Ausgabe 6/2008 - Deutsche Olympische Gesellschaft
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Anne-Katrin Elbe, die sich gegen ihren Trainer Thomas Springstein<br />
gewehrt hat, der ihr Dopingmittel verabreichen wollte.<br />
Dies sieht auch Imke Duplitzer, die Olympiazweite im Degenfechten<br />
von Athen 2004, so. Im Bonner Tannenbusch-Gymnasium<br />
sagte sie, der mündige Athlet müsse auch in der Lage sein,<br />
rechtzeitig den Ausgang zu nehmen: "Jemand, der Doping<br />
bewusst in Kauf nimmt, hat ein kaputtes Rückgrat." Michael<br />
Scharf, der Leiter des Olympiastützpunktes Rheinland, sprach<br />
das Problem des wachsenden Erfolgsdrucks an, der den Griff zu<br />
Dopingmitteln begünstigt. Er plädierte dafür, "dass die Schere<br />
zwischen der Forderung nach sauberem Sport auf der einen<br />
Seite und den hohen Erfolgserwartungen an die einzelnen<br />
Sportverbände unbedingt kleiner werden muss". Es könne nicht<br />
sein, dass zum Beispiel bei den Leichtathleten nur die Endkampfchance<br />
als Kriterium für die Nominierung zähle.<br />
In Leverkusen, wo 200 Schülerinnen und Schüler des Landrat-<br />
Lucas-Gymnasiums mit Leistungssportlern diskutierten, wurde<br />
der Hammerwerfer Markus Esser gefragt, wie er denn einem<br />
Konkurrenten gegenüber treten würde, der nach Ablauf einer<br />
Dopingsperre wieder an Wettkämpfen teilnimmt. Der WM-<br />
Achte von 2007 ist hier für eine harte Haltung: "Mit so einem<br />
will ich nichts mehr zu tun haben." Im Sportzentrum Hohenschönhausen<br />
kamen an zwei Tagen jeweils 100 bis 150 Schülerinnen<br />
und Schüler der Berliner Eliteschulen Coubertin-Gymnasium<br />
und Werner-Seelenbinder-Schule sowie der Flatow- und<br />
Poelchau-Oberschule zusammen. Unten in der Schwimmhalle<br />
trainierten Athleten noch für Peking, oben im Versammlungsraum<br />
stellten sich Spitzensportler wie Kanu-Weltmeister Norman<br />
Bröckl, Natascha Keller, Hockey-Olympiasiegerin von Athen<br />
2004, und Lena Schöneborn, die in China Gold im Modernen<br />
Fünfkampf gewinnen<br />
sollte, den Fragen. So<br />
wollte eine junge Kaderathletin<br />
von Dorothea<br />
Brandt wissen, wie sie denn<br />
damit umgehe, dass international<br />
nicht alle Sportler<br />
gleich streng kontrolliert<br />
würden, ob das für die<br />
ausländischen Konkurrentinnen<br />
nicht ein Vorteil sei.<br />
"Ist es denn ein Vorteil,<br />
wenn ich meine Gesundheit<br />
ruiniere und andere<br />
betrüge?", fragte die EM-<br />
Zweite im Schwimmen<br />
zurück. "Wir sollten nicht<br />
auf andere schauen, sondern<br />
auf uns selbst und<br />
sicher sein, dass wir unseren<br />
Sport sauber betreiben."<br />
Die Nada will im kommenden Jahr Eltern und Trainer der rund<br />
4.500 deutschen Kader-Athleten in ihre Tour einbeziehen. Denn<br />
in den Familien kann den Heranwachsenden schon früh nahe<br />
gebracht werden, dass Doping Betrug am anderen und an sich<br />
selbst ist, von den gefährlichen gesundheitlichen Risiken gar<br />
nicht zu reden. Derzeit wird eigens eine Broschüre für Eltern<br />
entwickelt. Und während der Rundreise durch Deutschland<br />
werden abends die Eltern zu Informationsveranstaltungen an<br />
den Olympiastützpunkten eingeladen. Daran werden auch<br />
Internatsleiter, Laufbahnberater und Trainer teilnehmen. Eine<br />
Schlüsselrolle kommt den Trainern zu, von denen nicht wenige<br />
ins Staatsdoping der DDR eingebunden waren, aber eine ganze<br />
Reihe von Trainern im Westen ihre Athleten ebenfalls zum<br />
Doping verführten. Ob hier ein generelles Umdenken erfolgt ist,<br />
bleibt im Dunkeln. Deshalb muss gerade die nachrückende<br />
Trainergeneration immun gemacht werden gegen die Versuchungen,<br />
über das Verabreichen unerlaubter Mittel an ihre<br />
Schutz befohlenen jungen Sportler ihre Erfolgsprämien zu<br />
steigern. Die Nada arbeitet deshalb bei der Aus- und Fortbildung<br />
zum Thema Anti-Doping eng mit der Trainerakademie<br />
Köln zusammen. In einem gemeinsamen Projekt mit der <strong>Deutsche</strong>n<br />
Sportjugend und den Landessportbünden (LSB) werden<br />
Trainerausbilder in den LSB für den Kampf gegen Doping fit<br />
gemacht. Und um sich auf dem Laufenden zu halten, können<br />
sich die Trainer in dem Portal www.nada.trainer-plattform.de<br />
informieren.<br />
Präventive Aktionen wie die der Nada sind hoffnungsvolle<br />
Ansätze im Kampf gegen Doping. Sie können zu einem<br />
Bewusstseinswandel in der <strong>Gesellschaft</strong> beitragen, die Sportler<br />
als Vorbilder benötigt. Und das können nur ungedopte Erfolgsathleten<br />
sein.<br />
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