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Zeitschrift des Deutschen Olympischen Sportbundes und der ...

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ahnbecken sind es 25 Meter - dazwischen braucht es vor<br />

allem Ausdauerkräfte. Entscheidend sei eine "gute Kombination<br />

<strong>und</strong> richtige Dosierung von Beidem". Der richtige Mix<br />

zwischen Schnellkraft, Maximalkraft <strong>und</strong> Kraft-Ausdauer ist<br />

Bär zufolge "die große Kunst". "Es soll schließlich nicht dazu<br />

kommen, dass Britta vor lauter Kraft nicht mehr schwimmen<br />

kann", sagt <strong>der</strong> Mann, <strong>der</strong> vordem schon die fünfmalige<br />

Eisschnelllauf-Olympiasiegerin Claudia Pechstein bestens<br />

beraten hat. Über insgesamt 17 Computer gesteuerte Messplätze<br />

für sämtliche Muskelgruppen wachen Diplom-Ingenieur<br />

Bär <strong>und</strong> Eberhard Deutscher, <strong>der</strong> am OSP in seine<br />

Fußstapfen tritt. Zum Teil sind die Geräte selbst gebaut, etwa<br />

um bei Kniebeugen zu messen, wie lang <strong>der</strong> Weg ist, bis das<br />

90 Grad angewinkelte Bein komplett gestreckt ist <strong>und</strong> in<br />

welcher Zeit das geschieht.<br />

Leistungsstufentests <strong>und</strong> mo<strong>der</strong>nste Technik im Bad<br />

Zu Wasser liefern zirka alle sechs Wochen so genannte Leistungsstufen-Tests<br />

exakte Aufschlüsse über alle möglichen<br />

Parameter. Binnen zwei St<strong>und</strong>en muss die Sportlerin dann<br />

zum Beispiel verschiedene Strecken in verschiedenen Zeitvorgaben<br />

absolvieren. Über diese Steigerungsstufen ergeben sich<br />

aus einem Pensum von acht Mal 200 Metern, vier Mal 400<br />

Metern <strong>und</strong> acht Mal 100 Metern präzise Leistungskurven<br />

<strong>und</strong> Auskünfte über Ausdauer-Kraft-Werte <strong>der</strong> Athletin.<br />

"Über die Jahre haben wir so viel vergleichende Daten, dass<br />

die Sportlerin zu jedem Zeitpunkt <strong>der</strong> Saison genau weiß, wo<br />

sie steht", erklärt Warnatzsch. Hinzu kommen regelmäßige<br />

Tests im Strömungskanal <strong>und</strong> die neuerdings exzellenten<br />

äußeren Bedingungen in <strong>der</strong> gründlich sanierten Trainingsstätte.<br />

"Vorher war es auch schon nicht schlecht, doch jetzt<br />

verfügen wir über mo<strong>der</strong>nste Technik. Es müssen nur einige<br />

Knöpfe bedient werden <strong>und</strong> schon ist alles schick", berichtet<br />

Britta Steffen. Mit Hilfe von Fensterkameras können unter<br />

Wasser sämtliche Bewegungsabläufe festgehalten <strong>und</strong><br />

schwimmtechnische Details genau analysiert werden, um<br />

sofort korrigierend einzugreifen. Am Beckenrand sind insgesamt<br />

sechs kleine Bildschirme installiert, <strong>der</strong> Boden <strong>des</strong><br />

Schwimmbeckens ist mit Leuchtdioden gespickt. "Bei Start<br />

<strong>und</strong> Wende können wir bei Britta noch etwas herausholen",<br />

ist Kraftspezialist Bär überzeugt. Im Vergleich zu "Franzi"<br />

hätte sie oft gleichwertige Parameter o<strong>der</strong> sogar bessere<br />

gehabt. "Nur. Je größer die Wettkämpfe wurden, <strong>des</strong>to mehr<br />

ist sie hinterher geschwommen. Sie war im Kopf blockiert,<br />

doch jetzt ist sie endlich in <strong>der</strong> Weltspitze angekommen."<br />

Schwergewicht Kopfarbeit - für die Psychologin gibt es<br />

genug zu tun<br />

Eine Entwicklung, an <strong>der</strong> Psychologin Frie<strong>der</strong>ike Janofske<br />

maßgeblich beteiligt ist. Olympia 2004 in Athen, als Britta<br />

Steffen lediglich im Vorlauf jener Kraul-Staffel eingesetzt<br />

wurde, die später Platz vier belegte, war für sie eine maßlose<br />

28<br />

Enttäuschung. Anschließend tauchte die Athletin erstmals in<br />

<strong>der</strong> Praxis nahe <strong>des</strong> Bahnhofs Zoo auf. "Normalerweise<br />

betreue ich Leute, die im Formtief sind - das ist meine Spezialität",<br />

berichtet Janofske. Begonnen habe die Zusammenarbeit,<br />

als sich Britta "im Tal <strong>der</strong> Tränen" befand. Das ehrgeizige<br />

