06.12.2012 Aufrufe

Zeitschrift des Deutschen Olympischen Sportbundes und der ...

Zeitschrift des Deutschen Olympischen Sportbundes und der ...

Zeitschrift des Deutschen Olympischen Sportbundes und der ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Zwei Fünfkampf-Konkurrenzen feierten bei den V. <strong>Olympischen</strong><br />

Spielen 1912 in Stockholm ihre Premiere: <strong>der</strong><br />

von Pierre de Coubertin entworfene Mo<strong>der</strong>ne Fünfkampf<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> ebenfalls auf den Vater <strong>des</strong> mo<strong>der</strong>nen Olympismus<br />

zurückgehende "Pentathlon <strong>der</strong> Musen", <strong>der</strong> erste<br />

olympische Kunstwettbewerb. In <strong>der</strong> schwedischen Hauptstadt<br />

hat Coubertin unter dem deutsch-französischen Pseudonym<br />

Georges Hohrod <strong>und</strong> M. Eschbach, <strong>der</strong> auf zwei elsässische<br />

Orte zurückgeht, mit seiner "Ode an den Sport" in <strong>der</strong><br />

Kategorie Literatur eine Goldmedaille gewonnen.<br />

Diese Annäherung will die Wurzeln <strong>der</strong> musikalischen Bildung<br />

Coubertins <strong>und</strong> die Integration von Musik in sein Gesamtkunstwerk<br />

<strong>der</strong> <strong>Olympischen</strong> Spiele <strong>und</strong> <strong>des</strong> Olympismus<br />

skizzieren. Denn <strong>der</strong> konkrete Einbezug <strong>der</strong> Künste <strong>und</strong><br />

Künstler in die <strong>Olympischen</strong> Spiele, mehr noch: "in die Aus-<br />

54<br />

Coubertin <strong>und</strong> die Musik -<br />

übung <strong>des</strong> Sports, um von ihnen zu profitieren <strong>und</strong> den Sport<br />

zu veredeln", waren ihm wichtig. Alle Künste sollten erhebend<br />

<strong>und</strong> erhöhend das olympische Ereignis adeln: Architektur,<br />

Dramatische Künste, Choreographie, Dekoration (Design),<br />

Literatur, Musik, Malerei <strong>und</strong> Bildhauerkunst. Aus diesen acht<br />

Künsten wurden für die Spiele 1908 in London Malerei,<br />

Skulptur <strong>und</strong> Architektur sozusagen zum "Triathlon <strong>der</strong><br />

Musen" ausgewählt, <strong>der</strong> sich jedoch nicht realisieren ließ.<br />

Doch 1912 stand erstmals - ergänzt durch Literatur <strong>und</strong><br />

Musik - <strong>der</strong> Pentathlon <strong>der</strong> Musen auf dem olympischen<br />

Programm.<br />

Es ist kein Zufall, dass Coubertin, für den die "Harmonie" <strong>des</strong><br />

Menschen ein Gr<strong>und</strong>prinzip seiner olympischen Pädagogik<br />

war, die Musik als gleichberechtigte Kunst aufnahm, ist er<br />

doch in einer künstlerisch hoch gebildeten Familie aufgewachsen.<br />

Dort haben ihn vielfältige musikalische Erfahrungen<br />

geprägt. Seine Mutter Agathe-Gabrielle de Grisenoy de Coubertin<br />

besaß eine sehr schöne Stimme, die bei Soireen im<br />

Hause Coubertin zu bew<strong>und</strong>ern war. Die hochbegabte<br />

Schwester Marie, die an <strong>der</strong> Sorbonne Chemie <strong>und</strong> Astronomie<br />

studiert hat, galt als "vorzügliche Harfenistin". Dieses<br />

Talent hat die vorzügliche Reiterin ihrer Tochter Isore de<br />

Madre weitergegeben, die einen großen Ruf als "renommierte<br />

Harfenspielerin" besaß.<br />

Im Pariser Geburtshaus <strong>der</strong> rue Oudinot hat <strong>der</strong> junge Pierre<br />

de Coubertin, wie Marie-Thérèse Eyquem schil<strong>der</strong>t, auf einem<br />

kleinen Klavier im Kin<strong>der</strong>zimmer frei improvisiert: "Ausgefeilte<br />

Technik o<strong>der</strong> gar Spiel nach Noten kannte er nicht. Gab es<br />

überhaupt von Natur aus einen Unterschied zwischen <strong>der</strong><br />

Kunst in <strong>der</strong> Musik <strong>und</strong> im Sport; waren beide nicht Gestaltungsformen<br />

für das Selbstsein außerhalb aller Konventionen?"<br />

Damit spielt die Biographin auf die ungeb<strong>und</strong>ene<br />

Phantasie an, fraglos eine elementare Kraft im Leben Coubertins,<br />

<strong>der</strong> sich sozusagen rhapsodisch auf den Pianotasten<br />

frühzeitig austobte.<br />

Das Gr<strong>und</strong>element <strong>der</strong> Harmonie ergänzen - immer wie<strong>der</strong><br />

beschworen - Rhythmus <strong>und</strong> Bewegung. Coubertin war ein<br />

leidenschaftlicher Tänzer, <strong>der</strong> "die Bewegung liebte, die Musik<br />

<strong>und</strong> natürlich auch die Frauen". Daraus ergibt sich nachgerade<br />

eine natürliche Verbindung zur Eurhythmie, <strong>der</strong> durch<br />

Gesang, Musik <strong>und</strong> Tanz beseelten Bewegungsgestaltung, die<br />

Coubertin als Überhöhung <strong>und</strong> Vertiefung in das olympische<br />

Programm einfügen wollte. So erfand Coubertin sozusagen

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!