Zeitschrift des Deutschen Olympischen Sportbundes und der ...

Auch der Sport und alle seine Akteure müssen sich mit
der Frage auseinandersetzen, wie sie es denn mit dem
Umgang mit Interessenkonflikten, mit Fragen der
(unzulässigen) Beeinflussung, mit Vorteilsgewährung und
Bestechung halten. Das Thema Sport und Korruption, vor
nicht allzu langer Zeit noch gar nicht im Bewusstsein, ist
inzwischen fast täglich mit aktuellen Beispielen in den Zeitungen
zu finden. Denn es sind nicht nur kleine Geschenke,
die (Sport-)Freundschaften erhalten.
Auf höheren Ebenen verderben längst ganz andere das Spiel:
wenn ein 4:0 eigentlich gar keins ist, wenn die Olympiaqualifikation
zum Skandal gerät oder Tennisasse bewusst "mental
ganz schlecht drauf" sind und Holterdipolter ein Spiel verlieren.
Dann klingen nicht die Weihnachtsglocken, sondern im
fernen Asien die Kassen. Das Kernelement des Sports als
medialem Ereignis, die Spannung über den Ausgang des
Wettbewerbs, bleibt auf der Strecke. Das Internet hat Tür und
Tor für kriminelle Geschäfte mit dem Sport geöffnet, die
Verbände sind mit den daraus resultierenden Problemen
meist hoffnungslos überfordert.
Also ruft UEFA-Präsident Platini die EU zur Hilfe, mit dem
Handball muss sich wohl das IOC befassen, Tennis ermittelt
noch, und selbst bei den Reitern wurden schon international
renommierte Korruptionsjäger vom FBI eingesetzt.
Vom Interessenkonflikt der Ehrenamtlichen über mögliche
Vorteilsgewährung für VIP-Gäste bis zur international aufgestellten
organisierten Kriminalität mit Bestechung und Geldwäsche
reicht das Spektrum, wenn man sich mit "Korruption
und Sport" beschäftigt. Was aber heißt das denn nun genau -
und was ist zu tun?
Transparency International versteht unter Korruption den
"Missbrauch anvertrauter Macht zum eigenen Vorteil". Diese
Definition ist bewusst sehr weit gehalten, es geht nicht nur
um Strafbarkeit im engeren Sinne. Nicht alles, was strafrechtlich
irrelevant ist, kann auch ethisch als einwandfrei gelten.
Verhaltensweisen mit "Geschmäckle" werden von der Öffentlichkeit
immer weniger akzeptiert, Politiker stehen mittlerweile
schnell in der Presse oder sogar im Zentrum von Ermittlungen,
sobald sie vom - schmaler gewordenen - Pfad der
Tugend abgewichen sind. Üppige Essen oder Reisen mit
unzureichendem Arbeitsprogramm z.B. auf Kosten eines
Stromanbieters können so schnell für Schlagzeilen sorgen.
Die moralischen Ansprüche an die Verantwortlichen haben
sich also gewandelt, es sind sogar neue Straftatbestände
geschaffen worden: was der Siemens AG heute vorgeworfen
wird und zum großen Skandal führte, die so genannte Auslandsbestechung,
war vor rund 10 Jahren noch als "nützliche
Aufwendungen" von der Steuer absetzbar!
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Da kann der Sport sich nicht in seine vorgeblich heile Welt
zurückziehen, im Gegenteil: die Vorbildfunktion und erzieherische
Wirkung, die dem Sport als Ganzem zugeschrieben
werden, verlangen eine selbstkritische Auseinandersetzung
mit seiner aktuellen Situation und wirksame Maßnahmen
gegen jegliche Manipulationen und unethische Verhaltensweisen.
Schließlich fördert der Staat den Sport mit Millionen,
ganz zu schweigen von den Sponsoren, die mit ihrem
Geld sich nicht nur Sendeminuten einkaufen wollen, sondern
auch einen positiven Imagetransfer erhoffen. Wie sehr
eine dauerhafte Enttäuschung solcher Erwartungen den
Geldfluss zum Erliegen bringen kann, erlebt gerade der
Radsport. Nach den fortgesetzten Dopingenthüllungen
kündigen Sponsoren
die Zusammenarbeit
auf, vor allem seriöse
Unternehmen
suchen sich lieber
andere Sportarten
oder weichen gleich
in Kultur und andere
Förderzwecke aus.
Sicher erwartet
niemand, dass die
Sportorganisationen
sich nun auf Verbrecherjagd
begeben.
Die Fahndung nach
Wettmanipulationen
im großen Stil und
Geldwäschern
überlässt man
besser den internationalenPolizeibehörden.
Aber ein
Beitrag des Sports ist auch hier unerlässlich. Der Deutsche
Fußball-Bund hat im Hoyzer-Skandal überzeugend demonstriert,
wie man - parallel zu polizeilichen Ermittlungen - im
eigenen Laden aufräumt und zugleich präventiv Regelungen
für die Zukunft schafft. Andere Fußballverbände orientieren
sich inzwischen an diesem Beispiel, gerade läuft in Polen ein
Anti-Korruptions-Projekt, das von den Vorarbeiten des DFB
profitiert.
Auch auf anderen Ebenen hat der Sport Handlungsbedarf. Die
komplexen Strukturen national wie international, die Verbindung
von Ehrenamt und Hauptamt, die große Nähe zu Politik
und Wirtschaft sowie die hohe mediale Aufmerksamkeit
führen zu einer schwierigen Gemengelage: es fehlt an Transparenz,
Entscheidungen sind nicht ohne weiteres klar zurechenbar,
d.h. Verantwortlichkeit wird geteilt und somit oft
weg geschoben. Zudem entsteht Verführbarkeit durch die