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Zeitschrift des Deutschen Olympischen Sportbundes und der ...

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wegung. Nachdem <strong>der</strong> bekennende Nationalsozialist Edm<strong>und</strong><br />

Neuendorff die Führung <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> Turnerschaft im April<br />

1933 übernommen hatte, folgte ihm als Führer <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong><br />

Turnerjugend Thilo Scheller. In einem "Aufruf an die<br />

Turnerjugend!" for<strong>der</strong>te Thilo Scheller, <strong>der</strong> damals Mitarbeiter<br />

am Institut für Leibesübungen <strong>der</strong> Universität Berlin war, die<br />

"lieben Jungen <strong>und</strong> Mädel" auf, sich am "Kampf wi<strong>der</strong> den<br />

<strong>und</strong>eutschen Geist" zu beteiligen. Vereinsbüchereien <strong>und</strong> die<br />

privaten Bibliotheken sollten durch den Einsatz <strong>der</strong> Turnerjugend<br />

von "<strong>und</strong>eutschen Schriften" gesäubert werden <strong>und</strong> er<br />

rief sie dazu auf, "errichtet einen Scheiterhaufen, auf dem ihr<br />

den Dreck verbrennt".<br />

Inwieweit <strong>der</strong> Aufruf von Thilo Scheller in die Tat umgesetzt<br />

worden ist, ist nicht bekannt. Die Deutsche Turnerschaft hatte<br />

sich zu diesem Zeitpunkt mit <strong>der</strong> Aufnahme <strong>des</strong> "Arierparagraphen"<br />

<strong>und</strong> dem damit verb<strong>und</strong>enen Ausschluss ihrer<br />

jüdischen Mitglie<strong>der</strong> bereits ideologisch gleichgeschaltet.<br />

Die von den Studenten <strong>der</strong> "<strong>Deutschen</strong> Hochschule für Leibesübungen"<br />

geraubten Bücher aus dem Institut für Sexualwissenschaft<br />

wurden in Anwesenheit von Reichspropagandaminister<br />

Goebbels zusammen mit 20.000 weiteren Büchern<br />

auf dem Berliner Opernplatz verbrannt, dem heutigen Bebelplatz.<br />

Unter den Klängen <strong>der</strong> Marschmusik von SA- <strong>und</strong> SS-<br />

Kapellen gingen die Werke deutscher Schriftstellerinnen <strong>und</strong><br />

Schriftsteller in den Flammen auf, begleitet von den Feuersprüchen<br />

<strong>der</strong> Studenten: "Erster<br />

Rufer: Gegen Klassenkampf <strong>und</strong><br />

Materialismus, für Volksgemeinschaft<br />

<strong>und</strong> idealistische Lebensauffassung!<br />

Ich übergebe <strong>der</strong> Flamme die Schriften<br />

von Marx <strong>und</strong> Kautsky. Zweiter<br />

Rufer: Gegen Dekadenz <strong>und</strong> moralischen<br />

Zerfall! Für Zucht <strong>und</strong> Sitte in<br />

Familie <strong>und</strong> Staat. Ich übergebe dem<br />

Feuer die Schriften von Heinrich<br />

Mann, Ernst Gläser, Erich Kästner."<br />

Auftakt zur Bücherverbrennung war<br />

eine öffentliche Vorlesung von Prof.<br />

Baeumler, Ordinarius für Politische<br />

Pädagogik an <strong>der</strong> Universität Berlin<br />

<strong>und</strong> gleichzeitig wissenschaftlicher<br />

Leiter <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> Hochschule für<br />

Leibesübungen. Mit seiner Konzeption<br />

einer "Politischen Leibeserziehung"<br />

legte Alfred Baeumler die<br />

Gr<strong>und</strong>lagen für die Einbindung <strong>der</strong><br />

körperlichen Erziehung in das politisch-ideologische<br />

Programm <strong>der</strong><br />

Nationalsozialisten: Erziehung zur<br />

Wehrhaftigkeit, Rassismus <strong>und</strong><br />

Führertum.<br />

"Es war ein Vorspiel nur, dort wo<br />

man Bücher verbrennt, verbrennt<br />

man auch am Ende Menschen."<br />

Dieser Satz von Heinrich Heine aus<br />

dem Jahre 1821 aus <strong>der</strong> Tragödie<br />

"Almansor" sollte über 100 Jahre<br />

später grausame Wahrheit werden.<br />

Am Anfang <strong>des</strong> Vernichtungsprozesses<br />

<strong>der</strong> nationalsozialistischen<br />

Machthabe stand die "geistige<br />

Vernichtung" (...), <strong>des</strong>sen Endpunkt<br />

(waren) die Gaskammern von Auschwitz".<br />

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