Zeitschrift des Deutschen Olympischen Sportbundes und der ...

verantwortbares Subjekt und somit als Person bestimmt, die
für ihr Handeln Verantwortung trägt. Die Person bildet den
Grund der Würde, das Lebewesen Mensch - genetischmorphologisch-biologisch
zur Spezies des Homo sapiens
gehörig - wird in seinem naturhaften Menschsein als Kriterium
der Zuschreibung der Würde davon unterschieden.
Dies konstituiert den Menschenrechtsgedanken: Er spricht
dem Menschen Würde zu, weil er Person ist, und macht
diese Würde allein von der Tatsache abhängig, Mensch zu
sein.
Der plausible Zusammenhang von Person- und Naturprinzip
umreißt den Kern des Menschenrechtsethos wie zugleich die
Grundlage eines Konsenses moderner Gesellschaften. Denn
es ist die vernünftige Selbstbestimmung des Willens, die
Moralität begründet. Der Mensch unterscheidet sich von
allen anderen Lebewesen dadurch, dass er nicht einfach lebt,
sondern nur lebt, wenn er sein Leben führt. Der Naturrechtstradition
gilt daher wegen der Vernunftnatur des Menschen
das Naturrecht zunehmend als Vernunftrecht. Die normativen
Grundbegriffe "Person" und "Menschenwürde" ermöglichen
den Bezug auf kulturelle, religiöse und politische Verschiedenheit.
Die Menschenrechte sichern den Rahmen der
Menschenwürde; sie werden als angeboren, unveräußerlich
und der staatlichen Gewalt voraufliegend betrachtet.
Sportrelevante Menschenrechte
Es lohnt sich ein Blick in die "Olympische Charta", dort heißt
es im Kapitel "Grundlegende Prinzipien": "Die sportliche
Betätigung ist ein Menschenrecht. Jeder Mensch muss die
Möglichkeit haben, nach seinen Bedürfnissen Sport zu treiben."
Dieses Votum des IOC findet seine Pointe in der "Erklärung
zum Schutz von Menschenrechtsaktivisten" vom 9.
Dezember 1998. Die UN-Generalversammlung verabschiedete
diese Formulierung: "Jeder Mensch hat das Recht, einzeln
wie auch in Gemeinschaft mit anderen, neue Ideen und
Grundsätze auf dem Gebiet der Menschenrechte zu erarbeiten
und zu erörtern und für ihre Annahme einzutreten."
Gestützt von der Wirkungsgeschichte Olympischer Spiele in
einem Land gilt es bei den Pekinger Spielen - sowohl vor wie
nach dem Ereignis -, den Kampf um das "Menschenrecht auf
freie Sportausübung" als fortdauernden Auftrag wahrzunehmen.
Die Spiele 2008 bieten durchaus eine Chance zur
Entzerrung der politisch-ökonomisch-sozialen Situation, und
deshalb sollten die Olympier auch Partei für eine sich formende
Demokratiebewegung in der heutigen Volksrepublik
China, durchaus vom Ideal der UN-Menschenrechtsdeklarationen
inspiriert, ergreifen. Nebenbei gefragt: Lieferte das in
der Olympischen Charta so hoch veranschlagte Gut auf freie
Entfaltung der Persönlichkeit "durch adäquate Sportausübung"
in seinem Eigenstand nicht sogar neue Munition für
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eine Verankerung des Staatsziels Sport in den Verfassungen
der EU-Mitglieder, zumal im Grundgesetz?
Die UN-Deklaration von 1948 legt weitere Bezüge für eine
menschenwürdige Sportausübung frei: wie "das Recht auf
Leben, Freiheit und Sicherheit der Person", und den
"Anspruch auf Anerkennung als Rechtsperson". Faktisch
finden wir hier Natur- und Personprinzip unmittelbar aufeinander
bezogen. Genannt werden weiter die Ablehnung "der
Folter oder grausamer, unmenschlicher oder erniedrigender
Behandlung oder Strafe"; das Menschenrecht auf "Erholung
und Freizeit" sowie auf eine "vernünftige Begrenzung der
Arbeitszeit" und auf "periodischen Urlaub"; der Anspruch auf
"Gesundheit und Wohlbefinden einschließlich ärztlicher
Betreuung und der notwendigen Leistungen der sozialen
Fürsorge"; das "Recht auf Bildung" für jeden Menschen; "die
volle Entfaltung der menschlichen Persönlichkeit und die
Stärkung der Achtung der Menschenrechte und Grundfreiheiten";
die Förderung von "Verständnis, Duldsamkeit und
Freundschaft zwischen allen Nationen und allen rassischen
oder religiösen Gruppen" als auch die Begünstigung der
"Tätigkeit der Vereinten Nationen zur Aufrechterhaltung des
Friedens". Neben diesen Gewährleistungen wird das Elternrecht,
"die Art der ihren Kindern zuteil werdenden Bildung zu
bestimmen", betont.
Immanent werden also deutliche Hinweise für einen verantwortbaren
Trainingsprozess im Kindes- und Jugendalter
gegeben. Diese besitzen einen hohen Stellenwert auch mit
Blick auf zukünftige "Olympic Youth Games" und für jüngste
pädagogische Diskussionen um staatliche Steuerungsversuche
im Vorschul- sowie Schulwesen weltweit. Zum Beispiel:
Überzogene Drillmethoden für kindliche Leistungsträger in
chinesischen Trainingscamps, tausende Kilometer entfernt
von Familie und vertrauter Umgebung, geben bitteren Anlass
zur Klage. Schließlich akzentuiert die UN-Deklaration die
"Freiheit des Kulturlebens", zu welcher die Sphäre "Sport" in
allen Facetten anerkannt gehört.
Die Unverletzlichkeit der Person im Sport
Den Artikel 3 der UN-Deklaration, das "Recht auf Leben,
Freiheit und Sicherheit der Person", präzisiert das Grundgesetz:
"Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit.
Die Freiheit der Person ist unverletzlich. In diese
Rechte darf nur auf Grund eines Gesetzes eingegriffen
werden." Von Belang erweist sich in diesem Kontext die
"Allgemeine Erklärung über das menschliche Genom und
Menschenrechte" der UNESCO-Generalkonferenz vom 17.
November 1997. Das menschliche Genom - symbolisch das
"Erbe der Menschheit" genannt - wird hierin als die Grundlage
der Einheit aller Mitglieder der menschlichen Gemeinschaft
sowie der Anerkennung der ihnen innewohnenden