Zeitschrift des Deutschen Olympischen Sportbundes und der ...

"
W
ir, die Völker der Vereinten Nationen - fest entschlossen,
künftige Geschlechter vor der Geißel
des Krieges zu bewahren...", so lautet der erste
Satz der Charta der Vereinten Nationen, die 1945 auf der
UN-Gründungskonferenz in San Francisco verabschiedet
wurde. Zur Wahrung des Weltfriedens und der internationalen
Sicherheit sollte eine bestandsfähige Staatenorganisation
geschaffen werden. Und die UN hat sich bis heute zur ersten
und einzigen Staatenorganisation mit universellem Anspruch
- und umfassenden Mandat - entwickelt. Schon die Präambel
der UN-Charta verpflichtet die Mitgliedstaaten "den
sozialen Fortschritt und einen besseren Lebensstandard in
größerer Freiheit zu fördern". Armut und Elend zu bekämpfen,
allen Menschen ein Leben in Würde und Selbstbestimmung
zu ermöglichen, zählt neben der friedlichen Koexistenz
gewissermaßen zu den Kernanliegen der Weltorganisation.
Diesen beiden Zielen kann auch der Sport auf einzigartige
Weise dienen. Im Streben nach Entwicklung und Frieden
wurde der Sport von internationalen Experten aus den
Bereichen Entwicklungszusammenarbeit, Bildung, Gesundheit,
Sport, Wirtschaft und Konfliktbewältigung als effektives
Instrument für die Erreichung von Entwicklungszielen anerkannt.
Eine wachsende Zahl von Entwicklungsorganisationen,
darunter die UN, setzt deshalb Sport heute gezielt als Instrument
ein.
Sport und die Vereinten Nationen - dies ist kein neues Phänomen.
Das UN-System hat Sport als Instrument der Entwicklungszusammenarbeit
seit seiner Gründung eingesetzt.
Auch wenn Sport häufig als ein ad hoc-Instrument verwendet
wurde, bauten insbesondere Nothelfer auf Sport, um die
Lebensumstände der Opfer von Konflikten oder von Naturkatastrophen
zu verbessern.
Neue Impulse erhielt die Diskussion um Sport im Dienste von
Entwicklung und Frieden im Rahmen des Millennium-Gipfels
im September 2000. Dort einigten sich die Staats- und
Regierungschefs auf die so genannten "Millennium Development
Goals (MDGs)", acht Entwicklungsziele für das neue
Jahrtausend. Dazu gehört, dass die Zahl der Menschen in
extremer Armut bis zum Jahr 2015 halbiert werden soll
sowie dass bis dahin alle Kinder zumindest die Grundschule
absolvieren können. Die UN hat erkannt, dass sie mehr mit
Akteuren der Zivilgesellschaft zusammenarbeiten muss, um
diese Ziele zu erreichen. Da der Sport im Leben der Menschen
einen immer wichtigeren Platz einnimmt, ist es nahe
liegend, seine Werte beim Einsatz für eine gerechtere und
friedlichere Welt ins Spiel zu bringen.
Als weiteren Schritt zur Integration von Sport in das strategische
und operationelle Vorgehen der UN und ihrer Unterorganisationen
und zur Bündelung bestehender Aktivitäten
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ernannte der UN-Generalsekretär 2001 einen Sonderbeauftragten
für Sport im Dienst von Entwicklung und Frieden.
Und im November 2003 beschlossen die 191 Mitglieder der
UN-Generalversammlung die Proklamation des Jahres 2005
als das Internationale Jahr des Sports und der Leibeserziehung.
Es war eine hervorragende Gelegenheit, um auf allen
gesellschaftlichen Ebenen, der Regierungen, der Sportverbände,
der Wirtschaft und der Wissenschaft, Bewusstsein
über das gewaltige Potenzial des Sports zu wecken und
nachhaltig in die Zukunft zu wirken.
Die Bewegung im Bereich Sport und Entwicklung ist seither
mit zahlreichen Projekten, Initiativen und Programmen
weltweit gewachsen.
Eine Reihe von VN-
Abteilungen, Fonds,
Programmen, Spezial-
und Sonderorganisationen
haben
Sport als ein Instrument
der Entwicklungsförderung
in
ihre Agenden aufgenommen,
und zahlreiche
Programme
und Aktivitäten mit
Sportbezug leisten
einen bedeuten
Beitrag zur Erreichung
der Millenniumsziele.
Lassen Sie
mich zwei anschauliche
Beispiele nennen:
Seit fünf Jahren findet jährlich das "Match against Poverty"
mit von Zidane und Ronaldo zusammengestellten Mannschaften
statt, bisher in Basel (2003), Madrid (2004), Düsseldorf
(2005), Marseille (2006) und Malaga (2007), und in
diesem Herbst erstmals auf dem afrikanischen Kontinent. In
diesem vom UN-Entwicklungsprogramm (UNDP) organisierten
Fußballspiel sind sportliche Qualität und das Ergebnis
sekundär. Es geht vielmehr darum, einer breiten Öffentlichkeit
auf spielerische Art und Weise und in einen sportlichen
Kontext eingebettet die Friedensbestrebungen und die Millenniums-Entwicklungsziele
der UN bekannt zu machen und
gleichzeitig finanzielle Mittel für die Armutsbekämpfung zu
mobilisieren.
Das UNHCR, die UN-Unterorganisation für Flüchtlinge, hat
entdeckt, was Sport leisten kann, um Flüchtlingen zu helfen,
ihre menschlichen Verluste und Traumata zu verarbeiten. In
Uganda oder Kenia beispielsweise gibt der Sport Flüchtlingen