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Ausgabe 3/2010 - Deutsche Olympische Gesellschaft

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Bilder und stellte ein Ultimatum: Entweder Bau einer neuen<br />

Arena, oder keine WM in Kapstadt. Helen Zille musste klein<br />

beigeben - und rief bei der Stadioneröffnung Anfang des<br />

Jahres in Obama-Manier aus: "Yes, Afri-can!" Sie wurde zu<br />

einer Lehrstunde für politischen Pragmatismus durch eine<br />

Frau, die als führende weiße Oppositionspolitikerin inzwischen<br />

zur Premierministerin des Bundeslandes am Westkap<br />

aufgestiegen ist und nun den Eindruck erweckt, dass sich die<br />

420 Millionen Euro für das Prunkstück reichlich verzinsen<br />

werden.<br />

Der Doppelpass zwischen Politik und Sport wäre ohne Joseph<br />

Blatter nicht zustande gekommen. Eine gelungene Weltmeisterschaft<br />

wäre ein Triumph für den umstrittenen, eitlen,<br />

umtriebigen, widersprüchlichen FIFA-Präsidenten. Während<br />

das Internationale <strong>Olympische</strong> Komitee Afrika noch längst<br />

nicht für olympiatauglich hält, möchte sich der 74 Jahre alte<br />

Schweizer mit der WM ein Denkmal setzen. Der Anführer der<br />

populärsten Sportart ist ein Populist. Sein Spiel ist voller<br />

Finten und Raffinesse. Dabei gibt er sich gern als Staatsmann<br />

und als Missionar. Seine Ansprachen handeln von Verantwortung,<br />

Moral, Loyalität und Solidarität. Doch all zu oft ist es<br />

nur eine Solidarität des Geldes - oder leeres Gerede. Als vor<br />

einem Jahr eine vom Nobelpreiskomitee in Oslo und dem<br />

südafrikanischen Fußball-Verband nach Johannesburg einberufene<br />

"Friedenskonferenz" mit zahlreichen Nobelpreisträgern<br />

am Einreiseverbot für den Dalai Lama scheiterte, erhob sich<br />

weltweit ein Proteststurm. Die südafrikanische Regierung<br />

hatte sich dem Druck Chinas gebeugt. Blatter, der nicht müde<br />

wird, die Frieden stiftende, Rassenschranken überwindende<br />

Kraft des Fußballs zu rühmen, war stumm geblieben.<br />

Noch bevor der FIFA-Chef Südafrika für die WM <strong>2010</strong> durchgeboxt<br />

hatte, war klar, dass seine Organisation unabhängig<br />

von der Qualität des Weltchampionats ein sattes Geschäft<br />

machen würde. Fernsehen und Sponsoring bringen dem<br />

Fußball-Konzern 3,2 Milliarden Euro ein. Das macht gegenüber<br />

der WM in Deutschland eine Steigerungsrate von einer<br />

Milliarde Euro aus. Allein Europa, auf fast gleicher Zeitschiene<br />

gelegen wie Südafrika, zahlt der FIFA für die Live-Ware in<br />

Prime Time eine Milliarde Euro und damit doppelt soviel wie<br />

2006. Stolz ließ Fußball-Konzernchef Blatter jüngst verkünden,<br />

mit dem Gewinn aus dem vergangenen Jahr von 196<br />

Millionen Dollar seien die Rücklagen auf 1,059 Milliarden<br />

Dollar angewachsen.<br />

Einerseits ein Land der Armut, das unter den Belastungen<br />

dieser Weltmeisterschaft ächzt und als Einnahme nur den<br />

Entgelt aus knapp drei Millionen Eintrittskarten sicher hat; als<br />

Zuschuss kann Südafrika sicher nicht viel mehr erwarten als<br />

jene 105 Millionen Euro, die Blatters FIFA 2006 den deutschen<br />

Organisatoren gewährt hatte. Andererseits ein Sportverband<br />

als Geldmaschine, die ausgerechnet in Südafrika so<br />

produktiv wie nie arbeitet. So gehört zu den Wechselwirkungen<br />

zwischen Politik und Sport auch eine Art von gegenseitiger<br />

Ausbeutung.<br />

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