Ziel war klar definiert: Zurückkommen mit einem Sprung<br />

nach vorn! Seit Steffens sportlichem Comeback Mitte 2005<br />

ist es exakt so gekommen. Das großartige Talent mutierte<br />

mittlerweile zur Weltklasse-Schwimmerin, auch wenn diverse<br />

Psycho-Spielchen <strong>der</strong> Konkurrenz vermutlich noch immer<br />

nicht ohne Wirkung auf ihr Nervenkostüm bleiben. Der Part<br />

<strong>der</strong> Psychologin sei noch längst nicht zu Ende, gesteht Britta<br />

Steffen: "Da gibt es weiterhin noch genügend zu tun. Ohne<br />

mentale Stärke kann man nicht umsetzen, was man drauf<br />

hat. Auf <strong>der</strong> Kopfarbeit liegt <strong>der</strong>zeit sogar das Schwergewicht",<br />

betont die aus dem brandenburgischen Schwedt nahe<br />

<strong>der</strong> polnischen Grenze stammende Athletin.<br />

Die Strecke vom Sportforum in Hohenschönhausen quer<br />

durch die Stadt nach Charlottenburg zu Janofskes Praxis ist<br />

alle zwei Wochen die mit Abstand zeitaufwändigste im exakt<br />

geplanten Alltag <strong>der</strong> Sportlerin. "Ich brauche nur aus dem<br />

Bett zu fallen <strong>und</strong> habe schon alles um mich, was ich brauche",<br />

beschreibt sie den Normalfall. Ihr Zuhause ist ein<br />

Zimmer im "Haus <strong>der</strong> Athleten" auf dem Gelände <strong>des</strong> Sportforums,<br />

gleich nebenan erstrecken sich die Schwimmhalle<br />

<strong>und</strong> das Gebäude <strong>des</strong> Olympiastützpunktes mit <strong>der</strong> Physiotherapie<br />

in <strong>der</strong> 1. Etage, <strong>der</strong> Sportmedizin im 3. <strong>und</strong> dem<br />

Kraftlabor im 4. Stock. Normalerweise springen die MTA´s<br />

donnerstags <strong>und</strong> dienstags über die Straße zur Schwimmhalle,<br />

um die Laktatwerte zu messen. "Doch wir gehen manchmal<br />

auch eigens nur für Britta Steffen zur Schwimmhalle<br />

rüber. Sie meckert nicht, ist immer fröhlich <strong>und</strong> sagt sogar<br />

dann danke, wenn es mal weh tut", berichtet Andrea Rätsch,<br />

die mit ihren beiden Kolleginnen bei den 450 A-, B- <strong>und</strong> C-<br />

Ka<strong>der</strong>n am Berliner OSP pro Jahr r<strong>und</strong> 15.000 Bluttests<br />

vornimmt. "Mit diesen Erkenntnissen geben wir den Trainern<br />

Hinweise an die Hand, ob ihr Training reizwirksam ist. Trainieren<br />

müssen die Athleten allerdings schon noch selber",<br />

erläutert Sportärztin Spiegel den praktischen Nutzen <strong>der</strong><br />

Laktat-Untersuchungen. Mit Britta Steffen ist sie <strong>der</strong>art<br />

vertraut, dass sie stets bestens über <strong>der</strong>en Ges<strong>und</strong>heitszustand<br />

informiert ist. Das sei sehr wichtig, weil die Medizinerin<br />

im Einvernehmen mit dem Trainer dafür Sorge dafür<br />

tragen muss, dass die Trainingsintensitäten <strong>und</strong> Belastungen<br />

entsprechend <strong>der</strong> körperlichen Verfassung <strong>der</strong> Athletin<br />

abgestimmt werden. "Ohne verständnisvolle Trainer funktioniert<br />

das alles nicht. Bei einem Infekt zum Beispiel muss das<br />

Pensum entsprechend angepasst <strong>und</strong> reduziert werden. Ein<br />

solches Miteinan<strong>der</strong> setzt ein Höchstmaß an gegenseitigem<br />

Vertrauen voraus", sagt Steffens "persönliche Medizinerin",<br />

die seit sieben Jahren an ihrer Seite ist. Selbst bei zentralen<br />

Trainingslagern <strong>des</strong> DSV ist das so. Folgerichtig kennen sich<br />

beide Frauen bestens, <strong>und</strong> Sabine Spiegel spielt mitunter

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