Ausgabe 6/2008 - Deutsche Olympische Gesellschaft
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Zwischen Leistungswahn und der<br />
Vernunft moralischen Handelns<br />
Der deutsche Spitzensport nach Peking und vor London<br />
Von Michael Gernandt<br />
1.<br />
Die deutsche Mannschaft war bei den <strong>Olympische</strong>n<br />
Spielen in Peking erfolgreich, in der Nationenwertung<br />
kletterte sie von Platz sechs auf Rang fünf.<br />
2. Die Erfolge wurden ohne Doping erreicht. 3. Die Mannschaft<br />
stellte sich als würdiger Botschafter unseres Landes<br />
dar. Das ist ein Auszug aus der für die Außenwelt vorgesehenen<br />
Verlautbarung von der Klausurtagung des DOSB-Präsidiums<br />
von Anfang November. Dermaßen ausgestattet von den<br />
Kollegen aus seiner Führungsriege bilanzierte DOSB-Chef<br />
Thomas Bach: "Das Abschneiden der Olympiamannschaft als<br />
Ganzes ist als Erfolg anerkannt worden."<br />
Eine Auskunft über den realen Zustand des olympischen<br />
Sports hierzulande ist das nicht. Ein Satzfragment des<br />
Bach'schen Resümees freilich verrät, dass eine tiefer greifende<br />
Betrachtung der Lage ein nicht so positives Bild ergeben<br />
14<br />
könnte. Es ist von der "Mannschaft als Ganzes" die Rede. Der<br />
Umkehrschluss aber lautet: Die Probleme stecken im Detail,<br />
im Kleingedruckten. Und ihre Behebung stellt sich dar als das<br />
Programm schlechthin für die Zeit zwischen Peking und<br />
London, wo 2012 die nächsten Sommerspiele stattfinden und<br />
wo, nach Meinung der Leistungsplaner, nun wirklich Schluss<br />
sein sollte mit dem Medaillenschwund des deutschen Teams.<br />
Dass im Vergleich zu 2004 noch mal wieder acht Podestplätze<br />
verloren gingen, wird gar zu gern übersehen in Anbetracht<br />
des Zugewinns an Goldmedaillen, die allein das Nationen-<br />
Ranking bestimmen. Was Humbug ist.<br />
An diesem Punkt hat der in der Bundesregierung für den<br />
Leistungssport zuständige Minister Wolfgang Schäuble angesetzt<br />
- und sich abgesetzt vom Pauschallob, das der Sport<br />
sich zunächst verpasste. "Zwar hat die Mannschaft dreimal