Zeitschrift des Deutschen Olympischen Sportbundes und der ...

nach der vorigen Saison die Frauen-Nationalmannschaft
komplett aufgelöst. Danach begann der Run auf die begehrten
Plätze wieder bei Null. Niemand war gesetzt, niemand
konnte sich auf den Erfolgen der Vergangenheit ausruhen.
Jede Kandidatin musste sich neu anbieten, so dass Chancengleichheit
und Leistungsprinzip Hand in Hand gehen.
Feinabstimmung lautet die Überschrift für die verbleibenden
Wochen bis zu den Spielen in Peking. Über die Besetzung der
Flotte entscheiden in erster Linie "individuelle Leistungsstärke"
und Harmonie an Deck. Um die optimale Mischung herauszufinden,
hat Jutta Lau ihre starken Mädchen und Frauen gern
so oft und ausgiebig wie möglich in gemeinsamen Trainingslagern
beisammen. "Wen ich nicht gesehen habe, der hat bei
mir keine Chance", erläutert sie ihren eisernen Grundsatz,
wonach die verantwortliche Trainerin die stete Kontrolle über
die komplette Mannschaft haben muss. Private Alleingänge
der Sportlerinnen in der Vorbereitung auf die Saisonhöhepunkte
sind unerwünscht - mit Ausnahme dringender beruflicher
Verspflichtungen und des Schweiß treibenden, individuellen
Grundlagentrainings natürlich. Schon jetzt weiß Jutta Lau
exakt Tag und Zeit der einzelnen Wettbewerbe auf der olympischen
Ruderstrecke in Peking zu benennen. "Deswegen lebe
ich aber nicht in der Zukunft", lautet ihre leistungssportliche
Maxime, "sondern meine größte Konzentration und Aufmerksamkeit
gilt dem täglichen Training."
Je näher die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele am 8.
August rückt, desto größeres Augenmerk widmet Jutta Lau
auch den psychologischen Aspekten. Trainer im modernen
Hochleistungssport müssen nicht nur auf die physischen
Qualitäten ihrer Athleten achten, lautet ihre Botschaft, sondern
sie müssen zugleich "ein pädagogisches Fingerspitzengefühl"
mitbringen. Umso wichtiger sei es, dass gerade auch die
Bundes- und Cheftrainer ihre Athleten so gründlich kennen
wie die Heimtrainer. "Die Arbeit im Detail tritt immer mehr in
den Vordergrund. Die individuelle Beschäftigung mit dem
einzelnen Sportler ist unheimlich aufwändig", unterstreicht
Jutta Lau. Damit diese höheren Anforderungen zu bewältigen
sind und die deutsche Frauen-Ruderflotte weiterhin dem
mächtigen Ansturm der internationalen Konkurrenz standhalten
kann, hat die Meistertrainerin bereits Vorsorge getroffen.
Seit November 2007 hat sie die frühere Weltklasseruderin
Katrin Rutschow-Stomporowski als Assistentin an ihrer Seite.
Die 32-Jährige, die wie ihre Chefin zweimal Olympia-Gold
gewann und zuvor zwei Jahre beim Seeclub Zürich als Trainerin
tätig war, soll ihre Erfahrungen vor allem einsetzen, um
die DRV-Athletinnen mental zu stärken. "Ich hatte schon
vorher immer mal versucht, eine erfolgreiche Athletin für
diese Aufgabe zu gewinnen, jetzt ist es endlich gelungen",
sagt die verantwortliche Trainerin: "Es würde dem deutschen
Sport nicht so viel Potenzial verloren gehen, wenn mehr
ehemalige Athleten diesen Weg einschlagen würden."
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