Zeitschrift des Deutschen Olympischen Sportbundes und der ...

Allgegenwärtigkeit von Sponsoren mit ihren kleinen und
großen Geschenken, und schließlich muss man sich gerade als
ehrenamtlich Engagierter ja auch mal etwas gönnen dürfen.
Ja - und: nein!
Da sind wir mitten im Dilemma und wieder bei den Spielverderbern.
Was sich im Sport als "ganz normal" eingebürgert
hat - alle VIP-Gäste vom Ministerpräsidenten abwärts verlassen
die Veranstaltung mit einem Rucksack voll gepackt mit
mehr oder weniger kostbaren Giveaways - würde unter
anderen Begleitumständen schon Fragen aufwerfen. Sozialadäquanz
von Einladungen und kleinen Aufmerksamkeiten
wird im Sport bislang anders definiert - ob das so bleiben
kann und wo die Grenzen sind, muss geklärt werden.
Viele große Unternehmen haben inzwischen Ethik-Codes und
Verhaltensregeln für ihre Beschäftigten erlassen. Sie geben im
Detail vor, wer wann was - Geschenk oder Einladung -
annehmen darf. Manche setzen die Grenze bei Null an, verlangen
Informationen an den Vorgesetzten, lassen auch jeden
Sponsorbeitrag genehmigen. Transparenz ist dabei das Entscheidende,
auch auf der anderen Seite, bei der Vergabe von
Geschenken und Einladungen.
Die Sportorganisationen müssen ihrerseits - wie schon das
IOC nach dem Skandal um die Vergabe der Olympischen
Winterspiele 2002 nach Salt Lake City - Ethik-Codes und
Verhaltensregeln erlassen. Nicht nur für die Schublade, sondern
für den täglichen Gebrauch. Es muss immer wieder "top
down" deutlich gemacht werden, was von allen Ehrenamtlichen
und den Beschäftigten gefordert wird. Der DOSB hat
jetzt einen Anfang gemacht - ein erster Schritt, mehr nicht.
Der Umgang mit Interessenkonflikten ist zu klären, dazu
wird es aber nötig sein, die Dimension von möglichen Interessenkonflikten
überhaupt erstmal ins Bewusstsein zu
rücken.
Dies alles wird jedoch nicht reichen, wenn nicht zugleich die
Strukturen reformiert werden. Transparenz insbesondere über
die Finanzen, über Aufwandsentschädigungen oder vom
Sport finanzierte Freistellungen für das "Ehrenamt", über Sitze
in Aufsichtsgremien mit netten Sitzungsgeldern (Lotto, Rundfunkräte),
über Einladungen von Sponsoren und vieles mehr
ist unerlässlich. Vom kleinen Verein bis zum großen internationalen
Verband muss ganz anders als bisher Rechenschaft
abgelegt - und von der Mitgliedschaft gefordert werden.
OF-PODIUM
Sport und Korruption oder Der
Olympische Geist ist schnell überfordert
Von Sylvia Schenk, Vorsitzende von Transparency International Deutschland e. V.
Letztlich gibt es ein ganzes Paket erprobter Instrumente aus
dem Anti-Korruptionskampf, die auch in Sportorganisationen
eingesetzt werden können. Manches wie z.B. ein unabhängiger
Ombudsman zur Entgegennahme von Hinweisen, ist
zugleich im Kampf gegen Doping einsetzbar. Beide Delikte -
Korruption wie Doping - gedeihen auf demselben Nährboden
aus fehlender Transparenz und Kontrolle, unübersichtlichen
Strukturen, gewachsenen Abhängigkeiten, Schweigespirale
sowie mangelnden ethischen Standards.
Der olympische Geist allein reicht schon lange nicht mehr -
der Sport braucht klare Regeln, um im moralischen Wettbewerb
nicht hinterher zu hinken!
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