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Zeitschrift des Deutschen Olympischen Sportbundes und der ...

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Im Jahres-Endspurt ist wie<strong>der</strong> nur Fußball angesagt. Leo Kirch<br />

ist wie<strong>der</strong> auf <strong>der</strong> Piste, die Deutsche Fußball Liga (DFL) einigte<br />

sich vertraglich mit demjenigen, <strong>der</strong> sie vor nicht allzu langer<br />

Zeit noch fast vor die Wand gefahren hätte. Die Champions<br />

League spielt, die Gruppenphase <strong>des</strong> Uefa Cups hat begonnen,<br />

<strong>und</strong> die Bun<strong>des</strong>liga, <strong>und</strong> <strong>der</strong> DFB-Pokal. Und die Europameisterschaftsqualifikation<br />

<strong>der</strong> deutschen Nationalmannschaft. Aber<br />

irgendwie wird alles immer unübersichtlicher, die einzelnen<br />

Spiele verschwimmen in <strong>der</strong> Vielzahl <strong>der</strong> Spiele.<br />

Alles Selbstverständlichkeiten? Nichts Neues? Alte Leier? Dass <strong>der</strong><br />

Deutsche Ski-Verband wegen <strong>der</strong> ungeklärten Vertragssituation<br />

seiner Fernseh-Übertragungsrechte zuletzt alle Trainingsmaßnahmen<br />

unterhalb <strong>der</strong> Weltcup-Ebene in allen Disziplinen aussetzen<br />

musste, war nur eine marginale Ran<strong>der</strong>scheinung. Da mussten<br />

ambitionierte B-Ka<strong>der</strong> vorerst zu Hause bleiben weil dem Verband<br />

Finanzmittel in zweistelliger Millionenhöhe fehlten. Das ist viel<br />

Geld, aber <strong>der</strong> Profifußball bekommt von Leo Kirch bis 2015 drei<br />

Milliarden. Dass die Akteure in diesem Millionenspiel immer<br />

sensibler werden, ist nachzuvollziehen. Es geht ja nicht nur um<br />

Verletzungen, um Sperren, Pausen o<strong>der</strong> Regenerationsphasen, es<br />

geht um Millionenverluste. Im Extremfall. Die Anwälte von Michael<br />

Ballack, <strong>der</strong> beim FC Chelsea wahrlich nicht schlecht verdient,<br />

sprechen davon, dass sich im Sportjournalismus die Sitten verschlechtert<br />

haben. Nota bene: Das sagen Anwälte, nicht etwa<br />

Leser, Zuschauer, Zuhörer o<strong>der</strong> Kommunikationswissenschaftler.Die<br />

Gangart wird härter. Und die Beurteilung von journalistischer<br />

Qualität wird längst nicht mehr denen überlassen, die sie konsumieren.<br />

Journalismus ist Bestandteil von Geschäftsbeziehungen,<br />

von geschäftlichen <strong>und</strong> juristischen Auseinan<strong>der</strong>setzungen.<br />

Journalismus ist Bestandteil eines Marktes, auf dem mit zuse-<br />

rend das Fernsehen über die Bil<strong>der</strong> wirkt, sorgen die gedruckten<br />

Beiträge mit Informationen <strong>und</strong> Interpretationen für<br />

Orientierung, die nicht so schnell im Äther verschwinden,<br />

son<strong>der</strong>n sich in Ruhe nachlesen lassen.<br />

Die schreibende Zunft kommt nicht umhin, auf das Fernsehen<br />

zu reagieren, ist aber schlecht beraten, wie es mehr <strong>und</strong> mehr<br />

geschieht, vorwiegend die televisionäre Scheinwirklichkeit<br />

abzubilden. Die Printmedien sollten vielmehr zielgerichtet ein<br />

eigenes, vielgestaltiges Mosaik vom Sport zusammensetzen.<br />

Denn sie haben gerade auch mit ihrer Tradition <strong>der</strong> konstruktiven<br />

Kritik eine hohe Verantwortung für den gesamten<br />

Sport. Eine beson<strong>der</strong>e Bedeutung kommt hier <strong>der</strong> oft unterschätzten<br />

Darstellung in den Lokalsport- <strong>und</strong> Lokalteilen zu.<br />

Hier wird <strong>der</strong> Sport an <strong>der</strong> Basis vom Geschehen in den<br />

Vereinen <strong>und</strong> außerhalb <strong>der</strong> Vereine sichtbar gemacht. Hier<br />

motivieren die ersten Schlagzeilen in <strong>der</strong> Stadtteilzeitung<br />

o<strong>der</strong> im Lokalanzeiger die Talente im Kin<strong>des</strong>- <strong>und</strong> Jugendalter.<br />

