"Wir sind wieder einmal die Deppen" Einen Beschluss hätte der "Beirat der Aktiven" liebend gern ebenfalls in Bezug auf die neue "Einstunden-Regel" verabschiedet, der sich 700 bis 800 deutsche Top-Athleten mit Beginn des neuen Jahres unterwerfen müssen und die für gehörigen Unmut unter den Betroffenen sorgt. "Können wir dagegen etwas ausrichten? Das glaube ich nicht, da werden uns die Grenzen aufgezeigt", sagte eine der Teilnehmerinnen der Vollversammlung entmutigt. Zuvor waren bereits NADA und DOSB mit dem Versuch gescheitert, die WADA von der Einführung dieser umstrittenen Neuregelung abzuhalten. Nicht nur, dass die Top-Athleten sowie die A-Kader aus jenen neun Verbänden, die in Bezug auf Doping in die höchste von drei Risikogruppen eingestuft werden, bis zum 25. Dezember ihre voraussichtlichen Aufenthaltsorte für die folgenden drei Monate im Voraus melden müssen. Zusätzlich müssen sich diese Sportler gegenüber der NADA pro Tag auf eine Stunde festlegen, in der sie an einem bestimmten Ort garantiert anzutreffen sein werden. Mit der Neuerung soll sichergestellt werden, dass Athleten den Dopingfahndern täglich eine Stunde tatsächlich verfügbar sind. Der Hinweis von NADA- Justitiatrin Anja Berninger, diese 60 Minuten selbstverständlich nicht täglich irgendwo tatenlos abzuwarten, sondern so festzulegen, dass sich diese Stunde unkompliziert in den normalen Tagesablauf integrieren lasse, konnte die Wogen nur bedingt glätten. "Wir sind wieder einmal die Deppen", erklärte Bobpilotin Sandra Kiriasis und fragte in die Runde, wie den verschärften Regularien zum Beispiel an einem langen Reisetag entsprochen werden könne, wenn ein Athlet kaum mal eine Stunde am selben Ort verbringt. Anrufen, in solch speziellen Fällen am besten der NADA direkt Bescheid geben, antwortete Anja Berninger und bat die Athletenvertreter, die Negativstimmung, die zu spüren sei, nicht zu den anderen Sportlern in den Verbänden weiter zu tragen. In Wirklichkeit, konterte einer der Diskussionsteilnehmer, sei diese Stimmung unter den Sportlern ja bereits vorhanden, und die Athletenvertreter hätten dies bei der Vollversammlung nur zum Ausdruck gebracht und übermittelt. Trotz allem sei an dem neuen WADA-Code und seinen Konsequenzen nicht zu rütteln. Um dieses Verständnis warb ebenso DOSB-Vizepräsident Eberhard Gienger. Es gebe "keinen anderen Weg für Glaubwürdigkeit", als dass sich die Athleten an die Vorgaben halten. Das dazugehörige Meldesystem müsse den Athleten in Fleisch und Blut übergehen und ebenso zum Alltag gehören wie das tägliche Training oder die tägliche Massage, appellierte der "Vize" für Leistungssport Gienger an die Athletenvertreter, die ihrerseits kritisieren, welchen persönlichen Aufwand bis hin zu finanziellen Belastungen ihnen das Kontrollsystem aufbürdet. Können WADA und NADA den Sportlern - oft genug sogar sehr jungen - wirklich zumuten, dass sie allesamt im Besitz 24 eines privaten Laptops sind, sich ständig und überall Zugang zu einem PC verschaffen oder sämtliche SMS-Gebühren aus der eigenen Tasche bezahlen, um immer und überall den Vorgaben der Kontrolleure und des Meldesystems gerecht zu werden? So etwa lautet einer der grundsätzlichen Vorbehalte auf Seiten der Aktiven. Aktivenvertreter in sämtlichen Spitzengremien des Sports vertreten Eberhard Gienger, der zum Beispiel über das neue Steuerungs-Instrument der "Zielvereinbarung" zwischen DOSB und Verbänden bzw. DOSB und Bundesinnenministerium berichtete, war einer von mehren Referenten der diesjährigen Tagung der Athletenvertreter. NADA-Vorstandsmitglied Dietmar Hiersemann skizzierte die Anstrengungen, welche im Kampf gegen Doping auf dem Gebiet der Prävention in diesem Jahr insbesondere an den Eliteschulen des Sports unternommen wurden und 2009 an den Olympiastützpunkten fortgesetzt werden. Anja Berninger gab einen Abriss zum neuen WADA- Code. Sporthilfe-Geschäftführer Michael Ilgner kündigte einige Korrekturen im Fördersystem hin zu übersichtlicheren, transparenteren Monatsraten für die Kader-Athleten an. Zugleich führte er bei dieser Gelegenheit Werner E. Klatten als den designierten neuen Vorstandsvorsitzenden der Sporthilfe ein. Den Hinweis des Medien-Managers, dass er seine neue Aufgabe im "Teamwork mit Franziska van Almsick als Identifikationsfigur für die Sportler" verstehe. Die Vertreter insbesondere der olympischen Sportarten machten keinen Hehl daraus, dass sie die sportlichen Leistungen der früheren Weltklasseschwimmerin respektieren und die Wahl befürworten, doch die "Profisportlerin" demnächst zu einem persönlichen Gespräch mit der Aktivenvertretung bitten wollen, um die Erwartungen des Amateursports und ihrer Protagonisten an sie heranzutragen. Last but not least gaben die Mitglieder des "Beirats der Aktiven" kurz Einblick in ihre Tätigkeit in den Spitzengremien des deutschen Sports. Christian Breuer als Vorsitzender gehört dem Präsidium des DOSB an, Marcel Gölden sitzt im Präsidialausschusses für Leistungssport, Mirko Heid im Beirat für Leistungssportentwicklung, Jana Miglitsch in der Mitgliederversammlung der nichtolympischen Verbände und Marion Rodewald im Aufsichtsrat der Sporthilfe sowie im Kuratorium der NADA. "Wir sind dort nicht nur vertreten, um Beschlüsse abzunicken, sondern wir können uns dort als Stimme der Athleten einbringen und etwas bewirken", sagt Breuer grundsätzlich, während Fünfkämpfer Sebastian Dietz ergänzt: "Natürlich ist uns klar, dass wir als Athletenvertreter nicht alle Probleme lösen können. Entscheidend ist, dass wir versuchen, was möglich ist, ernst genommen werden und uns mit unseren Themen Gehör verschaffen."
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