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Zeitschrift des Deutschen Olympischen Sportbundes und der ...

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Eine Kraft <strong>des</strong> Guten<br />

Stichworte zu Olympia <strong>und</strong> Wertebewusstsein.<br />

Von Kerstin Kirsch<br />

" Und dennoch sind <strong>und</strong> bleiben die Spiele eine Kraft<br />

<strong>des</strong> Guten." Dafür sprachen sich IOC-Präsident<br />

Jacques Rogge <strong>und</strong> IOC-Vizepräsident <strong>und</strong> DOSB-<br />

Präsident Thomas Bach Ende 2007 mit Blick auf das Olympiajahr<br />

2008 hoffnungsvoll aus. Welches Guten?<br />

Als olympische Werthaltungen gelten dem IOC Exzellenz <strong>und</strong><br />

Fair Play ebenso wie Respekt, Solidarität <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>schaft.<br />

Können hier eine positive Einstellung zur Elite, zur Leistung<br />

einerseits, an<strong>der</strong>erseits die gegenseitige Achtung herausgelesen<br />

werden, führte Jacques Rogge seine Überzeugung noch<br />

einen Schritt weiter: "Olympia entwickelt die soziale Situation<br />

eines Lan<strong>des</strong>." Inwiefern?<br />

Als Schlüsselkategorien <strong>des</strong> mo<strong>der</strong>nen Diskurses zur Bestimmung<br />

<strong>des</strong> Guten lassen sich "Verantwortung", "Gewissen"<br />

<strong>und</strong> "freie Selbstbindung" interpretieren. Gewissen geht mit<br />

Vernunft, mit Liebe zur Wahrheitssuche <strong>und</strong> in <strong>der</strong> Folge mit<br />

personaler Identität einher. Was aber schützt vor einer Beliebigkeit<br />

<strong>des</strong> Handelns? Was macht das angestrebte Gute aus?<br />

Als Bedingungen für das Gute können gelten:<br />

1. Selbstbindung <strong>und</strong> Selbstgestaltung <strong>des</strong> Lebens gelingen,<br />

wenn das eigene Handeln <strong>der</strong> Einsicht in Gründe folgt. Der<br />

Mensch ist das Lebewesen, das im Unterschied zu den<br />

Tieren nicht einfach lebt, son<strong>der</strong>n sein Leben führen muss.<br />

Das Gute muss erkannt <strong>und</strong> anerkannt werden. Erst dann<br />

wird es gr<strong>und</strong>legend dasjenige, durch das <strong>der</strong> Mensch<br />

handelnd auf den in seinem eigenen Selbst gelegenen<br />

Anspruch antwortet. Dies konstituiert ihn als Person.<br />

2. Für verantwortetes Handeln von Bedeutung ist überdies<br />

<strong>der</strong> transzendierende Ausgriff auf leib-seelisches Sein. Das<br />

Ziel besteht in <strong>der</strong> Sicherung eines entwurfsoffenen Rahmens<br />

für eine Sinngestalt gelingenden Lebens.<br />

Die Bindung an das Gute besteht also darin, das Wollen zu<br />

wollen, das sich in Freiheit durch Vernunft vollzieht. In <strong>der</strong><br />

sozialen Dimension <strong>der</strong> "Fre<strong>und</strong>schaft" als olympischer Werthaltung<br />

meint dies: auch solches Wollen an<strong>der</strong>er. Die von<br />

Jacques Rogge erwähnte soziale Situation eines Lan<strong>des</strong><br />

vermag also entwickelt zu werden über bewusst kultivierte<br />

Werthaltungen im Raum einer personalen Sinndimension <strong>des</strong><br />

Lebewesens Mensch - auch im <strong>und</strong> durch Sport qua "olympischer<br />

Bildung <strong>und</strong> Erziehung". Das Hineinwirken in die aufbrechende<br />