Die Darstellung <strong>des</strong> Breiten- <strong>und</strong> <strong>des</strong> Wettkampfsports<br />

hends härteren Bandagen gekämpft wird. Da stellen sich viele<br />

Fragen, für die wir noch keine Antworten gef<strong>und</strong>en haben. Der<br />

Sportjournalismus bezahlt heute vielfach einen hohen Preis für<br />

seine ungebrochene Attraktivität.Was wir im Sportjournalismus<br />

brauchen, ist eine neue Qualitätsdiskussion, die nichts, aber<br />

auch gar nichts mehr mit <strong>der</strong> Qualitätsdiskussion früherer Tage<br />

zu tun hat. Wie unterscheidet sich zu den Mediengeschäftsbedingungen<br />

<strong>des</strong> vorolympischen Jahres guter von hervorragendem<br />

Journalismus, wie guter von weniger gutem. Und wie<br />

unterscheiden sich Informationsziele in unterschiedlichen<br />

Medien. Was ist eigentlich davon zu halten, wenn Leo Kirch<br />

seine Bil<strong>der</strong> vom Fußball demnächst selbst produziert <strong>und</strong> im<br />

Pay-TV verkauft. Ist die Erörterung journalistischer Unabhängigkeit<br />

im Zusammenhang <strong>des</strong> Pay-TV wirklich unsinnig, wie<br />

zuletzt Michael Meier sagte, <strong>der</strong> mit dem 1. FC Köln auf<br />

schnellstem Weg wie<strong>der</strong> zurück in die Fußball-Bun<strong>des</strong>liga will.<br />

Und einen Trainer gut bezahlt, <strong>der</strong> die Bedürfnisse <strong>des</strong> Publikums<br />

angeblich zielgerichtet befriedigt. Ist das wirklich so?<br />

O<strong>der</strong> muss uns nicht endlich auch <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Sport wie<strong>der</strong><br />

mehr beschäftigen? Ist es wirklich so, dass <strong>der</strong> Fußball auf Sicht<br />

das Wichtigste bleibt <strong>und</strong> bleiben muss? Und damit die Aussicht,<br />

journalistische Freiheit zukünftig vorwiegend gegen<br />

findige Advokaten verteidigen zu müssen. Vielleicht muss man<br />

in Redaktionskonferenzen zukünftig mehr darüber reden als<br />

über Themen, Inhalte <strong>und</strong> journalistische Darstellungsformen?<br />

O<strong>der</strong> zumin<strong>des</strong>t gleich viel? Momentan gibt es viel mehr Fragen<br />

als schlüssige Antworten, was die zukünftige Entwicklung <strong>des</strong><br />

Sportjournalismus angeht. Und die Entwicklung von olympischen<br />

Kernsportarten wie Schwimmen <strong>und</strong> Leichtathletik. Und<br />

das sind im Sport nur die prominenten Beispiele.<br />

auf <strong>der</strong> untersten Ebene hilft, den Humus zu bereiten, auf<br />

dem sich <strong>der</strong> Leistungssport <strong>und</strong> <strong>der</strong> Spitzensport entwickeln.<br />

Nicht zuletzt können die Printmedien auf eine geballte Macht<br />

verweisen, die sich durch Zahlen eindrucksvoll dokumentieren<br />

lässt. Mit 26,2 Millionen verkaufter Gesamtauflage erreichten<br />

die deutschen Tageszeitungen <strong>und</strong> Wochenzeitungen im<br />

dritten Quartal dieses Jahres r<strong>und</strong> 73 Millionen Leser. Die<br />

<strong>Zeitschrift</strong>en in Deutschland dürften im gleichen Zeitraum<br />

mit 134,7 Millionen verkaufter Gesamtauflage sogar von ca.<br />

300 bis ca. 400 Millionen Lesern genutzt worden sein. Hinzu<br />

kommt das umfangreiche Online-Angebot <strong>der</strong> Verlage mit<br />

rapide steigenden Nutzerzahlen. Der Sport ist bei den Printmedien<br />

längst ein vorrangiges Thema <strong>und</strong> ein wichtiges<br />

Verkaufsargument geworden. Das sollte auch für die Sponsoren<br />

im Sport Gr<strong>und</strong> genug sein, nicht nur auf die Fernsehquoten<br />

zu starren, son<strong>der</strong>n weit stärker als bisher auf die<br />

gedruckte Trumpfkarte <strong>der</strong> Medien zu setzen. Das käme<br />

sicherlich <strong>der</strong> Vielfalt <strong>des</strong> Sports zugute.<br />

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