Ausgabe 3/2010 - Deutsche Olympische Gesellschaft
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Weltmeisterschaft der Politik:<br />
Fußballfest zwischen Ängsten und Hoffnungen von Günter Deister<br />
Politik und Sport sind ein ungleiches Paar. Die Politik<br />
bestimmt die Umweltbedingungen und den Raum, in<br />
dem Sport ausgetragen wird. Der Sport kann politische<br />
Entwicklungen befördern und Einfluss nehmen auf ökonomische,<br />
soziale und kulturelle Rahmenbedingungen; seine<br />
symbolhafte Wirkung ist beträchtlich. Wenn die Politik auch<br />
die Regeln für den Sport festsetzt und ihn instrumentalisiert,<br />
wird er zu ihrem Büttel. Wenn der Sport über seine Grenzen<br />
geht, wird er gefährlich und schädlich. Einen unpolitischen,<br />
unabhängigen Sport gibt es nicht. Er ist immer auch ein<br />
Seismograph für politische Wirklichkeit.<br />
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All das und noch mehr trifft auf die bevorstehende Fußball-<br />
Weltmeisterschaft in Südafrika zu. Sie wird zu einem einzigen<br />
Seminar über die Wechselwirkungen von Politik und Sport.<br />
Man kann sagen: Seit den von den Nationalsozialisten 1936<br />
in Berlin missbrauchten <strong>Olympische</strong>n Spielen als Veranstaltung<br />
völkischer Überlegenheit und dazu noch den Boykott-<br />
Spielen 1980 in Moskau als Ausdruck zweier sich bekämpfender<br />
politischer Blöcke war keine Großveranstaltung des Sports<br />
so politisch wie die WM <strong>2010</strong>. Es geht dabei auch um den<br />
Versuch, Wunden zu heilen, Rassenschranken zu überwinden<br />
und nationale Identität zu erzeugen.