Zeitschrift des Deutschen Olympischen Sportbundes und der ...

hinterlassen, auch eine Art Grundstock für das, was man später
Trainingslehre nannte.
Schon vor dem 1. Weltkrieg hatte es Tendenzen einer "malerischen
Photographie" gegeben, den Picturalismus, innerhalb
dessen die Tanz- und die Gymnastikbewegung eines der reizvollsten
Motive war, vor allem die gut behütete Tradition des
Nackttanzes. Auch hier motivierten sich wechselseitig der Sport
und die Photographie, wenngleich Oscar Wilde auf Grund
angstbesetzter Kritik und hysterischer Warnungen dazu
anmerkte: "Die Moral ist immer die letzte Zuflucht der Menschen,
die die Schönheit nicht begreifen."
Nach den unvorstellbaren Schrecknissen des Krieges von 1914
bis 1918 blühten sowohl die Kultur des Sports und der Spiele
wie auch die der Photographie wieder auf. Sport wie Photographie
werden Massenphänomene, denn z.B. der Tanz und die
Gymnastik gehören mehr und mehr zur "Hygiene" des modernen,
des sogenannten "Neuen Menschen". Dabei setzen letztlich
die "Lichtmenschen" und die Lichtbildner die Bestrebung
der Lebensreformer der Jahrhundertwende fort. Der in der
Kultur des Jugendstils eingebettete Nudismus mit seinen
"Lichtmädeln" und "Sonnenbuben" popularisierte sich zur
Freikörperkultur, zur FKK-Bewegung. In deren Lagern und
Nestern wird in und um die europäischen Großstädte herum
ein fröhliches Arkadien gelebt. Man turnt, tanzt, schwimmt,
klettert, spielt oder wandert nackt. In Norwegen wird 1929 ein
erster FKK-Skilanglauf gestartet, … - mit der Nacktheit erobert
die FKK-Bewegung ein Stück Natur und ein Stück Menschlichkeit.
Vor diesem kulturellen Hintergrund der zumindest z.T. euphorischen
20er Jahre schlägt die amerikanische Tanzpädagogin
Isadora Duncan in einem Brief dem englischen Dramatiker
George Bernhard Shaw vor, ein von ihm gezeugtes Kind auszutragen.
Es wäre doch wundervoll, so ihre Vorstellung, eine
Synthese von ihrer Schönheit und seiner Intelligenz zu versuchen.
Der Literat lehnt nach einiger Bedenkzeit dankend ab.
Das Risiko sei ihm doch zu groß, dass das Kind seine Schönheit
und ihre Intelligenz erben könnte.
Die Harmonie von Körper und Geist, das lief schon immer auf
den nackten sportlichen Menschen inmitten der Natur hinaus.
Wilhelm von Gloeden oder Guglielmo Plüchow hatten das in
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