Ausgabe 6/2008 - Deutsche Olympische Gesellschaft
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sowieso nicht, weil Leistungssport das ganze Jahr über keine<br />
Atempause kennt. Deshalb gibt es die Überlegung, die Athletenvertreter<br />
des Wintersports, zu denen zum Beispiel Kati<br />
Wilhelm, Ronny Ackermann, Michael Greis oder Axel Teichmann<br />
gehören, im kommenden Frühjahr einmal gesondert<br />
einzuladen. Es wäre natürlich sehr wichtig zu hören, was<br />
diese Sportler gerade im Vorfeld der <strong>Olympische</strong>n Winterspiele<br />
2010 in Vancouver zu sagen haben. Das ist bisher aber nur<br />
eine Idee, denn wir müssen auch sehen, was unser Budget<br />
hergibt. Wir sind sehr froh, dass die Anreise zur Vollversammlung<br />
für die einzelnen Athletenvertreter von ihren Verbänden<br />
finanziert wird. Allein mit diesen Reisekosten wären wir<br />
schon überfordert. Auch wenn unser Etat inzwischen etwas<br />
aufgestockt wurde, müssen wir praktisch mit jedem Cent<br />
rechnen.<br />
OF: Welche Themen standen im abgelaufenen Jahr im Mittelpunkt?<br />
KASSNER: Die Details zu den Förderkriterien und Leistungen<br />
der Stiftung <strong>Deutsche</strong> Sporthilfe sind ebenso ein Dauerbrenner<br />
wie die Fragen zur "dualen Karriere" und zu den Kontrollstandards<br />
im Anti-Doping-Kampf, denen sich die Sportler unterwerfen<br />
müssen. Dieses Thema ist gerade jetzt kurz vor Inkrafttreten<br />
des neuen WADA- und NADA-Codes zum 1. Januar<br />
besonders aktuell. Bei der "dualen Karriere" rücken derzeit vor<br />
allem die Universitäten und Hochschulen in den Vordergrund.<br />
Den Berufsperspektiven von Leistungssportlern während oder<br />
nach ihrer aktiven Zeit gehört unser ganz besonderes Augen-<br />
OF-INTERVIEW<br />
merk. Vor den <strong>Olympische</strong>n Spielen in Peking war der Beirat<br />
natürlich auch stark mit der Menschenrechtsdiskussion konfrontiert.<br />
Gemeinsam mit der Sporthilfe haben wir einen<br />
Sonder-Newsletter zu den Richtlinien des IOC zur freien Meinungsäußerung<br />
in Peking heraus gegeben. Für den Sportausschuss<br />
des <strong>Deutsche</strong>n Bundestages hatten wir ein spezielles<br />
Statement vorbereitet, das - wie alle unsere offiziellen Äußerungen<br />
- den Sportlern natürlich über unsere Informationskanäle<br />
bekannt gemacht wird. Insgesamt müssen wir die Athletenvertreter<br />
noch etwas mehr aufwecken und ermuntern, ihre<br />
Fragen, Probleme und Meinungen an den Beirat heranzutragen.<br />
Auf dieses Feedback sind wir in unserer Arbeit dringend<br />
angewiesen.<br />
OF: Wie verhält es sich mit den nichtolympischen Disziplinen<br />
und Sportarten?<br />
KASSNER: Die Interessen dieser Athleten vertreten wir ebenso<br />
wie die der behinderten Sportler. Beispielsweise gibt es derzeit<br />
eine große Diskussion um die Entsendekosten für die World<br />
Games im nächsten Jahr in Taiwan. Gerade erst wieder hat uns<br />
eine Wasserskifahrerin wissen lassen, wie elementar diese Frage<br />
für sie und die anderen Sportler ist, die an den World Games<br />
teilnehmen wollen und sich dafür qualifiziert haben. Wir<br />
meinen, diese Sportarten sollten dauerhaft gefördert werden<br />
und das für Sport zuständige Bundesinnenministerium sollte<br />
für dieses sportliche Highlight dann auch die Entsendekosten<br />
übernehmen. Natürlich sollen die <strong>Olympische</strong>n Spiele weiterhin<br />
absolute Priorität haben. Doch darüber hinaus sollte nicht<br />
vergessen werden, dass auch Sportarten mit World-Games-<br />
Status und andere Disziplinen wichtig sind, um gerade junge<br />
Leute zum Sport zu bringen.<br />
OF: Spricht da zugleich die Wildwasserkanutin des KSK Köln<br />
aus Ihnen, deren Sparte unter dem Dach des überaus erfolgreichen<br />
<strong>Deutsche</strong>n Kanu-Verbandes (DKV) in einer nichtolympischen<br />
Disziplin ein Mauerblümchendasein führt?<br />
KASSNER: Das stimmt, denn die rund 20 Mitglieder unserer<br />
Nationalmannschaft sind es gewohnt, fast alles selbst zu finanzieren.<br />
Es wird noch dramatischer, falls uns und der Junioren-<br />
Nationalmannschaft nach dieser Saison nicht einmal mehr die<br />
insgesamt 25.000 Euro zur Verfügung stehen, mit denen uns<br />
bisher das BMI wenigstens ein bisschen unterstützt hat. Ich weiß<br />
also aus eigener Erfahrung bestens, wo den Athleten gerade<br />
auch in den nichtolympischen Verbänden der Schuh drückt. In<br />
Bezug auf das soziale Potenzial sehe ich persönlich zwischen<br />
den einzelnen Sportarten keine riesengroßen Unterschiede. Da<br />
wäre eine Gleichbehandlung angemessen, und der kleinste<br />
gemeinsame Nenner dafür sollte meines Erachtens lauten:<br />
Zumindest die Kosten für den wichtigsten Wettkampf des Jahres<br />
müssten übernommen werden!<br />
Das Interview führte Andreas Müller<br />
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