschwierigkeiten und
Problemen wie Unsicherheit, Aggressivität, Kontaktarmut, Übergewicht
oder Antriebslosigkeit das richtige Rezept. Durch regelmäßige
sportliche Aktivität im DOSB und seinen Verbänden und Vereinen
lernen sie, mit sich selbst und ihrem Körper verantwortungsbewusst
umzugehen. Im gemeinsamen Spiel werden Teamfähigkeit und
Gespür für Fairness entwickelt. Ebenso findet eine ausführliche
Auseinandersetzung mit Themen wie ausgewogene Ernährung,
körperliche Hygiene und verantwortungsvoller Umgang mit Alkohol
und Nikotin statt.
Wie und wo lernt man Teamfähigkeit besser, als wenn man
gemeinsam in einem Boot sitzt - und rudert was das Zeug hält?
Kanu fahren gehört zu den Höhepunkten von Erlebnissporttagen,
die in allen Regionen Deutschlands in vielen Vereinen stattfinden.
Außerdem locken Mountenbike-Touren, Orientierungswandern und
andere Natursportarten regelmäßig hunderte von Jugendlichen aus
den verschiedenen Einrichtungen der Turn- und Sportbewegung
zur körperlichen Betätigung und zur Begegnung unter freiem
Himmel. Also - nicht lange zögern. Einfach zugreifen und mitmachen.
Karlheinz Gieseler
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