Zeitschrift des Deutschen Olympischen Sportbundes und der ...

sierung des Körpers, die bei der perversen Instrumentalisierung
als Material endete. Wegemarken dieser Tragödie sind u.a. die
rassistisch unterlegte "sonnengebräunte Nacktheit" von Hans
Surén oder, bis heute bestaunt, Leni Riefenstahls Film über die
Olympischen Spiele von Berlin. Sachlich fehlerhaft und ästhetisch
manipuliert werden diese Spiele in dem 1938 erschienenen
Film mit wagnerschen Stilmitteln modern verfremdet.
Diese angesprochene Wandlung vom Menschen über den
Körper zum Material, dieser moralische und ethische Prozess,
hat den internationalen Leistungssport bis heute nachhaltig
beeinflusst - ein Blick auf das Leistungssportsystem der 1989
untergegangenen DDR macht diese Verheerungen verständlich.
Mit den 50er Jahren beginnt zwischen Ost und West nicht nur
eine neuerliche Ideologisierung des Leistungssports, vor allem
von Kalifornien her kommt es mit Alternativ- und Protestbewegungen,
u.a. der Legalisierung der Anti-Baby-Pille und der
damit möglichen sexuellen Revolution, zu einer populären
internationalen Sportkultur, die ein postmodernes Körperbild
kreiert. Dabei minimalisiert sich nicht nur die Sportkleidung,
auch die FKK-Bewegung findet Eingang in den internationalen
Massen-Tourismus. Zum einen zeigt sich das vor allem in der
Gymnastikbewegung des Aerobic und zum anderen z.B. in den
Posing-Wettbewerben der Bodybuilder. Begleitet sind diese
kulturellen Strömungen von der Photographie - und wir erinnern
uns an oft publizierte Bilder von Jane Fonda, Sydne Rome,
Raquel Welch oder an Photographien von Lisa Lyon, Lenda
Murray, Franco Columbu und Arnold Schwarzenegger.
Das Bildwerk von Helmut Newton, die Photographien von Anni
Leibovitz, Robert Mapplethorpe oder Bruce Weber, Howard
Schatz und Herb Ritts sind dabei als sportliche Akte zugleich
Gegenbilder zur sexistisch-pornografischen Bilderflut, und
damit sind sie Konstanten unserer abendländischen Kultur.
Photographien vom nackten Menschen, seiner Schönheit,
seinen Geheimnissen und Reizen, seinem Sinn und seiner
Würde von Bettina Rheims, Günter Blum, Dieter Blum oder
Michael von Graffenried und Andreas H. Bitesnich, der sogar
körperbehinderte Sportlerinnen und Sportler ablichtete, bestätigen
uns ganz aktuell, dass Nacktheit eine der Formen von
Natürlichkeit im Zustand der Freiheit ist.
Peter Kühnst
OF-GALERIE
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