Kultur <strong>und</strong> Gesellschaft Chinas im Umfeld <strong>der</strong><br />

18<br />

<strong>Olympischen</strong> Sommerspiele in Peking eröffnet diese Chance.<br />

Auf diesen Gr<strong>und</strong>pfeilern <strong>der</strong> exemplarisch skizzierten Werte<br />

ruhend vermag das Wort von <strong>Olympischen</strong> Spielen als einer<br />

Kraft <strong>des</strong> Guten die bleibende Aktualität <strong>der</strong> <strong>Olympischen</strong><br />

Bewegung sehr wohl zu unterstreichen.<br />

Üb Erleben! Denn nicht<br />

gewinnen ist kein Scheitern<br />

Ein olympischer Appell an Athleten <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e Aktive<br />

Von Hans Lenk<br />

"<br />

Das Leben ist eine von einem Verrückten veranstaltete<br />

Olympiade", schrieb einst <strong>der</strong> japanische Dichter<br />

Akutagawa. Ist es nicht eher umgekehrt? Die Verrücktheiten<br />

mo<strong>der</strong>nen Lebens in <strong>der</strong> Überhektik-Gesellschaft<br />

drängen sich auch <strong>der</strong> Olympiade auf: <strong>der</strong> Vorbereitungszeit<br />

wie den Wettkämpfen selbst. Verkam nicht manche Winterolympiade<br />

zu einer Dopiade? Wurden nicht manche Wurf-,<br />

Stoß- <strong>und</strong> Sprintwettbewerbe von Dopioniken gewonnen?<br />

Wird in Peking etwa ein Radler Do-Ping das Straßenrennen<br />

gewinnen? WADA sei Dank gibt es Fortschritte bei den Kontrollen.<br />

Doch die kriminelle Energie <strong>und</strong> Intelligenz <strong>der</strong> Trickser<br />

scheint noch ungebrochen …<br />

"Markt o<strong>der</strong> Tempel?" mahnte Coubertin die Athleten: Sie<br />

hätten zu entscheiden, ob Kommerz o<strong>der</strong> Idee, die olympische<br />

Idee, obsiegen. Markt <strong>und</strong> Kommerz haben längst gesiegt:<br />

Kaum noch eine Chance, die Olympiade nicht zu einer "Kommerziade"<br />

werden zu lassen. Aber <strong>der</strong> Gegensatz Markt/Idee<br />

ist falsch: Trotz Kommerzialisierung im Sport lassen sich<br />

Leitideen wie das olympische Menschenbild o<strong>der</strong> <strong>der</strong> mündige<br />

Athlet verfolgen.<br />

"Hauptfunktion <strong>der</strong> <strong>Olympischen</strong> Spiele" sei es, "Fernsehunterhaltung<br />

zu liefern", ahnte bereits 1976 die New York Times.<br />

Diese Vorahnung ist in dramatischer Perfektionierung eingetroffen:<br />

Die Olympiade wurde zur "Teleade", Telekratie <strong>und</strong><br />

Medienherrschaft, "Mediakratie", beherrschen die Rezeption<br />

<strong>und</strong> Akzeptanz <strong>der</strong> Olympiade. (Im Sport ist an<strong>der</strong>s als sonst<br />

Mediakratie nicht eng mit Mediokrität verzwickt - dies lässt<br />

hoffen, dass die "Telekratiade" auch positive Auswirkungen<br />

neben <strong>der</strong> natürlichen Faszination <strong>der</strong> Wettkämpfe zeigt.) Die<br />

schon vor Jahren prognostizierte "Teledopiokommerziade" ist<br />

heute vielfach olympische Realität.<br />

Man hatte geglaubt, olympische Politkrimis mit <strong>der</strong> Instrumentalisierung<br />

<strong>der</strong> Spiele in totalitären Systemen seien<br />

Vergangenheit. Im Vorfeld <strong>der</strong> olympischen Peking-Oper

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