Zeitschrift des Deutschen Olympischen Sportbundes und der ...

erarbeitet. Sie entstehen in Behörden, Schulen und Universitäten,
aber auch an Autobahnen und Radwegen. "Die Räume
sind dort, wo sich die Menschen in Alltag und Freizeit aufhalten",
erläutert Sabine Kraft. Zum Beispiel im Berliner Olympiastadion:
die für die Fußball-Weltmeisterschaft 2006
errichtete Kapelle erfreut sich einer stetig wachsenden Zahl
von Besuchern.
Die Kompromissfähigkeit von Kirchenoberen und Sportverantwortlichen
wächst. Das gemeinsame Problem sind eher
die verkaufsoffenen Sonntage und die an jedem Tag verlängerten
Ladenöffnungszeiten. Da kommen die Termine für
Talar und Turnhose zwangsläufig ins Trudeln. Deshalb sind
wie immer die Menschen gefragt und was sie bereits an
guten Beispielen vorweisen können.
Zum Deutschen Evangelischen Kirchentag 2007 bringen 44
Kirchenkreise Wasser aus den Flüssen des Rheinlands in
Fässern nach Köln. Sie werden in sieben Großkanadiern zum
internationalen Jugendcamp gebracht, organisiert vom Verein
für Wassersport Blau-Weiß Köln, der auch andere Kanuvereine
im Bezirk für diese Aktion gewinnt. Der Turn- und Sportverein
Kleinengstingen und die Evangelische Kirchengemeinde
veranstalten zum wiederholten Mal den "Ruhlenberg-
Sponsorenlauf" mit anschließendem Gottesdienst. Die Spendengelder
kommen einem Kinderdorf in Rumänien zu Gute.
Für den Neubau des evangelischen Gemeindezentrums laufen
Aktive des Turnvereins Seckbach 1875, Frankfurt am Main,
beim 3. Seckbacher Kirchenlauf in Verbindung mit dem
Erntedankfest.
Mit ihren erfahrenen lizenzierten Übungsleiterinnen gehen
drei Sportvereine in die Kindergärten. Die Turn- und Sportgemeinschaft
1848 Öhringen, die Kunstturnvereinigung Hohenlohe
und Budokwai Öhringen vermitteln vor Ort kindgerechte
Bewegung und Spaß am Spielen. Die Evangelische Kirche als
Kindergartenträger bestätigt gern den Wert der beispielhaften
Maßnahme.
Die Medienpräsenz endet meistens in den örtlichen Tagesund
Wochenzeitungen, im Lokalfunk und in den Amtsblättern
der Sportorganisationen. Da hat das inzwischen stärker in das
Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückte Thema der Integration
größere Chancen, erkannt und anerkannt zu werden,
zumal sich Kirche und Sport gemeinsam und praxisbezogen
engagieren.
Vor einigen Monaten haben die Evangelische Kirche in
Deutschland (EKD), die Deutsche Bischofskonferenz und der
Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) ein Ideenheft
herausgebracht. Die gut gestaltete Broschüre "Gemeinsam
Gesellschaft gestalten" beschreibt in nachahmenswerten
Beispielen, wie Menschen mit Migrationsgeschichte integriert
und unterstützt werden können. Bischof Wolfgang Huber, der
Vorsitzende der EKD, Karl Kardinal Lehmann, der damalige
Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, und DOSB-
Präsident Dr. Thomas Bach rufen dazu auf, "diese Anstöße an
vielen Orten aufzunehmen und Integration zu einem wachsenden
Bereich der Zusammenarbeit zwischen Kirche und
Sport zu machen".
Die Orientierung an bereits bewährten - ökumenischen -
Aktivitäten bietet sich an. Der Döbelner Sportverein "Vorwärts"
feiert die nach der großen Flut 2002 im Laufe von
fünf Jahren wieder aufgebaute Sporthalle mit einem gemeinsamen
Gottesdienst. Der Turnverein Niederschelden 1882 lädt
zum 125-jährigen Vereinsjubiläum in ein großes proppenvolles
Festzelt für Sonntagmorgen ein: ökumenischer Gottesdienst,
Frühschoppen mit der Siegerländer Bergknappenkapelle,
Erbsensuppe vom Deutschen Roten Kreuz Niederschelden.
Der DJK-Verein Märkischer Wassersport, Berlin, tauft ein
neues Jugendboot mit Wasser aus der Havel. Der evangelische
Binnenschiffer-Pfarrer und der DJK-Präses vom Erzbistum
Berlin segnen in einer angemessen kurzen, anspruchsvollen
Feierstunde die Jugendmannschaft und das Boot. Mit
dem Motto "Steilvorlage für Freude am Spiel" ist der Fußballclub
Zuzenhausen Gastgeber für den 8. Familiensporttag des
Bayerischen Fußball-Verbandes. In den ökumenischen Familiengottesdienst
sind auch die Spieler des FC aktiv eingebunden.
Im Mai jährte sich zum 25. Mal die "Andacht im Wald"
des Kreisverbandes der Pferdesportfreunde Mühlheim an der
Ruhr: mit 150 Reitern, Kutschenfahrern, Radlern und Fußgängern,
einem Wechselspiel von Musik und Worten, Posaunenchor,
Männergesangverein und den Pfarrern der beiden
Konfessionen.
Für ein besseres gesellschaftliches Klima werden auch die
Kontakte zwischen Sportvereinen und Pfarrgemeinden immer
wichtiger. "Sie müssen mehr zum Inhalt haben als den Besuch
des Pfarrers auf einem Fußballturnier und mehr als die Teilnahme
des Sportvereins am Gemeindefest", fordert Friedhelm
Kreiß, der Vorsitzende des Landesarbeitskreises "Kirche und
Sport Nordrhein-Westfalen". Er regt selbst an, vor Ort "Ehrenamtskreise"
zu schaffen, in denen Mitarbeiter aus Kirche,
Sport und anderen Organisationen mit gleichen Zielsetzungen
Erfahrungen austauschen, Synergieeffekte nutzen und Öffentlichkeit
schaffen. Es sei nicht abwegig, über ein gemeinsames
Konzept von Kirche und Sport nachzudenken.
Vision und Wirklichkeit sind gute Weggenossen für die richtigen
Schritte nach vorn. Von 952 Einwohnern des westfälischen
Dorfes Helmern gehören 65 Prozent dem Sportverein
für Jugendpflege an. Die Leichtathletikabteilung entwickelt
sich hervorragend. Als Überschneidungen des Trainings der
Grundschüler mit dem Unterricht für die Kommunion drohen,
findet der Pfarrer Ausweichtermine.
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